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MOTORRAD Classic 6/2015

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6/<strong>2015</strong><br />

www.motorrad-classic.de<br />

Youngtimer Oldtimer Szene Markt<br />

Erstes Meisterstück<br />

MÜNCH<br />

SPEZIAL<br />

500<br />

Rarität im Studio<br />

KAWASAKI<br />

W3<br />

Schweden-Exote<br />

MONARK<br />

125<br />

SIX DAYS<br />

Spencers WM-Renner<br />

HONDA<br />

NSR 250<br />

Kult-Singles der 70er<br />

DUCATI<br />

Scrambler 450<br />

Desmo 450<br />

Die unglaubliche Sammlung<br />

von Robert Sullivan<br />

Deutschland 5,70 €<br />

Österreich 6,40 € . Schweiz 10,80 SFr<br />

BeNeLux 6,60 € . Finnland 8,50 €<br />

Griechenland 8,20 €


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heroic<br />

Jacke Pretender<br />

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VORSTART I<br />

Robert Sullivan und seine Sammlung<br />

Foto: Sauquet<br />

Zwei Jahrzehnte des obsessiven<br />

Sammelns schufen diese<br />

außer gewöhnliche Triumph-Kollektion<br />

Ganz oder gar nicht – der Mann<br />

kann nicht anders. Wenn Robert<br />

Sullivan etwas anpackt, dann<br />

gibt er alles. So stieg er mit seinem Motorrad-<br />

Zubehörhandel erst zum offiziellen US-Importeur<br />

und dann zum weltweit größten<br />

Vertreiber von HJC-Helmen auf. Mit der gleichen<br />

Besessenheit hat er auch seine private<br />

Triumph-Sammlung aufgebaut, die heute<br />

knapp 100 perfekt restaurierte Maschinen<br />

aus Meriden umfasst. Mehr über diese unglaubliche<br />

Leidenschaft ab Seite 82. ◻<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 3


INHALT I<br />

6/<strong>2015</strong><br />

Mit den beiden unterschiedlich geprägten<br />

450ern efüllte Ducati 1969 die Forderung<br />

nach mehr Hubraum und Leistung<br />

6<br />

98<br />

Friedel Münch hat<br />

sein erstes echtes<br />

Renngerät „Spezial<br />

500“ zwischen 1950<br />

und 1957 stetig<br />

weiterentwickelt<br />

40<br />

MOTORRÄDER<br />

IN DIESER<br />

AUSGABE:<br />

Ducati Desmo 450 6<br />

Ducati Scrambler 450 6<br />

Ducati Scrambler Icon 20<br />

Honda NSR 250 106<br />

Kawasaki W3 24<br />

Monark 125 Six Days 74<br />

Moto Guzzi Sahara 98<br />

Münch Spezial 500 40<br />

Norton 16 H 32<br />

Yamaha XS 500 90<br />

24<br />

Kawasakis Antwort auf die britischen<br />

Parallel-Twins hieß W1, später W2.<br />

Dieses rare Exemplar der nie in Europa<br />

verkauften W3 ist besonders kostbar<br />

Seit 40 Jahren leistet dieses Sondermodell<br />

„Sahara“ der Nuovo Falcone ihrem Erstbesitzer<br />

Klaus Stockschlaeder treue Dienste<br />

Titelfotos: Archiv Meesters, Bilski, Cathcart, jkuenstle.de, Lundgren, Rivas<br />

Inhaltfotos: Archiv Meesters, Bilski, Cathcart, Hecker, Jahn, Lundgren,<br />

Rivas, Sauquet, Schmieder, Siemer<br />

4 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


20<br />

AUF ACHSE<br />

6 Ducati Desmo 450 und Scrambler 450<br />

Zwei 450er – zwei Konzepte: Sportler mit<br />

Desmo-Single, Scrambler mit Federmotor<br />

20 Ducati Scrambler Icon<br />

Die Neuauflage der Kult-Italienerin<br />

IM STUDIO<br />

24 Kawasaki W3<br />

Seltener Edel-Parallel-Twin aus Japan<br />

32<br />

74<br />

70<br />

82<br />

SZENE<br />

32 Ulrich Axler und seine Norton 16 H<br />

Ein ehrlicher Oldtimer als Alltagsgefährt<br />

40 Münch Spezial 500<br />

Erster Renner des genialen Konstrukteurs<br />

46 Nachrichten, Termine, Tipps<br />

70 Sammler Walter Höcker<br />

Die Leidenschaft für luftgekühlte Hondas<br />

74 Monark 125 Six Days<br />

Alte Schwedin mit Renn-Historie<br />

80 Die Geschichte von Monark<br />

Einst Schwedens größte Motorradfirma<br />

82 Robert Sullivans Triumph-Sammlung<br />

Ein Ami hortet fast 100 britische Preziosen<br />

98 Moto Guzzi Sahara<br />

Italo-Einzylinder im Wüstenlook<br />

VORSTART<br />

3 Triumph-Sammler Robert Sullivan<br />

ZURÜCKGEBLÄTTERT<br />

38 Interessantes aus <strong>MOTORRAD</strong> 13/1979<br />

Suzuki GS 1000 S/GS 1000 L<br />

NACHGEDRUCKT<br />

90 Yamaha XS 500 im Test von 1976<br />

MOMENTAUFNAHME<br />

102 Sarrons Sensations-Sieg in Hockenheim<br />

MARKT<br />

62 Der aktuelle Preisspiegel<br />

Über 450 Youngtimer unter der Lupe<br />

SPORT<br />

104 DHM-Nachrichten<br />

106 Honda NSR 250 von Freddie Spencer<br />

Testfahrt mit dem 1985er-Weltmeisterbike<br />

RUBRIKEN<br />

46 Helden-Club<br />

49 Kleinanzeigen-Markt<br />

68 Leserbriefe<br />

114 Vorschau/Impressum<br />

EDIT0RIAL<br />

<strong>MOTORRAD</strong><br />

<strong>Classic</strong> Partner<br />

der DHM<br />

Ab dieser Ausgabe von <strong>MOTORRAD</strong><br />

<strong>Classic</strong> finden Sie immer eine Seite<br />

mit DHM-Nachrichten. So unterstützen wir<br />

die Deutsche Historische Motorradmeisterschaft,<br />

denn das ist eine gute Sache. In 15<br />

Solo- und sechs Gespannklassen treten<br />

hier Fahrer und Maschinen an, um sich<br />

bei acht Veranstaltungen zu messen. Im<br />

Mittelpunkt stehen dabei die Rundenzeiten,<br />

die es gilt, möglichst konstant zu halten.<br />

So ist niemand gezwungen, sein kostbares<br />

Material zu verheizen, wäre ja auch<br />

schade. Um die 300 Starter verzeichnet<br />

die DHM pro Veranstaltung, damit gehört<br />

sie schon zu den großen Motorradsportserien,<br />

eine Erfolgsstory.<br />

Die schreibt in diesen Tagen auch Ducati.<br />

Ihre neue Scrambler löst gerade einen<br />

wahren Boom nach modernen Klassikern<br />

aus. Grund genug für uns, das bildschöne<br />

und inzwischen selten gewordene Original<br />

zu zelebrieren. Die Ducati Scrambler<br />

450 hat auch meine Motorradträume befeuert.<br />

Und weil es so schön ist, darf eine<br />

Desmo 450 gleich mitfahren.<br />

Einen Termin möchte ich Ihnen nahelegen:<br />

Vom 19. bis 21. Juni finden Sie uns<br />

auf der Sachsenring <strong>Classic</strong>. Diese vom<br />

ADAC Sachsen ins Leben gerufene Veranstaltung<br />

darf man nicht versäumen. Seltene<br />

Rennmaschinen, echte Helden, da ist<br />

für alle etwas geboten. Und – natürlich<br />

tritt dort auch die DHM an.<br />

Viel Spaß beim Lesen<br />

wünscht Ihnen<br />

106<br />

Michael Pfeiffer<br />

Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />

Mehr Infos: www.motorrad-classic.de/mcl-epaper<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 5


AUF ACHSE I<br />

Ducati Desmo 450 und Scrambler 450<br />

6 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Berliner Kindl<br />

Mehr Hubraum, mehr Leistung, mehr Prestige verlangte US-Importeur Joe Berliner,<br />

und Ducati lieferte Ende der 60er gleich zwei große Singles: hier einen rassigen<br />

Sportler mit desmodromischer Ventilsteuerung, dort einen kräftigen Allrounder<br />

mit Federmotor. Von Fred Siemer; Fotos: Arturo Rivas<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 7


AUF ACHSE I<br />

Ducati Desmo 450 und Scrambler 450<br />

Scrambler<br />

Schon der Anblick verdeutlicht: Die Scrambler ist ein<br />

Straßenmotorrad. Aber weil sie ein ziemlich leichtes<br />

ist, machen die Stollenreifen hin und wieder eben<br />

doch Sinn. Ganz und gar praktisch gibt sich ihr<br />

­charakteristischer Luftfilterkasten<br />

Wenige Details reichten den Designern, um die Scrambler<br />

aus der Masse abzuheben. Um sie wertvoll zu machen<br />

Seit einigen Monaten werden die Begriffe Ducati<br />

und Scrambler ja gern in einem Atemzug untergebracht,.<br />

Dabei standen sich diese schönen Worte<br />

vor 50 Jahren schon einmal sehr nahe. Zu mindest<br />

in Italien und Nordamerika, denn dort gingen derart benannte<br />

multifunktionale Krafträder, freilich mit einem statt zwei Zylindern<br />

bestückt, deutlich besser weg als ihre straßensportlich<br />

orientierten Schwestermodelle. Merkwürdigerweise musste die<br />

Bologneser Firmenleitung jeweils zu ihrem Glück gezwungen<br />

werden: So wie Eigentümer Audi vermutlich die Entwicklung<br />

der aktuellen Scrambler anstieß, war es seinerzeit der mächtige<br />

US-Importeur Joe Berliner. Sein Bruder Michael hatte mit einem<br />

Dirt Track-Eigenbau gezeigt, wie es geht, auch Ducati selbst hatte<br />

Ende der 50er-Jahre bereits einige 175er-Geländesportler fabriziert.<br />

Die nach ähnlichem Muster gestrickte 250er verkaufte sich<br />

ab 1962 prima, eine 1967 präsentierte 350er ebenso.<br />

Im Herbst desselben Jahres debütierte auf den Messen in London<br />

und Mailand dann der neu konstruierte, sogenannte Widecase-Motor,<br />

dessen mechanisch stärkere Auslegung Berliner von<br />

neuen Hubraum-Dimensionen träumen ließ. Zuvor jedoch gestattete<br />

sich der Schöpfer dieses scharfen Singles die Erfüllung<br />

seines ganz persönlichen Traums. Schon lange wollte Fabio Taglioni,<br />

1954 von Mondial zu Ducati gewechselt, nach dem 1956 vorgestellten<br />

fulminanten Renner Bialbero 125 auch ein Serientriebwerk<br />

mit desmodromischer Ventilsteuerung bestücken. Jetzt<br />

endlich besaß er eine gesunde Basis für höhere Drehzahlen und<br />

Mehrleistung, frohgemut wagte er 1968, was Ducati seither und<br />

bis heute ziert: Bei den Sportlern 250 und 350 Mark 3D steht das<br />

8 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Nein, keine Handytasche. Hier packt<br />

der Offroader sein Werkzeug rein<br />

Auch der Deko-Hebel unterstreicht<br />

das freundliche Wesen dieser Duc<br />

Es gibt Scrambler mit Doppel-Simplex-<br />

Bremse. Diese hat leider keine<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 9


AUF ACHSE I<br />

Ducati Desmo 450 und Scrambler 450<br />

D für Desmodromik. Pro Ventil besorgt je ein Kipphebel das Öffnen<br />

und einer das Schließen, betätigt über vier eng beieinander<br />

liegende schmale Nocken. Ventilfedern dienen zum Schließen<br />

vorm Start und können sehr viel schwächer ausfallen. Ein Jahr<br />

später bekam natürlich auch Berliner, was er wollte. 86 Millimeter<br />

Bohrung bei 75 Millimeter Hub (wie bei der 350er) ergeben exakt<br />

435,7 cm³ – das größte Ducati-Serientriebwerk aller Zeiten war<br />

geboren. Es fand sich als Federmotor bald sowohl im Scrambler-<br />

Fahrgestell wieder als auch im Straßenrahmen, mit D wie Desmo<br />

krönte die 450 Mark 3D das Modellprogramm.<br />

Meistverkaufte Ducati war die Scrambler<br />

Scrambler waren angesagt, zumindest in USA und Italien. Die<br />

Sportler von Ducati dagegen vertrauten auf echte Liebhaber, die<br />

nicht wichtig sein wollten, sondern schnell. Auf Landstraßen, auf<br />

winkligen Kursen. Allein wegen ihrer engen Heckenwege, aber<br />

auch dank Mike Hailwoods Erfolgen mit dem 125er-Desmo-<br />

Racer sowie ihrer rührigen Importeure (einer davon war Mikes<br />

Vater Stan) zählten die Briten zu den treuesten Kunden, dann die<br />

Italiener selbst. Mancher deutsche Kenner – bedient von Fritz<br />

Alexander aus Neustadt am Rübenberge – griff ebenfalls dankend<br />

zu, und Joe Berliner tat in den USA das Seine, wurde aber<br />

gleichzeitig nicht müde, noch mehr Hubraum und vor allem<br />

mehr Zylinder zu fordern. Das Ergebnis? Man setzte voll auf den<br />

1971 eingeführten L-Twin, die Produktion der Singles endete<br />

1974, angeblich wegen Platzmangels.<br />

Gut vierzig Jahre später keimt nahe Dorsten, ganz am Rand<br />

des proletarisch geprägten Ruhrgebiets, der Verdacht, die Bosse<br />

könnten damals nicht alle Tassen im Schrank gehabt haben. Die<br />

Sonne lacht sämtliche Straßen trocken, der Himmel bläut jedem<br />

mächtig gute Laune ein, und unterm schmalen Tank der Ducati<br />

Scrambler 450 macht sich gerade ein Single beliebt, der ganz<br />

locker auch noch Mitte der 80er eine gute Figur abgegeben hätte.<br />

Wieso wurde der 1974 in Rente geschickt? Tönt energisch, tritt<br />

munter an und schnurrt hoch wie‘s Vögelchen. Herrlich. Vorneweg<br />

markiert Michael Scheidner den Kurs, unterwegs auf einer<br />

blitzsauberen Desmo 450. Der Werkstattleiter bei Michael Nitzsche<br />

& Team aus Dorsten-Wulfen kümmert sich während der Arbeitszeit<br />

hauptsächlich um Königswellen-Ducs, auch die beiden<br />

wohltönenden Singles hat er in seiner Obhut. Der Mann kennt<br />

sich also aus – und er hat Spaß an den Objekten seines Schaffens:<br />

Fröhlich darf die Desmo zeigen, wozu der ganze Aufwand in<br />

ihrem Kopf taugen soll. Für gefahrlos hohe Drehzahlen.<br />

Aber Michael will nur spielen. Ohne große Anstrengung kann<br />

die Scrambler folgen, die Gedanken nehmen ihren eigenen Lauf.<br />

Wo standen diese Ducatis vor 40 Jahren? Technisch überragten<br />

sie alles, was der Rest Europas in dieser Hubraumklasse bieten<br />

konnte. Obenliegende, von Königswelle angetriebene Nockenwelle,<br />

kompaktes Triebwerk mit Fünfganggetriebe, stabiles und<br />

handliches Fahrwerk. Zwangssteuerung beim Straßenmodell<br />

noch obendrauf. Gleichzeitig waren sie produktionstechnisch<br />

echt heikel, die Montage des komplizierten Motors trieb den Preis<br />

10 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


der 450er-Desmo (1973: 3900 Mark) weit über jene der leistungsstarken<br />

japanischen Konkurrenz, etwa der schwer angesagten<br />

Honda CB 350 (3350 Mark) oder Yamaha DS 7 (3250 Mark). Allein<br />

schon wegen der aufwendig gelagerten und fein säuberlich auszudistanzierenden<br />

Königswelle brauchte auch der Federmotor<br />

seine Zeit. Dennoch kostete die Scrambler einiges weniger, lag<br />

gar nicht weit weg von den ersten Enduro-Angeboten der Japaner,<br />

die für eine Honda XL 250 oder eine Kawasaki 350 Big Horn<br />

ebenfalls deutlich über 3000 Mark aufriefen. Zwei Jahre nach<br />

dem Aus für Ducatis Singles machte Yamaha dann ein Riesenfass<br />

auf und erfand mit der XT 500 das Allroundmotorrad neu. Das<br />

hätte Ducati ebenso gekonnt, der Scrambler fehlten nur ein paar<br />

Zentimeter Federweg.<br />

Verdammt. Aus Versehen hochgeschaltet. Man darf die<br />

Gedanken eben nicht fliegen lassen, wenn man nur alle paar<br />

Monate mal ein rechtsgeschaltetes Getriebe benutzt. In diesem<br />

Fall übrigens ein sehr leichtgängig schaltbares und hinreichend<br />

exaktes. Nach drei, vier Ampeln klappt sogar die Leerlaufsuche<br />

perfekt. Sowieso überzeugt diese Ducati mit äußerst freundlichen<br />

Umgangsformen: Der Chokehebel sitzt am Lenker, der<br />

links am Triebwerksgehäuse montierte Kickstarter ist gut übersetzt,<br />

links unterm Kupplungshebel lugt der Ventilausheber<br />

hervor und hilft über den oberen Totpunkt – der Kaltstart verliert<br />

seine Schrecken, aber auch warm oder halbwarm (stets ohne<br />

Choke) springt der Motor brav an. Die Kupplung ist viel leichtgängiger<br />

als bei alten Ducati-Twins, und viel ist in diesem Zusammenhang<br />

noch untertrieben. Dem gefahrenen Exemplar fehlt die<br />

serienmäßige Instrumentierung mit Drehzahlmesser, doch ab<br />

mutmaßlich 2000 bis 2500 Touren legt sich der Zweiventiler brav<br />

ins Zeug. Schön berechenbar, exakt zu dosieren über den 29er-<br />

VHB-Dellorto-Vergaser. Dann folgt eine höchst muntere Drehzahlmitte,<br />

und da wird die vollgetankt nur 145 Kilogramm<br />

schwere Scrambler auch nach heutigen Maßstäben richtig flott.<br />

Schade, dass keine XT 500 bereitstand, so aus der Erinnerung<br />

betrachtet, könnte man sie mit dieser alten Duc abhängen.<br />

Aber nicht ausbremsen, denn die Vollnabenbremsen der Italienerin<br />

taugen genauso wenig wie die Halbnaben der Yamaha.<br />

In der schönen Welt der Farbprospekte<br />

verwandelte sich die<br />

Scrambler in ein Geländemonster.<br />

Das reichte, um in Italien und<br />

USA für einige Jahre zur meistverkauften<br />

Ducati aufzusteigen<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 11


AUF ACHSE I<br />

Ducati Desmo 450 und Scrambler 450<br />

Desmo<br />

Über Hongkong und England hat es diese 450er nach<br />

Deutschland verschlagen. Nur in diesem knalligen<br />

Gelb trat sie in ihrer letzten Version an, mit Scheibe<br />

vorn und Höcker-Kotflügel-Kombi hinten<br />

Vor dem energischen Tritt ist Feinarbeit gefragt: Fußraste<br />

und Bremspedal müssen eingeklappt werden<br />

Egal. Wer artgerechte Nutzung bevorzugt, lässt die Scrambler eh<br />

gemütlich laufen – und übersteht so auch Schlechtwegpassagen.<br />

Namentlich die ebenfalls nicht serienmäßigen Federbeine geben<br />

ungefiltert weiter, was der Winter so an Frostaufbrüchen liegen<br />

ließ. Die Ceriani-Gabel dagegen macht auf gemütlich. Was wiederum<br />

zu einer Sitzposition passt, die mit recht weit vorn und<br />

tief angebrachten Fußrasten sowie einem breiten und entgegenkommenden<br />

Lenker kaum dazu anregt, das Messer zwischen die<br />

Zähne zu nehmen. Und offroad? Fahren im Stehen funktioniert<br />

auf jeder Nippon-Enduro irgendwie besser, also lassen wir das<br />

gleich: Diese Scrambler ist nicht geländegängiger als ein halbwegs<br />

leichtes Straßenmotorrad. Aber schöner.<br />

Und damit wäre der Kern dieser Sache benannt. Selbst den<br />

komischen Schwung im Sitzmöbel, der den Fahrer stets ein wenig<br />

einkeilt, verzeiht man aus vier Metern Entfernung und findet ihn<br />

anmutig. Selten gingen harmonische Form und kernige Ausstrahlung<br />

eine schönere Liaison ein. Einzig der ellenlange Serien-<br />

Schalldämpfer wirkt falsch proportioniert, und deshalb fehlt er<br />

hier ja auch: Der eigentlich für US-Exporte reservierte Ersatz tönt<br />

besser und trägt – so Michael Scheidner – maßgeblich zum lebhaften<br />

Charakter dieses Federmotors bei. Noch befreiter reagiert<br />

freilich der Desmo-Motor auf die zügige Entsorgung seiner Verbrennungsprodukte.<br />

Das durfte 1969 bereits Ernst „Klacks“ Leverkus<br />

erfahren, als er eine 250 Mark 3D um den Nürburgring<br />

scheuchte und nach einigen Runden auch mal das serienmäßig<br />

mitgelieferte, aber im Straßenverkehr natürlich unzulässige<br />

Megafon ausprobieren wollte. Also drangeschraubt das Ding,<br />

größere Hauptdüse in den Vergaser, Ansaugschlauch abmontiert,<br />

12 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Zeigen ganz gut an und sehen sehr<br />

gut aus: die kleinen Smiths-Uhren<br />

Natürlich kam die Desmo vom Werk<br />

aus ohne Blinker nach Deutschland<br />

Damals waren diese Brembo-Zangen<br />

eine Sensation. Später dann ...na ja<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 13


AUF ACHSE I<br />

Ducati Desmo 450 und Scrambler 450<br />

Dieser frühe Desmo-Prospekt<br />

zeigt noch die Ausführung<br />

mit Trommelbremse – und<br />

wirbt nebenher für naturkundliche<br />

Exkursionen<br />

Aus rund 200 Einzelteilen bestehen Zylinderkopf und Königswellenantrieb<br />

eines Desmo-Singles. Diese Explosionszeichnung<br />

zeigt seine Steuerungsseite, sehr schön zu sehen, welch<br />

komplizierte Feinmechanik die Schließer der Ventile verlangen.<br />

Die Haarnadelfedern dienen hauptsächlich dem sicheren<br />

Schließen der Ventile vor dem Start<br />

14 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Beim Federmotor verrät der Deckel über der Montage-<br />

Öffnung den Hubraum, bei der Desmo macht er Reklame<br />

größeres Ritzel drauf und ab. Der gute Ernst staunte nicht schlecht<br />

und schrieb in <strong>MOTORRAD</strong>: „Dann war es, als habe man in der<br />

Tat einen Korken aus der Flasche gezogen. Auf Anhieb eine halbe<br />

Minute Gewinn pro Runde!“ Offizielle Leistungsdaten rückte Ducati<br />

für diese Bestückung nicht raus, aber mit all seiner Erfahrung<br />

und all seinen Vergleichsmöglichkeiten schätzte Klacks auf rund<br />

27 PS. Für eine 250er der späten 60er-Jahre. Donnerwetter.<br />

Der Desmo-Motor läuft deutlich ruhiger<br />

Zwar klingt die Desmo 450 unter Michael Scheidner auch nicht<br />

gerade zugeknöpft, aber mehr als 33 PS traut der Mechaniker ihr<br />

nicht zu. „Eine ordentliche 350er ist verdammt dicht dran an der<br />

Großen, und die bringt gute 30“, erläutert er und kann nicht verhehlen,<br />

dass ihn die spontane Drehfreude des mittleren Aggregats<br />

richtig anmacht. Dafür hat der 450er einen schönen Zug.<br />

Legt unwiderstehlich zu und kommt – fast so wie der Federkumpel<br />

in der kürzer übersetzten Scrambler – gut aus dem Keller. Vor<br />

allem überrascht er im direkten Vergleich durch enorme Laufruhe.<br />

Wer richtig hinhört, hat die Desmodromik schon halb verstanden:<br />

Weil die Mechanik sich hier nicht am beträchtlichen<br />

Gegendruck der Haarnadelfedern abarbeiten muss, schnurrt es<br />

nur so aus dem Zylinderkopf. Kein hartes Tickern, kein gar<br />

nichts, und das, obwohl der Desmo- (0,1 – 0,15 mm) am Öffnungskipphebel<br />

sogar einen Hauch mehr Ventilspiel haben soll<br />

als der Federmotor (0,05 – 0,10 mm). Die Desmo sollte ihre Fahrer<br />

aber nicht mit Laufruhe überzeugen, sondern mit Leistung, und<br />

deshalb nutzte Fabio Taglioni die Möglichkeiten der von ihm so<br />

sehr geschätzten Zwangssteuerung und verordnete ihr deutlich<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 15


AUF ACHSE I<br />

Ducati Desmo 450 und Scrambler 450<br />

Dr. Taglionis Einzylinder zeigt so oder so eine gute Leistungscharakteristik.<br />

Aber stramm vibrieren kann er auch<br />

längere Ventilöffnungszeiten. Weil kein Flattern zu befürchten<br />

war, konnten sich Ventil und Kolbenboden nie zu nahe kommen,<br />

auch nicht bei den für damalige Verhältnisse wahnsinnigen<br />

10 000 Touren, die Klacks Leverkus in der Fuchsröhre aus der aufgemachten<br />

250er rauspresste. Ergo konnten die Ventile länger<br />

öffnen. Außerdem erlaubt die präzise Steuerung steilere Nockenprofile,<br />

die Ventile öffnen also obendrein schneller.<br />

Herrliche Aussichten für alle sportlichen Fahrer. Und die verbesserten<br />

sich noch, als Ducati 1971 die Straßenmodelle in zwei<br />

Reihen aufteilte. Im bekannten Umfeld verblieben die Federmotoren<br />

und bedienten fortan das Touring-Segment. Ganz neu<br />

eingekleidet dagegen traten die Desmos auf. Weg mit alltagstauglichem<br />

Brimborium, her mit Einmannhöcker und zurückverlegter<br />

Fußrastenanlage. Natürlich gab‘s auch keinen optionalen<br />

Geweihlenker mehr, dafür serienmäßig Tank und Karosserieteile<br />

aus GFK. Grimeca lieferte eine schärfere Bremse, Borrani hübsche<br />

Leichtmetall-Hochschulterfelgen und Marzocchi steuerte<br />

eine 35-mm-Gabel bei. Die schlanke Linie stammt angeblich von<br />

Leopoldo Tartarini, dem Ex-Werksfahrer und späteren Italjet-<br />

Gründer. Wegen ihrer grundsätzlich silbernen Lackierung hieß<br />

das Feuerzeug schnell Silver shotgun. Ein knalliges Gelb, die einteilige<br />

Höcker-Schutzblech-Kombi, ein stählerner Tank sowie der<br />

Einzug einer Brembo-Scheibenbremse und der Wechsel zur 35er-<br />

Ceriani-Gabel begleiteten dann 1973 das letzte Lifting der Desmo.<br />

Noch ein aufmunternder Gasstoß, dann reicht Michael<br />

Scheidner den Lenker rüber. Zum Glück, denn beim Ankicken ist<br />

die 450er-Desmo eine kleine Diva. Man muss ihre Ticks kennen,<br />

am richtigen Punkt kurz und trocken zutreten, und dabei hilft<br />

16 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


IM DETAIL: DUCATI-EINZYLINDER<br />

(1968 – 1974)<br />

Zwei Welten, eine Grundkonstruktion:<br />

Scrambler und<br />

Desmo mal im Gleichschritt<br />

Daten<br />

(in Klammern: Desmo)<br />

Motor: Luftgekühlter Einzylinder-<br />

Viertaktmotor, eine obenliegende<br />

Nockenwelle, zwei Ventile, über Kipphebel<br />

betätigt (Öffnen und Schließen<br />

über Kipphebel), Hubraum 436 cm³,<br />

Leistung zirka 27 (30) PS bei 7000/<br />

min (7500/min)<br />

Kraftübertragung: Mehrscheiben-<br />

Ölbadkupplung, Fünfganggetriebe,<br />

Kettenantrieb<br />

Fahrwerk: Unten offener Rahmen<br />

aus Stahlrohr, Telegabel vorn, Schwinge<br />

mit zwei Federbeinen hinten, Reifen<br />

vorn 3.50 x 19 (3.25 x 18), hinten<br />

4.00 x 18 (3.50 x 18), Simplex-Trommelbremse<br />

vorn und hinten (Scheibenbremse<br />

vorn, Trommel hinten)<br />

Maße und Gewichte: Radstand<br />

1380 (1360) mm, Tankinhalt 11 (13)<br />

Liter, Gewicht 145 (140) kg<br />

Höchstgeschwindigkeit:<br />

140 (160) km/h<br />

Preis Desmo 450 1973: 3900 Mark;<br />

Scrambler in Deutschland nicht<br />

an geboten<br />

Technik<br />

Basierend auf ein und derselben<br />

Grundkonstruktion – jener des 1955<br />

vorgestellten Renners 100 Gran Sport<br />

„Marianna“ nämlich – hangelten sich<br />

Ducatis Königswellen-Einzylinder ganz<br />

langsam die Hubraumleiter hoch.<br />

1957 erreichten sie im Serientrimm<br />

175, 1961 dann 250 und 1965<br />

schließlich 350 cm³. Doch damit waren<br />

die Möglichkeiten des Gehäuses restlos<br />

erschöpft. Um wieder eine solide<br />

Basis zu gewinnen und außerdem<br />

nochmals mehr Hubraum anbieten zu<br />

können, entwickelte Fabio Taglioni<br />

ein nagelneues Triebwerk, dessen Gehäuse<br />

und Getriebe sich wieder alle<br />

250er- sowie 350er-, später auch die<br />

450er-Varianten teilen sollten. Dieser<br />

Widecase-Motor getaufte Einzylinder<br />

weist einen von 2 auf 2,5 Liter vergrößerten<br />

Ölinhalt auf und baut im<br />

Bereich der hinteren Motoraufnahme<br />

deutlich breiter als sein Vorgänger.<br />

Deshalb waren auch einige Änderungen<br />

am Rahmen nötig, der jedoch<br />

weiterhin mit einem Hauptrohr auskommt,<br />

hinten zur Schwingenaufnahme<br />

doppelt geführt wird und unten<br />

offen ist. Ein größeres Kurbelwellenlager<br />

auf der Antriebsseite sowie ein<br />

stärkerer Hubzapfen und eine verbesserte<br />

Kickstarter-Mechanik erhöhen<br />

die inneren Werte. Völlig neu hat Taglioni<br />

den Desmo-Kopf entwickelt, der<br />

ab 1968 die Straßenmodelle krönte,<br />

aber auch in einigen wettbewerbstauglichen<br />

Enduros wie der R/T von<br />

1970 zum Einsatz kam. Die allerletzten<br />

Scrambler aus den aller-, aller-<br />

letzten Produktionswochen übrigens<br />

trugen ihn auch. Während zwischen<br />

250er- und 350er viele Teile kompatibel<br />

sind, unterscheidet sich der 450er<br />

nicht nur durch anderen Kopf, Zylinder<br />

und Kurbelwelle, auch sein Gehäuse<br />

differiert.<br />

Kauf-Check<br />

Im Lauf ihres zwangsläufig langen<br />

Lebens sollte eine heute angebotene<br />

Einzylinder-Ducati schon mal eine<br />

gründliche Durchschau ihrer Elektrik<br />

erlebt haben. Die war nämlich serienmäßig<br />

nie besonders. Clevere Zeitgenossen<br />

haben dann gleich auf 12 Volt<br />

hochgerüstet. Hauptschwachpunkte<br />

der Triebwerke sind das Zahnradpaar<br />

des zweiten Gangs und die Kurbelwelle.<br />

Ersteres leidet häufig unter<br />

Zahnausbrüchen, was sich durch<br />

singende Geräusche während der<br />

Fahrt kundtut. Wo die Schaltklauen im<br />

Nachhinein nicht sauber hinterschliffen<br />

wurden, wird dieser Defekt immer<br />

wieder auftauchen. Die Kurbelwelle<br />

krankt unter dem zu schmalen unteren<br />

Pleuelauge, namentlich bei den<br />

hubraumstarken Varianten treten hier<br />

enorme Kräfte auf und zerstören die<br />

Lagerflächen, die sich dann mit nagelnden<br />

Geräuschen beim Gasgeben<br />

bemerkbar machen. Breitere Pleuel,<br />

wie sie zum Beispiel in der R/T verwendet<br />

wurden, helfen nachhaltig. Zu<br />

beziehen über die rührigen Scrambler-<br />

Freunde aus Italien (siehe Spezialisten).<br />

Die Federköpfe zeigen oft Schäden<br />

an den Kipphebel-Laufflächen.<br />

Mit ruhigerem Lauf und größerer<br />

Drehfreude reagiert der 450er-Motor<br />

auf den Einbau des leichteren Kolbens<br />

einer 900 SS, der freilich etwas bearbeitet<br />

werden muss. Versierte Mechaniker<br />

fräsen auch die Ventilsitze leicht<br />

um, damit dort direkt nach dem Öffnen<br />

bessere Strömungsverhältnisse<br />

herrschen. Überhaupt, Mechaniker:<br />

Vor allem der Desmo-Kopf verlangt<br />

eine Menge Erfahrung.<br />

Markt<br />

Der Markt für Desmo-Modelle ist<br />

weitgehend abgegrast, dementsprechend<br />

sind die Preise für besonders<br />

begehrte Modelle mit 350 oder 450<br />

cm³ mittlerweile bei über 10 000 Euro<br />

angekommen. Die 250er kommt<br />

etwas günstiger. Grundsätzlich liegen<br />

Scrambler etwa 2500 bis 3000 Euro<br />

darunter.<br />

Spezialisten<br />

Michael Nitzsche & Team<br />

in 46286 Dorsten-Wulfen<br />

www.italomotos.de<br />

Andreas Nienhagen<br />

in 70736 Fellbach<br />

www.desmo.net<br />

Moto Club Amici dello<br />

Scrambler<br />

www.ducatiscrambler.com<br />

Historie<br />

1967:Der überarbeitete Einzylinder<br />

wird im Herbst vorgestellt und kommt<br />

im folgenden Frühjahr in Scramblerund<br />

Mark 3-Modellen zum Verkauf,<br />

zunächst nur als 250er und 350er.<br />

1968:Ducati bietet die desmodromische<br />

Ventilsteuerung erstmals serienmäßig<br />

an, und zwar in den Mark 3D-<br />

Modellen.<br />

1969:Die 450er debütieren, sowohl<br />

als Straßen- wie als Scrambler-Version.<br />

Parallel befand sich auch ein –<br />

nie produzierter – 500er-Paralleltwin<br />

mit untenliegender Nockenwelle in<br />

der Entwicklung, deshalb die<br />

Hubraum beschränkung.<br />

1971:Die Modelle Desmo 250 bis<br />

450 treten radikal sportlich auf<br />

und stellen sich an die Spitze der<br />

Ein zylinder-Reihe von Ducati.<br />

1974:Produktionsende der Ducati-<br />

Einzylinder.


