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Ansichtssache Frauenhandel - An.schläge

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an.<strong>schläge</strong>07 08/2004<br />

an.<strong>schläge</strong><br />

DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juli august<br />

e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–<br />

asf<br />

<strong>An</strong>sichtsSache<br />

<strong>An</strong>tikapitalismus versus Feminismus – ein<br />

politischer Richtungsstreit zum Linzer ASF<br />

thema<br />

FrauenHandel<br />

In Slowenien tauschten sich Expertinnen zum<br />

Thema organisierter Menschenhandel aus


Maria Mesner, Margit Niederhuber,<br />

Heidi Niederkofler, Gudrun Wolfgruber<br />

(Hg.)<br />

Das Geschlecht der Politik<br />

Im vorliegenden Band werden Länder auf<br />

drei Kontinenten – Finnland, Mosambik,<br />

Österreich, Portugal und die USA – einander<br />

gegenüber gestellt. <strong>An</strong>hand der<br />

Politikfelder politische Repräsentation,<br />

Reproduktion und Erwerbsarbeit<br />

wird untersucht, welche Bedeutung<br />

„Geschlecht“ – sowohl als soziale<br />

Zugehörigkeit als auch als Diskriminierungskategorie<br />

– in den verschiedenen<br />

Gesellschaften hat. Bedeutung und<br />

Wirkungen von Geschlecht erweisen sich<br />

in den verschiedenen Ländern, in den<br />

unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />

Gruppen und geographischen Regionen als<br />

durchaus unterschiedlich. Während<br />

beispielsweise in Finnland die Unterscheidung<br />

zwischen Männern und Frauen der<br />

zentrale Platzanweiser in der Gesellschaft<br />

ist, hat in den USA die ethnische<br />

und soziale Zugehörigkeit besondere<br />

Bedeutung. In Portugal wiederum ist die<br />

Teilhabe an bestimmten sozialen Milieus<br />

vielleicht wesentlicher für die Bestimmung<br />

der Handlungsspielräume eines<br />

Menschen als seine Geschlechtszugehörigkeit.<br />

Trotz aller Unterschiede wird<br />

aber eines deutlich: Die gesellschaftliche<br />

Definition des Verhältnisses von Erwerbsund<br />

Betreuungsarbeit ist zentral für die<br />

Verfasstheit der Geschlechterverhältnisse.<br />

Das Buch ist als Band 17 der Reihe des bm:bwk<br />

Materialien zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft<br />

erschienen und ab sofort beim Verlag Österreich erhältlich.<br />

http://www.verlagoesterreich.at<br />

ISBN 3-85224-114-6<br />

FRECH<br />

Frauen ergreifen Chancen<br />

Mit FRECH unterstützt der waff Frauen,<br />

die beruflich weiterkommen wollen.<br />

Das FRECH-Team erarbeitet mit Ihnen<br />

die persönliche Strategie zu Ihrer beruflichen<br />

Veränderung und berät Sie gerne<br />

über Weiterbildungsmaßnahmen und<br />

mögliche Förderungen.<br />

Telefon: 217 48 - 555<br />

E-Mail: frech@waff.at<br />

Wiener ArbeitnehmerInnen<br />

Förderungsfonds


auf.takt<br />

Darf ich vorstellen? Renate Billeth und Martina<br />

Madner, die neuen Koordinierenden ... Mit dieser<br />

Ausgabe sind wir nun tatsächlich auf uns alleine<br />

gestellt und hatten beide ordentlich Muffensausen,<br />

dass die Sommerausgabe der an.<strong>schläge</strong> auch<br />

rechtzeitig und vollständig und so gut wie immer<br />

erscheint.<br />

Aber: das Werk ist vollbracht und die Juli/Augustan.<strong>schläge</strong><br />

sind mit vielen spannenden Artikeln<br />

bestückt. Kerstin nahm in Slowenien an einer<br />

<strong>Frauenhandel</strong>-Konferenz teil und berichtet darüberhinaus<br />

auch über das Austrian Social Forum in<br />

Linz. Vielen Dank übrigens an MAIZ für das tolle<br />

Cover-Foto! Gabi und Bettina besuchten einen Exper-tinnentalk<br />

zum Thema „Frauen in den Medien“,<br />

Michaela interviewte für uns die Sciencefictionautorin<br />

Claudia Rath und Daniela quälte sich<br />

durch die Sisi-Ausstellung. Und mit dem Beitrag<br />

zum <strong>An</strong>tidiskriminierungsgesetz entstand der<br />

erste gemeinsame Artikel von uns, den beiden<br />

Koordinierenden. Aber lest doch selbst ...<br />

Damit verabschieden wir uns in den Sommer<br />

und wünschen Euch allen einen schönen Urlaub!<br />

Wir freuen uns über <strong>An</strong>regungen, Kritik und versuchen<br />

unser bestes, damit die an.<strong>schläge</strong> auf in<br />

Hinkunft Euer feministisches Lieblingsmagazin<br />

bleiben.<br />

Eure an.<strong>schläge</strong>-Redaktion<br />

an.<strong>schläge</strong><br />

an.spruch<br />

Streichelzoo<br />

Eigentlich sind wir Feministinnen viel zu brav<br />

thema politik<br />

forum<br />

arbeit<br />

kultur<br />

sozial.forum<br />

Grenzen der alten Welt<br />

<strong>An</strong>tikapitalismus versus Feminismus am ASF II<br />

g leich.behandlung<br />

Zweitklassig<br />

<strong>An</strong>tidiskriminierung ist nicht (für alle) gleich<br />

namibia.erfahrungsbericht<br />

„Maybe tomorrow“<br />

Eine Ärztin über ihre Arbeit an einem Krankenhaus<br />

an.sage<br />

Teurer Unisex?<br />

Einheitliche Versicherungstarife sind umstritten<br />

frauen.handel<br />

The loved ones<br />

Expertinnen kämpfen gegen die Ausbeutung an<br />

forum.wissenschaft<br />

Kritisch queer denken<br />

Gibt es queer theories eigentlich auch in Österreich?<br />

grafikerinnen<br />

Frauen-Bilder<br />

Wie Feministinnen in (sexistischen) Bilderwelten leben<br />

milena.talks<br />

Frauen-Medien-Netzwerke<br />

Frauen in den Medien machten sich selbst zum Thema<br />

interview<br />

End of Midland?<br />

Claudia Rath über Fantasy, Esoterik und lesbische Gewalt<br />

sisi.museum<br />

Unforgetable Sisi<br />

Ein klassisches Denkmal für die Kaiserin - wie es sich gehört!<br />

an.klang<br />

Nonnen und andere Geheimtipps<br />

Weibliche Schaffens- und Interpretationskunst im Hörtest<br />

lese.zeichen<br />

Furien in Ferien<br />

Karin Rick erfreut uns mit einem neuen Lesbenkrimi<br />

ge.sehen<br />

Argentinische Provinz<br />

„Aus heiterem Himmel“ entstand ein großartiger Film<br />

05<br />

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42


an.an.<strong>schläge</strong><br />

04 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

an.<strong>schläge</strong><br />

Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />

CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />

A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />

Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at,<br />

office@anschlaege.at, http://www.anschlaege.at<br />

Redaktionskollektiv: Renate Billeth/reb (Gesamtkoordination),<br />

Martina Madner/mm (Gesamtkoordination), Karin<br />

Eckert/keck (Koordination anriss.international), Verena<br />

Fabris/vab (web), Gabi Horak/GaH (Abos ), Petra<br />

Öllinger/PÖ, Helga Pankratz/ pan<br />

Inserate, PR: Lea Susemichel, inserate@anschlaege.at<br />

Ständige Mitarbeiterinnen: Daniela Fohn/DF (Koordination<br />

anriss.kultur), Svenja Häfner/svh (Koordination anriss.arbeit),<br />

Kerstin Kellermann/kek , Sabine Klein/bik (Koordination<br />

anriss.wissenschaft), Claudia Saller/cs, Eva Steinheimer/ESt<br />

(Koordination anriss.österreich)<br />

Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Paula Bolyos, Michaela Hafner,<br />

Marty Huber, Christine Klapeer, Heidi Kolm/heko, Katharina<br />

Naggele, Zoraida Nieto, Barbara Oberrauter/OBA,<br />

Bettina Surtmann<br />

an.sage: Sylvia Ledwinka & Marita Roloff<br />

neu.land: Jasmina Jankovic’<br />

heim.spiel: Eva Steinheimer<br />

lesben.nest: Ursula Raberger<br />

ge.sehen: <strong>An</strong>gelika Pelikan<br />

an.klang: Regina Himmelbauer<br />

plus.minus: Helga Pankratz<br />

Cartoon: Borges<br />

Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />

Cover: MAIZ/ Elisabeth Cepek-Neuhauser<br />

Fotos:Allianzgruppe, an.<strong>schläge</strong>-Archiv, Manuela Barth,<br />

Magdalena Blaszczuk, Elisabeth Cepek-Neuhauser,<br />

Marc Coudrais, Filmladen, Grüne Frauen Wien, Gabi Horak,<br />

ImPulsTanz, Karen Keller, E. Knaack, Elke Krystufek,<br />

Martina Madner, Martina Mayr, Kurt Moser, ÖGB-Archiv,<br />

Claudia Rath, Beate Soltesz, Petra Spiola, Eva Steinheimer,<br />

Grete Stern, Majca Susnik<br />

an.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />

Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />

Layout: <strong>An</strong>drea Gadler<br />

Druck: Reha Druck, Graz<br />

© an.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />

Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />

entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />

Betrifft: www.anschlaege.at<br />

Gemeinsam stark<br />

liebes an.<strong>schläge</strong> Team,<br />

heute bin ich auf eure Hompage geführt<br />

worden und habe mich dort ein<br />

wenig umgesehen. Ihr schreibt:„Es geht<br />

uns um das Sichtbarmachen weiblicher<br />

Wirklichkeiten und Erfahrungen in einer<br />

männlich dominierten (Medien)welt,<br />

um das Aufbrechen patriarchaler Strukturen<br />

und das Herstellen einer feministischen<br />

Gegenöffentlichkeit. Das Prinzip<br />

der kollektiven Redaktion ist hierbei<br />

genauso von Bedeutung wie die Offenheit<br />

gegenüber vielfältigen feministischen<br />

Sichtweisen und Lebensweisen<br />

von Frauen.“ Ich gratuliere und wünsche<br />

mir, dass die Macht der Medienwelt<br />

gebrochen wird, aber ich wünsche<br />

mir, das dies nicht als feministische Gegenöffentlichkeit<br />

passiert. Ich wünsche<br />

mir so sehr, dass ihr Frauen euch bewahrt,<br />

was ihr heute noch besitzt, den<br />

Kampfwillen gegen die Mächtigen.<br />

Noch sind es eurer wenige, die gebeugt<br />

wurden unter dem Druck der Strukturen,<br />

den Löffel zu ihrem eigenen Vorteil<br />

in die Hand nehmen, sobald sie an der<br />

Schüssel sitzen. Noch besitzt ihr den<br />

Wunsch und die Kraft, gegen Systeme<br />

anzukämpfen, aber bitte tut es nicht<br />

geschlechterspezifisch.<br />

Ich wünsche mir, dass ihr die Kraft besitzt,<br />

nicht gegen Männer im allgemeinen<br />

zu kämpfen, sondern gegen die<br />

herrschenden Regeln und Männer mit<br />

einladet, sich diesem Gedanken anzuschließen.<br />

In der Einladung und Einbeziehung<br />

liegt die Kraft, das Unmögliche<br />

möglich zu machen. Nicht danach zu<br />

streben, die Macht zu erlangen, sondern<br />

durch Taten der Gesellschaft eine Alternative<br />

zu geben, das heutige System zu<br />

verlassen. Ziel sollte nach meiner <strong>An</strong>sicht<br />

sein, dass Macht durch Verantwortung<br />

ersetzt wird – dass die Verantwortlichen<br />

zu Recht das Vertrauen derer be-<br />

sitzen die sie gewählt haben und für die<br />

sie im Dienste stehen. Wer mit konventionellen<br />

Mitteln um die Macht kämpft,<br />

wird im Sieg wie in der Niederlage verlieren.<br />

Somit wünsche ich euch alles<br />

Gute, den Durchbruch zu erlangen und<br />

zur Stimme derer zu werden, die das System<br />

nicht mehr haben wollen. Die<br />

endlich Gleichberechtigung in Verbindung<br />

mit Frieden und Balance besitzen<br />

wollen.<br />

Friedrich Kuda<br />

Betrifft: an.riss arbeit in an<strong>schläge</strong> 4/04<br />

Rollenbilder<br />

Hallo Ihr Lieben! Zuerst einmal ein<br />

großes Lob für eure immer sehr informativen<br />

Kurzmeldungen, die hin und<br />

wieder auch mit euren persönlichen kritischen<br />

Kommentaren gespickt sind.<br />

Das ist bei einigen Kurzmeldungen bitter<br />

nötig, wie beispielsweise bei jener in<br />

der Aprilnummer, die das „Projekt Haus<br />

und Garten“ zum Inhalt hatte. Ist ja<br />

wirklich köstlich, dass Frauen in ein<br />

neues Dienstleistungsangebot kommen,<br />

wo sie Wohnungen putzen und<br />

entrümpeln sollen, den Garten pflegen<br />

und Pflanzen versorgen. Moderne<br />

Dienstleistung trauen sich die Verantwortlichen<br />

von Service Mensch der NÖ<br />

Volkshilfe das nennen? Modern zurück<br />

zu alten Zeiten und Perpetuierung alter<br />

Rollenbilder! Vielleicht dürfen die arbeitslosen<br />

Frauen dann in Zukunft<br />

Hundstrümmerl aufsammeln.<br />

Liebe Grüße, <strong>An</strong>gela<br />

an.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />

FRAUEN<br />

BURO<br />

MAGISTRAT DER STADT WIEN


Karin Eckert<br />

Streichelzoo<br />

„Warum seid ihr eigentlich so brav?“ fragte eine „Altfeministin“<br />

kürzlich bei einem Generationengespräch<br />

in Richtung Nachwuchs-Feministinnen. Ich weiß nicht,<br />

wie „schlimm“ die ältere Generation tatsächlich war,<br />

Tatsache ist, die Frau hat recht:Wir sind verdammt gut<br />

erzogene Faserschmeichlerinnen geworden. Statt österreichischen<br />

Biedermännern sowie Regierung samt Frauenministerin<br />

und konservativer Vorzeige-Frauen mit Dauergrinser und rosa<br />

Kostümchen die Zornesröte ins Gesicht zu treiben, schaffen<br />

wir es gerade, ein gelangweiltes Gähnen hervorzurufen.Wir<br />

werden nicht ernst genommen und das mit Recht. Dabei gäbe<br />

es Gründe en masse, nicht nur einen Baum aufzustellen, sondern<br />

ganze Wälder: Pensionsreform, Bildungskommerzialisierung,<br />

Umvolkungs-Sager, Frauenarmut, sexistische Werbung<br />

wohin das Auge reicht. Geifernde AbtreibungsgegnerInnen erreichen<br />

die Schließung einer Klinik; Studien sprießen aus allen<br />

Winkeln, in denen „wissenschaftlich untermauert“ Frauenemanzipation<br />

als gesellschaftliches Übel präsentiert wird:„Vaterentbehrung<br />

in der Kindheit [aufgrund von Scheidung] kann<br />

(...) emotionale Störungen oder Neigung zu Depressivität zur<br />

Folge haben.“ Na bravo!<br />

Frau Gräfin verschiebt Budget für Frauenagenden ins<br />

Gesundheitsressort. Sie schickt eine Kampfhündin in die Verhandlungen<br />

mit Fraueneinrichtungen, die den Mitarbeiterinnen<br />

eiskalt erklärt (im O-Ton!), sie betreibe „Flurbereinigung“,<br />

sie „miste aus“. Sie haben es geschafft, dass wir uns um das<br />

kleine Kuchenstück streiten. Dass wir uns als Bittstellerinnen<br />

(maulend aber trotzdem) ereifern, ihre Kriterien zu erfüllen,<br />

um ein paar Kröten zu bekommen. Nicht nur, dass freundlich-vorsichtig<br />

verhandelt wird. Entsolidarisierung und Konkurrenzdenken<br />

sind bereits spürbar, wenn unauffällig und<br />

verhalten sondiert wird, wie es „den anderen“ in den Verhandlungen<br />

um die Fördergelder geht; wenn vor Aktionen<br />

zurückgeschreckt wird, bevor nicht klar ist, ob Frau Gräfin<br />

nicht doch ein paar Almosen springen lassen. So weit ist es<br />

mit uns gekommen? Wo ist der Kampfgeist geblieben? Reduziert<br />

er sich auf den offiziellen Kampftag am 8. März? Sie<br />

stecken uns ein kleines Territorium ab, innerhalb dessen wir<br />

Emanzipation spielen dürfen, und wir revoltieren nicht? Was<br />

haben wir diesem ganzen Mief schon entgegenzusetzen? Es<br />

ist verdammt dürftig, unserer Weiblichkeit in Eso-Seminaren<br />

zu huldigen. Das mag fürs persönliche Wohlbefinden eine<br />

feine Sache sein, politisch bringt es rein gar nichts. Denn esoterisch<br />

harmonisiert, haben wir uns selbst unseren Zorn, der<br />

<strong>An</strong>trieb für Widerstand sein könnte, wegmeditiert. Die anderen<br />

lachen sich derweilen ins Fäustchen.<br />

Die hart erstrittenen und erkämpften Fraueneinrichtungen<br />

– sie sind von immenser Wichtigkeit. Aber sie sind wie<br />

ein Kellerloch, in dem wir uns – unsichtbar – selbst ausbeuten,<br />

sodass wir keine Energie mehr haben – sichtbar – politisch<br />

aktiv zu werden. Gefahr gebannt.<br />

Hören wir auf, lieb und nett zu sein, uns an die Spielregeln<br />

zu halten, unter einer Tarnkappe zu verweilen! Lasst uns<br />

unweiblich sein, aggressiv. Nehmt Raum ein, zeigen wir endlich<br />

wieder, dass es uns gibt! Sprüht es wie Ina an jede Wand:<br />

„Smash Sexism“. Besetzt Ministerien! Polarisiert, greift ein,<br />

macht euch unbeliebt und knallt den Typen im Zweifelsfall<br />

eine. Wo versuchte Überzeugungsarbeit nichts als verpuffte<br />

Energie ist, beschimpft und verhöhnt sie, so wie sie es tun.<br />

Und habt keine <strong>An</strong>gst davor, ungerecht zu sein.<br />

Hütet euch vor den netten Männern. Solange sie nicht<br />

aktiv für die Sache der Frauen sind, sind sie gegen uns und<br />

dulden lediglich unsere „feministischen Flausen“, weil sie<br />

nicht wirklich eine Gefahr für ihre Vorherrschaft sind. Sie<br />

pflichten uns bei, aber wenn’s hart auf hart kommt, wird klar:<br />

Sie haben nichts kapiert. Ist das Wort „Frau“ in diesem EU-<br />

Wahlkampf auch nur ein einziges Mal gefallen? Von den Grünen,<br />

der SPÖ, den Linken? Auch das diesjährige Austrian Social<br />

Forum war voll von jenen gut meinenden Männern, die<br />

vermutlich nicht einmal ein Problem hätten, ein T-Shirt mit<br />

der Aufschrift „Linker Emanzer“ zu tragen, und die sich immer<br />

wieder darauf berufen, sie hätten keine Schuld daran,<br />

zufällig mit einem Schwanz auf die Welt gekommen zu sein.<br />

Macht ihnen deutlich, diesen Pseudofeministen: Auch wir<br />

sind nicht schuld daran, mit einer Möse geboren worden zu<br />

sein und müssen dennoch tagtäglich die Konsequenzen<br />

dafür tragen. Schmettert ihnen entgegen mit lauter Stimme,<br />

breitbeinig und unerbittlich, dass es ihre verdammte Pflicht<br />

ist, sich mit ihrer Kollektivschuld als Männer auseinander zusetzen.<br />

Sie werden euch hassen, sie werden euch bekämpfen.<br />

Sie werden euch unbefriedigte, humorlose Lesben schimpfen.<br />

Aber eines werden sie nicht mehr: euch übersehen. ❚<br />

an.spruch<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 05


österreichan.riss<br />

k irche<br />

Gott behüte – nur nicht verhüten!<br />

Wegen einer Werbeeinschaltung für Verhütung in Urlaubszeiten, die in<br />

der Clubzeitschrift des Kraftfahrverbandes ÖAMTC geschaltet wurde,<br />

reagierten die katholischen Verbände Amici di Dio und St. Josef sowie<br />

Human Life International (HLI) empört. Konkret ging es um eine der<br />

Kontaktadressen, die am Ende der Pharma-<strong>An</strong>nonce angegeben wurde,<br />

nämlich auf das Wiener Ambulatorium Gynmed, bei dem auch Schwangerschaftsabbrüche<br />

durchgeführt werden.„Eine unzumutbare Werbung<br />

für das Ambulatorium“ und „massivste Werbung für das Todesgeschäft<br />

der Abtreibung“ waren die Reaktionen. Offenbar scheinen die GegnerInnen<br />

dieser <strong>An</strong>zeige auch Erfolg mit ihrem Protest zu haben: Der ÖAMTC<br />

will das Inserat nicht wieder veröffentlichen, weil es nicht seine Aufgabe<br />

sei, „eine Plattform für die Austragung weltanschaulicher Konflikte zu<br />

bilden“. Als einen „Rückzug der Vernunft“ bezeichnet dies Christian Fiala,<br />

Leiter des Abtreibungsambulatorium Gynmed. Da passt es doch<br />

ganz gut, dass das Referat für LesBiSchwuleTransGender-<strong>An</strong>gelegenheiten<br />

der HochschülerInnenschaft an der TU Wien unter dem Motto „Ich<br />

muss mal kurz austreten“ die Missstände in der Katholischen Kirche genauer<br />

unter die Lupe nimmt. Ziel dieser Aktion ist es, so viele Menschen<br />

„Madame Buster hätte vor allem<br />

bei verkehrspolitischen Themen<br />

viel Expertise einzubringen.“<br />

Redakteur Michael Nikbakhsh floskelt im<br />

profil vom 15.6. über Dolly Busters Misserfolg<br />

bei den EU-Wahlen und wird offenbar<br />

vom eigenen Sexismus eingeholt!<br />

06 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

plus.minus<br />

ferner liefen<br />

ÖAW<br />

8049 Läuferinnen nahmen heuer am Österreichischen<br />

Frauenlauf teil und für jede von ihnen<br />

spendete Raiffeisen 1 Euro an die Waris Dirie<br />

Foundation gegen FGM (Genitalverstümmelung).<br />

Nicht davonlaufen war also die Devise,<br />

sondern gemeinsam dagegen anlaufen. Ein<br />

schöner Gedanke, auf den auch Ilse Dippmann,<br />

Organisatorin des Laufes, in einer Pressekonferenz<br />

hinwies:„Frauen, die laufen, üben sich<br />

darin, gegen äußere und innere Widerstände<br />

anzukämpfen und erreichen oft ungeahnte Horizonte.“<br />

Für alle, die nicht mitlaufen konnten,<br />

wurde übrigens ein Spendenkonto eingerichtet.<br />

Eigentlich fast schon ein Doppelplus. (+)<br />

wie möglich zu einem Kirchenaustritt zu motivieren. Um die Kirche innerhalb<br />

der Gesellschaft zu schwächen und sie somit zu einem Umdenken<br />

zu mehr Akzeptanz und Aufgeschlossenheit zu bewegen. Um eure<br />

Unterstützung wird gebeten. Sei sie inhaltlich, ideell oder finanziell. heko<br />

http://www.nichtmitmir.at<br />

http://www.htu.tuwien.ac.at/referate/lesbischwul/index.php<br />

gesetzesnovelle<br />

Mütterlich-rechtlich-schlechtlich<br />

Alles neu macht der Frühling und so wurde auch im österreichischen Erb-,<br />

Abstammungs- und Adoptionsrecht gründlich „sauber“ gemacht.Während<br />

die ersten zwei Aspekte kurz eine kleine mediale Aufmerksamkeit auslösten<br />

(Einschränkung der Erwachsenenadoption, Abschaffung der Gültigkeit<br />

eines mündlichen Testaments), fand die Änderung im Abstammungsrecht<br />

und deren Haken für Frauen öffentlich kaum Erwähnung. Entrüstung<br />

machte sich unter anderem bei den SPÖ-Frauen breit. In dem reichlich undurchsichtigen<br />

Paragrafen-Dschungel wird jedenfalls eines sichtbar: eine<br />

massive rechtliche Verschlechterung für Frauen. Einen weiblichen Fuß in<br />

dieses Dickicht zu setzen – aussichtslos, denn Mütter sind für eine Klagslegitimation,<br />

wenn es zum Beispiel um die Feststellung der Vaterschaft geht,<br />

nicht vorgesehen. Sieglinde Trannacher, Vorsitzende der SPÖ-Frauen Kärnten:„,Mama’s<br />

baby, papa’s maybe’ müssen viele Kärntnerinnen nach Willen<br />

der Bundesregierung hinkünftig akzeptieren, dass sie laut Abstammungsrecht<br />

auf das Wohlwollen des potenziellen Vaters angewiesen sind.“ Ein<br />

weiterer Kritikpunkt: Bei der Feststellung der Vaterschaft gilt genetische<br />

Abstammung vor Vermutungswirkung. Wird ein Kind vom Mann anerkannt<br />

und taucht der leibliche Vater auf – Pech für ersteren sowie für Mutter<br />

und Kind(er). Bettina Stadlbauer, SPÖ-Bundesfrauensekretärin:„Das<br />

kann für sogenannte Patchwork-Familien bedeuten, dass ein plötzlich auftretender<br />

leiblicher Vater in eine intakte Familie zerstörerisch eindringen<br />

kann.“ Und die Reaktion der Frauenministerin? Die blieb bis dato aus... PÖ<br />

plus.minus Reaktionen und <strong>An</strong>regungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />

frauen laufen<br />

FGM<br />

Die Österreichische Akademie der Wissenschaften<br />

(ÖAW) hat eine Kommission für Migrations-<br />

und Integrationsforschung ins Leben<br />

gerufen, die sich als „interdisziplinäre<br />

Plattform zur Vernetzung und Bündelung der<br />

einschlägigen Forschung“ versteht. Das ist<br />

durchaus erfreulich, aber leider hat Mann<br />

nicht daran gedacht, die eine oder andere<br />

Frau als Mitglied für die Kommission zu gewinnen.<br />

Das wirkt geradezu so, als sei Migration<br />

ein rein männliches Phänomen! Einmal<br />

mehr werden also Frauen explizit aus der Forschung<br />

ausgeklammert. Und das ist ganz und<br />

gar nicht erfreulich. (-)


( co-)mütter<br />

mamazonen reloaded<br />

Es gibt sie wieder! Nach einjähriger Pause starten die mamazonen erneut<br />

durch zu regelmäßigen Treffen und gemeinsamen Aktivitäten. Mamazonen<br />

– das sind lesbische (Co-)Mütter, die sich jeden ersten Montag<br />

im Monat zusammenfinden, um Kontakte zu knüpfen, ihre Erfahrungen<br />

auszutauschen, sowie Themen rund ums lesbische Eltern- und Beziehungsdasein<br />

zu diskutieren. Während der Montagstermin „kinderfrei“ gestaltet<br />

wird, gibt es auch für den Nachwuchs ausreichend Möglichkeiten,<br />

beim Sonntagsbrunch oder dem gemeinsamen Picknick im Park mit<br />

anderen Regenbogenfamilien und deren Kindern neue Freundschaften<br />

zu schließen. Welcome back! Die mamazonen sind eine offene Gruppe<br />

für alle (Co-)Mütter und solche, die es noch werden wollen. Das nächste<br />

Treffen findet am 5. Juli im Institut Frauensache statt. Thema des Abends:<br />

Gestaltung von Beziehungen mit <strong>An</strong>hang. reb<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440, http://www.frauensache.at, UKB: 3,6<br />

<strong>An</strong>meldung erforderlich, 19.30, bitte pünktlich kommen!<br />

claus-gatterer-preis<br />

Preisverdächtig<br />

Am 26. Juni erhielt die ORF-Radiojournalistin Elisabeth Ohnemus im<br />

Südtiroler Sexten, der Heimatgemeinde des Journalisten und Publizisten<br />

Prof. Claus Gatterer, den nach diesem benannten Preis. Der mit<br />

4.000 Euro dotierte Preis wird jährlich vom Österreichischen Journalisten<br />

Club an JournalistInnen vergeben, die in ihrer Arbeit sozial engagiert<br />

sind und einen Blick für die Probleme gesellschaftlicher Minderheiten<br />

haben. Elisabeth Ohnemus arbeitet seit 1994 für das Radio Ö1<br />

und erhielt bereits 1997 eine Ehrende <strong>An</strong>erkennung des Gatterer-Preises.<br />

Die Verleihung des Hauptpreises wird von der Jury mit der „Kontinuität<br />

und herausragenden Qualität ihrer Arbeit“ zu Sozial- und Minderheitenthemen<br />

begründet. ESt<br />

interventionsstelle gegen gewalt<br />

Weniger Hilfe<br />

<strong>An</strong>fang Juni erklärte die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der<br />

Familie, die Betreuung familiärer Gewaltopfer einschränken zu müssen.<br />

„Dieser Schritt war leider notwendig, da wir nicht über ausreichendes<br />

Personal verfügen“, erklärt Rosa Logar, Geschäftsführerin der Opferschutzeinrichtung.<br />

Eingerichtet wurde die Interventionsstelle als Begleitmaßnahme<br />

zum Gewaltschutzgesetz 1997. Ihre Aufgabe ist die Betreuung<br />

von Opfern nach polizeilicher Wegweisung sowie die Entwicklung<br />

und Durchführung gewaltpräventiver Maßnahmen. In jedem Bundesland<br />

gibt es eine Interventionsstelle; diese arbeiten im Auftrag der Regierung<br />

und werden je zur Hälfte vom Bundesministerium für Inneres und<br />

vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen finanziert. Nachdem<br />

die finanziellen Mittel trotz der stark steigenden Zahl von Zuweisungen<br />

heuer um fünf Prozent gekürzt wurden, ist eine lückenlose Betreuung<br />

nicht mehr möglich. Die Einschränkung in der Versorgung ist<br />

für viele, die intensive Betreuung und Unterstützung brauchen, um<br />

schwere Gewalttaten, Morde und Mordversuche zu verhindern, fatal. ESt<br />

http://www.interventionsstelle-wien.at/<br />

an.ruf<br />

Renate Billeth sprach mit Brigitte Hinteregger<br />

Allianzen bilden<br />

an.rissösterreich<br />

Seit Mai sind Sie Frauenbeauftragte der Stadt Graz.Was sind Ihre Aufgaben?<br />

Meine Aufgaben reichen von der Beratung von Frauen in gleichstellungsrelevanten<br />

Fragen bis zur Koordination und Mitwirkung in verschiedensten<br />

Vernetzungsgremien. Als Frauenbeauftragte zeige ich<br />

gesellschaftliche Benachteiligungen von Frauen auf und wirke auf<br />

Veränderungen hin. Ich möchte den Bewusstseinswandel in der Gesellschaft<br />

zur Förderung der Gleichstellung vorantreiben und die Situation<br />

der Frauen in Beruf, Familie und Gesellschaft verbessern. Ich<br />

berate, informiere und vernetze!<br />

Was ist besonders an Ihrer Funktion?<br />

Im Gegensatz zu allen anderen Ländern und Städten in Österreich hat<br />

sich der Grazer Gemeinderat einstimmig für eine unabhängige und<br />

weisungsungebundene Frauenbeauftragte entschieden, die nicht direkt<br />

bei der Stadt Graz sondern beim DOKU GRAZ angestellt ist, jedoch<br />

in Magistratsräumlichkeiten agiert. Das ist auch eine wichtige<br />

Voraussetzung für die Koordination des Frauenrats.<br />

Sie treten für eine eigenständige Alterssicherung für Frauen ein. Was können<br />

Sie tun, um diese Forderung in Österreich politisch umzusetzen?<br />

Indem ich auf der einen Seite öffentlich immer wieder darauf hinweise,<br />

dass unter anderem die rasante Zunahme atypischer Beschäftigung,<br />

die besonders Frauen trifft, immense Gefahren für die eigenständige<br />

Existenzsicherung von Frauen birgt und auf der anderen Seite<br />

Maßnahmen, wie Vernetzungsarbeit, Mail-Aktion, Informationsveranstaltungsreihe<br />

(Alles, was Recht ist!), Information auf der Straße<br />

mit den Frauen setze! Der Frauenrat war bisher ein Instrument des intensiven<br />

Dialogs zwischen Frauen verschiedenster Herkunft, hier findet<br />

ein echter Austausch statt.<br />

In der Grazer Stadtregierung sind Frauen unterrepräsentiert. Hat da eine<br />

Frauenbeauftragte ein bisschen Alibi-Funktion?<br />

Die Grazer Frauenbeauftragte ist die einzige weisungsungebundene<br />

und parteifreie Österreichs. Sie hat die Chance, zwischen den Strukturen<br />

zu intervenieren, vor allem auch mit dem nicht zu unterschätzenden<br />

Grazer Frauenrat, in dem an die siebzig frauenspezifische Institutionen<br />

vertreten sind. Insofern hinkt der Vergleich mit Parteipolitikerinnen.<br />

Es muss ein wichtiges Ziel sein, sich auf allen Ebenen – auch<br />

mit themenbezogenen Allianzen – für eine gleichberechtigte Teilhabe<br />

von Frauen in der Politik einzusetzen.<br />

Brigitte Hinteregger ist seit 1. Mai 2004 neue Grazer Frauenbeauftragte.<br />

Infos: http://www.frauenbeauftragte.at<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 07


Fo t o : E l i s a b e t h Ce p e k- N e u h a u s e r<br />

sozialforum<br />

08 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

Grenzen der Alten Welt<br />

Auf dem 2. Österreichischen Sozialforum taten sich große Unterschiede bezüglich Wissen,<br />

politischer Motivation und Wünschen zwischen älteren und jüngeren Feministinnen<br />

auf. Doch genau diese geben <strong>An</strong>lass zur Hoffnung. Von Kerstin Kellermann<br />

