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LeiKom-Handbuch Produkt Instrumente zur Entwick- lung - IfG

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Nachhaltige und innovative <strong>Produkt</strong>ion<br />

von Leichtbau-Komponenten<br />

<strong>LeiKom</strong>-<strong>Handbuch</strong> <strong>Produkt</strong><br />

<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong>-<br />

<strong>lung</strong> nachhaltiger<br />

Leichtbau-Komponenten<br />

Partner im Projekt <strong>LeiKom</strong>:<br />

Eisenwerk Brühl GmbH, Brühl<br />

H-Faktor GmbH, Dortmund<br />

IG Metall Vorstand–Zweigbüro Düsseldorf<br />

<strong>IfG</strong> Institut für Gießereitechnik gGmbH, vorher Verein Deutscher Giessereifachleute e.V., Düsseldorf<br />

NEMAK Wernigerode GmbH, ehemals Rautenbach Aluminium Technologie GmbH<br />

RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V., Kompetenzzentrum,<br />

Eschborn<br />

Februar 2010


Dieses Verbundvorhaben wurde aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Forschung für<br />

nachhaltiges Wirtschaften“ gefördert.<br />

Die Projektpartner und alle Beteiligten danken dem BMBF und dem Projektträger<br />

im DLR „Umweltforschung und -technik“ für die große Unterstützung.<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Nachhaltiges Wirtschaften in Gießereien und anderen Zulieferbetrieben 13<br />

1.1 Nachhaltiges Wirtschaften und das Projekt Leikom 13<br />

1.2 Zweck des Leikom-Bandes „<strong>Produkt</strong>ion“ 16<br />

1.3 Bedeutung von leichtbaugerechten Gussteilkonzepten für die Absatzentwick<strong>lung</strong> in<br />

der deutschen Gießereiindustrie 18<br />

1.4 Zukünftige <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>strends in den Hauptabnehmerbranchen deutscher<br />

Gießereien 20<br />

1.4.1 Automobilindustrie 20<br />

1.4.2 Maschinen- und Anlagenbau 33<br />

1.4.3 Luft- und Raumfahrt 40<br />

1.5 Mögliche zukünftige Abnehmerbranchen 45<br />

2. Leichtbau-Kenngrößen 49<br />

2.1 Was ist „Leichtbau?“ 49<br />

2.2 Eigengewicht 50<br />

2.3 Nutzlast 51<br />

2.4 Tragfähigkeit 51<br />

2.5 Leistungsgewicht 52<br />

2.6 Spezifische Elastizität 53<br />

2.7 Festigkeits-Dichte-Verhältnis 53<br />

2.8 Leichtbaukennzahlen 55<br />

3. Lösungskonzepte für Leichtbau-Probleme 57<br />

3.1 Werkstoffleichtbau 57<br />

3.2 Konstruktiver Leichtbau (Strukturleichtbau) 58<br />

3.3 Funktionsintegrativer Leichtbau (Systemleichtbau) 59<br />

3


3.4 Leichtbau durch Absenkung von Sicherheitsfaktoren 62<br />

3.5 Leichtbauweisen 63<br />

4. Informationsbeschaffung 66<br />

4.1 Printmedien 66<br />

4.1.1 Fachbücher 66<br />

4.1.1.1 Systematische Darstel<strong>lung</strong>en 66<br />

4.1.1.2 Konstruktions- und Berechnungshilfen 68<br />

4.1.1.3 Materialauswahl 68<br />

4.1.2 Periodische Fachpublikationen 69<br />

4.1.3 Bibliographien von Fachvorträgen und Tagungsbeiträgen 70<br />

4.2 Fachtagungen und Kongresse 70<br />

4.3 Elektronische Ressourcen 73<br />

4.3.1 Internetseiten 73<br />

4.3.2 Software 80<br />

4.4 Forschungs- und <strong>Produkt</strong>ionsnetzwerke 80<br />

4.5 Experten und Beratungsbüros 82<br />

4.6 Universitäre Forschungsstellen (europaweit) 83<br />

4.7 Außeruniversitäre Forschungsstellen (europaweit) 87<br />

4.8 Nationale und internationale Förderprogramme 88<br />

5. Systematische Leichtbaukonzeption für Gussteile 90<br />

5.1 Bauteilanalyse – Belastung, Kosten, Gewicht (Bauteilkenngrößen) 93<br />

5.2 Werkstoffauswahl 93<br />

5.2.1 Materialanforderungsliste 95<br />

5.2.2 Auswahlmethoden 96<br />

5.2.3 BIC/λ-Konzept der SFB64 und SFB230 100<br />

5.3 Formfindungskonzepte 102<br />

5.3.1 Der formbestimmende Lastfall 102<br />

5.3.2 Gestaltungsprinzipien 103<br />

5.3.3 Lineare Elastizitätstheorie 105<br />

4


5.3.4 Bionik-Konzepte 106<br />

5.3.5 Rechnergestützte Formfindungsprozesse 107<br />

6. Werkstoff- und fertigungsgerechte Gestaltung 110<br />

6.1 Werkstoffgerechte Gestaltung 111<br />

6.1.1 Normen und Regelwerke 112<br />

6.1.2 Werkstoffeigenschaften 113<br />

6.1.3 Leichtbau-Werkstoffe 114<br />

6.2 Fertigungsgerechte Gestaltung 129<br />

6.2.1 Kriterien für die Auswahl des Gießverfahrens 131<br />

6.2.2 Konstruktive Randbedingungen der Gießverfahren 132<br />

7. Fallstudien 137<br />

7.1 Zylinderkurbelgehäuse (Eisenwerk Brühl GmbH) 137<br />

7.1.1 Einführung/ Aufgabenstel<strong>lung</strong> 137<br />

7.1.2. Projektpartner 138<br />

7.1.3 Vorgehensweise im Projekt 138<br />

7.1.4 Verbesserte Konstruktion 139<br />

7.1.5 Auswirkung der <strong>Produkt</strong>veränderungen und des Leichtbaus 142<br />

7.1.6 <strong>Entwick</strong>elte und hergestellte Bauteile 146<br />

7.1.7 Beschäftigte und Personalwesen 150<br />

7.2 Zylinderkopf (Nemak Wernigerode GmbH) 151<br />

7.2.1 Aufgabenstel<strong>lung</strong> 151<br />

7.2.2 Projektpartner 151<br />

7.2.3 Voraussetzung unter der das Vorhaben durchgeführt wurde (z.B. Ressourcen,<br />

Einbindung in die Unternehmensstrategie, Vorarbeiten und Vorkenntnisse, etc.) 151<br />

7.2.4 Wissenschaftlicher und technischer Stand zu Beginn und Ende des Vorhabens<br />

7.2.5 Erzieltes Ergebnis<br />

152<br />

153<br />

7.2.5.1 Strontiumvered<strong>lung</strong> 153<br />

7.2.5.2 Einfluss der Störelemente Blei und Zinn 154<br />

7.2.5.3 Einfluss von Silizium und Kupfer auf den SDAS-Wert 155<br />

7.2.5.4 Lieferantenoptimierung auf Grundlage der im Projekt erzielten<br />

Ersuchungsergebnissen 159<br />

7.2.5.5 Versuche Wärmebehand<strong>lung</strong> mit Luftabschreckung 160<br />

7.2.5.6 Gradientenguss 163<br />

5


7.2.5.7 Qualifikation und Personalentwick<strong>lung</strong> 164<br />

7.2.6 Nutzen für das Unternehmen, insbesondere Verwertbarkeit des Ergebnisses166<br />

8 Wirtschaftliche Aspekte des Leichtbaus 166<br />

8.1 Kosten des Leichtbaus 166<br />

8.2 Materialkosten 170<br />

8.3 <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>skosten und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>srisiko 174<br />

8.4 Kosten für Schutzrechte 176<br />

8.5 Wirtschaftlichkeitsaspekte 177<br />

9 Konstruktionskataloge 179<br />

9.1 Leichtbau-Konstruktionselemente 179<br />

9.2 Leichtbau-Konstruktionsbeispiele 182<br />

9.3 Beispielkatalog Bionik 194<br />

9.4 Bionik-Katalog „Stützen und Tragen“ 201<br />

10. Literaturverzeichnis 207<br />

6


Verzeichnis der Abbildungen<br />

Abbildung 1-1: Nachhaltigkeit und Innovation ........................................................................15<br />

Abbildung 1-2: Abnehmeranteile gegossener Komponenten in 2005 nach Branchen sortiert<br />

(auf Basis von Zahlen von DGV, GDM und CAEF) ........................................................19<br />

Abbildung 1-3: PKW-Export nach Regionen und Ländern in 2008 [VDA09]..........................20<br />

Abbildung 1-4: Teilnehmer beim Shell EcoMarathon müssen mit einem Liter Kraftstoff eine<br />

möglichst lange Distanz <strong>zur</strong>ücklegen – der Rekord liegt bei über 3000 km. [DDPI] .....21<br />

Abbildung 1-5: Gussanteile am PKW nach Baugruppen und Werkstoffen [MAV08]..............23<br />

Abbildung 1-6: Druckgegossene, schweißbare Abgaskühler aus Aluminium ersetzen als<br />

Integralbauteile aufwändigere Schweißkonstruktionen [KSP07] ....................................26<br />

Abbildung 1-7: Rahmenvorschlag der Bundesregierung für eine strategiesche Marschroute<br />

<strong>zur</strong> einer europäischen Wasserstoff- und Brennstoffzellenwirtschaft [BMBF, BMWi 2006]<br />

.......................................................................................................................................28<br />

Abbildung 1-8: Komponenten eines Wasserstoffverbrennungsantriebs für PKW [BMW AG]<br />

.......................................................................................................................................29<br />

Abbildung 1-9: Im Oktober 2009 erreichte der Australier Simon Hackett mit einem rein<br />

elektrisch betriebenen Fahrzeug erstmals eine Reichweite von 501 km im Rahmen des<br />

Wettbewerbs „Global Green Challenge“ [Tesla Motors].................................................30<br />

Abbildung 1-10: Inverter für Toyota Prius Gen. II (links) und III (rechts) mit druckgegossenem<br />

Gehäuse, [GreenCarCongress].....................................................................................32<br />

Abbildung 1-11: Ausgewählte <strong>Produkt</strong>gruppen der EU-Komission [EUP09]..........................34<br />

Abbildung 1-12: links Topologie-Optimierungsvorschlag, rechts fertige Konstruktion eines<br />

Maschinengehäuses [Heidenreich & Harbeck AG] .......................................................35<br />

Abbildung 1-13: Leichtbauroboter im Piloteinsatz bei der Hinterachsmontage [Daimler AG] 36<br />

Abbildung 1-14: Prognose der Windenergieentwick<strong>lung</strong> in Deutschland bis 2020<br />

(neuinstallierte Leistung) [DEN08].................................................................................37<br />

Abbildung 1-15: Gusskomponenten in einer Windkraftanlage (Quelle: Bosch Rexroth AG)..38<br />

Abbildung 1-16: Als EcoJet getauftes Konzept für zukünftige Passagiermaschinen, die nur<br />

noch halb so viel CO2 emittieren sollen wie heutige Verkehrsflugzeuge. [EasyJet] .......42<br />

Abbildung 1-17: Getriebefans (Geared Turbofan) sollen bis zu 20% weniger CO2 und 50%<br />

weniger Stickoxide emittieren – und dabei gleichzeitig kostengünstiger im Betrieb sein<br />

als herkömmliche Flugzeugturbinen. [Pratt&Whitney, USA] ..........................................43<br />

Abbildung 1-18: Aufbau eines GTF: Im Gegensatz zu einem normalen Strahltriebwerk ist ein<br />

Getriebefan mit einem zusätzlichen Untersetzungsgetriebe (2) zwischen der Welle für<br />

den Fan (1) und der Welle der Niederdruckturbine ausgestattet. [WIK09]....................43<br />

Abbildung 1-19: Das Versuchsflugzeug „Dimona“ von Boeing wird von einer 20 kW-<br />

Brennstoffzelle angetrieben und emittiert lediglich Wasserdampf [BOE07] ...................44<br />

7


Abbildung 1-20: Projektzeichnung eines mit Doppelturbinen ausgestatteten<br />

Gezeitenkraftwerks „Seaflow“ [Universität Kassel].........................................................46<br />

Abbildung 1-21: Prototyp „Limpet“eines 500 kW-Wellenkraftwerks auf der schottischen Insel<br />

Islay, demnächst sollen weitere Kraftwerke auch an der deutschen Nordseeküste folgen<br />

[AR06].............................................................................................................................47<br />

Abbildung 1-22: Prinzip eines Offshore-Wellenkraftwerks Typ „WaveDragon“ nach dem<br />

Rampenprinzip. In den nächsten Jahren sollen erste Arrays mit dieser Technologie im<br />

Multi-Megawatt-Bereich realisiert werden. [WAVE DRAGON] .......................................48<br />

Abbildung 1-23: Prinzip eines Wellenkraftwerks in Luftkammerbauweise. Die durch das<br />

einströmende Wasser verdrängte Luft treibt eine Turbine an. [Voith Siemens Hydro<br />

Power] ............................................................................................................................49<br />

Abbildung 2-1: E-Modul-Dichte-Verhältnisse für unterschiedliche Werkstoffgruppen [ASH07]<br />

.......................................................................................................................................53<br />

Abbildung 2-2: Festigkeits-Dichte-Verhältnisse für unterschiedliche Werkstoffgruppen<br />

[ASH07] ..........................................................................................................................54<br />

Abbildung 3-1: Integralgussteil aus druckgegossenen Aluminium- und<br />

Magnesiumkomponenten [MAI04]..................................................................................60<br />

Abbildung 3-2: Einteilig gegossene Passagiertür aus einer wärmebehandelten Aluminium-<br />

Legierung [HER03].........................................................................................................60<br />

Abbildung 3-3: Material- und Zeitersparnis durch Integralguss [HER03] ...............................61<br />

Abbildung 3-4: Typische Probleme bei der Krafteinleitung in Tragwerken [KLE00]...............64<br />

Abbildung 3-5: Ablauf der Gestaltungsphase und Kriterien, die berücksichtigt werden müssen<br />

[CON07]..........................................................................................................................65<br />

Abbildung 4-1: Auswahloptionen im Programm MAVEL Autobench / Bodybench.................75<br />

Abbildung 4-2: Benutzeroberfläche der Materialauswahl-SoftwareCES-Selector..................76<br />

Abbildung 4-3: Anzeige der Materialdaten mit Hilfe der Werkstoffsuchmaschine MatWeb....78<br />

Abbildung 4-4: Eingabemaske mit Suchkriterien der Suchmaschine der TU Darmstadt für<br />

zyklische Werkstoffkennwerte ........................................................................................79<br />

Abbildung 4-5: Mit Hilfe des Cambridge Engineering Selectors lassen sich Materialcharts<br />

generieren ......................................................................................................................80<br />

Abbildung 5-1: Lösungsstrategie gemäß VDI-Richtlinie 2221 zum <strong>Entwick</strong>eln und<br />

Konstruieren technischer <strong>Produkt</strong>e und Systeme [REU07]............................................91<br />

Abbildung 5-2: Vorgehensweise <strong>zur</strong> Realisierung von Leichtbau-Konstruktionen [KLE00] ...92<br />

Abbildung 5-3: Konstruktionsprozess <strong>zur</strong> Realisierung von Leichtbau-Konstruktionen [inach<br />

KLE00]............................................................................................................................95<br />

Abbildung 5-4: Systematik der Werkstoffeigenschaften [REU07] ..........................................96<br />

Abbildung 5-5: Vereinfachte Methodik der Werkstoffauswahl für Leichtbau-<br />

Konstruktionsaufgaben [ASH07] ....................................................................................97<br />

8


Abbildung 5-6: Selektionsparameter-Eingabemaske und Darstel<strong>lung</strong>smöglichkeiten von<br />

Materialcharts [ASH07]...................................................................................................99<br />

Abbildung 5-7: Screenshot der CAMS-Software CES: Links die Liste vorausgewählter<br />

Werkstoffe, rechts die Darstel<strong>lung</strong> in Form eines Bubble-Charts [Granta Design].......100<br />

Abbildung 5-8: Ausschnitt aus einem BIC/λ-Diagramm [FRE97] .........................................102<br />

Abbildung 5-9: Grundsätze und Prinzipien für die Gestaltung technischer <strong>Produkt</strong>e [CON03,<br />

REU04].........................................................................................................................104<br />

Abbildung 5-10: Strategiemodell nach Linde/Hill [HIL99] .....................................................107<br />

Abbildung 5-11: Mit Hilfe der Topologieoptimierung wird aus einem vorgegebenen Bauraum<br />

eine Struktur errechnet, die eine konstante Spannungsvertei<strong>lung</strong> bei optimal geführtem<br />

Kraftfluss gewährleistet. Die Massebelegung in gering beanspruchten Bereiche wurde<br />

eliminiert. [STU03]........................................................................................................108<br />

Abbildung 5-12: Bionische Methoden in der rechnergestützten Topologieoptimierung<br />

[MAT02]........................................................................................................................110<br />

Abbildung 6-1: Randbedingungen bei der Gestaltung von Leichtbau-Gussteilen................111<br />

Abbildung 6-2: Spezifische Materialkosten für verschiedene Werkstoffgruppen im Vergleich<br />

[ASH07] ........................................................................................................................114<br />

Abbildung 6-3: Mit faser- und partikelverstärkte Aluminiumlegierungen lassen sich höhere<br />

Steifigkeit en realisieren, die die Anwendungsgrenzen von Aluminiumlegierungen<br />

erweitern. [GIE05].........................................................................................................117<br />

Abbildung 6-4: Ergebnisse der Schlagversuche an baugleichen Querlenkern aus<br />

unterschiedlichen Werkstoffen [MEN07] ......................................................................123<br />

Abbildung 6-5: Hohlgegossene Kurbelwelle aus SiBoDur [MEN07] ....................................125<br />

Abbildung 6-6: Einsatzgebiete von Kunstoffen in Deutschland im Jahr 2008 [PED08]........126<br />

Abbildung 6-7: Einstufung der Thermoplastischen Kunststoffe [MOE08] ............................126<br />

Abbildung 6-8: Übersichtsdiagramm für verschiedene Kunststoffpreise in Abhängigkeit ihrer<br />

Wärmeformbeständigkeit [MOE08] ..............................................................................127<br />

Abbildung 6-9: Kunststoffanteile im PKW [APM99]..............................................................128<br />

Abbildung 6-10: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der Werkstoffvertei<strong>lung</strong> im Automobil [IKA98] .......................128<br />

Abbildung 6-11: Luftkasten und Ladeluftkühler aus glasfaserverstärkten Thermoplasten<br />

[BAS08] ........................................................................................................................129<br />

Abbildung 6-12:Wirtschaftlichkeitsbereich verschiedener Gießverfahren für den Werkstoff<br />

Aluminium in Abhängigkeit von der Losgröße [VDS]....................................................130<br />

Abbildung 6-13: Ablauf des Squeeze-casting-Prozesses [UBE Europe] .............................133<br />

Abbildung 6-14: Grundprinzip des Niederdruckgießens a) ohne und b) mit Gegendruck....135<br />

Abbildung 6-15: Prinzip des Kippgießens am Beispiel NDCS [Nemak Casting Systems] ...136<br />

Abbildung 6-16: Prinzip des Kippgießens mit Kernpaket (Core Package 21) .....................137<br />

Abbildung 7-1: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der Zylinderkurbelgehäuse ZKG0 bis ZKG2 ............................139<br />

9


Abbildung 7-2: Geschlossene CAE Kette.............................................................................140<br />

Abbildung 7-3: Definition ZKG und Fertigungsverfahren......................................................141<br />

Abbildung 7-4: Kundenanforderungen .................................................................................142<br />

Abbildung 7-5: Roboter-Handling bei der Kernherstel<strong>lung</strong>...................................................144<br />

Abbildung 7-6: Potential Gewichtreduzierung ZKG2 bei gleiche Geometrie wie ZKG0 .......147<br />

Abbildung 7-7: Abhängigkeit der vom Strontiumanteil .........................................................153<br />

Abbildung 7-8: Gefügeausbildung in Abhängigkeit vom Strontiumgehalt ............................154<br />

Abbildung 7-9: Einfluss des Bleianteils auf die eutektische Temperatur..............................154<br />

Abbildung 7-10: Einfluss des Zinnanteils auf die eutektische Temperatur...........................155<br />

Abbildung 7-11: Zusammenhang zwischen SDAS und Siliziumanteil..................................155<br />

Abbildung 7-12: Zusammenhang zwischen SDAS und Kupferanteil ...................................156<br />

Abbildung 7-13: Abküh<strong>lung</strong> in Abhängigkeit von Gussteilgeometrie....................................157<br />

Abbildung 7-14: Gefügeausbildung in Abhängigkeit von Silizium- und Kupferanteilen........158<br />

Abbildung 7-15: Eintei<strong>lung</strong> der Lieferanten nach Schwankungsbreite ausgewählter Elemente<br />

.....................................................................................................................................159<br />

Abbildung 7-16: Fehleranalysen am Gussteil <strong>zur</strong> Qualifizierung der gewonnen Erkenntnisse<br />

.....................................................................................................................................160<br />

Abbildung 7-17: Versuchsaufbau Luftabschreckung............................................................161<br />

Abbildung 7-18: Abküh<strong>lung</strong> bei verschiedener Probenlage .................................................161<br />

Abbildung 7-19: Erzielte Härtewerte (Forderung >85HB).....................................................162<br />

Abbildung 7-20: Untersuchung zum effizienteren Energieeinsatz bei Wärmebehand<strong>lung</strong> ..162<br />

Abbildung 7-21: Versuchsaufbau .........................................................................................163<br />

Abbildung 7-22: Stauchversuche .........................................................................................163<br />

Abbildung 7-23: Stauchversuche .........................................................................................164<br />

Abbildung 7-24: Altersstruktur des Unternehme ..................................................................165<br />

Abbildung 7-25:-<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der Balance der Altersstruktur bis 2017.................................165<br />

Abbildung 8-1 : Materialkostenanteile von Erzeugnissen [REU07] ......................................167<br />

Abbildung 8-2: Festigkeitsbezogene Relativkostenfaktoren [REU07] .................................168<br />

Abbildung 8-3: E-Modulbezogene Relativkostenfaktoren [REU07]......................................169<br />

Abbildung 8-4:Spezifische Werkstoffkosten auf den E-Modul bezogen [ASH07] ................172<br />

Abbildung 8-5: Spezifische Werkstoffkosten auf die Festigkeit bezogen [ASH07]...............172<br />

Abbildung 8-6: Kosten für fortschreitenden Leichtbaugrad [Eisenwerk Brühl] .....................174<br />

Abbildung 8-7: Vertei<strong>lung</strong> des <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>srisikos zwischen OEM und Zulieferer..............175<br />

Abbildung 9-1: Leichtbau-Konstruktionselement, zu Regel 1...............................................180<br />

Abbildung 9-2: Leichtbau-Konstruktionselement, zu Regel 2...............................................181<br />

Abbildung 9-3: Leichtbau-Konstruktionselement, zu Regel 3...............................................181<br />

Abbildung 9-4: Leichtbau-Konstruktionselement, zu Regel 4...............................................182<br />

Abbildung 9-5: Flügelstrukturteil aus Aluminium [ZGV03]....................................................183<br />

10


Abbildung 9-6: Verringerter Montageaufwand durch Integralkonstruktion [ZGV03].............183<br />

Abbildung 9-7: Stahl-Stahlguss-Konstruktion (früher) Stahlgussbauteil<br />

(heute) [ZGV00] 184<br />

Abbildung 9-8: Hochgeschwindigkeitsschlitten einer Werkzeugmaschine [ZGV02] ............185<br />

Abbildung 9-9: Gegossener Aluminium-Kolben für Otto-Motoren [BIN05] ...........................186<br />

Abbildung 9-10: Vergleich zwischen altem (links) und verbessertem Design (rechts) [BIN05]<br />

.....................................................................................................................................186<br />

Abbildung 9-11: Hohlgegossene Kurbelwelle aus hochsiliziumhaltigem Gusseisen [MEN07]<br />

.....................................................................................................................................187<br />

Abbildung 9-12: Hohlgegossene Nockenwelle [ZGV04] ......................................................188<br />

Abbildung 9-13: Druckgegossener Querträger aus AlMg-Werkstoffverbund [MAI04]..........190<br />

Abbildung 9-14: Gewichtsreduzierte Baugruppe mit Stirn- und Schließplatte [FRI04].........191<br />

Abbildung 9-15: Ursprüngliche und optimierte Varianten der beiden Bauteile [FRI04] ........192<br />

Abbildung 9-16: Dieselbäre (ursprüngliche und gewichtsoptimierte Variante) [ZGV01.1] ...193<br />

Abbildung 9-17: Blatt einer Riesenseerose ..........................................................................194<br />

Abbildung 9-18: Blattunterseite der Riesenseerose .............................................................194<br />

Abbildung 9-19: VarioStruct-Verbundgussteile aus Aluminiumdruckguss mit eingegossener<br />

Stahlverrippung [RWTH Aachen] .................................................................................195<br />

Abbildung 9-20 : Das kraftliniengerechte Wachstum eines Baums dient als natürliches<br />

Vorbild für die Bauteilgestaltung [DRA09] ....................................................................195<br />

Abbildung 9-21: Lagertraverse für Werkzeugmaschine, Material: EN-GJS-400, Gewicht: 500<br />

kg, Abmaße: 1475x970x800 mm [GIE07] ....................................................................196<br />

Abbildung 9-22: Die faserdurchsetzte Schale der Kokosfrucht bietet ausreichenden Schutz<br />

gegen das Aufplatzen beim Aufprall [RWTH Aachen]..................................................197<br />

Abbildung 9-23: faserverstärktes Strukturbauteil [RWTH Aachen] ......................................198<br />

Abbildung 9-24: Feinstrukturierte Haifischschuppen [Eye of Science].................................199<br />

Abbildung 9-25: Pumpenlaufrad mit mikrostrukturierter Oberfläche [Grohno GmbH] ..........199<br />

Abbildung 9-26: Struktur eines Elefantenschädels [MAI05] .................................................200<br />

Abbildung 9-27: Durch strukturbionische Optimierung und den Einsatz von Großkernen<br />

konnte das Gewicht dieses Maschinenbettes von 13,5 auf 9 t reduziert werden. [MAI05]<br />

.....................................................................................................................................200<br />

11


Verzeichnis der Tabellen<br />

Tabelle 1-1: Einsatzbereiche und Gewichtoptimierungspotenziale von<br />

Fahrzeugkomponenten aus Metallguss im PKW-Bereich am Beispiel des VW Golf Bj.<br />

2003 ...............................................................................................................................23<br />

Tabelle 6-1: Normen für Gusswerkstoffe..............................................................................112<br />

Tabelle 6-2: Gefüge, Eigenschaften und Anwendungsbereiche von hochsiliziumlegierten<br />

Gusseisenwerkstoffen [MEN07] ...................................................................................124<br />

Tabelle 6-3: Mechanische Kennwerte in Abhängigkeit vom eingesetzten Gießverfahren<br />

[YOU00]........................................................................................................................134<br />

Tabelle 7-1: Legierungsvariation Si......................................................................................157<br />

Tabelle 7-2: Legierungsvariation Kupfer ..............................................................................158<br />

Tabelle 8-1: Relativkostenfaktoren für Gusseisen- und Stahlgusswerkstoffe nach [KUR04]<br />

.....................................................................................................................................170<br />

12


1 Nachhaltiges Wirtschaften in Gießereien und anderen Zulieferbetrieben<br />

1.1 Nachhaltiges Wirtschaften und das Projekt Leikom<br />

In einer Informationsschrift des Bundesministeriums für Bildung und Wissenschaft BMBF aus<br />

2004 heißt es:<br />

Nachhaltigkeit gilt als spröder Begriff. Aber sie hat klare und breit akzeptierte Ziele: Wir wollen<br />

mit dem Blick über eine Generation hinaus die natürlichen Ressourcen schützen, den<br />

sozialen Zusammenhalt erhalten und stärken und die wirtschaftliche Leistungskraft fordern,<br />

die auch für kommende Generationen Wohlstand sichert.<br />

Im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung Unterstützt das BMBF zielgerichtet<br />

die Erforschung, <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> und Vermitt<strong>lung</strong> von Innovationen für das nachhaltige<br />

Wirtschaften. Wichtige Ansatzpunkte sind der effiziente Einsatz von Rohstoffen und <strong>Produkt</strong>ionstechnologien,<br />

Alternativen für umweltschädigende Einsatzstoffe, die Senkung von<br />

Verbrauch und Emissionen, die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> umweltfreundlicher <strong>Produkt</strong>e und die bessere<br />

Wiederverwendbarkeit von Waren und Materialien.<br />

Übergreifendes Ziel ist, den Standort und die Arbeitsplatze besonders der kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen zu sichern und auszubauen. Technologische Innovationen mit<br />

hohen Umweltentlastungspotenzialen benötigen das komplexe fachliche Know-how verschiedener<br />

Disziplinen, aber auch die Akzeptanz der Verbraucher. Wo Wissenschaft und<br />

Unternehmen gemeinsam und interdisziplinär forschen und entwickeln und die Gesellschaft<br />

frühzeitig einbinden, sind Praxisbezug, Zukunft und Nachhaltigkeit gesichert [BMB04].<br />

Die Gewichtsreduzierung bei vielen technischen <strong>Produkt</strong>en, wie Fahrzeugen und Maschinen,<br />

und ihren Komponenten führt unmittelbar zu vielfältigen ökologischen und ökonomischen<br />

Vorteilen in der gesamten Wertschöpfungskette: weniger Rohstoffe, weniger Transport,<br />

energieeffizientere Fertigung, energieeffzientere Verwendung, weniger Prozessrückstände,<br />

d.h. weniger Recycling oder Abfälle <strong>zur</strong> Entsorgung.<br />

Die Hersteller von Komponenten und Zulieferer der Endprodukthersteller Automobilindustrie,<br />

Maschinenbau etc. sind typische mittelständisch strukturierte Industriezweige, die sich außer<br />

in der Betriebsgröße auch hinsichtlich Technologie, Arbeitssystemen und Vorgehen bei <strong>Produkt</strong>entwick<strong>lung</strong>,<br />

Beschäftigtenstruktur etc. ähnlich sind: Gießereiindustrie, Schmiedeindustrie,<br />

Kunststoff-Spritzgießereien u. a. Als Zulieferer nehmen sie eine volkswirtschaftliche<br />

Schlüsselstel<strong>lung</strong> ein.<br />

13


Im Vorhaben <strong>LeiKom</strong> sind in Gießereien leichtere Komponenten entwickelt worden und mit<br />

neuartigen Technologien realisiert werden. Dabei sind neben technologischen auch wirtschaftliche<br />

und soziale Verbesserungen verfolgt worden.<br />

Es sind dies zwei technologisch sehr fortschrittliche Unternehmen gewesen, die die für<br />

Gussproduktion typische Verfahrens- und Werkstoffvielfalt widerspiegeln. In der Firma Eisenwerk<br />

Brühl GmbH sind im Sandgießverfahren neuartige Zylinderkurbelgehäuse aus<br />

Gusseisen und in der Firma Nemak Wernigerode GmbH, ehemals Rautenbach-Guss, sind<br />

Zylinderköpfe im Kokillengießverfahren aus Aluminiumguss entwickelt worden.<br />

Die Ergebnisse aus diesen Modellbetrieben und aus betriebsübergreifenden Arbeiten haben<br />

zu Methoden und <strong>Instrumente</strong>n geführt, die für Gießereien - und in entsprechender Nutzung<br />

auch für ähnliche Betriebe - hilfreich sind.<br />

Sie sollen den einzelnen Unternehmen ermöglichen, sich nachhaltig aufzustellen – hinsichtlich<br />

ihrer Erzeugnisse, hinsichtlich der Gestaltung ihrer Arbeitssysteme und ihrer Belegschaft<br />

– um auch für den internationalen Wettbewerb in Zukunft gerüstet zu sein.<br />

Ausgangsbasis für die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von nachhaltigen Prozessen war im Projekt <strong>LeiKom</strong> ein<br />

Ansatz basierend auf drei gleichwertigen und sich gegenseitig beeinflussenden Schnittstellen:<br />

- Technik<br />

- Organisation<br />

- Mensch<br />

Innovationen sind als Dreiklang zwischen technischer, organisatorischer und humaner Innovation<br />

zu gestalten (Abbildung 1-1).<br />

14


Schnittstelle Technik - Organisation<br />

- ressourcenoptimierte Prozesse<br />

- stoffkreislaufoptimierte Prozesse<br />

- Flexibilität<br />

-Qualität<br />

- Kommunikation/ ... Wissen<br />

- …<br />

Organisation<br />

Technik<br />

Nachhaltigkeit<br />

und<br />

Innovation<br />

Schnittstelle Organisation - Mensch<br />

gesundheitsförderliche Arbeitsorganisation (AO), altersstabile AO<br />

qualifikationsförderliche AO, lernförderliche AO, wissensgenerierende AO<br />

Abbildung 1-1: Nachhaltigkeit und Innovation<br />

Schnittstelle Mensch - Technik<br />

- gesundheitsförderliche Technikgestaltung<br />

- altersstabile Anforderungen<br />

- Qualifikationsförderliche Technikgestaltung<br />

- lernförderliche Technikgestaltung<br />

- wissensgenerierende Technikgestaltung<br />

Mensch<br />

Die in Leikom entwickelten <strong>Instrumente</strong>, die den Unternehmen helfen sollen, sich zukunftsfähig<br />

aufzustellen, decken die drei wesentlichen Bereiche <strong>Produkt</strong>, <strong>Produkt</strong>ion und Personal<br />

ab.<br />

Ausgegangen wird dabei von dem Gedanken, dass eine Gießerei – genauso wie ein anderes<br />

ähnliches Zulieferunternehmen - zunächst den zukünftigen Markt für seine Leichtbau-<br />

<strong>Produkt</strong>e erkennen muss. Man muss die Anforderungen an die Art der Bauteile, ihre Qualität<br />

sowie die Konditionen, unter denen sie abgenommen werden, abschätzen. Man muss den<br />

Markt und die Nachfrage nach Leichtbaukomponenten prognostizieren. Für diese anspruchsvolle<br />

Aufgabe bietet der <strong>LeiKom</strong>-Band „<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> nachhaltiger<br />

Leichtbaukomponenten“ vielfältige Hilfen.<br />

Liegt dann die Prognose für die zukünftige Nachfrage vor, so ist für jeden Betrieb, jede Gießerei,<br />

individuell die <strong>zur</strong> <strong>Produkt</strong>ion der zukünftig nachgefragten Bauteile notwendige Fertigungstechnik<br />

sowie der Personalbedarf zu entwickeln.<br />

Empfeh<strong>lung</strong>en und Hilfen <strong>zur</strong> zukunftsgerechten Ausrichtung der Fertigungstechnik bietet<br />

der <strong>LeiKom</strong>-Band „<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von Gießereien zu nachhaltigen Produzenten“<br />

an.<br />

Der <strong>LeiKom</strong>-Band „<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von Personalwesen und Ausbildung für<br />

nachhaltige Gießereien“ bietet Hilfe an, bei der Schaffung eines zukunftsorientierten Personalwesens,<br />

beispielsweise hinsichtlich langfristig angelegter Altersstrukturen und der Qualifikationen<br />

der Beschäftigten. Darüber hinaus gibt der Band Empfeh<strong>lung</strong>en zu einer Neugestaltung<br />

der Ausbildungsinhalte für den Beruf „Gießereimechaniker“.<br />

15


Die drei Bände sind so gestaltet, dass sie unabhängig voneinander genutzt werden können.<br />

Trotzdem decken sie nur gemeinsam das breite Arbeitsfeld für den ab, der sein Unternehmen<br />

und seine Belegschaft nachhaltig und zukunftssicher ausrichten möchte.<br />

1.2 Zweck des Leikom-Bandes „<strong>Produkt</strong>ion“<br />

Im Projekt <strong>LeiKom</strong> hat das RKW im Jahr 2007 eine qualitative Befragung <strong>zur</strong> Zukunftsentwick<strong>lung</strong><br />

der Gießerei-Unternehmen in Deutschland durchgeführt [RKW08]. Um eine möglichst<br />

große Bandbreite von Fachwissen abzudecken, wurden Experten aus Unternehmen,<br />

Verbänden und Wissenschaft befragt. Zwölf der Experten haben sich teilweise sehr ausführlich<br />

wurde schriftlich zu neun Fragebereichen mit einem Zeithorizont bis zum Jahr 2020 befragt.<br />

Die Auswertung der Fragebögen zeigt eine Vielzahl von interessanten <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en und zu<br />

erwartende Trends auf. Die Ergebnisse sind eine wichtige Grundlage für die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der<br />

Leikom-<strong>Instrumente</strong> „<strong>Produkt</strong>“, „Prozess“ und „Personal“ gewesen.<br />

Im Folgenden die die „<strong>Produkt</strong>“-bezogenen Ergebnisse dargestellt.<br />

Unternehmensstrategie – Kernkompetenzen und Fertigungstiefe<br />

Um strategisch richtig aufgestellt zu sein, müssen die Gießer einerseits die Fertigungstiefe<br />

und damit die <strong>Produkt</strong>wertschöpfung durch die Erschließung vor- und nachgelagerter Prozesse<br />

deutlich erhöhen (wie zum Beispiel Bauteilentwick<strong>lung</strong> und Montage). Auf der anderen<br />

Seite müssen die Unternehmer ihre Kernkompetenzen stärker fokussieren, um wettbewerbsfähig<br />

zu bleiben. Ein Angebot von Dienstleistungen rund um die <strong>Produkt</strong>e wurde angeregt<br />

(all inklusive–Angebote, Komplettlieferungen). Die strategische Ausrichtung ist natürlich stark<br />

abhängig von der Art des Unternehmens, zum Beispiel für Einzel- und Seriengießer oder<br />

Eisen- und Aluminiumgießer. Daher wird eine Differenzierung nach Unternehmenstypen erforderlich<br />

sein. Es ist davon auszugehen, dass die Einzel- und Kleinserienfertigung vorwiegend<br />

für regionale Märkte und die Fertigung in großen Serien für den Weltmarkt weiterhin<br />

wettbewerbsfähig sein werden.<br />

16


Steigende Kundenanforderungen erfordern Kompetenzausbau<br />

Die zu erwartenden Kundenanforderungen, wie beispielsweise:<br />

• steigende Komplexität,<br />

• Technologiefortschritt (Maßgenauigkeit, Automation),<br />

• Variantenvielfalt,<br />

• hohe Qualität und<br />

• Liefertreue<br />

erfordern eine stetige Weiterqualifizierung der Beschäftigten, um innovativ und produktiv<br />

dem Wettbewerb der Zukunft begegnen zu können. Um eine bessere Kundenorientierung<br />

erreichen zu können, müssen die Unternehmen die eigenen F&E- Aktivitäten stärken.<br />

Deutschland wird weiterhin ein starker Gießereistandort bleiben, da die meisten Kunden den<br />

Komplettpreis und nicht bloß die Einkaufskosten vergleichen. Das hält die deutschen Gießereien<br />

wettbewerbsfähig.<br />

Kooperationen vielfältigster Art<br />

Besonders deutlich zeichnet sich ein verstärkter Kooperationstrend ab. Um auf den globalisierten<br />

Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es erforderlich, Allianzen zu bilden. Diese<br />

sollen dazu dienen, Märkte zu halten und neue Abnehmerbereiche zu erschließen. In bestimmten<br />

Bereichen - wie beispielsweise <strong>Produkt</strong>entwick<strong>lung</strong> oder Rohstoffeinkauf - werden<br />

Kooperationen innerhalb der Lieferkette als zukunftsfähige Aktivitäten betrachtet. Gemeinsame<br />

Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>saktivitäten mit Endkunden und Zulieferern sowie gemeinsame<br />

Einkaufstrategien sind denkbar. Da es auf der Beschaffungsseite nur wenige große<br />

Lieferanten gibt, können mit Einkaufskooperationen günstigere Preise erzielt werden.<br />

Übersicht der Hand<strong>lung</strong>sempfeh<strong>lung</strong>en der befragten Experten:<br />

Kooperation und Kundenorientierung<br />

• Aufbau von Handelsnetzwerken bis hin zu Zweigniederlassungen im Ausland<br />

(Erschließung neuer Märkte)<br />

• Ausbau der internen Sprach- und Kulturkompetenz<br />

• intensive und strukturierte Samm<strong>lung</strong> von Kundendaten<br />

• enge Kooperationen mit Partnern in Clustern und Wertschöpfungskette<br />

• <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> gemeinsamer Einkaufsstrategien und F&E- Aktivitäten<br />

17


• intensive Kooperation mit Wissenschaft, sowohl mit Natur- und Technik als auch<br />

mit Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, <strong>zur</strong> Weiterentwick<strong>lung</strong> des ganzen<br />

Unternehmens und aller Beschäftigtengruppen<br />

<strong>Produkt</strong>e / Technologie<br />

o breite <strong>Produkt</strong>- und Verfahrenspalette anstreben<br />

o verstärkte Anstrengungen <strong>zur</strong> Akquisition hochkomplexer Teile<br />

o aktive Erweiterung der Wertschöpfungskette (Stärken-/ Schwächeprofil erarbeiten)<br />

o Kombination von <strong>Produkt</strong>entwick<strong>lung</strong> und -fertigung im eigenen Hause<br />

o weiterhin hohes Qualitätsbewusstsein und Termintreue<br />

Die Schaffung eines <strong>Instrumente</strong>s für die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> nachhaltiger Leichtbau-Komponenten<br />

deckte einen dringenden Bedarf.<br />

1.3 Bedeutung von leichtbaugerechten Gussteilkonzepten für die Absatzentwick<strong>lung</strong><br />

in der deutschen Gießereiindustrie<br />

Die Hälfte aller Eisengusserzeugnisse, drei Viertel aller Aluminiumgusserzeugnisse und<br />

mehr als 80% aller Magnesiumgusserzeugnisse aus deutschen Gießereien gingen 2005 in<br />

den Fahrzeugbau (Abbildung 1-2). Dies unterstreicht die immense Bedeutung des Automobilsektors<br />

als Schlüsselbranche und des Erhalts heimischer bzw. europäischer Fertigungsstandorte<br />

für die Absatzentwick<strong>lung</strong> in deutschen Gießereien. Mit einem Pkw-Anteil von 90%<br />

an der gesamten im Inland produzierten Stückzahl von Kraftfahrzeugen (restl. 10% NFZ) ist<br />

im Wesentlichen die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> im Pkw-Segment treibende Kraft für zukünftige Anforderungen<br />

an Gussprodukte [VDA09].<br />

18


Abbildung 1-2: Abnehmeranteile gegossener Komponenten in 2005 nach Branchen<br />

sortiert (auf Basis von Zahlen von DGV, GDM und CAEF)<br />

Zweiter tragender Pfosten des Gussabsatzes ist neben der Automobilindustrie der Maschinen-<br />

und Anlagenbau, der jedoch direkt und indirekt ebenfalls stark von der Automobilindustrie<br />

als Auftraggeber abhängt. Bauwirtschaft sowie Luft- und Raumfahrt stellen Absatzsegmente<br />

mit untergeordneter Bedeutung für den Gesamtabsatz von Metallgussteilen dar. Für<br />

die Bauwirtschaft werden hauptsächlich Eisen-, Temperguss- und Kupfergussteile hergestellt,<br />

für die Leichtbau keine primär zu erfüllende Anforderung ist. Dennoch kann auch hier<br />

durch leichtbaugerechte Konstruktionen Material eingespart und so eine Verminderung der<br />

Herstel<strong>lung</strong>skosten erreicht werden.<br />

In der Luft- und Raumfahrt hingegen werden hochleistungsfähige Gussteile wie Turbinenkomponenten<br />

und Strukturverstärkungen nachgefragt, deren Gewichtminderungspotenziale<br />

bis zum Äußersten ausgeschöpft werden. Da jedes Kilogramm Mehrgewicht sich hier viel<br />

extremer als bei anderen Beförderungsarten auf die Transportkosten auswirkt, besteht eine<br />

ausgeprägte Bereitschaft, die Kosten für Hochleistungs- und Leichtbauwerkstoffe aufzubringen.<br />

Obwohl Luft- und Raumfahrt für den Gesamtabsatz von Metallgussteilen nur eine untergeordnete<br />

Rolle spielen, so stellt diese Branche umso mehr einen Innovationsmotor dar,<br />

dessen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en häufig später auch in anderen Branchen Einzug halten. Ein aktuelles<br />

Beispiel ist z.B. der Einsatz von Thermoelektrischen Generatoren für die Bordnetzversorgung<br />

in PKW, die mit Abwärme aus dem Abgasstrang gespeist werden. Diese Module werden<br />

seit 40 Jahren in Raumsonden der NASA eingesetzt.<br />

19


1.4 Zukünftige <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>strends in den Hauptabnehmerbranchen deutscher<br />

Gießereien<br />

1.4.1 Automobilindustrie<br />

Mit über 50% Anteil am Absatz von Gussprodukten aus Gusseisen und nahezu drei Vierteln<br />

des Absatzes von Leichtmetall-Gussteilen war die Automobilindustrie in 2005 wichtigster<br />

Abnehmer für Gussprodukte aus deutschen Gießereien.<br />

Da nur etwa ein Viertel aller NE-Metallgusserzeugnisse in den Export geht, ist die Inlandsproduktion<br />

nach wie vor wichtigster <strong>Produkt</strong>ionsmotor für die deutsche Gießereiindustrie.<br />

Dennoch hängt auch der Absatz von Gussprodukten aufgrund der starken Exportorientierung<br />

der deutschen Automobilindustrie stark von der Konjunktur in den Absatzmärkten ab.<br />

So wurden von den in 2008 in Deutschland hergestellten 5,5 Mio. Fahrzeugen knapp 75 %<br />

