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MOTORRAD Classic 5/2015

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5/<strong>2015</strong><br />

www.motorrad-classic.de<br />

Serie<br />

Restaurierung<br />

BMW<br />

R 80 G/S<br />

Letzter Teil:<br />

Kosten<br />

Youngtimer Oldtimer Szene Markt<br />

GS-Legende aus den 70ern<br />

SCHEK-<br />

BMW-REPLIKA<br />

Langhub-Single<br />

PANTHER<br />

M 100<br />

Restaurierung<br />

PERFEKTION<br />

STATT<br />

PATINA<br />

WM-Sieger 1977<br />

YAMAHA<br />

TZ 350 VON<br />

KATAYAMA<br />

Im Studio: Hirth-<br />

Rennmaschine<br />

Service: schmieren<br />

und fetten, Teil 2<br />

Deutschland 5,70 €<br />

Österreich 6,40 € . Schweiz 10,80 SFr<br />

BeNeLux 6,60 € . Finnland 8,50 €<br />

Griechenland 8,20 €


VORSTART I<br />

Wolfram „Wolf“ Hirth<br />

Trotz Holzbein-Handicap<br />

siegte der besessene Rennfahrer<br />

Wolf Hirth 1926 mit<br />

seiner 250er auf der Avus<br />

Foto: Hirth-Archiv<br />

Weder Abstürze noch Unfälle<br />

konnten den leidenschaftlichen<br />

Flieger und Rennfahrer bremsen<br />

Als Sohn des genialen Technikers<br />

und Erfinders (u.a. der Hirth-<br />

Verzahnung) Albert Hirth hatte<br />

es Wolfram „Wolf“ Hirth sicher nicht leicht.<br />

Doch mit seiner Besessenheit für die Segelfliegerei<br />

und Motorradrennen hat er es geschafft,<br />

sich einen eigenen großen Namen zu<br />

machen. Mit Siegen auf der Solitude und der<br />

Avus bewies er sein Talent und die Qualität<br />

der Hirth-Motorräder mit den Zweitakt-<br />

Doppelkolbenmotoren. Mehr über ihn und<br />

das Siegerbike von 1924 ab Seite 16. ◻<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 3


INHALT I<br />

5/<strong>2015</strong><br />

26<br />

MOTORRÄDER IN<br />

DIESER AUSGABE:<br />

BMW R 80 G/S 90<br />

Hirth-Rennmaschine von 1924 16<br />

Kawasaki Z 500 92<br />

Panther M 100 26<br />

Schek-BMW-Replika6<br />

Simson SR 4-2/1 Star 38<br />

Yamaha RD 350 LC YPVS 34<br />

Yamaha TZ 350-3 106<br />

Zündapp K 800-Gespann 74<br />

38<br />

Der „schnelle<br />

Vogel“ Simson<br />

Star überzeugt<br />

seine<br />

Fans mit robuster<br />

Technik<br />

Das Typkürzel M 100 ist Programm: 100 Millimeter legt der Kolben<br />

des Langhubers zurück und sorgt zusammen mit der enormen<br />

Schwungmasse für sattes Vorwärtsstampfen der Panther<br />

Die Hirth-Familie hat nicht nur die nach<br />

ihr benannte Verzahnung erfunden,<br />

sondern auch schnelle Motorräder wie<br />

dieses gebaut und tapfere, erfolgreiche<br />

Rennfahrer hervorgebracht<br />

Für viele Gespannfreunde<br />

ein Traum:<br />

Die Zündapp<br />

K 800 mit dem<br />

Vierzylinder-<br />

Boxermotor<br />

74<br />

16<br />

Titelfotos: Bilski, Cathcart, Colbert, fact, Siemer<br />

Inhaltfotos: Bilski, Cathcart, fact (2), Rönicke, Schmieder, Schoch, Siemer (2), Colbert<br />

4 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong>


6<br />

AUF ACHSE<br />

6 Schek-BMW-Replika<br />

Unterwegs mit einer Replika des grandiosen<br />

Offroad-Boxers von Herbert Schek<br />

IM STUDIO<br />

16 Hirth-Rennmaschine von 1924<br />

Schneller Zweitakter für mutigen Racer<br />

82<br />

100<br />

68<br />

90<br />

SZENE<br />

26 Panther M 100<br />

Britischer Langhuber mit riesiger<br />

Schwungmasse für entspanntes Fahren<br />

34 Leser bauen selbst<br />

Yamaha RD 350 im Ducati 916-Outfit<br />

38 Simson SR 4-2/1 Star<br />

Kult-Mokick, vor dem Verfall gerettet<br />

44 Nachrichten, Termine, Tipps<br />

68 Porträt US-Sammler Fred Mork<br />

Der Kalifornier liebt europäische Bikes<br />

74 Zündapp K 800-Gespann<br />

Traum auf drei Rädern mit vier Zylindern<br />

82 Guzzi-Restaurierung<br />

Qual der Wahl: Top-Zustand oder Patina?<br />

VORSTART<br />

3 Techniker- und Racer-Familie Hirth<br />

RESTAURIERUNG<br />

90 BMW R 80 G/S, Teil 6: Übersicht Kosten<br />

und Aufwand<br />

Wie teuer war‘s, wie lange hat‘s<br />

gedauert?<br />

ZURÜCKGEBLÄTTERT<br />

24 Interessantes aus <strong>MOTORRAD</strong> 8/1982<br />

Honda FT 500/Yamaha SR 500<br />

NACHGEDRUCKT<br />

92 Kawasaki Z 500 im Test von 1979<br />

SERVICE<br />

100 Motorrad abschmieren, Teil 2<br />

MARKT<br />

60 Der aktuelle Preisspiegel<br />

Mehr als 500 Klassiker unter der Lupe<br />

SPORT<br />

106 Yamaha TZ 350-3<br />

Katayamas Dreizylinder-Siegerbike<br />

EDIT0RIAL<br />

Wie edel darf<br />

es denn sein?<br />

An der Guzzi-Geschichte ab Seite<br />

82 entzündete sich eine Riesen-<br />

Diskussion in der Redaktion. Wie edel<br />

dürfen klassische Maschinen eigentlich<br />

restauriert werden? Macht es Sinn, eine<br />

Maschine mit hohem Aufwand an Neuteilen<br />

und Lack in den Zustand „besser<br />

als neu“ zu versetzen, oder ist es gar<br />

eine Sünde und Vernichtung von Kulturgut,<br />

wenn man das gelebte Leben eines<br />

Schätzchens komplett restauriert?<br />

Wir waren uns da nicht einig. Natürlich<br />

ist es faszinierend, eine neue Moto<br />

Guzzi Le Mans I zu besitzen. Aber kann<br />

man denn dann noch damit fahren?<br />

Man hat ja nicht das ganze Geld investiert,<br />

um anschließend den Ofen infolge<br />

der Benutzung wieder in den Zustand vor<br />

der Re staurierung zu versetzen. Und für<br />

mich ist klar: Meine Maschinen werden<br />

ge fahren. Ergo: Ich bereite sie technisch<br />

auf, optisch ebenfalls, aber lasse, wo es<br />

geht, die Original teile dran.<br />

Patina ist für mich wichtig. Man darf<br />

meinen Motorrädern schon ansehen, dass<br />

sie mal gelaufen sind. Und sogar dabei die<br />

eine oder andere Schramme mitbekommen<br />

haben. Alles andere wäre ja auch<br />

irgendwie unnatürlich, oder?<br />

Dennoch gibt es inzwischen eine ganze<br />

Menge Sammler, die auf Showroomreife<br />

Oldies stehen. Und uns so viele schöne<br />

Geschichten liefern. Und Ihnen, liebe<br />

<strong>Classic</strong>-Freunde, hoffentlich viel Freude.<br />

RUBRIKEN<br />

47 Kleinanzeigen-Markt<br />

66 Leserbriefe<br />

114 Vorschau/Impressum<br />

106 Michael Pfeiffer<br />

Viel Spaß beim Lesen<br />

wünscht Ihnen<br />

Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />

Mehr Infos: www.motorrad-classic.de/mcl-epaper<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 5


AUF ACHSE I<br />

Schek-BMW-Replika<br />

Der<br />

Waldläufer<br />

Geländefahrten waren und sind die pure Schinderei, weshalb<br />

sich Herbert Schek seine eigene BMW für den Ritt durchs Unterholz<br />

zurechtschneiderte: leicht, flink, zuverlässig. Wir haben<br />

eine Replika der Schek-GS aus den 70er-Jahren aufgetrieben.<br />

Text: Werner Koch; Fotos: fact, Schek<br />

Mit Herbert Schek, „dem<br />

Langen aus Wangen“,<br />

hatte BMW einen der<br />

erfolgreichsten Geländefahrer<br />

im Team<br />

◻<br />

6 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong>


<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 7


AUF ACHSE I<br />

Schek-BMW-Replika<br />

Perfektes Metall-Handwerk bis ins<br />

letzte Detail. Solche Frästeile waren<br />

in den 70er-Jahren jedoch selten<br />

Handgenähte Ledertasche und eine<br />

M6er-Rändelmutter als Kunstwerk<br />

Abgedrehte Bremsnabe,<br />

Steckachse<br />

aus hochfestem Aluminium,<br />

erleichterte<br />

Klemmschraube<br />

Aluplatte als Ölwannenschutz mit solider<br />

Abstützung zum Motorgehäuse


Wie verrückt musste<br />

man eigentlich sein,<br />

um mit einer Boxer-<br />

BMW bei den großen,<br />

unbarmherzigen Geländesport-Veranstaltungen<br />

der 60er- und 70er-Jahre mitzumischen?<br />

Sechstage-Fahrten im strömenden<br />

Regen, bei dem sich schon eine<br />

flinke 125er-Zündapp bis zum Tank deckel<br />

in den Morast bohrte. Steilau fahrten, die<br />

beim kleinsten Gasstoß im Salto rückwärts<br />

endeten. Spurrillen, so tief ausgefräst,<br />

dass das Motorrad bis zum Tank<br />

darin verschwand. Und das auf einem<br />

Dreizentnerbrocken, bei dem sich die<br />

Zylinder über einen Dreiviertelmeter quer<br />

zur Fahrtrichtung aufspreizen. Musste das<br />

sein? Ja, das musste sein. Denn genau<br />

dieser scheinbare Widerspruch war es,<br />

der die Münchener dazu trieb, aller Welt<br />

zu beweisen, dass ihr Konzept auch für<br />

solche anspruchsvollen Unternehmungen<br />

gewappnet ist.<br />

Bereits in den 60er-Jahren siegte BMW<br />

regelmäßig mit Sebastian Nachtmann und<br />

Kurt Tweesmann in der Geländemeisterschaft<br />

der Klasse über 500 Kubikzentimeter.<br />

Herbert Schek holte mit einer<br />

R 75/5-Geländesport-Version 1971 den<br />

Meistertitel. Zwei Jahre später wagte sich<br />

das BMW-Werksteam zu den Sixdays in<br />

die USA. Schek, für die Vorbereitung der<br />

Maschinen verantwortlich, holte als einziger<br />

der vier nominierten Fahrer eine<br />

Goldmedaille. „Man hatte ohne mein<br />

Wissen die Maschinen in München umgebaut.<br />

Das wurde zum Verhängnis.“<br />

Waren die Gelände-Einsätze bis dato<br />

noch eher die Spielwiese der BMW-Sportabteilung,<br />

wurde es Ende der 70er-Jahre<br />

ernst. Jetzt sollten die Erfolge der großen<br />

Enduros die Markteinführung der R 80<br />

G/S begleiten. Genau 17 sogenannte Schek-<br />

BMW entstanden bei dem groß<br />

gewachsenen Werksfahrer in<br />

Wangen im Allgäu. Damals noch<br />

mit zwei Federbeinen und auf<br />

Basis der /5-Motoren, werden<br />

heute genau diese Modelle gerne<br />

kopiert.<br />

Bei der Suche nach einer solchen<br />

wurden wir wieder einmal<br />

bei Herbert Gletter fündig. Jenem Boxer-<br />

Spezialisten in Ratzenried, mittendrin im<br />

Epizentrum der Geländesport-Hochburg<br />

zwischen Wangen und Isny im Allgäu.<br />

Gletter, selbst im Besitz einer originalen<br />

Schek-BMW und am Umbau maßgeblich<br />

beteiligt, stellte den Kontakt zu Hugo<br />

Schöllhorn her, der uns seine bildschöne<br />

BMW fahren ist immer<br />

etwas Spe zielles<br />

– mit der Schek-<br />

Replika erst recht<br />

Replika für einen Proberitt durchs Allgäu<br />

rund um Isny zur Verfügung stellte. Auf<br />

diesem Wege: herzlichen Dank. Und sollte<br />

eine Anzeige wegen Befahrens von<br />

Waldwegen ins Haus flattern – einfach<br />

weiterleiten.<br />

Dank E-Starter – Leichtbau-Fetischisten<br />

sparen sich rund fünf Kilogramm „Sonderausstattung“<br />

– grummelt der 980er-Boxer<br />

auf den ersten Zündschlag los. Macht der<br />

Geländesportler mit der mächtig hohen<br />

Sitzbank auf dem Hauptständer im Stand<br />

noch einen schier unbezwingbaren Eindruck,<br />

sackt der hoch beinige Boxer beim<br />

Aufsatteln sanft und weit in die Federung.<br />

Mit knapp bemessenem Lenkeinschlag<br />

erfordern Rangieren und Wenden etwas<br />

Mühe und eine gute Balance. Einmal in<br />

Fahrt, weicht die sta tische Schwerfälligkeit<br />

einer beschwingten, leichten Handlichkeit.<br />

Wie dafür gemacht schmiegen<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 9


AUF ACHSE I<br />

Schek-BMW-Replika<br />

sich Knie und Oberschenkel perfekt an<br />

den winzigen Maico-Tank, verschmelzen<br />

Ross und Reiter zur harmonischen Einheit.<br />

Sieht man vom rauen Abrollen der<br />

grobstolligen Motocross-Bereifung auf<br />

dem 21-zölligen Vorderrad ab, vermittelt<br />

die Schek-Replika vom ersten Meter an<br />

einen sehr satten, sicheren Eindruck. Der<br />

hochgereckte Lenker mit den klassischen<br />

Magura-Armaturen liegt bestens zur<br />

Hand, verschaft eine souveräne Spielübersicht.<br />

Nur auf die Maico-Halbnabenbremse<br />

sollte man sich nicht verlassen.<br />

Mehr als eine dezente Verzögerung lässt<br />

sich der Simplex-Konstruktion im Verbund<br />

mit den spitzen Moto cross-Stollen auf Asphalt<br />

nicht entlocken. Nun gut, auf festem<br />

Terrain hat diese Art von Motorrad auch<br />

nichts verloren.<br />

Also schwupps ab in die Walachei.<br />

Wenn sich Schotterwege tief und tiefer im<br />

Wald verlieren und fester Untergrund<br />

morastigem Waldboden mit reichlich bewässerten<br />

Spurrillen weicht, sind nicht<br />

nur die Geländesport-Stollen eine verlässliche<br />

Nummer. Erste Sahne auch der<br />

Motor. Butterweich geht der Flat-Twin ans<br />

Gas und schiebt die 165 Kilogramm leichte<br />

Replika mit unglaublich viel Traktion<br />

durch den schlammigen Untergrund.<br />

Trotz der hohen Radlast auf dem Hinterrad<br />

gibt‘s selbst an der Stabilität nichts<br />

zu nörgeln. Den Boxer mit festem Knieschluss,<br />

aber lockerem Grif am Lenker an<br />

die Kandare genommen, folgt er jedem<br />

Lenkimpuls ohne Zögern. Spurrillen im<br />

spitzen Winkel kreuzen, Wellen und Löcher<br />

mit Zug am Hinterrad überfliegen –<br />

die GS-Replika sucht sich unbeirrt den


ichtigen Weg. Die ausgesprochen softe<br />

Feder-/Dämpferabstimmung passt perfekt<br />

zum weichen, runden Fahrstil. Mit<br />

viel Schwung und flüssiger Linienwahl<br />

statt hartem Hauruck-Stil lassen sich die<br />

gut drei Zentner bestens kaschieren.<br />

Dennoch überrascht, mit welcher Leichtigkeit<br />

das Gelände-Monstrum selbst in<br />

der engen 180-Grad-Kehre quasi auf dem<br />

Vorderrad die Kehrtwende vollzieht.<br />

Allerdings muss bei solchen Tänzchen<br />

das kurveninnere Bein weit<br />

über den Zylinder angehoben<br />

und mehr als Balanciergewicht denn<br />

als Stützfunktion eingesetzt werden.<br />

Damit nicht genug, schließlich ofenbart<br />

eine BMW – nicht nur im Gelände –<br />

noch andere gewöhnungsbedürftige Seiten.<br />

So verfällt die Schek-Replika, sobald<br />

das Vorderrad abhebt, in einen vehementen<br />

Rechtsdrall, der mit konsequenter<br />

Gewichtsverlagerung korrigiert werden<br />

muss. Grund für dieses Phänomen ist die<br />

Rotationsrichtung der längs laufenden<br />

Kurbelwelle. Für Nicht-BMW-Fahrer kurz<br />

erklärt: Ein BMW-Boxer kippt beim Gas-<br />

Rund 250 Millimeter lange Federwege,<br />

der kurze Maico-Tank und<br />

grobstollige Cross-Reifen prägen<br />

das Bild der Geländesport-BMW<br />

DATEN<br />

Schek-BMW-Replika<br />

Motor: Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-<br />

Boxermotor, eine untenliegende Nockenwelle,<br />

Stösselstangen und Kipphebel,<br />

Bohrung x Hub 70,6 x 94 mm, Verdichtung<br />

9:1, Hubraum 980 cm³, Leistung rund 60 PS<br />

bei 6500/min<br />

Kraftübertragung: Einscheiben-Trockenkupplung,<br />

Fünfganggetriebe, Kardanantrieb<br />

Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen<br />

mit geänderter Federbeinaufnahme,<br />

hydraulisch gedämpfte Maico-Telegabel<br />

vorn, Zweiarm-Schwinge mit Bilstein-Federbeinen,<br />

Federweg vorn/hinten 280/240 mm,<br />

Maico-Simplex-Trommelbremse vorn,<br />

Trommelbremse hinten, Reifen 3.00-21 vorn<br />

und 4.00-18 hinten<br />

Maße und Gewichte:Radstand 1490 mm,<br />

Trockengewicht 165 kg, Tankinhalt zirka 9 l<br />

Adresse: Gletter Motorradtechnik,<br />

Wetzelsriederstraße 38, 88260 Ratzenried


AUF ACHSE I<br />

Schek-BMW-Replika<br />

geben mit einem kurzen Ruck auf die rechte<br />

Seite. Wirkt dieses sogenannte Rückdrehmoment<br />

in dem Augenblick, in dem<br />

das Vorderrad keinen Bodenkontakt hat,<br />

kippt das ganze Motorrad nach rechts ab.<br />

Dieser permanente Rechtsdrall macht sich<br />

bei vielen Boxer-Maschinen oft sogar<br />

durch einen asymmetrischen Verschleiß<br />

am Vorderrad bemerkbar!<br />

Und natürlich gibt es auch hier die<br />

Schwingenreaktion, besser bekannt unter<br />

dem Begrif „Fahrstuhl-Efekt“. Bedingt<br />

Das BMW-Fahrwerk<br />

lässt sich<br />

mit dem Gasgriff<br />

„einstellen“<br />

durch das Drehmoment der Kardanwelle<br />

und in Kombination mit den langhubigen,<br />

weich abgestimmen Federbeinen, hebt<br />

sich das Heck beim Gasgeben wie von<br />

Geisterhand kräftig an. Nimmt man Gas<br />

weg, sackt das Motorrad fast synchron<br />

vorn und hinten in sich zusammen. Was<br />

für den Geländesport-Fahrer ohne BMW-<br />

Erfahrung nur schwer zu regeln ist, eröffnet<br />

gewieften Boxer-Haudegen die<br />

Mög lichkeit, sich genau diese Fahrwerksreaktionen<br />

zunutze zu machen. Bei tiefen,<br />

derben Bodenwellen oder harten Kanten<br />

wird mit sattem Motorschub die Hinterradfederung<br />

regelrecht verhärtet. So widersteht<br />

die an sich zu weich abgestimmte<br />

Federung einem Durchschlagen. Andersrum<br />

wird beim Anbremsen von Kurven<br />

ein Schuh daraus, weil jetzt das Bremsmoment<br />

des Motors die Schwinge<br />

nach oben zieht. Resultat: Das<br />

Motorrad bleibt dabei relativ<br />

„flach“ und selbst auf Bremswellen<br />

stabil. Konventionelle Motocross-<br />

und Geländemaschinen<br />

„stehen“ bei solchen Manövern<br />

oftmals zu stark auf dem Vorderrad<br />

und keilen dabei mit der<br />

Hinterhand wild nach links und rechts<br />

aus. Lenkerschlagen beim Anbremsen ist<br />

darüber hinaus oft das Resultat einer<br />

steilen Lenkgeometrie oder schlecht ansprechenden<br />

Telegabel.<br />

In dieser Hinsicht hat sich Hugo<br />

Schöllhorn mit der Maico-Gabel, die mit<br />

härteren Federn und überarbeiteten Innereien<br />

dem höheren Gewicht angepasst<br />

wurde, für die damals wohl beste Lösung<br />

entschieden. Trotzdem braucht es eine<br />

ordentliche Portion Erfahrung und Überwindung,<br />

das BMW-Fahrwerk im richtigen<br />

Augenblick mit dem passenden Gasstoß<br />

optimal in Stellung zu bringen. Und<br />

nicht immer lässt es die Fahrsituation zu,<br />

das Fahrwerk darüber zu stabilisieren.<br />

Was dazu führt, dass die Gelände-BMW<br />

mit vorausschauender Taktik durchs Unterholz<br />

bewegt werden muss. Schon allein<br />

das Gewicht von 165 Kilo verbietet es, die<br />

Fuhre im Dickicht festzufahren.<br />

Wobei der Motor die geringste Mühe<br />

hat, Ross und Reiter aus dem Morast zu<br />

schleppen. An dem auf 980 Kubikzentimeter<br />

„aufgebohrten“ R 75/6-Motor blieb<br />

nahzu alles serienmäßig. Keine erleichterten<br />

Schwungmassen, keine grenzwertige<br />

Verdichtung, keine scharfen Nockenwellen.<br />

Wohl genau deshalb gibt sich<br />

der ohv-Boxer eher als Traktor denn als<br />

Rennpferd. Mit solidem, stabilem Leerlauf<br />

und ohne die Gefahr, dass der Motor bei<br />

untertourigen Traileinlagen abrupt stehen<br />

bleibt, kann man auf den Einsatz der seri-<br />

12 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Schön versteckt<br />

und sturzgeschützt<br />

nimmt<br />

der Schalldämpfer<br />

den Platz der<br />

Batterie ein<br />

Wirksames Hitzeschutzblech an<br />

der Krümmerzusammenführung<br />

Kurzer Maico-Aluminium-<br />

Tank mit BMW-Propeller


AUF ACHSE I<br />

Schek-BMW-Replika<br />

enmäßig belassenen Trockenkupplung<br />

verzichten. Die kurze Endübersetzung<br />

genügt, um für jede Situation den passenden<br />

Gang zu finden. Wobei die Getriebestufen<br />

für BMW-Verhältnisse überraschend<br />

präzise und ohne Schaltschlag<br />

ihre Position wechseln. Doch wer Herbert<br />

Gletter kennt, weiß, dass bei seinen Projekten<br />

auch ein serienmäßiges Getriebe<br />

nicht serienmäßig bleiben<br />

MEINUNG<br />

Werner Koch über die Schek-Replika<br />

Dürfen solche Nachbauten überhaupt in einer Klassik-Zeitschrift<br />

erscheinen? Aber klar doch, weil die Erbauer streng, wenn auch<br />

nicht durchgängig, zeitgenössische Bauteile verwendet haben. Zudem wäre<br />

es jammerschade, wenn man die originalen Motorräder in dieser Qualität<br />

überrestaurieren würde. Es gibt doch nichts Schöneres und Ehr licheres als<br />

Geländemaschinen mit der Lehmkruste der Sixdays von 1973 oder der letzten<br />

schweren schwäbischen Geländefahrt.<br />

14 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong>


muss. Sein Hang zur Perfektion verlangt<br />

einfach danach, jedem relevanten Bauteil<br />

den letzten Schlif zu verpassen. Was in<br />

der Summe dazu führt, dass alles ein<br />

bisschen präziser und leichter funktioniert.<br />

Von dieser Perfektion haben Herbert<br />

Gletter und Hugo Schöllhorn bei dieser<br />

Schek-Replika auch im Detail nicht abgelassen.<br />

Solide, am Rahmen verschraubte<br />

Fußrasten oder die manuell gefräste MMB-<br />

Tacho meter-Konsole mitsamt Kontrollleuchten<br />

gehören ebenso dazu wie verspielte,<br />

federleichte Alu-Rändelmuttern<br />

oder der mehrteilige, raffiniert untergebrachte<br />

Schalldämpfer.<br />

Die maximal erleichterte Hinterradnabe<br />

mit der Aluminium-Steckachse zeugt<br />

ebenso davon, dass diese Schek- Replika<br />

nicht nur der reinen Funktion geschuldet<br />

ist. Hier hat jemand seinem ausgeprägten<br />

mechanischen Spieltrieb freien Lauf gelassen,<br />

der nur möglich ist, wenn das Projekt<br />

keinem Zeitdruck unterliegt.<br />

Im Gegensatz zu den 70ern, als die Eigenbau-Geländemaschinen<br />

in erster Linie<br />

zuverlässig funktionieren mussten und jedes<br />

Wochenende durch Staub und Schlamm<br />

getrieben wurden, durfte dieses 2010 begonnene<br />

Projekt gut eineinhalb Jahre bis<br />

zur Straßenzulassung reifen.<br />


IM STUDIO I<br />

Hirth-Rennmaschine von 1924<br />

16 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Die Rechnung<br />

ohne den Hirth<br />

gemacht<br />

Den Namen Hirth kennen viele nur im Zusammenhang mit der Hirth-Verzahnung<br />

oder der Fliegerei – dabei entstanden Mitte der 1920er-Jahre einige sehr innovative<br />

und im Rennsport erfolgreiche Motorräder. Wie dieser Renner von 1924.<br />

Text: Gerhard Eirich; Fotos: Jacek Bilski<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 17


IM STUDIO I<br />

Hirth-Rennmaschine von 1924<br />

18 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong>


Sie stand viele Jahre in einem<br />

Schuppen, verstaubt<br />

und fast vergessen. Dabei<br />

ist sie unter den wenigen<br />

je gebauten Hirth-Maschinen sogar eine<br />

Besonderheit, die einzige rein für die Renneinsätze<br />

gebaute Hirth mit dem 250er-<br />

Einzylinder-Doppelkolbenmotor. Doppelkolben<br />

hatten sie alle, auch die 250er-<br />

Straßen-Zweizylinder, die zum Teil dennoch<br />

für die Rennerei herhalten mussten.<br />

Beim Bergrennen Pforzheim, oder auf der<br />

Solitude. Gebaut und bewegt von Hellmuth<br />

und seinem Bruder Wolf Hirth.<br />

Doch muss man beim Namen Hirth<br />

noch eine Generation weiter zurückgehen<br />

und beim Vater Albert Hirth beginnen, um<br />

die Geschichte der erfinderischen wie erfolgreichen<br />

Hirth-Familie zu beleuchten.<br />

Albert Hirth, geboren 1858, sollte eigentlich<br />

wie seine Vorfahren Müller werden.<br />

Doch entwickelte dieser schon früh eine<br />

Leidenschaft für die Technik und wurde<br />

schnell als „Mühlendoktor“ bekannt, der<br />

sich mehr aufs Reparieren der Mahltechnik<br />

als aufs Müllern verstand. Er<br />

durfte Mechaniker werden, gründete 1904<br />

die Firma Norma und machte sich mit zukunftsweisenden<br />

Lösungen im Bereich<br />

Kugel- und Wälzlager einen Namen. 1886<br />

kam Sohn Hellmuth zur Welt, der zwar<br />

die Technik-Leidenschaft und -Begabung<br />

des Vaters geerbt hatte, doch ein nicht immer<br />

gern gesehenes, wildes Leben führte,<br />

mit einer Vorliebe für schnelle Zweiräder<br />

Auf die winzige Simplex-Trommelbremse sollte<br />

man keine zu großen Hoffnungen setzen<br />

www.motorrad-classic.de<br />

Die mächtige Schwungscheibe<br />

ist per Hirth-Verzahnung mit<br />

der Kurbelwelle verbunden


IM STUDIO I<br />

Hirth-Rennmaschine von 1924<br />

Das Getriebegehäuse besteht aus leichtem Elektron, der Primärtrieb wird offen und ungeschützt zur Schau gestellt<br />

Die beiden Auslässe des Doppelkolbenmotors<br />

erfordern eine spezielle Krümmerform<br />

Hilft nur bedingt: am Rahmenrohr abgestützter<br />

Reibungs-Lenkungsdämpfer<br />

Die Webb-Trapezgabel stammt aus England<br />

und kommt ihrer Aufgabe gut nach


und Autos. Vom Vater nach England geschickt,<br />

entwickelte er dort zudem noch<br />

eine weitere gefährliche Passion – die<br />

Fliegerei. Nachdem er Vater Albert ebenfalls<br />

für das Thema begeistert hatte,<br />

entstanden bald ernst zu nehmende<br />

Flugapparate, unter anderem mit<br />

mächtigen Maybach-Motoren.<br />

Doch Hellmuth experimentierte<br />

auch mit kleinen Zweitaktmotoren mit<br />

Doppel kolben und mit speziellen Propellerkonstruktionen.<br />

Vater Albert hatte<br />

mittlerweile die Albert Hirth AG gegründet<br />

und eine neue Stirnverzahnung patentiert<br />

– die legen däre und weltbekannte<br />

Hirth-Ver zahnung, die es erlaubte, Kurbelwellen<br />

mit Wälzlagern zu bauen.<br />

Längst war Wolfram, der 14 Jahre jüngere,<br />

meist nur „Wolf“ genannte Bruder<br />

von Hellmuth von der Fliegerleidenschaft<br />

des großen Bruders angesteckt worden,<br />

und mit der Begeisterung für Motorräder,<br />

in denen die „kleinen“ Doppelkolben-Zweitaktmotoren<br />

erprobt wurden. Mit dem Spaß<br />

am Schnellfahren erwachte das Rennfieber,<br />

und der erste Einsatz bei einem<br />

großen Rennen sollte beim Lauf auf der<br />

Solitude 1924 erfolgen. Hellmuth hatte<br />

seinem Bruder wegen dessen Beinverletzung<br />

nach einem Flugzeug absturz die<br />

Teilnahme verboten. Wolf ließ sich aber<br />

nicht abwimmeln, sondern arbeitete stattdessen<br />

die Nacht im Werk durch, um auf<br />

die Schnelle heimlich aus verfügbaren<br />

Teilen und einem Motor vom Prüfstand<br />

ein Motorrad zusammenzubauen. Und<br />

der Erfolg sollte ihm recht geben: Er gewann<br />

die 250er-Klasse.<br />

Zahlreiche Siege folgten, nicht zuletzt<br />

ein grandioser Erfolg 1926 auf der Avus.<br />

Wolf Hirth kam leider bei einem Flugzeugabsturz<br />

1959 ums Leben, doch seine<br />

Leidenschaft für die Fliegerei lebt weiter<br />

– in Gestalt seines Sohnes Hellmut Hirth.<br />

Der Motorrad-Bazillus hat diesen nicht<br />

befallen, und wohl nur so konnte es geschehen,<br />

dass in einem Schuppen über<br />

viele Jahrzehnte ein Motorrad verstaubte<br />

und beinahe in Vergessenheit geriet – die<br />

Siegermaschine seines Vaters von 1924.<br />

Hellmut Hirth wollte sie wieder im alten<br />

Glanz erstrahlen lassen, irgendwann so<br />

Hirth-Rennmaschine von 1924<br />

MOTOR: Wassergekühlter Einzylinder-Zweitakt-Doppelkolbenmotor mit liegendem Zylinder,<br />

Bohrung 45 mm, Hub 80 mm, Hubraum 254 cm³, ca. 11 bis 14 PS bei ca. 8000/min, ein 26er-<br />

SUM-Vergaser, handgeschaltetes Dreiganggetriebe von Burman, Kettenantrieb<br />

FAHRWERK: Doppelschleifen-Rohrrahmen mit verlöteten Fittingen, Webb-Trapezgabel vorn,<br />

starre Zweiarmschwinge hinten, Simplex-Halbnaben-Trommelbremsen, vorn Ø 120 mm, hinten<br />

Ø 150 mm, Gewicht ca. 80 kg, Tankinhalt 15 l<br />

KONTAKT: www.zweirad-museum.de<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 21