AUF ACHSE I<br />

Ducati Desmo 450 und Scrambler 450<br />

MEINUNG<br />

Fred Siemer<br />

fährt selten, aber äußerst gerne Königswellen.<br />

Der Meister hat es mir wieder bewiesen: Er schafft das Besondere. Damit<br />

meine ich auch im Fall seiner Einzylinder nicht den technischen Aufwand,<br />

sondern das, was am Ende rauskommt. Fabio Taglionis 450er treiben keine<br />

Kunst um der Kunst willen. Nein, ausgefeilte Mechanik erzeugt hier praktische<br />

Qualitäten. Im Falle der Desmo eine für damalige Verhältnisse sensationelle<br />

Leistungsentfaltung, bei der Scrambler eine Motorcharakteristik,<br />

die noch heute für leichte Enduros als Blaupause dienen könnte. Das Tollste:<br />

Bei Motorrädern im Vorruhestand stören nicht mal die kurzen Inspektionsintervalle<br />

und die bei Dauerdrehzahlen beachtlichen Vibrationen.<br />

Michael Scheidner<br />

schraubt immer und trotzdem gern an Königswellen.<br />

In der Werkstatt ist ein Königswellenmotor, erst recht mit Desmodromik,<br />

eine Herausforderung, klar. Aber genau wegen solcher Herausforderungen<br />

wird man Mechaniker. Das Ausdistanzieren der Kegelräder, die Einstellung<br />

des Ventilspiels – selbst Inspektionen sind nie langweilig, von der Montage<br />

eines komplett zerlegten Ventiltriebs zu schweigen. Aber das ist nur<br />

die eine Seite, der Fahrspaß die andere. Wenige kundige Modifikationen<br />

reichen, und eine Desmo entwickelt eine für damalige Verhältnisse unvergleichliche<br />

Leistungsbereitschaft. Am besten kann das der 350er-Motor:<br />

noch drehfreudiger als der 450er, viel fülliger als der 250er. Eine Wucht.<br />

Nach einem Tag mit Ducatis<br />

Einzylindern gibt es viel zu erzählen:<br />

Michael Scheidner (rechts) und<br />

Autor Fred Siemer versuchen sich an<br />

einem Resümee<br />

18 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


übrigens kein Ventilausheber. Also schön bei Laune halten das<br />

Schätzchen und dabei die Gliedmaßen sortieren. Klappt oben<br />

ganz gut, da kommt der lange Tank allen Fahrern mit mehr als<br />

185 Zentimeter Körpergröße sehr gelegen. Unten wird’s enger.<br />

Aber die Hebel – links jener für die Bremse muss zum Ankicken<br />

genau wie die Fußraste hochgeklappt werden – sind gut eingestellt.<br />

Also rechts einmal hoch und ab die Post. Trotz identischer<br />

Getriebe ist der erste Gang im Vergleich mit der Scrambler aufgrund<br />

der anderen Sekundärübersetzung ziemlich lang, aber mit<br />

überraschender Elastizität überbrückt der Einzylinder dieses<br />

genetisch bedingte Manko. Muss eben so auf der Rennstrecke,<br />

und genau dort war der Desmo-Kopf ja ab 1966 ganz gezielt zur<br />

Serienreife gewachsen.<br />

Präzise rasten die Gänge, die Nadel des von der Nockenwelle<br />

angetriebenen Drehzahlmessers hastet über ihr kleines Ziffernblatt.<br />

Ab 3500/min spielt hier wirklich Musik, steigert sich oberhalb<br />

7500 zum Furioso. Und ist trotzdem nur die halbe Miete,<br />

denn ohne sein wunderbares Fahrwerk könnte der Motor noch<br />

so strampeln. Erst dank eines verwindungssteifen Rahmens,<br />

knackiger Federelemente, kinderleichten Handlings und zeitlos<br />

guter Spurtreue wird das Ganze zum Sportmotorrad. Halt, nicht<br />

zu vergessen das geringe Gewicht: runde 140 Kilo fahrfertig mit<br />

vollem 13-Liter-Tank. Aus all dem erwächst kein Überflieger.<br />

Auch hier hätte man gern eine zeitgenössiche Yamaha parat, eine<br />

gute RD 250 zum Beispiel mit sechs Gängen und kampferprobter<br />

Sekundärübersetzung, um der Ducati richtig auf den Zahn zu<br />

fühlen. Aber selbst auf der RD, flüstert das Langzeitgedächtnis,<br />

war der Kurvenswing irgendwie anstrengender. Diese Freiheit,<br />

mit kleinstem Lenkerzupfen und zartestem Schenkeldruck die<br />

Richtung zu ändern, kann nur ein Leichtgewicht wie die Desmo<br />

vermitteln. Und das bleibt denn auch am Ende eines wunderschönen<br />

Tages haften: Pfunde kosten Freiheit.<br />

◻<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 19


AUF ACHSE I<br />

Ducati Scrambler Icon<br />

Kann das weg, oder braucht das die <strong>Classic</strong>-<br />

Abteilung noch, um eine Retro-Kiste zu bauen“,<br />

könnte als Frage durch die Ducati-Hallen geklungen<br />

haben. Jaja, für echte Ducati-Fans eine<br />

ketzerische, fast blasphemisch-entwürdigende Verhöhnung des<br />

guten alten luft-/ölgekühlten Zweiventil-V2, der so viele Jahre in<br />

der kleinen Monster treu gedient hat. Und um es vorwegzunehmen:<br />

Der 803-Kubik-Twin macht seine Sache gut – in emotionaler<br />

und rationaler Hinsicht. Aber reicht das allein, um dem<br />

Scrambler-Gedanken gerecht zu werden und als Neu-Interpretation<br />

der alten, originalen Scrambler-Modelle eine Daseinsberechtigung<br />

zu finden? Genau das gilt es hier im Test herauszufinden.<br />

Schon das Startprozedere hat natürlich nichts mit dem<br />

einstigen Vorgang zu tun, der notwendig war, um den Einzylinder<br />

(anfangs mit 250, später mit 350 oder 450 cm³) zum Leben zu erwecken.<br />

Dass ein moderner Twin mit Einspritzung auf Knopfdruck<br />

anspringt, ist keine Überraschung. Doch der bassig-dumpf<br />

hämmernde Sound, der dem kurz geratenen, dicken Stummel-<br />

Endtopf entweicht, ist einer Scrambler durchaus würdig.<br />

Das lässige Scrambler-Feeling stellt sich ein<br />

Dass sich 189 Kilogramm auf mächtig breiten Reifen (hinten 180<br />

mm) weniger spielerisch anfühlen als die deutlich leichtere Urahnin,<br />

ist auch klar. Doch die aufrecht lässige Sitzhaltung hinter<br />

dem enorm breiten Lenker vermittelt sehr gut das lässige Feeling,<br />

das man auf einer Scrambler erwarten darf. Und in puncto<br />

Handlichkeit lässt sich die moderne Ducati ja ebenfalls nicht<br />

lumpen, lenkt willig und berechenbar ein, liegt satt auf der Bahn,<br />

20 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Modern<br />

Scrambling<br />

Scrambler waren der Hit – in den<br />

1960er- und 1970er-Jahren. Kann der<br />

Neu-Aufguss von Ducati das Erlebnis<br />

von damals in die Zukunft zurückholen?<br />

Da hilft nur ein Selbstversuch.<br />

Text: Gerhard Eirich<br />

Fotos: Jahn, andreasriedmann.at (1), Gargolov (1)<br />

BORN FREE 1962-Inschrift auf dem Tankdeckel – eine<br />

Verbeugung vor dem Geburtsjahr der Original-Scrambler<br />

Minimalismus schön und gut – der<br />

karge Digitaltacho ist beides nicht<br />

Der bewährte V-Twin bietet Sound und<br />

Laufkultur – ein würdiger Antrieb<br />

Die bissige Brembo-Bremse hätte sich<br />

mancher schon vor 50 Jahren gewünscht<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 21


AUF ACHSE I<br />

Ducati Scrambler Icon<br />

DATEN<br />

Ducati Scrambler Icon<br />

Motor: Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-<br />

90-Grad-V-Motor, je eine obenliegende, zahnradgetriebene<br />

Nockenwelle, zwei desmodromisch<br />

betätigte Ventile pro Zylinder, Bohrung<br />

x Hub 88 x 66 mm, Verdichtung 11:1, Hubraum<br />

803 cm³, Leistung 75 PS bei 8250/min<br />

Kraftübertragung: Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />

Sechsganggetriebe, Kettenantrieb<br />

Fahrwerk: Gitterrohrrahmen aus Stahl, Upside-down-Gabel<br />

vorn, Ø 41 mm, Alu-Zweiarmschwinge<br />

hinten, Federbein direkt angelenkt,<br />

Alu-Gussräder, Reifen vorn 110/80 R 18,<br />

hinten 180/55 R 17, Scheibenbremse vorn, Ø<br />

330 mm, Scheibenbremse hinten, Ø 245 mm<br />

Maße und Gewichte:Radstand 1445 mm,<br />

Gewicht vollgetankt 189 kg, Tankinhalt 13,5 l,<br />

Sitzhöhe 790 mm<br />

Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit<br />

195 km/h, 0–100 km/h: 4,1 sek<br />

Preis: ab 8740 Euro (Gelb: 8840 Euro)<br />

Altes Kulturgut neu interpretiert – der neuen Ducati gelingt es,<br />

moderne Technik im klassischen Gewand zu verpacken<br />

auch wenn die Abstimmung eher etwas zu straff ausgefallen ist.<br />

Von der ursprünglich ins Konzeptheft geschriebenen leichten<br />

Geländetauglichkeit ist jedenfalls nicht allzu viel übrig. Macht<br />

nichts, es geht ja eh meist um den Fahrspaß onroad, das Erleben<br />

von Motorsound und dessen kernigem Pulsieren, von Fahrtwind<br />

und der Coolness, die solch ein Bike automatisch verleiht.<br />

Fahrspaß ist garantiert, auch weil die modernen Brembo-<br />

Bremsen, vorn eine 330-mm-Scheibe mit Vierkolbensattel, amtlich<br />

zubeißen und es so erlauben, die durchaus strammen Fahrleistungen<br />

der 75-PS-Ducati auszureizen. So viel bleiben nach<br />

der Neu-Abstimmung des einst in der Monster 87 PS leistenden<br />

V2 übrig. Mehr als genug, zumal der leicht modifizierte V-Twin<br />

(Drosselklappenkörper, Nockenwellen) nun tolle Manieren an<br />

den Tag legt, ohne Verschlucken durchzieht und eine saubere<br />

Drehmomentkurve hinzaubert, ohne Dellen und Hänger.<br />

Das Fahrerlebnis begeistert also, und auch das Auge wird<br />

nicht beleidigt, wofür die vielen liebevollen Details sorgen, die<br />

im Design dem Vorbild huldigen. Eine passende Zierleiste hier,<br />

ein Schriftzug dort, der Alu-Lampenring – schön gemacht. Dass<br />

unter der Sitzbank ein Zeugnis der modernen Zeiten in Gestalt<br />

einer USB-Steckdose schlummert, wirkt angesichts des gelungenen<br />

Retro-Stylings fehl am Platz – kann man ja aber einfach<br />

ignorieren. Den kleinen Digitaltacho verstehe jedoch wer<br />

will – was technisch keine Notwendigkeit oder echten Fortschritt<br />

darstellt und zudem in der Funktion (Ablesbarkeit) Schwächen<br />

zeigt, muss nicht modern sein um des Modernseins willen. Klassische<br />

Runduhren mit Zeigern hätten der Ducati besser zu Gesicht<br />

gestanden. Sei‘s drum – wieder Raum für eigene Gestaltung<br />

und Umbauten. Dem Retroisieren und Individualisieren sind<br />

schließlich kaum Grenzen gesetzt. Ob der Preis von 8740 Euro<br />

(inkl. Nebenkosten, Gelb kostet 100 Euro Aufpreis) der Verbreitung<br />

der Scrambler Grenzen setzt, wird sich zeigen.<br />

Fest steht: Auch wenn den meisten von uns der Sinn mehr<br />

nach den alten Originalen steht – für ein modernes Bike im<br />

Retro-Stil ist die neue Ducati Scrambler äußerst gelungen. Und<br />

wenn wir Klassiker-Fans auf den Straßen schon von jungen oder<br />

gar brandneuen Motorrädern umzingelt sind, dann doch lieber<br />

von solch schönen Exemplaren als von hässlichen.<br />

◻<br />

UMBAU-KIT VON METISSE<br />

Ex-Scrambler<br />

Für alle, denen eine Serien-Scrambler noch nicht<br />

Retro oder einzigartig genug ist, hat die Umbau-<br />

Schmiede Team Metisse einen Umbau-Kit im Angebot,<br />

der die Ducati zum Café Racer mutieren<br />

lässt. Zum Kit gehören ein polierter Alutank mit<br />

ca. 12 Litern Inhalt und abschließbarem Tankverschluss,<br />

ein polierter Alusitz nebst Polster, Haltersatz<br />

für Tank und Sitzbank, LED-Rücklicht und<br />

-Kennzeichenbeleuchtung, Kennzeichenhalter<br />

und der Dekorsatz. Selbstumbauer erhalten den<br />

Kit (inkl. Tank-Gutachten) für 2995 Euro, optional<br />

gibt‘s Alu-Lenkerstummel für 275 Euro und<br />

eine Tieferlegung um 20 mm für 129 Euro. Die<br />

Lieferzeit beträgt ca. ein bis zwei Monate. Nicht-<br />

Schrauber können sich die „CR 800“ aber auch<br />

von einigen mit Metisse zusammenarbeitenden<br />

Ducati-Händlern auf einem Neufahrzeug aufbauen<br />

lassen und genießen die volle Gewährleistung.<br />

Infos unter www.metisse.de<br />

Dem Ducati-V2 steht der Scrambler-<br />

wie auch der Café Racer-Look<br />

Foto: Metisse<br />

22 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


IM STUDIO I<br />

Kawasaki W3<br />

Eine von<br />

Zweien<br />

Ja, mehr Kawasaki W3 haben es tatsächlich nicht nach<br />

Deutschland geschafft. Dieses 1973er-Exemplar hat Ralf Gille<br />

einst in Einzelteilen erworben. Und daraus mit viel Können<br />

und noch mehr Leidenschaft ein atemberaubend schönes<br />

Schmuckstück gebaut, das hierzulande nahezu unbekannt ist.<br />

Text: Uli Holzwarth; Fotos: Jacek Bilski<br />

24 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Telegabel, Doppelscheibe vorn und<br />

die Z1-Instrumentenkonsole lassen die<br />

W3 moderner erscheinen, als es ihre<br />

Konstruktion ist. Für die originalgetreue<br />

Lackierung musste sich Wolfgang Pühler<br />

mit einem Foto als Vorlage begnügen<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 25


IM STUDIO I<br />

Kawasaki W3<br />

Die Instrumentenbecher stammen tatsächlich von der Z1, nicht<br />

aber die Zifferblätter und die Anordnung der Kontrolllampen<br />

Wie schon die früheren W-Modelle besitzt auch die Kawasaki<br />

W3 einen verstellbaren Reibungsdämpfer im Lenkkopf<br />

Mit Linksschaltung<br />

und Scheibenbremsen<br />

erfreut die W3 mit bester<br />

Alltagstauglichkeit<br />

Die W3 wirkt<br />

so schlank wie<br />

die älteren<br />

Modelle, bringt<br />

mit Telegabel<br />

und Doppelscheibe<br />

jedoch<br />

17 Kilo mehr<br />

auf die Waage<br />

Der Mann hat eine große<br />

Schwäche, das ist in der<br />

Klassik-Szene mittlerweile<br />

ein offenes Geheimnis.<br />

Wer Ralf Gille kennt, weiß, dass<br />

sein Herz – wenn es nicht gerade im<br />

Zweitakt schlägt – den urigen Parallel-<br />

Twins aus Akashi gehört.<br />

Weshalb er für Gleichgesinnte zu den<br />

kompetentesten Ansprechpartnern zählt,<br />

wenn es um die hierzulande eher seltenen<br />

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Viertakter von Kawasaki geht. Und das<br />

sogar weit über die Grenzen Deutschlands<br />

hinaus. In der weltweiten Gemeinde<br />

der anglophilen Nippon-Twins hat<br />

sich nämlich rumgesprochen, dass Ralfs<br />

Schwäche für die W-Modelle von Kawasaki<br />

zugleich auch seine große Stärke ist.<br />

Denn der Frankfurter kümmert sich<br />

nicht nur um Restaurierungen, sondern<br />

auch um die Teileversorgung für die<br />

650er-Kawas. Was gebraucht nicht mehr<br />

zu haben ist, lässt er entweder in Eigenregie<br />

oder bei FineTech Fukai nachfertigen.<br />

Für den japanischen W-Spezialisten<br />

hat er sogar den weltweiten Teilevertrieb<br />

übernommen.<br />

So gibt es bei dem 54-jährigen Ingenieur<br />

für Verfahrenstechnik, der sich mit<br />

seinem Betrieb (www.gille-restauration.<br />

de) mittlerweile voll und ganz den klassischen<br />

Motorrädern widmet, neben Gummiteilen,<br />

Kabelbäumen oder Kolbensätzen<br />

auch komplett neu aufgebaute Maschinen.<br />

Wie zum Beispiel unser Studiomodell hier,<br />

eine in Europa ultra-rare Kawasaki W3<br />

des Baujahres 1973.<br />

Dabei handelt es sich um die letzte<br />

Variante der 1965 mit der W1 begründeten<br />

Paralleltwin-Familie von Kawasaki.<br />

Jene basierte auf einer Meguro-Konstruktion<br />

von 1959, deren offensichtliches<br />

Vorbild die BSA A7 war (Modellgeschichte<br />

in <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 8/2014).<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 27


IM STUDIO I<br />

Kawasaki W3<br />

Die W3 wurde von 1972 bis 1974 nur<br />

noch in Japan, Australien und Neuseeland<br />

verkauft. Nicht aber in den USA, weshalb<br />

selbst Spezialisten wie Ralf Gille nur mit<br />

Glück an so eine Maschine kommen. „Ich<br />

habe diese W3, die komplett zerlegt und<br />

nicht mehr vollständig war, 2010 in Pennsylvania<br />

gekauft. Es ist eine Maschine mit<br />

einer bewegten Vorgeschichte. Ein GI hatte<br />

die W3 nach seinem Militärdienst in Japan<br />

1982 in die Staaten mitgenommen.<br />

Dann landete sie 1987 bei einem bekannten<br />

Motorjournalisten in Kalifornien, der<br />

die Kawasaki irgendwann an Joel Samick,<br />

einem ehemaligen AMA-Rennfahrer, verkaufte.<br />

Samick organisiert in Pennsylvania<br />

Retro-Touren mit ausschließlich zweizylindrigen<br />

Motorradveteranen. Auf ihn<br />

bin ich durch eine ebay-Anzeige in den<br />

USA aufmerksam geworden, in der er neben<br />

einer W1 weitere Teile zum Verkauf<br />

angeboten hatte. Das waren eben jene der<br />

W3, und so habe ich sofort zugeschlagen.“<br />

Aus gutem Grund. Denn eine W3 ist<br />

nicht nur relativ selten – insgesamt wurden<br />

nur 4430 Stück gebaut –, sondern<br />

auch teuer. In Japan erfreut sie sich großer<br />

Beliebtheit, da sie von allen W-Modellen<br />

die beste Alltagstauglichkeit besitzt, mit<br />

Doppelscheibenbremse vorn und dem<br />

28 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Die schwierige Teilebeschaffung<br />

machte<br />

die W3 zu Ralf Gilles<br />

bislang aufwendigster<br />

Restaurierungsarbeit<br />

Gille hat die W3 eigentlich für sich aufgebaut und dabei keine<br />

Mühen und Kosten gescheut. Das ist nicht zu übersehen<br />

Bei der W3 bunkert der Öltank der Trockensumpfschmierung<br />

mit drei Litern einen halben mehr als bei den früheren Typen<br />

Vierganggetriebe der W1SA, das links und<br />

über ein konventionelles Schema geschaltet<br />

wird. Telegabel und die Doppelscheibe<br />

der W3 ähneln zwar den Bauteilen der Z1,<br />

sind aber nicht identisch, weiß Gille. Das<br />

gilt ebenso für die Instrumente, die Zifferblätter<br />

mit anderen Skalen beherbergen.<br />

Weitere Unterschiede zu früheren Modellen<br />

betreffen das Lenkschloss und die<br />

Halter der Soziusrasten.<br />

Gabel und Doppelscheibenbremse<br />

sehen<br />

aus wie von der<br />

Z1 entlehnt,<br />

sind aber nicht<br />

kompatibel<br />

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IM STUDIO I<br />

Kawasaki W3<br />

Die W3 besitzt ein Vierganggetriebe mit linksseitiger Betätigung, dessen Gestänge durch die Schwingenachse führt<br />

Und ein Mehrgewicht von rund 17<br />

Kilogramm, „das beim Fahren durchaus<br />

zu spüren ist, weil die Zusatzpfunde<br />

ausschließlich vorne angesiedelt sind“.<br />

Bis Ralf Gille diese Erkenntnis gewinnen<br />

durfte, vergingen jedoch fast vier Jahre.<br />

Da er die W3 für sich behalten wollte, hatte<br />

er keine Eile mit dem Neuaufbau. Zumal<br />

im Teilepaket aus den USA einige entscheidende<br />

Positionen fehlten. Beispielsweise<br />

Teile der Elektrik und vom Schaltgestänge.<br />

Ebenso der hintere Kotflügel,<br />

die Endrohre und die Sitzbank. Was die<br />

originalgetreue Restaurierung doch erheb<br />

lich erschwerte, weil die Schalldämpfer<br />

und das Sitzmöbel bei der W3 eine<br />

eigen ständige Form besitzen. „Vor allem<br />

der W3-Auspuff mit den sich nach hinten<br />

konisch verjüngenden Dämpfern ist extrem<br />

selten, davon gibt es außerdem keine<br />

Reproduktionen“, zeigt der Experte die<br />

Schwierigkeiten bei der W3 auf.<br />

Dank seiner hervorragenden Kontakte<br />

nach Japan konnte er über seine dortigen<br />

Partner jedoch einen gut erhaltenen Originalauspuff<br />

auftreiben, der nach dem<br />

Verchromen nun ebenso neu glänzt wie<br />

die Nachbildung des hinteren Kotflügels.<br />

„Wegen der problematischen Teileversorgung<br />

bei der W3 war dies die bislang aufwendigste<br />

W-Restaurierung“, erzählt Ralf<br />

Gille, der mit Ausnahme der Lack- und<br />

Chromarbeiten sowie dem Honen der<br />

30 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Kawasaki W3 (1973)<br />

MOTOR: Luftgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, eine<br />

untenliegende Nockenwelle, je zwei Ventile pro Zylinder, über<br />

Stoßstangen und Kipphebel betätigt, Bohrung 74 mm, Hub<br />

72,6 mm, 624 cm³, Verdichtung 9:1, 53 PS bei 7000/min,<br />

Ölbadkupplung, Vierganggetriebe, Kettenantrieb<br />

FAHRWERK: Doppelschleifenrahmen aus Stahlrohr, Telegabel<br />

vorn, Zweiarmschwinge hinten, Doppelscheibenbremse vorn,<br />

Trommelbremse hinten, 217 kg vollgetankt, Tankinhalt 15 l<br />

KONTAKT: www.gille-restauration.de<br />

Das originale Helmschloss hat Gille nach langer Suche in Amerika aufgetrieben.<br />

Der komplette Werkzeugsatz wird für 500 Dollar gehandelt (u.)<br />

Zylinder alle Arbeiten selbst erledigt hat.<br />

So fand die Restaurierung im Herbst 2014<br />

ihr glückliches Ende.<br />

Zumindest für Ralf Eichentopf, der seinem<br />

Kumpel nach zwei Jahren heftigen<br />

Baggerns die W3 tatsächlich abschwatzen<br />

konnte. Da hat der eine Ralf dem anderen<br />

in einem schwachen Moment ein ganz<br />

starkes Angebot gemacht, das dieser nicht<br />

ablehnen konnte. „Na ja, wenigstens weiß<br />

ich, dass die W3 bei Ralli in guten Händen<br />

www.motorrad-classic.de<br />

ist“, tröstet sich Gille darüber hinweg. Und<br />

ist natürlich längst wieder auf der Suche<br />

nach einem GI, der nach seinem Militärdienst<br />

in Japan dereinst vielleicht eine W3<br />

nach Amerika mitgenommen hat.<br />

Wer nun eventuell selbst mit einem<br />

W-Modell liebäugelt, ist bei Ralf Gille an<br />

der richtigen Adresse. Weil der Mann<br />

nicht nur eine Schwäche für diese Kawasakis<br />

hat. Sondern, wie man hier sehen<br />

kann, auch ganz starke Argumente. ◻<br />

Ralf Gille (links) und Ralf Eichentopf<br />

(56) kennen sich seit acht<br />

Jahren. Was dem Zweitakt-Liebhaber<br />

das Abschwatzen der W3 wohl etwas<br />

erleichtert hat. „Als ich so eine Maschine<br />

in einem japanischen Magazin gesehen<br />

hatte, konnte ich einfach nicht mehr<br />

lockerlassen, ich musste diese Kawasaki<br />

unbedingt haben!“ Sie teilt sich den Platz<br />

in der Garage nun mit neun 500er- und<br />

vier 750er-Zweitakt-Kawas sowie einer Z1.<br />

Für Ralf Eichentopf, der bereits 650<br />

Kilometer mit der W3 zurückgelegt hat,<br />

ist der Twin „der perfekte Entschleuniger“,<br />

der ihm „völlig neue und bislang<br />

unbekannte Glücksgefühle beschert“.


SZENE I<br />

Ulrich Axler und seine Norton 16 H<br />

Magie des Ehrlic<br />

Ein traditionsbewusster Schuhmacher lebt in Lübeck seinen Traum vom ehrlichen<br />

Handwerk. Mit seiner englischen Lady, der Norton 16 H von 1936 als Alltags-Oldie.<br />

Text und Fotos von Thomas Schmieder<br />

Mein Freund Peter gab<br />

mir den heißen Tipp:<br />

„Ulrich ist Schuhmachermeister,<br />

bei ihm<br />

steht eine alte Vorkriegs-Norton im Laden,<br />

mit der er regelmäßig fährt.“ Okay Peter,<br />

Interesse geweckt. Zwei Tage später ist<br />

Ortstermin in der Brandenbaumer Landstraße<br />

69 in Lübeck. Hier wirkt die sonst<br />

so malerische Weltkulturerbe-Stadt ganz<br />

bescheiden. Eine Ausfallstraße aus der<br />

Hansestadt, die zu DDR-Zeiten schnur-<br />

lange im hohen Norden. Er führt mich<br />

durch seinen großen Laden, den er 1987<br />

übernahm. Dies hier ist eine Schuhmacherei<br />

von altem Schrot und Korn, Gegenentwurf<br />

zu Mister Minit & Co. „Ich bin<br />

einfach old fashioned“, bekennt Ulrich.<br />

Es riecht nach Lack, Leder, Gummi.<br />

Wir passieren Reklametafeln aus den<br />

60er-Jahren mit Aufschriften wie „Continental<br />

Absätze: enorm haltbar“ und pittoreske<br />

Apparate zur Erweiterung von<br />

Schuhen. Der NDR drehte hier einen TV-<br />

Beitrag zum Thema „Handwerk im Wandel“<br />

fürs Schleswig-Holstein-Magazin.<br />

„Diese alte Adler-Nähmaschine funktiostracks<br />

auf die schwer abgeschirmte<br />

Grenze zulief. Vor dem Gebäude aus<br />

rotem Backstein-Klinker stehen Strandkörbe,<br />

die Küste ist nah. „Schuhmacher<br />

Ulrich Axler“ steht über der Tür.<br />

Ein groß gewachsener, fröhlicher Mittfünfziger<br />

(Jahrgang 1961) tritt aus der Tür,<br />

trägt schwarze Klamotten und eine grüne<br />

Schürze. „Hallo, ich bin Ulrich“, begrüßt<br />

er mich freundlich. Und sieht ein bisschen<br />

aus wie der zehn Jahre ältere Wolfgang<br />

Niedecken von BAP in jüngeren Jahren.<br />

Auch Ulrich stammt aus dem Rheinland,<br />

aus Neunkirchen, einem „kleinen Kaff“ in<br />

der Nähe von Bonn, wohnt aber schon<br />

32 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Ein Fall für Haptiker, für Leute, die das Ehrliche lieben, schöne Formen und Materialien<br />

nicht bloß bewundern, sondern auch gern anfassen: Klassische Gummi-Absätze treffen auf<br />

Fress-Spuren an zwei kurz nacheinander festgegangenen Single-Kolben. Frisch renoviertes,<br />

pardon: repariertes Schuhwerk und Besitzerstolz im Pausenraum der Schuhmacherei<br />

hen<br />

niert astrein, kommt selbst durch dicke<br />

Ledertaschen.“ Besonders be geistert er<br />

sich für seine Hardo-Maschinen aus Bad<br />

Salzuflen: Zum Schleifen, Durchnähen,<br />

Polieren und Pressen mit drei bar Druck.<br />

Im Aufenthaltsraum kann der 54-Jährige<br />

sich in seinem Ein-Mann-Betrieb zurückziehen<br />

und hier seine Norton 16 H aus<br />

dem Jahr 1936 bewundern.<br />

Viel mehr als bloßes Zierstück<br />

Das fast 80 Jahre alte Motorrad strahlt in<br />

diesem Umfeld eine würdevolle Ruhe aus,<br />

umgeben von Norton-Werbeschildern und<br />

der originalen Bedienungsanleitung auf<br />

Englisch. Das H stand ja für „Home market“,<br />

Nortons Heimatmarkt. Die 16 H war<br />

Nortons am häufigsten und am längsten,<br />

von 1911 bis 1954, hergestellte Baureihe:<br />

Allein rund 100 000 Stück gingen als WD<br />

16 H („War Department“, Kriegsabteilung)<br />

ab 1936 ans britische Militär. Sie band zwar<br />

eine Menge Produktionskapazität, spülte<br />

aber auch viel Geld in die notorisch leeren<br />

Norton-Kassen. „Dieses Modell war massenhaft<br />

in olivgrün im Krieg“, berichtet<br />

Ulrich, „weil es gutmütig war und unverwüstlich.<br />

Viele Exemplare fuhren danach<br />

zivil umgebaut weiter.“<br />

Er liebt seine 14 PS starke, seitengesteuerte<br />

500er. „Alle 16 H-Modelle hatten<br />

eine 79er-Bohrung und 100 Millimeter<br />

Hub.“ Rost ist an der altehrwürdigen Lady<br />

kein Fremdwort, Ölnebel auch nicht. Sie<br />

ist eben kein Ausstellungsstück, trägt ehrliche<br />

Patina. „So, wie sie hier steht, fahre<br />

ich sie auch, mit Zulassung und TÜV.“ Und<br />

mit Bremse links und Fußschaltung rechts,<br />

samt erstem Gang oben. „Daran habe ich<br />

mich schnell gewöhnt.“<br />

Immerhin hat sie schon einen modernen<br />

Gasdrehgriff, Zündverstellung links<br />

am Lenker, Luftzufuhr rechts. Smiths-Tacho<br />

und Amperemeter funktionieren. Was Ulrich<br />

an seiner 16 H so mag? „Das ist alles<br />

begreifbare, sagenhaft einfache Technik.“<br />

An der 500er macht Ulrich die Wartung<br />

komplett selber: „Bremsen überholen, neue<br />

Kette, das Übliche. Zündung einstellen ist<br />

ein Kinderspiel. Um den Kopf runterzunehmen,<br />

etwa um die Kopfdichtung zu<br />

wechseln, sind bloß neun Schrauben zu<br />

lösen. Dann kann man auch in aller Ruhe<br />

die Ventile einstellen.“ Einmal musste er<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 33