(4,1 Mio. Fahrzeuge) ins Ausland exportiert, überwiegend in Staaten der EU-25 und den<br />

amerikanischen Markt. Starkes Wachstum konnten PKW-Exporte nach Osteuropa und Asien<br />

verzeichnen (Abbildung 1-3).<br />

Abbildung 1-3: PKW-Export nach Regionen und Ländern in 2008 [VDA09]<br />

Nur knapp die Hälfte aller von deutschen Herstellern gefertigten Kraftfahrzeuge wurde in<br />

2008 noch im Inland gefertigt. Im globalen Standortwettbewerb mögen die Automobilisten<br />

zwar von günstigen Kostenfaktoren an ausländischen Standorten profitieren, Gießereien und<br />

Systemzulieferer sehen sich jedoch in vielen Absatzmärkten mit Handelshemmnissen konfrontiert,<br />

die einheimische Zulieferer in diesen Märkten begünstigen.<br />

20


Für die EU-25-Staaten als wichtigstem Absatzmarkt der deutschen Automobilindustrie war<br />

die Diskussion um CO2-Emissionenen und Flottenverbräuche in den letzten Jahren wegweisend.<br />

Die Vorgabe der EU-Kommission, die CO2-Emissionen der Fahrzeugflotten bis zum<br />

Jahre 2012 im Durchschnitt um mehr als 20 % auf 130 g/km zu reduzieren, hat den Innovationsdruck<br />

gerade auch auf die deutschen Automobilhersteller verstärkt und zu erheblichen<br />

Einbrüchen im Premiumsegment geführt. Auf fast allen einschlägigen Messen und Veranstaltungen<br />

der Branche waren in 2007 wieder Sparkonzepte zu bewundern, vom 600 kg leichten<br />

Loremo mit Kunststoff-Außenhülle über den VW Polo Blue Motion bis hin zu einer möglichen<br />

Neuauflage der BMW Isetta. Schon jetzt sind bei Neuwagen mit aufgeladenen Otto- oder<br />

Dieselmotoren Verbrauchswerte zwischen fünf und sechs Litern pro 100 km Stand der Technik.<br />

Theoretisch sind sogar Verbräuche von deutlich unter 1,0 l im Bereich des Möglichen bei<br />

extrem optimierten Leichtbau-Fahrzeugen, wie sie z.B. beim Shell Eco Marathon 2007 in der<br />

Klasse „Urban Concept“ vorgestellt wurden (Abbildung 1-4).<br />

Abbildung 1-4: Teilnehmer beim Shell EcoMarathon müssen mit einem Liter Kraftstoff<br />

eine möglichst lange Distanz <strong>zur</strong>ücklegen – der Rekord liegt bei über 3000 km. [DDPI]<br />

Auch internationale Hersteller versuchen sich im Hinblick auf nachhaltige Fortbewegungskonzepte<br />

gegenseitig zu überbieten. In Norwegen ging 2007 das ursprünglich von Ford mitentwickelte<br />

Elektroauto Think_City in Serie, dass bei einer Reichweite von 180 km eine<br />

Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h ohne Emissionen ermöglicht (sofern die zum Laden<br />

21


verwendete elektrische Energie aus regenerativen Quellen gewonnen wird). Tata Motors<br />

stellte Anfang 2008 auf der der Autoexpo in Neu-Delhi sein neues Kleinwagen-Konzept Nano<br />

vor, der als preisgünstiges Einstiegsmodell für den indischen Markt mit 33 PS-Ottomotor und<br />

65 km/h Höchstgeschwindigkeit bereits für umgerechnet ca. 2000 € das Käuferpotential einkommensschwächerer<br />

Schichten erschließen soll.<br />

Wichtige Impulse sowohl für die Nachfrage nach verbrauchs- und emissionsarmen Neuwagen<br />

als auch für die Erforschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> innovativer, leichtbaugerechter Fahrzeugkonzepte<br />

und deren Umsetzung in verkaufsfähige <strong>Produkt</strong>e gehen von der kontinuierlichen<br />

Verschärfung der gesetzlichen Rahmenbedingungen hinsichtlich Schadstoffemissionen in<br />

der EU und anderen Staaten und von den weltweit steigenden Preisen für fossile Kraftstoffe<br />

aus. In der Praxis dürfte sich der Durchschnittsverbrauch von Neuwagen in den kommenden<br />

Jahren zwischen vier und fünf Litern einpendeln. Aus dem Emissionsziel der EU für 2012<br />

von 120 g CO2/km ergibt sich eine Obergrenze für den Kraftstoffverbrauch von 5,0 l Benzin<br />

oder 4,5 l Diesel pro 100 km. Die 30 sparsamsten PKW-Modelle in 2007 weisen einen Kraftstoffverbrauch<br />

von 3,4 bis 5,0 Litern auf 100 km und einen CO2-Ausstoß von 90 bis 118<br />

g/km aus [CO2008]. Deutsche Hersteller boten in 2008 über 80 Modelle mit einem Kraftstoffverbrauch<br />

von weniger als 5 l/100 km an. Dies wird für künftige PKW-Generationen der zu<br />

erreichende Benchmark sein. Zusätzlich erhebt die EU ab 2012 für alle Neuwagen, die mehr<br />

als 133 g CO2/km emittieren ein Bußgeld von 95 € / g CO2, um welches überschritten wird<br />

[EUR08]. Somit würde sich ein aktuelles Durchschnittsmodell deutscher Hersteller, welches<br />

im Schnitt 170 g CO2/km emittiert um 3325 € gegenüber einem Modell verteuern, welches<br />

die Grenzwerte einhält. Ab 2020 gilt dann ein Grenzwert von 95 g CO2/km für alle Neufahrzeuge,<br />

wodurch sich die Anschaffungskosten für ein aktuelles Durchschnittsmodell um fast<br />

6000 € erhöhen würden. Da diese Rege<strong>lung</strong>en für alle innerhalb der EU verkauften Fahrzeuge<br />

gelten, sind nicht nur deutsche und europäische, sondern auch ausländische Hersteller<br />

betroffen. Zum Teil haben diese jedoch wesentlich früher als ihre deutschen Konkurrenten<br />

auf spritsparende Technologien gesetzt, wodurch sie sich Wettbewerbsvorteile verschafft<br />

haben, die deutsche und europäische Hersteller derzeit erst anfangen aufzuarbeiten.<br />

Von den 12 Mio. von deutschen Automobilherstellern im Jahr 2008 im In- und Ausland produzierten<br />

KFZ entfielen 10,8 Mio. Einheiten (90 %) auf die <strong>Produkt</strong>ion von Pkw und nur 1,2<br />

Mio. Einheiten auf die NFZ-Herstel<strong>lung</strong> (10%). Metallgussteile machen bei aktuellen PKW-<br />

Modellreihen im Mittelklassesegment ca. 15-20 % des Fahrzeuggewichtes aus, im Nutzfahrzeugbereich<br />

sogar noch darüber. Dabei konzentriert sich der Einsatz von Gussteilen aus<br />

metallischen Werkstoffen auf die Bereiche Fahrwerk (PKW ca. 50%), Antriebsstrang (PKW<br />

ca. 10%) und Triebwerk (PKW ca. 30%), wie eine Auswertung anhand des VW Golf der Baureihe<br />

2004 als repräsentativem Beispiel des Volumensegments zeigt [MAV08], (Abbildung<br />

22


1-5). Für zukünftige PKW-Modellreihen wird seitens der europäischen Automobilhersteller<br />

eine Gewichtsreduzierung von bis zu 20 % angestrebt, die zum einen durch den verstärkten<br />

Einsatz von Kunststoff- und Faserverbundwerkstoffen im Bereich der Außenhaut und zum<br />

anderen durch verstärkte Forderungen nach weiteren Gewichtseinsparungsmaßnahmen im<br />

Bereich Motor und Antriebsstrang realisiert werden soll.<br />

Anteil der unterschiedlichen Fahrzeugbaugruppen am<br />

Gesamtgewicht der Gussteile in einem VW Golf (Mavel)<br />

Fahrwerk; 52,16%<br />

Aircon; 2,22%<br />

Chassis; 0,58%<br />

Exterior; 1,64%<br />

Interior; 1,09%<br />

Engine; 32,02%<br />

Antriebsstrang; 9,64%<br />

Anteile der Gusswerkstoffe am Gesamtgewicht der<br />

Gussteile in einem VW Golf (Mavel)<br />

Magnesium Castings; 1,94%<br />

Aluminium Castings; 57,35%<br />

Other non-ferrous; 5,45%<br />

Steel Castings; 3,65%<br />

Iron castings; 31,61%<br />

Abbildung 1-5: Gussanteile am PKW nach Baugruppen und Werkstoffen [MAV08]<br />

Die Einsatzbereiche von Gussteilen, ihr jeweiliger Anteil am Gesamtgewicht und ihr geschätztes<br />

Optimierungspotenzial durch konsequenten Leichtbau sind für die Bereiche Personenkraftwagen<br />

am Beispiel des VW Golf 1.6 FSI (2003er Baureihe) sowie für einen Mercedes<br />

Actros nachfolgend aufgelistet (Tabelle 1-1).<br />

23


Tabelle 1-1: Einsatzbereiche und Gewichtoptimierungspotenziale von Fahrzeugkomponenten<br />

aus Metallguss im PKW-Bereich am Beispiel des VW Golf Bj. 2003<br />

Bauteilbezeichnung Werkstoff Gewichts- Optimierungspotenzial<br />

anteil durch Leichtbau<br />

Triebwerk<br />

Zylinderkurbelgehäuse (R4) Aluminium 16,9 kg 5-10% (dünnere Wandstärken)<br />

Zylinderkopf (R4) Aluminium 10,4 kg 5-10%<br />

Zylinderkopfabdeckung Aluminium 2,4 kg 5-10%<br />

Kurbelwelle Gusseisen 12,6 kg 5-10% (Hohlbauweise)<br />

Nockenwelle (2x) Schmiedestahl 4,8 kg 10 %<br />

Nockenfolger (16x)<br />

Schlepphebel (16x)<br />

Pleuel (8x) Gusseisen 2,3 kg<br />

Schwungrad Gusseisen 6,5 kg 20-30% (Subst. durch<br />

Aluminium)<br />

Kurbelwellenlager Stahlguss 2,1 kg<br />

Zahnriemenabdeckung Aluminium 3,9 kg<br />

Einspritzpumpengehäuse Aluminium 2,2 kg 25-40% (Magnesium)<br />

Ölpumpengehäuse Aluminium 1,3 kg 25-40% (Magnesium)<br />

Ölwanne Aluminium 2,2 kg 25-40% (Magnesium)<br />

Drosselklappengehäuse Aluminium 0,8 kg 25-40% (Magnesium)<br />

Abgaskrümmer Stahlverschweißung 2,7 kg<br />

Antriebsstrang<br />

Getriebegehäuse Aluminium 5,2 kg 25-40% (Magnesium)<br />

Getriebeabdeckung Magnesium 1,2 kg<br />

Kupp<strong>lung</strong>sgehäuse Aluminium 6,4 kg 25-40% (Magnesium)<br />

Vorderachs-Differenzial Stahlguss 3,4 kg<br />

Gear Selector Aluminium-Stahl 0,7 kg 5-10% (Magnesium-<br />

Stahl)<br />

Fahrwerk<br />

Vorderradträger Aluminium 9,9 kg<br />

Achsschenkel (2x) Gusseisen 8,6 kg<br />

Schwenklager Aluminium 0,3 kg (4,4<br />

kg)<br />

Querlenker (2x) Schmiedestahl 9,4 kg<br />

24


Führungslenker<br />

Lenksäule Aluminium 1,4 kg 25-40% (Magnesium)<br />

Fahrschemel Aluminium<br />

Räder / Bremse<br />

Bremsscheiben (4x) Gusseisen 21,8 kg<br />

Bremssättel (4x) Gusseisen 12,3 kg<br />

Bremssattelhalter<br />

Radnabe (2x) 4,0 kg<br />

Felgen (4x) Aluminium 33,6 kg<br />

Karosserie, Exterieur und Interieur<br />

<strong>Instrumente</strong>ntafelträger Kunststoff 8 kg<br />

Türtafeln<br />

Türgriffe (4x) Aluminium 0,8 kg<br />

Scheinwerferhalterung<br />

Lenkrad Magnesium 1,0 kg<br />

Rahmen für Außenspiegel (2x) Aluminium 1,0 kg<br />

25-40% (Magnesium)<br />

Klimaanlagenkompressorgehäuse Aluminium 3,7 kg 25-40% (Magnesium)<br />

Türrahmen<br />

Spaceframe-Knotenpunkte<br />

Generatorgehäuse Aluminium 1,1 kg 25-40% (Magnesium)<br />

Insbesondere bei Bauteilen mit geringer thermischer und mechanischer Beanspruchung wie<br />

Gehäusen, Verscha<strong>lung</strong>en, Ölwanne, Abdeckungen ist daher zukünftig mit einer verstärkten<br />

Konkurrenz durch Kunststofflösungen zu rechnen [JES08]. Aber auch bei Bauteilen wie Ansaug-<br />

und Abgaskrümmern, die bisher häufig aus Gusswerkstoffen gefertigt wurden, ist mit<br />

einem Verdrängungswettbewerb durch Kunststoff- und Blechbauweisen zu rechnen.<br />

Weitere Sparpotenziale hinsichtlich des Kraftstoffverbrauchs sollen durch Optimierung des<br />

Antriebsstrangs mit Hilfe längerer Übersetzung, Doppelkupp<strong>lung</strong>s-, Sechs- und Sieben-<br />

Gang-Getrieben und eine verbesserte Abwärmenutzung erreicht werden, denn nach wie vor<br />

gehen fast zwei Drittel des Energieinhalts des Kraftstoffs als nicht genutzte Abwärme verloren<br />

[TRE08]. Es existiert eine Reihe von Vorschlägen <strong>zur</strong> effizienteren Abwärmenutzung, die<br />

von Wärmespeichern <strong>zur</strong> schnelleren Motorvorwärmung nach einem Kaltstart über Wärmekraftmaschinen<br />

(Abgasturbine) zum Betrieb von Nebenaggregaten bis hin <strong>zur</strong> Abgasturboaufladung<br />

und Katalysatorvorwärmung reichen. Eine Nutzung der Abwärme <strong>zur</strong> Luft- oder<br />

25


Gemischvorwärmung könnte z.B. auch die Anforderungen an Werkstoffe und Komponenten<br />

im Ansaugstrang wieder deutlich nach oben schrauben [BAS06, VDA08.1], Abbildung 1-6.<br />

Abbildung 1-6: Druckgegossene, schweißbare Abgaskühler aus Aluminium ersetzen<br />

als Integralbauteile aufwändigere Schweißkonstruktionen [KSP07]<br />

Darüber hinaus wird sich der Trend zum Downsizing aufgeladener Otto- und Dieselmotoren<br />

verstärken, da mit zunehmendem Ladedruck geringere Hubräume benötigt werden. Bereits<br />

jetzt ist ein deutlicher Anstieg des Anteils an Zwei-, Drei- und Vierzylindermotoren mit Direkteinspritzung<br />

und Abgasturboaufladung zu beobachten. Schichtladeverfahren werden künftig<br />

eine zunehmende Bedeutung bei der Gemischbildung in Ottomotoren erlangen. Auch die<br />

Senkung der Reibungsverluste in Motor und Antriebsstrang steht im Fokus der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sanstrengungen<br />

der OEM.<br />

Betrachtet man den gesamten <strong>Produkt</strong>lebenszyklus moderner PKW, so macht der Kraftstoffverbrauch<br />

über 80% der Gesamtenergiekosten aus. Bei NFZ liegt der Anteil aufgrund der<br />

wesentlich höheren Gesamtlaufleistung noch deutlich höher [VOL02].<br />

Mit über 50% stellt die Fahrzeugmasse neben dem Fahrverhalten den wichtigsten Einflussfaktor<br />

auf die Gesamtemissionen von Kraftfahrzeugen dar, da sie sowohl in den Verbrauch<br />

zum Aufbau kinetischer Energie als auch in den Rollwiderstand eingeht. Allgemein wird ein<br />

Mehrverbrauch von 0,3 bis 0,6 l Kraftstoff pro 100 kg Fahrzeuggewicht bzw. Zuladung angegeben<br />

[BAS07, VDA09]. Für den gesamten Streckenverbrauch (in g/km) wird folgender Zusammenhang<br />

angegeben:<br />

26


Be =<br />

∫<br />

1<br />

be<br />

⋅ ( FR<br />

+ FL<br />

+ F<br />

η<br />

u<br />

∫<br />

kin<br />

v ⋅ dt<br />

+ F<br />

Be= Streckenverbrauch in g/km<br />

pot<br />

+ B ) ⋅ v ⋅ dt<br />

be = spezifischer Verbrauch des Antriebsaggregats<br />

in g/kWh<br />

ηü = Wirkungsgrad des Antriebsstrangs in %<br />

r<br />

FL=Luftwiderstand<br />

Fkin=Beschleunigungswiderstand<br />

Fpot=Steigungswiderstand<br />

FR = Rollwiderstand<br />

Aktuell konzentrieren sich die Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sanstrengungen der PKW-<br />

Fahrzeughersteller bei Verbrennungsmotoren auf die Verbrauchsoptimierung von Ottomotoren.<br />

Aufgeladene Ottomotoren mit Direkteinspritzung sind bereits heute in den Modellreihen<br />

fast aller großen PKW-Hersteller im Einsatz und werden zukünftig die bisherigen Triebwerke<br />

vollständig ersetzen. Wie beim Dieselmotor wird auch der verbrauchsoptimierte Ottomotor<br />

höhere Anforderungen an Werkstoffe, Kühlkonzepte und Komponentenzuverlässigkeit<br />

stellen als bisher. Schlüsseltechnologien werden Werkstoffe sein, die die extremen brennraumseitigen<br />

Bedingungen aushalten, sowie kleine und kompakte Turbolader, denen analog<br />

<strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> des Segments Aufgeladene Benzin-Direkteinspritzer weltweit ein Wachstum<br />

von 40% bis 2013 vorausgesagt wird. Entsprechend investieren derzeit deutsche und internationale<br />

Systemlieferanten massiv in den Ausbau ihrer Turbolader-Fertigung, um die erwartete<br />

Nachfrage in Europa und in den Wachstumsmärkten in Asien zu befriedigen [TRE08].<br />

Noch 2006 war das emissionsarme Fahrzeug mit Wasserstoffantrieb erklärtes langfristiges<br />

Ziel der Automobilhersteller. Hierzu existieren unterschiedliche Konzepte mit Verbrennungsmotoren<br />

oder mit Elektromotoren in Kombination mit Brennstoffzellen, die bereits erfolgreich<br />

in Forschungsfahrzeugen, Prototypen, Kleinst- (Mazda RX-8 Hydrogen RE) und Kleinserien<br />

(BMW Hydrogen 7) umgesetzt wurden. Größtes Hindernis ist neben den Problemen bei der<br />

Wasserstoffspeicherung das Fehlen einer ausreichenden Wasserstoff-Infrastruktur und effizienter<br />

Versorgungskonzepte. Voraussetzung für eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft ist<br />

das Vorhandensein und die weitere Erschließung regenerativer Energiequellen (z.B. in Form<br />

von Windkraft, Solarthermie, Gezeitenkraftwerken), die eine CO2-neutrale und kernkraftfreie<br />

Wasserstoffproduktion ermöglichen. Selbst beim derzeitigen Tempo des Ausbaus der Energieerzeugung<br />

aus erneuerbaren Energiequellen ist eine wesentliche Veränderung der Ausgangssituation<br />

für die flächendeckende Versorgung mit nachhaltig erzeugtem Wasserstoff<br />

nicht vor 2020 zu erwarten. Im Rahmen ihrer Kraftstoffstrategie will die deutsche Bundesregierung<br />

bis 2016 500 Mio. Euro in Form eines nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff-<br />

und Brennstoffzellenwirtschaft bereitstellen, um anwendungsorientierte Forschungsund<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>saktivitäten im Bereich Wasserstoff und Brennstoffzellentechnologie sowie<br />

27


entsprechende Demonstrationsvorhaben zu fördern. Das Innovationsprogramm soll den ersten<br />

Schritt auf einer strategischen Roadmap darstellen, deren langfristiges Ziel der Aufbau<br />

einer funktionierenden europäischen Wasserstoffwirtschaft bis 2050 ist. Probleme bestehen<br />

derzeit vor allem bei der Wasserstoffbereitstel<strong>lung</strong>, die mit einem Elektrolysewirkungsgrad<br />

von ca. 70% nur mit regenerativen Energiequellen wirtschaftlich und ökologisch vertretbar<br />

ist. Kombiniert mit dem Wirkungsgrad eines Wasserstoffverbrennungsmotors ergäbe sich ein<br />

im Vergleich zu anderen Fortbewegungskonzepten deutlich geringerer Gesamtwirkungsgrad<br />

von lediglich etwas über 30%, beim Brennstoffzellenfahrzeug sogar noch darunter [WIK01],<br />

Abbildung 1-7.<br />

Abbildung 1-7: Rahmenvorschlag der Bundesregierung für eine strategische Marschroute<br />

<strong>zur</strong> einer europäischen Wasserstoff- und Brennstoffzellenwirtschaft [BMBF,<br />

BMWi 2006]<br />

Beim Wasserstoffverbrennungsmotor existiert derzeit eine Reihe technischer Probleme,<br />

die eine grundlegende Überarbeitung der bestehenden Motorenkonzepte insbesondere hinsichtlich<br />

der verwendeten Werkstoffe in Brennraumnähe erforderlich machen (Abbildung<br />

1-8). Von einigen Herstellern wurde aufgrund der besseren Steuerung des Verbrennungsprozesses<br />

bereits eine Renaissance des Wankelmotors für den Wasserstoffverbrennungsmotor<br />

vorausgesagt (aktuell im Mazda RX-8 Hydrogen RE in Anwendung). Vorteile gegenüber<br />

dem Ottomotor bestehen hinsichtlich der Emissionen und des Motorwirkungsgrads, der<br />

mit ca. 45% deutlich über dem Wirkungsgrad aktueller Otto- und Dieselmotoren liegt. Ge-<br />

28


genüber dem Brennstoffzellenantrieb wird dem Wasserstoffverbrennungsmotor zudem eine<br />

bessere Fahrdynamik bescheinigt.<br />

Abbildung 1-8: Komponenten eines Wasserstoffverbrennungsantriebs für PKW [BMW<br />

AG]<br />

Aufgrund des unerreichten Wirkungsgrads von Elektromotoren (ca. 80-90%), der verschiedenen<br />

Möglichkeiten der Energierückgewinnung sowie der Tatsache, dass sich reine Elektroantriebe<br />

durch ihre Emissions- und Geräuscharmut auszeichnen, hat das Elektroauto im<br />

Zuge der Klimadebatte stark profitiert.<br />

Der Einsatz von Elektromotoren in Fahrzeugen mit Hybridantrieb (Hybridelektrofahrzeug)<br />

stellt die derzeit technisch ausgereifteste Lösung dar. Zukünftige <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en im Bereich<br />

alternativer Antriebsaggregate werden mittelfristig eine Erhöhung des Anteils von hybriden<br />

Antriebskonzepten einschließen, die derzeit bereits sowohl im PKW-Bereich als auch im<br />

NFZ-Bereich (z.B. bei Omnibussen) zunehmende Bedeutung erlangen. Studien bescheinigen<br />

dem Hybridantrieb einen Anteil von über 6 % am weltweiten PKW-Absatz bis 2012 und<br />

für den US-amerikanischen Markt sogar bis zu 50% im Jahr 2022 [BAS07]. Das Thema<br />

Leichtbau hat beim Hybridelektrofahrzeug eine besondere Bedeutung, da eine Kompensation<br />

bzw. Begrenzung des Gewichts der für die Energieumwand<strong>lung</strong>, -übertragung, -<br />

speicherung, Antriebssteuerung sowie für die Kraftübertragung und Elektromotor(en) erfor-<br />

29


derlichen Komponenten notwendig ist, um die Vorzüge dieser Antriebsvariante voll auszunutzen.<br />

Allein Batterie (NiMH) und Energiewandler wiegen beim Toyota Prius II zusammen<br />

rund 100 kg, zusammen mit dem Gewicht des Elektromotors ergeben sich leicht 150 bis 200<br />

kg Mehrgewicht für den zusätzlichen Elektroantrieb, die an anderer Stelle kompensiert werden<br />

müssen.<br />

Reine Elektrofahrzeuge ohne Verbrennungsmotor galten noch vor kurzem als Utopie, da es<br />

an der Speicherkapazität für die elektrische Energie mangelte, um Reichweiten von mehr als<br />

100 km zu überbrücken. Hybridkonzepte, die auf der IAA 2007 präsentiert wurden, konnten<br />

mit Antriebsleistungen von bis zu 150 kW und einer Reichweite von lediglich 30 km im reinen<br />

Elektrobetrieb aufwarten [VOL07]. Bereits 2009 wurden auf dem Genfer Automobilsalon<br />

Elektrofahrzeuge mit deutlich höheren Reichweiten präsentiert. <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sengpass ist<br />

weiterhin die Zwischenspeicherung der rückgewonnenen Antriebsenergie. Im Oktober 2009<br />

knackte ein in Serie hergestelltes Elektrofahrzeug erstmals die 500 km-Marke.<br />

Abbildung 1-9: Im Oktober 2009 erreichte der Australier Simon Hackett mit einem rein<br />

elektrisch betriebenen Fahrzeug erstmals eine Reichweite von 501 km im Rahmen des<br />

Wettbewerbs „Global Green Challenge“ [Tesla Motors]<br />

Mit dem klaren Ja der europäischen und amerikanischen Regierungen <strong>zur</strong> Elektromobilität<br />

und der Forcierung der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sanstrengungen seitens der OEM und der Zulieferer hat<br />

sich die Batterietechnik für Elektrofahrzeuge quasi im Zeitraffer weiterentwickelt, so dass<br />

30


heute Reichweiten von 500 km und Ladezeiten von nur noch wenigen Minuten auch ohne<br />

kraftstoffbetriebene Range Extender 1 in greifbare Nähe gerückt sind. Fast alle internationalen<br />

Automobilhersteller haben inzwischen für die kommenden Jahre die Einführung von Vollelektrofahrzeugen<br />

für den Massenmarkt angekündigt. VW und Mercedes wollen spätestens<br />

ab 2010 mit batteriebetriebenen Elektroversionen ihrer Modelle auf den deutschen Markt,<br />

BMW startet bereits 2009 in den USA mit der Erprobung des Mini E im Straßenverkehr mehrerer<br />

Großstädte, 2011 will dann auch die deutsche GM-Tochter Opel das in den USA entwickelte<br />

Elektromobil „Volt“ auf den deutschen Markt bringen, allerdings mit nur 60 km Reichweite<br />

im rein elektrischen Betriebsmodus.<br />

Mit dem Nationalen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>splan Elektromobilität, der auf der Strategiekonferenz der<br />

Bundesregierung im November 2008 gemeinsam mit Vertretern der Industrie beschlossen<br />

wurde, sind die Weichen grundlegend umgestellt worden. Bis 2020 will die Bundesregierung<br />

insgesamt 500 Mio. € an Fördergeldern und Steuererleichterungen in Forschung, <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong><br />

und Vertrieb von Elektro- und Hybridfahrzeugen investieren und rd. 1 Mio. Elektrofahrzeuge<br />

auf bundesdeutsche Straßen bringen [BMWI09]. Schon jetzt wird die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> leistungsfähiger<br />

Li-Ionen-Batterien, die gegenüber Nickel-Metallhybrid-(NiMH-)Batterien auf eine<br />

fast doppelt so hohe Leistungsdichte kommen, mit 60 Mio. € gefördert. Erklärtes Ziel der<br />

Bundesregierung ist es, bis zum Jahr 2020 auf über eine Million zugelassener Elektrofahrzeuge<br />

zu kommen [ELE08]. Der Energiebedarf der Elektroautos soll über regenerative Energieträger<br />

wie Wind- und Wasserkraft oder über billigeren Nachtstrom gedeckt werden, wobei<br />

die Ladestationen zugleich als Puffer für das Energienetz in Zeiträumen mit niedriger Stromnachfrage<br />

dienen sollen. Bei zwei Millionen Elektroautos mit einer mittelstarken Motorisierung<br />

rechnen Vertreter der Stromwirtschaft mit einer Erhöhung des Strombedarfs um nicht<br />

mehr als ein bis zwei Prozent.<br />

Experten des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe<br />

rechnen mit mindestens acht Mio. Elektro- und Hybridfahrzeugenfahrzeugen, die im Jahr<br />

2050 auf deutschen Straßen rollen, in einem optimistischeren Szenario sogar von bis zu 45<br />

Mio. Fahrzeugen, welches eine weitgehende Verdrängung des Verbrennungsmotors als Antriebsaggregat<br />

in PKW bedeuten würde [ISI08]. Diese Auffassung bestätigt auch Ferdinand<br />

Dudenhöffer vom Center of Automotive Research (CAR) der FH Gelsenkirchen. Er hält in<br />

einer noch unveröffentlichten Studie die Ablösung des Verbrennungsmotors als alleiniges<br />

Antriebsaggregat bei PKW bis zum Jahre 2025 für möglich [AFP08]. Für die Gießereiindustrie<br />

würde ein Einbruch bei der Fertigung von Motorenkomponenten spürbare Folgen haben:<br />

Bei durchschnittlich 60 bis 80 kg Guss im Bereich des Motors und der Motorumgebung hängen<br />

mehr als 800 Mio. € oder rund 6 % des Umsatzes mit Metallgussteilen direkt vom Ge-<br />

1 Brennstoffzelle oder Verbrennungsmotor zum Wiederaufladen des Akkus während der Fahrt<br />

31


schäft mit Verbrennungsmotoren für PKW ab. Der Zusatzbedarf an Gussteilen für Hybridfahrzeuge<br />

umschließt Gehäuse für Energiewandler und Elektromotoren sowie Halter, Gehäuse<br />

und Arretierungskomponenten für die Akkuzellen (Abbildung 1-10). Aufgrund des<br />

hohen Batteriegewichts, welches bis zu einem Drittel des Gesamtfahrzeuggewichts ausmachen<br />

kann und durch Gewichtseinsparungen an anderer Stelle kompensiert werden muss, ist<br />

mit einem insgesamt geringeren Gewichtsanteil an Gusskomponenten in Elektrofahrzeugen<br />

auszugehen.<br />

Abbildung 1-10: Inverter für Toyota Prius Gen. II (links) und III (rechts) mit druckgegossenem<br />

Gehäuse, [GreenCarCongress]<br />

Auch wenn für die Nutzfahrzeugbranche eine flächendeckende Einführung von Hybridoder<br />

Vollelektroantrieben auf absehbare Zeit nicht als sinnvoll erachtet wird, so werden auch<br />

hier Zwänge <strong>zur</strong> Gewichtseinsparung, <strong>zur</strong> Erhöhung des Gesamtwirkungsgrads und zum<br />

Downsizing deutlicher zu Tage treten. Prinzipiell greifen hier dieselben Maßnahmen wie bei<br />

der Verbrauchsoptimierung von PKW, wenngleich die Einsparpotenziale aufgrund der höheren<br />

Komponentengewichte und Laufleistungen hier deutlich höher ausfallen. Mittelfristig erklärtes<br />

Ziel der Hersteller sind Einspritzdrücke bis 3000 bar und eine verbesserte Abgasnachbehand<strong>lung</strong><br />

mit Hilfe von SCR-Katalysatoren, Abgasrückführung (AGR) oder kombinierten<br />

Systemen <strong>zur</strong> Reduzierung des NOx-Ausstoßes, um die schärferen EU-Grenzwerte zu<br />

erreichen.<br />

32


1.4.2 Maschinen- und Anlagenbau<br />

Der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ist wie die Automobilindustrie stark exportabhängig.<br />

77,2 % des Umsatzes von insgesamt rund 167 Mrd. € wurden 2006 im Ausland erbracht,<br />

davon knapp zwei Drittel in Europa, 22% in Asien und 15% in Amerika, wobei sich die Exportanteile<br />

in den letzten drei Jahren kaum verändert haben.<br />

Als wichtige gussintensive Maschinen- und Anlagenbausparten sind folgende Abnehmerzweige<br />

anzusehen:<br />

� Antriebs- und Energietechnik (Windkraft, Großdieselmotoren, Kraftwerkskomponenten)<br />

� Werkzeugmaschinen<br />

� Maschinen für die Aufbereitungs- und Explorationstechnik (Bergbau, Ölförderung)<br />

� Textilmaschinen<br />

� Gebäude- und Industrie-Armaturen<br />

� Maschinen für die Gummi- und Kunststoffindustrie<br />

� Holzbe- und Verarbeitungsmaschinen<br />

� Papierherstel<strong>lung</strong>s-, Verarbeitungs- und Druckmaschinen<br />

� Kompressoren und Pumpen<br />

� Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen<br />

� Maschinen für die Agrartechnik<br />

� Maschinen für die Hütten- und Gießereitechnik<br />

Zusammen nahmen die verschiedenen Sparten des Maschinen- und Anlagenbaus in 2007<br />

(letzte verfügbare Daten) 24% der Gesamtproduktion von Gussteilen aus Eisengusswerkstoffen<br />

ab. Dies entspricht einer Tonnage von 1,15 Mio. t Eisenguss. Für den NE-Metall-<br />

Bereich dürfte der Anteil bei unter 10% oder 100.000 t liegen. Diese Daten beruhen auf einer<br />

Schätzung, da statistische Daten nur unvollständig erhoben werden.<br />

In der Vergangenheit genoss das Thema Leichtbau im Maschinen- und Anlagenbau wenn<br />

überhaupt nur einen untergeordneten Stellenwert. Durch die Verteuerung von Energie sowie<br />

politische Vorgaben wie die EU-Ökodesign-Richtlinie und das Gesetz über die umweltgerechte<br />

Gestaltung energiebetriebener <strong>Produkt</strong>e (EBPG) wächst der Druck auf die Maschi-<br />

33


nen- und Anlagenhersteller, die Energieeffizienz ihrer <strong>Produkt</strong>e an den Stand der Technik<br />

anzupassen.<br />

Somit dürfen in Zukunft nur <strong>Produkt</strong>e, die die Anforderungen der EU erfüllen, mit einer CE-<br />

Kennzeichnung versehen und in den Umlauf gebracht werden [BMW09]. Die neueste Generation<br />

von CAE-<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>stools bietet bereits entsprechende Werkzeuge <strong>zur</strong> ökologischen<br />

Bilanzierung und zum Lebenszyklusmanagement geplanter <strong>Produkt</strong>e.<br />

Zurzeit werden folgende Bereiche (<strong>Produkt</strong>lose) im Zuge der Festlegung weiterer Durchführungsmaßnahmen<br />

des EBPG untersucht:<br />

Abbildung 1-11: Ausgewählte <strong>Produkt</strong>gruppen der EU-Komission [EUP09]<br />

Die EU-Kommission legt alle 3 Jahre ein neues Arbeitsprogramm vor, in dem festgelegt wird,<br />

welche Gruppen als nächstes behandelt werden sollen. Sie kann dazu eine Studie <strong>zur</strong> Erstel<strong>lung</strong><br />

einer Prioritätenliste beauftragen. Eine solche Prioritätenliste entsteht auf Basis von<br />

Datenanalysen und Akteursbefragungen. Die Kommission wählt dann die <strong>Produkt</strong>gruppen<br />

aus, die tatsächlich behandelt werden. Derzeit werden für 20 <strong>Produkt</strong>gruppen Ressourcen<br />

schonende Maßnahmen definiert bzw. ausgearbeitet. Für den Bereich Werkzeugmaschinenbau<br />

werden aktuell Richtlinien erarbeitet.<br />

34


Werkzeugmaschinenindustrie<br />

Der Werkzeugmaschinenbau trug mit einem Umsatz von 14,18 Mrd. Euro in 2008 einen Anteil<br />

von 6,9 % zum Gesamtumsatz des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus bei<br />

[VDMA09]. Mehr als die Hälfte des Umsatzes im Werkzeugmaschinenbau entfallen auf die<br />

<strong>Produkt</strong>sparte “Spanende und abtragende Werkzeuge“, bei denen ein Großteil der Massen<br />

unbeweglich ist. Hier verfolgen Leichtbauansätze in der Regel das Ziel einer Kostenoptimierung<br />

durch Materialeinsparung. Beispielsweise werden seit einigen Jahren bionische Methoden<br />

für die Optimierung von Großmaschinenbetten genutzt, um strukturell gering beanspruchte<br />

Bauteilbereiche zu verschlanken. Ziel ist ein Optimum von Steifigkeit und Dämpfung<br />

es bei geringst möglichem Materialeinsatz.<br />

Abbildung 1-12: links Topologie-Optimierungsvorschlag, rechts fertige Konstruktion<br />

eines Maschinengehäuses [Heidenreich & Harbeck AG]<br />

Für bewegliche Massen wie z.B. Presswerkzeuge, Roboterarme und mobile Arbeitsmaschinen<br />

spielt Leichtbau eine noch wesentlich größere Rolle. Laut einer Untersuchung des Instituts<br />

für <strong>Produkt</strong>ionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) an der TU<br />

Darmstadt machen Stromkosten bis zu 20 % der Lebenszykluskosten von Werkzeugmaschinen<br />

aus [KUT09]. Durch den prognostizierten Preisanstieg am Strommarkt und die EU Energieeffizienzrichtlinie<br />

ist der Druck auf die Hersteller von Werkzeugmaschinen deutlich gestiegen.<br />

Zur Erhöhung der Energieeffizienz wird daher intensiv an Energierückgewinnungssystemen,<br />

Standby-Funktionen und Übersetzungsoptimierung gearbeitet.<br />

Für Anwendungsbereiche mit geringen Lastanforderungen wurden in verschiedenen Forschungsprojekten<br />

Leichtbau-Roboterarme entwickelt, deren Eigengewichts-Nutzlast-<br />

Verhältnis bei unter 1 liegt. Bei diesen Konstruktionen wurden die Metallgehäuse, die typi-<br />

35


scherweise aus Gusseisen mit Kugelgraphit oder Aluminium-Gusswerkstoffen bestehen<br />

durch strukturoptimierte CFK-Gehäuseschalen ersetzt. Zusätzlich wurden die Getriebeübersetzungen<br />

optimiert [MAS06, DEP09, KRO09].<br />

Abbildung 1-13: Leichtbauroboter im Piloteinsatz bei der Hinterachsmontage [Daimler<br />

AG]<br />

Windenergieanlagenbau<br />

Mit ca. 5,5 Mrd. € Umsatz in 2006 befinden sich die Hersteller von Windenergieanlagen in<br />

Deutschland auch weiterhin auf Wachstumskurs. Die Exportquote lag 2006 bei 75%. Bis<br />

2010 wird aufgrund des massiven weltweiten Ausbaus von Windenergieanlagen mit einer<br />

Verdopp<strong>lung</strong> des Umsatzes auf über 10 Mrd. € gerechnet, wovon 87% auf das Ausland bezogen<br />

sind.<br />

In 2007 wurden in Deutschland 883 Windenergieanlagen mit einer durchschnittlichen Leistung<br />

von 2 MW neu installiert, was einen Gesamtzubau von 1.668 MW Windleistung ergibt<br />

[DEW08]. Hingegen wurden in 2007 lediglich 108 MW in Repowering-Projekte investiert<br />

[HSH08]. Geht man hierbei entsprechend der Veränderung der Anlagengröße von einer<br />

Durchschnittsleistung von 2-3 MW pro Anlage aus, so resultiert daraus ein Umfang von nur<br />

wenigen dutzend Anlagen, die durch Repowering in Deutschland jährlich errichtet werden<br />

(Abbildung 1-14).<br />

36


Abbildung 1-14: Prognose der Windenergieentwick<strong>lung</strong> in Deutschland bis 2020 (neuinstallierte<br />

Leistung) [DEN08]<br />

In einer typischen Windkraftanlage mit 2 MW Leistung sind gut ein Dutzend Gussteile mit<br />

einem Gesamtgewicht von ca. 30 bis 40 t verbaut (ca. 20 t Guss pro MW Spitzenleistung).<br />

Bei einem angenommenen Verkaufspreis von 1500 bis 2000 € pro t GJS oder Stahlguss<br />

betrug der Umsatz mit Gussteilen für den inländischen Windkraftmarkt geschätzt zwischen<br />

50 und 67 Mio. € und der Umsatz mit Komponenten für den Export das drei- bis vierfache.<br />

Dies entspricht jedoch lediglich einem Anteil von 1,5 bis 2 % am Gesamtumsatz der deutschen<br />

Gießereien (Abbildung 1-15).<br />

37


Abbildung 1-15: Gusskomponenten in einer Windkraftanlage (Quelle: Bosch Rexroth<br />

AG)<br />

Aufgrund der politischen Zielsetzung der Bundesregierung, den Anteil regenerativer Energiequellen<br />

am Gesamtenergiemix von derzeit 12,5 % auf mindestens 25 % zu verdoppeln,<br />

wird mit einer Verdreifachung der installierten Windleistung in Deutschland bis zum Jahr<br />

2020 gerechnet [HSH08, DEN05].<br />

Deutliche Zuwächse bei der in Deutschland installierten Windleistung sind in den kommenden<br />

Jahren bis 2020 hauptsächlich im Offshore-Bereich (+20.000 MW) und zu einem geringen<br />

Anteil aus Repowering-Projekten (+6.300 MW) und der Neuerrichtung von Onshore-<br />

Anlagen (+5.000 MW) zu erwarten. [DEN05]. Der hierfür geschätzte Umsatz mit Gussteilen<br />

beträgt je nach <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der mittleren Anlagengröße und Ausschöpfung des Leichtbaupotenzials<br />

zwischen geschätzten 40 und 100 Mio. €/Jahr allein für den inländischen Markt.<br />

Wenn von einer positiven <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> des <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> des Exportgeschäfts ausgegangen<br />

wird, dürfte der Gesamtumsatz mit Gussteilen für Windenergieanlagen mit zwischen 160 und<br />

400 Mio. € pro Jahr ausmachen.<br />

Insgesamt ist in den nächsten Jahren mit einem moderaten bis guten Zuwachs beim Geschäft<br />

mit Gussteilen für WEA zu rechnen. Da die Errichtung von Windparks zum Großteil<br />

von staatlichen Investitionen getragen wird, ist zudem mit einer stabilen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> unabhängig<br />

von der jeweiligen Wirtschaftslage zu rechnen. Deutlich beschleunigen wird sich die<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> jedoch nur, wenn es gelingt, das Bottleneck Netzintegration/Einspeisung/Zwischenspeicherung<br />

mittelfristig aufzuweiten. Daher wird derzeit intensiv an<br />

Zwischenspeicherlösungen geforscht, die von Salzwärmespeichern oder Kältespeichern<br />

38


über Pumpspeicherwerke bis hin zu einer Integration in eine flächendeckende Wasserstoffwirtschaft<br />

reichen [LAN09]. Die Verfügbarkeit von effizienten Zwischenspeicherlösungen wird<br />

daher für den weiteren Ausbau der Windkraft in Europa entscheidend sein.<br />

Allerdings gibt es auch im Bereich Windenergieanlagen starke Bestrebungen der WEA-<br />

Hersteller, zukünftige Anlagen kompakter zu gestalten und damit den Materialeinsatz zu verringern.<br />

Neben Anlagen mit Direktgetriebe wurde vor kurzem eine weitere Bauform vorgestellt,<br />

die als Super-Compact-Drive bezeichnet wird und eine verkürzte Getriebestufe zwischen<br />

Trägerkopf und Gondel schaltet [VDI09]. Aufgrund des zunehmenden Kostendrucks<br />

ist damit zu rechnen, dass sich kompaktere Bauweisen in Zukunft mehr und mehr durchsetzen<br />

werden.<br />

Auf der Leitmesse „HUSUM WindEnergy“ gab es in 2008 einen Zusammenschluss von Gießereien,<br />

die als Zulieferer für die Windenergieanlagenhersteller Gusskomponenten liefern.<br />

Zudem wurde von Seiten der Hersteller der Wunsch geäußert, dass künftige WEA leichter<br />

und wartungsfreundlicher sein müssen. Auf der Werkstoffseite bedeutet dies, dass Anstrengungen<br />

<strong>zur</strong> Vermeidung von Schadensfällen durch Ermüdung und Witterungseinflüsse verstärkt<br />

werden müssen. Leichtbauforderungen führen bereits heute dazu, dass bei Siemens<br />

Energy Windräder mit direkter Kraftübersetzung erprobt werden. Durch den Wegfall des Getriebes<br />

sollen Gewicht und Wartungsaufwand reduziert werden. Andere Hersteller setzen auf<br />

eine Verbesserung des Wirkungsgrads durch Drehmomentwandler und Planetengetriebe<br />

[LAN08]. Dem gerade bei großen Multi-Megawatt-Anlagen überproportional ansteigenden<br />

Gewicht des Turmkopfes soll durch Leichtbaustrukturen begegnet werden. Ein Gewichtseinsprung<br />

von bis zu 20% durch Strukturoptimierung wird in diesem Bereich als möglich erachtet<br />

[GRO08]. Türme in Holzbauweise sollen künftig nicht nur Gewicht einsparen, sondern<br />

auch Aufwand und Kosten für die Errichtung größerer Anlagen ab 80 m Turmhöhe senken<br />

[VOS08]. Leichtbau durch Einsatz von Aluminium-Gusswerkstoffen und anderen Leichtmetall-Gusswerkstoffen<br />

hat sich hingegen bei den Windenergieanlagenherstellern bisher nicht<br />

durchsetzten können, obwohl der Werkstoff gerade für den Einsatz bei niedrigen Temperaturen<br />

prädestiniert wäre.<br />

Textilmaschinenbau<br />

Nach Jahren boomenden Exportgeschäfts befand sich der deutsche Textilmaschinenbau<br />

