Ansichtssache Frauenhandel - An.schläge
Ansichtssache Frauenhandel - An.schläge
Ansichtssache Frauenhandel - An.schläge
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an.<strong>schläge</strong>07 08/2004<br />
an.<strong>schläge</strong><br />
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juli august<br />
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–<br />
asf<br />
<strong>An</strong>sichtsSache<br />
<strong>An</strong>tikapitalismus versus Feminismus – ein<br />
politischer Richtungsstreit zum Linzer ASF<br />
thema<br />
FrauenHandel<br />
In Slowenien tauschten sich Expertinnen zum<br />
Thema organisierter Menschenhandel aus
Maria Mesner, Margit Niederhuber,<br />
Heidi Niederkofler, Gudrun Wolfgruber<br />
(Hg.)<br />
Das Geschlecht der Politik<br />
Im vorliegenden Band werden Länder auf<br />
drei Kontinenten – Finnland, Mosambik,<br />
Österreich, Portugal und die USA – einander<br />
gegenüber gestellt. <strong>An</strong>hand der<br />
Politikfelder politische Repräsentation,<br />
Reproduktion und Erwerbsarbeit<br />
wird untersucht, welche Bedeutung<br />
„Geschlecht“ – sowohl als soziale<br />
Zugehörigkeit als auch als Diskriminierungskategorie<br />
– in den verschiedenen<br />
Gesellschaften hat. Bedeutung und<br />
Wirkungen von Geschlecht erweisen sich<br />
in den verschiedenen Ländern, in den<br />
unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />
Gruppen und geographischen Regionen als<br />
durchaus unterschiedlich. Während<br />
beispielsweise in Finnland die Unterscheidung<br />
zwischen Männern und Frauen der<br />
zentrale Platzanweiser in der Gesellschaft<br />
ist, hat in den USA die ethnische<br />
und soziale Zugehörigkeit besondere<br />
Bedeutung. In Portugal wiederum ist die<br />
Teilhabe an bestimmten sozialen Milieus<br />
vielleicht wesentlicher für die Bestimmung<br />
der Handlungsspielräume eines<br />
Menschen als seine Geschlechtszugehörigkeit.<br />
Trotz aller Unterschiede wird<br />
aber eines deutlich: Die gesellschaftliche<br />
Definition des Verhältnisses von Erwerbsund<br />
Betreuungsarbeit ist zentral für die<br />
Verfasstheit der Geschlechterverhältnisse.<br />
Das Buch ist als Band 17 der Reihe des bm:bwk<br />
Materialien zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft<br />
erschienen und ab sofort beim Verlag Österreich erhältlich.<br />
http://www.verlagoesterreich.at<br />
ISBN 3-85224-114-6<br />
FRECH<br />
Frauen ergreifen Chancen<br />
Mit FRECH unterstützt der waff Frauen,<br />
die beruflich weiterkommen wollen.<br />
Das FRECH-Team erarbeitet mit Ihnen<br />
die persönliche Strategie zu Ihrer beruflichen<br />
Veränderung und berät Sie gerne<br />
über Weiterbildungsmaßnahmen und<br />
mögliche Förderungen.<br />
Telefon: 217 48 - 555<br />
E-Mail: frech@waff.at<br />
Wiener ArbeitnehmerInnen<br />
Förderungsfonds
auf.takt<br />
Darf ich vorstellen? Renate Billeth und Martina<br />
Madner, die neuen Koordinierenden ... Mit dieser<br />
Ausgabe sind wir nun tatsächlich auf uns alleine<br />
gestellt und hatten beide ordentlich Muffensausen,<br />
dass die Sommerausgabe der an.<strong>schläge</strong> auch<br />
rechtzeitig und vollständig und so gut wie immer<br />
erscheint.<br />
Aber: das Werk ist vollbracht und die Juli/Augustan.<strong>schläge</strong><br />
sind mit vielen spannenden Artikeln<br />
bestückt. Kerstin nahm in Slowenien an einer<br />
<strong>Frauenhandel</strong>-Konferenz teil und berichtet darüberhinaus<br />
auch über das Austrian Social Forum in<br />
Linz. Vielen Dank übrigens an MAIZ für das tolle<br />
Cover-Foto! Gabi und Bettina besuchten einen Exper-tinnentalk<br />
zum Thema „Frauen in den Medien“,<br />
Michaela interviewte für uns die Sciencefictionautorin<br />
Claudia Rath und Daniela quälte sich<br />
durch die Sisi-Ausstellung. Und mit dem Beitrag<br />
zum <strong>An</strong>tidiskriminierungsgesetz entstand der<br />
erste gemeinsame Artikel von uns, den beiden<br />
Koordinierenden. Aber lest doch selbst ...<br />
Damit verabschieden wir uns in den Sommer<br />
und wünschen Euch allen einen schönen Urlaub!<br />
Wir freuen uns über <strong>An</strong>regungen, Kritik und versuchen<br />
unser bestes, damit die an.<strong>schläge</strong> auf in<br />
Hinkunft Euer feministisches Lieblingsmagazin<br />
bleiben.<br />
Eure an.<strong>schläge</strong>-Redaktion<br />
an.<strong>schläge</strong><br />
an.spruch<br />
Streichelzoo<br />
Eigentlich sind wir Feministinnen viel zu brav<br />
thema politik<br />
forum<br />
arbeit<br />
kultur<br />
sozial.forum<br />
Grenzen der alten Welt<br />
<strong>An</strong>tikapitalismus versus Feminismus am ASF II<br />
g leich.behandlung<br />
Zweitklassig<br />
<strong>An</strong>tidiskriminierung ist nicht (für alle) gleich<br />
namibia.erfahrungsbericht<br />
„Maybe tomorrow“<br />
Eine Ärztin über ihre Arbeit an einem Krankenhaus<br />
an.sage<br />
Teurer Unisex?<br />
Einheitliche Versicherungstarife sind umstritten<br />
frauen.handel<br />
The loved ones<br />
Expertinnen kämpfen gegen die Ausbeutung an<br />
forum.wissenschaft<br />
Kritisch queer denken<br />
Gibt es queer theories eigentlich auch in Österreich?<br />
grafikerinnen<br />
Frauen-Bilder<br />
Wie Feministinnen in (sexistischen) Bilderwelten leben<br />
milena.talks<br />
Frauen-Medien-Netzwerke<br />
Frauen in den Medien machten sich selbst zum Thema<br />
interview<br />
End of Midland?<br />
Claudia Rath über Fantasy, Esoterik und lesbische Gewalt<br />
sisi.museum<br />
Unforgetable Sisi<br />
Ein klassisches Denkmal für die Kaiserin - wie es sich gehört!<br />
an.klang<br />
Nonnen und andere Geheimtipps<br />
Weibliche Schaffens- und Interpretationskunst im Hörtest<br />
lese.zeichen<br />
Furien in Ferien<br />
Karin Rick erfreut uns mit einem neuen Lesbenkrimi<br />
ge.sehen<br />
Argentinische Provinz<br />
„Aus heiterem Himmel“ entstand ein großartiger Film<br />
05<br />
08<br />
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an.an.<strong>schläge</strong><br />
04 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
an.<strong>schläge</strong><br />
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:<br />
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik<br />
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76<br />
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at,<br />
office@anschlaege.at, http://www.anschlaege.at<br />
Redaktionskollektiv: Renate Billeth/reb (Gesamtkoordination),<br />
Martina Madner/mm (Gesamtkoordination), Karin<br />
Eckert/keck (Koordination anriss.international), Verena<br />
Fabris/vab (web), Gabi Horak/GaH (Abos ), Petra<br />
Öllinger/PÖ, Helga Pankratz/ pan<br />
Inserate, PR: Lea Susemichel, inserate@anschlaege.at<br />
Ständige Mitarbeiterinnen: Daniela Fohn/DF (Koordination<br />
anriss.kultur), Svenja Häfner/svh (Koordination anriss.arbeit),<br />
Kerstin Kellermann/kek , Sabine Klein/bik (Koordination<br />
anriss.wissenschaft), Claudia Saller/cs, Eva Steinheimer/ESt<br />
(Koordination anriss.österreich)<br />
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Paula Bolyos, Michaela Hafner,<br />
Marty Huber, Christine Klapeer, Heidi Kolm/heko, Katharina<br />
Naggele, Zoraida Nieto, Barbara Oberrauter/OBA,<br />
Bettina Surtmann<br />
an.sage: Sylvia Ledwinka & Marita Roloff<br />
neu.land: Jasmina Jankovic’<br />
heim.spiel: Eva Steinheimer<br />
lesben.nest: Ursula Raberger<br />
ge.sehen: <strong>An</strong>gelika Pelikan<br />
an.klang: Regina Himmelbauer<br />
plus.minus: Helga Pankratz<br />
Cartoon: Borges<br />
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk<br />
Cover: MAIZ/ Elisabeth Cepek-Neuhauser<br />
Fotos:Allianzgruppe, an.<strong>schläge</strong>-Archiv, Manuela Barth,<br />
Magdalena Blaszczuk, Elisabeth Cepek-Neuhauser,<br />
Marc Coudrais, Filmladen, Grüne Frauen Wien, Gabi Horak,<br />
ImPulsTanz, Karen Keller, E. Knaack, Elke Krystufek,<br />
Martina Madner, Martina Mayr, Kurt Moser, ÖGB-Archiv,<br />
Claudia Rath, Beate Soltesz, Petra Spiola, Eva Steinheimer,<br />
Grete Stern, Majca Susnik<br />
an.<strong>schläge</strong> Schrift: Martha Stutteregger<br />
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für<br />
Layout: <strong>An</strong>drea Gadler<br />
Druck: Reha Druck, Graz<br />
© an.<strong>schläge</strong>: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der<br />
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion<br />
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.<br />
Betrifft: www.anschlaege.at<br />
Gemeinsam stark<br />
liebes an.<strong>schläge</strong> Team,<br />
heute bin ich auf eure Hompage geführt<br />
worden und habe mich dort ein<br />
wenig umgesehen. Ihr schreibt:„Es geht<br />
uns um das Sichtbarmachen weiblicher<br />
Wirklichkeiten und Erfahrungen in einer<br />
männlich dominierten (Medien)welt,<br />
um das Aufbrechen patriarchaler Strukturen<br />
und das Herstellen einer feministischen<br />
Gegenöffentlichkeit. Das Prinzip<br />
der kollektiven Redaktion ist hierbei<br />
genauso von Bedeutung wie die Offenheit<br />
gegenüber vielfältigen feministischen<br />
Sichtweisen und Lebensweisen<br />
von Frauen.“ Ich gratuliere und wünsche<br />
mir, dass die Macht der Medienwelt<br />
gebrochen wird, aber ich wünsche<br />
mir, das dies nicht als feministische Gegenöffentlichkeit<br />
passiert. Ich wünsche<br />
mir so sehr, dass ihr Frauen euch bewahrt,<br />
was ihr heute noch besitzt, den<br />
Kampfwillen gegen die Mächtigen.<br />
Noch sind es eurer wenige, die gebeugt<br />
wurden unter dem Druck der Strukturen,<br />
den Löffel zu ihrem eigenen Vorteil<br />
in die Hand nehmen, sobald sie an der<br />
Schüssel sitzen. Noch besitzt ihr den<br />
Wunsch und die Kraft, gegen Systeme<br />
anzukämpfen, aber bitte tut es nicht<br />
geschlechterspezifisch.<br />
Ich wünsche mir, dass ihr die Kraft besitzt,<br />
nicht gegen Männer im allgemeinen<br />
zu kämpfen, sondern gegen die<br />
herrschenden Regeln und Männer mit<br />
einladet, sich diesem Gedanken anzuschließen.<br />
In der Einladung und Einbeziehung<br />
liegt die Kraft, das Unmögliche<br />
möglich zu machen. Nicht danach zu<br />
streben, die Macht zu erlangen, sondern<br />
durch Taten der Gesellschaft eine Alternative<br />
zu geben, das heutige System zu<br />
verlassen. Ziel sollte nach meiner <strong>An</strong>sicht<br />
sein, dass Macht durch Verantwortung<br />
ersetzt wird – dass die Verantwortlichen<br />
zu Recht das Vertrauen derer be-<br />
sitzen die sie gewählt haben und für die<br />
sie im Dienste stehen. Wer mit konventionellen<br />
Mitteln um die Macht kämpft,<br />
wird im Sieg wie in der Niederlage verlieren.<br />
Somit wünsche ich euch alles<br />
Gute, den Durchbruch zu erlangen und<br />
zur Stimme derer zu werden, die das System<br />
nicht mehr haben wollen. Die<br />
endlich Gleichberechtigung in Verbindung<br />
mit Frieden und Balance besitzen<br />
wollen.<br />
Friedrich Kuda<br />
Betrifft: an.riss arbeit in an<strong>schläge</strong> 4/04<br />
Rollenbilder<br />
Hallo Ihr Lieben! Zuerst einmal ein<br />
großes Lob für eure immer sehr informativen<br />
Kurzmeldungen, die hin und<br />
wieder auch mit euren persönlichen kritischen<br />
Kommentaren gespickt sind.<br />
Das ist bei einigen Kurzmeldungen bitter<br />
nötig, wie beispielsweise bei jener in<br />
der Aprilnummer, die das „Projekt Haus<br />
und Garten“ zum Inhalt hatte. Ist ja<br />
wirklich köstlich, dass Frauen in ein<br />
neues Dienstleistungsangebot kommen,<br />
wo sie Wohnungen putzen und<br />
entrümpeln sollen, den Garten pflegen<br />
und Pflanzen versorgen. Moderne<br />
Dienstleistung trauen sich die Verantwortlichen<br />
von Service Mensch der NÖ<br />
Volkshilfe das nennen? Modern zurück<br />
zu alten Zeiten und Perpetuierung alter<br />
Rollenbilder! Vielleicht dürfen die arbeitslosen<br />
Frauen dann in Zukunft<br />
Hundstrümmerl aufsammeln.<br />
Liebe Grüße, <strong>An</strong>gela<br />
an.<strong>schläge</strong> werden gefördert von:<br />
FRAUEN<br />
BURO<br />
MAGISTRAT DER STADT WIEN
Karin Eckert<br />
Streichelzoo<br />
„Warum seid ihr eigentlich so brav?“ fragte eine „Altfeministin“<br />
kürzlich bei einem Generationengespräch<br />
in Richtung Nachwuchs-Feministinnen. Ich weiß nicht,<br />
wie „schlimm“ die ältere Generation tatsächlich war,<br />
Tatsache ist, die Frau hat recht:Wir sind verdammt gut<br />
erzogene Faserschmeichlerinnen geworden. Statt österreichischen<br />
Biedermännern sowie Regierung samt Frauenministerin<br />
und konservativer Vorzeige-Frauen mit Dauergrinser und rosa<br />
Kostümchen die Zornesröte ins Gesicht zu treiben, schaffen<br />
wir es gerade, ein gelangweiltes Gähnen hervorzurufen.Wir<br />
werden nicht ernst genommen und das mit Recht. Dabei gäbe<br />
es Gründe en masse, nicht nur einen Baum aufzustellen, sondern<br />
ganze Wälder: Pensionsreform, Bildungskommerzialisierung,<br />
Umvolkungs-Sager, Frauenarmut, sexistische Werbung<br />
wohin das Auge reicht. Geifernde AbtreibungsgegnerInnen erreichen<br />
die Schließung einer Klinik; Studien sprießen aus allen<br />
Winkeln, in denen „wissenschaftlich untermauert“ Frauenemanzipation<br />
als gesellschaftliches Übel präsentiert wird:„Vaterentbehrung<br />
in der Kindheit [aufgrund von Scheidung] kann<br />
(...) emotionale Störungen oder Neigung zu Depressivität zur<br />
Folge haben.“ Na bravo!<br />
Frau Gräfin verschiebt Budget für Frauenagenden ins<br />
Gesundheitsressort. Sie schickt eine Kampfhündin in die Verhandlungen<br />
mit Fraueneinrichtungen, die den Mitarbeiterinnen<br />
eiskalt erklärt (im O-Ton!), sie betreibe „Flurbereinigung“,<br />
sie „miste aus“. Sie haben es geschafft, dass wir uns um das<br />
kleine Kuchenstück streiten. Dass wir uns als Bittstellerinnen<br />
(maulend aber trotzdem) ereifern, ihre Kriterien zu erfüllen,<br />
um ein paar Kröten zu bekommen. Nicht nur, dass freundlich-vorsichtig<br />
verhandelt wird. Entsolidarisierung und Konkurrenzdenken<br />
sind bereits spürbar, wenn unauffällig und<br />
verhalten sondiert wird, wie es „den anderen“ in den Verhandlungen<br />
um die Fördergelder geht; wenn vor Aktionen<br />
zurückgeschreckt wird, bevor nicht klar ist, ob Frau Gräfin<br />
nicht doch ein paar Almosen springen lassen. So weit ist es<br />
mit uns gekommen? Wo ist der Kampfgeist geblieben? Reduziert<br />
er sich auf den offiziellen Kampftag am 8. März? Sie<br />
stecken uns ein kleines Territorium ab, innerhalb dessen wir<br />
Emanzipation spielen dürfen, und wir revoltieren nicht? Was<br />
haben wir diesem ganzen Mief schon entgegenzusetzen? Es<br />
ist verdammt dürftig, unserer Weiblichkeit in Eso-Seminaren<br />
zu huldigen. Das mag fürs persönliche Wohlbefinden eine<br />
feine Sache sein, politisch bringt es rein gar nichts. Denn esoterisch<br />
harmonisiert, haben wir uns selbst unseren Zorn, der<br />
<strong>An</strong>trieb für Widerstand sein könnte, wegmeditiert. Die anderen<br />
lachen sich derweilen ins Fäustchen.<br />
Die hart erstrittenen und erkämpften Fraueneinrichtungen<br />
– sie sind von immenser Wichtigkeit. Aber sie sind wie<br />
ein Kellerloch, in dem wir uns – unsichtbar – selbst ausbeuten,<br />
sodass wir keine Energie mehr haben – sichtbar – politisch<br />
aktiv zu werden. Gefahr gebannt.<br />
Hören wir auf, lieb und nett zu sein, uns an die Spielregeln<br />
zu halten, unter einer Tarnkappe zu verweilen! Lasst uns<br />
unweiblich sein, aggressiv. Nehmt Raum ein, zeigen wir endlich<br />
wieder, dass es uns gibt! Sprüht es wie Ina an jede Wand:<br />
„Smash Sexism“. Besetzt Ministerien! Polarisiert, greift ein,<br />
macht euch unbeliebt und knallt den Typen im Zweifelsfall<br />
eine. Wo versuchte Überzeugungsarbeit nichts als verpuffte<br />
Energie ist, beschimpft und verhöhnt sie, so wie sie es tun.<br />
Und habt keine <strong>An</strong>gst davor, ungerecht zu sein.<br />
Hütet euch vor den netten Männern. Solange sie nicht<br />
aktiv für die Sache der Frauen sind, sind sie gegen uns und<br />
dulden lediglich unsere „feministischen Flausen“, weil sie<br />
nicht wirklich eine Gefahr für ihre Vorherrschaft sind. Sie<br />
pflichten uns bei, aber wenn’s hart auf hart kommt, wird klar:<br />
Sie haben nichts kapiert. Ist das Wort „Frau“ in diesem EU-<br />
Wahlkampf auch nur ein einziges Mal gefallen? Von den Grünen,<br />
der SPÖ, den Linken? Auch das diesjährige Austrian Social<br />
Forum war voll von jenen gut meinenden Männern, die<br />
vermutlich nicht einmal ein Problem hätten, ein T-Shirt mit<br />
der Aufschrift „Linker Emanzer“ zu tragen, und die sich immer<br />
wieder darauf berufen, sie hätten keine Schuld daran,<br />
zufällig mit einem Schwanz auf die Welt gekommen zu sein.<br />
Macht ihnen deutlich, diesen Pseudofeministen: Auch wir<br />
sind nicht schuld daran, mit einer Möse geboren worden zu<br />
sein und müssen dennoch tagtäglich die Konsequenzen<br />
dafür tragen. Schmettert ihnen entgegen mit lauter Stimme,<br />
breitbeinig und unerbittlich, dass es ihre verdammte Pflicht<br />
ist, sich mit ihrer Kollektivschuld als Männer auseinander zusetzen.<br />
Sie werden euch hassen, sie werden euch bekämpfen.<br />
Sie werden euch unbefriedigte, humorlose Lesben schimpfen.<br />
Aber eines werden sie nicht mehr: euch übersehen. ❚<br />
an.spruch<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 05
österreichan.riss<br />
k irche<br />
Gott behüte – nur nicht verhüten!<br />
Wegen einer Werbeeinschaltung für Verhütung in Urlaubszeiten, die in<br />
der Clubzeitschrift des Kraftfahrverbandes ÖAMTC geschaltet wurde,<br />
reagierten die katholischen Verbände Amici di Dio und St. Josef sowie<br />
Human Life International (HLI) empört. Konkret ging es um eine der<br />
Kontaktadressen, die am Ende der Pharma-<strong>An</strong>nonce angegeben wurde,<br />
nämlich auf das Wiener Ambulatorium Gynmed, bei dem auch Schwangerschaftsabbrüche<br />
durchgeführt werden.„Eine unzumutbare Werbung<br />
für das Ambulatorium“ und „massivste Werbung für das Todesgeschäft<br />
der Abtreibung“ waren die Reaktionen. Offenbar scheinen die GegnerInnen<br />
dieser <strong>An</strong>zeige auch Erfolg mit ihrem Protest zu haben: Der ÖAMTC<br />
will das Inserat nicht wieder veröffentlichen, weil es nicht seine Aufgabe<br />
sei, „eine Plattform für die Austragung weltanschaulicher Konflikte zu<br />
bilden“. Als einen „Rückzug der Vernunft“ bezeichnet dies Christian Fiala,<br />
Leiter des Abtreibungsambulatorium Gynmed. Da passt es doch<br />
ganz gut, dass das Referat für LesBiSchwuleTransGender-<strong>An</strong>gelegenheiten<br />
der HochschülerInnenschaft an der TU Wien unter dem Motto „Ich<br />
muss mal kurz austreten“ die Missstände in der Katholischen Kirche genauer<br />
unter die Lupe nimmt. Ziel dieser Aktion ist es, so viele Menschen<br />
„Madame Buster hätte vor allem<br />
bei verkehrspolitischen Themen<br />
viel Expertise einzubringen.“<br />
Redakteur Michael Nikbakhsh floskelt im<br />
profil vom 15.6. über Dolly Busters Misserfolg<br />
bei den EU-Wahlen und wird offenbar<br />
vom eigenen Sexismus eingeholt!<br />
06 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
plus.minus<br />
ferner liefen<br />
ÖAW<br />
8049 Läuferinnen nahmen heuer am Österreichischen<br />
Frauenlauf teil und für jede von ihnen<br />
spendete Raiffeisen 1 Euro an die Waris Dirie<br />
Foundation gegen FGM (Genitalverstümmelung).<br />
Nicht davonlaufen war also die Devise,<br />
sondern gemeinsam dagegen anlaufen. Ein<br />
schöner Gedanke, auf den auch Ilse Dippmann,<br />
Organisatorin des Laufes, in einer Pressekonferenz<br />
hinwies:„Frauen, die laufen, üben sich<br />
darin, gegen äußere und innere Widerstände<br />
anzukämpfen und erreichen oft ungeahnte Horizonte.“<br />
Für alle, die nicht mitlaufen konnten,<br />
wurde übrigens ein Spendenkonto eingerichtet.<br />
Eigentlich fast schon ein Doppelplus. (+)<br />
wie möglich zu einem Kirchenaustritt zu motivieren. Um die Kirche innerhalb<br />
der Gesellschaft zu schwächen und sie somit zu einem Umdenken<br />
zu mehr Akzeptanz und Aufgeschlossenheit zu bewegen. Um eure<br />
Unterstützung wird gebeten. Sei sie inhaltlich, ideell oder finanziell. heko<br />
http://www.nichtmitmir.at<br />
http://www.htu.tuwien.ac.at/referate/lesbischwul/index.php<br />
gesetzesnovelle<br />
Mütterlich-rechtlich-schlechtlich<br />
Alles neu macht der Frühling und so wurde auch im österreichischen Erb-,<br />
Abstammungs- und Adoptionsrecht gründlich „sauber“ gemacht.Während<br />
die ersten zwei Aspekte kurz eine kleine mediale Aufmerksamkeit auslösten<br />
(Einschränkung der Erwachsenenadoption, Abschaffung der Gültigkeit<br />
eines mündlichen Testaments), fand die Änderung im Abstammungsrecht<br />
und deren Haken für Frauen öffentlich kaum Erwähnung. Entrüstung<br />
machte sich unter anderem bei den SPÖ-Frauen breit. In dem reichlich undurchsichtigen<br />
Paragrafen-Dschungel wird jedenfalls eines sichtbar: eine<br />
massive rechtliche Verschlechterung für Frauen. Einen weiblichen Fuß in<br />
dieses Dickicht zu setzen – aussichtslos, denn Mütter sind für eine Klagslegitimation,<br />
wenn es zum Beispiel um die Feststellung der Vaterschaft geht,<br />
nicht vorgesehen. Sieglinde Trannacher, Vorsitzende der SPÖ-Frauen Kärnten:„,Mama’s<br />
baby, papa’s maybe’ müssen viele Kärntnerinnen nach Willen<br />
der Bundesregierung hinkünftig akzeptieren, dass sie laut Abstammungsrecht<br />
auf das Wohlwollen des potenziellen Vaters angewiesen sind.“ Ein<br />
weiterer Kritikpunkt: Bei der Feststellung der Vaterschaft gilt genetische<br />
Abstammung vor Vermutungswirkung. Wird ein Kind vom Mann anerkannt<br />
und taucht der leibliche Vater auf – Pech für ersteren sowie für Mutter<br />
und Kind(er). Bettina Stadlbauer, SPÖ-Bundesfrauensekretärin:„Das<br />
kann für sogenannte Patchwork-Familien bedeuten, dass ein plötzlich auftretender<br />
leiblicher Vater in eine intakte Familie zerstörerisch eindringen<br />
kann.“ Und die Reaktion der Frauenministerin? Die blieb bis dato aus... PÖ<br />
plus.minus Reaktionen und <strong>An</strong>regungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“<br />
frauen laufen<br />
FGM<br />
Die Österreichische Akademie der Wissenschaften<br />
(ÖAW) hat eine Kommission für Migrations-<br />
und Integrationsforschung ins Leben<br />
gerufen, die sich als „interdisziplinäre<br />
Plattform zur Vernetzung und Bündelung der<br />
einschlägigen Forschung“ versteht. Das ist<br />
durchaus erfreulich, aber leider hat Mann<br />
nicht daran gedacht, die eine oder andere<br />
Frau als Mitglied für die Kommission zu gewinnen.<br />
Das wirkt geradezu so, als sei Migration<br />
ein rein männliches Phänomen! Einmal<br />
mehr werden also Frauen explizit aus der Forschung<br />
ausgeklammert. Und das ist ganz und<br />
gar nicht erfreulich. (-)
( co-)mütter<br />
mamazonen reloaded<br />
Es gibt sie wieder! Nach einjähriger Pause starten die mamazonen erneut<br />
durch zu regelmäßigen Treffen und gemeinsamen Aktivitäten. Mamazonen<br />
– das sind lesbische (Co-)Mütter, die sich jeden ersten Montag<br />
im Monat zusammenfinden, um Kontakte zu knüpfen, ihre Erfahrungen<br />
auszutauschen, sowie Themen rund ums lesbische Eltern- und Beziehungsdasein<br />
zu diskutieren. Während der Montagstermin „kinderfrei“ gestaltet<br />
wird, gibt es auch für den Nachwuchs ausreichend Möglichkeiten,<br />
beim Sonntagsbrunch oder dem gemeinsamen Picknick im Park mit<br />
anderen Regenbogenfamilien und deren Kindern neue Freundschaften<br />
zu schließen. Welcome back! Die mamazonen sind eine offene Gruppe<br />
für alle (Co-)Mütter und solche, die es noch werden wollen. Das nächste<br />
Treffen findet am 5. Juli im Institut Frauensache statt. Thema des Abends:<br />
Gestaltung von Beziehungen mit <strong>An</strong>hang. reb<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29, T. 89 58 440, http://www.frauensache.at, UKB: 3,6<br />
<strong>An</strong>meldung erforderlich, 19.30, bitte pünktlich kommen!<br />
claus-gatterer-preis<br />
Preisverdächtig<br />
Am 26. Juni erhielt die ORF-Radiojournalistin Elisabeth Ohnemus im<br />
Südtiroler Sexten, der Heimatgemeinde des Journalisten und Publizisten<br />
Prof. Claus Gatterer, den nach diesem benannten Preis. Der mit<br />
4.000 Euro dotierte Preis wird jährlich vom Österreichischen Journalisten<br />
Club an JournalistInnen vergeben, die in ihrer Arbeit sozial engagiert<br />
sind und einen Blick für die Probleme gesellschaftlicher Minderheiten<br />
haben. Elisabeth Ohnemus arbeitet seit 1994 für das Radio Ö1<br />
und erhielt bereits 1997 eine Ehrende <strong>An</strong>erkennung des Gatterer-Preises.<br />
Die Verleihung des Hauptpreises wird von der Jury mit der „Kontinuität<br />
und herausragenden Qualität ihrer Arbeit“ zu Sozial- und Minderheitenthemen<br />
begründet. ESt<br />
interventionsstelle gegen gewalt<br />
Weniger Hilfe<br />
<strong>An</strong>fang Juni erklärte die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der<br />
Familie, die Betreuung familiärer Gewaltopfer einschränken zu müssen.<br />
„Dieser Schritt war leider notwendig, da wir nicht über ausreichendes<br />
Personal verfügen“, erklärt Rosa Logar, Geschäftsführerin der Opferschutzeinrichtung.<br />
Eingerichtet wurde die Interventionsstelle als Begleitmaßnahme<br />
zum Gewaltschutzgesetz 1997. Ihre Aufgabe ist die Betreuung<br />
von Opfern nach polizeilicher Wegweisung sowie die Entwicklung<br />
und Durchführung gewaltpräventiver Maßnahmen. In jedem Bundesland<br />
gibt es eine Interventionsstelle; diese arbeiten im Auftrag der Regierung<br />
und werden je zur Hälfte vom Bundesministerium für Inneres und<br />
vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen finanziert. Nachdem<br />
die finanziellen Mittel trotz der stark steigenden Zahl von Zuweisungen<br />
heuer um fünf Prozent gekürzt wurden, ist eine lückenlose Betreuung<br />
nicht mehr möglich. Die Einschränkung in der Versorgung ist<br />
für viele, die intensive Betreuung und Unterstützung brauchen, um<br />
schwere Gewalttaten, Morde und Mordversuche zu verhindern, fatal. ESt<br />
http://www.interventionsstelle-wien.at/<br />
an.ruf<br />
Renate Billeth sprach mit Brigitte Hinteregger<br />
Allianzen bilden<br />
an.rissösterreich<br />
Seit Mai sind Sie Frauenbeauftragte der Stadt Graz.Was sind Ihre Aufgaben?<br />
Meine Aufgaben reichen von der Beratung von Frauen in gleichstellungsrelevanten<br />
Fragen bis zur Koordination und Mitwirkung in verschiedensten<br />
Vernetzungsgremien. Als Frauenbeauftragte zeige ich<br />
gesellschaftliche Benachteiligungen von Frauen auf und wirke auf<br />
Veränderungen hin. Ich möchte den Bewusstseinswandel in der Gesellschaft<br />
zur Förderung der Gleichstellung vorantreiben und die Situation<br />
der Frauen in Beruf, Familie und Gesellschaft verbessern. Ich<br />
berate, informiere und vernetze!<br />
Was ist besonders an Ihrer Funktion?<br />
Im Gegensatz zu allen anderen Ländern und Städten in Österreich hat<br />
sich der Grazer Gemeinderat einstimmig für eine unabhängige und<br />
weisungsungebundene Frauenbeauftragte entschieden, die nicht direkt<br />
bei der Stadt Graz sondern beim DOKU GRAZ angestellt ist, jedoch<br />
in Magistratsräumlichkeiten agiert. Das ist auch eine wichtige<br />
Voraussetzung für die Koordination des Frauenrats.<br />
Sie treten für eine eigenständige Alterssicherung für Frauen ein. Was können<br />
Sie tun, um diese Forderung in Österreich politisch umzusetzen?<br />
Indem ich auf der einen Seite öffentlich immer wieder darauf hinweise,<br />
dass unter anderem die rasante Zunahme atypischer Beschäftigung,<br />
die besonders Frauen trifft, immense Gefahren für die eigenständige<br />
Existenzsicherung von Frauen birgt und auf der anderen Seite<br />
Maßnahmen, wie Vernetzungsarbeit, Mail-Aktion, Informationsveranstaltungsreihe<br />
(Alles, was Recht ist!), Information auf der Straße<br />
mit den Frauen setze! Der Frauenrat war bisher ein Instrument des intensiven<br />
Dialogs zwischen Frauen verschiedenster Herkunft, hier findet<br />
ein echter Austausch statt.<br />
In der Grazer Stadtregierung sind Frauen unterrepräsentiert. Hat da eine<br />
Frauenbeauftragte ein bisschen Alibi-Funktion?<br />
Die Grazer Frauenbeauftragte ist die einzige weisungsungebundene<br />
und parteifreie Österreichs. Sie hat die Chance, zwischen den Strukturen<br />
zu intervenieren, vor allem auch mit dem nicht zu unterschätzenden<br />
Grazer Frauenrat, in dem an die siebzig frauenspezifische Institutionen<br />
vertreten sind. Insofern hinkt der Vergleich mit Parteipolitikerinnen.<br />
Es muss ein wichtiges Ziel sein, sich auf allen Ebenen – auch<br />
mit themenbezogenen Allianzen – für eine gleichberechtigte Teilhabe<br />
von Frauen in der Politik einzusetzen.<br />
Brigitte Hinteregger ist seit 1. Mai 2004 neue Grazer Frauenbeauftragte.<br />
Infos: http://www.frauenbeauftragte.at<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 07
Fo t o : E l i s a b e t h Ce p e k- N e u h a u s e r<br />
sozialforum<br />
08 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
Grenzen der Alten Welt<br />
Auf dem 2. Österreichischen Sozialforum taten sich große Unterschiede bezüglich Wissen,<br />
politischer Motivation und Wünschen zwischen älteren und jüngeren Feministinnen<br />
auf. Doch genau diese geben <strong>An</strong>lass zur Hoffnung. Von Kerstin Kellermann<br />
Linz versank im Regen. Drei<br />
Tage lang öffnete der Himmel<br />
seine Schleusen und das Wasser<br />
plätscherte auf die Köpfe<br />
der Leute in Regenjacken jeglicher<br />
Couleur. Trotzdem nahmen um<br />
die 2.000 registrierte TeilnehmerInnen<br />
am Austrian Social Forum (ASF)<br />
unter dem Motto „Eine andere Welt ist<br />
möglich“ teil. Sie wanderten fleißig<br />
zwischen ArbeiterInnenkammer (AK),<br />
dem katholischen Haus der Frau<br />
(„Aktion Leben“, dritter Stock) und<br />
dem Medienzelt hin und her, wenn<br />
sie nicht gerade im Radikalitäts-Workshop<br />
das gläserne Mediendeck des Offenen<br />
Kulturhauses bevölkerten oder<br />
im Turnsaal des Studentenheimes<br />
„Guter Hirte“ auf ihre Rechte pochten.<br />
Nur während der großen Steuereintreibungs-Demonstration<br />
(gegen die<br />
so harmlos klingenden „Steueroasen“)<br />
scheint die Sonne. „Heiraten Sie eine<br />
MigrantIn, denn jede zweite Ehe endet<br />
sowieso mit Scheidung“, wirbt eine<br />
junge Brasilianerin im weißen<br />
Hochzeitskleid von der Bühne herunter.<br />
Sie vertritt das Autonome Integra-<br />
tionszentrum von und für Migrantinnen<br />
(MAIZ). Ihr stolzer Ehegatte ruft in<br />
das Mikro, dass AK-Präsident Tumpel<br />
eine andere Migrantin heiraten müsse,<br />
denn diese hier kriege er nicht, die<br />
ist schon vergeben.<br />
MAIZ nimmt sehr aktiv am ASF teil<br />
und gestaltet viele Workshops. Dunkelrote<br />
Herz-Luftballons und rosa Tüll kennzeichnen<br />
den „Pink Block“ (so nennt ihn<br />
Katharina, siehe linksfeministischen<br />
Kommentar zum ASF auf Seite 20). Eine<br />
andere MAIZlerin segnet im rosa Bischofsgewand<br />
die Umstehenden. Doch
kurz nach Beginn der Demo ist Schluss<br />
mit lustig: Ein kleiner, energischer Moderator<br />
versucht die Wissenschafterin<br />
Claudia Werlhof wegen Überlänge ihrer<br />
Rede mit unmoderaten Mitteln von der<br />
Bühne zu kriegen. Nachdem er ihre Zettel<br />
nicht erwischen kann, packt er die<br />
um einen Kopf größere Frau am Arm,<br />
während eine ÖGB-Frau (die noch am<br />
Vormittag von ihrem feministischen<br />
Grundstudium geschwärmt hatte) sich<br />
mit dem Moderator solidarisierend in<br />
das Mikrofon predigt:„Wir sind so friedlich,<br />
eine friedliche Bewegung...“. Buhrufe<br />
folgen, am Abend eine halbherzige<br />
Entschuldigung.<br />