SZENE I<br />

Ulrich Axler und seine Norton 16 H<br />

das Getriebe ausbauen, weil ein Riss im<br />

Gehäuse war. So konnte er die tatsächlich<br />

tadellosen Zahnräder kontrollieren.<br />

„Die 16 H ist ein einfaches und günstiges<br />

Fortbewegungsmittel. Sie läuft super,<br />

mit guter Gasannahme. Für ihre Epoche<br />

rennt sie wie der Teufel; man muss sich<br />

nur mal trauen, runterzuschalten, dem alten<br />

Bock auch mal die Sporen zu geben.“<br />

Lang gestreckt und flach sei sie, „der tiefe<br />

Schwerpunkt ist das A und O für gutes<br />

Fahrverhalten“. Auch die Ersatzteilversorgung<br />

sei sichergestellt, „es gibt fast alles<br />

noch, zum Teil original in braunem Wachspapier“.<br />

Ein dachförmiger Kolben komplett<br />

mit Ringen koste nur rund 100 Euro.<br />

Den Zylinder mit 40er-Übermaßkolben<br />

ließ der Handwerker ausschleifen.<br />

Innerhalb von wenigen Kilometern<br />

traten gleich zwei Kolbenklemmer auf,<br />

„mit schlimmen mechanischen Geräuschen.<br />

Aber das konnte doch nicht sein, so kurz<br />

hintereinander“. Des Rätsels Lösung? „Bei<br />

Ehrliche Patina<br />

stammt aus dem<br />

Einsatz im Alltag<br />

der Montage hatte ich aus Versehen mit<br />

der Dichtung eine Bohrung abgedeckt.<br />

Über sie gelangt Öl vom Zylinderfuß zu<br />

den Laufflächen des Kolbens.“ Problem erkannt,<br />

Gefahr gebannt. Auf Dauer.<br />

„Ansonsten ließ die Norton mich nie im<br />

Stich, ist voll alltagstauglich.“ Rund 9000<br />

Kilometer in 20 Jahren fuhren die beiden<br />

zusammen. Ulrich kaufte sie einst für 3500<br />

Mark von einem Engländer-Spezialisten<br />

bei Lübeck: „Ich sah immer die Leute auf<br />

englischen Mopeds durchs Dorf tuckern<br />

und wusste gleich: So etwas passt zu mir,<br />

mit einem Sound wie ein Lanz Bulldog.“<br />

Ulrich resümiert: „Die Norton springt<br />

immer an“, kickt sie zum Beweis an, bollert<br />

die Straße hoch und runter. Allerdings<br />

nervte ihn dabei doch der blaue Ölnebel<br />

im Abgas ein wenig. Ende 2014 fand er<br />

über eine Internet-Annonce einen identischen<br />

Ersatzmotor in Sachsen, „gleiches<br />

Baujahr, 1936!“ Er wurde für 400 Euro auf<br />

einer Holzpalette angeliefert, „hatte bloß<br />

10er-Übermaßkolben, zeigte im Zylinder<br />

noch die Honspuren“. Im Winter schliff<br />

Ulrich die Ventile neu ein, spendierte dem<br />

Vergaser neue Dichtungen, Schieber und<br />

Düsen. „Jetzt ist alles wieder tipptopp.“<br />

Kein Museumsstück: Der seitengesteuerte<br />

500er-Single mit der<br />

Trockensumpfschmierung hüllte<br />

sich gern mal in etwas Ölnebel. Inzwischen<br />

ist das Problem behoben<br />

Er mag „ehrliches Metall“. Nur im Laden,<br />

da ist Leder sein Lieblingsmaterial.<br />

Apart sind seine Tierhaut-Proben bis hin<br />

zu Krötenleder und Schubladen voller<br />

Druckknöpfe und Schnallen. Zu Hause<br />

hütet der Familienvater Bienenvölker, ist<br />

Hobby-Imker. Tradition und Handwerk.<br />

Vater und Großvater waren schon Schuhmachermeister,<br />

gute Reparaturen zu fairen<br />

Preisen waren Ehrensache.<br />

Gelernt hat Ulrich im väterlichen Betrieb<br />

in Siegburg, dann besuchte er die<br />

Meisterschule in Osnabrück. In seinen<br />

Betrieb baute er eine Absauganlage für<br />

Klebstoffdämpfe ein, wie man sie von<br />

Motor-Prüfständen kennt. Hand anlegen<br />

an Zweiräder lernte er früh, mit 14 besaß<br />

er eine Dreigang-Hercules. „Da packte ich<br />

neue Kolbenringe rein, doch danach lief<br />

sie eher schlechter“, gibt Ulrich ehrlich zu.<br />

Mit 18 Jahren kaufte er sich für 4800<br />

Mark eine nagelneue Yamaha XT 500. Damit<br />

düste er durch Eifel und Bergisches<br />

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SZENE I<br />

Ulrich Axler und seine Norton 16 H<br />

Einfühlungsvermögen: Meist kommt die<br />

Norton auf den ersten Tritt. Gewusst wie:<br />

Eigenbau-Absauganlage wie am Motoren-<br />

Prüfstand – für Klebstoff-Dämpfe statt Abgase!<br />

Stete Begleiter: ein „Engländer“ in<br />

der Werkzeugbox und Freude am Fahren<br />

Land („ich habe noch richtig Motorrad<br />

fahren gelernt“), bis sie dann in Holland<br />

geklaut wurde. Sein Faible für alte Fahrzeuge<br />

begann früh. Noch heute trauert<br />

Ulrich seiner Lambretta TV 175 vom Ende<br />

der 50er nach. „Das war wirklich ein toller<br />

Italo-Roller, doch 1999 habe ich ihn blöderweise<br />

verkauft. Heute ist er ein seltenes,<br />

super gesuchtes Modell.“ Dagegen<br />

war die ostdeutsche Schwalbe, die er mal<br />

für 250 Euro kaufte, echt gewöhnlich. Wo<br />

seine Begeisterung für alles Alte herkommt?<br />

„Das war schon immer so, ich bin<br />

Traditionalist.“ Charaktertypen favorisiert<br />

Ulrich auch bei Autos. Er hatte schon mit<br />

„Ich bin ein Gewohnheitsmensch,<br />

mag es,<br />

wenn Dinge einfach<br />

bleiben, wie sie sind“<br />

20 einen Opel Rekord Olympia: „Der war<br />

mein Jahrgang, 1961, mit seitlichen Flaggen<br />

an der C-Säule.“ Sein Traum ist ein<br />

Volvo P 1800 S. Aktuell hat er einen riesigen<br />

Amischlitten, einen Chrysler New<br />

Yorker von 1964. Die feisten Eckdaten des<br />

V8: 6,8 Liter Hubraum, 340 SAE-PS. Ein<br />

2,2-Tonner mit Trommelbremsen, der komplett<br />

ohne Elektronik auskommt, „dafür<br />

aber richtig Kraft von unten hat“.<br />

2012 bekam seine alte englische Dame<br />

echte Konkurrenz: Ulrich entdeckte seine<br />

Liebe zur jüngeren italienischen Geliebten,<br />

einer Moto Guzzi V 35 Imola. „Im Originalzustand<br />

mit 27 PS – das reicht für die<br />

Fahrt mit meinen Kumpels auf Yamaha SR<br />

500 über Landstraßen.“ Donnerstags fahren<br />

sie bei gutem Wetter gemeinsam zum<br />

Strand. „Das macht 'nen Riesenspaß, mit<br />

den alten Kisten über kleine Straßen zu<br />

cruisen – egal, ob mit Norton oder Guzzi.<br />

Dann trinkt man gemeinsam ein Bier und<br />

fährt ganz gemütlich wieder zurück.“<br />

Die V 35 gehörte einer Kundin, die<br />

„immer im feschen einteiligen Leder-Anzug<br />

fuhr“. Ihr Mann war „Guzzi-Spezialist<br />

alter Schule“. Doch die Dame trennte sich<br />

aus gesundheitlichen Gründen vom Motorrad.<br />

Ulrich dachte zuerst, ihm wäre das<br />

Motorrad zu klein. Doch es passte. Original<br />

30 000 Kilometer waren nicht viel, der<br />

Zustand okay: „Zuerst lief die Guzzi nicht,<br />

aber wegen Kleinigkeiten: Batterie laden,<br />

Vergaser reinigen, fertig.“ 1100 Euro<br />

machten Ulrich zum Guzzi-Eigner. Für<br />

zukünftig potenzielle Mehrleistung hat er<br />

noch den V2 einer Moto Guzzi V 65 parat.<br />

Bereits seit 15 Jahren macht Ulrich ambitioniert<br />

Musik, spielt E-Bass in der Band<br />

„Bluesm@il“. Schließlich geht es auch hier<br />

ja um ehrliches Handwerk und die Begeisterung<br />

fürs Authentische.<br />

◻<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> 13/1979<br />

Sie tragen dasselbe Vierzylinderherz in der<br />

Brust und haben auch sonst viele Bauteile gemeinsam,<br />

und doch sind Sport- und Chopper-<br />

Version der Suzuki GS 1000 von 1979 in ihrem<br />

Wesen grundverschieden.<br />

machen? Der Test in <strong>MOTORRAD</strong> 13/1979 soll es an den Tag bringen.<br />

Er bringt zunächst schnell die Erkenntnis, dass aus demselben 90 PS<br />

starken Motor der „normalen“ GS 1000 mittels anderer Auspuffanlage<br />

bei der L-Version ein DURCHZUGSSTÄRKERER ANTRIEB, passend zum<br />

Charakter des Choppers wird. Maximal 81 statt 77 Nm Drehmoment,<br />

das Ganze auch noch 1000/min früher, lassen die L satter durchziehen<br />

und im unteren Drehzahlbereich bulliger wirken.<br />

Die geringere Höchstgeschwindigkeit im Vergleich zur S (205 statt<br />

215 km/h) kann der Chopper-Fahrer gut verschmerzen, angesichts<br />

der aufrechten Sitzhaltung am hohen, geschwungenen Lenker macht<br />

Reisetempo über 140 sowieso keinen Spaß. Eher schon genießt man<br />

Fotos: MPS Fotostudio<br />

Suzuki GS 1000 S/GS 1000 L<br />

Rasen oder<br />

Cruisen<br />

Ende der 1970er frönt man bei Suzuki ganz ungeniert<br />

dem Baukastenprinzip: Plüschige Stufensitzbank und einen<br />

hohen Hirschgeweih-Lenker ans Basis-Bike dran – fertig ist<br />

der Chopper? Flacher Lenker, bunte Lackierung und Cockpitverkleidung<br />

dran – fertig ist der Sportler? Ist es wirklich so<br />

einfach, oder gehört mehr dazu, aus einem soliden Basis-<br />

Motorrad einen Sportler beziehungsweise Chopper zu<br />

Zwei Welten – ein Motor? Kann das funktionieren? Der Test von<br />

1979 stellt Sportler- und Chopper-Version ein gutes Zeugnis aus<br />

82<br />

85 67<br />

Was uns 1979 noch bewegte<br />

77<br />

71<br />

17. Januar<br />

Erstmals wird Smogalarm in der Bundesrepublik<br />

ausgelöst. Der Anteil von Schwefeldioxid in der<br />

Luft im Ruhrgebiet ist zu hoch.<br />

26. Februar<br />

Die neue vierteilige Montagabendserie „PS – Die<br />

Feuerreiter“ um eine jugendliche Rockerbande in<br />

einer deutschen Kleinstadt startet in der ARD.<br />

16. März<br />

In Frankfurt/Main wird bei einem Treffen von<br />

Bürgerinitiativen und Umweltschutzorganisationen<br />

das politische Listenbündnis „Die Grünen“<br />

gegründet.<br />

28. Mai<br />

Der Beitrittsvertrag mit Griechenland zur europäischen<br />

Gemeinschaft (EG) wird unterzeichnet.<br />

11. Juni<br />

John Wayne, einer der größten Westernhelden,<br />

verstirbt in Los Angeles.<br />

1. Juli<br />

Die Mehrwertsteuer wird von 12 auf 13 % erhöht.<br />

2. Juli<br />

Franz Josef Strauß (CSU) wird Kanzlerkandidat der<br />

38 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


im Sattel der L den satteren (und mit 109 zu<br />

102 Dezibel auch deutlich lauteren) Sound und<br />

das etwas agilere Handling, angesichts des<br />

kürzeren Nachlaufs. In puncto Sound muss man<br />

sich jedoch im Klaren sein, dass man nach wie<br />

vor einen SÄUSELNDEN, DREHFREUDIGEN<br />

VIERZYLINDER bewegt, der in den Augen<br />

echter Puristen nicht den kultigen, satten Schlag<br />

eines V2 ersetzen kann. So viel muss von<br />

Beginn an klar sein. Vibrationen, welcher Art<br />

auch immer, sind bei beiden Modellen zudem<br />

kaum ein Thema, allenfalls zwischen 6000 und<br />

7000/min sind sie dezent zu spüren. Erstaunliche<br />

Erkenntnis im Vergleich: Der Chopper<br />

bietet gar die etwas bessere Geradeauslaufstabilität.<br />

Turbulenzen an der eigentlich (vor<br />

allem den Oberkörper des Fahrers) gut vor<br />

Fahrtwind schützenden Lenkerverkleidung der<br />

S sorgen für leichte, aber gut beherrschbare<br />

Rührbewegungen.<br />

Apropos Verkleidung: Im Cockpit hinter der<br />

Scheibe der Sportlerin verbergen sich weitere<br />

Unterschiede. Während sich bei der S-Version<br />

über den beiden Runduhren zusätzlich zur<br />

Tankuhr (die wird beim Chopper im Drehzahlmesser<br />

integriert) noch eine Zeituhr und eine<br />

Öltemperaturanzeige findet, kann die L über<br />

die Standardausstattung hinaus nur MIT EINER<br />

GANGANZEIGE auftrumpfen. Beim üblicherweise<br />

gemütlichen Bummeln über die Landstraße<br />

dürfte hier aber meistens die rote Fünf<br />

aufleuchten – oft zurückschalten muss der<br />

GS-Fahrer weder auf der L noch auf der S,<br />

sofern er es nicht wirklich eilig hat. Will er<br />

doch mal einen Ampelsprint gegen einen aufmüpfigen<br />

Gegner gewinnen, hat er auf der<br />

Chopper-Version gar die besseren Karten – von<br />

null auf hundert hat die L mit 4,3 Sekunden<br />

(S: 4,5 s) gar die Nase leicht vorn, erst jenseits<br />

der 130 km/h macht sich die bessere Aerodynamik<br />

der Sportlerin bezahlt.<br />

Obwohl die Sportlerin, artgerecht bewegt,<br />

im Test minimal mehr Sprit verbraucht hat,<br />

bietet sie dank ihres mit 20 Liter deutlich<br />

üppigeren Tankinhalts (L-Version: 15,2 Liter) die<br />

größere Reichweite. Der Chopper-GS-Treiber<br />

kommt kaum 200 Kilometer weit, sollte sich am<br />

besten schon nach 150 Kilometern nach einer Tankstelle umsehen.<br />

Aufsehen erregen und Passanten zum Umdrehen bewegen, das<br />

können beide GS-Versionen bestens. Einen farbenfroh lackierten<br />

Sportler mit markanter Verkleidung und einen dicken Vierzylinder-<br />

Chopper sieht man (jedenfalls 1979) nicht alle Tage. Beide sind<br />

Hingucker und taugen FÜR DEN PASSENDEN AUFTRITT AUF DER<br />

Reklame<br />

Der „Wille zur Weiterentwicklung und Erneuerung“, so Honda,<br />

führte zur Entstehung der CBX – und hatte dieser den<br />

Sieg bei der Wahl zum Motorrad des Jahres 1978 beschert.<br />

SHOWMEILE der Stadt. Weil auch der Preis (die L-Variante ist<br />

mit 10970 Mark nur 200 Mark teurer) beim Kauf wohl kaum das<br />

entscheidende Argument liefert, bleibt es letztlich jenseits aller<br />

rationalen Erwägungen und technischer Ähnlichkeiten eine reine<br />

Geschmackssache und Typfrage. Bist du eher Raser oder Cruiser?<br />

In jedem Fall bietet Suzuki die passende GS 1000.<br />

◻<br />

CDU/CSU für die Bundestagswahl 1980.<br />

16. Juli<br />

Erstmals kostet ein Liter Benzin in Deutschland<br />

mehr als eine Mark.<br />

16. September<br />

Zwei Familien gelingt eine spektakuläre Flucht aus<br />

der DDR mit einem selbstgebauten Heißluftballon.<br />

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24. Oktober<br />

Die Bundesregierung beschließt, die Sommer­<br />

84<br />

82 80 68<br />

zeit in der Bundesrepublik Deutschland einzu­<br />

82<br />

führen.<br />

Musik<br />

In den Hitparaden rangieren 1979 folgende Hits<br />

ganz vorn: „Y.M.C.A.“ von den Village People,<br />

„Dschinghis Khan“ von Dschinghis Khan,<br />

„Born to be alive“ von Patrick Hernandez und<br />

„Pop Muzik“ von M.<br />

Film<br />

Die Kinohits des Jahres 1979 sind unter anderem:<br />

„Das Dschungelbuch“, „Louis‘ unheimliche Begegnung<br />

mit den Außerirdischen“, „Das Krokodil<br />

und sein Nilpferd“ und „James Bond 007 – Moonraker<br />

– Streng geheim“.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 39


SZENE I<br />

Münch Spezial 500<br />

Friedels Erste<br />

Erst Münch Special, dann Münch Spezial – Friedel entwickelte bei seinem ersten<br />

selbst gebauten Renner nicht nur den Namen weiter, sondern auch die Technik.<br />

Text: Erik Meesters; Fotos: Archiv Meesters, Archiv Manfred Münch<br />

www.motorrad-classic.de


Die Münch Spezial war ein beeindruckendes<br />

Motorrad mit<br />

vielen außergewöhnlichen technischen<br />

Details. Dennoch hat<br />

Münch seine 500er zwischen 1950<br />

(Foto oben) und 1957 ständig<br />

verbessert und weiterentwickelt<br />

(rechts)<br />

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Als ich im September 2013 das Buch „Mit<br />

Herz und Seele“ über die Geschichte<br />

von Friedel Münch und Helmut Fath<br />

veröffentlicht hatte, dachte ich, dass ich<br />

aufgrund der gründlichen und damit sehr zeitaufwendigen<br />

Recherchen eigentlich alle wichtigen Fakten über das<br />

Leben und Wirken von Friedel Münch zusammengetragen<br />

hatte. Schließlich hatte ich ja mit vielen Wegbegleitern des<br />

unermüdlichen Tüftlers gesprochen, Verwandten, Freunden<br />

und ehemaligen Mitarbeitern.<br />

Dabei sind viele überraschende Fakten und Projektpläne<br />

ans Licht gekommen, die damals wie heute nur<br />

einem kleineren Kreis bekannt waren. Aber, wie heißt es<br />

so schön: Man lernt nie aus. Zu verdanken habe ich diese<br />

Erkenntnis einer Vielzahl von Menschen, die mir schon<br />

kurz nach der Veröffentlichung ergänzende Informationen<br />

zukommen ließen. Einer dieser liebenswerten „In formanten“<br />

ist Stefan Schnitzler aus Ockstadt, ein 82-jähriger<br />

Motorrad-Enthusiast und Sammler von Büchern zu diesem<br />

Thema.<br />

Der unbekannte Schatz aus der Werkhalle<br />

Der ehemalige Weggefährte von Friedel Münch kontaktierte<br />

mich nach der Buchvorstellung im idyllischen Saalbau-Museum<br />

von Nieder-Florstadt. Dort sind auch viele<br />

Objekte von Münch zu besichtigen, der ja zu den lokalen<br />

Berühmtheiten in dem hessischen Örtchen gehört. Im Gespräch<br />

mit Stefan Schnitzler stellte sich heraus, dass der<br />

passionierte Sammler im Besitz von zirka 30 Zeichnungen<br />

war. Darunter sowohl Konstruktionszeichnungen als auch<br />

Zeichnungen anstehender Projekte, mit denen sich der<br />

junge Friedel Anfang der 1950er-Jahre beschäftigt hatte.<br />

Diese Zeichnungen lagerten ursprünglich in der Fabrik<br />

von Ossenheim, wo Friedel Münch und Floyd Clymer die<br />

damals kleinste Motorradfabrik der Welt aufgebaut hatten.<br />

Nachdem Münch das neue Werk in Altenstadt fertiggestellt<br />

hatte, bat er 1971 besagten Herrn Schnitzler, die<br />

ehemalige Schmiede zu entrümpeln. „Besenrein muss es<br />

sein!“, erinnert sich Stefan Schnitzler noch genau an Friedels<br />

Anweisungen. Dabei fand Schnitzler viele Originalzeichnungen,<br />

die jedoch nicht auf dem Müll landeten.<br />

Nein, das brachte Schnitzler nicht übers Herz.<br />

Er entschloss sich vielmehr, diese einzigartigen<br />

Dokumente für spätere Generationen<br />

aufzubewahren. Nach über 40 Jahren erzählte<br />

mir der offenherzige Hesse, dass er viele<br />

Jahre lang auf jemanden gewartet hatte, der<br />

– genau wie er damals – die Bedeutung dieser<br />

Zeichnungen erkennen würde und sich für<br />

den Erhalt dieses technischen deutschen<br />

Kulturguts für die Nachwelt einsetzen würde.<br />

Außerdem war Schnitzler in unserem Gespräch<br />

sehr daran gelegen, diese Dokumente<br />

der Öffentlichkeit nahezubringen.<br />

Beim Sichten des Materials stellte ich fest,<br />

dass es sich bei den Zeichnungen um einen<br />

wahren Schatz handelt. Trotz meiner langjährigen<br />

Recherchen bin ich hier auf – zumindest<br />

für mich – unbekannte Dokumente<br />

gestoßen. Eine dieser Zeichnungen zeigt beispielsweise<br />

den Grundriss für eine Halle, die<br />

Münch irgendwann mal am Ortsrand von<br />

Nieder-Florstadt geplant hatte. Von früheren<br />

Recherchen wusste ich, dass so eine Halle angedacht<br />

war, hier hielt ich nun die Bestätigung<br />

in den Händen! Allerdings dürften sich<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 41


SZENE I<br />

Münch Spezial 500<br />

Die Münch Spezial macht aus jeder Perspektive<br />

einen hervorragenden Eindruck. Die<br />

hydraulische Telegabel stammt ursprünglich<br />

von einer Horex Regina. Friedel hat sie jedoch<br />

in vielen Details verstärkt und für den<br />

Renneinsatz angepasst. Eigenbauten waren<br />

auch die markanten Luftfederbeine (rechts)<br />

die Banken damals nicht gerade um eine Finanzierung gerissen<br />

haben, da die Zukunft für die schnellen Motorräder<br />

nicht besonders rosig ausgesehen hatte.<br />

Doch Friedel Münch glaubte an die Zukunft dieser<br />

Zweiräder. Während er tagsüber seine Zeit der Wartung<br />

von Kunden-Motorrädern widmete, sowohl für den Straßenverkehr<br />

als auch für die Rennen in der Ausweisklasse,<br />

saß er in den Abendstunden oft bis tief in die Nacht vor<br />

seinem Zeichenbrett, um seine Ideen auszuarbeiten. Dabei<br />

fällt auf, dass er für alle Motoren in seinen Zeichnungen<br />

ein vertikal teilbares Gehäuse vorgesehen hatte.<br />

In den Zeichnungen habe ich sieben bis jetzt unbekannte<br />

Motorentypen entdeckt. Darunter beispielsweise<br />

einen Einzylinder-Viertakter mit einem Zahnradantrieb<br />

der obenliegenden Nockenwelle. Jedes Zahnrad des Nockenwellenantriebs<br />

sollte demnach ein Rollenlager besitzen.<br />

Hochmodern erscheint im Rückblick auch ein Zweizylinder-Viertakter<br />

mit zwei obenliegenden Nockenwellen<br />

mit halbkugelförmigen Brennräumen, um für eine optimale<br />

Füllung jeweils zwei große Ventile darin unterbringen<br />

zu können. Weiterhin sieht man auf einer dieser Konstruktionszeichnungen<br />

einen Vierzylinder mit horizontal liegenden<br />

Zylindern mit horizontal geplanten Einlasskanälen.<br />

Diese Konstruktion hatte Friedel für ein Renngespann erdacht.<br />

Nicht zu vergessen den im Stile einer Panther gezeichneten<br />

Single mit schräg stehendem Zylinder. Bemerkenswert<br />

ist außerdem ein weiterer Entwurf eines riesigen<br />

Einzylinders mit einem Hubraum von gut und gerne zwei<br />

Litern! Zylinder und Kolben für dieses von Friedel geplante<br />

Projekt stammten von einem M48 Patton-Panzermotor, ein<br />

Produkt der amerikanischen „Detroit Arsenal Tank Plant“<br />

aus Warren in Michigan.<br />

Interessant war für mich zudem die Entdeckung, dass<br />

Friedel seine Motoren schon Ende der 1950er-Jahre mit<br />

einem Eigenbaukompressor ausstatten wollte, und zwar<br />

nach dem Vorbild von Arnold Zoller. Die Sternkolbenkompressoren<br />

des Schweizer Zweitaktspezialisten sorgten vor<br />

allem an den Rennmaschinen von BMW, DKW und NSU<br />

für einen Leistungsschub. Friedel hat diese Pläne allerdings<br />

aufgrund Zeitmangels nicht realisieren können.<br />

Woran vermutlich seine<br />

erste Eigenkonstruktion, die<br />

Münch Spezial, nicht ganz<br />

unschuldig gewesen sein<br />

dürfte, mit der Friedel schon<br />

in der Saison 1949 bei Ausweisrennen<br />

angetreten war.<br />

Diese Ur-Münch war ein<br />

ganz besonderes Motorrad.<br />

Nicht nur, weil Friedel den<br />

dohc-Einzylinder von 1950<br />

an stetig weiterentwickelte,<br />

sondern weil er seine Eigenkonstruk<br />

tion damals auch<br />

anderen Fahrern für die<br />

populären Ausweisrennen<br />

überlassen hatte.<br />

Karl Reese bezeichnete<br />

die Spezial als einen der<br />

schönsten Eigenbauten jener<br />

Jahre. Umso glücklicher<br />

bin ich, dass Stefan Schnitzler<br />

davon neben einigen<br />

Zeichnungen auch das Motorgehäuse<br />

und den Zylinderkopf<br />

aufbewahrt hat!<br />

42 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Stefan Schnitzler (82) ist es<br />

zu verdanken, dass sowohl<br />

zahlreiche Konstruktionszeichnungen<br />

als auch von<br />

Friedel Münch selbst gefertigte<br />

Bauteile vor über<br />

40 Jahren nicht auf dem<br />

Müll landeten, sondern<br />

heute als technisches<br />

Kulturgut für Interessierte<br />

wieder zugänglich sind.<br />

Rechts die Zeichnung eines<br />

Einzylinder-Projekts mit<br />

Zylinder und Kolben eines<br />

M48-Panzers. Daneben das<br />

Horex/Columbus-Kurbelgehäuse,<br />

das als Basis der<br />

„Spezial“ diente. Darunter<br />

sieht man den von Schnitzler<br />

aufbewahrten Alu-Zylinderkopf,<br />

den Münch<br />

einst für seine 500er-Rennmaschine<br />

konstruiert hatte<br />

Wandel durch stetige Verbesserungen<br />

Womit wir uns nun eingehender mit der Technik dieses<br />

Eigenbaus beschäftigen können. Denn die hat es in sich,<br />

obwohl Münch als Ausgangsbasis das Kurbelgehäuse<br />

einer Horex S 500 von Hermann Reeb wählte. Allerdings<br />

hat er daran so viel geändert, dass man ohne Weiteres von<br />

einer eigenen Konstruktion sprechen kann. Aufgrund dieses<br />

stark modifizierten Motorblocks wird diese 500er von<br />

Kennern auch als das erste Münch-Motorrad überhaupt<br />

angesehen. Eine Maschine, die sich jedoch immer wieder<br />

verändert hat, weil Friedel sie von 1950 bis 1957 sowohl in<br />

Sachen Schmierung als auch im Hinblick auf Vergaser, Primärantrieb,<br />

Zylinderkopf, Benzintank und vielen weiteren<br />

Details stets weiterentwickelt hat. Das betraf ebenso die<br />

Bezeichnung: Anfang 1951 hieß das Motorrad „Münch<br />

Special“, im Jahr darauf „Münch Spezial“.<br />

Das Kurbelgehäuse bestückte er mit einer selbst angefertigten<br />

Kurbelwelle, die mit einem Norton-Pleuel ausgestattet<br />

wurde. Auch den Leichtmetallkolben konstruierte<br />

er selbst und ließ ihn nach seinen Zeichnungen beim<br />

Kolbenspezialisten Mahle gießen. Der enorme Aluminium-<br />

Zylinder war aus dem Vollen gedreht und sorgte dank der<br />

großzügigen Verrippung für eine effiziente Kühlung. Den<br />

mächtigen Einzylinder schraubte er dann in ein abgeändertes<br />

NSU-Chassis des Typs 601 OSL und koppelte den<br />

Antrieb mit einem modifizierten Viergang-Sportgetriebe<br />

von Saroléa (Belgien). Die Kupplung stammte ebenfalls<br />

von Saroléa. Als Vorderradaufhängung kam eine nach eigenen<br />

Ideen verstärkte Telegabel der Horex Regina zum<br />

Einsatz, hinten federten zwei ebenfalls in Eigenregie gefertigte<br />

Luftfederbeine. Eigenbauten waren weiterhin die<br />

Vollnaben-Trommelbremsen in Vorder- und Hinterrad.<br />

Mit seinem etwa 156 Kilogramm leichten und später<br />

rund 50 PS starken Motorrad, das laut Friedel „so schnell<br />

wie eine gute Norton Manx” lief, beteiligte er sich 1950 an<br />

regionalen Rennen, wie auf dem nahen Schottenring. Auch<br />

beim Grugapark-Rennen 1951 sorgte Münchs Eigenkonstruktion<br />

für viel Aufsehen. Nicht nur für Kenner der Szene<br />

war offensichtlich, dass hier ein richtiger Fachmann am<br />

Werk war. Kein Wunder, dass selbst ein kritischer Zeitgenosse<br />

wie Ernst „Klacks“ Leverkus von Friedels Kreation<br />

enorm begeistert war, was sich aus den folgenden Zeilen<br />

herauslesen lässt: „Er baute einen ganz besonderen Rennvogel,<br />

das dollste Dings, das ich bei Nachwuchs rennen<br />

laufen sah. Nicht nur wegen der Absonderlichkeit der<br />

einzelnen Teile der Konstruktion, auch wegen der kaum<br />

glaublichen, sauberen Verarbeitung aller Einzelheiten.<br />

Beim ersten Hinsehen meint man wohl, die Maschine<br />

stamme aus der Rennabteilung etwa von NSU, deren<br />

Stücke wegen des besonders sorgfältigen Finishs immer<br />

wieder auffielen. Nur sehr wenig Fremdteile stecken in der<br />

Münch Spezial, man kann sagen, dass die Maschine völlig<br />

selbst konstruiert, gezeichnet und gebaut wurde.”<br />

DATEN<br />

Münch Spezial 500 (Stand 1950)<br />

Motor: Einzylinder-Viertaktmotor, Kurbelgehäuse von Horex S<br />

500 mit Eigenbau-Kurbelwelle und Norton-Pleuel sowie Mahle-<br />

Kolben, Zylinder und Kopf mit zwei obenliegenden, über Königswelle,<br />

Zahnräder und Kette angetriebenen Nockenwellen (Eigenbau),<br />

zwei kipphebelbetätigte Ventile, Bohrung x Hub 86 x 86<br />

mm, Verdichtung 8,5:1, Hubraum 499 cm³, Leistung zirka 44 PS<br />

bei 8400 bis 8800/min, Trockensumpfschmierung<br />

Kraftübertragung: Mehrscheiben-Trockenkupplung und Vierganggetriebe<br />

von Saroléa, Kettenantrieb<br />

Fahrwerk: Modifiziertes Chassis der NSU 601 OSL mit verstärkter<br />

Telegabel der Horex Regina, Zweiarmschwinge mit zwei<br />

selbst gebauten Luftfederbeinen, Eigenbau-Duplexbremsen aus<br />

Leicht metall, Reifen vorn 2.75-19, hinten 3.25-19<br />

Maße und Gewicht:Radstand 1460 mm, 156 kg (fahrfertig)<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 43


SZENE I<br />

Münch Spezial 500<br />

Nach einem Sturz beim Rennen in Bad Mingolsheim,<br />

wobei er sich einen Leberriss zuzog, beschloss der unglückliche<br />

Rennfahrer, seinen Helm an den Nagel zu hängen<br />

und sich fortan auf das Tunen seiner Rennmaschine zu konzentrieren,<br />

die er dann ja auch mehrmals auf den jeweils<br />

neuesten Stand der Technik umgebaut hat.<br />

Anfänglich hatte das selbst gefertigte Leichtmetall-<br />

Nocken wellengehäuse zwei obenliegende Nockenwellen,<br />

die von der Kurbelwelle via Rex-Königswelle, konische<br />

Zahnräder und einer Kette – zwischen den Wellen – angetrieben<br />

wurden. In der letzten Ausbaustufe sorgten<br />

dagegen sieben Zahnräder im Nockengehäuse für den<br />

Antrieb der beiden obenliegenden Nockenwellen. Friedel<br />

wählte diese Lösung, weil Zahnräder selbst bei hohen Drehzahlen<br />

exakte Steuerzeiten garantieren. Seine Konstruktion<br />

erinnerte somit stark an die Zylinderköpfe von Ronald<br />

Schnell oder Moto Parilla. Da durch die ständigen Optimierungen<br />

die Leistung weiter stieg, hatte Münch die veraltete<br />

Saroléa-Kupplung zwischenzeitig durch ein Bauteil aus<br />

einem NSU 601-Heeresmodell ersetzt.<br />

Beim Vergaser entschied er sich letztlich für einen<br />

Dellorto SSI-Vergaser, den er auf einen mit Kühlrippen versehenen<br />

Flansch montierte, um das Benzin-Luftgemisch für<br />

eine maximale Füllung des Einzylinders zu kühlen. Auch<br />

das Schmiersystem war laut Friedel entscheidend für Erfolge<br />

im Rennsport. Daher baute der unermüdliche Konstrukteur<br />

die Frischölschmierung zu einer Trockensumpf-<br />

Umlaufschmierung mit zwei Ölkreisläufen um, die dem<br />

thermisch hoch belasteten Einzylinder unter allen Bedingungen<br />

eine ausreichende Schmierung gewährleisten<br />

sollte. Der Schmierstoff musste auf seinem Weg zurück in<br />

den separaten Tank einen Ölfilter und einen Alukühler<br />

passieren, danach wurde das Öl in den Tank gepumpt, wo<br />

es weiter abkühlen konnte, bevor es wieder zu den neuralgischen<br />

Schmierstellen im Motor befördert wurde.<br />

Da Münch seine M-Spezial ständig weiterentwickelte,<br />

war sie über einen längeren Zeitraum konkurrenzfähig.<br />

Karl Lottes aus Marburg wurde 1951 mit der Doppel nocken-<br />

Rennmaschine Fünfter beim Dieburger Dreiecksrennen.<br />

Ein weiterer Fahrer der Münch Spezial war Fred Bauer aus<br />

Hanau, der mit ihr beim Herkules-Bergring-Rennen 1952<br />

einen fantastischen Sieg einfahren konnte.<br />

Der Letzte, der die 500er-Münch im Rennen eingesetzt<br />

hatte, war Volker Sachs. Danach fristete der mittlerweile<br />

veraltete Motorblock in einer Ecke der Fabrik in Ossenheim<br />

Dass die Norton Manx zumindest stilistisch<br />

Vorbild war, zeigt nicht zuletzt der Blick in das<br />

kurze, offene Megafon (oben). Nach seinem<br />

schweren Sturz in Bad Mingolsheim konzentrierte<br />

sich Friedel auf die Weiterentwicklung<br />

seiner 500er, die er anderen Fahrern überließ.<br />

Der letzte Münch-Pilot war Volker Sachs (r.)<br />

44 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong>


Hier sieht man die Münch<br />

S pezial in ihrer letzten Ausbaustufe.<br />

Nicht nur der Alutank ist<br />

ein anderer, sondern auch die<br />

Technik. Der Hubraum war auf<br />

510 cm³ angewachsen, ebenso<br />

die Leistung auf rund 50 PS. Die<br />

belastbarere Kupplung stammte<br />

aus einer NSU 601 OSL, und<br />

der Antrieb der beiden obenliegenden<br />

Nockenwellen erfolgte<br />

nun vom Königswellen-<br />

Kegel rad über kugelgelagerte<br />

Zahnräder. Klacks, beeindruckt<br />

von Friedels Arbeit, zeigte sich<br />

seinerzeit begeistert, „wie sauber<br />

zum Zylinder und Zylinderkopf<br />

alle Details gefertigt sind“<br />

sein Dasein, bis er von Stefan Schnitzler nach der Fabrikschließung<br />

vor der Verschrottung gerettet wurde.<br />

Das ist jetzt über 40 Jahre her. Seitdem hatte Schnitzler<br />

die Teile unangetastet in einer Ecke seines Hauses liegen.<br />

Nun hat er sie meiner Stiftung „Münch by Meesters“ zur<br />

Restaurierung übergeben, worüber ich sehr dankbar bin.<br />

Das Kurbelgehäuse und der geschmiedete Zylinderkopf<br />

der Spezial bekommen zunächst einmal einen Ehrenplatz<br />

neben dem ersten Eigenbau-Vierzylinder, der Münch RS-4,<br />

deren Motorblock die Stiftung schon früher erworben hat.<br />

Jetzt spukt mir im Kopf herum, die Münch Spezial wieder<br />

auferstehen zu lassen. So eine Restaurierung würde<br />

nach Ansicht von Horex-Spezialist Helmut Diemer „Arbeit<br />

ohne Ende” bedeuten, da Friedel fast alles selbst angefertigt<br />

hatte. Was bedeutet, dass der Wiederaufbau ja genau<br />

so erfolgen müsste – eine teure Angelegenheit! Wer mich<br />

dabei unterstützen möchte, ist herzlich eingeladen! Ich<br />

suche vor allem weitere Fotos und Zeichnungen, die bei<br />

dieser Restaurierung behilflich sein können.<br />

◻<br />

INFO<br />

Stiftung „Münch by<br />

Meesters”<br />

Erik Meesters gründete 2013 die Stiftung<br />

„Münch by Meesters”. Ziel ist der Erhalt<br />

des Nachlasses von Friedel<br />

Münch und Helmut Fath. Die Stiftung<br />

besitzt ein umfangreiches digitales Bildarchiv,<br />

wie es kein zweites gibt. Dazu<br />

auch viele Dokumentationen, Zeichnungen<br />

und Bilder. Somit also ideale Bedingungen<br />

für Forschungen zu Friedel Münch und Helmut Fath.<br />

Die Stiftung ist Enthusiasten wie Stefan Schnitzler sehr dankbar,<br />

die solche Zeichnungen und Fotos an die Stiftung übertragen.<br />

Weitere Informationen unter www.munchbymeesters.nl<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 45


SZENE I<br />

Nachrichten, Termine, Tipps<br />

Foto: fact<br />

Foto: ADAC<br />

Auf zwei, drei und vier Rädern: drei<br />

Tage Klassik-Rennsport vom Feinsten<br />

Schon immer unvergleichlich: die<br />

Kulisse beim Start am Sachsenring<br />

Aufwärm-Runde<br />

Der Termin der Sachsenring <strong>Classic</strong> rückt näher, der Veranstalter<br />

und die zahlreichen prominenten Teilnehmer laufen sich<br />

allmählich warm für das große Event auf dem Traditionskurs.<br />

Nach dem großartigen Auftakt im<br />

letzten Jahr verspricht die Sachsenring<br />

<strong>Classic</strong> <strong>2015</strong> sogar ein noch bunteres,<br />

besser besuchtes Spektakel zu werden.<br />

Vom 19. bis 21. Juni finden so nicht nur<br />

zahlreiche spannende Wertungsläufe zur<br />

Deutschen Historischen Motorradmeisterschaft<br />

statt, sondern es werden auch immer<br />

mehr Namen prominenter ehemaliger<br />

Renngrößen bekannt, die ihre Teilnahme<br />

zugesagt haben. Dazu zählt nun auch<br />

der Brite Chas Mortimer, mehrfacher TT-<br />

Gewinner und bis heute der einzige Motorradrennfahrer,<br />

der Siege in der 125er-,<br />

250er-, 350er-, 500er- und 750er-WM-<br />

Klasse vorzuweisen hat. Er wird mit der<br />

Wir verlosen je 10-mal<br />

die Pakete 1 bis 3:<br />

500er-Yamaha an den Start gehen, mit der<br />

er bereits 1972 auf dem Sachsenring den<br />

fünften Platz belegte.<br />

Im Fanbereich von <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong><br />

im Fahrerlager 1 wird natürlich ebenfalls<br />

viel geboten: Hier hat man nicht nur einen<br />

perfekten Blick auf die Siegerehrung, hier<br />

sind auch zahlreiche historische Rennmaschinen<br />

zu bestaunen, unter anderem<br />

die originalen Superbike-Maschinen<br />

Ducati 888, Yamaha YZF 750, Kawasaki<br />

ZXR 750 und Suzuki GSX-R 750, zudem<br />

eine bildschön restaurierte Yamaha TZ 750<br />

von 1981 und eine Honda RS 500 von<br />

1986. Mehr Infos zur Veranstaltung unter<br />

www.sachsenring-classic.de<br />

Foto: Archiv<br />

Chas Mortimer hat in den 1970er-<br />

Jahren diverse TT-Siege gefeiert<br />

46 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong><br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>-HELDEN-Paket 1:<br />

- 2 Wochenendtickets und Parkausweis<br />

- Kostenlose Teilnahme am Fankorso der Klasse 1 oder 2:<br />

15-minütige Präsentationsfahrt auf dem Traditionskurs<br />

am 19.06.<strong>2015</strong> ab 18 Uhr. Weitere Infos:<br />

http://www.sachsenring-classic.de/fankorso<br />

- Fahrerlagerführung mit Chefredakteur Michael Pfeiffer<br />

- Benzingespräche mit Redakteuren<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>-HELDEN-Paket 2:<br />

- 2 Wochenendtickets und Parkausweis<br />

- Come-together mit Fahrern der Pro Superbike<br />

- Fahrerlagerführung mit Chefredakteur Michael Pfeiffer<br />

- Benzingespräche mit Redakteuren<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>-HELDEN-Paket 3:<br />

- 2 Wochenendtickets und Parkausweis<br />

Bitte senden Sie uns eine E-Mail<br />

mit der Angabe, welches Paket<br />

Sie möchten, Ihrer Abo-Nummer<br />

und Adresse an<br />

gewinnspiele@motorradhelden.de<br />

Stichwort: Sachsenring <strong>Classic</strong><br />

Am Gewinnspiel teilnehmen<br />

können alle Mitglieder der<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-HELDEN. Einsendeschluss<br />

ist der 07. Juni <strong>2015</strong>.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen,<br />

eine Barauszahlung der Preise ist<br />

nicht möglich.