Mitte 2009 in einer schweren Absatzkrise, die als Folge der weltweiten Finanzkrise und dem<br />

drastischen Absatzeinbruch der klassischen Textilnationen entstanden ist. Gleichzeitig finden<br />

die Hersteller von Textilmaschinen neue Absatzmärkte im Bereich technischer Textilien, so<br />

39


z.B. für Faserverbundwerkstoffe, die nicht nur in der Luft- und Raumfahrttechnik, sondern<br />

zunehmend auch in anderen Anwendungsbereichen eingesetzt werden. Dem Thema Leichtbau<br />

kommt im Textilmaschinenbau kein herausragender Stellenwert zu, dennoch ist Leichtbau<br />

eine von mehreren Möglichkeiten, die Forderungen der EG-Öködesignrichtlinie umzusetzen<br />

und die Energieeffizienz zu steigern.<br />

Antriebstechnik, hydraulische Systeme, Strömungsmaschinen<br />

Die Bereiche Antriebstechnik, hydraulische Systeme und (inklusive Strömungsmaschinen für<br />

die Luft- und Raumfahrt) des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus wiesen nach fünf Jahren<br />

kontinuierlichen Wachstums im Jahr 2007 einen Umsatz von insgesamt 22 Mrd. Euro<br />

aus. Rund zwei Drittel des Umsatzes basierte auf Exporten, wobei die Sparte Antriebstechnik<br />

tendenziell stärker exportabhängig ist [VDM08a]. Im Fokus der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sanstrengungen<br />

steht vor allem das Thema Energieeffizienz, zu dem der Fachverband Antriebs- und<br />

Fluidtechnik des VDMA einen Maßnahmenkatalog entwickelt hat, der Maßnahmen wie Minimierung<br />

von Reibungs- und Drosselverlusten, Bremsenergierückgewinnung, stufenlose<br />

Drehzahlrege<strong>lung</strong>, Drehzahlreduzierungskonzepte bei Antriebsmotoren und Hybridantriebssysteme<br />

enthält [VDM08b]. Wie bei allen Maschinen und Anlagen, in denen es zu zyklisch<br />

auftretenden Beschleunigungs- und Bremsvorgängen kommt, ist auch die Reduktion der<br />

bewegten Massen ein wichtiger Lösungsansatz. Überall dort, wo Antriebssysteme in mobilen<br />

Systemen eingesetzt werden, spielt auch das Gesamtgewicht des Antriebs eine Rolle, welches<br />

z.B. durch Verringerung der Gehäusewanddicken oder Substitution durch leichtere<br />

Werkstoffe reduziert werden kann.<br />

1.4.3 Luft- und Raumfahrt<br />

Wichtigste Trends: - Emissionsminderung<br />

- Alternative Antriebe (E-Flight-Expo, Wasserstoffantrieb)<br />

- Lärmminderung<br />

- Erhöhung der Reisegeschwindigkeit bei Helikoptern<br />

- Leichtbauwerkstoffe (AlLi- und Ti-Legierungen, CFK)<br />

Auch wenn der Anteil an Gussprodukten, die für den Bereich Luft- und Raumfahrt hergestellt<br />

werden verschwindend gering ist, lohnt sich ein Blick auf diese Branche, die seit jeher unter<br />

dem stärksten Druck steht, Leichtbau zu betreiben und daher traditionell als Innovationsmotor<br />

für Leichtbauanwendungen im Automobilbau und anderen Industriezweigen fungiert.<br />

40


Trends die hier gesetzt werden, werden heute schneller denn je in die nächsten Generationen<br />

von Personenkraftwagen, <strong>Produkt</strong>ionsanlagen oder Konsumgütern übernommen.<br />

Mit der Verabschiedung der „Richtlinie <strong>zur</strong> Einbeziehung des Luftverkehrs in das EU-<br />

Emissionshandelssystem“ durch das Europäische Parlament und den Europarat im Juli 2008<br />

wurde die Teilnahme aller Luftfahrtgesellschaften, die auf Flughäfen innerhalb Europas starten<br />

oder landen am EU-Emissionshandelssystem von 2012 an obligatorisch. Die Richtlinie<br />

sieht ein Reduktionsziel für den Ausstoß von Kohlendioxid, Stickoxiden, Wasserdampf sowie<br />

Sulfat- und Rußpartikeln der gewerblichen Luftfahrt von zunächst 3% gegenüber den Durchschnittswerten<br />

von 2004 bis 2006 für das Jahr 2012 und ab 2013 von 5% vor. Obwohl zunächst<br />

85% der Zertifikate <strong>zur</strong> kostenlosen Vertei<strong>lung</strong> vorgesehen sind, beziffern Kritiker die<br />

Mehrkosten für die Luftfahrtgesellschaften auf 15 Mrd. €, von denen die Gesellschaften zunächst<br />

beabsichtigen, sie an die Kunden weiterzugeben. Die EU hofft, dass durch die Umsetzung<br />

der Richtlinie bis Ende 2009 mittelfristig ein Wettbewerb um die effizientesten Antriebstechnologien<br />

in der zivilen Luftfahrt und damit um die niedrigsten Kosten und Ticketpreise<br />

in Gang gebracht wird und hofft auf Investitionen in grüne Technologien wie Getriebe-<br />

Fans (Geared Turbofans), regenerative Treibstoffe oder Brennstoffzellen als Zusatzenergiequellen<br />

für die Bordstromversorgung. Gleichzeitig arbeitet sie daran, ein weltweites Emissionshandelsabkommen<br />

für die Luftfahrt zu erreichen.<br />

Dass die derzeitig vereinbarten Einsparziele nur der Anfang sein können, wird selbst von<br />

Vertretern der Luftfahrtindustrie offen zugegeben. Um den Treibhauseffekt zu stoppen und<br />

den Temperaturanstieg auf der Erdoberfläche auf im Mittel 2°C zu begrenzen, müssten die<br />

Emissionen der kommerziellen Luftfahrt weltweit bis 2020 um 50% gesenkt werden. Dieses<br />

Ziel hat sich die Luftfahrtindustrie selbst gesetzt, und eine Umsetzung scheint dringend nötig<br />

angesichts des erwarteten Flottenausbaus von derzeit 14.000 auf 25.000 Verkehrsflugzeuge<br />

im Jahr 2020. Der International Air Travel Association (IATA) fordert daher sogar, bis 2050<br />

gänzlich emissionsfreie Technologien <strong>zur</strong> Marktreife zu entwickeln. [JOH08]<br />

Die Technologien hierfür liegen heute bereits in den Schubladen der NASA, wo intensiv an<br />

Hochtemperatur-Supraleiter-(HTS-)Triebwerken geforscht wird. Diese Elektrotriebwerke auf<br />

Basis von Kupferoxid-Verbindungen weisen einen extrem hohen Wirkungsgrad auf und<br />

könnten in Kombination mit einer Wasserstoffturbine oder Brennstoffzellen emissionsfrei mit<br />

Energie versorgt werden. [DIL07]<br />

Auch von Seiten der Airlines werden die Forderungen nach „sauberen“ Technologien lauter.<br />

So stellte EasyJet kürzlich sein Konzept für die übernächste Generation von kleinen Passagierflugzeugen<br />

vor, deren CO2-Ausstoß nur noch die Hälfte der heute aktuellsten und sau-<br />

41


ersten Verkehrsflugzeuge betragen soll. Pro Fluggast sollen die CO2-Emissionen für einen<br />

Mittelstreckenflug mit 47 g/km noch nicht einmal halb so hoch liegen wie bei der Benutzung<br />

eines Hybridelektroautos. Das Konzept setzt dabei auf eine Verbrauchsenkung durch den<br />

Einsatz von offenen Heckrotoren (-25%), Strömungsoptimierung (-10%) und Leichtbauweise<br />

(-15%), (Abbildung 1-16).<br />

Abbildung 1-16: Als EcoJet getauftes Konzept für zukünftige Passagiermaschinen, die<br />

nur noch halb so viel CO2 emittieren sollen wie heutige Verkehrsflugzeuge. [EasyJet]<br />

Besondere Hoffnungen hinsichtlich der Emissions- und Verbrauchsminderung ruhen derzeit<br />

auf dem von Pratt & Whitney und der deutschen MTU Aero Engines gemeinsam entwickelten<br />

Getriebefan, einem modifizierten Strahltriebwerk, bei dem durch ein Untersetzungsgetriebe<br />

die Antriebswellen von Fan und Niederdruckturbine oder von zwei gegenläufigen Fans<br />

unabhängig voneinander im jeweils optimalen Drehzahlbereich betrieben werden können.<br />

Durch diese Maßnahme benötigt das Triebwerk laut Angaben des Herstellers für eine vergleichbare<br />

Leistung rund 15% weniger Treibstoff als die heutigen Triebwerke, in Kombination<br />

mit einem Wärmetauscher, der die Abgaswärme <strong>zur</strong> Vorwärmung der Verbrennungswärme<br />

nutzt, sogar noch mehr. Diese neu entwickelten Triebwerke werden derzeit im Betrieb mit<br />

Passagierflugzeugen getestet und werden von verschiedenen Herstellern bereits fest in die<br />

Planung der nächsten Flugzeuggeneration integriert (Lufthansa, Mitsubishi MRJ70/MRJ90,<br />

Bombardier CS100/300). [u. a. REU08]<br />

Für die eingesetzten Bauteile (im Bereich der Turbine überwiegend Gusswerkstoffe) bedeutet<br />

dies eine weiter steigende Belastung, da die Turbinenwelle mit ungefähr doppelt so hoher<br />

42


Drehzahl arbeitet wie bei einem herkömmlichen Strahltriebwerk. Daher werden auch hier<br />

zunehmend Hochleistungswerkstoffe wie Titanaluminid Bedeutung erlangen, die in der Lage<br />

sind, den hohen auftretenden Temperaturen und Drücken standzuhalten. Die heute standardmäßig<br />

verwendeten Nickellegierungen werden jedoch auch weiterhin auf absehbare Zeit<br />

kaum an Bedeutung verlieren. Mittelfristig wird der Titananteil im Bereich Passagiermaschinen<br />

weiter zunehmen, insbesondere wenn es gelingt, die Herstel<strong>lung</strong>skosten für das Leichtmetall<br />

zu reduzieren. In der aktuellen Flugzeuggeneration beträgt der Titananteil bereits rund<br />

20% [HAU08], (Abbildung 1-17).<br />

Abbildung 1-17: Getriebefans (Geared<br />

Turbofan) sollen bis zu 20% weniger CO2<br />

und 50% weniger Stickoxide emittieren –<br />

und dabei gleichzeitig kostengünstiger im<br />

Betrieb sein als herkömmliche Flugzeugturbinen.<br />

[Pratt & Whitney, USA]<br />

Abbildung 1-18: Aufbau eines GTF: Im<br />

Gegensatz zu einem normalen Strahltriebwerk<br />

ist ein Getriebefan mit einem<br />

zusätzlichen Untersetzungsgetriebe (2)<br />

zwischen der Welle für den Fan (1) und<br />

der Welle der Niederdruckturbine ausgestattet.<br />

[WIK09]<br />

In der Triebwerksentwick<strong>lung</strong> werden neue, unkonventionelle Maßnahmen erprobt wie die<br />

Verkürzung der Turbine durch eine Reduzierung der Verdichterstufen, was zu einer geringeren<br />

Masse führt. CFK-Werkstoffe für Fanschaufeln in Hohlstruktur-Bauweise erobern Bereiche<br />

mit geringer Temperaturbeanspruchung, die bisher den metallischen Konstruktionswerkstoffen<br />

vorbehalten war [JOH08]. Bei Raketentriebwerken werden aktuell kohlefaserverstärkte<br />

Kohlenstoff- und Keramikwerkstoffe ebenso erprobt wie oxidfaserverstärkte Aluminiumoxid-Materialien,<br />

die aufgrund ihres Potenzials <strong>zur</strong> Reduzierung der Stickoxid-Emissionen<br />

schon in wenigen Jahren großflächig zum Einsatz kommen könnten. [VOG08]<br />

43


Bei einigen Herstellern ist eine Rückkehr zu Turboproptriebwerken und Kolbenmotoren bei<br />

Regionalverkehrsflugzeugen aufgrund der günstigeren Treibstoffverbräuche im Vergleich zu<br />

Strahltriebwerken zu beobachten.<br />

Ein weiterer <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sfokus im Bereich der alternativen Antriebstechnologien liegt derzeit<br />

auf der Elektrifizierung des Antriebs von Ultraleicht- und Kleinflugzeugen mit Hilfe von<br />

Brennstoffzellen. So wurde von Boeing im April 2008 das wasserstoffbetriebene Versuchflugzeug<br />

„Dimona“ erfolgreich getestet, das nur von einer Brennstoffzelle angetrieben wird.<br />

Auf der Aero Friedrichshafen, der zweitgrößten deutschen Luftfahrtmesse, fand in diesem<br />

Jahr zum ersten Mal auch eine sogenannte „E-Flight-Expo“ statt, die das Interesse der Flugzeughersteller<br />

und –kunden an elektrischen Antrieben aufgreift. Dort wurden weitere Elektroflugzeug-Prototypen<br />

vorgestellt, die u. a. von den Universitäten Stuttgart und Turin entwickelt<br />

wurden [AER08]. Auch auf der ILA 2008 in Berlin wurden Brennstoffzellenanwendungen der<br />

beiden großen Flugzeughersteller Airbus und Boeing vorgestellt. Während Airbus einen<br />

Brennstoffzelleneinsatz nur für die Bordnetzversorgung von Passagiermaschinen vorsieht,<br />

forschen Boeing und Diamond Aircraft gemeinsam an wasserstoffbasierten Antrieben für<br />

Kleinflugzeuge [ILA08], (Abbildung 1-19). Eine Ablösung der bei Passagiermaschinen üblichen<br />

Strahltriebwerke durch elektrische Antriebe wird von beiden Herstellern aber derzeit<br />

nicht angestrebt.<br />

Abbildung 1-19: Das Versuchsflugzeug „Dimona“ von Boeing wird von einer 20 kW-<br />

Brennstoffzelle angetrieben und emittiert lediglich Wasserdampf [BOE07]<br />

44


Der bei der Neuvorstel<strong>lung</strong> des A380 einst hoch gelobte Aluminium-Glasfaser-<br />

Verbundwerkstoff GLARE musste in der nachfolgenden Flugzeuggeneration A350 zu Gunsten<br />

von Aluminium-Lithium-Blechen weichen, um eine sicherere Detektion von Schäden am<br />

Rumpf zu gewährleisten. Boeing verwendet an dieser Stelle CFK-Werkstoffe. Grundsätzlich<br />

ist ein Anstieg des CFK-Anteils auf knapp die Hälfte des Leergewichts eines Passagierflugzeugs<br />

in den nächsten Jahren nicht mehr undenkbar.<br />

Wie andere Branchen befindet sich auch die globale Luft- und Raumfahrtindustrie derzeit im<br />

Schatten der Finanzkrise und verzeichnet drastische Einbrüche bei den Passagierzahlen.<br />

Andererseits wird für die nächsten zehn Jahre mit einer Verdoppe<strong>lung</strong> des Luftverkehrsaufkommens<br />

gerechnet. Dies ist nur durch einen dramatischen Flottenausbau zu erreichen, der<br />

den Fluggesellschaften die Möglichkeit gibt, in neue emissionsarme Technologien zu investieren<br />

und hierdurch umgekehrt auch einen starken Anreiz zu weiteren Innovationen <strong>zur</strong><br />

Emissionsminderung zu geben. Werkstoffinnovationen sind hierbei ein zentraler Aspekt, der<br />

auch von den Flugzeugherstellern als Schlüsselfaktor für Gewichtseinsparungen und Emissionsminderung<br />

angesehen wird. Seit 2008 veranstalten führende Forschungsinstitute wie<br />

das DLR, DGLR, BDLI und CEAS zusammen mit dem VDI die jährlich stattfindende European<br />

Conference on Materials and Structures in Aerospace (EUCOMAS, www.eucomas.eu),<br />

die sich allein dem Thema Werkstoffentwick<strong>lung</strong>en für Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt<br />

widmet. Aufgrund des aufwändigen Zertifizierungsprozesses für rotierende Bauteile, der<br />

bis zu fünf Jahre und mehr in Anspruch nehmen kann, wird es nicht von heute auf morgen zu<br />

einen Revolution in der Luftfahrt kommen, sondern zu einem stetigen Verbesserungsprozess,<br />

an dessen Ende irgendwann das emissionsfreie Luftfahrzeug stehen wird.<br />

1.5 Mögliche zukünftige Abnehmerbranchen<br />

Gezeitenkraftwerke / Strömungskraftwerke<br />

Wasserkraft ist eine der ältesten Energiequellen der Menschheit. Lange vor dem Zeitalter<br />

von Dampfmaschine und Elektrizität wurde die Bewegungs- und Lageenergie von Flüssen<br />

und Bächen für den Antrieb von Mühlen, Schmiedewerkzeugen und Pumpen genutzt. Die<br />

Idee der Nutzung der in den Weltmeeren enthaltenen Strömungs- und Lageenergie (Tidenhub)<br />

ist hingegen vergleichsweise neu. Frühe Gezeitenkraftwerke wie das in den 1960er<br />

Jahren errichtete 240 MW-Strömungskraftwerk in der Rance-Mündung bei Saint-Malo in<br />

Frankreich nutzen die durch Anstauung und Ablassen des Tidenhubs hinter einer Staumauer<br />

verursachte Strömung zum Antrieb von Röhrenturbinen. Aufgrund von Umwelt- und Kor-<br />

45


osionsproblemen und vor allem der begrenzten Zahl geeigneter Standorte (weltweit ca. 100)<br />

hat sich diese Bauweise jedoch nicht durchsetzen können.<br />

Beflügelt durch den raschen technischen Fortschritt bei Windenergieanlagen konzentrieren<br />

sich die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sanstrengungen daher aktuell auf Rotor- oder Doppelrotortürme, die seit<br />

einigen Jahren (SeaFlow seit 2003, SeaGen seit 2008) in Form von Pilotanlagen getestet<br />

werden, jedoch bisher nicht an das Energienetz angeschlossen sind. Bei SeaFlow kam ein<br />

einzelner Rotor mit 11 m Durchmesser in Kombination mit einer Axialturbine mit knapp 300<br />

kW effektiver Leistung zum Einsatz, bei SeaGen betrug der Durchmesser der beiden jeweils<br />

27 t schweren Rotoren je 17 m bei einer Spitzenleistung von insgesamt 1,2 MW. Beide Anlagen<br />

wurden vor der britischen Küste unter Beteiligung der Universität Kassel als Pilotanlagen<br />

realisiert, für den Zeitraum von 2009-2011 ist die Errichtung eines ersten kommerziellen Anlagenparks<br />

mit 20 MW Leistung vorgesehen.<br />

Abbildung 1-20: Projektzeichnung eines mit Doppelturbinen ausgestatteten Gezeitenkraftwerks<br />

„Seaflow“ [Universität Kassel]<br />

Studien zufolge besteht allein für die küstennahen Gebiete in Europa ein Potenzial von 31-58<br />

TWh/a [MEY]. Weltweit wird das Potenzial allein für die Nutzung der Strömungsenergie auf<br />

800 TWh/a geschätzt, das entspräche beim derzeitigen Stand der Technik einem Markt von<br />

mehr als 1,5 Mrd. Gezeitenturbinen. Dabei ist die Strömungsenergie nur eine mögliche Nut-<br />

46


zungsart der in den Weltmeeren verborgenen Energiereserven. Zusammen mit Salzkraft<br />

(Osmosekraftwerk), Wellenkraft und Niedertemperatur-Dampfkraftwerken könnten Schätzungen<br />

zufolge jährlich 5000 TWh Strom aus Meereskraft regenerativ erzeugt werden, was<br />

rund einem Drittel des jährlichen Weltstrombedarfs entspräche [BAR06].<br />

Wellenkraftwerke<br />

Wellenkraftwerke stellen die ergänzende Option zu den unter Wasser befindlichen Strömungskraftwerken<br />

dar und eignen sich, da sie strömungsunabhängig arbeiten, auch für<br />

Standorte mit Strömungsgeschwindigkeiten unter 2,5 m/s, die für eine wirtschaftliche Energienutzung<br />

der Strömungskraft nicht mehr in Frage kommen. Ein Wellenkraftwerk nutzt entweder<br />

die Sog- und Verdrängungswirkung des in eine luftgefüllte Kammer ein- und ausströmenden<br />

Wassers, um eine Windturbine am Luftdurchlass anzutreiben (Luftkammer- oder<br />

OWC-Bauweise, Abbildung 1-21), oder es basiert auf der Umwand<strong>lung</strong> von Bewegungsenergie<br />

der Wellen in Lageenergie beim Hinaufrollen über eine Rampe in ein Speicherreservoir.<br />

Von dort aus wird das gespeicherte Wasser durch Hydroturbinen wieder <strong>zur</strong>ück auf<br />

Meeresspiegelniveau geleitet (Abbildung 1-22).<br />

Abbildung 1-21: Prototyp „Limpet“eines 500 kW-Wellenkraftwerks auf der schottischen<br />

Insel Islay, demnächst sollen weitere Kraftwerke auch an der deutschen Nordseeküste<br />

folgen [AR06].<br />

Während bei der Luftkammer- oder OWC-(Oscillating Water Column) Bauweise <strong>zur</strong> Kompensation<br />

der diskontinuierlichen Wellenbewegung Ausgleichsmaßnahmen (z.B. Schwungräder)<br />

erforderlich sind, ist bei Wellenkraftwerken in Rampenbauweise prinzipiell ein kontinuierlicher<br />

Betrieb möglich, so lange die Dünung stark genug ist. Wellenkraftwerke in Rampenbauweise<br />

sind darüber hinaus gezeitenunabhängig, während die fest an der Küste installier-<br />

47


ten Luftkammer-Wellenkraftanlagen nur an Standorten mit geringem Tidenhub gezeitenunabhängig<br />

betrieben werden können. Denkbar wäre jedoch auch die Option, diese Anlagen<br />

als Schwimmkörper zu konstruieren und z.B. wie bei SeaFlow an einem Turm zu befestigen<br />

oder als kombiniertes Strömungs- und Wellenkraftwerk auszuführen.<br />

Abbildung 1-22: Prinzip eines Offshore-Wellenkraftwerks Typ „WaveDragon“ nach<br />

dem Rampenprinzip. In den nächsten Jahren sollen erste Arrays mit dieser Technologie<br />

im Multi-Megawatt-Bereich realisiert werden. [WAVE DRAGON]<br />

Derzeit sind lediglich nicht-kommerziell betriebene Pilotanlagen mit geringer Leistung in Betrieb<br />

(Voith Siemens Islay-WKW: 500 kW-Nennleistung - die Anlage erzeugt aufgrund von<br />

Planungsfehlern jedoch nur ein Bruchteil der geplanten Leistung, Wave Dragon Nissum<br />

Brending WKW: 20 kW). Es existieren jedoch konkrete Pläne für Offshore-WKW in Rampenbauweise<br />

mit bis zu 35 GWh Jahresleistung. In Mutriku an der spanischen Atlantikküste wird<br />

derzeit ein 300 kW-WKW in Luftkammerbauweise errichtet, welches 250 Haushalte mit<br />

Strom versorgen soll.<br />

48


Abbildung 1-23: Prinzip eines Wellenkraftwerks in Luftkammerbauweise. Die durch<br />

das einströmende Wasser verdrängte Luft treibt eine Turbine an. [Voith Siemens<br />

Hydro Power]<br />

Es ist derzeit schwer abzuschätzen, in wieweit die Gießereiindustrie von der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der<br />

Meeresenergienutzung profitieren wird. Sicherlich werden vorrangig diejenigen Zulieferer<br />

profitieren, die derzeit bereits Gussteile für Windkraftanlagen und andere Strömungsmaschinen<br />

herstellen. Aber auch für Rohrverbinder, Anschlussflansche und Bewehrungen aus korrosionsbeständigen<br />

Werkstoffen könnte eine Nachfrage bestehen. Derzeit ist weder abzusehen,<br />

in welche Richtung die technische <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> im Bereich der Meeresenergienutzung<br />

gehen wird, noch existieren gesicherte Wachstumsprognose für dieses bisher wenig etablierte<br />

Segment der regenerativen Energieerzeugung. Bereits jetzt ist jedoch ein starkes Interesse<br />

sowohl von staatlicher Seite als auch von privaten Investoren zu erkennen. Sollte der<br />

Übergang von der Prototypenphase in die erste Phase kommerzieller Nutzung (2009-2015)<br />

erfolgreich verlaufen und aus ökologischer und ökonomischer Sicht keine Bedenken zu Tage<br />

fördern, so könnte das Segment Meeresenergie in den nächsten 10 bis 20 Jahren eine ähnliche<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> erfahren wie die Windenergie in den letzten 10 Jahren, insbesondere wenn<br />

von staatlicher Seite günstige Rahmenbedingungen geschaffen werden.<br />

2 Leichtbau-Kenngrößen<br />

2.1 Was ist „Leichtbau?“<br />

Bei der Auslegung von Bauteilen oder funktionalen Baugruppen, die zum Transport von Kräften<br />

oder Massen eingesetzt werden, unterscheidet der Konstrukteur zwischen Eigengewicht<br />

und Nutzlast. Je nach eingesetztem Material und nach gewählter Struktur kann das Verhältnis<br />

von Eigengewicht zu Nutzlast sehr unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich ist ein möglichst<br />

niedriges Eigengewicht bei höchstmöglicher Nutzlast bzw. ein möglichst geringes Eigengewicht-Nutzlastverhältnis<br />

anzustreben. Dies wird insbesondere mit einem Blick auf den<br />

49


englischen Sprachgebrauch deutlich, in dem das Eigengewicht als „Dead Load“, also tote,<br />

nicht nutzbare Masse, bezeichnet wird. Bei bewegten Strukturen, die mechanische Arbeit<br />

verrichten, gelten die Beziehungen<br />

Arbeit = Kraft * Weg (2-1)<br />

Kraft = Masse * Beschleunigung (2-2)<br />

Nutzleistung = Arbeit / Zeit * Wirkungsgrad (2-3)<br />

Setzt man die zu verrichtende Arbeit unter Berücksichtigung der entsprechenden Wirkungsgrade<br />

mit der zuzuführenden Energie in Beziehung, so ergeben sich bei gleicher zu verrichtender<br />

Nutzarbeit (z.B. Transport einer Nutzlast über einen festgelegten Weg) folgende Möglichkeiten<br />

der Energieeinsparung:<br />

� Verbesserung der Wirkungsgrade der Energieumwand<strong>lung</strong><br />

� Verbesserung der Beschleunigung durch Verringerung von Reibungsverlusten<br />

� Erhöhung des Verhältnisses aus Nutzlast und Eigengewicht<br />

Je nach Bewegungsprofil des Verkehrsmittels oder der bewegten Baugruppe überwiegen<br />

Massenträgheits-, Energieumwand<strong>lung</strong>s- oder Bremseffekte durch Luft- und Rollreibung. So<br />

mag ein Nutzfahrzeug im staufreien Fernverkehr einen höheren Anteil an Reibungsverlusten<br />

haben, während sich bei einem Personenkraftwagen im Stadtverkehr höhere Massenträgheitseffekte<br />

durch ständiges Abbremsen und Wiederbeschleunigen in der Energiebilanz bemerkbar<br />

machen.<br />

2.2 Eigengewicht<br />

Das Eigengewicht eines Bauteils wird durch seine Masse bestimmt und hängt somit direkt<br />

von der Dichte des gewählten Werkstoffs sowie von der benötigten Materialmenge <strong>zur</strong> Erreichung<br />

der geforderten mechanischen Eigenschaften ab. Die Eigengewichtsproblematik wurde<br />

im Hochbau früh erkannt und war einer der Gründe, die dem Gedankengut des Leichtbaus<br />

Einzug in das Bauwesen verschaffte. Auch auf dem Gebiet der Verkehrstechnik spielt<br />

das Eigengewicht von Bauteilen bei der Konstruktion von Luft-, Straßen- und Schienenverkehrsfahrzeugen<br />

eine wichtige Rolle, da sich die Summe der Bauteileigengewichte bei allen<br />

50


Brems- und Beschleunigungsvorgängen direkt auf die Brems- und Beschleunigungsenergie<br />

auswirkt. Nicht zu Unrecht wird der Begriff ins Englische als „Dead Load“ übersetzt. Bei frei<br />

aufgehängten Kabelstrecken ist bereits das Eigengewicht allein maßgebend für die Reißlänge<br />

und daher das Hauptkriterium für die Materialauswahl. Bei allen übrigen technischen<br />

Konstruktionen ist das Eigengewicht allein ist jedoch noch kein hinreichendes Kriterium für<br />

die Beurtei<strong>lung</strong> einer Konstruktion, sondern ist stets in Zusammenhang mit der Nutzlast zu<br />

sehen, die das Bauteil zusätzlich zu seinem Eigengewicht tragen kann.<br />

2.3 Nutzlast<br />

Bis auf wenige Ausnahmen kommt den meisten technischen Konstruktionen die Aufgabe zu,<br />

Kräfte zu (über)tragen oder Massen zu bewegen. Zusätzlich können weitere Anforderungen<br />

bestehen, wie z.B. Wärme-, Strom- oder Schwingungsübertragung, Formbeständigkeit etc.<br />

Dabei werden alle von außen auf die Konstruktion einwirkenden Kräfte oder Lasten als Nutzlast<br />

angesehen, im Gegensatz zu den aus den inneren Kräften resultierenden Eigengewicht<br />

und evtl. Eigenspannungen.<br />

Die Auslegung einer Konstruktion erfolgt auf Basis der Gesamtlast, welche die Summe aus<br />

Eigengewicht und Nutzlast darstellt. Es ist ersichtlich, dass eine Minimierung des Eigengewichts<br />

bei gleichbleibender Steifigkeit und Festigkeit die Nutzlast und damit die Effizienz eines<br />

Systems erhöht. Dies lässt sich durch eine leichtbaugerechte Anpassung der Bauteilgeometrie<br />

(z.B. durch Versteifungen, kraftflussgerechtes Design) erreichen. Auch durch die<br />

Verwendung von spezifisch leichteren Werkstoffen kann das Eigengewicht gesenkt werden,<br />

allerdings muss hierbei der Einfluss auf alle relevanten Randbedingungen des Systems berücksichtigt<br />

werden.<br />

2.4 Tragfähigkeit<br />

Unter der Tragfähigkeit einer Konstruktion wird allgemein die Fähigkeit verstanden, äußere<br />

Belastungen oder angreifende Kräfte von einem Angriffspunkt (Krafteinleitungspunkt) innerhalb<br />

eines Bauteils zu einem Übertragungspunkt (Endpunkt) weiterzuleiten, von dem aus die<br />

übertragene Kraft auf ein benachbartes Bauteil einwirkt.<br />

Die Tragfähigkeit lässt sich auf unterschiedliche Weise ausdrücken, es existiert keine normierte<br />

Ausdrucksweise. So wurde von Otto et. al. in Analogie <strong>zur</strong> physikalischen Definition<br />

der Arbeit die Tragfähigkeit als <strong>Produkt</strong> von angreifender Kraft und dem (kürzesten) Übertra-<br />

51


gungsweg innerhalb des Bauteils definiert. Die Einheit, in der dieser sog. „Tra“ angegeben<br />

wird, sind Newtonmeter.<br />

TRA = F * s [Nm] (2-4)<br />

Bei mehreren Krafteinleitungs- und Endpunkten berechnet sich der Gesamt-Tra aus der<br />

Summe der Einzel-Tras.<br />

Der Tra genügt weitgehend der o. g. allgemeinen Definition des Begriffs „Tragfähigkeit“, es<br />

wäre jedoch falsch, aufgrund der gleichlautenden Einheiten zu versuchen, den Tra in physikalische<br />

Arbeit oder Energie um<strong>zur</strong>echnen. Zugleich ist diese Definition des Begriffs „Tragfähigkeit“<br />

unabhängig von Material und Belastungsart und stellt somit einen rein konstruktiven<br />

Kennwert für die mechanische Beanspruchung dar. Je nach Beanspruchungsgrenze (linearelastische<br />

/ plastische Verformung) kann das Eigengewicht des Bauteils, die, die maximale<br />

oder die Kraft eingesetzt werden, die eine bleibende Verformung der Struktur um einen festgelegten<br />

Betrag hervorruft. Die sich daraus ergebenden Tragfähigkeitskennzahlen nennen<br />

sich dementsprechend Eigengewichts-, Nutzlast-, maximaler und Verformungs-Tra.<br />

2.5 Leistungsgewicht<br />

Allgemein versteht man unter dem Leistungsgewicht die pro Gewichtseinheit an Eigengewicht<br />

eines funktionellen Bauteils übertragbare Leistung. Bei statisch belasteten Komponenten,<br />

deren Aufgabe im Wesentlichen die Übertragung von Kräften und Kraftmomenten ist,<br />

wird das Leistungsgewicht in Nm/kg Eigengewicht angegeben. So ist es bei der Auslegung<br />

von Brücken, Kränen, Roboterarmen etc. Ziel, ein möglichst großes Kraftmoment mit einem<br />

möglichst geringen Eigengewicht zu übertragen.<br />

Fahrzeuge und Flugzeuge unterliegen als Verkehrsmittel nicht nur im Besonderen der Forderung<br />

nach einer Optimierung des Nutzlastanteils am Gesamtgewicht, sondern auch nach<br />

einer angemessenen Triebwerksdimensionierung. Im Interesse einer guten Fahrdynamik ist<br />

gerade im PKW-Bereich in den letzten zwei Jahrzehnten eine deutlicher Trend zu höherer<br />

Antriebsleistung bei gleichbleibender oder zumindest unterproportional ansteigender Fahrzeuggewichte<br />

zu verzeichnen gewesen. In diesem Zusammenhang wird üblicherweise der<br />

der Begriff Leistungsgewicht verwendet, um einen Vergleich der Fahrdynamik und des<br />

Beschleunigungs- und Abbremsverhaltens unterschiedlicher Fahrzeuglösungen zu ermöglichen.<br />

Das Leistungsgewicht eines Verkehrsmittels ist demnach definiert als das Verhältnis<br />

seines Eigengewichts <strong>zur</strong> Antriebsleistung und wird angegeben in kg/PS oder kg/kW.<br />

52


Des Weiteren ist es insbesondere in der Triebwerksentwick<strong>lung</strong> üblich, Leistungsgewichte<br />

von Antriebsaggregaten wie z.B. Verbrennungsmotoren oder Flugzeugturbinen anzugeben,<br />

um die Effizienz von Optimierungsmaßnahmen zu beurteilen. So errechnet sich das Leistungsgewicht<br />

mg eines Motors aus dem Quotienten seines Eigengewichts me und seiner effektiven<br />

Leistung Peff.<br />

2.6 Spezifische Elastizität<br />

mg = me / Peff (2-5)<br />

Spezifische (massebezogene) Werkstoffkennwerte ermöglichen die Beurtei<strong>lung</strong> der Leistungsfähigkeit<br />

eines Werkstoffs in Bezug auf eine spezielle Eigenschaft und auf sein Gewicht.<br />

Sie sind ein einfaches und daher gern genutztes Vergleichskriterium, wenn mehrere<br />

Werkstoffe für eine Konstruktion <strong>zur</strong> Auswahl stehen oder gar grundlegend zu klären ist,<br />

welche Werkstoffgruppen für eine Konstruktion in Frage kommen. Dabei können alle relevanten<br />

Werkstoffkennwerte gemäß den Angaben in der Anforderungsliste auf die Masse<br />

bezogen werden. Üblich und verfügbar sind insbesondere Schaubilder und Verhältniszahlen<br />

für spezifische Elastizität, (Druck-, Zug-)Festigkeit, Bruchzähigkeit und Werkstoffkosten.<br />

E-Modul (GPa)<br />

Schäume<br />

Naturstoffe<br />

Dichte (t/m^3)<br />

Polymer, Elastomer<br />

Keramik<br />

Keramik<br />

Metalle<br />

Abbildung 2-1: E-Modul-Dichte-Verhältnisse für unterschiedliche Werkstoffgruppen<br />

[ASH07]<br />

2.7 Festigkeits-Dichte-Verhältnis<br />

Wie die spezifische Elastizität ist auch die spezifische Festigkeit (auch als Festigkeits-Dichte-<br />

Verhältnis bezeichnet) ein massebezogener Werkstoffkennwert, der für die Auswahl von<br />

53


Werkstoffen für zug-, druck-, biege-, scher- oder torsionsbeanspruchten Strukturen von Bedeutung<br />

ist. Je weniger Masse aufgewendet werden muss, um bei einer gewählten Geometrie<br />

eine festgelegte Kraft über eine konstante Strecke zu übertragen, desto leistungsfähiger<br />

ist der Werkstoff in Bezug auf die jeweilige Eigenschaft, z.B. Druckfestigkeit.<br />

E-Modul (GPa)<br />

Naturstoffe<br />

Polymer, Elastomer<br />

Schäume Keramik<br />

Dichte (t/m^3)<br />

Metalle<br />

Abbildung 2-2: Festigkeits-Dichte-Verhältnisse für unterschiedliche Werkstoffgruppen<br />

[ASH07]<br />

Bei der Verwendung von Materialcharts für die Werkstoffauswahl ist zu beachten, dass z. T.<br />

unterschiedliche Festigkeitsarten in einem Diagramm aufgeführt sind, z.B. Zugfestigkeit für<br />

metallische Komposit- und Polymerwerkstoffe, Druckfestigkeit für keramische Werkstoffe und<br />

Reißfestigkeit für Elastomerwerkstoffe.<br />

54


2.8 Leichtbaukennzahlen<br />

Um einen schnellen Vergleich unterschiedlicher Werkstoffalternativen oder Konstruktionslösungen<br />

zu ermöglichen, wurden verschiedene Systeme von Leichtbaukennzahlen vorgeschlagen.<br />

Bei der normierten Gütekennzahl nach Conen wird eine massebezogene Werkstoffeigenschaft<br />

in Bezug zu einem Referenzwerkstoff beurteilt. Es handelt sich um eine Verhältniskennzahl,<br />

welche angibt, um wie viel leichter ein Bauteil aus einem Alternativwerkstoff im<br />

Vergleich zu einem Bauteil mit identischer Geometrie und Belastungswiderstand aus dem<br />

Referenzwerkstoff ist. Im Interesse einer leichtbaugerechten Konstruktionslösung ist ein<br />

möglichst hoher Wert für die normierte Gütekennzahl anzustreben. Als Belastungskenngrößen<br />

wurden statische Zug- und Druckfestigkeit, Längssteifigkeit (Zug, Druck), Torsionsschubsteifigkeit,<br />

Knicksteifigkeit von Stäben, Beulsteifigkeit und Biegesteifigkeit von Platten,<br />

elastisches Arbeitsaufnahmevermögen, Schlagzähigkeit und Schwingfestigkeit berücksichtigt.<br />

Leider existiert in der Praxis noch kein Werkstoffkatalog, der die Vielzahl unterschiedlicher<br />

Werkstoffe und Werkstoffvarianten ausreichend berücksichtigt und einen detaillierten<br />

Vergleich unterschiedlicher Werkstoffe ermöglichen würde.<br />

Einen anderen Ansatz verfolgt die Leichtbaukennzahl LBK (manchmal auch mit M bezeichnet),<br />

die das Verhältnis aus Gesamtlast FG und Eigenlast FE einer Konstruktion wiedergibt.<br />

LBK = FG / FE<br />

(2-6)<br />

Auch hier wird ein möglichst hoher Wert angestrebt, bei dem die Eigenlast im Vergleich <strong>zur</strong><br />

Nutzlast gering ausfällt. Es handelt sich um eine Kennzahl <strong>zur</strong> Bewertung unterschiedlicher<br />

Konstruktionslösungen, bei denen die Werkstoffbelegung als Teil der Gesamtlösung in die<br />

Beurtei<strong>lung</strong> mit einbezogen wird. Die LBK ist jeweils auf einen Beanspruchungsfall (Lastfall)<br />

bezogen, z.B. auf statische Zugbelastung, dynamische Durchbiegung oder auf die Eigenfrequenz<br />

schwingender Systeme.<br />

Leichtbaukennzahlen stehen in der Kritik, den komplexen Zusammenhängen zwischen physikalischen<br />

und mechanischen Randbedingungen, den entsprechenden massebezogenen<br />

Materialeigenschaften und den sich aus einer Überbeanspruchung ergebenden möglichen<br />

Schädigungsverläufen und deren Implikationen auf die Sicherheit und Zuverlässigkeit von<br />

Gesamtsystemen nicht in ausreichender Weise gerecht zu werden [SOB07]. Auch wenn im<br />

Anschluss an die Entscheidung für einen grundsätzlichen konstruktionstechnischen Lö-<br />

55


sungsweg sicher detaillierte Berechnungen der Systemzuverlässigkeit und der obligatorische<br />

Festigkeitsnachweis stehen müssen, die auf absoluten, empirisch ermittelten Werkstoffkennwerten<br />

beruhen, so stellen die Leichtbaukennzahlen eine nützliche Hilfe während des<br />

gesamten Lösungsfindungsprozesses dar, die eine schnelle Beurtei<strong>lung</strong> verschiedener Lösungsvorschläge<br />

unter Leichtbaugesichtspunkten ermöglichen. Die mangelnde Verfügbarkeit<br />

von Leichtbaukennzahlen und ihre mangelnde Akzeptanz bedingen sich jedoch gegenseitig.<br />

Für den Bereich des Bauwesens wurde von Frei Otto et al. das tragfähigkeitsbezogene<br />

Eigengewicht BIC (auch spezifische Tragmasse) als Bewertungskriterium eingeführt. Die<br />

Tragfähigkeit einer Konstruktion wird hierbei als werkstoffunabhängiger Kennwert für Kraftund<br />

Massentransport als <strong>Produkt</strong> von aufgebrachter Last und Übertragungsstrecke definiert<br />

und wird vom SFB64 in Abgrenzung zu den Begriffen Tragfähigkeit, Kraftstrecke oder Tragleistung<br />

schlichtweg als „Tra“ bezeichnet. Wird die Masse der Konstruktion bzw. deren Eigengewicht<br />

auf die Tragfähigkeit bezogen, spricht man vom sogenannten „BIC“:<br />

Tra = F * s (2-7)<br />

BIC = m / Tra (2-8)<br />

Dieser Ansatz wird von Frei Otto in Form des BIC/λ-Diagramms weiterverfolgt, in welchem<br />

das tragfähigkeitsbezogene Eigengewicht auf einen Formfaktor λ für biegebeanspruchte<br />

Strukturen bezogen wird, der für die Praxis bei Gusskonstruktionen nicht allgemein anwend-<br />

bar ist. Das Bewertungskonzept nach BIC und λ hat sich daher außerhalb des Bauwesens<br />

nicht durchgesetzt.<br />

56


3 Lösungskonzepte für Leichtbau-Probleme<br />

3.1 Werkstoffleichtbau<br />

Es wird geschätzt, dass heutzutage ca. 40 000 metallische und ebenso viele nichtmetallische<br />

Werkstoffvarianten existieren und für technische Konstruktionen genutzt werden können.<br />

Aufgrund der unterschiedlichen massebezogenen Werkstoffkennwerte ergibt sich ein weites<br />

Feld von Möglichkeiten der Substitution von spezifisch schwereren durch spezifisch leichtere<br />

Werkstoffe. Mit der steigenden Zahl von Werkstoffen und Werkstoffvarianten wird es<br />

zugleich immer schwieriger, die Übersicht über das gesamte Spektrum an Konstruktionswerkstoffen<br />

und deren Kennwerte zu behalten. Während im normalen Konstruktionsprozess<br />

in vielen Fällen Werkstofflösungen innerhalb einer Werkstoffgruppe oder innerhalb einer<br />

Werkstofffamilie gesucht werden, werden bei der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von Leichtbaustrukturen häufig<br />

explizit werkstoffübergreifende Ansätze gefordert und der Wettbewerb unterschiedlicher<br />

Werkstoffgruppen um das beste materialtechnische Lösungskonzept verstärkt.<br />

Die im Werkstoffleichtbau verwendeten Konzepte lassen sich hinsichtlich ihres Lösungsansatzes<br />

in Maßnahmen <strong>zur</strong> Werkstoffoptimierung und Maßnahmen <strong>zur</strong> Werkstoffsubstitution<br />

unterscheiden.<br />

Im klassischen Konstruktionsprozess setzt der Konstrukteur <strong>zur</strong> Minimierung des <strong>Produkt</strong>risikos<br />

in der Regel auf Werkstoffe, deren Eigenschaften bekannt sind und die sich in dem<br />

jeweiligen Anwendungsfall bereits bewährt haben. Impulse für Werkstoffoptimierungen erwachsen<br />

häufig aus den Anforderungslisten der Konstruktionsabtei<strong>lung</strong>en und auf Basis der<br />

Lastenhefte des Kunden bzw. den <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>svorgaben der Automobilhersteller. Hierbei<br />

werden einzelne Werkstoffparameter über die Werkstoffzusammensetzung oder über die<br />

Beeinflussung von Struktur oder Oberfläche so angepasst, dass sie die Anforderungen des<br />

Konstrukteurs besser erfüllen als der bisher verwendete Werkstoff. Da die übrigen Eigenschaften<br />

des Werkstoffs weitgehend erhalten bleiben, ist eine erneute Erprobung nur hinsichtlich<br />

der veränderten Eigenschaften notwendig. Die eigentliche Werkstoffoptimierung<br />

findet dabei häufig in den <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>slaboren der Werkstoffhersteller statt, so dass das<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>srisiko des Konstrukteurs und seines Auftraggebers verhältnismäßig gering ausfällt.<br />

Diese Vorteile werden auch im Werkstoffleichtbau genutzt, wo durch Ausschöpfung der<br />

Optimierungspotenziale vorhandener Werkstoffe eine Gewichtsoptimierung nicht notwendigerweise<br />

mit exorbitant hohen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>skosten und <strong>Produkt</strong>risiken verbunden sein muss.<br />