Feindbilder. Nicht nur das Feministische<br />
Forum des ASF ist entsetzt. Denn bereits<br />
am Abend zuvor hatte eine andere<br />
feministische Wissenschafterin – die<br />
durch ihre Bücher zur Erinnerungsarbeit<br />
bekannte Soziologin Frigga Haug –<br />
Probleme, eine Diskussion über den<br />
gesellschaftlichen Umgang mit den sogenannten<br />
Kopftuchfrauen zu führen.<br />
Haug sollte von jungen LinksaktivistInnen<br />
gezielt aus ihrer analysierenden<br />
Metaebene herab zu einem klaren „Ja“<br />
oder „Nein“ zum Kopftuch gebracht<br />
werden, erzählen anschließend äußerst<br />
niedergedrückte Teilnehmerinnen.<br />
Feindbilder aller Art sind sehr beliebt<br />
zur politischen Motivation (Juhu, eine<br />
Feministin!) und auch wenn u.a. eine<br />
bosnisch-muslimische Autorin in dieser<br />
Veranstaltung mitdiskutiert, wird<br />
von einigen leichtfertig StellvertreterInnenpolitik<br />
gemacht. Wer spricht im<br />
Namen von wem? Frauen von MAIZ<br />
brachten dann auch folgerichtig in die<br />
Erklärung des Feministischen Forums<br />
des ASF in Linz ein, dass „für die Migrantinnen<br />
die Grenzen der Alten Welt<br />
möglich waren, spürbar und verdeutlicht<br />
durch die Strukturen des Forums,<br />
das behauptet, dass eine andere Welt<br />
möglich ist“. Und:„Wir sprechen uns<br />
für das Prinzip der Selbstvertretung<br />
von marginalisierten Gruppen innerhalb<br />
der Sozialforenbewegung und gegen<br />
die Stellvertretungspolitik aus. Keine<br />
Auseinandersetzung ohne die Positionen<br />
der Beteiligten.“<br />
Patriarchatsanalysen. Das ASF ist laut Programm<br />
eine „offene Begegnungsstätte<br />
zum Austausch von Erfahrungen und<br />
Meinungen und trägt zur Vertiefung der<br />
Reflexion zwischen den verschiedenen<br />
Bewegungen bei“. Es wertet und zensuriert<br />
nicht, und stellt auch die Machtfrage<br />
bewusst nur theoretisch. Doch hier<br />
werden Begriffe wie Neoliberalismus,<br />
Kapitalismus, Rassismus oder Sexismus<br />
noch im wirklichen Leben verwendet.<br />
Und nicht allein der ältere Herr mit langem<br />
Haar und Bart, dessen Handy dauernd<br />
läutet, oder die junge Punkerin mit<br />
Nasenring, deren Dialekt so schwer verständlich<br />
ist, glauben an die Revolution.<br />
Patriarchatsanalysen sind hingegen<br />
nicht so beliebt. Drei Innsbruckerinnen<br />
erarbeiteten in einer Nacht im Auftrag<br />
des Feministischen Forums eine <strong>An</strong>alyse:„Die<br />
Intention des ASF, eine andere<br />
Welt zu schaffen, kann nur auf der Basis<br />
einer umfassenden Wahrnehmung und<br />
Bekämpfung der patriarchalen Machtverhältnisse<br />
und Herrschaftsstrukturen<br />
beruhen. Dies setzt ein Bekenntnis zur<br />
Unabdingbarkeit einer feministischen<br />
Perspektive auf dem ASF voraus, ohne<br />
die keine politische und ökonomische<br />
Veränderung möglich ist.“<br />
Kein Taschengeld. „Ich bin von den Wilden<br />
Weibern und interessiere mich für die<br />
EU-Verfassung, doch in diesem Themenbereich<br />
gibt es so viele junge Burschen,<br />
die groß reden, die brauchen<br />
mich eh nicht“, gibt sich eine ansonsten<br />
fröhliche Aktivistin eher frustriert. „Es<br />
ist schwierig, Frauen zu finden, die sich<br />
für gesellschaftspolitische Themen interessieren“,<br />
erzählt eine Betriebsseelsorgerin,„ich<br />
weiß nicht, ob das ein regionales<br />
Problem für Steyr ist. Im Kampf<br />
gegen den Neoliberalismus, der ein zutiefst<br />
patriarchales <strong>An</strong>tlitz hat, bin ich<br />
allein“. Im Workshop „Feministische Strategien<br />
gegen Neoliberalismus“, durchgeführt<br />
von Feminist Attac, tun sich<br />
Abgründe zwischen den 16 bis 60-jährigen<br />
auf. Die Vermittlung feministischer<br />
Inhalte von einer Generation auf die<br />
nächste und übernächste hat nicht<br />
funktioniert. Durch die Gender-Debatte<br />
und das Gender Mainstreaming (GM)<br />
gibt es eine Lücke von circa zehn Jahren,<br />
die geschlossen werden müsste, um<br />
selbstbewusstes Empowerment und<br />
die Solidarität unter Frauen und Mädchen<br />
weiter zu führen. Einige sind der<br />
Meinung, dass Gender Mainstreaming<br />
den Feminismen deutlich geschadet<br />
hat. Claudia Werlhof nennt GM eine<br />
neoliberale Strategie.<br />
„Der Feminismus ist für mich eine<br />
historische Bewegung“, sagt eine junge<br />
Frau zu einer alten, kampferprobten<br />
Feministin und schaut dabei so, als ob<br />
die ihr das Taschengeld streichen könnte.<br />
Junge Frauen der Aktion kritischer<br />
Schülerinnen zeigen stolz die Broschüre<br />
zu Sexualität „Mein Körper, meine Lust.<br />
Verhütung ist Frauensache, Orgasmus<br />
Männersache?“, die sie gestaltet haben.<br />
Eine ÖGB-Frau will einen Feminismus,<br />
der nicht nur für Intellektuelle da ist,<br />
um neoliberale Trends, die ständige <strong>An</strong>passung<br />
verlangen, unterlaufen zu können:„Was<br />
heißt Feminismus obabrochen<br />
auf die große Masse? Es hat mich<br />
abbeutelt, dass viele nichts von Widerstandsformen<br />
wissen.“<br />
So viele verschiedene Feminismen,<br />
mehrere „Ich bin eigentlich keine“-Feministinnen.<br />
In einem Interview von<br />
Katarina Ferro in den „volksstimmen“<br />
konstatierte Claudia Dietl vom Feministischen<br />
Forum eine Krise des Feminismus:<br />
„Ich glaube, dass das Feministische<br />
Forum den Teil der Bewegung ausmacht,<br />
der sich im Moment gerade<br />
zwischen Individualismus und Kollektiv<br />
sucht. Es geht vor allem darum, dieser<br />
neoliberalen Individualisierung<br />
bzw. den Konzeptionen der Vereinzelung<br />
einerseits und der unendlichen<br />
Diversifizierung andererseits, die entsolidarisierte<br />
Individuen hervorbringt,<br />
etwas entgegen zu setzen. Dies ist eine<br />
große Krise...“ Für beinahe jede einzelne<br />
Frau ist das finanzielle Überleben<br />
schwierig geworden, die Entsolidarisierung<br />
groß. Doch irgendwann<br />
kommt der Punkt, an dem diese ganze<br />
neoliberale Machtinszenierung kippen<br />
kann. Denn Frigga Haug wies darauf<br />
hin, dass jede Bewegung genau an den<br />
Punkten, an denen es Probleme und<br />
Diskussionen gibt, auch über die größten<br />
Möglichkeiten zur Gesellschaftsveränderung<br />
verfügt und an den Druckstellen<br />
der Gesellschaft enormer Gegendruck<br />
entstehen kann. In diesem<br />
Sinne: Streiten wir weiter! Mit dem<br />
Ziel, wie es Beatrice Achaleke von der<br />
Schwarze Frauen Community formulierte:<br />
nicht mehr ständig um das<br />
Überleben kämpfen zu müssen, sondern<br />
mal endlich in Ruhe und mit<br />
Genuss leben zu dürfen! ❚<br />
forumsozial<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 09
Fo t o : G a b i H o ra k<br />
gleichbehandlung<br />
(1) ZARA. Beratungsstelle für ZeugInnen<br />
und Opfer von Rassismus<br />
http://www.zara.or.at<br />
(2) BIZEPS, Zentrum für selbstbestimmtes<br />
Leben<br />
http://www.bizeps.or.at<br />
(3) NINLIL, Verein wider die sexuelle<br />
Gewalt gegen Frauen, die als<br />
geistig oder mehrfach behindert<br />
klassifiziert werden<br />
http://www.service4u.at/ninlil<br />
10 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
Zweitklassig<br />
Die <strong>An</strong>tidiskriminierungs-Richtlinien der EU geben Mindeststandards vor, die selbstverständlich<br />
ausgebaut werden dürfen. Dass die Bundesregierung das gar nicht will, erfuhren<br />
Martina Madner und Renate Billeth<br />
Knapp vier Jahre ist es her, dass<br />
der EU-Rat zwei <strong>An</strong>tidiskriminierungs-Richtlinien<br />
erlassen<br />
hat. Die eine (RL 78) fordert<br />
Gleichbehandlung in Beschäftigung<br />
und Beruf unabhängig von Religion,<br />
Weltanschauung, Behinderung, Alter<br />
oder sexueller Orientierung. Richtlinie<br />
43 zielt auf berufliche und private<br />
Diskriminierung von Menschen aufgrund<br />
ihrer „Rasse oder ethnischen Herkunft“<br />
ab. Für die Umsetzung wurde<br />
den Mitgliedsländern eine Dreijahresfrist<br />
gewährt.<br />
Österreich. Nur wenige Tage vor Ablauf<br />
der Frist legte die Bundesregierung ei-<br />
nen Gesetzesentwurf vor. Sehr zum Erstaunen<br />
der Opposition handelte es<br />
sich dabei nicht um ein selbstständiges<br />
<strong>An</strong>tidiskrimierungsgesetz, sondern um<br />
die Ausweitung des bereits bestehenden<br />
Gesetzes zur „Gleichbehandlung<br />
zwischen Männern und Frauen“. Schwarz-<br />
Blau Schüssel scheint kein besonders<br />
ehrgeiziges Team zu sein, denn sie hielten<br />
sich auf Punkt und Komma an die<br />
vorgegebenen Mindeststandards, umfangreichere<strong>An</strong>tidiskriminierungsbestimmungen<br />
fehlten. Massive Proteste<br />
seitens NGOs und Vereinen, SPÖ und<br />
Grünen, erreichten immerhin noch ein (!)<br />
ExpertInnenhearing, das einige Nachbesserungen<br />
brachte. Als wichtigster<br />
Erfolg des Hearings sei die gesetzliche<br />
Verankerung des sogenannten „Klageverbands“<br />
(Ein Zusammenschluss unterschiedlicher<br />
Interessensvereine) im<br />
Opferschutz erwähnt. Opfer von Diskriminierung<br />
haben demnach die Möglichkeit,<br />
sich bei Konflikten sowie vor<br />
Gericht vom Klageverband unterstützen<br />
zu lassen. Davon abgesehen, blieb<br />
der Entwurf weitgehend unverändert<br />
und wurde am 26. Mai gegen die Stimmen<br />
von SPÖ und Grünen im Nationalrat<br />
angenommen.<br />
Bundesländer. Auch die einzelnen Länder<br />
sind zur Umsetzung der EU-Richtlinien<br />
verpflichtet. Und dabei teilweise erheb-
lich fortschrittlicher als die Regierung.<br />
Vor allem Oberösterreich und die Steiermark<br />
haben Gesetzesvorlagen erarbeitet,<br />
die für alle Gruppen den selben<br />
Schutz vor Diskriminierung – innerhalb<br />
und außerhalb der Berufswelt – vorsieht.<br />
Das Rote Wien hat sich, nachdem<br />
es vorerst kaum bessere Regelungen als<br />
die Bundesregierung anzubieten hatte,<br />
dem massiven Druck von MigrantInnen-,<br />
lesbischwulen und Menschenrechtsorganisationen<br />
gebeugt und seinen<br />
Gesetzesentwurf erheblich nachgebessert.<br />
Das Rechtskomitee LAMBDA<br />
spricht in einer Aussendung vom 14. Juni<br />
gar vom „schlagkräftigsten <strong>An</strong>tidiskriminierungsgesetz“<br />
Österreichs, die<br />
beiden Wiener <strong>An</strong>tidiskriminierungsbeauftragten<br />
<strong>An</strong>gela Schwarz und Wolfgang<br />
Wilhelm von einem „Meilenstein<br />
auf dem Weg zu lesbischwuler Gleichstellung.“<br />
Diskriminierung 2. Klasse. Hauptkritikpunkt<br />
vieler NGOs ist, dass die Bundesgesetze<br />
(ebenso wie die EU-Richtlinien) unterschiedliche<br />
Schutzkategorien für Diskriminierungsopfer<br />
schaffen. „Es gibt eine<br />
Hierarchisierung der Diskriminierungsgründe“,<br />
meint Adebiola Bayer von ZA-<br />
RA 1 ,„das Diskriminierungsverbot in den<br />
Bereichen außerhalb der Arbeitswelt<br />
bezieht sich nur auf die ethnische Zugehörigkeit<br />
und nicht auf Religion oder<br />
sexuelle Orientierung“. Unterschiede<br />
werden aber auch in anderen Bereichen<br />
gemacht: Für Frauen wurde der Schutz<br />
vor sexueller Belästigung und die<br />
Gleichbehandlung am Arbeitsplatz ausgeweitet.<br />
Während im Bundesdienst<br />
Frauen auch positive Diskriminierung<br />
erfahren können, etwa durch Quotenregelungen<br />
für die bevorzugte Einstellung<br />
in allen Bereichen und Gehaltsstufen,<br />
werden andere diskriminierte<br />
Gruppen von solchen Fördermaßnahmen<br />
ausgeschlossen. Folge: Unsichtbare<br />
Strukturen, die weiße, heterosexuelle<br />
Mitteleuropäer bevorzugen, bleiben erhalten.<br />
Diskriminierung außerhalb der Arbeitswelt<br />
ist nur aufgrund „ethnischer<br />
Zugehörigkeit“ verboten: etwa bei der<br />
Wohnungssuche, dem Zugang zu Sozialleistungen,<br />
aber auch in Restaurants<br />
oder Discos. Adebiola Bayer fürchtet um<br />
die Wirksamkeit des Gesetzes:„Schon<br />
jetzt argumentieren LokalbesitzerInnen,<br />
dass sie dunkelhäutigen, muslimischen<br />
Personen wegen ihrer Religion den Zutritt<br />
verweigern und nicht wegen der<br />
Hautfarbe.“ Das dürfen sie auch weiterhin.<br />
Die Grünen Terezija Stoisits und<br />
Brigid Weinzinger bedauern dies:„Die<br />
einmalige Chance, durch einheitliche<br />
Bestimmungen für alle diskriminierten<br />
Gruppen einen einheitlichen Standard<br />
beim Schutz vor Diskriminierung zu<br />
schaffen, haben die Regierungsfraktionen<br />
vergeben.“ Auch Sanktionen sind<br />
im neuen Gleichbehandlungsgesetz nur<br />
unzureichend vorhanden. Bei nachgewiesener<br />
Diskriminierung durch einen<br />
privaten Arbeitgeber liegt das Strafmaß<br />
sehr niedrig. Schaltet etwa eine Firma<br />
ein Jobinserat mit dem Zusatz „Nur Inländer“,<br />
folgt erstmals nur eine Verwarnung.<br />
Kommt es zu weiteren Verstößen,<br />
liegt die maximale Strafe bei 360 Euro.<br />
Nach der alten Rechtslage waren es immerhin<br />
1050 Euro. Für große Firmen vermutliche<br />
Beträge, die sie aus der Portokasse<br />
bezahlen ...<br />
Behinderung. Gleichbehandlung von<br />
Menschen mit „Behinderungen“ wurde<br />
– obwohl in den EU-Richtlinien vorhanden<br />
– schon im Vorfeld aus den österreichischen<br />
Gesetzen ausgenommen.<br />
Manche BehindertensprecherInnen waren<br />
darüber empört, da deren Berücksichtigung<br />
im Gleichbehandlungsgesetz<br />
eine Art Mindestschutz bedeutet<br />
hätte. Für andere allerdings ist die zur<br />
Zeit diskutierte Umsetzung eines eigenenBehindertengleichstellungsgesetzes<br />
von größerer Bedeutung. Martin<br />
Ladstätter, Sprecher des Vereins BIZEPS 2 ,<br />
stellt klar:„Seit mehr als zehn Jahren<br />
fordern behinderte Menschen aktiv<br />
Maßnahmen zur gesetzlich verankerten<br />
Gleichstellung: Etwa beim barrierefreien<br />
Bauen oder der Österreichischen Gebärdensprache.“<br />
Ein vom Sozialministerium<br />
erarbeiteter Gesetzesentwurf<br />
wurde in einer ExpertInnen-Stellungnahme<br />
des Forum Gleichstellung, der<br />
sich zahlreiche Behindertenorganisationen<br />
anschlossen, als unzureichend kritisiert,<br />
nicht zuletzt weil er zu sehr auf<br />
den sozialen Bereich beschränkt bleibt.<br />
Klaudia Gruber, Mitarbeiterin von NIN-<br />
LIL 3 , konkretisiert:„Der Förderbereich<br />
zielt hauptsächlich auf Integration in<br />
den ersten Arbeitsmarkt ab. Ein Gesetz<br />
zur Chancengleichheit muss aber auch<br />
jene berücksichtigen, die da keine Chance<br />
haben.“ Zum Gleichbehandlungsge-<br />
setz meint sie:„<strong>An</strong>tidiskriminierungsgesetze<br />
sollten nicht wieder neue Ausschlussszenarien<br />
kreieren. Für mich<br />
stellt sich an beide Gesetze die Frage,<br />
wie sie mit Mehrfachdiskriminierung<br />
umgehen.“ Aber auch die Umsetzung<br />
der EU-Richtlininen könne nur ein Mindestmaß<br />
an <strong>An</strong>tidiskriminierung herstellen.<br />
„So gesehen ist klar, dass ein<br />
umfassendes Behindertengleichstellungsgesetz<br />
– falls es kommen sollte –<br />
anders aussehen wird. Es soll nicht nur<br />
Rechte und Pflichten, sondern auch einklagbare<br />
Sanktionen enthalten.“<br />
Umsetzungprobleme. Bei der Umsetzung<br />
der <strong>An</strong>tidiskriminierungsrichtlinien könnte<br />
es Probleme geben. Adebiola Bayer<br />
von ZARA befürchtet beispielsweise,<br />
dass die zuständige Gleichbehandlungskommission<br />
nicht unabhängig ist:„Den<br />
Vorsitz hat ein Beamter bzw. eine Beamtin<br />
des Bundesministeriums, die/der<br />
nicht weisungsfrei gestellt ist. Dazu<br />
wäre die Änderung einer Verfassungsbestimmung<br />
notwendig gewesen, und<br />
die ist nicht erfolgt.“ Nach <strong>An</strong>sicht der<br />
Opposition besteht aber auch die Gefahr,<br />
dass die bisher nur für geschlechtliche<br />
Diskriminierung zuständige Gleichbehandlungsanwaltschaft<br />
nun durch<br />
neue im Gesetz vorgesehene Koordinierungsaufgaben<br />
anderer Diskriminierungsfälle<br />
überlastet sein wird.<br />
Freiwilligkeit. Aber wie gut oder schlecht<br />
auch die neuen Gesetze sein mögen, eines<br />
ist klar: Auch DienstleisterInnen<br />
und ArbeitgeberInnen bleibt es unbenommen,<br />
freiwillig umfassendere <strong>An</strong>tidiskriminierung<br />
zu praktizieren. Auf diese<br />
Freiwilligkeit baut auch die Initiative<br />
Minderheiten, die gemeinsam mit Arbeiterkammer,<br />
ÖGB, Jugend am Werk<br />
und SOS Mitmensch an einer <strong>An</strong>tidiskriminatorischen<br />
Betriebsvereinbarung arbeitet.<br />
Diskriminierung am Arbeitsplatz<br />
soll damit strukturell entgegengewirkt<br />
werden. Mit einem Konzept, das vor allem<br />
auf ein offenes, respektvolles Betriebsklima<br />
abzielt, gleichzeitig aber<br />
auch verbindliche Richtlinien zur Vermeidung<br />
und Ahndung von diskriminierendem<br />
Verhalten setzt, die vom jeweiligen<br />
Betrieb auf eigene Kosten umzusetzen<br />
sind. Bleibt nur zu hoffen, dass<br />
Österreichs ArbeitgeberInnen mehr von<br />
„freiwilliger Mehrarbeit“ halten als<br />
Schwarz-Blau Schüssel. ❚<br />
behandlunggleich<br />
Initiative Minderheiten<br />
http://www.initiative.minderheiten.at<br />
BIM, Ludwig Boltzmann Institut für<br />
Menschenrechte<br />
http://www.univie.ac.at/bim<br />
HOSI, Homosexuellen Initiative.<br />
http://www.hosi.at<br />
Rechtskomitees Lambda<br />
http://www.rklambda.at<br />
Wast, Wiener <strong>An</strong>tidiskriminierungsstelle<br />
für gleichgeschlechtliche<br />
Lebensweisen<br />
http://www.rklambda.at<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 11
internationalan.riss<br />
international<br />
Gepriesen seien die Frauen<br />
Zum achten Mal hat eine unabhängige Jury den alle zwei Jahre ausgeschriebenen,<br />
mit 1.000 bis 3.000 Euro dotierten EMMA-JournalistInnen-<br />
Preis vergeben. Zum zweiten Mal wurde auch ein Sonderpreis für männliche<br />
Journalisten ausgeschrieben. 2004 wurden 289 Beiträge von 151<br />
JournalistInnen/Redaktionen eingereicht. Das sind fünfzig Prozent mehr<br />
als beim letzten Mal und zeigt, dass die Beachtung des Preises steigt.<br />
Preise eins bis drei gingen an Sabine Riedel von der Neuen Zürcher Zeitung,<br />
Nina Poelchau von der Süddeutschen sowie an Karin Ceballos<br />
Betancur vom Stern. Somit wurden leider nur Frauen aus renommierten<br />
Medien geehrt und finanziell gewürdigt. Alternative Zeitschriften,<br />
in denen Frauen unter weit schwierigeren Bedingungen arbeiten müssen,<br />
gingen hingegen leer aus. Der „Männerpreis“ über 1.000 Euro wurde<br />
diesmal geteilt und ging an ... interessiert das wen? Zum ersten Mal<br />
vergeben wurden am 9. Juni die Women’s World Awards . In zwölf Kategorien<br />
wurden Frauen ausgezeichnet, „die unsere Welt verändert haben“.<br />
Für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurden Dionne Warwick und<br />
Whitney Houston. Für ihre „außergewöhnliche Karriere als eine der erfolgreichsten<br />
Sängerinnen und Schauspielerinnen“ wurde Cher geehrt.<br />
Auch Nena, die Schauspielerin Diane Kruger, Modezarin Vivienne Westwood<br />
und Supermodel Nadja Auermann („für ihre zeitlose Eleganz“)<br />
gingen nicht leer aus. Da können wir ja beruhigt sein, dass immerhin<br />
auch Leistungen wie der Einsatz gegen Rassismus und <strong>An</strong>tisemitismus<br />
(Iris Berben), gegen Genitalverstümmelung (Waris Dirie) und der Kampf<br />
für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Umweltschutz (Bianca<br />
Jagger), als erste Frau ins Weltall geflogen zu sein (Valentina Tereshkova)<br />
neben so viel Glamour durchaus auch als ehrenswert befunden wurden.<br />
Und noch ein Preis wird bald vergeben: Der Lesben-Award ist der erste<br />
Preis für lesbische Literatur im deutschsprachigen Raum. Dieses Jahr<br />
wird er für die beste lesbische Kurzgeschichte verliehen. Da ein Literaturpreis<br />
eine teure <strong>An</strong>gelegenheit ist und die Initiatorinnen nicht über das<br />
notwendige „Kleingeld“ für eine sich selbst tragende Stiftung verfügen,<br />
12 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
stiften sie einen fixen Betrag in der Höhe von 100 Euro, der durch weitere<br />
Sponsorinnen und Spenderinnen aufgestockt werden soll. Sponsorinnen<br />
werden werbewirksam auf der Homepage des Lesben-Awards<br />
genannt. Also mitmachen: als Schreiberin oder Spenderin. Einsendeschluss<br />
für den Lesben-Award ist der 30. September. keck<br />
http://www.lesben-award.de, http://www.womensworldawards.com<br />
uruguay<br />
Abgebogen<br />
Ein Gesetzesentwurf zur Legalisierung der Abtreibung wurde am 5. Mai<br />
vom uruguayischen Senat mit 17 zu 13 Stimmen abgelehnt. Der von der<br />
Abgeordnetenkammer im Dezember 2002 genehmigte Entwurf ermächtigte<br />
dazu, eine Schwangerschaft in den ersten zwölf Wochen nach verpflichtender<br />
psychologischer Beratung abzubrechen. Er legte des weiteren<br />
die allgemeine Verbindlichkeit von Sexualerziehung fest, wie auch<br />
Serviceleistungen bezüglich Vor- und Nachsorgeuntersuchungen und<br />
Familienplanung und regelte den Zugang zu empfängnisverhütenden<br />
Methoden. „Abtreibung unter gefährlichen Bedingungen avancierte in<br />
Uruguay zur Hauptursache für Muttersterblichkeit“, bestätigte Lilián<br />
Abracinskas von der Organisation Coordinación Nacional de Organizaciones<br />
Sociales por la Defensa de la Salud Reproductiva. In dem Land, das<br />
3,4 Millionen EinwohnerInnen hat, kommt es jährlich zu 33.000 Abtreibungen.<br />
Laut der Studie „Strafe, Toleranz und Verleugnung. Abtreibung<br />
in Uruguay“ des Internationalen Zentrums für Untersuchungen und Information<br />
für den Frieden entspricht dies einem Verhältnis von vier Abtreibungen<br />
auf zehn Geburten. Der durchschnittliche Prozentsatz an<br />
Sterblichkeit in Folge von gefährlichen Abtreibungen liegt in Uruguay<br />
bei 27,7 Prozent, der lateinamerikanische Durchschnitt bei 21 Prozent. keck<br />
tschechische republik<br />
<strong>An</strong>onyme Geburt<br />
Tschechische Frauen sollen ihre Kinder künftig anonym zur Welt bringen<br />
können. 88 der 159 Abgeordneten des tschechischen Parlaments stimmten<br />
am Donnerstag für ein Gesetz, nach dem der Name der Mutter nicht<br />
mehr auf der Geburtsurkunde erscheinen soll, wenn sie dies ablehnt. Zugleich<br />
verabschiedete das Unterhaus ein Gesetz zur Beschleunigung von<br />
Adoptionen. Bisher ist die Adoption eines Babys frühestens sechs Wochen<br />
nach der Geburt möglich. Das Gesetzespaket soll vor allem jenen Schwangeren<br />
einen Ausweg bieten, die aus <strong>An</strong>gst vor der Familie ihr Kind abtreiben<br />
lassen oder im Extremfall auch nach der Geburt töten würden. Die<br />
Neuregelungen müssen nun noch vom Senat gebilligt werden. keck<br />
deutschland I<br />
Unterschreiben!<br />
Hamburgs erstes Frauenhaus steht kurz vor dem Aus. Gegen die Schließung<br />
und gegen weitere Kürzungen im Sozialbereich gibt es nun eine Online-Unterschriften-Aktion,<br />
initiiert von der Menschenrechtsorganisation<br />
„Lobby“. Im Protestschreiben heißt es unter anderem: „Der gegenwärtige<br />
Kürzungswahn im sog. Sozialbereich spart aus wirtschaftlicher Sicht
kurzfristig Peanuts und wird mittel- und langfristig zu erheblichen Kosten<br />
in zahlreichen Bereichen führen! Hinzu kommen Kosten, die nicht<br />
in Euro zu berechnen sind.“ Sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen,<br />
um die Petition zu unterschreiben, kostet hingegen gar nichts. Also anklicken!<br />
keck<br />
http://www.lobby-fuer-menschenrechte.de<br />
deutschland II<br />
Und das war gut so!<br />
Lang bevor der nunmehrige Bürgermeister Berlins mit seiner <strong>An</strong>sage:<br />
„Ich bin schwul. Und das ist gut so!“ in schwulen- und lesbenpolitischen<br />
Entwicklungsländern wie Österreich für Aufregung sorgte, gab es in<br />
Berlin Charlottenburg schon eine offen lesbische Bezirksbürgermeisterin.<br />
Monika Wissel, seit 1971 in der SPD auf Bezirksebene tätig, wurde<br />
1988 Bezirksstadträtin für Wirtschaft und Finanzen und kurz darauf, im<br />
April 1989, Bezirksbürgermeisterin: Bei allen folgenden Wahlen wurde<br />
sie im Amt wiederbestätigt, bis sie nach elf Jahren aufgrund der Zusammenlegung<br />
der Verwaltungsbezirke Charlottenburg und Wilmersdorf<br />
aus dem Amt schied. Die wegen ihrer Natürlichkeit und herzlichen Direktheit<br />
beliebte Bürgermeisterin trat seit jeher offen als Lesbe auf, war<br />
und ist engangiert in feministischen Vereinen wie der überparteilichen<br />
Fraueninitiative Berlin-Stadt der Frauen und in lesbisch-schwulen Initiativen,<br />
etwa innerhalb der Gewerkschaftsgruppe „ver.di.“ Aussagen wie<br />
„Ich bin für die Homo-Ehe“ (1992 in einem Interview mit der Tagespost)<br />
waren bei ihr selbstverständlich, genauso wie das Hissen der Regenbogen-Fahne<br />
am Christopher Street Day auf „ihrem“ Rathaus als einem<br />
der ersten in Berlin. Streitbar verteidigte sie 1997 in ihrem Bezirk eine<br />
lesbischwule Jugenddisco für 14- bis 22-Jährige, gegen die von der CDU<br />
mit „Jugendschutz“-Argumenten polemisiert und mobilisiert worden<br />
war. Wenn Monika Wissel anlässlich ihres sechzigsten Geburtstags am<br />
31. Juli auf mehr als drei Jahrzehnte als offen lesbische SPD-Regionalpolitikerin<br />
zurückblickt, kann sie den um so Vieles „vorsichtigeren“ Genossinnen<br />
in Wien mit ihrem Beispiel Mut machen. Denn: Das war<br />
gut so! pan<br />
wyber.space<br />
www.aoef<br />
Nicht ganz neu, aber erfolgreich umstrukturiert und nun viel übersichtlicher<br />
ist die Homepage des Vereins Autonomer Österreichischer<br />
Fauenhäuser (http://www.aoef.at). Der Verein wurde 1988 als Zusammenschluss<br />
der Mitarbeiterinnen der autonomen Frauenhäuser<br />
in Österreich gegründet. Ziel der Vernetzung war die Verbesserung<br />
der Kooperation der einzelnen Einrichtungen und der Informationsaustausch.<br />
Diese verschiedenen Einrichtungen, für die der Verein die<br />
Trägerschaft übernommen hat, kann frau nun schon auf der Startseite<br />
sehen und sich für eines der Projekte entscheiden, die dann entsprechend<br />
verlinkt sind. Seit 1991 die Informationsstelle gegen Ge-<br />
ecuador<br />
Gap<br />
an.rissinternational<br />
Rund 500 DemonstrantInnen haben in Ecuador gegen die Wahl der „Miss<br />
Universum“ protestiert und der Regierung Verschwendung vorgeworfen.<br />
<strong>An</strong>statt die indianische Landbevölkerung bei den Ernte-Ausgaben<br />
zu unterstützen, gebe die Regierung Millionen für die fragwürdige Miss-<br />
Wahl aus, kritisierten die DemonstrantInnen. Der im November 2002<br />
mit Unterstützung der indianischen Bewegung gewählte Präsident Lucio<br />
Gutiérrez sieht sich mit wachsender Opposition konfrontiert. Die FührerInnen<br />
der Indio-Bewegung haben landesweite Blockaden angekündigt,<br />
um Gutiérrez zum Rücktritt zu zwingen. Sie werfen ihm vor, mit<br />
seiner Unterstützung für ein Freihandelsabkommen mit den USA die<br />
Armen verraten und ein zentrales Wahlversprechen gebrochen zu haben.<br />
Miss Norway, Kathrine Sorland, wies die Kritik an der Miss-Wahl zurück:<br />
„Wir sind ein Haufen von Mädchen, die Spaß haben, und das ist etwas<br />
Positives.“ Na erzähl das mal einer ecuadorianischen Bäuerin, Miss<br />
Innocent! keck<br />
walt als Service-Stelle eingerichtet wurde, sind im Laufe der Jahre<br />
drei weitere Einrichtungen dazu gekommen: die Frauenhelpline gegen<br />
Männergewalt 0800/222 555 (http://www.frauenhelpline.at),<br />
WAVE - Women Against Violence Europe (http://www.wave-network.org)<br />
und eine Literaturdokumentation mit umfangreicher<br />
Sammlung von Materialien zum Thema Gewalt in der Familie<br />
(http://www.plattformgegendiegewalt.at – <strong>An</strong>gebote/Literatur). Neben<br />
dieser Onlinedatenbank steht auch eine Präsenzbibliothek in<br />
den Vereinsräumlichkeiten am Bacherplatz 10/4 in 1050 Wien zur Verfügung.<br />
All diese Infos und <strong>An</strong>laufstellen gibt’s auf der neuen Homepage<br />
des AOEF zu finden und noch einiges mehr: Von der Gründungsgeschichte<br />
der Frauenhausbewegung in Österreich über Statistiken<br />
und Tätigkeitsberichte zum Download bis zu Gewaltschutzgesetz<br />
und feministischem Regierungsprogramm im Wortlaut. Und: „Wenn<br />
Sie <strong>An</strong>gst haben, dass jemand bemerken könnte, dass Sie diese Internet-Seite<br />
besucht haben: So können Sie Ihre Spuren im Internet verwischen.“<br />
Es folgen für (potenzielle) Nutzerinnen hilfreiche und notwendige<br />
Sicherheitstipps. Gut gemacht! GaH<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 13
Fo t o : M a r t i n a M a y r<br />
namibiaerfahrungsbericht<br />
14 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
„Maybe tomorrow“<br />
Eine junge Ärztin, die ein Jahr in Namibia verbrachte, berichtet über das Land und ihre Erfahrungen<br />
bei der Arbeit in einem Krankenhaus. Getroffen hat sie Eva Steinheimer<br />
Mit 28 Jahren hat die Linzerin<br />
Martina Mayr bereits ihr Medizinstudium<br />
und zwei Jahre Turnus<br />
hinter sich gebracht, als sie<br />
sich entschließt, ein Jahr im<br />
Ausland zu arbeiten. Ohne abgeschlossene<br />
Turnusausbildung vermitteln aber<br />
die großen Hilfsorganisationen keine<br />
ÄrztInnen ins Ausland. Also versucht<br />
Martina Mayr es auf eigene Faust. Sie<br />
will nach Afrika. Für den ersten Auslandsjob<br />
wird ihr geraten, nicht gleich<br />
in ein Krisengebiet zu fahren, also entscheidet<br />
sie sich für Namibia, das achtreichste<br />
Land in Subsahara-Afrika.<br />
Mit nur etwa 1,7 Millionen EinwohnerInnen<br />
ist das zwischen Südafrika und<br />
<strong>An</strong>gola gelegene Land nur dünn besiedelt.<br />
Namibia war bis zum Ersten Welt-<br />
krieg die Deutsche Kolonie Südwestafrika,<br />
das bekannt war für seine rigorosen<br />
Unterwerfungsstrategien. In der Zwischenkriegszeit<br />
wurde Deutsch-Südwestafrika<br />
dann Mandatsgebiet des Völkerbundes<br />
unter südafrikanischer Verwaltung.<br />
Als die UNO Namibia nach 1945 in<br />
die Unabhängigkeit entlassen wollte, verweigerte<br />
Südafrika seine Zustimmung.<br />
Selbstständige Republik wurde Namibia<br />
erst nach Jahrzehnten der Apartheid,<br />
nämlich 1990. Seither stellt die SWAPO<br />
(South-West African Peoples Organisation),<br />
die ab den 1960er Jahren einen<br />
Befreiungskampf führte, die Regierung<br />
und den Präsidenten Sam Nujoma.<br />
Gleichstellung. Frauen wird in der 1990<br />
verabschiedeten Verfassung rechtliche<br />
Gleichstellung garantiert. In vielen Einzelgesetzen<br />
und auch in der Praxis ist<br />
jedoch von Gleichberechtigung keine<br />
Rede. Einige Frauenprojekte sind – teils<br />
mit ausländischer Unterstützung – entstanden.<br />
Das Österreichische Nord-Süd-<br />
Institut für Entwicklungszusammenarbeit<br />
(ÖNSI) unterstützt die lokale NGO<br />
Legal Assistance Center (LAC), die ein eigenes<br />
Genderprogramm hat. Dessen<br />
Arbeitsschwerpunkte sind die Erforschung<br />
der Lage von Frauen besonders<br />
im ländlichen Raum, wo nach wie vor<br />
auch „traditionelles“ Recht gilt, das je<br />
nach ethnischer Zugehörigkeit verschieden<br />
aussieht. Auch die Information<br />
und Rechtsberatung von Frauen<br />
zählen zu den Agenden des LAC. In den<br />
letzten Jahren gab es aber auch gesetz-
liche Verbesserungen. So wurde vor einem<br />
Jahr ein Gesetz zum Schutz vor<br />
häuslicher Gewalt verabschiedet, ein<br />
Thema, das – wie auch amnesty international<br />
im Jahresbericht 2004 feststellt<br />
– sehr akut ist.<br />
In der Hauptstadt. Mit dem Großraumflugzeug<br />
aus Europa kommend, landet<br />
frau/man immer in der Hauptstadt<br />
Windhoek. Martina Mayr ist überrascht<br />
von der guten Versorgung dort:„Da<br />
glaubst du, du bist in Linz.“ Dreieinhalb<br />
Monate sollte sie dort bleiben; solange<br />
dauerte es nämlich, bis sie ihre Arbeitsgenehmigung<br />
