Erstausgabe Csernilive Architektur/Raum/Kunst Martin Cserni, Oktober
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live 01 / 2012<br />
eUrOPas Beste BaUten<br />
mies Van Der rOhe aWarD 2011<br />
Preis Der eUrOPäisChen UniOn FÜr ZeitgenössisChe arChiteKtUr<br />
THOMAS REDL<br />
Der Mies van der Rohe Award, der alle zwei Jahre ausgeschrieben<br />
wird, zählt heute zu einem der wichtigsten<br />
europäischen Preise für <strong>Architektur</strong>. Der 1987 ins Leben<br />
gerufene Wettbewerb (mit insgesamt 80.000 € dotiert)<br />
zeichnet Projekte aus, deren innovativer Charakter<br />
als Orientierung für die Entwicklung zeitgenössischer<br />
<strong>Architektur</strong> dient – Projekte, die außergewöhnliche<br />
Lösungen in konzeptueller, technischer und baulicher<br />
Hinsicht vorweisen. Viele der ausgezeichneten Bauten<br />
aus den letzten Jahren erwiesen sich als Meilensteine<br />
der aktuellen europäischen <strong>Architektur</strong>, darunter Bauten<br />
von Architekten wie Álvaro Siza, Sir Norman Foster,<br />
Dominique Perrault, Zaha Hadid, Rem Koolhaas. 1998<br />
erhielt Peter Zumthor für das <strong>Kunst</strong>haus Bregenz den<br />
Preis.<br />
Der Gewinner im Jahr 2011 war David Chipperfield<br />
in Zusammenarbeit mit Julian Harrap für das Neue<br />
Museum in Berlin. Als besonders talentierte Nachwuchs-ArchitektInnen<br />
wurden Ramon Bosch und Bet<br />
Capdeferro für ihr Collage Haus in Girona, Spanien geehrt.<br />
Unter den Finalisten waren unter anderem Jean<br />
Nouvel mit dem Danish Radio Concert House, Bernhard<br />
Tschumi mit dem neuen Akropolis Museum Athen und<br />
Zaha Hadid mit dem MAXXI Museum in Rom.<br />
In der Wanderausstellung, die im Sommer 2012 im<br />
<strong>Architektur</strong>zentrum Wien zu sehen war, sind insgesamt<br />
45 ausgezeichnete Bauten aus ganz Europa anhand<br />
von Plan- und Fotomaterial sowie zahlreichen Modellen<br />
gezeigt worden – eine Auswahl aus den 343 von europäischen<br />
Institutionen und internationalen ExpertInnen<br />
nominierten Projekten.<br />
Zaha Hadid, MAXXI Museum, Rom, Foto: © Iwan Baan<br />
Zaha Hadid, MAXXI Museum, Rom, Foto: © Iwan Baan<br />
Zaha haDiD<br />
MaXXI Museum of XXI Century arts, Rom<br />
ist das erste öffentliche Museum für zeitgenössische <strong>Kunst</strong> und<br />
<strong>Architektur</strong> in Italien. Nicht nur als klassisches Ausstellungshaus<br />
konzipiert, dient das Gebäude vor allem auch als Ort für die Forschung<br />
über unterschiedliche aktuelle Sprachen im Bereich <strong>Kunst</strong>,<br />
<strong>Architektur</strong>, Design, Mode und Film und fördert den Dialog der<br />
einzelnen Disziplinen.<br />
Diese Konzeption sowie die topografische Lage (L-förmiger Grundriss)<br />
fließen in die architektonische Struktur des Gebäudes ein. Es<br />
ist ein offenes Spiel zwischen Innen- und Außenraum, verschlungenen<br />
Linien, die ganz ohne rechten Winkel auskommen, geneigten<br />
Wänden und schwebenden Rampen. Dynamisch, futuristisch,<br />
fließend ist die Konstruktion aus weißem Beton, Glas und Stahl<br />
ein Bau ganz in der architektonischen Sprache von Zaha Hadid.<br />
Ein fließendes Bauwerk, das eines jedenfalls nicht kennt – starre<br />
Strukturen und Stillstand.<br />
BernarD tsChUmi<br />
acropolis Museum, athen<br />
Der Schweizer Architekt Bernard Tschumi hat einen klar geschichteten Baukörper<br />
und und logisch durchdachte Ausstellungsräume entworfen. Auch mit der Schikane,<br />
dass das Haus an keiner Stelle die Erde berühren durfte, weil die im Baugrund<br />
ausgegrabenen Reste antiker Bauten sichtbar bleiben sollten, ist Tschumi bestens<br />
zurechtgekommen. Sein Museum schwebt auf Stelzen über den klaffenden archäologischen<br />
Wunden und gibt durch große gläserne Bodenplatten, die zu betreten<br />
man erst einmal wagen muss, immer wieder den Blick frei auf die Strukturen des<br />
alten Athen.<br />
Im Inneren zieht sich die Rechteckform<br />
der auf dem Museum aufsitzenden<br />
Parthenon-Galerie als Struktur<br />
durch alle Stockwerke. Das so ausgesparte<br />
zentrale Rechteck dient im<br />
trapezförmigen Sockelbau als Funktionskern<br />
und bringt über Rampen und<br />
Rolltreppen die Besucher hinauf in die<br />
beiden Ausstellungsgeschoße und in<br />
das Zwischengeschoß. In einer einzigen<br />
logischen Auf- und Abbewegung,<br />
die man auch als kulturhistorischen<br />
Auf- und Abstieg verstehen könnte,<br />
werden die Besucher durch die Jahrhunderte<br />
geführt: Auf der einen Seite<br />
geht es über die archaische Epoche<br />
hinauf zum Parthenon, dem Gipfel der<br />
Klassik, auf der anderen an den letzten<br />
bedeutenden Bauten der Akropolis,<br />
den Propyläen, dem Nike-Tempel<br />
und dem Erechtheion, vorbei hinab<br />
bis ins 5. Jahrhundert nach Christus.<br />
Jean Nouvel, Danish Radio Concert Hall, Kopenhagen, Foto: © Philippe Ruault<br />
Bernard Tschumi, Acropolis Museum, Athen, Foto: © Christian Richters<br />
Jean nOUVeL<br />
Danish Radio Concert house, kopenhagen<br />
Der Entwurf des Konzerthauses für den dänischen<br />
Rundfunk im Stadtteil Orestad, Kopenhagen entstand,<br />
als es weder eine umgebende Bebauung<br />
noch den heute direkt anschließenden Hauptsitz<br />
des Senders gab. Ohne städtebauliche Bezüge<br />
aufzugreifen, konzipierte Jean Nouvel einen neutralen<br />
Kubus mit unerwartet vielschichtigem Innenleben.<br />
Den im Wortsinn „äußeren Rahmen“<br />
bildet ein filigranes mit blauem Glasfasergewebe<br />
verkleidetes Stahlgerüst, das bei Dunkelheit als<br />
Projektionsfläche für Veranstaltungshinweise<br />
dient. Hinter dieser semitransparenten Schicht<br />
erscheint schemenhaft die kleinteilige Struktur der<br />
Verwaltungs- und Probenbereiche, vor allem aber<br />
der von einer Hülle aus schuppenförmig überlappenden<br />
Paneelen umgebene große Konzertsaal.<br />
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