Demgegenüber steht ein wesentlich höheres <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>srisiko bei der Substitution bewährter<br />

Konstruktionswerkstoffe durch andere und z. T. neue Werkstoffe, die einen wesentlich<br />

57


höheren <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>saufwand erfordern und eine umfassende Erprobung vor der Freigabe<br />

für den Serieneinsatz durchlaufen müssen. Hilfe bei der Auswahl der in Frage kommenden<br />

Substitutionswerkstoffe bieten Material-Property-Charts, Werkstoffdatenbanken und Informationen<br />

der Werkstoffhersteller. Oftmals überschneiden sich die Anwendungsbereiche von<br />

Werkstoffgruppen in Bezug auf einzelne oder auch mehrere Werkstoffparameter, so dass<br />

mögliche Substitutionswerkstoffe direkt aus den Material-Property-Charts zu entnehmen<br />

sind. Zudem werden die Grenzen der Anwendungsbereiche von Werkstoffgruppen durch<br />

neue Werkstoffentwick<strong>lung</strong>en und –optimierungen ständig weiter ausgedehnt, so dass der<br />

Hersteller eines <strong>Produkt</strong>s eine regelmäßige Überprüfung von <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Substitutionswerkstoffen<br />

vornehmen muss. Insbesondere die intensive <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>stätigkeit auf<br />

dem Gebiet der Polymer- und Verbundwerkstoffe spielt dabei für den Werkstoffleichtbau eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Beim Werkstoffleichtbau durch Werkstoffsubstitution ist ein erhöhtes <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>srisiko allein<br />

dadurch gegeben, dass die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> neuer Werkstoffvarianten und deren Erprobung<br />

eine wesentlich stärkere Beteiligung von Seiten des Konstrukteurs erfordert und damit das<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>srisiko in Richtung zum Kunden hin verschiebt. Häufig erfordert die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong><br />

und Erprobung neuer Werkstoffe die Beteiligung bzw. den Aufbau einer eigenen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sabtei<strong>lung</strong><br />

auf Seiten des Kunden. Zu den entsprechend höheren <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>skosten<br />

kommen ebenso deutlich höhere Material- und Fertigungskosten, die für Leichtbauwerkstoffe<br />

im Vergleich zu herkömmlichen Konstruktionswerkstoffen veranschlagt werden müssen (siehe<br />

hierzu auch Kap. 8)<br />

3.2 Konstruktiver Leichtbau (Strukturleichtbau)<br />

Ist aufgrund von <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>svorgaben und technischen Randbedingungen keine weitere<br />

Optimierung der Tragfähigkeit einer Konstruktion durch die Methoden des Werkstoffleichtbaus<br />

möglich oder wurden diese Möglichkeiten bereits ausgereizt, ohne das gewünschte<br />

Resultat erreicht wurde, so lässt sich eine weitere Nutzlastoptimierung i. d. R. nur über einen<br />

konstruktionsseitigen Leichtbauansatz realisieren.<br />

Hierbei steht eine möglichst umfassende Analyse der Belastungssituation im Vordergrund.<br />

Bei komplexen Bauteilen oder Baugruppen ist eine separate Betrachtung der Belastungsvertei<strong>lung</strong><br />

in einzelnen Bauteilsegmenten zulässig. Sind die auftretenden Belastungen bekannt,<br />

so lassen sich mit Hilfe von Methoden der Festigkeitslehre unterschiedliche Lösungsvorschläge<br />

für Teilprobleme rechnerisch ermitteln und anhand ihrer relevanten Kennwerte miteinander<br />

vergleichen. So kann z.B. bei auf Biegung beanspruchten Teilsegmenten durch<br />

sinnvoll gewählte Versteifungen Material eingespart werden.<br />

58


Bei den meisten Konstruktionsaufgaben sind Werkstoff- und Systemleichtbau untrennbar<br />

miteinander verbunden. Bei der Neukonstruktion von Leichtbaukomponenten in den <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sabtei<strong>lung</strong>en<br />

der Fahrzeugindustrie folgt auf eine anfängliche Bauraumoptimierung die<br />

Werkstoffauswahl und anschließend die Konstruktionsanpassung in weiteren Iterationsschritten.<br />

Die Gießerei hingegen sieht sich angesichts kundenseitiger Leichtbauforderungen mit<br />

einer Vielzahl von Randbedingungen konfrontiert, so kann sie i. d. R. nur auf eine eingeschränkte<br />

Werkstoffpalette zugreifen, so dass bestimmte Werkstoffgruppen wie z.B. Kunststoffe<br />

oder viele Verbundwerkstoffe von vornherein nicht als Werkstoffalternativen in Frage<br />

kommen. Konstruktionsanpassungen größeren Umfangs dürften aufgrund der erforderlich<br />

werdenden Neubewertung, Erprobung und Freigabe ebenfalls oft nicht im Interesse des<br />

Kunden liegen. In der Praxis wird man daher einen gemischten Ansatz wählen, der sowohl<br />

eine werkstoffliche Optimierung innerhalb der gewählten Werkstoffgruppe (z.B. durch Beeinflussung<br />

der Gefügeeigenschaften oder Variation der Legierungszusammensetzung) als<br />

auch die Möglichkeit geringfügiger Konstruktionsanpassungen als Lösungsansatz verfolgt.<br />

3.3 Funktionsintegrativer Leichtbau (Systemleichtbau)<br />

Während die klassische Integralbauweise nur die Integration von Einzelteilen zu einem komplexen,<br />

einteiligen Bauteil beinhaltet, geht man inzwischen in zunehmendem Maße dazu<br />

über, funktionale Konstruktionselemente wie Lager, Gelenke, Zahnräder oder elektrische<br />

Schaltkreise mit der Bauteilgeometrie zusammenzufassen. Hierdurch können sich gegenüber<br />

der Verwendung von Einzelteilen u. U. deutliche Gewichtsvorteile ergeben, insbesondere<br />

spart man jedoch Fertigungs- und Montagekosten.<br />

So wurde mit einem von der Georg Fischer Druckguss GmbH, München, und der Audi AG,<br />

Ingolstadt gemeinsam entwickelten Modul-Querträger für die Armaturentafel des Audi A8 (Bj.<br />

2004) nicht nur eine Gewichtseinsparung von über 50% gegenüber der früheren Variante als<br />

gefügte Stahlblech-Konstruktion realisiert, sondern gleichzeitig auch die Zahl der Einzelkomponenten<br />

und damit der Montageaufwand erheblich reduziert. Der Querträger besteht nunmehr<br />

aus einer fahrerseitigen Komponente aus AlMg5Si2Mn und einer beifahrerseitigen<br />

Komponente aus AM50HP, die durch strukturelle Verstärkungen (verripptes Hohlprofil) ausreichende<br />

Torsionssteifigkeit erhält [MAI04], Abbildung 3-1.<br />

59


Abbildung 3-1: Integralgussteil aus druckgegossenen Aluminium- und Magnesiumkomponenten<br />

[MAI04]<br />

Für den Airbus A380 wurde in einer Studie untersucht, welche Vorteile die Fertigung einer<br />

Passagiertür als Integralgussteil im Vergleich zu der bis dahin verwendeten Nietkonstruktion<br />

mit 64 Einzelteilen und 500 Nietverbindungen hat. Obwohl bei der Fertigung im Niederdruckverfahren<br />

keine Gewichtseinsparung gegenüber der Nietkonstruktion erzielt werden konnte,<br />

wurden deutliche Vorteile hinsichtlich des Material- und Energieaufwands ersichtlich. So<br />

wurden für die Nietkonstruktion bei einem Bauteilgewicht von 42,3 kg noch rund 175 kg<br />

Halbzeug benötigt, im Gegensatz zu 77 kg bei der 65 kg schweren gegossenen Variante.<br />

[HER03], Abbildung 3-2.<br />

Abbildung 3-2: Einteilig gegossene Passagiertür aus einer wärmebehandelten Aluminium-Legierung<br />

[HER03]<br />

Während die zuvor vorgestellten Beispiele Integralgussteile ohne zusätzliche Funktionalität<br />

darstellen, existieren auch Anwendungsbeispiele für funktionsintegrativen Leichtbau mit<br />

60


Gusskomponenten. So zeigt Abbildung 3-3 eine Wasserarmatur aus Messing für eine Trinkwasser-Aufbereitungsanlage,<br />

die in der verschraubten Variante aus 34 Einzelteilen zusammengesetzt<br />

werden muss. Durch Zusammenfassen der einzelnen Komponenten zu einem<br />

einzigen Gussteil entstand eine Einzelkomponente mit erweiterter Funktionalität, die zudem<br />

weniger Andichtstellen besitzt und damit wartungsfreundlicher ist. Gleichzeitig wurde der<br />

erforderliche Bauraum erheblich verringert. [HER03].<br />

Abbildung 3-3: Material- und Zeitersparnis durch Integralguss [HER03]<br />

Neuere Forschungen zeigen die Möglichkeiten der Integration elektronischer Komponenten<br />

und Verkabe<strong>lung</strong>en in Gussteile oder Karosseriekomponenten auf. Am Fraunhofer Institut für<br />

Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung in Bremen wurde z.B. die CASTronics-Technologie<br />

entwickelt, mit der sich im Druckgussverfahren Inserts mit integrierten<br />

RFID-Transpondern mit Aluminium umgießen lassen, ohne dass hierbei der empfindliche<br />

Chip zerstört wird [KUT09].<br />

61


3.4 Leichtbau durch Absenkung von Sicherheitsfaktoren<br />

Sicherheitsfaktoren spielen in der Konstruktion mechanischer Systeme eine zentrale Rolle<br />

bei der Auslegung und Dimensionierung sowie der Werkstoffauswahl. Je nach Belastungsart<br />

und Lastfall (statisch, dynamisch, zyklisch) können Sicherheitsaufschläge von bis zu 1000%<br />

gegenüber dem Mittelwert der Belastung (z.B. für Spitzenlastereignisse) verlangt werden.<br />

Die Wahl eines geeigneten formbestimmenden Lastfalls wird damit zum Ausgangspunkt für<br />

alle nachfolgenden Berechnungen. Insbesondere bei Erwartung multipler Lastfälle sind Konstruktionen<br />

so zu dimensionieren, dass sie auch unter ungünstigsten Bedingungen das Überleben<br />

des Systems sicherstellen. Dies führt u. U. zu unsinnig hohen Sicherheitsaufschlägen<br />

für Spitzenlastereignisse, die sich durch Vielparameteroptimierung oder durch eine Überarbeitung<br />

des Gesamtkonzeptes hin zu einer differentialen oder adaptiven Bauweise absenken<br />

lassen.<br />

Prozess- und werkstoffbedingte Sicherheitsaufschläge bieten weiteres Potenzial für eine<br />

Reduzierung der Bauteilmassen, welches es unter Ausnutzung des Standes der Technik und<br />

durch die zeitnahe Umsetzung von Erkenntnissen aus Forschung und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> bei Wahrung<br />

der Prozessfähigkeit und <strong>Produkt</strong>sicherheit zu heben gilt. Bei der Herstel<strong>lung</strong> von<br />

Gusskomponenten spielen hierbei insbesondere neue Erkenntnisse über den Einfluss von<br />

Legierungs-, Begeleit- und Störelementen, die Reinheit des Einsatzmaterials und der verwendeten<br />

Rohstoffe sowie ein funktionierendes Prozessmonitoring und eine ausreichende<br />

Qualifizierung der <strong>Produkt</strong>ionsmitarbeiter eine wichtige Rolle. Fertigungsprozesse, welche<br />

hohe Sicherheitsaufschläge aufgrund un<strong>zur</strong>eichender Prozesssicherheit erfordern, sind auf<br />

Dauer nicht nur unrentabel und unter Gesichtspunkten von TQM und Six-Sigma nicht tragbar,<br />

sondern werden von Seiten der Automobilhersteller auch in zunehmendem Maße abgelehnt<br />

werden.<br />

Von Konstrukteuren werden <strong>zur</strong> betriebsfesten Auslegung von Bauteilen insbesondere die<br />

Richtlinien des Forschungskuratoriums Maschinenbau (FKM) herangezogen (Rechnerischer<br />

Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile, Bruchmechanischer Festigkeitsnachweis). In<br />

beiden Regelwerken finden sich zahlreiche Hinweise <strong>zur</strong> betriebsfesten Bemessung von<br />

Konstruktionen unter Einbeziehung entsprechender Sicherheitsfaktoren, welche z. T. auf<br />

Vorschlägen basieren, die 50 Jahre und länger <strong>zur</strong>ückliegen. Moderne Berechnungsprogramme<br />

erlauben heute eine exaktere Vorausberechnung der zu erwartenden Lasten, so<br />

dass konstruktionstechnische Sicherheitsaufschläge inzwischen überprüfbar sind und ggf.<br />

angepasst werden können. Auch die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der Werkstoffe ist nicht stehengeblieben.<br />

Inzwischen existiert für die meisten Werkstoffe eine Vielzahl von Kennwerten, die leider noch<br />

nicht in allen Werkstoffdatenbanken vollständig hinterlegt sind. Nur teilweise erforscht wurde<br />

62


isher der Einfluss von Werkstoffinhomogenitäten, Spurenelementen, Wärme- und Oberflächenbehand<strong>lung</strong>sverfahren<br />

auf die statischen und zyklischen Festigkeitswerte. Informationen<br />

hierzu sind oft nur durch intensive Recherche oder eigene Forschungsanstrengungen zu<br />

bekommen.<br />

Vom BDG werden derzeit Forschungsanstrengungen der deutschen Gießereiindustrie gebündelt,<br />

welche sich für verschiedene Werkstoffe mit der vorgenannten Fragestel<strong>lung</strong> beschäftigen.<br />

Langfristiges Ziel ist die Vervollständigung der Eigenschaftsprofile häufig genutzter<br />

Werkstoffe wie Stahlguss, Gusseisen, Aluminium- oder Kupfergusslegierungen. Informationen<br />

über laufende und abgeschlossene Forschungsprojekte werden im BDG-<br />

Tätigkeitsbericht und in der Fachzeitschrift „GIESSEREI“ regelmäßig veröffentlicht. Auch an<br />

anderen europäischen Forschungsinstituten laufen Forschungsvorhaben mit dem Ziel, eine<br />

Absenkung oder dezidierte Neubewertung von Sicherheitsfaktoren zu erreichen.<br />

3.5 Leichtbauweisen<br />

Auch die fertigungsgerechte Konstruktion spielt für die Realisierung von Leichtbauforderungen<br />

eine wesentliche Rolle. So ist die Entscheidung zwischen Differential- und Integralbauweise<br />

für jedes Leichtbauteil unter Gewichts-, Steifigkeits- und Kostengesichtspunkten neu<br />

zu treffen. Während die Differentialbauweise durch das Verbinden von Einzelteilen, vorzugsweise<br />

von Standardprofilen und Blechen eine Vielzahl von Fertigungsschritten zugunsten<br />

einer gewichtsoptimierten Konstruktion aneinander reiht und hauptsächlich für Tragwerke<br />

und Außenhüllen zum Einsatz kommt, zielt die Integralbauweise darauf ab, in möglichst wenigen<br />

(optimalerweise einem einzigen) Fertigungsschritt ein komplexes, einteiliges Bauteil zu<br />

erzeugen, bei dem das Gewicht durch die Reduzierung der Anzahl von Verbindungselementen<br />

sowie durch Optimierung der Krafteinleitung und –übertragung minimiert wird,<br />

(Abbildung 3-4). Da die Integralbauweise nur begrenzt dazu in der Lage ist, konstruktiv bedingte<br />

Spannungskonzentrationen durch den Einsatz höherfester Werkstoffe lokal auszugleichen<br />

(z.B. durch Verbundguss oder partiell verstärkte Verbundwerkstoffe), ist die Konstruktion<br />

von vorneherein auf eine gleichmäßige Spannungsvertei<strong>lung</strong> im gesamten Bauteil auszulegen.<br />

Hierdurch und durch die weitgehende Gestaltungsfreiheit im Gegensatz <strong>zur</strong> Differentialbauweise<br />

ergibt sich der besondere Vorteil von integralen Leichtbaukonstruktionen.<br />

63


Abbildung 3-4: Typische Probleme bei der Krafteinleitung in Tragwerken [KLE00]<br />

Bei der Entscheidung für eine der beiden Bauweisen gilt es zudem, eine Vielzahl von Aspekten<br />

wie z.B. der Abnutzung von Bauteilen und Bauteilsegmenten und der damit verbundenen<br />

Notwendigkeit der Austauschbarkeit von Ersatzteilen, Kontaktkorrosion bei Paarungen unterschiedlicher<br />

Werkstoffe, dynamisches Sicherheitsverhalten usw. zu berücksichtigen,<br />

(Abbildung 3-5).<br />

64


Abbildung 3-5: Ablauf der Gestaltungsphase und Kriterien, die berücksichtigt werden<br />

müssen [CON07]<br />

65


4 Informationsbeschaffung<br />

4.1 Printmedien<br />

4.1.1 Fachbücher<br />

4.1.1.1 Systematische Darstel<strong>lung</strong>en<br />

Klein, Bernd: „Leichtbau-Konstruktion: Berechnungsgrundlagen und Gestaltung“,<br />

Vieweg-Verlag Braunschweig/Wiesbaden, 4. Auflage 2000<br />

Dieses regelmäßig aktualisierte Standardwerk basiert auf der Vorlesungstätigkeit<br />

des Autors an der Universität Gesamthochschule<br />

Kassel von 1985 bis heute und bietet in 25 Kapiteln eine umfangreiche<br />

und systematische Einführung in die verschiedenen Aspekte der<br />

Konstruktion von Leichtbaustrukturen. Der Inhalt des Buches ist für<br />

Ingenieure und Techniker gut verständlich aufbereitet und reicht von<br />

Konstruktionsansätzen und Gestaltungsprinzipien über Werkstoffauswahl,<br />

belastungsgerechte Auslegung, konstruktive Versteifungen<br />

bis hin zu Strukturoptimierung und Bauteilzuverlässigkeit.<br />

Der Text wird durch viele Berechnungsbeispiele sowie Übungen am Ende des Buches ergänzt<br />

und richtet sich Leser mit technischem Verständnis, die sich in das Themengebiet<br />

„Leichtbau“ einarbeiten möchten.<br />

Hertel, Heinrich: „Leichtbau: Bauelemente, Bemessungen und Konstruktionen von<br />

Flugzeugen und anderen Leichtbauwerken“, Springer-Verlag Berlin, 1960<br />

Obwohl vor fast 50 Jahren erschienen, bietet dieses Sammelwerk, das auf Vorlesungsunterlagen<br />

des Autors basiert (seinerzeit Professor für Flugtechnik und Luftfahrzeugbau an der<br />

Technischen Universität Berlin) eine in vielen Bereichen bis heute gültige Einordnung der<br />

wichtigen Fragestel<strong>lung</strong>en der Disziplin Leichtbau, die in 18 Kapiteln und auf über 500 Seiten<br />

ausführlich behandelt werden. Das Buch stellt hierbei Leichtbaukonstruktionen für die Luftfahrt<br />

in den Mittelpunkt der Betrachtungen, dementsprechend wird das Augenmerk in weiten<br />

Teilen des Textes auf Füge- und Versteifungsverfahren gelegt, während die Behand<strong>lung</strong> von<br />

gussteilspezifischen Leichtbaufragestel<strong>lung</strong>en nicht gesondert behandelt wird.<br />

66


Nach einer systematischen Einführung in das Themengebiet und den unterschiedlichen<br />

Konstruktionsansätzen von Leichtbaustrukturen im ersten Kapitel folgt ein umfangreiches<br />

Kapitel über Leichtbau-Werkstoffe, welches zwar durch die Konstrukteursperspektive einige<br />

interessante Aspekte insbesondere <strong>zur</strong> Methodik der Werkstoffauswahl und zu werkstoffspezifischen<br />

Eigenschaften im Vergleich bietet, in Bezug auf die einzelnen Werkstoffgruppen<br />

(insbesondere die metallischen Werkstoffe Aluminium, Magnesium, Titan und Stahl) aber<br />

weitgehend veraltet ist. Die Kapitel drei bis neun widmen sich verschiedenen Aspekten der<br />

Versteifung von Profilen, Platten, Wänden etc. und sind für die Konstruktion von gegossenen<br />

Leichtbaukomponenten nur von geringem Informationsgehalt. Bemerkenswert hingegen ist<br />

das Kapitel über Sandwichstrukturen, welches durch eine Flut neuer Forschungsarbeiten<br />

und das Erschließen neuer Anwendungsbereiche in jüngster Zeit wieder verstärkt Aufmerksamkeit<br />

auf sich gezogen hat. Ein weiteres Kapitel widmet sich der Krafteinleitung in Platten,<br />

gefolgt von einem Kapitel über Umformteile aus Leichtmetall, mehreren Kapiteln zu klassischen<br />

Aspekten der Differentialbauweise (Fügetechnik, Klebetechnik), einem Kapitel <strong>zur</strong><br />

Problematik der betriebsfesten Bauteilbemessung sowie einem abschließenden Kapitel über<br />

Flugzeugbelastungen.<br />

Das Werk ist über verschiedene Bibliotheken und ggf. über Antiquariate erhältlich.<br />

Conrad, Klaus-Jörg: „Taschenbuch der Konstruktionstechnik“<br />

Fachbuchverlag Leipzig im Carl-Hanser-Verlag, München 2007<br />

Umfangreiches Nachschlagewerk, das den Stand der Technik<br />

im gesamten <strong>Produkt</strong>entstehungsprozess von der Ideenfindung<br />

über Konzeption, Entwurf und Berechnung bis hin zu<br />

Fragen der Materialauswahl, des Qualitäts- und <strong>Produkt</strong>datenmanagements,<br />

des Prototypings, der Fertigung und der<br />

Kalkulation in kompakter Form wiedergibt und regelmäßig<br />

aktualisiert wird.<br />

Speziell zum Thema Werkstoffauswahl gibt es ein ausführliches<br />

Kapitel mit Materialcharts und Hinweisen <strong>zur</strong> Vorgehensweise.<br />

Auch dem Thema Kosten widmet sich ein eigenes<br />

Kapitel.<br />

67


4.1.1.2 Konstruktions- und Berechnungshilfen<br />

Kossira, Horst: „Grundlagen des Leichtbaus: Einführung in die Berechnung dünnwandiger<br />

stabförmiger Tragwerke“, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg 1996<br />

Der Autor, der am Institut für Flugzeugbau und Leichtbau der TU Braunschweig tätig ist, behandelt<br />

im Rahmen der allgemeinen Festigkeitslehre ausführlich Spannungsprobleme an<br />

stabförmigen Tragwerken und deren rechnerische Lösung mit Hilfe der linearen Elastizitätstheorie.<br />

Dabei wird sowohl auf Probleme der Modellbildung als auch auf einzelne Modelle<br />

und Theoreme detailliert eingegangen und die Berechnung an einfachen Beispielen erläutert.<br />

Das Buch richtet sich an Studenten im Grundstudium des Flugzeugbaus, welche in die Lage<br />

versetzt werden sollen, „dünnwandige Bauteile, die durch Biegung und/oder Torsion beansprucht<br />

werden, mit Hilfe einfacher Ingenieurtheorien, denen die Grundgleichungen für den<br />

Stab, den Balken und die Scheibe zu Grunde liegen, auf Festigkeit (nicht Stabilität, siehe<br />

dazu Stabilitätstheorie im Leichtbau) zu dimensionieren.“ [TU Braunschweig VVZ]<br />

4.1.1.3 Materialauswahl<br />

Ashby, Michael: „Materials Selection in Mechanical Design“<br />

Originalausgabe,Burlington 2005<br />

Easy-Reading Ausgabe mit Übersetzungshilfen, Heidelberg 2007<br />

Englischsprachiges Standardwerk <strong>zur</strong> Methodik der Materialauswahl<br />

im Konstruktionsprozess, das insbesondere durch die vielen Materialcharts<br />

interessiert, die der Autor in seiner Funktion als Professor an<br />

der Cambridge University entwickelte. Die über 600-seitige Heidelberger<br />

Ausgabe enthält zudem zahlreiche Fallbeispiele und Übersetzungshilfen.<br />

68


Reuter, Martin: „Methodik der Werkstoffauswahl – Der systematische<br />

Weg zum richtigen Material“<br />

Carl-Hanser-Verlag, München 2007<br />

Deutschsprachige Alternative zu „Ashby: Materials Selection in Mechanical<br />

Design“, enthält viele der Original-Werkstoffcharts und nimmt<br />

auf o. g. Werk Bezug. Der Schwerpunkt dieses Buches liegt auf der<br />

Vermitt<strong>lung</strong> der Systematik, es richtet sich an Konstrukteure in Studium<br />

und Praxis gleichermaßen und ist kompakt abgefasst (250 Seiten).<br />

Inhaltlich werden allgemeine Aspekte der Werkstoffauswahl<br />

behandelt, die Vorgehensweise <strong>zur</strong> Lösung von Werkstofffragen wird intensiv und in vier<br />

Phasen geordnet dargelegt, abschließend werden Hinweise <strong>zur</strong> Informationsbeschaffung<br />

sowie Wissen über prozessbegeleitende Methoden und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>stools vermittelt.<br />

Moeller, Elvira: „<strong>Handbuch</strong> Konstruktionswerkstoffe“<br />

Carl-Hanser-Verlag, München 2008<br />

Das umfangreiche Standardwerk bietet auf rund 1000 Seiten eine<br />

ausführliche Übersicht über alle gängigen metallischen und nichtmetallischen<br />

Konstruktionswerkstoffe mit Verweisen auf Normen,<br />

umfangreichen Werkstoffkennwerten, Hinweisen <strong>zur</strong> Werkstoffauswahl<br />

und Verwendung.<br />

4.1.2 Periodische Fachpublikationen<br />

Lightweight Design<br />

http://www.lightweight-design.de<br />

Vierteljährlich erscheinende englischsprachige Fachzeitschrift aus<br />

dem Vieweg-Verlag zum Thema Leichtbau bewegter Massen mit<br />

Schwerpunkt auf Kunststoffen und Verbundwerkstoffen.<br />

Schriftenreihe Strukturleichtbau<br />

Herausgeber: Kompetenzzentrum Strukturleichtbau e.V. an der Universität Chemnitz<br />

www.strukturleichtbau.de<br />

69


Green Car Journal<br />

www.greencar.com<br />

Englischsprachige Fachzeitschrift aus Kalifornien, die sich mit alternativen<br />

Antriebskonzepten im Automobilbereich beschäftigt.<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

4.1.3 Bibliographien von Fachvorträgen und Tagungsbeiträgen<br />

Publikations- und Vortragsliste des Instituts für Kraftfahrwesen (IKA) der RWTH Aachen<br />

Online unter: www.fka.de<br />

4.2 Fachtagungen und Kongresse<br />

euroLITE, Salzburg<br />

www.eurolite-expo.eu<br />

Termin: letzte Juniwoche (jährlich)<br />

Organisator: FH Landshut<br />

Landshuter Leichtbau-Colloquium (LLC), Landshut<br />

http://www.leichtbau-cluster.de/llc/<br />

Termin: alle zwei Jahre im Frühjahr (nächster Termin: 2011)<br />

Organisator: Leichtbau-Cluster der FH Landshut<br />

Symposium mit Fachvorträgen von Vertretern aus Industrie und Forschung zum Thema<br />

70


automobiler Leichtbau und angegliederter Fachmesse mit zuletzt 27 Ausstellern vornehmlich<br />

aus dem süddeutschen Raum Österreich und der Schweiz, wobei von Softwareherstellern<br />

über Automobilbauer und Zulieferer bis hin zu Forschungsinstituten und Universitäten<br />

fast jeder Bereich des automobilen Leichtbaus vertreten ist.<br />

Ranshofener Leichtmetall-Tage<br />

http://www.lkr.at/9b908d4a5d2c2d2ffb10ddb0a45fdbb7.html<br />

Termin: alle zwei Jahre (nächster Termin: Mai 2010)<br />

Tagungsort unterschiedlich<br />

LiMA – Leichtbaulösungen im Maschinen- und Anlagenbau<br />

Organisatoren: Event- und Messegesellschaft Chemnitz<br />

GmbH, Ameco Press GmbH<br />

Tagungsort: Chemnitz<br />

Termin: erstmalig im Juni 2009<br />

Website: http://www.lima-chemnitz.de<br />

Erstmals in 2009 fand in Chemnitz parallel <strong>zur</strong> Sächsischen Industrie- und Technologiemesse<br />

SIT in der Messe Chemnitz die neue Leichtbau-Fachmesse LiMA für Leichtbaulösungen<br />

im Maschinen- und Anlagenbau statt. Die aus einer Sonderschau hervorgegangene Veranstaltung<br />

versteht sich als Präsentationsplattform für Konstrukteure, <strong>Entwick</strong>ler und Hersteller<br />

von Leichtbaukomponenten und -lösungen, die in den verschiedensten Bereichen des Maschinen-<br />

und Anlagenbaus zum Einsatz kommen. Neben den ausstellenden Unternehmen ist<br />

auch eine Vielzahl von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen vertreten,<br />

die Forschungsprojekte und neue <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>strends vorstellen. Das zugehörige eintägige<br />

Symposium wartet mit Fachvorträgen zu Leichtbauentwick<strong>lung</strong>en aus den Bereichen<br />

metallische, organische und Komposit-Konstruktionswerkstoffe, Energieeffizienz, Adaptronik<br />

und Funktionsoberflächen auf.<br />

INTEC / Zulieferermesse Z, Leipzig<br />

http://www.messe-intec.de<br />

Internationale Fachmesse für Fertigungstechnik,<br />

71


Werkzeugmaschinen- und Sondermaschinenbau<br />

Termin: jährlich<br />

Über 700 Aussteller aus dem In- und Ausland beteiligten sich in 2008 an der Maschinenbaumesse<br />

INTEC für Fertigungstechnik, Werkzeugmaschinen- und Sondermaschinenbau,<br />

die neben EMO Hannover und AMB Stuttgart zu den großen deutschen Events für den<br />

Werkzeugmaschinenbau gehört. Die Zulieferermesse Z, die jeweils gemeinsam mit der IN-<br />

TEC stattfindet, zählte in 2008 über 500 Aussteller überwiegend aus der Automobilzuliefererbranche,<br />

von denen viele Kunststofflösungen anbieten. Insgesamt verzeichneten die beiden<br />

Messen zuletzt knapp 17 000 Besucher. In Verbindung mit der INTEC / Z findet alljährlich<br />

in Leipzig der Jahreskongress der Automobilindustrie statt, der eines der wichtigsten<br />

Events für die deutschen Automobilbauer darstellt. Das Thema Leichtbau findet sich in zahlreichen<br />

<strong>Produkt</strong>en und Vorträgen wieder und wird von den Ausstellern als so wichtig empfunden,<br />

dass es zum offiziellen Leitmotiv der Messe in 2008 wurde.<br />

H2Expo, Hamburg<br />

Messe für Wasserstoff- und Hybridantriebskonzepte und -infrastruktur<br />

Termin: alle 2 Jahre im Herbst (Oktober-November),<br />

nächster Termin: November 2010<br />

Fachmesse mit Ausstellern aus Forschung und Industrie, Konferenz mit zuletzt 60 Fachvorträgen<br />

zu den Themen Wasserstoff-Gewinnung, Speicherung, Versorgungskonzepte, Anwendungen,<br />

Brennstoffzellenentwick<strong>lung</strong> und Antriebskonzepte.<br />

http://www.h2expo.de<br />

Internationales CAR-Symposium, Duisburg<br />

Symposium für Kraftfahrzeugtechnik und Antriebsstrategien<br />

http://www.car.fh-gelsenkirchen.de/<br />

Termin: Jährlich im Januar<br />

72


Das internationale Symposium für Führungskräfte von OEM und Zulieferern wird jährlich vom<br />

Center of Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen unter Leitung von<br />

Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer ausgerichtet und bietet Fachvorträge, Diskussionen und<br />

Workshops zu den Themen Zukunfts-Märkte und –Technologien, innovative Antriebe und<br />

Kraftstoffe, Prozessoptimierung, intelligente Werkstoffe, Leichtbau, Safety und Security, Kapazitäts-Management<br />

und Personal, Logistikstrategien und Konzepte und Cluster-Initiativen.<br />

EUCOMAS – European Conference on Materials and Structures in<br />

Aerospace<br />

http://www.eucomas.eu<br />

Termin: Jährlich im 2.-3. Quartal<br />

Die 3tägige Konferenz, die seit 2008 unter Schirmherrschaft des VDI jährlich stattfindet befasst<br />

sich mit Themen rund um Werkstoffforschung und Werkstoffentwick<strong>lung</strong> für Anwendungen<br />

in der Luft- und Raumfahrt. Neben einem umfangreichen Programm aus Fachvorträgen<br />

und Workshops gehören Unternehmensbesichtigungen ebenso <strong>zur</strong> Tagesordnung<br />

wie eine Fachausstel<strong>lung</strong> und ein Get-Together, auf dem die Konferenzteilnehmer Kontakte<br />

knüpfen können. Aufgrund des europaweiten Adressatenkreises wird die Tagung komplett<br />

in Englisch ausgerichtet.<br />

4.3 Elektronische Ressourcen<br />

4.3.1 Internetseiten<br />

Nano- und Materialinnovationen Niedersachsen e.V.<br />

www.nmn-ev.de<br />

Umfangreiche Veröffentlichungsliste zu Ergebnissen der<br />

Leichtbauforschung im Bundesland Niedersachsen.<br />

73


Materialcharts:<br />

http://www-materials.eng.cam.ac.uk/mpsite/interactive_charts/<br />

Einzelne Materialcharts der Cambridge University zu Festigkeits-Dichte-<br />

Verhältnis, Festigkeits-Kosten-Relation etc., jedoch nur nach Werkstoffgruppen,<br />

nicht nach einzelnen Werkstoffen aufgeschlüsselt.<br />

Informationen über alternative Fahrzeugantriebe und -komponenten<br />

http://www.greencarcongress.com/topics.html<br />

Gut strukturierte und informative englischsprachige Website aus Kalifornien mit technischen<br />

Informationen, Fachartikeln und Marktanalysen zu den Themen nachhaltige Mobilität und<br />

alternative Antriebskonzepte für den Massenmarkt.<br />

Hybridfahrzeuge und -komponenten<br />

http://www.hybridcars.com<br />

Englischsprachige Webseite mit Informationen zu Hybridfahrzeugmodellen,<br />

-antrieben und Komponenten.<br />

Karosserie-Netzwerk<br />

www.karosserie-netzwerk.de<br />

Umfangreiche Veröffentlichungsliste zum automobilen Leichtbau<br />

(hauptsächlich Exterior), zum Teil mit Links zu den Volltexten.<br />

Motorlexikon Online<br />

www.motorlexikon.de<br />

Online-Version des bekannten Motorlexikons von Basshuysen<br />

und Schäfer aus dem Vieweg-Verlag, eingeschränkter<br />

Umfang gegenüber der Buchausgabe.<br />

Datenbanken<br />

MAVEL Autobench Database<br />

www.autobench.com<br />

74


Umfangreiche Datenbank des französischen Informationsdienstleisters mit Bauteilinformationen<br />

über Komponenten aktueller PKW-Modellreihen internationaler Hersteller, gewonnen<br />

durch Demontage und Analyse von Neufahrzeugen.<br />

Die hinterlegten Informationen umfassen<br />

Angaben über Bauteilgewichte,<br />

verwendete Werkstoffe und Prozesse,<br />

zugeordnete Baugruppen und Lieferanten.<br />

Da nicht alle Modelle sämtlicher<br />

Hersteller abgedeckt sind, ist das Tool<br />

insbesondere für das Volumensegment<br />

PKW-Mittelklasse interessant. Premium-Modelle<br />

sind so gut wie nicht vertreten.<br />

Liste der enthaltenen Modellvarianten:<br />

http://www.autobench.com/products/ABproducts/Vehicle-list.htm<br />

WIAM-Metallinfo<br />

www.wiam.de<br />

Abbildung 4-1: Auswahloptionen im Programm<br />

MAVEL Autobench / Bodybench<br />

Anbieter: IMA Materialforschung und Anwendungstechnik GmbH, Dresden<br />

Umfangreiche Werkstoffdatenbank mit ca. 4.800 Werkstoffen und 20.000 Modifikationen<br />

für die Bereiche Stahl, Stahlguss, Gusseisen, NE-Metalle und Sintermetalle, optionales Modul<br />

WIAM-ZYK mit zyklischen Kennwerten <strong>zur</strong> Lebensdauerberechnung verfügbar.<br />

Bayerisches Online-Materialinformationssystem M-Line Zwei<br />

www.werkstoffe.de<br />

Deutschsprachige Online-Materialdatenbank mit ca. 6000 Einträgen zu Metallen, Kunststoffen,<br />

Keramiken, Verbundwerkstoffen und Hölzern, entwickelt vom bayrischen Forschungsverbund<br />

Materialwissenschaften. Das System enthält annähernd 6000 Datensätze zu Keramiken,<br />

Metallen, Kunststoffen, Verbundwerkstoffen und neuerdings auch zu Hölzern, erwei-<br />

75


terte Suchfunktionen, einen Katalog mit Standardwerkstofflösungen für verschiedene Bauteile,<br />

einen Normenkatalog sowie ein Expertenverzeichnis. Die Nutzung des Systems ist kostenlos.<br />

Cambridge Engineering Selector CES<br />

www.grantadesign.com<br />

Anbieter: Granta Design, Cambridge<br />

Vertreibt und entwickelt Software <strong>zur</strong> Darstel<strong>lung</strong> von Materialcharts, z. T. gekoppelt mit Materialdatenbanken.<br />

Zusammenarbeit mit der Universität Cambridge und dem Material Data<br />

Management Consortium.<br />

Abbildung 4-2: Benutzeroberfläche der Materialauswahl-SoftwareCES-Selector<br />

76


Aluminium Database<br />

Aludatabase.de<br />

Deutschsprachige Materialdatenbank mit Einträgen zu Aluminium-Werkstoffen, anderen NE-<br />

Metallen (Kupfer, Magnesium) und Stählen. Die Datenbank ist online sowie auf CD verfügbar.<br />

Einträge beinhalten chemische und physikalische Kennwerte sowie mechanische Eigenschaften.<br />

Die Kosten für eine Jahreslizenz betragen aktuell 230 Euro.<br />

FIZ-Technik Werkstoff- und Materialdatenbank WEMA:<br />

http://www.fiz-technik.de/db/b_wema.htm<br />

Deutsch- und englischsprachige Datenbank mit über 900.000 Einträgen aus Fachzeitschriften,<br />

Konferenz- und Forschungsberichten, Fachbüchern und Dissertationen zu metallischen<br />

und nichtmetallischen anorganischen Werkstoffen sowie Verbundwerkstoffen, Fertigungsverfahren,<br />

Prüfverfahren und Werkstoffeigenschaften.<br />

Werkstoffe:<br />

• Stahl- und Eisenlegierungen<br />

• NE-Metalle, Sondermetalle, Legierungen, metallische Gläser<br />

• Nichtmetallische anorganische Werkstoffe (Keramik, Glas, Feuerfestprodukte, Bindemittel<br />

und Baustoffe, natürliche und synthetische Minerale und Gesteine)<br />

• Verbundstoffe (Faserstoffe, Partikelverbundwerkstoffe, Beschichtungen)<br />

Themen:<br />

• Werkstoffgewinnung, Gießereitechnik, Hüttenwesen<br />

• Fügetechnik, Schweißtechnik<br />

• Wärmebehand<strong>lung</strong>, Oberflächenvered<strong>lung</strong><br />

• Analysen und Messverfahren, Normung<br />

• Zerstörungsfreie und zerstörende Prüfung<br />

• Korrosion, Rheologie, Tribologie<br />

• Werkstoffkunde, Werkstoffphysik<br />

• Eigenschaften, Anwendungen<br />

• Betriebsmanagement <strong>zur</strong> Werkstoffgewinnung<br />

Werkstoffsuchmaschinen<br />

77


Matweb<br />

www.matweb.com<br />

In der englischsprachigen Online-Datenbank sind fast 70 000 Werkstoffe (Metalle, Kunststoffe<br />

und Keramik) verzeichnet und mit Hilfe erweiterter Suchfunktionen über Werkstoffparameter<br />

kostenlos recherchierbar. Die Datenbank ist damit die umfangreichste kostenlose Datenbank<br />

im Internet. Die Seite finanziert sich durch Werbung und wird von namhaften Sponsoren<br />

unterstützt. Nachteil: Es sind nur amerikanische Legierungen verzeichnet.<br />

Abbildung 4-3: Anzeige der Materialdaten mit Hilfe der Werkstoffsuchmaschine Mat-<br />

Web<br />

NIMS Materials Database<br />

https://mits.nims.go.jp/db_top_eng.htm<br />

Das National Institute for Materials Science (NIMS) in Tsukuba (Japan) unterhält eine englischsprachige<br />

Materialdatenbank mit Einträgen zu Sonderwerkstoffen für Elektronik, Reaktortechnik,<br />

Druckbehälter, Werkstoffe für Schweißkonstruktionen und Polymerwerkstoffe.<br />

Interessant sind auch die Sub-Datenbanken zu Ermüdungs- und Kriechfestigkeit sowie das<br />

Tool <strong>zur</strong> dreidimensionalen Darstel<strong>lung</strong> von Phasendiagrammen.<br />

78


MMC-Access<br />

http://mmc-assess.tuwien.ac.at/mmc/Home.html<br />

Werkstoffsuchmaschine, Herstellerverzeichnis, Bewertungshilfen und Applikationsbeispiele<br />

zum Thema Metallmatrix-Verbundwerkstoffe, bereitgestellt durch das Forschungsverbundnetzwerk<br />

MMC-Access unter Federführung der TU Wien.<br />

Materials Data for Cyclic Loading<br />

http://www.wm.bauing.tu-darmstadt.de/mat-db-html/index.html<br />

Datenbank und Werkstoffsuchmaschine des IFSW der TU Darmstadt mit einer Vielzahl von<br />

Einträgen zu zügig und zyklisch ermittelten Kennwerten metallischer Werkstoffe (hauptsächlich<br />

Stähle), über Gastzugang kostenlos nutzbar.<br />

Abbildung 4-4: Eingabemaske mit Suchkriterien der Suchmaschine der TU Darmstadt<br />

für zyklische Werkstoffkennwerte<br />

79


4.3.2 Software<br />

Cambridge Engineering Selector (CES)<br />

http://www.grantadesign.com/products/ces<br />

Abbildung 4-5: Mit Hilfe des Cambridge<br />

Engineering Selectors lassen sich Materialcharts<br />

generieren<br />

4.4 Forschungs- und <strong>Produkt</strong>ionsnetzwerke<br />

Freunde und Förderer der Leichtbauforschung e.V.<br />

Rotebühlplatz 37<br />

D-70178 Stuttgart<br />

Bionik-Kompetenz-Netz BIOKON e.V.<br />

http://www.biokon.net/<br />

Materialauswahl-Software mit umfangreicher<br />

Werkstoffdatenbank und der Möglichkeit,<br />

Ashby-Materialcharts anzuzeigen. Inzwischen<br />

existieren Versionen für verschiendene Werkstoffgruppen.<br />

Vom BMBF gefördertes Netzwerk <strong>zur</strong> Förderung des fachlichen Austausches zwischen Arbeitsgruppen,<br />

Instituten und Einrichtungen, die sich mit dem Bereich Bionik beschäftigen,<br />

und der Industrie, sowie <strong>zur</strong> Erarbeitung von Bildungskonzepten und –inhalten und <strong>zur</strong> Vermitt<strong>lung</strong><br />

von Ansprechpartnern.<br />

80


Nano- und Materialinnovationen Niedersachsen e.V.<br />

www.nmn-ev.de<br />

Kompetenznetz des Landes Niedersachsen <strong>zur</strong> Förderung<br />

von Forschung, Technologietransfer und Innovationen in den<br />

Bereichen Nanotechnologie, Leichtbau und Oberflächentechnik.<br />

Netzwerk Innovationsverbund Angewandter Leichtbau (NIVA)<br />

http://www.niva-leichtbau.de<br />

Das brandenburgische Innovationsnetzwerk besteht aus 9 Unternehmen,<br />

die an Leichtbauprodukten für den Schienen-, Straßenund<br />

Schiffsverkehr sowie für andere zivile und militärische Aufgabengebiete<br />

arbeiten.<br />

Innovationsforum „Leichtgewichtige Materialen für beschleunigte Strukturen“<br />

http://www.netzwerk-leichtbau.de/<br />

Regionales Kooperationsbündnis von Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern<br />

mit dem Ziel, Leichtbauentwick<strong>lung</strong>en für Schiffstechnik, Luft- und<br />

Raumfahrt, Strömungskraftwerke und Offshore-Anlagen sowie für den Fahrzeugbau zu fördern.<br />

Netzwerkinitiative Leichtbau des Berlin-Brandenburgischen Aerospace Verbandes<br />

(BBAA)<br />

http://www.bbaa.de/fachgruppen/ni-leichtbau.html<br />

Die Netzwerkinitiative wird durch das Fraunhofer Institut für Polymermaterialien und Composite<br />

(PYCO) in Teltow angeführt und möchte zum Erfahrungsaustausch auf Messen, Konferenzen<br />

und Fachveranstaltungen anregen sowie <strong>zur</strong> Vermarktung des Themas Leichtbau<br />

beitragen.<br />

81


4.5 Experten und Beratungsbüros<br />

CES Eckard GmbH<br />

Stuttgart, München<br />

Internet: www.ces-eckard.de<br />

Email: info@ces-eckard.de<br />

Tel: 0711 78 19 34-60<br />

Fax: 0711 78 19 34-699<br />

Ingenieurdienstleister für die Bereiche Vernetzung, lineare und nichtlineare FEM-<br />