Linz versank im Regen. Drei<br />

Tage lang öffnete der Himmel<br />

seine Schleusen und das Wasser<br />

plätscherte auf die Köpfe<br />

der Leute in Regenjacken jeglicher<br />

Couleur. Trotzdem nahmen um<br />

die 2.000 registrierte TeilnehmerInnen<br />

am Austrian Social Forum (ASF)<br />

unter dem Motto „Eine andere Welt ist<br />

möglich“ teil. Sie wanderten fleißig<br />

zwischen ArbeiterInnenkammer (AK),<br />

dem katholischen Haus der Frau<br />

(„Aktion Leben“, dritter Stock) und<br />

dem Medienzelt hin und her, wenn<br />

sie nicht gerade im Radikalitäts-Workshop<br />

das gläserne Mediendeck des Offenen<br />

Kulturhauses bevölkerten oder<br />

im Turnsaal des Studentenheimes<br />

„Guter Hirte“ auf ihre Rechte pochten.<br />

Nur während der großen Steuereintreibungs-Demonstration<br />

(gegen die<br />

so harmlos klingenden „Steueroasen“)<br />

scheint die Sonne. „Heiraten Sie eine<br />

MigrantIn, denn jede zweite Ehe endet<br />

sowieso mit Scheidung“, wirbt eine<br />

junge Brasilianerin im weißen<br />

Hochzeitskleid von der Bühne herunter.<br />

Sie vertritt das Autonome Integra-<br />

tionszentrum von und für Migrantinnen<br />

(MAIZ). Ihr stolzer Ehegatte ruft in<br />

das Mikro, dass AK-Präsident Tumpel<br />

eine andere Migrantin heiraten müsse,<br />

denn diese hier kriege er nicht, die<br />

ist schon vergeben.<br />

MAIZ nimmt sehr aktiv am ASF teil<br />

und gestaltet viele Workshops. Dunkelrote<br />

Herz-Luftballons und rosa Tüll kennzeichnen<br />

den „Pink Block“ (so nennt ihn<br />

Katharina, siehe linksfeministischen<br />

Kommentar zum ASF auf Seite 20). Eine<br />

andere MAIZlerin segnet im rosa Bischofsgewand<br />

die Umstehenden. Doch


kurz nach Beginn der Demo ist Schluss<br />

mit lustig: Ein kleiner, energischer Moderator<br />

versucht die Wissenschafterin<br />

Claudia Werlhof wegen Überlänge ihrer<br />

Rede mit unmoderaten Mitteln von der<br />

Bühne zu kriegen. Nachdem er ihre Zettel<br />

nicht erwischen kann, packt er die<br />

um einen Kopf größere Frau am Arm,<br />

während eine ÖGB-Frau (die noch am<br />

Vormittag von ihrem feministischen<br />

Grundstudium geschwärmt hatte) sich<br />

mit dem Moderator solidarisierend in<br />

das Mikrofon predigt:„Wir sind so friedlich,<br />

eine friedliche Bewegung...“. Buhrufe<br />

folgen, am Abend eine halbherzige<br />

Entschuldigung.<br />

Feindbilder. Nicht nur das Feministische<br />

Forum des ASF ist entsetzt. Denn bereits<br />

am Abend zuvor hatte eine andere<br />

feministische Wissenschafterin – die<br />

durch ihre Bücher zur Erinnerungsarbeit<br />

bekannte Soziologin Frigga Haug –<br />

Probleme, eine Diskussion über den<br />

gesellschaftlichen Umgang mit den sogenannten<br />

Kopftuchfrauen zu führen.<br />

Haug sollte von jungen LinksaktivistInnen<br />

gezielt aus ihrer analysierenden<br />

Metaebene herab zu einem klaren „Ja“<br />

oder „Nein“ zum Kopftuch gebracht<br />

werden, erzählen anschließend äußerst<br />

niedergedrückte Teilnehmerinnen.<br />

Feindbilder aller Art sind sehr beliebt<br />

zur politischen Motivation (Juhu, eine<br />

Feministin!) und auch wenn u.a. eine<br />

bosnisch-muslimische Autorin in dieser<br />

Veranstaltung mitdiskutiert, wird<br />

von einigen leichtfertig StellvertreterInnenpolitik<br />

gemacht. Wer spricht im<br />

Namen von wem? Frauen von MAIZ<br />

brachten dann auch folgerichtig in die<br />

Erklärung des Feministischen Forums<br />

des ASF in Linz ein, dass „für die Migrantinnen<br />

die Grenzen der Alten Welt<br />

möglich waren, spürbar und verdeutlicht<br />

durch die Strukturen des Forums,<br />

das behauptet, dass eine andere Welt<br />

möglich ist“. Und:„Wir sprechen uns<br />

für das Prinzip der Selbstvertretung<br />

von marginalisierten Gruppen innerhalb<br />

der Sozialforenbewegung und gegen<br />

die Stellvertretungspolitik aus. Keine<br />

Auseinandersetzung ohne die Positionen<br />

der Beteiligten.“<br />

Patriarchatsanalysen. Das ASF ist laut Programm<br />

eine „offene Begegnungsstätte<br />

zum Austausch von Erfahrungen und<br />

Meinungen und trägt zur Vertiefung der<br />

Reflexion zwischen den verschiedenen<br />

Bewegungen bei“. Es wertet und zensuriert<br />

nicht, und stellt auch die Machtfrage<br />

bewusst nur theoretisch. Doch hier<br />

werden Begriffe wie Neoliberalismus,<br />

Kapitalismus, Rassismus oder Sexismus<br />

noch im wirklichen Leben verwendet.<br />

Und nicht allein der ältere Herr mit langem<br />

Haar und Bart, dessen Handy dauernd<br />

läutet, oder die junge Punkerin mit<br />

Nasenring, deren Dialekt so schwer verständlich<br />

ist, glauben an die Revolution.<br />

Patriarchatsanalysen sind hingegen<br />

nicht so beliebt. Drei Innsbruckerinnen<br />

erarbeiteten in einer Nacht im Auftrag<br />

des Feministischen Forums eine <strong>An</strong>alyse:„Die<br />

Intention des ASF, eine andere<br />

Welt zu schaffen, kann nur auf der Basis<br />

einer umfassenden Wahrnehmung und<br />

Bekämpfung der patriarchalen Machtverhältnisse<br />

und Herrschaftsstrukturen<br />

beruhen. Dies setzt ein Bekenntnis zur<br />

Unabdingbarkeit einer feministischen<br />

Perspektive auf dem ASF voraus, ohne<br />

die keine politische und ökonomische<br />

Veränderung möglich ist.“<br />

Kein Taschengeld. „Ich bin von den Wilden<br />

Weibern und interessiere mich für die<br />

EU-Verfassung, doch in diesem Themenbereich<br />

gibt es so viele junge Burschen,<br />

die groß reden, die brauchen<br />

mich eh nicht“, gibt sich eine ansonsten<br />

fröhliche Aktivistin eher frustriert. „Es<br />

ist schwierig, Frauen zu finden, die sich<br />

für gesellschaftspolitische Themen interessieren“,<br />

erzählt eine Betriebsseelsorgerin,„ich<br />

weiß nicht, ob das ein regionales<br />

Problem für Steyr ist. Im Kampf<br />

gegen den Neoliberalismus, der ein zutiefst<br />

patriarchales <strong>An</strong>tlitz hat, bin ich<br />

allein“. Im Workshop „Feministische Strategien<br />

gegen Neoliberalismus“, durchgeführt<br />

von Feminist Attac, tun sich<br />

Abgründe zwischen den 16 bis 60-jährigen<br />

auf. Die Vermittlung feministischer<br />

Inhalte von einer Generation auf die<br />

nächste und übernächste hat nicht<br />

funktioniert. Durch die Gender-Debatte<br />

und das Gender Mainstreaming (GM)<br />

gibt es eine Lücke von circa zehn Jahren,<br />

die geschlossen werden müsste, um<br />

selbstbewusstes Empowerment und<br />

die Solidarität unter Frauen und Mädchen<br />

weiter zu führen. Einige sind der<br />

Meinung, dass Gender Mainstreaming<br />

den Feminismen deutlich geschadet<br />

hat. Claudia Werlhof nennt GM eine<br />

neoliberale Strategie.<br />

„Der Feminismus ist für mich eine<br />

historische Bewegung“, sagt eine junge<br />

Frau zu einer alten, kampferprobten<br />

Feministin und schaut dabei so, als ob<br />

die ihr das Taschengeld streichen könnte.<br />

Junge Frauen der Aktion kritischer<br />

Schülerinnen zeigen stolz die Broschüre<br />

zu Sexualität „Mein Körper, meine Lust.<br />

Verhütung ist Frauensache, Orgasmus<br />

Männersache?“, die sie gestaltet haben.<br />

Eine ÖGB-Frau will einen Feminismus,<br />

der nicht nur für Intellektuelle da ist,<br />

um neoliberale Trends, die ständige <strong>An</strong>passung<br />

verlangen, unterlaufen zu können:„Was<br />

heißt Feminismus obabrochen<br />

auf die große Masse? Es hat mich<br />

abbeutelt, dass viele nichts von Widerstandsformen<br />

wissen.“<br />

So viele verschiedene Feminismen,<br />

mehrere „Ich bin eigentlich keine“-Feministinnen.<br />

In einem Interview von<br />

Katarina Ferro in den „volksstimmen“<br />

konstatierte Claudia Dietl vom Feministischen<br />

Forum eine Krise des Feminismus:<br />

„Ich glaube, dass das Feministische<br />

Forum den Teil der Bewegung ausmacht,<br />

der sich im Moment gerade<br />

zwischen Individualismus und Kollektiv<br />

sucht. Es geht vor allem darum, dieser<br />

neoliberalen Individualisierung<br />

bzw. den Konzeptionen der Vereinzelung<br />

einerseits und der unendlichen<br />

Diversifizierung andererseits, die entsolidarisierte<br />

Individuen hervorbringt,<br />

etwas entgegen zu setzen. Dies ist eine<br />

große Krise...“ Für beinahe jede einzelne<br />

Frau ist das finanzielle Überleben<br />

schwierig geworden, die Entsolidarisierung<br />

groß. Doch irgendwann<br />

kommt der Punkt, an dem diese ganze<br />

neoliberale Machtinszenierung kippen<br />

kann. Denn Frigga Haug wies darauf<br />

hin, dass jede Bewegung genau an den<br />

Punkten, an denen es Probleme und<br />

Diskussionen gibt, auch über die größten<br />

Möglichkeiten zur Gesellschaftsveränderung<br />

verfügt und an den Druckstellen<br />

der Gesellschaft enormer Gegendruck<br />

entstehen kann. In diesem<br />

Sinne: Streiten wir weiter! Mit dem<br />

Ziel, wie es Beatrice Achaleke von der<br />

Schwarze Frauen Community formulierte:<br />

nicht mehr ständig um das<br />

Überleben kämpfen zu müssen, sondern<br />

mal endlich in Ruhe und mit<br />

Genuss leben zu dürfen! ❚<br />

forumsozial<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 09


Fo t o : G a b i H o ra k<br />

gleichbehandlung<br />

(1) ZARA. Beratungsstelle für ZeugInnen<br />

und Opfer von Rassismus<br />

http://www.zara.or.at<br />

(2) BIZEPS, Zentrum für selbstbestimmtes<br />

Leben<br />

http://www.bizeps.or.at<br />

(3) NINLIL, Verein wider die sexuelle<br />

Gewalt gegen Frauen, die als<br />

geistig oder mehrfach behindert<br />

klassifiziert werden<br />

http://www.service4u.at/ninlil<br />

10 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

Zweitklassig<br />

Die <strong>An</strong>tidiskriminierungs-Richtlinien der EU geben Mindeststandards vor, die selbstverständlich<br />

ausgebaut werden dürfen. Dass die Bundesregierung das gar nicht will, erfuhren<br />

Martina Madner und Renate Billeth<br />

Knapp vier Jahre ist es her, dass<br />

der EU-Rat zwei <strong>An</strong>tidiskriminierungs-Richtlinien<br />

erlassen<br />

hat. Die eine (RL 78) fordert<br />

Gleichbehandlung in Beschäftigung<br />

und Beruf unabhängig von Religion,<br />

Weltanschauung, Behinderung, Alter<br />

oder sexueller Orientierung. Richtlinie<br />

43 zielt auf berufliche und private<br />

Diskriminierung von Menschen aufgrund<br />

ihrer „Rasse oder ethnischen Herkunft“<br />

ab. Für die Umsetzung wurde<br />

den Mitgliedsländern eine Dreijahresfrist<br />

gewährt.<br />

Österreich. Nur wenige Tage vor Ablauf<br />

der Frist legte die Bundesregierung ei-<br />

nen Gesetzesentwurf vor. Sehr zum Erstaunen<br />

der Opposition handelte es<br />

sich dabei nicht um ein selbstständiges<br />

<strong>An</strong>tidiskrimierungsgesetz, sondern um<br />

die Ausweitung des bereits bestehenden<br />

Gesetzes zur „Gleichbehandlung<br />

zwischen Männern und Frauen“. Schwarz-<br />

Blau Schüssel scheint kein besonders<br />

ehrgeiziges Team zu sein, denn sie hielten<br />

sich auf Punkt und Komma an die<br />

vorgegebenen Mindeststandards, umfangreichere<strong>An</strong>tidiskriminierungsbestimmungen<br />

fehlten. Massive Proteste<br />

seitens NGOs und Vereinen, SPÖ und<br />

Grünen, erreichten immerhin noch ein (!)<br />

ExpertInnenhearing, das einige Nachbesserungen<br />

brachte. Als wichtigster<br />

Erfolg des Hearings sei die gesetzliche<br />

Verankerung des sogenannten „Klageverbands“<br />

(Ein Zusammenschluss unterschiedlicher<br />

Interessensvereine) im<br />

Opferschutz erwähnt. Opfer von Diskriminierung<br />

haben demnach die Möglichkeit,<br />

sich bei Konflikten sowie vor<br />

Gericht vom Klageverband unterstützen<br />

zu lassen. Davon abgesehen, blieb<br />

der Entwurf weitgehend unverändert<br />

und wurde am 26. Mai gegen die Stimmen<br />

von SPÖ und Grünen im Nationalrat<br />

angenommen.<br />

Bundesländer. Auch die einzelnen Länder<br />

sind zur Umsetzung der EU-Richtlinien<br />

verpflichtet. Und dabei teilweise erheb-


lich fortschrittlicher als die Regierung.<br />

Vor allem Oberösterreich und die Steiermark<br />

haben Gesetzesvorlagen erarbeitet,<br />

die für alle Gruppen den selben<br />

Schutz vor Diskriminierung – innerhalb<br />

und außerhalb der Berufswelt – vorsieht.<br />

Das Rote Wien hat sich, nachdem<br />

es vorerst kaum bessere Regelungen als<br />

die Bundesregierung anzubieten hatte,<br />

dem massiven Druck von MigrantInnen-,<br />

lesbischwulen und Menschenrechtsorganisationen<br />

gebeugt und seinen<br />

Gesetzesentwurf erheblich nachgebessert.<br />

Das Rechtskomitee LAMBDA<br />

spricht in einer Aussendung vom 14. Juni<br />

gar vom „schlagkräftigsten <strong>An</strong>tidiskriminierungsgesetz“<br />

Österreichs, die<br />

beiden Wiener <strong>An</strong>tidiskriminierungsbeauftragten<br />

<strong>An</strong>gela Schwarz und Wolfgang<br />

Wilhelm von einem „Meilenstein<br />

auf dem Weg zu lesbischwuler Gleichstellung.“<br />

Diskriminierung 2. Klasse. Hauptkritikpunkt<br />

vieler NGOs ist, dass die Bundesgesetze<br />

(ebenso wie die EU-Richtlinien) unterschiedliche<br />

Schutzkategorien für Diskriminierungsopfer<br />

schaffen. „Es gibt eine<br />

Hierarchisierung der Diskriminierungsgründe“,<br />

meint Adebiola Bayer von ZA-<br />

RA 1 ,„das Diskriminierungsverbot in den<br />

Bereichen außerhalb der Arbeitswelt<br />

bezieht sich nur auf die ethnische Zugehörigkeit<br />

und nicht auf Religion oder<br />

sexuelle Orientierung“. Unterschiede<br />

werden aber auch in anderen Bereichen<br />

gemacht: Für Frauen wurde der Schutz<br />

vor sexueller Belästigung und die<br />

Gleichbehandlung am Arbeitsplatz ausgeweitet.<br />

Während im Bundesdienst<br />

Frauen auch positive Diskriminierung<br />

erfahren können, etwa durch Quotenregelungen<br />

für die bevorzugte Einstellung<br />

in allen Bereichen und Gehaltsstufen,<br />

werden andere diskriminierte<br />

Gruppen von solchen Fördermaßnahmen<br />

ausgeschlossen. Folge: Unsichtbare<br />

Strukturen, die weiße, heterosexuelle<br />

Mitteleuropäer bevorzugen, bleiben erhalten.<br />

Diskriminierung außerhalb der Arbeitswelt<br />

ist nur aufgrund „ethnischer<br />

Zugehörigkeit“ verboten: etwa bei der<br />

Wohnungssuche, dem Zugang zu Sozialleistungen,<br />

aber auch in Restaurants<br />

oder Discos. Adebiola Bayer fürchtet um<br />

die Wirksamkeit des Gesetzes:„Schon<br />

jetzt argumentieren LokalbesitzerInnen,<br />

dass sie dunkelhäutigen, muslimischen<br />

Personen wegen ihrer Religion den Zutritt<br />

verweigern und nicht wegen der<br />

Hautfarbe.“ Das dürfen sie auch weiterhin.<br />

Die Grünen Terezija Stoisits und<br />

Brigid Weinzinger bedauern dies:„Die<br />

einmalige Chance, durch einheitliche<br />

Bestimmungen für alle diskriminierten<br />

Gruppen einen einheitlichen Standard<br />

beim Schutz vor Diskriminierung zu<br />

schaffen, haben die Regierungsfraktionen<br />

vergeben.“ Auch Sanktionen sind<br />

im neuen Gleichbehandlungsgesetz nur<br />

unzureichend vorhanden. Bei nachgewiesener<br />

Diskriminierung durch einen<br />

privaten Arbeitgeber liegt das Strafmaß<br />

sehr niedrig. Schaltet etwa eine Firma<br />

ein Jobinserat mit dem Zusatz „Nur Inländer“,<br />

folgt erstmals nur eine Verwarnung.<br />

Kommt es zu weiteren Verstößen,<br />

liegt die maximale Strafe bei 360 Euro.<br />

Nach der alten Rechtslage waren es immerhin<br />

1050 Euro. Für große Firmen vermutliche<br />

Beträge, die sie aus der Portokasse<br />

bezahlen ...<br />

Behinderung. Gleichbehandlung von<br />

Menschen mit „Behinderungen“ wurde<br />

– obwohl in den EU-Richtlinien vorhanden<br />

– schon im Vorfeld aus den österreichischen<br />

Gesetzen ausgenommen.<br />

Manche BehindertensprecherInnen waren<br />

darüber empört, da deren Berücksichtigung<br />

im Gleichbehandlungsgesetz<br />

eine Art Mindestschutz bedeutet<br />

hätte. Für andere allerdings ist die zur<br />

Zeit diskutierte Umsetzung eines eigenenBehindertengleichstellungsgesetzes<br />

von größerer Bedeutung. Martin<br />

Ladstätter, Sprecher des Vereins BIZEPS 2 ,<br />

stellt klar:„Seit mehr als zehn Jahren<br />

fordern behinderte Menschen aktiv<br />

Maßnahmen zur gesetzlich verankerten<br />

Gleichstellung: Etwa beim barrierefreien<br />

Bauen oder der Österreichischen Gebärdensprache.“<br />

Ein vom Sozialministerium<br />

erarbeiteter Gesetzesentwurf<br />

wurde in einer ExpertInnen-Stellungnahme<br />

des Forum Gleichstellung, der<br />

sich zahlreiche Behindertenorganisationen<br />

anschlossen, als unzureichend kritisiert,<br />

nicht zuletzt weil er zu sehr auf<br />

den sozialen Bereich beschränkt bleibt.<br />

Klaudia Gruber, Mitarbeiterin von NIN-<br />

LIL 3 , konkretisiert:„Der Förderbereich<br />

zielt hauptsächlich auf Integration in<br />

den ersten Arbeitsmarkt ab. Ein Gesetz<br />

zur Chancengleichheit muss aber auch<br />

jene berücksichtigen, die da keine Chance<br />

haben.“ Zum Gleichbehandlungsge-<br />

setz meint sie:„<strong>An</strong>tidiskriminierungsgesetze<br />

sollten nicht wieder neue Ausschlussszenarien<br />

kreieren. Für mich<br />

stellt sich an beide Gesetze die Frage,<br />

wie sie mit Mehrfachdiskriminierung<br />

umgehen.“ Aber auch die Umsetzung<br />

der EU-Richtlininen könne nur ein Mindestmaß<br />

an <strong>An</strong>tidiskriminierung herstellen.<br />

„So gesehen ist klar, dass ein<br />

umfassendes Behindertengleichstellungsgesetz<br />

– falls es kommen sollte –<br />

anders aussehen wird. Es soll nicht nur<br />

Rechte und Pflichten, sondern auch einklagbare<br />

Sanktionen enthalten.“<br />

Umsetzungprobleme. Bei der Umsetzung<br />

der <strong>An</strong>tidiskriminierungsrichtlinien könnte<br />

es Probleme geben. Adebiola Bayer<br />

von ZARA befürchtet beispielsweise,<br />

dass die zuständige Gleichbehandlungskommission<br />

nicht unabhängig ist:„Den<br />

Vorsitz hat ein Beamter bzw. eine Beamtin<br />

des Bundesministeriums, die/der<br />

nicht weisungsfrei gestellt ist. Dazu<br />

wäre die Änderung einer Verfassungsbestimmung<br />

notwendig gewesen, und<br />

die ist nicht erfolgt.“ Nach <strong>An</strong>sicht der<br />

Opposition besteht aber auch die Gefahr,<br />

dass die bisher nur für geschlechtliche<br />

Diskriminierung zuständige Gleichbehandlungsanwaltschaft<br />

nun durch<br />

neue im Gesetz vorgesehene Koordinierungsaufgaben<br />

anderer Diskriminierungsfälle<br />

überlastet sein wird.<br />

Freiwilligkeit. Aber wie gut oder schlecht<br />

auch die neuen Gesetze sein mögen, eines<br />

ist klar: Auch DienstleisterInnen<br />

und ArbeitgeberInnen bleibt es unbenommen,<br />

freiwillig umfassendere <strong>An</strong>tidiskriminierung<br />

zu praktizieren. Auf diese<br />

Freiwilligkeit baut auch die Initiative<br />

Minderheiten, die gemeinsam mit Arbeiterkammer,<br />

ÖGB, Jugend am Werk<br />

und SOS Mitmensch an einer <strong>An</strong>tidiskriminatorischen<br />

Betriebsvereinbarung arbeitet.<br />

Diskriminierung am Arbeitsplatz<br />

soll damit strukturell entgegengewirkt<br />

werden. Mit einem Konzept, das vor allem<br />

auf ein offenes, respektvolles Betriebsklima<br />

abzielt, gleichzeitig aber<br />

auch verbindliche Richtlinien zur Vermeidung<br />

und Ahndung von diskriminierendem<br />

Verhalten setzt, die vom jeweiligen<br />

Betrieb auf eigene Kosten umzusetzen<br />

sind. Bleibt nur zu hoffen, dass<br />

Österreichs ArbeitgeberInnen mehr von<br />

„freiwilliger Mehrarbeit“ halten als<br />

Schwarz-Blau Schüssel. ❚<br />

behandlunggleich<br />

Initiative Minderheiten<br />

http://www.initiative.minderheiten.at<br />

BIM, Ludwig Boltzmann Institut für<br />

Menschenrechte<br />

http://www.univie.ac.at/bim<br />

HOSI, Homosexuellen Initiative.<br />

http://www.hosi.at<br />

Rechtskomitees Lambda<br />

http://www.rklambda.at<br />

Wast, Wiener <strong>An</strong>tidiskriminierungsstelle<br />

für gleichgeschlechtliche<br />

Lebensweisen<br />

http://www.rklambda.at<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 11


internationalan.riss<br />

international<br />

Gepriesen seien die Frauen<br />

Zum achten Mal hat eine unabhängige Jury den alle zwei Jahre ausgeschriebenen,<br />

mit 1.000 bis 3.000 Euro dotierten EMMA-JournalistInnen-<br />

Preis vergeben. Zum zweiten Mal wurde auch ein Sonderpreis für männliche<br />

Journalisten ausgeschrieben. 2004 wurden 289 Beiträge von 151<br />

JournalistInnen/Redaktionen eingereicht. Das sind fünfzig Prozent mehr<br />

als beim letzten Mal und zeigt, dass die Beachtung des Preises steigt.<br />

Preise eins bis drei gingen an Sabine Riedel von der Neuen Zürcher Zeitung,<br />

Nina Poelchau von der Süddeutschen sowie an Karin Ceballos<br />

Betancur vom Stern. Somit wurden leider nur Frauen aus renommierten<br />

Medien geehrt und finanziell gewürdigt. Alternative Zeitschriften,<br />

in denen Frauen unter weit schwierigeren Bedingungen arbeiten müssen,<br />

gingen hingegen leer aus. Der „Männerpreis“ über 1.000 Euro wurde<br />

diesmal geteilt und ging an ... interessiert das wen? Zum ersten Mal<br />

vergeben wurden am 9. Juni die Women’s World Awards . In zwölf Kategorien<br />

wurden Frauen ausgezeichnet, „die unsere Welt verändert haben“.<br />

Für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurden Dionne Warwick und<br />

Whitney Houston. Für ihre „außergewöhnliche Karriere als eine der erfolgreichsten<br />

Sängerinnen und Schauspielerinnen“ wurde Cher geehrt.<br />

Auch Nena, die Schauspielerin Diane Kruger, Modezarin Vivienne Westwood<br />

und Supermodel Nadja Auermann („für ihre zeitlose Eleganz“)<br />

gingen nicht leer aus. Da können wir ja beruhigt sein, dass immerhin<br />

auch Leistungen wie der Einsatz gegen Rassismus und <strong>An</strong>tisemitismus<br />

(Iris Berben), gegen Genitalverstümmelung (Waris Dirie) und der Kampf<br />

für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz (Bianca<br />

Jagger), als erste Frau ins Weltall geflogen zu sein (Valentina Tereshkova)<br />

neben so viel Glamour durchaus auch als ehrenswert befunden wurden.<br />

Und noch ein Preis wird bald vergeben: Der Lesben-Award ist der erste<br />

Preis für lesbische Literatur im deutschsprachigen Raum. Dieses Jahr<br />

wird er für die beste lesbische Kurzgeschichte verliehen. Da ein Literaturpreis<br />

eine teure <strong>An</strong>gelegenheit ist und die Initiatorinnen nicht über das<br />

notwendige „Kleingeld“ für eine sich selbst tragende Stiftung verfügen,<br />

12 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

stiften sie einen fixen Betrag in der Höhe von 100 Euro, der durch weitere<br />

Sponsorinnen und Spenderinnen aufgestockt werden soll. Sponsorinnen<br />

werden werbewirksam auf der Homepage des Lesben-Awards<br />

genannt. Also mitmachen: als Schreiberin oder Spenderin. Einsendeschluss<br />

für den Lesben-Award ist der 30. September. keck<br />

http://www.lesben-award.de, http://www.womensworldawards.com<br />

uruguay<br />

Abgebogen<br />

Ein Gesetzesentwurf zur Legalisierung der Abtreibung wurde am 5. Mai<br />

vom uruguayischen Senat mit 17 zu 13 Stimmen abgelehnt. Der von der<br />

Abgeordnetenkammer im Dezember 2002 genehmigte Entwurf ermächtigte<br />

dazu, eine Schwangerschaft in den ersten zwölf Wochen nach verpflichtender<br />

psychologischer Beratung abzubrechen. Er legte des weiteren<br />

die allgemeine Verbindlichkeit von Sexualerziehung fest, wie auch<br />

Serviceleistungen bezüglich Vor- und Nachsorgeuntersuchungen und<br />

Familienplanung und regelte den Zugang zu empfängnisverhütenden<br />

Methoden. „Abtreibung unter gefährlichen Bedingungen avancierte in<br />

Uruguay zur Hauptursache für Muttersterblichkeit“, bestätigte Lilián<br />

Abracinskas von der Organisation Coordinación Nacional de Organizaciones<br />

Sociales por la Defensa de la Salud Reproductiva. In dem Land, das<br />

3,4 Millionen EinwohnerInnen hat, kommt es jährlich zu 33.000 Abtreibungen.<br />

Laut der Studie „Strafe, Toleranz und Verleugnung. Abtreibung<br />

in Uruguay“ des Internationalen Zentrums für Untersuchungen und Information<br />

für den Frieden entspricht dies einem Verhältnis von vier Abtreibungen<br />

auf zehn Geburten. Der durchschnittliche Prozentsatz an<br />

Sterblichkeit in Folge von gefährlichen Abtreibungen liegt in Uruguay<br />

bei 27,7 Prozent, der lateinamerikanische Durchschnitt bei 21 Prozent. keck<br />

tschechische republik<br />

<strong>An</strong>onyme Geburt<br />

Tschechische Frauen sollen ihre Kinder künftig anonym zur Welt bringen<br />

können. 88 der 159 Abgeordneten des tschechischen Parlaments stimmten<br />

am Donnerstag für ein Gesetz, nach dem der Name der Mutter nicht<br />

mehr auf der Geburtsurkunde erscheinen soll, wenn sie dies ablehnt. Zugleich<br />

verabschiedete das Unterhaus ein Gesetz zur Beschleunigung von<br />

Adoptionen. Bisher ist die Adoption eines Babys frühestens sechs Wochen<br />

nach der Geburt möglich. Das Gesetzespaket soll vor allem jenen Schwangeren<br />

einen Ausweg bieten, die aus <strong>An</strong>gst vor der Familie ihr Kind abtreiben<br />

lassen oder im Extremfall auch nach der Geburt töten würden. Die<br />

Neuregelungen müssen nun noch vom Senat gebilligt werden. keck<br />

deutschland I<br />

Unterschreiben!<br />

Hamburgs erstes Frauenhaus steht kurz vor dem Aus. Gegen die Schließung<br />

und gegen weitere Kürzungen im Sozialbereich gibt es nun eine Online-Unterschriften-Aktion,<br />

initiiert von der Menschenrechtsorganisation<br />

„Lobby“. Im Protestschreiben heißt es unter anderem: „Der gegenwärtige<br />

Kürzungswahn im sog. Sozialbereich spart aus wirtschaftlicher Sicht


kurzfristig Peanuts und wird mittel- und langfristig zu erheblichen Kosten<br />

in zahlreichen Bereichen führen! Hinzu kommen Kosten, die nicht<br />

in Euro zu berechnen sind.“ Sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen,<br />

um die Petition zu unterschreiben, kostet hingegen gar nichts. Also anklicken!<br />

keck<br />

http://www.lobby-fuer-menschenrechte.de<br />

deutschland II<br />

Und das war gut so!<br />

Lang bevor der nunmehrige Bürgermeister Berlins mit seiner <strong>An</strong>sage:<br />

„Ich bin schwul. Und das ist gut so!“ in schwulen- und lesbenpolitischen<br />

Entwicklungsländern wie Österreich für Aufregung sorgte, gab es in<br />

Berlin Charlottenburg schon eine offen lesbische Bezirksbürgermeisterin.<br />

Monika Wissel, seit 1971 in der SPD auf Bezirksebene tätig, wurde<br />

1988 Bezirksstadträtin für Wirtschaft und Finanzen und kurz darauf, im<br />

April 1989, Bezirksbürgermeisterin: Bei allen folgenden Wahlen wurde<br />

sie im Amt wiederbestätigt, bis sie nach elf Jahren aufgrund der Zusammenlegung<br />

der Verwaltungsbezirke Charlottenburg und Wilmersdorf<br />

aus dem Amt schied. Die wegen ihrer Natürlichkeit und herzlichen Direktheit<br />

beliebte Bürgermeisterin trat seit jeher offen als Lesbe auf, war<br />

und ist engangiert in feministischen Vereinen wie der überparteilichen<br />

Fraueninitiative Berlin-Stadt der Frauen und in lesbisch-schwulen Initiativen,<br />

etwa innerhalb der Gewerkschaftsgruppe „ver.di.“ Aussagen wie<br />

„Ich bin für die Homo-Ehe“ (1992 in einem Interview mit der Tagespost)<br />

waren bei ihr selbstverständlich, genauso wie das Hissen der Regenbogen-Fahne<br />

am Christopher Street Day auf „ihrem“ Rathaus als einem<br />

der ersten in Berlin. Streitbar verteidigte sie 1997 in ihrem Bezirk eine<br />

lesbischwule Jugenddisco für 14- bis 22-Jährige, gegen die von der CDU<br />

mit „Jugendschutz“-Argumenten polemisiert und mobilisiert worden<br />

war. Wenn Monika Wissel anlässlich ihres sechzigsten Geburtstags am<br />

31. Juli auf mehr als drei Jahrzehnte als offen lesbische SPD-Regionalpolitikerin<br />

zurückblickt, kann sie den um so Vieles „vorsichtigeren“ Genossinnen<br />

in Wien mit ihrem Beispiel Mut machen. Denn: Das war<br />

gut so! pan<br />

wyber.space<br />

www.aoef<br />

Nicht ganz neu, aber erfolgreich umstrukturiert und nun viel übersichtlicher<br />

ist die Homepage des Vereins Autonomer Österreichischer<br />

Fauenhäuser (http://www.aoef.at). Der Verein wurde 1988 als Zusammenschluss<br />

der Mitarbeiterinnen der autonomen Frauenhäuser<br />

in Österreich gegründet. Ziel der Vernetzung war die Verbesserung<br />

der Kooperation der einzelnen Einrichtungen und der Informationsaustausch.<br />

Diese verschiedenen Einrichtungen, für die der Verein die<br />

Trägerschaft übernommen hat, kann frau nun schon auf der Startseite<br />

sehen und sich für eines der Projekte entscheiden, die dann entsprechend<br />

verlinkt sind. Seit 1991 die Informationsstelle gegen Ge-<br />

ecuador<br />

Gap<br />

an.rissinternational<br />

Rund 500 DemonstrantInnen haben in Ecuador gegen die Wahl der „Miss<br />

Universum“ protestiert und der Regierung Verschwendung vorgeworfen.<br />

<strong>An</strong>statt die indianische Landbevölkerung bei den Ernte-Ausgaben<br />

zu unterstützen, gebe die Regierung Millionen für die fragwürdige Miss-<br />

Wahl aus, kritisierten die DemonstrantInnen. Der im November 2002<br />

mit Unterstützung der indianischen Bewegung gewählte Präsident Lucio<br />

Gutiérrez sieht sich mit wachsender Opposition konfrontiert. Die FührerInnen<br />

der Indio-Bewegung haben landesweite Blockaden angekündigt,<br />

um Gutiérrez zum Rücktritt zu zwingen. Sie werfen ihm vor, mit<br />

seiner Unterstützung für ein Freihandelsabkommen mit den USA die<br />

Armen verraten und ein zentrales Wahlversprechen gebrochen zu haben.<br />

Miss Norway, Kathrine Sorland, wies die Kritik an der Miss-Wahl zurück:<br />

„Wir sind ein Haufen von Mädchen, die Spaß haben, und das ist etwas<br />

Positives.“ Na erzähl das mal einer ecuadorianischen Bäuerin, Miss<br />

Innocent! keck<br />

walt als Service-Stelle eingerichtet wurde, sind im Laufe der Jahre<br />

drei weitere Einrichtungen dazu gekommen: die Frauenhelpline gegen<br />

Männergewalt 0800/222 555 (http://www.frauenhelpline.at),<br />

WAVE - Women Against Violence Europe (http://www.wave-network.org)<br />

und eine Literaturdokumentation mit umfangreicher<br />

Sammlung von Materialien zum Thema Gewalt in der Familie<br />

(http://www.plattformgegendiegewalt.at – <strong>An</strong>gebote/Literatur). Neben<br />

dieser Onlinedatenbank steht auch eine Präsenzbibliothek in<br />

den Vereinsräumlichkeiten am Bacherplatz 10/4 in 1050 Wien zur Verfügung.<br />

All diese Infos und <strong>An</strong>laufstellen gibt’s auf der neuen Homepage<br />

des AOEF zu finden und noch einiges mehr: Von der Gründungsgeschichte<br />

der Frauenhausbewegung in Österreich über Statistiken<br />

und Tätigkeitsberichte zum Download bis zu Gewaltschutzgesetz<br />

und feministischem Regierungsprogramm im Wortlaut. Und: „Wenn<br />

Sie <strong>An</strong>gst haben, dass jemand bemerken könnte, dass Sie diese Internet-Seite<br />

besucht haben: So können Sie Ihre Spuren im Internet verwischen.“<br />

Es folgen für (potenzielle) Nutzerinnen hilfreiche und notwendige<br />

Sicherheitstipps. Gut gemacht! GaH<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 13


