Immobilien, Logistik und Beschaffung: - LogRealCampus
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änderungsbedarf, um die Weichen in<br />
Richtung mehr Wettbewerb zu stellen?<br />
Hartmut Gasser: Auch da möchte ich<br />
ein wenig ausholen. Erstens: Die Deutsche<br />
Bahn bekommt jährlich 2,5 Milliarden<br />
Euro vom Eigentümer B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland zur Netzinstandhaltung.<br />
Zweitens: Die Deutsche Bahn verfügt mit<br />
der Tochter DB Schenker Rail über einen<br />
großen Player, der über 75 Prozent Marktanteil<br />
verfügt. Trotz ihrer Marktmacht<br />
fährt diese Tochter, genau wie DB Schenker<br />
<strong>Logistik</strong>, in schlechten Jahren Verluste<br />
ein, die der Konzern dann ausgleicht,<br />
wenn es ganz schlecht läuft, letztlich der<br />
B<strong>und</strong>. Drittens: Das Geld dafür kommt<br />
aus den Töpfen der DB Netz AG. Das ist<br />
eine Subventionierung der DB <strong>Logistik</strong>sparte<br />
zum Nachteil der anderen K<strong>und</strong>en<br />
der DB Netz.<br />
Soviel zur Faktenlage. Daran wird sich<br />
erst etwas ändern, wenn das Netz verselbständigt<br />
wird. Die DB-<strong>Logistik</strong>töchter<br />
müssten dann mittel- <strong>und</strong> langfristig ihr<br />
Geld selbst verdienen. Außerdem wird<br />
eine Netzprivatisierung Investoren anlocken,<br />
die in dem Ausbau der Schieneninfrastruktur<br />
ein Geschäft sehen. Das Beispiel<br />
Großbritannien zeigt, wie es funktioniert.<br />
Wenn wir uns ansehen, dass die<br />
DB Netz offenbar damit überfordert ist,<br />
einen mittleren Großstadtbahnhof wie<br />
Mainz zu betreiben! Oder die Kartelle<br />
der Lieferanten von Schienen <strong>und</strong><br />
Schwellen – sind das Beispiele für den<br />
europäischen Schienenverkehr?<br />
? Kehren wir zu den privaten Gütereisenbahnen<br />
zurück. Was hat deren Erfolg<br />
nach der Jahrtausendwende ausgemacht?<br />
Hartmut Gasser: Sie haben gedacht wie<br />
Spediteure, nicht wie Eisenbahner. Zu<br />
den Innovationen zähle ich vor allem<br />
einige recht einfache Dinge. Wir haben<br />
uns damals beispielsweise gefragt, warum<br />
die Wartung von Lokomotiven <strong>und</strong> Wagen<br />
nicht durch mobile Einsatzkräfte<br />
erfolgen kann. Das ist effizienter <strong>und</strong><br />
preiswerter als die zentrale Wartung in<br />
einer extra anzusteuernden Werkstatt.<br />
Also haben wir die mobile Wartung<br />
eingeführt.<br />
Wir haben uns auch gefragt: Warum sollen<br />
wir teure Lokomotiven kaufen? Im<br />
Lkw-Bereich gibt es Leasing- <strong>und</strong> Mietangebote,<br />
warum nicht auch im Lokbereich?<br />
Dank unserer Nachfrage haben die<br />
Hersteller <strong>und</strong> Investoren den Markt der<br />
Vermietung von Lokomotiven als Geschäftsmodell<br />
erkannt.<br />
„Es ist auf der Schiene,<br />
was auf die Schiene gehört“<br />
Wir hätten gern auch im Waggonbau<br />
einiges verändert. Warum werden<br />
Güterzüge heute noch gebremst wie vor<br />
h<strong>und</strong>ert Jahren? Auf der Straße gibt es<br />
zum Beispiel schon lange Retarder. Warum<br />
werden die Waggons nicht leichter<br />
gebaut? Diese Fragen haben wir gestellt.<br />
Leider sind wir damit nicht durchgedrungen.<br />
Wir haben damals gelernt, dass Bahnen<br />
so etwas wie die letzten Paradiese der<br />
Beharrung sind – auch das eine Folge von<br />
Jahrzehnten Staatsmonopol – <strong>und</strong> wohl<br />
noch eine Zeit lang bleiben werden.<br />
? Kann die Schiene den Rückstand im<br />
Wettbewerb aufholen?<br />
Hartmut Gasser: Darauf gibt es zwei<br />
mögliche Antworten. Erstens: Ja, sie kann<br />
etwas Boden gutmachen, wenn moderne<br />
Technologien im Schienengüterverkehr<br />
Einzug halten. Zweitens: Sie kann nur<br />
aufholen, wenn für den Wagenladungsverkehr<br />
durch neue Modelle attraktive<br />
Angebote geschaffen werden. Dort spielt<br />
sich der Wettbewerb mit der Straße ab.<br />
Im Ganzzugverkehr ist auf der Schiene,<br />
was auf die Schiene gehört. Wachstum<br />
gibt es allenfalls im kombinierten Verkehr<br />
mit seinen Unzulänglichkeiten im Terminalsektor.<br />
Hartmut Gasser hat sein gesamtes Berufsleben dem Eisenbahngüterverkehr gewidmet. Er<br />
war einer der treibenden Kräfte bei der Etablierung privater Gütereisenbahnen in Deutschland<br />
<strong>und</strong> Europa. Der ehemalige B<strong>und</strong>esbahner bekleidete Managementpositionen u.a. bei<br />
boxXpress, TX <strong>Logistik</strong>, Rail4Chem, European Bulls <strong>und</strong> Mosolf Automotive Railways. Sechs<br />
Jahre saß Hartmut Gasser im Beirat der DB Netz, drei Jahre lang war er Vorsitzender dieses<br />
Gremiums. Von 2000 bis 2011 war er Vorsitzender des Netzwerks Europäischer Bahnen e.V.,<br />
dessen Ehrenvorsitzender er ist. Heute unterbricht der 72-Jährige seinen Ruhestand mit<br />
Projekten als Rail Consultant.<br />
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