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Liebe Leserin, lieber Leser - Deutsche Limeskommission

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Der Limes 3/2009 Heft 2 SEITE<br />

von Baustellenbeobachtungen waren dabei ebenso<br />

einzubinden wie maßstabsgetreue Grabungspläne,<br />

deren Lagegenauigkeit im Stadtbild allerdings oft<br />

davon abhängt, ob die betreffende Baugrube heute<br />

noch lokalisiert werden kann. Nur kurzfristig bestehende<br />

Bauten oder wechselnde Hausnummern bilden<br />

eine weitere Schwierigkeit bei der Verortung<br />

älterer Grabungen. Gerade die digitale Verfügbarkeit<br />

verschiedener Kartengrundlagen, wie etwa Katasterpläne<br />

aus dem frühen 19. Jahrhundert, macht<br />

das GIS zum entscheidenden Instrument, um die ca.<br />

250 Grabungen der letzten 200 Jahre zusammenzuführen.<br />

Über die zweidimensionale Verortung der Befunde<br />

im Stadtbild hinaus wird auch die Tiefenausdehnung<br />

der antiken Strukturen im GIS erfasst. So soll eine<br />

möglichst genaue Bewertung erhaltener und zerstörter<br />

Bereiche nicht nur in der Fläche, sondern<br />

auch in der Tiefe ermöglicht werden.<br />

überbaut und zerstört?<br />

Neben der Frage, welche Befunde vom Bonner Legionslager<br />

archäologisch dokumentiert sind, spielt die<br />

Frage nach dem Erhaltungszustand eine wichtige<br />

Rolle. Dazu wird in Zusammenarbeit mit Kollegen<br />

der Historischen Geographie ein Bodeneingriffskataster<br />

erarbeitet, das die horizontale und vertikale<br />

Ausdehnung aktueller wie abgegangener Baumaßnahmen<br />

erfasst. Erst damit können verlässliche Zahlen<br />

zum möglichen Erhalt und Verlust der Strukturen<br />

des Bonner Lagers gewonnen werden. Es zeigte<br />

sich, dass Baubefunde, die tiefer als 2 m unter die<br />

heutige Oberfläche reichen, die römischen Befunde<br />

weitgehend zerstört haben. Da Häuserzeilen und<br />

Straßenzüge heute das Stadtbild im Bereich des<br />

Bonner Lagers bestimmen, war es eine Überraschung,<br />

dass von den 28 ha des Bonner Legionslagers nur<br />

etwa 4,7 ha – also etwa 17 % – durch Bodeneingriffe<br />

wie Keller und Tiefgaragen als gänzlich verloren<br />

gelten. In 83 % der Fläche ist – trotz der innerstädtischen<br />

Bebauung – noch immer mit Befunden des<br />

Bonner Legionslagers zu rechnen.<br />

die dritte diMension<br />

Um die komplexen Zusammenhänge von antiken<br />

Strukturen und aktueller Gelände­ und Bebauungssituation<br />

auch in ihrem Höhenbezug zu verdeutlichen,<br />

wurde ein Verfahren entwickelt, das die zweidimensionale<br />

Kartierung um die dritte Dimension<br />

erweitert. So können die Daten aus dem GIS in ein<br />

3D­Programm ausgegeben werden, welches Geländemodelle,<br />

Profilzeichnungen, Befunde etc. in einem<br />

virtuellen Raum in ihrem räumlichen Kontext zusammenführt<br />

und die Betrachtung und Bewertung<br />

gegenüber herkömmlichen Darstellungsweisen erheblich<br />

vereinfacht.<br />

Befundkataster des Bonner Legionslagers (Stand August 2009). Deutlich<br />

setzen sich die großflächig aufgenommenen Bereiche von den vielen kleinflächigen<br />

Einzelbeobachtungen ab. Das Befundkataster ermöglicht später<br />

Phasenpläne und Rekonstruktion.<br />

Bodeneingriffskartierung. Für jede Baumaßnahme wurde anhand der Bauakten<br />

der Bodeneingriff, meist sind es Kellerbauten, im GIS erfasst. Die<br />

Eingriffstiefen lassen sich filtern und in verschiedenen Größenbereichen darstellen.<br />

Hier die Eingriffe, die die archäologische Substanz zerstört haben.<br />

Mit dem Befund­ und Bodeneingriffskataster des<br />

Bonner Legionslagers wird daher nicht nur ein wichtiges<br />

Element des Niedergermanischen Limes dokumentiert,<br />

sondern es werden auch neue methodische<br />

Grundlagen der Erfassung und Darstellung der<br />

Militäranlagen am rheinischen Limesabschnitt geschaffen<br />

– auch im Hinblick auf kommende städteplanerische<br />

Entwicklungen und nicht zuletzt auf<br />

die mögliche Teilhabe am UNESCO­Welterbe „Römischer<br />

Limes“.<br />

Steve Bödecker M.A.,<br />

LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland,<br />

Steve.Boedecker@lvr.de<br />

rhein<br />

rhein

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