Mundartpflege im <strong>Karneval</strong>:Gert und Christel LeuchtenbergNicht nur im <strong>Karneval</strong> s<strong>in</strong>d diese beidenUr-Öcher <strong>in</strong> Sachen Dialekt <strong>in</strong> derKaiserstadt unterwegs: Gert und ChristelLeuchtenberg s<strong>in</strong>d ihrer Mutterspracheverbunden und oft unterwegs, umanderen Menschen mit Liedern undSketchen auf Platt Freude zu bereiten.Beide s<strong>in</strong>d Thouet-Mundart-Preisträger.Gert Leuchtenberg ist am 30.10.1932 im<strong>Aachen</strong>er Mariannen<strong>in</strong>stitut geboren.Christel Leuchtenberg ist am 21. 1.1934zuhause geboren. Hobby der beiden<strong>Aachen</strong>er ist der Erhalt ihrer Muttersprache,sowie <strong>in</strong>teressierten Menschen beiFührungen etwas über <strong>Aachen</strong> und se<strong>in</strong>eHistorie zu erzählen und zu zeigen.Herr Leuchtenberg, wie sieht Ihr Engagementim <strong>Karneval</strong> aus?Als echte Öcher ist Fastelovvend e<strong>in</strong>ganz besonderes Zeitfenster für me<strong>in</strong>eFrau und mich. Bei der Veranstaltungim Stauferkeller von Haus Löwenste<strong>in</strong>,wo ich für den Öcher Platt Vere<strong>in</strong>den Stammtisch Öcher Platt leite, gibtes e<strong>in</strong>e Menge zu tun. Das umfangreiche<strong>Karneval</strong>sprogramm wird jedesJahr <strong>in</strong> monatelanger Arbeit geplantund erarbeitet.Wie engagieren Sie sich für das ÖcherPlatt?Bei den monatlichen Veranstaltungen,die ich im Stauferkeller moderiere, lauschenetwa 90 bis 120 Öcher unsererMuttersprache. Lieder und Gedichte allerArt werden von etwa 10 bis 15 Interpretendargeboten.Warum ist die Pflege unserer Mundartso wichtig?E<strong>in</strong> Dialekt verb<strong>in</strong>det die Menschen undgibt ihnen e<strong>in</strong> Wertgefühl. Man kannauch <strong>in</strong> der Muttersprache vieles besserzum Ausdruck br<strong>in</strong>gen. In den vergangenenJahren habe ich zum Beispiele<strong>in</strong>e umfangreiche Sammlung vom ÖcherOrig<strong>in</strong>al Lennet Kann zusammen getragen.2005 befestigte ich e<strong>in</strong>e bronzeneGedenkplatte für ihn an der rechtenSeite der Gaststätte „Waldschenke“.Schirmherr war unser damaliger OberbürgermeisterDr. Jürgen L<strong>in</strong>den.Sie spielen auch mit dem Leierkasten.Was hat es damit auf sich?Wenn me<strong>in</strong>e Frau und ich bei unserenAuftritten mit dem Leierkasten den Raumbetreten, verbreiten wir e<strong>in</strong>en Hauch vonNostalgie. Wir versetzen die Menschengerne <strong>in</strong> die „gute alte Zeit“ zurück.Für Ihr Schaffen wurden Sie bereitsvielfach geehrt. Welche Auszeichnungenerhielten Sie bisher?Wir s<strong>in</strong>d beide schon lange im Vorstandvom Öcher Platt Vere<strong>in</strong>, der uns beidenvor Jahren den „Goldenen Wolf“ überreichte.Im Jahre 2006 erhielten wir denThouet Mundartpreis der Stadt <strong>Aachen</strong>.N<strong>in</strong>a Krüsmann sprachmit Gert und Christel Leuchtenberg13
125 Jahre aktiv im Öcher FastelovvendK.G. Löstige Elsässer 1885 e.V.Im Jahre 1885 fanden sich <strong>in</strong> der Elsassstr.53, im damaligen Restaurant „Sche<strong>in</strong>s“,mehrere Stammtischbrüder, die alle ausdem Ostviertel waren, zusammen, undgründeten e<strong>in</strong>en <strong>Karneval</strong>svere<strong>in</strong>. Manfand den Namen Lustige Elsässer, dererst ab 1928 <strong>in</strong> den heute bekanntenNamen „Löstige Elsässer“ umgewandeltwurde. Erster Präsident war StephanMünicks. Ab dem Jahr 1889 nahmder Vere<strong>in</strong> an den Rosenmontagsumzügenteil. Ihre ersten <strong>Karneval</strong>sveranstaltungenfeierten die Löstigen Elsässernatürlich im Ostviertel, <strong>in</strong> den Sälen desRestaurants Frankenburg, (<strong>in</strong> den zwanzigerJahren „Frankenberger Bierkeller“Burgstr. 