Berechnungen, CFD-Analysen und (thermisch) gekoppelte Fluid/Struktur-Analysen, Topologie-Optimierung,<br />

CAE-Methodenentwick<strong>lung</strong>, Erstel<strong>lung</strong> von Skripten für CA-Tools. Leistungsumfang<br />

umfasst Schu<strong>lung</strong>en, Anwenderunterstützung, Ingenieurdienstleistungen,<br />

Softwareentwick<strong>lung</strong>.<br />

IBS - Ingenieurbüro J. Schendel<br />

86163 Augsburg<br />

Tel: +49 (0) 821 – 3292867<br />

Internet: http://www.schendel-engineering.de<br />

E-Mail: info@schendel-engineering.de<br />

Leistungsumfang: Bauteilberechnung, Topologieoptimierung, Gewichts-, Steifigkeits- und<br />

Lebensdaueroptimierung, Beratung und Anwenderunterstützung, CFD-Analysen, Softwarenetwick<strong>lung</strong><br />

ITB Ingenieurgesellschaft für technische Berechnungen mbH<br />

44269 Dortmund<br />

Telefon: +49 (0) 231 / 94 53 65-0<br />

Telefax: +49 (0) 231 / 94 53 65-11<br />

Internet: http://www.itb-fem.de/<br />

Dienstleistungsangebot umfasst Simulation (Crash- und Fertigung), Berechnung (CATIA,<br />

ANSYS, LS), Festigkeitsnachweis, Bauteiloptimierung, Schu<strong>lung</strong>en, Anwenderberatung,<br />

Personalüberlassung<br />

Structural Design Ingenieurbüro für Tragwerksplanung<br />

Dipl.-Ing. Marc Quint VDI<br />

72764 Reutlingen<br />

T (+49) 07121 / 339245<br />

82


F (+49) 07121 / 339123<br />

http://www.xperteez.de/index.html<br />

Dienstleistungen im Bereich Strukturoptimierung und Tragwerksberechnung mit Hilfe bionischer<br />

Optimierungsmethoden CAO / SKO, Softwareprogrammierung.<br />

4.6 Universitäre Forschungsstellen (europaweit)<br />

Lehrstuhl und Institut für Leichtbau (ILB) an der RWTH Aachen<br />

http://www.ifl.rwth-aachen.de<br />

Leiter der Forschungsstelle: Univ.-Prof. Dr.-Ing. H.-G. Reimerdes<br />

Das Institut für Leichtbau kann an der RWTH Aachen auf über 50 Jahre Forschungstätigkeit<br />

<strong>zur</strong>ückblicken. Forschungsschwerpunkte sind Schalenstrukturen, Faserverbundwerkstoffe<br />

und Strukturdynamik in den Bereichen Luft- und Raumfahrt, Fahrzeugtechnik und Maschinen-<br />

und Anlagenbau.<br />

Gießerei-Institut der RWTH Aachen<br />

http://www.gi.rwth-aachen.de<br />

Leiter der Forschungsstelle: Prof. Dr.-Ing. A. Bühring-Polacek<br />

Das Gießerei-Institut der RWTH Aachen beschäftigt sich seit seiner Gründung im Jahre<br />

1929 mit Fragestel<strong>lung</strong>en rund um den Urformprozess Gießen. Dank umfangreicher Ausstattung<br />

werden heute Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sarbeiten in nahezu allen Gießverfahren<br />

und Werkstoffbereichen durchgeführt. Im Bereich Leichtbau wird konkret an den Themen<br />

Bionik und Verbundgießen geforscht.<br />

Forschungszentrum für Leichtbauwerkstoffe Panta Rhei<br />

Brandenburgische Technische Universität Cottbus<br />

http://www.tu-cottbus.de/einrichtungen/de/pantarhei<br />

83


Leiter der Forschungsstelle: Prof. Dr.-Ing. Leyens, Michailow,<br />

Vieweger, Prof. Dr. rer. nat. Schmeißer<br />

Das Forschungszentrum für Leichtbauwerkstoffe Panta Rhei<br />

gGmbH ist eine Tochtergesellschaft der BTU Cottbus und wird<br />

von mehreren Lehrstühlen interdisziplinär geführt.<br />

Im Vordergrund der Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>stätigkeit stehen die metallischen Leicht-<br />

bauwerkstoffe, vor allem auf der Basis von Aluminium, Magnesium, Titan, hochwarmfesten<br />

Titanaluminidlegierungen und höherfesten, oberflächenveredelten Stählen, sowie deren Ver-<br />

arbeitung (hauptsächlich Bauteilauslegung, Umform- und Fügetechnologien).<br />

Institut für Kraftfahrwesen (IKA) der RWTH Aachen<br />

www.ika.rwth-aachen.de<br />

Leiter der Forschungsstelle: Univ.-Prof. Dr. Stefan Gies<br />

Das IKA bietet Forschung und Lehre im Bereich automobilen<br />

Leichtbaus. Die Website umfasst eine umfangreiche Publikationsliste<br />

mit vielen Veröffentlichungen, die als Volltext online abrufbar<br />

sind.<br />

ILSB – Institut für Leichtbau und Struktur-Biomechanik, TU<br />

Wien<br />

http://www.ilsb.tuwien.ac.at<br />

Das Institut für Leichtbau und Struktur-Biomechanik (ILSB) beschäftigt sich interdisziplinär<br />

mit Themen rund um die Konstruktion und Berechnung von Leichtbaustrukturen. Zu den<br />

Kernkompetenzen in Forschung und Lehre gehören Leichtbau-Konstruktionen, Numerische<br />

Berechnung, Biomechanik und Werkstoffmikromechanik sowie Luft- und Raumfahrtstrukturen.<br />

Die verschiedenen Lehr- und Forschungsgebiete des Instituts für Leichtbau und Struktur-Biomechanik<br />

stehen miteinander in enger Beziehung. Zum Beispiel werden Erkenntnisse<br />

und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en auf dem biomechanischen Gebiet der Knochenmechanik unter Heranziehung<br />

von Finite-Elemente-Methoden und mikromechanischen Verfahren gewonnen und –<br />

vice versa – <strong>zur</strong> Optimierung von Verbund-Leichtbaukonstruktionen aus mikrostrukturierten<br />

84


(kompositen) Werkstoffen adaptiert und eingesetzt, wobei auch hier oftmals die Werkstoffbeschreibung<br />

mittels Methoden der Mikromechanik erfolgt.<br />

Leichtbau- und Technologiecenter LTC der FH Dortmund<br />

http://serv01.maschinenbau.fh-dortmund.de/~fischer/LTC.htm<br />

Leiter der Forschungsstelle: Prof. Dr.-Ing. Wilfried Fischer<br />

Das Leichtbau-Technologiecenter der FH Dortmund beschäftigt sich mit Themen rund um<br />

den Leichtbau bewegter Strukturen und verfolgt dabei einen interdisziplinären Ansatz. Ziel ist<br />

die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von Software- und Hardwareprototypen für innovative Anwendungen. Forschungsschwerpunkte<br />

sind die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von Software <strong>zur</strong> Topologieoptimierung (OpiuM),<br />

Leichtbau-Fahrzeugentwick<strong>lung</strong> (Projekt: Leichtbaudreirad in Aluminium-Verbundbauweise<br />

mit Elektroantrieb) und Rapid-Prototyping (<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> eines 3D-Druckers).<br />

Institut für Flugzeugbau und Leichtbau<br />

Technische Universität Braunschweig<br />

http://www.ifl.tu-bs.de/<br />

Leiter der Forschungsstelle: Prof. Dr.-Ing. Peter Horst<br />

Das Institut für Flugzeugbau und Leichtbau wurde 1938 gegründet. Die Leichtbauforschung<br />

für automobile und Luftfahrtanwendungen stellt neben der Forschung im Bereich Flugzeugkonzeption<br />

und –entwurf den Hauptschwerpunkt der Forschungstätigkeit am IFL dar. Abgeschlossene<br />

Forschungsprojekte umfassen Bauteilversuche an Steuerungselementen und<br />

Tragflügeln, <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von Strukturkonzepten und Programmsystemen für den Flugzeugentwurf,<br />

Crash- und Ermüdungsversuche an Faserverbundstrukturen, dynamische Belastungsversuche<br />

an Flugzeugkomponenten, Rumpfschalen- und Karosseriedesign sowie<br />

neue Leichtbauweisen.<br />

Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK)<br />

der TU Dresden<br />

http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_maschinenwesen/ilk/<br />

Das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der TU Dresden führt umfangreiche<br />

Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sarbeiten auf dem Gebiet beanspruchungsgerechter Leichtbaustrukturen<br />

und -systeme durch. Dabei wird ein werkstoff- und produktübergreifender<br />

85


Ansatz zu Grunde gelegt, der durchgängig die gesamte <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>skette – Werkstoff, Konstruktion,<br />

Simulation, Fertigung, Prototyp, Test, Qualitätssicherung, Kosten – umfasst. Die<br />

Kernkompetenz des ILK liegt im <strong>Entwick</strong>eln, Auslegen und Optimieren von Komponenten<br />

und Systemen des Hochleistungsleichtbaus sowie der Prototypenfertigung in Mischbauweise.<br />

Das Institut verfolgt einen werkstoffübergreifenden Ansatz und berücksichtigt entsprechend<br />

ihrem konstruktiv-technologischen Eigenschaftsprofil metallische Konstruktionswerkstoffe<br />

ebenso wie Kunststoffe und Composites mit Kurzfaser-, Endlosfaser- oder Textilverstärkung.<br />

Institut für Sandwichtechnologie, FH Mainz<br />

http://www.sandwich.fh-mainz.de<br />

Das Institut für Sandwichtechnik (iS-mainz) ist eine wissenschaftliche Einrichtung des Fachbereichs<br />

Architektur, Bauingenieurwesen, Geoinformatik und Vermessung der Fachhochschule<br />

Mainz und widmet sich technischen und materialwissenschaftlichen Fragestel<strong>lung</strong>en<br />

rund um Sandwichbauteile.<br />

Zentrum für Funktionswerkstoffe, Clausthal<br />

http://www.z-f-w.de<br />

Forschungszentrum mit Schwerpunkt auf der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von Druckguss-, Pulver- und Sinterwerkstoffen<br />

mit weiterem Forschungsschwerpunkt Squeeze-Casting.<br />

Fachgebiet Konstruktiver Leichtbau und Bauweisen (KLuB)<br />

der TU Darmstadt<br />

http://www.klub.tu-darmstadt.de/fachgebietklub/startseite_klub/index.de.jsp<br />

Im Zentrum der Forschungs- und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sarbeiten des Fachgebietes Konstruktiver<br />

Leichtbau und Bauweisen (KLuB) der TU Darmstadt steht der Leichtbau mit Faserverbund-<br />

Werkstoffen.Hierzu beschäftigt sich das Institut mit Konstruktionsmethoden, Krafteinleitungen<br />

und multifunktionalen Strukturen. Im Faserverbund-Technikum werden neu entwickelte<br />

Konzepte und Prototypen angefertigt.<br />

Lehrstuhl für Systemzuverlässigkeit und Maschinenakustik SZM der TU Darmstadt<br />

http://www.szm.tu-darmstadt.de<br />

86


Der Lehrstuhl für Systemzuverlässigkeit und Maschinenakustik SZM der TU Darmstadt beschäftigt<br />

sich mit Fragen der Integration elektronischer Komponenten und Funktionselemente<br />

sowie mit der Entstehung und Ausbreitung von Schwingungen in Bauteilen und Maßnahmen<br />

zu deren Verringerung. Durch den Studienschwerpunkt Kunststofftechnik wird<br />

4.7 Außeruniversitäre Forschungsstellen (europaweit)<br />

Leichtmetall-Kompetenzzentrum Ranshofen LKR<br />

A-5282 Ranshofen · Postfach 26<br />

Tel: ++43/7722/83333-0<br />

Fax: ++43/7722/83333-1<br />

e-mail: elfriede.dicker@arcs.ac.at<br />

Website: www.lkr.at<br />

Kompetenzzentrum Strukturleichtbau e.V.<br />

Technische Universität Chemnitz<br />

Reichenhainer Str. 70<br />

D-09126 Chemnitz<br />

Telefon: 0371 / 531-8154<br />

Telefax: 0371 / 531-4755<br />

http://www.strukturleichtbau.de<br />

Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen FKA mbH, Aachen<br />

http://www.fka.de<br />

Die FKA entstand als Ausgründung des Instituts für Kraftfahrzeuge (IKA) der RWTH Aachen,<br />

mit dem sie weiterhin in enger Kooperation steht.<br />

Das Dienstleistungsspektrum reicht von Konzeption, <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> und Erprobung von Fahrzeugsystemen<br />

über den Bau von Prototypen bis zu Beratung in allen Fragen automobiler<br />

Systeme und automobilen Leichtbaus.<br />

Fraunhofer Labor für Betriebsfestigkeit LBF, Darmstadt<br />

http://www.lbf.fraunhofer.de<br />

Das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF entwickelt, be-<br />

87


wertet und realisiert Lösungen für alle Sicherheitsbauteile im Spannungsfeld zwischen Betriebsfestigkeit,<br />

Adaptronik und Systemzuverlässigkeit für Automobil- und Nutzfahrzeugbau,<br />

Schienenverkehrstechnik, Schiffbau, Maschinen- und Anlagenbau, Luftfahrt, Energietechnik<br />

und andere Branchen. Der Arbeitsschwerpunkt liegt auf der Bewertung von Lastkollektiven<br />

bei zyklisch beanspruchten Bauteilen im Zusammenhang mit Maßnahmen <strong>zur</strong> Gewichtseinsparung<br />

und Leichtbau.<br />

<strong>IfG</strong> - Institut für Gießereitechnik gGmbH, Düsseldorf<br />

Kompentenzbereich Leichtbau in Guss<br />

www.ifg-net.de<br />

Das <strong>IfG</strong> ist seit seiner Gründung im Jahr 1954 als Brancheninstitut der im Bundesverband<br />

der deutschen Gießereiindustrie (BDG) vertretenen Unternehmen in der Forschung und<br />

Beratung in allen gießereitechnischen Fragestel<strong>lung</strong>en tätig. Der Kompetenzbereich Leichtbau<br />

in Guss, der im Rahmen des Projekts <strong>LeiKom</strong> <strong>zur</strong> Bünde<strong>lung</strong> aller leichtbauspezifischen<br />

Fragestel<strong>lung</strong>en am <strong>IfG</strong> entstanden ist, beschäftigt sich speziell mit der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von<br />

Leichtbaulösungen für Gussteile und bietet Forschung und Beratung zu Leichtbaulösungen<br />

aus Gusswerkstoffen, FEM-gestützte Strukturoptimierung für Gussteile, Füll- und Erstarrungssimulation,<br />

die Herstel<strong>lung</strong> von Prototypen und Vormustern sowie Werkstoffentwick<strong>lung</strong><br />

und –erprobung an.<br />

4.8 Nationale und internationale Förderprogramme<br />

Bionik-Innovationen aus der Natur<br />

Forschungsprogramm „fona“ Forschung für die Nachhaltigkeit des BMBF<br />

http://www.fona.de/de/1_forschung/wirtschaft/schluesselinnovationen/bionik_innovationen_a<br />

us_der_natur/index.php<br />

Projektträger: Forschungszentrum Jülich FZJ Biotechnologie<br />

Außenstelle Berlin<br />

Dr. Claudia Junge<br />

Wallstraße 17-22<br />

10179 Berlin, Deutschland<br />

Telefon 030-20199 466 | Telefax 030-20199 470<br />

c.junge@fz-juelich.de<br />

BIONA – Bionische Innovationen für nachhaltige <strong>Produkt</strong>e und Technologien<br />

88


Förderrichtlinie im Rahmen der High-Tech-Strategie der Bundesregierung über das BMBF<br />

Projektträger: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR e.V.<br />

Herr Dr. Sliwka / Herr Keil<br />

Heinrich-Konen-Str. 1<br />

53227 Bonn<br />

Tel.: 0228/3821-565<br />

Fax: 0228/3821-540<br />

E-Mail: umwelttechnik@dlr.de<br />

WING – Werkstoffinnovationen für Industrie und Gesellschaft<br />

Forschungsgebiete „Leichtbau“ und „Ressourceneffizienz“<br />

BMBF-Rahmenprogramm im Rahmen der High-Tech-Strategie der Bundesregierung<br />

2003 bis heute<br />

http://www.fz-juelich.de/ptj/wing/<br />

89


5 Systematische Leichtbaukonzeption für Gussteile<br />

Der Lösungsweg zu einer leichtbaugerechten Konstruktion unterscheidet sich vom grundlegenden<br />

Ablauf her nicht wesentlich von der standardmäßigen Konstruktionspraxis. Jedoch<br />

kommt Detailfragen wie z.B. der leichtbaugerechten Werkstoffbelegung oder der kraftflussund<br />

gewichtsoptimierten Geometrie eine wesentlich höhere Bedeutung zu als sonst üblich.<br />

Im Zentrum der Betrachtungen steht neben der Absicherung der Funktionalität einer Konstruktion<br />

stets die Forderung nach dem kleinstmöglichen Eigengewicht, welches es unter<br />

Berücksichtigung (und ggf. Absenkung, siehe 3.4) der relevanten Sicherheitsfaktoren. zu<br />

realisieren gilt.<br />

Hilfe bieten u. a. die VDI-Richtlinien <strong>zur</strong> methodischen Konstruktion, die von der VDI-<br />

Gesellschaft „<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>, Konstruktion, Vertrieb“ herausgegeben werden. Die Samm<strong>lung</strong><br />

umfasst im Wesentlichen die Richtlinien VDI 2221 bis VDI 2225. Die übergeordnete Richtlinie<br />

VDI 2221 „Methodik zum <strong>Entwick</strong>eln und Konstruieren technischer Systeme und <strong>Produkt</strong>e“<br />

zeigt den allgemeinen Ablauf bei der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> und Konstruktion technischer Systeme<br />

und unterteilt den Konstruktionsprozess in sieben Arbeitsschritte (Klären und Präzisieren der<br />

Aufgabenstel<strong>lung</strong>, Ermitteln von Funktionen und deren Strukturen, Suche nach Lösungsprinzipien,<br />

Gliedern in realisierbare Module, Modulgestaltung, <strong>Produkt</strong>gestaltung, Ausarbeiten<br />

der Ausführungs- und Nutzungsangaben). Sie wird durch die nachfolgenden Richtlinien VDI<br />

2222 Blatt 1 „Methodisches <strong>Entwick</strong>eln von Lösungsprinzipien“, VDI 2222 Blatt 2 „Erstel<strong>lung</strong><br />

und Anwendung von Konstruktionskatalogen“, VDI 2223 „Methodisches Entwerfen technischer<br />

<strong>Produkt</strong>e“ und VDI 2225 „Technisch-wirtschaftliches Konstruieren“ ergänzt bzw. präzisiert.<br />

90


Abbildung 5-1: Lösungsstrategie gemäß VDI-Richtlinie 2221 zum <strong>Entwick</strong>eln und Konstruieren<br />

technischer <strong>Produkt</strong>e und Systeme [REU07]<br />

Hieraus lässt sich eine spezielle leichtbaugerechte Konstruktionssystematik ableiten, welche<br />

bei jedem Konstruktionsschritt den Abgleich mit dem verfügbaren Leichtbauwissen hinsichtlich<br />

Konstruktionsstrategien, Bauweisen, Werkstoffen und Designelementen einbezieht. In<br />

Anlehnung an Klein lässt sich diese z.B. wie in Abbildung 5-2 dargestellt [KLE00].:<br />

91


Abbildung 5-2: Vorgehensweise <strong>zur</strong> Realisierung von Leichtbau-Konstruktionen<br />

[KLE00]<br />

Wie ein Konstruktionsprozess für gegossene Leichtbaukomponenten aus metallischen<br />

Werkstoffen im Detail aussehen könnte, soll nun im Folgenden gezeigt werden. Dabei soll<br />

das Augenmerk besonders auf die beiden zentralen Aspekte des Leichtbaus – Werkstoffauswahl<br />

und Formfindung – gelegt werden, während auf die Besprechung anderer Aspekte,<br />

die durch bestehende Regelwerke wie z.B. VDI 2221 hinreichend behandelt werden, nur am<br />

Rande eingegangen werden soll.<br />

92


5.1 Bauteilanalyse – Belastung, Kosten, Gewicht (Bauteilkenngrößen)<br />

Am Anfang jedes Konstruktionsprozesses steht die Klärung der Anforderungen, die an das<br />

zu entwerfende <strong>Produkt</strong> gestellt werden, unabhängig davon, ob es sich um eine Neukonstruktion,<br />

Varianten- oder Anpassungskonstruktion handelt.<br />

Wesentliches Werkzeug dieses Arbeitsschrittes ist die Anforderungsliste nach VDI 3694, die<br />

vom Konstrukteur in Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber auf Basis der Lasten- und<br />

Pflichtenhefte erstellt wird und die alle relevanten Randbedingungen enthält, die das spätere<br />

<strong>Produkt</strong> und dessen Eigenschaften und Funktionen kennzeichnen. In der Anforderungsliste<br />

sind die Bauteilanforderungen vom Rang her untergliedert in Ziele, Forderungen und Wünsche,<br />

wobei die Erfül<strong>lung</strong> von Zielen und Forderungen für den Konstrukteur in jedem Fall<br />

obligatorisch ist. Mit zunehmender Zahl von Anforderungen steigt naturgemäß auch die<br />

Komplexität der Lösungssuche.<br />

Gilt die Anforderungsliste für eine Baugruppe oder ein Gesamtsystem, so sind die definierten<br />

Anforderungen auf alle untergeordneten Baugruppen und Bauteile zu übertragen. Die Anforderungsliste<br />

kann sich an sog. Anforderungskatalogen orientieren, in denen häufig verwendete<br />

Konstruktionsanforderungen nach Themengebieten systematisiert werden und kann<br />

Forderungen hinsichtlich Geometrie, Gewicht, Betriebstemperaturen, Leistung, Belastungshäufigkeit,<br />

Werkstoff, Einsatzbedingungen, Sicherheit, Lebensdauer, Instandhaltung, Recycling,<br />

Energieeffizienz, Kosten, Stückzahlen, Termine etc. beinhalten.<br />

Leichtbaukomponenten sind demnach Bauteile, für welche die Anforderung „niedriges Gewicht“<br />

besteht und gegenüber anderen Anforderungen gleichrangig oder höher bewertet<br />

wird. Das heißt jedoch nicht, dass Anforderungen hinsichtlich Sicherheit, Kosten, Funktion<br />

oder Instandhaltung hinter der Forderung nach Leichtigkeit <strong>zur</strong>ückstehen müssen – es ist die<br />

besondere Herausforderung dieser Disziplin, scheinbare Gegensätze durch innovative Lösungsstrategien<br />

zu vereinen. Voraussetzung hierfür ist jedoch eine Betrachtungsweise, welche<br />

z.B. die Gesamtkosten eines <strong>Produkt</strong>s über den gesamten <strong>Produkt</strong>lebenszyklus und<br />

nicht die reinen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s-, Fertigungs-, Material- und Absatzkosten zu Grunde legt.<br />

5.2 Werkstoffauswahl<br />

Kaum ein Aspekt des <strong>Produkt</strong>entstehungsprozesses wird derart eng mit dem Begriff „Leichtbau“<br />

verbunden wie die Auswahl des optimalen „Leichtbau-Werkstoffs“. Einige Werkstoffklassen,<br />

wie z.B. GFK- und CFK-Werkstoffe, die Leichtmetalle Aluminium, Magnesium und<br />

93


Titan sowie viele technische Kunststoffe werden pauschal als Leichtbauwerkstoffe vermarktet.<br />

Dabei wird suggeriert, dass Leichtbauforderungen allein durch die Verwendung von<br />

Werkstoffen geringer Dichte realisiert werden können. In der Realität spielen jedoch wesentlich<br />

mehr Aspekte für die Beurtei<strong>lung</strong> der Leichtigkeit einer Konstruktion eine Rolle als nur<br />

die Dichte des Konstruktionswerkstoffs. Aufgrund der Vielzahl der Werkstoffparameter, die<br />

mit den in der Anforderungsliste definierten Randbedingungen abzugleichen sind, wird die<br />

Zweckmäßigkeit einfacher Verhältniszahlen als Beurtei<strong>lung</strong>skriterium für eine leichtbaugerechte<br />

Konstruktion vielfach abgelehnt.<br />

Zusätzlich wird die Werkstoffauswahl dadurch erschwert, dass sie nicht losgelöst vom übrigen<br />

Konstruktionsprozess stattfindet, in enger Abstimmung mit der Formfindung, der Klärung<br />

der Funktionsprinzipien und der Prozessauswahl erfolgen muss. Insbesondere bei Neu- und<br />

Anpassungskonstruktionen ergibt sich ein Ablauf, der besondere Flexibilität erfordert. Anfangs<br />

definierte Randbedingungen können sich durchaus im Laufe des <strong>Produkt</strong>entstehungsprozesses<br />

ändern und neue Prozessschleifen erforderlich machen. In diesen Fällen muss<br />

besonderes Augenmerk auf die Abstimmung und Organisation der einzelnen Teilprozesse<br />

und auf eine transparente Struktur des Lösungsfindungsprozesses gelegt werden, wenn kosten-<br />

und zeitintensive Wiederholschleifen vermieden werden sollen.<br />

Daher ist es im Einzelfall erforderlich, auf der Basis von Lastenheft und Anforderungsliste<br />

zunächst die werkstoffrelevanten Randbedingungen zu definieren und in eine Materialanforderungsliste<br />

zu überführen. Auf Basis der Materialanforderungsliste wird dann anschließend<br />

die Werkstoffauswahl initiiert und die Zahl der in Frage kommenden Werkstofflösungen mit<br />

Hilfe geeigneter Werkzeuge wie Materialkatalogen, Werkstoffsuchmaschinen (siehe 4.3)<br />

eingegrenzt. Der Gesamtprozess der Werkstoffauswahl kann dementsprechend in vier Phasen<br />

unterteilt werden: Anforderungsanalyse, Werkstoffauswahl, Bewertung und Evaluierung,<br />

(Abbildung 5-3).<br />

94


Abbildung 5-3: Konstruktionsprozess <strong>zur</strong> Realisierung von Leichtbau-Konstruktionen<br />

[inach KLE00]<br />

Zur Systematik der Materialauswahl existiert einschlägige Fachliteratur [REU07, ASH07], die<br />

als Entscheidungshilfe konsultiert werden kann.<br />

5.2.1 Materialanforderungsliste<br />

Entsprechend der allgemeinen Anforderungsliste nach VDI 3694 lässt sich auch eine Anforderungsliste<br />

erstellen, die nur Materialanforderungen enthält und diese weiter spezifiziert.<br />

Enthält die allgemeine Anforderungsliste z.B. die Forderung nach einer maximalen Einsatztemperatur<br />

von 500°C, so wird man bei der Erstel<strong>lung</strong> einer Materialanforderungsliste versuchen,<br />

aus dieser Information weitere Forderungen abzuleiten, wie z.B. Verzunderungsbeständigkeit,<br />

Warm(zug-, druck-, schwing-, etc.) -festigkeit, thermische Ausdehnung, Elastizität<br />

und Formbeständigkeit bei hohen Temperaturen etc.<br />

Hilfe bieten Lösungskataloge aus VDI 2222 oder aus Kap. 9 dieses <strong>Handbuch</strong>s sowie<br />

Checklisten, die der einschlägigen Fachliteratur entnommen werden können [COL03, REU07<br />

S. 62, CON07 S.322], Kreativitätstechniken und systematische Zusammenstel<strong>lung</strong>en von<br />

Werkstoffeigenschaften (Abbildung 5-4). Damit kann die Materialanforderungsliste weitaus<br />

95


umfangreicher ausfallen und mehr Forderungen beinhalten als das Lastenheft des Kunden.<br />

Zu den Materialanforderungen zählen auch Forderungen, die keine direkten Materialspezifikationen<br />

darstellen, aber durch die Werkstoffauswahl mit beeinflusst werden, wie z.B. Fertigungs-,<br />

Wartungs- und Recyclingkosten.<br />

Abbildung 5-4: Systematik der Werkstoffeigenschaften [REU07]<br />

5.2.2 Auswahlmethoden<br />

Auf Basis der Materialanforderungsliste erfolgt nun die Eingrenzung der <strong>zur</strong> Verfügung stehenden<br />

Werkstoffpalette auf einen überschaubaren Kreis geeigneter Werkstoffe. In jedem<br />

Fall müssen die Materialanforderungen in konkrete Werkstoffparameter übersetzt und deren<br />

Werte mit den in Werkstoffdatenblättern oder –datenbanken hinterlegten Werten abgeglichen<br />

werden. Basis für den Prozess der Werkstoffauswahl ist die Kenntnis bzw. Verfügbarkeit<br />

einer großen Anzahl von Werkstoffkennwerten und –informationen.<br />

Zur Eingrenzung der Werkstoffe werden die <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Werkstoffe nach Ausschlusskriterien<br />

gefiltert. Ausschlusskriterien sind hierbei durch die Angabe absoluter Werte<br />

gekennzeichnet (Mindestzugfestigkeit, maximale Betriebstemperatur, spezifischen Mindestelastizität<br />

etc.). Eine Über- oder Unterschreitung der Ausschlussgrenze durch einen Werkstoff<br />

führt zu seinem Ausschluss aus der Liste potenziell geeigneter Werkstoffe. Bei der Fest-<br />

96


legung von Ausschlusskriterien ist insbesondere der Beachtung von Kreuzkorrelationen besondere<br />

Aufmerksamkeit zu widmen. So kann das Ausschlusskriterium „nicht schwerer als 5<br />

kg“, welches für ein neu zu entwerfendes Bauteil im Lastenheft besteht, nicht eindeutig in<br />

einen einzelnen Werkstoffparameter (wie z.B. Dichte) übersetzt werden, solange die Geometrie<br />

der Gesamtkonstruktion nicht festgelegt ist. Da mit zunehmender Losgröße der Anteil<br />

der Materialkosten an den Gesamtkosten im Gegensatz zu den Konstruktionskosten ansteigt<br />

(siehe Kap. 8), sollte stets einer konstruktiven Lösung <strong>zur</strong> Erreichung der Leichtbauziele der<br />

Vorzug vor einer Werkstofflösung gegeben werden. Je nach Werkstoff kann auch im Interesse<br />

einer fertigungsgerechten Gestaltung eine weitere Konstruktionsanpassung notwendig<br />

werden, welche eine anschließende Neubewertung der Werkstofflösung erforderlich macht.<br />

In der Praxis wird man daher versuchen, die Vorauswahl auf Werkstoffe zu begrenzen, die in<br />

der Nähe von bewährten Lösungen aus der Vergangenheit angesiedelt sind.<br />

Im nächsten Schritt sortiert man die Werkstoffe aus der Vorauswahl anhand von Bewertungskriterien,<br />

die den Forderungen und Wünschen in der Anforderungsliste entsprechen, in<br />

besser geeignete und weniger geeignete Werkstoffe. Bewertungskriterien müssen keine Absolutwerte<br />

sein, sondern dürfen durchaus durch tendenzielle Forderungen dargestellt werden<br />

wie z.B. „möglichst leicht“ oder „so steif wie möglich“. Auch sind mehrere Forderungen hinsichtlich<br />

einer Werkstoffeigenschaft zulässig, z.B. „möglichst leicht“ (Bewertungskriterium)<br />

aber „nicht schwerer als“ (Ausschlusskriterium). Entscheidend ist die Festlegung des richtigen<br />

Bewertungsschlüssels auf Basis des Anforderungsprofils des Bauteils, (Abbildung 5-5).<br />

Abbildung 5-5: Vereinfachte Methodik der Werkstoffauswahl für Leichtbau-<br />

Konstruktionsaufgaben [ASH07]<br />

Sind die Materialanforderungen bekannt, so besteht der nächste Schritt darin, diese in entsprechende<br />

Werkstoffparameter zu übersetzen. Dabei macht es durchaus Sinn, Bewertungskriterien<br />

für die Werkstoffauswahl von Geometriefaktoren zu entkoppeln, auch wenn<br />

97


dies eine starke Vereinfachung ansonsten komplexer Zusammenhänge bedeutet. Eine Möglichkeit<br />

besteht in der Formulierung einer Zielfunktion<br />

P = f1 (F) * f2 (G) * f3 (M) (5-1)<br />

deren Lösungsmenge P sich aus den Funktionen f1, f2, f3 zusammensetzt. Dabei steht F für<br />

funktionale, G für geometrische und M für materialbezogene Randbedingungen. Die Zielfunktion<br />

P lässt sich je nach Komplexität entweder als Randwertproblem oder als lineare<br />

Optimierungsaufgabe lösen. Ziel einer Optimierung ist es in jedem Fall, funktions- und geometrieabhängige<br />

Faktoren durch Umformung und Substitution zu isolieren, so dass die Optimierungsaufgabe<br />

für den Fall der Werkstoffauswahl auf reine Materialparameter beschränkt<br />

werden kann.<br />

Der Vorteil dieses Ansatzes besteht in der Erhöhung der Freiheitsgrade bei der Werkstoffselektion<br />

und der Möglichkeit, bewusst die Vorteile von neuen und innovativen Werkstoffen zu<br />

nutzen, die sich unter Verwendung von konventionellen Bauraumkonzepten nicht oder nicht<br />

in vollem Umfang ausschöpfen lassen. Gerade bei Hi-Tech-Werkstoffen ist es jedoch erforderlich,<br />

die höheren Material- und Fertigungskosten durch herausragende Bauteileigenschaften<br />

zu rechtfertigen. Eine werkstoffgerechte Gestaltung der Bauteilgeometrie und der Fertigungsprozesse<br />

ist hierfür unabdingbar.<br />

Dieser Weg wurde bei der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> sogenannter Materialcharts verfolgt, bei denen wichtige,<br />

leichtbaurelevante Werkstoffkenngrößen wie Dichte, Festigkeit, Elastizität, Einsatztemperatur,<br />

Materialkosten etc. in Bezug zueinander gesetzt wurden. Durch die Verwendung von<br />

Materialcharts (Material Property Charts) in Form von Bubble-Charts oder Balkendiagrammen<br />

wird es dem Konstrukteur erleichtert, mit einem Blick das Potenzial unterschiedlicher<br />

Werkstofffamilien oder –klassen in Bezug auf einen relevanten Verhältniskennwert abzuschätzen<br />

und eine grobe Richtung vorzugeben, in die der Materialauswahlprozess gelenkt<br />

werden soll, (Abbildung 5-6).<br />

98


E-Modul (GPa)<br />

Abb 5 6<br />

Naturstoffe<br />

Polymer, Elastomer<br />

Schäume Keramik<br />

Dichte (t/m^3)<br />

Metalle<br />

Abbildung 5-6: Selektionsparameter-Eingabemaske und Darstel<strong>lung</strong>smöglichkeiten<br />

von Materialcharts [ASH07]<br />

In der Fachliteratur abgedruckte Materialcharts beschränken sich i. d. R. nur auf eine Abgrenzung<br />

unterschiedlicher Werkstofffamilien und –klassen untereinander. Es existiert jedoch<br />

auch Software, die aus hinterlegten Werkstoffdatenbanken für gewählte Kombinationen<br />

von Selektionsparametern entsprechende Materialcharts erzeugt. Anbieter sind unter 4.3.2<br />

und 4.3.4 aufgeführt.<br />

99


Abbildung 5-7: Screenshot der CAMS-Software CES: Links die Liste vorausgewählter<br />

Werkstoffe, rechts die Darstel<strong>lung</strong> in Form eines Bubble-Charts [Granta Design]<br />

Der Vorteil bei der Verwendung von CAMS-Software wie CES ist unter anderem, dass eine<br />

Vorauswahl von in Frage kommenden Werkstoffen z.B. anhand von Werkstofffamilie oder<br />

bestimmten Ausschlusskriterien getroffen werden kann und der Detaillierungsgrad der erzeugten<br />

Diagramme dementsprechend höher ausfällt (Abbildung 5-7). Zu ähnlichen Ergebnissen<br />

kommt man auch unter Verwendung eigener Datenbanken in Verbindung mit Statistiksoftware<br />

oder gängigen Tabellenkalkulationsprogrammen wie Excel, die gefilterte Datenbestände<br />

als Punktewolken darstellen können. Entscheidend für die Qualität der Entscheidungsgrundlage<br />

sind letztendlich die Zuverlässigkeit und der Umfang der hinterlegten Werkstoffdaten.<br />

5.2.3 BIC/λ-Konzept der SFB64 und SFB230<br />

Wie weiter oben beschrieben, stellt der BIC als auf die Tragfähigkeit einer Konstruktion bezogene<br />

Last einen Kennwert für die Effizienz einer Konstruktionslösung dar. Im Standardfall<br />

wird für die Last das Eigengewicht der Konstruktion eingesetzt, man spricht vom sogenannten<br />

„Eigengewichts-BIC“. Das BIC-Konzept lässt sich aber auch modifizieren, so dass Vergleichskennwerte<br />

<strong>zur</strong> Beurtei<strong>lung</strong> der Effizienz von Konstruktionen hinsichtlich ihrer Nutzlast,<br />

100


ihres Energieverbrauchs oder ihrer Steifigkeit unter Last gewonnen werden können. Entsprechend<br />

werden Nutzlast oder Energieverbrauch („Verkehrs-BIC“) auf die maximale Tragfähigkeit<br />

oder auf die Tragfähigkeit bis zu einer definierten Verformung bezogen.<br />

Da die Tragfähigkeit von der Form einer Konstruktion abhängig ist, und da dieser Einfluss mit<br />

zunehmender Schlankheit der druck- und biegebeanspruchten Elemente zunimmt, wurde der<br />

Begriff der relativen konstruktiven Schlankheit λ eingeführt als Quotient von Übertragungs-<br />

strecke und der Wurzel der zu übertragenden Last.<br />

s<br />

λ = (5-2)<br />

F<br />

Bei kurzen Übertragungsstrecken und hohen Lasten ist die relative Schlankheit gering, bei<br />

langen Übertragungsstrecken und geringen Lasten ist die relative Schlankheit groß.<br />

101


Im BIC/λ-Diagramm sind nun für verschiedene Konstruktionslösungen, die sich hinsichtlich<br />

Werkstoff, Geometrie und Art der Belastung unterscheiden, tragfähigkeitsbezogene Belastung<br />

und relative konstruktive Schlankheit gegeneinander aufgetragen. Das Diagramm ermöglicht<br />

so einen Vergleich von Konstruktionslösungen, die jeweils die gleiche Funktion erfüllen,<br />

im Hinblick auf ihre Leichtbaueffizienz. Bei gleicher relativer konstruktiver Schlankheit<br />

sind Konstruktionen mit niedrigerem BIC solchen mit größerem BIC hinsichtlich ihrer Effizienz<br />

überlegen, (Abbildung 5-8).<br />

Steinbögen<br />

Beton<br />

Brücken<br />

Unterspannte Träger<br />

Holzwürfel<br />

Stäbe<br />

Säulen<br />

Auswahl aus<br />

vielfältigen<br />

Elementen<br />

Abbildung 5-8: Ausschnitt aus einem BIC/λ-Diagramm [FRE97]<br />

5.3 Formfindungskonzepte<br />

5.3.1 Der formbestimmende Lastfall<br />

Grundlage für die Wahl einer beanspruchungsgerechten Bauteilgeometrie ist zunächst die<br />

Kenntnis des <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Bauraums und der exakten Belastungssituation. Der<br />

Analyse der Belastungssituation hinsichtlich Belastungsart(en), -intensität, Lastvertei<strong>lung</strong>,<br />

Krafteinleitung, Auflagersteifigkeit bzw. Einspannungsbedingungen und Sensitivität gegenüber<br />

adaptiven Prozessen, die im Bauteil stattfinden (z.B. Spannungsabbau durch Kriechen),<br />

kommt dabei in sofern besondere Bedeutung zu, als dass sie für ausschlaggebend für die für<br />

die Geometrieauswahl relevanten Randbedingungen und somit formbestimmend sind. Aus<br />

102


diesem Grund wurde von Sobek der Begriff des Formbestimmenden Lastfalls eingeführt.<br />

Unter Leichtbau-Gesichtspunkten wird die Realisierung aller denkbaren Gewichtseinsparungspotenziale<br />

angestrebt. Dies betrifft, wie unter 3.4 geschildert, auch die Reduzierung<br />

unnötig hoher Sicherheitsfaktoren. Je genauer die tatsächlich zu erwartende Belastungssituation<br />

bereits bei der Bauteilgestaltung eingegrenzt werden kann, desto niedriger können die<br />

entsprechenden Sicherheitsfaktoren angesetzt werden. Auch hier existieren Kreuzkorrelationen<br />

mit der Materialauswahl, zum Beispiel bei der Berücksichtigung von Sicherheitszuschlägen<br />

für Korrosion und Verschleiß auf Schwingfestigkeitswerte oder auf die Lebensdauer. Der<br />

formbestimmende Lastfall hängt somit von der Materialauswahl ab und umgekehrt.<br />

Während bei nicht-tragenden Bauteilen der formbestimmende Lastfall „Eigengewicht“ dominiert,<br />

tritt dieser bei tragenden Bauteilen und insbesondere bei Leichtbaukomponenten zu<br />

Gunsten der Nutzlast und evtl. Nebenlasten (z.B. Windlasten, Betriebslasten) in den Hintergrund.<br />

Dabei sind multiple formbestimmende Lastfälle durchaus möglich. Eine komplexe<br />

Belastungssituation kann sich z.B. bei einem Hinterachslenker aus den Lastfällen Eigengewicht,<br />

Nutzlast und Nebenlasten (z.B. Windlasten, Schwingungsübetragung, dynamische<br />

Beanspruchung durch Überfahren von Hindernissen, Eigenspannungen etc.) ergeben. Bei<br />

nicht eindeutig bestimmbaren Belastungssituationen gilt die größtmögliche Belastungssumme<br />

ohne Rücksicht auf die Eintrittswahrscheinlichkeit nach Sobek als formbestimmend und<br />

kann mit Hilfe spezieller Rechenverfahren (Vielparameteroptimierung) ermittelt werden. Eine<br />

Lösungsalternative bieten adaptive Systeme, die auf Beanspruchungsüberhöhung z.B. durch<br />

Steifigkeitsveränderung oder Geometrieanpassung (im positiven Sinne, d.h. im Sinne von<br />

Kompensation der Beanspruchung) reagieren.<br />

5.3.2 Gestaltungsprinzipien<br />

Neben den allgemeinen Gestaltungsgrundregeln (einfach, eindeutig, sicher), wie sie u. a.<br />

von Conrad definiert wurden, kommt beim leichtbaugerechten Gestalten den Aspekten der<br />

Krafteinleitung und der Gestaltung des Kraftflusses im Bauteil (Kraftleitung) wesentliche Bedeutung<br />

zu. Im Interesse einer geringen inneren Belastung der Konstruktion wird eine möglichst<br />

gleichmäßige Spannungsvertei<strong>lung</strong> über den gesamten Bauteilquerschnitt angestrebt.<br />

Zusätzlich werden die Gestaltungsgrundregeln um die Begriffe „leicht“ und „effizient“ im Austausch<br />

für „einfach“ ergänzt. „Leicht“ bedeutet gewichtsoptimiert, materialsparend bei<br />

höchstmöglicher Bauraumausnutzung. „Effizient“ bedeutet sowohl ressourceneffizient bei<br />

Material und Fertigung als auch energieeffizient im späteren Betrieb. Dementsprechend<br />

wurden die Gestaltungsprinzipien um das Prinzip der Materialeffizienz (im Sinne von effizienter<br />

Massebelegung) und der Funktionsintegration (als zu prüfende Alternative <strong>zur</strong> Differenti-<br />

103


albauweise) erweitert. Konventionelle Gestaltungsgrundregeln wie niedrige Betriebs- und<br />

Wartungskosten sowie einfache Montage und Fertigung ergeben unter Beachtung der Prinzipien<br />

„leicht“ und „effizient“ von selbst.<br />

Abbildung 5-9: Grundsätze und Prinzipien für die Gestaltung technischer <strong>Produkt</strong>e<br />

[CON03, REU04]<br />

Konkret bedeutet dies, dass für maximale Leichtbauforderungen der Kraftfluss stets auf kürzestem<br />

Weg geführt wird. Gemäß Gl. (2-4) bedeutet dies eine Minimierung der erforderlichen<br />

Tragfähigkeit und somit reduzierte Materialanforderungen, die ggf. mit leichteren Werkstoffen<br />

zu realisieren sind. Bauteile sind vorzugsweise auf Zug und Druck zu dimensionieren, Biegeund<br />

Torsionsbeanspruchungen sind im Interesse der Gesamtsteifigkeit der Konstruktion zu<br />

vermeiden.<br />

Dort, wo Konstruktionen auf Steifigkeit ausgelegt werden müssen, sind entweder die Eigenschaften<br />

entsprechend optimierter Werkstoffe mit hohen Elastizitätsmoduli bei gleichzeitig<br />

geringer Dichte auszunutzen (z.B. Kohlefaserwerkstoffe, bestimmte NE-Metalle) oder bei<br />

Werkstoffen mit niedrigem E-Modul durch konstruktive Versteifungen (zu Lasten der Gesamtmasse<br />

der Konstruktion) auszugleichen.<br />

104


Bei benachbarten Bauteilen mit übergeordneter Gesamtfunktion ist zu prüfen, ob sich durch<br />

Integralbauweise und Funktionsintegration Vorteile in Bezug auf Gewicht, Fertigungs- und<br />

Montageaufwand, Materialkosten, Ausfallwahrscheinlichkeit etc. gegenüber der Bauweise in<br />

Segmenten mit Teilfunktionen ergeben.<br />

5.3.3 Lineare Elastizitätstheorie<br />

Zur statischen Berechnung von Tragwerken bedient man sich idealisierter Modelle. So können<br />