bekam. Alle paar Tage<br />
ging sie zur zuständigen Behörde, wo<br />
man sie deutlich spüren ließ, dass sie als<br />
Ausländerin nicht besonders willkommen<br />
war. Die seit ein paar Jahren betriebene<br />
„Affirmative Action Policy“ für den<br />
öffentlichen Dienst, also die positive Diskriminierung<br />
von vor der Unabhängigkeit<br />
benachteiligten Gruppen, wird von<br />
ExpertInnen unterschiedlich beurteilt. Einerseits<br />
können diese Quoten den <strong>An</strong>teil<br />
von Benachteiligten in der Verwaltung<br />
beträchtlich steigen lassen, andererseits<br />
wird bezweifelt, dass damit strukturelle<br />
Veränderungen erreicht werden. Im Gesundheitswesen<br />
fehlt es in vielen Fällen<br />
an qualifiziertem Personal. Die medizinische<br />
Fakultät in Windhoek besteht erst<br />
seit drei Jahren, deshalb gibt es auch<br />
noch keine in Namibia ausgebildeten<br />
ÄrztInnen; diese kommen vielmehr aus<br />
Kuba, Russland oder sind Schwarze, die<br />
es sich leisten konnten, etwa in Südafrika<br />
zu promovieren. Als österreichische Ärztin,<br />
die in Namibia Arbeit sucht, war Martina<br />
Mayr ein absoluter Einzelfall. Doch<br />
schließlich bekam sie eine Stelle am<br />
Krankenhaus von Oshakati.<br />
In Ovamboland. Wüste, Dünen, Ozean,<br />
Teakholzwälder, Flüsse und Savanne –<br />
so unterschiedlich wie die Landschaftsformen<br />
Namibias sind auch die BewohnerInnen<br />
und ihre regionalen Lebensbedingungen.<br />
Martina Mayr erzählt, wie<br />
sich ihr Eindruck auf dem Weg von der<br />
Hauptstadt nach Norden veränderte:<br />
während sie sich in Windhoek immer<br />
noch wie in der „1. Welt“ fühlte, fand sie<br />
sich nach Durchquerung des Etosha-<br />
Nationalparks plötzlich in der „3. Welt“<br />
wieder. Oshakati liegt in Ovamboland.<br />
Die Ovambo sind mit rund einer halben<br />
Million Menschen die größte ethnische<br />
Gruppe neben Nama, Orlam, Buschleuten,<br />
Himba, Herero, Damara, Baster, Kavango<br />
und Caprivi. Die Konflikte und<br />
Vorurteile zwischen den Ethnien sind<br />
beträchtlich.<br />
In Oshakati ist die Armut groß, viele<br />
leben in Blechhütten. Die wenigen Reichen<br />
können in den auch hier ansässigen<br />
Supermarktketten alles kaufen –<br />
die Masse kauft am Open Market ein.<br />
Die wirtschaftliche Veränderung und<br />
der Wunsch nach einem besseren Leben<br />
treibt viele aus den traditionellen Dörfern<br />
in die Stadt, doch hier ist die Arbeitslosigkeit<br />
groß. Frauen finden im<br />
Dienstleistungsbereich noch leichter<br />
Arbeit als die Männer. Die traditionellen<br />
Familienstrukturen zerbrechen, verschiedene<br />
Lebensstile treffen aufeinander.<br />
Martina Mayr erzählt von einer<br />
Frau, die grün und blau geprügelt ins<br />
Krankenhaus kam, weil ihr Mann entdeckt<br />
hatte, dass sie verhütet. Gewalt<br />
in der Familie scheint ebenso wie sexuelle<br />
Gewalt ein großes Problem zu sein.<br />
Martina Mayrs Nachbarin ist Sozialarbeiterin<br />
und erzählt von ihrer Arbeit,<br />
dass viele Kellnerinnen, die sie betreut,<br />
nur mit Femidom zur Arbeit gehen, weil<br />
sexuelle Gewalt an der Tagesordnung<br />
ist.<br />
Im Krankenhaus. Mit der Arbeit in der Klinik<br />
beginnt für die junge Ärztin eine<br />
Zeit der <strong>An</strong>passung. Bald 30, ohne Mann<br />
und Kinder – für viele ist so ein Leben<br />
unverständlich; manche begegnen ihr<br />
misstrauisch. Auch die Arbeitsweise in<br />
der Klinik unterscheidet sich enorm von<br />
der gewohnten. Einige Monate arbeitet<br />
sie auf der Kinderstation in einem<br />
Ernährungsprojekt. Viele Kinder leiden<br />
an Unterernährung, ein Problem, das<br />
vor allem den Norden des Landes betrifft:„Ich<br />
habe in Windhoek Leute kennen<br />
gelernt, denen war gar nicht klar,<br />
dass in Namibia Kinder verhungern. Die<br />
waren so schockiert, wie wenn mir jemand<br />
sagen würde, in Vorarlberg verhungern<br />
Kinder.“ Für die Krankenschwestern<br />
ist es „fate“ – Schicksal, dass<br />
die Kinder sterben. Das führt auch dazu,<br />
dass Schwestern Kinder mit geringen<br />
Heilungschancen nicht mehr weiter mit<br />
Medikamenten versorgen, damit der<br />
Platz schneller anderen zur Verfügung<br />
steht. Für eine österreichische Medizinerin<br />
ist es schwer, damit umzugehen.<br />
Schwer zu verkraften ist für Martina<br />
Mayr auch der Fall einer jungen Frau,<br />
die starb, weil einfach nicht rechtzeitig<br />
ein passender Tubus zur Beatmung vorhanden<br />
war, obwohl die Basisversorgung<br />
mit medizinischem Bedarf durchaus<br />
gegeben ist. In jenem Fall waren<br />
aber einfach nicht die richtigen Größen<br />
bestellt oder nachgefüllt worden. „Was<br />
man wirklich lernt, ist Toleranz. Immer<br />
wieder hörte ich ‚Maybe tomorrow,<br />
maybe next week’. Da fällt es schwer,<br />
nicht wertend zu denken.“ So hieß es<br />
auch, damit umgehen zu lernen, dass<br />
Dienstplan Dienstplan ist, und wenn<br />
die Ablösung sich verspätet – und das<br />
tut sie meist – dann bleibt auch die<br />
Notaufnahme für ein paar Stunden unbesetzt.<br />
Eine Zeit lang arbeitete Martina<br />
Mayr auf der Abteilung für Innere Medizin:„Achtzig<br />
Prozent der Fälle sind an<br />
AIDS, Tuberkulose und Infektionen erkrankt.<br />
Meist in Kombination. Und die<br />
Betroffenen waren so alt wie ich. Ich<br />
hatte das Gefühl, eine ganze Generation<br />
sei am Sterben.“ Nach Zahlen der<br />
UNO sind 22 Prozent der Bevölkerung<br />
HIV positiv. Krankenhäuser sind aber für<br />
viele die letzte Option. Die meisten<br />
Kranken vertrauen „traditional healers“,<br />
„Medizinmännern“, welche die Schuld<br />
an der Krankheit in magischen Kräften<br />
von potenziellen FeindInnen suchen<br />
und Heilung versprechen, wenn die<br />
(männlichen) Kranken mit einer Jungfrau<br />
schlafen, was zu Vergewaltigungen<br />
von sehr jungen Frauen und Mädchen<br />
führt.<br />
Zukunftspläne. Auch trotz ihrer zum Teil<br />
belastenden Eindrücke und Erlebnisse<br />
möchte Martina Mayr wieder in einem<br />
„Entwicklungsland“ arbeiten. Allerdings<br />
wolle die Ärztin nur mehr mit Hilfe einer<br />
Organisation wie dem Österreichischen<br />
Entwicklungsdienst (ÖED) oder<br />
Ärzte für die Dritte Welt ins Ausland gehen,<br />
weil sie dann eine Lobby und mehr<br />
Sicherheit habe als alleine. Über ihre<br />
Motivation in der Entwicklungshilfe zu<br />
arbeiten sagt sie abschließend:„Natürlich<br />
ist es ein egoistischer Grund zu sagen,<br />
ich will dort arbeiten, weil so viel<br />
zurück kommt. Ich will keine Weltverbesserin<br />
sein. Aber trotzdem bin ich Idealistin.<br />
Ich glaube an eine Veränderung<br />
in kleinen Schritten, die damit beginnt,<br />
dass ich momentan Einzelnen helfen<br />
kann.“ ❚<br />
erfahrungsberichtnamibia<br />
Österreichisches Nord-Süd-Institut<br />
für Entwicklungszusammenarbeit:<br />
http://www.nordsued.at<br />
Legal Assistance Center:<br />
http://www.lac.org.na<br />
Ärzte für die Dritte Welt:<br />
http://www.aerzte3welt.de<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 15
Fo t o : A rc h i v themafrauenhandel<br />
16 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
The loved ones<br />
In vielen Ländern kämpfen engagierte Organisationen gegen den <strong>Frauenhandel</strong>. Eine<br />
Konferenz in Slowenien vereinigte Expertinnen. Von Kerstin Kellermann<br />
„Der Preis für eine gehandelte<br />
Frau hängt vom Stadium ab, in<br />
dem sich die Transaktion befindet.<br />
Ein Mädchen oder eine<br />
Frau, die in den ländlichen Gebieten<br />
von Bekannten oder ihrer Familie<br />
verkauft wird, kostet 50 bis 100 Dollar,<br />
beim Weiterverkauf über Rumänien 300<br />
bis 400 Dollar und in den Zielgebieten<br />
Bosnien, Mazedonien und Albanien im<br />
Endeffekt 4.000 bis 10.000 Dollar.“ Jana<br />
Costachi von der Assoziation „Women<br />
in Legal Careers“ aus Moldawien erklärt<br />
nüchtern die Lage in ihrem Herkunftsland.<br />
Verschiedene Organisationen kämpfen<br />
gegen die Zustände, doch:„Die Frauenhändler<br />
ändern ihren Modus Operandi,<br />
sie folgen unseren Präventionskampagnen<br />
Schritt für Schritt!“<br />
Zur internationalen Konferenz<br />
„Frauen in der Migration und ihre Verletzbarkeit<br />
im Menschenhandel“, veranstaltet<br />
vom Friedensinstitut Ljubljana,<br />
sind um die zwanzig Expertinnen der<br />
Bekämpfung des <strong>Frauenhandel</strong>s aus<br />
osteuropäischen Staaten gekommen.<br />
Jana Costachi wird emotional, als sie<br />
schildert, wie ihre Regierung versucht,<br />
das Problem der Migration zu behandeln,<br />
da der durchschnittliche Lebensstandard<br />
in Moldawien unter der EU-<br />
Armutsgrenze liegt. Jeglicher Versuch,<br />
migrationswillige Frauen im Land zu<br />
behalten, sei sowieso zum Scheitern<br />
verurteilt. Die Frauen gehen, weil sie<br />
keine Arbeit finden, von der sie und ihre<br />
Kinder leben können. „Was machen eure<br />
Männer eigentlich mit unseren Frauen!“<br />
ruft Jana Costachi. „Die Verantwor-
Fo t o s : M a j c a S u s n i k<br />
tung für den <strong>Frauenhandel</strong> liegt auch<br />
im Empfängerland, nicht allein in<br />
Moldawien. Der <strong>Frauenhandel</strong> ist eine<br />
wirkliche Gefahr für unsere nationale<br />
Sicherheit.“ Die wenigen westeuropäischen<br />
Frauen, die an der Konferenz teilnehmen<br />
und selber gegen <strong>Frauenhandel</strong><br />
engagiert sind, schauen erstaunt.<br />
Nach kurzer Zeit, in der allen der<br />
Mund offen steht, fangen einige an zu<br />
lachen. Niemand in diesem Raum will<br />
die Verantwortung für westeuropäische<br />
Männer übernehmen, die von der<br />
Zwangsprostitution profitieren. Moldawien<br />
ist ein kleines Land mit vier Millionen<br />
EinwohnerInnen, das seit 1991<br />
600.000 Menschen verließen, um anderswo<br />
ihr Glück zu suchen. Siebzig Prozent<br />
der Migrierenden sind Frauen zwischen<br />
18 und 44 Jahren, die später irgendwo<br />
in Europa im informellen<br />
Markt arbeiten. Zu den Risikofaktoren<br />
für den <strong>Frauenhandel</strong> zählt Jana Costachi<br />
neben ökonomischen und sozialen<br />
Faktoren (z.B. sind viele Frauen Alleinerzieherinnen)<br />
auch den politischen Faktor,<br />
nämlich dass es einen eklatanten<br />
Mangel an staatlichen Strategien zur<br />
Migration gibt. Zusätzlich zum Status,<br />
Herkunftsland von Zwangsprostituierten<br />
zu sein, ist Moldawien auch noch<br />
Transitland für gehandelte Frauen, vor<br />
allem aus Mazedonien, Bosnien-Herzegovina<br />
und Albanien. Jana Costachi hat<br />
ihren Vortrag in aller Frühe am Meer<br />
geübt und ist sichtlich erleichtert, als<br />
die Diskussion beginnt. Das Thema liegt<br />
ihr sehr am Herzen und sie macht sich<br />
große Sorgen um ihr armes Land. Sie<br />
freut sich über die Reaktionen, denn die<br />
Vernetzung mit Frauenprojekten aus<br />
anderen Ländern ist lebensnotwendig<br />
für viele Moldawierinnen.<br />
In dem Film „The Peacekeepers and<br />
the Women“, der auf der diesjährigen<br />
Normale am Austrian Social Forum gezeigt<br />
wurde, filmte Regisseurin Karin<br />
Jurschik auch in Moldawien, in einem<br />
Rückkehrerinnenprojekt für nach Bosnien<br />
gehandelte Frauen. „Wieviel verdienen<br />
Sie hier beim Traubenpflücken in<br />
den Weinbergen?“ „Zwanzig Lei.“ „Kann<br />
man davon leben?“ Die junge hübsche<br />
Frau lächelt verlegen. „Nein, ich bräuchte<br />
für mich und mein Kind mindestens<br />
das Doppelte.“<br />
Staatssache. „Menschenhandel existiert<br />
in einer sehr intimen Verbindung mit<br />
dem heutigen Staatsprinzip“, schreibt<br />
Simona Zavratnik Zimic vom Friedensinstitut<br />
Ljubljana in der neu erschienenen<br />
Publikation „Where in the Puzzle: Trafficking<br />
from, to and through Slovenia“.<br />
Das Konzept der National-Staaten ist<br />
eigentlich überholt und die Frage einer<br />
globalen Mobilität aller Menschen stellt<br />
sich jeden Tag aufs Neue. Migration lässt<br />
sich nicht verhindern und wenn ein<br />
Staat mit verstärkter Kontrolle und geschlossenen<br />
Grenzen reagiert, erhöhen<br />
sich nur die Preise der Schlepperorganisationen<br />
und das Risiko der Menschen,<br />
auf dem Weg in reichere Länder in einem<br />
Lastwagen zu ersticken oder in einem<br />
Fluss zu ertrinken. Und für Mädchen<br />
und Frauen auch das Risiko, in die<br />
Fänge der Frauenhändler zu geraten.<br />
In einem Klima der strengen Restriktionen<br />
vieler westlicher Nationalstaaten<br />
mit ihren Gesetzen, die Asylsuchende<br />
und ökonomische MigrantIn-<br />
nen aus armen Ländern von ihrem Territorium<br />
fern halten sollen, blüht der<br />
<strong>Frauenhandel</strong> auf. Mehr Menschen<br />
wenden sich an Schlepper oder eben<br />
Frauenhändler, um ihre Migration zu<br />
erleichtern. Eine Migrationspolitik, die<br />
auf geschlossenen Grenzen beruht,<br />
produziert automatisch und bewusst<br />
schon a priori „illegale Migration“. Zusätzlich<br />
waren die historischen <strong>An</strong>fänge<br />
der Migration, wie die englische<br />
Wissenschafterin N. Papastergiadis<br />
aufzeigte, von Sklaverei und Kolonialismus<br />
geprägt, als Menschen aus Afrika<br />
und Lateinamerika zur ökonomischen<br />
Ausbeutung verschleppt wurden. Erst<br />
mit der Industrialisierung migrierten<br />
Menschen aus ländlichen Gebieten in<br />
Städte, während sich heutzutage in der<br />
Ära postmoderner Globalisierung Migration<br />
verändert – durch die Hybridisierung<br />
der Kulturen und Deterritorialisation.<br />
So wurden z.B. in Slowenien mit<br />
einem Gesetzespapier plötzlich Zehntausende<br />
legal lebender Menschen illegalisiert:<br />
Die Flüchtlinge aus Bosnien-<br />
Herzegovina wurden zu „Verschwundenen“.<br />
Die slowenische Regierung musste<br />
diese Maßnahme nach lauten<br />
Protesten der Zivilgesellschaft aber<br />
wieder zurück ziehen.<br />
Simona Zavratnik Zimic betont,<br />
dass Migration auch von individuellen<br />
Wünschen und Motiven handelt und<br />
eben nicht nur von Ökonomie oder Arbeitsmärkten.<br />
Wenn Frauen und Mädchen<br />
keine Überlebensmöglichkeit sehen,<br />
müssen sie ihr Herkunftsland verlassen.<br />
Oft ist die Migration auch ein<br />
emanzipativer Schritt aus erniedrigenden<br />
oder stark einschränkenden Lebens-<br />
frauenhandelthema<br />
links: Jana Costachi (Moldawien),<br />
mitte: Petra Kutalkova (Tschechi-<br />
sche Republik), rechts: Simona<br />
Zavratnik Zimic (Slowenien)<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 17
themafrauenhandel<br />
18 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
umständen. Simona Zavratnik Zimic kritisiert<br />
die Deportation dieser Frauen als<br />
finale Lösung. Der Staat sollte alternative<br />
Möglichkeiten zu Aufenthalt und Integration<br />
anbieten.<br />
Die Florentinische Uniprofessorin<br />
Giovanna Campani erzählt auf der Konferenz,<br />
dass es in den 1960er Jahren, als<br />
die Grenzen relativ offen waren, keine<br />
„Notwendigkeit“ für <strong>Frauenhandel</strong> gab.<br />
Sie meint sogar, dass staatliche Systeme<br />
den <strong>Frauenhandel</strong> propagieren. Die<br />
hohe Rate der Sexindustrie in Westeuropa<br />
erklärt sie mit der kapitalistischen<br />
Ideologie, dass jede und jeder gekauft<br />
werden kann. In Italien werden im Jahr<br />
7.000 bis 14.000 Frauen gehandelt – beinahe<br />
gleich viel wie reguläre Prostituierte!<br />
Traummann. In dem direkt am Meer gelegenen<br />
„Hotel Piran“ rauchen nach einigen<br />
Länderberichten und Vorträgen<br />
trotz der Klimaanlage schon die Köpfe.<br />
Irena Progni ist aus Albanien angereist.<br />
Ihre spitzen, langen Cowboy-Schlapfen<br />
(jeden Tag eine andere Farbe) werden<br />
ausgiebig bewundert. „Die trägt in Albanien<br />
jede. Wir sind überhaupt sehr<br />
modebewusst und tragen am liebsten<br />
alles in weiß“, erzählt die junge Frau<br />
mit den schwarzen langen Haaren und<br />
presst ihre Tasche mit Hunderten von<br />
silbernen Pailletten an sich. Irena Progni<br />
vertritt die Organisation „Land<br />
O’Lakes“, eine riesige Frauenorganisation.<br />
„Beinahe jeden Tag fahre ich von<br />
der Stadt in die ländlichen Gebiete, um<br />
mit den Frauen und Mädchen zu reden<br />
und sie über ihre Menschenrechte und<br />
den Unterschied zwischen Prostitution<br />
und <strong>Frauenhandel</strong> aufzuklären. Dort<br />
gibt es keine Fernseher und viele können<br />
nicht schreiben und lesen. Wir haben<br />
ein Netzwerk von 10.000 Frauen<br />
in den ländlichen Gebieten, die zu Land<br />
O’Lakes gehören“, berichtet Irena<br />
Progni.<br />
Das in Albanien übliche „Verführprinzip“<br />
in den <strong>Frauenhandel</strong> ist sehr<br />
gemein: In entlegenen Dörfern taucht<br />
eines Tages ein reicher „Märchenprinz“<br />
mit einem weißen Mercedes auf, der<br />
sich unter den 13 oder 14-Jährigen Mädchen<br />
eine aussucht, die er angeblich heiraten<br />
möchte. Nach einem „schönen<br />
Ritual“ (Progni) wird das Mädchen nach<br />
Italien verschleppt und endet in der<br />
Zwangsprostitution.<br />
Seit 1991, mit der „Öffnung zur<br />
Welt, die das Verlangen und den Druck<br />
sich an eine Marktökonomie zu adaptieren<br />
nach Albanien brachte“, wie Irena<br />
Progni die politische Veränderung beschreibt,<br />
sind nach Schätzungen von<br />
NGOs jährlich 5.000 bis 30.000 Frauen<br />
und Mädchen zu Opfern des <strong>Frauenhandel</strong>s<br />
geworden. Da es keinen gesetzlichen<br />
Rahmen und keine Koordination<br />
gegen <strong>Frauenhandel</strong> gab, begann Land<br />
O’Lakes im Jahr 2000 verstärkt gegen<br />
den <strong>Frauenhandel</strong> zu mobilisieren und<br />
ihr großes Netzwerk mit rund 10.000<br />
Frauen als Partnerinnen aufzubauen.<br />
Doch auch auf anderem Gebiet tut sich<br />
einiges: Vor zwei Monaten wurde eine<br />
„Gender Draft“ in das Parlament eingebracht<br />
und wird wohl auch beschlossen<br />
werden. Hier sind Maßnahmen enthalten,<br />
die sexuelle und ökonomische Ausbeutung<br />
und vor allem Vergewaltigung<br />
und Mord an albanischen Mädchen<br />
und Frauen erschweren bzw. verhindern<br />
sollen. In einem Frauenzentrum in Tirana<br />
werden von Italien ausgewiesene<br />
Opfer des <strong>Frauenhandel</strong>s betreut und<br />
versteckt. Die „Internationale Organisation<br />
für Migration“ zahlt hier einen<br />
Reintegrationskurs, in dem die Frauen<br />
lernen, Haushaltswaren herzustellen.<br />
Aber Irena Progni zeigt auch den Zusammenhang<br />
zwischen staatlichen Aktivitäten<br />
und <strong>Frauenhandel</strong> auf:„Nach<br />
den letzten Gesetzen zur Migration<br />
wurden nur die Preise für den Transport<br />
teurer. Visa und Pässe kosten mehr, das<br />
können sich nur die Organisationen des<br />
<strong>Frauenhandel</strong>s leisten.“ Da diese Umstände<br />
und dieses Leben für Irena Progni<br />
Alltag und daher nichts Neues sind,<br />
verzieht sich ihr Gesicht nicht einmal,<br />
als sie von den „slave children“ berichtet.<br />
Eine große Zahl an albanischen<br />
und mazedonischen Kindern wird gehandelt,<br />
um Körperorgane heraus zu<br />
operieren und zu verkaufen. Irena hat<br />
selbst eine siebenjährige Tochter, an<br />
die sie ständig denkt und mit der sie<br />
am Abend telefoniert. „Mama, bring<br />
mir unbedingt eine schwangere Barbie<br />
mit“, tönt es aus dem Hörer. „Das ist<br />
jetzt das Neuste. Morgen werde ich hier<br />
in den Geschäften eine suchen“, meint<br />
die Mama und lacht.<br />
Kommunikationsloch. Auch in Mazedonien<br />
sind Frauenorganisationen stark im<br />
Kampf gegen den <strong>Frauenhandel</strong> enga-<br />
giert. Mazedonien gilt aufgrund der<br />
geografischen Lage als Tor nach Griechenland<br />
und damit in die Europäische<br />
Union. Svetlana Milenkova, ein „Public<br />
Relation Offizier“ gegen <strong>Frauenhandel</strong>,<br />
ist verantwortlich für die „Repatriation“<br />
der Opfer, die im Durchschnitt drei bis<br />
vier Wochen in einer Schutzunterkunft<br />
bleiben können. In dieser Unterkunft<br />
werden die Frauen rund um die Uhr von<br />
der Polizei bewacht, sie dürfen sie nicht<br />
verlassen. Von den nach offiziellen Zahlen<br />
690 gehandelten Frauen zwischen<br />
dem Jahr 2000 bis 2003 waren fünfzig<br />
Prozent aus Moldawien und ein Drittel<br />
aus Rumänien. 13 Prozent waren unter<br />
17 Jahre alt und 36 Prozent waren Mütter.<br />
Im letzten Jahr ist die <strong>An</strong>zahl der<br />
Opfer des <strong>Frauenhandel</strong>s stark gestiegen.<br />
Die durchschnittliche Länge der<br />
Zeit, die eine Frau in der Zwangsprostitution<br />
verbringt, bevor sie von der Polizei<br />
gefunden und ausgewiesen wird<br />
oder selbst abhauen kann, beträgt drei<br />
Jahre!<br />
Die „Union der mazedonischen<br />
Frauenorganisationen“ mit einem multiethnischen<br />
Netzwerk von siebzig unabhängigen<br />
Organisationen fordert dringend<br />
die Entwicklung eines Arbeitsmarktes<br />
für junge Frauen, um zumindest<br />
für mazedonische Frauen die<br />
Gefahr, in den <strong>Frauenhandel</strong> zu geraten,<br />
zu verringern. „Momentan erzielen die<br />
Frauenhändler hohe Profite bei geringem<br />
Risiko“, analysiert Svetlana Milenkova,„es<br />
müssen dringend ökonomische<br />
und soziale Faktoren, die den <strong>Frauenhandel</strong><br />
verursachen, lokalisiert und<br />
verändert werden. Viele, die Mazedonien<br />
verlassen, waren schon vorher nicht<br />
integriert und lebten allein mit ihren<br />
Kindern, ohne Arbeit oder Unterstützung<br />
durch das Sozialsystem. Ich glaube<br />
auch, dass das Problem der sogenannten<br />
Kulturen stark übertrieben<br />
wird, die Differenzen sind nicht so groß,<br />
wir sind ethnisch so gemischt – es geht<br />
eher um die Kommunikation.“ Sie erwähnt<br />
auch eine andere heikle Geschichte:Waren<br />
es erst die ausländischen<br />
Soldaten der UN-Truppen, die die<br />
Bordelle besuchten, sind es inzwischen<br />
z.B. im Kosovo zu 46 Prozent einheimische<br />
Männer, die sich an die bezahlte<br />
Variante des Geschlechtsverkehrs gewöhnt<br />
haben.<br />
Petra Kutalkova von der tschechischen<br />
Organisation „La Strada“ berich
tet von einem aufsuchenden Modell gegen<br />
den <strong>Frauenhandel</strong>. Da bei Roma-<br />
Frauen die Risikofaktoren für den <strong>Frauenhandel</strong><br />
in gehäufter Form vorhanden<br />
sind (wie der soziale Ausschluss aus der<br />
Gesellschaft; <strong>An</strong>alfabetismus; informelle<br />
Ein-Tages-Jobs, die vermehrt im <strong>Frauenhandel</strong><br />
enden; Prostitution als Tabuthema<br />
etc.), beschloss La Strada ein Präventionsprojekt<br />
in der Roma-Gemeinde<br />
zu starten. Mit der Osterweiterung werden<br />
sich auch andere Organisationen<br />
und Länder darum bemühen müssen,<br />
Roma-Frauen in ihrer Mobilität und den<br />
Möglichkeiten für den Lebensunterhalt<br />
zu unterstützen. Auch Österreich ist gefordert!<br />
Die Sozialarbeiterin Fevzije Bahar<br />
hat ein Projekt in Vorbereitung.<br />
EU-Glaube. Besonders die Rechtsanwältinnen<br />
oder Jus-Studentinnen unter den<br />
Konferenzteilnehmerinnen glauben an<br />
die großteils positiven Folgen staatlicher<br />
Verantwortung. „Bringt einen Fall<br />
von <strong>Frauenhandel</strong> am Europäischen Gericht<br />
für Menschenrechte durch und<br />
das bringt mehr als einige NGOs, die<br />
nur jammern und sagen, wie schrecklich<br />
alles sei“, fordert die holländische<br />
Journalistin und <strong>An</strong>wältin Ruth Hopkins<br />
ziemlich arrogant und zählt einige Artikel<br />
und Paragrafen im internationalen<br />
Recht auf. Sie trat mit vier gehandelten<br />
Frauen im holländischen Fernsehen auf,<br />
was großes Aufsehen erzeugte. Dies widerspricht<br />
dem Grundsatz vieler Frauenorganisationen,<br />
wie z.B. den „Lateinamerikanische<br />
Exilierten Frauen Österreichs“,<br />
die in Wien gegen den <strong>Frauenhandel</strong><br />
kämpfen, aber die Opfer vor der<br />
Öffentlichkeit beschützen und ihre<br />
Identitäten nicht preisgeben. Ruth Hopkins<br />
schwärmt von der EU und ihren offiziellen<br />
TrägerInnen:„Sie versuchen gerade<br />
Montenegro zu überzeugen, die<br />
Menschenrechte zu akzeptieren.“ Werden<br />
ihr die von Großbritannien geplanten<br />
Abschiebegefängnisse (deportation<br />
camps), mit denen Flüchtlinge z.B.<br />
schon direkt in Albanien fest gehalten<br />
werden sollen, ebenfalls zusagen?<br />
(Österreich ist durch Minister Strasser<br />
in der vorbereitenden Arbeitsgruppe<br />
vertreten)<br />
<strong>An</strong>djelka Markovic, eine <strong>An</strong>wältin<br />
vom Belgrader Zentrum für Menschenrechte,<br />
ist von Hopkins begeistert. Sie<br />
hofft schwer auf die EU:„Wir versuchen,<br />
für uns EU-Standards zu adaptieren.“<br />
Denn in ganz Serbien ist in den letzten<br />
fünf Jahren nur ein einziger Frauenhändler<br />
verurteilt worden, während der gewählte<br />
Ministerpräsident Djindjic von einem<br />
Killer der Organisierten Kriminalität<br />
erschossen wird. Die Strafe, die die EU für<br />
Frauenhändler vorsieht, beträgt sechs bis<br />
zehn, in Serbien nur ein bis zehn Jahre.<br />
In Montenegro löste ein hoher Polizist<br />
eine gesellschaftspolitische Krise<br />
aus, als er ein moldawisches Mädchen<br />
missbrauchte. Das Mädchen selbst wurde<br />
vor Gericht als „unzuverlässige Zeugin“<br />
eingestuft. Im Kosovo gab es nur eine<br />
Verurteilung zweier Polizeibeamter,<br />
was bedeutet, dass kein einziger Soldat<br />
bestraft wurde.„Die Regierungen wollen<br />
angeblich EU-Standards erreichen“, erläutert<br />
<strong>An</strong>djelka Markovic.„Doch es landen<br />
nur so wenige Fälle bei Gericht, und<br />
dann werden die Richter mit Drohungen<br />
eingeschüchtert. Ich schäme mich sehr<br />
für mein Land, da das Geld für Milose-<br />
vics Verteidigung nach Den Haag geschickt<br />
wird, die Opfer von <strong>Frauenhandel</strong><br />
aber nichts erhalten.“ Als „einfache“<br />
Staats- und EU-Bürgerin fragt sich frau<br />
grundsätzlich schon, warum <strong>Frauenhandel</strong><br />
und die großen und kleinen Organisationen<br />
bzw. einzelnen Händler<br />
(zum Teil Verwandte der Frau) so unkontrollierbar<br />
sein sollen? Erhalten wir auf<br />
diese Weise nicht indirekt die staatliche<br />
Botschaft, dass unsere Zivilisation so<br />
verkommen wäre und wir Frauen dringend<br />
von „Vater Staat“ mit seinen Organen<br />
Polizei und Justiz beschützt<br />
werden müssten?<br />
Für die allgemeine menschliche<br />
Ebene stellte die bulgarische Psychologin<br />
Rossanka Venelinova Krasteva,<br />
die mit gehandelten Frauen Therapie<br />
macht, die Frage nach den Wünschen,<br />
Bedürfnissen und Realitäten zum Thema<br />
Liebe. Alleinerzieherinnen, Frauen<br />
mit Gewalterfahrungen in der Familie<br />
oder Partnerschaft, Arbeitslose – diese<br />
Frauen verlassen ihr Land, um anderswo<br />
ihr Glück zu suchen. „Frauen-Netzwerke<br />
stellen unsere hauptsächliche<br />
Philosophie dar, ohne die geht es<br />
nicht“, betont sie. Schwangere Frauen<br />
werden momentan aus Bulgarien nach<br />
Griechenland gehandelt und ohne Baby<br />
zurück geschickt. Es gibt noch keine<br />
gesetzliche Handhabe, um dieses Verbrechen<br />
zu bestrafen. Auch diese Frauen<br />
sind grundsätzlich „loved ones“<br />
(Krasteva), mit dem Recht und dem<br />
Wunsch in Respekt und Würde zu leben.<br />
Vermehrte Mobilität mit weniger<br />
Einschränkungen könnte ihr Überleben<br />
und ihre Lebensmöglichkeiten verbessern.<br />
❚<br />
frauenhandelthema<br />
ganz links: Irena Progni<br />
(Albanien), links: Rossanka<br />
Venelinova Krasteva (Bulgarien),<br />
rechts: <strong>An</strong>djelka Markovic<br />
(Serbien und Montenegro),<br />
ganz rechts: Ruth Hopkins<br />
(Holland)<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 19
asfkommentar<br />
20 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
Fatal system error<br />
Im Juni fand in Linz das zweite Austrian Social Forum statt und es stellt sich die Frage:<br />
Tun ASF und ÖGB dem patriarchalen Kapital ausreichend weh? Ein Kommentar<br />
von Katharina Naggele<br />
Wo tun sich, gemäß dem Motto<br />
der Sozialforen, konkrete<br />
Möglichkeiten des Handelns<br />
hin zu einer anderen Welt auf?<br />
Wo gehandelt werden soll,<br />
muss Position bezogen werden, womit<br />
sich die Sozialforen aufgrund ihrer<br />
Meinungsvielfalt erfahrungsgemäß<br />
schwer tun. Wie die Soziologin Frigga<br />
Haug als Referentin bei der ASF-Veranstaltung<br />
„Streit ums Kopftuch“ analysiert<br />
hat, treten bei diesem Prozess der<br />
Positionsfindung die größten gesellschaftlichen<br />
Widersprüche zutage. Es<br />
ließe sich also auch umgekehrt formulieren:Wo<br />
die Widersprüche am deutlichsten<br />
werden und die Teilnehmenden<br />
des ASF sich am meisten in die<br />
Haare kriegen, dort sind auch Handlungsmöglichkeiten<br />
zu finden.<br />
Kapitalistische Unterdrückung. Äußerst<br />
widersprüchliche Diskussionen im<br />
Vorfeld des ASF lösten der Streit ums<br />
Kopftuch, der Dauerbrenner Palästina-<br />
Solidarität im Spannungsfeld zu <strong>An</strong>tisemitismus<br />
und die Aufforderung<br />
der indischen Schriftstellerin und Friedensaktivistin<br />
Arundhati Roy, Teil des<br />
irakischen Widerstands zu werden,<br />
aus. All diese Fragen können feministische<br />
Diskussionsfelder eröffnen, da<br />
ein „Clash of cultures“ mit einem patriarchalen<br />
Islam, der vor allem mit Frauenrechten<br />
in Konflikt gerät, behauptet<br />
wird. Bei näherer Betrachtung jedoch<br />
kommt frau nicht umhin, als eigentliches<br />
Problem kapitalistisch bedingte<br />
Unterdrückungsmechanismen zu erkennen,<br />
wie Krieg, Besatzung sowie<br />
staatliche und ökonomische Benachteiligung<br />
speziell von MigrantInnen.<br />
Frauenunterdrückung im Kapitalismus<br />
bedeutet kostenlose Reproduktion der<br />
Ressource Arbeitskraft, auf deren Ausbeutung<br />
kapitalistische Produktion basiert<br />
und die Schaffung eines konjunkturabhängig<br />
einsetzbaren, weiblichen<br />
Reservearbeitskräftepools. Daher sind<br />
feministische Forderungen laut Haug<br />
einerseits Störfaktoren, andererseits<br />
innerhalb des Kapitalismus aber nicht<br />
erfüllbar. Nachdem eine Frauenbewegung<br />
für mich derzeit nicht sichtbar<br />
ist, gilt es, feministische Forderungen<br />
dort einzubringen, wo Personen sich<br />
bereits in Bewegung befinden. Das<br />
heißt, wo die Widersprüche offenbar<br />
und nicht mehr lebbar geworden sind,<br />
zu handeln und Position zu beziehen.<br />
Die entscheidende Frage ist also:Was<br />
tue ich, um das System zu erhalten,<br />
und was muss ich tun, um es zu<br />
stören?<br />
Entsolidarisierung. Ein Störfaktor könnte<br />
sein, mit Kopftuch-tragenden Frauen<br />
gemeinsam für die Voraussetzungen<br />
unserer Emanzipation – etwa ein eigenständiges<br />
Aufenthalts- und Arbeitsrecht<br />
– zu streiten, und so einer<br />
gewünschten Entsolidarisierung unter<br />
Frauen entgegenzuwirken. <strong>An</strong>statt zu<br />
fordern, dass sie sich vor Schaffung<br />
dieser Voraussetzungen als – für den<br />
westlichen Geschmack – eindeutig<br />
emanzipiert zu erkennen geben müssen,<br />
oder ihnen gar, wie Autorin Hajrija<br />
Hrustanovi kritisierte, ein Naheverhältnis<br />
zu TerroristInnen zu unterstellen.<br />
In Afghanistan übernehmen Warlords<br />
die Kontrolle, die ihre Waffen über<br />
Drogen- und <strong>Frauenhandel</strong> finanzieren.<br />
Bei der Privatisierung der staatlichen<br />
Betriebe im Irak nach dem Krieg, sind<br />
Frauen wieder die ersten, die ihre Jobs<br />
verlieren. In den USA werden die Sozialausgaben<br />