IM STUDIO I<br />

Hirth-Rennmaschine von 1924<br />

Fußschonend: Das Burman-Dreiganggetriebe will von Hand geschaltet werden<br />

um 2005/2006 muss es gewesen sein. Im<br />

Museum sollte sie stehen, aber nicht nur<br />

im Stand bewundert werden, sondern<br />

auch im Einsatz. Peter Kuhn, technischer<br />

Leiter des Zweiradmuseums Neckarsulm,<br />

nahm sich der Maschine an, restaurierte<br />

sie innerhalb eines Jahres komplett und<br />

bewegt sie seither regel mäßig bei Klassik-<br />

Veranstaltungen. Rost und Staub sollen<br />

nie wieder eine Chance haben. „Wir<br />

konnten fast alles verwenden, die Hirth<br />

besteht überwiegend aus Originalteilen,<br />

nur die Räder mussten wir neu anfertigen.“<br />

Selbst der eigenwillige Rahmen<br />

mit an den Verbindungsstellen gelöteten<br />

Fittingen konnte verwendet werden. Der<br />

nicht mehr brauchbare Magnesium-Kolben<br />

wurde durch einen von Mahle extra<br />

angefertigten Alu-Kolben ersetzt. Mahle,<br />

einst hervorgegangen aus „Versuchsbau<br />

Hellmuth Hirth“, war schließlich auch<br />

damals bereits der Kolbenlieferant gewesen.<br />

Der Doppelkolben-Zweitakter lie-<br />

22 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


ferte ordentlich Leistung, von bis zu 14 PS<br />

war die Rede. Beim Fahrwerk schlägt die<br />

England-Phase von Konstrukteur Hellmuth<br />

wieder durch, Webb-Trapez gabel<br />

und -Bremse stammen von der Insel. Peter<br />

Kuhn weiß eines sehr genau: „Man<br />

muss vorausschauend fahren und früh<br />

bremsen, die Wirkung der winzigen Simplex-Trommel<br />

ist äußerst bescheiden.“<br />

Der winzige, kaum 15 Millimeter breite<br />

„Bremsbelag“ wurde aus Bremsband-Meterware<br />

passend geschnitten und vernietet.<br />

Wie Kuhn heute musste sich auch<br />

Wolf Hirth damals stets zwischen Bremsen<br />

oder Schalten im Burman-Dreiganggetriebe<br />

entscheiden – beides verlangte<br />

nach der rechten Hand. Mangels Hinterradfederung<br />

musste ein Federsattel genügen,<br />

um die derben Schläge der Rumpelpisten<br />

zu lindern. Aber Hirth, pardon,<br />

hart im Nehmen waren sie ja stets alle –<br />

über alle Genera tionen, egal ob im Motorrad-Sattel<br />

oder im Flieger-Cockpit. ◻<br />

Hirth-Zweitakter<br />

Zwei in einem<br />

Hellmut Hirth,<br />

der Sohn des<br />

Solitude-Siegers<br />

von 1924, Wolf<br />

Hirth, hat die<br />

betagte 250er aus<br />

dem Schuppen<br />

gerettet<br />

Leicht muss er sein – und leistungsfähig. Der Motor, besser<br />

gesagt die Motoren, die Hellmuth Hirth ursprünglich für seine kleinen<br />

und leichten Flugzeuge konzipiert hatte, besaßen diese Eigenschaften.<br />

Sie sind aber auch im Motorrad durchaus von Vorteil, wie die Hirth-Brüder<br />

in Renn einsätzen ja eindrucksvoll bewiesen haben. Zweitakter sparen<br />

im Vergleich zum Viertakter Bauteile, klar, Doppelkolben-Versionen<br />

machen ihr etwas höheres Gewicht durch eine bessere Effizienz, sprich<br />

höhere Leistung wieder wett. Erreicht wird dies unter anderem durch die<br />

Möglichkeit, mit Gleichstromspülung statt der unwirtschaftlicheren<br />

Gegenstromspülung zu arbeiten. Die je zwei Pleuel pro Zylinder (es gab<br />

die Doppelkolbenmotoren als Ein- und Zweizylinder, mit liegenden oder<br />

stehenden Zylindern) laufen auf einem gemeinsamen Hubzapfen. Im<br />

ovalen Brennraum entflammt eine Zündkerze das Gemisch, die beiden<br />

Auslassöffnungen münden in einen breiten, speziell geformten Krümmer.<br />

Die berühmte Hirth-Verzahnung kommt im 250er ebenfalls zum Einsatz:<br />

Sie verbindet die große rechtsseitig montierte Schwungscheibe mit der<br />

Kurbelwelle. Aus den gut 250 cm³, die sich aus der Bohrung von 45 mm<br />

und dem Hub von 80 mm ergeben, zauberte der bereits bei niedrigen<br />

Drehzahlen recht drehmomentstarke Motor in damaligen Messungen<br />

zwischen 11 und 14 PS. Der wassergekühlte Zweitakter ist an sich<br />

zuverlässig, lediglich die an manchen Stellen arg knapp bemessene<br />

Zylinderkopfdichtung brennt schon mal durch. Und mit Sprit geht der<br />

Single ebenfalls nicht besonders zimperlich um. Wer hart arbeitet, muss<br />

eben auch trinken.<br />

Gut gespült: Die Doppelkolbentechnik<br />

soll klare Vorteile beim<br />

Gaswechsel bringen<br />

Fotos: Hirth, Archiv<br />

Wolf Hirth im<br />

Rennen auf der<br />

Solitude 1926:<br />

Trotz widriger<br />

Wetterbedingungen<br />

und technischer<br />

Probleme<br />

wurde er mit einer<br />

bravourösen<br />

Leistung Dritter


<strong>MOTORRAD</strong>-Heft 8/1982<br />

Irgendwann ist es genug: Honda hatte jahrelang<br />

tatenlos zugesehen, wie Yamaha mit der<br />

SR 500 Fans nostalgischer Einzylinder verführte<br />

und ordentliche Verkaufszahlen verbuchte.<br />

1982 reagierten die cleveren Japaner<br />

mit der (vielleicht allzu) modernen FT 500<br />

und brachten endlich einen Straßen-Single.<br />

Fotos: MPS-Fotostudio<br />

Zwei Singles,<br />

wenig Gemeinsamkeiten:<br />

SR 500 und<br />

FT 500 fahren<br />

von Beginn an<br />

weitgehend<br />

getrennte<br />

(Konzept-)<br />

Wege<br />

Honda FT 500/Yamaha SR 500<br />

Vom alten Schlag<br />

Die Engländer und die Italiener hatten schon lange zuvor<br />

die Fahne klassischer Einzylinder-Bikes hochgehalten, bevor<br />

auch die Japaner endlich reagierten und mit der Yamaha SR 500<br />

ihren ersten großen Straßen-Single ins Rennen schickten. Mit Erfolg:<br />

Der klassische, an die britischen Bikes angelehnte Look kam gut an,<br />

der URIGE ZWEIVENTILER überzeugte mit<br />

seinem rauen Charme und kerniger<br />

Leistungsentfaltung.<br />

Honda reagierte spät, obwohl mit<br />

dem Motor aus der Enduro XL 500 ja<br />

bereits ein geeigneter Antrieb für ein<br />

konkurrenz fähiges Bike in den Regalen<br />

vorhanden war.<br />

Im September 1981 war es schließlich<br />

so weit – Honda präsentierte die FT 500.<br />

Bereits in <strong>MOTORRAD</strong> 8/1982 konnte der<br />

geneigte Leser dann den ersten Vergleichstest<br />

der beiden Kontrahenten lesen und alles<br />

über die unterschiedliche Konzeption und<br />

die verschiedenen Charaktere der beiden<br />

Bikes erfahren.<br />

Schon die AUFFÄLLIG ROTE LACKIE-<br />

RUNG und der im sportlich wirkenden<br />

Kontrast dazu schwarz eloxierte Motor<br />

sorgten für Aufsehen – moderne Technik muss<br />

wohl auch im schrillen Outfit verpackt werden.<br />

82<br />

85 67<br />

Was uns 1982 noch bewegte<br />

77<br />

71<br />

22. Januar<br />

Walter Röhrl gewinnt mit einem Opel Ascona 400<br />

die 50. Rallye Monte Carlo in Monaco.<br />

3. Februar<br />

Gemäß Artikel 68 des Grundgesetzes stellt Bundeskanzler<br />

Helmut Schmidt die Vertrauens frage.<br />

Mit 269 gegen 224 Stimmen gewinnt Schmidt die<br />

Abstimmung im Bundestag am 5. Februar.<br />

10. Juni<br />

Der Regisseur und Vertreter des Neuen Deutschen<br />

Films, Rainer Werner Fassbinder, stirbt im Alter von<br />

37 Jahren in München.<br />

Im August<br />

Audi startet den Verkauf des Aerodynamik-<br />

Weltmeisters Audi 100 C3 (Typ 44) mit einem<br />

cw-Wert von nur 0,30.<br />

26. August<br />

In Oberbayern ereignet sich der 250. Absturz<br />

eines F-104 Starfighters der Bundeswehr.<br />

13. September<br />

Monaco: Die ehemalige US-amerikanische<br />

Schauspielerin und Fürstin von Monaco, Grace<br />

Kelly, stirbt mit 52 Jahren an den Folgen eines<br />

Autounfalls.<br />

24 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


An technischen Highlights hat Honda schließlich<br />

nicht gespart: Im Kopf des Eintopfs steuern vier<br />

Ventile die Gaswechsel, man gönnt gar jedem<br />

Auslassventil zwecks besserer Kühlung seinen<br />

eigenen Auslass-Port und demzufolge eigenen<br />

Krümmer. Die beiden Krümmer münden in einen<br />

gemeinsamen, schwarz lackierten Endtopf.<br />

Gestartet wird die Neue auch nicht per<br />

umständlicher Prozedur mit Dekompressionshebel<br />

ziehen, aufs Schauglas schielen, oberen Totpunkt<br />

ertasten und Tritt auf den Kickstarter, wie bei der<br />

Yamaha, sondern schlicht per Druck aufs KNÖPF-<br />

CHEN DES E-STARTERS. Auch der Choke sitzt<br />

griffgünstig am Lenker, keine Fummelei am<br />

Vergaser. Die Kickstarterwelle samt schwerem Hebel<br />

hat Honda gleich ganz eingespart, man verlässt sich<br />

voll auf die Zuverlässigkeit des elektrischen Systems,<br />

im Notfall hilft, etwa bei leer georgelter Batterie,<br />

also nur noch Anschieben.<br />

Apropos Welle: Wo der SR 500-Single nach<br />

alter Manier stampft und schüttelt, gibt sich der<br />

Honda-500er ganz zivilisiert und zaubert grobe<br />

Lebensäußerungen mittels zweier Ausgleichswellen<br />

fast vollständig weg.<br />

Wo also der SR-Fahrer vor allem bei heißem<br />

Motor noch schwitzend kickt und tritt, setzt sich die<br />

FT des Honda-Fahrers bereits lässig in Bewegung.<br />

Das Erlebnis der Leistung spiegelt wiederum die<br />

unterschiedlichen Charaktere wider. Die mit vier<br />

Millimetern mehr Hub gesegnete Yamaha dreht<br />

nicht so spielerisch hoch wie der Honda-Single und<br />

packt erst bei 3000 Touren, also 500/min später mit<br />

sauberem Rundlauf zu, doch liefert sie dafür bei<br />

4000/min energischere Power. Über 5000/min<br />

schlägt jedoch wieder die Stunde der FT 500, die<br />

sich dort deutlich DREHFREUDIGER UND SPRIT-<br />

ZIGER gibt.<br />

In Sachen Fahrwerk fasst der damalige Tester<br />

schnell zusammen: Die Yamaha ist handlicher, die<br />

Honda läuft besser geradeaus. Die störrische Gabel<br />

der SR wird dabei aber klar moniert. Dass die simple<br />

Scheibe vorn und die Trommel hinten an der<br />

Yamaha den jeweils vorn und hinten montierten<br />

SCHEIBENBREMSEN MIT VIERKOLBENSÄTTELN<br />

der Honda nicht das Wasser reichen können,<br />

wundert keinen. Dass die Yamaha sich sparsamer<br />

gibt als die moderne Honda schon eher. Vielleicht<br />

verleitet die sportlichere Sitzposition der FT 500 mit den weiter<br />

hinten montierten Fußrasten zur flotteren Fahrweise? Zudem liegt<br />

die Honda trotz nominell gleicher Leistung von 27 PS in Sachen<br />

Beschleunigung und Topspeed klar vorn.<br />

Nicht zuletzt die besseren Fahrleistungen und die vielen aufgezählten<br />

Qualitäten sprechen eigentlich für die Honda. Doch was hat<br />

Reklame<br />

Scharfes Schwert oder scharfer Kurvenfeger? Beides, will<br />

Suzuki uns per Katana-Werbeslogan anno 1982 sagen.<br />

es ihr genutzt möchte man ketzerisch fragen? Die FT 500 fristet<br />

heute ein geschmähtes Mauerblümchendasein, die SR 500 ist Kult<br />

und sehr gesucht. Und das liegt sicher nicht am damals rund 300<br />

Mark höheren Neupreis der Honda. Schon eher könnte man aus der<br />

damaligen Überschrift des Testberichts „Die Sanfte und die Derbe“<br />

ableiten: Die meisten Biker mögen es einfach eher derb. ◻<br />

84<br />

82 80 68<br />

Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut<br />

82<br />

Im September<br />

Der erste Commodore 64 kommt auf den Markt.<br />

19. September<br />

Der Student Scott E. Fahlman schlägt vor, für<br />

Scherze im E-Mail-Verkehr die aus drei ASCII-<br />

Zeichen gebildete Zeichenfolge :-) zu verwenden.<br />

Die ein Smiley nachbildenden Emoticons verbreiten<br />

sich bald über das Arpanet.<br />

www.motorrad-classic.de<br />

1. Oktober<br />

Helmut Kohl (CDU) wird nach einem konstruktiven<br />

Schmidt (SPD) zum neuen Regierungschef gewählt.<br />

Musik<br />

In den Hitparaden rangieren folgende Hits ganz<br />

vorn: “Polonäse Blankenese” von Gottlieb Wendehals,<br />

“Skandal im Sperrbezirk” von der Spider<br />

Murphy Gang, “Words” von F.R. David.<br />

Film<br />

Die Kinohits des Jahres 1982 sind „Blade Runner“<br />

mit Harrison Ford, „Das Ding aus einer anderen<br />

Welt“ mit Kurt Russel, „E.T. – Der Außerirdische“<br />

und „Rocky 3 – Das Auge des Tigers“ mit Sylvester<br />

Stallone.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 25


SZENE I<br />

Panther M 100<br />

In der Ruhe<br />

liegt die Kraft<br />

Niemand würde auf die Idee kommen, einen schlafenden<br />

Panther mit einem Fußtritt aufzuwecken. Es sei denn,<br />

es handelt sich um eine der langhubigen Großkatzen aus<br />

Yorkshire, die mit riesiger Schwungmasse auf die Pirsch gehen.<br />

Text: Dirk Mootz; Fotos: Harry Colbert<br />

◻<br />

26 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 27


SZENE I<br />

Panther M 100<br />

Schön anzuschauender Smiths-Tacho, dessen Nadel bei einer Panther<br />

allerdings höchstens bis zur 80er-Markierung ausschlägt. Besonderheit<br />

der schmächtig wirkenden Dowty-Oleomatic-Telegabel ist die<br />

Luftfederung, einstellbar über eine handelsübliche Pumpe<br />

Sie gehört zu den klassischen Motorrädern, die<br />

schon früher nicht fürs schnelle Fahren gekauft<br />

wurden. Auch auf Rennstrecken hat sie sich deshalb<br />

keine Lorbeeren erfahren. Dennoch zählt die<br />

Panther M 100 mit ihrem mächtigen und stark geneigten Einzylinder<br />

zu den absoluten Kult-Maschinen aus britischer Fertigung.<br />

Deren Geschichte reicht zurück bis ins Jahr 1904, als Joah<br />

Carver Phelon und Richard Moore mit dem Bau ihrer P&M-Motorräder<br />

begannen, bei denen der Motor den vorderen Rahmenunterzug<br />

ersetzte und somit eine tragende Rolle im Chassis<br />

übernahm. Diese besondere Konstruktionsweise zeichnete auch<br />

noch die letzten großen Panther-Modelle aus, als das Werk im<br />

Jahr 1966 für immer geschlossen wurde.<br />

Die Bezeichnung Panther war erstmals 1923 auf dem Tank<br />

eines P&M-Krads zu sehen, als die Sportvariante des 555 Kubikzentimeter<br />

großen, seitengesteuerten Einzylinders vorgestellt<br />

wurde. Die hier gezeigte 1951er-Panther ist jedoch eine 600er,<br />

besser bekannt als M 100. Und damit eine der Großkatzen, die<br />

man normalerweise eher in ausladenden Zweisitzer Seitenwagengespannen<br />

antrifft als<br />

im Fahrgestell einer<br />

Solomaschine.<br />

Fahrer von hochtourigeren<br />

Zweizylindern<br />

können sich<br />

ohnehin nur schwer<br />

vorstellen, dass sich<br />

jemand für so ein gemächlich<br />

ackerndes<br />

Einzylinder-Kaltblut<br />

erwärmen kann. Doch genau dieses Stoische ist es, weshalb Leute<br />

wie Andy Tiernan die alten Panther-Singles lieben. „So eine<br />

‚Großkatze‘ läuft zuverlässig und hat ungemein viel Druck im<br />

Keller, trinkt aber weniger als ein kleines Kätzchen aus seiner<br />

Milchschale“, lobt Andy die Genügsamkeit seiner Panther. „P&M<br />

nannte einen Durchschnittsverbrauch von rund 3,2 Litern für<br />

Solomotorräder und etwa 4,7 Litern auf 100 Kilometer für Gespanne.<br />

Nun, das waren natürlich genauso optimistische Versprechungen<br />

wie die heutigen Verbrauchsangaben für Autos,<br />

aber Verbrauchswerte von weniger als 4,5 Liter im Schnitt sind<br />

problemlos zu schaffen.“<br />

Das Geheimnis dieser unerschütterlichen Kraft im Drehzahkeller<br />

ist eine enorme Schwungmasse, die fast 14 Kilogramm auf<br />

die Waage bringt. Und damit genügend kinetische Energie freisetzt,<br />

um selbst Berge in Maulwurfshügel zu verwandeln. Obwohl<br />

P&M die Panther als „Schwergewicht“ bezeichnete, galt das<br />

1950er-Model 100 tatsächlich als eine der leichtesten 600er, die<br />

für den Seitenwagenbetrieb geeignet waren. Trotz zweier Schalldämpfer<br />

und Soziusrasten, deren schwerer Flachstahl aussieht,<br />

als ob ein Schmied sie zurecht gehämmert hätte, wiegt die Panther<br />

ohne Sprit und Öl nur 175 Kilogramm. Schon erstaunlich,<br />

wie viele Pfunde man ohne Unterzüge einsparen kann!<br />

Auszug aus dem 1949er-<br />

Prospekt der Panther M 100.<br />

Wahlweise gab es zwei<br />

Getriebe mit unterschiedlichen<br />

Übersetzungen für den<br />

Solo- oder Gespann-Einsatz<br />

28 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Mächtiger Single:<br />

Mit ellenlangem<br />

Hub und riesiger<br />

Schwungmasse<br />

kein Freund hoher<br />

Drehzahlen


SZENE I<br />

Panther M 100<br />

Charakter-Darsteller:<br />

Der schräg gestellte<br />

Einzylinder mit dem<br />

ultralangen Hub macht<br />

die Panther-Modelle unverwechselbar<br />

PANTHER MODEL 120<br />

Big Banger<br />

Wem der 600er-Single der M 100 nicht genügt, findet vielleicht in der<br />

1958 von P&M vorgestellten Panther M 120 die passende Alternative.<br />

Mit 650 Kubikzentimetern galt sie damals als hubraumstärkste Einzylindermaschine<br />

auf dem Markt. Die Kompression war mit 6,5:1 die<br />

gleiche wie bei der M 100. Doch das kleinere Auslassventil, ein Brennraum<br />

mit Quetschkante und der größere Vergaser sorgten für ein<br />

Leistungsplus. Für die Hubraum-Erhöhung wurde die Bohrung um einen<br />

Millimeter vergrößert, der Hub sogar um deren sechs, weshalb das<br />

Schwungrad im Durchmesser um 6,4 Millimeter verkleinert werden<br />

musste, um nicht mit dem herabsausenden Kolben zu kollidieren.<br />

Die 650er stehen zwar im zweifelhaften Ruf, besonders viel Öl zu verbrauchen.<br />

Letztlich kann das Model 120 aber eine Schwinge mit zwei<br />

Federbeinen und wirkungsvolle Halbnaben-Trommelbremsen in die<br />

Waagschale werfen. Außerdem war die auf knapp 28 PS erstarkte Großkatze<br />

für Gespann-Liebhaber ganz klar auch das bessere Zugpferd.<br />

Größter Single:<br />

Mehr Hubraum<br />

als die M 120<br />

hatte 1958<br />

kein anderer<br />

serienmäßiger<br />

Einzylinder<br />

Für die Semi-Trockensumpfschmierung, deren Öltank in den<br />

vorderen Bereich des Motorgehäuses integriert ist, nannte P&M<br />

drei Vorteile: Erstens käme das Öl so schneller auf Betriebstemperatur<br />

als bei einem separaten Behälter. Zweitens würde<br />

der Schmierstoff dank der Kühlrippen an besagtem Tank in Fahrt<br />

besser gekühlt werden als in einem unterm Sitz versteckten<br />

Stahlbehältnis. Und drittens könne man auf eine Rückförderpumpe<br />

verzichten, weil Schwerkraft und Schleuderwirkung<br />

des Schwungrads ausreichen, um das Öl wieder in den Tank zu<br />

transportieren. Das mag bereits in den 1950er-Jahren ziemlich<br />

altmodisch geklungen haben, doch dieses Prinzip hatte bei der<br />

Markteinführung der M 100 schon mehr als 25 Jahre zuverlässig<br />

funktioniert. Nun, die pragmatischen Ingenieure in Cleckheaton/Yorkshire<br />

waren anscheinend der Überzeugung, dass alles,<br />

was nicht dran ist, auch nicht kaputtgehen könne.<br />

Die simple Technik erleichtert die Wartung<br />

So sind die simplen ohv-Singles einfach zu warten und zu reparieren.<br />

Zum Glück, denn P&M empfahl, den Brennraum alle 8000<br />

Kilometer zu entkoken. „Diese Empfehlung war der bescheidenen<br />

Qualität der damaligen Öle geschuldet“, beruhigt Andy.<br />

„Heute kann man die Laufleistung bis zur Routinekontrolle des<br />

Zylinderkopfs locker verdoppeln.“ Einige Panther-Eigner beklagen<br />

sich über einen hohen Ölverbrauch und verölte Zündkerzen.<br />

Zur Lösung dieser Probleme empfehlen sich drei Maßnahmen.<br />

30 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


DATEN<br />

Panther Model 100<br />

Motor: Luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor,<br />

eine untenliegende Nockenwelle, zwei<br />

über Schlepphebel, Stoßstangen und Kipphebel<br />

betätigte Ventile, Bohrung x Hub 87 x<br />

100 mm, Verdichtung 6,5:1, Hubraum 598<br />

cm³, Leistung 23 PS bei 5500/min<br />

Kraftübertragung: Mehrscheiben-Trockenkupplung,<br />

Vierganggetriebe, Kettenantrieb<br />

Fahrwerk: Rohrrahmen aus Stahl, unten<br />

offen, Motor mittragend, Teleskopgabel, starre<br />

Hinterradführung, Drahtspeichenräder mit<br />

Stahlfelgen, Reifen vorn und hinten 3.50-19,<br />

Simplex-Trommelbremse vorn und hinten<br />

Maße und Gewichte:Radstand 1372 mm,<br />

Trockengewicht 175 kg, Tankinhalt 11,3 l<br />

Höchstgeschwindigkeit: zirka 120 km/h<br />

Internet: www.pantherownersclub.com<br />

Ein kleiner Hebel sorgt<br />

für große Erleichterung:<br />

Über den Ventilausheber<br />

wird das Auslassventil<br />

bis zur Hälfte des<br />

Kolbenhubs geöffnet.<br />

So kickt es sich besser<br />

Die einfachste ist eine Überprüfung der in unmittel barer Nähe<br />

zum Kettenritzel befindlichen Kurbelgehäuse-Entlüftung. Sofern<br />

diese nicht verstopft ist, kommt möglicherweise die Ölpumpe als<br />

Ursache in Betracht. Dabei handelt es sich um eine simple, zahnradgetriebene<br />

Konstruktion mit Rotor und Kolben sowie einem<br />

Druckbegrenzungsventil im Gehäuse. Hier lässt sich durch den<br />

Einbau einer schwächeren Feder im Ventil der Öldruck vermindern.<br />

Alternativ kann man auch ein sechs Millimeter messendes<br />

Loch durch eine Seite des Ölpumpen-Kolbens bohren, um den<br />

Öldruck zu begrenzen.<br />

Wally Wilson, ein Panther-Techniker der späten 50er-Jahre,<br />

empfahl dagegen eine drastische Lösung, um den Problemen mit<br />

dem ständigen Verölen Herr zu werden. Und das bedeutete eine<br />

Zerlegung des Motors, um nach dem Teilen des Kurbelgehäuses<br />

den messerscharfen Trennsteg zwischen Schwungradkammer und<br />

Öltank um 1,59 Zentimeter (5/8 inch) abzufräsen. So kann mehr<br />

Schleuderöl schneller via Schwungrad vom Kurbelgehäuse zurück<br />

in den Ölbehälter gelangen.<br />

Bei frühen 100er-Modellen war die Kurbelwelle auf der Steuerseite<br />

(rechts) mit Rollenlagern versehen, während auf der Antriebsseite<br />

zwei Kugellager zum Einsatz kamen. Spätere Typen<br />

besitzen beidseitig Rollenlager mit einem zusätzlichen Kugellager<br />

als Abstützung auf der Antriebsseite. Frühe Modelle lassen<br />

sich problemlos mit diesen beidseitigen Rollenlagern nachrüsten,<br />

ohne Änderungen an Kurbelgehäuse oder Hauptwelle.<br />

Ohne Probleme verrichten normalerweise auch die Burman-<br />

Getriebe ihren Dienst, weiß Andy: „Bis 1948 waren die Viergang-<br />

Schaltboxen mit einer Mischung aus Fett und Öl befüllt. Wenn an<br />

Kickstarter- und Schaltwelle Filzdichtungen zu sehen sind, dann<br />

handelt es sich um solch ein frühes Getriebe. Spätere Ausführungen<br />

ab 1949 waren ausschließlich mit Motoröl befüllt.“<br />

Zum Spannen der Primärkette wird zunächst die Verschraubung<br />

der oberen Getriebehalterung um eine Umdrehung gelockert.<br />

Anschließend lassen sich nach dem Lösen der Sicherungsmuttern<br />

die an der Unterseite angebrachten Einstellschrauben<br />

verdrehen. Bei warmem Motor sollte das maximale Spiel an der<br />

straffsten Stelle nicht mehr als einen knappen Zentimeter betragen<br />

(3/8 inch). „Wenn trotz korrekter Spannung der Primärkette<br />

immer wieder der vierte Gang herausspringt, einfach die<br />

rechte Fußraste ein wenig nach unten versetzen“, empfiehlt<br />

Andy. „Das gibt dem Schalthebel etwas mehr Bewegungsfreiheit.<br />

Damit sollte das Problem mit dem herausspringenden Gang behoben<br />

sein. Falls nicht, haben sich wahrscheinlich die Lagerbuchsen<br />

der Antriebszahnräder in Richtung der Schieberäder<br />

bewegt. Dann kommt man um ein Zerlegen des Getriebes nicht<br />

herum.“ Die Kette zum Hinterrad wird über Exzenterscheiben<br />

gespannt, die zugleich die mittige Ausrichtung des Rads in der<br />

Schwinge gewährleisten.<br />

Bei korrekter Einstellung macht die Burman-Kupplung wenig<br />

Ärger, selbst wenn die Panther einen schweren Seitenwagen<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 31


SZENE I<br />

Panther M 100<br />

Der wartungsfreundliche Aufbau<br />

erleichtert das Schrauben an den<br />

Großkatzen aus Cleckheaton<br />

Im Model 100 legt der<br />

87er-Panther-Kolben 100<br />

Millimeter im Zylinder<br />

zurück. Die beiden<br />

Ventile werden über<br />

lange Stoßstangen<br />

und Kipphebel<br />

betätigt<br />

ziehen muss. Korrekt bedeutet in diesem Fall, dass die Federn so<br />

weit eingedreht sind, dass sie ein Niveau mit der Federplatte<br />

bilden. Beim Prüfen darauf achten, dass sich diese gleichmäßig<br />

hebt. Falls nicht, müssen entsprechende Federn eingesetzt<br />

werden, die dies ermöglichen.<br />

Starrrahmen mit Telegabel und Luftfederung<br />

Andys M 100 besitzt einen Starrrahmen, vorn federt allerdings<br />

eine Dowty-Oleomatic-Teleskopgabel, die ab 1947 die Girder-<br />

Konstruktion abgelöst hatte. Besonderheit der Dowty-Forken ist<br />

ihre Luftfederung mit Öldämpfung. Bei Panther betonte man,<br />

dass die Luft-“Feder“ bei normalen Straßengegebenheiten dank<br />

großer Hübe viel Komfort bietet, gleichzeitig bei groben Verwerfungen<br />

jedoch genügend Progression besitzt, um diese ohne<br />

Durchschlagen zu absorbieren. Der Luftdruck in der Gabel lässt<br />

sich somit entsprechend der Beladung anpassen, egal ob man<br />

alleine fährt, mit Sozia oder gar einem voll besetzten Beiwagen.<br />

Das geschieht mittels einer simplen Luftpumpe über die Schrader-Ventile<br />

am oberen Ende der Gabel-Standrohre. Fürs korrekte<br />

Niveau wird so lange gepumpt, bis sich die roten Punkte der<br />

Gleitrohre mit jenen der Standrohr-Abdeckungen überlappen,<br />

was schon nach wenigen Pumpstößen der Fall ist.<br />

„Die Dowty-Gabeln wirken zwar ziemlich labil und verwindungsfreudig,<br />

doch dieser Eindruck täuscht. Schließlich werden<br />

sie selbst mit den Kräften fertig, die bei einem Seitenwagen-Gespann<br />

auf sie einwirken“, widerlegt Andy den Anschein der Fragilität.<br />

Dennoch ersetzte Panther bei seinen Schwergewichten ab<br />

1954 die Dowty-Gabeln durch eine von P&M selbst entwickelte<br />

Konstruktion. Ab diesem Jahr stand außerdem eine Hinterradfederung<br />

mit Schwinge und zwei Federbeinen als Option in der<br />

32 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Nach dem Lockern der Getriebehalterung lässt sich die Spannung<br />

der Primärkette justieren. Der mittragende Panther-Single ersetzt<br />

den Unterzug, den mit Kühlrippen versehenen Öltank der<br />

Semi-Trockensumpfschmierung hat man ins Motorgehäuse integriert<br />

Preisliste. Andys M 100 ist eine der letzten mit separater Lichtmaschine<br />

und Magnetzündung. Ab Mitte 1951 verbaute P&M<br />

nämlich die kombinierte Magdyno-Einheit von Lucas.<br />

Mit einer niedrigen Verdichtung von 6,5:1 lässt sich der<br />

600er-Sloper eigentlich ziemlich leicht antreten. Zierliche Piloten<br />

werden dennoch das nette Gimmick schätzen, mit dem P&M<br />

die Großkatzen noch schneller zum Schnurren bringen wollte.<br />

Einfach den kurzen Hebel am rechten Steuergehäusedeckel anheben,<br />

dann bleibt das Auslassventil bis zum halben Kolbenhub<br />

in Richtung des oberen Totpunkts geöffnet. Diese von P&M als<br />

„half-compression device“ bezeichnete Starthilfe-Vorrichtung<br />

war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg eingeführt worden.<br />

Damit lässt sich der 87er-Kolben ein wenig leichter den 100<br />

Millimeter langen Weg in Richtung des oberen Totpunkts – und<br />

damit der ersten Zündung – kicken. Sobald der mächtige Single<br />

läuft, tippt man den Starthilfe-Hebel einfach wieder nach unten<br />

in seine Ausgangsposition.<br />

Die Kupplung der Burman-Schaltbox besitzt Gummi-Dämpfer,<br />

sie greift ganz weich und<br />

ohne Rupfen. Und gibt damit<br />

einen Vorgeschmack auf das<br />

außergewöhnliche Fahrerlebnis<br />

mit der entspannten Großkatze.<br />

Exakt und auf kurzem<br />

Weg klickt der erste Gang ein,<br />

und der Panther setzt sich mit<br />

einem Knurren geschmeidig<br />

in Bewegung – die Pirsch<br />

beginnt! Dank der enormen<br />

Schwungmasse fährt sich der<br />

Einzylinder ähnlich elastisch wie die alten, seitengesteuerten<br />

Singles. Lässig wuchtet die Panther bereits aus niedrigsten<br />

Drehzahlen nach vorn, wirkt bei moderaten Touren völlig unangestrengt.<br />

Höhere Drehzahlen gehen dem Schwung-massigen<br />

Einzylinder nur zäh von der Rolle, im Bereich des Leistungszenits<br />

– bei 5500/min sollen es 23 PS sein – wirkt die Großkatze<br />

fast schon gequält.<br />

Obwohl sich die Vibrationen dabei trotz des immensen Hubs<br />

in erstaunlich zivilen Grenzen halten, ersparen wir uns und der<br />

betagten 600er solche Strapazen. Dafür revanchiert sich die<br />

Panther mit einem unglaublich entspannten Streifzug durchs<br />

Kurvenrevier, bereits ab Tempo 50 lässt sie sich im vierten Gang<br />

geschmeidig vorantreiben.<br />

Das ist auf jeden Fall wesentlich genussvoller als die M 100<br />

ständig auszuquetschen, zumal die von P&M angegebene<br />

Höchstgeschwindigkeit von 136 km/h bestenfalls Wunschdenken<br />

war. „Du musst eigentlich nie auf den Tachometer schauen“,<br />

weiß Andy. „Wenn du spürst, dass sich die M 100 im höchsten<br />

Gang so richtig wohlfühlt, gleitest du mit knappen 100 km/h<br />

dahin. Und dieses Tempo packt sie locker. Wenn es sein muss,<br />

auch mal den lieben langen Tag lang!“<br />

◻<br />

Zu den Neuheiten des Modelljahrgangs<br />

1954 zählten neben<br />

der hauseigenen P&M-Gabelkonstruktion<br />

erstmals auch eine<br />

gefederte Hinterradschwinge<br />

mit zwei Stoßdämpfern<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 33


SZENE I<br />

Leser bauen selbst<br />

Handwerker aus<br />

Leidenschaft<br />

Wer schon mit zehn Jahren Fahrräder selbst gebaut hat, der empfindet<br />

den Umbau von Motorrädern nicht als Herausforderung. Sondern als pure<br />

Lust, seine Leidenschaft fürs Handwerkliche voll und ganz auszuleben.<br />

Text: Uli Holzwarth; Fotos: Volker Wildförster<br />

34 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Bis die Zubehörverkleidung einer Ducati 916 und der Cagiva Mito-Höcker an die<br />

Yamaha passten, musste Volker viel Arbeit investieren. Das hat sich aber gelohnt<br />

Mitunter sind es völlig<br />

banale Anlässe, die<br />

den Ausschlag für<br />

den Umbau eines<br />

Klassikers geben. Für Volker Wildförster<br />

war es die Produktionseinstellung des<br />

Metzeler Comp K, die ihn zu einigen Veränderungen<br />

an seiner 1985er-Yamaha RD<br />

350 LC YPVS animierten. Für den Elektro-<br />

Meister, der „mit Leib und Seele Handwerker<br />

ist“, ein willkommener Anlass, die<br />

1994 mit 70 000 Kilometern auf der Uhr<br />

für 1200 Mark erstandene Zweitakt-<br />

Yamaha so zu verbessern, dass sie seinen<br />

Ansprüchen gerecht wird.<br />

Und die sind durchaus gehoben. Weil<br />

der heute 59-Jährige schon immer ganz<br />

genau wusste, was er wollte. Nämlich das<br />

Beste, was man als begabter Schrauber<br />

aus so einem Youngtimer der 80er-Jahre<br />

herausholen kann. So, wie er es mit allen<br />

technischen Gerätschaften macht, die ihm<br />

unter die Finger kommen, egal ob Hi-Fi-<br />

Geräte, Gebrauchsgegenstände oder eben<br />

Motorräder. Also begann der passionierte<br />

Handwerker, die Schwächen der Yamaha<br />

systematisch abzustellen. Weil die Familie<br />

– Volker hat vier Kinder – immer Vorrang<br />

vor dem Hobby hatte, avancierte das RD-<br />

Projekt zur „Dauerbaustelle“, die Ende<br />

der 1990er-Jahre in Angriff genommen<br />

wurde. Ziel war, die Fahrdynamik der RD<br />

wesentlich zu steigern.<br />

Deswegen brauchte Volker erst einmal<br />

passenden Ersatz für die originale<br />

„Mofa-Gabel“ und die serienmäßigen<br />

Räder. Passende 17-Zoll-Räder erspähte<br />

der Hagener an der Yamaha TZR 125 des<br />

Freundes seiner Tochter. Da traf es sich<br />

gut, dass er so ein gestürztes Rennerle<br />

günstig bekommen konnte. Und schon<br />

der Verkauf des Motors den Kaufpreis<br />

wieder einspielte. Dank der neuen Möglichkeiten,<br />

die das Internet ab der Jahrtausendwende<br />

eröffnete, hat es Volker<br />

in den folgenden Jahren tatsächlich geschafft,<br />

mit dieser konsequenten Taktik<br />

seinen Teilebedarf letzendlich zum Nulltarif<br />

zu realisieren! „Zu meiner Überraschung<br />

erzielten vor allem die prima<br />

erhaltenen Originalteile meiner 31K erstaunlich<br />

gute Preise, einige sind sogar<br />

nach England gegangen.“<br />

Trennungsschmerzen hatte Volker jedoch<br />

nicht im Geringsten, für ihn stand<br />

von vornherein fest, dass sein Umbau radikal<br />

und nicht mehr reversibel sein sollte.<br />

Entscheidend war für den begeisterten<br />

Nürburgring-Nutzer vor allem eine weiter<br />

nach vorn gerückte, aktivere Sitzposition.<br />

Die machte der kürzer bauende Tank der<br />

TZR 125 möglich, den Volker ebenso<br />

aufwendig anpassen musste wie das<br />

urprünglich von einer Cagiva Mito stammende<br />

Heck. „Die Änderungen daran<br />

waren so aufwendig, dass ich den Solo-<br />

Höcker besser gleich komplett selbst<br />

angefertigt hätte“, ist der Schrauber im<br />

Nachhinein schlauer. Nun, dabei soll nicht<br />

unerwähnt bleiben, dass der Solo-Höcker<br />

von der Mito schon die zweite Heckvariante<br />

ist. Nummer eins, eine im Stil der alten<br />

FZR 1000 gehaltene, wurde zwischenzeitlich<br />

bei einem Sturz auf dem Nürburgring<br />

zerstört. „Na ja, selbst schuld, da hat<br />

mich die völlig unterdämpfte Upsidedown-Gabel<br />

einfach ausgehebelt, dann<br />

ging‘s dahin.“ Die 41er-Forke einer Yamaha<br />

SZR 660 – von der ebenso der größere<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 35


SZENE I<br />

Leser bauen selbst<br />

Wie aus einem Guss: An seiner 30 Jahre alten RD 350 hat Volker Wildförster fast alles selbst überholt, optimiert oder gebaut<br />

Wasserkühler stammt – hat Volker daraufhin<br />

mit Federn aus einer VS 800 und<br />

zäherem Öl sowie einem kleineren Luftpolster<br />

auf seinen Fahrstil abgestimmt.<br />

Wie auch die Bremsen, die vorn dank<br />

der geschickten Kombination von FZR-<br />

1000-Scheiben mit Brembo-Sätteln einer<br />

Ducati 916 und angepassten Spiegler-<br />

Adaptern für eine Triumph den gewünschten<br />

sportlichen Biss liefern.<br />

Viel Geschick bewies der Erbauer<br />

auch beim Abändern der ehedem für eine<br />

Ducati 916 gedachten Zubehörverkleidung,<br />

deren Bug und sämtliche Halter er<br />

in aufwendiger Handarbeit angepasst hat.<br />

Auch die Seitendeckel aus einem Millimeter<br />

starken Edelstahlblech sind sein<br />

(Hand-)Werk.<br />

Da überrascht es nicht, dass Volker<br />

den Motor ebenso in Eigenregie komplett<br />

neu aufgebaut hat. Der mit zwei eigenen<br />

Drehbänken gesegnete Schrauber fertigte<br />

sogar die Lager der YPVS-Auslasswalzen<br />

nach, wobei er sich die Teile von Lager-<br />

Spezialist Emil Schwarz zum Vorbild<br />

nahm. „Er möge mir verzeihen, gut ist<br />

eben gut!“ Allerdings nicht gut genug für<br />

den Perfektionisten: „Bei mir kommt hochwertige<br />

Lagerbronze zum Einsatz. Nach<br />

der mechanischen Bearbeitung habe ich<br />

Selbst gemacht: Die Seitendeckel wurden<br />

aus Edelstahl-Blechen gedengelt<br />

Gute Mischung: In die FZR 1000-Scheiben<br />

beißen Brembos einer Ducati 916<br />

Glänzendes Ergebnis: Die Bremszange<br />

hat Volker poliert, die Räder ein Profi<br />

36 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Das Cockpit mit selbst gefertigter Alu-Blende kombiniert TZR<br />

