Leitfaden und Materialsammlung, Lesebuch und ... - (EBZ) Irland
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stehen auch immer mehr<br />
Schriftsteller-Museen.<br />
Die Stadt Listowel in der Grafschaft<br />
Kerry zum Beispiel ist ein<br />
besonderer Punkt auf der literarischen<br />
Landkarte. Der r<strong>und</strong><br />
dreieinhalbtausend Einwohner<br />
zählende Marktflecken wird als die<br />
„Literarische Hauptstadt <strong>Irland</strong>s“<br />
apostrophiert. Und mit dem in<br />
diesen Tagen der Vollendung entgegengehenden<br />
Kerry Literatur<strong>und</strong><br />
Kulturzentrum – auch dieses<br />
EU-gefördert – in einem prächtig<br />
restaurierten gregorianischen<br />
Haus aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert soll<br />
zum einen an die r<strong>und</strong> 100<br />
Schriftsteller aus dieser Grafschaft<br />
erinnert werden, die im Laufe der<br />
Jahrh<strong>und</strong>erte teilweise zu Weltruhm<br />
gelangten, <strong>und</strong> zum andern<br />
ein Ort für literarische Aktivitäten<br />
<strong>und</strong> Begegnungen – Schreib-<br />
Rock of Cashel<br />
werkstatt, Lesungen, Theater-<br />
Aufführungen, Literatur-Café –<br />
für Einheimische wie für Besucher<br />
aus aller Welt sein. Erst vor wenigen<br />
Tagen ging übrigens die alljährliche<br />
„Listowel Writers Week“<br />
zu Ende.<br />
Literarische Luft schnupperte<br />
die VHS-Reisegruppe bei einer<br />
Tasse Tee dann auch im Pub von<br />
Dr. John B. Keane, einem der<br />
produktivsten zeitgenössischen<br />
irischen Dramatiker <strong>und</strong> seit der<br />
Verfilmung seines Theaterstücks<br />
„The Field“ weithin bekannt.<br />
Keane hatte diese Kneipe 1953<br />
nach seiner Rückkehr aus London<br />
gekauft, die von Anfang an ein<br />
Literatur-Treffpunkt gewesen ist.<br />
„Die Asche meiner Mutter“<br />
Ebenfalls auf aktuelle literarische<br />
Spuren führte Michael<br />
O´Donnell – er war zusammen mit<br />
Frank McCourt in Limerick zur<br />
Schule gegangen – bei einem ausgedehnten<br />
Stadtr<strong>und</strong>gang, in<br />
dessen Verlauf dye arme, unglückliche<br />
<strong>und</strong> katholische Kindheit des<br />
Autors in den Slums dieser Stadt<br />
anschaulich lebendig wurde. Erst<br />
nach seiner Pensionierung hatte<br />
sich McCourt seinen Jugendtraum<br />
erfüllt <strong>und</strong> 1996 endlich das Buch<br />
geschrieben, das er immer einmal<br />
schreiben wollte. Monatelang<br />
stand „Die Asche meiner Mutter“<br />
in vielen Ländern auf der Bestsellerliste<br />
<strong>und</strong> wurde mit dem<br />
Pulitzerpreis ausgezeichnet.<br />
Die „Süddeutsche Zeitung“<br />
schrieb in ihrer Rezension: „Frank<br />
McCourts Erinnerungen an seine<br />
Jugend in den dreißiger <strong>und</strong> vierziger<br />
Jahren gehören zum Schönsten<br />
<strong>und</strong> Schrecklichsten, was je<br />
über <strong>Irland</strong> <strong>und</strong> die irische Seele<br />
geschrieben wurde.“ <strong>und</strong> die<br />
„New York Times“ meinte: „Die<br />
Asche meiner Mutter“ ist so gut<br />
– sie verdient eine Fortsetzung“.<br />
Die Fortsetzung ist inzwischen da.<br />
Unvergesslich der Abend im Irischen<br />
Nationalen Folklore-Theater<br />
„Siamsa Tire“ in Tralee. In vier<br />
Bildern wurden irisches Leben <strong>und</strong><br />
irisches Schicksal – zum Beispiel<br />
das Auswandern – eindringlich<br />
veranschaulicht durch Pantomime,<br />
Gesang, Tanz <strong>und</strong> Musik.<br />
Älter als die Pyramiden<br />
Ein Besuch im Boyne-Tal <strong>und</strong><br />
die Besichtigung des vor r<strong>und</strong><br />
5000 Jahren von Bauern der<br />
Jungsteinzeit erbauten imposanten<br />
Ganggrabs von Newgrange<br />
ist eines der schönsten<br />
Beispiele des Gang- <strong>und</strong> Kuppelgrabs<br />
in Westeuropa. Das Grabmal<br />
