Herstellerportrait Jack Wolfskin - 4-Seasons.de

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Hersteller
Text
Susanne Kern
Fotos
Archiv Jack Wolfskin
Die Jack Wolfskin-Story
Im Zeichen der
Tatze
Bergsteiger, Weltenbummler, Spielplatz-Abenteurer:
Jack Wolfskin versorgt sie alle. Auf jedem Produkt im
umfassenden Sortiment prangt die Tatze – ein geniales
Logo, auf das sich Wildnis-Freaks wie Schulkinder
einige n können. Wer mehr über den Primus der
Outdoor-Branche erfahren will, muss der Fährte des
Wolfs folgen. Die führt allerdings nicht in den Yukon,
sondern ins hessische Idstein.

Born to be wild« lautete der erste Slogan von Jack Wolfskin – passend
zum Zeitgeist. Anfang der Achtziger gilt Outdoor-Leben noch als
»alternati v«. In den Shops riecht es nach Kiefernholzregalen und Sisalteppichen.
Auch bei Globetrotter, 1979 als »Norddeutschlands erstes Spezialgeschäft
für Expeditionen, Safaris, Survival, Trekking« gegründet und heute
der größte Spezialanbieter von Jack Wolfskin-Ausrüstung.
1981 ist das Geburtsjahr von Jack Wolfskin. Eine Zeit, in der sich die Republik
zu verändern beginnt. Zwei Jahre später ziehen »Die Grünen« in den Bundestag
ein, der Nato-Doppelbeschluss und das Zwischenlager Gorleben spalten
die Nation. Eine große Protest-Bewegung ist unterwegs. Zur gleichen Zeit
wird »Wildnis-Ausrüstung« langsam salonfähig. Studenten, die etwas auf
sich halten, transportieren ihre Unterlagen im Daypack und auf dem Reiserad
zur Uni. Die Läden verkaufen Außengestell-Rucksäcke an Interrailer und
schmücken ihre Bergsport-Abteilungen mit tibetischen Gebetswimpeln.
Jack Wolfskin, damals noch die Marke der »Hobbyt Ausrüstung für Draussen
GmbH« in Frankfurt, liegt gleich mit der ersten Kollektion im Trend und präsentiert
ein Material, das bis heute ein starker Part im Sortiment ist: Texapore.
Die wasserdichte und atmungsaktive mikroporöse Beschichtung ist damals
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eine der ersten Alternativen zum marktbeherrschenden Gore-Tex und macht
Funktionsbekleidung für eine breite Käuferschicht erschwinglich. Jack Wolfskin
gelingt damit der erste Schritt auf dem Weg zum ernstzunehmenden
Voll-Ausrüster für Outdoorer. Inzwischen umfasst die Texapore-Familie fünf
Grundtypen mit insgesamt fast 40 Variationen. Für 2008 kündigt das Unternehmen
gerade eine neue Technologie mit sagenhaften 50.000 mm Wassersäule
an. Da können, grinsen die Entwickler, auch Elefanten drauf knien,
ohne dass ein Tropfen durchgeht! Aber bereits mit heutiger Jack Wolfskin-
Bekleidung lässt sich jedwedes Touren-Vorhaben komplett ausrüsten.
Als nächsten Clou bringt man 1985 die erste Doppeljacke mit herauszippbarem
Innenleben – die »Century«. Wie viele Zigtausend dieses Klassikers
verkauft wurden, ist aus Manfred Hell nicht herauszukriegen. Obwohl es der
Jack Wolfskin-Chef sicherlich genau weiß: Er ist seit über 20 Jahren dabei
und kennt seinen Laden in- und auswendig. Was Steve Jobs bei Apple, ist
Manfred bei Jack Wolfskin – Visionär und Gesicht der Marke. Er bringt in
raumgreifenden Katalog-Editorials die Firmen-Philosophie auf den Punkt,
eröffnet als Trikotsponso r beim Zweitligisten FC Augsburg die Fußballsaison
oder engagiert mal eben Wim Wenders als Regisseur für einen Werbespot.
Kaum der klassische Manager mit Dienstlimousine und Meilenkonto zieht es
Manfred Hell immer noch nach drau-
Was Steve Jobs bei
Apple, ist Manfred
Hell bei Jack Wolfskin
– Visionär und
Gesicht der Marke.