Fo t o : M a r t i n a M a y r<br />

namibiaerfahrungsbericht<br />

14 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

„Maybe tomorrow“<br />

Eine junge Ärztin, die ein Jahr in Namibia verbrachte, berichtet über das Land und ihre Erfahrungen<br />

bei der Arbeit in einem Krankenhaus. Getroffen hat sie Eva Steinheimer<br />

Mit 28 Jahren hat die Linzerin<br />

Martina Mayr bereits ihr Medizinstudium<br />

und zwei Jahre Turnus<br />

hinter sich gebracht, als sie<br />

sich entschließt, ein Jahr im<br />

Ausland zu arbeiten. Ohne abgeschlossene<br />

Turnusausbildung vermitteln aber<br />

die großen Hilfsorganisationen keine<br />

ÄrztInnen ins Ausland. Also versucht<br />

Martina Mayr es auf eigene Faust. Sie<br />

will nach Afrika. Für den ersten Auslandsjob<br />

wird ihr geraten, nicht gleich<br />

in ein Krisengebiet zu fahren, also entscheidet<br />

sie sich für Namibia, das achtreichste<br />

Land in Subsahara-Afrika.<br />

Mit nur etwa 1,7 Millionen EinwohnerInnen<br />

ist das zwischen Südafrika und<br />

<strong>An</strong>gola gelegene Land nur dünn besiedelt.<br />

Namibia war bis zum Ersten Welt-<br />

krieg die Deutsche Kolonie Südwestafrika,<br />

das bekannt war für seine rigorosen<br />

Unterwerfungsstrategien. In der Zwischenkriegszeit<br />

wurde Deutsch-Südwestafrika<br />

dann Mandatsgebiet des Völkerbundes<br />

unter südafrikanischer Verwaltung.<br />

Als die UNO Namibia nach 1945 in<br />

die Unabhängigkeit entlassen wollte, verweigerte<br />

Südafrika seine Zustimmung.<br />

Selbstständige Republik wurde Namibia<br />

erst nach Jahrzehnten der Apartheid,<br />

nämlich 1990. Seither stellt die SWAPO<br />

(South-West African Peoples Organisation),<br />

die ab den 1960er Jahren einen<br />

Befreiungskampf führte, die Regierung<br />

und den Präsidenten Sam Nujoma.<br />

Gleichstellung. Frauen wird in der 1990<br />

verabschiedeten Verfassung rechtliche<br />

Gleichstellung garantiert. In vielen Einzelgesetzen<br />

und auch in der Praxis ist<br />

jedoch von Gleichberechtigung keine<br />

Rede. Einige Frauenprojekte sind – teils<br />

mit ausländischer Unterstützung – entstanden.<br />

Das Österreichische Nord-Süd-<br />

Institut für Entwicklungszusammenarbeit<br />

(ÖNSI) unterstützt die lokale NGO<br />

Legal Assistance Center (LAC), die ein eigenes<br />

Genderprogramm hat. Dessen<br />

Arbeitsschwerpunkte sind die Erforschung<br />

der Lage von Frauen besonders<br />

im ländlichen Raum, wo nach wie vor<br />

auch „traditionelles“ Recht gilt, das je<br />

nach ethnischer Zugehörigkeit verschieden<br />

aussieht. Auch die Information<br />

und Rechtsberatung von Frauen<br />

zählen zu den Agenden des LAC. In den<br />

letzten Jahren gab es aber auch gesetz-


liche Verbesserungen. So wurde vor einem<br />

Jahr ein Gesetz zum Schutz vor<br />

häuslicher Gewalt verabschiedet, ein<br />

Thema, das – wie auch amnesty international<br />

im Jahresbericht 2004 feststellt<br />

– sehr akut ist.<br />

In der Hauptstadt. Mit dem Großraumflugzeug<br />

aus Europa kommend, landet<br />

frau/man immer in der Hauptstadt<br />

Windhoek. Martina Mayr ist überrascht<br />

von der guten Versorgung dort:„Da<br />

glaubst du, du bist in Linz.“ Dreieinhalb<br />

Monate sollte sie dort bleiben; solange<br />

dauerte es nämlich, bis sie ihre Arbeitsgenehmigung<br />

bekam. Alle paar Tage<br />

ging sie zur zuständigen Behörde, wo<br />

man sie deutlich spüren ließ, dass sie als<br />

Ausländerin nicht besonders willkommen<br />

war. Die seit ein paar Jahren betriebene<br />

„Affirmative Action Policy“ für den<br />

öffentlichen Dienst, also die positive Diskriminierung<br />

von vor der Unabhängigkeit<br />

benachteiligten Gruppen, wird von<br />

ExpertInnen unterschiedlich beurteilt. Einerseits<br />

können diese Quoten den <strong>An</strong>teil<br />

von Benachteiligten in der Verwaltung<br />

beträchtlich steigen lassen, andererseits<br />

wird bezweifelt, dass damit strukturelle<br />

Veränderungen erreicht werden. Im Gesundheitswesen<br />

fehlt es in vielen Fällen<br />

an qualifiziertem Personal. Die medizinische<br />

Fakultät in Windhoek besteht erst<br />

seit drei Jahren, deshalb gibt es auch<br />

noch keine in Namibia ausgebildeten<br />

ÄrztInnen; diese kommen vielmehr aus<br />

Kuba, Russland oder sind Schwarze, die<br />

es sich leisten konnten, etwa in Südafrika<br />

zu promovieren. Als österreichische Ärztin,<br />

die in Namibia Arbeit sucht, war Martina<br />

Mayr ein absoluter Einzelfall. Doch<br />

schließlich bekam sie eine Stelle am<br />

Krankenhaus von Oshakati.<br />

In Ovamboland. Wüste, Dünen, Ozean,<br />

Teakholzwälder, Flüsse und Savanne –<br />

so unterschiedlich wie die Landschaftsformen<br />

Namibias sind auch die BewohnerInnen<br />

und ihre regionalen Lebensbedingungen.<br />

Martina Mayr erzählt, wie<br />

sich ihr Eindruck auf dem Weg von der<br />

Hauptstadt nach Norden veränderte:<br />

während sie sich in Windhoek immer<br />

noch wie in der „1. Welt“ fühlte, fand sie<br />

sich nach Durchquerung des Etosha-<br />

Nationalparks plötzlich in der „3. Welt“<br />

wieder. Oshakati liegt in Ovamboland.<br />

Die Ovambo sind mit rund einer halben<br />

Million Menschen die größte ethnische<br />

Gruppe neben Nama, Orlam, Buschleuten,<br />

Himba, Herero, Damara, Baster, Kavango<br />

und Caprivi. Die Konflikte und<br />

Vorurteile zwischen den Ethnien sind<br />

beträchtlich.<br />

In Oshakati ist die Armut groß, viele<br />

leben in Blechhütten. Die wenigen Reichen<br />

können in den auch hier ansässigen<br />

Supermarktketten alles kaufen –<br />

die Masse kauft am Open Market ein.<br />

Die wirtschaftliche Veränderung und<br />

der Wunsch nach einem besseren Leben<br />

treibt viele aus den traditionellen Dörfern<br />

in die Stadt, doch hier ist die Arbeitslosigkeit<br />

groß. Frauen finden im<br />

Dienstleistungsbereich noch leichter<br />

Arbeit als die Männer. Die traditionellen<br />

Familienstrukturen zerbrechen, verschiedene<br />

Lebensstile treffen aufeinander.<br />

Martina Mayr erzählt von einer<br />

Frau, die grün und blau geprügelt ins<br />

Krankenhaus kam, weil ihr Mann entdeckt<br />

hatte, dass sie verhütet. Gewalt<br />

in der Familie scheint ebenso wie sexuelle<br />

Gewalt ein großes Problem zu sein.<br />

Martina Mayrs Nachbarin ist Sozialarbeiterin<br />

und erzählt von ihrer Arbeit,<br />

dass viele Kellnerinnen, die sie betreut,<br />

nur mit Femidom zur Arbeit gehen, weil<br />

sexuelle Gewalt an der Tagesordnung<br />

ist.<br />

Im Krankenhaus. Mit der Arbeit in der Klinik<br />

beginnt für die junge Ärztin eine<br />

Zeit der <strong>An</strong>passung. Bald 30, ohne Mann<br />

und Kinder – für viele ist so ein Leben<br />

unverständlich; manche begegnen ihr<br />

misstrauisch. Auch die Arbeitsweise in<br />

der Klinik unterscheidet sich enorm von<br />

der gewohnten. Einige Monate arbeitet<br />

sie auf der Kinderstation in einem<br />

Ernährungsprojekt. Viele Kinder leiden<br />

an Unterernährung, ein Problem, das<br />

vor allem den Norden des Landes betrifft:„Ich<br />

habe in Windhoek Leute kennen<br />

gelernt, denen war gar nicht klar,<br />

dass in Namibia Kinder verhungern. Die<br />

waren so schockiert, wie wenn mir jemand<br />

sagen würde, in Vorarlberg verhungern<br />

Kinder.“ Für die Krankenschwestern<br />

ist es „fate“ – Schicksal, dass<br />

die Kinder sterben. Das führt auch dazu,<br />

dass Schwestern Kinder mit geringen<br />

Heilungschancen nicht mehr weiter mit<br />

Medikamenten versorgen, damit der<br />

Platz schneller anderen zur Verfügung<br />

steht. Für eine österreichische Medizinerin<br />

ist es schwer, damit umzugehen.<br />

Schwer zu verkraften ist für Martina<br />

Mayr auch der Fall einer jungen Frau,<br />

die starb, weil einfach nicht rechtzeitig<br />

ein passender Tubus zur Beatmung vorhanden<br />

war, obwohl die Basisversorgung<br />

mit medizinischem Bedarf durchaus<br />

gegeben ist. In jenem Fall waren<br />

aber einfach nicht die richtigen Größen<br />

bestellt oder nachgefüllt worden. „Was<br />

man wirklich lernt, ist Toleranz. Immer<br />

wieder hörte ich ‚Maybe tomorrow,<br />

maybe next week’. Da fällt es schwer,<br />

nicht wertend zu denken.“ So hieß es<br />

auch, damit umgehen zu lernen, dass<br />

Dienstplan Dienstplan ist, und wenn<br />

die Ablösung sich verspätet – und das<br />

tut sie meist – dann bleibt auch die<br />

Notaufnahme für ein paar Stunden unbesetzt.<br />

Eine Zeit lang arbeitete Martina<br />

Mayr auf der Abteilung für Innere Medizin:„Achtzig<br />

Prozent der Fälle sind an<br />

AIDS, Tuberkulose und Infektionen erkrankt.<br />

Meist in Kombination. Und die<br />

Betroffenen waren so alt wie ich. Ich<br />

hatte das Gefühl, eine ganze Generation<br />

sei am Sterben.“ Nach Zahlen der<br />

UNO sind 22 Prozent der Bevölkerung<br />

HIV positiv. Krankenhäuser sind aber für<br />

viele die letzte Option. Die meisten<br />

Kranken vertrauen „traditional healers“,<br />

„Medizinmännern“, welche die Schuld<br />

an der Krankheit in magischen Kräften<br />

von potenziellen FeindInnen suchen<br />

und Heilung versprechen, wenn die<br />

(männlichen) Kranken mit einer Jungfrau<br />

schlafen, was zu Vergewaltigungen<br />

von sehr jungen Frauen und Mädchen<br />

führt.<br />

Zukunftspläne. Auch trotz ihrer zum Teil<br />

belastenden Eindrücke und Erlebnisse<br />

möchte Martina Mayr wieder in einem<br />

„Entwicklungsland“ arbeiten. Allerdings<br />

wolle die Ärztin nur mehr mit Hilfe einer<br />

Organisation wie dem Österreichischen<br />

Entwicklungsdienst (ÖED) oder<br />

Ärzte für die Dritte Welt ins Ausland gehen,<br />

weil sie dann eine Lobby und mehr<br />

Sicherheit habe als alleine. Über ihre<br />

Motivation in der Entwicklungshilfe zu<br />

arbeiten sagt sie abschließend:„Natürlich<br />

ist es ein egoistischer Grund zu sagen,<br />

ich will dort arbeiten, weil so viel<br />

zurück kommt. Ich will keine Weltverbesserin<br />

sein. Aber trotzdem bin ich Idealistin.<br />

Ich glaube an eine Veränderung<br />

in kleinen Schritten, die damit beginnt,<br />

dass ich momentan Einzelnen helfen<br />

kann.“ ❚<br />

erfahrungsberichtnamibia<br />

Österreichisches Nord-Süd-Institut<br />

für Entwicklungszusammenarbeit:<br />

http://www.nordsued.at<br />

Legal Assistance Center:<br />

http://www.lac.org.na<br />

Ärzte für die Dritte Welt:<br />

http://www.aerzte3welt.de<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 15


Fo t o : A rc h i v themafrauenhandel<br />

16 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

The loved ones<br />

In vielen Ländern kämpfen engagierte Organisationen gegen den <strong>Frauenhandel</strong>. Eine<br />

Konferenz in Slowenien vereinigte Expertinnen. Von Kerstin Kellermann<br />

„Der Preis für eine gehandelte<br />

Frau hängt vom Stadium ab, in<br />

dem sich die Transaktion befindet.<br />

Ein Mädchen oder eine<br />

Frau, die in den ländlichen Gebieten<br />

von Bekannten oder ihrer Familie<br />

verkauft wird, kostet 50 bis 100 Dollar,<br />

beim Weiterverkauf über Rumänien 300<br />

bis 400 Dollar und in den Zielgebieten<br />

Bosnien, Mazedonien und Albanien im<br />

Endeffekt 4.000 bis 10.000 Dollar.“ Jana<br />

Costachi von der Assoziation „Women<br />

in Legal Careers“ aus Moldawien erklärt<br />

nüchtern die Lage in ihrem Herkunftsland.<br />

Verschiedene Organisationen kämpfen<br />

gegen die Zustände, doch:„Die Frauenhändler<br />

ändern ihren Modus Operandi,<br />

sie folgen unseren Präventionskampagnen<br />

Schritt für Schritt!“<br />

Zur internationalen Konferenz<br />

„Frauen in der Migration und ihre Verletzbarkeit<br />

im Menschenhandel“, veranstaltet<br />

vom Friedensinstitut Ljubljana,<br />

sind um die zwanzig Expertinnen der<br />

Bekämpfung des <strong>Frauenhandel</strong>s aus<br />

osteuropäischen Staaten gekommen.<br />

Jana Costachi wird emotional, als sie<br />

schildert, wie ihre Regierung versucht,<br />

das Problem der Migration zu behandeln,<br />

da der durchschnittliche Lebensstandard<br />

in Moldawien unter der EU-<br />

Armutsgrenze liegt. Jeglicher Versuch,<br />

migrationswillige Frauen im Land zu<br />

behalten, sei sowieso zum Scheitern<br />

verurteilt. Die Frauen gehen, weil sie<br />

keine Arbeit finden, von der sie und ihre<br />

Kinder leben können. „Was machen eure<br />

Männer eigentlich mit unseren Frauen!“<br />

ruft Jana Costachi. „Die Verantwor-


Fo t o s : M a j c a S u s n i k<br />

tung für den <strong>Frauenhandel</strong> liegt auch<br />

im Empfängerland, nicht allein in<br />

Moldawien. Der <strong>Frauenhandel</strong> ist eine<br />

wirkliche Gefahr für unsere nationale<br />

Sicherheit.“ Die wenigen westeuropäischen<br />

Frauen, die an der Konferenz teilnehmen<br />

und selber gegen <strong>Frauenhandel</strong><br />

engagiert sind, schauen erstaunt.<br />

Nach kurzer Zeit, in der allen der<br />

Mund offen steht, fangen einige an zu<br />

lachen. Niemand in diesem Raum will<br />

die Verantwortung für westeuropäische<br />

Männer übernehmen, die von der<br />

Zwangsprostitution profitieren. Moldawien<br />

ist ein kleines Land mit vier Millionen<br />

EinwohnerInnen, das seit 1991<br />

600.000 Menschen verließen, um anderswo<br />

ihr Glück zu suchen. Siebzig Prozent<br />

der Migrierenden sind Frauen zwischen<br />

18 und 44 Jahren, die später irgendwo<br />

in Europa im informellen<br />

Markt arbeiten. Zu den Risikofaktoren<br />

für den <strong>Frauenhandel</strong> zählt Jana Costachi<br />

neben ökonomischen und sozialen<br />

Faktoren (z.B. sind viele Frauen Alleinerzieherinnen)<br />

auch den politischen Faktor,<br />

nämlich dass es einen eklatanten<br />

Mangel an staatlichen Strategien zur<br />

Migration gibt. Zusätzlich zum Status,<br />

Herkunftsland von Zwangsprostituierten<br />

zu sein, ist Moldawien auch noch<br />

Transitland für gehandelte Frauen, vor<br />

allem aus Mazedonien, Bosnien-Herzegovina<br />

und Albanien. Jana Costachi hat<br />

ihren Vortrag in aller Frühe am Meer<br />

geübt und ist sichtlich erleichtert, als<br />

die Diskussion beginnt. Das Thema liegt<br />

ihr sehr am Herzen und sie macht sich<br />

große Sorgen um ihr armes Land. Sie<br />

freut sich über die Reaktionen, denn die<br />

Vernetzung mit Frauenprojekten aus<br />

anderen Ländern ist lebensnotwendig<br />

für viele Moldawierinnen.<br />

In dem Film „The Peacekeepers and<br />

the Women“, der auf der diesjährigen<br />

Normale am Austrian Social Forum gezeigt<br />

wurde, filmte Regisseurin Karin<br />

Jurschik auch in Moldawien, in einem<br />

Rückkehrerinnenprojekt für nach Bosnien<br />

gehandelte Frauen. „Wieviel verdienen<br />

Sie hier beim Traubenpflücken in<br />

den Weinbergen?“ „Zwanzig Lei.“ „Kann<br />

man davon leben?“ Die junge hübsche<br />

Frau lächelt verlegen. „Nein, ich bräuchte<br />

für mich und mein Kind mindestens<br />

das Doppelte.“<br />

Staatssache. „Menschenhandel existiert<br />

in einer sehr intimen Verbindung mit<br />

dem heutigen Staatsprinzip“, schreibt<br />

Simona Zavratnik Zimic vom Friedensinstitut<br />

Ljubljana in der neu erschienenen<br />

Publikation „Where in the Puzzle: Trafficking<br />

from, to and through Slovenia“.<br />

Das Konzept der National-Staaten ist<br />

eigentlich überholt und die Frage einer<br />

globalen Mobilität aller Menschen stellt<br />

sich jeden Tag aufs Neue. Migration lässt<br />

sich nicht verhindern und wenn ein<br />

Staat mit verstärkter Kontrolle und geschlossenen<br />

Grenzen reagiert, erhöhen<br />

sich nur die Preise der Schlepperorganisationen<br />

und das Risiko der Menschen,<br />

auf dem Weg in reichere Länder in einem<br />

Lastwagen zu ersticken oder in einem<br />

Fluss zu ertrinken. Und für Mädchen<br />

und Frauen auch das Risiko, in die<br />

Fänge der Frauenhändler zu geraten.<br />

In einem Klima der strengen Restriktionen<br />

vieler westlicher Nationalstaaten<br />

mit ihren Gesetzen, die Asylsuchende<br />

und ökonomische MigrantIn-<br />

nen aus armen Ländern von ihrem Territorium<br />

fern halten sollen, blüht der<br />

<strong>Frauenhandel</strong> auf. Mehr Menschen<br />

wenden sich an Schlepper oder eben<br />

Frauenhändler, um ihre Migration zu<br />

erleichtern. Eine Migrationspolitik, die<br />

auf geschlossenen Grenzen beruht,<br />

produziert automatisch und bewusst<br />

schon a priori „illegale Migration“. Zusätzlich<br />

waren die historischen <strong>An</strong>fänge<br />

der Migration, wie die englische<br />

Wissenschafterin N. Papastergiadis<br />

aufzeigte, von Sklaverei und Kolonialismus<br />

geprägt, als Menschen aus Afrika<br />

und Lateinamerika zur ökonomischen<br />

Ausbeutung verschleppt wurden. Erst<br />

mit der Industrialisierung migrierten<br />

Menschen aus ländlichen Gebieten in<br />

Städte, während sich heutzutage in der<br />

Ära postmoderner Globalisierung Migration<br />

verändert – durch die Hybridisierung<br />

der Kulturen und Deterritorialisation.<br />

So wurden z.B. in Slowenien mit<br />

einem Gesetzespapier plötzlich Zehntausende<br />

legal lebender Menschen illegalisiert:<br />

Die Flüchtlinge aus Bosnien-<br />

Herzegovina wurden zu „Verschwundenen“.<br />

Die slowenische Regierung musste<br />

diese Maßnahme nach lauten<br />

Protesten der Zivilgesellschaft aber<br />

wieder zurück ziehen.<br />

Simona Zavratnik Zimic betont,<br />

dass Migration auch von individuellen<br />

Wünschen und Motiven handelt und<br />

eben nicht nur von Ökonomie oder Arbeitsmärkten.<br />

Wenn Frauen und Mädchen<br />

keine Überlebensmöglichkeit sehen,<br />

müssen sie ihr Herkunftsland verlassen.<br />

Oft ist die Migration auch ein<br />

emanzipativer Schritt aus erniedrigenden<br />

oder stark einschränkenden Lebens-<br />

frauenhandelthema<br />

links: Jana Costachi (Moldawien),<br />

mitte: Petra Kutalkova (Tschechi-<br />

sche Republik), rechts: Simona<br />

Zavratnik Zimic (Slowenien)<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 17


themafrauenhandel<br />

18 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

umständen. Simona Zavratnik Zimic kritisiert<br />

die Deportation dieser Frauen als<br />

finale Lösung. Der Staat sollte alternative<br />

Möglichkeiten zu Aufenthalt und Integration<br />

anbieten.<br />

Die Florentinische Uniprofessorin<br />

Giovanna Campani erzählt auf der Konferenz,<br />

dass es in den 1960er Jahren, als<br />

die Grenzen relativ offen waren, keine<br />

„Notwendigkeit“ für <strong>Frauenhandel</strong> gab.<br />

Sie meint sogar, dass staatliche Systeme<br />

den <strong>Frauenhandel</strong> propagieren. Die<br />

hohe Rate der Sexindustrie in Westeuropa<br />

erklärt sie mit der kapitalistischen<br />

Ideologie, dass jede und jeder gekauft<br />

werden kann. In Italien werden im Jahr<br />

7.000 bis 14.000 Frauen gehandelt – beinahe<br />

gleich viel wie reguläre Prostituierte!<br />

Traummann. In dem direkt am Meer gelegenen<br />

„Hotel Piran“ rauchen nach einigen<br />

Länderberichten und Vorträgen<br />

trotz der Klimaanlage schon die Köpfe.<br />

Irena Progni ist aus Albanien angereist.<br />

Ihre spitzen, langen Cowboy-Schlapfen<br />

(jeden Tag eine andere Farbe) werden<br />

ausgiebig bewundert. „Die trägt in Albanien<br />

jede. Wir sind überhaupt sehr<br />

modebewusst und tragen am liebsten<br />

alles in weiß“, erzählt die junge Frau<br />

mit den schwarzen langen Haaren und<br />

presst ihre Tasche mit Hunderten von<br />

silbernen Pailletten an sich. Irena Progni<br />

vertritt die Organisation „Land<br />

O’Lakes“, eine riesige Frauenorganisation.<br />

„Beinahe jeden Tag fahre ich von<br />

der Stadt in die ländlichen Gebiete, um<br />

mit den Frauen und Mädchen zu reden<br />

und sie über ihre Menschenrechte und<br />

den Unterschied zwischen Prostitution<br />

und <strong>Frauenhandel</strong> aufzuklären. Dort<br />

gibt es keine Fernseher und viele können<br />

nicht schreiben und lesen. Wir haben<br />

ein Netzwerk von 10.000 Frauen<br />

in den ländlichen Gebieten, die zu Land<br />

O’Lakes gehören“, berichtet Irena<br />

Progni.<br />

Das in Albanien übliche „Verführprinzip“<br />

in den <strong>Frauenhandel</strong> ist sehr<br />

gemein: In entlegenen Dörfern taucht<br />

eines Tages ein reicher „Märchenprinz“<br />

mit einem weißen Mercedes auf, der<br />

sich unter den 13 oder 14-Jährigen Mädchen<br />

eine aussucht, die er angeblich heiraten<br />

möchte. Nach einem „schönen<br />

Ritual“ (Progni) wird das Mädchen nach<br />

Italien verschleppt und endet in der<br />

Zwangsprostitution.<br />

Seit 1991, mit der „Öffnung zur<br />

Welt, die das Verlangen und den Druck<br />

sich an eine Marktökonomie zu adaptieren<br />

nach Albanien brachte“, wie Irena<br />

Progni die politische Veränderung beschreibt,<br />

sind nach Schätzungen von<br />

NGOs jährlich 5.000 bis 30.000 Frauen<br />

und Mädchen zu Opfern des <strong>Frauenhandel</strong>s<br />

geworden. Da es keinen gesetzlichen<br />

Rahmen und keine Koordination<br />

gegen <strong>Frauenhandel</strong> gab, begann Land<br />

O’Lakes im Jahr 2000 verstärkt gegen<br />

den <strong>Frauenhandel</strong> zu mobilisieren und<br />

ihr großes Netzwerk mit rund 10.000<br />

Frauen als Partnerinnen aufzubauen.<br />

Doch auch auf anderem Gebiet tut sich<br />

einiges: Vor zwei Monaten wurde eine<br />

„Gender Draft“ in das Parlament eingebracht<br />

und wird wohl auch beschlossen<br />

werden. Hier sind Maßnahmen enthalten,<br />

die sexuelle und ökonomische Ausbeutung<br />

und vor allem Vergewaltigung<br />

und Mord an albanischen Mädchen<br />

und Frauen erschweren bzw. verhindern<br />

sollen. In einem Frauenzentrum in Tirana<br />

werden von Italien ausgewiesene<br />

Opfer des <strong>Frauenhandel</strong>s betreut und<br />

versteckt. Die „Internationale Organisation<br />

für Migration“ zahlt hier einen<br />

Reintegrationskurs, in dem die Frauen<br />

lernen, Haushaltswaren herzustellen.<br />

Aber Irena Progni zeigt auch den Zusammenhang<br />

zwischen staatlichen Aktivitäten<br />

und <strong>Frauenhandel</strong> auf:„Nach<br />

den letzten Gesetzen zur Migration<br />

wurden nur die Preise für den Transport<br />

teurer. Visa und Pässe kosten mehr, das<br />

können sich nur die Organisationen des<br />

<strong>Frauenhandel</strong>s leisten.“ Da diese Umstände<br />

und dieses Leben für Irena Progni<br />

Alltag und daher nichts Neues sind,<br />

verzieht sich ihr Gesicht nicht einmal,<br />

als sie von den „slave children“ berichtet.<br />

Eine große Zahl an albanischen<br />

und mazedonischen Kindern wird gehandelt,<br />

um Körperorgane heraus zu<br />

operieren und zu verkaufen. Irena hat<br />

selbst eine siebenjährige Tochter, an<br />

die sie ständig denkt und mit der sie<br />

am Abend telefoniert. „Mama, bring<br />

mir unbedingt eine schwangere Barbie<br />

mit“, tönt es aus dem Hörer. „Das ist<br />

jetzt das Neuste. Morgen werde ich hier<br />

in den Geschäften eine suchen“, meint<br />

die Mama und lacht.<br />

Kommunikationsloch. Auch in Mazedonien<br />

sind Frauenorganisationen stark im<br />

Kampf gegen den <strong>Frauenhandel</strong> enga-<br />

giert. Mazedonien gilt aufgrund der<br />

geografischen Lage als Tor nach Griechenland<br />

und damit in die Europäische<br />

Union. Svetlana Milenkova, ein „Public<br />

Relation Offizier“ gegen <strong>Frauenhandel</strong>,<br />

ist verantwortlich für die „Repatriation“<br />

der Opfer, die im Durchschnitt drei bis<br />

vier Wochen in einer Schutzunterkunft<br />

bleiben können. In dieser Unterkunft<br />

werden die Frauen rund um die Uhr von<br />

der Polizei bewacht, sie dürfen sie nicht<br />

verlassen. Von den nach offiziellen Zahlen<br />

690 gehandelten Frauen zwischen<br />

dem Jahr 2000 bis 2003 waren fünfzig<br />

Prozent aus Moldawien und ein Drittel<br />

aus Rumänien. 13 Prozent waren unter<br />

17 Jahre alt und 36 Prozent waren Mütter.<br />

Im letzten Jahr ist die <strong>An</strong>zahl der<br />

Opfer des <strong>Frauenhandel</strong>s stark gestiegen.<br />

Die durchschnittliche Länge der<br />

Zeit, die eine Frau in der Zwangsprostitution<br />

verbringt, bevor sie von der Polizei<br />

gefunden und ausgewiesen wird<br />

oder selbst abhauen kann, beträgt drei<br />

Jahre!<br />

Die „Union der mazedonischen<br />

Frauenorganisationen“ mit einem multiethnischen<br />

Netzwerk von siebzig unabhängigen<br />

Organisationen fordert dringend<br />

die Entwicklung eines Arbeitsmarktes<br />

für junge Frauen, um zumindest<br />

für mazedonische Frauen die<br />

Gefahr, in den <strong>Frauenhandel</strong> zu geraten,<br />

zu verringern. „Momentan erzielen die<br />

Frauenhändler hohe Profite bei geringem<br />

Risiko“, analysiert Svetlana Milenkova,„es<br />

müssen dringend ökonomische<br />

und soziale Faktoren, die den <strong>Frauenhandel</strong><br />

verursachen, lokalisiert und<br />

verändert werden. Viele, die Mazedonien<br />

verlassen, waren schon vorher nicht<br />

integriert und lebten allein mit ihren<br />

Kindern, ohne Arbeit oder Unterstützung<br />

durch das Sozialsystem. Ich glaube<br />

auch, dass das Problem der sogenannten<br />

Kulturen stark übertrieben<br />

wird, die Differenzen sind nicht so groß,<br />

wir sind ethnisch so gemischt – es geht<br />

eher um die Kommunikation.“ Sie erwähnt<br />

auch eine andere heikle Geschichte:Waren<br />

es erst die ausländischen<br />

Soldaten der UN-Truppen, die die<br />

Bordelle besuchten, sind es inzwischen<br />

z.B. im Kosovo zu 46 Prozent einheimische<br />

Männer, die sich an die bezahlte<br />

Variante des Geschlechtsverkehrs gewöhnt<br />

haben.<br />

Petra Kutalkova von der tschechischen<br />

Organisation „La Strada“ berich


tet von einem aufsuchenden Modell gegen<br />

den <strong>Frauenhandel</strong>. Da bei Roma-<br />

Frauen die Risikofaktoren für den <strong>Frauenhandel</strong><br />

in gehäufter Form vorhanden<br />

sind (wie der soziale Ausschluss aus der<br />

Gesellschaft; <strong>An</strong>alfabetismus; informelle<br />

Ein-Tages-Jobs, die vermehrt im <strong>Frauenhandel</strong><br />

enden; Prostitution als Tabuthema<br />

etc.), beschloss La Strada ein Präventionsprojekt<br />

in der Roma-Gemeinde<br />

zu starten. Mit der Osterweiterung werden<br />

sich auch andere Organisationen<br />

und Länder darum bemühen müssen,<br />

Roma-Frauen in ihrer Mobilität und den<br />

Möglichkeiten für den Lebensunterhalt<br />

zu unterstützen. Auch Österreich ist gefordert!<br />

Die Sozialarbeiterin Fevzije Bahar<br />

hat ein Projekt in Vorbereitung.<br />

EU-Glaube. Besonders die Rechtsanwältinnen<br />

oder Jus-Studentinnen unter den<br />

Konferenzteilnehmerinnen glauben an<br />

die großteils positiven Folgen staatlicher<br />

Verantwortung. „Bringt einen Fall<br />

von <strong>Frauenhandel</strong> am Europäischen Gericht<br />

für Menschenrechte durch und<br />

das bringt mehr als einige NGOs, die<br />

nur jammern und sagen, wie schrecklich<br />

alles sei“, fordert die holländische<br />

Journalistin und <strong>An</strong>wältin Ruth Hopkins<br />

ziemlich arrogant und zählt einige Artikel<br />

und Paragrafen im internationalen<br />

Recht auf. Sie trat mit vier gehandelten<br />

Frauen im holländischen Fernsehen auf,<br />

was großes Aufsehen erzeugte. Dies widerspricht<br />

dem Grundsatz vieler Frauenorganisationen,<br />

wie z.B. den „Lateinamerikanische<br />

Exilierten Frauen Österreichs“,<br />

die in Wien gegen den <strong>Frauenhandel</strong><br />

kämpfen, aber die Opfer vor der<br />

Öffentlichkeit beschützen und ihre<br />

Identitäten nicht preisgeben. Ruth Hopkins<br />

schwärmt von der EU und ihren offiziellen<br />

TrägerInnen:„Sie versuchen gerade<br />

Montenegro zu überzeugen, die<br />

Menschenrechte zu akzeptieren.“ Werden<br />

ihr die von Großbritannien geplanten<br />

Abschiebegefängnisse (deportation<br />

camps), mit denen Flüchtlinge z.B.<br />

schon direkt in Albanien fest gehalten<br />

werden sollen, ebenfalls zusagen?<br />

(Österreich ist durch Minister Strasser<br />

in der vorbereitenden Arbeitsgruppe<br />

vertreten)<br />

<strong>An</strong>djelka Markovic, eine <strong>An</strong>wältin<br />

vom Belgrader Zentrum für Menschenrechte,<br />

ist von Hopkins begeistert. Sie<br />

hofft schwer auf die EU:„Wir versuchen,<br />

für uns EU-Standards zu adaptieren.“<br />

Denn in ganz Serbien ist in den letzten<br />

fünf Jahren nur ein einziger Frauenhändler<br />

verurteilt worden, während der gewählte<br />

Ministerpräsident Djindjic von einem<br />

Killer der Organisierten Kriminalität<br />

erschossen wird. Die Strafe, die die EU für<br />

Frauenhändler vorsieht, beträgt sechs bis<br />

zehn, in Serbien nur ein bis zehn Jahre.<br />

In Montenegro löste ein hoher Polizist<br />

eine gesellschaftspolitische Krise<br />

aus, als er ein moldawisches Mädchen<br />

missbrauchte. Das Mädchen selbst wurde<br />

vor Gericht als „unzuverlässige Zeugin“<br />

eingestuft. Im Kosovo gab es nur eine<br />

Verurteilung zweier Polizeibeamter,<br />

was bedeutet, dass kein einziger Soldat<br />

bestraft wurde.„Die Regierungen wollen<br />

angeblich EU-Standards erreichen“, erläutert<br />

<strong>An</strong>djelka Markovic.„Doch es landen<br />

nur so wenige Fälle bei Gericht, und<br />

dann werden die Richter mit Drohungen<br />

eingeschüchtert. Ich schäme mich sehr<br />

für mein Land, da das Geld für Milose-<br />

vics Verteidigung nach Den Haag geschickt<br />

wird, die Opfer von <strong>Frauenhandel</strong><br />

aber nichts erhalten.“ Als „einfache“<br />

Staats- und EU-Bürgerin fragt sich frau<br />

grundsätzlich schon, warum <strong>Frauenhandel</strong><br />

und die großen und kleinen Organisationen<br />

bzw. einzelnen Händler<br />

(zum Teil Verwandte der Frau) so unkontrollierbar<br />

sein sollen? Erhalten wir auf<br />

diese Weise nicht indirekt die staatliche<br />

Botschaft, dass unsere Zivilisation so<br />

verkommen wäre und wir Frauen dringend<br />

von „Vater Staat“ mit seinen Organen<br />

Polizei und Justiz beschützt<br />

werden müssten?<br />

Für die allgemeine menschliche<br />

Ebene stellte die bulgarische Psychologin<br />

Rossanka Venelinova Krasteva,<br />

die mit gehandelten Frauen Therapie<br />

macht, die Frage nach den Wünschen,<br />

Bedürfnissen und Realitäten zum Thema<br />

Liebe. Alleinerzieherinnen, Frauen<br />

mit Gewalterfahrungen in der Familie<br />

oder Partnerschaft, Arbeitslose – diese<br />

Frauen verlassen ihr Land, um anderswo<br />

ihr Glück zu suchen. „Frauen-Netzwerke<br />

stellen unsere hauptsächliche<br />

Philosophie dar, ohne die geht es<br />

nicht“, betont sie. Schwangere Frauen<br />

werden momentan aus Bulgarien nach<br />

Griechenland gehandelt und ohne Baby<br />

zurück geschickt. Es gibt noch keine<br />

gesetzliche Handhabe, um dieses Verbrechen<br />

zu bestrafen. Auch diese Frauen<br />

sind grundsätzlich „loved ones“<br />

(Krasteva), mit dem Recht und dem<br />

Wunsch in Respekt und Würde zu leben.<br />

Vermehrte Mobilität mit weniger<br />

Einschränkungen könnte ihr Überleben<br />

und ihre Lebensmöglichkeiten verbessern.<br />

❚<br />

frauenhandelthema<br />

ganz links: Irena Progni<br />

(Albanien), links: Rossanka<br />

Venelinova Krasteva (Bulgarien),<br />

rechts: <strong>An</strong>djelka Markovic<br />

(Serbien und Montenegro),<br />

ganz rechts: Ruth Hopkins<br />

(Holland)<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 19


asfkommentar<br />

20 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

Fatal system error<br />

Im Juni fand in Linz das zweite Austrian Social Forum statt und es stellt sich die Frage:<br />

