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Wie der Handel Handlungsfähig bleibt:Drei Ansichten über die Einkaufszentren der ZukunftWo liegen die Wurzeln der Einkaufszentren, wie sie unsheute in unseren Städten entgegentreten?Die ersten Shopping-Center wurden in den USAder 50er-Jahre von Victor Gruen, einem emigriertenArchitekten aus Wien, entworfen. Sie waren der Versuch,die europäische Stadtkultur, von der Gruen geprägtwar, in modifizierter Form nach Amerika zu bringen.Interessanterweise haben gerade die klassischenWarenhäuser das Konzept vorangetrieben, weil ihreKunden zunehmend „auf der grünen Wiese“ einkauften.Um sich auch vor den Toren der Städte niederlassenzu können, erfanden sie das Shopping-Center, dessenZentrum anfangs ja immer ein Warenhaus bildete. Heutekehren die Shopping-Center in großer Zahl in unsereInnenstädte zurück. Nur die Waren häuser bleiben dabeiaußen vor. Sie sind nicht länger Bestandteil der Center,sondern werden durch diese zunehmend abgelöst.Welche Strategien bleiben den traditionellenHandelsstandorten nun noch, um zu überleben?Komplette Innenstädte in Shopping-Center zu verwandelnwäre der völlig falsche Weg. Denn auch Shopping-Centersind auf ein funktionierendes und in vielerlei Hinsichtstarkes urbanes Umfeld angewiesen. Bisher sind dieInnen städte vom Strukturwandel unterschiedlich betroffen.Die 1a-Lagen werden immer wertvoller, die Konkurrenzin diesen Gebieten wird stärker. Viele alteingesesseneLäden müssen schlie ßen, weil sie die Renditeerwartungender Vermieter nicht länger erfüllen können oder denÜbernahmeangeboten internationaler Ketten erliegen.Die sogenannten 1b-Lagen leiden dagegen am stärkstenunter diesem Verdrängungswettbewerb; vielen vonihnen droht tatsächlich der Abstieg. Für sie müssenauch von städtischer Seite Umnutzungskonzepteentwickelt werden, die eigentlich nur in Richtung einerMischung aus Wohnen und Arbeiten gehen können.Die Gebäudestruktur ehemaliger Läden — mit hohenDecken, zusammenhängenden Flächen von mehrerenHundert Quadratmetern, Parkplätzen, aber auch guterNahverkehrsanbindung — bietet ideale Voraussetzungenfür Start-ups, Wohngemeinschaften und anderevergleichsweise experimentelle Nutzungsformen.Das Gleiche gilt für Kaufhäuser, von denen in denkommenden Jahren vermutlich mehrere Hundert alleinin Deutsch land geschlossen werden. Darunter sind auchviele Gebäu de des 19. Jahrhunderts, die teilweise unterDenkmal schutz stehen. Sie besitzen Charakter und Charmeund sind überdies barrierefrei, ließen sich also ideal zuSenioren-Immobilien umbauen oder, wie ein Beispiel in LosAngeles zeigt, als Hochschulgebäude nutzen.Stichwort Umnutzung: Was kann aus älteren Shopping-Centern werden, wenn diese in die Jahre kommen?Sie bilden in der Tat eine wesentlich größere Herausforderung, vor allem die klassischen „Indoor Malls“,aber auch die Einkaufszentren, die nach der Wende „aufdie Schnelle“ in ostdeutschen Stadtrandlagen errichtetwurden. Viele von ihnen stehen schon heute währendder Woche fast leer und werden lediglich am Freitag undSamstag frequentiert. Handel ist Wandel: Der Zeitgeistweht heute woanders.Zeitgenössische Shopping-Center stehen unter demRuf, Architekten lediglich als „Fassadenkünstler“ zuengagieren, während über alles, was sich dahinterbefindet, der Investor entscheidet. Stimmt dieseBeobachtung?Sie ist sicher die Regel. Andererseits erkennen auch dieBetreiber, dass sie ihren Centern zusätzliche Qualitätenverleihen und sich gegenüber der Stadt und ihren Bürgernstärker öffnen müssen. Es genügt nicht mehr, nur einoptimales Einzelhandelsangebot zur Verfügung zu stellen,dazu voll klimatisierte Innenräume und eine hervorragendeErschlie ßung für den Autoverkehr. Gerade, wer in denInnenstädten auch wohnt, erwartet mehr von seinemUmfeld. Daher werden Shopping-Center bereits durchzusätzliche Funktionen wie Bibliotheken oder Volkshochschulenerweitert oder mit Wohnungen überbaut. Siewerden damit weniger monoli thisch und gebrochener inihrer Anmutung, und das macht sie „normaler“ für unsereInnenstädte, die ja auch alles andere als homogen sind. Eingeschickter Projektentwickler wird bei einem Shopping-Center auf Heterogenität setzen. Und dazu braucht er inder Regel stadtversierte Architekten, die mehr können alsnur Quadratmeter-Optimierung: Das Vorbild ist die Stadtund der Adressat ist der Städter als Kunde.8

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