ßen, in sein Element, am liebsten zu
Fuß oder auf dem Fahrrad. Idstei n
im Taunus, der jetzige Firmensitz der
»Jack Wolfskin Ausrüstung für Draußen
GmbH & Co KGaA«, biete t viel
Natur vor der Bürotür, aber Manfred
will mehr: ein langes Outdoor-
Wochenende pro Monat ist das
Planziel. Manchmal wird es sogar
übertroffen: »In den letzten sieben Monaten war ich im Yosemite und in den
Anden unterwegs – und komme eben aus den kanadischen Rockys zurück!
Momentan kann ich nicht klagen«, freut sich der Jack Wolfskin-Chef. Diese
Leidenschaft teilen die meisten der fast 300 Wolfskin-Mitarbeiter in Idstein:
Draußen sein ist das Größte.
Das Geheimnis des Dreifünftel-Kreises
Jack Wolfskin ist ein Ausrüster für alle und alles: Das Sortiment mit rund
500 Artikeln umfasst Rucksäcke, Reisegepäck, Zelte, Schlafsäcke, eine große
Kinderkollektion, Schuhe und Accessoires vom legendären »Waschsalon« bis
zur Geldbörse. Und eine Bekleidungskollektion, die von der modischen Reisebekleidung
bis zum alpinen oder expeditionstauglichen Outfit alles bietet.
Allein an der Weiterentwicklung des gewaltigen Programms tüfteln über
50 Experten in drei Teams: Apparel (Bekleidung), Footwear und Equipment.
Von Gebirge bis
Eismeer: Jack
Wolfskin hat die
Ausrüstung.

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Allein in der
Produktentwicklung
tüfteln 50 Experten
in drei Teams:
Apparel, Footwear
und Equipment.
Gerol d Ringsdorf, Chefentwickler Equipment und seit 1986 dabei, erzählt von
der täglichen Arbeit: »Wir sind extrem nah dran am Verbraucher und bekommen
bergeweise Post – mit Vorschlägen, Wünschen, Lob, auch sehr nette
Briefe von Kindern. Wir bemühen uns, alles zu beantworten. Aus diesem
direkten Draht ziehen wir viele Informationen und setzen diese in Verbesserungen
oder neue Produkte um. Klar haben wir Alpinisten, Extremsportler,
Bergführer und Sportprofis bei der Entwicklung dabei, aber wir hören sehr
genau auf das Feedback der »normalen« Leute, die unsere Ausrüstung auch
bei Wochenend-Trips nutzen. Nur wenn man alle Aspekte einfließen lässt,
kann ein richtig gutes Produkt dabei herauskommen.«
Bekleidung mit verbesserter Öko-Bilanz
Richtig gut, nämlich mit dem »Outdoor Award« preisgekrönt, sind Jack Wolfskin-Entwicklungen
wie die »Real Tunnel«-Zelt-Technologie, die man aufwändig
im Porsche-Windkanal getestet hat. Der bauchige Querschnitt der Zelte
er innert an alpine Straßentunnel: kein Halbkreis, sondern ein »Dreifünftel-
Kreis«. Das schafft Platz im Innenraum – und zwar da, wo man ihn braucht.
Und trotz höherer Windstabilität sind weniger Abspannleinen nötig als bei
herkömmlichen Zelten. Die Real-Tunnel-Modelle werden von Familien wie
von Expeditionen geschätzt, die sich damit geräumige Basislager einrichten.
Aus Gerolds Abteilung kommt auch die patentierte »Exit Air Technology«, ein
Ventilationssystem für Rücksäcke. Ein versteifter Lüftungskanal im Lendenwirbelbereich,
der vom luftdurchlässigen Rückenpolster durch den Packsack
führt, leitet warme und feuchte Luft nach außen und verbessert den Klimakomfort
im Kontaktbereich der Rückenauflage spürbar, ohne dass man bei
Packvolumen und Sitz Kompromisse machen müsste.