laufend gekürzt und ins<br />
Militär gesteckt, was vor allem Frauen<br />
betrifft. Viele junge Menschen melden<br />
sich zum Militär, weil es im zivilen Bereich<br />
wenige Chancen für sie gibt –<br />
darunter immer mehr Frauen. Sexuelle<br />
Übergriffe und Vergewaltigungen innerhalb<br />
der Einheiten sind keine Seltenheit.<br />
Berühmt-berüchtigt wurde ein<br />
SoldatInnentreffen der US-Navy im Jahr<br />
1991, bei dem mehrere Soldatinnen<br />
stundenlang den sexuellen Übergriffen<br />
ihrer männlichen Kollegen ausgeliefert<br />
waren.<br />
Die Friedensdemonstrationen im<br />
Westen stören nicht nur das imperialistische<br />
Projekt der USA samt Bündnispartnern,<br />
das ganze Volkswirtschaften<br />
auf Kosten vor allem der Arbeitsplätze<br />
von Frauen vernichtet. Die Solidarisierung<br />
verhindert auch, dass frauenfeindliche,<br />
reaktionäre und/oder islamischfundamentalistische<br />
Kräfte für sich die<br />
einzige Oppositionsstellung behaupten<br />
können. Dabei setzen viele auf die Gründung<br />
des Ramallah Social Forums in<br />
Palästina. ❚<br />
Fo t o s : B e at e S o l t é s z ( l i ) , A rc h i v ( r e )
k inderuni wien<br />
Spielend Lernen<br />
Es ist wieder soweit! Nach dem großen Erfolg im letzten Jahr dürfen auch<br />
heuer die Sieben bis Zwölfjährigen im Rahmen der KinderuniWien wieder<br />
ran an die wirklich spannenden Fragen der Menschheitsgeschichte. Neben<br />
der bereits bewährten KinderuniWissenschaft gibt es heuer erstmals<br />
auch eine KinderuniKunst. Im Studienbuch, das auch online abrufbar<br />
ist, stehen über 200 Lehrveranstaltungen (Vorlesungen, Seminare,<br />
Workshops und Exkursionen) aus 22 Fachbereichen zur Auswahl. Dass<br />
die Studienplätze für Kinder heuer verdoppelt wurden, ist angesichts des<br />
<strong>An</strong>gebots schlicht eine Notwendigkeit. Fragen wie „Warum sind behinderte<br />
Kinder behindert?“ werden zwischen dem 12. und 16. Juli ebenso<br />
erörtert, wie geschlechterbedingte Bekleidungs- oder Benimm-Regeln.<br />
Fragen wie „Wieso ziehen Buben nur Hosen an, während Mädchen Hosen<br />
UND Röcke tragen?“ oder „Dürfen Mädchen pfeifen und Buben weinen?“<br />
sollten nach dem 16. Juli keine offenen mehr sein. Außerdem dürfen<br />
sich die Kinder einen Tag lang als JournalistInnen versuchen. Für ihre<br />
Teilnahme an den Lehrveranstaltungen erhalten sie nicht nur „Scheine“,<br />
sondern – wie es sich für WissenschafterInnen gehört – auch einen Titel<br />
(mag. univ. iuv.), der ihnen im Rahmen eines gemeinsamen Sponsionsfestes<br />
feierlich verliehen wird. <strong>An</strong>meldungen für die einzelnen Lehrveranstaltungen<br />
werden noch bis 11. Juli entgegengenommen. Die Teilnahme<br />
ist übrigens kostenlos. Noch Fragen? bik<br />
Informationen und Studienbuch online: http://www.kinderuni.at<br />
eu<br />
Neue Ausschreibungen<br />
Das noch bis 2006 laufende EU-Arbeitsprogramm „Wissenschaft und Gesellschaft“<br />
verfügt über ein Gesamtbudget von 80 Mio. Euro und orientiert<br />
sich an drei Schwerpunkten: verbesserte Kommunikation zwischen<br />
Wissenschaft und Gesellschaft, Sicherung ethischer Grundprinzipien in<br />
der Forschung und Förderung der Geschlechtergleichheit. Projektideen<br />
für die beiden letztgenannten Schwerpunkte können noch bis 30. September<br />
eingereicht werden. Zusätzlich gibt es so genannte „Calls for Tenders“<br />
für den Bereich „Women and science“. Der genaue Ausschreibungstext<br />
und das gesamte Arbeitsprogramm sind auf der Website des BIT<br />
(Büro für Internationale Forschungs- und Technologiekooperation) unter<br />
www.bit.ac.at/science-society/index.htm abrufbar. Das BIT informiert<br />
übrigens kostenlos und gezielt über Projekte und Kooperationsmöglichkeiten<br />
und berät bei der Formulierung von Projektvor<strong>schläge</strong>n. Also ran<br />
an die Forschungsgelder der EU! bik<br />
node<br />
Demokratie erforscht<br />
Das Forschungsprogramm „node“ (New Orientations for Democracy in<br />
Europe) des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kunst<br />
bemüht sich um eine <strong>An</strong>näherung an die Zukunft der gesamteuropäischen<br />
Demokratie. Im Zentrum steht dabei die Frage „Wie und von wem<br />
werden künftig in Europa sozial- und kulturpolitische Entscheidungen<br />
getroffen?“ <strong>An</strong>gesichts der nationalen, ethischen, kulturellen und religiösen<br />
Vielfalt Europas bestimmt keine einfache Frage, der hier in interdis-<br />
an.risswissenschaft<br />
ziplinären Forschungsteams nachgegangen werden soll. Am 4. Juni wurden<br />
die einzelnen Forschungsprojekte der Öffentlichkeit präsentiert. Für<br />
Frauen ist nicht nur das Prinzip der expliziten Frauenförderung, das für<br />
alle Projekte gilt, von Interesse, sondern auch das Projekt „Gendersensitive<br />
Governance im Bereich Verkehr und Mobilität“, zumal der Themenbereich<br />
Verkehrsplanung und -politik als ausgewiesene Männerdomäne<br />
gilt und deshalb als exemplarisch für die Unterrepräsentation von Frauen<br />
in Entscheidungsgremien betrachtet werden kann. Eine <strong>An</strong>alyse der Ursachen<br />
für den geringen Frauenanteil und die Entwicklung von gendergerechten<br />
Modellen in diesem Bereich sind deshalb unbedingt notwendig.<br />
Insgesamt eine durchaus begrüßenswerte, bewusstseinsbildende<br />
Maßnahme. Schließlich sind auch wir Frauen Europa. bik<br />
http://www.node-research.at<br />
frauenehrung<br />
Possanner-Preise 2003<br />
Bereits zum vierten Mal wurde heuer der Gabriele Possanner-Staatspreis<br />
vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst vergeben.<br />
Die Jury, der u.a. Johanna Dohnal und Eva Kreisky angehörten, hat sich<br />
dieses Mal für das Lebenswerk der Grazer Philosophin, Historikerin und<br />
Soziologin Elisabeth List entschieden. Deren Forschungsarbeit stützt sich<br />
bereits seit den frühen 1980er Jahren auf feministische Theorien. Die<br />
Possanner-Förderungspreise gingen an Gabriele Habinger und Gabriele<br />
Michalitsch. Die nächste Ausschreibung erfolgt 2005! bik<br />
nachtrag<br />
FEMtech-Datenbank<br />
Foto: Petra Spiola/B. Noll<br />
FEMtech, das Förderungsprogramm des Bundesministeriums für Verkehr,<br />
Innovation und Technologie haben wir bereits in unserer letzten Ausgabe<br />
vorgestellt. Jetzt folgt anlässlich des Online-Ganges einer eigenen Expertinnen-Datenbank<br />
ein kurzer Nachtrag: Wissenschafterinnen können<br />
sich künftig (voraussichtlich ab Sommer 2004) unter www.femtech.at<br />
kostenlos in diese Datenbank eintragen, um ihr Interesse zu bekunden<br />
für künftige Forschungsprojekte zur Verfügung zu stehen. bik<br />
Weitere Informationen auch unter: http://www.bmvit.gv.at und http://www.fforte.at<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 21
Fo t o : A rc h i v<br />
wissenschaftforum<br />
Die Diplomarbeit „queer. contexts.<br />
Die wesentlichen Inhalte der Queer<br />
Theory, ihr politischer und theoretischer<br />
Entstehungskontext und ihre<br />
Rezeption in Österreich.“ wurde<br />
von Christine Klapeer 2003 am<br />
Institut für Politikwissenschaft an<br />
der Universität Innsbruck verfasst.<br />
22 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
Kritisch queer denken<br />
Queer theories sind international bereits Teil der politischen Theorie. Christine Klapeer<br />
geht der Frage nach, welchen Platz sie u.a. auch in Österreich einnehmen.<br />
Queer ist chic, queer ist in,<br />
queer ist „hip“ und „modern“.<br />
Identitätspolitik ist out und<br />
„Frauen“ gibt es sowieso nicht<br />
mehr – alles ist konstruiert. In<br />
sind Begriffe wie „Pansexualität“ und<br />
„Hermaphrodykes“ – deshalb: bloß nicht<br />
mehr von Lesben und Schwulen reden.<br />
Feministische Strategien und Theorien<br />
gelten allesamt als essentialistisch und<br />
verstaubt und die „Kritische Theorie“ als<br />
überholt – einzig die Queer Theory ist<br />
neu und außergewöhnlich. Diese überzeichnete<br />
und überspitzte <strong>An</strong>einander-<br />
reihung von Beschreibungen und Aussagen<br />
begegnete mir häufig im Diskurs<br />
über die Queer Theory. Aber auch ich<br />
selbst war und bin begeistert von den<br />
neuen theoretischen Perspektiven, die<br />
sich mir durch <strong>An</strong>sätze der Queer Theory<br />
eröffnen. Es fasziniert mich, wie sehr<br />
sich dadurch mein Blick auf scheinbar<br />
„natürliche“ Kategorien und Gegebenheiten<br />
verändert hat.<br />
Trotzdem wollte ich mich nicht in<br />
eine unreflektierte „Queer-Euphorie“<br />
einreihen. Denn Wissenschaft bedeutet(e)<br />
für mich, Fragen zu stellen und In-<br />
Frage-Stellen – auch jene Theorien und<br />
<strong>An</strong>sätze mit denen ich affirmativ arbeitete.<br />
Deshalb war dieses „In-Frage-Stellen“<br />
mein persönlicher Ausgangspunkt<br />
in meiner Diplomarbeit und der kritischen<br />
Beschäftigung mit den politischen<br />
und theoretischen Entstehungskontexten<br />
der Queer Theory.<br />
Queere Stichworte. Poststrukturalismus,<br />
Dekonstruktion, Foucault, Derrida, die<br />
spezifische Entwicklung der Lesbenund<br />
Schwulenbewegung in den USA,<br />
AIDS – in diesen Kontexten begegneten
mir in der Fachliteratur immer wieder<br />
partikuläre Beschreibungen über die<br />
Entstehungsgeschichte von queer. Was<br />
mir fehlte, war eine systematische <strong>An</strong>alyse<br />
der Entstehungskontexte und eine<br />
Zusammenführung ihrer wechselseitigen<br />
Interdependenz. Letztlich lässt sich<br />
jedoch, und das ist ein kleines Fazit meiner<br />
Arbeit, der spezifische Bedeutungsgehalt<br />
von queer, sowohl in theoretischer<br />
als auch in politischer Hinsicht,<br />
nicht in seinem vollen Umfang erfassen,<br />
ohne seinen spezifischen Entstehungszusammenhang<br />
zu kennen. Gerade<br />
weil die Verwendung des queer-Begriffs<br />
im deutschsprachigen Kontext<br />
durchaus problematisch ist bzw. der Begriff<br />
queer hierzulande oft rezipiert<br />
wird, ohne Kenntnis von seiner besonderen<br />
theoretischen und politischen<br />
Einbettung in den US-amerikanischen<br />
Diskurs zu haben, erschien es mir wichtig<br />
vorerst diesen Fragen systematisch<br />
nachzugehen.<br />
Begiffs-Geschichte. Ein ausführlicher<br />
Überblick über den politischen und<br />
bewegungsgeschichtlichen Entstehungskontext<br />
von queer und seine<br />
spezifische zeitgeschichtliche Einbettung<br />
in die Entwicklung der US-amerikanischen<br />
Lesben- und Schwulenbewegung<br />
steht deshalb am Beginn<br />
meiner Arbeit. Dabei machte ich mich<br />
auch auf die Suche nach signifikanten<br />
politischen und sozialen Ereignissen<br />
und Bedingungen und zeichnete den<br />
Prozess der Verschiebung von gay zu<br />
queer nach.<br />
Im <strong>An</strong>schluss daran tauchte ich in<br />
die eigentliche Materie, den spezifischen<br />
Theoriehorizont der Queer Theory,<br />
ein. Dazu wählte ich (post)strukturalistische<br />
und dekonstruktivistische Begrifflichkeiten<br />
und stellte die bereits<br />
etablierte sex-gender Trennung in der<br />
feministischen Theorie und auch<br />
schwul/lesbische <strong>An</strong>sätze dar, um zu<br />
zeigen, dass queere <strong>An</strong>sätze in einer<br />
ideengeschichtlichen Tradition stehen.<br />
Sie haben eine theoretische Entwicklungsgeschichte<br />
und einen spezifischen<br />
Entstehungshorizont. Sie sind nicht, wie<br />
oft fälschlicherweise suggeriert wird,<br />
plötzlich als „das Neue“ aus dem Nichts<br />
entstanden.<br />
Spannungen. Die Kontextualisierung von<br />
queer bedeutet deshalb, auf eine kritische<br />
Art und Weise mit Inhalten umzugehen,<br />
die in einer Wissenstradition<br />
stehen, auf deren Hintergrund sich<br />
queere Kritik entfalten kann, zu bedenken.<br />
In meine <strong>An</strong>alyse floss aber nicht<br />
nur die wechselseitige Beeinflussung<br />
von Entstehungs- und Theoriekontext<br />
mit ein. Sie stellt vielmehr auch die<br />
queeren Perspektiven auf Identitäten,<br />
Geschlechtlichkeit und Sexualität dar<br />
– der queeren politischen agencies<br />
in Form von Genderparodien und in<br />
sprachlich-symbolischen Resignifizierungen.<br />
Schließlich sollte deutlich<br />
werden, dass queer in einem Spannungsfeld<br />
von Sexualpolitiken und<br />
Geschlechterpolitiken im Kontext der<br />
Identitätsproblematik sozialer Bewegungen<br />
entstanden ist. Deshalb können<br />
und sollen sich queere auch mit<br />
lesbisch/schwulen und transgender<br />
Forderungen und <strong>An</strong>alysen, wie auch<br />
mit feministischen verknüpfen und<br />
überschneiden.<br />
Critical Queer. Während des Schreibens<br />
war mir besonders wichtig, die Queer<br />
Theory und andere Theorien nicht unhinterfragt<br />
wiederzugeben, sondern<br />
mit meinem eigenen feministischen<br />
und sozialwissenschaftlichen bzw. politikwissenschaftlichen<br />
Hintergrund<br />
kritisch zu hinterfragen. Das Prinzip<br />
von queer ernst zu nehmen, bedeutete<br />
für mich deshalb auch, zu analysieren,<br />
wie queer in die hegemoniale und<br />
dominante Macht- und Herrschaftsdiskurse<br />
eingebetet ist und danach zu<br />
fragen, wie der Gewinn an Freiheiten,<br />
den Queer Theory anstrebt, im Kontext<br />
von kapitalistischen Vergesellschaftungsprozessen<br />
erreicht werden<br />
kann bzw. in welchem Zusammenhang<br />
queer zur Warenförmigkeit von<br />
Sexualität und zu neoliberalen <strong>An</strong>forderungen<br />
wie der Flexibilisierung<br />
(post)moderner Lebensweisen steht.<br />
Queer-Konzepte und die Queer Theory<br />
werden weder als eindeutig progressiv<br />
und gut dargestellt, noch als<br />
Ganzes verworfen. Stattdessen wird<br />
eine reflektierte und durchaus auch<br />
kritische Perspektive auf queer geboten,<br />
die sowohl Chancen für eine<br />
fruchtbare Nutzung in einem sozialwissenschaftlichen<br />
und feministischen<br />
Kontext deutlich macht, als<br />
auch die Schwächen und Lücken von<br />
queer aufzeigt.<br />
Queer in Österreich. Welche Probleme<br />
und Möglichkeiten entstehen aber,<br />
wenn meine Überlegungen zu Queer<br />
Theory und Queer Politics auf den<br />
deutschsprachigen Diskurs und da<br />
konkret auf Österreich bezogen werden?<br />
Deshalb stellte ich im zweiten<br />
Teil meiner Arbeit die Frage nach der<br />
hiesigen Rezeption queerer Theorien<br />
und <strong>An</strong>sätze: Auf welche politischrechtlichen,<br />
gesellschaftlichen und<br />
bewegungsgeschichtlichen Rahmenbedingungen<br />
trifft queer in Österreich?<br />
Welche Unterschiede bestehen<br />
zwischen der US-amerikanischen und<br />
österreichischen Entwicklung der<br />
Lesben- und Schwulenbewegung?<br />
Findet die Queer Theory in Österreich<br />
Eingang in den akademischen<br />
Diskurs? Gibt es unterschiedliche<br />
Wissenschaftstraditionen, die diese<br />
Rezeption beeinflussen?<br />
Dabei zeigte sich, dass sich queere<br />
<strong>An</strong>alysen und Politiken nicht so leicht<br />
auf den deutschsprachigen – insbesondere<br />
den österreichischen – Kontext<br />
übertragen lassen, da sich der bewegungsgeschichtliche<br />
und wissenschaftlich-theoretische<br />
Hintergrund<br />
in vielen Punkten von jenem in den<br />
USA unterscheidet. Mit der späteren<br />
Formierung der Lesben- und Schwulenbewegung<br />
in Österreich und folglich<br />
anderen politischen Diskursen<br />
und Praxen, einer differenten Wirkung<br />
von AIDS auf die Bewegung, aber auch<br />
wegen einer anderen Ausrichtung der<br />
Frauen- und Geschlechterforschung<br />
und der Marginalisierung und Nicht-<br />
Institutionalisierung von „Lesbian and<br />
Gay Studies“ unterscheiden sich die<br />
Rahmenbedingungen für die Aufnahmen<br />
queerer <strong>An</strong>sätze in Österreich<br />
wesentlich von jenen in den USA. Das<br />
wirkt sich nicht nur auf die Rezeption<br />
von Queer Theory und Queer Politics<br />
in der akademischen Lehre, sondern<br />
auch in der österreichischen Schwulen-,<br />
Lesben- und Transgenderbewegung<br />
aus. ❚<br />
forumwissenschaft<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 23
an.sage<br />
Teurer Unisex?<br />
EU-Richtlinien könnten unterschiedliche Versicherungstarife für Frauen und Männer bald zu<br />
Fall bringen. Das ist recht so, meint ÖGB-Bundesfrauensekretärin Sylvia Ledwinka – aber<br />
nicht billig, kontert Marita Roloff von der Allianz Gruppe<br />
Sylvia Ledwinka<br />
Die Ungleichbehandlung durch private Versicherungen soll gemäß<br />
einer EU-Richtlinie zur Gleichbehandlung von Frauen und<br />
Männern „beim Zugang zu und der Versorgung mit Gütern und<br />
Dienstleistungen“ beseitigt werden. <strong>An</strong>stelle geschlechtsspezifisch<br />
unterschiedlich hoher Prämien – oder Leistungen – soll es einheitliche<br />
Unisex-Tarife geben. Frauen zahlen derzeit in Österreich zwar für Kfz-,<br />
Unfall- und Ablebensversicherungen niedrigere Prämien, für die private<br />
Altersvorsorge und für die Lebensversicherung müssen sie dagegen<br />
wesentlich mehr auf den Tisch legen. Die private Krankenversicherung<br />
kostet sogar um bis zu fünfzig Prozent mehr: Denn Schwangerschaft gilt<br />
als „Risiko“, für das es hohe Zu<strong>schläge</strong> gibt. Kinder sind nicht nur Frauensache<br />
– die Kosten für Schwangerschaft und Geburt dürfen nicht einseitig<br />
den Frauen angelastet werden. Ebenso ist die Begründung für die<br />
höheren Frauentarife bei den Lebensversicherungen, nämlich jene, dass<br />
Frauen im Durchschnitt länger leben, überholt. Wie lange man bzw. frau<br />
lebt, hängt vor allem von der Lebensweise ab: Fettes Essen, zuviel Alkohol<br />
und Rauchen zählen zu den häufigsten Verursachern eines frühen<br />
To-des. Auch die körperliche Belastung ist mitentscheidend für die Lebenserwartung.<br />
Das Geschlecht spielt dagegen eine minimale Rolle. Geschlechtsspezifisch<br />
unterschiedliche Prämien beruhen damit auf einer<br />
Milchbubi-Rechnung 1 . Sie sind für die Versicherungen bequem, aber<br />
nicht gerecht.<br />
Die Einführung von Unisex-Tarifen brächte für Frauen möglicherweise<br />
eine Verteuerung bestimmter Versicherungsprodukte (Kfz,..), insgesamt<br />
aber eine Entlastung. Das sieht auch die EU-Kommission so. In den Erläuterungen<br />
ihres Richtlinien-Entwurfs weist sie darauf hin, dass ein Verbot<br />
geschlechtsspezifischer Berechnungsfaktoren zu keiner allgemeinen Erhöhung<br />
der Prämien oder einer Herabsetzung der Renten führen würde.<br />
Dennoch setzen die Versicherungen auf Panikmache und behaupten, private<br />
Versicherungen würden durch Unisex-Tarife für alle wesentlich teurer.<br />
Dass sie ihren Berechnungen besonders ungünstige <strong>An</strong>nahmen zugrundelegen,<br />
wird nicht dazu gesagt. Die Regierung ist den Versicherungen willig<br />
auf den Leim gegangen: Beim Treffen der EU-Sozialminister <strong>An</strong>fang Juni<br />
zählte Österreich zu den Hardlinern unter den 25 Mitgliedsstaaten. Sozialminister<br />
Haupt lehnte die Zustimmung zur Unisex-Richtlinie und damit<br />
zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern ab. Doch damit die Richtlinie<br />
beschlossen werden kann, ist die Zustimmung aller Mitgliedsstaaten<br />
nötig:Wir ÖGB-Frauen werden weiter dafür kämpfen. ❚<br />
24 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
Marita Roloff<br />
Kommentare müssen nicht<br />
mit der Redaktionsmeinung<br />
übereinstimmen.<br />
Die Einführung von Unisex-Tarifen im Versicherungswesen besticht<br />
auf den ersten Blick:<br />
Eine Vereinheitlichung der Prämiensummen für Männer und<br />
Frauen in allen Versicherungsbereichen soll die Gleichstellung beider<br />
Geschlechter gewährleisten. Monetäre Unterschiede bei den Versicherungsprämien<br />
gehörten damit der Vergangenheit an. Theoretisch wird<br />
die Idee der Gleichstellung der Frauen – im Speziellen bei der Rentenversicherung<br />
– verfolgt, in der Praxis könnten jedoch finanzielle Mehrbelastungen<br />
und Ungleichbehandlung für beide Geschlechter in etlichen<br />
Sparten die Folge dieser Umstellung sein.<br />
Gegenwärtig zahlen Frauen bei Renten- und Krankenversicherungen<br />
mehr, während sie aufgrund eines geringeren durchschnittlichen<br />
Risikos im Bereich der Kfz- und Unfallversicherungen mit niedrigeren<br />
Prämien begünstigt werden. Die geschlechterspezifische Divergenz der<br />
Bemessung beruht jedoch nicht auf einer willkürlichen Kategorisierung<br />
„Mann oder Frau“ durch die Versicherungen, sondern auf den diesen<br />
Risikogruppen zugrunde liegenden objektiven Bewertungskriterien. So<br />
wirkt sich beispielsweise die durchschnittlich höhere Lebenserwartung<br />
der Frauen ebenso auf die Preisfestsetzung bei Rentenversicherungen<br />
aus, wie die statistisch höhere Risikobereitschaft der Männer auf Kfz-<br />
Versicherungen.<br />
Versicherungsgesellschaften sind keine Non-Profit-Organisationen<br />
und ihre Preisfestsetzungen orientieren sich an der Risikodeckung.<br />
Nachdem die neuen Unisex-Tarife nur für Neuverträge gelten würden,<br />
würde folgendes passieren:<br />
Männer blieben in dem für sie günstigeren alten Tarifrecht, Frauen<br />
wechselten in Scharen zu den neuen für sie günstigeren Tarifen. Die Folge<br />
davon: Das Risiko in diesen Tarifgemeinschaften würde sich bald ähnlich<br />
darstellen wie vorher in den „alten“ Frauentarifen, da ja eine gleiche<br />
bzw. ähnliche Zusammensetzung vorhanden wäre. Dem Risiko entsprechend,<br />
würden sich auch die Preise wieder anpassen. In Summe wäre<br />
daher für alle Beteiligten wenig gewonnen. ❚<br />
1 Copyright Frankfurter Rundschau, 28. April 2004
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TechWoman<br />
Es ist kein Geheimnis, dass Frauen in der Technik immer noch in der Minderheit<br />
sind. Umso wichtiger ist es, gerade sie ins Rampenlicht zu stellen.<br />
Diese Idee verfolgt der Sonderpreis TechWoman-of-the-Year innerhalb<br />
des ersten österreichischen Automationspreises „Leonardo“. Der zu<br />
vergebende Sonderpreis für Frauen in der Technik soll jene Frauen als<br />
Leitbilder positionieren, die durch besondere technische Leistungen ihren<br />
Stellenwert in einem nach wie vor von Männern dominierten Bereich<br />
unter Beweis gestellt haben. Das Besondere an diesem Preis: die Bewerberinnen<br />
müssen nominiert werden und können nicht selbst einreichen.<br />
Katharina Böcskör, Marketing Managerin der Festo GesmbH und<br />
Ideengeberin des Awards: „Wenn in Ihrem Team eine besonders engagierte<br />
Elektrotechnikerin, Maschinenbauerin oder Mechatronikerin auffällt<br />
– ihrer Nominierung steht nichts im Wege!“ Einreichfrist ist der 15.<br />
Juli 2004 – Die Preisverleihung findet im Rahmen der Smart Automation<br />
am 7. Oktober in Linz statt. svh<br />
Infos: Silvia Muik, Reed Messe Wien GmbH, 1,. Messeplatz 1, T. 01/727 20, e-mail: silvia.muik@messe.at,<br />
http://www.leonardoaward.at<br />
projekt<br />
Integrative Gesundheitsförderung<br />
Welche Rollen weist unsere Gesellschaft Frauen und Männern mit Behinderung<br />
zu? Wie sind die Folgen für das Berufsleben? Um <strong>An</strong>tworten<br />
auf diese Fragen zu finden, führt das Frauengesundheitszentrum Graz<br />
von Mai bis Dezember 2004 im Auftrag des Bundessozialamtes das Forschungsprojekt<br />
„be gender“ durch. Das „be“ steht für Behinderung, „gender“<br />
meint das soziale Geschlecht – und damit alle Erwartungen und Vorstellungen,<br />
die eine Gesellschaft an Frauen und Männer knüpft. Schwerpunkt<br />
der Untersuchung ist, ob und wo im Berufsleben Unterschiede<br />
zwischen Frauen und Männern mit Behinderung bestehen. Danach werden<br />
geschlechtsspezifische Maßnahmen für die benachteiligtere Gruppe<br />
entwickelt.<br />
Zu Projektabschluss im Dezember dieses Jahres wird das Frauengesundheitszentrum<br />
die Ergebnisse veröffentlichen. Eine Präsentation<br />
im Jänner 2005 soll das Forschungsprojekt „be gender“ abschließen<br />
und <strong>An</strong>stöße zur geschlechtsspezifischen Weiterarbeit geben. svh<br />
Infos: Felice Gallé, T. 0316/83 79 98, e-mail: felice.galle@fgz.co.at<br />
ausbildung<br />
Netzwerktechnik<br />
Das abzwien bietet im Rahmen der ersten Cisco-Frauenakademie (First<br />
Austrian Women Cisco Networking Academy) eine Ausbildung zur Cisco<br />
Certified Networking Associate (CCNA). Die praxisnahe Ausbildung im<br />
Bereich Netzwerktechnik, die sich sowohl an berufstätige als auch an<br />
arbeitslose Frauen richtet, erfolgt als Abendkurs in vier Modulen zu je<br />
siebzig Einheiten. Frauengerechte Didaktik und Methodik, wie geschlechtergerechter<br />
Sprachgebrauch und die Rücksichtnahme auf frauenspezifische<br />
Lebensumstände, sind Grundsätze in der Ausbildung. Im Sinne<br />
der Vorbildwirkung werden – wenn möglich – ausschließlich Trainerinnen<br />
eingesetzt. Den Kursteilnehmerinnen steht der Studienplan web-basiert<br />
an.rissarbeit<br />
zur Verfügung, sodass bei bestehendem Internetzugang auch ein Lernen<br />
von zu Hause aus möglich ist. Mitzubringen sind Grundkenntnisse<br />
in Windows, Internet und Englisch. Zusätzlich zum Kurs kann frau mit<br />
einem Personal Coach ihr zukünftiges Berufsbild erarbeiten oder wichtige<br />
Fertigkeiten wie Kommunikationsfähigkeit, Konfliktmanagement und<br />
Zeitmanagement trainieren. Die Kosten belaufen sich auf 919 Euro pro<br />
Modul. Es gibt jedoch Fördermöglichkeiten durch waff (Wiener ArbeitnehmerInnen<br />
Förderungsfond), AMS (Arbeitsmarktservice) Wien oder<br />
ESF (Europäischer Sozialfond). svh<br />
Kontakt: First Austrian Women Cisco Networking Academy, Claudia Behr, T. 01/595 21 55-55,<br />
e-mail: cisco-academy@abzwien.at, http://www.abzwien.at<br />
Infotag: Do, 15.7., 18.00 Uhr im abzwien.cybercenter, Gumpendorferstraße 83, 1060 Wien<br />
sexarbeit<br />
Internationaler Hurentag<br />
Foto: Grüne Frauen Wien<br />
Sexarbeit ist immer noch ein tabuisiertes Thema, und ihre Betreiberinnen<br />
sind unterschiedlichen Ausgrenzungsmechanismen wie Marginalisierung,<br />
Stigmatisierung, Kriminalisierung und der Doppelmoral der Gesellschaft<br />
ausgesetzt. <strong>An</strong>lässlich des Internationalen Hurentages initiierten<br />
die Grünen Frauen Wien unter der Federführung von Frauensprecherin<br />
Monika Vana gemeinsam mit den Fraueninitiativen LEFÖ (Beratung,<br />
Bildung und Begleitung für Migrantinnen), SILA (Beratungsstelle<br />
für Prostituierte) und AUS (Ausstiegsprojekt) am 2. Juni 2004 eine Aktions-<br />
und Informationsveranstaltung vor dem Wiener Westbahnhof.<br />
Mit Musik, der kostenlosen Verteilung von Kondomen und umfangreichem<br />
Infomaterial machten die verschiedenen Fraueninitiativen auf die<br />
Situation der Sexarbeiterinnen aufmerksam. Darüber hinaus fordern sie<br />
menschlichere Rahmenbedingungen, wie die volle <strong>An</strong>erkennung der Sexarbeit<br />
als Erwerbszweig; Aufhebung der Meldepflicht bei der Sicherheitspolizei;<br />
Entkoppelung von Sexarbeit und Sittenwidrigkeit in den Gesetzen;<br />
Veränderungen im Arbeits-, Vertrags- und Sozialversicherungsrecht,<br />
sowie die Sicherung einer eigenständigen Lebensmöglichkeit<br />
von Sexarbeiterinnen und aktive Ausstiegshilfe. Während der viereinhalbstündigen<br />
Veranstaltung entstanden lebhafte und inhaltlich<br />
spannende Diskussionen zwischen PassantInnen und Initiatorinnen;<br />
die Atmosphäre war laut einer SILA-Mitarbeiterin „lässig“. svh<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 27
arbeitgrafikerinnen<br />
28 an.<strong>schläge</strong>mai 2004<br />
Co l l a g e : M a n u e l a B a r t h , 2 0 0 4<br />
Frauen-Bilder<br />
Feministische Grafikerinnen sprachen mit Martina Madner<br />
über Beruf, Sexismus und Vernetzung.<br />
„Offener Sexismus wird heute<br />
meist erkannt, deshalb ist es<br />
wichtiger, verdeckten Sexismus<br />
offenzulegen, eine ständig präsentierte<br />
subtile hierarchisierte<br />
Geschlechterordnung“, meint Barbara<br />
U. Schmidt, Assistentin am Institut für<br />
Medien der Kunst-Uni Linz. Sie ist neben<br />
der Künstlerin Manuela Barth beteiligt<br />
an einer Vortragsperformance,<br />
die <strong>An</strong>fang Juni in der DOKU-Graz zu<br />
sehen war. Das Duo, das sich seit 1999<br />
unter dem Titel „LaraCroft:ism“ mit Geschlechterverhältnissen<br />
im Umfeld von<br />
neuen Technologien auseinandersetzt,<br />
zeigte im Rahmen der Reihe „Sexistische<br />
Werbung – die alltägliche Zumutung“,<br />
wie es um Frauen- und Männerbilder<br />
in der Technik und IT-Branche bestellt<br />
ist. „Hier gibt es auf den ersten<br />
Blick viele erfolgreiche Frauen. Diese<br />
mediale Gleichheitsrhetorik verschleiert<br />
aber die noch immer sehr traditionellen<br />
Zuschreibungen: Frauen werden z.B.<br />
Softskills wie Flexibilität und Kommunikation<br />
zugewiesen, während Kernkompetenzen<br />
wie Zuverlässigkeit und Knowhow<br />
weiterhin ausschließlich männlich<br />
repräsentiert werden“, schätzt die<br />
Medientheoretikerin Schmidt den Zustand<br />
der Werbung ein,„Frauen werden<br />
nicht als IT-Schaffende und Weiterentwickelnde<br />
gezeigt, sondern auf die <strong>An</strong>wendung<br />
reduziert. Das bedeutet, dass<br />
Frauen zwar nicht mehr außerhalb der<br />
Technik gesehen wird, aber innerhalb<br />
des Technik-Bereichs durchaus ein gendergap<br />
verläuft.“ Wie aber sehen das jene,<br />
die an der Produktion der Bilder beteiligt<br />
sind? Die dafür sorgen, dass Texte<br />
in <strong>An</strong>zeigen, Büchern, Katalogen usw.<br />
auf die „richtige“ Art und Weise visualisiert<br />
werden?<br />
Grafischer Feminismus. „Die Werbung ist<br />
kein besonders frauenfreundliches Gebiet<br />
und ein feministisches schon gar<br />
nicht“, urteilt die Grafikerin Eveline<br />
Wiebach, „Werbung denkt sehr stark in<br />
Klischees, ist aber auch ein Spiegel der<br />
Zeit. Sie zeigt, wo die Gesellschaft<br />
steht, die aktuellen Rollen von Frauen<br />
und Männern. Sie drängt die Frauen<br />
aber auch in gewisse Rollenbilder rein,<br />
die ich nicht so gut finde.“ Denn Werbung<br />
beeinflusse auch das reale Frauenbild,<br />
nicht nur das der Frauen, sondern<br />
auch wie Männer über Frauen<br />
denken. Die selbstständige Grafik-Designerin,<br />
die vor einem Jahr gemeinsam<br />
mit ihrem Mann Thomas und ihrer<br />
Freundin Susi Klocker „LIGA: graphik<br />
design“ gegründet hat, war viele Jahre<br />
als artdirectorin in Werbeagenturen<br />
tätig. Obwohl sie sich nicht daran erinnern<br />
kann, selbst jemals in die Verlegenheit<br />
gekommen zu sein, ein frauenfeindliches<br />
Sujet umsetzen zu müssen,<br />
sieht sie in der Selbstständigkeit Vorteile:„Selbstständige<br />
Grafikerinnen haben<br />
natürlich schon mehr Spielraum.<br />
Da kann man weitestgehend selber bestimmen,<br />
für wen man arbeitet und<br />
zweitens kann man auch beeinflussen,<br />
was man macht. Da versuche ich schon<br />
in der Ideenfindung keine frauenfeindlichen<br />
Dinge zu machen.“<br />
Der Feminismus in der Arbeit wird<br />
auch in der Auswahl der Projekte sichtbar.<br />
So arbeitet Eveline Wiebach beispielsweise<br />
mit der Geschäftsführerin<br />
vom Verein Autonomer Frauenhäuser,<br />
Maria Rösslhumer, zusammen. Sie<br />
macht für den Verein verschiedene grafische<br />
Arbeiten – Broschüren, Buchcover<br />
oder Plakate – und bezeichnet diesen<br />
Bereich als „den aktiven Feminismus“ in<br />
ihrer Arbeit. Wiebachs feministisches<br />
Leben beschränkt sich aber nicht darauf:„Für<br />
mich ist das feministische Thema<br />
omnipräsent. Das fließt in die Arbeit<br />
ein. Aber es ist nicht so, dass ich mir<br />
denke, ich muss die Arbeit überprüfen,<br />
ob sie feministisch ist oder nicht. Feminismus<br />