Top Gear-Kultfigur James<br />

May, alias „Captain slow“<br />

steht auch auf schnelle<br />

Bikes. Die RC 30 wird nicht<br />

verhökert – vorerst<br />

Die Bikes der Top Gear-Stars bei Bonhams<br />

Richard Hammond und James May verkleinern<br />

ihre Sammlung an Bike-Klassikern.<br />

Die beiden (Ex-)Moderatoren der<br />

britischen Kult-Autosendung Top Gear<br />

trennen sich von einigen ihrer Bikes. Wobei<br />

May mit britischem Schmunzeln hinzufügt:<br />

„Nur weil ich arbeitslos bin, heißt das nicht,<br />

dass ich alles verscherbeln muss.“ Vielmehr<br />

soll Platz geschaffen werden für neue<br />

Schätzchen. Insgesamt acht Motor räder hat<br />

May beim Bonhams Spring Stafford Sale<br />

am 26. April angeboten, darunter die von<br />

Deus Ex machina gebaute Yamaha SR 400<br />

(Schätzpreis ca. 11 000 bis 17 000 Euro)<br />

und die FS1-E sowie „ein Kanu und einige<br />

Gemälde...“. Hammond trennt sich u.a.<br />

von seiner 1977er-Gold Wing und dem<br />

Triton 500 Café Racer (ca. 11 000 Euro).<br />

Fotos: Bonhams<br />

Richard Hammond verkauft<br />

ebenfalls nicht<br />

aus finanzieller Not<br />

– seine Vincent<br />

Black Shadow<br />

behält er<br />

nämlich<br />

Je oller, je doller<br />

Die Kaiserstadt Bad Ischl bietet auch <strong>2015</strong> die passende<br />

Kulisse für den Start zur Franz Josefs Fahrt.<br />

Das Treffen der Klassiker bis Baujahr 1929 (Solobikes und<br />

Gespanne) startet für die früh Angereisten bereits am<br />

16.10. abends um 19 Uhr mit dem Stammtisch. Die Teilnehmer<br />

der Ausfahrt am 17.10. versammeln sich um<br />

9 Uhr im Kurpark, die Route ist materialschonend ausgelegt,<br />

das heißt auf recht ebener Strecke und mit überschau<br />

barer Länge. Wer möchte, kann die Runde mehrfach<br />

absolvieren. Nachmittags geht es zum Schaulauf<br />

durch die gesperrte Innenstadt. Anschließend Präsentation<br />

der Fahrzeuge im Kurpark, auch für mitgebrachte,<br />

nicht fahrbereite Bikes. Sonntags startet dann die (Gratis-)<br />

Ausfahrt für Bikes aller Baujahre. Infos und Anmeldung<br />

(bis 30.9.): www.mvca.at oder h.denzel@gmx.at<br />

Fotos: Herbert Denzel<br />

Gore-Tex und Protektoren wird<br />

man bei den Teilnehmern der Franz<br />

Josefs Fahrt vergeblich suchen –<br />

um zum Bike und Baujahr passende<br />

Kleidung wird vielmehr ausdrücklich<br />

gebeten. Mit vollem Erfolg, wie<br />

man auf den Bildern links sieht<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 47


SZENE I<br />

Nachrichten, Termine, Tipps<br />

Fotos: bikersclassics<br />

Die wilde 13<br />

Zum 13. Mal wird bei den Bikers‘ <strong>Classic</strong>s<br />

in Spa-Francorchamps vom 3. bis 5. Juli<br />

feinster Klassik-Rennsport geboten.<br />

In gewohnter Weise werden sich exklusive<br />

klassische Modelle und bekannte Fahrer der<br />

Vergangenheit ein Stelldichein geben.<br />

Während solche Höhepunkte wie zum<br />

Beispiel die Paraden der Asse und das Klassik-Rennen<br />

der „4 Stunden von Spa“ bereits<br />

Dauerbrenner sind, wird die Ausgabe <strong>2015</strong><br />

ein Novum enthalten. Dieses besteht in<br />

einem „Lifestyle Village“, welches ganz<br />

auf den aktuellen Trend zum legendären<br />

„Café Racer“ ausgerichtet ist..<br />

In diesem Bereich werden Besucher die<br />

Möglichkeit haben, die außergewöhnlichen<br />

Kreationen der besten belgischen Konstrukteure<br />

– darunter die des Weltmeisters Fred<br />

Krugger – zu bewundern. Zahlreiche Importeure<br />

werden ebenfalls anwesend sein<br />

und die neuesten Modelle aus diesem<br />

Segment vorstellen.<br />

Die schönsten <strong>Classic</strong>-Racer auf einer<br />

der schönsten Rennstrecken überhaupt<br />

– was will man mehr?<br />

Dieser Bereich wird sich im Zentrum<br />

des Fahrerlagers befinden und zahlreiche<br />

Überraschungen bieten. Musik, Animation,<br />

eine „Café Racer“-Tour und natürlich auch<br />

ein Terrain für all diese Maschinen und ihre<br />

Fahrer, die an der Parade auf dem alten<br />

Kurs teilnehmen werden. Mehr Infos:<br />

www.bikersclassics.be<br />

TERMINE<br />

MAI<br />

9./10.5.: Stammtisch der 70er-Jahre-Bikes,<br />

15. Ausstellung und Treffen am Autohaus<br />

Oldenbürger; 32139 Spenge,<br />

www.stammtisch-classic-bikes.de<br />

16.5.: HocketZe für Youngtimerbiker -<br />

Tagestreffen; bei Firma Krauss im Haugweg,<br />

71711 Murr, Tel.: 0171/5330475,<br />

www.youngtimerbikes.de/forum<br />

16./17.5.: Lauf zur Deutschen Historischen<br />

Motorradmeisterschaft in Colmar Berg/<br />

Luxemburg; Rue Francois Krack, L-7734 Colmar<br />

Berg, www.vfv-historik-motorrad.de<br />

17.5.: Oldtimer-Ausfahrt des AMSC<br />

Leonberg; Start-/Zielturm Solitudering,<br />

71201 Leonberg, Tel. 07152/71720,<br />

www.amsc-leonberg.de<br />

23./24.5.: Feier zum 70. Geburtstag von<br />

MV Agusta, historischer Werkssitz in I-21017<br />

Cascina Costa, www.motoclub-mvagusta.it<br />

30./31.5.: Frühsommer-Oldtimer- und Teilemarkt;<br />

Vestlandhalle und Freigelände,<br />

45659 Recklinghausen, Tel. 0202/300848<br />

31.5.: Tag der offenen Tür in Balds Historischer<br />

Fahrzeugschau; Grimbachstr. 34,<br />

57339 Erndtebrück, Tel. 027 53/33 52<br />

JUNI<br />

4.–7.6.: Clubtreffen „25 Jahre CB 750 Four<br />

Club Deutschland“; am Edersee beim Albert<br />

Schweitzer-Ferienzentrum, 34516 Asel-Süd,<br />

www.cbfourclub.de<br />

5.–7.6.: 19. Güllepumpentreffen in Vechta;<br />

BDKJ Jugendhof/Moorkamp, 49377 Vechta,<br />

Tel.: 0160/3 66 16 45, www.guellepumpe.de<br />

5.–7.6.: Lauf zur Deutschen Historischen<br />

Motorradmeisterschaft: Historic Trophy<br />

Nürburgring; www.vfv-historik-motorrad.de<br />

12.–14.6.: 34. Int. Bockhorner Oldtimerund<br />

Teilemarkt; 26345 Bockhorn,<br />

Tel. 044 53/73 33,<br />

www.bockhorner-oldtimermarkt.de<br />

12.–14.6.: 8. Klassikwelt Bodensee a.d.<br />

Messegelände; 88046 Friedrichshafen,<br />

Tel. 07541/7 08-3 65,<br />

www.klassikwelt-bodensee.de<br />

26.–28.6.: 10. Moto Guzzi Le Mans-Treffen;<br />

Hotel Stubenberg, 06485 Gernrode,<br />

Tel. 01 72/7 33 70 64, Guzzi-Treffen@web.de<br />

26.–28.6.: 21. Engländertreffen in Franken;<br />

Brauereigasthof Seelmann, 96185 Zettmannsdorf,<br />

Tel. 091 22/7 40 06<br />

JULI<br />

3.–5.7.: 16. Sommertreffen des Triumph<br />

Motorcycle Owners Club; 36115 Hilders/<br />

Rhön, Tel. 01 71/1 22 35 39, www.tmoc.de<br />

10.–12.7.: 8. Vogtländisches Engländertreffen;<br />

Erholungseinrichtung Waldfrieden,<br />

07952 Waldfrieden, Tel. 0 37 41/523753,<br />

sabinemuehlberg@gmx.de<br />

11./12.7.: Moped-Treffen und Teilemarkt in<br />

Schermbeck; im „Ramirez“, Maassenstr. 84,<br />

46514 Schermbeck<br />

OKTOBER<br />

3./4.10.: 10. Hammerstatt-Revival Motorradclassic<br />

Schwarzwald-Grand Prix; 78025<br />

Villingen-Schwenningen, Tel. 01 76/47 25 14 53,<br />

www.SAC-VS.de<br />

Angaben ohne Gewähr. Wenn Ihr Event hier genannt werden soll, mailen Sie Zeit, Ort und Veranstalter an termine@motorrad-classic.de oder tragen es selbst in die Datenbank unter www.motorrad-classic.de/termine ein.<br />

Ein Anspruch auf Abdruck besteht nicht.<br />

48 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


MARKT I<br />

Preisliste<br />

PREISSPIEGEL<br />

YOUNGTIMER<br />

Hier finden Sie die aktuellen Preise von über 450<br />

Motorrad-Klassikern der Baujahre 1970 bis 1990.<br />

Foto: Siemer<br />

Angebot und Nachfrage<br />

gelten auch bei Motorrädern<br />

als die entscheidenden<br />

Faktoren für<br />

die Preisfindung. Vorausgesetzt, diese<br />

sind in einer größeren Menge vorhanden<br />

und somit kalkulierbar. Bei Klassikern hapert<br />

es jedoch daran: Dem knappen, für<br />

Laien kaum einschätzbaren Angebot steht<br />

eine ungewisse Nachfrage gegenüber.<br />

Ohne Spezialwissen läuft man Gefahr, für<br />

einen Oldie Mondpreise zu bezahlen –<br />

oder sein Schätzchen zu billig abzugeben.<br />

In <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> veröffentlichen<br />

wir deshalb regelmäßig eine Preisübersicht<br />

für Klassiker, die wir zusammen<br />

mit den Experten von classic-analytics<br />

erstellt haben. In dieser Ausgabe haben<br />

wir über 450 Modelle der Baujahre 1970<br />

bis 1990 unter die Lupe genommen. Um<br />

ein noch besseres Gefühl für den Klassiker-Markt<br />

zu vermitteln, geben wir darüber<br />

hinaus die ehemaligen Neupreise des<br />

letzten Modelljahres in D-Mark an.<br />

Als „Zustand gepflegt“ gelten hier<br />

Bikes, die sich im weitgehend mängelfreien<br />

Originalzustand befinden und nur<br />

kleinere Gebrauchsspuren aufweisen.<br />

Verbrauchte Kräder mit deutlichen<br />

Mängeln und eingeschränkter Fahrbarkeit<br />

bekommen dagegen die Zustandsnote<br />

„schlecht“. Sie stellen eine brauchbare<br />

Restaurierungsbasis dar.<br />

Alle angegebenen Preise sind Richtwerte,<br />

die bei besonders gut erhaltenen<br />

oder perfekt restaurierten Fahrzeugen<br />

auch mal deutlich überschritten werden<br />

können. Andererseits rechtfertigen Fehlteile<br />

oder bestimmte 27-PS-Drosselvarianten<br />

einen entsprechenden Nachlass.<br />

classic-analytics aus Bochum<br />

betreibt Marktbeobachtung und<br />

erstellt Bewertungen für Oldtimer,<br />

Youngtimer und alle Arten von<br />

Liebhaberfahrzeugen. Die Klassik-<br />

Experten stehen in ständigem Dialog<br />

mit Clubs, Händlern und Auktionshäusern,<br />

besuchen europaweit<br />

Fach messen und werten neben<br />

Internet-Offerten jeden Monat mehr<br />

als 60 Fachzeitschriften im In- und<br />

Ausland aus. Eine komplette Liste<br />

aller Bewertungspartner gibt es unter<br />

www.classic-analytics.de. Wer es ganz<br />

eilig hat, kann für 9,95 Euro eine<br />

Online-Bewertung (Home Check) des<br />

Bikes selbst erstellen. Anmerkungen,<br />

Fragen, Kritik? Bei classic-analytics<br />

freut man sich über Rückmeldungen.<br />

Neupreis<br />

D-Mark<br />

Baujahre<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

Neupreis<br />

D-Mark<br />

BENELLI<br />

R 60/6 5992 1973-76 30/40 5300 1800<br />

250 2C/Sport 3820 1972-88 20/27 2500 700 R 60/7 6850 1976-78 30/40 4500 1400<br />

250 Quattro/254/304 4980 1976-89 20/27 2500 700 R 65 8890 1978-85 35/48 3100 900<br />

354/Sport 7610 1979-84 28/38 3500 1100 R 65 9850* 1985-93 20/27 3000 900<br />

500 Quattro 5995 1974-80 32/44 4100 1400 R 65 LS 9490 1982-85 37/50 3400 1000<br />

650 Tornado 6295 1968-75 33/45 5300 1900 R 65 GS 9850* 1987-92 37/50 4100 1500<br />

650 Tornado/654 6980 1980-86 37/50 3800 1200 R 75/5 4996 1969-73 37/50 6200 2300<br />

750 Sei 9820 1973-77 55/75 11 000 4300 R 75/6 7110 1973-76 37/50 6100 2200<br />

900 Sei 10 500 1978-89 59/80 10 100 4000 R 75/7 7985 1976-77 37/50 5300 1800<br />

BIMOTA<br />

K 75 13 350 1986-96 55/75 3200 800<br />

KB 1 24 130 1978-82 63/85 13 500 5900 K 75 S 15 850 1985-95 55/75 3400 900<br />

YB 4 E.I. 40 360 1987-90 89/121 13 900 6000 R 80/7 7990 1977-84 37/50 7500 1800<br />

YB 6 34 980 1988-89 103/140 11 500 3800 R 80 G/S 10 250 1980-87 37/50 5100 1800<br />

BMW<br />

R 80 GS 11 810 1987-96 37/50 4600 1600<br />

R 45 7690 1978-85 20/27 2800 800 R 80 11 850 1984-92 37/50 3300 1000<br />

R 50/5 3696 1969-73 24/32 5500 1900 R 80 ST 9890 1982-84 37/50 4400 1400<br />

R 60/5 3996 1969-73 30/40 5800 2000 R 80 RT 11 590 1982-84 37/50 4000 1300<br />

*Neupreis von 1990; **Nicht offiziell in D angeboten, daher kein Preis verfügbar; K. N. = Keine Notierungen; Stand: Juni 2014<br />

Baujahre<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

62 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Neupreis<br />

D-Mark<br />

Baujahre<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

R 90/6 7110 1973-76 44/60 6500 2400<br />

R 90 S 9130 1973-76 49/67 9500 3300<br />

R 100/7 8590 1976-78 44/60 4000 1400<br />

R 100/T 11 190 1978-84 49/67 4100 1500<br />

R 100 S 10 190 1976-78 48/65 4800 1600<br />

R 100 RS 14 790 1976-84 51/70 6000 2000<br />

R 100 RS 16 710 1986-89 44/60 5300 1800<br />

R 100 RT 14 790 1978-84 51/70 4300 1600<br />

R 100 RT 17 200 1987-96 44/60 5100 1800<br />

R 100 CS 12 190 1980-84 51/70 5800 1900<br />

R 100 GS 13 950 1987-96 44/60 5300 1900<br />

K 100 15 900 1983-90 66/90 3200 900<br />

K 100 LT 19 930 1986-91 66/90 3600 1000<br />

K 100 RT 18 200 1984-89 66/90 3500 1000<br />

K 100 RS 18 850 1983-93 74/100 3700 1000<br />

K 1 21 000 1988-93 74/100 5600 2100<br />

BSA<br />

B 50 500 Super Sport 4255 1971-72 25/34 7700 3200<br />

A 65 Thunderbolt 650 4903 1965-73 34/46 6100 2600<br />

A 65 Lightning 650 5272 1965-73 38/52 6500 2800<br />

Rocket 3 750 6469 1968-73 40/54 9400 4300<br />

CAGIVA<br />

SST 350 7900 1980-86 20/27 1500 600<br />

T4 500 E 8490 1988-89 31/42 1700 600<br />

Alazurra 650 8970 1985-87 37/50 2500 700<br />

Elefant 650 12 390 1985-88 37/50 2500 700<br />

Elefant 750 13 490 1988-90 45/61 2600 800<br />

DUCATI<br />

250 Scrambler 2700 1968-74 13/18 4400 1900<br />

350 Scrambler 2930 1969-74 17/24 5800 2400<br />

350 Desmo 3950 1971-74 19/29 7200 2700<br />

350 GTV 6020 1975-80 17/24 3800 1500<br />

450 Scrambler 3250 1969-74 20/27 7700 2900<br />

500 GTV/GTL 5780 1975-80 30/40 4000 1500<br />

500 SL Pantah 9131 1979-83 34/46 4900 2000<br />

600 SL Pantah 10 000 1981-83 42/57 5100 2100<br />

750 F1 18 499 1985-87 59/80 14 200 7000<br />

750 Paso 13 990 1986-90 54/73 4000 1400<br />

750 GT 6495 1971-74 44/60 16 000 7000<br />

750 S 8000 1972-74 47/64 19 200 8800<br />

750 SS (Rundmotor) 9850 1973-74 54/73 37 500 20 000<br />

750 SS (eckig) 11 580 1975-77 50/68 25 000 12 500<br />

851 S 29 990 1988-89 75/102 6200 2800<br />

860 GT/GTS 7900 1974-78 48/65 7200 2500<br />

900 SS 12 028 1975-82 53/72 21 000 8000<br />

Darmah 900 SD 10 433 1977-83 50/68 7500 2900<br />

Darmah 900 SS 10 410 1978-80 50/68 7700 3000<br />

900 SS Hailwood Repl. 13 200 1980-84 68/80 11 500 5600<br />

900 S2 12 361 1983-84 48/65 7000 3200<br />

906 Paso 15 990 1989-90 57/78 3400 1000<br />

1000 Hailwoood Repl. 15 990 1985-86 56/76 11 100 5400<br />

1000 S2 15 990 1985-86 56/76 10 500 5200<br />

ENFIELD INDIA<br />

Bullet 350 4990* 1955 13/17 4100 1500<br />

GILERA<br />

500 Saturno 11 500 1988-91 28/38 7200 2100<br />

Neupreis<br />

D-Mark<br />

Baujahre<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

HARLEY-DAVIDSON<br />

XL 883 Sportster 12 190 1986-95 37/50 5700 2100<br />

XL 900 Sportster 9135 1957-72 30/40 10 500 4800<br />

XL 1000 Sportster 15 620 1973-86 37/50 6900 3900<br />

XLCR 1000 11 980 1977-78 44/60 15 700 8200<br />

XR 1000 18 060 1983-84 49/67 16 700 8800<br />

XL 1100 Sportster 16 670 1986-87 37/50 6900 3900<br />

FLH 1200 Electra Glide 13 950 1970-80 46/63 12 800 7100<br />

FX 1200 Super Glide 14 198 1971 43/58 12 300 6900<br />

FX 1200 Super Glide 12 460 1972-80 43/58 12 300 6900<br />

XL 1200 Sportster 15 640 1988-94 47/64 6600 2500<br />

FXS 1340 Low Rider 24 580 1983-93 33/45 12 300 6800<br />

FXST 1340 Softail 24 770 1984-92 33/45 11 000 5000<br />

FXE/R 1340 Super Glide 21 180 1982-94 33/45 11 600 5400<br />

FXWG 1340 Wide Glide 24 670 1980-86 47/64 11 300 5300<br />

FLH 1340 Electra Glide 23 935 1980-84 49/67 13 300 7300<br />

FLHT 1340 E. Glide 28 270 1984-98 44/60 13 300 7300<br />

HERCULES<br />

K 125 Military 7150* 1971-90 9/12 2000 800<br />

HONDA<br />

CB 125 2098 1970-76 10/13 2200 600<br />

CB 125 J/S 2698 1975-79 10/13 1900 400<br />

CB 125 T 3352 1978-86 13/17 1600 300<br />

XL 125 2658 1976-79 10/13 1800 400<br />

CM 185 T 3276 1978-80 13/17 900 200<br />

XL 185 S 3708 1979-82 12/16 1800 500<br />

CM 200 T 3808 1980-83 13/17 900 200<br />

MTX 200 R 5108 1983-88 20/27 1400 300<br />

XL 200 R 4527 1983-84 13/17 1600 400<br />

CB 250 3048 1968-73 22/30 3100 1100<br />

CB 250 N 4840 1978-84 13/17 1400 400<br />

CB 250 RS 3593 1980-85 19/26 1600 500<br />

CB 250 T 3878 1977-78 20/27 1500 400<br />

CJ 250 T 3688 1976-79 13/17 2000 600<br />

CL 250 3017 1968-72 22/30 3900 1100<br />

CL 250 S 4328 1982-84 13/17 1000 200<br />

CM 250 C 4088 1982-85 13/17 1200 400<br />

NX 250 7080 1988-94 19/26 1600 400<br />

XL 250 3818 1974-78 15/20 2200 700<br />

XL 250 S 5428 1978-82 13/17 1800 600<br />

XL 250 R 5408 1982-87 18/24 1500 500<br />

CB 350 3548 1968-74 26/36 3600 1200<br />

CB 350 F 4298 1972-74 25/34 3500 1200<br />

XL 350 R 6090 1985-88 20/27 1700 500<br />

CJ 360 T 3958 1976-79 25/34 2200 600<br />

CB 400 F 4878 1974-77 27/37 3000 1000<br />

CB 400 N 5148 1978-83 32/43 1600 400<br />

CB 400 T/A 4218 1974-79 20/27 1900 500<br />

CM 400 T 5148 1980-84 32/43 1400 300<br />

NS 400 R 10 128 1984-86 53/72 5600 2200<br />

CB 450 4248 1965-74 33/45 4600 1500<br />

CB 450 N 5188 1984-86 32/43 1300 300<br />

CB 450 S 6810 1986-90 32/43 1300 300<br />

CL 450 4248 1968-72 32/43 5400 1800<br />

CB 500 F 6328 1972-77 35/48 3600 1200<br />

CB 500 T 5018 1975-77 31/42 3000 1000<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 63


MARKT I<br />

Preisliste<br />

Neupreis<br />

D-Mark<br />

Baujahre<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

CX 500 6753 1978-83 37/50 2300 600<br />

CX 500 E 7457 1982-85 37/50 2000 500<br />

CX 500 C 6753 1980-83 37/50 2300 600<br />

CX 500 Turbo 13 203 1981-85 60/82 4700 1600<br />

FT 500 4699 1982-84 20/27 1300 400<br />

GL 500 7873 1982-85 37/50 2800 700<br />

VF 500 F/F2 9933 1984-87 51/70 1600 400<br />

VT 500 E 7900 1983-88 37/50 1900 500<br />

VT 500 C 7793 1983-88 37/50 2500 800<br />

XBR 500/S 6650 1985-90 32/44 1800 500<br />

XL 500 S 5370 1979-82 20/27 2200 600<br />

XL 500 R 5398 1982-85 20/27 2000 500<br />

CB 550 F/K 5948 1975-78 37/50 3600 1200<br />

CBX 550 F/F2 7508 1982-85 44/60 1800 500<br />

CBR 600 F 12 150 1987-98 68/93 3800 1600<br />

XL 600 LM/RM 8670 1985-88 32/44 2500 800<br />

XL 600 V Transalp 10 350 1987-99 37/50 4700 1800<br />

XR 600 8700 1987-97 32/44 2200 700<br />

XR 600 R 7650 1983-88 32/44 1500 400<br />

VT 600 C Shadow 9930 1988 30/41 4500 1500<br />

CB 650 6972 1979-83 46/63 3700 1500<br />

CB 650 C/SC 7163 1980-83 46/63 1700 400<br />

CBX 650 E 8575 1983-87 55/75 2100 600<br />

CX 650 C 7743 1984-85 48/65 2600 600<br />

CX 650 E 8238 1982-85 48/65 2400 600<br />

CX 650 Turbo 13 838 1982-85 74/100 5800 2000<br />

GL 650 8814 1983-85 48/65 3400 800<br />

NTV 650 10 145 1988-98 44/60 1900 600<br />

NX 650 Dominator 9395 1988 33/45 2200 800<br />

XRV 650 Africa Twin 12 880 1988-90 37/50 3900 1100<br />

CB 750 7368 1969-78 46/63 11 800 5600<br />

CB 750 C 8613 1980-83 57/77 2500 800<br />

CB 750 F1 6908 1975-78 49/67 5900 2100<br />

CB 750 K 8613 1978-84 57/77 3200 800<br />

CB 750 F/F2 8772 1980-84 58/78 3500 1100<br />

CBX 750 F 10 138 1984-86 67/91 2600 700<br />

VF 750 S 9791 1982-84 60/82 2200 600<br />

VF 750 C 9173 1982-84 60/82 2600 700<br />

VF 750 F 10 508 1983-85 66/90 2400 600<br />

VFR 750 F 14 550 1985-89 74/100 3000 800<br />

VFR 750 F 15 570 1989-97 74/100 3000 800<br />

VFR 750 R RC 30 28 795 1988-93 74/100 18 600 12 300<br />

VT 750 C 10 225 1987 48/63 3600 1100<br />

XLV 750 R 10 048 1983-86 45/61 3400 1100<br />

CB 900 F Bol d’Or 10 422 1978-84 70/95 3900 1300<br />

CB 900 F2 11 573 1981-84 70/95 2900 1000<br />

CBR 1000 F 16 495 1987-02 74/100 3100 1000<br />

CBX 11 262 1978-81 74/100 8000 3500<br />

CBX Pro Link 14 203 1981-83 74/100 7500 3300<br />

GL 1000 Gold Wing 9244 1975-80 57/78 7400 3100<br />

VF 1000 F 13 658 1984-87 74/100 2600 800<br />

VF 1000 R 19 263 1984-86 74/100 5500 2100<br />

CB 1100 F 11 643 1982-85 74/100 3500 1300<br />

CB 1100 R 16 703 1980-85 74/100 6400 2300<br />

GL 1100 Gold Wing 11 327 1980-83 61/83 8100 4000<br />

VF 1100 C 13 213 1984-86 74/100 2600 800<br />

*Neupreis von 1990; **Nicht offiziell in D angeboten, daher kein Preis verfügbar; K. N. = Keine Notierungen; Stand: Juni 2014<br />

