Ausgabe - rundschau-koepenick.de
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Treptowisierung<br />
Im Bezirksamt Treptow-Köpenick mit seinem<br />
Amtssitz im Cöpenicker Rathaus amtieren<br />
sechs Stadträte. Fünf von ihnen kommen<br />
aus Treptow o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Gegen<strong>de</strong>n. Einzig<br />
Dirk Retzlaff, Stadtrat für Jugend, und Schule<br />
wohnt -und lebt im Fischerkietz in Köpenick.<br />
Das muß nicht schlecht sein für unseren<br />
Teilbezirk, aber die schwarzen Figuren stehen<br />
erst einmal auf unserer Seite <strong>de</strong>s Schachbretts. In <strong>de</strong>r Exekutive<br />
sind die Treptower am Zug. Ich unterstelle we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Bürgermeisterin<br />
aus Treptow noch <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Amtsinhabern von dort,<br />
daß sie nicht ihre ganze Kraft <strong>de</strong>m ganzen Bezirk widmen wollen<br />
und widmen wer<strong>de</strong>n. Aber, weil <strong>de</strong>r Doppelbezirk ein künstliches<br />
Verwaltungsgebil<strong>de</strong> ist und nicht unbedingt die I<strong>de</strong>ntitäten<br />
seiner Bürgerinnen und Bürger wie<strong>de</strong>rspiegelt, <strong>de</strong>nkt und fühlt<br />
ein Köpenicker nicht wie ein Treptow-Köpenicker. Die Benennung<br />
<strong>de</strong>s Doppelbezirks mit <strong>de</strong>m „T“ vorneweg war schon ein herber<br />
Schlag angesichts <strong>de</strong>s allerorten wohlbekannten „Hauptmann-<br />
Bezirks“ – <strong>de</strong>n kennt man auch in Köln. Aber, wer kennt schon<br />
Treptow? We<strong>de</strong>r ein Rheinlän<strong>de</strong>r, Bayer, Sachse o<strong>de</strong>r Westfale.<br />
Vielleicht nicht einmal ein Spandauer o<strong>de</strong>r jemand aus Charlottenburg.<br />
Ich sehe schwarz für Cöpenick. Aber „Schwarz“<br />
verliert nicht immer. Das gilt im Schach wie im Leben.<br />
Herzlichst<br />
Ihr Bernd Meierrieks<br />
P E R F O R M A N C E<br />
Befreiung<br />
vom Dogma<br />
In Köpenick herrscht <strong>de</strong>r Hauptmann.<br />
Gera<strong>de</strong> jetzt – im Hauptmannjahr<br />
– bestimmt er <strong>de</strong>n<br />
Diskurs. Köpenick <strong>de</strong>finiert sich<br />
gleichsam über diese historische<br />
Figur. Das hat viele Vorteile: Der<br />
Kiez ist weit über die Grenzen<br />
Berlins durch ihn bekannt. Den<br />
Hauptmann kann man vermarkten,<br />
<strong>de</strong>r Hauptmann lockt Touristen<br />
in die Stadt. Das birgt<br />
aber auch Fragwürdigkeiten in<br />
sich, weil man sich hier vor ihm<br />
nicht retten kann. Er schwebt<br />
über uns. Er weist <strong>de</strong>n Weg. Er<br />
läßt uns nicht los. Einer wollte<br />
sich jetzt befreien und schlug<br />
ihm kurzerhand <strong>de</strong>n Kopf ab.<br />
Der Köpenicker Künstler Christian<br />
Ziems gestaltete eine Figur<br />
mit <strong>de</strong>m Antlitz Schuster Voigts,<br />
band sie an einen Pfahl, stellte<br />
das Ensemble vor das Rathaus und inszenierte eine Enthauptung<br />
„Natürlich wollte ich damit provozieren“, sagt Ziems, „gleichzeitig<br />
aber auch wachrütteln. Die Zuschauer sollten sich Gedanken darüber<br />
machen, welche Rolle diese Figur <strong>de</strong>s Hauptmann eigentlich<br />
im Leben Köpenicks und seiner Bürger spielt. Ich wollte mit dieser<br />
Performance ein Dogma zur Strecke bringen, um Raum für Neues<br />
zu schaffen.“