ist für mich eine Lebenshaltung,<br />
die sich auf alle Lebensbereiche<br />
auswirkt. Das kann man nicht auf Grafik<br />
beschränken.“<br />
Von ähnlichen Erfahrungen kann<br />
auch <strong>An</strong>drea Gadler, Grafikerin und Lay-
outerin der an.<strong>schläge</strong> berichten:„Ich bin<br />
in Werbeagenturen immer öfter mit sexistischen<br />
Bildern konfrontiert worden.<br />
Ich kann mich an ein Plakat erinnern,<br />
das eine Frau mit einem Schwert zwischen<br />
den Beinen zeigte. Ronald Seunig<br />
hat damit vor einigen Jahren unter dem<br />
Titel ,Produkteinführung’ seinen Excalibur-Themenpark<br />
beworben. Da hat es<br />
mir dann gereicht!“ Deshalb ist <strong>An</strong>drea<br />
auch froh, heute selbstständig und in<br />
einem feministischen Umfeld zu arbeiten.<br />
„Bei den an.<strong>schläge</strong>n kommt so etwas<br />
natürlich nicht vor“, meint sie und<br />
grinst.<br />
Grafikerinnenstammtisch. Um nicht als<br />
Einzelkämpferinnen für ein selbstbestimmtes<br />
feministisches Leben und oft<br />
auch ums alltägliche wirtschaftliche<br />
Überleben dastehen zu müssen,<br />
wählen manche Grafikerinnen eine<br />
andere Strategie. Sonja Russ, Kundenbetreuerin<br />
und Gesellschafterin der<br />
Druckerei REMA-Print in Wien Ottakring,<br />
hatte vor etwa drei Jahren die<br />
Idee zu einem Grafikerinnenstammtisch:<br />
„Ich habe sehr viele Kundinnen,<br />
die Grafikerinnen sind und da wir uns<br />
seit zig Jahren nur vom Telefon oder<br />
kurz von Aufträgen kannten, hab ich<br />
mir gedacht, jetzt gehst du einmal mit<br />
zweien von ihnen essen. Damit man<br />
sich besser kennenlernt, weil wir doch<br />
alle in einer Männerdomäne arbeiten.<br />
Auf einmal waren wir neun Frauen<br />
und das hat irgendwie gepasst. Wir<br />
haben beschlossen: Machen wir einen<br />
Stammtisch. Nachdem die Frauen<br />
hauptsächlich Grafikerinnen waren,<br />
eben einen Grafikerinnenstammtisch.“<br />
Aus den neun Frauen sind mittlerweile<br />
150 geworden. Und es sind nicht<br />
mehr nur Grafikerinnen, sondern auch<br />
Illustratorinnen, Lektorinnen, Fotografinnen<br />
und Künstlerinnen, die zu den<br />
zwei bis drei Treffen pro Jahr eingeladen<br />
werden. „Denn“, so Russ,„wir sehen das<br />
nicht so eng, weil im Prinzip geht’s ja<br />
um die Frauensache! Es ist eben ein<br />
Frauenstammtisch. „Nach einer Stunde<br />
Vortragsprogramm zu berufsspezifischen<br />
Themen, geht’s zum gemütlichen<br />
Teil des Abends über. Und der „knittingroom“,<br />
wie der Vernetzungs- und „Verstrickungs“-Raum<br />
in der Druckerei genannt<br />
wird, wird zum Ort für lukullische<br />
Genüsse und private Plaudereien. Für<br />
Birgit Kainz, selbstständig mit der Firma<br />
„Faksimile“ im Bereich der digitalen<br />
Kunstfotografie tätig und nebenbei<br />
Mutter der Autorin dieses Artikels, ist<br />
der Stammtisch „ein Ort, um über Probleme<br />
der Grafikbranche zu diskutieren.<br />
Sich ohne unmittelbaren Konkurrenzdruck<br />
auszutauschen, damit nicht jede<br />
ihr eigenes Süppchen kocht. Wir plaudern<br />
aber auch über die Arbeit und die<br />
KundInnen.“<br />
Netzwerke. Das Netzwerk bietet den<br />
Frauen aber auch die Möglichkeit der<br />
Unterstützung, damit in wirtschaftlich<br />
nicht so rosigen Zeiten und bei schlechter<br />
Auftragslage, mit der viele – vor allem<br />
selbstständige – Grafikerinnen zu<br />
kämpfen haben, frau ans und ins Geschäft<br />
kommt. „Wir schauen, dass wir<br />
unter uns bleiben und uns stärken“,<br />
gibt sich Sonja Russ kämpferisch.<br />
„Wenn jemand aus dem Medienbereich<br />
eine Grafikerin sucht, geben wir das an<br />
das Netzwerk weiter. Es ist wichtig, dass<br />
wir zusammenhalten und schauen,<br />
dass das Geld unter uns bleibt.“ Damit<br />
ist aber noch nicht Schluss, einmal im<br />
Netzwerken drinnen, war das Energiebündel<br />
nicht mehr zu stoppen. Nach<br />
der ersten Frauenmesse „FrauenFakten“,<br />
bei der sich diesen März 52 Frauen-Netzwerke<br />
und Organisationen präsentierten<br />
(die an.<strong>schläge</strong> berichteten),<br />
gibt Sonja Russ, die sich selbst nicht als<br />
„radikale Feministin“, sondern als<br />
„Mensch, der gerne als Frau lebt“ bezeichnet,<br />
ein Handbuch zu Frauennetzwerken<br />
heraus, das im Herbst 2004 im<br />
Milena-Verlag erscheinen wird.<br />
Dass der Netzwerkgedanke unter<br />
Grafikerinnen sehr wichtig ist, bestätigt<br />
auch Eveline Wiebach, die im Bereich<br />
der Werbegrafik Frauen immer häufiger<br />
auch in höheren Positionen ortet:<br />
„Im Grafikbereich ist es nicht so wie in<br />
manch anderen Berufen. Es gibt zwar<br />
schon noch mehr Agenturbosse, aber<br />
es werden immer mehr Frauen, die<br />
Agenturen führen, aber auch artdirectorinnen<br />
und creativdirectorinnen. Ob die<br />
dann auch alle feministisch denken, ist<br />
wieder eine andere Frage.“ Einen Unterschied<br />
sieht sie aber in der Auswirkung<br />
auf die Arbeit:„Ich denke, dass Frauen<br />
anders agieren als Männer. Sie befürworten<br />
flachere Hierarchien und mehr<br />
Netzwerkdenken. Frauen holen sich<br />
Leute für etwas, das sie selber nicht so<br />
gut können, auch aus anderen Organisationen.<br />
Frauen arbeiten netzwerkartiger<br />
als Männer.“ Also, Grafikerinnen aller<br />
Länder vernetzt euch, auf dass die<br />
Frauenbilder auch in der Werbung feministische<br />
werden! ❚<br />
grafikerinnenarbeit<br />
Manuela Barth, „LaraCroft:ism.<br />
Karriere im <strong>An</strong>zug“, Collage 2004.<br />
Projekt LaraCroft:ism<br />
http://www.laracroftism.de<br />
LIGA: graphik design<br />
Evenline Wiebach<br />
T. 01/9421926<br />
Grafikerinnenstammtisch<br />
Infos bei Sonja Russ<br />
T. 01/403 89 26-71<br />
http://www.remaprint.at<br />
Faksimile<br />
Birgit Kainz<br />
http://www.faksimile.cc<br />
Sonja Russ (Hg.): FRAUEN FAKTEN.<br />
Vom Business bis Feminismus.<br />
Reihe Dokumentation Bd. 29. Cover:<br />
Mag. Sybille Gieselmann/ Mag.<br />
<strong>An</strong>drea Zeitlhuber, EUR 15,90, Milena<br />
Verlag, erscheint im Oktober 2004<br />
mai 2004an.<strong>schläge</strong> 29
kulturan.riss<br />
ausstellung<br />
„Schreiben gegen den Krieg“<br />
„Ich will, dass der Krieg ein Ende nimmt“ – dieser Satz aus Ingeborg<br />
Bachmanns Roman „Malina“ ist auch das Motto einer Ausstellung<br />
über das Werk der Schriftstellerin, die noch bis zum 17. Juli in Klagenfurt<br />
zu sehen ist. Die Alpen-Adria-Galerie im Klagenfurter Stadthaus<br />
zeigt unter anderem bisher unveröffentlichtes Textmaterial, wie das<br />
Kriegstagebuch aus dem Jahr 1945. Vor allem in den letzten Jahren<br />
wenig beachtete Aspekte von Bachmanns Werk werden in der multimedial<br />
aufbereiteten Ausstellung ins Zentrum gerückt, die zugleich<br />
eine Einführung in Leben und Werk der Schriftstellerin darstellt. Die<br />
internationale Wanderausstellung zeigt nicht nur unveröffentlichte<br />
Texte, sondern auch bisher der Öffentlichkeit vorenthaltene Fotos und<br />
teilweise noch nicht gesendete Original-Tonbandaufnahmen aus<br />
dem Nachlass Bachmanns. Das letzte Filmporträt der 1973 verstorbenen<br />
Autorin, das von Gerda Haller noch im selben Jahr in Rom gedreht<br />
wurde, ist in der Ausstellung ebenso zu sehen: Eine Art Testament der<br />
Dichterin, in dem sie die fortwährende Kriegs- und Gewaltgeschichte<br />
unserer Gesellschaft verurteilt. Bachmanns Schreiben gegen den<br />
Krieg setzte mit der 1943 entstandenen Erzählung „Das Honditschkreuz“<br />
ein. DF<br />
Alpen-Adria-Galerie, Theaterplatz 3, 9020 Klagenfurt, 17.06.-17.07., Di- Fr 10-19 Uhr, Sa/So 10-17 Uhr,<br />
T. 0463/537-545, http://www.stadtgalerie.net<br />
30 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
e hrung<br />
Luise F. Pusch<br />
Sprache und Macht stehen in direktem Zusammenhang. Das weiß die<br />
Sprachphilosophie schon seit einiger Zeit, doch die Herr-Schaften der<br />
(deutschsprachigen) Linguistik wollten es lange nicht wahrhaben. Dann<br />
tauchten Ende der 1970er Jahre feministische Aufsätze der beiden Linguistinnen<br />
Senta Trömel-Plötz und Luise Pusch auf, und letztere verbrachte<br />
die letzten Jahrzehnte damit, die blinden Flecken in der Linguistik<br />
mit Frauen-Leben zu füllen. Der erweiterte Vorstand des Berufsnetzwerks<br />
BücherFrauen e.V. hat im Rahmen der Frankfurter Buchmesse<br />
die Sprachwissenschafterin Luise F. Pusch nun als „BücherFrau des<br />
Jahres 2004“ geehrt. Die BücherFrauen wollen damit Puschs feministisches<br />
Engagement würdigen, die neben zahlreichen Veröffentlichungen<br />
auch eine Datenbank im Internet unterhält, in der sie über 30.000 biografische<br />
Einträge bedeutender Frauen aus aller Welt gesammelt hat<br />
(www.fembio.org). Die „Wissenschaftlerin und engagierte Feministin“<br />
wurde <strong>An</strong>fang des Jahres – anlässlich ihres sechzigsten Geburtstags –<br />
von ihren Kolleginnen auch mit einer Festschrift geehrt. Herzstück der<br />
Textesammlung ist der Beitrag von Senta Trömel-Plötz: „Für Luise: zwei<br />
Partikel-Linguistinnen mausern sich zu Feministinnen“. Wunderbar<br />
humorvoll schildert sie den „gemeinsamen Weg unseres akademischen<br />
Abstiegs“, der zum „gemeinsamen außeruniversitären Aufstieg“ führte.<br />
Denn nachdem sie aus der Universität ausgeschlossen worden waren,<br />
begann ihr Erfolg erst so richtig. Luise Pusch veröffentlichte ein Buch<br />
nach dem anderen, darunter Jahrhundertwerke wie die Kalender „Berühmte<br />
Frauen“ oder die „WahnsinnsFrauen“, die in keiner feministischen<br />
Bibliothek fehlen dürfen. Ihr Coming-Out ermöglicht es Luise<br />
Pusch, heute vollkommen offen über ihre „Lebenspartnerin“ zu sprechen.<br />
„Luise ist sehr mutig, viel mutiger als ich es je sein könnte“, resümiert<br />
Trömel-Plötz in ihrem Beitrag, und:„Sie hätte für ihre Biographieforschung<br />
längst einen Preis verdient.“ BücherFrau 2004 ist ein guter<br />
<strong>An</strong>fang. GaH<br />
http://www.buecherfrauen.de<br />
„Diese Frau ist der Rede wert“: Festschrift für Luise Pusch. Hg. von Eva Rieger und Hiltrud Schroeder<br />
deutschland<br />
Frauenmusikfestival<br />
Zum bereits achten Mal findet vom 23. bis 25. Juli das Interkulturelle<br />
Frauenmusikfestival im Hunsrück statt. Die Geschichte des Festivals,<br />
bei dem ausschließlich Frauen auftreten und Frauen eingeladen sind,<br />
reicht zurück bis ins Jahr 1994. Das erste Event war noch ein musikalisches<br />
Ereignis von und für Lesben, mittlerweile ist das Festival zum<br />
allgemeinen Großereignis mit Auftritten internationaler Künstlerinnen<br />
gewachsen. Um auch Frauen aus den Nachbarländern zu erreichen,<br />
wird das Programm in möglichst viele Sprachen übersetzt, Dolmetscherinnen<br />
(auch in Gebärdensprache) sind bei den Infostellen<br />
vor Ort. Das Veranstaltungsgelände ist auf einer „idyllischen Wiese“<br />
gelegen – mit Platz zum Zelten, inklusive Kunsthandwerkmarkt und<br />
Raum für Begegnungen. Überhaupt legen die Veranstalterinnen vom<br />
Verein „Interkulturelles Frauenmusikfestival im Hunsrück“ viel Wert<br />
auf Begegnung und Kommunikation: Zwischen den Kulturen, Religionen,<br />
Weltanschauungen, sozialen Schichten, zwischen Stadt und<br />
Land, zwischen Frauen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und<br />
Lebensrealitäten. Das Veranstaltungszelt ist mit berollbarem
Holzboden ausgestattet. Außerdem können Falt-Rollis ausgeliehen werden<br />
und vom Haustierverbot auf dem Gelände sind Blindenhunde<br />
selbstverständlich ausgenommen. Die Eintrittspreise sind nach Einkommen<br />
(Selbsteinschätzung) gestaffelt und Karten können über die<br />
Homepage bestellt werden. Frau kann den Eintritt auch anders erwerben:<br />
Über stundenweise Mitarbeit vor, während oder nach dem Festival.<br />
Infos dazu gibt es auch bei den Veranstalterinnen. GaH<br />
http://www.frauenmusikfestival.de, T. 0049/6763/96 03 23<br />
festival<br />
Chinesische Frauenpower<br />
Zwischen Showgirl, Barmädchen und Masseuse: Die Rolle der Frau im<br />
heutigen China ist nach wie vor vielfach die eines Bedarfsartikels. Im<br />
Rahmen des ImPulsTanz Festivals gastiert die chinesische Choreografin<br />
Wen Hui gemeinsam mit dem Filmemacher Wu Wenguan und dem Living<br />
Dance Studio am 4. und 7. August in Wien und geht in ihrer Performance<br />
dem Status der chinesischen Frauen nach, die in einer männerdominierten<br />
Umwelt leben. Für ihren „Report of Giving Birth“ interviewte<br />
die Künstlerin Fabriksarbeiterinnen, Doktorinnen, Journalistinnen und<br />
auch ihre eigene Mutter. So will sie dem Erlebnis Geburt nachspüren.<br />
„Report on The Body“ hingegen erkundet in einer Multi-Media-Performance<br />
die Beziehung chinesischer Frauen zu ihrem Körper und beschäftigt<br />
sich auch mit widersprüchlichen Botschaften und fehlender Aufklärung<br />
an und für Frauen und zieht Verbindungen zu vergangenen<br />
Bräuchen wie Fuß- oder Brustverbänden. Das Living Dance Studio wurde<br />
1994 in China gegründet und darf bis zum heutigen Tag nicht öffentlich<br />
im Land auftreten. OBA<br />
ImPulsTanz, Vienna International Dance Festival, 8. Juli - 8. August 2004, Info: T. 01/523 55 58. http://www.impulstanz.com<br />
schreibwettbewerb<br />
SchwarzAufWeiß<br />
„Was sich Frauen trauen“ lautet das Motto des zweiten Schreibwettbewerbs<br />
im Frauentreff Rohrbach. Mädchen und Frauen, die zu diesem<br />
Satz jede Menge Stoff haben, können bis zum 21. Oktober ihre<br />
Lyrik, Prosa oder experimentelle Literatur einreichen. Die Arbeiten<br />
müssen unveröffentlicht sein, „professionelle Autorinnen“ sind von<br />
der Teilnahme ausgenommen. Prosa-Auszüge und Kurzgeschichten<br />
sollten mindestens vier bis höchstens zehn Seiten lang sein. Bei Gedichten<br />
sollten es mindestens fünf bis höchstens fünfzehn Stück<br />
sein. Viel Glück! GaH<br />
Infos: Frauentreff Rohrbach, Stadtplatz 16/2, 4150 Rohrbach, T. 07289/6655, http://www.frauentreff-rohrbach.at<br />
Fo t o : I m Pu l s Ta n z<br />
heim.spiel<br />
Eva Steinheimer<br />
Familienfest<br />
an.risskultur<br />
Foto: Steinheimer privat<br />
Meine <strong>An</strong>verwandten väterlicherseits sehen wir zwar selten, aber<br />
wenn, dann sind es immer (be)rauschende Feste. Diesmal hat sich einer<br />
meiner Onkel (wieder)verheiratet und anlässlich dessen eine Gartenparty<br />
veranstaltet. Für Lenni die erste Gelegenheit, den Clan, mit<br />
dem er den Nachnamen teilt, kennen zu lernen. Beim Aussteigen<br />
dann der erste Schock für uns Eltern: Im Garten des Onkels prangt ein<br />
funkelnagelneuer, absolut kinderunsicherer Pool. Für Lenni beim Betreten<br />
des Gartens eine freudige Überraschung: „Bad’n!!“. Aber das<br />
Wetter lässt das nicht zu. Vielmehr beginnt es etwas später zu regnen<br />
und Lenni wird in Gummistiefel, Gatschhose und Regenjacke verpackt.<br />
Ich könnte mich in der Aufmachung ja kaum mehr fortbewegen,<br />
Lenni behindert sie aber gar nicht. Etwas skeptisch ist er schon<br />
bei den vielen Leuten, aber g’schreckt ist er nun wieder überhaupt<br />
nicht. Die Braut ist ihm gleich sympathisch, möglicherweise weil sie<br />
„Buletten“ und Würstel verwaltet. Zum Bräutigam fasst er erst später<br />
Zutrauen, als ihn dieser auf seinem „Brmm-Brmm“ (Motorrad) probesitzen<br />
lässt. Die meiste Zeit aber ist er unterwegs. Der Pool wird beharrlich<br />
umrundet – vielleicht darf er doch noch rein. Die steile Blumenwiese<br />
hinterm Haus wird genauestens erkundet, auch wenn die<br />
jeweilige Begleitperson Schwierigkeiten hat, in der klatschnassen<br />
Wiese nicht auszurutschen.<br />
Zwischendurch geht’s zum Almdudlertrinken und Soletti-Schnorren.<br />
<strong>An</strong> letzteren ist aber auch der große, schwarze Hund meines anderen<br />
Onkels interessiert. Zum Glück hab ich meine Hundeangst mittlerweile<br />
ganz gut unter Kontrolle, einen kleinen Aussetzer macht mein Herz<br />
aber schon, als der Hund dem um einen Kopf kleineren Lenni als Dank<br />
für den Soletti-Leckerbissen über die Wange schleckt. Zum Tratschen<br />
mit den Verwandten kommen wir nur wenig – was manchmal auch<br />
kein Schaden ist – wenn wir aber mal eine Verschnaufpause einlegen<br />
können, fragt man uns sofort: „Wird der nicht müde? Schläft der nicht<br />
mehr am Nachmittag?“ Die <strong>An</strong>twort ist ganz einfach: „Nein! Nicht<br />
wenn Würstel, Pools und Hunde in der Nähe sind!“<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 31
milenatalks<br />
32 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
Frauen-Medien-Netzwerke<br />
Journalistinnen und Frauen als Thema in Medien standen im Mittelpunkt des vierten<br />
milena.talks. Reflexionen über Geleistetes und Wünsche für die Zukunft sammelten<br />
Gabi Horak und Bettina Surtmann<br />
Das jüngste Projekt auf der milena-Homepage<br />
ist die Journalistinnen-<br />
und Mediendatenbank<br />
„milena.media“, die grenzüberschreitende,<br />
feministische<br />
und frauenspezifische Medienberichterstattung<br />
fördern will. Wie es um Frauenorganisationen<br />
und -projekte in den<br />
neuen EU-Ländern und in Österreich<br />
bestellt ist, welche unterschiedlichen<br />
Facetten feministische Medienarbeit<br />
hat und welche <strong>An</strong>forderungen an<br />
(Journalistinnen)Netzwerke gestellt<br />
werden – dies und mehr wurde am 6.<br />
Juni beim vierten milena.talk in Wien<br />
zur Diskussion gestellt. Journalistinnen<br />
und Aktivistinnen aus Österreich, Kroatien,<br />
Ungarn, Slowenien, der Tschechischen<br />
Republik und der Slowakei waren<br />
der Einladung des milena Netzwerkes<br />
gefolgt, um in zwei Podiumsdiskussionen<br />
über feministische Medienarbeit in<br />
den einzelnen Ländern zu sprechen.<br />
Frauenthemen. Die Themen, innerhalb<br />
derer Frauen in den Medien vorkommen,<br />
sind alles andere als vielfältig.<br />
„Gewalt gegen Frauen, <strong>Frauenhandel</strong>,<br />
Prostitution“, zählt Djurdja Knezevic<br />
vom Dokumentationszentrum „Women’s<br />
Infoteka“ in Zagreb auf. Viele andere<br />
Themen fehlen, wie die gesell-<br />
schaftlichen Strukturen, die Frauen systematisch<br />
ausgrenzen und unsichtbar<br />
machen, strukturelle Gewalt oder Diskriminierung<br />
am Arbeitsplatz. Knezevic<br />
kritisiert, dass diese „Ghettoisierung<br />
von Frauenthemen“ ein demokratisches<br />
Defizit darstelle, welches aufgezeigt<br />
werden müsse. Vor dieser einseitigen<br />
Thematisierung seien auch Frauenorganisationen<br />
nicht gefeit, ergänzt<br />
Jana Cvikova vom Bildungs- und Informationszentrum<br />
„Aspekt“ in Bratislava:<br />
Wenn sie sich beispielsweise „gegenseitig<br />
eine Werteskala aufzwingen“, bei<br />
der Gewalt an Frauen weit vor anderen<br />
„gendersensiblen“ Themen rangiert.<br />
<strong>An</strong>dererseits dient die Beschäftigung<br />
mit öffentlichkeitswirksamen Fragestellungen<br />
als Aufhänger für weiterführende<br />
Initiativen, in denen viel Aufklärungsarbeit<br />
betrieben wird. Feministische<br />
Medienarbeit ist sehr beweglich,<br />
wie die Geschichte der Zeitschrift<br />
„Aspekt“ zeigt, die anfänglich als reine<br />
Literaturzeitschrift konzipiert war, mittlerweile<br />
jedoch eine Plattform geschaffen<br />
hat, in der die verschiedensten Themen<br />
zur Diskussion gestellt werden.<br />
Gegen den diskriminierenden Diskurs<br />
in Medien über Gewalt gegen Frauen<br />
in der Slowakei, wurde eine gemeinsame<br />
Sensibilisierungskampagne mehre-<br />
rer Frauenorganisationen gestartet, die<br />
spürbare Erfolge hatte.<br />
Die politischen Umwälzungen in<br />
den österreichischen NachbarInnenländern<br />
gaben und geben genug Stoff<br />
für Berichte, die Frauen unmittelbar<br />
(be)treffen. In der Slowakei wurde etwa<br />
das Recht auf Abtreibung von der<br />
Regierung in Frage gestellt, woraufhin<br />
Frauenorganisationen aktiv wurden.<br />
Damit solche Auseinandersetzungen<br />
aber auch in den Medien vorkommen,<br />
bedarf es allerdings oft eines sensationellen<br />
Designs, sind einige Podiumsteilnehmerinnen<br />
der <strong>An</strong>sicht. Katerina<br />
Krausova von der Tschechischen Presse<br />
Agentur in Prag beklagt den „Druck der<br />
Boulevardisierung“ und sieht ihre innerhalb<br />
der Agentur schon hart erkämpften<br />
Themen dann auch selten in<br />
den Medien. Ihre Position als Journalistin,<br />
die feministische Themen eher<br />
deskriptiv einbringt, unterscheide sich<br />
auch deutlich von der einer feministischen<br />
Aktivistin. Diese Differenzierung<br />
wirft die Frage auf: Was ist feministischer<br />
Journalismus und gibt es einen<br />
solchen überhaupt, wenn dahinter<br />
nicht (politischer) Wille zur Veränderung<br />
steht? <strong>An</strong> diesem Punkt der Debatte<br />
wird deutlich, wie unterschiedlich<br />
die Zugänge zu Medienarbeit sind<br />
Fo t o s : G a b i H o ra k
und wie unterschiedlich der <strong>An</strong>spruch<br />
an die eigene Arbeit definiert wird.<br />
Auch Petra Stuiber, in Österreich und<br />
Deutschland tätige Journalistin, ist der<br />
<strong>An</strong>sicht, Journalistinnen hätten nicht<br />
die Aufgabe, feministische Politik zu<br />
machen. Uneingeschränkter Konsens<br />
besteht wiederum bei der Betrachtung<br />
der EU-Institutionen: männliche Hegemonie<br />
und konservative heterosexuelle<br />
Normen herrschen dort vor, wo<br />
wichtige politische Weichenstellungen<br />
für die europäische Zukunft getroffen<br />
werden.<br />
Feministische Journalistinnen. Nicht nur in<br />
Österreich kämpfen Journalistinnen<br />
darum, dass ihre kritischen Beiträge angenommen<br />
und veröffentlicht werden –<br />
nach jahrelanger Lobbyarbeit, ständigem<br />
Improvisieren und oft ohne <strong>An</strong>erkennung.<br />
Unweigerlich stellt sich die<br />
Frage, ob es nicht einfacher wäre, die<br />
Karriere nach anderen als den eigenen<br />
Wertmaßstäben zu gestalten. Doch der<br />
Wille zum feministischen Paradigmenwechsel<br />
ist glücklicherweise stärker. Besonders<br />
wichtig erscheint deshalb die<br />
Vernetzung über Ländergrenzen hinaus,<br />
wo Ressourcen gebündelt werden können.<br />
Auch kontinuierliche Zusammenarbeit<br />
mit einzelnen Medien kann feministischen<br />
Initiativen mehr Sichtbarkeit<br />
bringen. So erzählt Jana Cvikova von<br />
„Aspekt“ über durchwegs positive Erfahrungen<br />
in der Zusammenarbeit mit<br />
dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in<br />
der Slowakei.<br />
In der Tschechischen Republik sei<br />
frau als Feministin „stigmatisiert“,<br />
meint hingegen Katerina Krausova.<br />
Neue Themen in den Medien unterzubringen<br />
sei sehr schwierig. „Das liegt in<br />
der Natur der Medien“, glaubt Patricia<br />
Margit von der „Women’s Media Lobby“<br />
in Ungarn, wo interessanterweise mehr<br />
Journalistinnen als Journalisten ihrem<br />
Beruf nachgehen. Die Chefredakteurs-<br />
Sessel sind aber auch in Ungarn fest in<br />
männlicher Hand. Margit berichtet von<br />
der vor einigen Jahren erfolgreich<br />
durchgeführten Aktion „Women Made<br />
the News“: Einen Tag lang nahmen<br />
Journalistinnen in den Chefsesseln<br />
Platz und gestalteten die Abendausgaben<br />
bzw. einzelne Nachrichtensendungen.<br />
Über dreißig Medien nahmen an<br />
der Aktion teil und „das Publikum liebte<br />
es“, erzählt Patricia Margit. Brigitte<br />
Handlos vom österreichischen Frauennetzwerk<br />
Medien hat erlebt, wie ein<br />
ähnlich angelegtes Projekt in Wien gescheitert<br />
ist, weil sich eine starke Gruppe<br />
von Frauen dagegen positioniert<br />
hatte. Sie weigerten sich, für einen Tag<br />
im Jahr News zu machen, um die restlichen<br />
364 Tage wieder in der Versenkung<br />
zu verschwinden. Fehlendes Lobbying<br />
sei die Ursache des Scheiterns gewesen,<br />
glaubt Handlos. Die vielfältigen <strong>An</strong>sichten<br />
und Strategien im Kampf um Frauenrechte<br />
und -sichtbarkeit unter einen<br />
Hut zu bringen, ist wohl eine der wichtigsten<br />
Herausforderungen des Netzwerkens.<br />
Netzwerke. Viele Kooperationen und<br />
Netzwerke von Journalistinnen, Medien<br />
und feministischen Initiativen entstanden<br />
themenbezogen und waren nicht<br />
auf eine gemeinsame Strategie ausgelegt.<br />
Die Erfahrungen mit Netzwerken<br />
sind deshalb sehr unterschiedlich. Nevenka<br />
Sudar, Initiatorin des einzigen<br />
zweisprachigen Frauen-Online-Magazins<br />
„Crow“ in Slowenien, hat oft genug<br />
erlebt, wie Netzwerke sterben „sobald<br />
das Geld ausgeht“. Auch Brigitte Handlos<br />
ist der Meinung, dass es eine Gruppe<br />
von Akteurinnen geben muss, die die<br />
administrative und organisatorische Arbeit<br />
machen, um ein Netzwerk am Leben<br />
zu halten. Daniela Yeoh, Redakteurin<br />
von diestandard.at bestätigt:„Das<br />
Frauennetzwerk Medien funktioniert<br />
vor allem deshalb, weil es dort einige<br />
sehr engagierte Frauen gibt, die sehr<br />
aktiv sind.“<br />
Doch nicht nur wie ein Netzwerk<br />
funktioniert ist entscheidend, sondern<br />
auch wie es sich auf Medien bezieht. In<br />
Ungarn etwa hat sich die Medienlandschaft<br />
und deren Inhalte in den letzten<br />
zehn Jahren stark verändert. Patricia<br />
Margit führt das darauf zurück, dass<br />
sich die KonsumentInnen verändert haben<br />
und andere <strong>An</strong>sprüche an Medien<br />
stellen. Durch die Privatisierung von<br />
Medienunternehmen hat sich der Fokus<br />
auf einzelne Themenbereiche verstärkt,<br />
beobachtet Nevenka Sudar. Deshalb sei<br />
unabhängiges Arbeiten, Autonomie für<br />
Journalistinnen von besonderer Bedeutung,<br />
wenn sie sich für Frauenthemen<br />
engagieren.<br />
Die Teilnehmerinnen am milena.talk<br />
sind sich über die meisten der Herausforderungen<br />
an (feministische) Journalistinnen<br />
einig: sich nicht aufzwingen<br />
lassen, worüber frau schreibt; den Mut<br />
haben, über Frauenprobleme zu berichten;<br />
danach fragen, warum es nur wenige<br />
Frauen in Entscheidungspositionen<br />
schaffen und welche feministischen Formen<br />
von traditionellen Medien akzeptiert<br />
werden und warum. Die Vielfältigkeit<br />
der Veranstaltung sollte ein <strong>An</strong>sporn<br />
sein für die spannenden Diskussionen<br />
der Zukunft. ❚<br />
Teilnehmerinnen im Gespräch<br />
(von links nach rechts):<br />
Djurdja Knezecvic,<br />
Suzanna Tratnik und Nevenka<br />
Sudar,<br />
Sabine Kienzer (Koordination),<br />
Patricia Margit,<br />
<strong>An</strong>drea Scheutz und Daniele Yeoh,<br />
Katerina Krausova<br />
Links:<br />
talksmilena<br />
Milena: http://www.milena.at<br />
Aspekt: http://www.aspekt.sk<br />
Frauennetzwerk-Medien:<br />
http://www.frauennetzwerk.at<br />
Tschechische Presse Agentur:<br />
http://www.ctk.cz<br />
dieStandard: http://diestandard.at<br />
Crow: http://www.crowmagazine.com<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 33
Fo t o : C l a u d i a Rat h p r i v at<br />
interviewclaudia rath<br />
34 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
End of Midland?<br />
Claudia Rath legte mit der „Reise nach Yandrala“ den (vorerst?) letzten Teil der Fantasy-Serie<br />
rund um Midland vor. Mit Michaela Hafner sprach sie über den <strong>An</strong>fang von Midland,<br />
eine Welt ohne Männer und das schwierige Thema Gewalt in lesbischen Beziehungen<br />
<strong>An</strong>fang Juni war die deutsche<br />
Erfolgsschriftstellerin Claudia<br />
Rath in der Wiener Buchhandlung<br />
Frauenzimmer zu Gast<br />
und las aus ihrer aktuellen Neuerscheinung<br />
im Milena Verlag. Michaela<br />
Hafner, einst selbst Praktikantin bei Milena<br />
und quasi „Mitentdeckerin“ der Autorin,<br />
lies sich die Chance auf ein Interview<br />
nicht entgehen.<br />
an.<strong>schläge</strong>: Wie schwierig war es, die<br />
Figuren, das Land loszulassen?<br />
Claudia Rath: Midland ist nicht nur<br />
für mich, sondern hoffentlich für viele<br />
Fans ein Land, in dem sie auch in Zu-<br />
kunft gern in Gedanken umherstreifen.<br />
Vielleicht werden alle, die es möchten,<br />
dort wiedergeboren, wer weiß? Nein,<br />
ich kann nicht mehr loslassen. Ich sehe<br />
Midland schon viel zu lange. Es ist zu einem<br />
Teil von mir geworden. Wie ein<br />
weit entferntes Zuhause, nach dem ich<br />
Sehnsucht habe, selbst wenn ich auf<br />
Worraks z.B. gut verzichten könnte.<br />
Wann war das Midland-Universum<br />
erstmals da?<br />
Ich habe bereits als Kind erste Bilder<br />
von Midland vor mir gesehen. Richtig<br />
deutlich wurden sie allerdings erst<br />
später. Als ganz junge Frau zeichnete<br />
ich bereits die Landkarte einer phanta-<br />
stischen Welt, in der z.B. ein Wald von<br />
Rendell vorkam oder die Feste Kareb<br />
Solto existierte. Ich wusste, wie es dort<br />
aussah. Aber alles war ganz schemenhaft.<br />
Es hat viele Jahre gedauert, bis die<br />
Midland-Welt zu dem geworden ist,<br />
was sie heute ausmacht. Sie ist gewachsen,<br />
wie die Wesch, der Weltenbaum,<br />
weitverzweigt, immer wieder aus<br />
neuen Trieben Leben entfaltend.<br />
Hast du früher viel Fantasy-Literatur<br />
gelesen?<br />
Nein, kaum, abgesehen von einigen<br />
wenigen Standard-Werken. Ich bin ein<br />
absoluter Klassik-Fan und die „Frau fürs<br />
<strong>An</strong>gestaubte“ in Bücherregalen. Als Kind
wurde ich jedoch mit Märchen aus aller<br />
Welt „gefüttert“ und es hat mich damals<br />
schon geärgert, dass die Frauenrollen<br />
meist doch eher eingeschränkt sind.<br />
Woher kommt das Interesse für das<br />
Genre Fantasy?<br />
Midland zu be-schreiben, anzusehen,<br />
wie es wuchs, entstand aus der<br />
Notwendigkeit, mir eine Zuflucht zu suchen,<br />
aus dem Wunsch, eine Welt zu<br />
entdecken, in der ich mich mehr zuhause<br />
fühlen konnte als in der realen. Darüber<br />
hinaus bietet Fantasy die Chance, in<br />
Welten unbegrenzter Möglichkeiten<br />
vorzustoßen. Das ist wunderbar, sehr<br />
befreiend.<br />
Welche Figur war zuerst da? Wie<br />
behältst du den Überblick über die vielen<br />
Protagonistinnen?<br />
Die Gundlberger Dorfgemeinschaft<br />
war zuerst vorhanden. Im Grunde sind<br />
sie für mich so deutlich wie Freundinnen.<br />
Ich könnte also jetzt rasch mal<br />
eben nachsehen, was gerade in Gundlberg<br />
so vor sich geht: Swirk ist damit<br />
beschäftigt, einen Nagel aus der Sohle<br />
ihres Schuhs zu ziehen. Ekim regt sich<br />
über den Pferdemist vor dem „Goldenen<br />
Glas“ auf, und da hinten die Frau,<br />
die den Karren mit frisch gemähtem<br />
Gras zieht … mmhm … die kenne ich<br />
noch gar nicht. Mal sehen…<br />
So in etwa läuft es. Es kamen immer<br />
mehr Frauen dazu. Ich kenne sie alle.<br />
Ich kenne ihre Mädchenzeit, ich weiß,<br />
wie ihre Mütter aussehen, ich weiß, was<br />
sie essen, wovon sie träumen – aber<br />
nur, wenn sie bereit sind, es mir zu erzählen.<br />
Ich möchte nicht indiskret sein.<br />
Swirk und Ekim und noch einige andere<br />
hatten anfangs Vorbilder in meinem<br />
Freundinnenkreis. Aber die fiktiven Personen<br />
haben sehr schnell damit angefangen,<br />
ein Eigenleben zu entwickeln.<br />
Wie stehst du zu Magie und Esoterik?<br />
Frau gewinnt den Eindruck, dass<br />
du dich ein bisschen lustig darüber<br />
machst…<br />
Ja, ein bisschen schon. Manches<br />
finde ich spannend, aber einiges kann<br />
ich einfach nicht ernst nehmen. Bei Sektiererei,<br />
Dogmatismus, Intoleranz hört<br />
der Spaß auf:Wenn z.B. das allein glücklich<br />
machende Seminar bei Guru XY irgendeiner<br />
armen Seele angedreht wird,<br />
die anschließend reif für die Psychotherapie<br />
ist, oder wenn es darum geht, einfach<br />
nur Geld zu verdienen, ohne auch<br />
nur die Spur an tatsächlichem Wissen<br />
um die ganzheitlichen Zusammenhänge<br />