Tun ASF und ÖGB dem patriarchalen Kapital ausreichend weh? Ein Kommentar<br />

von Katharina Naggele<br />

Wo tun sich, gemäß dem Motto<br />

der Sozialforen, konkrete<br />

Möglichkeiten des Handelns<br />

hin zu einer anderen Welt auf?<br />

Wo gehandelt werden soll,<br />

muss Position bezogen werden, womit<br />

sich die Sozialforen aufgrund ihrer<br />

Meinungsvielfalt erfahrungsgemäß<br />

schwer tun. Wie die Soziologin Frigga<br />

Haug als Referentin bei der ASF-Veranstaltung<br />

„Streit ums Kopftuch“ analysiert<br />

hat, treten bei diesem Prozess der<br />

Positionsfindung die größten gesellschaftlichen<br />

Widersprüche zutage. Es<br />

ließe sich also auch umgekehrt formulieren:Wo<br />

die Widersprüche am deutlichsten<br />

werden und die Teilnehmenden<br />

des ASF sich am meisten in die<br />

Haare kriegen, dort sind auch Handlungsmöglichkeiten<br />

zu finden.<br />

Kapitalistische Unterdrückung. Äußerst<br />

widersprüchliche Diskussionen im<br />

Vorfeld des ASF lösten der Streit ums<br />

Kopftuch, der Dauerbrenner Palästina-<br />

Solidarität im Spannungsfeld zu <strong>An</strong>tisemitismus<br />

und die Aufforderung<br />

der indischen Schriftstellerin und Friedensaktivistin<br />

Arundhati Roy, Teil des<br />

irakischen Widerstands zu werden,<br />

aus. All diese Fragen können feministische<br />

Diskussionsfelder eröffnen, da<br />

ein „Clash of cultures“ mit einem patriarchalen<br />

Islam, der vor allem mit Frauenrechten<br />

in Konflikt gerät, behauptet<br />

wird. Bei näherer Betrachtung jedoch<br />

kommt frau nicht umhin, als eigentliches<br />

Problem kapitalistisch bedingte<br />

Unterdrückungsmechanismen zu erkennen,<br />

wie Krieg, Besatzung sowie<br />

staatliche und ökonomische Benachteiligung<br />

speziell von MigrantInnen.<br />

Frauenunterdrückung im Kapitalismus<br />

bedeutet kostenlose Reproduktion der<br />

Ressource Arbeitskraft, auf deren Ausbeutung<br />

kapitalistische Produktion basiert<br />

und die Schaffung eines konjunkturabhängig<br />

einsetzbaren, weiblichen<br />

Reservearbeitskräftepools. Daher sind<br />

feministische Forderungen laut Haug<br />

einerseits Störfaktoren, andererseits<br />

innerhalb des Kapitalismus aber nicht<br />

erfüllbar. Nachdem eine Frauenbewegung<br />

für mich derzeit nicht sichtbar<br />

ist, gilt es, feministische Forderungen<br />

dort einzubringen, wo Personen sich<br />

bereits in Bewegung befinden. Das<br />

heißt, wo die Widersprüche offenbar<br />

und nicht mehr lebbar geworden sind,<br />

zu handeln und Position zu beziehen.<br />

Die entscheidende Frage ist also:Was<br />

tue ich, um das System zu erhalten,<br />

und was muss ich tun, um es zu<br />

stören?<br />

Entsolidarisierung. Ein Störfaktor könnte<br />

sein, mit Kopftuch-tragenden Frauen<br />

gemeinsam für die Voraussetzungen<br />

unserer Emanzipation – etwa ein eigenständiges<br />

Aufenthalts- und Arbeitsrecht<br />

– zu streiten, und so einer<br />

gewünschten Entsolidarisierung unter<br />

Frauen entgegenzuwirken. <strong>An</strong>statt zu<br />

fordern, dass sie sich vor Schaffung<br />

dieser Voraussetzungen als – für den<br />

westlichen Geschmack – eindeutig<br />

emanzipiert zu erkennen geben müssen,<br />

oder ihnen gar, wie Autorin Hajrija<br />

Hrustanovi kritisierte, ein Naheverhältnis<br />

zu TerroristInnen zu unterstellen.<br />

In Afghanistan übernehmen Warlords<br />

die Kontrolle, die ihre Waffen über<br />

Drogen- und <strong>Frauenhandel</strong> finanzieren.<br />

Bei der Privatisierung der staatlichen<br />

Betriebe im Irak nach dem Krieg, sind<br />

Frauen wieder die ersten, die ihre Jobs<br />

verlieren. In den USA werden die Sozialausgaben<br />

laufend gekürzt und ins<br />

Militär gesteckt, was vor allem Frauen<br />

betrifft. Viele junge Menschen melden<br />

sich zum Militär, weil es im zivilen Bereich<br />

wenige Chancen für sie gibt –<br />

darunter immer mehr Frauen. Sexuelle<br />

Übergriffe und Vergewaltigungen innerhalb<br />

der Einheiten sind keine Seltenheit.<br />

Berühmt-berüchtigt wurde ein<br />

SoldatInnentreffen der US-Navy im Jahr<br />

1991, bei dem mehrere Soldatinnen<br />

stundenlang den sexuellen Übergriffen<br />

ihrer männlichen Kollegen ausgeliefert<br />

waren.<br />

Die Friedensdemonstrationen im<br />

Westen stören nicht nur das imperialistische<br />

Projekt der USA samt Bündnispartnern,<br />

das ganze Volkswirtschaften<br />

auf Kosten vor allem der Arbeitsplätze<br />

von Frauen vernichtet. Die Solidarisierung<br />

verhindert auch, dass frauenfeindliche,<br />

reaktionäre und/oder islamischfundamentalistische<br />

Kräfte für sich die<br />

einzige Oppositionsstellung behaupten<br />

können. Dabei setzen viele auf die Gründung<br />

des Ramallah Social Forums in<br />

Palästina. ❚<br />

Fo t o s : B e at e S o l t é s z ( l i ) , A rc h i v ( r e )


k inderuni wien<br />

Spielend Lernen<br />

Es ist wieder soweit! Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr dürfen auch<br />

heuer die Sieben bis Zwölfjährigen im Rahmen der KinderuniWien wieder<br />

ran an die wirklich spannenden Fragen der Menschheitsgeschichte. Neben<br />

der bereits bewährten KinderuniWissenschaft gibt es heuer erstmals<br />

auch eine KinderuniKunst. Im Studienbuch, das auch online abrufbar<br />

ist, stehen über 200 Lehrveranstaltungen (Vorlesungen, Seminare,<br />

Workshops und Exkursionen) aus 22 Fachbereichen zur Auswahl. Dass<br />

die Studienplätze für Kinder heuer verdoppelt wurden, ist angesichts des<br />

<strong>An</strong>gebots schlicht eine Notwendigkeit. Fragen wie „Warum sind behinderte<br />

Kinder behindert?“ werden zwischen dem 12. und 16. Juli ebenso<br />

erörtert, wie geschlechterbedingte Bekleidungs- oder Benimm-Regeln.<br />

Fragen wie „Wieso ziehen Buben nur Hosen an, während Mädchen Hosen<br />

UND Röcke tragen?“ oder „Dürfen Mädchen pfeifen und Buben weinen?“<br />

sollten nach dem 16. Juli keine offenen mehr sein. Außerdem dürfen<br />

sich die Kinder einen Tag lang als JournalistInnen versuchen. Für ihre<br />

Teilnahme an den Lehrveranstaltungen erhalten sie nicht nur „Scheine“,<br />

sondern – wie es sich für WissenschafterInnen gehört – auch einen Titel<br />

(mag. univ. iuv.), der ihnen im Rahmen eines gemeinsamen Sponsionsfestes<br />

feierlich verliehen wird. <strong>An</strong>meldungen für die einzelnen Lehrveranstaltungen<br />

werden noch bis 11. Juli entgegengenommen. Die Teilnahme<br />

ist übrigens kostenlos. Noch Fragen? bik<br />

Informationen und Studienbuch online: http://www.kinderuni.at<br />

eu<br />

Neue Ausschreibungen<br />

Das noch bis 2006 laufende EU-Arbeitsprogramm „Wissenschaft und Gesellschaft“<br />

verfügt über ein Gesamtbudget von 80 Mio. Euro und orientiert<br />

sich an drei Schwerpunkten: verbesserte Kommunikation zwischen<br />

Wissenschaft und Gesellschaft, Sicherung ethischer Grundprinzipien in<br />

der Forschung und Förderung der Geschlechtergleichheit. Projektideen<br />

für die beiden letztgenannten Schwerpunkte können noch bis 30. September<br />

eingereicht werden. Zusätzlich gibt es so genannte „Calls for Tenders“<br />

für den Bereich „Women and science“. Der genaue Ausschreibungstext<br />

und das gesamte Arbeitsprogramm sind auf der Website des BIT<br />

(Büro für Internationale Forschungs- und Technologiekooperation) unter<br />

www.bit.ac.at/science-society/index.htm abrufbar. Das BIT informiert<br />

übrigens kostenlos und gezielt über Projekte und Kooperationsmöglichkeiten<br />

und berät bei der Formulierung von Projektvor<strong>schläge</strong>n. Also ran<br />

an die Forschungsgelder der EU! bik<br />

node<br />

Demokratie erforscht<br />

Das Forschungsprogramm „node“ (New Orientations for Democracy in<br />

Europe) des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst<br />

bemüht sich um eine <strong>An</strong>näherung an die Zukunft der gesamteuropäischen<br />

Demokratie. Im Zentrum steht dabei die Frage „Wie und von wem<br />

werden künftig in Europa sozial- und kulturpolitische Entscheidungen<br />

getroffen?“ <strong>An</strong>gesichts der nationalen, ethischen, kulturellen und religiösen<br />

Vielfalt Europas bestimmt keine einfache Frage, der hier in interdis-<br />

an.risswissenschaft<br />

ziplinären Forschungsteams nachgegangen werden soll. Am 4. Juni wurden<br />

die einzelnen Forschungsprojekte der Öffentlichkeit präsentiert. Für<br />

Frauen ist nicht nur das Prinzip der expliziten Frauenförderung, das für<br />

alle Projekte gilt, von Interesse, sondern auch das Projekt „Gendersensitive<br />

Governance im Bereich Verkehr und Mobilität“, zumal der Themenbereich<br />

Verkehrsplanung und -politik als ausgewiesene Männerdomäne<br />

gilt und deshalb als exemplarisch für die Unterrepräsentation von Frauen<br />

in Entscheidungsgremien betrachtet werden kann. Eine <strong>An</strong>alyse der Ursachen<br />

für den geringen Frauenanteil und die Entwicklung von gendergerechten<br />

Modellen in diesem Bereich sind deshalb unbedingt notwendig.<br />

Insgesamt eine durchaus begrüßenswerte, bewusstseinsbildende<br />

Maßnahme. Schließlich sind auch wir Frauen Europa. bik<br />

http://www.node-research.at<br />

frauenehrung<br />

Possanner-Preise 2003<br />

Bereits zum vierten Mal wurde heuer der Gabriele Possanner-Staatspreis<br />

vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst vergeben.<br />

Die Jury, der u.a. Johanna Dohnal und Eva Kreisky angehörten, hat sich<br />

dieses Mal für das Lebenswerk der Grazer Philosophin, Historikerin und<br />

Soziologin Elisabeth List entschieden. Deren Forschungsarbeit stützt sich<br />

bereits seit den frühen 1980er Jahren auf feministische Theorien. Die<br />

Possanner-Förderungspreise gingen an Gabriele Habinger und Gabriele<br />

Michalitsch. Die nächste Ausschreibung erfolgt 2005! bik<br />

nachtrag<br />

FEMtech-Datenbank<br />

Foto: Petra Spiola/B. Noll<br />

FEMtech, das Förderungsprogramm des Bundesministeriums für Verkehr,<br />

Innovation und Technologie haben wir bereits in unserer letzten Ausgabe<br />

vorgestellt. Jetzt folgt anlässlich des Online-Ganges einer eigenen Expertinnen-Datenbank<br />

ein kurzer Nachtrag: Wissenschafterinnen können<br />

sich künftig (voraussichtlich ab Sommer 2004) unter www.femtech.at<br />

kostenlos in diese Datenbank eintragen, um ihr Interesse zu bekunden<br />

für künftige Forschungsprojekte zur Verfügung zu stehen. bik<br />

Weitere Informationen auch unter: http://www.bmvit.gv.at und http://www.fforte.at<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 21


Fo t o : A rc h i v<br />

wissenschaftforum<br />

Die Diplomarbeit „queer. contexts.<br />

Die wesentlichen Inhalte der Queer<br />

Theory, ihr politischer und theoretischer<br />

Entstehungskontext und ihre<br />

Rezeption in Österreich.“ wurde<br />

von Christine Klapeer 2003 am<br />

Institut für Politikwissenschaft an<br />

der Universität Innsbruck verfasst.<br />

22 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

Kritisch queer denken<br />

Queer theories sind international bereits Teil der politischen Theorie. Christine Klapeer<br />

geht der Frage nach, welchen Platz sie u.a. auch in Österreich einnehmen.<br />

Queer ist chic, queer ist in,<br />

queer ist „hip“ und „modern“.<br />

Identitätspolitik ist out und<br />

„Frauen“ gibt es sowieso nicht<br />

mehr – alles ist konstruiert. In<br />

sind Begriffe wie „Pansexualität“ und<br />

„Hermaphrodykes“ – deshalb: bloß nicht<br />

mehr von Lesben und Schwulen reden.<br />

Feministische Strategien und Theorien<br />

gelten allesamt als essentialistisch und<br />

verstaubt und die „Kritische Theorie“ als<br />

überholt – einzig die Queer Theory ist<br />

neu und außergewöhnlich. Diese überzeichnete<br />

und überspitzte <strong>An</strong>einander-<br />

reihung von Beschreibungen und Aussagen<br />

begegnete mir häufig im Diskurs<br />

über die Queer Theory. Aber auch ich<br />

selbst war und bin begeistert von den<br />

neuen theoretischen Perspektiven, die<br />

sich mir durch <strong>An</strong>sätze der Queer Theory<br />

eröffnen. Es fasziniert mich, wie sehr<br />

sich dadurch mein Blick auf scheinbar<br />

„natürliche“ Kategorien und Gegebenheiten<br />

verändert hat.<br />

Trotzdem wollte ich mich nicht in<br />

eine unreflektierte „Queer-Euphorie“<br />

einreihen. Denn Wissenschaft bedeutet(e)<br />

für mich, Fragen zu stellen und In-<br />

Frage-Stellen – auch jene Theorien und<br />

<strong>An</strong>sätze mit denen ich affirmativ arbeitete.<br />

Deshalb war dieses „In-Frage-Stellen“<br />

mein persönlicher Ausgangspunkt<br />

in meiner Diplomarbeit und der kritischen<br />

Beschäftigung mit den politischen<br />

und theoretischen Entstehungskontexten<br />

der Queer Theory.<br />

Queere Stichworte. Poststrukturalismus,<br />

Dekonstruktion, Foucault, Derrida, die<br />

spezifische Entwicklung der Lesbenund<br />

Schwulenbewegung in den USA,<br />

AIDS – in diesen Kontexten begegneten


mir in der Fachliteratur immer wieder<br />

partikuläre Beschreibungen über die<br />

Entstehungsgeschichte von queer. Was<br />

mir fehlte, war eine systematische <strong>An</strong>alyse<br />

der Entstehungskontexte und eine<br />

Zusammenführung ihrer wechselseitigen<br />

Interdependenz. Letztlich lässt sich<br />

jedoch, und das ist ein kleines Fazit meiner<br />

Arbeit, der spezifische Bedeutungsgehalt<br />

von queer, sowohl in theoretischer<br />

als auch in politischer Hinsicht,<br />

nicht in seinem vollen Umfang erfassen,<br />

ohne seinen spezifischen Entstehungszusammenhang<br />

zu kennen. Gerade<br />

weil die Verwendung des queer-Begriffs<br />

im deutschsprachigen Kontext<br />

durchaus problematisch ist bzw. der Begriff<br />

queer hierzulande oft rezipiert<br />

wird, ohne Kenntnis von seiner besonderen<br />

theoretischen und politischen<br />

Einbettung in den US-amerikanischen<br />

Diskurs zu haben, erschien es mir wichtig<br />

vorerst diesen Fragen systematisch<br />

nachzugehen.<br />

Begiffs-Geschichte. Ein ausführlicher<br />

Überblick über den politischen und<br />

bewegungsgeschichtlichen Entstehungskontext<br />

von queer und seine<br />

spezifische zeitgeschichtliche Einbettung<br />

in die Entwicklung der US-amerikanischen<br />

Lesben- und Schwulenbewegung<br />

steht deshalb am Beginn<br />

meiner Arbeit. Dabei machte ich mich<br />

auch auf die Suche nach signifikanten<br />

politischen und sozialen Ereignissen<br />

und Bedingungen und zeichnete den<br />

Prozess der Verschiebung von gay zu<br />

queer nach.<br />

Im <strong>An</strong>schluss daran tauchte ich in<br />

die eigentliche Materie, den spezifischen<br />

Theoriehorizont der Queer Theory,<br />

ein. Dazu wählte ich (post)strukturalistische<br />

und dekonstruktivistische Begrifflichkeiten<br />

und stellte die bereits<br />

etablierte sex-gender Trennung in der<br />

feministischen Theorie und auch<br />

schwul/lesbische <strong>An</strong>sätze dar, um zu<br />

zeigen, dass queere <strong>An</strong>sätze in einer<br />

ideengeschichtlichen Tradition stehen.<br />

Sie haben eine theoretische Entwicklungsgeschichte<br />

und einen spezifischen<br />

Entstehungshorizont. Sie sind nicht, wie<br />

oft fälschlicherweise suggeriert wird,<br />

plötzlich als „das Neue“ aus dem Nichts<br />

entstanden.<br />

Spannungen. Die Kontextualisierung von<br />

queer bedeutet deshalb, auf eine kritische<br />

Art und Weise mit Inhalten umzugehen,<br />

die in einer Wissenstradition<br />

stehen, auf deren Hintergrund sich<br />

queere Kritik entfalten kann, zu bedenken.<br />

In meine <strong>An</strong>alyse floss aber nicht<br />

nur die wechselseitige Beeinflussung<br />

von Entstehungs- und Theoriekontext<br />

mit ein. Sie stellt vielmehr auch die<br />

queeren Perspektiven auf Identitäten,<br />

Geschlechtlichkeit und Sexualität dar<br />

– der queeren politischen agencies<br />

in Form von Genderparodien und in<br />

sprachlich-symbolischen Resignifizierungen.<br />

Schließlich sollte deutlich<br />

werden, dass queer in einem Spannungsfeld<br />

von Sexualpolitiken und<br />

Geschlechterpolitiken im Kontext der<br />

Identitätsproblematik sozialer Bewegungen<br />

entstanden ist. Deshalb können<br />

und sollen sich queere auch mit<br />

lesbisch/schwulen und transgender<br />

Forderungen und <strong>An</strong>alysen, wie auch<br />

mit feministischen verknüpfen und<br />

überschneiden.<br />

Critical Queer. Während des Schreibens<br />

war mir besonders wichtig, die Queer<br />

Theory und andere Theorien nicht unhinterfragt<br />

wiederzugeben, sondern<br />

mit meinem eigenen feministischen<br />

und sozialwissenschaftlichen bzw. politikwissenschaftlichen<br />

Hintergrund<br />

kritisch zu hinterfragen. Das Prinzip<br />

von queer ernst zu nehmen, bedeutete<br />

für mich deshalb auch, zu analysieren,<br />

wie queer in die hegemoniale und<br />

dominante Macht- und Herrschaftsdiskurse<br />

eingebetet ist und danach zu<br />

fragen, wie der Gewinn an Freiheiten,<br />

den Queer Theory anstrebt, im Kontext<br />

von kapitalistischen Vergesellschaftungsprozessen<br />

erreicht werden<br />

kann bzw. in welchem Zusammenhang<br />

queer zur Warenförmigkeit von<br />

Sexualität und zu neoliberalen <strong>An</strong>forderungen<br />

wie der Flexibilisierung<br />

(post)moderner Lebensweisen steht.<br />

Queer-Konzepte und die Queer Theory<br />

werden weder als eindeutig progressiv<br />

und gut dargestellt, noch als<br />

Ganzes verworfen. Stattdessen wird<br />

eine reflektierte und durchaus auch<br />

kritische Perspektive auf queer geboten,<br />

die sowohl Chancen für eine<br />

fruchtbare Nutzung in einem sozialwissenschaftlichen<br />

und feministischen<br />

Kontext deutlich macht, als<br />

auch die Schwächen und Lücken von<br />

queer aufzeigt.<br />

Queer in Österreich. Welche Probleme<br />

und Möglichkeiten entstehen aber,<br />

wenn meine Überlegungen zu Queer<br />

Theory und Queer Politics auf den<br />

deutschsprachigen Diskurs und da<br />

konkret auf Österreich bezogen werden?<br />

Deshalb stellte ich im zweiten<br />

Teil meiner Arbeit die Frage nach der<br />

hiesigen Rezeption queerer Theorien<br />

und <strong>An</strong>sätze: Auf welche politischrechtlichen,<br />

gesellschaftlichen und<br />

bewegungsgeschichtlichen Rahmenbedingungen<br />

trifft queer in Österreich?<br />

Welche Unterschiede bestehen<br />

zwischen der US-amerikanischen und<br />

österreichischen Entwicklung der<br />

Lesben- und Schwulenbewegung?<br />

Findet die Queer Theory in Österreich<br />

Eingang in den akademischen<br />

Diskurs? Gibt es unterschiedliche<br />

Wissenschaftstraditionen, die diese<br />

Rezeption beeinflussen?<br />

Dabei zeigte sich, dass sich queere<br />

<strong>An</strong>alysen und Politiken nicht so leicht<br />

auf den deutschsprachigen – insbesondere<br />

den österreichischen – Kontext<br />

übertragen lassen, da sich der bewegungsgeschichtliche<br />

und wissenschaftlich-theoretische<br />

Hintergrund<br />

in vielen Punkten von jenem in den<br />

USA unterscheidet. Mit der späteren<br />

Formierung der Lesben- und Schwulenbewegung<br />

in Österreich und folglich<br />

anderen politischen Diskursen<br />

und Praxen, einer differenten Wirkung<br />

von AIDS auf die Bewegung, aber auch<br />

wegen einer anderen Ausrichtung der<br />

Frauen- und Geschlechterforschung<br />

und der Marginalisierung und Nicht-<br />

Institutionalisierung von „Lesbian and<br />

Gay Studies“ unterscheiden sich die<br />

Rahmenbedingungen für die Aufnahmen<br />

queerer <strong>An</strong>sätze in Österreich<br />

wesentlich von jenen in den USA. Das<br />

wirkt sich nicht nur auf die Rezeption<br />

von Queer Theory und Queer Politics<br />

in der akademischen Lehre, sondern<br />

auch in der österreichischen Schwulen-,<br />

Lesben- und Transgenderbewegung<br />

aus. ❚<br />

forumwissenschaft<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 23


an.sage<br />

Teurer Unisex?<br />

EU-Richtlinien könnten unterschiedliche Versicherungstarife für Frauen und Männer bald zu<br />

Fall bringen. Das ist recht so, meint ÖGB-Bundesfrauensekretärin Sylvia Ledwinka – aber<br />

nicht billig, kontert Marita Roloff von der Allianz Gruppe<br />

Sylvia Ledwinka<br />

Die Ungleichbehandlung durch private Versicherungen soll gemäß<br />

einer EU-Richtlinie zur Gleichbehandlung von Frauen und<br />

Männern „beim Zugang zu und der Versorgung mit Gütern und<br />

Dienstleistungen“ beseitigt werden. <strong>An</strong>stelle geschlechtsspezifisch<br />

unterschiedlich hoher Prämien – oder Leistungen – soll es einheitliche<br />

Unisex-Tarife geben. Frauen zahlen derzeit in Österreich zwar für Kfz-,<br />

Unfall- und Ablebensversicherungen niedrigere Prämien, für die private<br />

Altersvorsorge und für die Lebensversicherung müssen sie dagegen<br />

wesentlich mehr auf den Tisch legen. Die private Krankenversicherung<br />

kostet sogar um bis zu fünfzig Prozent mehr: Denn Schwangerschaft gilt<br />

als „Risiko“, für das es hohe Zu<strong>schläge</strong> gibt. Kinder sind nicht nur Frauensache<br />

– die Kosten für Schwangerschaft und Geburt dürfen nicht einseitig<br />

den Frauen angelastet werden. Ebenso ist die Begründung für die<br />

höheren Frauentarife bei den Lebensversicherungen, nämlich jene, dass<br />

Frauen im Durchschnitt länger leben, überholt. Wie lange man bzw. frau<br />

lebt, hängt vor allem von der Lebensweise ab: Fettes Essen, zuviel Alkohol<br />

und Rauchen zählen zu den häufigsten Verursachern eines frühen<br />

To-des. Auch die körperliche Belastung ist mitentscheidend für die Lebenserwartung.<br />

Das Geschlecht spielt dagegen eine minimale Rolle. Geschlechtsspezifisch<br />

unterschiedliche Prämien beruhen damit auf einer<br />

Milchbubi-Rechnung 1 . Sie sind für die Versicherungen bequem, aber<br />

nicht gerecht.<br />

Die Einführung von Unisex-Tarifen brächte für Frauen möglicherweise<br />

eine Verteuerung bestimmter Versicherungsprodukte (Kfz,..), insgesamt<br />

aber eine Entlastung. Das sieht auch die EU-Kommission so. In den Erläuterungen<br />

ihres Richtlinien-Entwurfs weist sie darauf hin, dass ein Verbot<br />

geschlechtsspezifischer Berechnungsfaktoren zu keiner allgemeinen Erhöhung<br />

der Prämien oder einer Herabsetzung der Renten führen würde.<br />

Dennoch setzen die Versicherungen auf Panikmache und behaupten, private<br />

Versicherungen würden durch Unisex-Tarife für alle wesentlich teurer.<br />

Dass sie ihren Berechnungen besonders ungünstige <strong>An</strong>nahmen zugrundelegen,<br />

wird nicht dazu gesagt. Die Regierung ist den Versicherungen willig<br />

auf den Leim gegangen: Beim Treffen der EU-Sozialminister <strong>An</strong>fang Juni<br />

zählte Österreich zu den Hardlinern unter den 25 Mitgliedsstaaten. Sozialminister<br />

Haupt lehnte die Zustimmung zur Unisex-Richtlinie und damit<br />

zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern ab. Doch damit die Richtlinie<br />

beschlossen werden kann, ist die Zustimmung aller Mitgliedsstaaten<br />

nötig:Wir ÖGB-Frauen werden weiter dafür kämpfen. ❚<br />

24 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

Marita Roloff<br />

Kommentare müssen nicht<br />

mit der Redaktionsmeinung<br />

übereinstimmen.<br />

Die Einführung von Unisex-Tarifen im Versicherungswesen besticht<br />

auf den ersten Blick:<br />

Eine Vereinheitlichung der Prämiensummen für Männer und<br />

Frauen in allen Versicherungsbereichen soll die Gleichstellung beider<br />

Geschlechter gewährleisten. Monetäre Unterschiede bei den Versicherungsprämien<br />

gehörten damit der Vergangenheit an. Theoretisch wird<br />

die Idee der Gleichstellung der Frauen – im Speziellen bei der Rentenversicherung<br />

– verfolgt, in der Praxis könnten jedoch finanzielle Mehrbelastungen<br />

und Ungleichbehandlung für beide Geschlechter in etlichen<br />

Sparten die Folge dieser Umstellung sein.<br />

Gegenwärtig zahlen Frauen bei Renten- und Krankenversicherungen<br />

mehr, während sie aufgrund eines geringeren durchschnittlichen<br />

Risikos im Bereich der Kfz- und Unfallversicherungen mit niedrigeren<br />

Prämien begünstigt werden. Die geschlechterspezifische Divergenz der<br />

Bemessung beruht jedoch nicht auf einer willkürlichen Kategorisierung<br />

„Mann oder Frau“ durch die Versicherungen, sondern auf den diesen<br />

Risikogruppen zugrunde liegenden objektiven Bewertungskriterien. So<br />

wirkt sich beispielsweise die durchschnittlich höhere Lebenserwartung<br />

der Frauen ebenso auf die Preisfestsetzung bei Rentenversicherungen<br />

aus, wie die statistisch höhere Risikobereitschaft der Männer auf Kfz-<br />

Versicherungen.<br />

Versicherungsgesellschaften sind keine Non-Profit-Organisationen<br />

und ihre Preisfestsetzungen orientieren sich an der Risikodeckung.<br />

Nachdem die neuen Unisex-Tarife nur für Neuverträge gelten würden,<br />

würde folgendes passieren:<br />

Männer blieben in dem für sie günstigeren alten Tarifrecht, Frauen<br />

wechselten in Scharen zu den neuen für sie günstigeren Tarifen. Die Folge<br />

davon: Das Risiko in diesen Tarifgemeinschaften würde sich bald ähnlich<br />

darstellen wie vorher in den „alten“ Frauentarifen, da ja eine gleiche<br />

bzw. ähnliche Zusammensetzung vorhanden wäre. Dem Risiko entsprechend,<br />

würden sich auch die Preise wieder anpassen. In Summe wäre<br />

daher für alle Beteiligten wenig gewonnen. ❚<br />

1 Copyright Frankfurter Rundschau, 28. April 2004


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TechWoman<br />

Es ist kein Geheimnis, dass Frauen in der Technik immer noch in der Minderheit<br />

sind. Umso wichtiger ist es, gerade sie ins Rampenlicht zu stellen.<br />

Diese Idee verfolgt der Sonderpreis TechWoman-of-the-Year innerhalb<br />

des ersten österreichischen Automationspreises „Leonardo“. Der zu<br />

vergebende Sonderpreis für Frauen in der Technik soll jene Frauen als<br />

Leitbilder positionieren, die durch besondere technische Leistungen ihren<br />

Stellenwert in einem nach wie vor von Männern dominierten Bereich<br />

unter Beweis gestellt haben. Das Besondere an diesem Preis: die Bewerberinnen<br />

müssen nominiert werden und können nicht selbst einreichen.<br />

Katharina Böcskör, Marketing Managerin der Festo GesmbH und<br />

Ideengeberin des Awards: „Wenn in Ihrem Team eine besonders engagierte<br />

Elektrotechnikerin, Maschinenbauerin oder Mechatronikerin auffällt<br />

– ihrer Nominierung steht nichts im Wege!“ Einreichfrist ist der 15.<br />

Juli 2004 – Die Preisverleihung findet im Rahmen der Smart Automation<br />

am 7. Oktober in Linz statt. svh<br />

Infos: Silvia Muik, Reed Messe Wien GmbH, 1,. Messeplatz 1, T. 01/727 20, e-mail: silvia.muik@messe.at,<br />

http://www.leonardoaward.at<br />

projekt<br />

Integrative Gesundheitsförderung<br />

Welche Rollen weist unsere Gesellschaft Frauen und Männern mit Behinderung<br />

zu? Wie sind die Folgen für das Berufsleben? Um <strong>An</strong>tworten<br />

auf diese Fragen zu finden, führt das Frauengesundheitszentrum Graz<br />

von Mai bis Dezember 2004 im Auftrag des Bundessozialamtes das Forschungsprojekt<br />

„be gender“ durch. Das „be“ steht für Behinderung, „gender“<br />

meint das soziale Geschlecht – und damit alle Erwartungen und Vorstellungen,<br />

die eine Gesellschaft an Frauen und Männer knüpft. Schwerpunkt<br />

der Untersuchung ist, ob und wo im Berufsleben Unterschiede<br />

zwischen Frauen und Männern mit Behinderung bestehen. Danach werden<br />

geschlechtsspezifische Maßnahmen für die benachteiligtere Gruppe<br />

entwickelt.<br />

Zu Projektabschluss im Dezember dieses Jahres wird das Frauengesundheitszentrum<br />

die Ergebnisse veröffentlichen. Eine Präsentation<br />

im Jänner 2005 soll das Forschungsprojekt „be gender“ abschließen<br />

und <strong>An</strong>stöße zur geschlechtsspezifischen Weiterarbeit geben. svh<br />

Infos: Felice Gallé, T. 0316/83 79 98, e-mail: felice.galle@fgz.co.at<br />

ausbildung<br />

Netzwerktechnik<br />

Das abzwien bietet im Rahmen der ersten Cisco-Frauenakademie (First<br />

Austrian Women Cisco Networking Academy) eine Ausbildung zur Cisco<br />

Certified Networking Associate (CCNA). Die praxisnahe Ausbildung im<br />

Bereich Netzwerktechnik, die sich sowohl an berufstätige als auch an<br />

arbeitslose Frauen richtet, erfolgt als Abendkurs in vier Modulen zu je<br />

siebzig Einheiten. Frauengerechte Didaktik und Methodik, wie geschlechtergerechter<br />

Sprachgebrauch und die Rücksichtnahme auf frauenspezifische<br />

Lebensumstände, sind Grundsätze in der Ausbildung. Im Sinne<br />

der Vorbildwirkung werden – wenn möglich – ausschließlich Trainerinnen<br />

eingesetzt. Den Kursteilnehmerinnen steht der Studienplan web-basiert<br />

an.rissarbeit<br />

zur Verfügung, sodass bei bestehendem Internetzugang auch ein Lernen<br />

von zu Hause aus möglich ist. Mitzubringen sind Grundkenntnisse<br />

in Windows, Internet und Englisch. Zusätzlich zum Kurs kann frau mit<br />

einem Personal Coach ihr zukünftiges Berufsbild erarbeiten oder wichtige<br />

Fertigkeiten wie Kommunikationsfähigkeit, Konfliktmanagement und<br />

Zeitmanagement trainieren. Die Kosten belaufen sich auf 919 Euro pro<br />

Modul. Es gibt jedoch Fördermöglichkeiten durch waff (Wiener ArbeitnehmerInnen<br />