125-Originalteile mit dem digitalen Koso-Instrument<br />

Besser schalten mit der Rastenanlage von Moto Italia.<br />

Gebraucht erstanden, wie nahezu alle Teile des Umbaus<br />

die Teile von Hand mit Diamant-Schleifpaste<br />

eingeschliffen, das hält seit zehn<br />

Jahren dicht!“<br />

Dass Volker auch bei allen anderen<br />

Lagern, nämlich jenen von Lenkkopf,<br />

Schwinge und Umlenkhebelei des gebraucht<br />

erstandenen Öhlins-Federbeins,<br />

deren Spiel eigenhändig im Stil von Emil<br />

Schwarz eliminierte, hat der Lager-Experte<br />

beim Gespräch auf der Dortmunder<br />

Messe übrigens gelassen aufgenommen.<br />

Ähnlich entspannt zeigte sich zur<br />

großen Überraschung des Erbauers auch<br />

der Sachverständige beim TÜV. Nach<br />

eingehender Begutachtung hat er seinen<br />

Segen zu allen Umbauten gegeben, und<br />

zwar ohne große Diskussion. Ziemlich<br />

ungewöhnlich für ein Umbauprojekt, „bei<br />

dem letztlich kein Stein auf dem anderen<br />

geblieben ist“.<br />

Für Volker Wildförster ist das die amtliche<br />

Bestätigung, dass er gute Arbeit geleistet<br />

hat. Ach ja: Design und Lackierung<br />

sind ebenfalls von ihm. Das zu erwähnen<br />

ist nach allem, was er in Eigenregie erledigt<br />

hat, fast schon banal.<br />

◻<br />

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SZENE I<br />

Simson SR 4-2/1 Star<br />

Ich bin ein Star...<br />

Statt im Dschungel musste Frank Rönickes „Star“ Ekel-Prüfungen im Karnickelstall<br />

überstehen. Er hat das Simson-Mokick, einst Traum vieler DDR-Teenager, gerettet.<br />

Text und Fotos von Frank Rönicke<br />

Die Schwalbe ist Kult, die<br />

AWO sowieso und die<br />

S 51-Mokicks be leben<br />

auch heute noch das<br />

Straßenbild in Ost und West – dank der<br />

60-km/h-Ausnahmeregelung. Über 5,6<br />

Millionen motorisierte Simson-Zweiräder<br />

aus DDR-Zeiten haben ihre Spuren hinterlassen.<br />

Und die führen manchmal an ganz<br />

ungewöhnliche Orte.<br />

Zum Beispiel in einen Karnickelstall.<br />

Dort fristete seit vielen Jahren ein „Star“<br />

sein Dasein, stark verschmutzt und von<br />

Rost befallen, aber immerhin komplett.<br />

Ich habe schon viele Simson-Fahrzeuge<br />

besessen, ein SR 4-2 aber noch nie. Meine<br />

Jugendliebe fuhr ein solches Mokick,<br />

während ich mich noch mit Vaters altem<br />

SR 2 begnügen musste. Das war vor 40<br />

Jahren, und genauso alt war der Star aus<br />

dem Karnickelstall, der bei genauer Betrachtung<br />

mit wenig Aufwand wieder<br />

straßentauglich gemacht werden konnte.<br />

Nach der IFMA 1953 sorgte das Moped<br />

in der Bundesrepublik Deutschland für<br />

einen nie da gewesenen Kraftfahrzeug-<br />

Boom, an dem sich bald Dutzende Hersteller<br />

von ADI bis Zündapp beteiligten. In<br />

der DDR suchte man zu dieser Zeit noch<br />

nach einem Fahrrad-Hilfsmotor, und kei-<br />

38 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


ner der etablierten Motorrad-Hersteller<br />

(EMW in Eisenach, AWO-Simson in Suhl<br />

und IFA/MZ in Zschopau) dachte freiwillig<br />

daran, ein Moped zu bauen. Niemand<br />

hatte dafür Kapazitäten frei. Aber<br />

die Staatsführung hatte erkannt, dass das<br />

Moped die ideale Motorisierung für den<br />

DDR-Bürger war, kein unnötiges Luxusgut,<br />

sondern ein äußerst praktisches Fortbewegungsmittel.<br />

Im Herbst 1953 hatten die Mitglieder<br />

der Arbeitsgruppe Motorrad im Ministerium<br />

für Allgemeinen Maschinenbau in<br />

Berlin die Standortfrage zur Mopedproduktion<br />

geklärt: Hinsichtlich zukünftiger<br />

Planungen für den Kraftfahrzeugbau in<br />

der DDR bot Simson in Suhl die idealen<br />

Voraussetzungen für eine Großserienfertigung.<br />

Da war schon klar, dass sowohl die<br />

Fahrrad- und Kinder wagenproduktion als<br />

auch die Motorradfertigung in Suhl früher<br />

oder später eingestellt werden würde.<br />

Staatlicher Entwicklungsauftrag<br />

Suhl war vor allem deshalb interessant,<br />

weil durch vorhandenes Know-how die<br />

Vorbereitungsphase kurz gehalten werden<br />

konnte. Am 1. Mai 1952 hatten die Sowjets<br />

als ehemalige Besatzungsmacht den<br />

Suhler Betrieb an die DDR, respektive die<br />

IFA (Vereinigung der meisten mit dem<br />

Kraftfahrzeugbau in der DDR in Verbindung<br />

stehenden Betriebe, ursprünglich<br />

„Industrieverwaltung Fahrzeugbau“)<br />

über geben, die den international noch immer<br />

guten Ruf der Simson-Produkte vor<br />

allem für den Exportmarkt nutzen wollte.<br />

Ein Team (selbstverständlich hieß es in<br />

der DDR „Kollektiv“), erweitert um Mitarbeiter<br />

von Simson, IFA-DKW (Zschopau)<br />

und Fichtel & Sachs (Reichenbach), traf<br />

sich nun wiederholt im Motorradwerk in<br />

Zschopau, um die Grundstrukturen der<br />

Fertigung in Suhl festzulegen. Neben der<br />

Endmontage waren Rahmen, Gabeln,<br />

Schutzbleche und Felgen im Suhler Werk<br />

zu produzieren. Die von Fichtel & Sachs<br />

entwickelten Naben sowie die Zündlichtanlage<br />

sollten vom VEB Büromaschinenwerke<br />

Optima in Erfurt kommen. Der<br />

Motor war vom IFA-DKW-Motorradwerk<br />

in Zschopau zu entwickeln und sollte<br />

danach im VEB Büromaschinenfabrik<br />

Rheinmetall in Sömmerda (bis Kriegsende<br />

Tochter der Rheinischen Metallwaren- und<br />

Maschinenfabrik Düsseldorf-Derendorf) in<br />

die Serienfertigung gehen.<br />

Im Spätsommer 1954 machte sich ein<br />

erfahrenes Team daran, auf Basis des<br />

50er-Sachs-Motors ein geeignetes Triebwerk<br />

zu konstruieren. Darunter auch die<br />

schon zu DKW-Zeiten in Zschopau tätigen<br />

Zwei takt spezialisten Herbert Friedrich<br />

und Kurt Bang. Gefordert waren 1,5 PS,<br />

für die auf 5000/min gedreht werden<br />

... holt mich hier raus!<br />

musste; 4200 Touren sollten für 1,3 PS<br />

Dauerleistung reichen. Alles kein Problem<br />

für die Experten, denen nur der Pedaltrieb<br />

mit Rücktrittbremse ein wenig Kopfschmerzen<br />

bereitete, weil sie damit Neuland<br />

betraten. Im März 1955 bekam die<br />

Zschopauer Konstruktion die Freigabe zur<br />

Serien fertigung in Sömmerda. Der luftgekühlte<br />

Einzylinder-Zweitakter mit Flachkolben<br />

hatte einen Hubraum von 47,6 cm 3 ,<br />

(Bohrung x Hub 38 x 42 mm). Je nach Belastung<br />

genehmigte sich das 6:1 verdichtete<br />

Triebwerk 1,4 bis zwei Liter Kraftstoffgemisch<br />

1:25. Das Zweiganggetriebe<br />

wurde per Drehgriff am linken Lenkerende<br />

geschaltet.<br />

Trotz einiger Probleme erhielt der<br />

Wareneingang von Simson-Suhl Ende Mai<br />

1955 für 371 Mark (Ost) pro Stück die ersten<br />

Motoren mit der Bezeichnung Rh50.<br />

Das Kürzel Rh stand für Rheinmetall. Nun<br />

konnte in Suhl mit der Montage des neuen<br />

Mopeds begonnen werden, von denen<br />

die ersten im Juli 1955 für 990 Ostmark in<br />

den Handel kamen. Die Typenbezeichnung<br />

SR 1 für das erste DDR-Moped stand<br />

für Simson und Rheinmetall. Mit seinen<br />

dünnen Blechteilen und den großen 26-<br />

Zoll- Rädern erinnerte das SR 1 an die<br />

ersten Mopeds aus westlicher Produktion.<br />

Allerdings zeugten die gummigefederten<br />

Schwinghebel vorn und die ebenfalls in<br />

Gummi gelagerte und als Schwinge ausgebildete<br />

hintere Gabel von einigem Fortschritt.<br />

Die Trommelbremsen in beiden<br />

Mitgenommen,<br />

aber komplett:<br />

Die Jahre im<br />

Karnickelstall<br />

haben dem<br />

„Star“ nur äußerlich<br />

zugesetzt<br />

Naben sorgten für eine ausreichende<br />

Verzögerung. Pfiffige Details waren der<br />

Tachometer im Lampengehäuse und der<br />

integrierte Tragegriff im Durchstieg des<br />

Rahmens.<br />

Da man sich bei der Entwicklung nicht<br />

an die im Westen geltende 33-Kilogramm-<br />

Klausel für Mopeds halten musste, hatte<br />

Simson schon sein erstes Moped auf<br />

Robustheit und Langlebigkeit ausgelegt –<br />

Eigenschaften, für die Simson-Fahrzeuge<br />

bis heute bekannt sind. Mit schicken<br />

Zweifarb-Lackierungen und viel Chrom<br />

erschloss sich das Suhler Moped schnell<br />

Exportmärkte in allen Teilen der Welt. Im<br />

Westen waren die Hersteller jedoch schon<br />

einen Schritt weiter, mit 23-Zoll-Fahrwerken<br />

und mehr Blech als Wetterschutz.<br />

Bis zum Frühjahr 1957 schafften es auch<br />

die Suhler mit dem Nachfolgemodell SR 2,<br />

ein solches Moped auf die Räder zu stellen.<br />

Bremsen (ab Sommer 1957 mit Leichtmetall-Vollnabenbremsen),<br />

Federungselemente<br />

und auch der Motor blieben gegenüber<br />

dem SR 1 unverändert. Letzteres ließ<br />

sich mittels der Pedale im Stehen anwerfen,<br />

die Höchstgeschwindigkeit betrug<br />

45 km/h. Gut zwei Jahre später folgte<br />

das SR 2E, das zunächst nur Exportkunden<br />

vorbehalten bleib. Eine Schwingenfederung<br />

vorn und eine Schraubenfeder<br />

anstatt des Gummipuffers hinten sorgten<br />

für einen besseren Fahrkomfort. Im Frühjahr<br />

1960 löste dann das SR 2E auch in der<br />

DDR den Typ SR 2 ab.<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 39


SZENE I<br />

Simson SR 4-2/1 Star<br />

Die gründliche Reinigung und Entrostung<br />

mussten genügen. Der „Star“, mit<br />

505 800 Exemplaren die erfolgreichste<br />

Simson, steht zu seiner Vergangenheit<br />

Fehler im DDR-System<br />

Anfang der sechziger Jahre entsprachen<br />

jedoch Design, Fahr- und Triebwerk des<br />

SR 2E längst nicht mehr dem internationalen<br />

Moped-Standard. Zwar wurde ständig<br />

an Verbesserungen (größere Federwege,<br />

Anhebung der Motorleistung) und<br />

an einer neuen Moped-Generation gearbeitet,<br />

die Trägheit des Wirtschaftssystems<br />

und zweifelhafte Entscheidungen<br />

der politisch Verantwortlichen verhinderten<br />

allerdings den notwendigen Modellwechsel.<br />

Mit der Folge, dass der Moped-<br />

Verkauf schon 1963 ins Stocken geriet<br />

und 1964 sogar auf Halde produziert wurde.<br />

Für DDR-Verhältnisse war das ebenso<br />

einmalig wie die Möglichkeit des Ratenkaufs<br />

mit 260 Mark Anzahlung und 24<br />

Monaten Laufzeit – der den Absatz jedoch<br />

kaum beflügelt hat.<br />

An den Suhler Ingenieuren lag das<br />

nicht, sie hatten schon ab 1957 an neuen<br />

Konzepten gearbeitet, waren aber immer<br />

wieder von der Staatsführung eingebremst<br />

worden. Sie hatten mit dem SR 3 ein Moped<br />

nach westlichen Vorbildern entwickelt,<br />

mit Schalen rahmen aus verschweißten<br />

Blechpressteilen. Dessen Serienfertigung<br />

war für 1961 geplant, als Teil eines Baukastensystems,<br />

um aus einem Grundmodell<br />

ohne großen Aufwand verschiedene<br />

Versionen bauen zu können: Moped, Mokick<br />

und Kleinkraftrad, Ein- oder Zweisitzer.<br />

Dazu passend wurde – jetzt in Suhl<br />

– seit dem Frühjahr 1960 ein neuer Motor<br />

entwickelt, der alle künftigen Anforderungen<br />

berücksichtigte: Motoren im Baukastensystem<br />

mit zwei bis 4,5 PS, Dreioder<br />

Viergangschaltung, Hand- oder Fußbetätigung,<br />

Fahrtwind- oder Gebläsekühlung,<br />

Schaltgetriebe oder Kupplungsautomatik<br />

und schließlich 50 oder 75 cm 3 . Bis<br />

auf die größere Zylinderbohrung wurden<br />

in den Folgejahren alle diese Ziel vorgaben<br />

auch umgesetzt.<br />

Gegenüber dem Sömmerdaer Motor<br />

wurde die thermische Stand festigkeit<br />

durch Alu miniumrippen und Schleudergusslaufbuchsen<br />

verbessert. Präzisions-<br />

Werkzeugmaschinen in der Fertigung ermöglichten<br />

nun eine konstantere Leistungsabgabe,<br />

außerdem reduzierte eine<br />

neu abgestimmte Auspuffanlage den Lärm.<br />

Anfang 1963 war der in seiner ersten<br />

Der ab 1964 in Suhl gebaute, schlitzgesteuerte<br />

Zweitakter M 53 war 15<br />

Jahre Basis aller Simson-50er. Ihn besaßen<br />

auch „Star“ und „Schwalbe“<br />

SR 2E: Ein<br />

Dauerbrenner,<br />

der am Ende<br />

aber stark<br />

schwächelte<br />

40 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Typisch: Der ins Lampengehäuse<br />

integrierte Tacho.<br />

Untypisch: Der Original-<br />

Schein ist noch vorhanden<br />

Variante für SR 3 und KR<br />

51 (Schwalbe) bestimmte<br />

Motor serienreif. Während<br />

der Kleinroller weiter<br />

im staatlichen Programm blieb<br />

und dafür auch Entwicklungsgelder zur<br />

Verfügung gestellt wurden, kam im<br />

Sommer 1962 jedoch das Aus für die<br />

SR 3-Serienfertigung. Gründe waren der<br />

notorische Mangel an Tiefziehblechen in<br />

der DDR und der noch immer gute Absatz<br />

des Modells SR 2.<br />

Obwohl die Enttäuschung bei den<br />

Suhler Fahrzeugbauern tief saß, ließen sie<br />

sich nicht entmutigen. Schließlich lieferte<br />

die SR 3-Entwicklung später die Basis für<br />

die sehr erfolgreichen Simson-Geländesport-Maschinen,<br />

außerdem trieben die<br />

Suhler eben anderweitig die Serienfertigung<br />

eines SR 2-Nachfolgers voran. Was<br />

den Rahmen betraf, einigte man sich auf<br />

einen Kompromiss: Die nun SR 4 genannte<br />

Konstruktion besaß als Sitzträger eine<br />

Schale, die ab Fahrzeugmitte bis zur<br />

Lenkerführung von einem Rohr abgelöst<br />

wurde. Rohr-Prägekonstruktion tauften<br />

die Techniker ihre Notlösung, die sich<br />

letztlich doch bewährte.<br />

Baukastenprinzip als Pflicht<br />

Außer dem Rahmen und der Typenbezeichnung<br />

änderte sich am Entwicklungsprogramm<br />

nichts. Dem sportlichen Mokick<br />

mit Dreigang-Fußschaltung sollte<br />

ein Einstiegsmodell mit Handschaltung<br />

und Mopedcharakter<br />

zur Seite<br />

gestellt werden. Beide<br />

Kräder mussten sich<br />

allerdings der Entwicklung<br />

eines neuen Kleinrollers<br />

unterordnen und<br />

wurden von dessen Investitionsmitteln<br />

größtenteils<br />

mitfinanziert. Ein Baukastenprinzip<br />

war daher<br />

Pflicht, auch für das Fahrwerk.<br />

Nach dem Kleinroller KR<br />

51 „Schwalbe“ erschien im<br />

Juni 1964 das Moped SR 4-1<br />

„Spatz“ als direkter Nachfolger<br />

des alten SR 2. Von dem übernahm<br />

das neue Moped den inzwischen<br />

zwei PS leistenden Sömmerdaer Motor.<br />

Die Lampeneinfassung war genauso vom<br />

ersten Suhler Roller her bekannt wie die<br />

gesamte vordere Radführung, was dem Gesamterscheinungsbild<br />

mit den hinteren, an<br />

einer Schwinge hängenden Federbeinen<br />

eine beinahe kurios zu nennende Note<br />

verlieh. Der breitere und tiefer ge zogene<br />

vordere Kotflügel passte da schon besser<br />

zum neuen Suhler Outfit, der Rest sowieso:<br />

Räder (20 Zoll), Bremsen (125 mm<br />

Trommeldurchmesser, je 58 cm² Belagfläche),<br />

Kippständer, Gepäckträger, Rückleuchte<br />

und die von MZ patentierte Kettenkapselung<br />

via Gummischläuche hatte<br />

man zuvor schon am ersten Suhler Vogel,<br />

der Schwalbe, gesehen. Später werden<br />

Tank und seitliche Abdeckbleche aus<br />

Leicht metall, die vom Vergaser bis zum<br />

Hinterrad reichen, auch an anderen Simson-Zweirädern<br />

zu sehen sein. Im Gegensatz<br />

zu den anderen Suhler Neuschöpfungen<br />

blieb das SR 4-1 jedoch einsitzig.<br />

Der Star unter den Vögeln wurde – im<br />

wahrsten Sinne des Wortes – die SR 4-2.<br />

1962, als die Versuchsabteilung bis Jahresende<br />

fünf Prototypen fertiggestellt hatte,<br />

war von dieser Bezeichnung natürlich<br />

noch keine Rede. Zu dieser Zeit dachte<br />

auch noch niemand an eine Doppelsitzbank<br />

für das „Sportmokick“. Da rüber wurde<br />

– wie über die Erhöhung der Motorleistung<br />

von 2,8 auf 3,4 PS – erst 1964 entschieden,<br />

gerade noch rechtzeitig für die<br />

am 30. Juni des Jahres startende Nullserie<br />

von neun Fahrzeugen. Abweichend vom<br />

Spatz standen folgende Konstruktionsmerkmale<br />

von Anfang an fest: Vollschwingenfahrwerk<br />

mit Langschwinge und reibungsgedämpften<br />

Federbeinen am Vorderrad,<br />

Dreigang-Motor mit Fußschaltung,<br />

Schwunglichtmagnetzünder mit Ladeanlage<br />

und 6-Volt-Akku (4,5 Ah), Lenker-<br />

Blinker und Parkleuchte.<br />

Bei den Teens ein großer Star<br />

Das Endergebnis ließ die Herzen der<br />

15- bis 17-jährigen DDR-Teenager höher<br />

schlagen. Die Tester fanden ebenfalls viel<br />

Lob, obwohl sie natürlich bemerkt hatten,<br />

dass fast alles am „Star“ nicht ganz neu<br />

war. Tatsächlich wurde das „Standardisierungsprogramm“,<br />

wie das Baukastensystem<br />

damals genannt wurde, so geschickt<br />

in Szene gesetzt wie bei keinem anderen<br />

Suhler Erzeugnis zuvor. Motor, Hinterradantrieb,<br />

Laufräder, Bremsen, Federbeine,<br />

elektrische Ausrüstung, Vorderradschwin-<br />

Das Pressefoto zeigt den neuen<br />

„Star“ SR 4-2/1 mit dem überarbeiteten<br />

Motor, wie er ab 1968<br />

produziert wurde<br />

Der „Spatz“ (hier als SR 4-1/2) war<br />

das erste Krad der neuen Suhler<br />

Generation. Als SR 2E-Nachfolger<br />

hatte er einige Gene übernommen<br />

Das Exportmodell „Star de Luxe“<br />

war 1971 eine Mischung aus „Star“<br />

und „Sperber“. Im Inland hieß das<br />

Edel-Mokick SR 4-4 „Habicht“<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 41


SZENE I<br />

Simson SR 4-2/1 Star<br />

DATEN<br />

Simson SR 4-2/1 „Star“<br />

Motor: Gebläsegekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor,<br />

Hubraum 49,6 cm³, Bohrung x<br />

Hub 40 mm x 39,5 mm, Leistung 3,4 PS bei<br />

5750/min, Verdichtung 9,5:1, BVF-Schiebervergaser,<br />

Ø 16 mm, Mischungsschmierung<br />

1:25<br />

Kraftübertragung: Mehrscheibenkupplung<br />

im Ölbad, Dreigang-Fußschaltung,<br />

Kettenantrieb<br />

Fahrwerk: Zentralrohr-Schalenrahmen,<br />

Langschwinge mit zwei Federbeinen vorn, ,<br />

Langschwinge mit zwei Federbeinen hinten,<br />

Vollnaben-Trommelbremsen, Ø 125 mm,<br />

Reifen 2.75-16R vorn und hinten<br />

Maße und Gewichte:Tankinhalt 8,5 Liter<br />

Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h<br />

Verbrauch: 2,8 Liter/100 km<br />

Bauzeit: 1968 bis 1975<br />

Preis: 1200 Mark (Ost)<br />

ge einschließlich Kotflügel, Lenker und<br />

Doppelsitzbank waren schon von der<br />

Schwalbe bekannt, Rahmen, Tank, Hinterradschwinge<br />

und hinterer Kotflügel vom<br />

SR 4-1. Und damit 90 Prozent aller Bauteile.<br />

Neu beim Star waren somit nur die<br />

Fußschaltung (die fast zeitgleich auch für<br />

die Schwalbe angeboten wurde) und das<br />

markante Lampengehäuse.<br />

Im Unterschied zur Schwalbe waren<br />

die Soziusfußrasten jedoch nicht am<br />

Rahmen, sondern an der Schwinge angeschraubt.<br />

Das erforderte gesunde Kniegelenke<br />

des Mitfahrers. Sehr bequem hatte<br />

es dieser sowieso nicht. In einem zeitgenössischen<br />

Testbericht liest man dazu:<br />

„Die Sitzbank bietet zwei Personen für<br />

kurze Strecken ausreichend Platz. Von einem<br />

Kind kann der Halteriemen wohl benutzt<br />

werden, Erwachsene brauchen aber<br />

jeden Zentimeter der Bank zum Sitzen<br />

und halten sich besser am Fahrer fest, was<br />

bei gemischter Besatzung im allgemeinen<br />

auch gern in Kauf genommen wird.“<br />

Offizieller Serienstart des 60 km/h<br />

schnellen Vogels war der 1. September<br />

1964. Die Schwierigkeiten des laufenden<br />

Jahres, verursacht durch die Modellwechsel<br />

und die Produkterweiterung, ließen die<br />

Montage jedoch immer wieder ins Stocken<br />

geraten. Tatsächlich war bis Dezember<br />

1964 noch kein einziger Star in der DDR<br />

verkauft worden. Er kostete 1200 Mark –<br />

und viel Geduld aufgrund langer Lieferzeiten.<br />

Den vom Spatz her bekannten weißgrauen<br />

Teilen wurde anfangs ein kräftiges<br />

Signalrot entgegengesetzt, ein dunkleres<br />

Rot gesellte sich später dazu – Rot blieb<br />

aber immer des Stars einzige Farbe. Polierte<br />

Leichtmetallfelgen gab es nun auch<br />

im Inland, und das ohne Aufpreis.<br />

Im Februar 1966 erhielt der Star einen<br />

neuen Vergaser der Berliner Vergaserfabrik<br />

(BVF) zur Verbrauchsminderung.<br />

Zwei Jahre<br />

später folgte<br />

ein überarbeiteter<br />

Motor. Das<br />

Triebwerk mit der Bezeichnung M 53/1<br />

musste für die unverändert gebliebene<br />

Höchstleistung von 3,4 PS nur noch 5750/<br />

min statt 6500/min drehen. Dadurch reduzierten<br />

sich sowohl der Geräuschpegel<br />

als auch die Vibrationen unter Volllast.<br />

Mit dem neuen Motor hieß der Star nun<br />

SR 4-2/1.<br />

Ein schneller Vogel – bis heute<br />

Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60<br />

km/h (meist flog der Vogel sogar schneller!)<br />

entsprach der Star wie die zuvor eingeführte<br />

Schwalbe den geänderten Allgemeinen<br />

Zulassungsbestimmungen von<br />

Mopeds und Mokicks in der DDR, die im<br />

Land heftig diskutiert wurden. Die von<br />

vielen Experten befürchteten „dramatisch<br />

anwachsenden Unfallzahlen“ blieben jedoch<br />

aus. Und so durften sich mit dem<br />

neuen Suhler Mokick Star also schon<br />

15-Jährige mit dem relativ leicht zu erwerbenden<br />

Mopedführerschein mit 60<br />

km/h in den Straßenverkehr wagen.<br />

Selbst bei der heutigen Verkehrsdichte,<br />

zumal auf dem Land, kann das 40 Jahre<br />

alte Mokick daher noch ordentlich mitschwimmen.<br />

Davon durfte sich als Erste<br />

meine Frau überzeugen, die als erfahrene<br />

Simson-Fahrerin den Star aus dem Karnickelstall<br />

nach Hause fuhr. Das war nämlich<br />

nach der Montage eines neuen Spiegels,<br />

einer Batterie und des Versicherungsschildes<br />

problemlos möglich.<br />

Die gründliche Reinigung und (soweit<br />

möglich) Rostentfernung nahm zwei Tage<br />

in Anspruch. Dabei setzte sich bei mir<br />

immer mehr der Gedanke durch, das<br />

Simson-Prospekt von 1970.<br />

„Star“ und „Schwalbe“ waren<br />

mit identischen, gebläsegekühlten<br />

Zweitakt-Motoren<br />

ausgestattet<br />

Fahrzeug im originalen Zustand zu belassen.<br />

Trotz ausgeblichener Farben, einigen<br />

Kratzern, korrodierter Leichtmetall- und<br />

Chromteile sowie angerosteter Schrauben<br />

und den typischen Gebrauchsspuren aus<br />

vier Jahrzehnten befand sich mein Star<br />

insgesamt in einem ordentlichen Zustand.<br />

Dass sein Äußeres von einem – nicht<br />

immer – bewegten Leben erzählt, finde<br />

ich angesichts des Alters sogar passend.<br />

Die Technik erforderte wenig Aufwand:<br />

Blinkanlage in Ordnung bringen und<br />

einen neuen Hinterreifen aufziehen – das<br />

war‘s! Die sprichwörtliche Robustheit der<br />

Simson-Mopeds zeigt also auch mein Star.<br />

Beim Kauf hatte das Mokick rund 8000<br />

Kilometer abgespult, inzwischen kamen<br />

einige dazu. Der Motor läuft wie am ersten<br />

Tag. Selbst nach der Winterpause genügt<br />

zweimaliges Treten ohne Zündung,<br />

dann springt er nach dem Einschalten der<br />

Zündung beim ersten Kick an! Mit gezogenem<br />

Choke versteht sich, für dessen<br />

Dosierung auf den ersten hundert Metern<br />

etwas Feingefühl nötig ist. Rasch ist der<br />

dritte Gang eingelegt. Wenn sich die<br />

Nadel des Tachometers über die 40er-<br />

Markierung zittert, wünsche ich mir allerdings<br />

einen vierten Gang. Starke Vibrationen<br />

lassen nämlich alle Körperteile, die<br />

mit der Sitzbank in Berührung kommen,<br />

alsbald einschlafen.<br />

Macht aber nichts, das nehme ich für<br />

den Spaß mit meinem geretteten Star<br />

gerne in Kauf. Als solcher ist ihm die Aufmerksamkeit<br />

des staunenden Publikums<br />

heute wieder gewiss. Und zwar selbst auf<br />

unseren ostdeutschen Straßen. ◻<br />

42 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


SZENE I<br />

Nachrichten, Termine, Tipps<br />

Volles Programm<br />

Auf dem traditionsreichen Sachsenring wird in diesem<br />

Jahr wieder Klassik-Motorsport vom Feinsten betrieben,<br />

und die Teilnahme vieler Ex-Renngrößen lässt die Herzen<br />

der Rennsport- und Klassiker-Fans höher schlagen.<br />

Hugh Anderson (o.) fand Strecke und<br />

Atmosphäre des Sachsenrings schon<br />

damals toll. Steve Baker (u.) wird auf<br />

einer 500er-Yamaha am Kabel ziehen<br />

Bei der ADAC Sachsenring <strong>Classic</strong><br />

geht es vom 19. bis 21. Juni noch<br />

bunter und hochkarätiger zu als beim Auftakt<br />

im letzten Jahr. So finden nicht nur<br />

Wertungsläufe zur Deutschen Historischen<br />

Motorradmeisterschaft (DHM) statt, bei<br />

denen Fahrzeuge namhafter Fabrikate zu<br />

bewundern sind, sondern es haben auch<br />

zahlreiche berühmte Rennfahrer vergangener<br />

Epochen ihr Erscheinen zugesagt. So<br />

werden neben dem körperlich kleinen (1,53<br />

Meter), aber als Rennfahrer ganz großen<br />

Italiener Eugenio Lazzarini (großes Bild)<br />

unter anderen auch der Neuseeländer<br />

Hugh Anderson (Doppelweltmeister 1963<br />

in der 50er- und 125er-Klasse) und der US-<br />

Ame rikaner Steve Baker (750er-Weltmeister<br />

1977) an den Start gehen. Ihre Teilnahme<br />

zugesagt haben auch Ralf Waldmann,<br />

Dieter Braun und Luigi Taveri.<br />

Doch neben Renn-Promis haben auch<br />

Fans die Möglichkeit, die Strecke zu „erfahren“.<br />

In einem auf 60 Teilnehmer begrenzten<br />

Feld können Fahrer im Rahmen einer<br />

15-minü tigen Korsofahrt am 19.6. den<br />

Sachsenring unter die Räder nehmen. In<br />

der Gebühr von 70 Euro ist u.a. bereits die<br />

Wochenend ­Eintrittskarte enthalten. Bewerben<br />

kann man sich in den folgenden zwei<br />

Klassen: Klasse 1, „IFA+RGW“-Motorräder<br />

der ehemaligen Ostblockstaaten von Bj.<br />

1945 bis 1990 und Klasse 2, „Oldtimer“-<br />

Motorräder bis Bj. 1985. Anmeldungen können<br />

über www.sachsenring-classic.de/<br />

fankorso erfolgen.<br />

Fotos: ADAC<br />

Sprints und Show am Bodensee<br />

Die Klassikwelt Bodensee findet zum<br />

achten Mal statt und mausert sich zum<br />

festen Bestandteil der Klassiker-Szene.<br />

800 Teilnehmer präsentieren in diesem Jahr<br />

klassische Fahrzeuge zu Lande, zu Wasser<br />

und in der Luft. Wer einen Oldtimer sucht<br />

oder restaurieren will, findet in Friedrichshafen<br />

viele Händlerangebote, Autos, Motorräder,<br />

Boote, außerdem Restaurierungsfachbetriebe,<br />

Zubehör und Ersatzteile. Ähnlich<br />

wie das Goodwood Revival in England ist die<br />

Oldtimermesse am Bodensee auch ein von<br />

Dynamik geprägtes Klassikevent. Der Sound<br />

und der Geruch der Rennfahrzeuge auf dem<br />

Rundkurs begeistern die Besucher ebenso<br />

wie der Speed historischer Fahrzeuge auf<br />

zwei, drei und vier Rädern. Die Klassikwelt<br />

Bodensee findet vom 12. bis 14. Juni <strong>2015</strong><br />

statt und ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.<br />

www.klassikwelt-bodensee.de<br />

44 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong>


Motorsport im Wallfahrtsort<br />

Längst gehört die ADAC Odenwaldring<br />

Klassik zum Pflichtprogramm der Klassik-Motorsportfreunde.<br />

Vom 5. bis 7.Juni<br />

<strong>2015</strong> pilgern wieder Fans und Fahrer zum<br />

nahegelegen Flugplatz vor den Toren der<br />

Bollernde Briten-Singles und scheppernde<br />

Zweitakt-Twins im Duell<br />

Foto: Klassik Motorsport<br />

Stadt Walldürn. Ganz im Zeichen der zweiund<br />

dreirädrigen Young- und Old timer-<br />

Motorräder wird traditionell am ersten<br />

Wochenende im Juni der Sportflugplatz<br />

zweckentfremdet und zur Rennstrecke umfunktioniert.<br />

Seit 2008 zum ersten Mal diese<br />

Veranstaltung ausgetragen wurde, hat<br />

sich die Odenwaldring Klassik zu einer der<br />

größten Sportveranstaltungen der Region<br />

mit internationalem Charakter entwickelt.<br />

Rund 250 Teilnehmer aus allen Teilen<br />

Deutschlands, der Schweiz, Österreichs und<br />

Hollands drehen mit ihren klassischen und<br />

auch aktuellen Motorrädern von Freitag bis<br />

Sonntag auf dem zwei Kilometer langen<br />

Kurs ihre Runden bei den Präsentationsfahrten<br />

und Rennen. Den Zuschauern wird<br />

dabei Rennsport zum Anfassen in dem für<br />

alle Besucher zugänglichen Fahrerlager geboten.<br />

Zahlreiche bekannte Fahrer, wie<br />

die Weltmeister Jim Redman und Hans­<br />

Georg Anscheidt sowie weitere ehemalige<br />

inter nationale Spitzenfahrer geben sich<br />

dort ein Stelldichein. Ein Grund mehr, sich<br />

diese Klassik-Veranstaltung nicht entgehen<br />

zu lassen. www.klassik-motorsport.com<br />

Alles für Bimota<br />

Die neue Firma Bimota <strong>Classic</strong> Parts kümmert sich ab sofort um alle<br />

Belange rund um Bimota-Fahrzeuge. Der Italiener Paolo Girotti hat<br />

sein Unternehmen mit dem Ziel gegründet, Bimota-Fans und -Besitzern<br />

mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, sie mit Ersatz- und Zubehörteilen<br />

zu versorgen, ganz gemäß der Devise: die Geschichte bewahren – die<br />

Zukunft sichern. Er bietet Restaurierungen aller Bimota-Fahrzeuge an,<br />

Zustands-Dokumentation und Zertifizierung von Fahrzeugen und Nachbau<br />

benötigter Teile, und zwar von der frühen, sehr raren HB1 bis zur<br />

leistungsstarken SB8K. Der Hauptsitz des Unternehmens ist in Umbrien,<br />

zwischen Rom und Florenz. Girotti legt nach eigenen Angaben größten<br />

Wert auf bestmögliche Qualität der angebotenen Bauteile und optimale<br />

Güte der Materialien bei der Nachfertigung von Komponenten. Kontakt<br />

über www.bimotaclassicparts.com<br />

oder die<br />

Telefonnummer<br />

00 39/33 43 68 68 88.<br />

Bei Bimota <strong>Classic</strong> Parts<br />

soll auch Besitzern<br />

seltener Exemplare wie<br />

der HB1 bei allen Problemen<br />

geholfen werden<br />

Fotos: Bimota <strong>Classic</strong> Parts, Cathcart<br />

Schirmherrin Simone Stein-Lücke neben Kurator<br />

Andy Schwietzer (3.v.l.) an Imperia 500 H<br />

Imperia-Festival<br />

Die Gründung der Imperia Fahrzeugwerke<br />

GmbH vor 90 Jahren wird 2016 mit einem großen<br />

Festival gefeiert. Vom 23. März bis 15. Mai<br />

2016 steht Bonn-Bad Godesberg ganz im Zeichen<br />

der Motorradmarke, die noch heute Kultstatus genießt.<br />

Mitten im Ort, im Haus an der Redoute, wird<br />

neben einer Ausstellung ein umfangreiches Rahmenprogramm<br />

geboten. Als Kurator für die Ausstellung<br />

konnte man Andy Schwietzer gewinnen, unter anderem<br />

bestens bekannt als Kurator des PS.Speichers<br />

in Einbeck. Die Imperia-Motorräder, mit englischen<br />

J.A.P.- oder schweizerischen MAG-Motoren bestückt,<br />

erlangten einen guten Ruf durch hochwertige<br />

Verarbeitung, sportliches Temperament und hohe<br />

Zuverlässigkeit. Große Verkaufserfolge konnten mit<br />

der 500 H, auch 500 Sport genannt, eingefahren<br />

werden, große sportliche Erfolge mit dem Techniker<br />

und Rennfahrer Ernst Loof. 1926 gegründet, musste<br />

die Firma leider bereits 1935 Konkurs anmelden.<br />

Foto: Stadt Bonn-Bad Godesberg<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 45


