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Für seltene Erkrankungen besteht meist wenig Aussicht auf Heilung,<br />

da insbesondere das wirtschaftliche Interesse der Pharmafirmen<br />

zu gering ist, in die Entwicklung effektiver Therapien zu investieren.<br />

Ohne öffentliche Förderung besteht somit wenig Aussicht, seltene<br />

Erkrankungen erfolgreich zu behandeln. Die lysosomale Speichererkrankung<br />

alpha-Mannosidose, die weltweit weniger als 500 Menschen<br />

betrifft, ist eine solche seltene Erkrankung. Sie betrifft meist Kinder<br />

und führt unbehandelt zum Tode der Betroffenen. Eine früh eingesetzte<br />

Therapie könnte aber den fatalen Verlauf der Krankheit verhindern.<br />

Durch die langjährige Förderung der Europäischen Union und die<br />

Initiative von Wissenschaftlern und Ärzten aus ganz Europa ist es<br />

nun gelungen, eine Therapie für die alpha-Mannosidose zu entwickeln,<br />

die derzeit an Patienten klinisch getestet wird.<br />

Lysosomale<br />

Speichererkrankungen (LSD)<br />

Die LSD alpha-Mannosidose ist eine seltene<br />

genetische Erkrankung mit einer Verbreitung<br />

von etwa 1 zu 500000, die weltweit weniger<br />

als 500 Menschen betrifft und deshalb<br />

nach Vorgaben der Europäischen Union<br />

(EU) als eine „sehr seltene“ Erkrankung<br />

eingestuft wird. Aufgrund des geringen<br />

Interesses der Pharmafirmen besteht für<br />

diese Arten von seltenen Erkrankungen<br />

ohne öffentliche Förderung wenig Aussicht<br />

auf die Entwicklung einer effektiven Therapie.<br />

LSD umfassen eine Gruppe von etwa<br />

50 vererbbaren Stoffwechselerkrankungen,<br />

die hauptsächlich durch Mutationen in<br />

Genen, die für lysosomale Enzyme kodieren,<br />

verursacht werden. Charakteristisch für<br />

LSD sind der autosomal rezessive Erbgang,<br />

ihr früher Beginn, da meist Kinder betroffen<br />

sind, und die häufige Beeinträchtigung des<br />

Gehirns, was die Therapie dieser Erkrankungen<br />

erschwert. Unbehandelt führen die<br />

LSD meist zum Tode der Betroffenen.<br />

Lysosomen –<br />

ein ausgeklügeltes Recyclingsystem<br />

der Zelle<br />

Lysosomen sind zytoplasmatische, membranumgebende<br />

Organellen, in deren<br />

Inneren ein saurer pH-Wert herrscht [4].<br />

Lysosomen finden sich in allen unterschiedlichen<br />

Zellen des Körpers. Der saure<br />

pH-Wert im Inneren dieses Organells ist für<br />

die Aktivität der lysosomalen Enzyme, den<br />

so genannten sauren Hydrolasen, wichtig,<br />

die Makromoleküle wie z.B. Zucker, Fette<br />

und Proteine in ihre Bausteine zerlegen.<br />

Diese Bausteine werden dann durch die<br />

Aktivität von Transportproteinen in der<br />

lysosomalen Membran aus dem Lysosom<br />

heraustransportiert und der Zelle für die<br />

Synthese neuer Makromoleküle zur Verfügung<br />

gestellt [4]. Dieses ausgeklügelte<br />

Recyclingsystem der Zelle funktioniert<br />

allerdings nur dann, wenn sich der Abbau<br />

und der Aufbau dieser Makromoleküle die<br />

Waage halten. Kommt es wie bei den LSD<br />

zu einer krankhaften Speicherung von<br />

Makromolekülen innerhalb des Lysosoms,<br />

führt dies langfristig zu einem Zusammenbruch<br />

der lysosomalen Funktionen in der<br />

Zelle mit fatalen Folgen für den Organismus,<br />

was in der Schwere der Krankheitsbilder<br />

der LSD zum Ausdruck kommt [2]. Obwohl<br />

die Zellen von Geburt an Speichermaterial<br />

aufweisen, sind die meisten der betroffenen<br />

Kinder bei der Geburt unauffällig. Die<br />

ersten Symptome der Krankheit zeigen sich<br />

dann – je nach Schweregrad der Erkrankung<br />

– im Säuglings-, frühen Kindes- oder<br />

Erwachsenenalter und betreffen viele Organsysteme,<br />

darunter auch das zentrale<br />

Nervensystem. Der Verlauf der LSD ist progredient.<br />

alpha-Mannosidose<br />

Bei der alpha-Mannosidose unterscheidet<br />

man trotz einer großen Heterogenität in<br />

Bezug auf das klinische Erscheinungsbild<br />

drei Formen (Typ 1–3) [1], die sich vor allem<br />

in der Schwere des Krankheitsverlaufs,<br />

einer neuronalen Beteiligung und im Beginn<br />

der klinischen Symptomatik unter-<br />

3.11<br />

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