Neupreis<br />

D-Mark<br />

Baujahre<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

VT 1100 C 14 480 1988-95 74/100 3900 1600<br />

GL 1200 18 978 1984-87 69/94 8400 4100<br />

GL 1500/6 24 830 1988-99 74/100 9600 4700<br />

JAWA<br />

250 Typ 592 1480 1969-74 10/13 3300 400<br />

250 California 2190 1969-74 12/16 3600 600<br />

350 Typ 634 3300 1973-84 17/23 2900 700<br />

350 California 2790 1969-74 17/23 3700 600<br />

KAWASAKI<br />

KH 125 2798 1977-81 7/10 900 200<br />

KMX 125 4690 1986-88 13/17 1100 200<br />

KMX 200 5490 1988-90 13/17 1200 200<br />

Z 200 2900 1977-79 13/17 1300 200<br />

250 S1 Mach I/KH 3852 1971-79 19/26 3200 1200<br />

EL 250 6070 1988-94 20/27 1500 300<br />

GPZ 250 4740 1983-84 13/17 1100 200<br />

KL 250 3530 1977-84 13/17 1100 200<br />

KLR 250 6060 1984-92 13/17 1200 200<br />

Z 250/A 4480 1978-83 20/27 1300 300<br />

Z 250 C 3870 1980-84 13/17 1200 200<br />

Z 250 Ltd 3980 1980-83 13/17 1200 200<br />

GPZ 305 6060 1983-90 25/34 1000 200<br />

350 S2 Mach II 3890 1971-73 33/45 3500 1300<br />

KH 400 4500 1976-78 30/40 3500 1300<br />

GPZ 400 6690 1983-86 37/50 1500 300<br />

Z 400 4020 1974-79 20/27 3100 1100<br />

Z 400 F/J 5680 1980-83 20/27 1200 200<br />

Z 440 5110 1980-84 20/27 2600 1000<br />

Z 440 Ltd. 5240 1980-86 20/27 3100 1100<br />

Ltd 450 7390 1985-88 37/50 1900 600<br />

500 H1 Mach III 5200 1969-75 44/60 5200 2900<br />

GPZ 500 S 8290 1987-93 44/60 1700 600<br />

GPZ 550 7940 1981-90 48/65 3300 1100<br />

Z 500 6218 1979-80 37/50 2700 1000<br />

Z 550/F/GT 6790 1981-86 37/50 2500 700<br />

Z 550 Ltd. 6880 1980-84 37/50 2500 700<br />

GPX 600 10 590 1988-90 63/85 3400 1200<br />

GPZ 600 R 10 590 1985-89 60/82 3400 1200<br />

KLR 600 7440 1984-90 31/42 1700 600<br />

ZL 600 9990 1986-89 54/74 2500 700<br />

KLR 650/Tengai 8990 1987-92 30/41 2500 700<br />

Z 650/F 7000 1976-83 50/67 4100 1700<br />

Z 650 SR 7348 1979-82 48/65 2700 1000<br />

750 H2 Mach IV 5300 1972-75 52/71 9800 3900<br />

GPX 750 R 12 640 1987-90 74/100 2800 1000<br />

GPZ 750 9990 1981-88 64/87 2000 600<br />

GPZ 750 R 10 690 1985-86 68/92 2000 600<br />

VN 750 10 690 1986-90 48/65 2500 700<br />

Z 750 6500 1976-79 38/51 5100 1900<br />

Z 750 E/L/Sport 8440 1980-88 59/80 2400 700<br />

Z 750 GT 9190 1982-89 57/78 1600 400<br />

Z 750 Ltd. 8300 1980-84 57/78 1500 400<br />

Z 750 Turbo 9990 1983-88 74/100 5000 1900<br />

ZXR 750 15 790 1989-95 74/100 2900 1000<br />

900 Z1 8500 1972-75 60/82 7800 3400<br />

GPZ 900 R 13 900 1984-93 74/100 3500 1200<br />

GPZ 1000 RX 14 490 1986-88 74/100 3300 1100<br />

64 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Neupreis<br />

D-Mark<br />

Baujahre<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

1000 GTR 16 200 1986-94 74/100 2700 1000<br />

Z 1000 9100 1977-79 63/85 7400 2500<br />

Z 1 R 9800 1978-80 66/90 7400 2500<br />

Z 1000 Mk.2 9808 1979-80 69/94 7200 2400<br />

Z 1000 ST 10 218 1979-81 71/97 3500 1300<br />

Z 1000 J 10 200 1981-84 72/98 3200 1100<br />

Z 1000 R k.a.* 1983 74/100 3100 1100<br />

Z 1000 Ltd. 10 200 1981-83 70/95 2900 1000<br />

ZL 1000 13 690 1987-89 74/100 2900 1000<br />

ZX 10 15 390 1988-90 74/100 2700 900<br />

GPZ 1100 10 480 1981-88 74/100 3100 1100<br />

Z 1100 ST 10 780 1981-84 71/97 2700 900<br />

Z 1300 16 090 1979-89 74/100 7700 3200<br />

VN 15 SE 14 690 1988-95 47/64 4900 2000<br />

LAVERDA<br />

500 6860 1976-80 33/45 3300 1200<br />

500 SFC 7680 1982-84 33/45 3500 1300<br />

750 GT 6600 1970-73 38/52 7800 4800<br />

750 SF 6800 1971-73 45/61 8100 4900<br />

750 SF 3 7100 1975-78 37/50 8300 4900<br />

750 SFC 10 500 1971-78 55/75 18 200 9700<br />

1000/3C 9600 1973-75 57/78 5100 2400<br />

1000 3CL 9995 1976-80 57/78 5100 2400<br />

1000 Jota 12 500 1980-86 63/86 6600 3200<br />

1000 RGS 12 688 1982-86 63/86 6800 3400<br />

1000 SFC 16 970 1985 70/95 6800 3200<br />

1200 TS 11 748 1978-82 63/86 7000 3600<br />

MOTO GUZZI<br />

V 35/II/III 7995 1978-88 20/27 3500 1300<br />

Falcone 500 4580 1971-76 24/32 6300 3000<br />

V 50/II/III 6615 1978-83 36/49 3600 1600<br />

V 50 Monza 6995 1981-84 36/49 3900 1700<br />

V 65/II 7888 1981-87 37/50 2800 1000<br />

V7 Special 750 5890 1969-71 37/50 7600 4400<br />

V7 Sport 750 7995 1972-74 53/72 9800 4800<br />

750 S3 9600 1975-76 53/72 7500 4300<br />

850 LeMans 10 560 1976-78 52/70 8500 4500<br />

850 LeMans II 11 350 1979-80 54/74 7800 4400<br />

850 LeMans III 12 220 1981-84 56/76 7600 4500<br />

850 T 7160 1974-75 42/57 8000 4500<br />

850 T3 9200 1975-80 43/59 6200 3100<br />

850 T3 California 10 950 1975-80 43/59 8300 4600<br />

850 T4 10 550 1980-83 43/59 4800 2000<br />

850 T5 10 550 1983-88 49/67 5900 2400<br />

V7 GT 850 6995 1972-74 47/64 9800 4900<br />

V7 California 850 7795 1972-74 47/64 10 400 5200<br />

V 1000 Convert 9695 1975-84 45/61 6400 3800<br />

1000 California II 13 490 1981-87 49/67 8100 4500<br />

1000 California III 14 880 1987-92 49/67 5200 2800<br />

1000 SP 11 850 1978-84 45/61 7100 3600<br />

1000 SP II 12 650 1984-87 49/67 4700 2500<br />

1000 SP III 16 800 1988-92 52/71 4500 2200<br />

1000 G5 10 400 1978-85 45/61 7200 3600<br />

1000 GT 12 390 1987-93 49/67 6400 3200<br />

1000 LeMans IV 13 350 1985-87 60/81 7100 3600<br />

1000 LeMans V 14 650 1988-92 60/81 7400 3800<br />

Neupreis<br />

D-Mark<br />

Baujahre<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

MOTO MORINI<br />

125/T 4950 1976-86 10/13 2300 1000<br />

250 T 3960 1977-80 13/17 2800 1100<br />

250 J 4995 1980-85 17/23 3400 1300<br />

3 ½ 4800 1973-82 26/35 5500 2600<br />

3 ½ K2 6699 1983-86 20/27 2600 1200<br />

Dart 350/400 8849 1988-90 20/27 2500 1100<br />

500 T/S 7040 1978-81 30/41 7100 3500<br />

500 Sei 7985 1982-85 30/41 7800 4100<br />

MV AGUSTA<br />

125 Sport 3135 1975-77 9/12 3800 1500<br />

350/Sport 5252 1970-79 20/27 5900 2600<br />

750 GT 14 250 1970-75 56/76 43 500 28 600<br />

750 S 14 250 1970-75 56/76 47 000 30 200<br />

750 SS 16 500 1975-77 56/76 46 300 29 800<br />

800 S America 15 384 1977-80 60/82 35 300 19 200<br />

900 S Daytona 27 940 1977-78 78/105 38 100 23 500<br />

Corona 1000 25 600 1979-81 78/105 42 500 28 100<br />

GP 1100 32 400 1979-82 88/119 70 000 0<br />

MZ<br />

ETZ 125 1680 1985-91 7/10 1000 200<br />

TS 125 1799 1973-85 7/10 1700 300<br />

ETS 150 1598 1969-73 9/12 2500 1000<br />

ETZ 150 k.a.** 1985-91 9/12 1100 200<br />

ES 250/2 3015 1967-73 14/19 2600 1100<br />

ETS 250 2390 1969-74 14/19 2500 1000<br />

TS 250 2490 1973-76 14/19 2400 800<br />

TS 250/1 2490 1976-81 13/17 2300 800<br />

ETZ 250 1980 1981-89 13/17 1400 300<br />

NORTON<br />

Commando 750 5900 1967-74 44/60 8600 3800<br />

Commando 850 6800 1973-77 37/51 8400 3700<br />

SUZUKI<br />

GP 125 3031 1978-81 7/10 1000 200<br />

GT 125 20 870 1974-78 10/13 1500 300<br />

RV 125 3522 1977-81 6/8 1500 300<br />

GT 185 3290 1976-78 11/15 1500 200<br />

GT 200/X5 3731 1979-81 13/17 1400 200<br />

DR 250 4739 1982-89 13/17 1400 200<br />

GN 250 4570 1982-99 13/17 1100 200<br />

GT 250/X7 4461 1973-81 20/27 2000 600<br />

GSX 250 E 4579 1980-83 13/17 1500 300<br />

RG 250 7699 1984-88 33/45 3500 1600<br />

RGV 250 9590 1988-93 43/58 3500 1500<br />

TS 250 4461 1972-81 13/17 1900 400<br />

TS 250 X 5770 1985-89 20/27 1500 300<br />

SP 370 4590 1978-80 20/27 2400 800<br />

GT 380 4690 1972-80 20/27 3200 1200<br />

DR 400 S 5112 1980-82 20/27 1100 200<br />

GN 400 4494 1980-83 20/27 1100 200<br />

GS 400 3999 1976-83 20/27 2000 900<br />

GSX 400 5249 1980-88 20/27 1200 300<br />

GSX 400 F Katana 4995 1981-84 30/41 1400 300<br />

GS 450 5319 1980-89 20/27 1400 300<br />

DR 500 S 4499 1982-84 20/27 2000 800<br />

GS 500 E 6211 1979-83 20/27 2500 900<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 65


MARKT I<br />

Preisliste<br />

Neupreis<br />

D-Mark<br />

Baujahre<br />

kW/PS<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

GS 500 E 6850 1988 34/46 2000 800<br />

GT 500 4870 1976-77 28/38 3500 1300<br />

RG 500 12 184 1984-89 70/95 7600 3200<br />

GS 550 E 7011 1977-84 36/49 2700 1000<br />

GS 550 EM Katana 5499 1980-83 37/50 2700 1000<br />

GSX 550 6999 1982-88 37/50 2700 1000<br />

GT 550 5420 1972-77 35/48 4500 1700<br />

DR 600 S/R 7250 1984-90 33/45 2700 900<br />

GSX 600 F 10 630 1987-98 63/86 2600 900<br />

GS 650 G Katana 6250 1981-84 54/73 2700 1000<br />

LS 650 Savage 7590 1986 20/27 2500 800<br />

DR 750 S Big/800 Big 9690 1987-90 37/50 2900 1100<br />

VS 750 11 250 1986-91 37/50 3200 1100<br />

GS 750 7190 1976-80 46/63 2900 1100<br />

GSX 750 E 8249 1980-82 59/80 2800 900<br />

GSX 750 ES 8999 1983-88 66/90 2700 900<br />

GSX 750 F 12 740 1989-99 74/100 2400 800<br />

GSX 750 S Katana 7950 1980-84 60/82 5500 2100<br />

GSX-R 750 14 550 1984-92 74/100 5900 2200<br />

GSX-R 750 R 23 990 1986-92 74/100 9400 4400<br />

GT 750 6900 1972-76 51/70 7800 3400<br />

GS 850 9633 1978-81 58/79 2800 1000<br />

GS 1000/S 10 573 1978-82 66/90 3500 1300<br />

GS 1100 10 299 1986-88 69/94 3500 1300<br />

GSX 1100 S Katana 9849 1980-84 74/100 6900 2700<br />

GSX 1100 E 9045 1980-84 74/100 3500 1300<br />

GSX 1100 F 15 310 1988-97 74/100 3300 1200<br />

GSX 1100 EF 12 999 1984-87 74/100 3800 1500<br />

GSX-R 1100 16 590 1986-89 74/100 5500 2100<br />

VS 1400 15 030 1987-03 49/67 5800 2100<br />

RE-5 Wankel 8700 1974-77 46/63 7800 3600<br />

TRIUMPH<br />

Daytona 500 5090 1970-73 30/40 7600 3100<br />

Trident 750 7950 1968-75 44/60 8300 3700<br />

Tiger 750 6700 1972-80 33/45 8600 3900<br />

Bonneville 750 6800 1973-80 36/48 7800 3400<br />

YAMAHA<br />

DT 125 E 3120 1973-81 7/10 1600 600<br />

RD 125 2585 1974-76 13/17 1400 300<br />

RD 125 LC 3420 1982-86 13/17 1000 200<br />

DT 175 MX 3483 1977-80 11/15 1300 300<br />

RD 200 3523 1975-80 13/17 1500 300<br />

DS 7 3245 1971-73 22/30 2600 900<br />

DT 3 250 3149 1972-77 14/18 1900 400<br />

DT 250 MX 4283 1977-80 12/16 1200 200<br />

RD 250 4504 1973-80 28/38 2900 1200<br />

SR 250 4107 1980-83 13/17 900 200<br />

RD 250 LC 4857 1980-83 28/38 2200 800<br />

TDR 250 8180 1988-90 37/50 2400 700<br />

TZR 250 9180 1987-91 37/50 3300 1200<br />

XS 250 4193 1978-80 13/17 1900 700<br />

XT 250 4880 1980-90 13/17 1300 200<br />

RD 350 4067 1973-76 24/32 3300 1200<br />

RD 350 LC 5388 1980-83 34/46 2600 900<br />

RD 350 LC YPVS 7180 1983-90 37/50 3800 1500<br />

XT 350 6910 1985-95 20/27 1500 300<br />

XS 360 3952 1976-78 20/27 2000 700<br />

*Neupreis von 1990; **Nicht offiziell in D angeboten, daher kein Preis verfügbar; K. N. = Keine Notierungen; Stand: Juni 2014<br />

DT 400 MX 4619 1975-81 15/21 1900 400<br />

RD 400 4640 1976-80 32/43 3300 1200<br />

XS 400 4868 1978-82 20/27 2100 800<br />

XS 400 DOHC 5480 1982-87 33/45 1700 400<br />

XS 400 SE 4968 1980-83 20/27 2000 700<br />

RD 500 12 070 1984-89 65/88 7600 3400<br />

SR 500 6160 1978-99 20/27 3500 1300<br />

XS 500 5298 1976-80 36/49 2800 1100<br />

XT 500 6610 1976-90 20/27 3500 1300<br />

XV 500 SE 7225 1981-87 34/49 1300 200<br />

XV 535 7750 1988-03 36/46 2500 800<br />

XJ 550 6130 1981-85 37/50 1600 400<br />

XT 550 5480 1982-84 28/38 1500 300<br />

XZ 550 5680 1982-84 37/50 1400 200<br />

FZR 600 12 750 1988-94 67/91 2300 700<br />

SRX 600 6390 1986-90 33/45 2900 900<br />

XJ 600 8900 1984-91 53/73 3200 1100<br />

XT 600 8025 1984-90 33/45 1900 400<br />

XT 600 Z Ténéré 8985 1983-89 34/46 2900 900<br />

XJ 650 7780 1980-87 52/71 2100 700<br />

XJ 650 Turbo 12 288 1982-84 66/90 4500 1800<br />

XS 650 6505 1975-83 37/50 4100 1700<br />

XS 650 SE 6915 1979-83 36/48 3100 1000<br />

FZ 750 Genesis 14 415 1985-94 74/100 2200 700<br />

FZX 750 Fazer 11 325 1987-89 69/94 2400 700<br />

FZR 750 R OW-01 37 100 1987-90 74/100 13 700 9200<br />

TX 750 5995 1972-74 46/63 2800 1000<br />

XS 750 7318 1976-80 54/74 4700 1900<br />

XS 750 SE 8695 1980-83 37/50 2800 1000<br />

XTZ 750 Super Ténéré 11 980 1987-96 51/69 2800 1000<br />

XJ 750 9878 1984-86 64/87 2500 700<br />

XJ 750 Seca 8075 1982-84 60/81 2500 700<br />

XV 750 SE 7225 1981-87 36/49 2300 800<br />

XS 850 7915 1980-82 58/79 4700 1900<br />

XJ 900 10 488 1983-84 71/97 3200 1100<br />

XJ 900 F/N 12 590 1984-94 72/98 3200 1100<br />

TR 1 8878 1980-83 52/71 3400 1200<br />

FZR 1000 Genesis 18 300 1987-96 74/100 2500 800<br />

XV 1000 SE 10 355 1982-85 50/68 2800 900<br />

XV 1000/1100 Virago 12 870 1986-89 46/62 2600 800<br />

XS 1100 10 498 1978-83 70/95 4800 2000<br />

XS 1.1 Sport 11 178 1981-83 70/95 4100 1800<br />

FJ 1100 13 488 1984-86 74/100 3400 800<br />

FJ 1200 15 850 1986-97 74/100 2900 1100<br />

V-Max k.a.** 1984-02 107/145 4900 2000<br />

XVZ 12 T 19 500 1984-89 71/97 3700 1500<br />

XVZ 13 T 22 350 1989-92 72/98 3800 1600<br />

ZÜNDAPP<br />

KS 125 Sport 3458 1970-77 13/17 2900 1100<br />

KS 175 Watercooled 4475 1977-81 13/17 3200 1200<br />

VORSCHAU<br />

Neupreis<br />

D-Mark<br />

Baujahre<br />

kW/PS<br />

In der nächsten Ausgabe<br />

finden sie den Preisspiegel<br />

für die Klassiker vor 1970<br />

Zustand:<br />

gepflegt<br />

Preise in Euro<br />

Zustand:<br />

schlecht<br />

66 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


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Norbert Lehmann. Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp<br />

(Vorsitz), Heino Dührkop, Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />

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<strong>2015</strong><br />

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Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz<br />

wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs datum, die Erstattung des belasteten<br />

Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />

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Ein verständnis kann ich jederzeit per E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />

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an dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a<br />

§ 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung<br />

zu wider rufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>MOTORRAD</strong><br />

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Foto: Koch<br />

Foto: Müller<br />

LESERBRIEFE<br />

Nicht jeder steht auf Edel-Restaurierungen<br />

BMW: Drehmoment und Rückdrehmoment<br />

Tipps von „Mini“ kommen gut an<br />

Anlenkpunkt des Schalthebels versetzt<br />

Leser Müllers Vmax aus Dubai<br />

Foto: Irl<br />

Foto: Siemer<br />

Foto: fact<br />

Klugscheißer?<br />

Edel-Restaurierung und Rückdrehmoment<br />

haben es einem Leser angetan.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 5/<strong>2015</strong><br />

Liebe Leute, heute kann ich mich bei zwei<br />

Themen nicht zurückhalten. Zur Edel-<br />

Restaurierung, es gibt einen dritten Weg:<br />

Alle 85 000 Kilometer (Zufall?) wird meine<br />

Le Mans I, zweite Serie, silberne Gabelholme,<br />

von meinem Studienfreund HTMoto<br />

komplett zerlegt, vermessen, gestrahlt,<br />

neu lackiert... Grund sind Dichtungen, die<br />

zu lecken beginnen. Und manchmal auch<br />

die Lust, vom originalen Taubenblau auf<br />

das angesagte Rot zu wechseln und den<br />

ganzen in die Gehäuse eingebrannten<br />

Dreck loszuwerden. Nicht ganz billig,<br />

aber die meisten Motorteile sind immer<br />

noch die ersten. Und neue Motorräder<br />

sind auch nicht billig! Und dann wird gefahren!<br />

Ihr glaubt nicht, wie viel Spaß<br />

(und wie stolz) es macht, mit einer gut restaurierten<br />

Guzzi durch den Schwarzwald<br />

zu brettern (und dabei moderne Highspeed-Honyamasukibmws<br />

herzubrennen)<br />

oder auf Treffen aufzutauchen.<br />

Nun zum BMW-Boxer-Rückdrehmoment.<br />

Lieber Herr Koch, ich schätze Ihre<br />

Expertise sehr, aber hier haben Sie sich<br />

verrannt. Das Rückdrehmoment entsteht<br />

nicht durch die Antriebskraft, sondern<br />

durch die Beschleunigung der Kurbelwelle,<br />

natürlich auch hervorgerufen durch<br />

die Antriebskraft. Das nutzen zum Beispiel<br />

springende Crosser, die durch Erhöhung<br />

der Drehzahl (Gasgeben) das Vorderrad<br />

anheben, durch Gaswegnehmen<br />

aber absenken. Also geht der Effekt in beide<br />

Richtungen, auch BMW und Guzzi kippen<br />

in die andere Richtung zurück, wenn<br />

man das Gas wieder wegnimmt. Und das<br />

umso ausgeprägter, je höher das Massenträgheitsmoment<br />

von Kurbelwelle (plus<br />

Schwungscheibe) ist. Also gibt es keinen<br />

permanenten Rechtsdrall, sondern einen<br />

abwechselnden Rechts- und Linksdrall.<br />

Daher kann es auch erst einmal keinen<br />

einseitigen Reifenverschleiß durch Antriebs-Rückdrehmoment<br />

geben. Was es<br />

natürlich geben kann, wenn man der Kurbelwelle<br />

in einer Richtung systematisch<br />

deutlich höhere Beschleunigungen aufzwingt<br />

als in der anderen. Dadurch sind<br />

natürlich auch Lenkmomente zu der einen<br />

Seite heftiger als zur anderen, und das<br />

kann natürlich dann doch zum beschriebenen<br />

Verschleiß führen. Der Ursachen<br />

gibt es einige, an erster Stelle ist hier das<br />

Herunterschalten ohne Zwischengas zu<br />

nennen, nicht gerade hohe Schule, aber<br />

wer kann heute noch richtig schalten?<br />

Natürlich gibt es auch die andere Variante,<br />

extrem schnelles Hochschalten und extrem<br />

weiches Runterschalten, aber dann<br />

sollte der Verschleiß auch auf der anderen<br />

Seite sein. Viele Grüße von Freddy<br />

und weiter so, Ihr Klugscheißer<br />

Heinz-Jürgen Althoff, Sinzheim<br />

Hallo Freddy, vielen Dank für Deine Anmerkungen<br />

zu den Themen in <strong>Classic</strong><br />

5/<strong>2015</strong>. Zur Schek-BMW: Das Rückdrehmoment<br />

wirkt tatsächlich nur beim Beschleunigen/Abbremsen<br />

der Kurbelwelle,<br />

deshalb steht ja auch im Bericht „ein BMW-<br />

Boxer kippt beim Gasgeben mit einem kurzen<br />

Ruck zur rechten Seite“. Beim Wheelie,<br />

und darauf bezieht sich das seitliche Wegkippen,<br />

muss die Kurbelwelle zwangsläufig<br />

beschleunigen, sonst hätten wir ja keine dynamische<br />

Radlaständerung aufs Hinterrad.<br />

Nicht nur die Crosser „lenken“ ihre Flugbahn<br />

mit dem Rückdrehmoment, auch Rossis<br />

Yamaha geht vorn in die Federn, wenn<br />

der Motor im Stand hochdreht, weil die<br />

Kurbelwelle rückwärts läuft. Dieser Effekt<br />

reduziert die Wheelie-Neigung beim Beschleunigen.<br />

Der asymmetrische Reifenverschleiß<br />

kommt auch deshalb, weil stärker<br />

beschleunigt als über das Schleppmoment<br />

des Motors verzögert wird. Durch das<br />

schnelle Hochdrehen der Kurbelwelle ist<br />

natürlich auch das Rückdrehmoment und<br />

damit auch die Kippneigung nach rechts<br />

wesentlich kräftiger, als das eher langsame<br />

Abbremsen des Motors beim Gasschließen.<br />

Die von Dir erwähnte Antriebskraft ist im<br />

Artikel nur im Zusammenhang mit dem<br />

Fahrstuhleffekt erwähnt und führt in Verbindung<br />

mit der Schwinge ohne Momentabstützung<br />

zu dem Auf und Ab der Hinterradfederung.<br />

Gruß Werner Koch<br />

Besser schalten<br />

Auch unsere Leser restaurieren und<br />

optimieren ihre BMW R 80 G/S.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 5/<strong>2015</strong><br />

Sehr geehrte Redaktion, nachdem nun<br />

schnell und unbürokratisch ein unbeschädigtes<br />

Exemplar der aktuellen Ausgabe<br />

angekommen ist (das erste war leider zerfleddert),<br />

hat das Lesen noch mehr Spaß<br />

gemacht. Das Restaurierungsprojekt R 80<br />

G/S habe ich anfangs eher skeptisch (Mini<br />

und eine BMW?), dann aber mit zunehmendem<br />

Interesse verfolgt. Ich habe in<br />

den 80ern/90ern selbst einige G/S umgebaut,<br />

was damals aber noch nicht so einfach<br />

durch den TÜV zu kriegen war wie<br />

heute. Zwei davon sind immer noch in unserem<br />

Besitz. Im Anhang finden Sie ein<br />

Bild, wie man die Schaltbarkeit mit einfachen<br />

Mitteln verbessern kann: Der Kugelkopf<br />

wird einfach um zirka acht Millimeter<br />

in Richtung Welle versetzt. Das<br />

bewirkt, dass der Schaltvorgang schneller<br />

wird. Da man am Fuß sowieso genügend<br />

68 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Kraft hat, ist das kein Problem. Ich schalte<br />

so meine G/S (die mal eine ST war) problemlos<br />

ohne Kupplung hoch. Das zweite<br />

tolle Projekt in dieser Ausgabe ist die umgebaute<br />

Yamaha RD 350 YPVS. Da ich<br />

auch von diesem Motorradtyp zwei in der<br />

Garage habe, hat mich das besonders gefesselt.<br />

Die Diskussion um die Kupferpaste<br />

verfolge auch ich mit Spannung. Ich<br />

selbst benutze nur noch Alupaste (allein<br />

schon wegen der Farbe) und Keramikpaste.<br />

Ich bin mir jetzt aber nicht mehr so<br />

sicher, ob das die richtigen Lösungen sind.<br />

Macht weiter so, ich freue mich über jede<br />

Ausgabe! Falls Ihr es schafft, noch mehr<br />

Tipps für die Ersatzteilbeschaffung unterzubringen,<br />

fände ich das auch gut. Viele<br />

Grüße und allzeit sturzfreie Fahrt<br />

Manfred Irl, per E-Mail<br />

Stand der Technik<br />

Früher war nicht alles besser.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 5/<strong>2015</strong><br />

Erst einmal habe ich grundsätzlich den<br />

höchsten Respekt vor jedem, der sich die<br />

Mühe macht und sich die notwendigen<br />

Kenntnisse aneignet, um ein altes Motorrad<br />

zu restaurieren. Und schon deshalb<br />

würde ich mich gar nicht trauen, jemanden<br />

zu kritisieren, der das Motorrad „besser<br />

als neu“ aufbaut. Aber es gibt einen<br />

weiteren Grund, warum ich keine Vorbehalte<br />

gegen ein perfektes Finish habe. Als<br />

diese Motorräder auf den Markt kamen,<br />

galten ja auch noch andere Maßstäbe. Es<br />

gab damals beispielsweise nicht die Lackqualität,<br />

wie wir sie heute kennen. Aus<br />

Sicht der damaligen Käufer war das Finish<br />

meistens einwandfrei – der Stand der<br />

Technik gab eben nichts anderes her. Die<br />

Schweißnähte an den japanischen Rahmen<br />

der 70er, die manchmal aussahen<br />

wie versehentlich überlackierte Regenwürmer,<br />

ignoriere ich mal ganz geflissentlich.<br />

Wenn man heute ein altes Motorrad<br />

exakt so wiederherstellt, wie es damals<br />

die Fabrik verlassen hat, dann sieht das<br />

mit unseren heutigen Maßstäben gemessen<br />

manchmal aus wie selbst gebastelt<br />

(das gilt natürlich erst recht für Vorkriegsmaschinen).<br />

Aber zu der Zeit war das<br />

eben der Stand der Technik – und damit<br />

aus damaliger Sicht perfekt. Herzliche<br />

Grüße<br />

Thomas Weise, Bremen<br />

Pustekuchen!<br />

Kleines Foto, große Aufregung: Die<br />

Pasten-Diskussion trägt weiter Früchte.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 4 und 5/<strong>2015</strong><br />

www.motorrad-classic.de<br />

Sehr geehrtes <strong>Classic</strong>-Team, Euer Feedback<br />

an Toni Kurpas hat ins Schwarze getroffen.<br />

Auch ich bestreiche seit 1973<br />

das Zündkerzengewinde mit Kupferpaste.<br />

Noch nie hatte ich aus diesem Grund einen<br />

Zündaussetzer, auch nicht bei HKZ-<br />

Anlagen. Heute wollte ich wissen, ob man<br />

den Widerstand messtechnisch erfassen<br />

kann. Ich bestrich ein Tuch mit reichlich<br />

Kupferpaste. Mit zwei Messprüfspitzen<br />

im Abstand von fünf Zentimetern begann<br />

ich mit der Messung. Überraschung: Der<br />

Widerstandswert war unendlich hoch<br />

(MOhm-Bereich). Erst in atomarer Nähe<br />

ging‘s in den KOhm Bereich! Gut, die<br />

Mess-Spannung betrug nur 1,5 Volt, das<br />

Ergebnis würde mit einem ISO-Messgerät<br />

wohl anders aussehen. Aber man muss<br />

nicht alles auf die Spitze treiben, oder?!<br />

Macht weiter so und nehmt Stellung zu<br />

pedantischen Äußerungen. Gruß<br />

Gregor Becker, per E-Mail<br />

Gilera-Infos<br />

Ein Leser hat Tipps für Saturno-Besitzer<br />

Reinhard Gipp.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 5/<strong>2015</strong><br />

Zur Frage nach Datenblättern, technischen<br />

Unterlagen etc. kann man sich ans<br />

italienische Registro Storico Gilera in Arcore<br />

wenden: www.registrostoricogilera.<br />

org (Daniela spricht auch Deutsch). In<br />

Deutschland gibt’s den Gilera Club, der<br />

sich mehr um die Nuovo Saturno ab 1988<br />

kümmert (www.gileraclub.de). Für meine<br />

Gileras (keine Saturno) wende ich mich<br />

KONTAKT<br />

Bitte geben Sie bei E-Mails und Leserbriefen<br />

Name und Wohnort an.<br />

Fragen und Post an die Redaktion:<br />

Redaktion <strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong>,<br />

Stichwort Leserbriefe, 70162 Stuttgart,<br />

Fax 0711/182-1781<br />

E-Mail: motorradclassic@motorpresse.de<br />

für alle lebenserhaltenden Maßnahmen<br />

an Albino Brambilla in 20871 Vimercate,<br />

Via Asiago 8, Telefon/Fax 0039/608 14 29,<br />

E-Mail: albinmotors@tiscali.it (englisch<br />

oder italienisch). Albino ist ehemaliger<br />

Werksangehöriger und kann definitiv was<br />

zur Saturno sagen, besitzt selbst mehrere.<br />

Am 13./14. Juni <strong>2015</strong> ist übrigens wieder<br />

internationales Gilera-Treffen in Arcore<br />

und Monza (alle fünf Jahre). Viel Erfolg!<br />

Stephan H. Schneider<br />

Gruß aus Dubai<br />

Vmax-Fans gibt es auch in der Wüste.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> 4/<strong>2015</strong><br />

Der Bericht ist Extraklasse! Ich fahre meine<br />

Vmax täglich in den Vereinigten Arabischen<br />

Emiraten. Ein paar Änderungen<br />

(zum Beispiel Lager von Emil Schwarz)<br />

wirken Wunder! Ich wünsche eine unfallfreie<br />

Fahrt und viel Glück!<br />

Wilhelm Müller, Dubai<br />

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SZENE I<br />

Sammler Walter Höcker


Durch<br />

Alpentouren und Straßenrennen, Treffen oder Geländefahrten,<br />

Restaurieren und Sammeln: Fleischer Walter<br />

Höcker nimmt alles mit. Am liebsten alte Hondas.<br />

und durch<br />

Text und Fotos von Fred Siemer<br />

Da steht sie nun neben<br />

einem riesigen Urzeit-<br />

Lastwagen und macht<br />

sich dünne. Ein schönes<br />

Motorrad, diese Honda CB 77, ganz bestimmt.<br />

Doch eines, dessen sportliche<br />

Talente unkundige Betrachter höchstens<br />

erahnen können. Aber dann kommt Walter<br />

Höcker und erzählt davon, wie dieser<br />

Zweizylinder in seinem Dorf einschlug und<br />

der Clique den Kopf verdrehte. Wie sie<br />

diskutierten über Haltbarkeit und Service<br />

eines solchen Rennmotors. Dass weder<br />

Horex noch BMW eine Schnitte bekamen<br />

und irgendwie ein Hauch von Grand Prix<br />

über die Landstraße wehte. Mehr als 9000<br />

Touren, da kamen doch sonst nur Hailwood<br />

oder Redman hin. Und so was stand<br />

nun vorm Vereinslokal. Unfassbar.<br />

Walter erzählt weiter, mit funkelnden<br />

Augen. Alles rückt nah. Man sieht sie<br />

wieder, die zerfurchten Windgesichter auf<br />

ihren untengesteuerten Boxern und Einzylindern.<br />

Die letzten ihrer Art, eine verschworene<br />

Gemeinschaft mit eingeschworenen<br />

Werten. Und denen knallte Honda<br />

diese Dinger vor die Nase. CB 72 mit 250<br />

cm³, CB 77 mit 305 cm³, kurz danach CB<br />

450, der Black Bomber. 24, 28 und 43 PS.<br />

Unfassbar eben.<br />

Eine CB 77, die musste her<br />

Walter hatte Glück, war damals noch Jugendlicher<br />

und frisch im Geiste. Der sah,<br />

begriff – und wollte haben: 1966 kam so<br />

eine CB 77 her. Er muss sich wie ein König<br />

gefühlt haben. „Und manchmal wie der<br />

ärmste Wicht“, grinst der heute 67-Jährige,<br />

„wenn mal wieder ein Loch im Kolben<br />

war.“ Trotzdem rückte die Welt näher,<br />

der Nürburgring sowieso. Immer unterwegs<br />

an den Wochenenden. Ende der<br />

60er erschien die CB 750, und auf einmal<br />

spielten Entfernungen keine Rolle mehr.<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 71