SZENE I<br />

Nachrichten, Termine, Tipps<br />

Große Horex-Ausstellung<br />

Bei der traditionellen Motorradausstellung<br />

des Motorradclubs MC Obernau am 25./26.<br />

April <strong>2015</strong> stehen dieses Mal die Horex-<br />

Motorräder im Mittelpunkt. Diese wurden in<br />

Bad Homburg/Hessen gebaut und hatten in den<br />

1950er-Jahren ihre Glanzzeit. Die Horex Regina<br />

war 1952 die meistverkaufte 350er-Maschine der<br />

Welt. In der Mehrzweckhalle in Aschaffenburg-<br />

Obernau in der Bahnhofstraße 61 ist die Ausstellung<br />

am Samstag von 12 bis 19 Uhr geöffnet,<br />

am Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Es werden 70<br />

historische Motorräder gezeigt, darunter alle<br />

bekannten Horex-Modelle wie Regina und Imperator.<br />

Reinhard Jutzi präsentiert erstmals in<br />

Deutschland seine elf Horex-Rennmaschinen,<br />

darunter ein Horex-Gespann von 1960, den<br />

Friedel Münch-Horex-Vierventiler und eine<br />

Sechsgang-Horex mit 56 PS von 1953.<br />

www.motorradclub-obernau.de<br />

Dähnes TT-BMW<br />

Die TT-Siegermaschine von Helmut<br />

Dähne wird bei einer Auktion versteigert.<br />

Am Sonntag, den 10. Mai <strong>2015</strong><br />

kommen bei der Auktion von Eva Kühnel<br />

(Katalog unter www.evakuehnel.de) ab<br />

13 Uhr in der Motorworld Region Stuttgart<br />

rund 20 Motorräder unter den Hammer.<br />

Highlight ist sicherlich Dähnes TT-BMW, die<br />

bereits ab 15. April bei PREMIUMMOTOR­<br />

RAD in der Motorworld zu sehen sein wird.<br />

Foto: PREMIUM<strong>MOTORRAD</strong><br />

Als die Motorräder noch Seele hatten<br />

Das traditionelle Treffen mit Ausstellung<br />

in Spenge jährt sich bereits zum<br />

15. Mal. Am 9. und 10. Mai werden in<br />

32139 Spenge, im Autohaus Oldenbürger,<br />

wieder klassische Motorräder der 70er-<br />

Jahre das beherrschende Thema des Wochenendes<br />

sein. Von nah und fern kommen<br />

in jedem Jahr die Motorradbegeisterten,<br />

um mit anderen über die guten alten Zeiten<br />

zu plaudern. Wie immer werden auch ausgefallene<br />

Exponate dabei sein. Neue Aussteller<br />

sind immer gerne gesehen und<br />

können sich bei Michael Wiedemann<br />

unter Telefon 0177/680 64 26 anmelden.<br />

Familiäre Atmosphäre, viel zu sehen<br />

– ein Besuch in Spenge lohnt sich<br />

Foto: Wiedemann<br />

TERMINE<br />

APRIL<br />

26.4.: 29. Teilemarkt mit Oldtimertreffen<br />

für Fahrzeuge bis 1978; 85543 Mühldorf/Inn,<br />

Tel. 0 86 31/1 35 76,<br />

www.oldtimerfreunde-muehldorf.de<br />

MAI<br />

1.5.: 10. Int. Oldtimertreffen für Motorräder<br />

und Mopeds; 54457 Wincheringen-<br />

Söst, Tel. 06583/1552,<br />

www.soest-saargau.npage.de/Veranstaltungen<br />

2./3.5.: Technorama, Oldtimer- & Teilemarkt;<br />

Messegelände Ulm, 89073 Ulm,<br />

Tel. 0731/189680, www.technorama.de<br />

2./3.5.: BMW-Treffen beim Motorradmuseum<br />

Vorchdorf; Baujahre von 1923<br />

bis <strong>2015</strong>, A-4655 Vorchdorf,<br />

www.motorradmuseum-vorchdorf.at<br />

2./3.5.: Ausstellung MOTO CLASSIC,<br />

klassische Motorräder von 1910<br />

bis 1980; A-6261 Straß,<br />

www.oldtimerclub-zillertal.at<br />

9./10.5.: Stammtisch der 70er-Jahre-Bikes,<br />

15. Ausstellung und Treffen am Autohaus<br />

Oldenbürger, 32139 Spenge,<br />

www.stammtisch-classic-bikes.de<br />

17.5.: Oldtimer-Ausfahrt des AMSC<br />

Leonberg; Start-/Zielturm Solitudering,<br />

71201 Leonberg, Tel. 0 71 52/7 17 20,<br />

www.amsc-leonberg.de<br />

30./31.5.: Frühsommer-Oldtimer- und Teilemarkt;<br />

Vestlandhalle und Freigelände,<br />

45659 Recklinghausen, Tel. 02 02/30 08 48<br />

JUNI<br />

4.–7.6.: Clubtreffen „25 Jahre CB 750 Four<br />

Club Deutschland“; am Edersee beim Albert<br />

Schweitzer-Ferienzentrum, 34516 Asel-Süd,<br />

www.cbfourclub.de<br />

12.–14.6.: 34. Int. Bockhorner Oldtimerund<br />

Teilemarkt; 26345 Bockhorn,<br />

Tel. 044 53/73 33,<br />

www.bockhorner-oldtimermarkt.de<br />

12.–14.6.: 8. Klassikwelt Bodensee a.d.<br />

Messegelände; 88046 Friedrichshafen,<br />

Tel. 075 41/7 08-365,<br />

www.klassikwelt-bodensee.de<br />

26.–28.6.: 10. Moto Guzzi Le Mans-Treffen;<br />

Hotel Stubenberg, 06485 Gernrode,<br />

Tel. 0172/7 33 70 64, Guzzi-Treffen@web.de<br />

26.–28.6.: 21. Engländertreffen in Franken;<br />

Brauereigasthof Seelmann, 96185 Zettmannsdorf,<br />

Tel. 091 22/7 40 06<br />

JULI<br />

10.–12.7.: 8. Vogtländisches Engländertreffen;<br />

Erholungseinrichtung Waldfrieden,<br />

07952 Waldfrieden, Tel. 0 37 41/523753,<br />

sabinemuehlberg@gmx.de<br />

11./12.7.: Moped-Treffen und Teilemarkt in<br />

Schermbeck; im „Ramirez“, Maassenstr. 84,<br />

46514 Schermbeck<br />

OKTOBER<br />

3./4.10.: 10. Hammerstatt-Revival Motorradclassic<br />

Schwarzwald-Grand Prix; 78025<br />

Villingen-Schwenningen, Tel. 01 76/47 25 14 53,<br />

www.SAC-VS.de<br />

Angaben ohne Gewähr. Wenn Ihr Event hier genannt werden soll, mailen Sie Zeit, Ort und Veranstalter an termine@motorrad-classic.de oder tragen es selbst in die Datenbank unter www.motorrad-classic.de/termine ein.<br />

Ein Anspruch auf Abdruck besteht nicht.<br />

46 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


MARKT I<br />

Preisliste<br />

PREISSPIEGEL<br />

OLDTIMER<br />

Hier finden Sie die aktuellen Preise von mehr<br />

als 500 Motorrad-Oldtimern bis Baujahr 1970.<br />

Foto: Siemer<br />

Angebot und Nachfrage<br />

gelten auch bei Motorrädern<br />

als die entscheidenden<br />

Faktoren für<br />

die Preisfindung. Vorausgesetzt, diese<br />

sind in einer größeren Menge vorhanden<br />

und somit kalkulierbar. Bei Klassikern hapert<br />

es jedoch daran: Dem knappen, für<br />

Laien kaum einschätzbaren Angebot steht<br />

eine ungewisse Nachfrage gegenüber.<br />

Ohne Spezialwissen läuft man Gefahr, für<br />

einen Oldie Mondpreise zu bezahlen –<br />

oder sein Schätzchen zu billig abzugeben.<br />

In <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> veröffentlichen<br />

wir deshalb regelmäßig eine Preisübersicht<br />

für Klassiker, die wir zusammen mit<br />

den Experten von classic-analytics erstellt<br />

haben. In dieser Ausgabe haben wir<br />

mehr als 500 Modelle unter die Lupe genommen,<br />

deren Produktion vor 1970 lag.<br />

Der Zustand „gepflegt“ bezieht sich<br />

auf Motorräder, die sich in weitgehend<br />

mängelfreiem Originalzustand befinden<br />

und nur leichte Gebrauchsspuren aufweisen.<br />

Zweiräder mit starken Gebrauchsspuren,<br />

deutlichen Mängeln und eingeschränkter<br />

Funktionsfähigkeit, sowie<br />

fehlender Teile oder Abweichungen vom<br />

Originalzustand bekommen die Zustandsnote<br />

„schlecht“. Es sind Motorräder, die<br />

eine brauchbare Restaurierungsbasis darstellen.<br />

Die angegebenen Preise sind Richtwerte,<br />

die bei besonders gut erhaltenen<br />

oder perfekt restaurierten Fahrzeugen<br />

deut lich überschritten werden können.<br />

Andererseits rechtfertigen beispielsweise<br />

fehlende Teile oder sehr hohe Laufleistungen<br />

zum Teil erhebliche Nachlässe. Ausnahmen<br />

nach oben oder unten bestätigen<br />

auch hier die Regel.<br />

classic-analytics aus Bochum<br />

betreibt Marktbeobachtung und<br />

erstellt Bewertungen für Oldtimer,<br />

Youngtimer und alle Arten von<br />

Liebhaberfahrzeugen. Die Klassik-<br />

Experten stehen in ständigem Dialog<br />

mit Clubs, Händlern und Auktionshäusern,<br />

besuchen europaweit<br />

Fach messen und werten neben<br />

Internet-Offerten jeden Monat mehr<br />

als 60 Fachzeitschriften im In- und<br />

Ausland aus. Eine komplette Liste<br />

aller Bewertungspartner gibt es unter<br />

www.classic-analytics.de. Wer es ganz<br />

eilig hat, kann für 9,95 Euro eine<br />

Online-Bewertung (Home Check) des<br />

Bikes selbst erstellen. Anmerkungen,<br />

Fragen, Kritik? Bei classic-analytics<br />

freut man sich über Rückmeldungen.<br />

Baujahre<br />

Hubraum<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

ADLER<br />

M 125 1950-57 123 cm 3 4/6 2500 800<br />

M 150 1951-53 147 cm 3 5/7 2600 800<br />

M 200 1951-53 195 cm 3 6/9 3400 1100<br />

M 250 1952-54 247 cm 3 12/16 4300 1500<br />

M 250 S 1952-54 247 cm 3 13/18 5000 2000<br />

MB 150 1954-57 147 cm 3 6/8 2800 900<br />

MB 200 1953-57 195 cm 3 8/11 3200 1100<br />

MB 201 1954-56 199 cm 3 7/10 3100 1000<br />

MB 250 1953-57 247 cm 3 12/16 4200 1500<br />

MB 250 S 1953-56 247 cm 3 13/18 4900 1800<br />

AERMACCHI<br />

Ala Rossa 1957-62 172 cm 3 8/11 3100 1400<br />

Ala Verde 1959-68 246 cm 3 13/18 4600 2000<br />

350 TV 1969-72 344 cm 3 18/25 4100 2000<br />

350 GT 1969-72 344 cm 3 18/25 3800 1900<br />

350 SS 1972-74 344 cm 3 18/25 4000 2000<br />

350 SX 1972-74 344 cm 3 18/25 4100 2000<br />

Stand: August 2014<br />

Baujahre<br />

Hubraum<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

AJS<br />

12 1923-40 248 cm 3 4/6 7500 2500<br />

6 1923-35 348 cm 3 11/15 8600 2900<br />

16 1935-39 348 cm 3 12/16 9000 3000<br />

16 M/MS 1945-55 348 cm 3 12/16 4800 1500<br />

18 1936-39 497 cm 3 15/20 8900 3000<br />

18/18 S 1949-58 497 cm 3 17/23 5900 1900<br />

20 1948-61 498 cm 3 21/29 6100 2400<br />

8 1926-34 499 cm 3 15/20 9800 3300<br />

18 1935 499 cm 3 15/20 9700 3300<br />

30 1956-58 593 cm 3 24/33 5900 2400<br />

31 1959-65 658 cm 3 27/36 6500 2500<br />

2 1933-40 982 cm 3 18/26 15 000 6500<br />

2 1925-31 998 cm 3 17/24 15 000 6500<br />

ARDIE<br />

BD 175 1952-54 172 cm 3 6/9 3100 1500<br />

BD 176 1954-58 172 cm 3 7/10 3000 1500<br />

B 252 1953-55 250 cm 3 10/13 4000 1900<br />

60 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Baujahre<br />

Hubraum<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

TM 500 1925-28 488 cm 3 13/18 15 600 8000<br />

DBK 503 1933 492 cm 3 16/22 10 500 5500<br />

RBU 503 1933-34 497 cm 3 10/14 9900 5400<br />

750 1927-30 740 cm 3 13/18 19 500 10 000<br />

ARIEL<br />

NH Red Hunter 1933-39 348 cm 3 15/20 6300 2500<br />

NH Red Hunter 1945-58 348 cm 3 14/19 5300 2100<br />

VH Red Hunter 1933-39 497 cm 3 20/27 8800 3300<br />

VH Red Hunter 1945-58 497 cm 3 18/26 7000 2600<br />

KH 1948-57 499 cm 3 18/25 7100 2600<br />

Square Four 600 1932-36 601 cm 3 18/26 17 000 8000<br />

Square Four 4G 1937-40 997 cm 3 30/40 12 900 6000<br />

Sqaure Four 4G 1946-53 997 cm 3 30/40 12 700 6000<br />

Square Four MK II 1953-59 997 cm 3 33/45 12 000 5400<br />

AWO/SIMSON<br />

425/425 T 1950-57 247 cm 3 9/12 4600 1200<br />

425 S 1956-62 247 cm 3 10/14 4500 1600<br />

BENELLI<br />

250 1934-40 248 cm 3 6/9 6000 2500<br />

250 Sport 1938-39 248 cm 3 9/12 4500 1600<br />

BMW<br />

R 20 1937-38 192 cm 3 6/8 6000 2500<br />

R 2 1931-36 198 cm 3 6/8 9000 3200<br />

R 39 1925-26 247 cm 3 4/6 28 000 10 000<br />

R 23 1938-40 247 cm 3 7/10 6200 2600<br />

R 24 1948-50 247 cm 3 9/12 5600 2300<br />

R 25 1950-51 247 cm 3 9/12 5600 2300<br />

R 25/2 1951-53 247 cm 3 9/12 5700 2300<br />

R 25/3 1953-56 247 cm 3 10/13 5800 2300<br />

R 26 1956-60 247 cm 3 11/15 6100 2500<br />

R 27 1960-66 247 cm 3 13/18 5300 2200<br />

R 3 1936 305 cm 3 8/11 9400 3400<br />

R 35 1937-40 342 cm 3 10/14 6300 2600<br />

R 4 1932-37 398 cm 3 10/14 10 000 3600<br />

R 5 1936-37 494 cm 3 17/24 22 500 9400<br />

R 51 1938-40 494 cm 3 17/24 11 600 5300<br />

R 51/2 1950-51 494 cm 3 17/24 11 000 5000<br />

R 51/3 1951-54 494 cm 3 17/24 11 400 5200<br />

R 50 1955-60 494 cm 3 18/26 9200 4300<br />

R 50/2 1960-69 494 cm 3 18/26 8500 4000<br />

R 50 S 1960-62 494 cm 3 26/35 12 500 5800<br />

R 67 1951 594 cm 3 18/26 10 400 4500<br />

R 68 1952-54 594 cm 3 26/35 28 000 12 000<br />

R 67/2 1952-54 594 cm 3 20/28 11 500 5000<br />

R 67/3 1955-56 594 cm 3 20/28 16 500 6300<br />

R 69 1955-60 594 cm 3 26/35 13 600 5500<br />

R 60 1956-60 594 cm 3 20/28 8500 3600<br />

R 60/2 1960-69 594 cm 3 22/30 8000 3400<br />

R 69 S 1960-69 594 cm 3 31/42 16 000 6500<br />

R 6 1937 596 cm 3 13/18 19 100 8000<br />

R 66 1938-41 597 cm 3 22/30 15 300 6400<br />

R 61 1938-41 597 cm 3 13/18 10 700 4400<br />

R 63 1928-29 735 cm 3 17/24 32 000 14 000<br />

R 16 1929-34 735 cm 3 24/33 27 200 11 800<br />

R 17 1935-37 735 cm 3 24/33 23 100 10500<br />

R 62 1928-29 745 cm 3 13/18 23 500 11 500<br />

R 11 1929-34 745 cm 3 15/20 16 900 7500<br />

R 12 1935-41 745 cm 3 8/11 14 000 5000<br />

R 71 1938-41 745 cm 3 16/22 10 700 4400<br />

R 75 „Beiwagenkrad“ 1941-44 745 cm 3 18/26 27 000 9500<br />

Baujahre<br />

Hubraum<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

BROUGH-SUPERIOR<br />

SS 680 ohv 1927-36 674 cm 3 18/25 41 900 20 100<br />

SS 80 1923-40 981 cm 3 25/34 58 700 28 600<br />

SS 100 1924-40 995 cm 3 30/40 65 800 38 200<br />

Model 11.50 1933-40 1096 cm 3 24/32 39 500 18 000<br />

BSA<br />

C 15/C 15 T 1961 247 cm 3 11/15 5300 1800<br />

C 15 SS 80 1961 247 cm 3 13/18 5600 1900<br />

B 25 Starfire 1968-71 247 cm 3 19/25 5400 2100<br />

B 26 Sports 1937-39 248 cm 3 10/13 5700 2500<br />

C 10/C 10 L 1938-57 249 cm 3 6/8 4600 1600<br />

C 11/C 11 G 1939-58 249 cm 3 8/11 4700 1600<br />

B 20 1937-38 249 cm 3 6/8 5800 2200<br />

B 21 1937-39 249 cm 3 7/10 5600 2100<br />

B 22 Empire Star 1937-39 249 cm 3 9/12 5700 2200<br />

B 31-1 1931-33 249 cm 3 5/7 6400 2400<br />

B 33-3 Blue Star 1933-34 249 cm 3 9/12 6200 2200<br />

B 40 1960-71 343 cm 3 16/21 5100 1900<br />

B 40 Sports Star 1962-71 343 cm 3 17/24 5400 1900<br />

ZB 32 Gold Star 1949-54 348 cm 3 19/25 14 700 6000<br />

DB 32 Gold Star Clubman 1954-57 348 cm 3 24/32 18 500 7000<br />

M 19 1937-38 349 cm 3 9/12 7000 2500<br />

B 44 Shooting Star 1968-71 441 cm 3 21/29 7000 2900<br />

S 27 1927 493 cm 3 12/17 11 900 4900<br />

A 7 1946-62 495 cm 3 20/28 6700 2800<br />

A 7 Star Twin/Shooting Star 1949-62 495 cm 3 23/31 6600 2700<br />

Q 8 Empire Star 1936 496 cm 3 13/18 12 700 5100<br />

M 23 Empire Star 1937-40 496 cm 3 10/13 10 100 4600<br />

M 24 Gold Star 1938-39 496 cm 3 20/28 11 800 4100<br />

J 12 1936 498 cm 3 16/22 19 100 8900<br />

M 33 1947-57 499 cm 3 12/17 7800 2800<br />

B 33 1947-60 499 cm 3 17/23 7500 2700<br />

DB 34 Gold Star 1955-57 499 cm 3 28/38 17 400 6500<br />

DBD 34 Gold Star Clubman 1956-60 499 cm 3 31/42 20 400 8500<br />

A 50 Star 1962-65 499 cm 3 21/29 6900 2300<br />

A 50 Cyclone/Clubman 1964-65 499 cm 3 26/35 7200 2400<br />

A 50 Wasp/Royal Star 1965-70 499 cm 3 29/39 6000 2700<br />

M 33-11 1933 595 cm 3 18/26 9600 3600<br />

A 10 Golden Flash 1949-63 646 cm 3 25/34 8500 3500<br />

A 10 Road Rocket 1955-57 646 cm 3 30/40 9600 3600<br />

A 10 Super Rocket 1958-63 646 cm 3 31/42 9900 3800<br />

A 10 Rocket Gold Star 1962-63 646 cm 3 34/46 13 700 5000<br />

A 65 Star/Rocket/Clubman 1962-65 654 cm 3 28/38 7800 3000<br />

A 65 Spitfire 1966-68 654 cm 3 41/55 8200 3400<br />

A 65 Firebird 1969-71 654 cm 3 38/52 7400 2800<br />

Y 13 1936 748 cm 3 20/28 20 400 9100<br />

G 14 1936 986 cm 3 18/25 14 100 7100<br />

DKW<br />

RT 100 1934-36 98 cm 3 2/2 4000 1600<br />

RT 3 PS 1936-40 98 cm 3 2/3 4000 1600<br />

RT 125/125-1 1940-44 123 cm 3 3/5 4200 1700<br />

RT 125 W 1949-52 123 cm 3 3/5 4000 1600<br />

RT 125-2/125 H 1952-54 123 cm 3 4/6 3200 1100<br />

RT 125 2H 1954-57 123 cm 3 4/6 3400 1100<br />

RT 175 S/175 VS 1955-58 174 cm 3 7/10 3100 1000<br />

Block 175 1933 175 cm 3 3/5 4500 1700<br />

RT 175 1954-55 175 cm 3 6/9 3100 1100<br />

RT 200/200 H 1951-53 191 cm 3 6/9 3000 800<br />

Luxus Spezial 200 1929-31 192 cm 3 3/4 5500 2300<br />

Block 200 1931-33 192 cm 3 4/6 4900 1800<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 61