Förderungsfond), AMS (Arbeitsmarktservice) Wien oder<br />

ESF (Europäischer Sozialfond). svh<br />

Kontakt: First Austrian Women Cisco Networking Academy, Claudia Behr, T. 01/595 21 55-55,<br />

e-mail: cisco-academy@abzwien.at, http://www.abzwien.at<br />

Infotag: Do, 15.7., 18.00 Uhr im abzwien.cybercenter, Gumpendorferstraße 83, 1060 Wien<br />

sexarbeit<br />

Internationaler Hurentag<br />

Foto: Grüne Frauen Wien<br />

Sexarbeit ist immer noch ein tabuisiertes Thema, und ihre Betreiberinnen<br />

sind unterschiedlichen Ausgrenzungsmechanismen wie Marginalisierung,<br />

Stigmatisierung, Kriminalisierung und der Doppelmoral der Gesellschaft<br />

ausgesetzt. <strong>An</strong>lässlich des Internationalen Hurentages initiierten<br />

die Grünen Frauen Wien unter der Federführung von Frauensprecherin<br />

Monika Vana gemeinsam mit den Fraueninitiativen LEFÖ (Beratung,<br />

Bildung und Begleitung für Migrantinnen), SILA (Beratungsstelle<br />

für Prostituierte) und AUS (Ausstiegsprojekt) am 2. Juni 2004 eine Aktions-<br />

und Informationsveranstaltung vor dem Wiener Westbahnhof.<br />

Mit Musik, der kostenlosen Verteilung von Kondomen und umfangreichem<br />

Infomaterial machten die verschiedenen Fraueninitiativen auf die<br />

Situation der Sexarbeiterinnen aufmerksam. Darüber hinaus fordern sie<br />

menschlichere Rahmenbedingungen, wie die volle <strong>An</strong>erkennung der Sexarbeit<br />

als Erwerbszweig; Aufhebung der Meldepflicht bei der Sicherheitspolizei;<br />

Entkoppelung von Sexarbeit und Sittenwidrigkeit in den Gesetzen;<br />

Veränderungen im Arbeits-, Vertrags- und Sozialversicherungsrecht,<br />

sowie die Sicherung einer eigenständigen Lebensmöglichkeit<br />

von Sexarbeiterinnen und aktive Ausstiegshilfe. Während der viereinhalbstündigen<br />

Veranstaltung entstanden lebhafte und inhaltlich<br />

spannende Diskussionen zwischen PassantInnen und Initiatorinnen;<br />

die Atmosphäre war laut einer SILA-Mitarbeiterin „lässig“. svh<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 27


arbeitgrafikerinnen<br />

28 an.<strong>schläge</strong>mai 2004<br />

Co l l a g e : M a n u e l a B a r t h , 2 0 0 4<br />

Frauen-Bilder<br />

Feministische Grafikerinnen sprachen mit Martina Madner<br />

über Beruf, Sexismus und Vernetzung.<br />

„Offener Sexismus wird heute<br />

meist erkannt, deshalb ist es<br />

wichtiger, verdeckten Sexismus<br />

offenzulegen, eine ständig präsentierte<br />

subtile hierarchisierte<br />

Geschlechterordnung“, meint Barbara<br />

U. Schmidt, Assistentin am Institut für<br />

Medien der Kunst-Uni Linz. Sie ist neben<br />

der Künstlerin Manuela Barth beteiligt<br />

an einer Vortragsperformance,<br />

die <strong>An</strong>fang Juni in der DOKU-Graz zu<br />

sehen war. Das Duo, das sich seit 1999<br />

unter dem Titel „LaraCroft:ism“ mit Geschlechterverhältnissen<br />

im Umfeld von<br />

neuen Technologien auseinandersetzt,<br />

zeigte im Rahmen der Reihe „Sexistische<br />

Werbung – die alltägliche Zumutung“,<br />

wie es um Frauen- und Männerbilder<br />

in der Technik und IT-Branche bestellt<br />

ist. „Hier gibt es auf den ersten<br />

Blick viele erfolgreiche Frauen. Diese<br />

mediale Gleichheitsrhetorik verschleiert<br />

aber die noch immer sehr traditionellen<br />

Zuschreibungen: Frauen werden z.B.<br />

Softskills wie Flexibilität und Kommunikation<br />

zugewiesen, während Kernkompetenzen<br />

wie Zuverlässigkeit und Knowhow<br />

weiterhin ausschließlich männlich<br />

repräsentiert werden“, schätzt die<br />

Medientheoretikerin Schmidt den Zustand<br />

der Werbung ein,„Frauen werden<br />

nicht als IT-Schaffende und Weiterentwickelnde<br />

gezeigt, sondern auf die <strong>An</strong>wendung<br />

reduziert. Das bedeutet, dass<br />

Frauen zwar nicht mehr außerhalb der<br />

Technik gesehen wird, aber innerhalb<br />

des Technik-Bereichs durchaus ein gendergap<br />

verläuft.“ Wie aber sehen das jene,<br />

die an der Produktion der Bilder beteiligt<br />

sind? Die dafür sorgen, dass Texte<br />

in <strong>An</strong>zeigen, Büchern, Katalogen usw.<br />

auf die „richtige“ Art und Weise visualisiert<br />

werden?<br />

Grafischer Feminismus. „Die Werbung ist<br />

kein besonders frauenfreundliches Gebiet<br />

und ein feministisches schon gar<br />

nicht“, urteilt die Grafikerin Eveline<br />

Wiebach, „Werbung denkt sehr stark in<br />

Klischees, ist aber auch ein Spiegel der<br />

Zeit. Sie zeigt, wo die Gesellschaft<br />

steht, die aktuellen Rollen von Frauen<br />

und Männern. Sie drängt die Frauen<br />

aber auch in gewisse Rollenbilder rein,<br />

die ich nicht so gut finde.“ Denn Werbung<br />

beeinflusse auch das reale Frauenbild,<br />

nicht nur das der Frauen, sondern<br />

auch wie Männer über Frauen<br />

denken. Die selbstständige Grafik-Designerin,<br />

die vor einem Jahr gemeinsam<br />

mit ihrem Mann Thomas und ihrer<br />

Freundin Susi Klocker „LIGA: graphik<br />

design“ gegründet hat, war viele Jahre<br />

als artdirectorin in Werbeagenturen<br />

tätig. Obwohl sie sich nicht daran erinnern<br />

kann, selbst jemals in die Verlegenheit<br />

gekommen zu sein, ein frauenfeindliches<br />

Sujet umsetzen zu müssen,<br />

sieht sie in der Selbstständigkeit Vorteile:„Selbstständige<br />

Grafikerinnen haben<br />

natürlich schon mehr Spielraum.<br />

Da kann man weitestgehend selber bestimmen,<br />

für wen man arbeitet und<br />

zweitens kann man auch beeinflussen,<br />

was man macht. Da versuche ich schon<br />

in der Ideenfindung keine frauenfeindlichen<br />

Dinge zu machen.“<br />

Der Feminismus in der Arbeit wird<br />

auch in der Auswahl der Projekte sichtbar.<br />

So arbeitet Eveline Wiebach beispielsweise<br />

mit der Geschäftsführerin<br />

vom Verein Autonomer Frauenhäuser,<br />

Maria Rösslhumer, zusammen. Sie<br />

macht für den Verein verschiedene grafische<br />

Arbeiten – Broschüren, Buchcover<br />

oder Plakate – und bezeichnet diesen<br />

Bereich als „den aktiven Feminismus“ in<br />

ihrer Arbeit. Wiebachs feministisches<br />

Leben beschränkt sich aber nicht darauf:„Für<br />

mich ist das feministische Thema<br />

omnipräsent. Das fließt in die Arbeit<br />

ein. Aber es ist nicht so, dass ich mir<br />

denke, ich muss die Arbeit überprüfen,<br />

ob sie feministisch ist oder nicht. Feminismus<br />

ist für mich eine Lebenshaltung,<br />

die sich auf alle Lebensbereiche<br />

auswirkt. Das kann man nicht auf Grafik<br />

beschränken.“<br />

Von ähnlichen Erfahrungen kann<br />

auch <strong>An</strong>drea Gadler, Grafikerin und Lay-


outerin der an.<strong>schläge</strong> berichten:„Ich bin<br />

in Werbeagenturen immer öfter mit sexistischen<br />

Bildern konfrontiert worden.<br />

Ich kann mich an ein Plakat erinnern,<br />

das eine Frau mit einem Schwert zwischen<br />

den Beinen zeigte. Ronald Seunig<br />

hat damit vor einigen Jahren unter dem<br />

Titel ,Produkteinführung’ seinen Excalibur-Themenpark<br />

beworben. Da hat es<br />

mir dann gereicht!“ Deshalb ist <strong>An</strong>drea<br />

auch froh, heute selbstständig und in<br />

einem feministischen Umfeld zu arbeiten.<br />

„Bei den an.<strong>schläge</strong>n kommt so etwas<br />

natürlich nicht vor“, meint sie und<br />

grinst.<br />

Grafikerinnenstammtisch. Um nicht als<br />

Einzelkämpferinnen für ein selbstbestimmtes<br />

feministisches Leben und oft<br />

auch ums alltägliche wirtschaftliche<br />

Überleben dastehen zu müssen,<br />

wählen manche Grafikerinnen eine<br />

andere Strategie. Sonja Russ, Kundenbetreuerin<br />

und Gesellschafterin der<br />

Druckerei REMA-Print in Wien Ottakring,<br />

hatte vor etwa drei Jahren die<br />

Idee zu einem Grafikerinnenstammtisch:<br />

„Ich habe sehr viele Kundinnen,<br />

die Grafikerinnen sind und da wir uns<br />

seit zig Jahren nur vom Telefon oder<br />

kurz von Aufträgen kannten, hab ich<br />

mir gedacht, jetzt gehst du einmal mit<br />

zweien von ihnen essen. Damit man<br />

sich besser kennenlernt, weil wir doch<br />

alle in einer Männerdomäne arbeiten.<br />

Auf einmal waren wir neun Frauen<br />

und das hat irgendwie gepasst. Wir<br />

haben beschlossen: Machen wir einen<br />

Stammtisch. Nachdem die Frauen<br />

hauptsächlich Grafikerinnen waren,<br />

eben einen Grafikerinnenstammtisch.“<br />

Aus den neun Frauen sind mittlerweile<br />

150 geworden. Und es sind nicht<br />

mehr nur Grafikerinnen, sondern auch<br />

Illustratorinnen, Lektorinnen, Fotografinnen<br />

und Künstlerinnen, die zu den<br />

zwei bis drei Treffen pro Jahr eingeladen<br />

werden. „Denn“, so Russ,„wir sehen das<br />

nicht so eng, weil im Prinzip geht’s ja<br />

um die Frauensache! Es ist eben ein<br />

Frauenstammtisch. „Nach einer Stunde<br />

Vortragsprogramm zu berufsspezifischen<br />

Themen, geht’s zum gemütlichen<br />

Teil des Abends über. Und der „knittingroom“,<br />

wie der Vernetzungs- und „Verstrickungs“-Raum<br />

in der Druckerei genannt<br />

wird, wird zum Ort für lukullische<br />

Genüsse und private Plaudereien. Für<br />

Birgit Kainz, selbstständig mit der Firma<br />

„Faksimile“ im Bereich der digitalen<br />

Kunstfotografie tätig und nebenbei<br />

Mutter der Autorin dieses Artikels, ist<br />

der Stammtisch „ein Ort, um über Probleme<br />

der Grafikbranche zu diskutieren.<br />

Sich ohne unmittelbaren Konkurrenzdruck<br />

auszutauschen, damit nicht jede<br />

ihr eigenes Süppchen kocht. Wir plaudern<br />

aber auch über die Arbeit und die<br />

KundInnen.“<br />

Netzwerke. Das Netzwerk bietet den<br />

Frauen aber auch die Möglichkeit der<br />

Unterstützung, damit in wirtschaftlich<br />

nicht so rosigen Zeiten und bei schlechter<br />

Auftragslage, mit der viele – vor allem<br />

selbstständige – Grafikerinnen zu<br />

kämpfen haben, frau ans und ins Geschäft<br />

kommt. „Wir schauen, dass wir<br />

unter uns bleiben und uns stärken“,<br />

gibt sich Sonja Russ kämpferisch.<br />

„Wenn jemand aus dem Medienbereich<br />

eine Grafikerin sucht, geben wir das an<br />

das Netzwerk weiter. Es ist wichtig, dass<br />

wir zusammenhalten und schauen,<br />

dass das Geld unter uns bleibt.“ Damit<br />

ist aber noch nicht Schluss, einmal im<br />

Netzwerken drinnen, war das Energiebündel<br />

nicht mehr zu stoppen. Nach<br />

der ersten Frauenmesse „FrauenFakten“,<br />

bei der sich diesen März 52 Frauen-Netzwerke<br />

und Organisationen präsentierten<br />

(die an.<strong>schläge</strong> berichteten),<br />

gibt Sonja Russ, die sich selbst nicht als<br />

„radikale Feministin“, sondern als<br />

„Mensch, der gerne als Frau lebt“ bezeichnet,<br />

ein Handbuch zu Frauennetzwerken<br />

heraus, das im Herbst 2004 im<br />

Milena-Verlag erscheinen wird.<br />

Dass der Netzwerkgedanke unter<br />

Grafikerinnen sehr wichtig ist, bestätigt<br />

auch Eveline Wiebach, die im Bereich<br />

der Werbegrafik Frauen immer häufiger<br />

auch in höheren Positionen ortet:<br />

„Im Grafikbereich ist es nicht so wie in<br />

manch anderen Berufen. Es gibt zwar<br />

schon noch mehr Agenturbosse, aber<br />

es werden immer mehr Frauen, die<br />

Agenturen führen, aber auch artdirectorinnen<br />

und creativdirectorinnen. Ob die<br />

dann auch alle feministisch denken, ist<br />

wieder eine andere Frage.“ Einen Unterschied<br />

sieht sie aber in der Auswirkung<br />

auf die Arbeit:„Ich denke, dass Frauen<br />

anders agieren als Männer. Sie befürworten<br />

flachere Hierarchien und mehr<br />

Netzwerkdenken. Frauen holen sich<br />

Leute für etwas, das sie selber nicht so<br />

gut können, auch aus anderen Organisationen.<br />

Frauen arbeiten netzwerkartiger<br />

als Männer.“ Also, Grafikerinnen aller<br />

Länder vernetzt euch, auf dass die<br />

Frauenbilder auch in der Werbung feministische<br />

werden! ❚<br />

grafikerinnenarbeit<br />

Manuela Barth, „LaraCroft:ism.<br />

Karriere im <strong>An</strong>zug“, Collage 2004.<br />

Projekt LaraCroft:ism<br />

http://www.laracroftism.de<br />

LIGA: graphik design<br />

Evenline Wiebach<br />

T. 01/9421926<br />

Grafikerinnenstammtisch<br />

Infos bei Sonja Russ<br />

T. 01/403 89 26-71<br />

http://www.remaprint.at<br />

Faksimile<br />

Birgit Kainz<br />

http://www.faksimile.cc<br />

Sonja Russ (Hg.): FRAUEN FAKTEN.<br />

Vom Business bis Feminismus.<br />

Reihe Dokumentation Bd. 29. Cover:<br />

Mag. Sybille Gieselmann/ Mag.<br />

<strong>An</strong>drea Zeitlhuber, EUR 15,90, Milena<br />

Verlag, erscheint im Oktober 2004<br />

mai 2004an.<strong>schläge</strong> 29


kulturan.riss<br />

ausstellung<br />

„Schreiben gegen den Krieg“<br />

„Ich will, dass der Krieg ein Ende nimmt“ – dieser Satz aus Ingeborg<br />

Bachmanns Roman „Malina“ ist auch das Motto einer Ausstellung<br />

über das Werk der Schriftstellerin, die noch bis zum 17. Juli in Klagenfurt<br />

zu sehen ist. Die Alpen-Adria-Galerie im Klagenfurter Stadthaus<br />

zeigt unter anderem bisher unveröffentlichtes Textmaterial, wie das<br />

Kriegstagebuch aus dem Jahr 1945. Vor allem in den letzten Jahren<br />

wenig beachtete Aspekte von Bachmanns Werk werden in der multimedial<br />

aufbereiteten Ausstellung ins Zentrum gerückt, die zugleich<br />

eine Einführung in Leben und Werk der Schriftstellerin darstellt. Die<br />

internationale Wanderausstellung zeigt nicht nur unveröffentlichte<br />

Texte, sondern auch bisher der Öffentlichkeit vorenthaltene Fotos und<br />

teilweise noch nicht gesendete Original-Tonbandaufnahmen aus<br />

dem Nachlass Bachmanns. Das letzte Filmporträt der 1973 verstorbenen<br />

Autorin, das von Gerda Haller noch im selben Jahr in Rom gedreht<br />

wurde, ist in der Ausstellung ebenso zu sehen: Eine Art Testament der<br />

Dichterin, in dem sie die fortwährende Kriegs- und Gewaltgeschichte<br />

unserer Gesellschaft verurteilt. Bachmanns Schreiben gegen den<br />

Krieg setzte mit der 1943 entstandenen Erzählung „Das Honditschkreuz“<br />

ein. DF<br />

Alpen-Adria-Galerie, Theaterplatz 3, 9020 Klagenfurt, 17.06.-17.07., Di- Fr 10-19 Uhr, Sa/So 10-17 Uhr,<br />

T. 0463/537-545, http://www.stadtgalerie.net<br />

30 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

e hrung<br />

Luise F. Pusch<br />

Sprache und Macht stehen in direktem Zusammenhang. Das weiß die<br />

Sprachphilosophie schon seit einiger Zeit, doch die Herr-Schaften der<br />

(deutschsprachigen) Linguistik wollten es lange nicht wahrhaben. Dann<br />

tauchten Ende der 1970er Jahre feministische Aufsätze der beiden Linguistinnen<br />

Senta Trömel-Plötz und Luise Pusch auf, und letztere verbrachte<br />

die letzten Jahrzehnte damit, die blinden Flecken in der Linguistik<br />

mit Frauen-Leben zu füllen. Der erweiterte Vorstand des Berufsnetzwerks<br />

BücherFrauen e.V. hat im Rahmen der Frankfurter Buchmesse<br />

die Sprachwissenschafterin Luise F. Pusch nun als „BücherFrau des<br />

Jahres 2004“ geehrt. Die BücherFrauen wollen damit Puschs feministisches<br />

Engagement würdigen, die neben zahlreichen Veröffentlichungen<br />

auch eine Datenbank im Internet unterhält, in der sie über 30.000 biografische<br />

Einträge bedeutender Frauen aus aller Welt gesammelt hat<br />

(www.fembio.org). Die „Wissenschaftlerin und engagierte Feministin“<br />

wurde <strong>An</strong>fang des Jahres – anlässlich ihres sechzigsten Geburtstags –<br />

von ihren Kolleginnen auch mit einer Festschrift geehrt. Herzstück der<br />

Textesammlung ist der Beitrag von Senta Trömel-Plötz: „Für Luise: zwei<br />

Partikel-Linguistinnen mausern sich zu Feministinnen“. Wunderbar<br />

humorvoll schildert sie den „gemeinsamen Weg unseres akademischen<br />

Abstiegs“, der zum „gemeinsamen außeruniversitären Aufstieg“ führte.<br />

Denn nachdem sie aus der Universität ausgeschlossen worden waren,<br />

begann ihr Erfolg erst so richtig. Luise Pusch veröffentlichte ein Buch<br />

nach dem anderen, darunter Jahrhundertwerke wie die Kalender „Berühmte<br />

Frauen“ oder die „WahnsinnsFrauen“, die in keiner feministischen<br />

Bibliothek fehlen dürfen. Ihr Coming-Out ermöglicht es Luise<br />

Pusch, heute vollkommen offen über ihre „Lebenspartnerin“ zu sprechen.<br />

„Luise ist sehr mutig, viel mutiger als ich es je sein könnte“, resümiert<br />

Trömel-Plötz in ihrem Beitrag, und:„Sie hätte für ihre Biographieforschung<br />

längst einen Preis verdient.“ BücherFrau 2004 ist ein guter<br />

<strong>An</strong>fang. GaH<br />

http://www.buecherfrauen.de<br />

„Diese Frau ist der Rede wert“: Festschrift für Luise Pusch. Hg. von Eva Rieger und Hiltrud Schroeder<br />

deutschland<br />

Frauenmusikfestival<br />

Zum bereits achten Mal findet vom 23. bis 25. Juli das Interkulturelle<br />

Frauenmusikfestival im Hunsrück statt. Die Geschichte des Festivals,<br />

bei dem ausschließlich Frauen auftreten und Frauen eingeladen sind,<br />

reicht zurück bis ins Jahr 1994. Das erste Event war noch ein musikalisches<br />

Ereignis von und für Lesben, mittlerweile ist das Festival zum<br />

allgemeinen Großereignis mit Auftritten internationaler Künstlerinnen<br />

gewachsen. Um auch Frauen aus den Nachbarländern zu erreichen,<br />

wird das Programm in möglichst viele Sprachen übersetzt, Dolmetscherinnen<br />

(auch in Gebärdensprache) sind bei den Infostellen<br />

vor Ort. Das Veranstaltungsgelände ist auf einer „idyllischen Wiese“<br />

gelegen – mit Platz zum Zelten, inklusive Kunsthandwerkmarkt und<br />

Raum für Begegnungen. Überhaupt legen die Veranstalterinnen vom<br />

Verein „Interkulturelles Frauenmusikfestival im Hunsrück“ viel Wert<br />

auf Begegnung und Kommunikation: Zwischen den Kulturen, Religionen,<br />

Weltanschauungen, sozialen Schichten, zwischen Stadt und<br />

Land, zwischen Frauen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und<br />

Lebensrealitäten. Das Veranstaltungszelt ist mit berollbarem


Holzboden ausgestattet. Außerdem können Falt-Rollis ausgeliehen werden<br />

und vom Haustierverbot auf dem Gelände sind Blindenhunde<br />

selbstverständlich ausgenommen. Die Eintrittspreise sind nach Einkommen<br />

(Selbsteinschätzung) gestaffelt und Karten können über die<br />

Homepage bestellt werden. Frau kann den Eintritt auch anders erwerben:<br />

Über stundenweise Mitarbeit vor, während oder nach dem Festival.<br />

Infos dazu gibt es auch bei den Veranstalterinnen. GaH<br />

http://www.frauenmusikfestival.de, T. 0049/6763/96 03 23<br />

festival<br />

Chinesische Frauenpower<br />

Zwischen Showgirl, Barmädchen und Masseuse: Die Rolle der Frau im<br />

heutigen China ist nach wie vor vielfach die eines Bedarfsartikels. Im<br />

Rahmen des ImPulsTanz Festivals gastiert die chinesische Choreografin<br />

Wen Hui gemeinsam mit dem Filmemacher Wu Wenguan und dem Living<br />

Dance Studio am 4. und 7. August in Wien und geht in ihrer Performance<br />

dem Status der chinesischen Frauen nach, die in einer männerdominierten<br />

Umwelt leben. Für ihren „Report of Giving Birth“ interviewte<br />

die Künstlerin Fabriksarbeiterinnen, Doktorinnen, Journalistinnen und<br />

auch ihre eigene Mutter. So will sie dem Erlebnis Geburt nachspüren.<br />

„Report on The Body“ hingegen erkundet in einer Multi-Media-Performance<br />

die Beziehung chinesischer Frauen zu ihrem Körper und beschäftigt<br />

sich auch mit widersprüchlichen Botschaften und fehlender Aufklärung<br />

an und für Frauen und zieht Verbindungen zu vergangenen<br />

Bräuchen wie Fuß- oder Brustverbänden. Das Living Dance Studio wurde<br />

1994 in China gegründet und darf bis zum heutigen Tag nicht öffentlich<br />

im Land auftreten. OBA<br />

ImPulsTanz, Vienna International Dance Festival, 8. Juli - 8. August 2004, Info: T. 01/523 55 58. http://www.impulstanz.com<br />

schreibwettbewerb<br />

SchwarzAufWeiß<br />

„Was sich Frauen trauen“ lautet das Motto des zweiten Schreibwettbewerbs<br />

im Frauentreff Rohrbach. Mädchen und Frauen, die zu diesem<br />

Satz jede Menge Stoff haben, können bis zum 21. Oktober ihre<br />

Lyrik, Prosa oder experimentelle Literatur einreichen. Die Arbeiten<br />

müssen unveröffentlicht sein, „professionelle Autorinnen“ sind von<br />

der Teilnahme ausgenommen. Prosa-Auszüge und Kurzgeschichten<br />

sollten mindestens vier bis höchstens zehn Seiten lang sein. Bei Gedichten<br />

sollten es mindestens fünf bis höchstens fünfzehn Stück<br />

sein. Viel Glück! GaH<br />

Infos: Frauentreff Rohrbach, Stadtplatz 16/2, 4150 Rohrbach, T. 07289/6655, http://www.frauentreff-rohrbach.at<br />

Fo t o : I m Pu l s Ta n z<br />

heim.spiel<br />

Eva Steinheimer<br />

Familienfest<br />

an.risskultur<br />

Foto: Steinheimer privat<br />

Meine <strong>An</strong>verwandten väterlicherseits sehen wir zwar selten, aber<br />

wenn, dann sind es immer (be)rauschende Feste. Diesmal hat sich einer<br />

meiner Onkel (wieder)verheiratet und anlässlich dessen eine Gartenparty<br />

veranstaltet. Für Lenni die erste Gelegenheit, den Clan, mit<br />

dem er den Nachnamen teilt, kennen zu lernen. Beim Aussteigen<br />

dann der erste Schock für uns Eltern: Im Garten des Onkels prangt ein<br />

funkelnagelneuer, absolut kinderunsicherer Pool. Für Lenni beim Betreten<br />

des Gartens eine freudige Überraschung: „Bad’n!!“. Aber das<br />

Wetter lässt das nicht zu. Vielmehr beginnt es etwas später zu regnen<br />

und Lenni wird in Gummistiefel, Gatschhose und Regenjacke verpackt.<br />

Ich könnte mich in der Aufmachung ja kaum mehr fortbewegen,<br />

Lenni behindert sie aber gar nicht. Etwas skeptisch ist er schon<br />

bei den vielen Leuten, aber g’schreckt ist er nun wieder überhaupt<br />

nicht. Die Braut ist ihm gleich sympathisch, möglicherweise weil sie<br />

„Buletten“ und Würstel verwaltet. Zum Bräutigam fasst er erst später<br />

Zutrauen, als ihn dieser auf seinem „Brmm-Brmm“ (Motorrad) probesitzen<br />

lässt. Die meiste Zeit aber ist er unterwegs. Der Pool wird beharrlich<br />

umrundet – vielleicht darf er doch noch rein. Die steile Blumenwiese<br />

hinterm Haus wird genauestens erkundet, auch wenn die<br />

jeweilige Begleitperson Schwierigkeiten hat, in der klatschnassen<br />

Wiese nicht auszurutschen.<br />

Zwischendurch geht’s zum Almdudlertrinken und Soletti-Schnorren.<br />

<strong>An</strong> letzteren ist aber auch der große, schwarze Hund meines anderen<br />

Onkels interessiert. Zum Glück hab ich meine Hundeangst mittlerweile<br />

ganz gut unter Kontrolle, einen kleinen Aussetzer macht mein Herz<br />

aber schon, als der Hund dem um einen Kopf kleineren Lenni als Dank<br />

für den Soletti-Leckerbissen über die Wange schleckt. Zum Tratschen<br />

mit den Verwandten kommen wir nur wenig – was manchmal auch<br />

kein Schaden ist – wenn wir aber mal eine Verschnaufpause einlegen<br />

können, fragt man uns sofort: „Wird der nicht müde? Schläft der nicht<br />

mehr am Nachmittag?“ Die <strong>An</strong>twort ist ganz einfach: „Nein! Nicht<br />

wenn Würstel, Pools und Hunde in der Nähe sind!“<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 31


milenatalks<br />

32 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

Frauen-Medien-Netzwerke<br />

Journalistinnen und Frauen als Thema in Medien standen im Mittelpunkt des vierten<br />

milena.talks. Reflexionen über Geleistetes und Wünsche für die Zukunft sammelten<br />

Gabi Horak und Bettina Surtmann<br />

Das jüngste Projekt auf der milena-Homepage<br />

ist die Journalistinnen-<br />

und Mediendatenbank<br />

„milena.media“, die grenzüberschreitende,<br />

feministische<br />

und frauenspezifische Medienberichterstattung<br />

fördern will. Wie es um Frauenorganisationen<br />

und -projekte in den<br />

neuen EU-Ländern und in Österreich<br />

bestellt ist, welche unterschiedlichen<br />

Facetten feministische Medienarbeit<br />

hat und welche <strong>An</strong>forderungen an<br />

(Journalistinnen)Netzwerke gestellt<br />

werden – dies und mehr wurde am 6.<br />

Juni beim vierten milena.talk in Wien<br />

zur Diskussion gestellt. Journalistinnen<br />

und Aktivistinnen aus Österreich, Kroatien,<br />

Ungarn, Slowenien, der Tschechischen<br />

Republik und der Slowakei waren<br />

der Einladung des milena Netzwerkes<br />

gefolgt, um in zwei Podiumsdiskussionen<br />

über feministische Medienarbeit in<br />

den einzelnen Ländern zu sprechen.<br />

Frauenthemen. Die Themen, innerhalb<br />

derer Frauen in den Medien vorkommen,<br />

sind alles andere als vielfältig.<br />

„Gewalt gegen Frauen, <strong>Frauenhandel</strong>,<br />

Prostitution“, zählt Djurdja Knezevic<br />

vom Dokumentationszentrum „Women’s<br />

Infoteka“ in Zagreb auf. Viele andere<br />

Themen fehlen, wie die gesell-<br />

schaftlichen Strukturen, die Frauen systematisch<br />

ausgrenzen und unsichtbar<br />

machen, strukturelle Gewalt oder Diskriminierung<br />

am Arbeitsplatz. Knezevic<br />

kritisiert, dass diese „Ghettoisierung<br />

von Frauenthemen“ ein demokratisches<br />

Defizit darstelle, welches aufgezeigt<br />

werden müsse. Vor dieser einseitigen<br />

Thematisierung seien auch Frauenorganisationen<br />

nicht gefeit, ergänzt<br />

Jana Cvikova vom Bildungs- und Informationszentrum<br />

„Aspekt“ in Bratislava:<br />

Wenn sie sich beispielsweise „gegenseitig<br />

eine Werteskala aufzwingen“, bei<br />

der Gewalt an Frauen weit vor anderen<br />

„gendersensiblen“ Themen rangiert.<br />

<strong>An</strong>dererseits dient die Beschäftigung<br />

mit öffentlichkeitswirksamen Fragestellungen<br />

als Aufhänger für weiterführende<br />

Initiativen, in denen viel Aufklärungsarbeit<br />

betrieben wird. Feministische<br />

Medienarbeit ist sehr beweglich,<br />

wie die Geschichte der Zeitschrift<br />

„Aspekt“ zeigt, die anfänglich als reine<br />

Literaturzeitschrift konzipiert war, mittlerweile<br />

jedoch eine Plattform geschaffen<br />

hat, in der die verschiedensten Themen<br />

zur Diskussion gestellt werden.<br />

Gegen den diskriminierenden Diskurs<br />

in Medien über Gewalt gegen Frauen<br />

in der Slowakei, wurde eine gemeinsame<br />

Sensibilisierungskampagne mehre-<br />

rer Frauenorganisationen gestartet, die<br />

spürbare Erfolge hatte.<br />

Die politischen Umwälzungen in<br />

den österreichischen NachbarInnenländern<br />

gaben und geben genug Stoff<br />

für Berichte, die Frauen unmittelbar<br />

(be)treffen. In der Slowakei wurde etwa<br />

das Recht auf Abtreibung von der<br />

Regierung in Frage gestellt, woraufhin<br />

Frauenorganisationen aktiv wurden.<br />

Damit solche Auseinandersetzungen<br />

aber auch in den Medien vorkommen,<br />

bedarf es allerdings oft eines sensationellen<br />

Designs, sind einige Podiumsteilnehmerinnen<br />

der <strong>An</strong>sicht. Katerina<br />

Krausova von der Tschechischen Presse<br />

Agentur in Prag beklagt den „Druck der<br />

Boulevardisierung“ und sieht ihre innerhalb<br />

der Agentur schon hart erkämpften<br />

Themen dann auch selten in<br />

den Medien. Ihre Position als Journalistin,<br />

die feministische Themen eher<br />

deskriptiv einbringt, unterscheide sich<br />

auch deutlich von der einer feministischen<br />

Aktivistin. Diese Differenzierung<br />

wirft die Frage auf: Was ist feministischer<br />

Journalismus und gibt es einen<br />

solchen überhaupt, wenn dahinter<br />

nicht (politischer) Wille zur Veränderung<br />

steht? <strong>An</strong> diesem Punkt der Debatte<br />

wird deutlich, wie unterschiedlich<br />

die Zugänge zu Medienarbeit sind<br />

Fo t o s : G a b i H o ra k


und wie unterschiedlich der <strong>An</strong>spruch<br />

an die eigene Arbeit definiert wird.<br />

Auch Petra Stuiber, in Österreich und<br />

Deutschland tätige Journalistin, ist der<br />

<strong>An</strong>sicht, Journalistinnen hätten nicht<br />

die Aufgabe, feministische Politik zu<br />

machen. Uneingeschränkter Konsens<br />

besteht wiederum bei der Betrachtung<br />

der EU-Institutionen: männliche Hegemonie<br />

und konservative heterosexuelle<br />

Normen herrschen dort vor, wo<br />

wichtige politische Weichenstellungen<br />

für die europäische Zukunft getroffen<br />

werden.<br />

Feministische Journalistinnen. Nicht nur in<br />

Österreich kämpfen Journalistinnen<br />

darum, dass ihre kritischen Beiträge angenommen<br />

und veröffentlicht werden –<br />

nach jahrelanger Lobbyarbeit, ständigem<br />

Improvisieren und oft ohne <strong>An</strong>erkennung.<br />

Unweigerlich stellt sich die<br />

Frage, ob es nicht einfacher wäre, die<br />

Karriere nach anderen als den eigenen<br />

Wertmaßstäben zu gestalten. Doch der<br />

Wille zum feministischen Paradigmenwechsel<br />

ist glücklicherweise stärker. Besonders<br />

wichtig erscheint deshalb die<br />

Vernetzung über Ländergrenzen hinaus,<br />

wo Ressourcen gebündelt werden können.<br />

Auch kontinuierliche Zusammenarbeit<br />

mit einzelnen Medien kann feministischen<br />

Initiativen mehr Sichtbarkeit<br />

bringen. So erzählt Jana Cvikova von<br />

„Aspekt“ über durchwegs positive Erfahrungen<br />

in der Zusammenarbeit mit<br />

dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in<br />

der Slowakei.<br />

In der Tschechischen Republik sei<br />

frau als Feministin „stigmatisiert“,<br />

meint hingegen Katerina Krausova.<br />

Neue Themen in den Medien unterzubringen<br />

sei sehr schwierig. „Das liegt in<br />

der Natur der Medien“, glaubt Patricia<br />

Margit von der „Women’s Media Lobby“<br />

in Ungarn, wo interessanterweise mehr<br />

Journalistinnen als Journalisten ihrem<br />

Beruf nachgehen. Die Chefredakteurs-<br />

Sessel sind aber auch in Ungarn fest in<br />

männlicher Hand. Margit berichtet von<br />

der vor einigen Jahren erfolgreich<br />

durchgeführten Aktion „Women Made<br />

the News“: Einen Tag lang nahmen<br />

Journalistinnen in den Chefsesseln<br />

Platz und gestalteten die Abendausgaben<br />

bzw. einzelne Nachrichtensendungen.<br />

Über dreißig Medien nahmen an<br />

der Aktion teil und „das Publikum liebte<br />

es“, erzählt Patricia Margit. Brigitte<br />

Handlos vom österreichischen Frauennetzwerk<br />

Medien hat erlebt, wie ein<br />

ähnlich angelegtes Projekt in Wien gescheitert<br />

ist, weil sich eine starke Gruppe<br />

von Frauen dagegen positioniert<br />

hatte. Sie weigerten sich, für einen Tag<br />

im Jahr News zu machen, um die restlichen<br />

364 Tage wieder in der Versenkung<br />

zu verschwinden. Fehlendes Lobbying<br />

sei die Ursache des Scheiterns gewesen,<br />

glaubt Handlos. Die vielfältigen <strong>An</strong>sichten<br />

und Strategien im Kampf um Frauenrechte<br />

und -sichtbarkeit unter einen<br />

Hut zu bringen, ist wohl eine der wichtigsten<br />

Herausforderungen des Netzwerkens.<br />

Netzwerke. Viele Kooperationen und<br />

Netzwerke von Journalistinnen, Medien<br />

und feministischen Initiativen entstanden<br />

themenbezogen und waren nicht<br />

auf eine gemeinsame Strategie ausgelegt.<br />

Die Erfahrungen mit Netzwerken<br />

sind deshalb sehr unterschiedlich. Nevenka<br />

Sudar, Initiatorin des einzigen<br />

zweisprachigen Frauen-Online-Magazins<br />

„Crow“ in Slowenien, hat oft genug<br />

erlebt, wie Netzwerke sterben „sobald<br />

das Geld ausgeht“. Auch Brigitte Handlos<br />

ist der Meinung, dass es eine Gruppe<br />

von Akteurinnen geben muss, die die<br />

administrative und organisatorische Arbeit<br />

machen, um ein Netzwerk am Leben<br />

zu halten. Daniela Yeoh, Redakteurin<br />

von diestandard.at bestätigt:„Das<br />

Frauennetzwerk Medien funktioniert<br />

vor allem deshalb, weil es dort einige<br />

sehr engagierte Frauen gibt, die sehr<br />

aktiv sind.“<br />

Doch nicht nur wie ein Netzwerk<br />

funktioniert ist entscheidend, sondern<br />

auch wie es sich auf Medien bezieht. In<br />

Ungarn etwa hat sich die Medienlandschaft<br />

und deren Inhalte in den letzten<br />

zehn Jahren stark verändert. Patricia<br />

Margit führt das darauf zurück, dass<br />

sich die KonsumentInnen verändert haben<br />

und andere <strong>An</strong>sprüche an Medien<br />

stellen. Durch die Privatisierung von<br />

Medienunternehmen hat sich der Fokus<br />

auf einzelne Themenbereiche verstärkt,<br />

beobachtet Nevenka Sudar. Deshalb sei<br />

unabhängiges Arbeiten, Autonomie für<br />

Journalistinnen von besonderer Bedeutung,<br />

wenn sie sich für Frauenthemen<br />

engagieren.<br />

Die Teilnehmerinnen am milena.talk<br />

sind sich über die meisten der Herausforderungen<br />

an (feministische) Journalistinnen<br />

einig: sich nicht aufzwingen<br />

lassen, worüber frau schreibt; den Mut<br />

haben, über Frauenprobleme zu berichten;<br />

danach fragen, warum es nur wenige<br />

Frauen in Entscheidungspositionen<br />

schaffen und welche feministischen Formen<br />

von traditionellen Medien akzeptiert<br />

werden und warum. Die Vielfältigkeit<br />

der Veranstaltung sollte ein <strong>An</strong>sporn<br />

sein für die spannenden Diskussionen<br />

der Zukunft. ❚<br />

Teilnehmerinnen im Gespräch<br />

(von links nach rechts):<br />

Djurdja Knezecvic,<br />

Suzanna Tratnik und Nevenka<br />

Sudar,<br />

Sabine Kienzer (Koordination),<br />

Patricia Margit,<br />

<strong>An</strong>drea Scheutz und Daniele Yeoh,<br />

Katerina Krausova<br />

Links:<br />

talksmilena<br />

Milena: http://www.milena.at<br />

Aspekt: http://www.aspekt.sk<br />

Frauennetzwerk-Medien:<br />

http://www.frauennetzwerk.at<br />

Tschechische Presse Agentur:<br />

http://www.ctk.cz<br />

dieStandard: http://diestandard.at<br />

Crow: http://www.crowmagazine.com<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 33