Die anderen Entwicklungsteams forschen ebenfalls emsig: Bei der Bekleidung
steht neben der permanenten Optimierung von Eigenmaterialien wie
Texapore die Neuentwicklung von technischen Stoffen mit verbesserter Ökobilanz
ganz vorne. Dass Wetterschutz und Komfort auch ohne den Einsatz
von Erdöl-basierten Stoffen möglich sind, zeigen drei neue Materialien, mit
denen Jack Wolfskin ab diesem Sommer seine Travel-Bekleidung ergänzt:
Bamboo Ripstop, Silklite Carbon Q.M.C. und Tencel Cool’n Smooth.
BAP, Arved Fuchs und Wölfe
Jack Wolfskin
will Outdoor zum
Thema für alle
machen: Hier
wandert Stefan
Wessels, Torwart
beim 1. FC Köln.
Die alternativ angehauchte Gründungszeit liegt lange hinter Jack Wolfskin.
Unter dem erfolgreichen Management von Mitinhaber Manfred Hell peilt das
Unternehmen in diesem Jahr die 150 Millionen Euro-Umsatzgrenze an. Kein
Pappenstiel, dennoch »menschelt« es in Idstein noch gehörig. Soziales und
ökologisches Engagement sind ein Teil vom Ganzen: Jack Wolfskin unterstützt
den Aufbau von Schulen für vertriebene Tibeter in Ladakh genau wie
ein Projekt für behinderte Kinder in Bonn oder Wiederansiedelungs projekte
von Wölfen in Europa. Ins Sport-Sponsoring ist man groß eingestiegen, zudem
pflegt die Firma langjährige Partnerschaften mit Outdoor-Profis wie
Arve d Fuchs. »Arved ist Abenteurer, verkörpert wie kein anderer die Balance
zwischen Entdeckerdrang und sozialem wie ökologischem Verantwortungsbewusstsein.
Seit vielen Jahren ist es seine Mission, auf die Dringlichkeit des
Klimaschutzes hinzuweisen. Er liebt die Natur nicht nur – er fühlt sich verantwortlich«,
sagt Manfred Hell.
Auch die Kommunikation trägt die Handschrift des 50-jährigen Altrockers:
Manfred Hell ist seit vielen Jahren bekennender BAP-Fan und ein persönlicher
Freund von Wolfgang Niedecken. So komponierte und spielte Niedecken

4-Seasons Interview
»Was Besseres kann dir doch nicht passieren!«
Jack Wolfskin-Chef Manfred Hell über Sponsoring, Firmen-Philosophie und die Lust am Job.
Jack Wolfskin sponsert Skispringen und
Bundesliga-Vereine. Ist das für einen Outdoor-
Hersteller nicht verbranntes Geld?
Ohne Arroganz: In der Outdoor-Community ist
unsere Markenbekanntheit kaum steigerbar.
Wir wollen aber, weil wir an unseren Sport und
an unsere Produkte glauben, neue Menschen
erreichen. Dazu müssen wir auch werblich
Neuland betreten. Fußball-Begeisterte passen
bestens zu unserer Zielgruppe. 2003 haben wir
uns in das Thema Fußball gestürzt und auch
mit Bandenwerbung und TV-Spots in der ARD-
Sportschau begonnen. Davon profitiert die
ganze Branche. Wir haben Outdoor endlich für
eine breite Masse zum Thema gemacht.
Tretet ihr dafür bei Outdoor- und
Naturschutz projekten kürzer?
Auf keinen Fall! Zum Beispiel unterstützen wir
Initiativen, die sich um den Erhalt des Lebensraums
von Wölfen kümmern. Sehr am Herzen
liegt uns der Klimaschutz: ein globales Thema,
das alle angeht. Arved Fuchs untersucht die
Auswirkungen des Klimawandels weltweit und
wir leisten seit Jahren einen wesentlichen Beitrag
dazu, dass die Dagmar Aaen immer wieder
in See sticht. Außerdem helfen wir auch bei sozialen
Projekten von Bonn bis Afrika.
Wie klappt der Spagat zwischen technischem
Anspruch und volksnahen Preisen?
Uns kommt es darauf an, verbrauchernahe
Produkte anzubieten, die genau definierte
Anforderungen erfüllen und für den jeweiligen
Seit Jahren mit der Tatze unterwegs: Arved Fuchs.
Anwendungsbereich die optimale Lösung sind.
Bei unserer Größe können wir es uns leisten,
ganz differenzierte Produkte zu machen – viele
Spezialisten quasi statt einem Produkt, in
das man notwendigerweise alles steckt. Dies e
große Auswahl produzieren wir nicht eben in
homöopathischen Stückzahlen, so dass hohe
Funktionalität bei zivilen Preisen machbar ist.