MARKT I<br />

Preisliste<br />

Baujahre<br />

Hubraum<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

SB 200 1933-38 192 cm 3 5/7 5300 1900<br />

RT 200-2/S/VS 1954-57 197 cm 3 8/11 3400 1500<br />

Luxus 200 1929-32 198 cm 3 3/4 5500 2100<br />

ES 200 „Volksrad“ 1930-31 198 cm 3 3/4 4900 1800<br />

ZIS/Z 200 1930-31 198 cm 3 3/4 5000 1800<br />

BM 200 1933 199 cm 3 4/6 4200 1400<br />

KM 200 Luxus 1934-36 199 cm 3 4/6 4000 1200<br />

KS 200 1936-40 199 cm 3 5/7 4800 1800<br />

E 206 1925-28 206 cm 3 3/4 5800 2400<br />

RT 250 1952-53 244 cm 3 7/10 4100 1500<br />

RT 250-1 1953-55 244 cm 3 8/11 4200 1500<br />

RT 250-2 1953-55 244 cm 3 10/13 4200 1500<br />

RT 250 S/250 VS 1955-57 244 cm 3 11/15 4500 1600<br />

E 250 1927-28 247 cm 3 4/6 6100 2500<br />

Sport 250 1936-38 247 cm 3 6/9 5500 1900<br />

SB 250 1938 247 cm 3 6/9 5400 1900<br />

NZ 250 1938-41 247 cm 3 6/9 5300 1800<br />

E 300 1927-29 293 cm 3 6/8 6600 2800<br />

Luxus 300 1929-30 293 cm 3 6/8 5600 2400<br />

Luxus-Sport 300 1930-31 293 cm 3 6/9 6200 3000<br />

Block 300 1931-33 293 cm 3 6/8 6700 2000<br />

Block 350 1931-32 345 cm 3 8/11 7900 3000<br />

Sport 350 1933-34 348 cm 3 8/11 6200 2800<br />

SB 350 1934-38 345 cm 3 8/11 8900 3000<br />

NZ 350 1938-43 346 cm 3 8/11 5300 1700<br />

NZ 350-1 1944-45 346 cm 3 8/11 6400 2800<br />

350 S 1955-56 348 cm 3 13/18 7700 3100<br />

NZ 500 1939-41 489 cm 3 13/18 11 600 4700<br />

Z 500 1927-29 494 cm 3 9/12 11 600 4600<br />

ZSW 500 1928-29 494 cm 3 10/14 13 200 5000<br />

Sport 500/Super Sport 500 1930-32 494 cm 3 13/18 12 600 4800<br />

Luxus 500 1929-30 494 cm 3 10/14 12 000 4700<br />

Block 500 1933 494 cm 3 11/15 11 400 4200<br />

SB 500 1934-39 494 cm 3 11/15 10 800 4000<br />

Super Sport 600 1931-32 586 cm 3 16/22 15 100 5300<br />

D-RAD<br />

R 0/4 1926-28 496 cm 3 7/10 9300 4000<br />

R 0/6 1927-29 496 cm 3 7/10 8500 3900<br />

R 1/4 1927 496 cm 3 9/12 9800 4700<br />

R 9 1928-29 496 cm 3 9/12 8800 3800<br />

R 10 1929-31 496 cm 3 15/20 10 900 5100<br />

R 11 1931 496 cm 3 12/16 8100 3700<br />

DUCATI<br />

125 Cadet 1967-69 121 cm 3 5/7 3100 600<br />

125 TS/Sport 1958-65 125 cm 3 7/10 3800 1000<br />

160 Monza Junior 1964-67 152 cm 3 12/16 3300 600<br />

175 Cruiser 1952-54 175 cm 3 5/7 3300 600<br />

175 TS/Sport 1958-61 175 cm 3 8/11 4100 1100<br />

200 Elite 1959-65 204 cm 3 13/18 4300 1100<br />

200 SS 1959-60 204 cm 3 13/18 4600 1200<br />

250 Diana 1961-66 248 cm 3 17/24 4200 1100<br />

250 Monza 1965-66 248 cm 3 17/24 4700 1300<br />

250 Mach I 1964-66 248 cm 3 20/27 5300 1600<br />

250 Mk III 1967-74 248 cm 3 13/18 4900 1700<br />

250 Desmo 1971-74 249 cm 3 15/20 7900 2500<br />

350 Mk III 1968-74 340 cm 3 17/24 6400 2100<br />

450 Mk III 1968-74 436 cm 3 20/27 5400 1900<br />

450 Desmo 1971-74 436 cm 3 23/31 8500 2900<br />

EMW<br />

R 35/2 1945-52 342 cm 3 10/14 5100 1700<br />

R 35/3 1952-56 342 cm 3 10/14 5100 1700<br />

Stand: August 2014<br />

Baujahre<br />

Hubraum<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

FN<br />

M 70 Sahara 1926-36 350 cm 3 6/9 9500 4500<br />

4 PS 1905-09 362 cm 3 3/4 35 000 16 000<br />

M 13 1947-58 450 cm 3 13/17 6600 2200<br />

6 PS 1910-13 492 cm 3 4/6 34 100 15 500<br />

M 86 1934-40 500 cm 3 11/15 15 000 6500<br />

M 50 1924-26 748 cm 3 9/12 30 000 14 500<br />

GILERA<br />

175/Sirio 1931-36 174 cm 3 5/6 4200 1900<br />

250 L/LE 1937-41 247 cm 3 6/9 4600 1900<br />

350 Sport/Gran Sport/SS 1925-36 346 cm 3 7/10 9300 3900<br />

500 VT/VTGS 1935-41 498 cm 3 18/24 8700 3700<br />

500 VTE/VTGSE 1939-41 498 cm 3 18/24 14 400 7100<br />

Marte 1941-46 498 cm 3 10/14 8900 4600<br />

HARLEY-DAVIDSON<br />

WLD 1945-51 739 cm 3 17/23 13 500 5500<br />

WLA 1941-45 743 cm 3 17/23 14 000 5600<br />

K 1952-55 743 cm 3 22/30 10 000 3400<br />

DL 1929-31 746 cm 3 13/18 20 000 9500<br />

RL 1932-37 746 cm 3 13/18 15 000 5700<br />

KH 1955-57 883 cm 3 28/38 10 000 3500<br />

XL 1957-59 883 cm 3 31/42 9800 3300<br />

XLC 1958 883 cm 3 31/42 10 000 3300<br />

XLCH 1958-60 883 cm 3 40/55 10 200 3500<br />

XLH/XLCH 1960-66 883 cm 3 40/55 9500 3200<br />

XLH/XLCH 1967-71 883 cm 3 43/58 9000 3000<br />

J 1921-26 988 cm 3 12/16 22 500 10 000<br />

E 1936-45 988 cm 3 22/30 28 500 11 000<br />

E 1946-48 988 cm 3 24/33 26 000 9500<br />

E Hydra Glide 1949-50 988 cm 3 27/37 18 000 7100<br />

EL Hydra Glide 1951-52 988 cm 3 30/40 18 000 7200<br />

JD 1926-29 1207 cm 3 17/24 25 000 10 500<br />

JDH 1929-31 1207 cm 3 12/16 26 000 11 000<br />

F 1941-48 1207 cm 3 31/42 28 700 10 000<br />

F Hydra Glide 1949-50 1207 cm 3 33/45 20 300 7500<br />

FL Hydra Glide 1951-52 1207 cm 3 40/54 20 500 7500<br />

FL 1953-57 1207 cm 3 40/54 21 000 7600<br />

FLE 1953-57 1207 cm 3 48/65 20 900 7500<br />

FL Duo Glide 1958-64 1207 cm 3 42/57 17 000 7500<br />

FL Electra Glide 1965 1207 cm 3 42/57 17 000 7500<br />

FL Electra Glide 1966-71 1207 cm 3 42/57 16 000 6800<br />

VL 1932-34 1208 cm 3 22/30 16 000 7000<br />

VLD 1934-36 1208 cm 3 26/35 16 500 7200<br />

U 1937-48 1208 cm 3 24/32 19 000 7600<br />

VLH 1936-38 1340 cm 3 25/34 25 000 11 500<br />

HERCULES<br />

313 1951-57 123 cm 3 5/6 3400 1100<br />

319 1953-56 173 cm 3 6/9 3400 1100<br />

320 1953-56 173 cm 3 6/9 3400 1100<br />

317 1953-56 197 cm 3 8/11 3500 1200<br />

322 1953-58 246 cm 3 11/15 4800 1600<br />

HONDA<br />

CB 92 1960-65 124 cm 3 11/15 8500 2200<br />

CB 72 1960-66 247 cm 3 18/24 8700 2300<br />

CB 77 1962-65 305 cm 3 21/29 8800 2300<br />

HOREX<br />

Regina 250 1953-56 248 cm 3 12/17 7300 2900<br />

Resident 250 1956 248 cm 3 13/18 7800 3200<br />

SB 35 1938-39 342 cm 3 13/18 7400 3100<br />

SB 35 1948-50 342 cm 3 13/18 7100 3000<br />

Regina 350 1950-53 342 cm 3 13/18 8500 3400<br />

62 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Baujahre<br />

Hubraum<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

Regina 350 1953-56 342 cm 3 14/19 8000 3200<br />

Regina Sport 350 1952 342 cm 3 15/20 8700 4000<br />

Resident 350 1955-56 349 cm 3 16/22 8200 3300<br />

Imperator 400 1954-58 392 cm 3 18/26 11 100 5000<br />

Regina 400 1953-56 399 cm 3 16/22 8900 3200<br />

Imperator 450 S 1958-59 452 cm 3 22/30 11 500 5100<br />

T 5 1924-36 492 cm 3 12/16 15 200 5500<br />

S 64/SS 64 1935-37 587 cm 3 16/22 15 000 5400<br />

T 6 1924-36 591 cm 3 14/19 15 500 5600<br />

INDIAN<br />

Prince 1925-28 348 cm 3 5/6 12 000 3500<br />

741 Army Scout 1940-44 500 cm 3 10/13 19 100 7100<br />

37 CID Scout 1920-28 596 cm 3 8/11 22 800 8600<br />

101 Scout 1928-31 745 cm 3 13/18 22 200 7700<br />

Sport Standard 1931-37 745 cm 3 18/25 20 900 6900<br />

Sport Scout 1934-44 745 cm 3 22/30 21 500 7100<br />

841 Military 1941-44 745 cm 3 22/30 19 100 7100<br />

61 CID Powerplus 1916-24 998 cm 3 13/18 28 700 12 500<br />

Chief 1922-28 1000 cm 3 13/18 28 700 12 500<br />

74 CID Chief 1923-48 1207 cm 3 22/30 31 700 13 500<br />

Four 1928-35 1265 cm 3 22/30 41 900 17 500<br />

Four 1936-37 1265 cm 3 26/35 44 300 18 600<br />

Four 1938-42 1265 cm 3 30/40 47 800 21 000<br />

80 CID Chief Black Hawk 1950-53 1313 cm 3 30/40 32 900 13 800<br />

JAWA<br />

175 1932-37 172 cm 3 5/6 2900 800<br />

250 1936-40 246 cm 3 6/9 3300 1000<br />

250 1946-53 249 cm 3 6/9 3300 1000<br />

353 1954-61 249 cm 3 9/12 2400 600<br />

559 1962-70 249 cm 3 10/14 2000 600<br />

350 1948-53 344 cm 3 10/13 3500 1300<br />

354 1954-61 344 cm 3 12/16 3400 1300<br />

350 California 1966-69 344 cm 3 13/18 3600 1400<br />

500 1952-58 488 cm 3 18/26 8600 3200<br />

KAWASAKI<br />

A 1 Samurai 1966-71 247 cm 3 23/31 3400 1200<br />

A 7 Avenger 1967-71 338 cm 3 31/42 3800 1300<br />

650 W1/W2 1966-74 624 cm 3 37/50 12 500 4100<br />

LAVERDA<br />

650 1968 654 cm 3 33/45 8900 4100<br />

750 1968-69 743 cm 3 36/49 7800 3200<br />

750 S 1969-70 743 cm 3 44/60 8400 3300<br />

MAICO<br />

MD 125 1967-76 125 cm 3 10/14 2300 500<br />

M 175/S 1951-59 174 cm 3 6/9 3100 1000<br />

M 175 Super Sport 1956-60 174 cm 3 11/15 3800 1600<br />

MD 250/WK 1974-83 245 cm 3 20/27 2900 1000<br />

Blizzard 1955-68 247 cm 3 11/15 4500 2000<br />

M 250 B 1958-66 247 cm 3 11/15 4000 1300<br />

Taifun 1954-58 394 cm 3 16/22 7200 2700<br />

MATCHLESS<br />

G 3 1940-66 348 cm 3 12/16 5500 2000<br />

Silver Arrow 1930-34 394 cm 3 13/18 9800 3700<br />

Clubman 1936-40 497 cm 3 17/23 13 700 4700<br />

G 80 1945-66 498 cm 3 17/23 8000 3100<br />

G 9 1949-61 498 cm 3 21/29 8600 3200<br />

Silver Hawk 1931-34 593 cm 3 20/28 14 400 5000<br />

G 12 1958-66 646 cm 3 26/36 10 200 3500<br />

G 15 1964-69 745 cm 3 36/49 10 500 3700<br />

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Preisliste<br />

MORINI<br />

Corsaro 125 1959-68 122 cm 3 6/8 4000 1400<br />

125 Super Sport 1948-51 123 cm 3 5/7 4200 1500<br />

175 Turismo 1953-57 172 cm 3 6/8 4600 1500<br />

175 Grand Turismo 1954-57 172 cm 3 8/11 7000 2100<br />

175 Super Sport 1955-57 172 cm 3 10/13 7400 2500<br />

175 Settebello 1954-57 172 cm 3 12/17 7700 2700<br />

Tresette Sprint 1958-63 172 cm 3 10/13 7000 2200<br />

MOTOBI<br />

Sprite 1963-66 198 cm 3 10/14 3600 1300<br />

250 SS 1967-73 245 cm 3 12/17 5100 1800<br />

Gran Sport 250 1955-60 247 cm 3 9/12 4800 1800<br />

MOTO GUZZI<br />

P 175 1932-37 174 cm 3 5/7 8400 3400<br />

P 250 1934-40 238 cm 3 6/9 8700 3500<br />

Airone 1939-40 247 cm 3 6/9 5500 2200<br />

Airone Sport 1948-57 247 cm 3 10/14 6400 2400<br />

Normale 1921-24 498 cm 3 6/8 19 100 7300<br />

Sport 1923-28 498 cm 3 10/13 14 900 5800<br />

Sport 14/15 1929-39 498 cm 3 10/13 14 400 5700<br />

GTW 1935-49 498 cm 3 16/22 11 200 4100<br />

GTC 1937-39 498 cm 3 19/26 13 000 8000<br />

Astore 1949-53 498 cm 3 14/19 11 300 4200<br />

Falcone 1950-67 498 cm 3 14/19 7900 3100<br />

Falcone Sport 1953-67 498 cm 3 17/23 9900 3900<br />

V 7 700 1966-76 704 cm 3 30/40 9400 3800<br />

V 7 Spezial 1968-73 757 cm 3 37/50 7700 3100<br />

MÜNCH<br />

TTS 1200 1968-79 1177 cm 3 65/88 65 000 40 000<br />

TTS-E 1200 1973-79 1177 cm 3 74/100 75 000 45 000<br />

MZ (BIS ’56: IFA)<br />

RT 125 1950-54 123 cm 3 3/5 2800 1200<br />

RT 125/125-1/125-2/125-3 1954-62 123 cm 3 4/6 2300 1000<br />

ES 125 1962-69 123 cm 3 6/8 1900 800<br />

ES 150 1962-68 143 cm 3 7/10 2100 900<br />

ES 175/175-1 1956-67 172 cm 3 7/10 2300 900<br />

ES 175-2 1967-72 172 cm 3 10/14 2300 900<br />

ES 250 (Doppelport) 1956-57 247 cm 3 10/14 2900 1300<br />

ES 250-1 1962-67 247 cm 3 12/16 2400 900<br />

ES 300 1963-65 293 cm 3 13/18 3000 1200<br />

BK 350 1952-58 343 cm 3 11/15 3200 1100<br />

NORTON<br />

Model 40 International 1932-39 348 cm 3 17/24 19 100 9000<br />

Model 40 International 1946-58 348 cm 3 17/24 18 000 8500<br />

Model 50 1933-39 348 cm 3 15/20 7000 2800<br />

Model 50 1955-63 348 cm 3 15/20 6400 2400<br />

Model 55 1933-39 348 cm 3 16/22 7300 3000<br />

CJ 1929-39 348 cm 3 16/22 19 100 7600<br />

Model 40 M „Manx“ 1946-63 349 cm 3 26/35 19 100 17 500<br />

CS 1 1927-39 490 cm 3 20/28 23 300 8900<br />

Model 30 International 1933-39 490 cm 3 22/30 25 200 10 400<br />

Model 30 International 1946-58 490 cm 3 22/30 23 900 9800<br />

ES 2 1932-47 490 cm 3 16/21 8700 3400<br />

ES 2 1947-63 490 cm 3 16/21 8000 3000<br />

ES 2 1965-66 490 cm 3 16/21 5400 2200<br />

Dominator Model 7 1949-56 497 cm 3 21/29 8500 3600<br />

Dominator 88 1952-66 497 cm 3 21/29 7500 3400<br />

Stand: August 2014<br />

Baujahre<br />

Hubraum<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

Baujahre<br />

Hubraum<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

Model 30 M „Manx“ 1946-63 498 cm 3 35/48 40 700 20 100<br />

650 1961-63 646 cm 3 33/45 8500 3500<br />

650 DeLuxe 1962 646 cm 3 33/45 9600 3700<br />

650 Super Sport 1961-69 646 cm 3 36/49 10 600 3900<br />

Atlas 1962-68 745 cm 3 38/52 13 700 4500<br />

Ranger 1968 745 cm 3 42/58 15 300 5200<br />

NSU<br />

Pony 100 1937-40 97 cm 3 2/3 3400 1200<br />

Quick 1936-40 97 cm 3 2/3 2600 800<br />

Quick 1945-53 97 cm 3 2/3 2600 800<br />

Fox (Viertakt) 1949-54 98 cm 3 4/6 3400 1100<br />

125 ZDB 1947-51 123 cm 3 4/5 3400 1300<br />

Fox (Zweitakt) 1951-54 123 cm 3 4/5 3600 1400<br />

Superfox 1955-57 123 cm 3 7/9 3400 1100<br />

Maxi 1957-64 174 cm 3 9/12 3800 1200<br />

201 ZD Pony 1935-37 198 cm 3 4/6 4000 1400<br />

201 ZDB 1938-40 198 cm 3 5/7 4200 1400<br />

Lux 1951-54 198 cm 3 6/8 4200 1400<br />

Superlux 1954-56 198 cm 3 8/11 4700 1700<br />

251 OSL 1947-52 242 cm 3 7/10 6600 2500<br />

Max 1951-56 247 cm 3 11/15 5800 2300<br />

Supermax 1956-63 247 cm 3 13/18 6400 2400<br />

351 OSL 1934-40 346 cm 3 13/18 13 200 4000<br />

Konsul 1951-53 346 cm 3 13/18 7300 2900<br />

351 S/OS 1932-35 348 cm 3 12/17 12 600 4000<br />

501 T 1927-29 494 cm 3 8/11 10 800 3400<br />

501 TS 1930-36 494 cm 3 8/11 10 500 3400<br />

500 SS 1931-34 494 cm 3 16/22 33 500 12 700<br />

501 OSL 1935-39 494 cm 3 16/22 14 400 5200<br />

Konsul II 1951-54 494 cm 3 16/22 9900 3400<br />

601 OSL 1936-41 562 cm 3 18/24 10 800 3900<br />

601 TS 1930-39 592 cm 3 10/14 11 100 3600<br />

8 PS 1914-21 996 cm 3 6/8 18 000 6800<br />

PUCH<br />

LM 1923-27 122 cm 3 1/2 4500 2200<br />

125 T 1946-50 125 cm 3 3/5 3200 1400<br />

175 SV 1953-67 172 cm 3 7/10 3100 1400<br />

175 „Harlette“ 1925-27 173 cm 3 2/3 4900 2400<br />

200 1937-40 198 cm 3 4/6 3800 1300<br />

250 1929-33 248 cm 3 4/6 5800 2500<br />

250 E/L 1933-37 248 cm 3 5/7 5000 2100<br />

250 S 4 1934-42 248 cm 3 7/10 5600 2400<br />

250 TF 1949-54 248 cm 3 9/12 4200 1900<br />

250 SGS 1953-67 248 cm 3 12/16 4800 1900<br />

250 SGS 1967-70 248 cm 3 12/16 4800 1900<br />

250 SG 1954-69 248 cm 3 10/14 4800 1900<br />

500 Z/N/V 1931-35 496 cm 3 10/14 12 000 4900<br />

ROYAL ENFIELD<br />

RE 125/„Flying Flea“ 1945-53 126 cm 3 2/3 2900 800<br />

250 Clipper/Clipper II 1953-65 248 cm 3 10/14 4200 1600<br />

Crusader 1956-62 248 cm 3 10/13 4000 1600<br />

Continental 1962-65 248 cm 3 15/20 4600 1700<br />

Continental GT 1964-67 248 cm 3 15/21 5800 2400<br />

Mod. G 1945-54 346 cm 3 11/15 5400 2100<br />

350 Bullet 1949-65 346 cm 3 13/18 6900 2400<br />

350 Clipper 1955-62 346 cm 3 11/15 5300 1800<br />

500 Twin 1949-58 495 cm 3 18/25 7400 2600<br />

64 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Baujahre<br />

Hubraum<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

Meteor Minor 1958-63 496 cm 3 22/30 7400 2600<br />

Mod. J 1936-40 499 cm 3 16/22 8000 2900<br />

Mod. J 1945-55 499 cm 3 15/21 8100 2900<br />

500 Bullet 1952-62 499 cm 3 18/25 6900 2700<br />

700 Meteor 1952-55 693 cm 3 26/36 7800 2500<br />

Super Meteor 1955-62 693 cm 3 30/40 8100 2800<br />

Constellation 1958-63 693 cm 3 37/51 8600 3200<br />

Interceptor 1962-70 736 cm 3 38/52 9500 3300<br />

Mod. K 1937-39 1140 cm 3 19/26 19 100 6300<br />

RUDGE<br />

350 Standard 1929-34 348 cm 3 12/16 8400 3100<br />

500 Special 1937-39 499 cm 3 17/23 12 200 5500<br />

500 Ulster 1939-39 499 cm 3 20/28 15 600 6600<br />

SUZUKI<br />

T 20 1965-68 250 cm 3 19/26 3400 1300<br />

T 250 1968-72 250 cm 3 24/33 3200 1200<br />

T 500 1967-75 492 cm 3 35/47 4100 1500<br />

TRIUMPH (D)<br />

BDG 125/H/L 1949-57 123 cm 3 4/6 3600 1000<br />

Cornet 1953-57 197 cm 3 7/10 4200 1400<br />

BD 250 1939-42 248 cm 3 9/12 5000 2000<br />

BDG 250/H 1949-56 248 cm 3 8/11 4500 1600<br />

Boss 1953-56 344 cm 3 12/16 5400 2200<br />

SSK 350 1930-33 346 cm 3 11/15 15 000 6300<br />

Kongress 1934-37 346 cm 3 6/9 8900 3800<br />

S 350 1936-38 346 cm 3 9/12 5600 2700<br />

T 3 1928 494 cm 3 11/15 10 200 4600<br />

T 500 1930-32 496 cm 3 10/13 10 400 4800<br />

STM 500 1932-36 496 cm 3 15/20 13 200 5700<br />

TRIUMPH (GB)<br />

3 H 1937-39 343 cm 3 15/20 5500 3100<br />

3 T 1945-51 349 cm 3 15/20 4300 1900<br />

3 TA 1957-66 349 cm 3 15/20 4100 1800<br />

Tiger 100 1960-75 490 cm 3 23/32 6900 3100<br />

5 TA Speed Twin 1959-66 490 cm 3 20/27 5800 2200<br />

5 T Speed Twin 1937-39 499 cm 3 20/27 10 000 4500<br />

5 T Speed Twin 1945-58 499 cm 3 18/25 6200 2000<br />

Tiger 100 1938-39 499 cm 3 24/33 10 100 4100<br />

Tiger 100 1945-59 499 cm 3 22/30 6100 3200<br />

Mod. 6/1 1934-36 647 cm 3 18/25 11 100 4900<br />

T 110 1954-62 649 cm 3 31/42 8200 3700<br />

6 T Thunderbird 1950-66 649 cm 3 25/34 8000 3500<br />

T 120 Bonneville 1958-70 649 cm 3 34/46 8000 3100<br />

T 120 R Bonneville 1971-73 649 cm 3 37/50 7800 3000<br />

VELOCETTE<br />

LE 1948-50 149 cm 3 4/6 3300 1100<br />

LE 1951-70 192 cm 3 6/8 3200 1000<br />

KSS 1925-48 348 cm 3 14/19 15 000 4800<br />

MAC 1946-60 349 cm 3 10/14 7800 2900<br />

Venom 1956-70 499 cm 3 26/36 15 000 6700<br />

Venom Thruxton 1964-70 499 cm 3 30/41 25 200 10 600<br />

VICTORIA<br />

KR 20 EN/LN 1937-40 197 cm 3 5/7 4000 1300<br />

KR 20 1928-32 198 cm 3 4/5 5500 1900<br />

KR 21 Swing 1954-57 198 cm 3 8/11 5800 2700<br />

KR 25 Aero 1949-52 247 cm 3 6/9 4600 1500<br />

KR 25 HM 1951-54 247 cm 3 8/11 4600 1500<br />

KR 26 1953-57 247 cm 3 10/14 4500 1300<br />

KR 35 SN 1938-39 342 cm 3 13/18 6400 2100<br />

KR 35 SS 1938-39 342 cm 3 15/20 12 600 4600<br />

KR 35 WH 1938-44 342 cm 3 13/18 5300 2000<br />

KR 35 1928-33 344 cm 3 9/12 11 300 4100<br />

V 35 Bergmeister 1953-55 347 cm 3 15/21 7800 3100<br />

KR I 1920-24 494 cm 3 4/6 23 300 10 200<br />

KR 9 Fahrmeister 1936-38 496 cm 3 11/15 14 400 5700<br />

KR 50 1930-33 498 cm 3 10/14 11 100 4100<br />

KR 50 S 1930-33 498 cm 3 13/18 11 400 4300<br />

KR II 1922-24 499 cm 3 6/9 22 800 9800<br />

KR III 1924-26 499 cm 3 9/12 21 500 9200<br />

KR VI 1927-38 596 cm 3 13/18 16 500 6600<br />

VINCENT/H.R.D.<br />

Meteor 1946-50 499 cm 3 18/26 10 200 4100<br />

Comet 1948-54 499 cm 3 21/28 11 400 4600<br />

Rapide B/C/D 1946-55 998 cm 3 33/45 50 500 32 000<br />

Black Shadow B/C 1948-54 998 cm 3 40/55 65 000 40 000<br />

Black Shadow D 1955 998 cm 3 40/55 71 000 45 000<br />

Black Knight 1955 998 cm 3 33/45 52 500 35 000<br />

Black Prince 1955 998 cm 3 40/55 55 000 37 000<br />

ZÜNDAPP<br />

B 170 „Zugvogel“ 1932 169 cm 3 3/4 3800 1500<br />

200 S 1955-57 197 cm 3 9/12 2700 900<br />

201 S 1956-58 197 cm 3 9/12 2800 900<br />

S 200 1930-31 198 cm 3 4/6 3300 1100<br />

OK 200 1933 198 cm 3 6/8 4000 1300<br />

DB 200 1935-40 198 cm 3 5/7 3200 1300<br />

DBK 200 1936-38 198 cm 3 5/7 3800 1500<br />

K 200/KK 200 1933-36 198 cm 3 5/7 4600 1800<br />

DB 201 1950-51 198 cm 3 5/7 3100 1300<br />

DB 202 1951-52 198 cm 3 5/7 3200 1300<br />

DB 203 Comfort 1952-53 198 cm 3 6/9 3200 1300<br />

DB 204 Norma 1952-53 198 cm 3 6/8 3400 1300<br />

DB 234 Luxus 1953-55 198 cm 3 6/9 2900 1000<br />

DB 205 Elastic 200 1953-55 198 cm 3 6/9 3100 1200<br />

250 S 1956-63 245 cm 3 10/14 3800 1500<br />

DB 255 Elastic 250 1953-55 246 cm 3 10/13 4000 1800<br />

DB 250 1937-39 247 cm 3 6/8 3700 1500<br />

DBK 250 1937-39 247 cm 3 6/8 4400 1700<br />

EM 250 1925-27 249 cm 3 3/4 6000 2600<br />

DS 350 1937-40 346 cm 3 12/17 6500 2800<br />

K 350 1935-36 349 cm 3 9/12 6200 2600<br />

K 500 1933-40 498 cm 3 10/13 8000 3400<br />

KS 500/KKS 500 1936-39 498 cm 3 18/24 8200 3000<br />

KS 601 1950-57 592 cm 3 21/28 10 600 3600<br />

KS 601 Sport 1952-58 592 cm 3 25/34 12 100 5200<br />

KS 600 1938-41 597 cm 3 21/28 11 000 4800<br />

KS 600 1949-50 597 cm 3 21/28 10 500 5000<br />

KS 750 „Beiwagenkrad“ 1940-44 751 cm 3 18/26 27 500 10 600<br />

K 800 1933-38 791 cm 3 15/20 25 200 15 400<br />

VORSCHAU<br />

Baujahre<br />

Hubraum<br />

kW/PS<br />

In der nächsten Ausgabe<br />

finden sie den Preisspiegel<br />

für die Youngtimer von<br />

1970 bis 1990<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 65


LESERBRIEFE<br />

Die Restaurierung sorgt für Gesprächsstoff<br />

Suzuki GT 250 höher verdichtet als angegeben<br />

Fotos: Koch, Wolf, Braun<br />

TWN-Motorräder mit Doppelkolben<br />

Lob und Fragen<br />

Viel Zuspruch für „Mini“ Kochs Restaurierungs-Serie,<br />

ein Klecks Kupferpaste<br />

fürs Zündkerzengewinde liefert aber<br />

weiterhin Anlass für Diskussionen.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 3/<strong>2015</strong><br />

Ihre Serie „Restaurierung BMW R 80 G/S“<br />

habe ich mit großem Interesse verfolgt.<br />

Ich habe zwei Fragen: Was ist das für ein<br />

schönes vorderes Schutzblech? Die serienmäßig<br />

eng anliegenden (wie an der<br />

Paris/Dakar) sehen anders aus. Daher<br />

würde mich die Quelle und Bezeichnung<br />

interessieren. Das gilt ebenso für das<br />

Unterteil des Luftfiltergehäuses, da dieses<br />

aus Aluminium und daher meines Erachtens<br />

nicht serienmäßig ist. Die endgültige<br />

Senkung des Ölverbrauchs an meiner<br />

Basic von neu 0,3 l/100 km auf 0,03 l/100<br />

km bei über 75 000 km brachte erst ein<br />

Ölwannenzwischenring, da das Kurbelgehäusevolumen<br />

für einen Gleichläufer<br />

eindeutig zu gering ist und damit die<br />

Druckspitzen im unteren Totpunkt das<br />

Öl durch alle (auch die neu gemachten)<br />

Dichtungen drücken. Deswegen haben<br />

alle klassischen Geichläufer oder Quasi-<br />

Gleichläufer, von Triumph über Norton<br />

und BSA bis Indian und Harley, eine Trockensumpfschmierung.<br />

Deswegen wage<br />

ich zu behaupten, dass die klassische<br />

BMW hier mit der Druckumlaufschmierung<br />

eine primitive Fehlkonstruktion ist.<br />

Helmut Heusler hat übrigens zusätzlich<br />

ein zu geringes Ölvolumen konstatiert,<br />

was durch den Ölwannenzwischenring<br />

um 0,25 Liter angehoben werden kann,<br />

sodass noch 1,35 Liter mehr zur Vergrößerung<br />

des Luftvolumens des Kurbelgehäuses<br />

bleiben. Außerdem hat dieser noch<br />

Platz für eine Bohrung mit Gewinde für<br />

den Geber eines sehr empfehlenswerten<br />

VDO-Ölthermometers zur Kontrolle der<br />

im Hochsommer zu hohen Öltemperatur.<br />

Das passt in das Originalgehäuse der Uhr.<br />

Mit freundlichen Grüßen, Ihr<br />

Bertram Schönfelder, per E-Mail<br />

Hallo Herr Schönfelder, das Schutz„blech“<br />

stammt von Kunststofftechnik Diopa (www.<br />

diopa.com) und ist in sehr guter Qualität<br />

aus GfK gefertigt, sieht lackiert aber wie ein<br />

echtes Schutzblech aus. Ich habe ein Alu-<br />

Flachmaterial auf dem Gabelstabi verschraubt<br />

und das Schutzblech mit zwei 6er-<br />

Schrauben befestigt. Dass ein Gleichläufer<br />

hohe Pumpverluste und einen entsprechend<br />

hohen pulsierenden Druck aufbaut, ist sicher<br />

ein Problem und kann, wie sie schreiben,<br />

nur durch ein großes Volumen im Kurbelhaus<br />

reduziert werden. Oder, wie es KTM<br />

bei den großen Einzylindern und V2-Motoren<br />

macht, durch eine Unterdruckpumpe<br />

am gedichteten Kurbelgehäuse. Zum Luftfiltergehäuse:<br />

Bei den G/S-Modellen ist es<br />

laut Jochen Siebenrock immer aus Aluguss<br />

und nicht aus Kunststoff. Noch viel Spaß<br />

mit dem Boxer wünscht Werner Koch<br />

Liebe Macher von <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>,<br />

lieber „Mini“ Koch, schon beim vorletzten<br />

Heft zuckte es mich in den Fingern, offenbar<br />

wie auch Toni Kurpas, der mir zuvorgekommen<br />

ist. Es geht noch einmal um<br />

das leidige Thema Kupferpaste. Kupfer ist<br />

nicht nur ein exzellenter elektrischer Leiter<br />

– durch seine Rangordnung im Periodensystem<br />

schon ein Halbedelmetall –,<br />

sondern auch ein ungewollter Materialmörder,<br />

wenn wie hier, grundverkehrt eingesetzt.<br />

Das Schlimmste, was man beim<br />

Zusammenfügen von metallischen Mischwerkstoffen<br />

machen kann, ist das Zugeben<br />

eines erheblich ranghöheren Metalles,<br />

hier in Form von Kupferpaste! Der elektrogalvanische<br />

Zersetzungsprozess, unter<br />

Zerstörung der umliegenden Materialien,<br />

beginnt sofort. Deswegen werden im Umkehrschluss<br />

Heizungen oder kupferne<br />

Haus leitungen mit dem niedersten Metall<br />

in der Rangordnung, Magnesium als<br />

Opfer anode, vor Zerstörung geschützt.<br />

Sehen Sie‘s mir nach, ich musste etwas<br />

schulmeisterlich ausholen, um die Zusammenhänge<br />

zu klären. Zur Praxis: Die üblichen<br />

Alu-Legierungen rund ums Motorrad<br />

sind Silizium und Magnesium legiert,<br />

also von Kupfer leicht angreifbar. Drehe<br />

ich jetzt meine Gehäuseschrauben mit<br />

Kupferpaste ein, im trügerischen Wohlgefühl<br />

professionell gehandelt zu haben,<br />

ist von den Gewinden im Alu, beschleunigt<br />

von Feuchtigkeit und Hitze, bald nix<br />

mehr da! Alu-Bremssättel und Kupferpaste,<br />

wie oft sehe ich da Kupferpaste<br />

schimmern, schlimmer geht‘s kaum!<br />

Kupferpaste ist ein Relikt aus Zeiten, als<br />

bei Fahrzeugen viel mehr Eisenwerkstoffe<br />

eingesetzt wurden. Ich habe als Alternative<br />

beste Erfahrungen über Jahrzehnte<br />

mit MoS2- Schmierstoffen und Montagepasten<br />

gemacht.<br />

So, jetzt aber der ewigen Besserwisserei<br />

ein Ende, ein dreifach donnerndes<br />

Hipp, hipp, hurra auf Euch für Euer grandioses<br />

Heft 4/<strong>2015</strong>! Süffige Unterhaltung,<br />

gepaart mit feinem, nicht abgehobenen<br />

Journalismus, traumhaft schönen Bildern,<br />

die sofort die Sinne ansprechen, so kenne<br />

ich Euch, so erwarte ich‘s von Euch, Ihr<br />

erfüllt das immer wieder aufs Neue. Lieber<br />

„Mini“ Koch, wir sind nicht nur gleich<br />

alt, haben wohl jeden Tag schwarze Finger,<br />

sind beide im Lauf der Zeit von blond<br />

zu grau konvertiert, wir teilen auch ebenso<br />

die Vorlieben für ganz spezielle, knorrige<br />

Motorräder, und das seit Jahrzehnten<br />

(ich habe unter anderem auch eine SRX 6,<br />

TRX 850...). Ihre Artikel sind wunderbar<br />

66 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


trockenhumorige Werkstattbesichtigungen<br />

auf hohem Niveau, ganz wie ich‘s liebe.<br />

Also nur zu, wenn mir wieder mal was<br />

d aneben geht, Finger auf die Wunde! Ihr<br />

treuer Freund und Leser<br />

Andreas Lindner,<br />

61231 Bad Nauheim-Steinfurth<br />

Lieber Andreas, erst mal danke für die Blumen,<br />

über knorrige Motorräder schreibe ich<br />

immer noch fast so gerne, wie ich sie fahre.<br />

Und danke auch für die verständlichen und<br />

logisch klingenden Ausführungen. Anscheinend<br />

bin ich mit der Kupferpaste ganz einfach<br />

in meiner Lehrzeit als Mechaniker hängen<br />

geblieben, in der es vom „Meister“ eine<br />

hinter die Löffel gab, wenn empfindliche Gewinde<br />

nicht damit eingesalbt wurden. Allerdings<br />

habe ich bislang auch noch keine der<br />

beschriebenen negativen Erfahrungen mit<br />

Kupferpaste erlebt. Deshalb bleiben wir am<br />

Thema dran, in einer der nächsten Ausgaben<br />

werden wir uns noch einmal intensiv<br />

damit beschäftigen! Viele Grüße <br />

<br />

Werner „Mini“ Koch<br />

PS: Das nächste knorrige V2-Motorrad<br />

steht schon auf der Hebebühne und wartet<br />

nur noch auf die Lackteile.<br />

Höher verdichtet<br />

Franz Kass hat eine Anmerkung zur<br />

Verdichtung der Suzuki GT 250.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 4/<strong>2015</strong><br />

Hallo, bei der Beschreibung der Motoren<br />

wird bei der Suzuki erwähnt, dass sie im<br />

Vergleich zur Benelli und Maico niedrig<br />

verdichtet ist. Das ist aber nicht so. Die<br />

Japaner messen die Verdichtung bei ihren<br />

Zweitaktern ab Oberkante Auslass, die<br />

Deutschen und Italiener geben die geometrische<br />

Verdichtung an, also ab dem<br />

unteren Totpunkt – die deswegen viel zu<br />

hoch liegt. Gruß<br />

Franz Kass, 47877 Willich<br />

Booklet-Fehler<br />

Leser Paul Braun sind im Preisführer<br />

falsche Angaben zu den Nürnberger<br />

Triumph-Motorrädern aufgefallen.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 3/<strong>2015</strong><br />

www.motorrad-classic.de<br />

Sehr geehrter Herr Pfeiffer, als Abonnent<br />

der ersten Stunde und Mitbegründer der<br />

TRIUMPH Zweirad-IG erlaube ich mir, auf<br />

einen Lapsus in dem beigelegten Preisführer<br />

in Ausgabe 3/<strong>2015</strong> hinzuweisen.<br />

Es geht mir einfach darum, falsche Angaben<br />

in einer Fachzeitschrift auszumerzen.<br />

Die jungen <strong>Classic</strong>-Freunde können sich<br />

ja nur auf Angaben der Experten verlassen,<br />

um Erfahrung zu sammeln. So wurde<br />

schon mal bei einem „Boss“-Bericht erwähnt,<br />

dass dieses TWN-Motorrad von<br />

einem Parallel-Twin angetrieben wird.<br />

Richtig ist, dass dies nur auf die alten englischen<br />

Twins vom Edward Turner zutrifft.<br />

Die Nürnberger in der Fürther Straße<br />

haben so etwas nie gebaut. Wenn schon,<br />

dann aber mit vier Kolben in der drei Mal<br />

hergestellten Duplex, und 1953 als Versuchsmaschine.<br />

Mit 17 PS schon wieder<br />

viel zu schwach und zu teuer und noch<br />

dazu in einem Rahmen ohne Schwinge.<br />

Eine NSU Max konnte das damals schon<br />

besser. Nun zu meinen Hinweisen zur Seite<br />

56 des Pocket Price Guides: TRIUMPH<br />

Nürnberg hat keine Zweizylinder-Zweitaktmotoren<br />

gebaut. In der Typenbezeichnung<br />

steht B für Blockmotor, das D für<br />

Doppelkolben. Dies bedeutet, in einem<br />

Zylinder laufen zwei Kolben an zwei getrennten<br />

Pleueln, wie beim Parallel-Twin.<br />

Es gibt aber nur einen Verbrennungsraum<br />

mit einer Zündkerze. Vorteil hier: Das<br />

Steuerdiagramm lässt sich durch die Voreilung<br />

des Einlasskolbens verändern, man<br />

kann also gut die Leistung erhöhen. Die<br />

Herstellung war sehr teuer, zumal auch<br />

noch die Gemischzuführung über einen<br />

Walzendrehschieber gesteuert wurde.<br />

Nach dem unseligen Zweiten Weltkrieg<br />

musste gespart werden, weshalb die beiden<br />

Kolben an ein Gabelpleuel angehängt<br />

wurden. In der Typenbezeichnung erscheint<br />

jetzt noch das G für diese Änderung,<br />

siehe BDG 125/250. Bei der Firma<br />

Puch auf Seite 51 mit ihren Doppelkolbenmotoren<br />

ist dies ähnlich, nur haben<br />

KONTAKT<br />

Bitte geben Sie bei E-Mails und Leserbriefen<br />

Name und Wohnort an.<br />

Fragen und Post an die Redaktion:<br />

Redaktion <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>,<br />

Stichwort Leserbriefe, 70162 Stuttgart,<br />

Fax 07 11/1 82-17 81<br />

E-Mail: motorradclassic@motorpresse.de<br />

diese ein angelenktes Pleuel. Der zweite<br />

Kolben läuft nicht parallel, sondern sitzt<br />

in Fahrtrichtung hinter dem Auslasskolben.<br />

Allerdings haben die 500er-Motoren zwei<br />

Doppelkolben, also zwei Zylinder mit vier<br />

Kolben. Hoffe, Ihnen und den interessierten<br />

Lesern hiermit gedient zu haben. Mit<br />

herzlichen Doppelkolbengrüßen<br />

„Charly“ Paul Braun, 68305 Mannheim<br />

Infos gesucht<br />

Leser Gipp sucht Informationen und<br />

Datenblätter für eine 1952er-Gilera<br />

Saturno. Wer kann ebenfalls helfen?<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, seit Kurzem<br />

bin ich im Besitz einer Gilera Saturno,<br />

Baujahr 1952. Gibt es in Ihrem Archiv<br />

Unterlagen, Berichte oder Datenblätter zu<br />

diesem Fahrzeug? Oder können Sie mir<br />

Kontakte zu Besitzern oder Fanclubs dieses<br />

Motorrads vermitteln? Besten Dank<br />

und viele Grüße<br />

Reinhard Gipp, 80469 München<br />

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SZENE I<br />

Porträt US-Sammler Fred Mork<br />

MORK<br />

vom Ork<br />

Fred Mork kommt zwar nicht vom Planeten Ork aus der<br />

beliebten TV-Serie. Doch seine rein private Motorrad-<br />

Kollektion ist durchaus überirdisch. Geradezu galaktisch<br />

wirkt seine Sammlung seltener europäischer (Gelände-)<br />

Maschinen mitten in Kalifornien. Nano-Nano!<br />

Text und Fotos von Thomas Schmieder<br />

Selbstironie: Die Ähnlichkeit zwischen<br />

Mensch und Maskottchen<br />

(Schnauzbart!) ist nicht zufällig<br />

68 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong>


Die Farm in den Hügeln nördlich<br />

von San Francisco erinnert<br />

irgendwie an Schweden.<br />

„Hi, ich bin Fred“, begrüßt<br />

mich der Besitzer der Farm. Er führt<br />

mich zu einer langen Scheune im typisch skandinavischen<br />

Falun-Rot mit weißen Fensterläden.<br />

Dort erwarten mich 115 Motorräder<br />

mit Flair und Charisma. Echte Zweirad-Persönlichkeiten,<br />

gut gehütet von einem wahren<br />

Motorrad-Enthusiasten.<br />

Wir stehen vor einer Norton Manx, in<br />

klassischem Silber-Schwarz. Und modernem<br />

Digital-Instrument neben dem Smiths-Drehzahlmesser.<br />

„Damit fuhr ich beim letzten<br />

AHRMA-Rennen.” Das steht für American<br />

Historic Racing Motorcycle Association, eine<br />

Non-Profit-Organisation mit rund 4000 Mitgliedern.<br />

Hier startet der 69-Jährige bei<br />

Straßenrennen („Road Racing“) sowie Trial<br />

und Motocross. Fred fährt seit 1981 <strong>Classic</strong>-<br />

Rennen, er ist eine große Nummer in der<br />

US­ Vintage-Szene. Klar, als Mitglied im Velocette<br />

Owners Club, außerdem war er ab 1988<br />

für 15 Jahre einer der AHRMA-Vorsitzenden.<br />

„In dieser Zeit“ freut sich Fred, „durfte ich<br />

mit dem zweimaligen Weltmeister Jeff Smith<br />

zusammenarbeiten.“ Zwei von Freds Motorrädern<br />

gehörten einst dem Champion, Ehrensache.<br />

Fred öffnet die Tür zur Schatzkammer<br />

seiner Ranch. Sortiert nach Motorrad-Nationen<br />

stehen die Maschinen versammelt: England,<br />

Italien, USA, Kanada, CSSR, Schweden,<br />

Japan, Spanien und Deutschland.<br />

Die Wände sind geschmückt mit Schnittzeichnungen<br />

klassischer englischer Motoren,<br />

antiken Blech/Emaille-Schildern, historischen<br />

(Renn-) Fotos, Werbeplakaten, Startnummernfeldern,<br />

Kennzeichen und Gemälden von<br />

Motorrädern in Öl. In Glasvitrinen stehen<br />

Spiel zeugmotorräder und rare Sammlermodelle.<br />

Darüber stapeln sich Modellbausätze,<br />

Bücher, Zeitschriften jahrgangsweise ab 1942<br />

und alte Bedienungsanleitungen.<br />

Was für eine Vielfalt an Motorrädern!<br />

Ob 175er-Yamaha Trial oder 350er-Ariel Red<br />

Hunter, Sechsgang-Bultaco oder Honda CB<br />

750 F, Suzuki RM 125 oder Maico MC 350 aus<br />

West- und GS-MZ aus Ost-Deutschland: Hier<br />

zelebriert Fred ein Fest des Motorrads! Ein<br />

Potpourri klassischer Serienmotorräder und<br />

Straßenrennmaschinen. Den Schwerpunkt<br />

Ästhetik in Action: Auf diesem Norton<br />

Manx-dohc-Einzylinder-Renner tritt<br />

Fred bei <strong>Classic</strong>-Straßenrennen an<br />

Von nichts kommt nichts: reicher Fundus<br />

an Federbeinen, Rahmen, Rädern,<br />

Motoren, Tanks und vielen Ersatzteilen<br />

The art of the motorcycle: Kunstwerke<br />

in Öl als Hommage an das bewegte und<br />

bewegende Leben auf zwei Rädern


SZENE I<br />

Porträt US-Sammler Fred Mork<br />

Motorenkunde 1: gegengesteuerter<br />

V2 der Excelsior<br />

Super X aus Chicago (1928)<br />

Motorenkunde 2: cleaner<br />

500er-Single-Motocrosser<br />

von ESO (1962, CSSR)<br />

Motorenkunde 3: Norton-dohc-Crosser,<br />

der einzige, den EM-Champion<br />

Less Archer Anfang der 60er baute<br />

bilden jedoch historische Geländemaschinen:<br />

Speedway, Flat Tracker, Scrambler,<br />

Enduros und Motocrosser. Alle fein säuberlich<br />

in zwei gegenüberliegenden Reihen<br />

präsentiert und fast immer fahrbereit. Ehemalige<br />

Arbeitsgeräte von Kennern und<br />

Könnern. „Geländesport ist härter als Straßenrennsport“,<br />

weiß Fred.<br />

Beeindruckend der WM-Werks-Crosser<br />

von Monark, Schwedens größtem Motor<br />

radhersteller der 50er-Jahre. Es ist einer<br />

von nur zwei gebauten, standesgemäß in<br />

Fred mag Motorräder aus<br />

Europa, „denn das sind die<br />

Bikes aus meiner Jugend“<br />

den Nationalfarben Blau und Gelb lackiert.<br />

„Er war mit dem Motor von Hedlund Monarks<br />

einziger Viertakter nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg. Sten Lundin fuhr damit<br />