Fo t o : C l a u d i a Rat h p r i v at<br />

interviewclaudia rath<br />

34 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

End of Midland?<br />

Claudia Rath legte mit der „Reise nach Yandrala“ den (vorerst?) letzten Teil der Fantasy-Serie<br />

rund um Midland vor. Mit Michaela Hafner sprach sie über den <strong>An</strong>fang von Midland,<br />

eine Welt ohne Männer und das schwierige Thema Gewalt in lesbischen Beziehungen<br />

<strong>An</strong>fang Juni war die deutsche<br />

Erfolgsschriftstellerin Claudia<br />

Rath in der Wiener Buchhandlung<br />

Frauenzimmer zu Gast<br />

und las aus ihrer aktuellen Neuerscheinung<br />

im Milena Verlag. Michaela<br />

Hafner, einst selbst Praktikantin bei Milena<br />

und quasi „Mitentdeckerin“ der Autorin,<br />

lies sich die Chance auf ein Interview<br />

nicht entgehen.<br />

an.<strong>schläge</strong>: Wie schwierig war es, die<br />

Figuren, das Land loszulassen?<br />

Claudia Rath: Midland ist nicht nur<br />

für mich, sondern hoffentlich für viele<br />

Fans ein Land, in dem sie auch in Zu-<br />

kunft gern in Gedanken umherstreifen.<br />

Vielleicht werden alle, die es möchten,<br />

dort wiedergeboren, wer weiß? Nein,<br />

ich kann nicht mehr loslassen. Ich sehe<br />

Midland schon viel zu lange. Es ist zu einem<br />

Teil von mir geworden. Wie ein<br />

weit entferntes Zuhause, nach dem ich<br />

Sehnsucht habe, selbst wenn ich auf<br />

Worraks z.B. gut verzichten könnte.<br />

Wann war das Midland-Universum<br />

erstmals da?<br />

Ich habe bereits als Kind erste Bilder<br />

von Midland vor mir gesehen. Richtig<br />

deutlich wurden sie allerdings erst<br />

später. Als ganz junge Frau zeichnete<br />

ich bereits die Landkarte einer phanta-<br />

stischen Welt, in der z.B. ein Wald von<br />

Rendell vorkam oder die Feste Kareb<br />

Solto existierte. Ich wusste, wie es dort<br />

aussah. Aber alles war ganz schemenhaft.<br />

Es hat viele Jahre gedauert, bis die<br />

Midland-Welt zu dem geworden ist,<br />

was sie heute ausmacht. Sie ist gewachsen,<br />

wie die Wesch, der Weltenbaum,<br />

weitverzweigt, immer wieder aus<br />

neuen Trieben Leben entfaltend.<br />

Hast du früher viel Fantasy-Literatur<br />

gelesen?<br />

Nein, kaum, abgesehen von einigen<br />

wenigen Standard-Werken. Ich bin ein<br />

absoluter Klassik-Fan und die „Frau fürs<br />

<strong>An</strong>gestaubte“ in Bücherregalen. Als Kind


wurde ich jedoch mit Märchen aus aller<br />

Welt „gefüttert“ und es hat mich damals<br />

schon geärgert, dass die Frauenrollen<br />

meist doch eher eingeschränkt sind.<br />

Woher kommt das Interesse für das<br />

Genre Fantasy?<br />

Midland zu be-schreiben, anzusehen,<br />

wie es wuchs, entstand aus der<br />

Notwendigkeit, mir eine Zuflucht zu suchen,<br />

aus dem Wunsch, eine Welt zu<br />

entdecken, in der ich mich mehr zuhause<br />

fühlen konnte als in der realen. Darüber<br />

hinaus bietet Fantasy die Chance, in<br />

Welten unbegrenzter Möglichkeiten<br />

vorzustoßen. Das ist wunderbar, sehr<br />

befreiend.<br />

Welche Figur war zuerst da? Wie<br />

behältst du den Überblick über die vielen<br />

Protagonistinnen?<br />

Die Gundlberger Dorfgemeinschaft<br />

war zuerst vorhanden. Im Grunde sind<br />

sie für mich so deutlich wie Freundinnen.<br />

Ich könnte also jetzt rasch mal<br />

eben nachsehen, was gerade in Gundlberg<br />

so vor sich geht: Swirk ist damit<br />

beschäftigt, einen Nagel aus der Sohle<br />

ihres Schuhs zu ziehen. Ekim regt sich<br />

über den Pferdemist vor dem „Goldenen<br />

Glas“ auf, und da hinten die Frau,<br />

die den Karren mit frisch gemähtem<br />

Gras zieht … mmhm … die kenne ich<br />

noch gar nicht. Mal sehen…<br />

So in etwa läuft es. Es kamen immer<br />

mehr Frauen dazu. Ich kenne sie alle.<br />

Ich kenne ihre Mädchenzeit, ich weiß,<br />

wie ihre Mütter aussehen, ich weiß, was<br />

sie essen, wovon sie träumen – aber<br />

nur, wenn sie bereit sind, es mir zu erzählen.<br />

Ich möchte nicht indiskret sein.<br />

Swirk und Ekim und noch einige andere<br />

hatten anfangs Vorbilder in meinem<br />

Freundinnenkreis. Aber die fiktiven Personen<br />

haben sehr schnell damit angefangen,<br />

ein Eigenleben zu entwickeln.<br />

Wie stehst du zu Magie und Esoterik?<br />

Frau gewinnt den Eindruck, dass<br />

du dich ein bisschen lustig darüber<br />

machst…<br />

Ja, ein bisschen schon. Manches<br />

finde ich spannend, aber einiges kann<br />

ich einfach nicht ernst nehmen. Bei Sektiererei,<br />

Dogmatismus, Intoleranz hört<br />

der Spaß auf:Wenn z.B. das allein glücklich<br />

machende Seminar bei Guru XY irgendeiner<br />

armen Seele angedreht wird,<br />

die anschließend reif für die Psychotherapie<br />

ist, oder wenn es darum geht, einfach<br />

nur Geld zu verdienen, ohne auch<br />

nur die Spur an tatsächlichem Wissen<br />

um die ganzheitlichen Zusammenhänge<br />

zu haben. Mit Magie, mit wirklicher<br />

Magie hat das ganze absolut nichts zu<br />

tun. Magie wirkt nämlich tatsächlich!<br />

Und es ist kein Agnihotra- oder sonstwie<br />

geartetes Equipment notwendig,<br />

um sich in anderen Dimensionen Gehör<br />

zu verschaffen. (lacht)<br />

In Midland geht es viel um innere<br />

und äußere Reisen – wohin reist du am<br />

liebsten?<br />

Innerlich nach Midland. Äußerlich...<br />

Ich liebe Landschaften, in denen ich<br />

das Gefühl habe, allein sein zu können.<br />

Wirklich weitab sein von menschlichen<br />

Stimmen, menschlichen Randgeräuschen,<br />

das ist ein schönes Gefühl. Ich<br />

liebe das Meer, einsame Strände. Ich liebe<br />

tiefe Wälder, alles, was weitestgehend<br />

unberührt ist von menschlichen<br />

Spuren.<br />

Kannst du dir persönlich eine Welt<br />

ohne Männer vorstellen?<br />

Deswegen existiert Midland. (grinst)<br />

Was hat dich bewogen, einen Roman<br />

(„Geheime Geschichte“) zu schreiben<br />

– wirst du in Zukunft mehr in diese<br />

Richtung gehen? Gibt es auch <strong>An</strong>gst,<br />

dass du einen Stempel aufgedrückt bekommst<br />

à la „das ist die Midland-Autorin“?<br />

Nein, nein, die <strong>An</strong>gst vor Stempeln<br />

ist es nicht. Ich kann gar nicht anders,<br />

ich schreibe immer genau das, was gerade<br />

„dran“ ist, nämlich genau das, was<br />

ich meine, jetzt und hier schreiben zu<br />

müssen.<br />

Wie bist du an das Thema Gewalt in<br />

lesbischen Beziehungen, um das es in der<br />

„Geheimen Geschichte“ geht, herangegangen<br />

– mit Literatur, hast du Gespräche<br />

mit Betroffenen geführt?<br />

Ich hatte Kontakt mit Frauen, die in<br />

Gewaltbeziehungen gelebt haben.<br />

Warum wurde das Thema bisher so<br />

selten aufgegriffen, ja geradezu tabuisiert?<br />

Ich habe noch die Zeiten erlebt, in denen<br />

es weniger selbstverständlich war,<br />

offen lesbisch zu leben. Aber selbst heute<br />

noch werden Schwule und Lesben von<br />

Gewalt bedroht, mit gesellschaftlicher<br />

Missachtung gestraft. Sie genießen immer<br />

noch nicht die gleichen Rechte wie<br />

Heterosexuelle. <strong>An</strong>gehörige einer Gruppierung,<br />

die von außen im weitesten Sinne<br />

„bedroht“ werden, entwickeln oft eine<br />

Art Schutzmechanismus nach innen.<br />

„Nestbeschmutzung“ wird nicht gedul-<br />

det. Das Leben ist ohnehin schon schwierig<br />

genug. Tagtäglich erfährst du, je nachdem<br />

wo und wie du lesbisch lebst, Ablehnung,<br />

möglicherweise selbst Gewalt, psychischer<br />

oder physischer Art. Da stellst du<br />

dich nicht einfach hin und rufst der breiten<br />

Masse zu:„Einige von uns wenden<br />

Gewalt in Beziehungen an.“ Wie verhält<br />

es sich, wenn eine überzeugte Feministin<br />

dazu neigt, möglicherweise selbst erlebte<br />

Gewaltmuster aus der Kindheit in die<br />

Kommunikation mit ihrer Partnerin einzubringen?<br />

Wohin soll ihre Freundin gehen,<br />

wohin soll sie selbst sich wenden?<br />

<strong>An</strong> die Frauengruppe, in der sie beide aktiv<br />

sind? Lange bekannt als wahnsinnig<br />

autonom, unabhängig ...Vor wem sich<br />

öffnen? Da stürzen Welten zusammen.<br />

<strong>An</strong>gst, Scham spielen eine Rolle, vielleicht<br />

sogar noch mehr als in heterosexuellen<br />

Zusammenhängen, denn die Community<br />

ist klein. Unzählig sind zu dieser Frage<br />

mögliche <strong>An</strong>twort-<strong>An</strong>satzpunkte. Fest<br />

steht, dass umgedacht werden muss.<br />

Opferarbeit kann z.B. nie ohne Täterinnenarbeit<br />

funktionieren. Die Beziehungsarbeit<br />

innerhalb einer Gewaltkonstellation<br />

muss systemisch erfolgen.Wir sollten<br />

ein wenig achtsamer sein, dürfen die Problematik<br />

in Zukunft nicht mehr völlig<br />

ausklammern. In Betracht ziehen sollten<br />

wir besonders den psychischen Aspekt<br />

von unterdrückenden Gewaltbeziehungen.<br />

Was bedeutet es, in einem Frauenverlag<br />

zu publizieren? Ist das eine politische<br />

Entscheidung, hast du das erste<br />

Midland-Manuskript nur an Frauenverlage<br />

geschickt?<br />

Es ist prinzipiell sehr, sehr schwierig,<br />

als absolute Newcomerin ein Manuskript<br />

in einem Verlag unterzubringen.<br />

Ich habe es nicht ausschließlich in<br />

Frauenverlagen versucht, sondern im<br />

Vorfeld auch bei anderen. Einige haben<br />

mir abgesagt, weil es ihrer <strong>An</strong>sicht nach<br />

zweimal ein Special in sich trägt: einmal<br />

das Genre Fantasy, zum anderen Frauenliteratur.<br />

Über die Autorin Mirjam<br />

Müntefering, mit der ich befreundet<br />

bin, erfuhr ich vom Milena Verlag. Und<br />

die Frauen dort haben sich damals<br />

glücklicherweise recht schnell für eine<br />

Veröffentlichung entschieden.<br />

Woran arbeitest du im Moment?<br />

Ich arbeite momentan an einem<br />

neuen, sehr interessanten Buchprojekt.<br />

Aber ich will und kann darüber zur Zeit<br />

noch nichts verraten. ❚<br />

claudia rathinterview<br />

Der sechste und letzte Band der<br />

Midland-Saga ist, wie alle anderen<br />

auch, im Milena Verlag erschienen:<br />

Claudia Rath: Reise nach<br />

Yandrala.<br />

Wien, Milena Verlag, 2004, 520 S.,<br />

EUR 19,90 (Ö), ISBN 3-85286-122-5<br />

Links:<br />

Milena Verlag:<br />

http://www.milena-verlag.at<br />

Midland im Internet:<br />

http://www.midland-saga.de/<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 35


Fo t o : E . K n a a c k<br />

sisimuseum<br />

Hofburg – Kaiserappartements –<br />

Sisi Museum – Silberkammer.<br />

Öffnungszeiten im Juli und August:<br />

täglich von 9.00 bis 17.30 Uhr<br />

(Kassaschluss 17.00 Uhr, Sonderführungen<br />

auf <strong>An</strong>frage auch außerhalb<br />

der Öffnungszeiten möglich)<br />

T. 01/533 75 70<br />

http://www.hofburg-wien.at<br />

36 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

Unforgetable Sisi<br />

Das seit 24. April 2004 geöffnete Sisi-Museum wartet mit einer teilweise abenteuerlichen<br />

Schau über das Leben der Kaiserin auf. Daniela Fohn begab sich auf eine Zeitreise<br />

Hätte Elisabeth I., Kaiserin von<br />

Österreich, Königin von Ungarn,<br />

einst geahnt, dass ihr<br />

Jahrzehnte nach ihrem gewaltsamen<br />

Ende ein Gedenkmuseum<br />

ausgerechnet in der Wiener<br />

Hofburg, an dem Ort, den sie zu Lebzeiten<br />

am meisten gehasst hatte, errichtet<br />

werden würde? Dass Tausende<br />

„Gaffer“, die Elisabeth so entschieden<br />

ablehnt hatte, für Geld ihre persönlichsten<br />

Dinge beäugen würden? Begeben<br />

wir uns dennoch auf die Spuren der<br />

„historischen“ Elisabeth, wie der informative<br />

Audioguide, der preislich in der<br />

Eintrittskarte inkludiert ist, aufhorchen<br />

lässt.<br />

Überraschung. So klischeebeladen das<br />

Sisi-Museum – trotz aufwendiger Belüftungssysteme<br />

übrigens nichts für kreislaufschwache<br />

Menschen – in seiner<br />

Grundstruktur auch sein mag, bietet<br />

der erste Raum zumindest einen theatralischen<br />

Überraschungseffekt: Gleich<br />

nach Betreten durch den schweren Vorhang<br />

sehen wir uns nicht Elisabeths<br />

Taufkleid, sondern ihrer Totenmaske gegenüber.<br />

Danach reihen sich Zeitungsartikel<br />

zum Tode der Monarchin an Gedenkmünzen<br />

und -häferln. Es werden<br />

Entwürfe zu einem Gedenkstättenwettbewerb<br />

der Kronländer, ein Fortsetzungsroman<br />

anno 1933 und Filmausschnitte<br />

aus Romy Schneiders sich le-<br />

benslang rächender Schicksalstrilogie<br />

„Sissi“ I-III gezeigt – die üblichen Verdächtigen<br />

eben.<br />

Allerdings hatte die „historische<br />

Sisi“ mit diesen nachträglich romantisierenden<br />

Verklärungen ihrer Person<br />

nur wenig zu tun. Zu Lebzeiten war Elisabeth<br />

ihrer ewigen Fluchten, Reisen,<br />

Krankheiten, Befindlichkeitsstörungen<br />

sowie der Vernachlässigung der treusorgenden<br />

Gattinnen- und Regentinnenpflichten<br />

wegen im Volk und bei<br />

Hofe eher wenig geschätzt.<br />

Disney. Ausgehend von der Hochzeit der<br />

16-jährigen Wittelsbacherin mit ihrem<br />

Cousin Kaiser Franz Joseph I. von Öster-


eich am 24. April 1854, beginnen wir<br />

im dritten Raum endgültig mit der „historisch“<br />

chronologischen Spurensuche<br />

und erfahren, dass die süße kleine,<br />

ein bisserl melancholische Elisabeth<br />

für den jungen, von den Nachwirkungen<br />

der 1848er Revolutionen schwer<br />

geprüften Kaiser wahrlich eine erfrischende<br />

Abwechslung bedeutete. Die<br />

bereits arrangierten Heiratspläne mit<br />

Sisis älterer Schwester Nene wurden<br />

dadurch zunichte gemacht. Ein sanfter<br />

Duft von Disneyzuckerstangenatmosphäre<br />

beginnt die Nase zu umschmeicheln,<br />

während Polterabendkleid, Diamantstern-<br />

und Juwelrepliken vor verschiedenen<br />

Sisi- und Franz Joseph Porträts<br />

des Hofmalers Franz Xaver Winterhalter<br />

an uns vorüberziehen.<br />

Ungarn. Der Ausgleich mit Ungarn 1867<br />

wird in der Ausstellung zum Emanzipationsbeweis<br />

der jungen, nun zu voller<br />

Schönheit erblühten Monarchin. Immerhin<br />

überragte sie den Kaiser nach<br />

Ende der Pubertät größenmäßig doch<br />

um ein beträchtliches Stück und schreckte<br />

angeblich nicht davor zurück, ihre<br />

körperlichen Vorzüge bei der Durchsetzung<br />

ihrer Forderungen – auch in der<br />

Ungarnfrage – geschickt einzusetzen.<br />

Wie weit Elisabeth, deren Liebe für Ungarn<br />

wohl auch aus einer Oppositionshaltung<br />

zum Wiener Hof heraus entbrannte,<br />

auf den Einzug des Doppeladlers<br />

im Habsburgischen Horst tatsächlich<br />

Einfluss nehmen konnte, sei dahingestellt.<br />

In dieser <strong>An</strong>gelegenheit wird<br />

auch gerne vergessen, dass das dualistische<br />

Österreich-Ungarn vielen Volksgruppen<br />

der Donaumonarchie (vor allem<br />

SlawInnen) nicht gerade zum Vorteil<br />

gereichte.<br />

Figur. Im Raum um den Schönheitskult<br />

der Kaiserin wird es abenteuerlich. Die<br />

Monarchin, ihrer kühnen Reitkünste<br />

wegen europaweit berühmt, hatte<br />

nach der Geburt ihrer Kinder begonnen,<br />

mehr als zuträglich auf ihre Figur<br />

zu achten. Dazu stieg sie täglich auf<br />

die Waage und ließ ihren ganzen Körper<br />

vermessen. Absurde Diäten, exzessiver<br />

Sport und Kreislaufschwächen<br />

zählten zum Grundprogramm. Der Audiotext<br />

nimmt sich dieses Problems<br />

von einer erfrischend unbeschwerten<br />

Seite her an: „Sie war 172 cm groß und<br />

wog zwischen 45 und 47 Kilo. Bewun-<br />

dernswert auch ihre unglaubliche Taille<br />

von 51 cm.(...) Zusätzlich probiert<br />

Elisabeth die verschiedensten Diäten,<br />

um schlank zu bleiben. (...) Übertrieben<br />

sind allerdings die Gerüchte, Elisabeth<br />

hätte sich von rohem Fleischsaft<br />

ernährt. Die rohen Kalbsschlögel wurden<br />

mit Entenpressen ausgepresst<br />

und dieser Fleischsaft gewürzt und<br />

abgekocht, bevor ihn Elisabeth trank.<br />

Ebenfalls ins Reich der Legenden muss<br />

verwiesen werden, dass Elisabeth ständig<br />

hungerte, um schlank zu bleiben.<br />

Rechnungen aus den verschiedensten<br />

Konditoreien zeigen, dass Elisabeth<br />

vor allem gerne Konfekt und Gefrorenes<br />

naschte.“<br />

Fast vorsätzlich scheinen die OrganisatorInnen<br />

der Ausstellung Sisis offensichtliche<br />

<strong>An</strong>zeichen einer Essstörung<br />

herunterzuspielen. Eine, in Zeiten<br />

ständig steigender Zahlen bulimiekranker<br />

und magersüchtiger Jugendlicher,<br />

erstaunliche Haltung.<br />

Tragisch? Die übrigen Räume des Museums<br />

beherbergen noch einen naturgetreuen<br />

Nachbau von Sisis Reisezugwagoneinrichtung,<br />

zahlreiche Gedichte<br />

aus der Hobbyfeder der menschenscheuen<br />

Heinrich Heine-Jüngerin und<br />

die Feile, mit welcher der italienische<br />

<strong>An</strong>archist Luigi Lucheni am 10.9.1898<br />

in Genf das tödliche Attentat auf die<br />

Kaiserin verübte. Freilich verlief Elisabeths<br />

Leben nicht untragisch. Unglücklich<br />

in ihrem „goldenen Käfig“ bei<br />

Hofe, floh sie ihr Leben lang vor ihren<br />

Pflichten und Aufgaben um die halbe<br />

Welt in immer neue Länder und Neurosen.<br />

Sie setzte in vielen Dingen ihren<br />

Willen durch, wie kaum eine Monarchin<br />

zuvor. Allerdings ging es fast ausschließlich<br />

um rein persönliche Dinge.<br />

Dass man sie deshalb als „emanzipiert“<br />

bezeichnen kann, scheint übertrieben.<br />

Sie war eine oft depressive,<br />

kapriziöse Frau, die, so – paradox das<br />

klingen mag – Glück hatte, eine Kaiserin<br />

zu sein. Viele Frauen in ihrer und<br />

auch in heutiger Zeit befanden und<br />

befinden sich in ganz anderen häuslichen<br />

Gefängnissen, ohne die materiellen<br />

und gesellschaftlichen Möglichkeiten<br />

für eine Flucht.<br />

Doch die Vorstellung von der schönen,<br />

unglücklichen Monarchin bedient<br />

eben noch immer die romantischen Gefühlswelten<br />

der Menschen. ❚<br />

lesben.nest<br />

Ursula Raberger<br />

Baba und G’day<br />

museumsisi<br />

Der Sommer ist endlich da. Das wurde langsam auch Zeit,<br />

weil immer in Wolldecken eingewickelt zu Hause rumlungern<br />

ist nun wirklich nicht Kims Lieblingsbeschäftigung. Höchst<br />

passend hinzu kam noch der Umstand, dass sie ihren Geburtstag<br />

zu feiern hatte (der wievielte sei dahingestellt).<br />

„Ich werd’ langsam alt, Sister. Der Zahn der Zeit nagt an mir“,<br />

wimmerte das Geburtstagskind Cori ins Telefon. „Geh, jetzt<br />

werd’ amol net sentimental, bist jo koa alte Schachtl!“ erwiderte<br />

Cori hörbar genervt, aber mit einer Idee im Hinterkopf.<br />

Geplant war nämlich ein Überraschungsfest zu Ehren des Geburtstagskindes.<br />

Und hätte Kim gewusst, was Cori, Zoe und<br />

wie sie alle heißen, vorhatten, sie hätte die Flucht ergriffen.<br />

Frau hatte schlechte Erfahrungen mit Überraschungen. Schon<br />

alleine beim Gedanken an ihren jugendlichen 16. Geburtstag,<br />

an dem sie von Freunden einen Stripper mit Stringtanga geschenkt<br />

bekam, ließ sie erzittern. Schlimmer kann es wohl<br />

nicht werden, dachte sich Kim, und fand den Gedanken an<br />

ein eventuell geplantes Fest gar nicht so schlecht, denn sie<br />

musste ihren Freunden eine wichtige Entscheidung mitteilen.<br />

Am Abend trafen sich alle Gratulanten in einem gemütlichen<br />

Lokal im 6. Bezirk. Die große Torte samt „einigen“ Kerzen<br />

fehlte auch nicht. Cori gab ihr Bestes und quälte die E-Gitarre,<br />

Shi sang ein Chinesisches Ständchen und Sandra klopfte auf<br />

die Triangel. Alles war perfekt, nur Kim starrte bleich in die<br />

Runde. „Wos is los? Okchä, I hab a bisserl falsch g’spielt,<br />

aber...“ quasselte Cori. „Leute, ich mach einen Abflug...“ Alle<br />

schauten Kim erstaunt an. „Also ich mein’ wirklich weg. Nicht<br />

nur für eine Woche.“ Ratlose Blicke. „Ich hab mir gedacht, es<br />

passt ja auch...ich hab ein Zelt von euch gekriegt. Danke ...<br />

ich ... mein Flug geht übermorgen nach Sydney.“ Betrübtheit<br />

in der Runde. Doch Kim meinte, frau solle doch den Abschied<br />

feiern und nicht dem Vergangenen hinterher weinen. „Ich<br />

schreib euch auch ausführliche Berichte über die Frauen in<br />

Down Under, versprochen!“<br />

Zwei Wochen später kam die erste Mail in Coris Postfach:<br />

„Desch gibt’s ja nit! Die Kim hat...“ Aber das ist eine andere<br />

Geschichte.<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 37


an.klang<br />

Stadt Herne: „Tage Alter Musik“<br />

Schäfer, Krebs: „Aqua<strong>An</strong>gelusVox“<br />

A. S. von Otter: „Watercolours“<br />

H. Sanders-Brahms : „Tausendundeine<br />

Nacht“<br />

K. Fossum: „Schwarze Sekunden“<br />

38 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

Nonnen und andere Geheimtipps<br />

Weibliche Schaffens- und Interpretationskunst erfahren nicht immer die gebührende<br />

Aufmerksamkeit. Eine kleine Hörhilfe von Regina Himmelbauer<br />

Schön, dass anscheinend die<br />

Zeiten endgültig vorbei sind, in<br />

denen Festivals mit Musik von<br />

Frauen wahllos Werke von Komponistinnen<br />

aneinander reihten,<br />

und die interpretatorische Qualität hinter<br />

einem frauenbezogenen Engagement<br />

zurückblieb. Denn der vier CDs<br />

umfassende Mitschnitt der „Tage Alter<br />

Musik“ in Herne, die sich vor zwei Jahren<br />

mit „Frauen in der Musik“ beschäftigten,<br />

zeigt zum einen eine interessante<br />

Zusammenstellung von Werken von<br />

Komponistinnen, beleuchtet aber auch<br />

exemplarisch die Rolle von musikbegeisterten<br />

Mäzeninnen. Zum anderen sind<br />

Ensembles zu hören, von denen bereits<br />

einige Einspielungen vorliegen und die<br />

damit nachvollziehbar ihren künstlerischen<br />

Rang belegt haben, wie z.B. das<br />

Ensemble Discantus unter der Leitung<br />

von Brigitte Lesne, oder die Capella Artemisia<br />

unter Candace Smith. Der Bogen<br />

spannt sich von der schillernden Eleonore<br />

von Aquitanien (12. Jahrhundert) bis<br />

hin zu einem Ausschnitt aus der Amazonen-Oper<br />

„Talestri, Regina delle Amazzoni“<br />

von Maria <strong>An</strong>tonia Walpurgis (1724-<br />

1780), von frühen mittelalterlichen Mariengesängen<br />

bis zu den Vespermusiken<br />

komponierender Nonnen. Eine abwechslungsreiche,<br />

klare Schwerpunkte setzende<br />

Zusammenstellung von Musik aus<br />

sieben Jahrhunderten. (Zu beziehen direkt<br />

bei der Stadt Herne – Fachbereich<br />

Kultur; 0049-2323-162839, e-Mail: heidrun.jungs@herne.de)<br />

Sabine Schäfer und Joachim Krebs<br />

vertieften sich in das Weltbild der Hil-<br />

degard von Bingen. Daraus entstand<br />

„Aqua<strong>An</strong>gelusVox“ (MDG 924 1254-5),<br />

ein – wie es das KünstlerInnenpaar<br />

selbst bezeichnet – „KlangErlebnis-<br />

Raum“, eine Art akustisches Mandala,<br />

dessen Konzeption im Booklet auch<br />

aufgezeichnet und kurz beschrieben<br />

ist. Um das Responsorium „De <strong>An</strong>gelis“<br />

herum, von dem immer wieder<br />

Ausschnitte durchzuhören sind, werden<br />

Tageszeiten symbolisiert, Wasserklänge<br />

(z.B. als Brunnen, Quelle, Regen<br />

oder Meer) und Vogelstimmen eingefügt.<br />

Wer eine Dolby Digital 5.1. <strong>An</strong>lage<br />

ihr Eigen nennt oder gar über eine<br />

2+2+2+ Mehrkanal-Wiedergabemöglichkeit<br />

verfügt, kann sich von den<br />

wandernden Klängen förmlich umspülen<br />

lassen. Möglich wird dies<br />

durch eine (reine Audio-)DVD, die es<br />

erlaubt, wesentlich mehr Daten zu<br />

speichern. Doch auch wer technisch<br />

nicht sehr hochgerüstet ist, kann sich<br />

ganz der musikalischen Meditation<br />

überlassen, denn eine beiliegende CD<br />

enthält die reduzierte Stereo-Version,<br />

deren Raumklang natürlich weniger<br />

eindrücklich ist.<br />

Die US-Amerikanerin Amy Beach<br />

(1867-1944) war, ganz dem damaligen<br />

Zeitgeist entsprechend, mit Vorurteilen<br />

gegenüber komponierenden „Frauenzimmern“<br />

konfrontiert, aber sie hatte<br />

das Glück, früh in ihrer musikalischen<br />

Begabung durch ihre Familie gefördert<br />

zu werden. Kammermusikalische Werke<br />

verschiedener Schaffensperioden sind<br />

jetzt auf einer CD (Chandos CHAN<br />

10162) zusammengestellt. Es ist zu hof-<br />

fen, dass diese Komponistin auch bei<br />

uns bald selbstverständlich zu den<br />

„Großen“ gehört.<br />

Liebhaberinnen klassischer Gesangskunst<br />

seien auf die neue CD der<br />

schwedischen Sängerin <strong>An</strong>ne Sofie von<br />

Otter verwiesen. „Watercolours. Swedish<br />

Songs“ (DG 474 700-2) enthält Lieder<br />

schwedischer Komponisten (leider<br />

aber nicht von Komponistinnen) v.a. der<br />

1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zumeist<br />

recht melancholisch, wie man sich halt<br />

den Norden so vorstellt, farbenreich vorgetragen.<br />

Zum Abschluss noch Literatur zum<br />

Hören: Nun ist die vierte CD-Kassette<br />

der lustvoll-opulenten Hörspielfassung<br />

von „Tausendundeine Nacht“ („11. bis<br />

14. Nacht“ / Hörverlag 3-89584-271-0)<br />

von Helma Sanders-Brahms erschienen.<br />

Und wie auch das nun erstmals nach<br />

der ältesten arabischen Handschrift<br />

von Claudia Ott ins Deutsche übertragene<br />

Buch „Tausendundeine Nacht“<br />

(Verlag C.H.Beck) zeigt, bleibt es anscheinend<br />

den Frauen überlassen, dem<br />

vielfältigen Humor, erotischen Vergnügungen<br />

und fantastischen Zaubereien<br />

nachzuspüren und diese liebenswerten<br />

Geschichten von der bloßen harmlosen<br />

Kinderlektüre wiederum der Erwachsenenwelt<br />

zurückzugeben.<br />

Als Lesung zugänglich ist außerdem<br />

der beklemmende Roman „Schwarze<br />

Sekunden“ (Hörverlag 3-89940-319-3)<br />

von Karin Fossum. Ein fesselnder Krimi<br />

über die Suche nach einem verschwundenen<br />

Mädchen, aus wechselnden Perspektiven<br />

erzählt. ❚


Furien in Ferien<br />

Karin Ricks Lesbos-Roman ist die ideale Urlaubslektüre –<br />

an jedem Strand, aber besonders in Skala Eressos.<br />

Eine Empfehlung von Helga Pankratz<br />

Der Plot ist gut. Das Buch ist<br />

spannend. Und das konkrete Ergebnis<br />

der kriminalistischen Aufklärung<br />

der blutigen <strong>An</strong><strong>schläge</strong><br />

in Mitilini und Skala Eressos, die<br />

griechische Behörden und Lesbos-UrlauberInnen<br />

einige Sommerwochen lang<br />

beschäftigen, soll hier tunlichst nicht<br />

verraten werden. So viel vorab.<br />

Ein Sprengstoffanschlag beunruhigt<br />

die Tourismusbranche und ihre Kundschaft<br />

in Skala Eressos. Genau an der<br />

Grenze zwischen Nacktbade- und Textilstrand<br />

(mit anderen Worten: Lesbian-<br />

Beach und Kleinfamilien-Tummelplatz)<br />

hat ein nicht besonders großer, jedoch<br />

keineswegs harmloser Sprengkörper einen<br />

nicht zu übersehenden Krater gerissen.<br />

Aus Athen reist ein Ermittler der<br />

Bundesbehörden an, um den <strong>An</strong>schlag<br />

mit ähnlichen Vorkommnissen in früheren<br />

Jahren zu vergleichen und die Täter<br />

zu überführen. Seine Recherchen in Sachen<br />

Bombenanschlag werden allerdings<br />

von anderen – blutigen – Attacken<br />

in den Hintergrund gedrängt. Denn seit<br />

seiner <strong>An</strong>kunft am Airport von Mitilini<br />

werden fast täglich, anscheinend ausnahmslos,<br />

einheimische Männer brutal<br />

niedergestreckt. Der Ermittler vermutet<br />

Grundstücksspekulationen und wirtschaftlich<br />

motivierte Fehden zwischen<br />

den <strong>An</strong>sässigen hinter den Attacken, Motive,<br />

die von der Aktenlage immer mehr<br />

erhärtet werden. Natürlich rätseln auch<br />

einige der lesbischen Touristinnen über<br />

die Ursachen der beunruhigenden Überfälle,<br />

deren Zeuginnen sie gelegentlich<br />

werden. Vor allem ein dektektivisch inter-<br />

essiertes – und binnen kurzem miteinander<br />

kreuz und quer auch amourös verbandeltes<br />

– Fünferteam aus drei Wienerinnen<br />

und zwei Britinnen sammelt eifrig<br />

Fakten und stellt sich Fragen wie: Gibt<br />

es in Griechenland so etwas wie Vendetta?<br />

Und: Könnte der Attentäter vielleicht<br />

doch eine Frau sein?<br />

Jüngste Sprengstoffan<strong>schläge</strong> in<br />

Athen, die Bauskandale und Verunsicherungen<br />

im Vorfeld der Olympischen<br />

Spiele 2004, ein EU-Europa, dessen viel<br />

beschworene Sicherheit und Stabilität<br />

auf eben so tönernen Beinen stehen<br />

wie seine von Wirtschaftsinteressen<br />

ganz in den Hintergrund gedrängten<br />

Werte Friede, Freiheit, Menschenrechte<br />

und Demokratie: Mit Sicherheit hatte<br />

die Autorin solche Dimensionen nicht<br />

vor Augen, als sie das ausgeklügelte<br />

und vielschichtige kleine Universum ihrer<br />

aus sonnigen Urlaubserinnerungen<br />

mit viel authentischem Lokalkolorit angereicherten<br />

Krimihandlung erfand. Sie<br />

wollte einfach ein gutes, intelligentes<br />

und mit Genuss zu lesendes Buch<br />

schreiben. Das hat sie auch getan. Und<br />

dennoch – der ganz reale zeitgeschichtliche<br />

Kontext, mit dem sich die – erfundene<br />

– literarische Handlung überschneidet,<br />

ist erschreckend stimmig: etwa<br />

wenn es dem Schengen-Abkommen<br />

spottende Sicherheitskontrollen auf<br />

dem Flughafen gibt und die Polizei in<br />

der Eskalation der Ereignisse auf dem<br />

Lesbenstrand eine Absperrung mit Nato-Draht<br />

errichtet, an dem sich prompt<br />

die Kinder deutscher UrlauberInnen<br />

vom „Familienstrand“ verletzen!<br />

Karin Rick hat ihre bekannte Gabe,<br />

unangenehme Wahrheiten in einem<br />

leicht umgangssprachlich eingefärbten<br />

Plauderton mit sehr viel Witz und<br />

Ironie zu Papier zu bringen, wieder<br />

einmal voll entfaltet. So kommt es,<br />

dass ausgesprochen kritische <strong>An</strong>alysen<br />

vergnüglich zu lesen sind: Etwa<br />

die ökonomische Verortung von Skala<br />

Eressos als eine mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

schlecht erreichbare „Urlaubs-Pampa“,<br />

die zum Lesbenreservat<br />

wird, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

keiner anderen touristischen Zielgruppe<br />

genügt: weder Familien, noch<br />

SeniorInnen, und schon gar nicht den<br />

<strong>An</strong>sprüchen der männlichen Gays.<br />

Oder in der Schilderung des Dorftyrannen<br />

Theofilos Valiakos, seines Zeichens<br />

Bürgermeister und zugleich Hotelbesitzer,<br />

ein leicht zwanzgsneurotischer,<br />

kleingeistiger, intriganter – und<br />

sowieso patriachaler – Armleuchter,<br />

der täglich den unmöglichen Spagat<br />

vollführt, die lesbischen Touristinnen<br />

kurzfristig finanziell zu melken und einen<br />

an kleinen und großen Schikanen<br />

reichen Kleinkrieg gegen sie zu führen,<br />

um mittelfristig die Insel von ihnen<br />

zu „säubern“.<br />

Ich möchte wetten, dass „Furien in<br />

Ferien“ mehr als einen Sommer lang<br />

auf der Bestsellerliste deutschsprachiger<br />

Lesbenliteratur zu finden sein wird.<br />

Mehr noch: Genau dieses Buch scheint<br />

prädestiniert dafür, bald auch in englischer<br />

und griechischer Übersetzung am<br />

Strand von Skala Eressos gelesen zu<br />

werden. ❚<br />

lese.zeichen<br />

Karin Rick: Furien in Ferien. Ein<br />

Lesbos-Abenteuer. Kriminalroman<br />

Querverlag 2004, e 15,40 (Ö)<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 39