Tragwerke in Abhängigkeit vom Grad der Annäherung an die reale Beanspruchungssituation<br />

entweder als volumen-, flächen- oder stabförmige Tragwerke aufgefasst werden. Ein<br />

stabförmiges Tragwerk stellt hierbei den am einfachsten zu berechnenden Fall dar, da die<br />

entstehenden Gleichungssysteme für die Gleichgewichtsbedingungen (außer bei Stabilitätsversagen<br />

oder großen Verformungen) linear, d.h. eindeutig lösbar sind. Aus diesem Grund<br />

strebt man auch bei komplexen Optimierungsaufgaben häufig eine Reduzierung des Problems<br />

auf lineare Teilprobleme an, welche sich mathematisch eindeutig lösen lassen.<br />

Eine belastete Struktur in Form eines stabförmigen Tragwerks lässt sich mit Hilfe der linearen<br />

Elastizitätstheorie berechnen, wenn linear-elastisches Werkstoffverhalten vorausgesetzt<br />

wird (Belastung im Bereich der Hooke´schen Geraden, kein gummielastischer Werkstoff,<br />

Abbruch der Rechnung bei beginnender plastischer Verformung). Ergebnis der Rechnung ist<br />

bei Anwendung der Deformationsmethode eine Steifigkeitsmatrix, welche die Verformung<br />

des Bauteils unter der jeweiligen Last als Verschiebungen in den Knotenpunkten wiedergibt,<br />

bei Anwendung der Kraftmethode entsteht eine Spannungsmatrix.<br />

Zur Formfindung eingesetzt, dient das Rechenverfahren <strong>zur</strong> Bewertung und zum Vergleich<br />

unterschiedlicher Designvorschläge. Es stellt zudem die Grundlage für die numerische Lösung<br />

von Stabilitätsproblemen mit Hilfe der Methode der Finiten Elemente (FEM) dar. Da die<br />

Lösung auf Basis eines idealisierten Modells erfolgt, bei dem gewisse Einflussfaktoren oder<br />

Beziehungen innerhalb des Bauteils vernachlässigt werden, können die Ergebnisse mehr<br />

oder weniger stark von der Realität abweichen und sind an einem Vergleichsbauteil in einem<br />

exemplarischen Versuch zu verifizieren.<br />

Berechnet werden können Spannungsvertei<strong>lung</strong>, Steifigkeitsbelegung und (begrenzt) Verformungen<br />

bei Zug-, Druck-, Biege- und Torsionsbeanspruchung für den Lastfall statische<br />

Belastung. Die Berechnung nichtlinearer Bauteileigenschaften (dynamische, zyklische,<br />

Kriechfestigkeit) ist mit Hilfe der linearen Elastizitätstheorie nicht möglich.<br />

105


Zur leichtbaugerechten Formfindung geht man so vor, dass zunächst Designvorschläge mit<br />

dem Ziel einer maximalen Gewichtsersparnis erarbeitet werden. Diese werden anschließend<br />

rechnerisch auf ihre Zielgrößen analysiert und unter Verwendung der unter 2 besprochenen<br />

Leichtbau-Kenngrößen miteinander verglichen.<br />

5.3.4 Bionik-Konzepte<br />

Mit dem Begriff „Bionik“ (engl. „Biomimetrics“) wird das Ableiten von technischen Lösungskonzepten<br />

von Beispielen aus der belebten Natur verstanden. Je nach verfolgter Fragestel<strong>lung</strong><br />

unterteilt sich die noch relativ junge Wissenschaftsdisziplin in eine Vielzahl von Fachgebieten,<br />

von denen für den Leichtbau neben der Struktur- oder Konstruktionsbionik die Gebiete<br />

Verfahrensbionik, Funktions- oder Bewegungsbionik und Evolutionsbionik von Bedeutung<br />

sind.<br />

Dabei gilt das Minimum-Maximum-Gesetz als Grundprinzip der Bionik, d.h. das Erreichen<br />

eines Maximums an Funktion bei einem Minimum an Materialeinsatz und Energieaufwand,<br />

z.B. durch Strukturanpassung. Insofern ist die Bionik eng mit dem Themengebiet Leichtbau<br />

verknüpft.<br />

Im Rahmen der Bionik haben sich verschiedene Lösungsansätze entwickelt. Bei der Strukturanalyse<br />

geht man von einer biologischen Lösung aus, analysiert deren Wirkprinzipien und<br />

überträgt diese anschließend auf ein technisches <strong>Produkt</strong>. Üblicherweise wird man im Rahmen<br />

eines <strong>Produkt</strong>entstehungsprozesses jedoch eher den umgekehrten Weg wählen und<br />

eine technische Aufgabenstel<strong>lung</strong> analysieren, auf Basis deren Wirkprinzipien Beispiele aus<br />

der belebten Natur gesucht werden und anschließend auf das zu entwerfende <strong>Produkt</strong> übertragen<br />

werden (Strategie nach Linde und Hill, Abbildung 5-10).<br />

106


Abbildung 5-10: Strategiemodell nach Linde/Hill [HIL99]<br />

Als Hilfsmittel wurden hierfür Strukturkataloge entwickelt, in denen für eine bestimmte Aufgabenstel<strong>lung</strong><br />

Lösungsbeispiele aus der Natur aufgelistet sind [siehe u. a. Hill]. Ein Strukturkatalog<br />

für das Aufgabengebiet „stützender und tragender Leichtbau“ ist in Anhang 9.2 wiedergegeben.<br />

5.3.5 Rechnergestützte Formfindungsprozesse<br />

Unter Einsatz rechnergestützter Methoden (FEM) wurden Verfahren <strong>zur</strong> Topologieoptimierung<br />

von Bauteilen entwickelt, die auf einer Simulation natürlicher Wachstumsprozesse von<br />

Knochen- oder Holzstrukturen beruhen. In natürlichen Strukturen registrieren interne Rezeptoren<br />

lokale Spannungskonzentrationen und regen Wachstumsprozesse an mit dem Ziel,<br />

Spannungskonzentrationen durch Materialanlagerung abzubauen. Ziel der Optimierung ist<br />

eine konstante Spannungsvertei<strong>lung</strong> bei minimalem Materialaufwand. Diese Verfahren haben<br />

unter den Methoden der Topologieoptimierung inzwischen ihren festen Platz und zählen<br />

zum Stand der Technik in der rechnergestützten <strong>Produkt</strong>entwick<strong>lung</strong>.<br />

Mit Hilfe der Topologieoptimierung ist es möglich, aus einem vorgegebenen Bauraum und<br />

einer vorgegebenen äußeren Belastung eine kraftlinienoptimierte Struktur zu berechnen.<br />

Hierbei wird zunächst für den komplett mit Material hinterlegten Bauraum eine Spannungsberechnung<br />

durchgeführt und anschließend das hinterlegte Material in Bereichen, deren<br />

107


Spannungskonzentration unter einem bestimmten Threshold-Wert liegt, eliminiert. In mehreren<br />

Iterationsschleifen nähert sich das Berechnungsergebnis schließlich immer mehr einer<br />

kraftlinienoptimierten und materialsparenden Form an, (Abbildung 5-11).<br />

Abbildung 5-11: Mit Hilfe der Topologieoptimierung wird aus einem vorgegebenen<br />

Bauraum eine Struktur errechnet, die eine konstante Spannungsvertei<strong>lung</strong> bei optimal<br />

geführtem Kraftfluss gewährleistet. Die Massebelegung in gering beanspruchten Bereiche<br />

wurde eliminiert. [STU03]<br />

Die Optimierung der Bauteilgeometrie kann mit Hilfe von Zielfunktionen und Nebenbedingungen<br />

(z.B. geringe Masse, geringes Volumen, hohe Steifigkeit, geringe Spannung, berechnete<br />

Schädigungsvertei<strong>lung</strong> bei zyklischer Beanspruchung etc.) oder auf Basis biologischer<br />

Optimierungsstrategien (CAO/SKO) erfolgen. Die Bewertung der Iterationsergebnisse<br />

erfolgt in der Regel automatisch, so dass als Endergebnis eine entsprechend der Aufgabenstel<strong>lung</strong><br />

optimierte Geometrie steht.<br />

Insbesondere für Neukonstruktion kann die rechnergestützte Topologieoptimierung zu vollkommen<br />

neuen Strukturen führen, deren Vorteile bei einer schlichten Anpassung bestehender<br />

Geometrien mit konventionellen Methoden möglicherweise nicht berücksichtigt würden.<br />

Softwarepakete für die rechnergestützte Topologieoptimierung sind z.B. OptiStruct, Ansys,<br />

TOSCA, OPIUM (FH Dortmund), CATOPO oder NASTRAN. In der Regel beinhalten diese<br />

Systeme verschiedene Lösungsstrategien (z.B. Optimale Spannungsvertei<strong>lung</strong>, Bionische<br />

Methoden etc.) und lassen sich durch benutzerindividuelle Solver erweitern.<br />

Zu den auf biologischen Wachstumsregeln basierenden Lösungsverfahren zählen insbesondere<br />

die Verfahren Computer Aided Optimization (CAO), Soft-Kill-Option (SKO) und Computer<br />

Aided Internal Optimization (CAIO), die vor einigen Jahren am Forschungszentrum Karlsruhe<br />

entwickelt wurden, und die heute im Rahmen der gängigen Softwarepakete <strong>zur</strong> Topologieoptimierung<br />

genutzt werden.<br />

108


Bei der CAO-Methode werden, ausgehend von einem beliebigen Designvorschlag und einer<br />

vorgegebenen Belastungssituation, Bauteilbereiche mit hoher Spannungskonzentration<br />

durch Anlagerung von Material an die äußere Schicht so optimiert, dass eine homogenere<br />

Spannungsvertei<strong>lung</strong> im Bauteil erreicht wird und Spannungsmaxima sukzessive abgebaut<br />

werden.<br />

Die Soft-Kill-Option nutzt die Mechanismen des adaptiven Katabolismus (Abbau von Knochensubstanz<br />

an gering beanspruchten Stellen) <strong>zur</strong> Berechnung überschüssigen Materials.<br />

Sie wird <strong>zur</strong> Bauteilberechnung immer dann eingesetzt, wenn aus einem vorgegebenen Bauraum<br />

bei definierter Last überschüssiges Material an gering beanspruchten Stellen entfernt<br />

werden soll (Aushöh<strong>lung</strong> nichttragender Bereiche).<br />

Bei inhomogenen Materialien wie Faserverbundwerkstoffen ist der Kraftlinienverlauf im Bauteil<br />

für die optimale Faserorientierung entscheidend. Mit Hilfe der CAIO-Methode lassen sich<br />

Hauptnormal- und Schubspannungen für unterschiedliche Faserverläufe berechnen und eine<br />

iterative Anordnung der Fasern mit dem Ziel vornehmen, Schubspannungen zu minimieren<br />

und eine kraftflussgerechte Faseranordnung zu erreichen.<br />

109


Abbildung 5-12: Bionische Methoden in der rechnergestützten Topologieoptimierung<br />

[MAT02]<br />

6 Werkstoff- und fertigungsgerechte Gestaltung<br />

Außer den Hauptkriterien Gewicht und Funktion existiert eine Vielzahl von Randbedingungen,<br />

die bei der Wahl einer anforderungsgerechten Konstruktion berücksichtigt werden müssen.<br />

Hierzu gehört insbesondere die Forderung nach einer Werkstoff- und fertigungsgerechten<br />

Gestaltung von Leichtbauteilen, denn diese Randbedingungen haben unmittelbaren Einfluss<br />

auf die Materialauswahl und Geometrie, (Abbildung 6-1). Es nützt zum Beispiel nichts,<br />

eine Versteifungsrippe aus Stahlguss so schmal zu dimensionieren, dass sie zwar optimal<br />

trägt, aber das gewählte Gießverfahren und die Viskosität des Materials nicht dazu geeignet<br />

sind, die Form an dieser Stelle komplett mit Material auszufüllen.<br />

110


Abbildung 6-1: Randbedingungen bei der Gestaltung von Leichtbau-Gussteilen<br />

6.1 Werkstoffgerechte Gestaltung<br />

Die Forderung nach einer Gestaltung, welche die Vorzüge des gewählten Werkstoffs voll <strong>zur</strong><br />

Geltung bringt, steht im Mittelpunkt der werkstoffgerechten Gestaltung. Die hohen Materialkosten<br />

von Leichtbaumaterialien im Vergleich zu Standard-Konstruktionswerkstoffen lassen<br />

sich nur dann rechtfertigen, wenn die besonderen Vorteile des jeweiligen Werkstoffs erkannt<br />

und sinnvoll genutzt werden. Voraussetzung hierfür ist die Kenntnis der Werkstoffeigenschaften<br />

im Detail (neben den Haupteigenschaften existieren häufig noch eine Reihe weiterer Eigenschaften,<br />

die Vorzüge wie z.B. Korrosionsbeständigkeit, Oberflächenbeschaffenheit, Recyclebarkeit,<br />

Gießbarkeit, Bearbeitbarkeit, Ästhetik etc. bieten können), die Beachtung relevanter<br />

Regelwerke (Normen, Merkblätter, Richtlinien für Konstruktion und Fertigung) und die<br />

Bereitschaft, werkstoffgerecht zu konstruieren.<br />

111


6.1.1 Normen und Regelwerke<br />

Neben den einschlägigen Normen für die jeweiligen Werkstoffe existiert noch eine Anzahl<br />

von Merkblättern und Richtlinien, welche Hinweise für die werkstoffgerechte Gestaltung enthalten,<br />

(Tabelle 6-1). Für den Bereich der metallischen Gusswerkstoffe sind hierunter insbesondere<br />

die VDG-Merkblätter K 200 und N1 zu nennen sowie die FKM-Richtlinien zum rechnerischen<br />

und bruchmechanischen Festigkeitsnachweis, die für den Konstrukteur statisch<br />

oder zyklisch belasteter Bauteile unerlässlich sind. Die darin enthaltenen Sicherheitsaufschläge,<br />

die bei der Berechnung veranschlagt werden führen jedoch zu hohen Wandstärken<br />

und damit hohem Materialeinsatz, welches nicht unbedingt mit der Zielvorstel<strong>lung</strong> Leichtbau<br />

übereinstimmt. Aus diesem Grund existieren Bestrebungen, über eingeengte Werkstoffspezifikationen<br />

zu geringeren Sicherheitsaufschlägen und damit zu leichteren aber dennoch sicheren<br />

Bauteilen zu gelangen.<br />

Tabelle 6-1: Normen für Gusswerkstoffe<br />

Norm, Richtli- Bezeichnung<br />

nie, Merkblatt-<br />

Nr.<br />

FKM-Richtlinie Rechnerischer Festigkeitsnachweis für Maschinenbauteile<br />

FKM-Richtlinie Bruchmechanischer Festigkeitsnachweis<br />

DIN EN 1559 Gießereiwesen - Technische Lieferbedingungen<br />

DIN EN 1561 Gusseisen mit Lamellengraphit<br />

DIN EN 1562 Temperguss<br />

DIN EN 1563 Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

DIN EN 1564 Ausferritisches Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

DIN 1681 Stahlguss für allg. Verwendungszwecke - Technische Lieferbedingungen<br />

DIN EN 1688 Gussrohteile aus Leichtmetalllegierungen – Allgemeintoleranzen, Bearbeitungszugaben<br />

DIN EN 1753 Blockmetalle und Gusstücke aus Magnesiumlegierungen<br />

DIN EN 1706 Aluminium und Aluminiumlegierungen - Gussstücke - Chemische Zusammensetzung<br />

und mechanische Eigenschaften<br />

DIN EN 1982 Kupfer und Kupferlegierungen – Blockmetalle und Gussstücke<br />

DIN EN 12844 Zink und Zinklegierungen – Gussstücke<br />

DIN 17182 Stahlgussorten mit verbesserter Schweißeignung<br />

Zähigkeit für allgemeine Verwendungszwecke<br />

und<br />

DIN 17205 Vergütungsstahlguss für allgemeine Verwendungszwecke<br />

VDG K 200 Gussteile für den Maschinenbau<br />

112


VDG N 1 Vermeiden und Beseitigung von Eigenspannungen in Gusstücken aus<br />

Gusseisen mit Lamellengraphit<br />

VDG W 50 Gusseisen mit Vermiculargraphit<br />

VDI 2222 Konstruktionsmethodik – Erstel<strong>lung</strong> und Anwendung von Konstruktionskatalogen<br />

VDI 2234 Wirtschaftliche Grundlagen für den Konstrukteur<br />

VDI 2243 Recyclingorientierte <strong>Produkt</strong>entwick<strong>lung</strong><br />

DIN EN 10283 Korrosionsbeständiger Stahlguss<br />

DIN EN 10295 Hitzebeständiger Stahlguss<br />

ISO 13521 Verschleißbeständiger Stahlguss<br />

DIN 65582 Luft- und Raumfahrt; Wärmebehand<strong>lung</strong> von Gussstücken aus Aluminium-<br />

und Magnesiumlegierungen<br />

6.1.2 Werkstoffeigenschaften<br />

Absolute Werkstoffkennwerte stellen die Basis für einen Vergleich unterschiedlicher Werkstofflösungen<br />

für eine Konstruktionsaufgabe hinsichtlich ihrer leichtbaugerechten Gestaltung<br />

dar. Zur Beurtei<strong>lung</strong> der Leichtbaueffizienz werden insbesondere die Eigenschaften<br />

• Dichte<br />

• Festigkeitswerte (Fließgrenze, Bruchfestigkeit, Dehnung)<br />

• Elastizität<br />

• Zuverlässigkeit (Dauerfestigkeit, Bruchzähigkeit)<br />

• Temperaturbeständigkeit<br />

• Wärmeausdehnung<br />

• Eignung für Fertigung und Bearbeitung<br />

• Material- und Fertigungskosten<br />

herangezogen [Klein 2007]. Setzt man absolute Werkstoffkennwerte in Bezug zu anderen<br />

absoluten Werkstoffkennwerten oder Eigenschaften (Dichte, Festigkeit, Kosten etc.), so ergeben<br />

sich abgeleitete Leichtbaukennwerte wie spezifische Festigkeit, spezifische Kosten<br />

etc., die zum Vergleich verschiedener Werkstofflösungen für eine vorgegebene Aufgabe dienen<br />

können. Diese können z.B. in Form von Ashby-Diagrammen aufgetragen und miteinander<br />

verglichen werden (siehe Kap.2).<br />

113


6.1.3 Leichtbau-Werkstoffe<br />

Grundsätzlich lässt sich mit allen <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Werkstoffen durch leichtbaugerechte<br />

Konstruktion unter optimaler Ausnutzung der jeweiligen Werkstoffeigenschaften Strukturleichtbau<br />

realisieren. Es existiert jedoch eine Vielzahl von Werkstoffen, die speziell unter<br />

der Vorgabe entwickelt wurden, bei möglichst hoher Tragfähigkeit möglichst viel Gewicht<br />

einzusparen. Diese Werkstoffe werden als Leichtbau-Werkstoffe bezeichnet. Mit zunehmender<br />

Tragfähigkeit steigen generell auch die Materialkosten für diese Werkstoffe stark an.<br />

Leichtbau-Werkstoffe sind somit i. d. R. wesentlich teurer als Standardwerkstoffe, insbesondere<br />

dann, wenn ihre <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> noch nicht vollständig abgeschlossen ist und in umfangreiche<br />

Erprobungsmaßnahmen investiert werden muss, um einen fundierten Festigkeitsnachweis<br />

führen zu können, (Abbildung 6-2).<br />

E-Modul (GPa)<br />

Naturstoffe<br />

Schäume<br />

Technische<br />

Keramik<br />

Polymer, Elastomer<br />

Volumenbezogener Relativkostenfaktor<br />

Metalle<br />

Abbildung 6-2: Spezifische Materialkosten für verschiedene Werkstoffgruppen im Vergleich<br />

[ASH07]<br />

Leichtbau-Werkstoffe lassen sich gemäß Ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Werkstofffamilien<br />

und -gruppen grundsätzlich in metallische und nichtmetallische Werkstoffe unterteilen.<br />

Zu den nichtmetallischen Werkstoffen zählen u. a. Kunststoffe und Faserverbund- oder Kompositwerkstoffe<br />

wie CFK und GFK. Auf diese Werkstoffe soll im Folgenden nicht weiter eingegangen<br />

werden.<br />

Von den metallischen Leichtbau-Werkstoffen kommt derzeit dem Aluminium und seinen<br />

Legierungen die größte Bedeutung im werkstofflichen Leichtbau, insbesondere in der Verkehrstechnik<br />

zu. Studien belegen, dass durch die weitestgehende Verwendung von Aluminiumkomponenten<br />

aktuell bis zu 18 % und zukünftig bis zu 24 % des Eigengewichts eines<br />

PKW gegenüber einer überwiegenden Stahlbauweise eingespart werden können [WAL03].<br />

114


Bei einem druckgegossenen Zylinderkurbelgehäuse aus Aluminium für einen 1,0-l-Motor<br />

beträgt die Gewichtseinsparung im Vergleich <strong>zur</strong> Graugussvariante rund 50% [FRI02].<br />

Da jedoch in vielen Fällen die Gewichtseinsparung bei Aluminium-Zylinderkurbelgehäusen<br />

gegenüber Komponenten aus Gusseisen mit Ausgleichmassen und Dämpfungsmassen erkauft<br />

wird, entscheidet in letzter Instanz erst der Motorenvergleich über den Effizienzvorsprung<br />

der jeweiligen Variante.<br />

Aluminiumgusslegierungen kommen in vielen Fahrzeugbereichen bereits standardmäßig<br />

zum Einsatz, so z.B. im Druckgussverfahren gefertigte Komponenten für Getriebegehäuse,<br />

Kolben und Zylinderkurbelgehäuse oder im Sand- und Kokillenguss gefertigte Felgen und<br />

Zylinderköpfe.<br />

Die Werkstoffforschung und Legierungsentwick<strong>lung</strong> von Aluminum-Gusswerkstoffen konzentriert<br />

sich derzeit stark auf die Aspekte Warmfestigkeit, Duktilität und zyklische Werkstoffeigenschaften.<br />

So wurden bereits vor Jahren Legierungen auf AlSiMg-Basis durch Zulegieren<br />

von Kupfer und Nickel für Anwendungen modifiziert, bei denen Warmfestigkeit und<br />

Kriechbeständigkeit im Temperaturbereich zwischen 150 und 200°C gefordert sind (Al-<br />

Si7MgCu). Auch der Werkstoff AlCu5Mn sowie mit Scandium und Zirkonium dotierte Legierungsvarianten<br />

auf AlMg-Basis wurden für den Einsatz in thermisch beanspruchten Baugruppen<br />

entwickelt [LEN04]. Eine neuere <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> ist die Druck- und Kokillengusslegierung<br />

Thermodur-30 (AlMg3Si1MnCr) mit konstanter Dehngrenze bis 180°C und einer Bruchdehnung<br />

von 5-10%. Diese Legierung zeichnet sich gleichzeitig durch gute Warmfestigkeit,<br />

hohe Duktilität und hohe Korrosionsbeständigkeit aus.<br />

Speziell für den Aluminium-Druckguss wurden in jüngster Zeit Werkstoffe mit verbesserter<br />

Duktilität und Bruchzähigkeit entwickelt (Castasil-37, AlSi9Mn, Magsimal/Maxalloy,<br />

AlMg5Si2Mn). Porenarme Druckgusstücke aus Castasil 37 sind schweißbar und erreichen<br />

im Gusszustand eine Bruchdehnung von 10-14% durch ein langzeitveredeltes feinkörniges<br />

Eutektikum sowie durch eine Begrenzung des Magnesiumgehaltes <strong>zur</strong> Verbesserung der<br />

Alterungsbeständigkeit. Hierdurch kann auf eine Wärmebehand<strong>lung</strong> mit Lösungsglühen verzichtet<br />

werden. Druckgussteile aus Magsimal-59 erreichen je nach Wanddicke bis zu 18%<br />

Bruchdehnung im Gusszustand und bis zu 20% nach Weichglühen und werden deshalb für<br />

Sicherheitsteile in der Automobilindustrie in zunehmenden Maße eingesetzt. Der Eisengehalt<br />

in den wärmebehandelbaren Druckgusslegierungen ist i. d. R. sehr niedrig gehalten (maximal<br />

0,2%), zusätzlich enthalten diese Werkstoffe mehr Mangan <strong>zur</strong> Kompensation des Resteisengehalts<br />

[ARF08, LEN04]. Die Verarbeitung dieser Legierungen erfordert <strong>zur</strong> Vermeidung<br />

von Oxidation und Ankleben eine wesentlich sauberere Arbeitsweise und einen höhe-<br />

115


en Aufwand, um die angestrebten Werkstoffeigenschaften sicher zu erreichen. Schweißbare<br />

Druckgusslegierungen werden u. a. für bei Verbundschweißkonstruktionen für Fahrzeugtüren<br />

eingesetzt [VDI02].<br />

Bei in Großserie gefertigten Motorblöcken aus Aluminium dominieren aus Kostengründen<br />

inzwischen druckgegossene Motorblöcke. AlSi-Legierungen, die erhöhte Anteile an Kupfer<br />

und Nickel besitzen, zeichnen sich durch eine verbesserte thermische Stabilität gegenüber<br />

Standardwerkstoffen aus und haben sich im Bereich der Kolbenfertigung bewährt („Thermodur“-Legierungen)<br />

[ROT07, STE99]. Aber auch die klassischen Kolbenwerkstoffe auf AlSi-<br />

Basis mit nah- oder übereutektischer Zusammensetzung werden beständig weiterentwickelt<br />

und an die steigenden Anforderungen der Verbrennungsmotoren angepasst [REI05].<br />

Aluminiumschäume werden seit ihrer Wiederentdeckung Anfang der 90er Jahre inzwischen<br />

im industriellen Maßstab hergestellt. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Anwendungen,<br />

bei denen der Metallschaum im Verbund mit anderen Bauteilelementen (z.B. Bleche,<br />

Hohlprofile, Gussteile) eingesetzt wird. Die so entstehenden Verbundkörper werden in<br />

ebene oder komplex geformte Sandwichstrukturen und 3-dimensionale Formkörper eingeteilt<br />

[BAU07].<br />

Der Einsatz von Aluminium-Schäumen im Fahrzeugbau hat trotz der inzwischen gut untersuchten<br />

Eigenschaften nur vereinzelt Einzug gefunden [KLA07]. Durch Forschungsprojekte<br />

und Weiterentwick<strong>lung</strong> der Herstel<strong>lung</strong>sverfahren von Aluminiumschaum gewinnt dieses<br />

Leichtbaukonzept weiter an Bedeutung (induktives Aufschäumen, Aluminiumpulvergemische,<br />

etc.). Ziel des Fertigungsvorgangs ist ein stabiler, homogener und geschlossenporiger<br />

Schaum. Die Dichte des Aluminiumschaums beträgt etwa 0,25 g/cm³, eine Reduzierung von<br />

ca. 90 % im Vergleich zu Aluminiumlegierungen. Das charakteristische Merkmal des<br />

Schaums ist das Druckdeformationsverhalten. Durch das gute Energieabsorptionvermögen<br />

eignet sich diese Werkstoffentwick<strong>lung</strong> besonders gut für Komponenten des Insassen- und<br />

Fahrzeugschutzes (crashrelevante Bauteile). Für den Audi Q7 fertigt die Firma Alulight,<br />

Ranshofen (Österreich), einen Halter für das Gepäck-Trennnetz zwischen Insassen und Kofferraum.<br />

Bei einem Crash wird ein in einem Halteprofil gelagertes Aluminiumschaumröhrchen<br />

über einen Dorn auf Druck belastet und so die kinetische Energie in Deformationsenergie<br />

umgewandelt [HAN07].<br />

Einfach geformte Aluminium-Gussteile für Karosserie und Antriebsstrang, die keine komplexen<br />

Innenkonturen enthalten, stehen in Konkurrenz zu Aluminium-Schmiedeteilen, welche z.<br />

T. überlegene Materialeigenschaften aufweisen.<br />

116


Der geringe E-Modul von Aluminiumlegierungen und die im Vergleich zu Eisenwerkstoffen<br />

geringere Steifigkeit stellt derzeit eine Anwendungsgrenze dar, welche es verhindert, dass<br />

sich der Werkstoff auch bei größeren und höher belasteten Bauteilen wie z.B. Rotornaben<br />

für Windkraftturbinen oder Roboterarmsegmenten etabliert. Aus diesem Grund wird intensiv<br />

an Möglichkeiten geforscht, den E-Modul zu beeinflussen und den Werkstoff z.B. durch Einbringen<br />

von Glas-, Karbon- oder Keramikfasern und –partikeln zu versteifen.<br />

Spannung in MPa<br />

EN AC-AlSi12Fe; 36% Al2O3<br />

Unverstärktes EN AC-AlSi12Fe<br />

Durchbiegung in Mikrometer<br />

Abbildung 6-3: Mit faser- und partikelverstärkte Aluminiumlegierungen lassen sich<br />

höhere Steifigkeit en realisieren, die die Anwendungsgrenzen von Aluminiumlegierungen<br />

erweitern. [GIE05]<br />

Magnesium- und Magnesiumlegierungen<br />

Die Verwendung von Magnesium als Konstruktionswerkstoff hat in den vergangenen 20 Jahren<br />

weltweit überdurchschnittlich zugenommen. Aufgrund des durch die hohe Nachfrage<br />

ausgelösten Preisanstiegs stagniert die Erzeugung von Magnesium-Gussteilen jedoch derzeit<br />

wieder. Bestehende Applikationsprobleme verhindern zudem die weitere Expansion des<br />

Werkstoffs insbesondere im Bereich des Fahrzeugbaus trotz intensiver <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sanstrengungen.<br />

Die Verwendung von Mg-Gusswerkstoffen im Fahrzeugbau hat eine lange Tradition. Bereits<br />

in den Jahren 1927 bis 1930 wurden im Adler „Standard 6“ 74 kg Mg in Form von Gehäuseteilen,<br />

Abdeckungen und disc wheels verbaut, was immerhin einem Anteil von 5 % am Gesamtgewicht<br />

entsprach [WIK01, BLA04]. Von 1938 bis 1971 wurden im VW Käfer insgesamt<br />

mehr als 400 000 t Magnesium verbaut. Dies entsprach rund 19 kg Magnesium pro Fahrzeug,<br />

die hauptsächlich im Kurbelgehäuse des luftgekühlten 4-Zylinder-Boxermotors ihre<br />

117


Anwendung fanden [JOK05]. Bedingt durch andauernde Korrosionsprobleme und Probleme<br />

mit der Wärmeleitung nach Vergrößerung des Hubraums wurde das Kurbelgehäuse ab der<br />

Baureihe 1303 wieder aus Aluminium ausgeführt, was zu einem Einbruch der weltweiten<br />

Magnesiumverwendung führte [BLA04]. Auch die Fertigung von druckgegossenen Leichtmetallfelgen<br />

aus Magnesium bei Porsche für die Modelle 914/916 wurde aufgrund von Korrosionsproblemen<br />

wieder eingestellt. Heute werden Mg-Leichtmetallfelgen geschmiedet, um<br />

bessere Ermüdungs- und Korrosionsbeständigkeit zu erreichen [BLA04]. Erst mit der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong><br />

von hochreinen Magnesiumlegierungen (HP-Alloys) in den 90er Jahren wurde eine<br />

Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit erzielt und das Interesse der Fahrzeughersteller<br />

an Magnesium-Applikationen erneut geweckt.<br />

Magnesium wird aufgrund seiner guten Gießeigenschaften und seiner relativ schlechten Umformbarkeit<br />

nach wie vor überwiegend im Druckgussverfahren verarbeitet. Anwendungen im<br />

Bereich des Fahrzeugbaus schließen Teile der Außenhaut (Heckklappe, Abdeckungen, Türgriffe),<br />

des Innenraums (Lenksäulenteile, Lenkrad, <strong>Instrumente</strong>nabdeckungen, Türinnengriffe<br />

und Schalter), Strukturteile (<strong>Instrumente</strong>ntafelträger, Türinnenrahmen, Halterahmen) und<br />

Gehäuse ein.<br />

Aufgrund ihres guten Fließverhaltens im Vergleich zu Al- und Zn-Legierungen eignen sich<br />

Magnesium-Gusswerkstoffe insbesondere für großflächige und sehr dünnwandige komplexe<br />

Gussteile. Bereits 1952 wurde die komplette Karosserie eines Sportwagens aus Mg-Blechen<br />

hergestellt [JUC01]. Aktuelle Beispiele für Strukturteile sind druckgegossene Türinnenrahmen<br />

aus Mg-Legierungen, die in der S-Klasse von Mercedes Benz oder der DB9 von Aston<br />

Martin serienmäßig zum Einsatz kommen [KER06]. Die hiermit verbundene Gewichtseinsparung<br />

gegenüber der konventionellen Aluminiumbauweise beträgt rund 1/3. Durch Einsatz<br />

einer großflächigen Verdeckklappe mit 1,5 m Breite aus AM50 HP im BMW 3er Cabrio (Bj.<br />

2002, E46) wurde eine Gewichtseinsparung von 3 kg im Vergleich <strong>zur</strong> Stahlbauweise bei<br />

vergleichbarer Steifigkeit realisiert [HÄN02, mit Abb.].<br />

Aufgrund ihres Korrosionsverhaltens erfüllten Magnesiumlegierungen bis vor wenigen Jahren<br />

nicht die Anforderungen für Sicherheitsteile und ließen sich somit nicht serienmäßig für<br />

Fahrwerksteile einsetzen [HÄN02]. Aus diesem Grund beschäftigten sich zahlreiche Forschungsarbeiten<br />

mit der Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit von Magnesiumlegierungen<br />

z.B. durch Zulegieren von Cer, Ca und seltenen Erden, durch Beschichtungsverfahren<br />

oder durch Oberflächenbehand<strong>lung</strong> [LEI07]. Inzwischen werden auch Sicherheitsbauteile<br />

im Bereich von Cockpit und Lenksäule aus Magnesium-Legierungen gegossen [SCH07.2].<br />

118


Im Bereich des Motors und der Motorumgebung finden Magnesium-Gusswerkstoffe Anwendung<br />

bei Zylinderkurbelgehäusen, die als Verbundgussteile gefertigt werden. Auf diesem<br />

Gebiet haben insbesondere die Fahrzeughersteller BMW und Audi intensive <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sarbeit<br />

geleistet. Die Herstel<strong>lung</strong> der Verbundkurbelgehäuse erfolgt bei beiden Herstellern im<br />

Druckgussverfahren, wobei ein sprühbeschichtetes Al-Insert (AlSi17Cu4) in die Druckgussform<br />

eingelegt und mit einer Magnesiumlegierung (meist MRI 153 M) umgossen wird<br />

[SCH05]. Durch die Ausführung als Verbundgussteil wird gegenüber der Monometall-<br />

Bauweise aus Aluminium eine zusätzliche Gewichtsersparnis von 10 kg erreicht [WOL03].<br />

Anwendung finden die neuen ZKG in Serie bei Achtzylinder-Motoren von BMW und im 1,8-l-<br />

4-Zylinder-Turbomotor von Audi/VW, der in unterschiedlichen Fahrzeugen des Konzerns<br />

verbaut wird (Serienleistungen 110-165 kW).<br />

Magnesiumlegierungen mit Faser- oder Partikelverstärkung <strong>zur</strong> Verbesserung von Steifigkeit,<br />

Ermüdungs- und Warmfestigkeit werden derzeit intensiv erforscht, sind jedoch noch<br />

nicht serienmäßig im Einsatz. Als Verstärkungsmaterialien werden Carbonfasern und SiC-<br />

Fasern eingesetzt [LEI07, LEI08]. Untersuchungen an thixotrop vergossenen Magnesiumlegierungen<br />

des Typs MRI230D und an mit Kurzfasern verstärkten Standard-Gusswerkstoffen<br />

AZ91 und AE42 zeigten deutliche Verbesserungen der mechanischen Eigenschaften, insbesondere<br />

der Ermüdungs- und der Zugfestigkeit bei Raumtemperatur oder leicht erhöhten<br />

Temperaturen bis 50°C [MYR06, ATA57].<br />

In der Luftfahrt wird Magnesium als Leichtbauwerkstoff hauptsächlich in Form von Hohlprofilen<br />

und Blechen eingesetzt, Magnesium-Gussteile finden in Form von Armlehnen, Flugzeugpedalen<br />

und Gehäusebauteilen ihre Anwendung [WEI07]. Die extremen Leichtbauanforderungen<br />

lassen Kompromisse hinsichtlich Korrosionsbeständigkeit und Steifigkeit insofern zu,<br />

als dass der hohe Kostenaufwand, der zum Ausgleich dieser werkstoffbedingten Nachteile<br />

erforderlich ist, hier eher in Kauf genommen wird.<br />

In jüngster Zeit wurde die Magnesium-Sekundärlegierung AZC 1231 entwickelt, die künftig<br />

das Recycling von kupferhaltigen Magnesiumgussteilen ermöglicht. Vorteile dieser neuen<br />

Legierung sind unter anderem die gute Gießbarkeit und Korrosionsbeständigkeit bei geringeren<br />

Kosten. Nachteilig wirkt sich hier die geringere Duktilität aus, was die möglichen Ansatzgebiete<br />

einschränkt [SCH07.1]. Mit weiteren <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en im Bereich des Recyclings von<br />

Magnesiumlegierungen wird für die kommenden Jahre gerechnet.<br />

Seit 2001 fördert die Bundesregierung über das BMBF im Rahmen der Hightech-Strategie<br />

die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von Leichtbauwerkstoffen und Konstruktionen aus Magnesium mit insgesamt<br />

fast 10 Mio. Euro. An dem Verbundprojekt "Ultra-Leichtbauteile aus Magnesiumfein-<br />

119


lech" sind namhafte <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spartner wie die Salzgitter Magnesium-Technologie GmbH<br />

und die VW AG beteiligt, die das starke Interesse der Industrie an einer Ausweitung der Applikationsmöglichkeiten<br />

belegen [BMB08].<br />

Forschungsprojekte auf dem Gebiet der Magnesium-Lithium-Legierungen zeigen das Potential<br />

der leichtesten metallischen Konstruktionswerkstoffe auf [LEI07, LEI08]. Durch das Zulegieren<br />

von Lithium werden Plastizität, Korrosionsbeständigkeit und Duktilität gesteigert und<br />

die Dichte reduziert. Über weitere Legierungselemente wie Aluminium und die damit mögliche<br />

Ausscheidungshärtung werden Zugfestigkeiten von über 200 MPa bei einer Dehnung<br />

von 30% erreicht. Hinsichtlich der Korrosionsbeständigkeit, der Kriechfestigkeit und insbesondere<br />

der Herstel<strong>lung</strong> von Blockmetall bestehen aber weiterhin Probleme, die noch nicht<br />

abschließend gelöst wurden. Bereits in den 60er Jahren wurden Mg-Li-Legierungen in der<br />

amerikanischen und russischen Luft- und Raumfahrttechnik sowie der Rüstungsindustrie<br />

erfolgreich eingesetzt. Bisher existieren jedoch keine Anwendungsbeispiele für Gussteile aus<br />

diesen Werkstoffen [INF06]. Ein Interesse an der Weiterentwick<strong>lung</strong> dieser Legierungen besteht<br />

nicht nur von Seiten der Gießereiindustrie, sondern insbesondere auch aus der Blechbearbeitung<br />

und von Seiten der Endabnehmer aus der Automobilindustrie [BMB08].<br />

Für Anwendungen im Motorenbereich, bei denen Warmfestigkeit und Kriechbeständigkeit<br />

gefordert sind, hat sich der Werkstoff AM-HP2 inzwischen etabliert. Diese Mg-<br />

Druckgusslegierung zeichnet sich durch gute Gießbarkeit und verbesserte Kriecheigenschaften<br />

im Temperaturbereich von 150 bis 200 °C aus [LEI08].<br />

Metallische Schäume und Schwämme<br />

Seit den 90er Jahren werden die Eigenschaften von offen- und geschlossenporigen Schaumbzw.<br />

Schwammstrukturen intensiv erforscht. Heute eröffnet sich dieser Werkstoffkategorie<br />

ein begrenzter Anwendungsbereich, insbesondere für crashrelevante Bauteile.<br />

In einem Verbundprojekt zwischen Materialforschungsinstituten und Experimentalchirurgie<br />

wird derzeit die Anwendbarkeit offenporiger Schwammstrukturen aus Titanaluminid<br />

(Ti6Al7Nb) und deren biologische Wirkung auf das menschliche Immunsystem untersucht.<br />

Die Herstel<strong>lung</strong> der Schwammstrukturen erfolgt hierbei im Feingussverfahren mit Hilfe von<br />

Rapid-Prototyping Wachspattern, welche direkt aus einem CAD-Datensatz erstellt werden<br />

[HAG09].<br />

120


ADI – Austempered Ductile Iron<br />

Mit ADI steht dem Konstrukteur und Gießer ein Gusseisenwerkstoff <strong>zur</strong> Verfügung, der ein<br />

hohes Potential bezüglich Kosten- und Gewichtsreduktion bietet und gegenüber konventionellem<br />

Gusseisen mit Kugelgraphit bei vergleichbarer Festigkeit eine deutlich höhere Duktilität<br />

oder bei vergleichbarer Duktilität eine deutlich höhere Festigkeit und Härte erreicht.<br />

Der in den USA bereits schon in den 60er und 70er Jahren angewandte Werkstoff ADI<br />

(Austempered Ductile Iron, bainitisches bzw. ausferritisches Gusseisen mit Kugelgraphit)<br />

hat sich seit den 1980er Jahren auch zunehmend in Europa etabliert und wurde 1997 mit<br />

vier Qualitäten (GJS-800-8, GJS-1000-5, GJS-1200-2 und GJS-1400-1) in die europäische<br />

Normung aufgenommen (DIN EN 1564).<br />

Die Herstel<strong>lung</strong> von ADI erfolgt durch eine mehrstufige Wärmebehand<strong>lung</strong> von konventionellem<br />

unlegierten GJS-400. Durch die Wärmebehand<strong>lung</strong> wird ein Gefüges aus nadeligem<br />

Ferrit in einer mit Kohlenstoff übersättigten Austenitmatrix erzeugt, welches als Ausferrit bezeichnet<br />

wird. Ausschlaggebende Parameter für die Gefügeausbildung sind Haltetemperatur<br />

und Haltedauer. Nach der vollständigen Austenitisierung unter Schutzatmosphäre bei 840-<br />

950 °C werden die Gussteile im Salzbad auf die gewünschte Haltetemperatur abgeschreckt<br />

(je nach Sorte zwischen 235 und 425 °C) und so lange gehalten, bis die Ausferritbildung abgeschlossen<br />

ist [KLÖ04].<br />

Sein Potential als Leichtbauwerkstoff erlangt ADI durch die hohe spezifische Festigkeit, die<br />

mit wärmebehandelten Aluminiumlegierungen vergleichbar ist, sowie dem hohen Graphitanteil,<br />

der die Dichte des Werkstoffs gegenüber Stahlguss um bis zu 10% reduziert [GRÜ03].<br />

Die höhere Härte und Festigkeit im Vergleich zu normalen Gusseisen mit Kugelgraphit hat<br />

aber gleichzeitig eine schlechtere Bearbeitbarkeit <strong>zur</strong> Folge. Untersuchungen ergaben jedoch,<br />

dass bei einer Zulegierung von 0,7 % Kupfer und 0,7 % Nickel die Bearbeitbarkeit<br />

steigt und eine Verbesserung der Oberflächengüte erreicht werden konnte [RÖH07].<br />

Die Verwendung von ADI-Werkstoffen wurde schon 1962 durch erste Versuche an Zahnrädern<br />

bei General Motors, USA erprobt und Pontiac, USA gelang ab 1976 den serienreifen<br />

Einsatz von ADI-Zahnrädern für die Getriebe all ihrer Fahrzeuge. Mit dieser Maßnahme erreichte<br />

man eine signifikante Senkung der Materialkosten und des Verschleißes [RIM08].<br />

Auch die Volkswagen AG entschied sich bei den Modellen VW Toureg und VW Phaeton für<br />

den Einsatz von ADI. Hier wurde die zweiteilige Rädercassette des VW-10Zylinder-Diesel-<br />

121


Motors (230 kW) als ADI-Variante gefertigt und so eine bessere Alternative zu Schmiedestahl<br />

gefunden. Aus Sicht der <strong>Entwick</strong>ler wirkten sich hier vor allem der geringere Verschleiß<br />

und der geräuscharme Betrieb positiv aus [GRÜ03].<br />

ADI wird aufgrund seiner hohen statischen und dynamischen Festigkeiten bei guter Vibrations-<br />

und Geräuschdämpfung auch in der Schiffstechnik eingesetzt. So gelang es der MTU<br />

Friedrichshafen die Motorenträger für den vormals aus Stahl gefertigten V20-Hochleistungs-<br />

Dieselmotor (Bauart MTU 20V 8000, bis zu 9000 kW) durch ADI-Bauteile zu ersetzen. Zudem<br />

bot die Fertigungsvariante als Integralgussteil Vorzüge gegenüber der Herstel<strong>lung</strong> der<br />

Stahlvariante des Motorenträgers, die mit einem sehr hohen Fertigungsaufwand und einer<br />

hohen Teilevielfalt verbunden war. Als Werkstoff wurde EN-GJS-800-8 eingesetzt, der gegenüber<br />

herkömmlichem GJS-800-2 eine um 6% höhere Bruchdehnung bei gleicher Zugfestigkeit<br />

aufweist und gegenüber Stahlguss bessere Schwingungsabsorbtionseigenschaften<br />

besitzt. Durch die Ausnutzung des Werkstoffpotentials von ADI konnte gegenüber der zuvor<br />

verwendeten Stahlkonstruktion (126 kg) eine Gewichtsreduzierung von rund 30 % auf 85 kg<br />

erzielt werden. Diese Gewichtseinsparung geht mit einer deutlichen Kostenreduzierung einher<br />