für Monark, wurde 1959 auf einer verbesserten<br />

Version Motocross-Weltmeister“,<br />

erklärt Fred. Daneben parkt eine Lito,<br />

ein weiterer schwedischer Werks-Crosser:<br />

„Darauf wurde Gunnar Johansson Zweiter<br />

der WM 1962, als schwedische Fahrer die<br />

ersten fünf Plätze holten!“<br />

Sein Faible für Skandinavien kommt<br />

nicht von ungefähr: Die Familie von Freds<br />

Vater stammt aus Finnland, der Name<br />

Mork ist allerdings schwedischen Ursprungs,<br />

„mörk“ bedeutet dunkel. Fred<br />

begann 1958 als Zwölfjähriger (!) schwarz<br />

Motorräder zu fahren und an ihnen zu<br />

schrauben: „Ein Freund und ich pflanzten<br />

einen seitengesteuerten 500er-Powell-<br />

Motor mit Zweiganggetriebe in einen<br />

125er-James-Rahmen.“ Später fuhr Fred<br />

auf einer 200er-Zündapp Comfort zur<br />

High School. Das erste Rennen, im Gelände,<br />

fuhr er 1964. Seine Sammlung ergab<br />

sich ungeplant, step by step. „Irgendwie<br />

fanden die richtigen Maschinen immer<br />

den Weg zu mir.“<br />

Mister Mork mag Motorräder mit bekannter<br />

Herkunft und konkreter Rennhistorie.<br />

„Alle meine Motorräder haben eine<br />

Geschichte.“ Dick Mann, Jeff Smith, Roger<br />

Reiman, Joe Leonard, John Brittain, Alistair<br />

King, Eric Cheney und Sten Lundin<br />

sind einige Ex-Fahrer der Mork’schen<br />

Maschinen. Den Crosser auf Basis einer<br />

Norton Manx „hat der britische Geländefahrer<br />

Les Archer jr. gebaut und gefahren.<br />

Der Six-Days-Teilnehmer und EM-Motocross-Champion<br />

hat sie sogar bei einem<br />

Motocross-WM-Lauf eingesetzt!“ So etwas<br />

freut Freds Sammlerherz.<br />

Ein Highlight seiner Straßenrenner ist<br />

die Matchless G 50 in Bordeaux-Rot. Damit<br />

wurde die US-Rennlegende Dick Mann<br />

(geboren 1934) in der Saison 1963 US-<br />

Meister. „Sie war schön und schnell, gewann<br />

bis 1965 sieben nationale AMA-<br />

Rennen.“ Fred ist ein wandelndes Lexikon:<br />

„Dick Mann holte acht seiner 24<br />

AMA-Siege auf Matchless.“ Die 50 PS der<br />

G 50 hatten mit 150 Kilogramm Fahrzeuggewicht<br />

leichtes Spiel: „Die ging 135<br />

Meilen.“ Das sind 217 km/h! Auch Fred ist<br />

Rennen mit der Matchless gefahren, mit<br />

seiner Startnummer 91.<br />

Matchless hat zwischen 1958 und 1962<br />

nur 180 Exemplare von der G 50 gebaut.<br />

Dick Mann verkaufte sein Ersthand-Exemplar<br />

mit der Motornummer 102 im Jahr<br />

1989 an seinen Freund Fred Mork. „Da wa­<br />

Haufenweise Geschichte(n): ob Modellbausätze,<br />

Poster oder „Pisspott“-Helm mit Brille und Heinkel-Aufkleber<br />

...<br />

Kunst, Kultur und Leidenschaft: Fred<br />

schraubt, schweißt und studiert – historische<br />

Bedienungsanleitungen<br />

Zum Niederknien: Fred Mork mag seine<br />

Aermacchi-Harley-Davidson 350 CRTT,<br />

kurzhubiger Bote einer verrückten Ära


Schweden-Trio: zwischen Monark (l.)<br />

und Husqvarna-Single-Crosser (Replika,<br />

r.) die 500er-Werks-Lito von ca. 1960<br />

Eines von nur zwei<br />

Exemplaren: 500er-Viertakt-Motocrosser<br />

von<br />

Monark für Sten Lundin<br />

(Schweden, 1955/56)<br />

ren noch alle Teile vorhanden, ich musste<br />

sie nur ein wenig umbauen und restaurieren.“<br />

Neben ihr parkt eine eng verwandte<br />

AJS 7 R „Boy Racer“ von Alistair King:<br />

klassisch schwarz mit goldenen Zierstreifen<br />

auf dem Tank. Ihr langhubiger 350erohc-Einzylinder<br />

drückte satte 38 PS bei<br />

7200 Touren ab.<br />

Aus dem Besitz von Dick Mann stammt<br />

ebenfalls die BSA Gold Star 500. „Der Flat<br />

Tracker hat von 1957 bis 1967 viele nationale<br />

Meisterschaftsläufe gewonnen.“ Das<br />

Exemplar mit Motornummer 123 und originalem<br />

BSA-Flat Track-Rahmen ziert ein<br />

Fiberglas-Tank von George Curtis und viele<br />

Magnesiumsteile. Zu den Glanzstücken<br />

in Freds Sammlung zählt die preisgekrönte<br />

Royal Enfield K1 mit 976-Kubik-V2 von<br />

1930. „Die Erstzulassung in England war<br />

aber erst 1934.“ „Heutiges Öl ist zu dünnflüssig<br />

fürs Getriebe, es sollte mehr<br />

Schmier fett enthalten“, entschuldigt Fred<br />

die kleine Ölpfütze darunter. Er mag<br />

„cleane“, clevere Konstruktionen. Und<br />

Motor räder aus Europa: „Die Maschinen<br />

meiner Jugend.“<br />

Beispielsweise die Moto Parilla Wildcat<br />

Scrambler: “Ich erstand dieses Modell 1963<br />

und hatte viele Renn erfolge damit.“ Mister<br />

Mork hat eine Schwäche für die kleinen<br />

Italienerinnen, denn er besitzt noch<br />

vier weitere Moto Parilla: eine restaurierte<br />

250er-Tourist von 1964 und eine bildschöne<br />

Grand Sport Café Special 250,<br />

eben falls aus den 60ern. Ferner eine<br />

175er-Grand Sport von 1959 und eine<br />

250er-Grand Sport von 1963, beide im<br />

Originalzustand. Was Freds Privat-Kollektion<br />

von öffentlichen Motorradmuseen<br />

unterscheidet, sind die dürftigen, handgeschriebenen<br />

Erläuterungen. Und die nur<br />

bei den wichtigsten Bikes. Fred und seine<br />

Besucher wissen eben, was er da hat.<br />

In der Werkstatt erblicke ich eine Sandstrahlmaschine<br />

und haufenweise Ersatzteile:<br />

Motorgehäuse, Kolben, Zylinder,<br />

Kupplungspakete, Getrieberäder – alles<br />

sortiert nach Herstellern und Modellen.<br />

So manches Kleinod harrt in Pappkartons<br />

oder metallenen Schubladen seiner Bestimmung.<br />

Der gelernte Blechschlosser mit<br />

eigenem Betrieb für Heizungs- und Lüftungsbau<br />

kann flexen, bohren und schweißen.<br />

Er fräst Gabelbrücken, dreht Achsen<br />

und lötet Schutzblechhalter. Selbst die<br />

Hüllrohre der berühmten Roadholder-Gabel<br />

von Norton fertigte er schon mal selbst<br />

an. Nur das Honen von Zylindern, Lackarbeiten<br />

oder andere „knifflige Dinge“ überlässt<br />

er Spezialisten.<br />

„Manche meiner Motorräder habe ich<br />

restauriert gekauft, bei anderen musste ich<br />

eben selber ran“, erklärt Fred lapidar. „Die<br />

meisten meiner Maschinen sind nicht<br />

überrestauriert – sie sind nur so gut, wie<br />

sie sein müssen. Ich baue gerne Motorräder<br />

wieder komplett auf: Wenn sie danach<br />

richtig gut fahren, dann hat das eine<br />

Art von Wiederbelebung.“ So geschehen<br />

mit der 1967er-Harley-Davidson KR 750<br />

Vor der Restaurierung: Velocette<br />

Venom in Teilen, als kniffliges<br />

3-D-Puzzle<br />

Auch Spielzeug erzählt Storys: von<br />

Blech hin zu Plastik und von Kanonen-<br />

Motorrädern (2. v. r.) in Kriegszeiten


SZENE I<br />

Porträt US-Sammler Fred Mork<br />

„Mit dieser Matchless G 50 holte Dick Mann 1963 die<br />

US-Meisterschaft. Und ich bin erst der zweite Besitzer!“<br />

TT in den Werksfarben Schwarz-Orange.<br />

„Sie schaffte 1967 auf der TT einen Schnitt<br />

von 100 Meilen pro Stunde, lief später in<br />

Daytona gestoppte 149,9 Meilen pro Stunde!“<br />

Wow, das sind 241 km/h!<br />

Schnell noch die Treppe hoch. In der<br />

ersten Etage zeigt mir Fred Mork weitere<br />

Teile in rauen Mengen. Dazwischen wartet<br />

ein BSA Scrambler als „Rolling Chassis“<br />

auf die Restaurierung. Daneben drei<br />

Can Am-Zweitakter: ein Crosser, ein Straßenumbau<br />

und ein „Wald- und Wiesen-<br />

Bike“. Nicht zu vergessen die Rahmen-<br />

Kollektion von Aermacchi, Harley-Davidson,<br />

Velocette und Moto Parilla. „Wenn<br />

ich mal etwas brauche, dann weiß ich, wo<br />

ich es finde.“<br />

Das wissen auch andere zu schätzen,<br />

denn nach meinem Besuch hat sich Fred<br />

im Januar <strong>2015</strong> von einigen seiner Kostbarkeiten<br />

getrennt. Bei der Bonhams-<br />

Auktion in Las Vegas kamen 21 seiner<br />

Motorräder unter den Hammer, zwölf davon<br />

fanden neue Besitzer. Darunter auch<br />

die Ex-Dick Mann-Matchless G 50, die für<br />

115 000 Dollar wegging. Kein Schnäppchen<br />

war auch die Excelsior-Henderson<br />

Super X von 1928 mit nur 4400 Meilen auf<br />

dem Tacho, die einem Käufer nach hartem<br />

Bieter-Wettstreit 89 700 Dollar wert war.<br />

Fred hatte die Excelsior einst „authentisch,<br />

unrestauriert“ von der Witwe des langjährigen<br />

Besitzers gekauft: „Die Super X war<br />

eine echte Überlebende – an ihr war nicht<br />

viel zu machen.“<br />

Will heißen: „Säubern, alles ölen und<br />

die Mechanik durchchecken. Dann noch<br />

den Magnetzünder wieder aufbauen und<br />

Replika-Reifen aufziehen, fertig.“ Nur 100<br />

Meilen fuhr Fred selbst auf dem recht<br />

leichten Blockmotor-V-Twin mit 737 cm³.<br />

Reut ihn nicht der Verkauf? „Nein“, antwortet<br />

Fred, „wir alle sind nur vorübergehende<br />

Besitzer oder Hüter solcher Maschinen.<br />

Mir ging einfach der Platz aus.<br />

Da war es an der Zeit, sie an ein neues Zuhause<br />

weiterzugeben.“ Fred Mork bleiben<br />

ja noch 95 Motorräder. Er widmet sich<br />

nun verstärkt dem Kern seiner Sammlung.<br />

Er hat noch immer Benzin im Blut.<br />

Viel Spaß mit deinen Off-Roadern und<br />

Klassikern, Mork vom Ork!<br />

◻<br />

Fred kennt seine Pappenheimer: Alte<br />

englische Ladys werden gern mal inkontinent.<br />

Kluger Mann baut mit Ölwanne vor<br />

Schichtwechsel: Heutzutage steht Can Am<br />

aus Kanada für dreirädrige Roadster,<br />

baute aber einst kleine Zweitaktcrosser<br />

Bildschöne Wildkatze: 250er-Moto<br />

Parilla als italienische, mechanische<br />

Skulptur („Wild Cat Scrambler“, 1963)<br />

72 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong>


19.-21. Juni <strong>2015</strong><br />

ADAC<br />

Sachsenring<br />

<strong>Classic</strong><br />

Motorsportlegenden der<br />

50er/60er & 70er/80er<br />

u.a. mit Hugh Anderson<br />

Jan de Vries, Luigi Taveri,<br />

Eugenio Lazzarini, Dieter Braun,<br />

Ralf Waldmann, Heinz Rosner …<br />

weltmeisterliches Starterfeld | 13 verschiedene Klassen | Offenes Fahrerlager |<br />

PRO SUPERBIKE Revival | Autogrammstunden | Fankorso | MZ RE | Seitenwagen<br />

www.sachsenring-classic.de


SZENE I<br />

Zündapp K 800-Gespann<br />

Maximallösung<br />

Wer sein Leben lang Gespann fährt und<br />

ständig von Zündapp träumt, der hat sich<br />

das verdient: eine K 800 mit Vierzylinder-<br />

Boxer nebst mächtig schickem Seitenwagen.<br />

Text und Fotos von Fred Siemer<br />

74 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong>


www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 75


SZENE I<br />

Zündapp K 800-Gespann<br />

Ein Muster an Zuverlässigkeit<br />

ist der Vierzylinder-Boxer, seit<br />

Gerd Windhorst ihn vor über<br />

20 Jahren neu aufgebaut hat<br />

Luxus à la Richard Küchen: Kaum ein<br />

zeit genössischer Motor läuft so geschmeidig<br />

wie der wartungsfreundliche,<br />

große Seitenventiler aus Nürnberg<br />

Klar längen sich die Ketten des<br />

Küchen-Getriebes. Aber sie<br />

bürgen für Elastizität – und man<br />

kann sie wechseln


Wer hat, der hat: Die K 800<br />

war zu ihrer Zeit ein echtes<br />

Traummotorrad<br />

Es gab gar keine Zweifel:<br />

Das ideale Fahrzeug für<br />

Gerd Windhorst konnte<br />

nur Zündapp heißen. Zum<br />

Warmmachen, na gut, hatte er eine AWO,<br />

danach ein Max-Gespann hergenommen.<br />

Aber als das Geld reichte, kam eine KS<br />

601 Sport mit Steib TR 500 ins Haus. Dieses<br />

Gespann gibt’s noch immer, über 40<br />

Jahre keinen einzigen Tag abgemeldet.<br />

„Und darin“, schmunzelt der 74-jährige<br />

Schmiedemeister, „haben wir unsere Kinder<br />

großgezogen.“ Als das geschafft und<br />

wieder Zeit für eigene Wünsche war, gesellten<br />

sich so um 1980 eine KS 750 und<br />

ein paar Jahre später die K 800 hinzu.<br />

Krönung und Erinnerung zugleich: „Davon<br />

hat mein Vater immer geschwärmt.“<br />

Wohl nicht als Einziger: Die hubraumstärkste<br />

je gebaute Zündapp genoss vor<br />

dem Krieg einen legendären Ruf, sie versprach<br />

unvergleichlichen Luxus, als die<br />

meisten Motorradfahrer nur kleine Einzylinder<br />

kannten. Diese K war die Gold<br />

Wing der 30er-Jahre, den besten BMW<br />

mindestens ebenbürtig. Etwas früher als<br />

die Münchener hatten die Nürnberger<br />

1922 mit dem Motorradbau begonnen,<br />

sich aber vornehmlich in kleineren und<br />

mittleren Hubraumklassen getummelt. Obwohl<br />

dort gutes Geld zu verdienen war,<br />

traf die Weltwirtschaftskrise die Franken<br />

schwer, und so darf durchaus als mutig<br />

gelten, dass der 1932 von seinem Vater<br />

inthronisierte Hans-Friedrich Neumeyer<br />

beschloss, dieser Krise mit einem komplett<br />

neuen und weit gespreizten Programm<br />

zu entfliehen. Als hauptverantwortlichen<br />

Konstrukteur konnte er Richard<br />

Küchen gewinnen, der erst ein Jahr vorher<br />

bei Triumph/Nürnberg an geheuert<br />

und zuvor bereits einige viel beachtete<br />

Motoren vorgestellt hatte. Unter Küchens<br />

Leitung entstand tatsächlich in weniger<br />

als einem Jahr eine Modellpalette, mit<br />

der Zündapp in die Spitze der deutschen<br />

Motorradindustrie aufrückte.<br />

Nur die Einstiegsmodelle namens<br />

Derby trugen noch einen konventionellen<br />

Rohrrahmen. Darüber rangierte die K 200,<br />

ebenfalls noch mit dem bewährten Einzylinder-Zweitakter,<br />

aber – und daher das<br />

K – mit Kardanantrieb und Doppelschleifen-Starrrahmen<br />

aus Kastenprofilen. Es<br />

folgten die Modelle mit völlig neu konstruierten<br />

Seitenventil-Zweizylinder-Boxermotoren<br />

mit 400 und 500 cm³. Schließlich<br />

als Krönung die 600 beziehungsweise<br />

800 cm³ großen Vierzylinder-Boxer, wohl<br />

weniger als Provokation gegenüber BMW<br />

zu verstehen, sondern als Versuch, das<br />

Motorrad höchstmöglich zu zivilisieren.<br />

Vor allem in der Oberklasse und jenseits<br />

sportlicher Einsätze hatte sich der Einzylinder<br />

überlebt, die Amerikaner wiesen<br />

mit ihren großen Luxustourern einen<br />

Weg, dem sich auch einige englische Marken<br />

öffneten und der das ganz besondere<br />

Interesse Richard Küchens fand: Ein Vierzylinder-Boxer<br />

versprach, allemal als Seitenventiler,<br />

einen seidenweichen Rundlauf<br />

bei hauchzartem Leistungseinsatz<br />

aus niedrigsten Drehzahlen und gleichzeitig<br />

ausdauernder Kraft.<br />

Höchstleistung zählte für Küchen nicht<br />

so sehr, dann hätte er ja einfach einen ohv-<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 77


SZENE I<br />

Zündapp K 800-Gespann<br />

Mit nach hinten offenem<br />

Bogenrahmen ist der<br />

Castek-Beiwagen was<br />

Besonderes. Das Boot<br />

ruht schwimmend auf<br />

den beiden Blattfedern


Fast noch im Jugendstil: Die Zierfigur<br />

auf der Bootsnase kostete extra<br />

Der Wiener liebt<br />

das Ornament, also<br />

bot Franz Castek jede<br />

Menge Zierrat an<br />

Motor zeichnen können. Nein, die Leistungscharakteristik<br />

und die gestalterischen<br />

Möglichkeiten des Seitenventilers<br />

begeisterten ihn. Die beiden Grauguss-<br />

Zylinder jeder Seite tragen einen flachen<br />

Leichtmetall-Zylinderkopf, die beiden jeweils<br />

innenliegenden Einlassventile werden<br />

von einem gemeinsamen Ansaugkanal<br />

versorgt. Dieser führt innerhalb des<br />

Triebwerk-Gehäuses zum über dem Getriebe<br />

montierten Einfach-Vergaser, und<br />

wer ein wenig Vorstellungsvermögen besitzt,<br />

der fängt jetzt schon mal an, die Ansaugwege<br />

zu berechnen. Die Gestaltung<br />

der Kühlrippen und noch mehr das charakteristische<br />

Luftleitblech am hinteren<br />

Zylinder verdeutlichen, dass dessen<br />

Hitze haushalt durchaus als Problem gesehen<br />

wurde. Dazu später. Über eine<br />

Mehrscheibenkupplung gelangt die Kraft<br />

an das für Küchen typische und in der<br />

K-Reihe erstmals realisierte Kettengetriebe,<br />

das Hinterrad wird dann von einer<br />

Welle angetrieben. Selbige besitzt keine<br />

Dämpfungselemente, schon deshalb war<br />

die gegenüber einer Zahnrad-Konstruktion<br />

höhere Elastizität des Küchen-Getriebes<br />

sehr willkommen. Die Kugelschaltung<br />

entstammt dem Automobilbau, ihre langen<br />

Schaltwege fallen im Gespannbetrieb<br />

weniger auf als bei flotter Solofahrt.<br />

Unter der vorderen Abdeckhaube des<br />

sehr glattflächig gehaltenen Triebwerkgehäuses<br />

wird es kompliziert: Die Kurbelwelle<br />

treibt über ein Schneckengetriebe<br />

die senkrecht stehende Welle des – ebenfalls<br />

aus Autobeständen stammenden –<br />

Zündverteilers an. Über eine Kette setzt<br />

sie die Nockenwelle in Schwung, diese<br />

wiederum bringt mittels Stirnrädern die<br />

Lichtmaschine auf Trab. Ebenfalls mittels<br />

Stirnrädern treibt die Kurbelwelle die im<br />

Ölsumpf werkelnde Ölpumpe an, welche<br />

übrigens stramme drei Liter Schmiermittel<br />

in Umlauf bringt. Hinter der – formschön<br />

abgedeckten – Lichtmaschine sitzt<br />

der – natürlich ebenfalls abgedeckte –<br />

Vergaser, und zu jenem gibt es gleich zwei<br />

Geschichten: Das anfangs verbaute Teil<br />

machte die K 800 zur Säuferin der Extraklasse,<br />

denn der Unterdruck des ansaugenden<br />

Zylinders verteilt sich zunächst in<br />

aller Ruhe über das meterlange Einlasssystem<br />

des Vierzylinders. Ewig musste<br />

der Gashahn aufgerissen bleiben, damit<br />

Gemisch in die Brennräume gelangte und<br />

schließlich Vortrieb einsetzte. Dann doch<br />

besser in der Beschleunigungsphase einen<br />

Extra-Schluck spendieren und dafür<br />

den Hahn zügig wieder auf Halbgas stellen<br />

können. Darum kam die K 800 schnell<br />

zu einem Amal-Vergaser mit Beschleunigerpumpe,<br />

und damit pendelte sich der<br />

Verbrauch bei rund sechs Litern ein.<br />

Die andere Geschichte? Stammt von<br />

Gerd Windhorst. Der fährt nämlich ohne<br />

die Verkleidung des Vergasers herum,<br />

und das aus gutem Grund. Unter bestimmten<br />

Bedingungen können Lima und<br />

Motor unter der ganzen Deckelei eine<br />

ziemliche Hitze aufbauen. Und dann reichen<br />

manchmal ein fröhlich verdunstendes<br />

Benzintröpfchen und ein klitzekleines<br />

Da haben sie zwei gesucht<br />

und gefunden:<br />

Der ebenso mächtige<br />

wie schwungvolle Rekord-Tourenbeiwagen<br />

passt perfekt zur imposanten<br />

Zündapp <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 79


SZENE I<br />

Zündapp K 800-Gespann<br />

In seiner bestens ausgestatteten<br />

Werkstatt betreut Gerd Windhorst<br />

nicht nur die K 800, sondern gelegentlich<br />

sogar Fremdfabrikate<br />

Gewollte Nähe: Einen Walzentacho<br />

hatten damals nur Autos.<br />

Nein, wohl nur Amischlitten<br />

Fünkchen an den Lima-Kohlen, um die<br />

ganze schöne Zündapp in Brand zu setzen.<br />

So geschehen und gerade noch rechtzeitig<br />

bemerkt während eines Familienausflugs<br />

mit mehreren Gespannen. Die<br />

finden im Hause Windhorst – getreu dem<br />

alten Slogan: „Mit Zündapp durch die<br />

Welt, spart Arbeit, Zeit und Geld“ – regelmäßig<br />

statt, und dabei schlägt sich die<br />

K 800 wacker. Auch Rallyes mit Tagesetappen<br />

von 200 Kilometern scheut der<br />

stolze Besitzer keineswegs, insgesamt<br />

30 000 hat er, meist begleitet von seiner<br />

Frau, schon zurückgelegt.<br />

Und so war das auch gedacht, als er<br />

die K 800, Baujahr 1936, quasi um die<br />

Ecke erworben hat. Sah noch ganz gut<br />

aus, der Motor war aber „auf“, wie man<br />

in Norddeutschland sagt. Den hat Gerd<br />

Windhorst also gemacht, und dabei festgestellt,<br />

dass ein Lagersitz für die Kurbelwelle<br />

nicht mit dem entsprechenden Rollenlager<br />

fluchtete. Der war falsch gefräst<br />

worden; sensible Sache. Seither hat er die<br />

Lager noch mal erneuert, demnächst sind<br />

sie wieder dran. Das Küchen-Getriebe<br />

findet er prima, hat damals reingeguckt,<br />

keinen nennenswerten Verschleiß festgestellt<br />

und alles wieder eingebaut. Später<br />

www.motorrad-classic.de


DATEN<br />

Zündapp<br />

K 800-Gespann<br />

Motor: Luftgekühlter Vierzylinder-Viertaktsv-Boxermotor,<br />

eine untenliegende Nockenwelle,<br />

je zwei Ventile pro Zylinder, über Stößel<br />

betätigt, Bohrung x Hub 62 x 66,6 mm, Verdichtung<br />

5,8:1, Hubraum 791 cm³, Leistung<br />

22 PS bei 4300/min<br />

Kraftübertragung: Mehrscheiben-Kupplung,<br />

Viergang-Duplexketten-Getriebe, Wellenantrieb<br />

Fahrwerk: Doppelschleifenrahmen aus Pressstahl-Profilen,<br />

Trapezgabel aus Pressstahl-Profilen<br />

mit hydraulischem Dämpfer, Drahtspeichenräder<br />

mit Stahlfelgen, austauschbar, Reifen<br />

3.50-19 vorn und hinten, Simplex-Halbnaben-<br />

Trommelbremse vorn und hinten<br />

Beiwagen: Rekord-Touren-Beiwagen der Firma<br />

Franz Castek/Wien, hinten offenes Bogenchassis<br />

aus Stahlrohr, mit vier Anschlüssen am<br />

Motorradrahmen befestigt, 1 ½-sitziges Stahlblech-Boot,<br />

auf Blattfedern gelagert, Beiwagenrad<br />

ungefedert, Reifen 3.50 x 19, Halbnaben-<br />

Trommelbremse<br />

Maße und Gewichte: Radstand 1405 mm,<br />

Gewicht vollgetankt 193 kg (Gespann zirka<br />

320 kg), Tankinhalt 12 l<br />

Höchstgeschwindigkeit: zirka 125 km/h<br />

(als Gespann zirka 105 km/h)<br />

Der Vierzylinder-Zündapp zur Seite steht ein<br />

imposanter Rekord-Beiwagen aus Österreich<br />

hat der passionierte Zündapp-Sammler<br />

und Restaurator die entsprechende Meterware<br />

gefunden und seither bei einigen<br />

Getrieben schon die Ketten getauscht. „Irgendwann“,<br />

bemerkt er ganz entspannt,<br />

„kommt das von der K 800 wohl auch mal<br />

dran.“ Als einzige Schwachstellen nennt<br />

Windhorst die hinteren Zylinder, aber<br />

weil er die Bohrung zwei Hundertstel größer<br />

hat schleifen lassen, herrscht Ruhe.<br />

Kein Kolbenzwicken, kein gar nichts, und<br />

von verölten Kerzen weiß er auch nicht<br />

zu berichten. Stattdessen von einem überaus<br />

souveränen Motorlauf, trotz nicht<br />

gerade üppiger Schwungmassen bestens<br />

geeignet für das schwere Gespann.<br />

Denn das war klar: Die K 800 sollte<br />

nicht alleine bleiben. Ihr zur Seite steht<br />

der wahrlich imposante Rekord-Beiwagen<br />

aus der Produktion des Wieners<br />

Franz Castek. Den fand Windhorst, man<br />

glaubt es kaum, zwei, drei Dörfer weiter,<br />

mitten in der norddeutschen Tiefebene.<br />

Mit dem verchromten und armdicken<br />

Rohr seines hinten offenen Bogenchassis'<br />

ist der Rekord ein echter Hingucker, allemal<br />

in der ausladenden Touren-Variante.<br />

Auf jeder Seite trägt der nahtlos gezogene<br />

Rohrbogen unten eine Blattfeder, auf<br />

denen ruht das aus Walzblech gefertigte<br />

Boot. Allerdings ist es nur am vorderen<br />

Ende der Feder fixiert, auf dem hinteren<br />

besitzt es einen für Franz Castek gesetzlich<br />

geschützten Federrollengleiter. Der<br />

Mechanikermeister warb dafür mit blumigen<br />

Worten: „Diese Gleiter haben das<br />

Bestreben, den kleinsten sowie den<br />

stärksten Stoß rollend auf der Langfeder<br />

auszugleichen, so- dass die Karosserie immer<br />

ruhig und sanft dahinschwebt.“ Seitliche<br />

Stöße auf das Seitenwagenrad soll<br />

der elastische Bogenrahmen abfedern,<br />

unterm Strich, so verspricht Castek, „ist<br />

selbst auf den schlechtesten Straßen das<br />

Fahren möglich“. Das kann Gerd Windhorst<br />

nur bestätigen: Klagen aus dem Seitenwagen<br />

kennt er „eigentlich gar nicht“.<br />

In allen möglichen Dekors wurde ausgeliefert,<br />

auch das von Windhorst restaurierte<br />

Boot präsentiert sich in schwung-<br />

vollem Design. Von den damals offerierten<br />

Extras kann es Seitenwagenbremse<br />

und Cabrio-Dach vorzeigen, die Seitenlampe<br />

in Stromlinienform nicht zu vergessen<br />

und schon gar nicht die Zierfigur<br />

auf der Bootsnase. Sie hat die Form eines<br />

schwebenden Schutzengels, und der<br />

macht seinen Job – mittlerweile sogar als<br />

Brandschützer – echt gut. Das beruhigt<br />

Gerd Windhorst ungemein, denn seine<br />

Freude an diesem Gespann ist unübersehbar:<br />

Dem kalten Motor verabreicht er mittels<br />

Gasgriff drei, vier kleine Benzinspritzer,<br />

schaltet die Zündung ein, tritt zweimal<br />

auf den Kickstarter, dann lächelt er<br />

selig. In unerschütterlichem und ruhigem<br />

Leerlauf wartet die Zündapp, bis Windhorst<br />

sich die Brille zurechtgerückt hat,<br />

dann legt er den zweiten Gang ein – „Den<br />

ersten brauch ich nur in den Bergen“ –<br />

und fährt vom Hof. Knapp über 40 hat er<br />

den Vierten drin – „Aber der reicht auch<br />

runter bis 30“ – und spätestens dann weiß<br />

er wieder ganz und gar: „So ein elastischer<br />

Motor, der ist wohl einmalig.“ ◻<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 81


SZENE I<br />

Guzzi-Restaurierung<br />

82 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Am<br />

oberen<br />

Ende<br />

Für einen anspruchsvollen Sammler haben Guzzi-<br />

Händler Reinhard Bäcker und seine Leute zwei<br />

Le Mans I sowie eine V7 Sport in Original- und<br />

Museumszustand versetzt. Ein Abenteuer.<br />

Text: Fred Siemer; Fotos: Siemer, PS.Speicher (1)<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 83


SZENE I<br />

Guzzi-Restaurierung<br />

Wer durch und<br />

durch Guzzi ist,<br />

freut sich natürlich<br />

über eine schöne<br />

V7 Sport. Reinhard<br />

Bäcker und Peter<br />

Gries (r.) hinter<br />

ihrem Prachtstück<br />

Man kann alles gut machen. Und man<br />

kann es sehr gut machen. Was noch<br />

lange nicht bedeutet, dann alles so<br />

gut, wie es überhaupt geht, gemacht<br />

zu haben. Letztgenanntes Vorgehen, das wissen Schrauber<br />

und Chef von Guzzi Bäcker aus Laer im Münsterland<br />

seit einigen Monaten sehr genau, setzt echte Lern- und<br />

Leidensfähigkeit voraus. Weit über zwei Jahre nämlich<br />

hatten sie sich mit drei aufwendigen Restaurierungen<br />

beschäftigt, vor einigen Monaten war es endlich geschafft:<br />

Die V7 Sport sowie zwei Le Mans I eines äußerst<br />

ambitionierten Kunden strahlten wieder im neuwertigen<br />

Originalzustand. Wer jetzt „Na und?“ fragt, hat das Projekt<br />

nicht wirklich erfasst.<br />

Zur Ausgangslage: Besagter Kunde war mit einer von<br />

Reinhard Bäcker und seinen Leuten fürs vergnügliche<br />

wie stilvolle Fahren aufgebauten Le Mans I sehr zufrieden.<br />

Leichtere Schwungmasse, größere Vergaser, Lafranconi-Auspuffanlage<br />

– die Jungs hatten eingebaut, was<br />

auf der Landstraße eben Freude macht. Allerdings fährt<br />

dieser Kunde nicht nur, er sammelt vor allem. Unter<br />

anderem sämtliche sportlichen Guzzis mit V-Motor.<br />

Es gibt zwei Serien der Le Mans I<br />

Die Betonung liegt hier auf sämtliche, und deswegen<br />

benötigte er noch eine V7 Sport mit Scheibenbremsen<br />

sowie die unverbauten Le Mans I beider Serien. Zwei<br />

Motorräder brachte er mit, eines stand bei Bäcker zum<br />

84 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Allerletzte Arbeiten an der V7 Sport,<br />

dann startet sie zum Probelauf. Die<br />

Spiralen rund um beide Krümmer<br />

sollen schützen oder kühlen, man weiß<br />

es nicht, laufen aber als zeitgenössisches<br />

Zubehör. Nach dem Druck aufs<br />

Knöpfchen rührt sich der Motor, einige<br />

Einstellungen später läuft er richtig<br />

gut. Wir lernen: Die Mechanik macht<br />

oft weniger Sorgen als die Peripherie<br />

Verkauf. Der Plan: Die komplette Demontage sollte zeigen,<br />

ob irgendwo schlimme verdeckte Defekte schlummern,<br />

danach würde man einen Preis für die Restaurierung<br />

aushandeln. „Alle drei Motorräder“, berichtet Reinhard<br />

Bäcker, „hatten natürlich schon ein Leben hinter<br />

sich. Aber sie waren weitgehend im Originalzustand,<br />

wiesen, sofern man das sagen konnte, keine astronomischen<br />

Laufleistungen auf und standen ordentlich da.“<br />

Defekte fanden sich keine, also ging man ans Werk.<br />

Bloß wie? Natürlich kann jedermann einen defekten<br />

Blinker von einem funktionstüchtigen unterscheiden.<br />

Doch der Anspruch nach Originalität verlangt mehr: Es<br />

muss der genau zu dieser Fahrgestellnummer passende<br />

sowie am richtigen Platz montierte Blinker sein, und das<br />

Heutige Fotos<br />

helfen beim<br />

Restaurieren<br />

kaum weiter<br />

bei über beziehungsweise<br />

knapp unter 40 Jahre alten<br />

Motorrädern. Von der V7<br />

Sport entstanden zwischen<br />

1972 und 1974 rund 4000<br />

Exemplare, inklusive gut<br />

150 Vorserienmodellen mit<br />

dem meist rot lackierten<br />

Rahmen (telaio rosso). Es gab drei Serien, die sich eigentlich<br />

recht leicht unterscheiden lassen, aber es gab daneben<br />

noch Abweichungen oder fließende Übergänge in<br />

der Ausstattung. Heutige Fotos, das lernten die Bäcker-<br />

Jungs schnell, helfen kaum weiter, doch zum Glück hält<br />

das Internet manchmal selbst Ansichten seltener Pro-<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 85


SZENE I<br />

Guzzi-Restaurierung<br />

Ja, es musste der bei vielen längst<br />

ausgebootete Bosch-Anlasser ohne<br />

Magnetschalter sein (unten), und nein,<br />

auch der Sicherungskasten wurde<br />

nicht modernisiert (ganz unten). Von<br />

Abblendschalter bis Zündspule: Die<br />

Restaurierung der Elektrik hat sehr viel<br />

Arbeit bereitet. Besondere Aufmerksamkeit<br />

verdienen die Aprilia-Blinker<br />

mit ihren neu versilberten Reflektoren<br />

Grobes Schleifwerkzeug<br />

hat an<br />

filigranen Teilen<br />

nichts verloren<br />

spekte vor. „Nur so konnten<br />

wir sehen, wie die Motorräder<br />

damals das Werk<br />

verlassen haben“, erzählt<br />

Mechaniker Sergej Cicerin<br />

und stöhnt noch immer<br />

über die mühsame Bildschirmarbeit:<br />

„Die meisten<br />

Fotos im Netz stammen von privaten Maschinen. Die<br />

kannst du fast alle vergessen, weil eben jeder anbaut, was<br />

er gerade hat oder was er schön findet.“<br />

Die Frage, ob es denn das je gegeben habe, eine<br />

V7 Sport mit Scheibenbremsen, stellt sich allerdings nur<br />

Außenseitern. Klarer Fall, ja, und zwar ab 1973 Doppelscheibe<br />

vorn und Scheibe hinten in Europa als Option, in<br />

den USA die Doppelscheibe als Serie. Zum selten verkauften<br />

Kit gehörten nicht nur die Stahlscheiben und Brembo-<br />

Zangen, sondern auch Gabeltauchrohre, Schutzblechhalterung<br />

sowie Bremsarmatur. Bereits 1972 durften die<br />

Amis zwischen schwarzen und grauen Rahmen wählen,<br />

im Jahr drauf auch Europäer. Bäckers Kunde entschied<br />

sich für grau, und das passt hervorragend zum tiefroten<br />

Lack von Tank und Seitendeckeln – in Nordamerika<br />

seinerzeit übrigens die beliebteste Farbkombination.<br />

Im normalen Leben kommt an dieser Stelle der Tank<br />

zum Lackierer, und der auf Dichtigkeit geprüfte Tankdeckel<br />

wird – einmal überpoliert – eine Zeit lang im Regal<br />

verstaut. Im vorliegenden Fall jedoch zerlegte Peter Gries<br />

86 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Reinhard Bäcker bei<br />

der Kür. Freihand.<br />

Tacho ohne Tageskilometer<br />

zähler<br />

(unten rechts) bedeutet:<br />

erste Serie<br />

der Le Mans I<br />

den Deckel in all seine Einzelteile und gab das Metall zum<br />

Beschichten. Selbst die Benzinhähne – der linke funktioniert<br />

bereits elektromagnetisch – wurden zerlegt und<br />

erhielten ihre zeittypische Oberfläche. Mit ganz spitzen<br />

Fingern machte sich Gries auch an die Erneuerung der<br />

Elektrik. Steckleisten, Gehäuse von Zündspule oder Relais:<br />

Alles, wirklich alles sollte möglichst genauso aussehen<br />

wie 1973, bei Auslieferung dieser V7 Sport. „Folglich<br />

haben wir beinahe alles zerlegt, restauriert und, was<br />

ging, selber im Original aufgearbeitet“, berichtet Gries,<br />

der dabei oft genug von seiner früheren Berufserfahrung<br />

profitierte. Er ist gelernter Zahntechniker.<br />

Deshalb war er auch der richtige Mann, um die Underseat-Beleuchtung<br />

der V7 Sport wieder zu reaktivieren.<br />

Dieses putzige Lämpchen über dem Sicherungskasten<br />

hat früher selten mehr als drei, vier Jahre überstanden,<br />

weil seine eher freizügig angeordneten Verbindungen im<br />

säuregeschwängerten Dunstkreis der Batterie liegen.<br />

„Zum Glück war das Ding noch dran“, lacht Reinhard<br />

Bäcker, und nach der Behandlung durch Peter Gries<br />

strahlt bei geöffneter Bank nicht nur die polierte originale<br />

Glühbirne wieder, sondern ebenso deren Fassung und der<br />

frisch verchromte Halter. Makellos das alles, und überhaupt:<br />

Unter Tank oder Sitzbank, so scheint es, offen baren<br />

sich die wirklichen Unterschiede zwischen guter und originalgetreuer<br />

Restaurierung. „Stimmt irgendwie“, ergänzt<br />

Bäcker, „aber die sieht man auch in vielen klitzekleinen<br />

Details.“ Schraubenköpfen zum Beispiel, deren Prägung<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 87


