Implantiertes Hörsystem DACS Makro- und Mikrochirurgie ... - Co-Me
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wird mit einem Mikro-Titanplättchensystem fixiert <strong>und</strong> auf der<br />
knöchernen Mastoidoberfläche verschraubt. Nach Entfernung des<br />
Steigbügels wird für die direkte akustische Ankopplung ans Innenohr<br />
eine Stapedektomie-Pistonprothese am Titanstängelchen fixiert <strong>und</strong><br />
durch das ovale Fenster in die Innenohrflüssigkeit getaucht. Mit diesem<br />
Piston wird dann die Innenohrflüssigkeit zur Vibration gebracht. Zur<br />
Rekonstruktion der natürlichen Schallübertragung über die Gehörknöchelchenkette<br />
wird eine zweite Stapedektomie-Prothese parallel zur<br />
ersten ins ovale Fenster positioniert <strong>und</strong> am Amboss wie bei der<br />
klassischen Stapedektomie befestigt. Das ovale Fenster mit den zwei<br />
Stapedektomie-Prothesen wird mit etwas Fettgewebe abgedichtet.<br />
Das <strong>DACS</strong> wurde zuerst am menschlichen Felsenbeinpräparat, dann<br />
an isolierten anatomischen Ganzkopfpräparaten getestet. Mit der<br />
berührungsfreien Laserdopplermethode wurden in der Innenohrflüssigkeit<br />
Schallpegel von bis zu 130 dB gemessen. In der Folge konnte das<br />
<strong>DACS</strong> bei drei erwachsenen Patienten mit hochgradiger gemischter<br />
otosklerotischer Schwerhörigkeit implantiert werden. Weder eine vorgängige<br />
Stapedektomie im Gegenohr, noch das Tragen von Hörgeräten<br />
hatten bei diesen Patienten einen befriedigenden Hörgewinn erbracht.<br />
Die Implantation des <strong>DACS</strong> <strong>und</strong> der postoperative Verlauf waren in allen<br />
drei Fällen problemlos. Nachfolgende Gehörsuntersuchungen zeigten<br />
mit aktiviertem <strong>DACS</strong> eine Gehörsverbesserung von 55 bis 70 dB, wo<br />
durch eine Hörschwelle praktisch im Normalbereich bei allen drei<br />
Patienten erreicht wurde. Dieser überaus hohe Hörgewinn hält nun seit<br />
über einem Jahr an.<br />
Schallverstärkung <strong>und</strong> Hörqualität klar besser<br />
Auch subjektiv geben die Patienten an, dass mit aktiviertem <strong>DACS</strong> die<br />
Schallverstärkung <strong>und</strong> Hörqualität klar besser seien als mit der vorherigen<br />
konventionellen Hörgeräteversorgung <strong>und</strong> dem Hörgewinn nach<br />
Stapedektomie. Schliesslich wurde noch eine vierte Patientin mit hochgradig<br />
gemischter Schwerhörigkeit durch ein anderes chirurgisches<br />
Team in Hannover (T. Lenarz) implantiert. Auch bei dieser letzten<br />
Patientin kam es postoperativ zu einem ausserordentlich guten<br />
Hörgewinn. Für sämtliche bisher implantierten Patienten ist das <strong>DACS</strong><br />
zu einem unverzichtbaren, täglich benützten Hilfsmittel geworden.<br />
Zusammenfassend zeigen die ersten Resultate, dass die mit dem neuen<br />
implantierten Hörsystem <strong>DACS</strong> bewirkte direkte mechanische Stimulation<br />
der Innenohrflüssigkeit über Erwarten gut funktioniert. Aufgr<strong>und</strong><br />
der günstigen Resultate ist eine Weiterentwicklung des <strong>DACS</strong> zu<br />
einem vollständig implantierten System vorgesehen, wobei sowohl<br />
Mikrophon als auch Energiequelle unter die Haut ins Mastoid implantiert<br />
werden sollen.<br />
Prof. Dr. med. R. Häusler<br />
PD Dr. med. Dr. sc. techn. M. Kompis<br />
El. Ing. ETH C. Stieger<br />
Klinik für HNO, Kopf- <strong>und</strong> Halschirurgie<br />
Inselspital, Universität Bern<br />
FOCUS<br />
2006 / 2 16