lese.zeichen<br />

40 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

Reine Theorie?<br />

Ist die feministische Theorie in eine<br />

Sackgasse geraten? Jutta Sommerbauer<br />

beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen<br />

Ja. Die Täterin – die (feministische)<br />

Postmoderne – ist für sie eindeutig<br />

identifiziert. Nun schickt sie sich an,<br />

den Tathergang zu rekonstruieren.<br />

Schicht für Schicht trägt Sommerbauer<br />

postmoderne Theoreme ab, seziert sie<br />

minutiös, um sie anschließend in den<br />

Mistkübel zu pfeffern. Mit ihrer Betonung<br />

der Pluralität, der Uneindeutigkeit<br />

von Identitäten und der Konzentration<br />

auf das Partikuläre, Paradoxe, Minoritäre<br />

trügen Differenzen-Theoretikerinnen<br />

Schuld daran, dass politisch-emanzipatorische<br />

<strong>An</strong>sprüche in den Hintergrund<br />

gedrängt worden seien. Die eigene (Kollaborateurinnen-)Position<br />

innerhalb eines<br />

postfordistischen Systems würde<br />

nicht hinterfragt, wirft Sommerbauer<br />

den Theoretikerinnen u.a. vor. Ihre Theorie<br />

sei zwar nicht grau, sondern verführerisch<br />

bunt – genau damit werde sie<br />

aber der rabenschwarzen Realität, die<br />

sie erklären will, nicht gerecht, sondern<br />

positiviere, individualisiere und affirmiere<br />

diese sogar. Für Sommerbauer ist<br />

klar: mit einem reformistischen <strong>An</strong>satz,<br />

der sich von (feministischen) Utopien<br />

verabschiedet hat, ist keine Emanzipation<br />

von Herrschaft zu erreichen. Die<br />

Autorin bringt anregende Kritikpunkte<br />

vor, zeigt maskierte Fallen und gefährliche<br />

Selbstgefälligkeiten auf. Bisweilen<br />

schießt sie in ihrer Kritik aber auch über<br />

das Ziel hinaus. Dieses Buch zu lesen ist<br />

eine Herausforderung, eine Notwendigkeit,<br />

ein Muss für feministische Theoretikerinnen.<br />

Für Diskussionsstoff ist gesorgt.<br />

Karin Eckert<br />

Jutta Sommerbauer: Differenzen zwischen Frauen<br />

Zur Positionsbestimmung und Kritik des postmodernen Feminismus.<br />

Unrast 2003, e 13,40 (Ö)<br />

InDifferenzen<br />

Bettina Stötzer analysiert Herausforderungen,<br />

die sich in Verbindung von<br />

antirassistischer Kritik und dekonstruktivistischer<br />

Theorie für eine<br />

feministische Theoriebildung ergeben.<br />

Sie stellt zunächst Theorien antirassistischer<br />

Kritik an der weißen feministischen<br />

Theoriedebatte vor, wobei<br />

sie die Kritik an den Kategorien<br />

Geschlecht und Kultur in den Mittelpunkt<br />

stellt. Sie ortet in der Theoriebildung<br />

auf Basis grundlegender Kategorien<br />

ein „Dilemma der Differenz“:<br />

Differenzen, die eigentlich kritisiert<br />

werden sollen, werden reproduziert<br />

und damit Machtverhältnisse verfestigt.<br />

Stölzer hinterfragt, inwieweit dekonstruktivistische<br />

<strong>An</strong>sätze des feministischen<br />

Poststrukturalismus für eine<br />

feministische Rassismusdiskussion<br />

nutzbar gemacht werden können und<br />

präsentiert „Überschneidungs- und<br />

Zwischenraumansätze“, die sich gegen<br />

die Trennung der Kategorien Geschlecht,<br />

„Rasse“ und Kultur aussprechen,<br />

ohne diese gleichzeitig in Modelle<br />

der Hierarchisierung oder<br />

Gleichsetzung einzuordnen. Stötzer<br />

unterstreicht die Notwendigkeit, eine<br />

Diskussion des Themas Rassismus<br />

zum Mittelpunkt feministischer Theoriedebatten<br />

zu machen und in Ablehnung<br />

der Kategorie Differenz „als<br />

schicke Theorievokabel“ diese als<br />

feministische Kategorie zur Benennung<br />

„spezifischer Herrschafts- und<br />

Machtverhältnisse“ zu diskutieren.<br />

„InDifferenzen“ bietet einen fundierten<br />

Überblick über Theorien sowohl<br />

einer anti-rassistischen feministischen<br />

Kritik im Kontext einer bundesdeutschen<br />

„rassistischen Tradition“,<br />

als auch der feministischen Dekonstruktivismus-Debatte.<br />

Stötzer fordert<br />

darüber hinaus, den „blinden Fleck“<br />

Rassismus in feministischen Theoriekonzepten<br />

aufzudecken und die Herstellungsprozesse<br />

von Kategorien vor<br />

einem spezifischen historischen Hintergrund<br />

zu benennen.<br />

Paula Bolyos<br />

Bettina Stötzer: InDifferenzen<br />

Feministische Theorie in der antirassistischen Kritik.<br />

Argument Sonderband 2002, e 18,5 (Ö)<br />

Über Menschen und Mörder<br />

Slavenka Drakulic´ hat sich in ihrem soeben<br />

auch auf deutsch erschienenen<br />

Buch „Keiner war dabei“ der Banalität<br />

des Bösen (vgl. Hannah Arendt) gewidmet.<br />

Es ist ein sehr persönlicher Bericht<br />

über die Verhandlungen vor dem<br />

Internationalen Kriegsverbrechertribunal<br />

in Den Haag, wie auch derer, die in<br />

Kroatien stattfanden. Drakulic´ nimmt<br />

die Spuren jener Ereignisse und Männer<br />

des Krieges auf, die wegen ihrer<br />

Beteiligung an Kriegsverbrechen vor<br />

Gericht stehen. Heute leben sie in einem<br />

holländischen Gefängnis, sprechen<br />

serbisch, kroatisch, bosnisch miteinander<br />

und warten auf ihre Verhandlungen.<br />

Akribisch hat Drakulic´ sie verfolgt<br />

und im Umfeld der Verbrechen recherchiert:<br />

Wer sind die Täter und wie sind<br />

sie dazu geworden? Welches Verhältnis<br />

gibt es in den Nachfolgestaaten<br />

Jugoslawiens zu diesen Verhandlungen?<br />

Wann zerbricht die Illusion eines<br />

gerechten Krieges und wird zum Zerrbild<br />

der Massaker und Massenvergewaltigung?<br />

Manchmal lässt sich jedoch<br />

der Eindruck nicht verwehren,<br />

dass die Autorin die Grenzen zwischen<br />

Tatsächlichem und Fiktivem,<br />

zwischen Journalistik und Schriftstellerei<br />

in einer Art verschwimmen lässt,<br />

die einen misstrauisch zurücklassen.


Trotzdem ist es ein wichtiges Buch, ich<br />

empfehle aber auch, zum Vergleich<br />

Arendts „Banalität des Bösen“ passagenweise<br />

dazu zu lesen und sich so<br />

auch andere Schreibweisen über<br />

Kriegsverbrecher ins Gedächtnis zu<br />

rufen.<br />

Marty Huber<br />

Slavenka, Drakulic´: Keiner war dabei<br />

Kriegsverbrechen auf dem Balkan vor Gericht.<br />

Zsolnay 2004, e 18,4 (Ö)<br />

Im Puff<br />

Bei ihrer Eröffnungsrede zur diesjährigen<br />

Grazer Diagonale nahm Marlene<br />

Streeruwitz das selbstgerechte Puffgehertum<br />

einer Rotariergesellschaft<br />

auseinander. Es ist eine eben solche<br />

honorige Männergesellschaft, der sich<br />

auch Jessica Somner, Protagonistin in<br />

Streeruwitz’ aktuellem Roman, machtlos<br />

und streckenweise ohnmächtig<br />

gegenübersieht.<br />

Das Eis vom Vortag wegjoggend,<br />

auf den unverbindlichen, verheirateten<br />

Liebhaber aus der Politszene ewig<br />

wartend, bei einem zum männlichen<br />

Gewaltakt mutierenden Blow Job die<br />

letzte Illusion verlierend – manifest<br />

wird hier das Lebensunglück einer<br />

dreißigjährigen Volontärin im Frauenmagazinsbusiness,<br />

das zwischen <strong>An</strong>zeigenvolumen,<br />

Jagd-auf-Societyladys<br />

und beinhartem Konkurrenzkampf<br />

um die nächste Story kaum noch Luft<br />

für Selbstachtung lässt. Augenaufschlagsjournalismus<br />

gehört zum Alltag,Immer-jung-und-strahlend-Aussehen<br />

zum beruflichen Kapital, aus<br />

dem sich im medialen Sklavinnentum<br />

noch nicht mal Profit schlagen lässt.<br />

Und dass Jessica all diese Strukturen<br />

und permanenten Erniedrigungen<br />

durchschaut, hilft ihr leider nicht weiter,<br />

sondern macht die innere Verzweiflung<br />

(ebenso wie die der Leserin)<br />

nur noch größer. Schön ist es<br />

nicht, was uns Marlene Streeruwitz<br />

hier offenbart. Doch schön war wohl<br />

auch ihr Abend bei den Rotariern<br />

nicht.<br />

Renate Billeth<br />

Marlene Streeruwitz: Jessica, 30<br />

S .Fischer 2004, e 19,50 (Ö)<br />

Wie die Raben<br />

Nur ein Jahr nach „Die blauen Menschen“<br />

(Buch des Monats in an.<strong>schläge</strong><br />

10/03) beschenkt uns Malika Mokeddem<br />

mit einem neuen Roman. Die Protagonistin<br />

ist wieder eine Algerierin,<br />

die zwischen Familienhölle und<br />

blühender konservativer gesellschaftlicher<br />

Tradition ihre Freiheit erkämpft.<br />

Mokeddem gelingt es erneut, mit der<br />

Geschichte einer einzelnen Frau die<br />

Geschichte eines ganzen Landes zu erzählen,<br />

„ein Land, das sich zerstört“.<br />

Seit der Unabhängigkeit Algeriens<br />

„will bei uns jeder Chef sein … bei diesem<br />

Wettlauf um die Vorrechte gewinnt<br />

immer die Dummheit“. Dass bei<br />

diesem Wettlauf Frauenrechte auf der<br />

Strecke bleiben, ist einerseits nicht<br />

überraschend, andererseits kommt<br />

diese Tatsache in Geschichten über Algerien<br />

meist nicht vor. Malika Mokeddem<br />

wird nicht müde, in ihren Romanen<br />

diese historische Arbeit zu leisten.<br />

Und dabei bedient sie sich bewusst<br />

der wunderbaren bildhaften Sprache<br />

Algeriens (die auch in der deutschen<br />

Übersetzung ihre Wirkung hat), die gerade<br />

im französischen Exil allzuoft verloren<br />

geht. Die rechtlose Stellung ihrer<br />

Geschlechtsgenossinnen bringt auch<br />

die Protagonistin Kenzia an den Rande<br />

der Verzweiflung: „Die Frauen im<br />

Tschador sehen jetzt aus wie die Raben.“<br />

Alleine beim Vater und den Brüdern<br />

aufgewachsen, hat es Kenzia bis<br />

an die Universität in Oran geschafft.<br />

Mit einem Drittel ihres Gehaltes als<br />

Philosophiedozentin kann sie sich von<br />

ihrem Vater freikaufen, der sie der starren<br />

Tradition gemäß verheiraten will.<br />

Der Terror im eigenen Land, der zum<br />

Alltag geworden ist und immer mehr<br />

auch zur ganz persönlichen Bedrohung<br />

wird, treibt Kenzia ins französische<br />

Exil. In Frankreich erlebt sie einerseits<br />

eine bis dahin unbekannte Freiheit,<br />

andererseits gehört sie gerade<br />

hier zu den Unerwünschten – zusammen<br />

mit den anderen „Fremden“ im<br />

Ghetto am Rande der Stadt… Ein wunderbares<br />

Buch, das auch fest geschlossene<br />

Augen öffnen kann.<br />

Gabi Horak<br />

Malika Mokeddem: Zersplitterte Träume<br />

Aus dem Französischen von Barbara Rösner-Brauch.<br />

Unionsverlag 2004, e 8,90<br />

neu.land<br />

Jasmina Jankovic’<br />

Sieben Stunden, für ein Leben lang<br />

lese.zeichen<br />

Mitten in Wien. Eine Begegnung auf der so genannten<br />

Belg-Belg-Achse. Eine West-Ost-Diagonale. Das eine Belg<br />

westlich. Das andere östlich. Und Wien in der Mitte. Nein,<br />

nicht Wien-Mitte. Augarten als Begegnungspunkt. Aber<br />

nicht wie die Tiere. Nein, wie zwei Menschen, die sich ganz<br />

normal wahrnehmen, obwohl sie sich gar nicht kennen.<br />

Zwei Menschen, die sich zum ersten Mal sehen. Zum ersten<br />

Mal miteinander reden. Zum ersten Mal miteinander trinken.<br />

Sie nahmen sich einfach einen freien Tag. Einen Tag<br />

nur für sich und für einander. Zwei Menschen, für die das<br />

ganz normal ist. Zwei Menschen, die nicht verklemmt sind.<br />

Und ganz normal sagen, was sie denken. Was sie wollen.<br />

Und an diesem ver-rückten Tag auch ver-rückt sind. Verrückt<br />

aus der üblichen „Normalität“. Die es nicht erlaubt,<br />

sich einfach so Zeit zu nehmen, Zeit zu machen, Zeit zu<br />

stehlen. Für sich und für einander. Ein herrlicher Tag. Einer<br />

dieser lazy days. Und sie genießen ihn. Voll und ganz. Sieben<br />

Stunden lang verbringen sie miteinander. Sie reden<br />

über Geschichte.<br />

In beiden Belgs hatten sie, unabhängig voneinander, einen<br />

anderen Geschichtsunterricht, als dieser in dem Land war,<br />

in dem sie nun beide leben. Sie reden auch über Politik.<br />

Über Rassismus. Über <strong>An</strong>tisemitismus. Über Sexismus.<br />

Über Diktaturen und Demokratieverständnis. Und wieso es<br />

unmöglich ist, öfters solchen Menschen zu begegnen. Und<br />

sie verstehen sich prächtig. Auch im Schweigen. Und sie sagen<br />

fast gleichzeitig zueinander: Komm, legen wir uns hin.<br />

Und das machen sie. Und sie fangen an, sich gegenseitig zu<br />

berühren. Und sie werden sehr intim. Und erleben diese<br />

Stunden wie nie zuvor. Weil sie wissen, dass es einzigartig<br />

ist. Einzigartig weil einzig. Ein einziges Mal. Keine Wiederholungen.<br />

Keine gleich gesagten Sätze. Keine gleich ausgeführten<br />

Handlungen. Keine Erwartungen. Kein Wiedersehen.<br />

Nur so macht es Sinn. Nur so bleiben sie für einander<br />

da. In den Köpfen. Des einen. Und des anderen. Nach sieben<br />

Stunden. Für ein Leben lang.<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 41


Fo t o s : Fi l m l a d e n<br />

ge.sehen<br />

Aus heiterem Himmel –<br />

Tan de repente. Argentinien 2002<br />

(94 Minuten)<br />

Regie: Diego Lerman / Drehbuch:<br />

Diego Lerman und Maria Meira –<br />

noch zu sehen im Wiener Votiv Kino<br />

42 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

Argentinische Provinz<br />

Amouröse Verstrickungen zwischen zwei Lesben und einer Hetera, erzählt von einem Mann –<br />

das endet zumeist so platt, wie es klingt. Warum Diego Lermans argentinisches Roadmovie<br />

dennoch gelungen ist, erklärt <strong>An</strong>gelika Pelikan<br />

„So plötzlich“ lautet die wörtliche<br />

Übersetzung von „Tan de repente“.<br />

Ebenso plötzlich beginnt<br />

für die argentinische Dessous-<br />

Verkäuferin Marcia (Tatiana Saphir)<br />

ein neuer Lebensabschnitt. Als sie<br />

von den lesbischen <strong>An</strong>archistinnen Mao<br />

(Carla Crespo) und Lenin (Verónica Hassan)<br />

an einer Straßenecke in Buenos Aires<br />

angesprochen wird, soll sich ihr bis<br />

dahin tristes und ereignisloses Leben<br />

mit einem Schlag verändern. Denn die<br />

frustrierte Marcia wird kurzerhand von<br />

den beiden Punkerinnen entführt. Mit<br />

einem gestohlenen Taxi machen sich<br />

die drei Frauen auf den Weg ans Meer.<br />

Dieser Trip ist der Beginn einer wunderbaren<br />

Erzählung über das Leben, verschiedene<br />

Frauen und unterschiedliche<br />

Lebensphilosophien.<br />

Das Schicksal verschlägt Marcia<br />

und ihre Entführerinnen in die tiefste<br />

argentinische Provinz, wo sie auf Lenins<br />

Großmutter und deren UntermieterInnen<br />

treffen. Von hier aus nehmen die<br />

Veränderungen ihren Lauf. Die bis dahin<br />

an ein klassisches Roadmovie erinnernde<br />

Geschichte beginnt ruhiger zu werden.<br />

Alle handelnden Menschen sammeln<br />

sich in einem Haus. Hier nimmt<br />

Diego Lermans außergewöhnliche Darstellung<br />

der einzelnen Frauen und ihrer<br />

Werte ihren <strong>An</strong>fang. Gesellschaftliche<br />

Normen in ihrer konservativsten Form<br />

werden ebenso in Frage gestellt, wie die<br />

Sinnhaftigkeit des Aussteigertums oder<br />

das zwanghafte Denken in sexuellen<br />

Kategorien.<br />

Lesbische Frauen, die von sich<br />

selbst meinen, sie wären nicht lesbisch;<br />

die heterosexuelle Marcia, die Sex mit<br />

einer Frau nie auch nur annähernd in<br />

Erwägung gezogen hat und nun ihre<br />

ersten lesbischen Erfahrungen genießt;<br />

die kettenrauchende Großmutter – all<br />

diese Menschen sind in Lermans Charakterisierung<br />

trotz ihrer Paradoxien<br />

schlüssig. Sie funktionieren innerhalb<br />

der Geschichte und sind auch in der<br />

Realität denkbar. Der argentinische<br />

Film hat mit Diego Lerman einen Meister<br />

der Einfachheit gefunden. Der<br />

grobkörnig in schwarz-weiß inszenierte<br />

Film konzentriert sich mit seinen fast<br />

monoton erscheinenden Bildern auf<br />

die Zeichnung der einzelnen Charaktere.<br />

Der einzige Mann in dem Film wirkt<br />

farblos und leer, ohne Persönlichkeit.<br />

Seine Präsenz ist weder für die Handlung<br />

noch für die Entwicklung einer der<br />

Frauen notwendig. Dennoch oder gerade<br />

deswegen treten die Frauen und ihre<br />

unterschiedlichen Philosophien stärker<br />

an die Oberfläche. Diese Einfachheit<br />

macht die Handelnden in ihrer<br />

Darstellung realistischer, vertrauensund<br />

auch kraftvoller, als dies in jeder<br />

anderen aufwendigeren Inszenierung<br />

je der Fall hätte sein können. Lerman<br />

balanciert seine Heldinnen auf einem<br />

dünnen Seil, er entscheidet, ob sie fallen<br />

und in ihrer Darstellung lächerlich<br />

erscheinen oder den Seilakt mit Bravour<br />

bestehen und dem Publikum der<br />

ursprüngliche Kern jedes einzelnen<br />

Charakters vermittelt werden kann. Er<br />

bepackt jede Einzelne von ihnen noch<br />

mit zusätzlichem Ballast, bevor er sie<br />

ihren Weg bestreiten lässt. Der Drahtseilakt<br />

gelingt. Gerade der Mut zur Verletzlichkeit,<br />

das Zeigen von Verzweiflung<br />

und <strong>An</strong>gst, das gewahr Werden<br />

von Begehren, Verlusten und Enttäuschungen<br />

in der gesamten nur möglichen<br />

emotionalen Bandbreite lassen<br />

die – eigentlich schwach durch die<br />

Handlung tänzelnden – Frauen stark<br />

und heroisch erscheinen.<br />

Diego Lerman hat mit „Tan de repente“<br />

einen Film geschaffen, der Themen<br />

mit vergangener, aktueller und<br />

wahrscheinlich auch zukünftiger Relevanz<br />

anspricht, ohne diese zu kategorisieren<br />

oder lächerlich zu machen. Er<br />

stellt sie in den Raum und bietet die<br />

Möglichkeit, darüber zu reflektieren, ohne<br />

sie selbst zu bewerten. Dieser Film<br />

erzählt von Frauen, vom individuellen<br />

Sinn und den Fragen des Lebens, der<br />

Liebe und der Kraft, die in jeder/m von<br />

uns schlummert, und nur geweckt werden<br />

muss. ❚


musik.tanz<br />

11.7., 21.00, Wien<br />

ImPulsTanz. <strong>An</strong>ne Teresa De<br />

Keersmaeker & Rosas. Once<br />

Volkstheater, 7., Neustiftg. 1. T. 5233501-228<br />

od. -331, www.impulstanz.com<br />

20.+22.7., 21.00, Wien<br />

ImPulsTanz . Cie. Marie Chouinard:<br />

Chorale. Le Sacre du Printemps.<br />

Volkstheater, 7., Neustiftg. 1. T. 5233501-228<br />

od. -331, www.impulstanz.com<br />

21/23.7., 21.00, Wien<br />

ImPulsTanz . Mathilde Monnier & CCN<br />

Montpellier: Déroutes<br />

Odeon, 2., Taborstr. 10, T. 5233501-228 od. -<br />

331, www.impulstanz.com<br />

23.7., 23.00, Salzburg<br />

France Delon the Star of Travestie<br />

Cafe Zweistein, 5020, Giselakai 9, Info:<br />

www.france-delon.de od. zweistein@sbg.at<br />

und T. 0699/10195758<br />

24.7., 21.00, Wien<br />

ImPulsTanz . Mathilde Monnier & CCN<br />

Montpellier: Pièces Odeon, 2., Taborstr. 10,<br />

T. 5233501-228 od. -331, www.impulstanz.com<br />

27.+29.7., 21.00, Wien<br />

ImPulsTanz . Saskia Hölbling / Cie.<br />

Dans Kias: Superposition Corps – Die<br />

Einsamkeit des Gustave Whitehead<br />

Odeon, 2., Taborstr. 10, T. 5233501-228 od. -<br />

331, www.impulstanz.com<br />

26.7., 21.00, Wien<br />

ImPulsTanz . Mathilde Monnier & CCN<br />

Montpellier: Publique<br />

Volkstheater, 7., Neustiftg. 1. T. 5233501-228<br />

od. -331, www.impulstanz.com<br />

5.8., 21.00, Wien<br />

ImPulsTanz . Christine Gaigg & 2nd<br />

Nature Dance Group: Trike Summer<br />

Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19,<br />

T. 317 01 01, www.impulstanz.com<br />

film<br />

2.7.-15.8., Wien<br />

Kino unter Sternen. Open Air im<br />

Augarten<br />

Augarten, 2., Schüsselwiese,<br />

Eingang Gaußplatz, Filmbeginn tägl. 21.30,<br />

T. 0800/664040, www.kinountersternen.at<br />

bis 1.8., Wien<br />

Kinosommer 2004<br />

Stadtkino, 3., Schwarzenbergplatz 7-8,<br />

T. 7126276, office@stadtkino.wien<br />

theater.kabarett<br />

bis 4.7., 20.00, Wien<br />

Heißes Wasser für alle.<br />

Von Gesine Danckwart<br />

Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19,<br />

T. 317 01 01, www.schauspielhaus.at,<br />

tägl. außer Mo<br />

bis 12.9., Wien<br />

Sommerbühne „Theater am Spittelberg“.<br />

Vielfalt als Markenzeichen<br />

Theater am Spittelberg, 7., Spittelbergg. 10,<br />

T. 5261385, www.theateramspittelberg.at<br />

29.7-1.8., 5.-8., 12.-15., 19.-22. u. 26.-29.<br />

8., 19.30, Reichenau<br />

CASANOVAS HEIMFAHRT.<br />

R. Helga David<br />

Thalhof, Reichenau an der Rax, Thalhofstr. 23,<br />

T. 02662/43006, www.helgadavid.at<br />

seminar.workshop<br />

1.7., 17-19.00, Graz<br />

Selbsthilfegruppe: <strong>An</strong>gst- und<br />

Panikattacken<br />

Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />

Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98<br />

Fo t o : M a rc Co u d ra i s<br />

ImPulsTanz<br />

2.7., 18.00, Graz<br />

Selbsthilfegruppe: Endometriose<br />

Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />

Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98<br />

3.7., 10-18.00, Wien<br />

Die Kraft der Farben – Wie wir sie<br />

für unser Erscheinungsbild nutzen<br />

können. Leitung: Maria Guzmits-<br />

Akimesko und Nelly Gottswinter<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />

T. 89 58 44,www.frauensache.at,<br />

Kosten: 95.-<br />

7.7., 19.00, Graz<br />

Mammografie. Information und Diskussion<br />

für eine informierte Entscheidung.<br />

Referentin: Sylvia Groth, M.A.<br />

Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />

Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98,<br />

Unkostenbeitrag: 5.-,<br />

<strong>An</strong>meldung erforderlich<br />

7.7., 20.00, Graz<br />

Selbstuntersuchung der Brust.<br />

Zyklische Veränderungen, Sensibilisierung.<br />

Vorführen und Erlernen der<br />

Brusttastuntersuchung.<br />

Referentin: Sylvia Groth, M.A.<br />

Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />

Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98,<br />

Unkostenbeitrag: 10.-,<br />

<strong>An</strong>meldung erforderlich<br />

7.7+4.8, 9-10.00, Wien<br />

Pflanzenfest im Vinzenz von Paul-Park.<br />

Kräuter-Treffen mit Petra Öllinger<br />

Vinzenz von Paul-Park, 6., Garbergasse 20<br />

8.-10.7, Schloss Puchberg/Wels<br />

Mauern oder Brücken? Auswirkungen<br />

der EU-Osterweiterung auf die<br />

Frauenmigration innerhalb Europas.<br />

9. Fortbildungsseminar des<br />

Vereins LEFÖ<br />

Seminarort: Bildungshaus Schloss Puchberg/Wels,<br />

4600 Wels, Puchberg 1,<br />

T. 07242/47537, Seminarbeitrag: 190.-,<br />

<strong>An</strong>meldung: LEFÖ, 5., Kettenbrückengasse<br />

15/4, T. 5811881,<br />

www.lefoe.at<br />

12.+13.7., 17-20.00, Wien<br />

Westliche Kräuter nach der Traditionellen<br />

Chinesischen Medizin.<br />

Leiterin: Susanne Sonnleitner<br />

Volkshochschule Landstraße, 3.,<br />

Hainburgerstr. 29, T. 715 08 00,<br />

www.vhs3.vhs.at, Kosten: 24.-<br />

16.-17.7., Wien<br />

<strong>An</strong>leitung zum Selbstcoaching.<br />

Für Frauen, die sich auf den Weg<br />

machen wollen.<br />

Leitung: Maga. <strong>An</strong>drea Scheutz<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />

T. 89 58 44, www.frauensache.at,<br />

Kosten: 180.-, Fr 18-21.00, Sa 10-17.00<br />

21.7., 19.00, Graz<br />

Pap-Abstrich. Zellveränderungen<br />

am Gebärmutterhals.<br />

Referentin: Sylvia Groth M.A.<br />

Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />

Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98,<br />

Unkostenbeitrag: 5.-,<br />

<strong>An</strong>meldung erforderlich<br />

1.-7.8., St. Johann<br />

Literaturwoche von und für Frauen.<br />

Referentinnen: Ruth Frick-Pöder und<br />

<strong>An</strong>drea Winkler<br />

Haus der Frauen, 8222, Herberstein 7,<br />

T. 03113/2207, hausderfrauen@graz-seckau.at,<br />

Seminarbeitrag: 135.- bzw. 80.- für<br />

Studentinnen<br />

7.8.,10-17.00 , Blindenmarkt<br />

Mehr Energie mit den 5 Elementen<br />

Seminarhaus Fürholz, 3372,<br />

Fürholz 3, Kosten: 98.- Seminarverpflegung,<br />

Mittagsmenü und Seminarunterlagen<br />

13.-18.8, Nikitsch<br />

TEXT. KUNST II: Ein Lehrgang: Vier<br />

Module von Vier Autorinnen und<br />

Künstlerinnen angeboten: Lyrik,<br />

Dramatik, Klangkunst & Wort,<br />

Textkritik.<br />

Seminarhaus Energiemühle Nikitsch.<br />

Info: petra.ganglbauer@chello.at,<br />

www.energiemuehle.at/<br />

ausstellung<br />

bis 16.7., Elsbethen<br />

Philosophinnen – Liebhaberinnen<br />

der Weisheit. Die weltweit erste<br />

Ausstellung über Philosophinnen<br />

von der <strong>An</strong>tike bis zur<br />

Moderne.<br />

Treffpunkt Bildung, 5061,<br />

Raiffeisenstr. 2, T. 0662/8047-7514 od. -7520,<br />

Mo-Fr 9-12.00 und nach Vereinbarung.<br />

an.künden<br />

ImPulsTanz zeigt diesen Sommer gleich mehrere Stücke der französischen Choreographin Mathilde Monnier. In<br />

„Déroutes“ werden Beziehungsgeflechte tanzend veranschaulicht, zur Musik von PJ Harvey geht es in „Publique“<br />

schlicht um die Lust am Tanz und den Genuss, dabei zuzusehen. In „Pièces“, einem Kurzstückabend, wird Monnier<br />

selbst mit einem Solo zu sehen sein.<br />

ImPulsTanz. Mathilde Monnier & CCN Montpellier: Déroutes, 21. und 23.7.,<br />

Pièces, 24.7., jeweils 21.00, beides Odeon, 2., Taborstr. 10. Publique, 26.7., 21.00, Volkstheater, 7., Neustiftgasse 1.<br />