zu haben. Mit Magie, mit wirklicher<br />
Magie hat das ganze absolut nichts zu<br />
tun. Magie wirkt nämlich tatsächlich!<br />
Und es ist kein Agnihotra- oder sonstwie<br />
geartetes Equipment notwendig,<br />
um sich in anderen Dimensionen Gehör<br />
zu verschaffen. (lacht)<br />
In Midland geht es viel um innere<br />
und äußere Reisen – wohin reist du am<br />
liebsten?<br />
Innerlich nach Midland. Äußerlich...<br />
Ich liebe Landschaften, in denen ich<br />
das Gefühl habe, allein sein zu können.<br />
Wirklich weitab sein von menschlichen<br />
Stimmen, menschlichen Randgeräuschen,<br />
das ist ein schönes Gefühl. Ich<br />
liebe das Meer, einsame Strände. Ich liebe<br />
tiefe Wälder, alles, was weitestgehend<br />
unberührt ist von menschlichen<br />
Spuren.<br />
Kannst du dir persönlich eine Welt<br />
ohne Männer vorstellen?<br />
Deswegen existiert Midland. (grinst)<br />
Was hat dich bewogen, einen Roman<br />
(„Geheime Geschichte“) zu schreiben<br />
– wirst du in Zukunft mehr in diese<br />
Richtung gehen? Gibt es auch <strong>An</strong>gst,<br />
dass du einen Stempel aufgedrückt bekommst<br />
à la „das ist die Midland-Autorin“?<br />
Nein, nein, die <strong>An</strong>gst vor Stempeln<br />
ist es nicht. Ich kann gar nicht anders,<br />
ich schreibe immer genau das, was gerade<br />
„dran“ ist, nämlich genau das, was<br />
ich meine, jetzt und hier schreiben zu<br />
müssen.<br />
Wie bist du an das Thema Gewalt in<br />
lesbischen Beziehungen, um das es in der<br />
„Geheimen Geschichte“ geht, herangegangen<br />
– mit Literatur, hast du Gespräche<br />
mit Betroffenen geführt?<br />
Ich hatte Kontakt mit Frauen, die in<br />
Gewaltbeziehungen gelebt haben.<br />
Warum wurde das Thema bisher so<br />
selten aufgegriffen, ja geradezu tabuisiert?<br />
Ich habe noch die Zeiten erlebt, in denen<br />
es weniger selbstverständlich war,<br />
offen lesbisch zu leben. Aber selbst heute<br />
noch werden Schwule und Lesben von<br />
Gewalt bedroht, mit gesellschaftlicher<br />
Missachtung gestraft. Sie genießen immer<br />
noch nicht die gleichen Rechte wie<br />
Heterosexuelle. <strong>An</strong>gehörige einer Gruppierung,<br />
die von außen im weitesten Sinne<br />
„bedroht“ werden, entwickeln oft eine<br />
Art Schutzmechanismus nach innen.<br />
„Nestbeschmutzung“ wird nicht gedul-<br />
det. Das Leben ist ohnehin schon schwierig<br />
genug. Tagtäglich erfährst du, je nachdem<br />
wo und wie du lesbisch lebst, Ablehnung,<br />
möglicherweise selbst Gewalt, psychischer<br />
oder physischer Art. Da stellst du<br />
dich nicht einfach hin und rufst der breiten<br />
Masse zu:„Einige von uns wenden<br />
Gewalt in Beziehungen an.“ Wie verhält<br />
es sich, wenn eine überzeugte Feministin<br />
dazu neigt, möglicherweise selbst erlebte<br />
Gewaltmuster aus der Kindheit in die<br />
Kommunikation mit ihrer Partnerin einzubringen?<br />
Wohin soll ihre Freundin gehen,<br />
wohin soll sie selbst sich wenden?<br />
<strong>An</strong> die Frauengruppe, in der sie beide aktiv<br />
sind? Lange bekannt als wahnsinnig<br />
autonom, unabhängig ...Vor wem sich<br />
öffnen? Da stürzen Welten zusammen.<br />
<strong>An</strong>gst, Scham spielen eine Rolle, vielleicht<br />
sogar noch mehr als in heterosexuellen<br />
Zusammenhängen, denn die Community<br />
ist klein. Unzählig sind zu dieser Frage<br />
mögliche <strong>An</strong>twort-<strong>An</strong>satzpunkte. Fest<br />
steht, dass umgedacht werden muss.<br />
Opferarbeit kann z.B. nie ohne Täterinnenarbeit<br />
funktionieren. Die Beziehungsarbeit<br />
innerhalb einer Gewaltkonstellation<br />
muss systemisch erfolgen.Wir sollten<br />
ein wenig achtsamer sein, dürfen die Problematik<br />
in Zukunft nicht mehr völlig<br />
ausklammern. In Betracht ziehen sollten<br />
wir besonders den psychischen Aspekt<br />
von unterdrückenden Gewaltbeziehungen.<br />
Was bedeutet es, in einem Frauenverlag<br />
zu publizieren? Ist das eine politische<br />
Entscheidung, hast du das erste<br />
Midland-Manuskript nur an Frauenverlage<br />
geschickt?<br />
Es ist prinzipiell sehr, sehr schwierig,<br />
als absolute Newcomerin ein Manuskript<br />
in einem Verlag unterzubringen.<br />
Ich habe es nicht ausschließlich in<br />
Frauenverlagen versucht, sondern im<br />
Vorfeld auch bei anderen. Einige haben<br />
mir abgesagt, weil es ihrer <strong>An</strong>sicht nach<br />
zweimal ein Special in sich trägt: einmal<br />
das Genre Fantasy, zum anderen Frauenliteratur.<br />
Über die Autorin Mirjam<br />
Müntefering, mit der ich befreundet<br />
bin, erfuhr ich vom Milena Verlag. Und<br />
die Frauen dort haben sich damals<br />
glücklicherweise recht schnell für eine<br />
Veröffentlichung entschieden.<br />
Woran arbeitest du im Moment?<br />
Ich arbeite momentan an einem<br />
neuen, sehr interessanten Buchprojekt.<br />
Aber ich will und kann darüber zur Zeit<br />
noch nichts verraten. ❚<br />
claudia rathinterview<br />
Der sechste und letzte Band der<br />
Midland-Saga ist, wie alle anderen<br />
auch, im Milena Verlag erschienen:<br />
Claudia Rath: Reise nach<br />
Yandrala.<br />
Wien, Milena Verlag, 2004, 520 S.,<br />
EUR 19,90 (Ö), ISBN 3-85286-122-5<br />
Links:<br />
Milena Verlag:<br />
http://www.milena-verlag.at<br />
Midland im Internet:<br />
http://www.midland-saga.de/<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 35
Fo t o : E . K n a a c k<br />
sisimuseum<br />
Hofburg – Kaiserappartements –<br />
Sisi Museum – Silberkammer.<br />
Öffnungszeiten im Juli und August:<br />
täglich von 9.00 bis 17.30 Uhr<br />
(Kassaschluss 17.00 Uhr, Sonderführungen<br />
auf <strong>An</strong>frage auch außerhalb<br />
der Öffnungszeiten möglich)<br />
T. 01/533 75 70<br />
http://www.hofburg-wien.at<br />
36 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
Unforgetable Sisi<br />
Das seit 24. April 2004 geöffnete Sisi-Museum wartet mit einer teilweise abenteuerlichen<br />
Schau über das Leben der Kaiserin auf. Daniela Fohn begab sich auf eine Zeitreise<br />
Hätte Elisabeth I., Kaiserin von<br />
Österreich, Königin von Ungarn,<br />
einst geahnt, dass ihr<br />
Jahrzehnte nach ihrem gewaltsamen<br />
Ende ein Gedenkmuseum<br />
ausgerechnet in der Wiener<br />
Hofburg, an dem Ort, den sie zu Lebzeiten<br />
am meisten gehasst hatte, errichtet<br />
werden würde? Dass Tausende<br />
„Gaffer“, die Elisabeth so entschieden<br />
ablehnt hatte, für Geld ihre persönlichsten<br />
Dinge beäugen würden? Begeben<br />
wir uns dennoch auf die Spuren der<br />
„historischen“ Elisabeth, wie der informative<br />
Audioguide, der preislich in der<br />
Eintrittskarte inkludiert ist, aufhorchen<br />
lässt.<br />
Überraschung. So klischeebeladen das<br />
Sisi-Museum – trotz aufwendiger Belüftungssysteme<br />
übrigens nichts für kreislaufschwache<br />
Menschen – in seiner<br />
Grundstruktur auch sein mag, bietet<br />
der erste Raum zumindest einen theatralischen<br />
Überraschungseffekt: Gleich<br />
nach Betreten durch den schweren Vorhang<br />
sehen wir uns nicht Elisabeths<br />
Taufkleid, sondern ihrer Totenmaske gegenüber.<br />
Danach reihen sich Zeitungsartikel<br />
zum Tode der Monarchin an Gedenkmünzen<br />
und -häferln. Es werden<br />
Entwürfe zu einem Gedenkstättenwettbewerb<br />
der Kronländer, ein Fortsetzungsroman<br />
anno 1933 und Filmausschnitte<br />
aus Romy Schneiders sich le-<br />
benslang rächender Schicksalstrilogie<br />
„Sissi“ I-III gezeigt – die üblichen Verdächtigen<br />
eben.<br />
Allerdings hatte die „historische<br />
Sisi“ mit diesen nachträglich romantisierenden<br />
Verklärungen ihrer Person<br />
nur wenig zu tun. Zu Lebzeiten war Elisabeth<br />
ihrer ewigen Fluchten, Reisen,<br />
Krankheiten, Befindlichkeitsstörungen<br />
sowie der Vernachlässigung der treusorgenden<br />
Gattinnen- und Regentinnenpflichten<br />
wegen im Volk und bei<br />
Hofe eher wenig geschätzt.<br />
Disney. Ausgehend von der Hochzeit der<br />
16-jährigen Wittelsbacherin mit ihrem<br />
Cousin Kaiser Franz Joseph I. von Öster-
eich am 24. April 1854, beginnen wir<br />
im dritten Raum endgültig mit der „historisch“<br />
chronologischen Spurensuche<br />
und erfahren, dass die süße kleine,<br />
ein bisserl melancholische Elisabeth<br />
für den jungen, von den Nachwirkungen<br />
der 1848er Revolutionen schwer<br />
geprüften Kaiser wahrlich eine erfrischende<br />
Abwechslung bedeutete. Die<br />
bereits arrangierten Heiratspläne mit<br />
Sisis älterer Schwester Nene wurden<br />
dadurch zunichte gemacht. Ein sanfter<br />
Duft von Disneyzuckerstangenatmosphäre<br />
beginnt die Nase zu umschmeicheln,<br />
während Polterabendkleid, Diamantstern-<br />
und Juwelrepliken vor verschiedenen<br />
Sisi- und Franz Joseph Porträts<br />
des Hofmalers Franz Xaver Winterhalter<br />
an uns vorüberziehen.<br />
Ungarn. Der Ausgleich mit Ungarn 1867<br />
wird in der Ausstellung zum Emanzipationsbeweis<br />
der jungen, nun zu voller<br />
Schönheit erblühten Monarchin. Immerhin<br />
überragte sie den Kaiser nach<br />
Ende der Pubertät größenmäßig doch<br />
um ein beträchtliches Stück und schreckte<br />
angeblich nicht davor zurück, ihre<br />
körperlichen Vorzüge bei der Durchsetzung<br />
ihrer Forderungen – auch in der<br />
Ungarnfrage – geschickt einzusetzen.<br />
Wie weit Elisabeth, deren Liebe für Ungarn<br />
wohl auch aus einer Oppositionshaltung<br />
zum Wiener Hof heraus entbrannte,<br />
auf den Einzug des Doppeladlers<br />
im Habsburgischen Horst tatsächlich<br />
Einfluss nehmen konnte, sei dahingestellt.<br />
In dieser <strong>An</strong>gelegenheit wird<br />
auch gerne vergessen, dass das dualistische<br />
Österreich-Ungarn vielen Volksgruppen<br />
der Donaumonarchie (vor allem<br />
SlawInnen) nicht gerade zum Vorteil<br />
gereichte.<br />
Figur. Im Raum um den Schönheitskult<br />
der Kaiserin wird es abenteuerlich. Die<br />
Monarchin, ihrer kühnen Reitkünste<br />
wegen europaweit berühmt, hatte<br />
nach der Geburt ihrer Kinder begonnen,<br />
mehr als zuträglich auf ihre Figur<br />
zu achten. Dazu stieg sie täglich auf<br />
die Waage und ließ ihren ganzen Körper<br />
vermessen. Absurde Diäten, exzessiver<br />
Sport und Kreislaufschwächen<br />
zählten zum Grundprogramm. Der Audiotext<br />
nimmt sich dieses Problems<br />
von einer erfrischend unbeschwerten<br />
Seite her an: „Sie war 172 cm groß und<br />
wog zwischen 45 und 47 Kilo. Bewun-<br />
dernswert auch ihre unglaubliche Taille<br />
von 51 cm.(...) Zusätzlich probiert<br />
Elisabeth die verschiedensten Diäten,<br />
um schlank zu bleiben. (...) Übertrieben<br />
sind allerdings die Gerüchte, Elisabeth<br />
hätte sich von rohem Fleischsaft<br />
ernährt. Die rohen Kalbsschlögel wurden<br />
mit Entenpressen ausgepresst<br />
und dieser Fleischsaft gewürzt und<br />
abgekocht, bevor ihn Elisabeth trank.<br />
Ebenfalls ins Reich der Legenden muss<br />
verwiesen werden, dass Elisabeth ständig<br />
hungerte, um schlank zu bleiben.<br />
Rechnungen aus den verschiedensten<br />
Konditoreien zeigen, dass Elisabeth<br />
vor allem gerne Konfekt und Gefrorenes<br />
naschte.“<br />
Fast vorsätzlich scheinen die OrganisatorInnen<br />
der Ausstellung Sisis offensichtliche<br />
<strong>An</strong>zeichen einer Essstörung<br />
herunterzuspielen. Eine, in Zeiten<br />
ständig steigender Zahlen bulimiekranker<br />
und magersüchtiger Jugendlicher,<br />
erstaunliche Haltung.<br />
Tragisch? Die übrigen Räume des Museums<br />
beherbergen noch einen naturgetreuen<br />
Nachbau von Sisis Reisezugwagoneinrichtung,<br />
zahlreiche Gedichte<br />
aus der Hobbyfeder der menschenscheuen<br />
Heinrich Heine-Jüngerin und<br />
die Feile, mit welcher der italienische<br />
<strong>An</strong>archist Luigi Lucheni am 10.9.1898<br />
in Genf das tödliche Attentat auf die<br />
Kaiserin verübte. Freilich verlief Elisabeths<br />
Leben nicht untragisch. Unglücklich<br />
in ihrem „goldenen Käfig“ bei<br />
Hofe, floh sie ihr Leben lang vor ihren<br />
Pflichten und Aufgaben um die halbe<br />
Welt in immer neue Länder und Neurosen.<br />
Sie setzte in vielen Dingen ihren<br />
Willen durch, wie kaum eine Monarchin<br />
zuvor. Allerdings ging es fast ausschließlich<br />
um rein persönliche Dinge.<br />
Dass man sie deshalb als „emanzipiert“<br />
bezeichnen kann, scheint übertrieben.<br />
Sie war eine oft depressive,<br />
kapriziöse Frau, die, so – paradox das<br />
klingen mag – Glück hatte, eine Kaiserin<br />
zu sein. Viele Frauen in ihrer und<br />
auch in heutiger Zeit befanden und<br />
befinden sich in ganz anderen häuslichen<br />
Gefängnissen, ohne die materiellen<br />
und gesellschaftlichen Möglichkeiten<br />
für eine Flucht.<br />
Doch die Vorstellung von der schönen,<br />
unglücklichen Monarchin bedient<br />
eben noch immer die romantischen Gefühlswelten<br />
der Menschen. ❚<br />
lesben.nest<br />
Ursula Raberger<br />
Baba und G’day<br />
museumsisi<br />
Der Sommer ist endlich da. Das wurde langsam auch Zeit,<br />
weil immer in Wolldecken eingewickelt zu Hause rumlungern<br />
ist nun wirklich nicht Kims Lieblingsbeschäftigung. Höchst<br />
passend hinzu kam noch der Umstand, dass sie ihren Geburtstag<br />
zu feiern hatte (der wievielte sei dahingestellt).<br />
„Ich werd’ langsam alt, Sister. Der Zahn der Zeit nagt an mir“,<br />
wimmerte das Geburtstagskind Cori ins Telefon. „Geh, jetzt<br />
werd’ amol net sentimental, bist jo koa alte Schachtl!“ erwiderte<br />
Cori hörbar genervt, aber mit einer Idee im Hinterkopf.<br />
Geplant war nämlich ein Überraschungsfest zu Ehren des Geburtstagskindes.<br />
Und hätte Kim gewusst, was Cori, Zoe und<br />
wie sie alle heißen, vorhatten, sie hätte die Flucht ergriffen.<br />
Frau hatte schlechte Erfahrungen mit Überraschungen. Schon<br />
alleine beim Gedanken an ihren jugendlichen 16. Geburtstag,<br />
an dem sie von Freunden einen Stripper mit Stringtanga geschenkt<br />
bekam, ließ sie erzittern. Schlimmer kann es wohl<br />
nicht werden, dachte sich Kim, und fand den Gedanken an<br />
ein eventuell geplantes Fest gar nicht so schlecht, denn sie<br />
musste ihren Freunden eine wichtige Entscheidung mitteilen.<br />
Am Abend trafen sich alle Gratulanten in einem gemütlichen<br />
Lokal im 6. Bezirk. Die große Torte samt „einigen“ Kerzen<br />
fehlte auch nicht. Cori gab ihr Bestes und quälte die E-Gitarre,<br />
Shi sang ein Chinesisches Ständchen und Sandra klopfte auf<br />
die Triangel. Alles war perfekt, nur Kim starrte bleich in die<br />
Runde. „Wos is los? Okchä, I hab a bisserl falsch g’spielt,<br />
aber...“ quasselte Cori. „Leute, ich mach einen Abflug...“ Alle<br />
schauten Kim erstaunt an. „Also ich mein’ wirklich weg. Nicht<br />
nur für eine Woche.“ Ratlose Blicke. „Ich hab mir gedacht, es<br />
passt ja auch...ich hab ein Zelt von euch gekriegt. Danke ...<br />
ich ... mein Flug geht übermorgen nach Sydney.“ Betrübtheit<br />
in der Runde. Doch Kim meinte, frau solle doch den Abschied<br />
feiern und nicht dem Vergangenen hinterher weinen. „Ich<br />
schreib euch auch ausführliche Berichte über die Frauen in<br />
Down Under, versprochen!“<br />
Zwei Wochen später kam die erste Mail in Coris Postfach:<br />
„Desch gibt’s ja nit! Die Kim hat...“ Aber das ist eine andere<br />
Geschichte.<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 37
an.klang<br />
Stadt Herne: „Tage Alter Musik“<br />
Schäfer, Krebs: „Aqua<strong>An</strong>gelusVox“<br />
A. S. von Otter: „Watercolours“<br />
H. Sanders-Brahms : „Tausendundeine<br />
Nacht“<br />
K. Fossum: „Schwarze Sekunden“<br />
38 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
Nonnen und andere Geheimtipps<br />
Weibliche Schaffens- und Interpretationskunst erfahren nicht immer die gebührende<br />
Aufmerksamkeit. Eine kleine Hörhilfe von Regina Himmelbauer<br />
Schön, dass anscheinend die<br />
Zeiten endgültig vorbei sind, in<br />
denen Festivals mit Musik von<br />
Frauen wahllos Werke von Komponistinnen<br />
aneinander reihten,<br />
und die interpretatorische Qualität hinter<br />
einem frauenbezogenen Engagement<br />
zurückblieb. Denn der vier CDs<br />
umfassende Mitschnitt der „Tage Alter<br />
Musik“ in Herne, die sich vor zwei Jahren<br />
mit „Frauen in der Musik“ beschäftigten,<br />
zeigt zum einen eine interessante<br />
Zusammenstellung von Werken von<br />
Komponistinnen, beleuchtet aber auch<br />
exemplarisch die Rolle von musikbegeisterten<br />
Mäzeninnen. Zum anderen sind<br />
Ensembles zu hören, von denen bereits<br />
einige Einspielungen vorliegen und die<br />
damit nachvollziehbar ihren künstlerischen<br />
Rang belegt haben, wie z.B. das<br />
Ensemble Discantus unter der Leitung<br />
von Brigitte Lesne, oder die Capella Artemisia<br />
unter Candace Smith. Der Bogen<br />
spannt sich von der schillernden Eleonore<br />
von Aquitanien (12. Jahrhundert) bis<br />
hin zu einem Ausschnitt aus der Amazonen-Oper<br />
„Talestri, Regina delle Amazzoni“<br />
von Maria <strong>An</strong>tonia Walpurgis (1724-<br />
1780), von frühen mittelalterlichen Mariengesängen<br />
bis zu den Vespermusiken<br />
komponierender Nonnen. Eine abwechslungsreiche,<br />
klare Schwerpunkte setzende<br />
Zusammenstellung von Musik aus<br />
sieben Jahrhunderten. (Zu beziehen direkt<br />
bei der Stadt Herne – Fachbereich<br />
Kultur; 0049-2323-162839, e-Mail: heidrun.jungs@herne.de)<br />
Sabine Schäfer und Joachim Krebs<br />
vertieften sich in das Weltbild der Hil-<br />
degard von Bingen. Daraus entstand<br />
„Aqua<strong>An</strong>gelusVox“ (MDG 924 1254-5),<br />
ein – wie es das KünstlerInnenpaar<br />
selbst bezeichnet – „KlangErlebnis-<br />
Raum“, eine Art akustisches Mandala,<br />
dessen Konzeption im Booklet auch<br />
aufgezeichnet und kurz beschrieben<br />
ist. Um das Responsorium „De <strong>An</strong>gelis“<br />
herum, von dem immer wieder<br />
Ausschnitte durchzuhören sind, werden<br />
Tageszeiten symbolisiert, Wasserklänge<br />
(z.B. als Brunnen, Quelle, Regen<br />
oder Meer) und Vogelstimmen eingefügt.<br />
Wer eine Dolby Digital 5.1. <strong>An</strong>lage<br />
ihr Eigen nennt oder gar über eine<br />
2+2+2+ Mehrkanal-Wiedergabemöglichkeit<br />
verfügt, kann sich von den<br />
wandernden Klängen förmlich umspülen<br />
lassen. Möglich wird dies<br />
durch eine (reine Audio-)DVD, die es<br />
erlaubt, wesentlich mehr Daten zu<br />
speichern. Doch auch wer technisch<br />
nicht sehr hochgerüstet ist, kann sich<br />
ganz der musikalischen Meditation<br />
überlassen, denn eine beiliegende CD<br />
enthält die reduzierte Stereo-Version,<br />
deren Raumklang natürlich weniger<br />
eindrücklich ist.<br />
Die US-Amerikanerin Amy Beach<br />
(1867-1944) war, ganz dem damaligen<br />
Zeitgeist entsprechend, mit Vorurteilen<br />
gegenüber komponierenden „Frauenzimmern“<br />
konfrontiert, aber sie hatte<br />
das Glück, früh in ihrer musikalischen<br />
Begabung durch ihre Familie gefördert<br />
zu werden. Kammermusikalische Werke<br />
verschiedener Schaffensperioden sind<br />
jetzt auf einer CD (Chandos CHAN<br />
10162) zusammengestellt. Es ist zu hof-<br />
fen, dass diese Komponistin auch bei<br />
uns bald selbstverständlich zu den<br />
„Großen“ gehört.<br />
Liebhaberinnen klassischer Gesangskunst<br />
seien auf die neue CD der<br />
schwedischen Sängerin <strong>An</strong>ne Sofie von<br />
Otter verwiesen. „Watercolours. Swedish<br />
Songs“ (DG 474 700-2) enthält Lieder<br />
schwedischer Komponisten (leider<br />
aber nicht von Komponistinnen) v.a. der<br />
1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zumeist<br />
recht melancholisch, wie man sich halt<br />
den Norden so vorstellt, farbenreich vorgetragen.<br />
Zum Abschluss noch Literatur zum<br />
Hören: Nun ist die vierte CD-Kassette<br />
der lustvoll-opulenten Hörspielfassung<br />
von „Tausendundeine Nacht“ („11. bis<br />
14. Nacht“ / Hörverlag 3-89584-271-0)<br />
von Helma Sanders-Brahms erschienen.<br />
Und wie auch das nun erstmals nach<br />
der ältesten arabischen Handschrift<br />
von Claudia Ott ins Deutsche übertragene<br />
Buch „Tausendundeine Nacht“<br />
(Verlag C.H.Beck) zeigt, bleibt es anscheinend<br />
den Frauen überlassen, dem<br />
vielfältigen Humor, erotischen Vergnügungen<br />
und fantastischen Zaubereien<br />
nachzuspüren und diese liebenswerten<br />
Geschichten von der bloßen harmlosen<br />
Kinderlektüre wiederum der Erwachsenenwelt<br />
zurückzugeben.<br />
Als Lesung zugänglich ist außerdem<br />
der beklemmende Roman „Schwarze<br />
Sekunden“ (Hörverlag 3-89940-319-3)<br />
von Karin Fossum. Ein fesselnder Krimi<br />
über die Suche nach einem verschwundenen<br />
Mädchen, aus wechselnden Perspektiven<br />
erzählt. ❚
Furien in Ferien<br />
Karin Ricks Lesbos-Roman ist die ideale Urlaubslektüre –<br />
an jedem Strand, aber besonders in Skala Eressos.<br />
Eine Empfehlung von Helga Pankratz<br />
Der Plot ist gut. Das Buch ist<br />
spannend. Und das konkrete Ergebnis<br />
der kriminalistischen Aufklärung<br />
der blutigen <strong>An</strong><strong>schläge</strong><br />
in Mitilini und Skala Eressos, die<br />
griechische Behörden und Lesbos-UrlauberInnen<br />
einige Sommerwochen lang<br />
beschäftigen, soll hier tunlichst nicht<br />
verraten werden. So viel vorab.<br />
Ein Sprengstoffanschlag beunruhigt<br />
die Tourismusbranche und ihre Kundschaft<br />
in Skala Eressos. Genau an der<br />
Grenze zwischen Nacktbade- und Textilstrand<br />
(mit anderen Worten: Lesbian-<br />
Beach und Kleinfamilien-Tummelplatz)<br />
hat ein nicht besonders großer, jedoch<br />
keineswegs harmloser Sprengkörper einen<br />
nicht zu übersehenden Krater gerissen.<br />
Aus Athen reist ein Ermittler der<br />
Bundesbehörden an, um den <strong>An</strong>schlag<br />
mit ähnlichen Vorkommnissen in früheren<br />
Jahren zu vergleichen und die Täter<br />
zu überführen. Seine Recherchen in Sachen<br />
Bombenanschlag werden allerdings<br />
von anderen – blutigen – Attacken<br />
in den Hintergrund gedrängt. Denn seit<br />
seiner <strong>An</strong>kunft am Airport von Mitilini<br />
werden fast täglich, anscheinend ausnahmslos,<br />
einheimische Männer brutal<br />
niedergestreckt. Der Ermittler vermutet<br />
Grundstücksspekulationen und wirtschaftlich<br />
motivierte Fehden zwischen<br />
den <strong>An</strong>sässigen hinter den Attacken, Motive,<br />
die von der Aktenlage immer mehr<br />
erhärtet werden. Natürlich rätseln auch<br />
einige der lesbischen Touristinnen über<br />
die Ursachen der beunruhigenden Überfälle,<br />
deren Zeuginnen sie gelegentlich<br />
werden. Vor allem ein dektektivisch inter-<br />
essiertes – und binnen kurzem miteinander<br />
kreuz und quer auch amourös verbandeltes<br />
– Fünferteam aus drei Wienerinnen<br />
und zwei Britinnen sammelt eifrig<br />
Fakten und stellt sich Fragen wie: Gibt<br />
es in Griechenland so etwas wie Vendetta?<br />
Und: Könnte der Attentäter vielleicht<br />
doch eine Frau sein?<br />
Jüngste Sprengstoffan<strong>schläge</strong> in<br />
Athen, die Bauskandale und Verunsicherungen<br />
im Vorfeld der Olympischen<br />
Spiele 2004, ein EU-Europa, dessen viel<br />
beschworene Sicherheit und Stabilität<br />
auf eben so tönernen Beinen stehen<br />
wie seine von Wirtschaftsinteressen<br />
ganz in den Hintergrund gedrängten<br />
Werte Friede, Freiheit, Menschenrechte<br />
und Demokratie: Mit Sicherheit hatte<br />
die Autorin solche Dimensionen nicht<br />
vor Augen, als sie das ausgeklügelte<br />
und vielschichtige kleine Universum ihrer<br />
aus sonnigen Urlaubserinnerungen<br />
mit viel authentischem Lokalkolorit angereicherten<br />
Krimihandlung erfand. Sie<br />
wollte einfach ein gutes, intelligentes<br />
und mit Genuss zu lesendes Buch<br />
schreiben. Das hat sie auch getan. Und<br />
dennoch – der ganz reale zeitgeschichtliche<br />
Kontext, mit dem sich die – erfundene<br />
– literarische Handlung überschneidet,<br />
ist erschreckend stimmig: etwa<br />
wenn es dem Schengen-Abkommen<br />
spottende Sicherheitskontrollen auf<br />
dem Flughafen gibt und die Polizei in<br />
der Eskalation der Ereignisse auf dem<br />
Lesbenstrand eine Absperrung mit Nato-Draht<br />
errichtet, an dem sich prompt<br />
die Kinder deutscher UrlauberInnen<br />
vom „Familienstrand“ verletzen!<br />
Karin Rick hat ihre bekannte Gabe,<br />
unangenehme Wahrheiten in einem<br />
leicht umgangssprachlich eingefärbten<br />
Plauderton mit sehr viel Witz und<br />
Ironie zu Papier zu bringen, wieder<br />
einmal voll entfaltet. So kommt es,<br />
dass ausgesprochen kritische <strong>An</strong>alysen<br />
vergnüglich zu lesen sind: Etwa<br />
die ökonomische Verortung von Skala<br />
Eressos als eine mit öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
schlecht erreichbare „Urlaubs-Pampa“,<br />
die zum Lesbenreservat<br />
wird, weil das Preis-Leistungs-Verhältnis<br />
keiner anderen touristischen Zielgruppe<br />
genügt: weder Familien, noch<br />
SeniorInnen, und schon gar nicht den<br />
<strong>An</strong>sprüchen der männlichen Gays.<br />
Oder in der Schilderung des Dorftyrannen<br />
Theofilos Valiakos, seines Zeichens<br />
Bürgermeister und zugleich Hotelbesitzer,<br />
ein leicht zwanzgsneurotischer,<br />
kleingeistiger, intriganter – und<br />
sowieso patriachaler – Armleuchter,<br />
der täglich den unmöglichen Spagat<br />
vollführt, die lesbischen Touristinnen<br />
kurzfristig finanziell zu melken und einen<br />
an kleinen und großen Schikanen<br />
reichen Kleinkrieg gegen sie zu führen,<br />
um mittelfristig die Insel von ihnen<br />
zu „säubern“.<br />
Ich möchte wetten, dass „Furien in<br />
Ferien“ mehr als einen Sommer lang<br />
auf der Bestsellerliste deutschsprachiger<br />
Lesbenliteratur zu finden sein wird.<br />
Mehr noch: Genau dieses Buch scheint<br />
prädestiniert dafür, bald auch in englischer<br />
und griechischer Übersetzung am<br />
Strand von Skala Eressos gelesen zu<br />
werden. ❚<br />
lese.zeichen<br />
Karin Rick: Furien in Ferien. Ein<br />
Lesbos-Abenteuer. Kriminalroman<br />
Querverlag 2004, e 15,40 (Ö)<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 39
lese.zeichen<br />
40 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
Reine Theorie?<br />
Ist die feministische Theorie in eine<br />
Sackgasse geraten? Jutta Sommerbauer<br />
beantwortet diese Frage mit einem eindeutigen<br />
Ja. Die Täterin – die (feministische)<br />
Postmoderne – ist für sie eindeutig<br />
identifiziert. Nun schickt sie sich an,<br />
den Tathergang zu rekonstruieren.<br />
Schicht für Schicht trägt Sommerbauer<br />
postmoderne Theoreme ab, seziert sie<br />
minutiös, um sie anschließend in den<br />
Mistkübel zu pfeffern. Mit ihrer Betonung<br />
der Pluralität, der Uneindeutigkeit<br />
von Identitäten und der Konzentration<br />
auf das Partikuläre, Paradoxe, Minoritäre<br />
trügen Differenzen-Theoretikerinnen<br />
Schuld daran, dass politisch-emanzipatorische<br />
<strong>An</strong>sprüche in den Hintergrund<br />
gedrängt worden seien. Die eigene (Kollaborateurinnen-)Position<br />
innerhalb eines<br />
postfordistischen Systems würde<br />
nicht hinterfragt, wirft Sommerbauer<br />
den Theoretikerinnen u.a. vor. Ihre Theorie<br />
sei zwar nicht grau, sondern verführerisch<br />
bunt – genau damit werde sie<br />
aber der rabenschwarzen Realität, die<br />
sie erklären will, nicht gerecht, sondern<br />
positiviere, individualisiere und affirmiere<br />
diese sogar. Für Sommerbauer ist<br />
klar: mit einem reformistischen <strong>An</strong>satz,<br />
der sich von (feministischen) Utopien<br />
verabschiedet hat, ist keine Emanzipation<br />
von Herrschaft zu erreichen. Die<br />
Autorin bringt anregende Kritikpunkte<br />
vor, zeigt maskierte Fallen und gefährliche<br />
Selbstgefälligkeiten auf. Bisweilen<br />
schießt sie in ihrer Kritik aber auch über<br />
das Ziel hinaus. Dieses Buch zu lesen ist<br />
eine Herausforderung, eine Notwendigkeit,<br />
ein Muss für feministische Theoretikerinnen.<br />
Für Diskussionsstoff ist gesorgt.<br />
Karin Eckert<br />
Jutta Sommerbauer: Differenzen zwischen Frauen<br />
Zur Positionsbestimmung und Kritik des postmodernen Feminismus.<br />
Unrast 2003, e 13,40 (Ö)<br />
InDifferenzen<br />
Bettina Stötzer analysiert Herausforderungen,<br />
die sich in Verbindung von<br />
antirassistischer Kritik und dekonstruktivistischer<br />
Theorie für eine<br />
feministische Theoriebildung ergeben.<br />
Sie stellt zunächst Theorien antirassistischer<br />
Kritik an der weißen feministischen<br />
Theoriedebatte vor, wobei<br />
sie die Kritik an den Kategorien<br />
Geschlecht und Kultur in den Mittelpunkt<br />
stellt. Sie ortet in der Theoriebildung<br />
auf Basis grundlegender Kategorien<br />
ein „Dilemma der Differenz“:<br />
Differenzen, die eigentlich kritisiert<br />
werden sollen, werden reproduziert<br />
und damit Machtverhältnisse verfestigt.<br />
Stölzer hinterfragt, inwieweit dekonstruktivistische<br />
<strong>An</strong>sätze des feministischen<br />
Poststrukturalismus für eine<br />
feministische Rassismusdiskussion<br />
nutzbar gemacht werden können und<br />
präsentiert „Überschneidungs- und<br />
Zwischenraumansätze“, die sich gegen<br />
die Trennung der Kategorien Geschlecht,<br />
„Rasse“ und Kultur aussprechen,<br />
ohne diese gleichzeitig in Modelle<br />
der Hierarchisierung oder<br />
Gleichsetzung einzuordnen. Stötzer<br />
unterstreicht die Notwendigkeit, eine<br />
Diskussion des Themas Rassismus<br />
zum Mittelpunkt feministischer Theoriedebatten<br />
zu machen und in Ablehnung<br />
der Kategorie Differenz „als<br />
schicke Theorievokabel“ diese als<br />
feministische Kategorie zur Benennung<br />
„spezifischer Herrschafts- und<br />
Machtverhältnisse“ zu diskutieren.<br />
„InDifferenzen“ bietet einen fundierten<br />
Überblick über Theorien sowohl<br />
einer anti-rassistischen feministischen<br />
Kritik im Kontext einer bundesdeutschen<br />
„rassistischen Tradition“,<br />
als auch der feministischen Dekonstruktivismus-Debatte.<br />
Stötzer fordert<br />
darüber hinaus, den „blinden Fleck“<br />
Rassismus in feministischen Theoriekonzepten<br />
aufzudecken und die Herstellungsprozesse<br />
von Kategorien vor<br />
einem spezifischen historischen Hintergrund<br />
zu benennen.<br />
Paula Bolyos<br />
Bettina Stötzer: InDifferenzen<br />
Feministische Theorie in der antirassistischen Kritik.<br />
Argument Sonderband 2002, e 18,5 (Ö)<br />
Über Menschen und Mörder<br />
Slavenka Drakulic´ hat sich in ihrem soeben<br />
auch auf deutsch erschienenen<br />
Buch „Keiner war dabei“ der Banalität<br />
des Bösen (vgl. Hannah Arendt) gewidmet.<br />
Es ist ein sehr persönlicher Bericht<br />
über die Verhandlungen vor dem<br />
Internationalen Kriegsverbrechertribunal<br />
in Den Haag, wie auch derer, die in<br />
Kroatien stattfanden. Drakulic´ nimmt<br />
die Spuren jener Ereignisse und Männer<br />
des Krieges auf, die wegen ihrer<br />
Beteiligung an Kriegsverbrechen vor<br />
Gericht stehen. Heute leben sie in einem<br />
holländischen Gefängnis, sprechen<br />
serbisch, kroatisch, bosnisch miteinander<br />
und warten auf ihre Verhandlungen.<br />
Akribisch hat Drakulic´ sie verfolgt<br />
und im Umfeld der Verbrechen recherchiert:<br />
Wer sind die Täter und wie sind<br />
sie dazu geworden? Welches Verhältnis<br />
gibt es in den Nachfolgestaaten<br />
Jugoslawiens zu diesen Verhandlungen?<br />
Wann zerbricht die Illusion eines<br />
gerechten Krieges und wird zum Zerrbild<br />
der Massaker und Massenvergewaltigung?<br />
Manchmal lässt sich jedoch<br />
der Eindruck nicht verwehren,<br />
dass die Autorin die Grenzen zwischen<br />
Tatsächlichem und Fiktivem,<br />
zwischen Journalistik und Schriftstellerei<br />
in einer Art verschwimmen lässt,<br />
die einen misstrauisch zurücklassen.