[DEM06].<br />

Neben der Substitution bestehender Bauteile wird der Einsatz von ADI daher bei heutigen<br />

und zukünftigen Bauteilentwick<strong>lung</strong>en im Bereich von Hochleistungsdieselmotoren und<br />

Zahnrädern sicherlich verstärkt zu beobachten sein.<br />

Hochsiliziumhaltiges Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

Speziell für Fahrwerksteile im Automobilbau zeigt sich die Notwendigkeit einer Weiterentwick<strong>lung</strong><br />

von Gusseisen mit Kugelgraphit, um den steigenden Anforderungen gerecht zu<br />

werden und um dünnere Wandstärken zu realisieren. Die Beanspruchung und Verformungsbedingungen<br />

bei hohen kinetischen Energien können mit GJS-400-15 bei einigen Bauteilen<br />

nicht mehr hinreichend realisiert werden.<br />

122


Abbildung 6-4: Ergebnisse der Schlagversuche an baugleichen Querlenkern aus unterschiedlichen<br />

Werkstoffen [MEN07]<br />

Bereits in den 60er Jahren kamen synthetische Gusseisensorten mit erhöhten Si-Gehalten<br />

<strong>zur</strong> Realisierung dünnerer Wandstärken für Fahrzeug- und Maschinenkomponenten zum<br />

Einsatz [PIW58]. Durch Anheben des Siliziumgehaltes bis zu einem Grenzgehalt wird die<br />

Festigkeit des Ferrits durch Mischkristallverfestigung gesteigert. Gleichzeitig führt die ferritisierende<br />

Wirkung des Siliziums <strong>zur</strong> Vermeidung von Perlit und Karbiden, so dass auch die<br />

Zähigkeit im Vergleich zu ferritisch/perlitischen Werkstoffen gesteigert werden kann. Ein Beispiel<br />

für solche Werkstoffe sind die unter dem Markennamen SiboDur patentierten Gusseisen<br />

mit Kugelgraphit der Georg Fischer Automotive AG, Schaffhausen. Bei diesen mit bis zu<br />

4% Silizium legierten ferritischen GJS-Sorten lassen sich dünnere Wandstärken bei verbesserter<br />

Zugfestigkeit, Dehnung und Zähigkeit realisieren. Mittlerweile umfasst diese Werkstofffamilie<br />

sechs Sorten mit festgelegter chemischer Zusammensetzung und mechanischen Eigenschaften<br />

(Tabelle 6-2).<br />

123


Tabelle 6-2: Gefüge, Eigenschaften und Anwendungsbereiche von hochsiliziumlegierten<br />

Gusseisenwerkstoffen [MEN07]<br />

Verglichen mit dem in der Automobilindustrie sonst üblichen Schmiedestahl bieten Gusseisen-Werkstoffe<br />

in vielen Fällen eine kostengünstigere Alternative und sind im Vergleich zu<br />

Schmiedeteilen um bis zu 10 % leichter [MEN07].<br />

Diese hochsiliziumhaltigen Gusswerkstoffe werden auch in der 2010 aktualisierten europäischen<br />

Werkstoffnorm EN1563 für Gusseisen mit Kugelgraphit, als eigenständige neue<br />

Werkstoffsorten aufgenommen. Darin genormt sind die drei Werkstoffe:<br />

EN-GJS-450-18<br />

EN-GJS-500-14<br />

EN-GJS-600-10<br />

Anwendung finden die hochsiliziumhaltigen Gusseisenwerkstoffe in der Automobilindustrie<br />

als kostengünstiges Substitut für Fahrwerksteile, die zuvor aus geschmiedetem Stahl gefertigt<br />

wurden. So wurde beim aktuellen VW Golf der Radträger aus SiboDur bereits in der Serienfertigung<br />

verbaut. Die dabei entstandene Kosteneinsparung beträgt rund 20 % gegenüber<br />

der geschmiedeten Variante, da sich Gusseisen mit Kugelgraphit einfacher und schneller<br />

bearbeiten lässt als Schmiedestahl und bei gegossenen Bauteilen zugleich die sehr kurze<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>szeit positiv zu Buche schlägt [MEN07]. Im Vergleich mit einem Aluminiumgussteil<br />

ist das SiboDur-Gussteil nur etwa 10% schwerer, die Herstel<strong>lung</strong>skosten werden hingegen<br />

als um 50% niedriger angegeben [MEN99].<br />

124


Die höhere gestalterische Freiheit bei der Fertigung als Gussteil ermöglicht es dem Konstrukteur,<br />

hohlgegossene oder besonders leichte Gusskomponenten zu realisieren. Im Vergleich<br />

zum konventionellen GJS weisen die mit Silizium und Bor legierten GJS-Werkstoffe<br />

höhere Dehnungen, Zugfestigkeiten und Schwingfestigkeiten bei vergleichbarem E-Modul<br />

auf. Die mit zunehmender Abkühlgeschwindigkeit bzw. dünneren Wandstärken abnehmende<br />

Graphitisierungsneigung kann durch einen erhöhten Si-Gehalt kompensiert werden, so<br />

dass auch bei gewichtssparenden Bauteilauslegung mit geringen Wandstärken eine Weißerstarrung<br />

und der damit verbundene Zähigkeitsverlust vermieden wird [PIW58]. Durch das<br />

Hinzulegieren von Bor wird der Versprödung des Werkstoffs entgegengewirkt und die Bruchdehnung<br />

auf Werte über 5% angehoben, die einen Einsatz für Sicherheitsteile erlauben.<br />

So lassen sich Kurbelwellen aus Schmiedestahl, z.B. für 1,9 l Dieselmotoren, durch gegossene<br />

Kurbelwellen aus silizium-/borlegiertem Gusseisen mit Kugelgraphit ersetzen, indem<br />

man die erforderliche Dauerfestigkeit durch Rollieren der am stärksten beanspruchten Bereiche<br />

der Welle erhöht. Die so aufgebrachten Druckeigenspannungen steigern die Schwingfestigkeit<br />

um 10 bis 15 % [PRU07], (Abbildung 6-5).<br />

Abbildung 6-5: Hohlgegossene Kurbelwelle aus SiBoDur [MEN07]<br />

Kunststoffe<br />

Kunststoffe stellen in zunehmendem Maße eine ernstzunehmende Konkurrenz für metallische<br />

Werkstoffe dar und erobern durch die Erweiterung der Anwendungsgrenzen ständig<br />

neue Einsatzbereiche. Ihre geringe Dichte macht sie für Leichtbauanwendungen interessant.<br />

Durch Einsatz von Faser- und Partikelverstärkungen lassen sich zudem die Eigenschaften<br />

(z.B. Zugfestigkeit, Dehnung, Härte) gezielt einstellen und erreichen Werte ähnlich denen<br />

von metallischen Werkstoffen. In Deutschland wurde im Jahr 2008 ca. 15,3 Millionen Tonnen<br />

Kunststoff [PED08] in folgenden Einsatzgebieten verarbeitet:<br />

125


Bau 25%<br />

Fahrzeugindustrie<br />

9%<br />

Verpackung 32%<br />

Elektrotechnik /<br />

Elektronik 7%<br />

Haushaltsw aren 3%<br />

Sonstige 15%<br />

Medizin 2%<br />

Landw irtschaft 3%<br />

Möbel 4%<br />

Abbildung 6-6: Einsatzgebiete von Kunstoffen in Deutschland im Jahr 2008 [PED08]<br />

Die wichtigsten Kunststoffe für die Konstruktion von technischen <strong>Produkt</strong>en sind Duroplaste<br />

und Thermoplaste. Während klassische Thermoplaste wie PE, PET oder PP als einfach und<br />

preiswert zu verarbeitende Massenwerkstoffe für Verpackungen und einfache Gehäuse eingesetzt<br />

werden, unterscheiden sich technische Kunststoffe durch verbesserte mechanische,<br />

thermische und elektrische Eigenschaften. Für thermisch und mechanisch besonders beanspruchte<br />

Bauteile werden Hochleistungskunststoffe eingesetzt. Abbildung 6-7 zeigt die Einstufung<br />

der unterschiedlichen Kunststoffe:<br />

Abbildung 6-7: Einstufung der Thermoplastischen Kunststoffe [MOE08]<br />

Die Werkstoffpreise für Kunststoffe (Abb. 6-8) liegen bedingt durch den hohen Energieeinsatz<br />

und verfahrenstechnischen Aufwand, der <strong>zur</strong> Herstel<strong>lung</strong> von Kunststoffen notwendig ist<br />

126


oft höher als die Preise von Metallen. Bei faser- und partikelverstärkten Kompositwerkstoffen,<br />

die z. T. aufwendig geklebt werden müssen liegen die Preise noch um ein vielfaches<br />

höher und können das 20- bis 25-fache des Preises für einen metallischen Konstruktionswerkstoff<br />

mit vergleichbaren mechanischen Eigenschaften erreichen.<br />

Abbildung 6-8: Übersichtsdiagramm für verschiedene Kunststoffpreise in Abhängigkeit<br />

ihrer Wärmeformbeständigkeit [MOE08]<br />

Die hohen Preise sind neben den thermomechanischen Anwendungsgrenzen eines der<br />

Haupthindernisse, die einer noch breiteren Verwendung von Kunststoffen entgegenstehen.<br />

Dennoch existieren viele Anwendungsfelder wie z.B. die Automobilindustrie, in denen<br />

Leichtbauforderungen bestehen und in denen längst noch nicht alle Anwendungsfelder für<br />

Kunststoffe erschlossen wurden. Eine Prognose eines süddeutschen Automobilherstellers<br />

kam zum Ergebnis, dass sich der Gewichtsanteil polymerer Werkstoffe im Zeitraum von<br />

2000 bis 2010 im Motorraum von 16 % auf 27 % steigern wird [KIM04].<br />

127


Abbildung 6-9: Kunststoffanteile im PKW [APM99]<br />

Durch die Weiterentwick<strong>lung</strong> der thermischen Belastbarkeit von Kunststoffen wurden diese<br />

Werkstoffe auch für andere Bereiche im Motorraum interessant. So hatte man im Jahr 1980<br />

Kunststoffe die einer thermischen Belastung im Bereich von 80 – 120 C° nur 2000 Std.<br />

standhielten, heute auf Belastungszeiten von 6000 Stunden bei einem Temperaturbereich<br />

von 110 – 200 C° entwickeln können [KIM04]. Die Substitution von Kunstoffen für Metalle<br />

kann auch im Laufe der letzten Jahrzehnte verfolgt werden. So hat der Gewichtsanteil von<br />

Stahl und Eisenerzeugnissen von 1975 bis 2005, um 19 % im Automobil gesenkt und im<br />

Gegenzug der Gewichtsanteil von Kunstoffen im gleichen Zeitraum um 9 % erhöht [VKE05].<br />

Gewichtsprozent [%]<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

74<br />

71,5<br />

68<br />

13 13 13 14 13 14 14 14 15<br />

10<br />

10<br />

8<br />

8<br />

6<br />

3 3,5 5 6<br />

4 4 4 4 5 6<br />

1975 1980 1985 1995 2000 2005<br />

Jahr<br />

Abbildung 6-10: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der Werkstoffvertei<strong>lung</strong> im Automobil [IKA98]<br />

63<br />

59<br />

55<br />

Stahl und Eisen<br />

Elastomere<br />

Kunstoffe<br />

Aluminium<br />

Sonstige NE-Metalle<br />

Ein weiteres Hindernis bei der Verwendung von Kunstoffen ist die geringe Alterungsbeständigkeit.<br />

Viele Kunststoffe und Faserverbundwerkstoffe verändern durch Temperaturbelas-<br />

128


tungen, Sonneneinstrah<strong>lung</strong>, den Kontakt mit aggressiven Medien und mechanische Belastungen<br />

ihre Eigenschaften auf Dauer und verspröden. Dieser Effekt kann zwar durch Stabilisatoren<br />

und Füllstoffe verzögert werden, eine ähnlich hohe Alterungsbeständigkeit wie bei<br />

metallischen Werkstoffen ist jedoch bei Kunststoffen in absehbarer Zeit nicht zu erwarten. Da<br />

dies sich unter Umständen auf die Lebenszykluskosten des jeweiligen Bauteils massiv auswirken<br />

kann, ist im Einzelfall genau zu prüfen, über welchen Zeitraum Belastungen auf das<br />

Bauteil einwirken und wie sich dies auf die Bauteillebensdauer auswirkt [KIM04].<br />

In der Automobilindustrie werden bereits seit den 90er Jahren glasfaserverstärkte Kunststoffe<br />

wie Polyamid (PA), Polyphthalamid (PPA) und Polyphenylensulfid (PPS) für temperaturbeanspruchte<br />

Bauteile (z.B. Ansaugkrümmer) bis zu einer Betriebstemperatur von 230 C°<br />

eingesetzt. Die enthaltenen Glasfasern gleichen den temperaturbedingten Festigkeitsverlust<br />

des Thermoplasten aus und gewährleisten so die Formstabilität des Bauteils. Inzwischen<br />

finden diese glasfaserverstärkten Hochleistungsthermoplaste auch Anwendung bei Verdichtergehäusen<br />

für Turbolader [BAS08].<br />

Abbildung 6-11: Luftkasten und Ladeluftkühler aus glasfaserverstärkten Thermoplasten<br />

[BAS08]<br />

6.2 Fertigungsgerechte Gestaltung<br />

Obwohl das Metallgießen zu den Fertigungsprozessen mit der höchsten geometrischen Flexibilität<br />

zählt, lassen sich durch fertigungsgerechte Gestaltung die vorhandenen Werkstoffpotenziale<br />

deutlich tiefer ausschöpfen und steigende Qualitätsanforderungen besser realisie-<br />

129


en. Fertigungsgerechte Gestaltung kann, muss aber nicht im Widerspruch zu einer leichtbaugerechten<br />

Bauteilform stehen.<br />

Das VDG-Merkblatt K 200 „Gussteile für den Maschinenbau“ bietet dem Konstrukteur hierbei<br />

eine umfassende Hilfestel<strong>lung</strong>. Das Merkblatt enthält neben einleitenden Bemerkungen zu<br />

Gießverfahren und Modellen eine Reihe von Empfeh<strong>lung</strong>en für die Gestaltung von Übergängen,<br />

Knoten, Verrippungen und anderen Konstruktionselementen gegossener Komponenten,<br />

einen umfangreichen Beispielkatalog mit Gegenüberstel<strong>lung</strong>en von aus gießtechnischer<br />

Sicht günstigen und ungünstigen Konstruktionsvarianten sowie Hinweise zu Werkstoffen,<br />

Eigenschaften und Kosten und zum Einsatz von Simulationstechniken und Werkstoffprüfverfahren.<br />

Auch in Bezug auf die Werkstoffauswahl ist das Fertigungsverfahren von größter Bedeutung.<br />

Bei der Auswahl des Gießverfahrens sind neben der Rohteilgeometrie und den gewünschten<br />

Materialeigenschaften auch die verfügbare Werkstoffpalette für das jeweilige Verfahren sowie<br />

wirtschaftliche Aspekte zu berücksichtigen, die sich z.B. über die Losgröße ergeben,<br />

(Abbildung 6-12).<br />

Abbildung 6-12: Wirtschaftlichkeitsbereich verschiedener Gießverfahren für den Werkstoff<br />

Aluminium in Abhängigkeit von der Losgröße [VDS]<br />

130


6.2.1 Kriterien für die Auswahl des Gießverfahrens<br />

Inzwischen existiert eine Vielzahl von Gießverfahren, die z. T. recht unterschiedliche Anforderungen<br />

an die Gießgeometrien stellen, den Kreis der verwendbaren Werkstoffe einschränken<br />

und sich auch in Bezug auf das Prozessergebnis stark unterscheiden.<br />

Die verfügbaren Gießverfahren<br />

• Sandgießverfahren (Schwerkraft-, Niederdruck-, Grünsand-, Kernpaket-,)<br />

• Druckgießverfahren (Warmkammer, Kaltkammer, Vakuumdruckguss, Thixocasting)<br />

• Kokillengießverfahren (Schwerkraft-, Niederdruck-, Gegendruck-, Kipp-)<br />

• Schleuder- und Schleuderformguss<br />

• Squeeze-Casting (indirekt/ direkt)<br />

• Lost-Foam (Vollformgießen)<br />

• Feingießen (Wachsausschmelzverfahren)<br />

• Genaugießverfahren (Gipsformgießen)<br />

lassen sich hinsichtlich<br />

• vergießbaren Werkstoffen<br />

• darstellbaren Geometrien und Oberflächengüten<br />

• erreichbaren Maß-, Form- und Oberflächentoleranzen<br />

• <strong>Produkt</strong>qualität (Porosität, Schweißbarkeit, Bearbeitbarkeit, Dauerfestigkeitsverhalten<br />

etc.)<br />

• erreichbarer Taktzeiten/ Anlagenverfügbarkeit<br />

• Investitionskosten<br />

• Fertigungskosten<br />

differenzieren. Zusätzlich existiert eine Vielzahl von Verfahrensvarianten oder Sondergießverfahren<br />

(Verbundguss, Gradientenguss), die einem oder mehreren der vorgenannten<br />

Gießverfahren zuzuordnen sind.<br />

Eine wichtige Rolle spielt die Geometrieabhängigkeit des Gießverfahrens. Geometrien mit<br />

hinterschneidungsfreien Innenkonturen lassen sich i. d. R. gut im Druckgießverfahren abbilden.<br />

Je nach Werkstoff lassen sich im Druckgussverfahren sehr geringe Wandstärken von<br />

bis zu 0,3 mm (Zn-Superloy), 0,5 mm (Magnesium) bzw. 1-2 mm (AlSi-Legierungen) realisieren,<br />

was dieses Verfahren für das Gießen ultradünnwandiger Leichtbaukomponenten prädestiniert.<br />

Die gießbare Werkstoffpalette ist jedoch aufgrund der Gießtemperatur, der Legierungszusammensetzung<br />

und des damit verbundenen Lösungsangriffs auf die Form auf die<br />

131


NE-Metall-Gusswerkstoffe Aluminium-, Magnesium- und Zink-Druckgusslegierungen sowie<br />

einige Messinge begrenzt. Bauteile, deren Innenkonturen nicht hinterschneidungsfrei sind,<br />

lassen sich im Kokillengießverfahren und im Sandgießverfahren durch Einlegen von Sandkernen<br />

herstellen. Besonders hohe Anforderungen an Oberflächenqualität, Formtoleranzen<br />

und Wanddicke lassen sich im Feingießverfahren erreichen. Mit zunehmender Flexibilität des<br />

Gießverfahrens hinsichtlich Geometrie und vergießbaren Werkstoffen steigen jedoch auch<br />

die Stückkosten proportional an.<br />

6.2.2 Konstruktive Randbedingungen der Gießverfahren<br />

Das Druckgiessverfahren bietet die Möglichkeit, hochfeste Verbundkonstruktionen aus<br />

Leichtbau-Werkstoffen herzustellen. So wurde am Beispiel der Fahrertür eines VW Polo gezeigt,<br />

dass durch Verbundguss eine Gewichtsreduktion von 23 auf 11,4 kg und eine Reduzierung<br />

des Montageaufwands von 8 auf zwei Einzelteile erreicht werden kann. Dabei werden<br />

Verstärkung und Seitenaufprallträger aus Aluminiumprofilen von einem druckgegossenen<br />

Türinnenrahmen aus AM60 umgossen und mit einer Aluminium-Außenhaut verbunden<br />

[FRI02].<br />

Auch für die Herstel<strong>lung</strong> von Türblechen, Verbindungsteilen und Karosserieteilen (B-Säule<br />

Audi A2) im Druckgussverfahren gibt es zahlreiche Beispiele. Selbst die Herstel<strong>lung</strong> von Zylinderköpfen<br />

im Druckguss ist inzwischen, mit kontruktiven Zugeständnissen, möglich.<br />

Druckgussteile aus konventionellen Druckguss-Werkstoffen sind aufgrund des höheren Porositätsanteils<br />

in der Regel nur eingeschränkt für eine Wärmebehand<strong>lung</strong> geeignet und lassen<br />

sich nicht schweißen. Aus dem gleichen Grund erfüllen konventionelle Druckgussteile in<br />

der Regel nicht die Anforderungen hinsichtlich Dehnung und Schwingfestigkeit, die an Sicherheitsteile<br />

gestellt werden. Als Antwort hierauf wurden in der Vergangenheit verschiedene<br />

Weiterentwick<strong>lung</strong>en des klassischen Druckgießprozesses vorgenommen, die das Ziel haben,<br />

porenärmere bzw. porenfreie Gussteile zu produzieren.<br />

So werden beim Squeeze Casting die Vorteile des Niederdruck-Gießverfahrens (turbulenzarme<br />

Formfül<strong>lung</strong>) mit den Vorteilen des Druckgusses (hohe Taktzahl, hoher Nachspeisungsdruck)<br />

verbunden, (Abbildung 6-13). Durch einen geringen Fülldruck während der<br />

Formfüllphase (0,2 bis 0,5 bar Überdruck) wird wie beim Niederdruckguss eine turbulenzarme<br />

Formfül<strong>lung</strong> ohne die beim konventionellen Druckgiessen üblichen Verwirbe<strong>lung</strong>en und<br />

Lufteinschlüsse erreicht. In der Nachdruckphase wird der Speisungsdruck auf bis zu 1000<br />

bar erhöht, wodurch eine Dichtspeisung des Gefüges erreicht wird, die sich vor allem in einer<br />

132


Verbesserung der Bruchdehnung widerspiegelt. Es existieren inzwischen eine Reihe von<br />

Verfahrensvarianten, die sich in Details unterscheiden, jedoch die beiden Hauptprozessschritte<br />

� laminare Formfüllphase mit geringem Druck (0,2 – 0,5 bar)<br />

� druckbeaufschlagte Erstarrung mit hohem Druck (


Vorzüge des Verfahrens („Duktiler Druckguss“, „Schweißbarer Druckguss“) jedoch inzwischen<br />

auch im konventionellen Druckgiessverfahren mit Spezialwerkstoffen erreicht werden<br />

können, und da das Verfahren im Vergleich hierzu höhere Investitions- und Rohmaterialkosten<br />

erfordert, wird heute nur in Einzelfällen Thixocasting in der Serienproduktion betrieben.<br />

Bei den hergestellten Gusstücken handelt es sich um Kraftstoffverteiler, Motorgehäuse, Türrahmenknoten<br />

und Gehäuse für elektronische Geräte aus Aluminium- und Magnesiumlegierungen<br />

[MÜL02, YOU00, HIR09], (Tabelle 6-3). Auch das Thixogießen von Stahl wurde eingehend<br />

untersucht, hier ergeben sich gegenüber dem Schmiedestahl Substitutionspotentiale<br />

insbesondere für dünnwandige Bauteile. Bisher verhindern jedoch noch Probleme hinsichtlich<br />

der Werkzeugstandzeiten und der Gefügequalität die Serienanwendung [HIR09].<br />

Tabelle 6-3: Mechanische Kennwerte in Abhängigkeit vom eingesetzten Gießverfahren<br />

[YOU00]<br />

Die Semi-Solid-Metal-(SSM-)Verfahren gehen auf <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en des Massachusettes Institute<br />

of Technology (MIT) in den 1970er Jahren <strong>zur</strong>ück und waren ursprünglich für militärische<br />

Anwendungen gedacht, für die besonders hohe Qualitätsansprüche gelten. Während<br />

für das Thixocasting-Verfahren Pressbolzen aus speziellem Vormaterial benötigt werden,<br />

wird beim Rheocasting-Verfahren die Herstel<strong>lung</strong> eines Pressbolzens als Ausgangsmaterial<br />

umgangen. Stattdessen wird der teigige Zustand („Slurry“) des Ausgangsmaterials durch<br />

Abkühlen aus der flüssigen Schmelze eingestellt und anstelle der Pressbolzen portionsweise<br />

in die Füllkammer der Druckgießmaschine überführt, weswegen das Verfahren auch als<br />

„Slurry on-Demand“-Verfahren bezeichnet wird [YOU00]. Wie beim konventionellen<br />

Druckgiess-Prozess sind der Gestaltungsfreiheit in sofern Grenzen gesetzt, als dass sich<br />

Innenkonturen nur durch Einsatz von metallischen Kernen darstellen lassen, solange diese<br />

hinterschneidungsfrei sind. Der Einsatz von Sandkernen <strong>zur</strong> Darstel<strong>lung</strong> komplexer Innenkonturen<br />

mit Hinterschneidungen ist aufgrund der hohen Druckbeaufschlagung nicht möglich.<br />

Versuche zum Einsatz verlorener Kerne im Druckgussverfahren, die in der Vergangenheit<br />

durchgeführt wurden, konnten zwar die technische Machbarkeit des Einsatzes von Maskenund<br />

Salzkernen nachweisen, jedoch scheinen die Probleme hinsichtlich Lagerfähig-<br />

134


keit,Entkernbarkeit, Rezyklierung und Wirtschaftlichkeit den Durchbruch derartiger Verfahren<br />

bisher zu verhindern [SCH00, BAS92].<br />

Abbildung 6-14: Grundprinzip des Niederdruckgießens a) ohne und b) mit Gegendruck<br />

Vor allem für rotationssymmetrische Gussteile (z.B. Räder) an die besondere Anforderungen<br />

an ein porenarmes Gefüge gestellt werden, wird heute hauptsächlich das Niederdruck-<br />

Gießverfahren eingesetzt, (Abbildung 6-14). Durch die kontrollierte Formfül<strong>lung</strong> lassen sich<br />

füllbedingte Turbulenzen, wie sie bei den Schwerkraftgießverfahren auftreten, vermeiden.<br />

Dadurch, dass der Ofenraum gegenüber der Umgebung abgedichtet ist und mit Stickstoff<br />

beaufschlagt wird, wird zusätzlich die Wasserstoffaufnahme und die Oxidbildung unterdrückt,<br />

die sonst während des Haltens der Schmelze im Ofen und der Überführung in die Gießform<br />

die Schmelzequalität beeinträchtigen kann. Das Niederdruck-Gießverfahren kommt für das<br />

Vergießen von Aluminium- und Magnesiumwerkstoffen in verlorene und Dauerformen (ND-<br />

Sand- und –kokillenguss) standardmäßig zum Einsatz. Neu ist das Vergießen von Stahlgusswerkstoffen<br />

im Niederdruck-Gießverfahren, welches besonders dünne Wandstärken bis<br />

1,5 mm für leichte und gleichzeitig hochfeste Komponenten für Luftfahrt und Automobilbau<br />

ermöglicht uns unter der Bezeichnung „3cast“ vermarktet wird [SCH07.3].<br />

Beim Gegendruckgießverfahren wird die Dichtspeisung des Gefüges durch den aufgebrachten<br />

Gegendruck während der Erstarrung (3 bis 4 bar) unterstützt. Hierzu wird eine<br />

zweite Druckkammer um die Gießform geschaffen. Mit dieser Verfahrensvariante werden<br />

hochbeanspruchte Fahrwerkskomponenten gegossen.<br />

Im Vergleich zum herkömmlichen Sand- und Kokillengießen mit schwerkraftunterstützter<br />

Speisung (Schwerkraftgießen) ermöglichen die sogenannten Kippgießverfahren eine höhere<br />

Gefügequalität und ein höheres Gussausbringen durch laminare Formfül<strong>lung</strong> und die Reduzierung<br />

des Speisergewichtes. Durch den Einsatz von Sandkernen lassen sich auch komplexe<br />

Innenkonturen problemlos darstellen, (Abbildung 6-15).<br />

135


Abbildung 6-15: Prinzip des Kippgießens am Beispiel NDCS [Nemak Casting Systems]<br />

Das Kippgießen in eine spezielle, um 45° schwenkbare Kokille wurde von Nemak Canada<br />

als Nemak Dynamic Casting System (NDCS) patentiert. Das Verfahren kommt hauptsächlich<br />

für die Fertigung von Zylinderköpfen <strong>zur</strong> Anwendung. Es existieren aber auch Varianten wie<br />

das Core Package 21-Verfahren, die mit einem Kernpaket und niederdruckunterstützter<br />

Formfül<strong>lung</strong> arbeiten. Beim Rotacast-Verfahren wird im ersten Schritt Metall in eine an die<br />

Kokille angeflanschte Füllwanne eingegossen. Im zweiten Schritt wird die Form durch eine<br />

180° Drehung langsam und laminar gefüllt wird. Durch die im Gießlauf integrierten Speiser<br />

wird das Materialausbringen erhöht. Diese Verfahren stellen eine Alternative <strong>zur</strong> Fertigung<br />

von druckgegossenen Motorblöcken dar [SME07], (Abbildung 6-16).<br />

136


Abbildung 6-16: Prinzip des Kippgießens mit Kernpaket (Core Package 21)<br />

7 Fallstudien<br />

7.1 Zylinderkurbelgehäuse (Eisenwerk Brühl GmbH)<br />

7.1.1 Einführung/ Aufgabenstel<strong>lung</strong><br />

Das Ziel des <strong>LeiKom</strong>-Teilprojektes, das von der Gießerei Eisenwerk Brühl GmbH durchgeführt<br />

wurde, war die Realisierung von leichteren Zylinderkurbelgehäusen aus modernen Eisengusswerkstoffen<br />

mit extrem geringen Wanddicken und in deutlich engeren Toleranzen<br />

gemeinsam mit dem Automobilhersteller Audi. Ziel des Projektes zu Beginn war gewesen,<br />

die zukünftigen Kurbelgehäuse 20 % bis 30 % leichter zu bauen, als es der Stand der Technik<br />

<strong>zur</strong> Zeit des Projektstarts zuließ.<br />

Dabei sollten alle Potentiale in der <strong>Produkt</strong>ion- und Prozessoptimierung ausgeschöpft werden.<br />

Dabei sollte u. a. das Personalwesen zukunftsorientiert eingerichtet werden.<br />

137


7.1.2 Projektpartner<br />

Für diese Aufgabe wurde ein Zylinderkurbelgehäuse (ZKG) der Fa. Audi ausgewählt. Es<br />

betrifft ein ZKG mit einem Hubraum von 1,6 bis 2,0 L für einen Otto-Motor. Dieser Motor wird<br />

von Audi seit Jahrzehnten immer weiter entwickelt.<br />

Sowohl die sehr guten, bewährten und mechanischen Eigenschaften von Gusseisen mit Lamellengraphit<br />

für Motorblöcke als auch die wirtschaftliche Herstel<strong>lung</strong> bei niedriger Ausschussquote<br />

waren ausschlaggebend für die Werkstoffauswahl bei dieser zukünftigen Motorengeneration<br />

von Audi. In der heutigen Zeit, in der Fahrzeuge durch Komfort-Maßnahmen<br />

immer schwerer werden, soll an allen Teilkomponenten größtmögliche Einsparungen am<br />

Gewicht angestrebt werden.<br />

Um eine gewichtsoptimierte Variante zu bauen, wurde ein Prototypenwerkzeugsatz benötigt,<br />

der von der Modellbaufirma Meissner gebaut wurde.<br />

Mit den Projektpartnern RKW und H-Faktor GmbH wurde untersucht, wie ich die Veränderungen<br />

in der Gießerei auf die Mitarbeiter bezüglich Qualifizierung, Ergonomie, u. a.<br />

Aspekte auswirken. Zudem wurden für die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> eines zielgerichteten Personalwesens<br />

eine Altersstrukturanalyse und ein Workshop <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der Fertigungstechnik bei<br />

der Kernfertigung durchgeführt.<br />

7.1.3 Vorgehensweise im Projekt<br />

Die Generationen der Zylinderkurbelgehäuse (ZKG) wurden ZKG0, ZKG1, ZKG2 und ZKGX<br />

benannt (Abbildung 7-1).<br />

138


Abbildung 7-1: <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der Zylinderkurbelgehäuse ZKG0 bis ZKG2<br />

Dabei ist das ZKG0 die Referenz, ZKG1 ging im Laufe des Vorhabens in die Serienentwick<strong>lung</strong><br />

[MAR03], ZKG2 wurde serienreif entwickelt und wird kurzzeitig nach Beendigung des<br />

Projektes <strong>LeiKom</strong> in Serie gehen und ZKGX sollte in <strong>LeiKom</strong> ein hypothetisches Zylinderkurbelgehäuse<br />

sein, das ein zukünftiges <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sziel darstellen kann<br />

Für die Auslegung der ZKG2-Konstruktion und die Überlegung zu neuen gießtechnischen<br />

Prozessen (ZKGX), wurden interne Brainstorm-Sessions organisiert. Beispielsweisewaren<br />

Überlegungen, die untersucht bzw. weiterentwickelt wurden, das Niederdruckgießen anzuwenden,<br />

die Gießlage zu ändern, das Gießen bei Einsatz von Kernpaketen ohne Form oder<br />

sogar eine kastenlose Fertigung (Disamatic-Technik).<br />

7.1.4 Verbesserte Konstruktion<br />

Das Referenz-Zylinderkurbelgehäuse ZKG0 ist ausgelegt auf eine Wandstärke 4 ± 1 mm<br />

(lokal 5 ± 1 mm). Die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> basierte auf 2D-Zeichnungen, die auch als Basis für den<br />

Bau des Werkzeugsatzes dienten. Der Kunde hatte hier keine Möglichkeit, das IST-Gewicht<br />

vom Abguss zu bewerten, es gab kein 3D-CAD Modell.<br />

Mit der Einführung von 3D-CAD Modellen hat der Kunde jetzt die Möglichkeit das Bauteilgewicht<br />

zu bestimmen und zu überwachen. Beim Typ 06A (Vorgänger von ZKG0) wurde sei-<br />

139


tens Audi das Gewicht der ZKG von zwei Lieferanten verglichen und dabei eine Gewichtsdifferenz<br />

von 4 bis 5 kg festgestellt. Diese Differenzen sind durch die sensible Klopfsensorik<br />

und das komplexe Motormanagement heute inakzeptabel.<br />

Die 3D-CAD Modelle sind qualitativ hochwertig und beinhalten alle gießtechnischen Geometrieanpassungen<br />

wie Ausformschräge, Tei<strong>lung</strong>sebenen, Radien, Stützen usw.<br />

Damit ist der Konstrukteur in der Lage, am virtuellen Bauteil das Gewicht zu bestimmen. Dadurch,<br />

dass die CAE-Kette auch in der Gießerei durchgängig weitergeführt werden kann<br />

(Abbildung 7-2), muss die Konstruktion mit seinen Toleranzen im Abguss 1: 1 umgesetzt<br />

und Gewichtsüberschreitungen müssen kritisch betrachtet werden.<br />

CAD CAM CMM / GOM<br />

casting-simulation<br />

FEM<br />

Abbildung 7-2: Geschlossene CAE Kette<br />

casting<br />

Der typische Gusseisenwerkstoff mit lamellarem Graphit GJL250 ist für Zylinderkurbelgehäuse<br />

(ZKG0) sehr gut geeignet – bei Wandstärken von 4 bis 6 mm. Die Dämpfung für ein<br />

gutes Akustikverhalten ist dann ausgeprägt gegeben. In den ersten Versuchen wurden mit<br />

den Werkstoffen Gusseisen mit Vermikulargraphit GJV und mit Kugelgraphit GGG60 erste<br />

ZKG mit 2,5 mm Wandstärke gefertigt [MAR03].<br />

Bei Messungen an Motoren wurde festgestellt, dass wegen der Akustik die optimale Wanddicke<br />

bei 3 mm liegt.<br />

Anhand der gießtechnischen Prozesseinschränkungen und aus Erfahrungen mit anderen<br />

Leichtbauprojektenwurde die Wanddicke aus Gusseisen mit Lamellengraphit bei ZKG1 auf<br />

3,5 ± 0,8 mm reduziert. Bei ZKG2 wurde die Wanddicke als Zielvorgabe auf 3 ± 0,5 mm fest-<br />

140


gelegt. Diese Wanddicke wäre nicht prozesssicher machbar mit der zu Beginn des Vorhabens<br />

vorhandenen Fertigungsanlage FAB III (horizontale Gießlage, 4 ZKG je Formkasten).<br />

Nicht nur die Wanddicke ist ein Ansatz, das Gewicht des Bauteils zu reduzieren. Die Wände<br />

von einem 4-Zylinderreihen-ZKG betragen ca. 17 bis 20 % der Gesamtoberfläche. Reduzierungen<br />

der Wanddicken von 3,5 auf 3,0 mm führen zu einer berechnete Gewichts-<br />

Reduzierung von nur 0,5 kg am Bauteil (Abbildung 7-3).<br />

Abbildung 7-3: Definition ZKG und Fertigungsverfahren<br />

Parallel <strong>zur</strong> Wanddickenreduzierung wurden weitere Maßnahmen in der Konstruktion durchgeführt,<br />

mit denen signifikante Gewichtsreduzierungen möglich wurden. Hierzu gehören:<br />

- Abspecken von Flansch- und Butzengeometrie<br />

- Reduzierung von fertigungstechnisch bedingten Verstärkungen<br />

- bessere Berechnungsunterlagen und Abbau Sicherheitsfaktoren<br />

- Vorgießen der Ölkanäle statt Bohren<br />

- „Kern zu Kern“-Geometrie optimieren, damit Materialanhäufungen vermieden<br />

werden<br />

- aus der „Historie“ hinterbliebene Features entfernen<br />

- minimale Ausformschrägen und Kernquerschnitte<br />

141


- verbesserte Werkstoffeigenschaften<br />

Die Mehrheit von diesen Maßnahmen ist in der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von ZKG1 (Leichtbau) eingeflossen,<br />

und wurde in ZKG2 übernommen oder sogar erweitert.<br />

Zu diesen gießtechnischen Überlegungen bzw. Möglichkeiten kommen die Kundenwünsche,<br />

die einen erheblichen Einfluss auf die Geometrie und den Gießprozess haben (Abbildung<br />

7-4).<br />

Abbildung 7-4: Kundenanforderungen<br />

7.1.5 Auswirkung der <strong>Produkt</strong>veränderungen und des Leichtbaus<br />

• Niedrige Kosten<br />

• Automatisierung<br />

• Niedriges Bauteil Gewicht<br />

• Wandstärkenoptimierung<br />

• Toleranzeinengung<br />

• Höhere Bauteilbelastung<br />

• Konstante Werkstoffeigenschaften<br />

• Integration AGW’s und Entlüftung<br />

• Kernintensiver<br />

• Qualitätsziel: 0 ppm<br />

• intelligente Prüfprozesse<br />

• Vorbearbeitung<br />

Die Auswirkung der <strong>Produkt</strong>veränderungen und des Leichtbaus für die Gießerei sind bedeutend:<br />

- Die Schmelze: Der Werkstoff muss über die Impfung bzw. Legierung auf die neue<br />

Leichtbau-Geometrie angepasst werden, wobei zeitgleich noch dickwandigere<br />

Teile gegossen werden.<br />

- Der Kernfertigung: Dünnere Kerne sind prozesssicher herzustellen, ohne den<br />

Putzprozess nachteilig zu beeinflussen. Die Kernstabilität (Verformung, Maßlichkeit)<br />

und Qualität (Grat, Schlichte usw.) muss verbessert werden. Sowohl die To-<br />

142


leranzen und Automatisierungen beim Zusammenbau der Kernpakete, als auch<br />

die Logistik und die Lagerung sind weitere Herausforderungen.<br />

- Die Gussbearbeitung muss sich auf fragile Teile einstellen, so dass beim Handling<br />

keine Risse entstehen. Die Sauberkeit wird wegen der härteren Gleitlager bei<br />

hoher spezifischer Motorenbelastung immer kritischer. Bei geänderter Gießlage<br />

sind die Anschnittgeometrie und die Position der Luftstifte komplett anders. Das<br />

„Knacken“ von diesen Elementen und das Trennen der Gusstraube ist ein sehr<br />

kritischer Prozess, der überdacht werden muss.<br />

Schmelzen und Gießen<br />

An einer Formanlage werden sowohl V8-ZKG’s mit 125 kg Rohgewicht, als auch R4-ZKG’s<br />

mit nur 32 kg Rohgewicht gegossen. Das Basismaterial muss auf diese Unterschiede angepasst<br />

werden. Bei E. B. hat man die Möglichkeit eingerichtet, über Gießstrahlimpfung<br />

und/oder einen Formimpfling die Impfmittel-Zusammenstel<strong>lung</strong> und die Zugabemenge an die<br />

Bedingungen anzupassen. Die dünneren Wände neigen bei schnellerer Abküh<strong>lung</strong> sehr<br />

schnell zu Weißeinstrah<strong>lung</strong>, wodurch Risse entstehen und die Bearbeitung negativ beeinträchtigt<br />

wird.<br />

Die Mischofenkapazitäten wurden in der Vergangenheit für eine konstantere Temperatur<br />

und bessere Analyse der Schmelze erweitert. Die Kupolofen-Fahrweise wird optimiert nach<br />

Formanlagebedarf.<br />

Kernfertigung<br />

Die Planung einer neuen Kernfertigungszelle ist durchgeführt worden. Roboter werden in<br />

dem neuen Kernfertigungszentrum eine zentrale Rolle übernehmen (Abbildung 7-5).<br />

143


Abbildung 7-5: Roboter-Handling bei der Kernherstel<strong>lung</strong><br />

Die Kerne müssen nach der Entnahme aus den Kernschießmaschinen möglichst sofort zusammengebaut<br />

werden, damit eine Zwischenlagerung auf Paletten vermieden wird. Diese<br />

Sub-Baugruppen können dann als Einheit geschlichtet und getrocknet werden<br />

Durch den Zusammenbau entsteht eine stabile Einheit, die später von Robotern in die Endmontage<br />

zum Kernpaket robust gehandelt werden kann. Damit wird vermieden, dass die<br />

fragilen Öl- und Wasserkerne sich beim Lagern oder Trocknen verformen. Zudem setzt die<br />

Schlichte Spalten (Einbau-Freiräume zwischen den Kernmarken) zu, die die Gratbildung<br />

vermeidet.<br />

Formanlage<br />

Bei den in sich geschlossenen Kernpaketen ist die Formanlage trotzdem verantwortlich für<br />

die gute Abdichtung des Flüssigeisens, das Zusammenhalten des Kernpakets beim Abgießen<br />

und den Transport in die Abküh<strong>lung</strong>, bis zum Auspacken. Die neue Formanlage braucht<br />

also eine Stabilität und Flexibilität.<br />

144


Die Stabilität wird mit einem höheren Formkasten (max. 800 mm, ist max. 600 mm an der<br />

Formanlage FAB III) und einer verbesserten Verdichtung erzeugt. An der neuen Formanlage<br />

wird Luftdruckimpuls mit einer Vielstempelpresse kombiniert (FAB III nur Luftdruckimpulse).<br />

Es können sowohl Einzelkerne, als auch komplette Kernpakete <strong>zur</strong> Formanlage geliefert und<br />

verarbeitet werden. Dazu können sowohl GJL-250 (Standard-Gusseisen mit Lamellengraphit),<br />

als auch GJV-450 (Gusseisen mit Vermikulargraphit) vergossen werden.<br />

Die Dünnwandteile haben keine Geometrie mehr, die vom bentonitgebundenen Formstoff<br />

(Modellsand) gebildet wird. Die Risiken der Vererzung nehmen somit ab. Das Entsanden<br />

wird einfacher und der Strahlvorgang kann von der Intensität <strong>zur</strong>ückgenommen werden. Dies<br />

wiederum verringert die Gefahr von Rissbildung aus dem Strahlvorgang.<br />

Eine stabile Formanlage ist eine wichtige Randbedingung für gutes Ausbringung und Qualität.<br />

Ein stetiger Materialfluss (konstante Gießtemperatur, Auspackzeiten, Sandfeuchte usw.)<br />

ist die beste Voraussetzung für eine einwandfreie Fertigung von komplexen Dünnwandteilen.<br />

Neue Putzlinie<br />

Die wichtigsten Grundlagen für die neue Putzlinie sind:<br />

1) Knacken der Gusstrauben durch gezieltes Abdrücken des Laufsystems;<br />

Gussteile erfahren keine direkte Kraft-/Schlageinleitung<br />

2) Einlegen der Gussteile in Vorentgrat-Einrichtungen, gezieltes Abknacken von Speisern,<br />

Luftpfeifen, Überläufen usw.<br />

3) Entkernen durch individuelle, blockspezifische Einleitung der Schlagenergie in<br />

die Gussteile<br />

4) Roboter greifen Gussteile und führen die Schleifbewegung an feststehenden<br />

Schleifspindeln aus<br />

5) Außenstrahlen bei individuell einstellbaren Bewegungsabläufen der Gussteile mit<br />

einstellbaren Strahlparametern (Abwurfgeschwindigkeit, Strahlwinkel, Strahlmittelmenge)<br />

6) Innenstrahlen von vielen teilweise sehr kompliziert verlaufenden Öl- und Wasserkanälen<br />

145


7.1.6 <strong>Entwick</strong>elte und hergestellte Bauteile<br />

Bauteilgewicht<br />

Das ZKG2 wurde mit Audi auf Basis ZKG1 konstruiert. Die Wanddicke wurde auf 3,0 ± 0,5<br />

mm und die allgemeine Gusstoleranz wurde als Profiltoleranz (1,6) <strong>zur</strong> Erstaufnahme festgelegt<br />

(ZKG1: 3,5 ± 0,8; Profiltoleranz (2,4)). Die Hauptlagerschottwand (kritischer Bereich für<br />

die Lebensdauerberechnung) wurde u. a. mit der Toplogieoptimierung bei Audi auf minimale<br />

Materialverhältnisse ausgelegt, wobei die Motorleistung auf 220 KW gebracht werden soll<br />

(spezifische Leistung: 110 KW/L Hubraum = Benchmarkt für Otto-Motoren). Es wurde aber<br />

zusätzlich ein Blow-By-Kanal (Ölventilation) in das Bauteil integriert.<br />

Fertigteilgewicht:<br />

ZKG0: 38,5 kg<br />

ZKG1: 34,2 kg<br />

ZKG2: 33,0 kg<br />

Das Bauteilgewicht der ZKG ist nicht ohne Weiteres vergleichbar. Die Konstruktion ab ZKG1<br />

hat sich dadurch stark geändert, dass bestimmte Features wie z.B. Ausgleichswellen, Ölventilation,<br />