SZENE I<br />

Sammler Walter Höcker<br />

„Motorschäden? Das Ding hättest du mit<br />

dem Hammer kaputt schlagen müssen.“<br />

Die Prägephase des Walter Höcker<br />

endete hier: Luftgekühlte Hondas, das ist<br />

sein Ding. Hätte Walter spätestens merken<br />

können, als er unbedingt eine dieser allerersten<br />

Gold Wing brauchte, die eigentlich<br />

aus einem US-Kontingent stammten – und<br />

nicht glücklich damit wurde. „Kurbelwelle<br />

gebrochen“, berichtet er lapidar.<br />

Hätte es wissen müssen, als eine Kawasaki<br />

Z 1000 irgendwie nicht passte. Kein<br />

weiterer Kommentar. Hätte sich die zweite<br />

Gold Wing wirklich sparen können. „Ja,<br />

ja, aber komfortabel war die schon.“ Erst<br />

die 900er-Bol d‘Or brachte ihn wieder auf<br />

den rechten Pfad zurück, und bei der<br />

CB 1100 R ist er dann einfach hängengeblieben.<br />

Die steht unten in der Scheune,<br />

nicht weit vom Tor. Alles, was dort parkt,<br />

braucht Walter, um sich auszutoben. Also<br />

auch die CB 77? „Klar, ist doch ein geniales<br />

Motorrad.“ Und den ollen Laster?<br />

Das ist nun wiederum eine längere Geschichte,<br />

und dabei geht es um höhere<br />

Formen des Wahnsinns. Wie so oft fing<br />

alles harmlos an, im Falle Höcker mit einer<br />

zierlichen Imme. „Die stand hier bei einem<br />

Fahrradhändler als Deko im Schaufenster“,<br />

erzählt Walter, und wenn man das Funkeln<br />

in seinen Augen richtig deutet... Genau:<br />

„Dafür war die doch viel zu schade.“ So<br />

kam der gelernte Fleischer 1975, als keine<br />

Sau auf Imme stand, zu diesem wahrlich<br />

skurrilen Gefährt und drehte muntere<br />

Runden. Seit einigen Jahren sogar beitragspflichtig<br />

im Imme-Freundeskreis. Irgendwie<br />

gefiel ihm dieses Kleinvieh, aber von<br />

artgerechter Haltung konnte man erst<br />

sprechen, als die Imme passende Gesellschaft<br />

bekam: „Diese kleinen Hondas, mit<br />

ihren filigranen Viertaktern.“ Er breitet die<br />

Arme aus und strahlt: „Die sind doch toll,<br />

oder?“ Wer wollte widersprechen, wenn<br />

Monkeys und Daxe gleich reihenweise<br />

aus ihren Kullerscheinwerfern aufschauen,<br />

Camino-Mofa und SS 50-Kleinkraftrad<br />

an alte Schulzeiten erinnern. Die Super<br />

Cub in ihren diversen Hubraumvarianten<br />

machte Honda stark, vier der weit über 60<br />

Millionen gebauten Exemplare verschlug<br />

es auf Walter Höckers Scheunenboden.<br />

Da parken sie einträchtig neben einer<br />

seltenen C 110 – „Die hat Stößelmotor,<br />

guck“ – und einer CB 92. „Tja, und die war<br />

ja eigentlich noch sensationeller als die<br />

72 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong>


Wer glaubt, Walter Höcker sei im Hauptberuf<br />

Sammler und Restaurator, der<br />

irrt natürlich. Nein, im Hauptberuf ist er<br />

Energiebündel und hat einen ordentlichen<br />

fleischverarbeitenden Betrieb aufgebaut.<br />

Erst in letzter Zeit gönnt er sich<br />

etwas mehr Zeit für seine umfangreiche<br />

Fahrzeugsammlung, die hauptsächlich<br />

um Hondas – große wie kleine – mit<br />

luftgekühlten Motoren kreist<br />

CB 72/77.“ Gibt‘s doch gar nicht! „Doch,<br />

doch. 15 PS aus 125 Kubik. Und hier,<br />

die Duplexbremse, aus Elektron.“ Seit beinahe<br />

40 Jahren wächst diese Sammlung,<br />

anfangs Stück um Stück für kleines Geld.<br />

„Aber heute ist so eine CB 92 schon richtig<br />

teuer.“.<br />

Irgendwann kamen dann zwar zwei<br />

CB 72 hinzu, doch erst als Walter Höcker<br />

seine Vierzylinder-Reihe komplettiert<br />

hatte, überfiel es ihn: Ab Mitte der 80er,<br />

da hat er alles gekauft, was er an, von<br />

und über CB 72/77 kriegen konnte. „Zum<br />

Glück, heute kann das ja keiner mehr<br />

bezahlen.“ Walter hatte so viel davon, der<br />

konnte sogar noch Rennen damit fahren.<br />

„Schotten, Nürburgring, alles. Mit wirklich<br />

heißen Motoren und am liebsten, was<br />

geht.“ Aber die Lorbeerkränze für gewonnene<br />

Gleichmäßigkeitsläufe? „Immer voll<br />

ist auch gleichmäßig.“ 30 PS bringt die<br />

CB 72, 40 die aufgebohrte 77. Wenn mal<br />

ein Wochenende frei war und es passte,<br />

machte Walter auf gemütlich, packte eine<br />

BMW R 35 oder eine DKW NZ 250 ein und<br />

startete bei Veteranenrallyes. „Ibbenbüren<br />

war eigentlich Pflicht.“ Manchmal gab’s<br />

dann immer noch Luft, und verdammt,<br />

das müsste sich doch ändern lassen. So<br />

oder so ähnlich kamen Großprojekte ins<br />

Haus, die ihn wenigstens für ein paar<br />

Monate ausfüllten. Porsche-Trecker, Lanz-<br />

Zugmaschine, Magirus-Möbelwagen und<br />

Vomag-Pritsche.<br />

Dann kam die Lust am Laster<br />

Wie bitte? Vomag? Na, das ist der olle<br />

Laster neben der CB 77. „Vogtländische<br />

Maschinenfabrik AG“, erklärt Walter. „Die<br />

saßen in Plauen und waren mit Stickmaschinen<br />

verdammt reich geworden.“<br />

Seit dem Ersten Weltkrieg produzierten<br />

die Sachsen auch Lastwagen, und der hier<br />

ist Baujahr 1940. Walter hat ihn als Torso<br />

übernommen, praktisch sämtliche Aufbauten<br />

neu angefertigt, die ganze Technik<br />

wieder hergerichtet. Ein Monstrum. Aber<br />

wenn Walter von Lastwagen schwärmt,<br />

werden die richtig nett, und ruck, zuck<br />

schweift man vom Thema ab. Das heißt<br />

doch CB 72/77. „Ach ja, stimmt.“ 2010<br />

nämlich hat Walter ein feinmechanisches<br />

Kontrastprogramm eingeleitet und baut,<br />

wenn er gerade nicht unter tonnenschweren<br />

Lkw herumturnt, eine CB nach der anderen<br />

auf. Jetzt hat er sie in Rot, Blau und<br />

Schwarz. „Alle drei lieferbaren Farben.“<br />

Und die Vorgängerin C 72 Dream mit<br />

Kurzschwinge vorn hat er auch. Und eine<br />

seltene CL 72. „Die hat den Gleichläufer,<br />

wie die C. Zieht schön durch.“ Doch warum<br />

steht inmitten des ganzen Reigens<br />

eine Laverda 750 SF? „Damit ich beweisen<br />

kann, dass die Europäer bei Honda<br />

abgekupfert haben.“ Den CB 77-Motor<br />

nämlich, was denn sonst?<br />

◻<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 73


SZENE I<br />

Monark 125 Six Days<br />

Königliche<br />

Wiedervereinigung<br />

Die schwedische Motorradindustrie ist nicht nur Husqvarna, sondern viel bunter.<br />

Einer dieser Farbtupfer hieß Monark. Mit einer 125er des Herstellers mit der Krone<br />

hat Nisse Nilsson 1970 bei den Six Days die Bronzemedaille gewonnen. Jahre<br />

später fand er Fragmente seiner Wettbewerbsmaschine wieder – und damit auch<br />

viele Jugend-Erinnerungen. Text und Fotos von Fredrik Lundgren<br />

◻<br />

74 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Bis 1969 war Schweden ein wahres Paradies für<br />

Motorrad-begeisterte Teenager. Denn dort hatte<br />

der Gesetzgeber eine heute sehr sonderbar anmutende<br />

Zweiradklasse für die 16-Jährigen etabliert:<br />

Ein Limit gab es nämlich nur fürs Gewicht. Danach durfte<br />

ein Motorrad maximal 75 Kilogramm auf die Waage bringen,<br />

Hubraum und Leistung waren jedoch unbegrenzt.<br />

Theoretisch jedenfalls. In der Praxis sorgte das Gewichtslimit<br />

dann aber doch dafür, dass das Leistungsstreben der Hersteller<br />

nicht allzu sehr ausuferte. Dennoch zeigt beispielsweise die Husqvarna<br />

Silverpil, wie die Konstrukteure mit Chrommolybdän-<br />

Rahmen, Gummibandfederung vorn und zweilagigen Reifen<br />

versuchten, den gesetzlich erlaubten Rahmen im Sinne eines<br />

bestmöglichen Leistungsgewichts auszuschöpfen.<br />

Diese 175er-Zweitaktmaschine bildete die Basis für alle<br />

späteren, sehr erfolgreichen Cross- und Enduromaschinen von<br />

Husqvarna. Auch Konkurrent Monark setzte in der „Stinget“ auf<br />

einen hubraumstarken 200er-Motor von Ardie. Und unter anderem<br />

auf einen ultraschmalen Alulenker, um das Gewichtslimit zu<br />

erfüllen. Solche Klimmzüge waren Ende der 60er-Jahre aber<br />

nicht mehr zeitgemäß, zumal sich eine neue Generation moderner<br />

japanischer Maschinen anschickte, auch den skandinavischen<br />

Markt zu erobern. Als 1970 die Neuregelung mit einer<br />

125er-Klasse kam, gab es sogleich jede Menge interessanter<br />

„Klein“-Krafträder. Husqvarna war dagegen vollauf mit dem<br />

Ausbau des Offroad-Programms beschäftigt. Auch Konkurrent<br />

Monark arbeitete emsig an seinen Stollen-Krädern, in Varberg<br />

an der schwedischen Westküste wollte man jedoch die 16-Jähri-<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 75


SZENE I<br />

Monark 125 Six Days<br />

gen nicht ganz in der Kälte stehen lassen und experimentierte<br />

mit verschiedenen Modellen. Für die Straße, aber auch fürs Gelände,<br />

denn die Offroader waren ein weiteres, lohnenswertes<br />

Standbein für die immer weiter schrumpfende Zweiradindustrie.<br />

Monark hat sich seit mehr als 100 Jahren als Fahrradhersteller<br />

einen Namen gemacht, rund sechs Jahrzehnte baute die Traditionsfirma<br />

auch Motorräder. Trotz zahlreichen Meisterschafts-<br />

Erfolgen – bis hin zu Weltmeister-Titeln – stand die Marke jedoch<br />

immer im Schatten von Husqvarna.<br />

Ziel: Aus dem Schatten von Husqvarna treten<br />

Einen weiteren Versuch, diesen abzuschütteln, unternahm Monark<br />

im April 1970, als das Offroad-Modell 125 ISDT (für „International<br />

Six Days Trials“) vorgestellt wurde. In den sechs Jahren<br />

bis zum Produktionsende im April 1976 wurden insgesamt 3481<br />

Maschinen gebaut. Davon entfielen 1432 Stück auf reine Crossmaschinen,<br />

1169 wurden als Enduro-Modell verkauft und 880<br />

als ISDT-Replikas, also scharfe Renngeräte. Rund die Hälfte der<br />

Produktion ging in den Export, zumeist in die USA (etwa 1300)<br />

und nach Frankreich (rund 500 Stück). Darüber hinaus wurden<br />

weitere Modellvarianten mit Franco-Morini-Motoren gefertigt,<br />

die allerdings nicht für Wettbewerbseinsätze gedacht waren.<br />

Tja, und dann gab es noch vier Prototypen, die bereits 1969<br />

zusammengeschraubt wurden. Von diesem rot lackierten Vorserien-Quartett<br />

hat jedoch nur eine einzige Maschine überlebt.<br />

Und die ist ein ganz besonderes Stück Motorrad-Geschichte. Vor<br />

allem für den Schweden Nisse Nilsson, der genau diese 125er-<br />

Monark schon 1969 gefahren hat. Damals war Nisse erst 22 Jahre<br />

alt und ein begeisterter Motocross- und Enduro-Fahrer. In den<br />

drei vorangegangenen Meisterschafts-Saisons hatte er Viertaktmaschinen<br />

von BSA (B33), Matchless (Metisse) und eine BSA<br />

Gold Star durchs Gelände getrieben. Für 1969 hatte Nisse jedoch<br />

den Umstieg auf eine 360er-Zweitakt-Husqvarna geplant. Und<br />

einige Rennen mit einer Husqvarna-Kradmeldermaschine, deren<br />

Einsatz unmittelbar mit seiner Arbeit zusammenhing. Nisses<br />

Arbeitsplatz war damals nämlich die Motorschule des schwedischen<br />

Heeres in Strängnäs, westlich von Stockholm gelegen.<br />

Zu seinen Aufgaben gehörten dort Produkttests für das Materialamt<br />

des schwedischen Heeres.<br />

Nisse Nilsson (#115) am Start bei den<br />

Six Days 1970 in El Escorial. Nach der<br />

Markteinführung der 125er-Monark<br />

sollten die Proto typen verschrottet<br />

werden – dieser hier hat überlebt!<br />

Zu diesen Produkten gehörten 1969 auch die vier 125er-Monark,<br />

die Nisse und seine Kollegen auf ihre Tauglichkeit prüfen<br />

sollten. Alle waren rot lackiert, eine ungewöhnliche Farbe für<br />

Monark. Drei der Probanden waren reine Wettbewerbsmaschinen,<br />

die vierte jedoch besaß Austattungsdetails einer Straßen-<br />

Enduro. Bei der Motorschule von Strängnäs sah man die amtliche<br />

Testerei eher pragmatisch, weshalb im Testprogramm<br />

Endurorennen als Härteprüfung einen breiten Raum einnahmen.<br />

Nicht von ungefähr war Nisses Arbeitskollege, ein gewisser Bosse<br />

Thörnblom, damals einer der arriviertesten Geländespezialisten<br />

Schwedens. Zusammen mit ihm und dem Sohn von Sigvard<br />

Bände, dem Leiter des Testprogramms, sollte Nisse drei der<br />

Maschinen im harten Wettbewerbseinsatz auf Herz und Nieren<br />

prüfen, während die vierte Maschine hin und wieder an verschiedene<br />

Fahrer ausgeliehen wurde. Nisse nahm sich der straßentauglichen<br />

Maschine an, die dank längerer Sitzbank sogar<br />

für Beifahrer abgenommen war. Der Sachs-Motor mit Grauguss-<br />

Zylinder leistete trotz des geteilten Krümmers mit beidseitig verlegten<br />

Schalldämpfern nur 16 PS.<br />

Die vier Monark-Prototypen wurden über den Sommer bis in<br />

den Herbst 1969 ausgiebig gefahren und getestet. Höhepunkt<br />

der Test-“Arbeit“ war jedoch die Internationale Sechstage-Fahrt<br />

in Garmisch-Partenkirchen. Monark gewann dort je ein Mal die<br />

Silber- und Bronzemedaille, außerdem wurde Bo Thörnblom mit<br />

seiner 125er-Monark in jenem Jahr schwedischer Meister in der<br />

Klasse bis 175 Kubik.<br />

Als im Jahr darauf – wie bereits erwähnt – die neue 125er-<br />

Klasse eingeführt wurde, die sofort von Honda und Yamaha<br />

dominiert wurde, war als einziger schwedischer Hersteller auch<br />

Monark mit im Spiel. Den 125er-Zweitakter stellten Franco Morini<br />

und Fichtel & Sachs, die Leistung erstreckte sich je nach Modellvariante<br />

von 15 PS bei 7400/min bis hin zu 20 PS bei 9250/<br />

min. Das Sechsganggetriebe und das hervorragende Leistungsgewicht<br />

– die Enduro wog 92 Kilogramm, die Cross-Variante<br />

sogar nur deren 86 – waren natürlich weitere Kaufanreize für die<br />

16-jährigen Teens.<br />

Monark war ein klassischer Konfektionär<br />

Für Wettbewerbs-Einsätze kam allerdings nur der einzylindrige<br />

Sachs-Motor mit quadratischem Hub-/Bohrungsverhältnis von<br />

54 x 54 Millimetern (Hubraum 124 cm³) infrage, der von einem<br />

27-Millimeter-Bing-Vergaser mit zentraler Schwimmerkammer<br />

gefüttert wurde. Anfangs zündete ein Bosch-Schwungradmagnet,<br />

der später von einer Motoplat-Transistorzündung ersetzt<br />

wurde. Wahlweise war der Antrieb ebenso mit einem Fünfganggetriebe<br />

erhältlich.<br />

Die Firma Monark war immer ein Konfektionär mit geringer<br />

Fertigungstiefe, da machte die 125 ISDT keine Ausnahme. So<br />

steuerte Ceriani die 35er-Telegabel bei, während hinten zwei<br />

Girling-Federbeine zum Einsatz kamen. Die Alufelgen wurden<br />

von Akront bezogen, die Hinterradnabe von KTM und die Armaturen<br />

natürlich von Magura, wie es sich damals gehörte. Trelleborg-Stollenreifen<br />

in den klassischen Größen 3.00-21 vorn und<br />

3.50-18 hinten sowie der in Gummi gelagerte, 8,5 Liter fassende<br />

Benzintank rundeten die Teile-Auswahl der Schweden ab.<br />

In den amerikanischen Prospekten wurde damals mit einem<br />

Rahmen aus „schwedischem Flugzeugstahl“ geworben. Das<br />

klang gut, obwohl eigentlich jeder wusste, dass Flugzeuge aus<br />

deutlich leichterem Material gebaut werden. Kenner der schwedischen<br />

Szene sind auf dieses Ablenkungsmanöver allerdings<br />

nicht hereingefallen. Sie haben sofort erkannt, dass das Chassis<br />

in seinen Grundzügen vom Mofa Monark Compact stammt. Das<br />

Zentralrohr wurde direkt übernommen, einfach umgedreht und<br />

mit zwei angeschweißten Unterzügen versehen. Bei den Prototypen<br />

waren Letztere noch verschraubt. Die Ansaugluft gelangte<br />

durchs Rahmenrohr zum Luftfilter.<br />

76 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Die rote Lackierung des Prototyps entsprach nicht<br />

der Tradition des Werkes. Von Hand gearbeitete<br />

Details wie die klappbaren Fußrasten sind typisch<br />

für solche Vorserien modelle. Ein Unikat blieb auch<br />

der charak teristische Auspuff mit dem geteilten<br />

Krümmer und den zwei Schalldämpfern. Den<br />

musste ein Spe zialist aufwendig nachfer tigen,<br />

weil Nisse das Original für den Umbau einer<br />

Moto Guzzi zweckentfremdet hatte


SZENE I<br />

Monark 125 Six Days<br />

Obwohl Nisse Nilsson<br />

die 60 längst überschritten<br />

hat, startet<br />

er mit seiner Monark<br />

von 1969 noch immer<br />

bei klassischen Offroadrennen<br />

Obwohl die 125er jetzt auf dem Markt waren, „testeten“ Nisse<br />

und seine Kollegen die Monark munter weiter. Schließlich standen<br />

Anfang Oktober 1970 wieder die Six Days an, diesmal in El<br />

Escorial in den Bergen außerhalb Madrids. Dort gewann Nisse<br />

mit dem Vorjahres-Prototyp Bronze. Da wusste er übrigens noch<br />

nicht, dass diese Six Days im berühmtesten Motorradfilm aller<br />

Zeiten, nämlich „On any Sunday“, verewigt wurden.<br />

Trotz des Erfolgs kam nach der Markteinführung der Befehl,<br />

die vier Prototypen zu verschrotten. Wie alle guten Geschichten<br />

hat aber auch diese von Nisse und „seiner“ Monark letztlich ein<br />

glückliches Ende. Denn es war seine Maschine, die einst der<br />

Verschrottung entkommen war. Und so können wir in der Geschichte<br />

von Nisse Nilsson und der Monark ein weiteres Kapitel<br />

aufschlagen.<br />

Das beginnt im Jahr 1976. Nisse war zu der Zeit nicht mehr<br />

Testfahrer für das Materialamt. „Ja, stimmt schon, es war eine lustige<br />

Zeit, in der ich sehr viel fahren konnte. Vor allem, als wir auf<br />

der Suche nach einer neuen Kradmelder-Maschine waren. Mitunter<br />

sind wir 20 000 Kilometer gefahren, nur um zu sehen, ob<br />

die neue Befestigung für die Zündspule standhielt!“, schmunzelt<br />

er noch heute über diese Verschwendung von Zeit und Geld.<br />

Doch er kündigte den Job. Enttäuscht, weil Husqvarna den Zuschlag<br />

bekam. Eine Entscheidung, die Nisse tief getroffen hat,<br />

da er als Einziger das Modell von Konkurrent Hägglund befürwortet<br />

hatte. In seinem Frust beschloss er, selbst Motorradhändler<br />

zu werden. In Strängnäs gab es nämlich einen Laden, die auch<br />

Monark im Angebot hatten. Die Inhaberin, eine gewisse Elin<br />

Jonsson, hatte immer gute Kontakte zu dem Hersteller gepflegt.<br />

So gut, dass sie für ihren Sohn eine ausgemusterte 125er übernehmen<br />

durfte, als Ersatzteilspender für den jungen Tüftler.<br />

Als Frau Jonsson Verkaufsabsichten signalisierte, schlug<br />

Nisse zu und kaufte das Geschäft mitsamt dem Schuppen dahinter.<br />

Beim Ausmisten stieß er dann auf viele Teile. Von denen ihm<br />

einige sehr bekannt vorkamen – weil sie von „seinem“ ausgemusterten<br />

Monark-Prototypen stammten! Für Nisse war das wie ein<br />

Sechser im Lotto, ein Wink des Schicksals – Mensch und Maschine<br />

waren wieder vereint! Dass Gabel, Vorderrad, Sitzbank und<br />

der Zylinderkopf fehlten, konnte seine Freude kaum trüben.<br />

Die Restaurierung geriet zum Langzeit-Projekt<br />

Dennoch gingen über 20 Jahre ins Land, bis ich mit meiner Kamera<br />

den in Blau-Gelb gekleideten Nisse ablichten konnte, wie<br />

er im typischen Stil der 70er-Jahre mit kantigem Helm-Schirm,<br />

klassischen Cross-Stiefeln und den wattierten Jofama-Handschuhen<br />

auf seiner roten Monark wieder durchs Gelände reitet.<br />

Nisses Jagd nach den fehlenden Teilen begann eigentlich erst<br />

Ende der 80er-Jahre. Größtes Problem war, dass es den für die<br />

Six Days-Monark charakteristischen, zweigeteilten Auspuff<br />

nicht mehr gab. Weil Nisse eben jenen 1982 selbst vernichtet<br />

hatte, als er eine Moto Guzzi Stornello 125 für den legendären<br />

Novemberkåsan präparierte und dafür den Auspuff aus den<br />

Monark-Teilen zusammengebastelt hatte. So musste er über zwei<br />

Jahrzehnte später einen Spezialisten mit der originalgetreuen<br />

Nachfertigung beauftragen. Dafür konnte er die Gabel spottbillig<br />

über eine private Kleinanzeige ergattern, das fabrikneue Teil<br />

kostete nur 25 Euro. Das baugleiche Vorderrad mit Akront-Felge<br />

spendete eine KTM, die Sitzbank hat Nisse Anfang der 90er-<br />

Jahre auf einem Trödelmarkt gefunden. Zu guter Letzt konnte<br />

Delta Racing in Falkenberg den passenden Zylinderkopf liefern.<br />

Die Restaurierung der Monark zog sich, da Nisse immer<br />

mehrere Projekte am Wickel hatte. Darunter beispielsweise die<br />

Weiterentwicklung des Husqvarna-Automatikgetriebes, nachdem<br />

die Produktion nach Italien verlagert wurde. Die intelligente,<br />

aber nicht immer standfeste Konstruktion hatte er im Lauf<br />

der Jahre immer weiter verfeinert. Zum Schluss funktionierte sie<br />

so gut, dass Nisse glaubte, damit Husaberg ködern zu können.<br />

Doch der damals neu gegründete Hersteller zeigte kein Interesse.<br />

So langsam neigt sich der Tag dem Ende zu, Nisse schaut ungeduldig<br />

auf die Uhr. „Entschuldige, ich muss jetzt trainieren.<br />

Fürs erste Klassik-Rennen am Wochenende.“ Jetzt, wo die schöne<br />

Monark nach so einem langen Dornröschenschlaf wieder erwacht<br />

ist, zieht es Nisse wieder in den Dreck. „Weißt du, Motorräder<br />

sind zum Fahren da! Mit genau dieser Monark bin ich ja<br />

schon unzählige Rennen gefahren. Warum also aufhören, wenn<br />

die Maschine endlich läuft?“ Nisse hat recht. Warum nicht<br />

Rennen fahren, wenn die Maschine genau dafür gebaut wurde?<br />

Selbst, wenn es die Einzige und Letzte ihrer Art ist!<br />

◻<br />

78 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


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SZENE I<br />

Die Geschichte von Monark<br />

Konfektions-<br />

Ware<br />

Obwohl Monark 1976<br />

den Bau von Motorrädern<br />

eingestellt hat, besitzt<br />

der Name noch heute<br />

eine große Strahlkraft.<br />

Ein Überblick über die<br />

wechselvolle Geschichte<br />

des einst größten<br />

schwedischen Motorrad-<br />

Herstellers.<br />

Text: Fredrik Lundgren und Jan Leek<br />

Fotos: Lundgren, Ola Österling<br />

Die Geschichte von Monark beginnt im Jahr<br />

1883 im schwedischen Varberg mit der Geburt<br />

von Birger Svensson. Als Kind wuchs er bei<br />

Adoptiv eltern auf einer Farm auf. Seine schulischen<br />

Leistungen waren überdurchschnittlich, für die Arbeit am<br />

Bauernhof fehlte ihm jedoch die Motivation. So gründete der<br />

19-Jährige 1902 einen Landhandel, wo er neben Lebensmitteln<br />

auch Fahrräder verkaufte. Jene bot er seinen Kunden mit Ratenzahlungen<br />

an, damals eine Besonderheit. So ermöglichte er Mobilität<br />

für jedermann in diesem verarmten Landstrich.<br />

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, bereits im ersten<br />

Jahr setzte Birger 300 Fahrräder ab! Schon früh kombinierte er<br />

zugekaufte Teile mit selbst gefertigten – und konnte so ein eigenes<br />

Produkt anbieten. Womit sich natürlich der Gewinn steigern<br />

ließ, wie der ehemalige Musterschüler berechnet hatte. Seine<br />

Firma, Svenska Cykeldepoten, wuchs stetig, wurde 1925 in<br />

Svenska Cykelfabriken umbenannt, um ab 1939 als AB Cykelfabriken<br />

Monark zu firmieren. Um den Gewinn weiter zu maximieren,<br />

kaufte Birger 1937 sogar den Gummiwaren-Hersteller<br />

Värnamo auf. Ebenso eine kleine Textilfabrik für die Fertigung<br />

von Felgenbändern. Zu dieser Zeit hatte er schon 500 Händler<br />

unter Vertrag!<br />

Bereits 1913 hatte Birger Svensson ein Motorad gebaut, die<br />

„Sleipner“. Ob es tatsächlich das erste „eigene“ Motorrad war, ist<br />

heute unklar, ebenso, wer den Motor zulieferte. Sicher ist nur,<br />

dass die Sleipner einen 250er-Zweitakter mit Drehschieber, Aluminiumgehäuse<br />

und Eiserman-Magnetzündung besaß. Und die<br />

„Esse“ von 1919 mit einem schwedischen Viertaktmotor (EBE)<br />

das Werk von Birger war. Die Esse war ein richtiges Motorrad,<br />

kein Fahrrad mit Hilfsmotor, wog aber trotzdem nur 47 Kilogramm.<br />

Was insofern bedeutsam war, weil im damaligen Schweden<br />

Motorräder unter 50 Kilogramm keine Steuern kosteten.<br />

Birger, der als Selbstständiger immer sein eigener Herr sein wollte,<br />

kaufte seine Komponenten daher von so vielen Lieferanten<br />

wie möglich, um nicht unter Druck gesetzt werden zu können.<br />

So wuchs das Motorrad-Portfolio stetig, 1929 hatte das Werk 14<br />

verschiedene Modelle im Angebot. Das Spitzenprodukt wurde<br />

von einem 600er-Blackburne angetrieben. In den 30er-Jahren<br />

warf die Wirtschaftskrise ihren Schatten auch auf Schweden.<br />

Birger musste sich ebenfalls vorrangig auf Fahrräder und Kleinkrafträder<br />

konzentrieren. Insbesondere ab 1932, als der Suizid<br />

eines schwedischen Magnaten die einheimische Ökonomie gewaltig<br />

ins Trudeln brachte. Trotzdem verkaufte Monark in den<br />

letzten sieben Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg rund 40 000<br />

moto risierte Zweiräder, die zumeist mit 175er-Sachs- und 80er-<br />

ILO-Motoren ausgerüstet waren.<br />

Während des Zweiten Weltkriegs sollte Schwedens Neutralität<br />

unter anderem mit einem neuen Kradmelder-Motorrad gesichert<br />

werden. Die gesamte Industrie Schwedens sollte hierzu beitragen.<br />

Ausgangspunkt dieses Projekts war der Motor der Husqvarna<br />

112 TV von 1935, eine Abwandlung des seitengesteuerten Blackburne<br />

mit ohv-Konfiguration. Das Getriebe lieferte der Marine-<br />

Hersteller Albin, während Monark das Chassis baute und die<br />

Endmontage der im Volksmund Monark/Albin genannten Maschine<br />

übernahm. Folke Mannerstedt, der in den 30er-Jahren<br />

unter anderem die legendäre Husqvarna-V2-Rennmaschinen<br />

konstruiert hatte, verpasste der 500er schärfere Steuerzeiten<br />

und hob das Drehzahlniveau von 3600/min auf 5500/min an.<br />

Von dieser Monark/Albin sind insgesamt 3000 Exemplare gebaut<br />

worden, die nach der Ausmusterung als solide Basis für<br />

Wett bewerbsmaschinen galten. Birger Svensson verstarb 1944,<br />

Nachfolger wurde sein Sohn Lennart Warborn. Dieser führte<br />

das Unternehmen nach den Prinzipien des Vaters, der stets auf<br />

niedrige Kosten geachtet hatte, damit mehr Gewinn im Unternehmen<br />

bleibt.<br />

Nach dem Krieg sah die Welt aber auch in Schweden anders aus,<br />

das durchaus von einer ideologischen Zerklüftung gezeichnet<br />

war. Gebraucht wurden zunächst vor allem billige Transportmittel.<br />

Dennoch konnte das Werk in Varberg die Wirren der<br />

Nachkriegszeit nutzen und in den folgenden Jahren die eigene<br />

Position durch Aufkäufe großer Konkurrenten stetig ausbauen.<br />

Nach und nach wurden beispielsweise Crescent, NV, Hermes,<br />

Apollo, MCB, Regina, Rex, Suecia, Albin, Nordstjernan, Ärlan,<br />

Vimpeln, Polstjernan oder Stjernan übernommen, um nur einige<br />

80 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Bis 1969 waren in<br />

Schweden die Kräder<br />

für 16- Jährige nur beim<br />

Gewicht auf 75 Kilogramm<br />

limitiert, alles andere<br />

war frei. Heißestes<br />

Eisen war die Monark<br />

Blue Stinget mit 200er-<br />

Ardie-Motor (ganz links).<br />

Daneben: Ove Lundell,<br />

der erfolgreiche Crossund<br />

Endurofahrer, 1970<br />

am Stand von MCB<br />

(Monark Crescent AB) mit<br />

der neuen 125er-Geländemaschine.<br />

Oben rechts:<br />

Sten Lundins 500er-WM-<br />

Siegesmaschine von 1959.<br />

Darunter: Für den Schweden-GP<br />

1973 konstruierte<br />

der Schweizer Rudi Kurth<br />

eine 500er-Monark mit<br />

Dreizylinder-Bootsmotor<br />

von Crescent<br />

zu erwähnen. So war Monark Anfang der 60er-Jahre zum größten<br />

Zweiradhersteller Nordeuropas mit 5000 Angestellten aufgestiegen,<br />

die täglich bis zu 1000 Fahrzeuge bauten! Doch auch<br />

Schweden wurde von der Motorradkrise nicht verschont, die<br />

Absätze brachen in den frühen 60er-Jahren dramatisch ein. Monark<br />

stellte die Motorradproduktion weitgehend ein. Das durch<br />

den 1960 erfolgten Zusammenschluss mit NV (Nymans Verkstäder,<br />

Uppsala) entstandene Konglomerat betätigte sich daraufhin<br />

in zahlreichen weiteren Geschäftsfeldern, fertigte Marinemotoren<br />

(1973 an Volvo verkauft), Motorsägen, Rasenmäher und<br />

Schneemobile. Außerdem Reifen, Gummistiefel, Boote, Skier<br />

(Limex), Spülmaschinen, Radios und Fernseher...<br />

Doch zurück zu den motorisierten Zweirädern. In den 50er-Jahren<br />

etablierte sich die neue Mofa-Klasse, die zusammen mit den<br />

Kleinkrafträdern bis 75 Kilogramm für die 16-Jährigen sowohl<br />

für die Volkswirtschaft als auch für die private Mobilität von großer<br />

Bedeutung war. Da Motorsport in Schweden praktisch zur<br />

Volkstradition gehörte, wuchs zu dieser Zeit jene Generation<br />

heran, die Schweden zur festen Größe in der Welt des Geländesports<br />

machte. Crescent, NV, Monark und Husqvarna waren die<br />

Garanten des Erfolgs im Offroadsport. Besagte Kleinkraftrad-<br />

Klasse, bei der nur das Gewicht auf 75 Kilogramm limitiert war,<br />

revolutionierte auch die Mobilität der Jugendlichen. Zum ersten<br />

Mal konnten nun schon 16-Jährige mit einem richtigen Motorrad<br />

beim Imbissbuden-Treff vorfahren. Vor allem mit einer Blue<br />

Fighter von Monark, mit Doppelschleifenrahmen, Telegabel und<br />

150er-Zweitakter. Husqvarna konterte mit der 175er-Silverpil,<br />

gefolgt 1957 von der 200er-Guldpil. Monark nahm den Fehdehandschuh<br />

auf und brachte noch im selben Jahr die Blue Stinget<br />

mit 200er-Ardie-Motor und Vierganggetriebe. Obwohl die Blue<br />

Stinget nur zwei Jahre gebaut wurde, erreichte sie unter den<br />

Teens Kultstatus, weil sie bis zur Einführung der 125er-Klasse im<br />

Jahr 1970 als die Schnellste ihrer Art galt.<br />

Bei den „großen“ Motorrädern avancierte die Monark Blue<br />

Arrow mit einem 250er-Zweizylinder-Zweitakter von ILO zum<br />

Erfolgsmodell, das später auch als Wettbewerbsmodell mit<br />

satten 20 PS erhältlich war.<br />

www.motorrad-classic.de<br />

Als 1957 im Motocross zunächst nur die 500er-Klasse als<br />

Weltmeisterschaft ausgeschrieben wurde, ahnte man bei<br />

Monark, dass Husqvarna dabei war, einen Viertakter zu bauen.<br />

Monark kontaktierte eine Konstruktionsfirma in Stockholm und<br />

bestellte zwei Motoren bei Gunnar Hagström, der früher unter<br />

der Konstrukteurs-Legende Folke Mannerstedt gearbeitet hatte.<br />

Sein Gehilfe in der kleinen Werkstatt war übrigens ein gewisser<br />

Nils Hedlund, der sich später ebenfalls einen Namen in der Szene<br />

machen sollte. Die Motoren basierten auf dem 500er-Viertakter<br />

der Monark/Albin. Einer Vorkriegskonstruktion also, die dank<br />

zahlreicher Modifikationen jedoch zu einem leistungsfähigen<br />

Triebwerk reifte. Beim Premieren-Lauf brachen zwar beide Rahmen,<br />

aber eine Woche später hatte Ove Lundell einen neuen<br />

Rahmen konstruiert und gewann damit prompt das Rennen! Den<br />

ersten Motocross-WM-Titel für Schweden gewann allerdings Bill<br />

Nilsson auf einem Eigenbau, der daraufhin zu Husqvarna wechselte.<br />

Sten Lundin sicherte Monark 1959 und 1961 den 500er-<br />

WM-Titel. Letzteren jedoch auf einer „Lito“, die jedoch nichts anderes<br />

war als eine Monark in anderen Farben. Grund war die<br />

Einstellung aller Rennaktivitäten von Monark nach dem Tod von<br />

Lennart Warborn 1960. Warborns Neffe Kaj Bornebusch übernahm<br />

jedoch die 500er-Crossmaschinen, taufte sie „Lito“ und gewann<br />

mit Lundin die WM-Saison 1961.<br />

Als 1967 mit dem wirtschaftlichen Aufschwung auch die Nachfrage<br />

nach Motorrädern wieder anzog, bekam der Name Monark<br />

wieder neuen Glanz. Wirtschaftlich mit der 50er-Produktion.<br />

Und sportlich durch die Einführung der 50er-Klasse im Motocross.<br />

Als das erste offizielle Rennen dieser 50er-Minicrosser<br />

1968 gestartet wurde, trat Monark mit einem auf sieben PS getunten<br />

Sachs-Motörchen an, das auf einer Serien-50er mit fünf<br />

Gängen basierte. Ab 1969 forcierte der schwedische Hersteller<br />

dann das 125er-Programm mit den Enduros und Crossern, das<br />

trotz der beschriebenen Erfolge im Geländesport jedoch 1976<br />

eingestellt wurde. Danach konzentrierte sich Monark auf Fahrräder<br />

und Mofas. Im Jahr 2000 wurde das Unternehmen Monark<br />

Crescent AB aufgelöst, die Warenmarken Crescent und Monark<br />

existieren aber noch heute.<br />

◻<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 81


SZENE I<br />

Robert Sullivans Triumph-Sammlung<br />

Triumph<br />

des Wollens<br />

Robert Sullivan ist einer, der anpackt und alles gibt.<br />

So hat er es zum größten HJC-Händler der Welt gebracht.<br />

Und die wohl außergewöhnlichste Sammlung<br />

klassischer Triumph-Motorräder zusammengetragen.<br />

Text und Fotos von Alain Sauquet<br />

82 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 83


SZENE I<br />

Robert Sullivans Triumph-Sammlung<br />

Oben: Zu den Raritäten in Sullivans Kollektion zählt diese Trophy mit dem 500er-Grand Prix-Motor. Unten: Robert hat<br />

einige Modelle in doppelter oder sogar dreifacher Ausführung. Hier einige 650er der Jahrgänge 1963 bis 1967