Trotzdem ist es ein wichtiges Buch, ich<br />
empfehle aber auch, zum Vergleich<br />
Arendts „Banalität des Bösen“ passagenweise<br />
dazu zu lesen und sich so<br />
auch andere Schreibweisen über<br />
Kriegsverbrecher ins Gedächtnis zu<br />
rufen.<br />
Marty Huber<br />
Slavenka, Drakulic´: Keiner war dabei<br />
Kriegsverbrechen auf dem Balkan vor Gericht.<br />
Zsolnay 2004, e 18,4 (Ö)<br />
Im Puff<br />
Bei ihrer Eröffnungsrede zur diesjährigen<br />
Grazer Diagonale nahm Marlene<br />
Streeruwitz das selbstgerechte Puffgehertum<br />
einer Rotariergesellschaft<br />
auseinander. Es ist eine eben solche<br />
honorige Männergesellschaft, der sich<br />
auch Jessica Somner, Protagonistin in<br />
Streeruwitz’ aktuellem Roman, machtlos<br />
und streckenweise ohnmächtig<br />
gegenübersieht.<br />
Das Eis vom Vortag wegjoggend,<br />
auf den unverbindlichen, verheirateten<br />
Liebhaber aus der Politszene ewig<br />
wartend, bei einem zum männlichen<br />
Gewaltakt mutierenden Blow Job die<br />
letzte Illusion verlierend – manifest<br />
wird hier das Lebensunglück einer<br />
dreißigjährigen Volontärin im Frauenmagazinsbusiness,<br />
das zwischen <strong>An</strong>zeigenvolumen,<br />
Jagd-auf-Societyladys<br />
und beinhartem Konkurrenzkampf<br />
um die nächste Story kaum noch Luft<br />
für Selbstachtung lässt. Augenaufschlagsjournalismus<br />
gehört zum Alltag,Immer-jung-und-strahlend-Aussehen<br />
zum beruflichen Kapital, aus<br />
dem sich im medialen Sklavinnentum<br />
noch nicht mal Profit schlagen lässt.<br />
Und dass Jessica all diese Strukturen<br />
und permanenten Erniedrigungen<br />
durchschaut, hilft ihr leider nicht weiter,<br />
sondern macht die innere Verzweiflung<br />
(ebenso wie die der Leserin)<br />
nur noch größer. Schön ist es<br />
nicht, was uns Marlene Streeruwitz<br />
hier offenbart. Doch schön war wohl<br />
auch ihr Abend bei den Rotariern<br />
nicht.<br />
Renate Billeth<br />
Marlene Streeruwitz: Jessica, 30<br />
S .Fischer 2004, e 19,50 (Ö)<br />
Wie die Raben<br />
Nur ein Jahr nach „Die blauen Menschen“<br />
(Buch des Monats in an.<strong>schläge</strong><br />
10/03) beschenkt uns Malika Mokeddem<br />
mit einem neuen Roman. Die Protagonistin<br />
ist wieder eine Algerierin,<br />
die zwischen Familienhölle und<br />
blühender konservativer gesellschaftlicher<br />
Tradition ihre Freiheit erkämpft.<br />
Mokeddem gelingt es erneut, mit der<br />
Geschichte einer einzelnen Frau die<br />
Geschichte eines ganzen Landes zu erzählen,<br />
„ein Land, das sich zerstört“.<br />
Seit der Unabhängigkeit Algeriens<br />
„will bei uns jeder Chef sein … bei diesem<br />
Wettlauf um die Vorrechte gewinnt<br />
immer die Dummheit“. Dass bei<br />
diesem Wettlauf Frauenrechte auf der<br />
Strecke bleiben, ist einerseits nicht<br />
überraschend, andererseits kommt<br />
diese Tatsache in Geschichten über Algerien<br />
meist nicht vor. Malika Mokeddem<br />
wird nicht müde, in ihren Romanen<br />
diese historische Arbeit zu leisten.<br />
Und dabei bedient sie sich bewusst<br />
der wunderbaren bildhaften Sprache<br />
Algeriens (die auch in der deutschen<br />
Übersetzung ihre Wirkung hat), die gerade<br />
im französischen Exil allzuoft verloren<br />
geht. Die rechtlose Stellung ihrer<br />
Geschlechtsgenossinnen bringt auch<br />
die Protagonistin Kenzia an den Rande<br />
der Verzweiflung: „Die Frauen im<br />
Tschador sehen jetzt aus wie die Raben.“<br />
Alleine beim Vater und den Brüdern<br />
aufgewachsen, hat es Kenzia bis<br />
an die Universität in Oran geschafft.<br />
Mit einem Drittel ihres Gehaltes als<br />
Philosophiedozentin kann sie sich von<br />
ihrem Vater freikaufen, der sie der starren<br />
Tradition gemäß verheiraten will.<br />
Der Terror im eigenen Land, der zum<br />
Alltag geworden ist und immer mehr<br />
auch zur ganz persönlichen Bedrohung<br />
wird, treibt Kenzia ins französische<br />
Exil. In Frankreich erlebt sie einerseits<br />
eine bis dahin unbekannte Freiheit,<br />
andererseits gehört sie gerade<br />
hier zu den Unerwünschten – zusammen<br />
mit den anderen „Fremden“ im<br />
Ghetto am Rande der Stadt… Ein wunderbares<br />
Buch, das auch fest geschlossene<br />
Augen öffnen kann.<br />
Gabi Horak<br />
Malika Mokeddem: Zersplitterte Träume<br />
Aus dem Französischen von Barbara Rösner-Brauch.<br />
Unionsverlag 2004, e 8,90<br />
neu.land<br />
Jasmina Jankovic’<br />
Sieben Stunden, für ein Leben lang<br />
lese.zeichen<br />
Mitten in Wien. Eine Begegnung auf der so genannten<br />
Belg-Belg-Achse. Eine West-Ost-Diagonale. Das eine Belg<br />
westlich. Das andere östlich. Und Wien in der Mitte. Nein,<br />
nicht Wien-Mitte. Augarten als Begegnungspunkt. Aber<br />
nicht wie die Tiere. Nein, wie zwei Menschen, die sich ganz<br />
normal wahrnehmen, obwohl sie sich gar nicht kennen.<br />
Zwei Menschen, die sich zum ersten Mal sehen. Zum ersten<br />
Mal miteinander reden. Zum ersten Mal miteinander trinken.<br />
Sie nahmen sich einfach einen freien Tag. Einen Tag<br />
nur für sich und für einander. Zwei Menschen, für die das<br />
ganz normal ist. Zwei Menschen, die nicht verklemmt sind.<br />
Und ganz normal sagen, was sie denken. Was sie wollen.<br />
Und an diesem ver-rückten Tag auch ver-rückt sind. Verrückt<br />
aus der üblichen „Normalität“. Die es nicht erlaubt,<br />
sich einfach so Zeit zu nehmen, Zeit zu machen, Zeit zu<br />
stehlen. Für sich und für einander. Ein herrlicher Tag. Einer<br />
dieser lazy days. Und sie genießen ihn. Voll und ganz. Sieben<br />
Stunden lang verbringen sie miteinander. Sie reden<br />
über Geschichte.<br />
In beiden Belgs hatten sie, unabhängig voneinander, einen<br />
anderen Geschichtsunterricht, als dieser in dem Land war,<br />
in dem sie nun beide leben. Sie reden auch über Politik.<br />
Über Rassismus. Über <strong>An</strong>tisemitismus. Über Sexismus.<br />
Über Diktaturen und Demokratieverständnis. Und wieso es<br />
unmöglich ist, öfters solchen Menschen zu begegnen. Und<br />
sie verstehen sich prächtig. Auch im Schweigen. Und sie sagen<br />
fast gleichzeitig zueinander: Komm, legen wir uns hin.<br />
Und das machen sie. Und sie fangen an, sich gegenseitig zu<br />
berühren. Und sie werden sehr intim. Und erleben diese<br />
Stunden wie nie zuvor. Weil sie wissen, dass es einzigartig<br />
ist. Einzigartig weil einzig. Ein einziges Mal. Keine Wiederholungen.<br />
Keine gleich gesagten Sätze. Keine gleich ausgeführten<br />
Handlungen. Keine Erwartungen. Kein Wiedersehen.<br />
Nur so macht es Sinn. Nur so bleiben sie für einander<br />
da. In den Köpfen. Des einen. Und des anderen. Nach sieben<br />
Stunden. Für ein Leben lang.<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 41
Fo t o s : Fi l m l a d e n<br />
ge.sehen<br />
Aus heiterem Himmel –<br />
Tan de repente. Argentinien 2002<br />
(94 Minuten)<br />
Regie: Diego Lerman / Drehbuch:<br />
Diego Lerman und Maria Meira –<br />
noch zu sehen im Wiener Votiv Kino<br />
42 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
Argentinische Provinz<br />
Amouröse Verstrickungen zwischen zwei Lesben und einer Hetera, erzählt von einem Mann –<br />
das endet zumeist so platt, wie es klingt. Warum Diego Lermans argentinisches Roadmovie<br />
dennoch gelungen ist, erklärt <strong>An</strong>gelika Pelikan<br />
„So plötzlich“ lautet die wörtliche<br />
Übersetzung von „Tan de repente“.<br />
Ebenso plötzlich beginnt<br />
für die argentinische Dessous-<br />
Verkäuferin Marcia (Tatiana Saphir)<br />
ein neuer Lebensabschnitt. Als sie<br />
von den lesbischen <strong>An</strong>archistinnen Mao<br />
(Carla Crespo) und Lenin (Verónica Hassan)<br />
an einer Straßenecke in Buenos Aires<br />
angesprochen wird, soll sich ihr bis<br />
dahin tristes und ereignisloses Leben<br />
mit einem Schlag verändern. Denn die<br />
frustrierte Marcia wird kurzerhand von<br />
den beiden Punkerinnen entführt. Mit<br />
einem gestohlenen Taxi machen sich<br />
die drei Frauen auf den Weg ans Meer.<br />
Dieser Trip ist der Beginn einer wunderbaren<br />
Erzählung über das Leben, verschiedene<br />
Frauen und unterschiedliche<br />
Lebensphilosophien.<br />
Das Schicksal verschlägt Marcia<br />
und ihre Entführerinnen in die tiefste<br />
argentinische Provinz, wo sie auf Lenins<br />
Großmutter und deren UntermieterInnen<br />
treffen. Von hier aus nehmen die<br />
Veränderungen ihren Lauf. Die bis dahin<br />
an ein klassisches Roadmovie erinnernde<br />
Geschichte beginnt ruhiger zu werden.<br />
Alle handelnden Menschen sammeln<br />
sich in einem Haus. Hier nimmt<br />
Diego Lermans außergewöhnliche Darstellung<br />
der einzelnen Frauen und ihrer<br />
Werte ihren <strong>An</strong>fang. Gesellschaftliche<br />
Normen in ihrer konservativsten Form<br />
werden ebenso in Frage gestellt, wie die<br />
Sinnhaftigkeit des Aussteigertums oder<br />
das zwanghafte Denken in sexuellen<br />
Kategorien.<br />
Lesbische Frauen, die von sich<br />
selbst meinen, sie wären nicht lesbisch;<br />
die heterosexuelle Marcia, die Sex mit<br />
einer Frau nie auch nur annähernd in<br />
Erwägung gezogen hat und nun ihre<br />
ersten lesbischen Erfahrungen genießt;<br />
die kettenrauchende Großmutter – all<br />
diese Menschen sind in Lermans Charakterisierung<br />
trotz ihrer Paradoxien<br />
schlüssig. Sie funktionieren innerhalb<br />
der Geschichte und sind auch in der<br />
Realität denkbar. Der argentinische<br />
Film hat mit Diego Lerman einen Meister<br />
der Einfachheit gefunden. Der<br />
grobkörnig in schwarz-weiß inszenierte<br />
Film konzentriert sich mit seinen fast<br />
monoton erscheinenden Bildern auf<br />
die Zeichnung der einzelnen Charaktere.<br />
Der einzige Mann in dem Film wirkt<br />
farblos und leer, ohne Persönlichkeit.<br />
Seine Präsenz ist weder für die Handlung<br />
noch für die Entwicklung einer der<br />
Frauen notwendig. Dennoch oder gerade<br />
deswegen treten die Frauen und ihre<br />
unterschiedlichen Philosophien stärker<br />
an die Oberfläche. Diese Einfachheit<br />
macht die Handelnden in ihrer<br />
Darstellung realistischer, vertrauensund<br />
auch kraftvoller, als dies in jeder<br />
anderen aufwendigeren Inszenierung<br />
je der Fall hätte sein können. Lerman<br />
balanciert seine Heldinnen auf einem<br />
dünnen Seil, er entscheidet, ob sie fallen<br />
und in ihrer Darstellung lächerlich<br />
erscheinen oder den Seilakt mit Bravour<br />
bestehen und dem Publikum der<br />
ursprüngliche Kern jedes einzelnen<br />
Charakters vermittelt werden kann. Er<br />
bepackt jede Einzelne von ihnen noch<br />
mit zusätzlichem Ballast, bevor er sie<br />
ihren Weg bestreiten lässt. Der Drahtseilakt<br />
gelingt. Gerade der Mut zur Verletzlichkeit,<br />
das Zeigen von Verzweiflung<br />
und <strong>An</strong>gst, das gewahr Werden<br />
von Begehren, Verlusten und Enttäuschungen<br />
in der gesamten nur möglichen<br />
emotionalen Bandbreite lassen<br />
die – eigentlich schwach durch die<br />
Handlung tänzelnden – Frauen stark<br />
und heroisch erscheinen.<br />
Diego Lerman hat mit „Tan de repente“<br />
einen Film geschaffen, der Themen<br />
mit vergangener, aktueller und<br />
wahrscheinlich auch zukünftiger Relevanz<br />
anspricht, ohne diese zu kategorisieren<br />
oder lächerlich zu machen. Er<br />
stellt sie in den Raum und bietet die<br />
Möglichkeit, darüber zu reflektieren, ohne<br />
sie selbst zu bewerten. Dieser Film<br />
erzählt von Frauen, vom individuellen<br />
Sinn und den Fragen des Lebens, der<br />
Liebe und der Kraft, die in jeder/m von<br />
uns schlummert, und nur geweckt werden<br />
muss. ❚
musik.tanz<br />
11.7., 21.00, Wien<br />
ImPulsTanz. <strong>An</strong>ne Teresa De<br />
Keersmaeker & Rosas. Once<br />
Volkstheater, 7., Neustiftg. 1. T. 5233501-228<br />
od. -331, www.impulstanz.com<br />
20.+22.7., 21.00, Wien<br />
ImPulsTanz . Cie. Marie Chouinard:<br />
Chorale. Le Sacre du Printemps.<br />
Volkstheater, 7., Neustiftg. 1. T. 5233501-228<br />
od. -331, www.impulstanz.com<br />
21/23.7., 21.00, Wien<br />
ImPulsTanz . Mathilde Monnier & CCN<br />
Montpellier: Déroutes<br />
Odeon, 2., Taborstr. 10, T. 5233501-228 od. -<br />
331, www.impulstanz.com<br />
23.7., 23.00, Salzburg<br />
France Delon the Star of Travestie<br />
Cafe Zweistein, 5020, Giselakai 9, Info:<br />
www.france-delon.de od. zweistein@sbg.at<br />
und T. 0699/10195758<br />
24.7., 21.00, Wien<br />
ImPulsTanz . Mathilde Monnier & CCN<br />
Montpellier: Pièces Odeon, 2., Taborstr. 10,<br />
T. 5233501-228 od. -331, www.impulstanz.com<br />
27.+29.7., 21.00, Wien<br />
ImPulsTanz . Saskia Hölbling / Cie.<br />
Dans Kias: Superposition Corps – Die<br />
Einsamkeit des Gustave Whitehead<br />
Odeon, 2., Taborstr. 10, T. 5233501-228 od. -<br />
331, www.impulstanz.com<br />
26.7., 21.00, Wien<br />
ImPulsTanz . Mathilde Monnier & CCN<br />
Montpellier: Publique<br />
Volkstheater, 7., Neustiftg. 1. T. 5233501-228<br />
od. -331, www.impulstanz.com<br />
5.8., 21.00, Wien<br />
ImPulsTanz . Christine Gaigg & 2nd<br />
Nature Dance Group: Trike Summer<br />
Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19,<br />
T. 317 01 01, www.impulstanz.com<br />
film<br />
2.7.-15.8., Wien<br />
Kino unter Sternen. Open Air im<br />
Augarten<br />
Augarten, 2., Schüsselwiese,<br />
Eingang Gaußplatz, Filmbeginn tägl. 21.30,<br />
T. 0800/664040, www.kinountersternen.at<br />
bis 1.8., Wien<br />
Kinosommer 2004<br />
Stadtkino, 3., Schwarzenbergplatz 7-8,<br />
T. 7126276, office@stadtkino.wien<br />
theater.kabarett<br />
bis 4.7., 20.00, Wien<br />
Heißes Wasser für alle.<br />
Von Gesine Danckwart<br />
Schauspielhaus, 9., Porzellangasse 19,<br />
T. 317 01 01, www.schauspielhaus.at,<br />
tägl. außer Mo<br />
bis 12.9., Wien<br />
Sommerbühne „Theater am Spittelberg“.<br />
Vielfalt als Markenzeichen<br />
Theater am Spittelberg, 7., Spittelbergg. 10,<br />
T. 5261385, www.theateramspittelberg.at<br />
29.7-1.8., 5.-8., 12.-15., 19.-22. u. 26.-29.<br />
8., 19.30, Reichenau<br />
CASANOVAS HEIMFAHRT.<br />
R. Helga David<br />
Thalhof, Reichenau an der Rax, Thalhofstr. 23,<br />
T. 02662/43006, www.helgadavid.at<br />
seminar.workshop<br />
1.7., 17-19.00, Graz<br />
Selbsthilfegruppe: <strong>An</strong>gst- und<br />
Panikattacken<br />
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />
Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98<br />
Fo t o : M a rc Co u d ra i s<br />
ImPulsTanz<br />
2.7., 18.00, Graz<br />
Selbsthilfegruppe: Endometriose<br />
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />
Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98<br />
3.7., 10-18.00, Wien<br />
Die Kraft der Farben – Wie wir sie<br />
für unser Erscheinungsbild nutzen<br />
können. Leitung: Maria Guzmits-<br />
Akimesko und Nelly Gottswinter<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />
T. 89 58 44,www.frauensache.at,<br />
Kosten: 95.-<br />
7.7., 19.00, Graz<br />
Mammografie. Information und Diskussion<br />
für eine informierte Entscheidung.<br />
Referentin: Sylvia Groth, M.A.<br />
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />
Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98,<br />
Unkostenbeitrag: 5.-,<br />
<strong>An</strong>meldung erforderlich<br />
7.7., 20.00, Graz<br />
Selbstuntersuchung der Brust.<br />
Zyklische Veränderungen, Sensibilisierung.<br />
Vorführen und Erlernen der<br />
Brusttastuntersuchung.<br />
Referentin: Sylvia Groth, M.A.<br />
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />
Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98,<br />
Unkostenbeitrag: 10.-,<br />
<strong>An</strong>meldung erforderlich<br />
7.7+4.8, 9-10.00, Wien<br />
Pflanzenfest im Vinzenz von Paul-Park.<br />
Kräuter-Treffen mit Petra Öllinger<br />
Vinzenz von Paul-Park, 6., Garbergasse 20<br />
8.-10.7, Schloss Puchberg/Wels<br />
Mauern oder Brücken? Auswirkungen<br />
der EU-Osterweiterung auf die<br />
Frauenmigration innerhalb Europas.<br />
9. Fortbildungsseminar des<br />
Vereins LEFÖ<br />
Seminarort: Bildungshaus Schloss Puchberg/Wels,<br />
4600 Wels, Puchberg 1,<br />
T. 07242/47537, Seminarbeitrag: 190.-,<br />
<strong>An</strong>meldung: LEFÖ, 5., Kettenbrückengasse<br />
15/4, T. 5811881,<br />
www.lefoe.at<br />
12.+13.7., 17-20.00, Wien<br />
Westliche Kräuter nach der Traditionellen<br />
Chinesischen Medizin.<br />
Leiterin: Susanne Sonnleitner<br />
Volkshochschule Landstraße, 3.,<br />
Hainburgerstr. 29, T. 715 08 00,<br />
www.vhs3.vhs.at, Kosten: 24.-<br />
16.-17.7., Wien<br />
<strong>An</strong>leitung zum Selbstcoaching.<br />
Für Frauen, die sich auf den Weg<br />
machen wollen.<br />
Leitung: Maga. <strong>An</strong>drea Scheutz<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />
T. 89 58 44, www.frauensache.at,<br />
Kosten: 180.-, Fr 18-21.00, Sa 10-17.00<br />
21.7., 19.00, Graz<br />
Pap-Abstrich. Zellveränderungen<br />
am Gebärmutterhals.<br />
Referentin: Sylvia Groth M.A.<br />
Frauengesundheitszentrum Graz, 8010,<br />
Joanneumring 3, T.0316/ 83 79 98,<br />
Unkostenbeitrag: 5.-,<br />
<strong>An</strong>meldung erforderlich<br />
1.-7.8., St. Johann<br />
Literaturwoche von und für Frauen.<br />
Referentinnen: Ruth Frick-Pöder und<br />
<strong>An</strong>drea Winkler<br />
Haus der Frauen, 8222, Herberstein 7,<br />
T. 03113/2207, hausderfrauen@graz-seckau.at,<br />
Seminarbeitrag: 135.- bzw. 80.- für<br />
Studentinnen<br />
7.8.,10-17.00 , Blindenmarkt<br />
Mehr Energie mit den 5 Elementen<br />
Seminarhaus Fürholz, 3372,<br />
Fürholz 3, Kosten: 98.- Seminarverpflegung,<br />
Mittagsmenü und Seminarunterlagen<br />
13.-18.8, Nikitsch<br />
TEXT. KUNST II: Ein Lehrgang: Vier<br />
Module von Vier Autorinnen und<br />
Künstlerinnen angeboten: Lyrik,<br />
Dramatik, Klangkunst & Wort,<br />
Textkritik.<br />
Seminarhaus Energiemühle Nikitsch.<br />
Info: petra.ganglbauer@chello.at,<br />
www.energiemuehle.at/<br />
ausstellung<br />
bis 16.7., Elsbethen<br />
Philosophinnen – Liebhaberinnen<br />
der Weisheit. Die weltweit erste<br />
Ausstellung über Philosophinnen<br />
von der <strong>An</strong>tike bis zur<br />
Moderne.<br />
Treffpunkt Bildung, 5061,<br />
Raiffeisenstr. 2, T. 0662/8047-7514 od. -7520,<br />
Mo-Fr 9-12.00 und nach Vereinbarung.<br />
an.künden<br />
ImPulsTanz zeigt diesen Sommer gleich mehrere Stücke der französischen Choreographin Mathilde Monnier. In<br />
„Déroutes“ werden Beziehungsgeflechte tanzend veranschaulicht, zur Musik von PJ Harvey geht es in „Publique“<br />
schlicht um die Lust am Tanz und den Genuss, dabei zuzusehen. In „Pièces“, einem Kurzstückabend, wird Monnier<br />
selbst mit einem Solo zu sehen sein.<br />
ImPulsTanz. Mathilde Monnier & CCN Montpellier: Déroutes, 21. und 23.7.,<br />
Pièces, 24.7., jeweils 21.00, beides Odeon, 2., Taborstr. 10. Publique, 26.7., 21.00, Volkstheater, 7., Neustiftgasse 1.<br />
T. 5233501-228 od. -331, www.impulstanz.com<br />
bis 15.8., Innsbruck<br />
Ellen Gallagher<br />
Galerie im Taxispalais, 6020,<br />
Maria-Theresien-Str. 45, T.0512/5083171,<br />
www.galerieimtaxispalais.at,<br />
Di-So 11-18.00, Do 11-20.00<br />
bis 15.8., Innsbruck<br />
Laura Horelli<br />
Galerie im Taxispalais, 6020,<br />
Maria-Theresien-Str. 45, T.0512/5083171,<br />
www.galerieimtaxispalais.at,<br />
Di-So 11-18.00, Do 11-20.00<br />
bis 19.9, Innsbruck<br />
Das Unsichtbare – Einblicke in die<br />
Kulturgeschichte der Frauenunterwäsche<br />
Museum im Zeughaus, 6020,<br />
Zeughausgasse, T. 0512 / 59489 - 311,<br />
www.tiroler-landesmuseum.at,<br />
tägl. 10-17.00<br />
bis 31.10, Hittisau<br />
Göttin – Hexe – Heilerin: Zu einer<br />
Kulturgeschichte weiblicher<br />
Magie<br />
Frauenmuseum, 6952, Platz 501,<br />
T. 05513-6209-30, www.frauenmuseum.com,<br />
Do 19-21.00, Fr-Sa 16-18.00, So 15-18.00<br />
bis 1.8., Wien<br />
Kurze Karrieren. Mit Werken von<br />
Christine Kozlov, Hilka Nordhausen,<br />
Verna Pfisterer, Charlotte Poseneske<br />
u.a.<br />
MUMOK Factory, 7., Museumsplatz 1,<br />
T. 52500, www.mumok.at,<br />
Di- So 10- 18.00, Do 10-21.00<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 43
an.künden<br />
bis 4.9., Wien<br />
Elke Krystufek. The Rich Visit the Poor,<br />
the Poor Visit the Rich. Part 2<br />
BAWAG Foundation, 1., Tuchlauben 7a,<br />
T.53453-22655, Mo-Sa 10-18.00<br />
bis 15.8, Wien<br />
Der Traum des Publikums: Theresa<br />
Hak Kyung Cha<br />
Generali Foundation, 4.,Wiedner Hauptstr. 15,<br />
T. 5049880, foundation.generali.at,<br />
Di bis So 11-18.00, Do bis 20.00<br />
bis 17.9., Wien<br />
<strong>An</strong>na Mahler. Ich bin in mir selbst<br />
zu Hause.<br />
Literaturhaus, 7., Seidengasse 13,<br />
T. 52620440, www.literaturhaus.at,<br />
Mo+Mi 9-17.00, Fr 9-15.00<br />
bis 23.7., Wien<br />
Interventionen gegen Rassismen<br />
Galerie IG Bildende Kunst, 6.,<br />
Gumpendorferstr. 10-12, T. 5240909,<br />
www.igbildendekunst.at/igr<br />
bis 26.9, Wien<br />
NIKI DE SAINT PHALLE – DIE GEBURT<br />
DER NANAS<br />
Kunsthaus Wien, 3., Untere Weissgerberstr. 13,<br />
T. 712 04 95, www.kunsthauswien.at,<br />
tägl. 10-19.00<br />
bis 29.7., Wien<br />
Werkschau IX. – Friedl Kubelka –<br />
Arbeiten 1963-2003<br />
Fotogalerie Wien, WUK, 9., Währingerstr. 59,<br />
T. 4985462, www.fotogalerie-wien.at,<br />
Di-Fr 14-19.00, Sa 10-14.00<br />
1.7.-5.9., Wien<br />
Charline von Heyl<br />
Secession, 1., Friedrichstr. 12, T. 5875307,<br />
www.secession.at, Di-So 10-18.00, Do 10-20.00<br />
bis 31.10, Wien<br />
Alma Rosé – Vom Konzertsaal<br />
nach Auschwitz<br />
Jüdisches Museum Wien. 1.,<br />
Dorotheergasse 11. T.5350431, www.jmw.at,<br />
So-Fr 10-18.00, Do 10-20.00<br />
bis 31.10, Wien<br />
Wien, Stadt der Juden. Die Welt der<br />
Tante Jolesch<br />
Jüdisches Museum Wien. 1.,<br />
Dorotheergasse 11. T.5350431, www.jmw.at,<br />
So-Fr 10-18.00, Do 10-20.00<br />
lesung<br />
1.7., 19.30, Wien<br />
Furien in Ferien. Lesung und Buchpräsentation<br />
von Karin Rick<br />
Kunsthalle Wien, project space,<br />
4., Karlsplatz, Treitlstraße 2<br />
27.7., Wien<br />
Literarische Sommerabende im<br />
Café Prückl. Obsessionen alt und neu.<br />
Margot Hruby<br />
Café Prückl, 1., Stubenring 24, T. 512 61 15,<br />
www.alte-schmiede.at<br />
17.8., Wien<br />
Literarische Sommerabende im Café<br />
Prückl. Seh-N-sucht: Karin Ivancsics,<br />
Christa Nebenführ, Sylvia Treudl<br />
Café Prückl, 1., Stubenring 24, T. 512 61 15,<br />
www.alte-schmiede.at<br />
24.8., Wien<br />
Literarische Sommerabende im Café<br />
Prückl. Delikat-essen: Margit Hahn,<br />
Claudia Erdheim, Sabine Nikolay<br />
Café Prückl, 1., Stubenring 24, T. 512 61 15,<br />
www.alte-schmiede.at<br />
aktivitäten<br />
3.7., 15-16.30, Graz<br />
FrauenStadtSpaziergänge: Bildung.<br />
Leitung: Brigitte Dorfer<br />
Treffpunkt: Stadtmuseum-Innenhof, Sackstr.<br />
18, T. 0316/7160220, www.frauenservice.at<br />
44 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
5.7., 19.30, Wien<br />
Mamazonen Reloaded:„Zwischen<br />
den Welten“ – Erfahrungsaustausch<br />
für lesbische [Co]Mütter. Zum Thema:<br />
Gestaltung von Beziehungen mit<br />
<strong>An</strong>hang.<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440, www.frauensache.at,<br />
UKB: 3,6,-, <strong>An</strong>meldung erforderlich,<br />
19.30, bitte pünktlich kommen!<br />
fixtermin<br />
Montag<br />
Frauencafé<br />
autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,<br />
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,<br />
http://www.frauenzentrum.at.<br />
Jeden Mo, 18.00-22.00<br />
Politisches Café im Frauencafé<br />
autonomes FRAUEN zentrum, 4020,<br />
Humboldtstraße 43, jeden 1. Mo, ab 19.00<br />
Vereinscafé <strong>An</strong>chorage. Das Cafè der<br />
erfüllbaren Wünsche: Offen für alle<br />
Frauen und Lesben.<br />
Autonomes FrauenLesbenzentrum,<br />
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,<br />
T. 0512/ 580839, www.frauenlesbenzentrum.at,<br />
jeden Montag, Mittwoch,<br />
Freitag, 20.30<br />
Internet-Café für Frauen und<br />
Mädchen. Auch <strong>An</strong>fängerinnen.<br />
Kinderbetreuung<br />
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,<br />
T. 895 72 67. Jeden Mo 15.00-18.00<br />
Jour Fixe für lesbische Frauen<br />
über 50. Leitung: <strong>An</strong>drea Scheutz<br />
(Psychotherapeutin)<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 89 58 440, e-mail: office@frauensache.at,<br />
Jeden 1. und 3. Mo, 19.00-20.30<br />
„Lesbentutorium“ an der Uni Wien<br />
UFO, 9., Berggasse 5/24.<br />
Jeden Mo ab 19.00<br />
Offene Encounter-Gruppe für Lesben<br />
und Frauen, die sich DA nicht so<br />
sicher sind<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T.: 89 58 440, e-mail: office@frauensache.at,<br />
Jeden 2. und 4. Mo, 19.30-21.00,<br />
<strong>An</strong>m. erforderlich<br />
Tutorium für Lesben, BiFrauen und<br />
TransG an der Uni Wien<br />
UniFrauenOrt, 9., Bergg. 5/24.<br />
Jeden Montag ab 19.00<br />
„Zwischen den Welten“ – Mamazonen.<br />
Erfahrungsaustausch für lesbische<br />
[Co]Mütter.<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,<br />
T. 89 58 440, www.frauensache.at,<br />
UKB: 3,6.- pro Abend, <strong>An</strong>meldung erforderlich,<br />
jeden 1. Montag im Monat, 19.30<br />
Dienstag<br />
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.<br />