SZENE I<br />

Guzzi-Restaurierung<br />

Serie eins der Le Mans I<br />

trägt rundes Rücklicht und<br />

Anderthalbsitzer (unten).<br />

Die goldige Lackierung hat<br />

es nach Ansicht des Auftraggebers<br />

in den USA<br />

gegeben. Ob‘s stimmt? Auf<br />

jeden Fall gab es schwarze<br />

Tauchrohre in Serie zwei<br />

sie als zeitgenössisch ausweisen. „Die sind alle neu verzinkt<br />

oder verchromt worden.“ Dann verweist Bäcker auf die<br />

Blinker. Die Teile stammen von Aprilia, haben aber nichts<br />

mit der gleichnamigen Motorradschmiede zu tun. „Zumindest<br />

in Deutschland waren die wohl montiert“, mutmaßt<br />

er. Und wo noch?<br />

Auch die Scheinwerfer der beiden Le Mans mussten<br />

nach Recherchen des Bäcker-Kunden unbedingt von<br />

diesem Hersteller sein. Waren aber nicht dran. Halb so<br />

schlimm, weil Reinhard Bäcker tagtäglich sowieso einige<br />

Zeit darauf verwendet, alte Guzzi-Teile zu beschaffen.<br />

„Von Schrauben über Karosserieteile bis hin, logisch, zu<br />

kompletten Motorrädern.“ Irgendwann hatte er zwei<br />

Aprilia-Scheinwerfer an der Angel. Auch hier: Glas entfernt,<br />

Reflektoren ausgebaut, neu versilbert. Wahnsinn.<br />

Desgleichen zwei alte Koni-Federbeine, denn bei jenen<br />

der V7 Sport waren die Teller der Federbasis-Verstellung<br />

zerbröselt. Nach der Demontage ging‘s zum Verchromer.<br />

Selbiger entchromt natürlich zunächst, und danach wird’s<br />

manchmal heikel: „Filigrane Teile darf man nicht mit groben<br />

Schleifwerkzeugen bearbeiten“, berichtet Peter Gries,<br />

„sonst gehen all jene zarten Profile, Prägungen, Markierungen<br />

verloren, auf die es letztlich ankommt.“ Der erste<br />

Versuch des Verchromers kostete quasi einen kompletten<br />

Verstellring, weil die Einstellmarken nicht mehr sichtbar<br />

waren. Die beiden Le Mans wiederum trugen komplette<br />

und restaurierungsfähige Federbeine. Aber sollten diese<br />

nicht linear gewickelte Federn haben? Richtig, beschied<br />

88 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


MEINUNG<br />

Foto: faceCatcher<br />

Fred Siemer (59),<br />

freier Jounalist,<br />

schreibt seit 30<br />

Jahren für MO-<br />

TORRAD <strong>Classic</strong><br />

und <strong>MOTORRAD</strong><br />

Solche Schaustücke<br />

können sogar erzählen<br />

Natürlich kann jeder mit seinem Geld<br />

machen, was ihm gefällt. Es gibt ein paar<br />

juristische Einschränkungen, gewiss, aber Guzzis<br />

kaufen und zur musealen Vollreife restaurieren<br />

lassen, fällt nicht darunter. Bislang jedoch haben<br />

solche Projekte bei mir immer einen Nachgeschmack<br />

hinterlassen. Die Frage zumindest, ob<br />

wir dem Motorrad damit nicht zu viel zumuten.<br />

Vermutlich hätte sogar Lino Tonti zugestimmt:<br />

Eine V7 Sport ist kein Picasso. Warum muss<br />

dieses oder jenes Teil genauso aussehen wie<br />

1973? Wo wir doch wissen, dass vor allem bei<br />

italienischen Herstellern oft verbaut wurde, was<br />

eben da war. Außerdem beunruhigt mich, dass<br />

viele dieser Schaustücke einfach für die normale Motorradwelt verloren<br />

sind. Futsch, ins Privatmuseum gestellt. Da ist mir eigentlich jede gut<br />

abgehangene Le Mans lieber, egal welcher Serie, die noch immer den<br />

Weg zum Bikertreff findet. So dachte ich. Und stand dann unversehens<br />

vor diesen drei Guzzis. Habe gestaunt über die ungeheure Handwerkskunst<br />

ihrer Restaurierer, ihre Geduld und ihre Feinfühligkeit. Bin mit<br />

meinen Blicken in jeden Winkel dieser herrlichen Maschinen gekrochen,<br />

und ganz allmählich, aber mit großem Nachdruck, hat sich die Zeit<br />

zurückgedreht. Da habe ich begriffen: Auch Originalrestaurierungen<br />

können Geschichten erzählen. Sie müssen nur saugut gemacht sein.<br />

Foto: Perkovic<br />

Andy Schwietzer<br />

(52), freier Kfz-<br />

Journalist, Buchautor,<br />

Kurator<br />

beim PS.Speicher<br />

in Einbeck<br />

Gebrauchsspuren sind<br />

historische Zeugnisse<br />

Originalität ist ein hohes Gut. Restaurieren<br />

oder nicht? Wenn sich die Frage schon stellt,<br />

sollte man es lassen. Wir lieben doch alte Motorräder,<br />

weil sie aus vergangenen Jahrzehnten<br />

erzählen und uns auf eine Zeitreise mitnehmen.<br />

Und je mehr das Motorrad von den Gedanken<br />

und Absichten seiner Erbauer und Verkäufer wie<br />

auch von Erlebnissen und Sorgen seiner Fahrer<br />

erzählt, umso größer ist der historische Wert.<br />

Daher ist die Restaurierung nur für verrostete<br />

Fragmente, verpfuschte Bastelobjekte oder Totalschäden<br />

die erste Wahl, in anderen Fällen sollten<br />

nur behutsame Reparaturen oder erhaltende<br />

Maßnahmen erfolgen. Viele Restaurierungen der<br />

80er- und 90er-Jahre vernichteten oft mehr Substanz, als sie retteten.<br />

Der Privatmann, der mit seinem Motorrad fährt, kann gern einen anderen<br />

Lenker anbauen, wenn er sich so wohler fühlt. Und wer die Kosten für<br />

Chrom am Tank scheut, ist kein Verbrecher, wenn er Silberbronze aufträgt.<br />

Bei Motorrädern, die öffentlich gezeigt werden, sollte Authentizität jedoch<br />

oberstes Ziel sein. Das muss auch nicht der Zustand sein, den das<br />

Motorrad ab Werk hatte. Zubehör, Umbauten oder Gebrauchsspuren aus<br />

den Jahren der Nutzung sind historische Zeugnisse. Wer den Anspruch hat<br />

zu berichten, wie es einst war, sollte nicht persönlichen Geschmack, sondern<br />

die Geschichte entscheiden lassen, wie das Motorrad auszusehen hat.<br />

Sergej Cicerin nach langem Bilderstudium und verordnete<br />

die dünnere der beiden nun in Frage kommenden Varianten.<br />

„Federn aus dickerem Stahl waren für die Tourer“,<br />

meint er. Und die anderen? Es ist vertrackt: Man kann<br />

recherchieren, so viel man will, leise Zweifel bleiben. Beispielsweise<br />

meint der Kunde, bei der ersten Version der<br />

Le Mans I seien die vorderen Blinker rahmenfest tiefer<br />

anzubringen.<br />

Selbst eingefleischte Guzzisti können bei der Le Mans I<br />

die 1975 vorgestellte erste (Stückzahl knapp 2900) kaum<br />

von der ab 1977 produzierten zweiten Serie (gut 3300<br />

Einheiten) unterscheiden. Warum auch? Technisch hatte<br />

sich rein gar nichts geändert, Lino Tontis Vorzeigesportler<br />

war immer noch eine Wucht. Es müssen Kosten- oder<br />

Rationalisierungsgründe gewesen sein, die zur Verwendung<br />

eines anderen Rücklichts (sehr auffällig), eines neuen<br />

Schutzblechs (kaum auffällig) oder anderer Instrumententöpfe<br />

(gar nicht auffällig) führten. Am meisten heben sich<br />

die Sitzbänke voneinander ab, aber das wissen nur die<br />

ganz Alten, denn bereits vor Erscheinen der zweiten<br />

haben sehr viele Fahrer der ersten Serie ihren ulkigen<br />

Anderthalb- gegen einen ausgewachsenen Zweisitzer<br />

getauscht. So ist er eben, der Motorradfahrer. Praktisch<br />

veranlagt und zupackend. Mit der in diesem Fall fatalen<br />

Folge, dass es heute fast keine Anderthalbsitzer mehr<br />

gibt. Als dann endlich doch eine solche Bank auftauchte,<br />

hatte die einen kleinen Riss, und der, ja, ausgerechnet an<br />

so deutlich sichtbarer Stelle, musste bleiben. Weil die<br />

Bank keinen Bezug trägt, sondern als ein komplettes Teil<br />

geschäumt wurde.<br />

Es hört nicht auf: Sergej Cicerin trieb jemanden auf,<br />

der alte Brembo-Anlagen richtig fein wieder herrichtet –<br />

und auch die nötigen Teile dafür besitzt. Zuvor hatte er<br />

alle Bremssättel neu eloxieren und davor in mehreren<br />

Probeläufen ermitteln lassen, wie man es anstellt, dass<br />

beim Entfernen des alten Eloxats an genau jenen Stellen,<br />

an denen schon vorher aufgrund mechanischer Einflüsse<br />

kein Eloxat mehr war, tiefe Löcher im Material entstehen.<br />

Reinhard Bäcker und Peter Gries entdeckten auf einem<br />

Markt bei einem Heinkel-Stand originale Neiman-Schlösser,<br />

und beinahe gleichzeitig durchzuckte es sie: Die passen<br />

für die Seitendeckel der V7. Sie haben alle gekauft.<br />

„Irgendwie“, sagt Cicerin, „haben wir all die Zeit fast jeden<br />

Tag mal an dieses Projekt gedacht. Eine Idee gehabt, ein<br />

Teil entdeckt, einen Spezialisten gefunden.“ Längst umgab<br />

die drei alten Sportler eine besondere Aura. Peter Gries:<br />

„Es weht einen schon was an, wenn man so ein beinahe<br />

historisches Projekt angeht.“<br />

Und dann wurde zusammengeschraubt: Im Vergleich<br />

zur Peripherie bereiteten die mechanischen Teile aller<br />

drei Guzzis praktisch keine größeren Sorgen. Gegen ihre<br />

Gepflogenheiten verbauten die Mechaniker brav wieder<br />

sämtliche Originalteile, mussten außer Kolben nichts<br />

Wichtiges erneuern. Die ausgeschliffenen Zylinder weisen<br />

nun das erste Übermaß auf. Selbst im Dunkeln von<br />

Motor- und Getriebegehäuse sollte selbstredend der heilige<br />

Originalzustand herrschen, von altertümlichen Sicherungsblechen<br />

bis hin zu schweren Schwungmassen. Die<br />

Motoren wanderten in die Rahmen, Elektrik dran, Vergaser<br />

und so, dann kam ein Anruf. Der Kunde. Die beiden Le<br />

Mans, hatte er sich überlegt, sollten sofort in seine Sammlung<br />

eingereiht werden. „Am nächsten Tag“, so Reinhard<br />

Bäcker, „hätten wir sie Probe laufen lassen.“ Nun also<br />

nicht. Wem sich jetzt das Herz zusammenzieht, der sei<br />

getröstet: Die V7 Sport darf sich auf Ausfahrten freuen.<br />

Sie läuft. Wunderschön, wie an ihrem ersten Tag. ◻<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 89


RESTAURIERUNG I<br />

BMW R 80 G/S, Teil 6: Übersicht Kosten und Aufwand<br />

ZAHL-<br />

TAG<br />

Vor gut einem Jahr<br />

lag die BMW R 80 G/S<br />

noch bis auf die letzte<br />

Schraube zerfleddert<br />

auf der Werkbank.<br />

Jetzt sorgt die schlanke<br />

Enduro für jede<br />

Menge Fahrspaß. Der<br />

aber hat seinen Preis,<br />

wie der Rückblick auf<br />

Kosten und<br />

Aufwand<br />

zeigt.<br />

Von Werner Koch<br />

Fotos: fact, Koch<br />

Man könnte es auch<br />

einfach bleiben lassen.<br />

Denn alte Motorräder<br />

neu aufzubauen<br />

kostet Zeit, Geld und Nerven. Vor<br />

allem dann, wenn man sich ins Neuland<br />

wagt. Wo gibt‘s welche Teile, wer macht<br />

die besten mechanischen Arbeiten, wer<br />

weiß Rat, wenn‘s klemmt? Nur gut, dass<br />

die Zweiventil-Boxer von einer unglaublich<br />

großen Fan-Gemeinde umsorgt und<br />

von vielen Ersatzteil-Spezialisten mit großer<br />

Erfahrung betreut werden.<br />

Von Anfang an war der nur 30 Kilometer<br />

entfernte BMW-Stützpunkt von<br />

Jochen Siebenrock in Wendlingen am<br />

Neckar Anlaufstelle Nummer eins. Auch<br />

deshalb, weil das Ersatzteillager in Sachen<br />

Zweiventiler mehr als ordentlich<br />

bestückt ist. Mit ein Grund, dass weltweit<br />

eine ganze Reihe von BMW-Spezialisten<br />

die Nachbauteile aus Wendlingen vertreiben.<br />

Jeder, der sich in das Aben teuer einer<br />

Rundum-Renovierung wagt, weiß, wie lästig<br />

es ist, wenn die benötigten Teile nicht<br />

aufzutreiben sind und sich das ganze Projekt<br />

in die Länge zieht.<br />

Aber auch die offizielle BMW-Niederlassung<br />

zeigte sich oftmals auf dem kurzen<br />

Dienstweg sehr hilfreich. Zum Beispiel,<br />

wenn die Werkstatt „zwischendurch“<br />

mit den notwendigen Spezial-Abziehvorrichtungen<br />

das eine oder andere<br />

Bauteil demontierte. Das Ausleihen von<br />

Spezialwerkzeug jedoch wird verständlicherweise<br />

strikt abgelehnt – wobei Ausnahmen<br />

auch hier die Regel bestätigten.<br />

Hilfe kommt ebenfalls vom Internet-<br />

Forum www.2-ventiler.de, in dem jede<br />

Menge nette, leidenschaftliche und erfahrene<br />

Boxer-Treiber mit Rat zur Seite<br />

stehen. Zudem kann man als Mitglied<br />

auf hilfreiche Montagetipps, technische<br />

Zeichnungen und Anzugsdreh momente<br />

zurückgreifen, und das rund um die Uhr<br />

sowie auch am Wochenende. Auf diesem<br />

Wege: ein Dankeschön ans Forum und<br />

alle, die dahinterstehen.<br />

Natürlich gibt es auch zahlreiche<br />

Bücher um und über die Zweiventiler.<br />

Zum Beispiel die Reparaturanleitung von<br />

90 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Für alle BMW-Novizen empfehlen<br />

sich diese Druckwerke mit<br />

Tipps und Tricks zu Restaurierung<br />

und Motorreparatur,<br />

denn klassischer Maschinenbau<br />

ist eine Sache<br />

für sich. Hilfe rund um<br />

die Uhr gibt’s unter<br />

www.2-ventiler.de<br />

oder gs-forum.eu<br />

In gut 160 Arbeitsstunden<br />

wurde die BMW R 80 G/S<br />

von Grund auf renoviert,<br />

alle Verschleißteile erneuert<br />

oder überarbeitet<br />

die umfassendste Lektüre für die Boxermodelle<br />

R 60/7 bis zur R 100 RS. Zu haben<br />

bei den BMW-Niederlassungen oder im<br />

Schober-Verlag (www.schober-verlag.de).<br />

Etwas antiquiert, dafür mit grundsätzlichen<br />

Technikerklärungen gespickt ist der<br />

Sonderband 121 aus der Reihe „Jetzt helfe<br />

ich mir selbst“ vom Motorbuch Verlag.<br />

Unterm Strich<br />

Nach rund 160 Arbeitsstunden, das sind<br />

umgerechnet 20 Arbeitstage à acht Stunden,<br />

stand die BMW wie gewünscht auf<br />

den Rädern. Die Ersatzteile, von den<br />

Power-Kit-Zylindern bis zum Sitzbankbezug,<br />

schlugen mit 3100 Euro ein ordentliches<br />

Loch ins Budget. Dafür sind jetzt<br />

sämtliche Verschleißteile erneuert oder<br />

überholt – und damit für die nächsten<br />

100 000 Kilometer gut. Für die Oberflächen<br />

von Rahmen, Schwinge und Lackteilen<br />

mussten weitere 950 Euro überwiesen<br />

werden. Was inklusive dem Kaufpreis von<br />

2800 Euro am Ende den strammen Gesamtbetrag<br />

von 6850 Euro ergibt.<br />

Wie zu Anfang gesagt: Man könnte<br />

es auch einfach bleiben lassen. Weil aber<br />

die Lust und Leidenschaft am alten Eisen,<br />

am Basteln und Tüfteln alle finanztechnischen<br />

Einwände hinwegfegte, freut sich<br />

jetzt der Mensch über ein schickes Motorrad<br />

mit höchstem Unterhaltungswert –<br />

und kann die Nachahmung allen Boxer-<br />

Freunden nur bestens empfehlen. ◻<br />

WIR WOLLEN EURE KÜHE SEHEN!<br />

Franz Josef Schermer, der sich mit den<br />

Modellen von 1969 bis 1984 beschäftigt.<br />

Dabei stehen die Pflege und Wartung im<br />

Vordergrund, weniger jedoch spezifische<br />

Arbeiten an Motor und Getriebe.<br />

Bis in die tiefsten Tiefen der Mechanik<br />

dringt dafür Helmut Heusler mit seinem<br />

Buch Boxer-Technik Band 3 vor (Bodensteiner<br />

Verlag, www.andy-schwietzer.de).<br />

Für die Überholung von Getriebe und<br />

Motor eine hervorragende Hilfestellung,<br />

die auch mit Tipps zur Improvisation und<br />

Herstellung von Spezialwerkzeug nicht<br />

hinterm Berg hält.<br />

Etwas umständlich und unübersichtlich,<br />

aber akkurat in der Auflistung, ist<br />

das offizielle BMW-Werkstatthandbuch<br />

Am 30. Mai startet <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> zur<br />

Boxer-Tour über die Schwäbische Alb. Eingeladen<br />

sind alle Leser und Freunde der Münchner<br />

Zweiventiler mit ihren Schätzen, egal ob<br />

Straße, Enduro, Bopper oder Café Racer. Die<br />

rund 250 bis 300 Kilometer lange Strecke ist<br />

wahlweise mit – für die GS-Fraktion – oder<br />

ohne Schotter passagen befahrbar.<br />

Los geht’s um 9.30 Uhr am Gasthof Deutsches<br />

Haus am Kaltenwanghof 1 in 73235 Weilheim/<br />

Teck. Nähere Infos und ein Roadbook gibt’s unter<br />

www.motorrad-classic.de/boxertour.<br />

Nur einer der Tour-Höhepunkte:<br />

Kloster Beuron im Donautal<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 91


NACHDRUCK<br />

92 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Der <strong>MOTORRAD</strong>-<br />

Test in Ausgabe<br />

12/1979 zeigte,<br />

dass die hohen<br />

Erwartungen<br />

der Kawasaki-<br />

Fans an den<br />

neu konstruierten<br />

Halbliter-<br />

Vierzylinder<br />

berechtigt<br />

waren<br />

Fotos: MPS Fotostudio<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 93


NACHDRUCK<br />

94 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


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NACHDRUCK<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 97


NACHDRUCK<br />

RÜCKBLICK<br />

Die Kawasaki Z 500<br />

aus heutiger Sicht<br />

Mit dem standfesten Halbliter-Vierzylinder brachte Kawasaki 1979 einen<br />

Dauerbrenner auf den Markt, der nach der Hubraumerweiterung auf 554 Kubikzenti<br />