Das Gros der Sammlung<br />

bilden Bonneville-<br />

und Tiger- Modelle<br />

verschiedener<br />

Baujahre. Oben rechts<br />

strahlt im Vordergrund<br />

eine Tiger 80<br />

mit zwei weiteren<br />

Vorkriegsmodellen<br />

um die Wette, unten<br />

stiehlt eine Trophy aus<br />

den 50er-Jahren dem<br />

alten Pick-up die Show<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 85


SZENE I<br />

Robert Sullivans Triumph-Sammlung<br />

Aufstellung vor Sullivans<br />

Firmengebäude.<br />

Daneben: eine 650er-<br />

Trophy. Darunter:<br />

zwei Bonneville-Modelle.<br />

Foto unten: Ein<br />

Tiger 80-ohv-Single<br />

(links) posiert hier<br />

mit einer frühen<br />

Thunderbird<br />

86 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Bonneville- und Tiger-<br />

Modelle in Reih und<br />

Glied. Im Vordergrund<br />

eine von nur 900<br />

gebauten TT Special.<br />

Mit diesen gestrippten<br />

650er-Wettbewerbsmaschinen<br />

wagten<br />

sich Mutige ins Gelände<br />

oder in die Ovale


SZENE I<br />

Robert Sullivans Triumph-Sammlung<br />

Es gibt wohl niemanden, den nicht schon mal die<br />

Sammelwut gepackt hätte. Die einen sammeln<br />

Briefmarken oder Schuhe, die anderen Autos<br />

oder Autogramme. Ja, es soll sogar Zeitgenossen<br />

geben, die in den Cafés dieser Welt nach Zuckertütchen jagen.<br />

Für Robert Sullivan sind es eben Motorräder von Triumph,<br />

die seit Anfang der 1990er-Jahre eine magische Anziehungskraft<br />

auf ihn ausüben. Damals konnte jedoch noch niemand ahnen,<br />

welche Ausmaße die Suche nach den Maschinen aus Meriden<br />

annehmen würde. Wahrscheinlich nicht einmal Robert selbst.<br />

Heute zeugen jedenfalls knapp 100 perfekt restaurierte Triumphs<br />

von Bobs ungezügelter Sammel-Leidenschaft.<br />

Sullivans Vorliebe für die britischen Maschinen kommt nicht<br />

von ungefähr. Schon in den 1960er-Jahren hatte er als junger<br />

Spund einen Triumph-Twin über die in den USA so populären<br />

Dirt Track-Ovale gedroschen. Anfang der 70er-Jahre gab Bob<br />

dann geschäftlich richtig Gas und gründete im südlich von Boston<br />

gelegenen Hanson/Massachusetts seine Firma, die sich mit dem<br />

Vertrieb von Motorrad-Zubehörteilen, Bekleidung und Helmen<br />

beschäftigte. Dabei hatte er schon früh den richtigen Riecher, als<br />

er den offiziellen Import der im Fernen Osten nahezu zeitgleich<br />

gegründeten Marke HJC für Nordamerika übernahm. Mit viel<br />

Engagenemt machte er den koreanischen Helmhersteller schon<br />

1992 zur Nummer eins in den USA und etablierte seine Firma<br />

(www.sullivansinc.com) seitdem als den weltweit größten Vertreiber<br />

von HJC-Produkten.<br />

Bob hatte also schon gut zu tun, als er 1990 mit seinem Kumpel<br />

Dave Perewitz, dem berühmten Harley-Customizer (www.pere<br />

witz.com), die Daytona Bike Week in Florida besuchte. Klar, dass<br />

er auch dessen Klamotten und Custom-Teile in seinem Portfolio<br />

anbot. Dennoch war der Event in Daytona damals für Bob eine<br />

völlig neue Erfahrung. Was er zu sehen bekam, hat ihn in zweierlei<br />

Hinsicht geradezu verzaubert. Weil er dort nicht nur Debbie,<br />

seine spätere Frau, kennengelernt hat, sondern auch seine Liebe<br />

für die Triumph-Motorräder neu entflammte. Das Interesse für<br />

die archaischen britischen Maschinen war nie ganz erloschen,<br />

allerdings hatte die Arbeit Sullivan zu sehr im Griff.<br />

Doch beim Anblick der Triumph-Armada am Strand von<br />

Daytona kamen in ihm all die Jugenderinnerungen wieder hoch.<br />

Spontan entschloss sich Bob bei einer Auktion vor Ort zum Kauf<br />

seiner ersten beiden Triumph. Es waren zwei wunderschöne Maschinen,<br />

die der Restaurierungsexperte Garry Chitwood wieder<br />

in den Neuzustand versetzt hatte. Doch von diesem Tag an war<br />

für Bob nichts mehr, wie es einmal war. Er war angefixt, wie ein<br />

Süchtiger war er fortan ständig auf der Suche nach Triumph-<br />

Motorrädern oder Teilen davon. Eine Sucht, die sich Bob dank des<br />

geschäftlichen Erfolgs, zu dem in den ersten Jahren auch sein<br />

Bruder beigetragen hatte, jedoch leisten konnte. Das Beste ist gerade<br />

gut genug – nach diesem Motto hat Bob nicht nur sein Leben<br />

lang gearbeitet, sondern auch seine Sammlung aufgebaut. Sein<br />

gehobener Lebensstil zeigt sich nicht im Genuss edler Zigarren<br />

und auserlesener Weine, sondern in seinen Triumph-Maschinen,<br />

die er mit viel Herz und großer Leidenschaft auf dem gesamten<br />

Kontinent gesucht und gefunden hat.<br />

Ich erinnere mich noch, wie er kurzerhand an die Westküste<br />

geflogen ist, nur um den perfekten Chromauspuff zu erstehen.<br />

Oder nach Montana, als er von einem sehr seltenen Modell gehört<br />

hatte. In dieser Zeit war Bob ohnehin fast jeden Tag geschäftlich<br />

mit dem Flieger unterwegs. So konnte er das Nützliche (fürs<br />

Geschäft) mit dem Angenehmen (für seine Sammlung) ganz gut<br />

verbinden. Bei solchen Geschäftsterminen nutzte er jede Gelegenheit,<br />

seiner Sucht nachzugehen. Ja, anders kann man seine Obsession<br />

in dieser Zeit wirklich nicht bezeichnen. Bob war ein Abhängiger,<br />

ständig auf der Suche nach dem nächsten Kick. Mit<br />

dem kleinen Unterschied, dass er nicht auf Marihuana oder Koks<br />

aus war, sondern auf Teile aus Stahl, Chrom, Lack oder Leder. Und<br />

das über einen Zeitraum von beinahe 20 Jahren!<br />

Mit einem guten Freund von mir, ebenfalls ein Fotograf, fing Bob<br />

irgendwann eine neue Spielerei an. Gemeinsam produzierten sie<br />

große Wandkalender mit Motiven rarer Triumph-Modelle. Genau<br />

genommen waren jedoch all die Jahre für ihn eine Art von Spiel,<br />

egal ob es das Finden oder Restaurieren der Motorräder betraf,<br />

die Jagd nach Teilen oder eben das Fotografieren all der schönen<br />

Bonnevilles, Thunderbirds, T-, TR- und TT-Modelle.<br />

Für Bob ist es tatsächlich das Höchste der Gefühle, wenn er<br />

für seine Schmuckstücke, in die viel Zeit, Energie und natürlich<br />

auch Geld geflossen sind, einen dieser magischen Orte gefunden<br />

hat, die eines Bildes für die Ewigkeit würdig sind. Dann kann er<br />

sie wirklich genießen, diese Momente des stillen Glücks.<br />

88 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Hat gut Lachen:<br />

Robert Sullivan mit einem<br />

kleinen Teil seiner<br />

Sammlung, der wohl<br />

beeindruckendsten<br />

zum Thema Triumph<br />

Die natürlich auch in dem unglaublich guten Zustand seiner<br />

Triumph-Modelle begründet sind. Alle Motorräder sehen aus, als<br />

hätten sie gerade eben die Produktionsbänder von Meriden verlassen.<br />

Die Perfektion der Restaurierungen geht bis ins kleinste<br />

Detail, egal ob es die Lackierungen oder den Chromauftrag betrifft.<br />

Auch die Kunststoffteile, Gläser, Stahl- und polierten Aluteile<br />

erstrahlen wieder wie neu. Dafür zeichnen Garry Chitwood<br />

und Ryan Bissett verantwortlich, die bei Sullivans praktisch in<br />

Vollzeit gearbeitet haben, um Bob beim Neuaufbau der schlafendenden<br />

Schönheiten unter die – viel beschäftigten – Arme zu<br />

greifen. Die meisten davon haben sie aus einem Jahre oder gar<br />

Jahrzehnte währenden Dornröschenschlaf erweckt. Ryan fand<br />

beispielsweise einst eine T80 von 1938, die vermutlich 30 oder 40<br />

Jahre lang an ein Stahlgerüst gekettet war!<br />

Jedes Mal, wenn diese verschworene Gemeinschaft eine Restaurierung<br />

in Angriff nahm, ähnelte das Unterfangen einem neu-<br />

erlichen Glücksspiel. Würden sie alle notwendigen Originalteile<br />

finden? Dank guter Kontakte und den Möglichkeiten des Internets<br />

konnte diese Frage meistens mit „Ja“ beantwortet werden –<br />

stets eine zusätzliche Motivationsspritze für die ohnehin gute<br />

Stimmung im Team. Logisch, bei solch perfekten Arbeitsbedingungen.<br />

Im riesigen Lager von Bobs Firma fehlte es an nichts.<br />

Schon gar nicht am Budget. Höchstens an Stellplätzen. Deshalb<br />

hatte Bob ein wenig den Überblick über seine Sammlung verloren,<br />

die auf verschiedene Örtlichkeiten verteilt war. Als er irgendwann<br />

zusammengezählt hatte, waren es 98 neuwertige Triumph<br />

der Baujahre 1937 bis 1972, davon einige in doppelter oder gar<br />

dreifacher Ausführung!<br />

Genug, wie Bob heute befindet, obwohl er die Jahre seiner<br />

ungezügelten Sammelwut als die schönsten und aufregendsten<br />

in seinem Leben bezeichnet. Davon zeugt nun die weltweit wohl<br />

außergewöhnlichste Triumph-Kollektion.<br />

◻<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 89


NACHDRUCK<br />

Im ersten Test in der<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Aus gabe<br />

15/1976 wurden der<br />

kultivierte Vierventilmotor<br />

und das exzellente<br />

Fahrwerk<br />

der XS 500 gelobt<br />

90 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 91


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NACHDRUCK<br />

RÜCKBLICK<br />

A B O<br />

Die<br />

Yamaha<br />

XS 500 aus<br />

heutiger Sicht<br />

Dem Twin mit zukunftsweisender<br />

Technik war leider keine große Zukunft<br />

beschieden, doch heute wissen<br />

Fans seine Qualitäten zu schätzen.<br />

„Wer XS 500-Fan ist,<br />

braucht das Leben<br />

nicht zu fürchten“<br />

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Foto: Timmerberg<br />

Eine halbe Seite? Über die XS 500 könnte<br />

man ein ganzes Buch füllen. Denn das<br />

Dieter Nuhr zugeschriebene Zitat über Fortuna<br />

Düsseldorf-Fans gilt abgewandelt auch<br />

für dieses Motorrad: „Wer XS 500-Fan ist,<br />

braucht das Leben nicht zu fürchten.“<br />

Robert Timmerberg Im Umkehrschluss heißt das, wer heute<br />

besitzt gleich drei noch eine XS 500 fährt, hat viel erlebt und<br />

XS 500-Exemplare entsprechend viel zu erzählen. Und könnte<br />

die XS reden, die man fährt, dann erführe<br />

man die Geschichte einer Überlebenden.<br />

Schließlich wurden viele dieser achtventiligen dohc-Diven im<br />

ersten Leben so malträtiert beziehungsweise so selten fachgerecht<br />

inspiziert, dass etliche von ihnen einem frühen Überhitzungstod<br />

zum Opfer fielen. Die Besitzer stellten sie genervt<br />

ab und wandten sich weniger wartungsintensiven Modellen<br />

zu. Die XS 500 sowie ihre in Deutschland nicht offiziell vermarktete<br />

Vorgängerin TX 500 gerieten in Vergessenheit,<br />

bis von der Retro-Welle erfasste Schrauber wie die Wrenchmonkees<br />

oder andere Nostalgiker sie in irgendeiner Garage<br />

entdeckten, für kleinstes Geld mitnahmen und wiederbelebten.<br />

Meine ist eine von jenen Wiederbelebten, denen es im<br />

zweiten Leben deutlich besser geht, weil sie endlich artgerecht<br />

gehalten werden. Anders als zu Studentenzeiten in<br />

den frühen 1980er-Jahren wird sie von mir nun nicht mehr<br />

bis zum Anschlag viel zu lange über die Autobahn gescheucht,<br />

bis sich die Ventile verbiegen. Und endlich wird<br />

das Rasseln, das durch die drei Ketten für den Antrieb von<br />

E-Starter, Ausgleichswelle und der beiden Nockenwellen verursacht<br />

wird, als unüberhörbares Zeichen für dringend notwendige<br />

Inspek tionsarbeiten verstanden. Gut gewartet, vernünftig<br />

warm gefahren und dann noch mit Ikon-Stoßdämpfern,<br />

Wirth- Gabelfedern und zweiter Bremsscheibe mit Stahlflexleitung<br />

aufgewertet, kann man sich an einem Siebziger-<br />

Jahre-Sportler erfreuen, der einem auch akustisch signalisiert,<br />

wie viel mehr Freude ihm das zweite Leben macht. Wenige<br />

Motorräder hatten während ihres kurzen Daseins im Lieferprogramm<br />

von Mitsui-Maschinen einen schlechteren Ruf als<br />

die XS 500. Es ist an der Zeit, diesen etwas aufzupolieren.<br />

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SZENE I<br />

Moto Guzzi Sahara<br />

Expedition<br />

Alltag<br />

Seit 40 Jahren hält Klaus Stockschlaeder<br />

seiner Moto Guzzi Sahara die Treue. Nicht<br />

nur, weil es hierzulande ein Einzelstück ist.<br />

Text und Fotos von Hubert Hecker<br />

98 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Schiebung: Nur fürs Foto, denn die<br />

Sahara erwies sich als zuverlässig<br />

Dieses Ding muss ich<br />

haben, schoss es Klaus<br />

Stockschlaeder durch<br />

den Kopf. Das war vor<br />

40 Jahren, im August 1975. Vor ihm auf<br />

dem Küchentisch lag das aktuelle Heft<br />

von „Das <strong>MOTORRAD</strong>“ mit dem Test der<br />

Moto Guzzi Sahara, einer Sonderauflage<br />

der Nuovo Falcone. Jener in Italien seit<br />

den 50er-Jahren überwiegend von Polizei<br />

und Militär bewegten Maschine, mit liegendem<br />

500er-Viertakt-Einzylinder und<br />

braven 25 PS. Augenfälligstes Unterscheidungsmerkmal<br />

zu den Behördenkrädern<br />

waren die sandfarbene Lackierung mit<br />

dem „Sahara“-Schriftzug. Expeditionstaugliche<br />

Ausstattungsdetails waren jedoch<br />

weder vorhanden noch bestellbar.<br />

Immerhin, die Technik war ja lange genug<br />

erprobt, zudem versprach die moderate<br />

Leistungsausbeute die für Wüstendurchquerungen<br />

gewünschte Zuverlässigkeit.<br />

Eine solche hatte Klaus, damals 20<br />

Jahre jung und Besitzer einer 250er-Honda,<br />

nicht im Sinn. Aber auch die heimische<br />

Eifel verlangte dem Material, besonders in<br />

langen Wintern, ganz schön was ab. Klaus<br />

hatte schon länger von einer richtig rustikalen<br />

Maschine für den täglichen Einsatz<br />

geträumt. Von seiner nervösen 250er-<br />

Drehorgel hatte er jedenfalls genug. Da<br />

erschien ihm dieser urige 500er-Dampfhammer<br />

aus Mandello del Lario doch viel<br />

begehrenswerter.<br />

Einzelstück zum stolzen Preis<br />

Umgehend kontaktierte er daher den<br />

deutschen Guzzi-Importeur, die Firma<br />

Motobécane in Bielefeld, um die Bestellung<br />

seiner Traummaschine zu platzieren.<br />

Doch die Euphorie bekam sogleich einen<br />

Dämpfer. Nein, es täte ihnen sehr leid,<br />

aber dieses Modell würde nicht auf den<br />

deutschen Markt gebracht, hieß es. Man<br />

könne auch keines besorgen. Einziges<br />

Exemplar sei die von „Das <strong>MOTORRAD</strong>“<br />

getestete Sahara, die anschließend von<br />

Stuttgart nach Düsseldorf zur Firma Hein<br />

Gericke ging. Doch so schnell gab Klaus<br />

nicht auf, die Leitung nach Düsseldorf<br />

zum Chef persönlich stand prompt. Doch<br />

der Hein meinte erst einmal, dass er die<br />

Guzzi nicht hergeben wolle. Nach einigem<br />

Hin und Her ließ er sich dann doch<br />

erweichen – zum stolzen Preis von 4500<br />

Mark. Ziemlich happig für den jungen<br />

Stockschlaeder, der aber nicht weiter handeln<br />

wollte. Weil er fürchtete, dass Gericke<br />

dann den Rückzieher machen könnte.<br />

So hatte der euphorisierte Klaus verdammt<br />

viel Geld für die Italienerin ausgegeben.<br />

Der stolze Betrag schien aber nicht<br />

unbedingt gerechtfertigt, denn die Fertigungsqualität<br />

war eher dürftiger Natur.<br />

Der Spruch „rostet bereits im Prospekt“<br />

traf hier tatsächlich zu. Obendrein hatten<br />

die <strong>MOTORRAD</strong>-Tester die Gute nach dem<br />

Test verdreckt in die Kiste gepackt. War<br />

Klaus aber egal. Frohen Mutes brachte er<br />

den neuen Schatz auf Hochglanz, was unter<br />

anderem die Bearbeitung des Aufpuffs<br />

mit der Drahtbürste und anschließendem<br />

Lackauftrag bedeutete.<br />

Doch Klaus musste noch weitere Hürden<br />

überwinden. Denn die Sahara, die<br />

sich lediglich farblich von der Polizeimaschine<br />

unterschied und weitgehend<br />

mit der 1971 erschienenen zivilen Variante<br />

identisch war, wurde ja nicht offiziell<br />

nach Deutschland exportiert. Und somit<br />

gab es auch keine Papiere. Mangels anderer<br />

Quellen entnahm Stockschlaeder<br />

die technischen Daten dem <strong>MOTORRAD</strong>-<br />

Testbericht, ließ sich diese bei der Firma<br />

Motobécane bestätigen und fuhr sein<br />

„Einzelstück“ anschließend mutig beim<br />

TÜV vor. Tatsächlich gab es den behördlichen<br />

Segen ohne Probleme, und so konnte<br />

es endlich raus auf die Straße gehen.<br />

Für Stockschlaeder, Motorradfahrer mit<br />

Leib und Seele, sollte die Guzzi schließlich<br />

lange Zeit einziges Fortbewegungsmittel<br />

sein. Vom ersten Tag an wurde sie nicht<br />

geschont, bei Wind und Wetter durch Ardennen,<br />

Vogesen, Alpen, Eifel und Hohes<br />

Venn gescheucht. In den vergangenen 40<br />

Jahren diente Klaus die Guzzi, die mittlerweile<br />

knapp 200 000 Kilometer gelaufen<br />

ist, zu jeder Jahreszeit als zuverlässiges<br />

Transportmittel. Ohne entsprechende Modifikationen<br />

für mehr Alltags- und Langzeittauglichkeit<br />

hätte sie ihr Leben vermutlich<br />

schon nach wenigen Jahren<br />

aus gehaucht. Nachdem der erste Auspuff<br />

bereits nach kurzer Zeit dem Rostfraß zum<br />

Opfer gefallen war, wurde der Ersatz von<br />

einem Spezialisten zunächst alitiert und<br />

dann lackiert – hält bis heute.<br />

Außerdem wurden nach und nach<br />

sämtliche Blechteile verzinkt, ebenso der<br />

Doppelschleifen-Rohrrahmen. Anschließend<br />

wurde dieser mit Öl ausgeschwenkt<br />

und wieder dicht gemacht. Das hat das<br />

Fahrgestell bis heute bestens vor Korrosion<br />

geschützt. Weiterhin spendierte Klaus<br />

seiner Guzzi Felgen und Speichen aus<br />

Edelstahl, nicht nur fürs Auge. Auch die<br />

bekannte Schwachstelle der Nuovo Falcone,<br />

nämlich die mangelhafte Schmierung<br />

des Einlassventils, eliminierte der angehende<br />

Kfz-Mechaniker mit einer separaten<br />

Ölleitung. Die Standfestigkeit profitierte<br />

überdies vom Austausch des unzureichenden<br />

Serien-Ölfilters gegen ein brauchbares<br />

Exemplar und den Einbau einer<br />

Hochdruck-Ölpumpe sowie einer elektronischen<br />

Zündung. So gerüstet, springt der<br />

Oldie auch heute noch sofort an und läuft<br />

und läuft und läuft, wie man es dem seligen<br />

VW Käfer nachsagt.<br />

Dass die Guzzi ihr Leben lang als echtes<br />

Arbeitstier herhalten musste, sieht man<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 99


SZENE I<br />

Moto Guzzi Sahara<br />

ihr an. Und soll man auch, wie Klaus Stockschlaeder<br />

betont. Auf makellose Optik hat<br />

er nie Wert gelegt. Weder, was das Gesamtbild<br />

der Maschine noch die Ästhetik<br />

der technischen Modifikationen anging.<br />

Zuverlässigkeit und Nutzwert waren für<br />

ihn immer die einzigen Kriterien, die ihm<br />

wichtig waren. So schreckte er auch nicht<br />

davor zurück, das eine oder andere defekte,<br />

abgefallene oder weggerostete Teil<br />

durch ein funktionierendes aus japanischer<br />

Produktion zu ersetzen.<br />

Mit Seitenwagen praktischer<br />

Ähnlich pragmatisch ging der Student damals<br />

zu Werke, als es galt, die Vielseitigkeit<br />

der Falcone zu verbessern. Als sich<br />

die Gelegenheit ergab, vermählte Klaus<br />

seine Guzzi mit einem Steib-Seitenwagen.<br />

Wegen der besseren Transportmöglichkeiten.<br />

Und – natürlich – aus Spaß an der<br />

Freude. Zwei Mal mußte die Guzzi sogar<br />

als Umzugs-Helfer herhalten. „Okay, da<br />

musste ich natürlich mehrmals fahren“,<br />

erinnert sich Klaus an die Umzugsfahrten.<br />

Auf dem Weg zur neuen Studentenbude<br />

im holländischen Vaals – das Schengener<br />

Abkommen war dereinst noch in<br />

weiter Ferne, die Zöllner hatten somit jeden<br />

Grenzübertritt abzunicken – erregte<br />

seine seltsame Fuhre den Argwohn des<br />

diensthabenden Beamten. Ein nach Afrika-Feldzug<br />

aussehendes Gespann mit<br />

Kühlschrank im Boot und Sitzsack auf<br />

dem Sozius erschien ihm als sichere Beute.<br />

Konnte doch nur ein Haschbruder oder<br />

Bombenleger sein! Zur Enttäuschung des<br />

dienstbeflissenen Zöllners entpuppte sich<br />

der Inhalt des voluminösen Transportguts<br />

DATEN*<br />

Moto Guzzi Sahara<br />

Motor: Luftgekühlter Einzylinder-Viertaktmotor,<br />

längs liegend, zwei Ventile, über eine<br />

untenliegende Nockenwelle, Stoßstangen<br />

und Kipphebel betätigt, Bohrung x Hub<br />

88 x 82 mm, Verdichtung 6,9:1, Hubraum<br />

499 cm³, Leistung 25 PS bei 4800/min<br />

Kraftübertragung: Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />

Vierganggetriebe, Kettenantrieb<br />

Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen,<br />

hydraulisch gedämpfte Telegabel vorn,<br />

Zweiarmschwinge mit zwei Federbeinen<br />

hinten, Drahtspeichenräder mit Stahlfelgen,<br />

Reifen vorn und hinten 3.50-18, Duplex-<br />

Trommelbremse vorn, Ø 210 mm, Simplex-<br />

Trommelbremse hinten, Ø 210 mm<br />

Maße und Gewichte:Radstand 1450 mm,<br />

Gewicht vollgetankt 219 kg, Tankinhalt 19 l<br />

0–100 km/h: 19,5 s<br />

Höchstgeschwindigkeit: 122 km/h<br />

*Solomaschine aus Test in Das <strong>MOTORRAD</strong> 18/1975<br />

als unverdächtiges Styropor, weshalb er<br />

„Trasporti Internationali Guzzi Falcone“<br />

ziehen lassen musste.<br />

Von einer bis heute denkwürdigen<br />

Begebenheit zeugt die Delle im verchromten<br />

Lampenring. Bei einer winterlichen<br />

Kolonnenfahrt auf schmierigem<br />

Untergrund bremste plötzlich der vorausfahrende<br />

Lkw. Klaus musste spontan in<br />

die Eisen, mangels Traktion schob die<br />

Fuhre ohne nennenswerte Verzögerung<br />

unaufhaltsam und bedrohlich in Richtung<br />

des mittlerweile zum Stillstand gekommenen<br />

Lastwagens. Mit blockierendem<br />

Vorderrad und voll eingefederter<br />

Gabel brachte er das Gespann genau unter<br />

der Pritsche des Brummis zum Stehen.<br />

Pech im Glück: Beim Ausfedern knallte<br />

der Scheinwerfer gegen die Ladeklappe.<br />

Eine weitere Anekdote, von denen Klaus<br />

nach vier gemeinsamen Jahrzehnten<br />

natürlich noch viele erzählen könnte, ereignete<br />

sich auf einer weihnachtlichen<br />

Urlaubsfahrt mit seinem Kumpel und<br />

dessen NSU-Gespann in die Vogesen.<br />

Regnerisch, aber außergewöhnlich mild<br />

war es damals gewesen. So warm, dass<br />

man mit nacktem Oberkörper vom Zelt<br />

zum Duschen laufen konnte.<br />

Am Vorabend der Abreise feierten die<br />

beiden mit Einheimischen in der Dorfkneipe,<br />

als ein Mädchen in die Gaststube<br />

stürzte. „Il neige, il neige!“, rief sie. Tatsächlich,<br />

es schneite, und wie! Ein plötzlicher<br />

Wetterumschwung ließ die Temperatur<br />

über Nacht auf minus 23 Grad<br />

absacken. Am nächsten Morgen waren die<br />

beiden Gespanne unter einer dicken Eisschicht<br />

begraben. Nichts ging mehr. Also<br />

wurden die Räder mit einem Eispickel<br />

mühsam ausgegraben, im Gastraum aufgetaut,<br />

getrocknet und draußen wieder<br />

eingebaut. Bei klirrender Kälte traten die<br />

Gespannfahrer dann die Rückreise nach<br />

Deutschland an. Alle fünf Kilometer, mehr<br />

ging beim besten Willen nicht am Stück,<br />

wurde angehalten. Runter von den Böcken,<br />

mehrere Runden um die selben gelaufen,<br />

um die Gliedmaßen wenigstens<br />

ansatzweise auf Temperatur zu halten,<br />

dann ging‘s weiter.<br />

Heute kaum noch vorstellbar. Aber damals<br />

gab es eben noch Leute, die Touren<br />

ohne Langzeitprognosen der Wetter-App<br />

ihres Smartphones planten. Wie Klaus<br />

Stockschlaeder, unseren Sahara-Extremisten,<br />

den einst die trefflichen Formulierungen<br />

von Paul Simsa angefixt hatten.<br />

„Hier wird noch angesaugt, kraftgehubt<br />

und ausgepufft“, schrieb der <strong>MOTORRAD</strong>-<br />

Tester 1975 über die Sahara-Guzzi.<br />

Heute, 40 Jahre später, kann Klaus diese<br />

Zeilen aus dem Test von „Das MOTOR-<br />

RAD“ voll und ganz bestätigen: Moto Guzzi<br />

Sahara, das ist für ihn die schönste Art,<br />

Tempo 85 zu fahren.<br />

◻<br />

Gut geschmiert: separate<br />

Ölleitung fürs Einlassventil<br />

Bewährter Rostschutz: erst<br />

alitieren, danach lackieren<br />

Sicher ist sicher: verbesserte<br />

Ölpumpe mit Druckanzeige<br />

100 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Praktiker: mehr Transportkapazität<br />

mit dem Steib-Boot<br />

Lack und Leder: Farbe und<br />

Schriftzug als exklusive Details<br />

Gemütlich: für Klaus die<br />

schönste Art, 85 zu fahren<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 101


MOMENTAUFNAHME I<br />

19. Mai 1985<br />

Sensationeller<br />

Sieg: Sarron gewann<br />

vor Spencer<br />

(links) und<br />

Haslam (rechts)<br />

den 500er-<br />

Grand Prix<br />

Foto: Pickartz<br />

Der Regengott<br />

B<br />

eim deutschen 500er-Grand Prix vor 30 Jahren<br />

in Hockenheim schien für Christian Sarron zunächst<br />

alles schiefzugehen. Kurz vor dem Rennen<br />

streikte die Werks-Yamaha des Franzosen,<br />

er musste kurzerhand auf die mit einem schlechteren Motor versehene<br />

und nicht optimal abgestimmte Ersatzmaschine umsteigen.<br />

In der Einführungsrunde beschlug das Helmvisier, und der<br />

Start – damals wurden die GP-Renner noch angeschoben – ging<br />

unter diesen ungünstigen Vorzeichen auch noch gründlich daneben.<br />

Aus schier aussichtsloser Position im Mittelfeld jagte der<br />

250er-Weltmeister von 1984, der danach in die Königsklasse aufgestiegen<br />

war, der Konkurrenz hinterher.<br />

Der Umstand, dass es an jenem 19. Mai 1985 in Hockenheim<br />

regnete, hätte vielen Piloten in Sarrons Lage wohl das letzte<br />

Fünkchen an Motivation für dieses Rennen geraubt. Den 30-jährigen<br />

Franzosen konnte der nasse Asphalt aber wenig erschrecken,<br />

schließlich hatte er bereits 1977 im badischen Motodrom<br />

im Regen seinen ersten 250er-GP gewonnen und 1982 in Finnland<br />

unter ähnlichen Bedingungen triumphiert. Und auch beim<br />

deutschen 500er-Lauf war Sarron auf dem schlüpfrigen Geläuf<br />

nicht zu bremsen. Runde um Runde holte er seinen Rückstand<br />

auf und schnappte sich einen Gegner nach dem anderen, bis er<br />

gegen Rennende am Hinterrad des führenden Freddie Spencer<br />

auftauchte. Dort verweilte Sarron aber nicht lange, sondern ging<br />

in der Senke vor Start und Ziel frech außen herum an dem Superstar<br />

vorbei – ein sensationelles Überholmanöver zum Zungeschnalzen.<br />

Dass Spencer zuvor etwas von einem zu überrundenden<br />

Fahrer aufgehalten wurde und mit abgefahrenen Reifen zu<br />

kämpfen hatte, sollte Sarrons Triumph – am Ende gewann er klar<br />

mit elf Sekunden Vorsprung – nicht schmälern. Seine Aufholjagd<br />

war einfach Weltklasse, ein absolutes Highlight der Saison.<br />

In Hockenheim ließ aber nicht nur Christian Sarron den damals<br />

als nahezu unschlagbar geltenden Freddie Spencer im Regen<br />

stehen. Das gelang auch dem deutschen Yamaha-Piloten<br />

Martin Wimmer im 250er-Rennen. Die beiden Niederlagen<br />

konnten Spencer allerdings nicht auf seinem Weg zum 250erund<br />

500er-WM-Titel 1985 aufhalten – ein bislang einmaliger Erfolg<br />

in der Grand Prix-Geschichte. Lothar Kutschera<br />

102 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


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SPORT I<br />

DHM-Nachrichten<br />

Die „schnelle Szene“ im VFV<br />

Sport mit historischen Rennmaschinen hat Tradition beim Verband für Veteranenfahrzeuge. In<br />

diesem Jahr startet die Deutsche Historische Motorradmeisterschaft schon in ihre 15. Saison.<br />