18) und beim Graf Karl „Kirberichshof14 (Kirberichshofer Weg). Mittedes Jahres 1900 verlegten die Elsässerihr Vere<strong>in</strong>slokal vom Restaurant Sche<strong>in</strong>szum Adalbertste<strong>in</strong>weg Nr. 128, <strong>in</strong> dieGaststätte „Deutsches Haus“ der Ww.Schröder. Hier hatten die Elsässer überJahrzehnte ihr Versammlungslokal mitder Möglichkeit <strong>in</strong> dem Kellerraum e<strong>in</strong>Archiv- und Materialdepot anzulegen.Die sogenannte schlechte Zeit, die Inflationund der 1. und 2. Weltkrieg g<strong>in</strong>gennicht spurlos an den Elsässern vorbei.Aber stets waren die Elsässer bemüht,das Beste aus der Situation zu machen.Für die <strong>Karneval</strong>ssession 1921 hattendie Elsässer ihre eigene Vorstellung,der Inflation zu begegnen. Obwohl sieaus Geldmangel ihre eigene „Reichsannektote“(Reichsmark) druckten,war e<strong>in</strong> Verbot den öffentlichen <strong>Karneval</strong>zu feiern, nicht zu verh<strong>in</strong>dern. Sehrviele E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> den Jahren1933 bis 1945 hielten die Elsässer nichtdavon ab, e<strong>in</strong>e verschworene Geme<strong>in</strong>schaftzu bleiben.Am 13. Juli 1943 wurde bei e<strong>in</strong>em Bombenangriffdas Vere<strong>in</strong>slokal „DeutschesHaus“ durch Spreng- und Brandbomben<strong>in</strong> Schutt und Asche gelegt, was zur Folgehatte, dass das gesamte Vere<strong>in</strong>s<strong>in</strong>ventarfür immer verloren g<strong>in</strong>g.Am 9. Oktober 1948 g<strong>in</strong>g es wieder los,da lud der immer noch im Amt bef<strong>in</strong>dlichePräsident, Jupp Vilvoye, den KassiererArnold Braun und den GeschäftsführerKaspar Plum zu e<strong>in</strong>er erstenVorstandssitzung und nachstehendenMitgliederversammlung <strong>in</strong>s Lokal NikolausZimmermann <strong>in</strong> die Stolberger Str.187 (heute Blaue Lagune), e<strong>in</strong>.Es fand wieder e<strong>in</strong> organisiertes <strong>Karneval</strong>sleben<strong>in</strong> <strong>Aachen</strong>, an dem die Elsässerauch ihren Anteil hatten, statt. 1948fanden die ersten Kostümbälle im Res-taurant Waldschlösschen statt und dem,im Oktober 1949 neugegründeten Ausschuß<strong>Aachen</strong>er <strong>Karneval</strong>, gehörten dieElsässer sofort an.Die Elsässer wurden immer größer undkonnten ihre Veranstaltungen mit eigenenKräften bestreiten, so z.B. 1950 <strong>in</strong>den Arbeitsbaracken am Groß Tivolimit den „Vier Latzen“, den „Drei Tuppese“und dem Büttenredner „Nöll Brun.Die Elsässer s<strong>in</strong>d immer dem Ostvierteltreu geblieben. Im Jahr 1969 bekamensie mit Kar<strong>in</strong> Kaever/Feldermann,der Tochter des damaligen PräsidentenHans Feldermann, e<strong>in</strong>e eigene Tanzmarie.1972 wurde auf Initiative von Karl Braun,dem Wirt der Gaststätte „Elsassstube“und Präsident der Elsässer, mit AnnemarieReuter, e<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>dergarde <strong>in</strong>s Leben gerufen.K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Uniformen und mit e<strong>in</strong>emkle<strong>in</strong>en meist tänzerischem Programm,das war neu und die K<strong>in</strong>der konnten sichvor Auftrittsanfragen kaum retten.Im Jahr 1993 bekamen die Elsässerals Anerkennung für ihr Engagementim Bereich der Jugendförderung denZentis-K<strong>in</strong>derkarnevals-Preis.1981 „erfanden“ der damalige VizepräsidentFranz Josef Wahlen mit se<strong>in</strong>erEhefrau Edith den Ball der K<strong>in</strong>der- undJugendmariechen. Aus e<strong>in</strong>er Nachmittagsveranstaltungwurde seit Anfang2000 unter H<strong>in</strong>zufügung der erwach-senen Garden, der Ball der K<strong>in</strong>der- undJugendmariechen im Geschwister SchollGymnasium.Mit ihrem 16. Präsidenten, Josef Bonnie,und e<strong>in</strong>er großen Schar an karnevalistischenMitstreitern sehen die LöstigenElsässer der Jubiläumssession entgegenund hoffen weiterh<strong>in</strong> im Öcher Fastelovvendviele Freunde zu gew<strong>in</strong>nenund viel Freude zu verbreiten.15