meter fast zwei Jahrzehnte lang eine kleine, aber feine Familie befeuerte.<br />

Die Softchopper-Variante Z 550 LTD<br />

erhielt 1980 als Erste den großvolumigeren<br />

Vierzylinder mit 554 cm³<br />

Im Jahr darauf folgte die Z 550. Sie<br />

besaß einen günstigeren Drehmomentverlauf<br />

und eine Transistorzündung<br />

Ab 1983 erweiterte die Z 550 GT das<br />

Modellprogramm. Ein 50-PS-Tourer mit<br />

wartungsarmem Kardanantrieb<br />

Ebenfalls 1983 brachte Kawasaki die<br />

überarbeitete Z 550 F. Sie erhielt die<br />

Uni Trak-Federung der 1982er-GPZ<br />

Die GPZ 550 in der dritten Ausbaustufe<br />

mit Halbschalenverkleidung und 65 PS,<br />

wie sie ab 1984 angeboten wurde<br />

Auf der IFMA 1990 gab der luftgekühlte<br />

Zweiventiler in der Zephyr 550 sein<br />

Comeback, Schluss war erst Ende 2000<br />

„Die Z 500 war ein sehr sportliches Motorrad mit<br />

handlichem Fahrwerk und sehr guten Bremsen“<br />

Fotos: Kawasaki<br />

Kawa-Urgestein<br />

Gerhard Sinn<br />

besitzt seine Z<br />

500 noch heute<br />

Nach Kawasakis<br />

großem Erfolg mit<br />

900 Z1, Z 900, Z<br />

1000 und Z 650 beschloss<br />

man in Akashi,<br />

die Z-Reihe mit<br />

einem Vierzylinder<br />

nach unten abzurunden.<br />

Der Charakter<br />

des neuen Motorrads<br />

sollte an die glorreiche<br />

Ära einer 500H1<br />

Mach III anknüpfen. Aus heutiger Sicht würde<br />

ein Vierzylinder technisch zu aufwendig<br />

und zu teuer kommen. Doch in den Boom-<br />

Jahren Ende der 1970er hatte man einen anderen<br />

Anspruch, um das Motorradvolk zu<br />

beglücken. „Die Z 500 ist nicht für Amerika,<br />

sondern nur für Europa gedacht“, betonte<br />

Entwicklungsleiter Tadoro Takahashi bei der<br />

Pressevorstellung der Z 500 Ende 1978.<br />

Keiner aus der damaligen deutschen Technik-Crew<br />

für die Pressevorstellung ist heute<br />

noch bei den Grünen in Friedrichsdorf. Ingbert<br />

Rohrbach, zu dieser Zeit Kundendienstleiter,<br />

genießt seit einigen Jahren den wohlverdienten<br />

Ruhestand. Der letzte Mohikaner<br />

jener Jahre beim deutschen Importeur ist der<br />

heutige Werkstattleiter Gerhard Sinn (59):<br />

„Ich war leider nicht für die Präsentation auf<br />

Malta eingeteilt, kann mich aber noch gut<br />

an diese Zeit erinnern. Bei Kawasaki herrschte<br />

nicht erst seit Gründung der Kawasaki<br />

Motoren GmbH 1975 große Aufbruchstimmung.<br />

Wir sind 1978/1979 mit Lager, Kundendienst<br />

und Werkstatt nach Friedrichsdorf<br />

umgezogen. Kurz zuvor war die Z 500 auf<br />

Malta präsentiert worden. Die 500er war die<br />

ideale Ergänzung der Z-Reihe, im Design allerdings<br />

eher an die kantig gezeichnete Z1-R<br />

angelehnt. Ein sehr sportlich orientiertes<br />

Motorrad mit handlichem Fahrwerk, sehr<br />

guten Bremsen, drehfreudigem Motor und<br />

knackig-enggestuftem Sechsganggetriebe.<br />

Die in dem ersten <strong>MOTORRAD</strong>-Test erwähnte<br />

Mischbereifung war letztendlich der beste<br />

Kompromiss. Früher war die Auswahl an<br />

wirklich guten Reifen wesentlich kleiner als<br />

heute. Ich bin damals lange die Z 650 gefahren<br />

und dann auf die 500er umgestiegen,<br />

die insgesamt sanfter lief. Mir hat auch das<br />

sportlichere Design der Kleinen besser gefallen.<br />

Zudem waren das Preis-/Leistungsverhältnis<br />

und der Benzinverbrauch unschlagbar<br />

günstig. Für mich damals gute Gründe,<br />

um mir das ehemalige Presse-Testmotorrad<br />

zuzulegen, das ich heute noch besitze.“<br />

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SERVICE I<br />

Motorrad abschmieren, Teil 2<br />

Gegen die Achsen des Bösen<br />

Gerne übersehen wird das Schmieren der Radachsen.<br />

Hierbei geht es weniger um eine Funktionsschmierung<br />

– Steckachsen werden geklemmt und drehen<br />

sich nicht – als vielmehr um Montageerleichterung<br />

und Korrosionsschutz. Die ausgebaute Achse ebenfalls<br />

gründlich reinigen. Zum Einschmieren wird ein<br />

druckstabiles und haftstarkes Fett benötigt, das idealerweise<br />

korrosionshemmende Substanzen enthält<br />

und stark wasserabweisend ist. Den Schmierstoff<br />

gleichmäßig auf die gesamte Achse auftragen und<br />

dünn verstreichen. Nach Montage der Achse überflüssiges,<br />

an Gabel- oder Lagerdurchführung abgestreiftes<br />

Fett sorgfältig mit einem Tuch entfernen.<br />

Bei vielen älteren Motorrädern sind noch sogenannte<br />

offene Radlager verbaut. Im Gegensatz zu<br />

modernen, geschlossenen Radlagern, die eine Dauerschmierung<br />

enthalten, müssen Erstere regelmäßig<br />

gefettet werden. Das gelingt am einfachsten im ausgebauten<br />

Zustand, weil dies ebenso die Reinigung<br />

erleichtert. Hierzu nimmt man einen Motorreiniger<br />

und bläst anschließend das Lager mit Pressluft sauber.<br />

Zum Schmieren muss eine größere Portion Fett in<br />

die Hand genommen werden, und zwar im eigent-<br />

FETT-<br />

LÄGERIG<br />

In der letzten <strong>Classic</strong>-Ausgabe haben wir<br />

uns um die Schmierung von Bowdenzügen,<br />

diversen Gleitlagern am Fahrgestell und<br />

Schraubgewinden gekümmert. Hier verraten<br />

wir, wie Bremsgestänge, Achsen, Radund<br />

Lenkkopflager sowie der Gasgriff oder<br />

Batteriepole am besten ihr Fett abkriegen.<br />

Text und Fotos von Marcel Schoch<br />

Bremsgestänge<br />

Das Bremsgestänge<br />

der hinteren Trommelbremse<br />

zum<br />

Schmieren zunächst<br />

reinigen und dann<br />

komplett zerlegen.<br />

Diese Prozedur am<br />

Fußbremshebel wiederholen,<br />

auch hier<br />

das Gestänge zum<br />

Schmieren abbauen<br />

Dass das regelmäßige Abschmieren zum<br />

Standard-Repertoire bei klassischen Motorrädern<br />

zählt, ist wohl allen Besitzern<br />

klar. Nicht aber, wie und mit was geschmiert werden<br />

soll. Das erklärt uns hier Dietmar Schmid, Anwendungstechniker<br />

beim Ulmer Schmierstoff-Spezialist<br />

Liqui Moly zusammen mit Peter Steger von der Firma<br />

R & R, der seit über 20 Jahren klassische Motorräder<br />

restauriert.<br />

„Viele Kunden beklagen sich, dass die hintere<br />

Trommelbremse ihrer Maschine quietscht“, erzählt<br />

Peter Steger. „Eine der wirksamsten Maßnahmen ist<br />

hier die gründliche Reinigung des Bremsgestänges<br />

und das anschließende Schmieren aller beweglichen<br />

Komponenten.“ Die Bremsnocke innerhalb der Trommelbremse<br />

benötigt in der Regel jedoch keinen<br />

Schmierstoff. Bei quietschender Bremse sollte aber<br />

auch sie gesäubert werden. Dabei lässt sich die Nockenachse<br />

auf Spiel und Leichtgängigkeit prüfen. „In<br />

den meisten Fällen verursacht ein unzureichend geschmiertes<br />

und somit schwergängiges Bremsgestänge<br />

das Quietschen“, weiß Dietmar Schmid. „Vor dem<br />

Zerlegen der Trommelbremse also erst einmal das Gestänge<br />

fetten. Am besten mit einem sehr gut haftenden<br />

und druckstabilen Schmierstoff, der außerdem<br />

eine hohe Trennwirkung hat.“ Liqui Moly, aber auch<br />

andere Schmierstoff-Hersteller, bieten hierfür spezielle<br />

Anti-Quietsch-Pasten an. Zum Auftragen das Bremsgestänge<br />

zerlegen, dann alle Verbindungsstellen und<br />

Gelenklager mit der Paste bestreichen. Ein kleiner<br />

Pinsel erleichtert es, auch die Innenflächen zu erreichen.<br />

Falls das anschließend wieder montierte und<br />

korrekt eingestellte Bremsgestänge noch immer<br />

quietscht, muss auch die gereinigte Bremsnocke, die<br />

die Bremsbeläge an die Trommel drückt, dünn mit<br />

der Paste eingestrichen werden. „Verschwinden die<br />

Geräusche auch danach nicht, hilft nur noch ein<br />

Wechsel der Bremsbeläge“, weiß Peter. Vom Anfasen<br />

der Beläge rät er aus Sicherheitsgründen ab. Hierbei<br />

könnten diese beschädigt werden – mit fatalen Folgen<br />

für die Bremswirkung.<br />

100 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Steckachsen<br />

Radlager<br />

www.motorrad-classic.de<br />

Zum Schmieren<br />

benötigt man ein<br />

spezielles, druckstabiles<br />

Fett. Im<br />

Handel wird es als<br />

„Anti-Quietsch-<br />

Paste“ angeboten.<br />

Alle Kontaktflächen<br />

des Bremsgestänges<br />

sorgfältig mit dieser<br />

Anti-Quietsch-Paste<br />

einstreichen<br />

Das Einstellgewinde<br />

am Bremsgestänge<br />

ebenfalls mit der<br />

Anti-Quietsch-Paste<br />

bestreichen. Ursache<br />

für Quietschen<br />

ist oft die Bremsbolzen-Aufnahme.<br />

Abhilfe schafft das<br />

Einschmieren der<br />

Innenflächen<br />

Das Schmieren der<br />

Steckachse dient<br />

weniger der Funktionssicherung<br />

als viel<br />

mehr dem Korrosionsschutz.<br />

Das Fett<br />

dünn, aber gleichmäßig<br />

auf der Achse<br />

verteilen. Überschüssigen<br />

Schmierstoff<br />

nach der Montage<br />

abwischen<br />

Vor dem Schmieren<br />

der Radlager werden<br />

diese mit einem<br />

Motorenreiniger<br />

gründlich gereinigt.<br />

Zum Schmieren das<br />

Lager in den Fettklumpen<br />

auf der<br />

Handinnenfläche<br />

drücken<br />

Fertig ist dieser<br />

Wartungspunkt,<br />

wenn das Lager<br />

von beiden Seiten<br />

vollständig mit Fett<br />

aufgefüllt ist<br />

Was man wie richtig schmiert<br />

Fürs Motorrad gibt es viele Fette, Öle und Pflegesprays. Hier zeigen<br />

wir im Überblick, welcher Schmierstoff sich dank seiner Eigenschaften<br />

für die jeweiligen Schmierstellen besonders gut eignet.<br />

SCHMIERSTELLE<br />

• Konventioneller<br />

Bowdenzug, neu<br />

• Kupplungshebelachse<br />

• Alle Reibungsflächen<br />

der Kupplungsarmatur<br />

• Konventioneller<br />

Bowdenzug,<br />

gebraucht<br />

• Gewinde für die<br />

Längeneinstellung am<br />

Kupplungszug<br />

• Kerzengewinde<br />

• Seitenständer<br />

• Gleitlager mit<br />

Schmiernippel<br />

• Steckachsen<br />

• Kupplungszug-Nippel<br />

• Lenkkopflager<br />

• Gasgriff (Metall/<br />

Metall- und Metall/<br />

Kunststoff-Schmierstellen)<br />

• Bremsgestänge<br />

• Radlager (offen)<br />

• Gasgriff (Kunststoff/<br />

Kunststoff-Schmierstellen)<br />

• Lenkerrohr (Gasgriff)<br />

• Schalter (Armaturen)<br />

• Schlösser (inklusive<br />

Zündschloss)<br />

• Batteriepole<br />

SCHMIERSTOFF UND EIGENSCHAFTEN<br />

Weißes Wartungsspray<br />

• Feststoff-Schmierung auf<br />

Keramikbasis<br />

• Hohe Kriechfähigkeit<br />

• Keine Verschmutzung im Betrieb<br />

Kriechöl<br />

• Für periodisches Abschmieren<br />

• Hohe Kriechfähigkeit<br />

• Unterwandert Schmutz<br />

• Verdrängt Feuchtigkeit<br />

• Verhindert Korrosion<br />

Kupferpaste<br />

• Leitfähig<br />

• Temperaturstabil<br />

• Verhindert Festfressen des<br />

Gewindes<br />

Haftschmier-Spray<br />

• Für gelegentliches Abschmieren<br />

• Hohe Haftwirkung<br />

• Hohe Kriechfähigkeit<br />

• Verdrängt Feuchtigkeit<br />

• Verhindert Korrosion<br />

Langzeitfett mit MoS2<br />

• Druckstabil<br />

• Für Schmierstellen, die nicht<br />

rotieren<br />

• Verharzt nicht<br />

• Verdrängt Wasser<br />

• Verhindert Korrosion<br />

Bremsen-Anti-Quietsch-Paste<br />

• Fließt nicht bei Wärme<br />

• Haftfest<br />

• Hohe Druckstabilität<br />

Radlagerfett<br />

• Für schnell rotierenden<br />

Wälzkörper<br />

• Verharzt nicht<br />

• Verhindert Korrosion<br />

• Wird nicht verdrängt<br />

Kunststoff-Fett<br />

• Chemisch stabil<br />

• Für leichte Druckkräfte<br />

• Greift den Kunststoff nicht an<br />

Elektronik-Spray<br />

• Erhält die Leitfähigkeit<br />

• Verhindert Korrosion<br />

• Verdrängt Wasser<br />

Türschloss-Pflegespray<br />

• Hohe Schmierfähigkeit<br />

• Verdrängt Wasser<br />

• Verhindert Korrosion<br />

Polfett<br />

• Isoliert den Pol vor Sauerstoff<br />

und Luftfeuchtigkeit<br />

• Ohne Schmiereigenschaften<br />

• Stark haftend


SERVICE I<br />

Motorrad abschmieren, Teil 2<br />

Lenkkopflager<br />

Zum fachgerechten<br />

Schmieren des<br />

Lenkkopflagers<br />

sollte dieses zerlegt<br />

und gründlich<br />

gereinigt werden.<br />

Anschließend die<br />

obere und untere<br />

Lagerschale<br />

reichlich mit Fett<br />

befüllen<br />

In dieses Fett-„Bett“<br />

werden nun die sauberen<br />

Lagerkugeln<br />

hineingedrückt. Die<br />

richtige Anzahl ist<br />

entscheidend für die<br />

Funktion des Lagers<br />

Vor dem Aufschrauben<br />

des Lagerdeckels<br />

auch das Gewinde<br />

des Lenkrohrs fetten.<br />

Zwischen Lagerdeckel<br />

und -schale soll<br />

ein Fettrand stehen<br />

bleiben. Er schirmt<br />

das Lager vor Wasser<br />

und Schmutz ab<br />

Kegelrollenlager sind<br />

etwas unkomplizierter<br />

in der Handhabung,<br />

da die Rollen<br />

vom Käfig gehalten<br />

werden. Sie werden<br />

– wie die Kugellager-<br />

Variante – mit einem<br />

druckstabilen Langzeitfett<br />

mit MoS2-<br />

Anteil eingeschmiert<br />

Gasgriff<br />

Die Zahnräder der<br />

Gasgriff-Getriebe<br />

sind häufig aus<br />

Kunststoff gefertigt.<br />

Zum Schmieren muss<br />

das Getriebe zerlegt<br />

werden<br />

lichen Wortsinn. Denn das Radlager wird in diesen<br />

Fettklumpen von beiden Seiten hineingedrückt, bis<br />

sämtliche Kugel-Zwischenräume komplett aufgefüllt<br />

sind. Vor dem Einbau des Lagers überschüssiges Fett<br />

abwischen. Logisch, dass zuvor auch der Lagersitz<br />

gründlich gereinigt wurde!<br />

„Wenn sich ein Radlager nur schwer ausbauen<br />

lässt, kann man es notfalls auch im eingebauten Zustand<br />

schmieren“, beruhigt Peter. „Hierzu von der zugänglichen<br />

Seite so viel Fett wie möglich ins Lager<br />

drücken, nachdem man es von altem Fett, Dreck und<br />

Staub gereinigt hat. Wer dabei nicht mit Fett spart, erreicht<br />

beinahe ein ebenso gutes Ergebnis wie beim<br />

ausgebauten Lager.“ Das Abschmieren selbst sollte<br />

mindestens einmal im Jahr mit einem speziellen Radlagerfett<br />

erfolgen. Grund ist die sehr hohe Rotationsgeschwindigkeit<br />

dieser Lager, die den Schmierstoff<br />

extrem fordern, speziell bei Kugellagern. Im Gegensatz<br />

zu gewöhnlichen Fetten, die durch die schnell<br />

rotierenden Wälzkörper nach einer gewissen Zeit<br />

verdrängt werden und das Lager schließlich trockenlaufen<br />

lassen, bleibt ein Radlagerfett auf den Laufflächen<br />

und sichert so dauerhaft die Schmierung.<br />

Schmiermittel gegen Lager-Koller<br />

Lenkkopflager stellen ebenfalls hohe Anforderungen<br />

an die Schmierstoffe. Ob es sich dabei um ein Kegelrollenlager<br />

oder eines mit Kugeln handelt, spielt für<br />

die Wahl des Fettes keine Rolle. Dietmar Schmid<br />

empfiehlt in jedem Fall ein druckstabiles Langzeitfett<br />

mit MoS2-Anteil. „Zum Schmieren sollte das Lenkkopflager<br />

stets ausgebaut und zerlegt werden“, erklärt<br />

Peter. „Im eingebauten Zustand lässt es sich<br />

nämlich nicht richtig reinigen und schmieren.“ Bei<br />

Kegelrollenlagern ist das Zerlegen etwas einfacher,<br />

da der Käfig mit den zylindrischen Lagerwalzen als<br />

ein komplettes Teil demontiert werden kann. Bei<br />

Kugellagern hingegen muss man die in der Lagerschale<br />

befindlichen Kugeln einzeln herausholen.<br />

Dabei darf keine Kugel verloren gehen, weil die<br />

vorgeschrie bene Anzahl entscheidend für die Lastoder<br />

Druckverteilung ist. Geht eine Kugel verloren,<br />

nimmt der Druck auf die verbliebenen zu, was erhöhten<br />

Verschleiß zur Folge hat.<br />

Nach der Reinigung von Kugeln und Lagerschale<br />

wird reichlich Fett in Letztere gestrichen. In dieses<br />

„Bett“ werden dann die Kugeln hineingedrückt.<br />

„Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um das untere<br />

oder obere Lenkkopflager handelt“, weiß Peter. „Das<br />

Fett hält die Kugeln sicher an ihrem angestammten<br />

Platz.“ Sorgfalt ist jedoch beim Einfädeln der unteren<br />

Gabelbrücke mit dem Lenkkopfrohr geboten. „Wer<br />

dabei schräg verkantet, drückt schnell mal mehrere<br />

Kugeln aus dem Lagerbett“, warnt Peter. „Beim Zusammenbau<br />

ist daher ein Helfer sehr nützlich!“ Nach<br />

dem Einbau muss sich das Lager erst setzen. Es sollte<br />

daher nach der ersten Tour noch einmal nachgezogen<br />

werden. Dabei auf Leichtgängigkeit bei gleichzeitiger<br />

Spielfreiheit achten.<br />

Mit den richtigen Fetten Gas geben<br />

Zum Schmieren des Gasgriffs sind zwei verschiedene<br />

Fette nötig. Eines für Kunststoff, das andere für Metalle.<br />

Auch hier empfiehlt sich für eine gründliche<br />

Arbeit die Zerlegung des Gasgriffs. Das Kegelgetriebe<br />

im Gasgriff besteht oft aus Kunststoff, wie auch die<br />

102 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


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SERVICE I<br />

Motorrad abschmieren, Teil 2<br />

Eine gründliche<br />

Reinigung ist vor<br />

dem Abschmieren<br />

Pflicht. Hierfür<br />

eignet sich ein<br />

Motorradreiniger<br />

ideal. Plastikzahnräder<br />

benötigen ein<br />

spezielles Fett, das<br />

den empfindlichen<br />

Kunststoff nicht<br />

angreift<br />

Bei Metall-Kunststoff-Paarungen<br />

kann ein MoS2-<br />

haltiges Schmierfett<br />

verwendet werden.<br />

Die Aufnahme des<br />

Gaszug-Nippels<br />

entweder mit<br />

speziellem Kunststoff-Fett<br />

oder<br />

MoS2-haltigem Fett<br />

schmieren<br />

Das Einstreichen<br />

des Lenkerrohrs mit<br />

Fett gewährleistet<br />

ein leichtes Gleiten<br />

des Gasgriffs.<br />

Unterstützt von<br />

Silikon-Spray, das<br />

ein Festkleben des<br />

Gasgriff-Gummis<br />

an der Armatur verhindert<br />

Sonstige Schmierstellen<br />

Mechanische Schaltkomponenten,<br />

wie<br />

hier am Zündschloss,<br />

pflegt man mit einem<br />

Elektronik-Spray.<br />

An der Batterie<br />

schützt Polfett die<br />

Anschlüsse vor<br />

Oxidation<br />

Bremslichtschalter<br />

regelmäßig mit einem<br />

wasserverdrängenden<br />

Wartungsspray<br />

einsprühen. Für<br />

das Zündschloss und<br />

alle anderen Schlösser<br />

am Motorrad ein<br />

Türschloss-Pflegespray<br />

verwenden<br />

Aufnahme des Gaszugnippels. Kunststoff kann vom<br />

Fett angegriffen werden. Daher muss ein verträglicher<br />

Schmierstoff verwendet werden. Liqui Moly<br />

hat so einen mit der Bezeichnung Thermoflex im Angebot.<br />

Er wird mit einem Pinsel auf Kunststoff- oder<br />

Kunststoff-Metall-Paarungen, beispielsweise die Verzahnungen<br />

und die Aufnahme des Gaszugnippels,<br />

aufgestrichen. Für reine Metallpaarungen taugt auch<br />

das Fett mit MoS2-Anteil, das bereits beim Lenkkopflager<br />

zum Einsatz kam und einen guten Verschleißschutz<br />

bietet.<br />

Für einen leichtgängigen Gasgriff bestreicht man<br />

das Lenkrohr ebenfalls dünn mit Thermoflex, da das<br />

Fett hier nur leichte Druckkräfte ausgleichen muss.<br />

Die Leichtgängigkeit lässt sich mit Silikonspray noch<br />

steigern, das zwischen den Rand des Griffgummis<br />

und der Armatur gesprüht wird. „Es verhindert, dass<br />

das Gummi dort festklebt“, so Dietmar Schmid.<br />

Auch die Elektrik braucht Pflegemittel<br />

Nach Pflege verlangen weiterhin die elektrischen<br />

Schalter an Armaturen, Bremse oder Seitenständer.<br />

Obwohl es hier verschiedene Produkte gibt, die genau<br />

auf ihren Einsatzzweck abgestimmt sind, dienen<br />

sie hauptsächlich dazu, Feuchtigkeit zu verdrängen<br />

und Korrosion zu verhindern. Erst in zweiter Linie<br />

schmieren sie auch. Das „Abschmieren“ mit einem<br />

sogenannten Elektronik-Spray ist alle sechs bis acht<br />

Wochen angesagt – nach Regenfahrten jedoch öfter.<br />

Hierzu den Schalter von außen reinigen und das<br />

Schmiermittel – sofern möglich – durch die kleinen<br />

Öffnungen zwischen Schalterhebel und Gehäuse<br />

sprühen. Anschließend die gerade behandelten<br />

Schalter mehrmals betätigen, um das Mittel in deren<br />

Innerem zu verteilen. Bei Bedarf kann dann nochmals<br />

nachgeschmiert werden. Fürs Zündschloss und<br />

die Schlösser von Tankverschluss, Sitzbank oder Gepäcksystem<br />

kommt spezielles Türschloss-Pflegespray<br />

zum Einsatz. Es verdrängt ebenfalls Wasser und<br />

schützt vor Korrosion, schmiert aber deutlich besser.<br />

Damit das Pflegespray alle Bauteile eines Schlosses<br />

erreicht, steckt man dessen feste Kanüle in die oft<br />

mit einer Klappe geschützte Schlüsselöffnung und<br />

gibt ein paar Sprühstöße hinein. Auch hier empfiehlt<br />

sich eine regelmäßige Behandlung. Also etwa alle drei<br />

Monate etwas Türschloss-Pflegespray in alle Schlösser<br />

sprühen.<br />

Zur Pflege der Elektrik gehört ebenso, die Batteriepole<br />

mit Polfett zu bestreichen. „Dies wird oft vergessen“,<br />

so Peter. „Oft kommt es dann zum Totalausfall<br />

der Elektrik, weil die Batterieanschlüsse völlig<br />

oxidiert sind.“ Vor dem Auftragen des Polfetts werden<br />

die Anschlüsse abgeschraubt und gereinigt. Dies<br />

geschieht am besten mit Motorreiniger, anschließend<br />

werden die Pole mit einer feinen Drahtbürste und/<br />

oder feinkörnigem Schmirgelpapier bearbeitet. Ist das<br />

Metall blank, die Leitungen wieder anschrauben und<br />

die Anschlüsse von außen komplett mit Polfett einstreichen.<br />

Dabei darauf achten, dass das Fett den jeweiligen<br />

Pol komplett bedeckt, damit kein Luftsauerstoff<br />

oder Feuchtigkeit an ihn gelangen kann.<br />

Wer seinem Motorrad regelmäßig einen umfassenden<br />

Schmierdienst zukommen lässt, wird nicht<br />

nur mit einer zuverlässigeren Maschine belohnt, sondern<br />

auch mit einem besseren Werterhalt dank verringertem<br />

Verschleiß und Korrosion.<br />

◻<br />

104 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


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SPORT I<br />

Yamaha TZ 350-3<br />

Das Kamikaze<br />

Die Yamaha TZ 350-3 mit dem starken Dreizylinder-Motor, mit der Katayama der erste<br />

japanische Motorrad-Weltmeister wurde, hat Rennsportgeschichte geschrieben.<br />

106 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong>


-Bike<br />

Text: Alan Cathcart und Gerhard Eirich<br />

Fotos: Kyoichi Nakamura, Archiv<br />

Es kommt nicht oft vor<br />

in der jüngeren Geschichte<br />

des Straßenrennsports,<br />

dass die Japaner von ihren<br />

europäischen Gegnern ein Bein gestellt<br />

bekommen. Doch genau das passierte Yamaha<br />

in beiden Klassen, der 250er- und<br />

der 350er-GP-Kategorie Mitte der 1970er,<br />

dank Harley-Davidsons italienischem<br />

Ableger Aermacchi. Mit vier WM-Titeln<br />

in Folge hatte Yamaha zwar Anfang der<br />

70er-Jahre die alte Dominanz im 250er-<br />

GP-Rennsport aus dem Jahrzehnt zuvor<br />

wieder erlangen und zudem 1974 und<br />

1975 einen zweifachen Erfolg in der 350er-<br />

Klasse dank Agostini und Cecotto feiern<br />

können. Danach fanden die Japaner jedoch<br />

keine Antwort auf die unerbittliche<br />

Weiterentwicklung der italienischen Zweitakt-Twins.<br />

Die Yamaha-Ingenieure, die<br />

sich ohnehin mehr auf die prestigeträchtigere<br />

500er-Krone konzentrierten, die<br />

ihnen 1976 von Barry Sheene und Suzuki<br />

entrissen worden war, schienen machtlos<br />

gegen die Kombination aus italienischem<br />

Genie und amerikanischer Finanzkraft,<br />

was in der europäischen Yamaha-Zentrale<br />

in Amsterdam, der Basis des Grand Prix-<br />

Werks-Engagements, gar nicht gern gesehen<br />

wurde. Yamaha wollte Meisterschaften<br />

gewinnen und nicht nur Trostpreise<br />

kassieren.<br />

Der Kniff: Aus zwei mach drei<br />

Die Idee zur Lösung dieses Problems in der<br />

350er-Klasse kam auf ungewöhn liche<br />

Weise um die Ecke. Der Schweizer Seitenwagenpilot<br />

Rudi Kurth, ein exzentrisches<br />

Genie, dessen technisches Verständnis sein<br />

fahrerisches Können weit übertraf, so ulkte<br />

man, hatte die Idee als Erster: Er brachte<br />

einen selbst gebauten Dreizylinder-Motor<br />

auf Basis des Zweizylinders der TZ 350 an<br />

den Start, indem er einfach einen weiteren<br />

Zylinder andockte, den Hub von 64<br />

auf 51,8 mm reduzierte, um so eine Leichtbau-500er<br />

zu kreieren, die sehr wettbewerbsfähig,<br />

wenn auch nicht sehr zuverlässig<br />

war. Immerhin genügte dies, um dem<br />

holländischen Mechaniker Ferry Brouwer,<br />

einst bei Phil Read und dessen 125er- und<br />

250er-Werks-V4-Yamahas im Einsatz, die<br />

Idee einzuhauchen, etwas Ähnliches für<br />

den Einsatz in Solorennern zu bauen.<br />

„1974 arbeitete ich bei einem holländischen<br />

Motorradhändler und hatte mit<br />

Straßen-Rennsport wenig am Hut“, erinnert<br />

sich Ferry, heute vor allem als ehemaliger<br />

Boss von Arai-Europe oder als<br />

Förderer des Yamaha-<strong>Classic</strong>-Teams bekannt.<br />

„Aber ich hatte noch immer engen<br />

Kontakt zu Yamaha-Europe, speziell zum<br />

technischen Direktor Minoru Tanaka. Er<br />

hörte von Kurths Dreizylinder-Motor und<br />

hatte die Idee, einen 500er-Solorenner da­<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 107


SPORT I<br />

Yamaha TZ 350-3<br />

Der wuchtige 25-Liter-Tank<br />

spannt den Piloten in eine<br />

gestreckte Haltung, die<br />

Scheibe bietet erstaunlich<br />

guten Windschutz<br />

Wichtigster Informant neben dem Drehzahlmesser: die Kühlmittel-Temperaturanzeige<br />

mit zu bestücken und er engagierte mich,<br />

diesen für ihn zu bauen. Also fuhren wir<br />

in die Schweiz und kauften einige Kurbelgehäuse<br />

von Rudi. Damit baute ich den<br />

ersten 500-cm³-Triple in einem Standard-<br />

Rahmen. Insgesamt vier Stück entstanden<br />

und leisteten wohl etwa 98 PS am Hinterrad,<br />

womit wir mehr als konkurrenz fähig<br />

waren. Dann hatten wir die Idee, auch einen<br />

350er zu bauen, also bestellte Tanaka<br />

einige TD2-Kurbelwellen in Japan, und wir<br />

schufen den ersten 350er-Triple. Wir ließen<br />

Kees van der Kruys 1976 einige Rennen<br />

in Holland bestreiten und merkten sehr<br />

schnell, dass wir damit sogar die Weltmeisterschaft<br />

gewinnen könnten.“<br />

Das Werk setzte auf TZ-Twins<br />

Brouwer und Tanaka sahen die Chance,<br />

wussten aber auch, dass sie die Unterstützung<br />

von Yamaha Motor Europe brauchten,<br />

um das Ganze durchführbar zu machen.<br />

Auch wenn das Werk selbst noch<br />

immer beabsichtigte, den Titel mit dem<br />

1975er-Weltmeister Johnny Cecotto auf<br />

dem Werks-Twin TZ 350 zu erringen. Sie<br />

überzeugten den damaligen Chef Mr.<br />

Kuratomo und holten Takazumi Katayama,<br />

den hartnäckigen Verfolger von Walter<br />

Villa in der 250er-WM, als Fahrer an<br />

Bord. Zum Zweimann-Team gehörte auch<br />

Giacomo Agostini, Yamahas 350er-Titelgewinner<br />

von 1974. Fünf Motoren und<br />

zwei komplette Bikes entstanden daraufhin,<br />

beide mit Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen<br />

und Yamaha-Federelementen sowie<br />

-bremsen, hinten mit einem Monocross-Federbein<br />

à la TZ.<br />

Die Motoren waren alle identisch, mit<br />

345 cm³, resultierend aus den Maßen 54 x<br />

50,2 mm für Bohrung und Hub. Sie umfassten<br />

ein Kurth-Kurbelgehäuse, in dem<br />

eine spezielle Hoeckle-Kurbelwelle (das<br />

Werksbauteil hatte zu massiven Problemen<br />

geführt) und Pleuel plus Kolben der<br />

TZ 250 zum Einsatz kamen. Ein Extra­<br />

Zylinder wurde an die linke Seite angeschweißt,<br />

was besondere Fähigkeiten und<br />

eine spezielle, von Rudi Kurth entwickelte<br />

Schweißtechnik erforderte. Der leicht<br />

Teamchef Kent<br />

Andersson wusste<br />

1977: „Kata yama<br />

hat die Zeit seines<br />

Lebens und<br />

wird die Weltmeister<br />

schaft<br />

gewinnen.“<br />

nach links versetzt eingebaute Motor<br />

führte zu einer sichtbaren Ausbeulung<br />

der Verkleidung und mahnte die Fahrer<br />

zur Vorsicht in Linkskurven, um nicht die<br />

hinter der Ausbeulung liegende, speziell<br />

angefertigte Kröber-Zündung zu gefährden.<br />

Es wurden Yamaha-Standard-Auspufftöpfe<br />

montiert, wobei der Krümmer<br />

des zusätzlichen Zylinders sich in wahren<br />

Serpentinen zu seiner Mündung wand,<br />

was letztlich aber noch keine Garantie für<br />

Leistung war. „Mr. Tanaka orderte 50 Sets<br />

der TZ 250-Auspuffanlage in Japan“, erinnert<br />

sich Ferry, „und es lagen sieben PS<br />

Unterschied zwischen der besten und der<br />

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schlechtesten Anlage – über 15 Prozent<br />

der Leistung einer 250er. Wir achteten<br />

also sehr darauf, nur die besten zu verwenden.“<br />

Auch bei den Vergasern fiel die<br />

Entscheidung schließlich zugunsten der<br />

34er-Mikunis, nachdem sich Lectron-<br />

Flachschiebervergaser bei Tests als problematisch<br />

heraus gestellt hatten.<br />

Von Beginn an hatte sich die TZ 350-3<br />

als extrem schnell erwiesen, was auch das<br />

Debüt von Katayama mit der 350er im<br />

500er-Rennen im belgischen Mettet im<br />

April 1977 belegte, wo er hinter zwei RG<br />

500 Dritter wurde und viele andere 500er<br />

sowie all die TZ 350-Twins deklassierte.<br />

Nachdem man bereits den ersten GP der<br />

Saison in Venezuela verpasst hatte, wollte<br />

das Team nun eine Woche nach Mettet auf<br />

dem schnellen Salzburgring mit der Aufholjagd<br />

beginnen. Doch Katayama stürzte<br />

im Training, und die hastig reparierte<br />

Maschine lief fürs Rennen nicht richtig.<br />

Sein Ausfall war aber auch ein Glücksfall,<br />

denn Franco Uncini schmiss seine Werks-<br />

Harley weg und verursachte einen Massensturz,<br />

bei dem Hans Stadelmann ums<br />

Leben kam – das Rennen wurde annulliert.<br />

Also stellte der Lauf auf dem ebenfalls<br />

bestens zur Hochgeschwindigkeits-<br />

Rakete passenden Hockenheimring den<br />

ersten ordnungsgemäßen Einsatz dar.<br />

Nach einem betulichen Start flog Katayama<br />

förmlich an den beiden führenden<br />

TZ 350-Twins von Alan North und Jon<br />

Ekerold vorbei, als säßen diese auf 250ern<br />

und siegte mit 15 Sekunden Vorsprung<br />

vor Teamgefährte Agostini, der ebenfalls<br />

von hinten durchs Feld pflügte, dabei<br />

einen Rundenrekord nach dem anderen<br />

aufstellte und die alte Marke letztlich um<br />

2,5 Sekunden unterbot. Platz eins und zwei<br />

im ersten zu Ende gefahrenen GP – das<br />

belegte, dass Brouwer und Tanaka auf<br />

dem richtigen Weg waren, auch wenn der<br />

dritte Platz in der folgenden Woche in<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> 109


SPORT I<br />

Yamaha TZ 350-3<br />

DATEN<br />

Yamaha TZ 350-3<br />

Motor: Wassergekühlter, quer eingebauter Reihendreizylinder-Zweitaktmotor, schlitzgesteuert,<br />

120-Grad-Kurbelwelle, Bohrung x Hub 54 x 50,2 mm, Hubraum 345 cm³, Leistung 87 PS bei<br />

12300/min, drei 34-mm-Mikuni-Vergaser, Kröber-CDI-Zündung<br />

Kraftübertragung: Mehrscheiben-Trockenkupplung, Sechsganggetriebe, Kettenantrieb<br />

Fahrwerk: Spondon-Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, 38-mm-Telegabel von Kayaba vorn,<br />

Zweiarmschwinge aus Stahl mit Kayaba-Monocross-Cantilever-Federung, Reifen vorn 90/90-18,<br />

hinten 110/80-18, Doppelscheibenbremse vorn, Ø 300 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 180 mm<br />

Maße und Gewichte:Radstand 1395 mm, Gewicht (ohne Benzin) 121 kg, Tankinhalt 25 l<br />

Fahrleistung: Höchstgeschwindigkeit 256 km/h (Paul Ricard 1977)<br />

Imola zeigte, dass im Handling-Sektor<br />

noch nicht alles perfekt war. Der zusätzliche<br />

Zylinder erschwerte der Triple-TZ<br />

die knackigen Richtungswechsel, wie sie<br />

die TZ-Twins ermöglichten. Vor allem Ago<br />

beschwerte sich von Anfang an darüber<br />

und bestand darauf, die TZ 350 von Cecotto,<br />

der sich den Arm gebrochen hatte, zu<br />

bekommen. Die Yamaha-Bosse zwangen<br />

ihn jedoch letztlich, im Rennen die Triple<br />

zu fahren, wo er früh ausfiel. Der folgende<br />

Achterbahn-Kurs von Jarama lag der Dreizylindermaschine<br />

noch viel weniger, doch<br />

Katayama erkämpfte sich einen dritten<br />

Platz, Ago kam erneut nicht ins Ziel und<br />

sollte auch künftig nie wieder Punkte in<br />

einem 350er-GP erringen.<br />

Der Titel rückte in Reichweite<br />

Katayama hingegen griff immer energischer<br />

nach dem Weltmeistertitel – beim<br />

französischen GP in Paul Ricard legte er<br />

einen Start-Ziel-Sieg hin und gewann mit<br />

24 Sekunden Vorsprung vor Jon Ekerold,<br />

in einem reinen Yamaha-Feld. Harley hatte<br />

aufgegeben und versuchte nicht mehr,<br />

den 350er-Titel zu verteidigen, konzentrierte<br />

sich stattdessen auf die 250er-Klasse.<br />

Tuner und Teammanager Kent Andersson<br />

war höchst zufrieden. „Ich war zwei<br />

Wochen in Amsterdam, um am Motor zu<br />

arbeiten,“ sagte Kent. „Ich flog mit neuen<br />

Zylindern, Köpfen und Kolben nach Paul<br />

Ricard, baute alles ein und Katayama war<br />

sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Auf der<br />

Mistral-Geraden hatte er 17 km/h mehr<br />

Topspeed als die TZ-Twins und brach im<br />

350er-Rennen den 500er-Rundenrekord.<br />

Die Japaner von Yamaha kamen zu mir<br />

und flehten mich an: ‚Bitte, Kent-san, lass<br />

ihn nicht so schnell fahren.‘ Ich ging zur<br />

Boxenmauer, blickte zu Katayama und<br />

sah hinter dem Visier ein enorm breites<br />

Grinsen. Also sagte ich zu den Japanern:<br />

Nein, ich werde ihn nicht einbremsen, er<br />

110 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Gestrippt outet die TZ<br />

ihr mächtiges, zentrales<br />

Federbein und die heraus<br />

ragende, sturzgefährdete<br />

Kröber-Zündung<br />

Verkleidung mit Beule links<br />

Große, wirksame Doppelscheibe mit Yamaha-Bremssätteln<br />

Der Bremssattel hinten stammt von Brembo. Die kleinen Endtöpfe machen mächtig Sound<br />

hat gerade die Zeit seines Lebens und er<br />

wird die Weltmeisterschaft gewinnen.“<br />

Ein Sturz bei einem Rennen zwischen<br />

den WM-Läufen relativierte die Titelhoffnungen<br />

schnell wieder, doch das gebrochene<br />

Schlüsselbein wurde mit einer Platte<br />

fixiert, und schon beim jugoslawischen<br />

GP auf dem verschlungenen und gefährlichen<br />

Kurs in Opatija war Takazumi wieder<br />

am Start. Er gewann mit über einer<br />

halben Minute Vorsprung vor Ekerold,<br />

nachdem er bereits Zweiter bei den<br />

250ern geworden war. In beiden Rennen<br />

schaffte er trotz des kaputten Schlüsselbeins<br />

einen bravourösen Schiebestart –<br />

Erbauer Ferry<br />

Brouwer hat ganze<br />

Arbeit geleistet.<br />

„Mit dem TZ-Triple<br />

waren wir sogar<br />

bei den 500ern<br />

kon kurrenzfähig.“<br />

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SPORT I<br />

Yamaha TZ 350-3<br />

ein tapferer Kämpfer. Katayamas Sieg in<br />

Anderstorp, nach einem harten Zweikampf<br />

mit Kork Ballington in der letzten<br />

Kurve, führte zu einigem Gemurmel und<br />

Geraune über seinen Fahrstil und bescherte<br />

ihm den heute noch bekannten Spitznamen<br />

„Kamikaze“. Der nahm es gelassen,<br />

und es passte zu seiner Vorliebe für Straßenrennkurse,<br />

dass er beim Lauf zum finnischen<br />

GP in Imatra seinen fünften GP-<br />

Sieg in acht Rennen einfuhr, nachdem er<br />

bei einsetzendem Regen auf Slicks an Tom<br />

Herron und Jon Ekerold vorbeipreschte<br />

und so zum ersten japanischen Motorrad-<br />

Weltmeister wurde. Obwohl er die beiden<br />

letzten Rennen in Brünn und Silverstone<br />

ausließ, hatte Katayama am Ende doppelt<br />

so viele Punkte auf dem Konto wie der<br />

Zweitplatzierte Herron.<br />

Die Bosse in Japan waren beschämt<br />

angesichts der Tatsache, dass der Triple<br />

das Werksmotorrad so klar geschlagen<br />

hatte. Schade, denn Mr. Kuratomo mochte<br />

das Projekt und kurzzeitig gab es Pläne<br />

für einen neuen Motor mit Magnesiumgehäuse.<br />

Doch kurz nach dem ersten Sieg<br />

von Katayama mit dem neuen, stärkeren<br />

Bike in der Saison 1978 in Venezuela wurde<br />

alles gestoppt und er durfte es nicht<br />

mehr fahren. Kent Andersson glaubte zu<br />

wissen, warum. „Im Werk war man sehr<br />

aufgebracht, denn man hatte gerade die<br />

neue RD 350 LC in Arbeit. Hier bieten<br />

sie also einen ‚Renner mit Licht‘ für die<br />

Straße an, und wir haben die Straßen­<br />

Weltmeisterschaft mit einer Yamaha gewonnen,<br />

die nicht mal von Yamaha gebaut<br />

wurde. Ich bin sicher, deswegen wurde<br />

uns der Einsatz 1978 untersagt.“<br />

Diese kurzsichtige Entscheidung bedeutete,<br />

dass Yamaha nie wieder einen<br />

WM-Titel in der 350er-Klasse erringen<br />

sollte, bevor die Kategorie Ende 1982 eingestellt<br />

wurde. Jon Ekerolds WM-Krone<br />

1980 wurde offiziell auf einer Bimota gewonnen,<br />

und Kawasaki errang alle anderen<br />

Titel. Das war umso bedauerlicher,<br />

weil die 87 PS bei 12 300/min, welche die<br />

TZ 350-3 laut Ferry Brouwer Ende 1977<br />

leistete und die sich als standfest erwiesen,<br />

nicht nur sehr achtbar gegenüber den 78<br />

PS einer sehr gut gehenden TZ 350 waren,<br />

sondern sich auch mit den 82 PS der letzten<br />

ultimativen Rivalin von Kawasaki, der<br />

KR 350 mit dem Drehschieber-Twin messen<br />

konnten. Erst die 90 PS starke Square<br />

Four-RTM schaffte es 1981, stärker und<br />

schneller als Yamahas Triple zu sein.<br />

Nach gelegentlichen Einsätzen als<br />

Forschungsobjekt an der Universität in<br />

Belfast und bei irischen Straßenrennen<br />

holte Ferry Brouwer das Weltmeisterbike<br />

zurück nach Holland, wo er es zusammen<br />

mit seinem Freund Kent Andersson akribisch<br />

in den Originalzustand versetzte.<br />

Als Ferry mir also die Chance bot, diese<br />

Der links angeschweißte<br />

dritte Zylinder fällt nicht<br />

auf – der Triple wirkt wie<br />

aus einem Guss<br />

Ikone in Misano zu fahren, musste er garantiert<br />

nicht zweimal fragen. Die Sitzposition<br />

auf der TZ 350-3 ist sehr 70ertypisch<br />

– man sitzt gefühlt mehr in als auf<br />

dem Bike, in Position gequetscht hinter<br />

dem überdimensionalen 25-Liter-Tank,<br />

der nötig war, um dem größeren Durst des<br />

Dreizylinders gerecht zu werden. Die Fußrasten<br />

sind enorm hoch montiert, zu hoch<br />

für mich, um meine Stiefelspitzen darauf<br />

zu platzieren, wenn ich denn in den<br />

Hanging-off-Fahrstil verfallen wollte. Beim<br />

Fahren merkt man nichts von der einseitigen<br />

Motorlage, und der Motor ist hoch genug<br />

im Rahmen eingepflanzt, sodass selbst<br />

in den schnellen Linkskurven unter Einsatz<br />

aller Gripreserven der heute montierten<br />

Avon-Reifen nichts aufsetzt.<br />

Der Triple ist schwer, aber stark<br />

Beim Schiebestart scheint sich der Triple<br />

tatsächlich ein wenig wuchtiger anzufühlen<br />

als der Twin, wobei der Start ohnehin<br />

eine eigene Kunst ist, wie ich oft leidvoll<br />

erfahren musste. Doch ich befinde mich<br />

da in guter Gesellschaft, seit Kent Andersson<br />

gestand, dass Ago sie nie richtig<br />

starten konnte. So erklärt sich auch seine<br />

Aufholjagd durchs gesamte Feld beim<br />

Triple-Debüt in Hockenheim. Man muss<br />

lernen, die TZ beim ersten Lebenszeichen<br />

mit der Kupplung „einzufangen“, langsam<br />

ans Gas zu gehen und den Motor auf<br />

Drehzahl zu bringen, bevor man ihr dann<br />

die Sporen gibt. Bemerkenswert sind die<br />

deutlichen Vibra tionen des 120-Grad­<br />

Motors ganz unten und in der Mitte, die<br />

bei Drehzahlen über 9000/min allmählich<br />

verschwinden und sich dort ein sanfterer<br />

Lauf einstellt. Es half übrigens ebenfalls<br />

nicht besonders, dass die TZ für einen<br />

warmen italienischen Sommertag viel zu<br />

fett bedüst war. Dazu kam, dass die Yamaha<br />

zu lang übersetzt war. Ich konnte nie<br />

mit Vollgas im letzten Gang die Misano-<br />

Gegengerade runterbrennen und musste<br />

gar vier Mal pro Runde in den Ersten<br />

schalten, der erstens sehr kurz ist und<br />

zweitens unter dem Leerlauf liegt, wenn<br />

man vom Zweiten runterschaltet, was<br />

mich mehr als ein Mal antriebslos in die<br />

Schikane rollen ließ.<br />

Versuche, den Grip der Avons zu<br />

nutzen und mit mehr Speed im Zweiten<br />

durchzukommen, funktionierten nicht<br />

wirklich, denn unterhalb von 8000/min<br />

liefert der Triple keine, wirklich gar keine<br />

Leistung. Und der heftige Schlag, den der<br />

Motor dir versetzt, wenn die Leistung einsetzt,<br />

schürt den dringlichen Wunsch, die<br />

Drehzahl jederzeit im oberen Bereich zu<br />

halten. Verhungern im Zweiten war also<br />

112 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 5/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Aus lang gezogenen, schnellen Kurven feuert die TZ stabil raus und geht wie die Pest<br />

keine Option. Einzige Chance: Vor der<br />

Haarnadelkurve hart anbremsen, zweitakttypisch<br />

zackig die Gänge runterschalten,<br />

den Zweiten beim Einbiegen halten, am<br />

Scheitelpunkt, just wenn die Drehzahl abzufallen<br />

droht, mit zwei harten Tritten auf<br />

den Schalthebel den Ersten einlegen und<br />

mit der Kupplung spielen, um die Drehzahl<br />

oben zu halten. Dann hart ans Gas,<br />

mit viel Gefühl den Grip des Avon-Pneus<br />

ausreizen und mit derb einsetzender Leistung<br />

aus der Kurve rausbeschleunigen.<br />

Nein, dies ist kein Bike, das es einem<br />

leicht macht, schnell zu fahren.<br />

Wie unglaublich die Yamaha die Gerade<br />

runterbeschleunigt, ist schwer in Worte<br />

zu fassen. Ich bin Barry Sheenes Suzuki<br />

XR14 gefahren, mit der er 1975 seinen<br />

ersten 500er-GP in Assen gewonnen hat,<br />

und ehrlich, in Sachen Beschleunigung<br />

liegt sehr wenig zwischen diesen beiden<br />

Bikes, und was die Topspeed betrifft ebenfalls.<br />

Es bleibt natürlich ein hochkarätiges<br />

Renngerät mit einer sehr spitzen Charakteristik<br />

– unter 8000/min geht gar nichts,<br />

dann ein Aufbäumen bei 8300/min, das<br />

sich zu einem mächtigen Leistungsband<br />

zwischen 10 000 und 12 200/min steigert,<br />

in dem man sich durch fleißiges Rühren<br />

im Sechsganggetriebe stets bewegen sollte.<br />

Danach fällt die Power schlagartig in<br />

den Keller – Überdrehreserven kennt die<br />

TZ nicht, was eine sorgfältige Abstimmung<br />

der Übersetzung erfordert. Der schlagartige<br />

Leistungseinsatz macht die Beherrschung<br />

der 350er äußerst schwierig, selbst<br />

mit den verwendeten, smoother agierenden<br />

Rundschieber-Mikunis.<br />

Wie Katayama im Regen auf Slicks mit<br />

dieser biestigen Leistung so hart fahren<br />

und den Titel in Imatra erringen konnte –<br />

unglaublich. Hut ab! Doch die 350-3 ist<br />

mehr als nur ein starker Reihendreizylinder.<br />

Gemessen an 70er-Jahre-Standards<br />

lenkt die Yamaha leicht und präzise ein,<br />

und Schräglagenwechsel gehen nicht<br />

übermäßig schwer von der Hand. Bremsen<br />

war ein kleines Problem, denn eine<br />

der beiden vorderen Scheiben hatte einen<br />

leichten Schlag, was zu spürbarem Chattering<br />

der Gabel führte und mich nicht so<br />

hart verzögern ließ, wie ich wollte. Als<br />

hilfreich erwies sich dabei das überraschend<br />

starke Motorbremsmoment des<br />

Triples. In schnellen Kurven lag die TZ<br />

sehr stabil, leichtes Untersteuern konnte<br />

ich mit etwas Krafteinsatz ausgleichen<br />

und die TZ auf die Linie zwingen. Kent<br />

Andersson beobachtete meinen Kampf<br />

mit der 350er und war glücklich, das Bike<br />

wohlbehalten zurückzubekommen. Er<br />

hatte sogar ein Kompliment übrig: „Zu<br />

sehen, wie die 350-3 hart über den Kurs<br />

gescheucht wird, bringt einige gute alte<br />

Erinnerungen zurück. Yamaha NV verdient<br />

unseren Dank, dass sie uns dieses<br />

Bike bauen ließen. Wir haben die TZ<br />

schnell und zuverlässig gemacht, und<br />

Katayama hat bewiesen, welch guter<br />

Fahrer er ist, indem er den Titel gewann.<br />

Es ist eine Schande, dass die Firmen politik<br />

dies zu einem ‚One-year-wonder‘ gemacht<br />

hat. Aber ich denke, Kawasaki<br />

hat allen Grund, dafür dankbar zu sein.“<br />

Wie wahr...<br />

◻<br />

„Kamikaze“<br />

Kata yama bleibt<br />

mit seinem<br />

Fahrstil und als<br />

erster japanischer<br />

Motorrad-<br />

Weltmeister gut<br />

in Erinnerung.<br />

www.motorrad-classic.de


VORSCHAU I<br />

Ausgabe 6/<strong>2015</strong> erscheint am 8. Mai <strong>2015</strong><br />

Foto: Arturo Rivas<br />

Foto: Fred Siemer<br />

Ducati-Singles<br />

Ducati 450 Desmo und 450<br />

Scrambler: In seinen letzten Ausbaustufen treibt<br />

Taglionis Einzylinder zwei Motorräder an, die sogar in den<br />

bunten 70er-Jahren etwas Besonderes waren. Der superleichte<br />

Straßensportler tritt mit leistungsfördernder Desmodromik<br />

an, die Scrambler mit dem nicht minder agilen Federmotor<br />

AUF FREDDIES<br />

FÄHRTE<br />

Vor 30 Jahren wurde<br />

Freddie Spencer als<br />

erster und bis heute<br />

einziger Fahrer im<br />

selben Jahr 250er- und<br />

500er-Weltmeister.<br />

Eine Testfahrt auf dem<br />

Honda NSR 250-Siegerbike<br />

ist deshalb eine<br />

besondere Ehre<br />

HONDA-<br />

HELDEN<br />

Seit sie vor 50 Jahren<br />

für Aufruhr in der<br />

Clique sorgten, lassen<br />

sie Walter Höcker nicht<br />

mehr los: Unterm<br />

Dachstuhl hat er eine<br />

beachtliche Sammlung<br />

früher Hondas zusammengetragen<br />

Foto: Hidenobu Takeuchi<br />

IMPRESSUM<br />

ISSN 0937-9495<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong><br />

Leuschnerstraße 1<br />

70174 Stuttgart<br />

Telefon 0711/182-1374<br />

Telefax 0711/182-1781<br />

E-Mail: motorradclassic@motorpresse.de<br />

Redaktionelle Gesamtleitung<br />

und Chefredakteur<br />

Dipl.-Ing. (FH) Michael Pfeiffer<br />

Chef vom Dienst<br />

Matthias Ackermann<br />

Redaktion<br />

Uli Holzwarth (Ltg.), Gerhard Eirich<br />

Schlussredaktion<br />

Lothar Kutschera<br />

Grafische Gestaltung<br />

Stefan Weber (verantwortlich),<br />

Thomas Waldhauer, Sonja Pfeiffer<br />

Medienproduktion<br />

Stefan Widmann (Ltg.), Catherine Pröschild (i.V.),<br />

Iris Heer, Sabine Heilig-Schweikert,<br />

Yvonne Hertler (verantw. Bildredaktion),<br />

Ralph Söhner (Archiv/Dokumentation)<br />

Mitarbeiter an diesem Heft<br />

Alan Cathcart, Werner Koch, Dirk Mootz,<br />

Frank Rönicke, Thomas Schmieder, Marcel Schoch,<br />

Fred Siemer<br />

Fotografen<br />

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Kyoichi Nakamura<br />

Verlag<br />

Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG<br />

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