Was Thüringen bewegt
WIRTSCHAFTSSPIEGEL Thüringen 05/15
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Automotive<br />
land mit Vor-Ort-Produktion.“ Aller -<br />
dings bleibe nicht mehr viel Zeit, um<br />
mit TTIP wichtige weltweite Maßstäbe<br />
zu setzen, die Verhandlungen sollten<br />
daher zügig vorangetrieben werden.<br />
VDA-Vize Arndt G. Kirchhoff lenkte den<br />
Fokus auf wettbewerbsfähige Standorte<br />
in Deutschland. „Im Mittelpunkt stehen<br />
erstens Internationalisierung und Loka -<br />
lisierung sowie zweitens Standort si -<br />
cherung. Aber sind das wirklich zwei<br />
Seiten? Haben wir nicht in den letzten<br />
zwei Jahrzehnten – Automobilhersteller<br />
und Zulieferer – mit unseren Standor -<br />
ten in Deutschland erheblich von den<br />
internationalen Erfolgen und den damit<br />
verbundenen Investitionen auf Wachs -<br />
tums märkten profitiert? Oder anders<br />
gefragt: Sind die internationalen Erfolge<br />
der deutschen Automobilindustrie und<br />
das Profitieren von wachsenden Märk -<br />
ten nicht überhaupt nur denkbar, solange<br />
wir wettbewerbsfähige Standorte<br />
hier in Deutschland haben? Mit Blick<br />
auf Wettbewerber in anderen europäischen<br />
Ländern kann die Antwort nur<br />
lauten: Ja! Die starke Position, die sich<br />
die deutschen Unternehmen erarbeitet<br />
haben, liegt in der Internationalisierung<br />
begründet“, so Kirchhoff.<br />
Sie sei somit eine der Hauptursachen<br />
für den Erfolg der mittelständischen<br />
und oft familiengeführten Unterneh -<br />
men in Deutschland. Die Familien unter -<br />
nehmer seien fest verwurzelt mit den<br />
heimischen Standorten, sie sind und<br />
bleiben Ausgangsbasis für Wachstum.<br />
Das Verharren in einer bislang vielleicht<br />
noch lukrativen Nische am heimischen<br />
Standort könne jedoch kein Zu kunfts -<br />
modell sein, so Kirchhoff weiter: „Un -<br />
sere Unternehmer wissen: Auch kleinere<br />
Zulieferer müssen sich international<br />
orientieren.“<br />
Barb Samardzich, Chief Operating Of -<br />
ficer (COO) Ford of Europe, sprach auf<br />
dem VDA-Mittelstandstag über die neuen<br />
Megatrends, die sich auf die Zukunft<br />
der Mobilität auswirken werden, und<br />
über die Sichtweise von Ford auf künftige<br />
Innovationen im Verkehrswesen.<br />
Dabei fokussierte sie auf wichtige industrielle<br />
Trends, Technologien und<br />
Innovationen von „Big Data“ – über positive<br />
Kundenerlebnisse und Konnek -<br />
tivität bis hin zum autonomen Fahren.<br />
Anhand dieser Themenfelder erläuterte<br />
sie, wie Ford gemeinsam mit seinen<br />
Ent wicklungs- und Zuliefer partnern an<br />
neuen Projekten arbeitet. Ziel dabei sei<br />
es, in allen Fahrzeugsegmenten bezahlbare<br />
und nachhaltige Technologie-Neu -<br />
heiten für vernetzte, effiziente Mobi -<br />
litätslösungen zu schaffen. Außerdem<br />
sprach Barb Samardzich auch über die<br />
Pläne zur Weiter entwicklung von Ford<br />
in Europa, in deren Mittelpunkt die<br />
Themen Kosten, Qualität und Produkt<br />
stehen.<br />
Dr. Karl Pall, Director Brand Solutions,<br />
Google Europe, sprach über „Unter -<br />
nehmerische Chancen in einer digitalisierten<br />
Welt“ und betonte: "Noch vor<br />
wenigen Jahren waren Tablets, Smart -<br />
phone und kabelloses Internet Science<br />
Fiction. Heute trägt fast jeder einen<br />
Supercomputer in der Tasche. Groß -<br />
konzerne – aber auch Mittelständler –<br />
sollten die Chancen der neuen<br />
Technologien für sich nutzen und prüfen,<br />
wie sie ihr Geschäftsmodell weiterentwickeln<br />
können. Um die digitale<br />
Transformation zu meistern, braucht es<br />
die drei M: Mindset, Manager und<br />
Mitarbeiter. Digitalisierung muss ‚von<br />
oben‘ gelebt werden. Ein Chief Digital<br />
Officer kann Marketing-, Vertriebs- und<br />
IT-Kompetenz vereinen. Und nicht zuletzt<br />
braucht ein Unternehmen im digitalen<br />
Zeitalter motivierte Mitarbeiter,<br />
die sowohl die Kompetenz als auch die<br />
Freiheit haben, Entscheidungen zu treffen.“<br />
Peter Fuß, Senior Advisory Partner<br />
Automotive, Ernst & Young (EY), präsentierte<br />
auf dem Mittelstandstag die<br />
Ergebnisse der neuen Studie „Auto -<br />
mobil standort Deutsch land 2015 –<br />
Status quo und neue Heraus for de -<br />
rungen“, die Ernst & Young im Auftrag<br />
des VDA erstellt hat. Der aktuelle<br />
Befund ist erfreulich: Die deutsche<br />
Automobilindustrie hat sich in den letzten<br />
Jahren nicht nur international, sondern<br />
auch am Standort Deutschland positiv<br />
entwickelt. Seit 2006 stieg die<br />
Beschäftigung in der deutschen Auto -<br />
mobilindustrie um sechs Prozent, der<br />
Umsatz sogar um mehr als ein Viertel.<br />
Und Deutschland wird von den befrag-<br />
ten internationalen Auto mobil mana -<br />
gern weiterhin als attraktiver Standort<br />
angesehen.<br />
Dennoch dürfe sich Deutschland nicht<br />
auf dem Erreichten ausruhen: „Die<br />
Energie- und Arbeitskosten in der deutschen<br />
Automobilindustrie sind im internationalen<br />
Vergleich bereits sehr hoch<br />
.Matthias Wissmann, VDA-Präsident.<br />
Inländische Standorte auch<br />
künftig sichern.<br />
– und hohe Tarifabschlüsse erhöhen<br />
noch den Druck auf Hersteller und Zu -<br />
lieferer, weiter Kosten zu senken“, heißt<br />
es in der Studie. Die Aufgabe, einen<br />
möglichst großen Anteil der Pro duktion<br />
am Standort Deutschland zu halten,<br />
werde nur unter wettbewerbsfähigen<br />
politischen Rahmenbedingungen und<br />
mit ständigen Kostensenkungs- und<br />
Effizienzsteigerungsmaßnahmen zu<br />
leis ten sein. Unter Zulieferern werde<br />
der hohe Kosten- und Innovationsdruck<br />
aller Voraussicht nach den Weg für weitere<br />
Konsolidierungen ebnen, so die<br />
Studie, für die eine Befragung von 300<br />
Unternehmen der weltweiten Auto -<br />
mobil industrie, davon über 90 Prozent<br />
Zulieferunternehmen, durchgeführt<br />
wur de. (em/tl)<br />
www.vda.de<br />
Foto: VDA<br />
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