Mit Sylvia Möstl<br />
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,<br />
2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00<br />
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA<br />
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,<br />
abraxa@goplay.com. Jeden Di 14.00-18.00<br />
Dick und fit – Sport, Spiel und Körperspass.<br />
Leiterin: Karin Weingartmann<br />
8010 Graz, Volksschule Brockmanng. 119,<br />
<strong>An</strong>m. erforderlich: Frauengesundheitszentrum,<br />
Joanneumring 3, 8010 Graz,<br />
T. 0316/83 79 98-30.<br />
Jeden Di, 19.00-21.00<br />
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu<br />
sehr lieben“<br />
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,<br />
T. 0316/71 60 220, e-mail: office@frauenservice.at,<br />
Jeden Di, 19.30-21.00<br />
Geheimer Garten für Frauen und<br />
Mädchen<br />
Reichsapfelg., 15., Infos: Zeit!Raum<br />
Stadtteilprojekt, T. 895 72 67,<br />
http://www.zeitraum.co.at<br />
Gesprächsgruppe für Frauen in<br />
Patchwork-Familien<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,<br />
T. 89 58 440, <strong>An</strong>m. erf., 14-tägig<br />
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen<br />
aller Altersgruppen<br />
Autonomes Frauenzentrum, 9.,<br />
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,<br />
Info: T. 54 54 393<br />
Mittwoch<br />
Schreibwerkstatt für Frauen.<br />
Mit Fini Zirkovich<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210, Wulkalände<br />
2. Jeden Mi 19.00. <strong>An</strong>m.:T. 02626/677 10<br />
Frauencafé<br />
Jugend- u. Kulturhaus AGATHON,<br />
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,<br />
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,<br />
Jeden 1. Mi im Monat<br />
Mittwochs-Frauentratsch mit<br />
Netzanschluss<br />
Frauenberatungsstelle Freiraum,<br />
2620 Neunkirchen, Wiener Str. 4/9,<br />
T. 02635/61125, e-mail: freiraumfrauen@utanet.at.<br />
Jeden 1. Mi im Monat<br />
Transgendertreff<br />
HOSI Vereinszentrum,<br />
5020, Müllner Hauptstr. 11,<br />
T. 0662/43 59 27 - 27, www.hosi.or.at,<br />
jeden 2. und 4. Mittwoch ab 20.00<br />
Dick und fit – Schwimmen.<br />
Leiterin: Karin Weingartmann<br />
Schwimmhalle ATG, 8010 Graz,<br />
Kastellfeldg. 8, <strong>An</strong>m. erforderlich:<br />
Frauengesundheitszentrum,<br />
Joanneumring 3, 8010 Graz,<br />
T. 0316/83 79 98-30. Jeden Mi, 17.00-18.00<br />
Dein Körper – Deine Verbündete.<br />
Leitung: <strong>An</strong>drea Scheutz (Psychotherapeutin)<br />
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29.<br />
T. 89 58 440, e-mail: office@frauensache.at,<br />
Jeden 2. Mi, 18.00-19.30, <strong>An</strong>m. erforderlich!<br />
Frauen-Treffpunkt<br />
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,<br />
T. 581 09 60, UKB eur 1,50, Jeden Mi 18-20,<br />
keine <strong>An</strong>m. erf., Kekse/Tee willkommen<br />
Frauenfest im U4<br />
U4, 12., Schönbrunner Str. 222.<br />
Jeden 1. Mi im Monat, ab 22.00<br />
Gesprächsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Gewalterfahrungen.<br />
Leitung: Bettina Reisch.<br />
Räumlichkeiten des Notrufs,<br />
17., Telefonische <strong>An</strong>meldung: T. 5232222,<br />
www.frauenweb.at/notruf<br />
Dauer: 1 Jahr, 14tägig.<br />
Kostenbeitrag: 16.-/ Termin.<br />
Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-<br />
BALLerinas<br />
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,<br />
Garderobe 2, http://aufschlag.gay.or.at,<br />
Training jeden Mi 19.30-21.30<br />
Lesbengruppe<br />
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,<br />
T. 216 66 04, http://www.hosiwien.at,<br />
Jeden Mi ab 19.00<br />
Morgengruppe „Carpe diem“ –<br />
Körpertherapeutisch orientierte<br />
Jahresgruppe für Frauen.<br />
Leiterin: Renate Frotzler-Dittrich<br />
Verein „Frauen beraten Frauen“, 6.,<br />
Lehárgasse 9/2/17, Voranm.: T. 587 67 50,<br />
UKB eur 11, Jeden Mi 9-10.30,<br />
Einstieg jederzeit möglich<br />
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen<br />
und Frauen in Trennungssituationen<br />
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen,<br />
1., Stephanspl. 6/V/30. Jeden 1. u. 3. Mi,<br />
18.00-20.00, <strong>An</strong>m. Frauen beraten<br />
Frauen, T. 587 67 50<br />
Offenes Atelier für Frauen. Leitung:<br />
<strong>An</strong>na Rakos (Kunsttherapeutin)<br />
Hofstattgasse 15/10, 18., Info und<br />
<strong>An</strong>meldung: , T. 478 63 88, Kosten: eur 15,pro<br />
Abend (Material inbegriffen),<br />
jeden 1. Mi von 19.00-21.00<br />
Que(e)r-Beisl<br />
Ernst Kirchweger Haus, 10., Wielandgasse<br />
2-4, http://www.raw.at,<br />
Jeden Mi, 18.30-24.00<br />
Donnerstag<br />
HelpChat „Halt der Gewalt“<br />
Der Helpchat: http://www.haltdergewalt.at<br />
bietet anonyme Hilfestellung.<br />
Jeden Do 20-23.00<br />
Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs<br />
für Frauen. Leiterin: Theresia<br />
Blatnek-Wondraczek<br />
<strong>An</strong>m.: Frauenberatung Zwettl, 3910,<br />
Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0.<br />
Do 19.00-20.00<br />
„Komm Oma – surf mit mir!“<br />
Internet-Café für Jung und Alt<br />
Frauentreff Rohrbach, 4150, Stadtplatz 16,<br />
T. 07289/66 55, keine <strong>An</strong>m. erforderlich,<br />
Surfgebühr: eur 1,50/h,<br />
Jeden Donnerstag, 15-18.00<br />
Regenbogen Stammtisch<br />
Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,<br />
Vorstadt 18, T. 0699/11 34 12 14. Ab 20.00<br />
Lesbenabend<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020,<br />
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27 - 27,<br />
www.hosi.or.at,<br />
jeden 3. Donnerstag ab 19.00<br />
Offener Abend<br />
Hosi-Lokal, 6020, Innrain 100,<br />
www.queertirol.com, T. 0512-562403,<br />
jeden Donnerstag, 20.30<br />
HOSI-Jugendabend<br />
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,<br />
Jeden Do ab 19.00<br />
Muttertag.<br />
Kostenlose Kinderbetreuung<br />
<strong>An</strong>m.: ega, 6., Windmühlg. 26,<br />
T. 589 80/0. Jeden Do 14.00-19.00<br />
Psychotherapeutische Selbsterfahrungsgruppe<br />
für Frauen, Lesben und<br />
Mädchen mit Barbara Tiwari<br />
FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6,<br />
Eingang Prechtlg., T. 402 87 54,<br />
Jeden Do 17.30-19.00<br />
schmökern, gustieren, plaudern,<br />
Tee trinken, Bücher kaufen<br />
Buchhandlung Frauenzimmer,<br />
7., Zieglergasse 28, T. 522 48 92,<br />
e-mail: frauenzimmer@aon.at.<br />
Jeden Do bis 21.00<br />
Widerstandslesung. Künstlerische<br />
Beiträge (lesen, spielen, singen,<br />
feuerschlucken etc.) willkommen:<br />
http//www.awadalla.at/el/kalender.at<br />
Botschaft der besorgten Bürgerinnen,<br />
1., Ballhausplatz 1a. Jeden Do 17.00-19.00<br />
Freitag<br />
Treffpunkt für junge Lesben bis 25<br />
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,<br />
T. 0732/60 98 98. Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00<br />
Welser Frauen-Stammtisch –<br />
gemütlicher Frauentreffpunkt<br />
Schubert-Stüberl, 4600 Wels,<br />
Schubertstr. 13. Jeden 4. Fr. ab 20.00<br />
Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen –<br />
der Abend für Lesben und<br />
Freundinnen<br />
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldg. 24,<br />
meist einmal im Monat, 19.00-23.00,<br />
Info unter T. 0316/36 66 01<br />
Internet-Café von Frauen für Frauen<br />
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer<br />
Str. 83, T. 595 21 55.<br />
Jeden Fr 13.00-19.00, jeden letzten<br />
Fr speziell für Mädchen<br />
Offenes Treffen feministischer<br />
Migrantinnen<br />
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,<br />
jeden 1. Fr im Monat<br />
Samstag<br />
Club <strong>An</strong>derwelt<br />
6., Theobaldg. 10,<br />
Jeden 2. Sa, ab 22.00<br />
Frauenclub...just the girls<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6, Eingang<br />
Prechtlg., T. 402 87 54, Jeden 1. Sa ab 21.00<br />
Homoriental. Der multikulturelle<br />
Club für ein lesbisch/schwules<br />
Publikum und FreundInnen<br />
Club Massiv 3., Untere Weissgerberstr. 37,<br />
homoriental@gmx.net,<br />
Clubmitgliedschaft/Nacht: 6,50.-,<br />
jeden 2. Samstag<br />
Borges
Sonntag<br />
HOSI Sonntagsbrunch @Café<br />
Steinschlag<br />
Café Steinschlag, 5020, Glockengasse 4,<br />
Frühstücksbuffet und Kaffee/Tee.<br />
UKB: 7,-/5,- (HOSI Mitglieder),<br />
jeden 3. Sonntag, 11.00<br />
Labrys Lounge<br />
Café Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20,<br />
Kontakt: Verein Labrys, Martina Kump,<br />
http://www.labrys.gundl.at, e-mail:<br />
labrys@gundl.at. Jeden ersten Sonntag<br />
im Monat, 18.00<br />
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und<br />
interessierte Frauen<br />
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2,<br />
T. 05574/45 538, e-mail: frauengetriebe<br />
@aon.at. Jeden 1. So ab 11.00<br />
Frauenbadefreuden<br />
Badehaus Sargfabrik, 14.,<br />
Goldschlagstr. 169, www. sargfabrik.at,<br />
Eintritt: 14.-. Bitte um <strong>An</strong>meldung<br />
bis jeweils Samstag! Per E-Mail:<br />
sonja.c@gmx.at oder<br />
Telefon: 01/ 988 98 - 214,<br />
jeden 3. Sonntag<br />
Rosa’s TanzBar. Tanzvergnügen für<br />
Lesben und Schwule. Standard und<br />
Latein-Tanz zu ausgesuchten<br />
Lieblingsmelodien<br />
Cheek2Cheek, 8, Lange Gasse 50,<br />
19.00 UKB: +5,-, RosasTanzBar@gmx.at;<br />
www.cheek2cheek.at.<br />
Jeden 4. Sonntag im Monat!<br />
Selbsthilfegruppe <strong>An</strong>onyme<br />
Ess-Süchtige<br />
13., St. Veitg. 25, jeden So 19.30,<br />
T.: 0676/78 79 144<br />
Weiber-Frühstück: Videos,<br />
Diskussiom, Provokatiom, feministische<br />
Literatur, veganes Buffet<br />
E.K.H., 10., jeden 1. So<br />
Nach Vereinbarung<br />
Frauenberatung<br />
Verein Frauen für Frauen Burgenland,<br />
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;<br />
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01<br />
Frauenleserunde<br />
Literaturhaus Mattersburg, 7210,<br />
Wulkalände 2,<br />
Infos: 02626/67 71 012<br />
Psychologische, juristische und<br />
arbeitsmarktpolitische Beratung<br />
sowie Sozialberatung für Frauen<br />
Die Tür - Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg,<br />
Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670;<br />
7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,<br />
T. 02682/66 124<br />
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge<br />
für Frauen. Auch muttersprachliche<br />
Beratung<br />
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,<br />
Raugasse 16, T. 02622/825 96.<br />
Mo, Do, Fr 9.00-12.00, Di 17.00-20.00<br />
Beratung im Schwangerschaftskonflikt,<br />
bei Verhütungsfragen und<br />
Essstörungen<br />
ISIS, 5020 Salzburg, Willibald Hauthalerstraße<br />
12, T. 0662/44 22 55<br />
Ganzheitliche Beratung zu Wechseljahren,<br />
Brustveränderungen,<br />
Myomen, u.a.m.<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, kostenlos<br />
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums<br />
Graz<br />
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400,<br />
Mo, Do 16.00-19.00; Mi 9.00-12.00<br />
Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis<br />
(eur 1,50), Hilfe zur Selbsthilfe<br />
und Infos zu Schwangerschaftshilfen<br />
und/oder Schwangerschaftsabbruch<br />
Philosophinnen<br />
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98,<br />
Mo-Mi und Fr 9.00-13.00, Do 15.00-19.00<br />
Verhütung für Frauen.<br />
Mit Monika Vucsak<br />
<strong>An</strong>m.: Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,<br />
Joanneumring 3, T. 0316/83 79 98, eur 5<br />
Arbeitsgruppe für Frauen mit<br />
sexuellen Missbrauchserfahrungen<br />
in der Kindheit<br />
Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse<br />
5/7, Info: T. 0676/717 29 67<br />
Beratung, Kurse, Information für<br />
geistig oder mehrfach behinderte<br />
Frauen und ihre <strong>An</strong>gehörigen<br />
Verein Ninlil, 3., Hetzg. 42/1,<br />
T. 714 39 39<br />
Einzelberatung für Frauen in<br />
Krisensituationen<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!,<br />
Tel. Beratung Di 10.00-12.00 u. Do. 14.00-<br />
16.00 unter T. 476 15/57 75 sowie<br />
unter fem@aon.at<br />
Help – Schnelle Hilfe für junge Leute –<br />
Alles muss man nicht alleine schaffen!<br />
Leiterin: Martina Nöster,<br />
Kinder- u. Jugendpsychotherapeutin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 476 15/57 72, Erstgespräch kostenlos,<br />
weitere eur 4,-<br />
Körper(Wohl-)Gefühle – Lerne,<br />
Dich in Deinem Körper wohl zu<br />
fühlen, Leiterin: Martina Rainer,<br />
Shiatsu-Praktikerin<br />
F.E.M, 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 476 15/5771, UKB eur 23<br />
Mädchenworkshop: Besuch bei der<br />
Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Medizinische Sprechstunde für<br />
Mädchen und Frauen mit<br />
Essstörungen<br />
<strong>An</strong>m.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,<br />
T. 476 15/57 71<br />
Schlank & glücklich?<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, Workshop n. V.,<br />
<strong>An</strong>m./Info: 476 15/57 71<br />
Sexualberatung – Was Sie schon<br />
lange oder gerade jetzt dringend<br />
besprechen wollten. Leitung: Julia<br />
Kastenhuber, Psychologin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/57 71,<br />
UKB eur 10,-/Einzel-oder Paar<br />
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co“<br />
Leiterin: Martina Nöster, Psychotherapeutin<br />
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 476 15/5772<br />
radio.fixtermin<br />
jeden 1. Mo 18.00-19.00<br />
Khorschid Khanum – die persischsprachige<br />
Frauensendung<br />
Radio Orange 94 MHz (Telekabel Wien 92,7)<br />
Di 18.00-19.00<br />
ta mera – an Orten wie diesen. Von Frauen<br />
für Frauen. Von Lesben für Lesben.<br />
Radio Orange 94 Mhz<br />
Mi 20.05-20.20<br />
Das Frauenzimmer. Die Plattform für<br />
eine frauenspezifische Information<br />
Freies Radio Salzburg, FM 94 MHz<br />
Mi 17.00-18.00<br />
femme totale – feministisches<br />
Radioprogramm<br />
radio helsinki , 92,6 Mhz (Graz)<br />
Mi 18.00-19.00<br />
Abwechselnd: orangina – Fanzine zu<br />
Mädchennetzwerken in der Subkultur/<br />
bauch.bein.po – Die Sendung für die<br />
ganze Frau<br />
Radio Orange 94 MHz<br />
Do 18.00-19.00<br />
HOSI Lesbenradio (jeden 1. Do),<br />
La manifesta (2. Do),<br />
Görls linkup (3. Do),<br />
Lourdes (4. Do)<br />
Radio Orange 94 Mhz<br />
Fr 16.30-17.30<br />
SPACEfemFM.<br />
Frauenradio<br />
Radio FRO, 105 MHz (Linz).<br />
Jeden 1. u. 3. Fr.<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Abwechselnd: Dyketime –<br />
Radiomagazin für Lesben/<br />
Frauenforum<br />
radio helsinki,<br />
92,6 MHz (Graz)<br />
Fr 18.00-19.00<br />
Radio UFF. Das Radio des Unabhängigen<br />
Frauenforums<br />
Radio Orange 94 MHz,<br />
jeden 2. Fr.<br />
tanz.fest<br />
1.-3.7., Wien<br />
EKHaus- und Hoffest<br />
EKH, 10., Wielandgasse 2-4,<br />
www.med-user.net/ekh<br />
an.künden<br />
„Erinnern – sag ich – wird sich so manch einer noch an uns.“ Diese Prophezeiung Sapphos hat sich nicht bewahrheitet;<br />
Denken und Werke von Frauen aller Jahrhunderte blieben meist unbeachtet und ungewürdigt. Die erste<br />
Ausstellung über Philosophinnen von der <strong>An</strong>tike bis zur Moderne hat es sich zur Aufgabe gemacht, das zu ändern<br />
und portraitiert Philosophinnen und ihre Philosophien – von Aspasia über Milet bis zu Judith Butler.<br />
Treffpunkt Bildung, Raiffeisenstr. 2, 5061 Elsbethen, bis 16.7., Mo-Fr 9-12.00 und nach Vereinbarung: T. 0662/8047-7520 oder 7514<br />
juli august 2004an.<strong>schläge</strong> 45
an.künden<br />
Collagen<br />
„Mein Leben ist mein Kunstwerk“ Diesem Leitsatz folgend, richtete Elke Krystufek<br />
ihren Blick bislang vor allem auf sich selbst. Die Werke der Austellung der Bawag<br />
Foundation „The Rich Visit the Poor, the Poor Visit the Rich. Part 2“ haben einen anderen<br />
Fokus. Krystufeks Collagen zeigen die Menschen, die sonst noch zu diesem<br />
Leben gehören: KünstlerInnen, GaleristInnen, KuratorInnen.<br />
Bawag Foundation, 1010 Wien, Tuchlauben 7a, bis 4.9., Mo bis Sa 10-18.00, Eintritt frei<br />
2.7., Wien<br />
Lesben und Ökonomie.<br />
Referentin: Karin Schönpflug<br />
Rosa Lila Villa, 6., Linke Wienzeile 102,<br />
T. 586 8150<br />
2.7., 20.00, Wien<br />
Solidaritätsfest<br />
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/6,<br />
Eingang Prechtlg., T. 402 87 54<br />
3.7., 19.00, Wien<br />
sistaDance-Clubbing im FZ. Wiederholungskonzert<br />
von frauen.stimmen:<br />
„Lesben lasst das Klagen“ oder:„Susi<br />
Meier will lieber Schokolade“,<br />
Vorgruppe: Familie Obermaier<br />
FZ-Bar, 9., Währingerstr. 59/6,<br />
Eingang Prechtlg., T. 402 87 54<br />
3.7., 22.00, Innsbruck<br />
QUEERATTACK! Die les-bi-schwule<br />
Clubnacht Tirols<br />
HAFEN - Innrain 149, 6020,<br />
(Sub-)Location: Crash (Nordeingang),<br />
office@queertirol.com<br />
16.7., Wien<br />
Sommerfest in der Villa<br />
Rosa Lila Villa,<br />
6., Linke Wienzeile 102,<br />
T. 586 8150<br />
46 an.<strong>schläge</strong>juli august 2004<br />
17.7., 20.00, Salzburg<br />
Sommerfest der Jungen HOSI<br />
HOSI Vereinszentrum, 5020,<br />
Müllner Hauptstr. 11,<br />
T. 0662/43 59 27 - 27,<br />
www.hosi.or.at<br />
31.7., 21.00, Innsbruck<br />
FrauenLesbenDisco<br />
VZ Sinne, Wilhelm-Greil-Str.23,<br />
Info:www.frauenlesbenzentrum.at<br />
diverses<br />
bis 18.7., Salzburg<br />
Sommerszene 04<br />
Salzburg, Info: www.sommerszene.net<br />
bis September<br />
Floridsdorf feiert 100 Jahre –<br />
Festival 21<br />
21., T. 0699/10313742,<br />
www.festival21.at<br />
3.7., ab 15.00, Salzburg<br />
Unite Parade<br />
Salzburg, vom Mirabellplatz zum<br />
Messezentrum, Start 15:00 Uhr,<br />
www.uniteparade.net<br />
6.7., 13.30-17.30, Wien<br />
Resisdanse XX-Competition.<br />
Vorführung von Bildern und Videos<br />
vom ersten Women-Only-Tanzturnier<br />
Österreichs (April 2004) bei Kaffee<br />
& Kuchen<br />
Hosi-Zentrum, 2.,<br />
Novaragasse 40, UKB: 2.-<br />
7.7., 19.30, Graz<br />
Grillabend feel free<br />
Steirisches Schwulen- & Lesbenzentrum,<br />
Rapoldgasse 24, T. 0316/ 36 66 0,<br />
UKB: 7.-<br />
29.7.-1.8., München<br />
Eurogames<br />
München, Info: 2004.eurogames.info/<br />
31.7.-7.8, Attersee<br />
European Youth Summermeeting 04<br />
for young LESBIANS, gays,<br />
bisexuals and friends<br />
Europacamp am Attersee. Infos und<br />
Online-<strong>An</strong>meldung: www.hosilinz.at<br />
Redaktionsschluss<br />
Termine 9/04: 11.08.04<br />
termine@anschlaege.at<br />
Co l l a g e : E l ke K r y s t u fe k 2 0 0 4<br />
aus.blick<br />
comic<br />
an.<strong>schläge</strong> im september<br />
Gender Trouble in Japan<br />
Mädchen in Hosenrollen, Zwitterwesen, zärtliche<br />
schwule Jünglinge: Geschlechterverwirrungen in<br />
japanischen Mädchencomics.<br />
thema<br />
Tanz-Performance-Theater<br />
Ein feministischer Blick auf zeitgenössische Tanzfestivals<br />
zwischen Wien und Hamburg: <strong>An</strong>alysen<br />
zu Körper, Sexualität und Weiblichkeit.<br />
gesellschaft<br />
Mädchenkäfig<br />
Mädchengerechte Parks sollen die Ungleichverteilung<br />
auf Wiens Spielflächen wieder ins Lot bringen:<br />
Eine Aktion im 20. Bezirk zeigt wie’s geht.<br />
an.<strong>schläge</strong> gibts in folgenden Buchhandlungen<br />
Winter<br />
Zentralbuchhandlung<br />
Ebbe & Flut<br />
Südwind<br />
Frauenzimmer<br />
Kunsthalle Shop<br />
Riedl<br />
Averroes<br />
Leporello<br />
Löwenherz<br />
Südwind<br />
Kulturver. Waschaecht<br />
1010<br />
1010<br />
1030<br />
1070<br />
1070<br />
1070<br />
1080<br />
1090<br />
1090<br />
1090<br />
1090<br />
4600<br />
Landesgerichtsstr. 20<br />
Schulerstr. 1-3<br />
Radetzkystr. 11<br />
Mariahilferstr. 8<br />
Zieglergasse 28<br />
Museumsquartier<br />
Alser Str. 39<br />
Schwarzspanierstr. 20<br />
Liechtensteinstraße 17<br />
Berggasse 8<br />
Schwarzspanierstr. 15<br />
Dragonerstr. 22
Abgewetzt<br />
Die Lieblinge der an.<strong>schläge</strong>-Frauen<br />
Er redet nicht oft. Und selbst wenn, dann<br />
versteht ihn niemand. Kenny, der kleine Kerl<br />
mit der orangefarbenen Kaputze und den<br />
großen Glubschaugen. Er lebt in Southpark<br />
und – ach, wie arm – er stirbt beinahe in jeder<br />
Folge der Serie aufs Neue. Wenn nicht<br />
gerade Weihnachten ist, denn da durfte er<br />
den Abspann erleben. Seit einigen Jahren<br />
ziert er meinen Schlüsselbund. Und wenn<br />
ich möchte, quetsche ich ihn und lasse ihn<br />
quietschen. Martina Madner<br />
Tiere in Echt<br />
Als der Schnee die Fenster verpickte und mein<br />
drei Jahre alter Sonnenschein und ich es uns<br />
bei Keksen und Bilderbüchern gemütlich<br />
machten, träumten wir davon: All die Tiere, die<br />
er nur aus diesen Büchern kennt, wollen wir<br />
mal ganz in Echt sehen. Versprochen. Und das<br />
wird nicht gebrochen. Seither gehört „Schönbrunn“<br />
zum aktiven Wortschatz und nachdem<br />
der Schnee geschmolzen und der Regen wärmer<br />
geworden ist, solls endlich los gehen. Nur<br />
eine Stunde Autofahrt trennt uns noch von<br />
der großen Stadt und dem grööööößten Bilderbuch,<br />
das mein Sonnenschein je gesehen<br />
hat. Und ich werde stundenlang auf alle Arten<br />
von Warum-Fragen <strong>An</strong>tworten finden dürfen.<br />
„Warum ist der Elefant grau?“ – Berechtigte<br />
Frage. Gabi Horak<br />
für die Sommerpause!<br />
Im Koffer<br />
Dass ich diesen Sommer als Arbeitsmigrantin<br />
endlich wieder an meinem Lieblingsort Venezuela<br />
– also zuhause – verbringen kann, freut<br />
mich total. Deshalb packe ich alle meine Lieblingsdinge<br />
in meinen Koffer: Am liebsten trage<br />
ich afrikanische und indische Kleider oder<br />
Handtaschen sowie venezolanische und brasilianische<br />
Modeschuhe.Was wohl Ferrero Waldner<br />
und Margot Klestil-Löffler dazu sagen würden?<br />
Natürlich nehme ich auch Bücher mit,<br />
darunter auch mein Lieblingsbuch „Wie Frauen<br />
sich sehen. Selbstbildnisse aus fünf Jahrhunderten“<br />
von Frances Borzello – und schon ist<br />
kaum mehr Platz im Koffer... Zoraida Nieto<br />
Gemeinsam statt einsam<br />
Community Building an der Peripherie von<br />
Mainstream und Macht: Gruppengründungen<br />
fördern; noch nicht vorhanden gewesene<br />
oder ins Stocken geratene Kommunikationen<br />
in Fluss bringen. – Ich bin begeisterte minderheitenpolitische<br />
Kupplerin. <strong>An</strong>getrieben von<br />
tiefer Sehnsucht nach einer Gesellschaft, die<br />
es (noch) nicht gibt und wahrscheinlich nie<br />
geben wird. Helga Pankratz<br />
Bäriges zum Lesen<br />
In „Die Farben des Eises“ von Audrey Schulman<br />
– dem Buch, das ich am Häufigsten gelesen habe<br />
– wird die Geschichte einer Naturfotografin<br />
erzählt. Unter beinahe unwirklichen Bedingungen<br />
fotografiert sie Eisbären in ihrem Winterquartier.<br />
Dieses Buch hat für mich selbst nach<br />
dem zehnten Mal Lesen nichts von seiner Faszination<br />
verloren. Svenja Häfner<br />
Prinzipiell niemals!!!<br />
Die Tagebücher der <strong>An</strong>aïs Nin. Alle vier Bände<br />
habe ich. In Buchfolie eingebunden, damit ihnen<br />
keine Buchseite gekrümmt wird. <strong>An</strong>gekritzelt<br />
und mit Leuchtstift bearbeitet sind die Seiten<br />
– gegen mein sonstiges Prinzip: Niemals (!)<br />
in ein Belletristik-Buch zu „schmieren“. Aber die<br />
Tagebücher sind eh vielmehr Ratgeber,Vermittlerinnen<br />
von „Ich-weiß-wie-das-ist-Gefühlen“<br />
sowie Einblick in das Leben einer fragil<br />
wirkenden und stark lebenden Frau. Stark bin<br />
ich auch, wenn mich Freundinnen fragen, ob<br />
ich ihnen den einen oder anderen Band borge,<br />
und ich sie dann gegen mein sonst altruistisches<br />
Wesensprinzip enttäuschen muss:<br />
Niemals! Petra Öllinger<br />
Auf den Hund gekommen<br />
Mein Lieblingsding liegt seit einer Stunde tiefgefroren<br />
im Kühlfach. Ein alter Hund. Ich habe<br />
ihn mir zugelegt, nachdem mein anderer<br />
Hund, mein echter Hund, gestorben war. Auf<br />
den Hund bin ich bei der Puppendoktorin in<br />
meiner Gasse gekommen. Nun haben ihn die<br />
Motten entdeckt. Die im Gefrierfach sterben<br />
sollen. So der Plan. Wenn er wieder aufgetaut<br />
ist, wird der Hund wieder seinen Platz am<br />
Sofa einnehmen. Und mich manchmal daran<br />
erinnern, wie es war, ein Mädchen zu sein und<br />
einen Hund zu haben. Verena Fabris<br />
Klein und Grün<br />
Mein Lieblings-Ding ist immer für mich da,<br />
wenn ich es brauche. Es ist mir nie im Weg oder<br />
langweilt mich. Es wartet still, bis ich es wieder<br />
mal in die Hand nehme. Aber oft packt mich der<br />
Übermut und ich nehme es mir ganz spontan,<br />
ohne Vorwarnung, das macht den meisten<br />
Spass. Es ist klein, schnell und sehr grün, mein<br />
Auto – absolutes Lieblingsding. Bettina Surtmann
2<br />
Kaiserappartements · Sisi Museum · Silberkammer<br />
Hofburg · A-1010 Wien · Eingang Michaelerkuppel<br />
www.hofburg-wien.at · e-mail: info@hofburg-wien.at · Info-Tel. +43/1/5337570<br />
Öffnungszeiten täglich von 9.00 – 17.00 Uhr (Juli und August bis 17.30)<br />
an.<strong>schläge</strong> Nr. 07 08/04, juli august 2004/18. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M