Welche Abteilung ist die wichtigste: Design
und Entwicklung, Verkauf oder Logistik?
Natürlich sind alle wichtig, aber das Herz unseres
Unternehmens schlägt im Produkt. Das
treibt uns, deshalb sind wir da! Zurzeit investieren
wir massiv, erweitern unser Research &
Development-Team gezielt mit Spezialisten, um
auch weiter technologische Highlights setzen
zu können. Derzeit entsteht auf 3.000 qm ein
neues Entwicklungszentrum. Dort bringen wir
Ingenieure, Produkt Manager, Textil-Techniker,
Tüftler und Designer – alle, die am Produktionsprozess
beteiligt sind – unter ein Dach.
Spätestens seit der Einführung der Jack
Wolfskin-Schuhe seid ihr Vollausstatter:
vom Kleinkind über den Sportler bis zum
Outdoor-Oldie. Was kommt als nächstes?
Es geht immer und überall immer weiter, das ist
schon irre. Ich selbst verbringe immer noch viel
Zeit am Produkt. Kaum ist eins fertig, beginnst
du schon zu grübeln, was du hättest besser,
anders machen können. Im Equipment-Bereich
steckt noch viel Potenzial für Innovationen. Ich
denke an die »Exit Air Technology « für Ruck-
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säcke, die wir diesen Sommer als paten tierte
Weltneuheit vorstellen. Ich komme gerade von
einer Schneeschuhtour in Kanada, habe dort
auch einen Exit Air-Rucksack getragen und
bin völlig überzeugt: Das funktioniert wirklich
klasse! Eine der besten Entwicklungen, die wir
bei Packs in den letzten Jahren hatten.
Du bist seit rund 20 Jahren bei Jack Wolfskin.
Was macht den Job so spannend?
Die Herausforderung durch das gewaltige Tempo
der Entwicklung. Du darfst dich nie aus ruhen,
musst – wie Goethes Faust – ständig danach
streben, es noch besser zu machen. »Besser«
heißt, dass sich unsere Kunden noch mehr auf
uns verlassen können, immer komfortabler unterwegs
sind. Ich bin getrieben von der Idee,
dass man die Natur nur dann respektieren und
erhalten wird, wenn man sie intensiv selbst
erfährt. Dieses Erlebnis möglichst vielen durch
unsere Produkte so einfach wie möglich zu
mache n, ist unsere Mission. Auch wenn mein
Job manchmal hart ist: Ich nehme mir immer
wieder die Zeit, unsere Produkte selbst auf
Herz und Nieren zu testen, streite mich um jedes
Detail mit unseren Spezialisten – und habe
stets eine tolle Ausrede für eine kleine Auszeit:
Ich muss ja testen! Was Besseres kann dir doch
nicht passieren!
den Soundtrack für einen Jack Wolfskin-Spot, BAP traten beim legendären
»Wolfstock-Festival« 2001 am Bostalsee auf, wo die Firma mit Freunden und
Kunden das 20-jährige Jubiläum feierte. Fast 15.000 Menschen kamen. Als
2006 die Kölner Globetrotter-Filiale öffnete, rockten BAP am Kanubecken
– Manfred Hells »Geschenk« an den langjährigen Partner.
Trotz des umtriebigen Chefs ist Jack Wolfskin keine »One-Man-Show«.
Viele Mitarbeiter sind seit den Ursprüngen dabei, allein 2007 feiern über 20
Wolfskin‘ler ein rundes Jubiläum mit mehr als 10 Jahren Betriebszugehörigkeit.
Und der Nachwuchs? Den bilde man am liebsten selbst aus, erzählt
Gerol d Ringsdorf am Telefon: »Ein guter Teil unserer Azubis bleibt nach der
Ausbildung. Einen besseren Weg, neue Mitarbeiter zu gewinnen, gibt es
nicht.« Und dann: »Jetzt muss ich aufhören, hier stehen schon ein paar Kollegen
am Schreibtisch, die mit mir Laufen gehen wollen. Tschüss!« Spricht‘s,
legt auf und folgt dem Jack Wolfkin-Motto: »Draußen zu Hause«. �