besteht aus einem knapp 20<br />
Meter langen Gang <strong>und</strong> einer<br />
Kammer, deren Wände <strong>und</strong> Dach<br />
große Steinplatten bilden. Der<br />
etwa elf Meter hohe <strong>und</strong> 5000<br />
Quadratmeter große kreisr<strong>und</strong>e<br />
Hügel besteht aus Bachsteinen<br />
mittlerer Größe.<br />
Eine Besonderheit dieses Weltkulturerbes<br />
ist eine kleine Öffnung<br />
über der Tür, die „Dachluke“, in<br />
die an der Wintersonnwende (21.<br />
Dezember) einige Tage davor <strong>und</strong><br />
danach ein Sonnenstrahl in den<br />
Gang fällt <strong>und</strong> bis zur Grabkammer<br />
wandert. Für die neolithischen<br />
Bauern, die hier ihr Getreide<br />
pflanzten, möglicherweise ein<br />
Zeichen für die Wiedergeburt des<br />
Lebens.<br />
Der „Rock of Cashel“ – häufig<br />
als die „Akropolis von <strong>Irland</strong>“<br />
apostrophiert – beherrscht weit-<br />
Presse, Themen & Autoren<br />
hin die Ebene von Tipperary, wovon<br />
sich die VHS-Reisegruppe<br />
beim Aufstieg aus den r<strong>und</strong> 100<br />
Meter hohen Kalksteinfelsen überzeugen<br />
konnte. Auf diesem Platz<br />
hat König Aenghus um 450 aus<br />
der Hand des Heiligen Patrick, des<br />
irischen Nationalheiligen, die Taufe<br />
empfangen – <strong>und</strong> der Taufstein<br />
soll der Sockel des St. Patrick-<br />
Kreuzes aus dem 12. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />
gewesen sein. Auch das wichtigste<br />
Bauwerk irischer Romantik, die<br />
„Cormac´s Chapel“, die Fürstbischof<br />
Cormac II. Mac Carthy von<br />
1127 bis 1134 errichten ließ, ist<br />
hier zu bew<strong>und</strong>ern.<br />
Tagesfahrten vom schön gelegenen<br />
„Seehotel“ in Killarney<br />
aus führten zur landschaftlich<br />
zauberhaften Küstenstraße „Ring<br />
of Kerry“, zum Muckross-House<br />
im Nationalpark, einem typischen<br />
Herrenhaus aus der zweiten Hälfte<br />
des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts sowie zur<br />
Halbinsel Dingle <strong>und</strong> damit zum<br />
westlichsten Punkt Europas.<br />
Vor einer fantastischen Küstenstraße<br />
aus warf man einen<br />
Blick auf die Gruppe der Blasket-<br />
Inseln, deren größte <strong>und</strong> heute<br />
verlassene literarischen Ruhm erlangte,<br />
zum Beispiel durch das<br />
Buch „Die Boote fahren nicht<br />
mehr aus“ von Thoás O´Crohan,<br />
der darin das archaische Leben auf<br />
diesen Inseln beschreibt. Der Autor<br />
gehört zu einer Gruppe ehemaliger<br />
Bewohner dieser Insel, die<br />
in gaelischer Sprache schreiben.<br />
Gleichsam die Klammer dieser<br />
R<strong>und</strong>reise: Zum Auftakt ein Besuch<br />
zur Tee-Zeit bei Helen Dillon<br />
in Dublin, die mit ihrem „Dillon<br />
Garden“ – ein rechteckiger Rasen<br />
der Extra-Klasse, um den sich viele<br />
kleine Gärten gruppieren – seit<br />
18<br />
bald drei Jahrzehnten Gartenfre<strong>und</strong>e<br />
aus aller Welt anlockt <strong>und</strong><br />
zum Abschluss Lustwandeln in<br />
den gepflegten Parkanlagen von<br />
Powerscourt in den Wicklow Bergen<br />
im Süden der irischen Hauptstadt,<br />
einst eines der schönsten<br />
Landgüter des Landes.<br />
INFO<br />
Das Europäische Bildungs<strong>und</strong><br />
Begegnungszentrum <strong>Irland</strong><br />
mit Sitz in Killarney – Studien-<br />
<strong>und</strong> Programmleiter ist<br />
seit anderthalb Jahrzehnten<br />
der aus Bad Urach stammende<br />
Sozialwissenschaftler Eckhard<br />
Ladner – ist Ausgangspunkt<br />
für Studienaufenthalte in<br />
der Republik <strong>Irland</strong> sowie in<br />
Nordirland. Es bietet thematisch<br />
breit gefächerte Programme<br />
<strong>und</strong> Seminare für Studiengruppen.<br />
Geschäftsstelle<br />
in Deutschland:<br />
Schwarzer Weg 25,<br />
D-47447 Moers,<br />
Telefon (0 28 41) 930 123,<br />
Fax (0 28 41) 30 665.