Die Wertschätzung der legendären<br />

Maschinen aus den Vorkriegsjahren<br />

und solchen aus den „Goldenen<br />

Fünfzigern“ waren einst das wesentliche<br />

Motiv, diese Maschinen zurück auf die<br />

Rennstrecke zu bringen, damit Geschichte<br />

wieder lebendig wird. Schon 1970 setzten<br />

sich im VFV die treibenden Kräfte, allen<br />

voran Karl Reese und Dieter Herz, dafür<br />

ein, die Erinnerung an diese Klassiker<br />

lebendig zu halten. Ihnen war jedoch stets<br />

bewusst, dass das historische Material viel<br />

zu wertvoll ist, um es im harten Wettbewerb<br />

der Gefahr der Zerstörung auszusetzen,<br />

sei es durch Stürze oder Materialermüdung.<br />

Dem trug das vom VFV in den<br />

90er-Jahren erarbeitete Reglement Rechnung.<br />

Statt auf Höchstgeschwindigkeit<br />

sollte es auf möglichst gleichbleibende<br />

Rundenzeiten ankommen. Auf diese Weise<br />

konnte eine bessere Chancengleichheit<br />

gewährleistet werden, da Maschinen mit<br />

höherer Leistung nicht zwangsläufig bessere<br />

Erfolgsaussichten hatten. Zudem wurde<br />

dadurch ein Wettrüsten und damit ein<br />

Ausufern der Kosten verhindert.<br />

Dieses „Gleichmäßigkeits-Konzept“<br />

sprach viele Interessierte an und sorgte für<br />

ein breites Spektrum bei den Motorrädern<br />

und Teilnehmern. Ein wichtiger Aspekt, da<br />

die zum Teil sehr hohen Kosten für die gemieteten<br />

Rennstrecken nur über die Nenngelder<br />

der Teilnehmer refinanziert werden<br />

können. Je nach Veranstaltung beläuft sich<br />

das Startgeld auf 135 bis 190 Euro.<br />

Der Erfolg hat diesem Konzept jedoch<br />

in überzeugender Weise Recht gegeben. Im<br />

Laufe der Zeit hat sich der Wettbewerb von<br />

einer anfänglichen Clubmeisterschaft des<br />

VFV zur Deutschen Historischen Motorradmeisterschaft<br />

(DHM) entwickelt. Analog<br />

den Bedingungen des DMSB hat sich die<br />

DHM mit durchschnittlich knapp 300 Startern<br />

pro Veranstaltung als eine der größten<br />

deutschen Motorradsport-Serien etabliert.<br />

Reglement und Klassen<br />

Momentan treten die Starter in der DHM in<br />

15 Solo- und sechs Gespannklassen an. Die<br />

Zuordnung zu einer Klasse erfolgt anhand<br />

von Baujahr, Hubraum, Arbeitsweise (Zweioder<br />

Viertakter) und der Zylinderzahl. Fünf<br />

Klassen tragen die Bezeichnung „<strong>Classic</strong>“ ,<br />

sieben heißen „Clubsport“. Im Starterfeld<br />

der Klasse „Vintage/Post Vintage“ tummeln<br />

sich Maschinen der Baujahre 1920 bis<br />

1949, in „Antik“ die der Jahre davor. Nachwuchs-Fahrer/innen<br />

bietet die DHM ab dieser<br />

Saison außerdem erstmals die Gelegenheit,<br />

mit ihren bis 1993 zugelassenen<br />

„Youngtimern“ in zwei Solo- und einer Gespannklasse<br />

anzutreten. Alle Einzelheiten<br />

des Reglements, die technischen Grundlagen<br />

und die Wettbewerbsbestimmungen<br />

sind unter www.my-dhm.de verfügbar.<br />

Bei den Veranstaltungen wird nach<br />

einem Freien Training im Pflichttraining<br />

anhand der schnellsten Runde die Startaufstellung<br />

ermittelt. Bei den jeweils zwei<br />

Wertungsläufen – der Begriff „Rennen“ ist<br />

aus versicherungsrechtlichen Gründen tabu<br />

– ist die zweite Runde nach dem Start von<br />

Bedeutung. Denn die hierfür benötigte<br />

Zeit, die mittels Transponder ermittelt wird,<br />

ist die Referenz-Größe für die weiteren<br />

Runden. Für jede Abweichung im Hundertstel-Bereich,<br />

egal ob nach oben oder<br />

unten, erhält der Teilnehmer jeweils einen<br />

Wertungspunkt. Je mehr Wertungspunkte<br />

ein Teilnehmer sammelt, desto schlechter<br />

ist es also um die Gleichmäßigkeit seiner<br />

Rundenzeiten bestellt. In die Wertung<br />

kommt allerdings nur, wer den gesamten<br />

Lauf absolviert und mit der Zielflagge<br />

ab gewinkt wird.<br />

Die Addition der Platzierungen in den<br />

einzelnen Läufen einer Saison ergibt die<br />

Jahres-Endwertung für jede Klasse. DHM-<br />

Meister wird, wer im Punktevergleich der<br />

Klassen die geringste Anzahl aufgebrummt<br />

bekommen hat, getrennt nach Solo- und<br />

Gespannklassen.<br />

Motorsport unter Freunden<br />

Zugegeben, der Sport mit historischen<br />

Maschinen ist kein ganz billiges Vergnügen.<br />

Zu den Kosten für den Erwerb einer klassischen<br />

Maschine kommen noch weitere für<br />

Wartung, eventuelle Reparaturen und die<br />

Übernachtungen sowie den Transport zu<br />

den jährlich sieben bis acht Veranstaltungen<br />

auf anspruchsvollen Rennstrecken.<br />

Demgegenüber stehen jedoch die Freude<br />

am Fahren, die Glücksgefühle beim Erfolg<br />

oder der Bewältigung von technischen<br />

und sportlichen Herausforderungen, die<br />

Ver besserung mechanischer oder fahrerischer<br />

Unzulänglichkeiten und viele wunderbare<br />

Erlebnisse, die der Sport mit unseren<br />

Klassikern bietet. Nicht zu vergessen natürlich<br />

die Freundschaften, die sich dabei fast<br />

zwangsläufig ergeben. Dazu noch eine<br />

Bemerkung: All das wäre nicht möglich<br />

oder ungleich teurer ohne die zahlreichen<br />

Enthusiasten der <strong>Classic</strong>-Szene, die uns in<br />

viel fältigen Funktionen unterstützen, egal<br />

ob in der Vorbereitung, der Durchführung<br />

oder der Dokumentation jeder Veranstaltung.<br />

Dass sie das ehrenamtlich tun, zeugt<br />

von einer hohen Motivation und großer<br />

Identifikation mit der Sache. In der DHM ist<br />

häufig vom „Motorsport unter Freunden“<br />

die Rede – auch hier zeigt er sich somit von<br />

seiner schönsten Seite! Manfred Amelang<br />

In der DHM starten in diesem Jahr bei acht Veranstaltungen<br />

rund 300 Teilnehmer in 15 Solo- und sechs Gespannklassen<br />

Foto: DHM<br />

104 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


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Honda NSR 250 – Spencers Weltmeisterbike von 1985<br />

106 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Fast<br />

Freddies<br />

Liebling<br />

Der Doppel-Weltmeister von 1985 „Fast“ Freddie<br />

Spencer hat seine Titel (250er- und 500er-Klasse) auch<br />

den grandiosen NSR-Bikes zu verdanken. Eine Testfahrt<br />

auf der „kleinen“ 250er ist also eine besondere Ehre.<br />

Text: Alan Cathcart und Gerhard Eirich; Fotos: Hidenobu Takeuchi, Archiv<br />

Ich denke, ich muss Wayne Gardner<br />

dafür danken, dass ich eine<br />

mittlerweile 30 Jahre währende<br />

Tradition ins Leben rufen durfte –<br />

die Tradition, die jeweils aktuellsten und<br />

erfolgreichsten Honda-GP-Renner auf der<br />

Rennstrecke fahren zu dürfen. Ein Umstand,<br />

den er nie vergisst zu betonen,<br />

wann immer wir uns über den Weg laufen<br />

und eine Bar in der Nähe ist. Ohne ihn<br />

wäre ich vermutlich nicht nach Japan eingeladen<br />

worden, damals, im Januar 1986,<br />

um das Rennmotorrad-Duo zu fahren, mit<br />

denen Fast Freddie ein einzigartiges Maß<br />

an Erfahrung und Ausdauer bewies, indem<br />

er als einziger Fahrer jemals die beiden<br />

Meisterschaften in der 250er- und der<br />

500er-Klasse in derselben Saison gewann<br />

– vor genau 30 Jahren. Wayne hatte nämlich<br />

ganze Arbeit geleistet, indem er Fred-<br />

dies 500er-Weltmeisterbike beim letzten<br />

Rennen der 1985er-Swann-Serie in Surfers<br />

Paradise in Australien heftig zerstörte,<br />

nachdem ich von HRC-Präsident Youchi<br />

Oguma eingeladen worden war, das<br />

Bike am nächsten Tag dort zu testen. Stattdessen<br />

bot Oguma mir an, die V4 im folgenden<br />

Monat in Suzuka zu fahren, und<br />

als kleines Bonbon für die vergebliche<br />

Reise nach Down Under arrangierte er für<br />

mich auch einen Test der NSR 250-Weltmeistermaschine<br />

von Freddie.<br />

Die Honda-Verantwortlichen hatten<br />

sich zu Beginn der Saison 1985 einen<br />

Spaß mit der GP-Presse-Meute gegönnt:<br />

Eifrig bemüht, die Tatsache zu verschleiern,<br />

dass der 250er-V-Twin, mit dem Freddie<br />

sich anschickte, auch in der Viertelliterklassse<br />

den Weltmeistertitel zu holen,<br />

kein Werksrenner auf Basis des Produc-<br />

Wenn es um „seine“<br />

NSR 250 von 1985<br />

geht, gerät Freddie<br />

Spencer noch heute<br />

ins Schwärmen<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 107


SPORT I<br />

Honda NSR 250 – Spencers Weltmeisterbike von 1985<br />

Freddie Spencer: „Die NSR 250<br />

von 1985 ist das beste Rennmotorrad,<br />

das ich je bewegt habe“<br />

tion Racers RS 250 R war, sondern vielmehr<br />

ein völlig neues Modell, ein direkter<br />

Ableger der membrangesteuerten V4-NSR<br />

500, verboten sie nicht nur wie üblich<br />

jeden Blick auf das nackte, unverkleidete<br />

Bike, sondern bezeichneten sie in allen<br />

Pressemeldungen als RS 250 R-W. Allmählich<br />

sickerte die Wahrheit durch, und<br />

das Bike offenbarte seine wahre Gestalt,<br />

die intern längst bekannt war, mit der<br />

echten Bezeichnung: NSR 250. Aber dies<br />

früher zuzugeben, hätte die Katze zu früh<br />

aus dem Sack gelassen...<br />

Sie hätten das Bike aber auch FS 250<br />

nennen können, denn wenn je ein Motorrad<br />

untrennbar mit einem einzigen Fahrer<br />

in Verbindung gebracht wurde, dann<br />

diese erste NSR 250 mit Freddie Spencer.<br />

Kein Wunder, dass eine der vier gebauten<br />

Maschinen heute in seinem Büro in<br />

Shreveport/Louisiana steht, denn dieses<br />

Motorrad hatte Freddie gebaut, und außer<br />

einigen kurzen Sessions einiger Werks-<br />

Testfahrer hat niemand außer ihm 1985<br />

eine NSR 250 gefahren. Und, wie die Geschichte<br />

nun belegt, dieses Bike hat seinen<br />

Job perfekt gemacht und ihn in sieben<br />

von den zehn beendeten Rennen zum<br />

Sieg getragen. Nur ein gebrochener Auspuff<br />

in Spanien trübte die Bilanz, und die<br />

zurückhaltende Fahrweise bei den beiden<br />

anderen Läufen im Regen. Dennoch sammelte<br />

Freddie praktisch in jeder gefahrenen<br />

Runde Punkte auf diesem Bike, das<br />

Beobachter vom ersten Rennen an mit<br />

dem unglaublichen Speed auf den Geraden<br />

faszinierte. Auch wenn Toni Mangs<br />

von Sepp Schlögl getunte, werksunterstützte<br />

RS 250 R gelegentlich genauso<br />

schnell war.<br />

So schnell wie manche 500er<br />

Wie schnell genau? Sowohl HRC- als auch<br />

unabhängige Messungen hatten 278 km/h<br />

ermittelt – so schnell, wie die meisten<br />

500er der Privatteams. Tatsächlich hätte<br />

sich Spencer damit bei den Läufen in der<br />

500er-Klasse in den Top Ten quali fiziert.<br />

Wie machte Honda das? Ein aufschlussreiches<br />

Gespräch mit Yoichi Oguma am<br />

Tag meiner Testfahrt in Suzuka sollte sich<br />

als sehr erhellend erweisen. „Unser<br />

Haupt anliegen war es, die 250er der<br />

500er so ähnlich wie möglich werden zu<br />

lassen, weil Freddie die ganze Saison über<br />

beide Bikes jeweils am selben Tag fahren<br />

sollte“, erklärte Oguma. „Aus diesem<br />

Grund verwendeten wir die gleichen Zylindermaße<br />

und Kanäle für die 250er und<br />

die 500er, auch wenn die Langhub-Auslegung<br />

der 500er, um Baubreite zu sparen,<br />

bei der 250er eigentlich gar kein Thema<br />

gewesen wäre. Obwohl wir 38-Millimeter-<br />

Vergaser bei der 250er verwendeten anstelle<br />

der 34er oder 35er bei der 500er, um<br />

Leistung bei hohen Drehzahlen zu erzielen,<br />

schränkte dies das nutzbare Drehzahlband<br />

nicht zu sehr ein, vor allem<br />

dank des verwendeten ATAC-Systems. Du<br />

musst die Drehzahl auf der 250er höher<br />

halten, das ist alles.“<br />

Dies bestätigte sich bei meiner Ausfahrt,<br />

als ich versuchte, es Freddie gleich<br />

zu tun und von der unglaublichen 500er<br />

ab- und direkt auf die schwächere, aber<br />

nicht weniger erfolg reiche 250er aufzuspringen.<br />

Ich verstand sofort, was Oguma<br />

meinte, als er ankündigte, auf der kleineren<br />

250er zu sitzen fühle sich trotz des<br />

kürzeren Radstands auf fast schon unheimliche<br />

Weise nach einer 500er an. Tatsächlich<br />

aber offenbart sich das Gewichtsverhältnis<br />

trotz nahezu identischer Sitzposition<br />

bei der 250er mit 53/47 Prozent<br />

weniger frontlastig als bei der 500er mit<br />

55/45 Prozent – ohne Fahrer. Mit Freddies<br />

Gewicht von 68 Kilo an Bord wandelte<br />

sich dies in völlig ausgewogene 50/50<br />

Prozent, verglichen mit den 53/47 Prozent<br />

des größeren Bikes. Zu wenig Gewicht auf<br />

108 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Ergonomie war<br />

den HRC-Leuten<br />

wichtig – die Anordnung<br />

von Sitz,<br />

Fußrasten und<br />

Lenker musste dem<br />

Fahrer eine kommode<br />

Sitzhaltung<br />

bieten<br />

Der schlanke 250er-<br />

Zweitakt-V2 findet<br />

locker Platz im stabilen<br />

Alurahmen, der<br />

ja kaum verändert<br />

auch dem 500er-V4<br />

Platz bietet<br />

Am Pro-Link-System<br />

mit dem Showa-<br />

Federbein gab es<br />

schon 1985 wenig zu<br />

kritisieren: einmal<br />

aufs Fahrergewicht<br />

eingestelllt, funktioniert<br />

es tadellos<br />

Die drei Titel-Helden<br />

von 1985: NSR 250,<br />

Doppelweltmeister<br />

Freddie Spencer und<br />

die bärenstarke NSR<br />

500 (von links)<br />

Spencer in typischer,<br />

weit nach vorn gebeugter<br />

Fahr haltung<br />

auf der pfeilschnellen<br />

NSR 250<br />

dem Vorderrad also, um die Michelin-<br />

Radialreifen optimal funktionieren zu<br />

lassen. Honda kippte den V2 daher leicht<br />

nach vorn, um Abhilfe zu schaffen, doch<br />

den eigentlich wirksamen Effekt erzielte<br />

Freddie selbst. Auf fast allen Bildern dieser<br />

Saison ist zu sehen, dass er versucht,<br />

sein Gewicht nach vorn zu verlagern und<br />

weiter über die Front gebeugt im Sattel<br />

sitzt als auf der NSR 500.<br />

Wie bei Viertakt-90-Grad-V-Twins<br />

zahlte es sich auch bei diesem Zweitakt-<br />

V2 aus, die Verdichtung des ersten Zylinders<br />

etwas zu reduzieren, um den Start zu<br />

erleichtern. Die NSR 250 jedenfalls startete<br />

nahezu blitzartig, viel leichter zum Beispiel<br />

als ein Rotax-Reihen-Twin, was sicherlich<br />

die meist entscheidenden, grandiosen<br />

Schiebestarts von Freddie erklärt,<br />

die 1985 noch üblich waren und ihn oft<br />

vom Start weg dem Feld davonfliegen ließen.<br />

Einkuppeln sorgt für einen sanften<br />

Leistungseinsatz ab 7000/min, echte verwertbare<br />

Leistung setzt ab 8000/min ein,<br />

und wie bei der 500er kommt später, hier<br />

bei rund 10 000/min, ein spürbarer Nachbrenner<br />

hinzu, bis zur empfehlenswerten<br />

Schaltdrehzahl von 12 000/min. Man muss<br />

nicht bis zur von Honda als dauerhaft<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 109


SPORT I<br />

Honda NSR 250 – Spencers Weltmeisterbike von 1985<br />

„Die 278 km/h schnelle 250er hätte<br />

sich sogar bei den 500ern regel mäßig<br />

in den Top Ten qualifiziert“<br />

„gesund“ bezeichneten Höchstmarke von<br />

13 000/min drehen, nicht mal bis zu den<br />

im Test erlaubten 12 500/min. Gemessen<br />

am 250er-Standard bietet die NSR viel<br />

Drehmoment, und die sanfte, aber energische<br />

Leistungscharakteristik unterscheidet<br />

sich sehr deutlich von der „Alles-odernichts“-Mentalität<br />

der von mir schon häufig<br />

gefahrenen Rotax-Twins. Hondas mechanisch<br />

gesteuertes ATAC-System, die<br />

variable Auslasssteuerung, zeichnete<br />

haupt sächlich dafür verantwortlich, doch<br />

das vorrangig herrschende Gefühl war jenes,<br />

auf einem Bike mit 500er-Leistung<br />

und 250er-Chassis zu sitzen. Einem ausgewogenen<br />

Motorrad, das Fehler verzeiht<br />

und das ich so hart rannehmen konnte,<br />

wie ich wollte. Kaum verwunderlich also,<br />

dass ich in Suzuka mit der „kleinen“ 250er<br />

bis auf eine Sekunde an meine Rundenzeiten<br />

mit der 500er herankam. Oops..!<br />

Wie bei inzwischen allen modernen<br />

GP-Bikes existierte eine große Auswahl<br />

an Getriebe-Übersetzungen, leicht austauschbar,<br />

indem man die Abdeckung auf<br />

der rechten Seite abschraubte und die<br />

gesamte Einheit herauszog. Ich fand dennoch<br />

die Schaltbarkeit des Getriebes mit<br />

dem renntypischen Schaltschema (erster<br />

Gang oben) nicht ideal. Es fühlte sich ein<br />

wenig hakig an, und mehr als ein Mal<br />

verweigerte es den Wechsel vom Dritten<br />

in den Vierten. Unbestritten fehlte ihm<br />

die Geschmeidigkeit der 500er-Schaltbox.<br />

Häufiges Schalten war bei der 250er stets<br />

ein Thema, um die Drehzahl immer im<br />

optimalen Bereich zu halten, auch wenn<br />

die NSR ein breiteres Drehzahlband bot<br />

als die meisten Konkurrenten. Und alle<br />

Fahrer von RS-Production-Rennern wären<br />

froh gewesen, über verschiedene Getriebe-<br />

Abstufungen verfügen zu können.<br />

Bodenwellen sind der NSR egal<br />

Trotz der größeren Vergaser schob die<br />

NSR 250 ordentlich aus der Suzuka-Schikane<br />

raus, einer der aberwitzig-engsten,<br />

künstlichen Kurven, mit der ich mich je<br />

rumplagen musste. Fast gänzlich ohne<br />

Kupplungseinsatz kam die NSR aus, um<br />

nach dieser Erster-Gang-Kurve wieder<br />

auf Drehzahl zu kommen. Hoch in den<br />

Zweiten, und das kleine Bike absolvierte<br />

die fiese Bodenwelle in der schnellen Kurve,<br />

die zur Boxengassen-Geraden führt,<br />

viel besser als die größere, stärkere und<br />

schwerere 500er, die bei beherzt ausgewrungenem<br />

Gasgriff in ein deutliches Zittern<br />

verfiel. Die 250er bügelte ungerührt<br />

darüber hinweg und ermöglichte es mir,<br />

mich voll auf die Linie zu konzentrieren,<br />

maximal abgetaucht hinter der Verkleidung,<br />

um auf der Geraden auch den letzten<br />

Rest an Geschwindigkeit herauszu-<br />

110 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Die Comstar-Räder<br />

aus Alu (vorn 16,<br />

hinten 17 Zoll)<br />

waren leicht genug<br />

– auf teure Karbonräder<br />

konnte man<br />

bei der 250er<br />

verzichten<br />

Um den Schwerpunkt<br />

möglichst weit<br />

in Richtung Front zu<br />

verlagern, kippte<br />

man den V2 ein<br />

wenig nach vorn<br />

Der kompakte Motor<br />

steckt im knapp<br />

bemessenen Rahmen,<br />

was trotz des<br />

ins gesamt kurz gehaltenen<br />

Radstands<br />

eine relativ lange<br />

Schwinge ermöglicht<br />

pressen. Dies gestaltete sich auf der Honda<br />

sicherlich einfacher als auf jeder anderen<br />

modernen 250er, die ich gefahren bin.<br />

Ein Indiz für die gelungenen Bemühungen<br />

von HRC, eine angenehme Sitzposition<br />

für den Fahrer zu bieten, selbst für<br />

einen (für 250er-Verhältnisse) schlak sigen<br />

Mr. Spencer. Dank der Tatsache, dass<br />

Freddies Gewicht sich nicht deutlich<br />

von meinem unterschied (lange ist es her),<br />

musste ich im Laufe meiner insgesamt<br />

20 Runden auf der kleinen Honda nicht<br />

großartig an der Einstellung der Showa-<br />

Federelemente herumspielen. Vielmehr<br />

fand ich das Setup mehr als angenehm –<br />

Handling und Bremsen waren super.<br />

Ich ertappte mich dabei, mit der 250er<br />

mit vollem Vertrauen in Kurven hineinzustechen,<br />

die ich mit der 500er mit einer<br />

gewissen Beklemmung absolviert hatte.<br />

Um ehrlich zu sein: Ich hatte nie das<br />

Gefühl, die 500er wirklich gebändigt zu<br />

haben. Ganz im Gegensatz zur kleinen<br />

Schwester, und nach einer Handvoll Runden<br />

ließ ich mich dazu hinreißen, mit dieser<br />

handgefertigten, praktisch unbezahlbaren<br />

Renn-Ikone viel schneller in Kurven<br />

hineinzupreschen, als ich mir noch kurz<br />

zuvor zugetraut hätte. Wohlgemerkt, bei<br />

meinem ersten Gastspiel (von vielen, die<br />

folgen sollten) auf dem eigenwilligen Kurs<br />

von Suzuka. Die Bremsen waren super,<br />

mit mächtig Biss und toller Dosierbarkeit,<br />

die es erlaubte, ganz feinfühlig ein wenig<br />

Tempo rauszunehmen, falls ich mal wieder<br />

etwas zu flott in die „Spoon Curve“<br />

eingefahren war. Und obwohl an der<br />

Showa-Gabel das TRAC-Anti-Dive-System<br />

montiert war, per Brems-Hydraulik<br />

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<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 111


SPORT I<br />

Honda NSR 250 – Spencers Weltmeisterbike von 1985<br />

„Auf dem Podest wurde Champagner<br />

verspritzt, doch ich musste DATEN<br />

noch ein weiteres Rennen fahren“ Honda NSR 250<br />

angesteuert, resultierte dies nicht in jenem<br />

so oft bei ähnlichen Systemen beobachteten<br />

„toten Feedback“, hier war nach wie<br />

vor gute Rückmeldung vom Vorderrad<br />

spürbar. Zudem zeigte die kleine Honda<br />

nicht die so oft beim 16-Zoll-Vorderrad<br />

typischen unangenehmen Effekte wie<br />

Aufstellen und Untersteuern, sondern die<br />

NSR blieb auch bei harten Bremsmanövern<br />

in Schräglage stets auf der Linie wie<br />

hingenagelt. Sollte die Gewichtsverteilung<br />

tatsächlich nicht optimal sein, dann habe<br />

ich es nicht bemerkt. Ich fürchte, ich war<br />

einfach nicht schnell genug, um mich im<br />

entlarvenden Bereich zu bewegen.<br />

Anders als die NSR 500, welche die<br />

Hälfte der Rennen 1985 auf Karbon-Rädern<br />

absolvierte, verwendete man bei der<br />

NSR 250 von Beginn an Comstar-Räder<br />

aus Aluminium. Der Grund dafür war<br />

simpel: Die 250er erfüllte bereits so wie<br />

sie war das vom Weltverband FIM vorgeschriebene<br />

Minimum von 90 Kilo und<br />

musste laut Oguma gar für einen Lauf mit<br />

Ballast versehen werden, um nicht unter<br />

das Gewichtslimit zu rutschen. Dieses<br />

Gewicht wurde durch großzügige Verwendung<br />

von Magnesium erreicht, nicht<br />

nur für das Motorgehäuse, sondern auch<br />

für einige Komponenten der Federelemente,<br />

ergänzt durch Titan-Schnellverschlüsse<br />

an der Karbon-Verkleidung. Wie<br />

auch in der 500er verwendete man bei<br />

der 250er die computergesteuerte OKI-<br />

Zündung, Nikasil-Zylinder und eine dreifach<br />

kugelgelagerte Kurbelwelle. Als speziell<br />

ausgelegte Bauteile sollten die Lager<br />

für extrem geringe innere Reibung sorgen.<br />

Wie auch immer sie es geschafft haben, so<br />

stellt die Produktion der NSR 250, vor<br />

allem nach dem desaströsen Debüt der<br />

erfolglosen ersten RS 250 R 1984, eine<br />

Motor: Quer eingebauter 90-Grad-V2-Zweitaktmotor,<br />

membrangesteuert mit mechanisch<br />

gesteuertem variablem Auslass-System<br />

ATAC, Bohrung x Hub 54 x 54,5 mm, Hubraum<br />

249 cm³, Leistung 78 PS bei 12 000/<br />

min, elektronische CDI-Zündung von OKI, ein<br />

38-mm-Rundschieber-Doppelvergaser<br />

Kraftübertragung: Mehrscheiben-Trockenkupplung,<br />

Sechsganggetriebe, Kettenantrieb<br />

Fahrwerk: Doppelschleifen-Alu-Brückenrahmen,<br />

Pro-Link-Schwinge mit Showa-<br />

Feder bein hinten, 40-mm-Telegabel von<br />

Showa mit TRAC-Anti-Dive-System vorn,<br />

Reifen vorn 12/60-16, hinten 15/61-17,<br />

265-mm-Doppelscheibenbremse mit Nissin-<br />

Vierkolbensätteln vorn, 190-mm-Scheibenbremse<br />

mit Zwei kolbensattel hinten<br />

Maße und Gewichte:Radstand 1345 mm,<br />

Trockengewicht 90 kg<br />

Fahrleistung: gemessene Höchstgeschwindigkeit<br />

278 km/h<br />

112 <strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> www.motorrad-classic.de


Testfahrt in Suzuka –<br />

schon nach wenigen<br />

Runden verleitete<br />

die großartige NSR<br />

250 den Autor zu<br />

fast übermütiger<br />

Fahrweise<br />

Ein glücklicher Tag<br />

für den Autor: mit<br />

dem HRC-Team hinter<br />

den WM-Siegerbikes<br />

NSR 250 und<br />

NSR 500 in Suzuka<br />

wahrhaft beachtliche Leistung dar. Obwohl<br />

die Leistungsangaben, abhängig von<br />

der Spezifikation, variieren, gestand mir<br />

der HRC-Boss (und spätere Chef der Honda<br />

Motor Company) später, dass man auf<br />

dem Prüfstand sogar über 80 PS gemessen<br />

hatte, allerdings auf Kosten eines inakzeptabel<br />

schmalen nutzbaren Drehzahlbands.<br />

Und vermutlich arbeiteten seine<br />

Ingenieure den ganzen Winter daran, die<br />

wohl ein zige verunsichernde Eigenschaft<br />

eines ansonsten bewundernswerten Motorrads<br />

abzustellen – die Neigung, nach<br />

der langen Zielgeraden nach dem Zurückdrehen<br />

des Gasgriffs nachzulaufen. Diverse<br />

Gedanken schossen mir durch den<br />

Kopf. Bin ich mit dem Handschuh am Gasgriff<br />

hängen geblieben? Hängt gar der<br />

Gasgriff selbst? Ein Abstecher in die Box<br />

zur Überprüfung durch die Mechaniker<br />

erbrachte kein Ergebnis. Dann dämmerte<br />

es mir allmählich: Dies war Freddies Bike,<br />

richtig? Und wie fuhr Mr. Spencer? Hart!<br />

Er bog in die Kurve mit einem in der Luft<br />

tänzelnden Hinterrad und sich windenden<br />

Vorderrad ein, sortierte beide wieder<br />

in ihre ordentliche Position und gab der<br />

Kiste die Sporen, sobald er auch nur eingelenkt<br />

hatte. Dies war die Art und Weise,<br />

wie die NSR 250 gefahren werden wollte<br />

– hart, immer heftig am Gas.<br />

Nicht jeder ist Fast Freddie<br />

Doch nicht alle Fahrer sind Fast Freddie,<br />

und selbst eine gute Handvoll anderer<br />

glück licher Fahrer, die die weiterentwickelte<br />

Versionen dieses Bikes 1986 fuhren,<br />

pflegten nicht den erforderlichen Fahrstil.<br />

Zudem kann es keinen Spaß machen, ein<br />

Bike mit dieser Unart im Regen zu fahren,<br />

wo ständige Wechsel zwischen Gas-auf<br />

und Gas-zu erfolgen. Wohl kein Zufall,<br />

dass die beiden schlechtesten Ergebnisse<br />

von Freddie im Regen erzielt wurden?<br />

Für 1986 erkannte HRC ganz klar, dass<br />

die ausgewählten sechs Fahrer ein Bike<br />

erwarten konnten, dass zu 90 Prozent<br />

identisch mit dem Siegerbike von 1985<br />

war, doch mit geänderter Leistungscharakteristik,<br />

sprich, mehr Power bei hohen<br />

Drehzahlen. Es gab keinen Grund mehr,<br />

die Charakteristik des Motors so nah wie<br />

möglich an den 500er anzulehnen. Vermutlich<br />

ermunterte dies zu den neu<br />

gestalteten Einlässen und verbessertem<br />

Auspuff. „Wenn diese Modifikationen die<br />

Leistung auf über 80 PS hieven, läuft mir<br />

ein Schauer über den Rücken, angesichts<br />

der Geschwindigkeiten, zu denen die<br />

1986er-NSR 250 dann fähig sein wird.<br />

Auch wenn dies notwendig sein wird, um<br />

sich die neuen V-Twin-Yamahas vom Leib<br />

zu halten“, schrieb ich beinahe prophe-<br />

tisch nach der Testfahrt in Suzuka. „Sieht<br />

nach einer spannenden 250er-Saison aus,<br />

doch ich habe das Gefühl, Toni Mang wird<br />

Weltmeister werden.“<br />

Doch es kam anders – Yamaha war zu<br />

gut für die neue Evo-NSR 250 ohne Fast<br />

Freddie im Sattel, und Carlos Lavado sorgte<br />

dafür, dass Toni Mang noch ein Jahr auf<br />

seinen ersten Weltmeistertitel auf der<br />

Honda warten musste. Doch zwei Jahre<br />

zuvor, 1985, hatte Freddie Spencer in einer<br />

dominanten Saison den ersten Zweitakt-<br />

250er-Weltmeistertitel für Honda erobert,<br />

der dem US-Boy zusammen mit dem<br />

Gewinn der 500er-Krone einen noch<br />

heute kaum hoch genug zu würdigenden<br />

Doppelsieg in der WM bescherte – eine<br />

nach wie vor einzigartige Leistung. Kein<br />

Wunder, dass Freddie noch heute darauf<br />

besteht, diese 250er sei das beste Rennmotorrad,<br />

das er je bewegt habe. ◻<br />

www.motorrad-classic.de<br />

<strong>MOTORRAD</strong> CLASSIC 6/<strong>2015</strong> 113


VORSCHAU I<br />

Ausgabe 7/8/<strong>2015</strong> erscheint am 12. Juni <strong>2015</strong><br />

IMPRESSUM<br />

Foto: Liedtke<br />

ANDERE<br />

LÄNDER...<br />

Unter Batavus verbucht<br />

der Germane<br />

haltbare Hollandräder.<br />

Unter Starflite<br />

solide Mopeds und<br />

Kleinkrafträder.<br />

Wietze Jonker<br />

und sein Freund<br />

Jappie de Vries<br />

er klären, wie beides<br />

zu sammenhängt<br />

Liegen prima<br />

Aus mancherlei Gründen stehen Zylinder<br />

meistens. Die einen mehr, die anderen<br />

weniger. Doch der Vergleich einer Moto<br />

Guzzi Falcone mit der Aermacchi 350 SS<br />

sowie einer 250er-Motobi fördert überzeugende<br />

Argumente für die liegende<br />

Anordnung zutage<br />

AU BACKE!<br />

Leser Kay Liedtke<br />

konnte an dieser<br />

Kawasaki H2 mit<br />

„leichter Patina“<br />

nicht vorbeigehen.<br />

Voller Optimismus<br />

hat er die Restaurierung<br />

in Angriff<br />

genommen. Wir<br />

verraten, ob die<br />

Wiederbelebung<br />

gelungen ist<br />

Foto: Krieger<br />

Foto: Siemer<br />

ISSN 0937-9495<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong><br />

Leuschnerstraße 1<br />

70174 Stuttgart<br />

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Telefax 0711/182-1781<br />

E-Mail: motorradclassic@motorpresse.de<br />

Redaktionelle Gesamtleitung<br />

und Chefredakteur<br />

Dipl.-Ing. (FH) Michael Pfeiffer<br />

Chef vom Dienst<br />

Matthias Ackermann<br />

Redaktion<br />

Uli Holzwarth (Ltg.), Gerhard Eirich<br />

Schlussredaktion<br />

Lothar Kutschera<br />

Grafische Gestaltung<br />

Stefan Weber (verantwortlich),<br />

Thomas Waldhauer, Sonja Pfeiffer<br />

Medienproduktion<br />

Stefan Widmann (Ltg.), Catherine Pröschild (i.V.),<br />

Iris Heer, Sabine Heilig-Schweikert,<br />

Yvonne Hertler (verantw. Bildredaktion),<br />

Ralph Söhner (Archiv/Dokumentation)<br />

Mitarbeiter an diesem Heft<br />

Alan Cathcart, Hubert Hecker, Jan Leek, Fredrik<br />

Lundgren, Erik Meesters, Alain Sauquet, Thomas<br />

Schmieder, Fred Siemer<br />

Fotografen<br />

Jacek Bilski, Markus Jahn,<br />

Arturo Rivas, Hidenobu Takeuchi<br />

Verlag<br />

Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG<br />

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Anzeigenleiter: Marcus Schardt,<br />

verantwortlich für den Anzeigenteil: Carmen Brix<br />

Herstellung: Rainer Jüttner (verantwortlich)<br />

Druck: Neef + Stumme premium printing<br />

GmbH & Co. KG, 29378 Wittingen<br />

<strong>MOTORRAD</strong> <strong>Classic</strong> erscheint zehn Mal<br />

jährlich. Lieferung durch den Verlag,<br />

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Gewalt entbindet den Verlag von der<br />

Lieferungspflicht. Ersatzansprüche können<br />

in einem solchen Fall nicht anerkannt werden.<br />

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10 Ausgaben frei Haus: 53,50 € im Inland<br />

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für Inland 26 Ausgaben <strong>MOTORRAD</strong> und<br />

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(A: 151,70 € ; CH: 256,15 SFr).<br />

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Immatrikulationsbescheinigung einen<br />

Nachlass von 40 % auf den Kioskpreis.<br />

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