T. 5233501-228 od. -331, www.impulstanz.com<br />

bis 15.8., Innsbruck<br />

Ellen Gallagher<br />

Galerie im Taxispalais, 6020,<br />

Maria-Theresien-Str. 45, T.0512/5083171,<br />

www.galerieimtaxispalais.at,<br />

Di-So 11-18.00, Do 11-20.00<br />

bis 15.8., Innsbruck<br />

Laura Horelli<br />

Galerie im Taxispalais, 6020,<br />

Maria-Theresien-Str. 45, T.0512/5083171,<br />

www.galerieimtaxispalais.at,<br />

Di-So 11-18.00, Do 11-20.00<br />

bis 19.9, Innsbruck<br />

Das Unsichtbare – Einblicke in die<br />

Kulturgeschichte der Frauenunterwäsche<br />

Museum im Zeughaus, 6020,<br />

Zeughausgasse, T. 0512 / 59489 - 311,<br />

www.tiroler-landesmuseum.at,<br />

tägl. 10-17.00<br />

bis 31.10, Hittisau<br />

Göttin – Hexe – Heilerin: Zu einer<br />

Kulturgeschichte weiblicher<br />

Magie<br />

Frauenmuseum, 6952, Platz 501,<br />

T. 05513-6209-30, www.frauenmuseum.com,<br />

Do 19-21.00, Fr-Sa 16-18.00, So 15-18.00<br />

bis 1.8., Wien<br />

Kurze Karrieren. Mit Werken von<br />

Christine Kozlov, Hilka Nordhausen,<br />

Verna Pfisterer, Charlotte Poseneske<br />

u.a.<br />

MUMOK Factory, 7., Museumsplatz 1,<br />

T. 52500, www.mumok.at,<br />

Di- So 10- 18.00, Do 10-21.00<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 43


an.künden<br />

bis 4.9., Wien<br />

Elke Krystufek. The Rich Visit the Poor,<br />

the Poor Visit the Rich. Part 2<br />

BAWAG Foundation, 1., Tuchlauben 7a,<br />

T.53453-22655, Mo-Sa 10-18.00<br />

bis 15.8, Wien<br />

Der Traum des Publikums: Theresa<br />

Hak Kyung Cha<br />

Generali Foundation, 4.,Wiedner Hauptstr. 15,<br />

T. 5049880, foundation.generali.at,<br />

Di bis So 11-18.00, Do bis 20.00<br />

bis 17.9., Wien<br />

<strong>An</strong>na Mahler. Ich bin in mir selbst<br />

zu Hause.<br />

Literaturhaus, 7., Seidengasse 13,<br />

T. 52620440, www.literaturhaus.at,<br />

Mo+Mi 9-17.00, Fr 9-15.00<br />

bis 23.7., Wien<br />

Interventionen gegen Rassismen<br />

Galerie IG Bildende Kunst, 6.,<br />

Gumpendorferstr. 10-12, T. 5240909,<br />

www.igbildendekunst.at/igr<br />

bis 26.9, Wien<br />

NIKI DE SAINT PHALLE – DIE GEBURT<br />

DER NANAS<br />

Kunsthaus Wien, 3., Untere Weissgerberstr. 13,<br />

T. 712 04 95, www.kunsthauswien.at,<br />

tägl. 10-19.00<br />

bis 29.7., Wien<br />

Werkschau IX. – Friedl Kubelka –<br />

Arbeiten 1963-2003<br />

Fotogalerie Wien, WUK, 9., Währingerstr. 59,<br />

T. 4985462, www.fotogalerie-wien.at,<br />

Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00<br />

1.7.-5.9., Wien<br />

Charline von Heyl<br />

Secession, 1., Friedrichstr. 12, T. 5875307,<br />

www.secession.at, Di-So 10-18.00, Do 10-20.00<br />

bis 31.10, Wien<br />

Alma Rosé – Vom Konzertsaal<br />

nach Auschwitz<br />

Jüdisches Museum Wien. 1.,<br />

Dorotheergasse 11. T.5350431, www.jmw.at,<br />

So-Fr 10-18.00, Do 10-20.00<br />

bis 31.10, Wien<br />

Wien, Stadt der Juden. Die Welt der<br />

Tante Jolesch<br />

Jüdisches Museum Wien. 1.,<br />

Dorotheergasse 11. T.5350431, www.jmw.at,<br />

So-Fr 10-18.00, Do 10-20.00<br />

lesung<br />

1.7., 19.30, Wien<br />

Furien in Ferien. Lesung und Buchpräsentation<br />

von Karin Rick<br />

Kunsthalle Wien, project space,<br />

4., Karlsplatz, Treitlstraße 2<br />

27.7., Wien<br />

Literarische Sommerabende im<br />

Café Prückl. Obsessionen alt und neu.<br />

Margot Hruby<br />

Café Prückl, 1., Stubenring 24, T. 512 61 15,<br />

www.alte-schmiede.at<br />

17.8., Wien<br />

Literarische Sommerabende im Café<br />

Prückl. Seh-N-sucht: Karin Ivancsics,<br />

Christa Nebenführ, Sylvia Treudl<br />

Café Prückl, 1., Stubenring 24, T. 512 61 15,<br />

www.alte-schmiede.at<br />

24.8., Wien<br />

Literarische Sommerabende im Café<br />

Prückl. Delikat-essen: Margit Hahn,<br />

Claudia Erdheim, Sabine Nikolay<br />

Café Prückl, 1., Stubenring 24, T. 512 61 15,<br />

www.alte-schmiede.at<br />

aktivitäten<br />

3.7., 15-16.30, Graz<br />

FrauenStadtSpaziergänge: Bildung.<br />

Leitung: Brigitte Dorfer<br />

Treffpunkt: Stadtmuseum-Innenhof, Sackstr.<br />

18, T. 0316/7160220, www.frauenservice.at<br />

44 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

5.7., 19.30, Wien<br />

Mamazonen Reloaded:„Zwischen<br />

den Welten“ – Erfahrungsaustausch<br />

für lesbische [Co]Mütter. Zum Thema:<br />

Gestaltung von Beziehungen mit<br />

<strong>An</strong>hang.<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440, www.frauensache.at,<br />

UKB: 3,6,-, <strong>An</strong>meldung erforderlich,<br />

19.30, bitte pünktlich kommen!<br />

fixtermin<br />

Montag<br />

Frauencafé<br />

autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />

Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />

http://www.frauenzentrum.at.<br />

Jeden Mo, 18.00-22.00<br />

Politisches Café im Frauencafé<br />

autonomes FRAUEN zentrum, 4020,<br />

Humboldtstraße 43, jeden 1. Mo, ab 19.00<br />

Vereinscafé <strong>An</strong>chorage. Das Cafè der<br />

erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />

Frauen und Lesben.<br />

Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />

6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />

T. 0512/ 580839, www.frauenlesbenzentrum.at,<br />

jeden Montag, Mittwoch,<br />

Freitag, 20.30<br />

Internet-Café für Frauen und<br />

Mädchen. Auch <strong>An</strong>fängerinnen.<br />

Kinderbetreuung<br />

Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />

T. 895 72 67. Jeden Mo 15.00-18.00<br />

Jour Fixe für lesbische Frauen<br />

über 50. Leitung: <strong>An</strong>drea Scheutz<br />

(Psychotherapeutin)<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 89 58 440, e-mail: office@frauensache.at,<br />

Jeden 1. und 3. Mo, 19.00-20.30<br />

„Lesbentutorium“ an der Uni Wien<br />

UFO, 9., Berggasse 5/24.<br />

Jeden Mo ab 19.00<br />

Offene Encounter-Gruppe für Lesben<br />

und Frauen, die sich DA nicht so<br />

sicher sind<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T.: 89 58 440, e-mail: office@frauensache.at,<br />

Jeden 2. und 4. Mo, 19.30-21.00,<br />

<strong>An</strong>m. erforderlich<br />

Tutorium für Lesben, BiFrauen und<br />

TransG an der Uni Wien<br />

UniFrauenOrt, 9., Bergg. 5/24.<br />

Jeden Montag ab 19.00<br />

„Zwischen den Welten“ – Mamazonen.<br />

Erfahrungsaustausch für lesbische<br />

[Co]Mütter.<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />

T. 89 58 440, www.frauensache.at,<br />

UKB: 3,6.- pro Abend, <strong>An</strong>meldung erforderlich,<br />

jeden 1. Montag im Monat, 19.30<br />

Dienstag<br />

Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />

Mit Sylvia Möstl<br />

Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />

2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00<br />

Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />

4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,<br />

abraxa@goplay.com. Jeden Di 14.00-18.00<br />

Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspass.<br />

Leiterin: Karin Weingartmann<br />

8010 Graz, Volksschule Brockmanng. 119,<br />

<strong>An</strong>m. erforderlich: Frauengesundheitszentrum,<br />

Joanneumring 3, 8010 Graz,<br />

T. 0316/83 79 98-30.<br />

Jeden Di, 19.00-21.00<br />

Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />

sehr lieben“<br />

Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />

T. 0316/71 60 220, e-mail: office@frauenservice.at,<br />

Jeden Di, 19.30-21.00<br />

Geheimer Garten für Frauen und<br />

Mädchen<br />

Reichsapfelg., 15., Infos: Zeit!Raum<br />

Stadtteilprojekt, T. 895 72 67,<br />

http://www.zeitraum.co.at<br />

Gesprächsgruppe für Frauen in<br />

Patchwork-Familien<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />

T. 89 58 440, <strong>An</strong>m. erf., 14-tägig<br />

Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen<br />

aller Altersgruppen<br />

Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />

Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />

Info: T. 54 54 393<br />

Mittwoch<br />

Schreibwerkstatt für Frauen.<br />

Mit Fini Zirkovich<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210, Wulkalände<br />

2. Jeden Mi 19.00. <strong>An</strong>m.:T. 02626/677 10<br />

Frauencafé<br />

Jugend- u. Kulturhaus AGATHON,<br />

3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />

Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />

Jeden 1. Mi im Monat<br />

Mittwochs-Frauentratsch mit<br />

Netzanschluss<br />

Frauenberatungsstelle Freiraum,<br />

2620 Neunkirchen, Wiener Str. 4/9,<br />

T. 02635/61125, e-mail: freiraumfrauen@utanet.at.<br />

Jeden 1. Mi im Monat<br />

Transgendertreff<br />

HOSI Vereinszentrum,<br />

5020, Müllner Hauptstr. 11,<br />

T. 0662/43 59 27 - 27, www.hosi.or.at,<br />

jeden 2. und 4. Mittwoch ab 20.00<br />

Dick und fit – Schwimmen.<br />

Leiterin: Karin Weingartmann<br />

Schwimmhalle ATG, 8010 Graz,<br />

Kastellfeldg. 8, <strong>An</strong>m. erforderlich:<br />

Frauengesundheitszentrum,<br />

Joanneumring 3, 8010 Graz,<br />

T. 0316/83 79 98-30. Jeden Mi, 17.00-18.00<br />

Dein Körper – Deine Verbündete.<br />

Leitung: <strong>An</strong>drea Scheutz (Psychotherapeutin)<br />

Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />

T. 89 58 440, e-mail: office@frauensache.at,<br />

Jeden 2. Mi, 18.00-19.30, <strong>An</strong>m. erforderlich!<br />

Frauen-Treffpunkt<br />

Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />

T. 581 09 60, UKB eur 1,50, Jeden Mi 18-20,<br />

keine <strong>An</strong>m. erf., Kekse/Tee willkommen<br />

Frauenfest im U4<br />

U4, 12., Schönbrunner Str. 222.<br />

Jeden 1. Mi im Monat, ab 22.00<br />

Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Gewalterfahrungen.<br />

Leitung: Bettina Reisch.<br />

Räumlichkeiten des Notrufs,<br />

17., Telefonische <strong>An</strong>meldung: T. 5232222,<br />

www.frauenweb.at/notruf<br />

Dauer: 1 Jahr, 14tägig.<br />

Kostenbeitrag: 16.-/ Termin.<br />

Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-<br />

BALLerinas<br />

PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />

Garderobe 2, http://aufschlag.gay.or.at,<br />

Training jeden Mi 19.30-21.30<br />

Lesbengruppe<br />

HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />

T. 216 66 04, http://www.hosiwien.at,<br />

Jeden Mi ab 19.00<br />

Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />

Körpertherapeutisch orientierte<br />

Jahresgruppe für Frauen.<br />

Leiterin: Renate Frotzler-Dittrich<br />

Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />

Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 587 67 50,<br />

UKB eur 11, Jeden Mi 9-10.30,<br />

Einstieg jederzeit möglich<br />

Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />

und Frauen in Trennungssituationen<br />

Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen,<br />

1., Stephanspl. 6/V/30. Jeden 1. u. 3. Mi,<br />

18.00-20.00, <strong>An</strong>m. Frauen beraten<br />

Frauen, T. 587 67 50<br />

Offenes Atelier für Frauen. Leitung:<br />

<strong>An</strong>na Rakos (Kunsttherapeutin)<br />

Hofstattgasse 15/10, 18., Info und<br />

<strong>An</strong>meldung: , T. 478 63 88, Kosten: eur 15,pro<br />

Abend (Material inbegriffen),<br />

jeden 1. Mi von 19.00-21.00<br />

Que(e)r-Beisl<br />

Ernst Kirchweger Haus, 10., Wielandgasse<br />

2-4, http://www.raw.at,<br />

Jeden Mi, 18.30-24.00<br />

Donnerstag<br />

HelpChat „Halt der Gewalt“<br />

Der Helpchat: http://www.haltdergewalt.at<br />

bietet anonyme Hilfestellung.<br />

Jeden Do 20-23.00<br />

Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs<br />

für Frauen. Leiterin: Theresia<br />

Blatnek-Wondraczek<br />

<strong>An</strong>m.: Frauenberatung Zwettl, 3910,<br />

Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0.<br />

Do 19.00-20.00<br />

„Komm Oma – surf mit mir!“<br />

Internet-Café für Jung und Alt<br />

Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,<br />

T. 07289/66 55, keine <strong>An</strong>m. erforderlich,<br />

Surfgebühr: eur 1,50/h,<br />

Jeden Donnerstag, 15-18.00<br />

Regenbogen Stammtisch<br />

Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,<br />

Vorstadt 18, T. 0699/11 34 12 14. Ab 20.00<br />

Lesbenabend<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020,<br />

Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27 - 27,<br />

www.hosi.or.at,<br />

jeden 3. Donnerstag ab 19.00<br />

Offener Abend<br />

Hosi-Lokal, 6020, Innrain 100,<br />

www.queertirol.com, T. 0512-562403,<br />

jeden Donnerstag, 20.30<br />

HOSI-Jugendabend<br />

HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />

Jeden Do ab 19.00<br />

Muttertag.<br />

Kostenlose Kinderbetreuung<br />

<strong>An</strong>m.: ega, 6., Windmühlg. 26,<br />

T. 589 80/0. Jeden Do 14.00-19.00<br />

Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe<br />

für Frauen, Lesben und<br />

Mädchen mit Barbara Tiwari<br />

FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6,<br />

Eingang Prechtlg., T. 402 87 54,<br />

Jeden Do 17.30-19.00<br />

schmökern, gustieren, plaudern,<br />

Tee trinken, Bücher kaufen<br />

Buchhandlung Frauenzimmer,<br />

7., Zieglergasse 28, T. 522 48 92,<br />

e-mail: frauenzimmer@aon.at.<br />

Jeden Do bis 21.00<br />

Widerstandslesung. Künstlerische<br />

Beiträge (lesen, spielen, singen,<br />

feuerschlucken etc.) willkommen:<br />

http//www.awadalla.at/el/kalender.at<br />

Botschaft der besorgten Bürgerinnen,<br />

1., Ballhausplatz 1a. Jeden Do 17.00-19.00<br />

Freitag<br />

Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />

HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />

T. 0732/60 98 98. Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00<br />

Welser Frauen-Stammtisch –<br />

gemütlicher Frauentreffpunkt<br />

Schubert-Stüberl, 4600 Wels,<br />

Schubertstr. 13. Jeden 4. Fr. ab 20.00<br />

Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen –<br />

der Abend für Lesben und<br />

Freundinnen<br />

Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24,<br />

meist einmal im Monat, 19.00-23.00,<br />

Info unter T. 0316/36 66 01<br />

Internet-Café von Frauen für Frauen<br />

abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />

Str. 83, T. 595 21 55.<br />

Jeden Fr 13.00-19.00, jeden letzten<br />

Fr speziell für Mädchen<br />

Offenes Treffen feministischer<br />

Migrantinnen<br />

Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />

jeden 1. Fr im Monat<br />

Samstag<br />

Club <strong>An</strong>derwelt<br />

6., Theobaldg. 10,<br />

Jeden 2. Sa, ab 22.00<br />

Frauenclub...just the girls<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />

Prechtlg., T. 402 87 54, Jeden 1. Sa ab 21.00<br />

Homoriental. Der multikulturelle<br />

Club für ein lesbisch/schwules<br />

Publikum und FreundInnen<br />

Club Massiv 3., Untere Weissgerberstr. 37,<br />

homoriental@gmx.net,<br />

Clubmitgliedschaft/Nacht: 6,50.-,<br />

jeden 2. Samstag<br />

Borges


Sonntag<br />

HOSI Sonntagsbrunch @Café<br />

Steinschlag<br />

Café Steinschlag, 5020, Glockengasse 4,<br />

Frühstücksbuffet und Kaffee/Tee.<br />

UKB: 7,-/5,- (HOSI Mitglieder),<br />

jeden 3. Sonntag, 11.00<br />

Labrys Lounge<br />

Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20,<br />

Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump,<br />

http://www.labrys.gundl.at, e-mail:<br />

labrys@gundl.at. Jeden ersten Sonntag<br />

im Monat, 18.00<br />

Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />

interessierte Frauen<br />

Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />

T. 05574/45 538, e-mail: frauengetriebe<br />

@aon.at. Jeden 1. So ab 11.00<br />

Frauenbadefreuden<br />

Badehaus Sargfabrik, 14.,<br />

Goldschlagstr. 169, www. sargfabrik.at,<br />

Eintritt: 14.-. Bitte um <strong>An</strong>meldung<br />

bis jeweils Samstag! Per E-Mail:<br />

sonja.c@gmx.at oder<br />

Telefon: 01/ 988 98 - 214,<br />

jeden 3. Sonntag<br />

Rosa’s TanzBar. Tanzvergnügen für<br />

Lesben und Schwule. Standard und<br />

Latein-Tanz zu ausgesuchten<br />

Lieblingsmelodien<br />

Cheek2Cheek, 8, Lange Gasse 50,<br />

19.00 UKB: +5,-, RosasTanzBar@gmx.at;<br />

www.cheek2cheek.at.<br />

Jeden 4. Sonntag im Monat!<br />

Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme<br />

Ess-Süchtige<br />

13., St. Veitg. 25, jeden So 19.30,<br />

T.: 0676/78 79 144<br />

Weiber-Frühstück: Videos,<br />

Diskussiom, Provokatiom, feministische<br />

Literatur, veganes Buffet<br />

E.K.H., 10., jeden 1. So<br />

Nach Vereinbarung<br />

Frauenberatung<br />

Verein Frauen für Frauen Burgenland,<br />

7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />

7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />

Frauenleserunde<br />

Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />

Wulkalände 2,<br />

Infos: 02626/67 71 012<br />

Psychologische, juristische und<br />

arbeitsmarktpolitische Beratung<br />

sowie Sozialberatung für Frauen<br />

Die Tür - Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg,<br />

Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670;<br />

7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />

T. 02682/66 124<br />

Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />

für Frauen. Auch muttersprachliche<br />

Beratung<br />

Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />

Raugasse 16, T. 02622/825 96.<br />

Mo, Do, Fr 9.00-12.00, Di 17.00-20.00<br />

Beratung im Schwangerschaftskonflikt,<br />

bei Verhütungsfragen und<br />

Essstörungen<br />

ISIS, 5020 Salzburg, Willibald Hauthalerstraße<br />

12, T. 0662/44 22 55<br />

Ganzheitliche Beratung zu Wechseljahren,<br />

Brustveränderungen,<br />

Myomen, u.a.m.<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, kostenlos<br />

Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />

Graz<br />

Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400,<br />

Mo, Do 16.00-19.00; Mi 9.00-12.00<br />

Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />

(eur 1,50), Hilfe zur Selbsthilfe<br />

und Infos zu Schwangerschaftshilfen<br />

und/oder Schwangerschaftsabbruch<br />

Philosophinnen<br />

Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98,<br />

Mo-Mi und Fr 9.00-13.00, Do 15.00-19.00<br />

Verhütung für Frauen.<br />

Mit Monika Vucsak<br />

<strong>An</strong>m.: Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />

Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, eur 5<br />

Arbeitsgruppe für Frauen mit<br />

sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />

in der Kindheit<br />

Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse<br />

5/7, Info: T. 0676/717 29 67<br />

Beratung, Kurse, Information für<br />

geistig oder mehrfach behinderte<br />

Frauen und ihre <strong>An</strong>gehörigen<br />

Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1,<br />

T. 714 39 39<br />

Einzelberatung für Frauen in<br />

Krisensituationen<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!,<br />

Tel. Beratung Di 10.00-12.00 u. Do. 14.00-<br />

16.00 unter T. 476 15/57 75 sowie<br />

unter fem@aon.at<br />

Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />

Alles muss man nicht alleine schaffen!<br />

Leiterin: Martina Nöster,<br />

Kinder- u. Jugendpsychotherapeutin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 476 15/57 72, Erstgespräch kostenlos,<br />

weitere eur 4,-<br />

Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne,<br />

Dich in Deinem Körper wohl zu<br />

fühlen, Leiterin: Martina Rainer,<br />

Shiatsu-Praktikerin<br />

F.E.M, 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 476 15/5771, UKB eur 23<br />

Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />

Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Medizinische Sprechstunde für<br />

Mädchen und Frauen mit<br />

Essstörungen<br />

<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />

T. 476 15/57 71<br />

Schlank & glücklich?<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V.,<br />

<strong>An</strong>m./Info: 476 15/57 71<br />

Sexualberatung – Was Sie schon<br />

lange oder gerade jetzt dringend<br />

besprechen wollten. Leitung: Julia<br />

Kastenhuber, Psychologin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 71,<br />

UKB eur 10,-/Einzel-oder Paar<br />

Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“<br />

Leiterin: Martina Nöster, Psychotherapeutin<br />

F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/5772<br />

radio.fixtermin<br />

jeden 1. Mo 18.00-19.00<br />

Khorschid Khanum – die persischsprachige<br />

Frauensendung<br />

Radio Orange 94 MHz (Telekabel Wien 92,7)<br />

Di 18.00-19.00<br />

ta mera – an Orten wie diesen. Von Frauen<br />

für Frauen. Von Lesben für Lesben.<br />

Radio Orange 94 Mhz<br />

Mi 20.05-20.20<br />

Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />

eine frauenspezifische Information<br />

Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz<br />

Mi 17.00-18.00<br />

femme totale – feministisches<br />

Radioprogramm<br />

radio helsinki , 92,6 Mhz (Graz)<br />

Mi 18.00-19.00<br />

Abwechselnd: orangina – Fanzine zu<br />

Mädchennetzwerken in der Subkultur/<br />

bauch.bein.po – Die Sendung für die<br />

ganze Frau<br />

Radio Orange 94 MHz<br />

Do 18.00-19.00<br />

HOSI Lesbenradio (jeden 1. Do),<br />

La manifesta (2. Do),<br />

Görls linkup (3. Do),<br />

Lourdes (4. Do)<br />

Radio Orange 94 Mhz<br />

Fr 16.30-17.30<br />

SPACEfemFM.<br />

Frauenradio<br />

Radio FRO, 105 MHz (Linz).<br />

Jeden 1. u. 3. Fr.<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Abwechselnd: Dyketime –<br />

Radiomagazin für Lesben/<br />

Frauenforum<br />

radio helsinki,<br />

92,6 MHz (Graz)<br />

Fr 18.00-19.00<br />

Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />

Frauenforums<br />

Radio Orange 94 MHz,<br />

jeden 2. Fr.<br />

tanz.fest<br />

1.-3.7., Wien<br />

EKHaus- und Hoffest<br />

EKH, 10., Wielandgasse 2-4,<br />

www.med-user.net/ekh<br />

an.künden<br />

„Erinnern – sag ich – wird sich so manch einer noch an uns.“ Diese Prophezeiung Sapphos hat sich nicht bewahrheitet;<br />

Denken und Werke von Frauen aller Jahrhunderte blieben meist unbeachtet und ungewürdigt. Die erste<br />

Ausstellung über Philosophinnen von der <strong>An</strong>tike bis zur Moderne hat es sich zur Aufgabe gemacht, das zu ändern<br />

und portraitiert Philosophinnen und ihre Philosophien – von Aspasia über Milet bis zu Judith Butler.<br />

Treffpunkt Bildung, Raiffeisenstr. 2, 5061 Elsbethen, bis 16.7., Mo-Fr 9-12.00 und nach Vereinbarung: T. 0662/8047-7520 oder 7514<br />

juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 45


an.künden<br />

Collagen<br />

„Mein Leben ist mein Kunstwerk“ Diesem Leitsatz folgend, richtete Elke Krystufek<br />

ihren Blick bislang vor allem auf sich selbst. Die Werke der Austellung der Bawag<br />

Foundation „The Rich Visit the Poor, the Poor Visit the Rich. Part 2“ haben einen anderen<br />

Fokus. Krystufeks Collagen zeigen die Menschen, die sonst noch zu diesem<br />

Leben gehören: KünstlerInnen, GaleristInnen, KuratorInnen.<br />

Bawag Foundation, 1010 Wien, Tuchlauben 7a, bis 4.9., Mo bis Sa 10-18.00, Eintritt frei<br />

2.7., Wien<br />

Lesben und Ökonomie.<br />

Referentin: Karin Schönpflug<br />

Rosa Lila Villa, 6., Linke Wienzeile 102,<br />

T. 586 8150<br />

2.7., 20.00, Wien<br />

Solidaritätsfest<br />

FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6,<br />

Eingang Prechtlg., T. 402 87 54<br />

3.7., 19.00, Wien<br />

sistaDance-Clubbing im FZ. Wiederholungskonzert<br />

von frauen.stimmen:<br />

„Lesben lasst das Klagen“ oder:„Susi<br />

Meier will lieber Schokolade“,<br />

Vorgruppe: Familie Obermaier<br />

FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6,<br />

Eingang Prechtlg., T. 402 87 54<br />

3.7., 22.00, Innsbruck<br />

QUEERATTACK! Die les-bi-schwule<br />

Clubnacht Tirols<br />

HAFEN - Innrain 149, 6020,<br />

(Sub-)Location: Crash (Nordeingang),<br />

office@queertirol.com<br />

16.7., Wien<br />

Sommerfest in der Villa<br />

Rosa Lila Villa,<br />

6., Linke Wienzeile 102,<br />

T. 586 8150<br />

46 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />

17.7., 20.00, Salzburg<br />

Sommerfest der Jungen HOSI<br />

HOSI Vereinszentrum, 5020,<br />

Müllner Hauptstr. 11,<br />

T. 0662/43 59 27 - 27,<br />

www.hosi.or.at<br />

31.7., 21.00, Innsbruck<br />

FrauenLesbenDisco<br />

VZ Sinne, Wilhelm-Greil-Str.23,<br />

Info:www.frauenlesbenzentrum.at<br />

diverses<br />

bis 18.7., Salzburg<br />

Sommerszene 04<br />

Salzburg, Info: www.sommerszene.net<br />

bis September<br />

Floridsdorf feiert 100 Jahre –<br />

Festival 21<br />

21., T. 0699/10313742,<br />

www.festival21.at<br />

3.7., ab 15.00, Salzburg<br />

Unite Parade<br />

Salzburg, vom Mirabellplatz zum<br />

Messezentrum, Start 15:00 Uhr,<br />

www.uniteparade.net<br />

6.7., 13.30-17.30, Wien<br />

Resisdanse XX-Competition.<br />

Vorführung von Bildern und Videos<br />

vom ersten Women-Only-Tanzturnier<br />

Österreichs (April 2004) bei Kaffee<br />

& Kuchen<br />

Hosi-Zentrum, 2.,<br />

Novaragasse 40, UKB: 2.-<br />

7.7., 19.30, Graz<br />

Grillabend feel free<br />

Steirisches Schwulen- & Lesbenzentrum,<br />

Rapoldgasse 24, T. 0316/ 36 66 0,<br />

UKB: 7.-<br />

29.7.-1.8., München<br />

Eurogames<br />

München, Info: 2004.eurogames.info/<br />

31.7.-7.8, Attersee<br />

European Youth Summermeeting 04<br />

for young LESBIANS, gays,<br />

bisexuals and friends<br />

Europacamp am Attersee. Infos und<br />

Online-<strong>An</strong>meldung: www.hosilinz.at<br />

Redaktionsschluss<br />

Termine 9/04: 11.08.04<br />

termine@anschlaege.at<br />

Co l l a g e : E l ke K r y s t u fe k 2 0 0 4<br />

aus.blick<br />

comic<br />

an.<strong>schläge</strong> im september<br />

Gender Trouble in Japan<br />

Mädchen in Hosenrollen, Zwitterwesen, zärtliche<br />

schwule Jünglinge: Geschlechterverwirrungen in<br />

japanischen Mädchencomics.<br />

thema<br />

Tanz-Performance-Theater<br />

Ein feministischer Blick auf zeitgenössische Tanzfestivals<br />

zwischen Wien und Hamburg: <strong>An</strong>alysen<br />

zu Körper, Sexualität und Weiblichkeit.<br />

gesellschaft<br />

Mädchenkäfig<br />

Mädchengerechte Parks sollen die Ungleichverteilung<br />

auf Wiens Spielflächen wieder ins Lot bringen:<br />

Eine Aktion im 20. Bezirk zeigt wie’s geht.<br />

an.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchhandlungen<br />

Winter<br />

Zentralbuchhandlung<br />

Ebbe & Flut<br />

Südwind<br />

Frauenzimmer<br />

Kunsthalle Shop<br />

Riedl<br />

Averroes<br />

Leporello<br />

Löwenherz<br />

Südwind<br />

Kulturver. Waschaecht<br />

1010<br />

1010<br />

1030<br />

1070<br />

1070<br />

1070<br />

1080<br />

1090<br />

1090<br />

1090<br />

1090<br />

4600<br />

Landesgerichtsstr. 20<br />

Schulerstr. 1-3<br />

Radetzkystr. 11<br />

Mariahilferstr. 8<br />

Zieglergasse 28<br />

Museumsquartier<br />

Alser Str. 39<br />

Schwarzspanierstr. 20<br />

Liechtensteinstraße 17<br />

Berggasse 8<br />

Schwarzspanierstr. 15<br />

Dragonerstr. 22


Abgewetzt<br />

Die Lieblinge der an.<strong>schläge</strong>-Frauen<br />

Er redet nicht oft. Und selbst wenn, dann<br />

versteht ihn niemand. Kenny, der kleine Kerl<br />

mit der orangefarbenen Kaputze und den<br />

großen Glubschaugen. Er lebt in Southpark<br />

und – ach, wie arm – er stirbt beinahe in jeder<br />

Folge der Serie aufs Neue. Wenn nicht<br />

gerade Weihnachten ist, denn da durfte er<br />

den Abspann erleben. Seit einigen Jahren<br />

ziert er meinen Schlüsselbund. Und wenn<br />

ich möchte, quetsche ich ihn und lasse ihn<br />

quietschen. Martina Madner<br />

Tiere in Echt<br />

Als der Schnee die Fenster verpickte und mein<br />

drei Jahre alter Sonnenschein und ich es uns<br />

bei Keksen und Bilderbüchern gemütlich<br />

machten, träumten wir davon: All die Tiere, die<br />

er nur aus diesen Büchern kennt, wollen wir<br />

mal ganz in Echt sehen. Versprochen. Und das<br />

wird nicht gebrochen. Seither gehört „Schönbrunn“<br />

zum aktiven Wortschatz und nachdem<br />

der Schnee geschmolzen und der Regen wärmer<br />

geworden ist, solls endlich los gehen. Nur<br />

eine Stunde Autofahrt trennt uns noch von<br />

der großen Stadt und dem grööööößten Bilderbuch,<br />

das mein Sonnenschein je gesehen<br />

hat. Und ich werde stundenlang auf alle Arten<br />

von Warum-Fragen <strong>An</strong>tworten finden dürfen.<br />

„Warum ist der Elefant grau?“ – Berechtigte<br />

Frage. Gabi Horak<br />

für die Sommerpause!<br />

Im Koffer<br />

Dass ich diesen Sommer als Arbeitsmigrantin<br />

endlich wieder an meinem Lieblingsort Venezuela<br />

– also zuhause – verbringen kann, freut<br />

mich total. Deshalb packe ich alle meine Lieblingsdinge<br />

in meinen Koffer: Am liebsten trage<br />

ich afrikanische und indische Kleider oder<br />

Handtaschen sowie venezolanische und brasilianische<br />

Modeschuhe.Was wohl Ferrero Waldner<br />

und Margot Klestil-Löffler dazu sagen würden?<br />

Natürlich nehme ich auch Bücher mit,<br />

darunter auch mein Lieblingsbuch „Wie Frauen<br />

sich sehen. Selbstbildnisse aus fünf Jahrhunderten“<br />

von Frances Borzello – und schon ist<br />

kaum mehr Platz im Koffer... Zoraida Nieto<br />

Gemeinsam statt einsam<br />

Community Building an der Peripherie von<br />

Mainstream und Macht: Gruppengründungen<br />

fördern; noch nicht vorhanden gewesene<br />

oder ins Stocken geratene Kommunikationen<br />

in Fluss bringen. – Ich bin begeisterte minderheitenpolitische<br />

Kupplerin. <strong>An</strong>getrieben von<br />

tiefer Sehnsucht nach einer Gesellschaft, die<br />

es (noch) nicht gibt und wahrscheinlich nie<br />

geben wird. Helga Pankratz<br />

Bäriges zum Lesen<br />

In „Die Farben des Eises“ von Audrey Schulman<br />

– dem Buch, das ich am Häufigsten gelesen habe<br />

– wird die Geschichte einer Naturfotografin<br />

erzählt. Unter beinahe unwirklichen Bedingungen<br />

fotografiert sie Eisbären in ihrem Winterquartier.<br />

Dieses Buch hat für mich selbst nach<br />

dem zehnten Mal Lesen nichts von seiner Faszination<br />

verloren. Svenja Häfner<br />

Prinzipiell niemals!!!<br />

Die Tagebücher der <strong>An</strong>aïs Nin. Alle vier Bände<br />

habe ich. In Buchfolie eingebunden, damit ihnen<br />

keine Buchseite gekrümmt wird. <strong>An</strong>gekritzelt<br />

und mit Leuchtstift bearbeitet sind die Seiten<br />

– gegen mein sonstiges Prinzip: Niemals (!)<br />

in ein Belletristik-Buch zu „schmieren“. Aber die<br />

Tagebücher sind eh vielmehr Ratgeber,Vermittlerinnen<br />

von „Ich-weiß-wie-das-ist-Gefühlen“<br />

sowie Einblick in das Leben einer fragil<br />

wirkenden und stark lebenden Frau. Stark bin<br />

ich auch, wenn mich Freundinnen fragen, ob<br />

ich ihnen den einen oder anderen Band borge,<br />

und ich sie dann gegen mein sonst altruistisches<br />

Wesensprinzip enttäuschen muss:<br />

Niemals! Petra Öllinger<br />

Auf den Hund gekommen<br />

Mein Lieblingsding liegt seit einer Stunde tiefgefroren<br />

im Kühlfach. Ein alter Hund. Ich habe<br />

ihn mir zugelegt, nachdem mein anderer<br />

Hund, mein echter Hund, gestorben war. Auf<br />

den Hund bin ich bei der Puppendoktorin in<br />

meiner Gasse gekommen. Nun haben ihn die<br />

Motten entdeckt. Die im Gefrierfach sterben<br />

sollen. So der Plan. Wenn er wieder aufgetaut<br />

ist, wird der Hund wieder seinen Platz am<br />

Sofa einnehmen. Und mich manchmal daran<br />

erinnern, wie es war, ein Mädchen zu sein und<br />

einen Hund zu haben. Verena Fabris<br />

Klein und Grün<br />

Mein Lieblings-Ding ist immer für mich da,<br />

wenn ich es brauche. Es ist mir nie im Weg oder<br />

langweilt mich. Es wartet still, bis ich es wieder<br />

mal in die Hand nehme. Aber oft packt mich der<br />

Übermut und ich nehme es mir ganz spontan,<br />

ohne Vorwarnung, das macht den meisten<br />

Spass. Es ist klein, schnell und sehr grün, mein<br />

Auto – absolutes Lieblingsding. Bettina Surtmann


2<br />

Kaiserappartements · Sisi Museum · Silberkammer<br />

Hofburg · A-1010 Wien · Eingang Michaelerkuppel<br />

www.hofburg-wien.at · e-mail: info@hofburg-wien.at · Info-Tel. +43/1/5337570<br />

Öffnungszeiten täglich von 9.00 – 17.00 Uhr (Juli und August bis 17.30)<br />

an.<strong>schläge</strong> Nr. 07 08/04, juli august 2004/18. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

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