Öldruckkanäle, ein Kettenkasten usw. integriert wurden. Diese Zusatzfunktionen<br />

bringen neben der geringen Wanddicke und eingeengter Toleranzen eine zusätzliche Komplexität<br />

in den Gießprozess. Wichtig ist ein stabiler Gießprozess, um hierdurch Gewichtsschwankungen<br />

in der Serienfertigung zu vermeiden. Die Klopfsensorik und das Motormanagement<br />

reagieren auf diese Gewichtsunterschiede. Deshalb wird als zusätzliche Anforderung<br />

das Gewicht mit einer Toleranz als Spezifikation aufgenommen. Wie bereits ausgeführt, ist<br />

für die Kunden von Eisenwerk Brühl eine der Hauptanforderungen gewesen und weiterhin<br />

sein, das gesamte Motorgewicht zu reduzieren. Das ZKG2 ist unter diesem Aspekt weiter<br />

optimiert worden. Zu hohe zusätzliche Kosten begrenzen dabei die technischen Möglichkeiten.<br />

Für ZKG2 wurden folgende konstruktiven Maßnahmen getroffen:<br />

- Wanddickenreduzierung auf 3,0 ± 0,5<br />

- vertikale Gießlage<br />

- motortechnische Maßnahmen: verbesserte Motorentlüftung, Leistungssteigerung,<br />

Abgasklasse EU6.<br />

146


Mit den gießtechnischen Maßnahmen ist ca. 2,4 kg an Gewichtsreduzierung erreicht worden.<br />

Geometrieänderungen am Motor ergeben leider eine Zunahme von 1,2 kg. Bei vergleichbarer<br />

Geometrie betrüge die Gewichtsreduzierung durch gießtechnische Maßnahmen 26%. Dieses<br />

Ergebnisses basiert auf einem Prototyp, der mit 2,5 mm Wanddicke in Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

GJS600 in der stehenden Gießlage gegossen wurde (Abbildung 7-6). Hier war die<br />

Geometrie (Anschlussflansch und Butzenanordnung) gleich dem ZKG0.<br />

Abbildung 7-6: Potential Gewichtreduzierung ZKG2 bei gleiche Geometrie wie ZKG0<br />

Gießereitechnik<br />

Wie bereits ausgeführt, hat die Leichtbauentwick<strong>lung</strong> eine signifikante Auswirkung auf die<br />

Gestaltung einer modernen Gießerei. Aufbauend auf den Ergebnissen von <strong>LeiKom</strong> investiert<br />

die Eisenwerk Brühl GmbH in eine neue hoch-automatisierte Kernfertigung für die Herstel<strong>lung</strong><br />

der Kernpakete. Die Putzerei wird angepasst, damit das Handling keine Risse verursacht<br />

und das Strahlen wird optimiert.<br />

In der Qualitätssicherung sind die Schwerpunkt-Themen Dichtprüfungen an ZKG. Alle Maßnahmen,<br />

die in der Gießerei über die gesamte Prozesskette durchgeführt werden, versetzen<br />

nun EB. in die Lage, die zukünftigen Leichtbau- und Dünnwandgussteile wirtschaftlich in<br />

Großserie zu fertigen.<br />

147


Das Know-how hat Eisenwerk Brühl sich im Projekt <strong>LeiKom</strong> erarbeitet. Nur durch Innovation<br />

und enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden sieht sich EB. in der Lage, immer einen<br />

Schritt weiter zu kommen und vorne im internationalen Vergleich zu sein.<br />

Ökologische Vorteile<br />

Da die Bauteile immer leichter werden, wird auch der Materialeinsatz geringer und damit<br />

natürlich der Energie- und Rohstoffbedarf. Das Durchschnittsgewicht pro Teil abgeleitet von<br />

unseren Umsatz-Kennzahlen betrug:<br />

2005 2006 2007 2008 2009<br />

65,4 kg 59,0 kg 58,3 kg 54,7 kg 51,0kg<br />

Mit relativ mehr Teilen im Formkasten ( vier Stück 4-Zylinder ZKG , statt zwei Stück<br />

V8 –Zylinder ZKG) wird auch weniger Kreislaufmaterial pro Teil benötigt.<br />

Durch Downsizing werden die Motoren kleiner und sind höher belastet. Die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> in<br />

diese Richtung wird zzt. durch die gegenwärtige Wirtschaftskrise verstärkt. Bei EB sehen wir<br />

zunehmend die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von 2-3 Zylinderblöcken und eine starke Reduzierung von V6und<br />

V8-ZKG. Bei kleineren Hubräumen ist der Vorteil von Leichtmetall für das Motorgewicht<br />

weniger signifikant als bei kompakten kleineren Motoren. Den Wunsch nach einem hohen<br />

Drehmoment bei niedriger Drehzahl (Dieselverhalten) bei Otto-Motoren, kann nur mit einer<br />

hochwertigen Aufladung (Bi-Turbo) erfüllt werden. Die Belastungen für Otto-Motoren auf das<br />

Zylinderkurbelgehäuse sind dann ähnlich wie bei der vorherigen Generation Diesel-Motoren.<br />

Die Zünddrücke erreichen bis zu 140 MPa (war deutlich < 100 MPa) und der Mitteldruck ist<br />

über den kompletten Drehzahlbereich höher. Das Audi-Zylinderkurbelgehäuse wird für 110<br />

KW/L weiter entwickelt. Mit den integrierten Ausgleichswellen wird die Laufkultur (Akustik<br />

und Schwingungen) auf ein hohes Niveau gebracht. Die thermische Belastung bei Otto-<br />

Motoren wird ansteigen, weil die Motorenhersteller zukünftig wegen Emissionen und<br />

Verbrauch das Anfetten vom Gemisch bei höherer Drehzahl und Leistung vermeiden wollen.<br />

Das Anfetten (mehr Kraftstoffeinspritzung als nötig für die Verbrennung) war eine Methode<br />

womit bestimmte Bauteile gegen zu hohe thermische Belastung geschützt wurden. Spätestens<br />

bei Euro 6 ist das Anfetten nicht mehr möglich und die thermische Belastung auf die<br />

Motorenkomponenten wird zunehmen.<br />

148


Diese <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en haben ihre Auswirkungen auf die Eisengießerei. Der Trend der Verringerung<br />

des Durchschnittsgewichts der ZKG bei EB (2005: 65,4 kg und 2009: 51,0 kg) wird<br />

sich weiterhin so fortsetzen. In den nächsten 4 – 5 Jahren wird das Durchschnittsgewicht um<br />

weitere 10 – 15 kg absenken.<br />

Eisenwerk Brühl hat in Zusammenarbeit mit der IFG eine Ökobilanz für die Fertigung von<br />

Gussteilen erstellt.<br />

Global gesehen kann man davon ausgehen, dass für die Herstel<strong>lung</strong> von 1 t gutem Guss ca.<br />

1 t CO2 an Emission generiert wird, da hierfür ca. 7500 KWh an Energie benötigt wird<br />

[MAR05]. Die Reduzierung des Durchschnittsgewichts (14,4 kg) um ca. 22 % ist somit auch<br />

eine Reduzierung der CO2-Emission. bei 4,5 Mio. ZKG/ p. a. bedeutet dies eine Reduzierung<br />

von ca. 64.800 t CO2.<br />

Die Anwendung von leichteren Motoren liefert dann beim Endkunden eine zusätzliche CO2<br />

Reduzierung. Eine Annahme in der motortechnischen Welt ist das 100 kg Gewichtsreduzierung<br />

im Fahrzeug eine Verbrauchsreduzierung von 0,25 L/ 100 km bedeutet.<br />

(Angenommen ist eine 50 - 50 % Vertei<strong>lung</strong> Otto (0,3L/ 100 km) und Diesel (0,2L/ 100 km)).<br />

Die 14,4 kg bedeuten eine Verbrauchsreduzierung von 0,036 L/ 100 km (14,4 x 0,01 x 0,25).<br />

Ist der Durchschnittsabstand für einen PKW ca. 200.000 km, dann ist damit eine Verbrauchsreduzierung<br />

von 72,0 L Kraftstoff verbunden. 1 L Kraftstoff bedeutet 2,49 kg CO2 (Angenommen:<br />

50 - 50 % Diesel – Otto Motoren (1 L Diesel: 2,64 kg CO2; 1 L Benzin: 2,33 kg CO2)).<br />

72 L bedeuten 179,28 kg CO2. Bei 4,5 Mio. Fahrzeugen bedeutet dies eine Verringerung von<br />

8 x 10 5 t CO2.<br />

Dieses Rechenbeispiel unterstreicht nochmals die Bedeutung der Leichtbau-<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> in<br />

der Gießerei. Aus den momentanen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sprojekten kann man ableiten, dass das<br />

Durchschnittsgewicht der Motorblöcke durch Downsizing- und Hybrid-Konzepte weiterhin<br />

abgesenkt wird.<br />

149


Realisierung ZKG2<br />

EB wurde für die Serienfertigung von ZKG2 beauftragt. Serienstart ist geplant für Ende 2011,<br />

ab dann werden diese neuen Motoren in die verschiedenen Fahrzeugreihen sukzessive eingeführt.<br />

In der Laufzeit des <strong>LeiKom</strong>-Projektes hat EB mit einem zweiten Kunden diese <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong><br />

konstruktiv in die Wege geleitet. Anfang November 2009 wurde ein Auftrag für dieses Teil<br />

erteilt. SOP ist für 2012 vorgesehen. Auch in diesem Fall betrifft es einen Otto-Weltmotor mit<br />

1,6L bis 1,8L Hubraum.<br />

ZKGX der Zukunft<br />

Mit fertigungstechnischen Weiterentwick<strong>lung</strong>en allein werden weitergehende Gewichtseinsparungen<br />

nicht zu erreichen sein. Für zukünftige weitere Gewichtseinsparungen bei ZKG<br />

wird man neben der Fertigungstechnik zusätzlich Werkstoffentwick<strong>lung</strong>en, beispielsweise<br />

hinsichtlich Verbundwerkstoffen, einbeziehen müssen. In <strong>LeiKom</strong> sind derartige Ansätze<br />

entwickelt worden. Sie werden für zukünftige ZKG-Generationen verfolgt werden können.<br />

Die Ergebnisse aus dem E. B.-Teilprojekt bzgl. Leichtbau-Konstruktionen sind auch in die<br />

anderen Kapitel in diesem <strong>LeiKom</strong>-Band „<strong>Produkt</strong>“ sowie in den <strong>LeiKom</strong>-Band „<strong>Instrumente</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von Gießereien zu nachhaltigen Produzenten“ eingegangen.<br />

7.1.7 Beschäftigte und Personalwesen<br />

Die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>en in der Fertigungstechnik waren unmittelbar verbunden mit <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sarbeiten<br />

im Personalbereich. Dies waren im Einzelnen:<br />

- Durchführung einer Altersstrukturanalyse<br />

- Zusammenführen von Fertigung und Instandhaltung; hieraus resultierend: eine<br />

Bewertung der Qualifikation und der Qualifikationsanforderungen<br />

- Durchführung eines Workshops <strong>zur</strong> Kernfertigung in der Zukunft; hieraus resultierend:<br />

Definition der zukünftig geänderten Aufgaben der Beschäftigten<br />

- <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von Arbeitsmodellen, wie Springersystem, Blockwechselsystem,<br />

Schichtmodelle, Talentförderung.<br />

150


Die Ergebnisse aus diesen Teilarbeiten sowie die Beteiligung an der entstandenen Empfeh<strong>lung</strong><br />

<strong>zur</strong> Neugestaltung der Ausbildung zum „Gießereimechaniker“ sind in den <strong>LeiKom</strong>-Band<br />

„<strong>Instrumente</strong> <strong>zur</strong> <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> von Personalwesen und Ausbildung für nachhaltige Gießereien“<br />

eingegangen.<br />

7.2 Zylinderkopf (Nemak Wernigerode GmbH)<br />

7.2.1 Aufgabenstel<strong>lung</strong><br />

Es war die Aufgabenstel<strong>lung</strong> im Rahmen dieses Forschungsvorhabens Lösungskonzepte zu<br />

erarbeiten um für die Fahrzeug- und Maschinenbauindustrie Leichtbau-Komponenten fertigen<br />

zu können. Es soll hierzu in besonderem Maße Humanverträglichkeit, Ökologie und<br />

Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden. Das gesetzte Ziel eine Gewichtsreduzierung von<br />

15% - 30% zu erreichen, führt unmittelbar zu einer Vielzahl ökologischer und ökonomischer<br />

Vorteile.<br />

7.2.2 Projektpartner<br />

Die Firma Nemak Wernigerode GmbH, ehemals Rautenbach GmbH, kooperierte in <strong>LeiKom</strong><br />

mit der Firma PEAK (Bereitstel<strong>lung</strong> von sprühkompaktierten Brennraumeinsätzen), dem IFQ<br />

der Universität Magdeburg, Herr Prof. Bähr (wissenschaftlicher Begleiter), als Unterauftragnehmer,<br />

der Firma Berger Consult (Bereitstel<strong>lung</strong> neuartiger Vorlegierungen) sowie dem<br />

Fahrzeughersteller Audi AG (Durchführung von Prüfstandsläufen).<br />

7.2.3 Voraussetzung unter der das Vorhaben durchgeführt wurde (z.B. Ressourcen,<br />

Einbindung in die Unternehmensstrategie, Vorarbeiten und Vorkenntnisse, etc.)<br />

Das Giessen bietet ein hohes Innovationspotential. Die Ursache hierfür ist die Möglichkeit<br />

auch komplexeste Konstruktionen endkonturnah fertigen zu können. Dies ermöglicht beispielsweise<br />

die Einbindung innovativer Leichtbaustrategien wie z.B. die Bionik. Da das Unternehmen<br />

Nemak Wernigerode GmbH jedoch nur ein begrenztes Mitspracherecht bei der<br />

konstruktiven Gestaltung der Bauteile besitzt, ist besonders die Umsetzung der Leichtbauforderung<br />

durch Anpassungen des Werkstoffes und Optimierung der Fertigungsverfahrens<br />

von großer Bedeutung für das Unternehmen.<br />

Um der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> im Motorenbau und den stetig steigenden Kundenforderungen, nach<br />

Bauteilen von geringerem Gewicht bei steigender Belastbarkeit vor allem im Hochtempera-<br />

151


turbereich Rechnung zu tragen, ist es <strong>zur</strong> Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens<br />

von essentieller Bedeutung das bestehende Know-how weiter zu entwickeln. Dieses<br />

Forschungsvorhaben versetzt das Unternehmen Nemak Wernigerode GmbH in die Lage<br />

in Höchstem Maße an der Erreichung der oben beschriebenen Ziele zu arbeiten.<br />

Ein besonderes Anliegen des Unternehmens ist es im Rahmen dieses Projekts den Aspekt<br />

der Nachhaltigkeit mit den technischen Zielen verbinden zu können. Zur Fertigung von <strong>Produkt</strong>en<br />

von höchster Qualität ist nicht nur der Einsatz modernster Werkstoffe und optimierter<br />

Fertigungsverfahren notwendig sondern es wird qualifiziertes Fachpersonal benötigt, welches<br />

in der Lage ist dies im <strong>Produkt</strong>ionsprozess zu realisieren. Somit soll besonderes Augenmerk<br />

auch auf den Bereich Arbeitssystemanalyse sowie Kommunikations- und Qualifikationsanalyse<br />

gelegt werden.<br />

7.2.4 Wissenschaftlicher und technischer Stand zu Beginn und Ende des Vorhabens<br />

Über alle Fertigungsverfahren hinweg wir der Vorteil leichterer Bauteile gesehen und es ist<br />

das Ziel diese bei gleichen oder gar verbesserten Eigenschaften zu fertigen. Daher gibt es<br />

eine Vielzahl von Arbeiten zu diesem Themenkomplex (siehe Literaturverzeichnis). Durch die<br />

Vorteile des Fertigungsverfahrens Giessen in Bezug auf die Möglichkeit der Gestaltungsfreiheit<br />

in Kombination mit einer breiten <strong>zur</strong> Verfügung stehenden Werkstoffpalette eignet sich<br />

diese besonders <strong>zur</strong> Umsetzung des Leichtbaus.<br />

Dies hat M. Tomovic [TOM03] bewogen, Richtwerte für die Mindestwanddicken von Gussstücken<br />

verschiedener Werkstoffe, die mit verschiedenen Gießverfahren gefertigt worden<br />

sind, systematisch zu ermitteln.<br />

Mit der Flüssigmetallströmung in dünnen Wandstärken haben sich A.H. Zadeh und J. Cambell<br />

an der University of Birmingham auseinandergesetzt [ZAD03]. Für typische eutektische<br />

Legierungen, wie Gusseisen und Aluminium-Silizium-Legierungen, haben sie sich mit den<br />

Grenzbereichen der Formfül<strong>lung</strong> beschäftigt und festgestellt, unter welchen Bedingungen<br />

Gussstückfehler auftreten können. Ebenfalls mit dem Grenzbereich bei Herstel<strong>lung</strong> dünnwandiger<br />

Sandgussteile haben sich R. E. Showman und R. C. Aufderheide [SHO03] für<br />

Gusseisen und Stahlguss auseinander gesetzt.<br />

Neben dem dünnwandigen Gießen geht man teilweise unkonventionelle Wege zum Leichtbau,<br />

die jedoch in vielen Fällen aufgrund ihrer technisch-wirtschaftlichen Randbedingungen<br />

nicht für den Großserienguss geeignet sind. So sind das Arbeiten mit Sandwich-Strukturen,<br />

die aus Aluminium-Deckschichten und einem Kern aus Aluminiumschaum bestehen, auf-<br />

152


grund vergleichsweise hoher Steifigkeit und eines hohen Energieabsorptionsvermögens bei<br />

geringem Gewicht interessant. Die Realisierung in der Serienfertigung steht jedoch bestenfalls<br />

in Zukunft an. Die Technik die J. Wellnitz, R. Daller und L. König [WEL03] von der Fachhochschule<br />

Ingolstadt auf dem ersten Landshuter Leichtbau-Kolloquium „Innovationen und<br />

Erfahrungen im Leichtbau-Kompetenznetz vorgestellt haben, ist jedoch als innovative <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong><br />

mit Interesse zu verfolgen.<br />

Einen Überblick über die Möglichkeiten der Herstel<strong>lung</strong> hochwertiger Bauteile aus Aluminiumlegierungen<br />

in Verbindung mit der Klebetechnik beschrieb L. Wenk 2003. Er verwies dabei<br />

auf Beispiele, bei denen Druckgussstücke geklebt worden sind und diese Bauteile in der<br />

Automobilindustrie eingesetzt worden.<br />

7.2.5 Erzieltes Ergebnis<br />

7.2.5.1 Strontiumvered<strong>lung</strong><br />

Delta T, °C<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

x ppm<br />

AlSi6Cu4<br />

y ppm<br />

Sr, ppm<br />

Abbildung 7-7: Abhängigkeit der vom Strontiumanteil<br />

153


Abbildung 7-8: Gefügeausbildung in Abhängigkeit vom Strontiumgehalt<br />

Die Strontiumverede<strong>lung</strong> erzeugt bei der momentanen Zugabemenge von y ppm das in<br />

Abbildung 7-8 dargestellte Gefüge. Mithilfe der Umfangreichen Untersuchungen bei denen<br />

die Zugabemenge schrittweise von 0 bis y ppm variiert wurde, konnte ermittelt werden bei<br />

welcher geringeren Zugabemenge des kostenintensiven Vered<strong>lung</strong>smittels Strontium eine<br />

ausreichende Vered<strong>lung</strong> des Gefüges erzielt wird. Die Zugabemenge x ppm wurde als neuer<br />

Wert in die Serienfertigung übernommen.<br />

7.2.5.2 Einfluss der Störelemente Blei und Zinn<br />

T AlSICu Eutectic, °C<br />

500<br />

498<br />

496<br />

494<br />

492<br />

490<br />

488<br />

Pb, w t.%<br />

ΔT = 9.3°C<br />

Abbildung 7-9: Einfluss des Bleianteils auf die eutektische Temperatur<br />

Eine Vielzahl der in AlSi-Legierungen enthaltenen Begleitelemente haben negative Auswirkungen<br />

auf die Erstarrungseigenschaften der Schmelze und somit auf die Fehlerneigung des<br />

Gussteils. Für die im Rahmen des Projektes durchgeführten Untersuchungen bezüglich des<br />

Einflusses dieser Störelemente wurden Blei und Zinn ausgewählt.<br />

154


T AlSiCu Eutectic, °C<br />

500<br />

498<br />

496<br />

494<br />

492<br />

490<br />

488<br />

Sn , w t.%.%<br />

Abbildung 7-10: Einfluss des Zinnanteils auf die eutektische Temperatur<br />

Es wurde die Abhängigkeit der eutektischen Temperatur (Abbildung 7-9 und Abbildung<br />

7-10) einer AlSiCu-Legierung vom Anteil der enthaltenen Störelemente ermittelt. Es wurde<br />

damit der maximal tolerierbare Anteil von Blei und Zinn <strong>zur</strong> Vermeidung von Fehlern wie<br />

Schwindungsporositäten ermittelt.<br />

7.2.5.3 Einfluss von Silizium und Kupfer auf den SDAS-Wert<br />

SDAS, µm<br />

y = 0,9797x 2 - 16,479x + 111,53<br />

R 2 = 0,96<br />

0 2 4 6<br />

Si, wt.%<br />

8 10 12<br />

Abbildung 7-11: Zusammenhang zwischen SDAS und Siliziumanteil<br />

Die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Ausbildung des SDAS sind Abkühlgeschwindigkeit,<br />

Temperaturgradient, Schmelzebehand<strong>lung</strong> und die chemische Zusammensetzung der<br />

Schmelze. Letztere schwankt innerhalb vorgegebener Toleranzgrenzen. Es ist für die Eigen-<br />

155


schaften des Gussteils von elementarer Bedeutung den genauen Einfluss der Hauptlegierungselemente<br />

auf den SDAS zu kennen um diesen gezielt beeinflussen zu können.<br />

Es wurde im Rahmen dieses Projektes der direkte Einfluss des Silizium- und Kupfergehaltes<br />

auf den SDAS untersucht. Die in umfangreichen Vorversuchen ermittelten Zusammenhänge<br />

sind in Abbildung 7-11 und Abbildung 7-12 dargestellt. Um dies <strong>zur</strong> Erzeugung realer<br />

Gussteile anzuwenden und gezielt den SDAS in besonders beanspruchten Gussteilbereichen<br />

einstellen zu können, ist es notwendig zu wissen wie sich die Abkühlbedingungen verteilt<br />

über die gesamte Gussteilgeometrie unterscheiden. Mithilfe von Thermoanalysen wurde<br />

dies untersucht (Abbildung 7-13). In Tabelle 1 und 2 sind exemplarisch die in einem Großversuchen<br />

am Gussteil verwendeten Legierungsvariationen dargestellt. Die Auswertung der<br />

Versuche erfolgte über die Bewertung der Schliffbilder dargestellt in Abbildung 7-14. Somit<br />

konnten die optimalen Silizium- und Kupfergehalte ermittelt werden.<br />

SDAS, µm<br />

y = 0,565x 2 - 5,386x + 58,413<br />

R 2 = 0,96<br />

0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50<br />

Cu, wt.%<br />

3,00 3,50 4,00 4,50 5,00<br />

Abbildung 7-12: Zusammenhang zwischen SDAS und Kupferanteil<br />

156


700<br />

650<br />

600<br />

550<br />

500<br />

450<br />

Kurve 4<br />

Kurve 3<br />

Kurve 2<br />

Kurve 1<br />

Abkühlkurven Al-Si-Cu<br />

Tliq = 613°C<br />

Tsol = 526°C<br />

400<br />

Time 10,791 21,691 32,591 43,491 54,391 65,291 76,191 87,091 97,991 108,891 119,791 130,691 141,591 152,491 163,391 174,291 185,191 196,091 206,991 217,891 228,791<br />

Abbildung 7-13: Abküh<strong>lung</strong> in Abhängigkeit von Gussteilgeometrie<br />

Tabelle 7-1: Legierungsvariation Si<br />

Legierung Si Fe Cu Mn Mg Zn<br />

1 10.99 0.09 0.002 0.04 0.32 0.007<br />

2 9.71 0.08 0.001 0.03 0.24 0.006<br />

3 8.59 0.10 0.001 0.03 0.24 0.006<br />

4 7.57 0.10 0.002 0.03 0.22 0.006<br />

5 6.97 0.10 0.002 0.03 0.22 0.007<br />

6 6.05 0.11 0.002 0.02 0.21 0.007<br />

7 4.70 0.11 0.002 0.02 0.21 0.007<br />

8 3.72 0.12 0.002 0.02 0.19 0.009<br />

9 2.75 0.12 0.002 0.02 0.18 0.009<br />

10 2.06 0.13 0.002 0.02 0.17 0.008<br />

11 1.30 0.13 0.002 0.02 0.17 0.009<br />

157


Tabelle 7-2: Legierungsvariation Kupfer<br />

Legierung Si Fe Cu Mn Mg Zn<br />

1 5.61 0.06 0.37 0.002 0.21 0.004<br />

2 7.09 0.08 0.76 0.002 0.30 0.005<br />

3 6.79 0.07 1.42 0.002 0.27 0.005<br />

4 6.92 0.08 1.76 0.002 0.28 0.005<br />

5 6.65 0.07 2.13 0.002 0.25 0.005<br />

6 7.07 0.07 2.23 0.002 0.26 0.005<br />

7 7.10 0.07 2.60 0.002 0.26 0.005<br />

8 6.90 0.07 3.20 0.002 0.27 0.005<br />

9 7.10 0.08 4.71 0.002 0.25 0.004<br />

Abbildung 7-14: Gefügeausbildung in Abhängigkeit von Silizium- und Kupferanteilen<br />

158


7.2.5.4 Lieferantenoptimierung auf Grundlage der im Projekt erzielten Ersuchungsergebnissen<br />

Die in den vorher aufgezählten Vorversuchen und Großversuchen in der <strong>Produkt</strong>ion erzielten<br />

Kenntnisse über den Einfluss der Hauptlegierungs- und Störelemente auf die Gussteilqualität<br />

wurde genutzt um einen Bewertung der Metalllieferanten vorzunehmen (Abbildung 7-15).<br />

Es wurde versucht einen Balance zwischen den wirtschaftlichen Forderungen nach preisgünstigem<br />

Einsatzmaterial und den qualitativen Anforderungen an das Gussteil- und Ausschussvermeidung<br />

herzustellen.<br />

Um nochmals zu untermauern, dass diese aus den Versuchen abgeleiteten Zusammenhänge<br />

für die Großserie übertragbar sind wurden umfangreichen Fehleranalysen anhand der<br />

<strong>Produkt</strong>ionsdaten bezüglich Legierungszusammensetzung und zuordenbaren Fehlern<br />

(Abbildung 7-16) durchgeführt.<br />

Abbildung 7-15: Eintei<strong>lung</strong> der Lieferanten nach Schwankungsbreite ausgewählter<br />

Elemente<br />

159


Abbildung 7-16: Fehleranalysen am Gussteil <strong>zur</strong> Qualifizierung der gewonnen Erkenntnisse<br />

7.2.5.5 Versuche Wärmebehand<strong>lung</strong> mit Luftabschreckung<br />

Es wurden <strong>zur</strong> Optimierung der Gussteileigenschaften mittels Wärmebehand<strong>lung</strong> Versuche<br />

<strong>zur</strong> Luftabschreckung nach Lösungsglühen und mit anschließender Warmauslagerung<br />

durchgeführt. Ziel war es die Eigenspannungen im Gussteil zu reduzieren. In Abbildung<br />

7-17 ist die Versuchsanordnung dargestellt. Besonders wichtig ist es dabei eine allseitige<br />

Umströmung durch das Abschreckmedium Luft zu gewährleisten. In Abbildung 7-18 ist die<br />

gemessen Temperaturvertei<strong>lung</strong> während der gesamten Wärmebehand<strong>lung</strong> dargestellt. Es<br />

wurden bei diesem Versuch die geforderten Härtewerte erreicht (Abbildung 7-19). Aufgrund<br />

des hohen anlagentechnischen Aufwandes der für die Umsetzung in der Großserie nötig<br />

wäre und des Potentials welches in den Legierungsoptimierungen realisiert wurde, hat man<br />

diesen Ansatz im Rahmen des Projektes nicht weiterverfolgt.<br />

160


Abbildung 7-17: Versuchsaufbau Luftabschreckung<br />

Temperatur[°C]<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

00:00:00<br />

00:16:00<br />

00:32:00<br />

00:48:00<br />

START<br />

Lösungsglühen<br />

nach 75 min.<br />

01:04:00<br />

01:20:00<br />

01:36:00<br />

01:52:00<br />

02:08:00<br />

02:24:00<br />

alle ZK erreichen<br />

T=495°C nach 183 min.<br />

02:40:00<br />

02:56:00<br />

03:12:00<br />

03:28:00<br />

03:44:00<br />

04:00:00<br />

Abschreckung<br />

04:16:00<br />

04:32:00<br />

Zeit[min.]<br />

04:48:00<br />

05:04:00<br />

05:20:00<br />

05:36:00<br />

Abbildung 7-18: Abküh<strong>lung</strong> bei verschiedener Probenlage<br />

Warmeauslagerung<br />

05:52:00<br />

06:08:00<br />

06:24:00<br />

06:40:00<br />

06:56:00<br />

07:12:00<br />

07:28:00<br />

07:44:00<br />

08:00:00<br />

08:16:00<br />

MP1<br />

MP2<br />

MP3<br />

MP4<br />

MP5<br />

MP6<br />

MP7<br />

MP8<br />

MP9<br />

MP10<br />

161


HB<br />

110<br />

108<br />

106<br />

104<br />

102<br />

100<br />

98<br />

96<br />

94<br />

92<br />

90<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

Abbildung 7-19: Erzielte Härtewerte (Forderung >85HB)<br />

Es wurden des weiteren Versuche durchgeführt den Energieeinsatz bei der Wärmebehand<strong>lung</strong><br />

effizienter zu gestalten indem Temperaturen und Haltezeiten variiert wurden<br />

(Abbildung 7-20). Dieser Ansatz hat den Vorteil, dass keine Optimierung an der Anlagentechnik<br />

notwendig wird.<br />

HB<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

LG_505°C_60 bis 180min; WA_270°C_30 bis 90 min<br />

WA_270°C_30 min<br />

WA_270°C_60 min<br />

WA_270°C_90 min<br />

LG_t=x-4<br />

LG_t=x-3<br />

LG_t=x-2<br />

LG_t=x-1<br />

LG_t=x<br />

1 2 3 4 5<br />

Abbildung 7-20: Untersuchung zum effizienteren Energieeinsatz bei Wärmebehand<strong>lung</strong><br />

162


7.2.5.6 Gradientenguss<br />

Es wurden Vorversuche zum Verfahren des Gradientengusses, wie in Abbildung 7-21 dargestellt,<br />

anhand eines Stufenkeiles durchgeführt. Es wurde jeweils eine partikelverstärkte<br />

und eine unverstärkte Legierung mit Variation der Wartezeit zwischen dem Vergiessen der<br />

beiden Legierungen vergossen. Es wurden <strong>zur</strong> Bewertung der erzielten Gefüge Schliffe angefertigt<br />

und Stauchversuche (Abbildung 7-22 und Abbildung 7-23) durchgeführt. Dieses<br />

Verfahren wurde aufgrund des begrenzten Erfolges und der aufwendigen technischen Umsetzung<br />

<strong>zur</strong>ückgestellt um den erfolgreichen Teil der Legierungsoptimierung mit der notwendige<br />

Intensität umsetzen zu können.<br />

Abbildung 7-21: Versuchsaufbau<br />

0,2%-Stauchgrenze [MPa]<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Prüftemperatur: 300°C<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10 12<br />

Stauchgeschwindigkeit [mm/min]<br />

Abbildung 7-22: Stauchversuche<br />

Probe 15<br />

Partikelanteil 42 %<br />

Probe 15<br />

Partikelanteil 12 %<br />

163


0,2%-Stauchgrenze [MPa]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Stauchgeschwindigkeit: 1 mm/min<br />

0<br />

0,00 5,00 10,00 15,00 20,00 25,00 30,00 35,00 40,00 45,00<br />

Partikelanteil [%]<br />

Abbildung 7-23: Stauchversuche<br />

7.2.5.7 Qualifikation und Personalentwick<strong>lung</strong><br />

Rp0,2@20°C<br />

Rp0,2@300°C<br />

Es wurde durch die Firma H-Faktor eine umfangreiche Altersstrukturanalyse durchgeführt<br />

und in Arbeitstreffen mit der Nemak Wernigerode GmbH ausgewertet (exemplarisch siehe<br />

Abbildung 7-24 und Abbildung 7-25). Es zeigte sich dabei, dass die Periode ohne Facharbeiterausbildung<br />

zu Beginn der 1990’er Jahre einen negativen Einfluss auf die Altersstruktur<br />

hatte, dass dies aber durch die intensive Ausbildung von Facharbeitern während des letzten<br />

Jahrzehnts gut abgefangen werden konnte. In Abbildung 7-25 ist diese in 2008 gute Altersvertei<strong>lung</strong><br />

anhand des Balancewertes erkennbar. Es wurde in Rahmen der Analyse auch auf<br />

die Probleme der Überalterung einzelner Abtei<strong>lung</strong>en und den hohen Anteil an ausscheidenden<br />

Mitarbeitern durch Renteneintritt und Altersteilzeit in den folgenden Jahren hingewiesen<br />

und diese Problematik diskutiert.<br />

Aufgrund der veränderten Wirtschaftslage im Jahr 2008 und 2009 kam es zu erheblichen<br />

personellen Veränderungen in Form von Entlassungen im Hause der Nemak Wernigerode<br />

GmbH. Die daraus resultierende Stimmungslage der Arbeitnehmer, hat dazu geführt, dass<br />

die ursprünglich geplante Qualifikationsanalyse mit Hilfe eines Interviews der Mitarbeiter<br />

nicht mehr als zielführend angesehen wurde.<br />

164


HC score 2 – Altersstruktur 2006<br />

Nemak Guss<br />

Nemak Wernigerode – Okt. 2007 - Seite 22<br />

Abbildung 7-24: Altersstruktur des Unternehme<br />

HC score 2 – Prognose-Tool<br />

Ergebnisse der Berechnungen der Prognose unter Berücksichtigung der eingegebenen Parameter:<br />

Nemak Wernigerode – Okt. 2007 - Seite 33<br />

Abbildung 7-25:-<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> der Balance der Altersstruktur bis 2017<br />

165


7.2.6 Nutzen für das Unternehmen, insbesondere Verwertbarkeit des Ergebnisses<br />

Die im Rahmen des Projektes gewonnen Erkenntnisse über den Einfluss der Legierungselemente<br />

sind stetig in den Fertigungsprozess eingeflossen. So wurden als wichtigste Punkte<br />

die Vorgaben für die Strontiumvered<strong>lung</strong> und die Eintei<strong>lung</strong> und Auswahl der Lieferanten<br />

nach Maßgabe der im Projekt ermittelten Optimalwerte angepasst. Es konnten dadurch sowohl<br />

finanzielle Einsparung als auch qualitative Verbesserung der Gussprodukte erzielt werden.<br />

Dieses Projekt hat maßgeblich dazu beigetragen die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens<br />

zu stärken.<br />

8 Wirtschaftliche Aspekte des Leichtbaus<br />

8.1 Kosten des Leichtbaus<br />

Betrachtet man die Kostenstrukturen von Leichtbauteilen, so fällt zunächst auf, dass diese<br />

sich kaum von denen herkömmlicher Standardkonstruktionen unterscheiden. So verwundert<br />

es auch nicht weiter, dass in der diesbezüglichen Literatur die allgemeinen Kalkulationsgrundsätze<br />

für Maschinenbaukonstruktionen übernommen werden, die z.B. in VDI 2225-1<br />

(Konstruktionsmethodik - Technisch-wirtschaftliches Konstruieren - Vereinfachte Kostenermitt<strong>lung</strong>)<br />

vorgeschlagen werden.<br />

Die Herstellkosten eines Leichtbau- wie eines Standardbauteils ergeben sich demnach als<br />

Summe von Materialkosten (M), Fertigungskosten (F) und <strong>Produkt</strong>lebenszykluskosten (P)<br />

[REU07]. Dies wäre noch zu ergänzen um die Kosten für die konstruktive Auslegung (K) und<br />

Erprobung (E) des Bauteils, welche je nach Seriengröße und Konstruktionsaufwand u. U.<br />

eine durchaus beachtliche Höhe erreichen können, gerade bei Leichtbaukomponenten im<br />

Automobilbereich.<br />

Vereinfacht lässt sich der vorgenannte Zusammenhang in folgende Formel fassen:<br />

H = M + F + P + K + E (8-1)<br />

Die Materialkosten machen bei Fahrzeugkomponenten und Maschinenbauteilen mit 35-70%<br />

den Hauptanteil der gesamten Herstellkosten aus [VDI 2225], ihre Höhe verhält sich proportional<br />

zum effektiven Bauteilvolumen V und den spezifischen Werkstoffkosten Wspez, wobei<br />

diese neben dem reinen Rohmaterialpreis u. U. auch umgelegte <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>skosten und<br />

Kosten für Schutzrechte (insbesondere im Fall „maßgeschneiderter“ Werkstoffe für bestimm-<br />

166


te Kundenanforderungen) sowie Materialgemeinkosten (Einkauf, Lagerhaltung, Wareneingangsprüfung,<br />

Transport, Verpackung etc.) umfassen können (Abbildung 8-1):<br />

Werkzeugmaschine, schwer<br />

Dampfturbine<br />

Dieselmotor, stationär<br />

Wasserturbine<br />

PKW-Benzinmotor<br />

PKW-Dieselmotor<br />

PKW<br />

Kran<br />

M = V * Wspez (8-2)<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Materialkostenanteile in %<br />

Abbildung 8-1 : Materialkostenanteile von Erzeugnissen [REU07]<br />

In Zusammenhang mit dem Bauteilvolumen wird in der spanenden Fertigung der Verschnitt<br />

in Form eines Verschnittfaktors mit berücksichtigt. Bei gegossenen Bauteilen wäre hingegen<br />

ein entsprechender Faktor für Kreislaufmaterial und Bearbeitungszugaben anzusetzen, der<br />

je nach Bauteil und <strong>Produkt</strong>ionskonzept unterschiedlich ausfällt und die reinen Materialkosten<br />

für das bearbeitete Material in Relation zu dem erzielbaren Verkaufserlös für die angefallenen<br />

Bearbeitungsspäne setzt und zu den Lagerkosten, Legierungs- und Energiekosten für<br />

das Wiederaufschmelzen des angefallenen Kreislaufmaterials hinzuaddiert.<br />

Um diese komplexe Kostenrechnung, die beim Hersteller der jeweiligen Komponenten stattfindet,<br />

für den Konstrukteur zu vereinfachen, wurde in VDI 2225 Blatt 2 versucht, eine Vergleichbarkeit<br />

durch Einführung sogenannter Relativkostenfaktoren kv * =kv*(kv0) -1 zu ermöglichen,<br />

indem die jeweiligen Materialkosten (und anteiligen Fertigungskosten) in Relation zu<br />

einem Referenzwerkstoff (warmgewalzter Rundstahl S235JRG1 DIN EN 10025) gesetzt<br />

werden. In der Konstruktionstechnik sind diese Relativkostenfaktoren inzwischen weit verbreitet<br />

und für die verschiedensten Werkstoffe u. a. auch in Werkstoffdatenbanken und Materialcharts<br />

zu finden (Abbildung 8-2 und Abbildung 8-3).<br />

167


In wieweit eine derart vereinfachte Darstel<strong>lung</strong> der Realität gerecht wird, mag <strong>zur</strong> Diskussion<br />

gestellt sein. Auch wird in diesem Zusammenhang <strong>zur</strong>echt darauf hingewiesen, dass die<br />

geforderte Werkstoffgüte einen wesentlichen Faktor bei der Kostenermitt<strong>lung</strong> spielt, und<br />

dass für höhere Werkstoffgüten für hoch beanspruchte Teile mit entsprechenden Aufschlägen<br />

kalkuliert werden muss [REU07].<br />

Relativkostenfaktoren für Gusseisen- und Stahlgusswerkstoffe zeigt Tabelle 8-1.<br />

Festigkeit, MPa<br />

Schäume<br />

Naturstoffe<br />

Keramik<br />

Polymer, Elastomer<br />

Volumenbezogener Relativkostenfaktor<br />

Metalle<br />

Abbildung 8-2: Festigkeitsbezogene Relativkostenfaktoren [REU07]<br />

168


Abb 8 3<br />

Elastizitätsmodul in GPa<br />

Naturstoffe<br />

Schäume<br />

Technische<br />

Keramik<br />

Polymer, Elastomer<br />

Volumenbezogener Relativkostenfaktor<br />

Metalle<br />

Abbildung 8-3: E-Modulbezogene Relativkostenfaktoren [REU07]<br />

169


Tabelle 8-1: Relativkostenfaktoren für Gusseisen- und Stahlgusswerkstoffe nach<br />

[KUR04]<br />

Stückgewicht<br />

Werkstoff Stüc<br />

kzahl<br />

DIN<br />

EN<br />

1562<br />

DIN<br />

EN<br />

1561<br />

DIN<br />

EN<br />

1563<br />

DIN<br />

EN<br />

1681<br />

Relativkostenfaktor für Schwierigkeitsgrad<br />

Vollguss<br />

ohne<br />

Kerne<br />

und Aussparungen<br />

Vollguss<br />

mit einfachen<br />

Kernen<br />

und Aussparungen<br />

Hohlguss<br />

mit einfachenRippen<br />

und<br />

Aussparungen<br />

1…5 100 2 2,3 3,4 4,7<br />

>5…10 50 1,8 2,15 3 4,3<br />

>10…50 10 1,6 2 2,9 4<br />

>50…10<br />

0<br />

>100…5<br />

00<br />

>500…1<br />

000<br />

Umrechnungszahl<br />

Temperguss GJMW, GJMB<br />

Gusseisen mit Lamellengraphit GJL<br />

Gusseisen mit Kugelgraphit GJS<br />

Stahlguss GS<br />

1,7 1,0 1,5 2,0<br />

8.2 Materialkosten<br />

5 1,45 1,8 2,7 3,6<br />

1 1,45 1,6 2,5 3,2<br />

1 1,45 1,6 2,3 3<br />

Hohlguss<br />

mit<br />

schwierigerKernarbeit<br />

Ziel des Konstrukteurs muss es neben der aus technischer Sicht erforderlichen Reduzierung<br />

des Bauteilgewichts immer sein, die Materialkosten so gering wie möglich zu halten. Die<br />

höchsten Einsparpotenziale bietet hierbei der Strukturleichtbau ohne eine Werkstoff- oder<br />

Prozessoptimierung. Sind die hierbei möglichen Gewichtseinsparpotenziale jedoch einmal<br />

gehoben, so ist eine weitere Gewichtsreduktion nur noch durch werkstofflichen Leichtbau<br />

170


möglich, sofern nicht die Möglichkeit der Integration von Funktionen benachbarter Bauteile<br />

oder der Absenkung von Sicherheitsfaktoren besteht. In diesem Fall werden die Kosteneinsparungen,<br />

die sich durch die Verringerung des Materialeinsatzes ergeben u. U. ganz oder<br />

teilweise durch die höheren spezifischen Materialkosten von Leichtbauwerkstoffen oder die<br />

Kosten für die Prozessoptimierung <strong>zur</strong> Erzie<strong>lung</strong> einer höheren Werkstoffqualität wieder<br />

ausgeglichen.<br />

Leichtbau-Werkstoffe zeichnen sich gegenüber Standardwerkstoffen durch ihre höhere spezifische<br />

Tragfähigkeit bei vergleichbaren Belastungszuständen aus. Dieser Vorteil wird jedoch<br />

durch einen höheren Aufwand bei der Herstel<strong>lung</strong> des Werkstoffs und dessen Verarbeitung<br />

erkauft. So erreichen viele Aluminium-Legierungen ihre verbesserten Gebrauchseigenschaften<br />

erst nach einer energieintensiven Wärmebehand<strong>lung</strong>, das Gleiche gilt für die Herstel<strong>lung</strong><br />

von ausferritischem Gusseisen mit Kugelgraphit. Die hohen Kosten von Matrix-, Verbund-<br />

und Schaumstrukturwerkstoffen verhindern zusammen mit dem hohen Verarbeitungsaufwand<br />

derzeit noch deren großflächigen Einsatz im Fahrzeugbau und in anderen kostensensitiven<br />

Anwendungsbereichen.<br />

Ein Kostenvergleich der unterschiedlichen Leichtbauwerkstoffe ist gerade bei Werkstoffen,<br />

die sich am Markt noch nicht durchgesetzt haben, problematisch, da der Anteil der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>skosten<br />

an den spezifischen Materialkosten u. U. überproportional hoch sein kann und<br />

da bei etablierten Werkstoffen, die in großen Mengen hergestellt werden, Skaleneffekte in<br />

der Regel wesentlich stärker zum Tragen kommen und den Preis senken. Zudem schwanken<br />

die Werkstoffpreise saisonal- und nachfragebedingt sowie aufgrund von Schwankungen<br />

der Rohstoffpreise, so dass ein Vergleich der spezifischen Materialkosten zum Zeitpunkt X<br />

nicht ohne Weiteres auf einen Zeitpunkt Y übertragbar ist.<br />

Um dennoch eine grobe Orientierungshilfe zu haben, kann der Konstrukteur auf die in Werkstoffdatenbanken<br />

(siehe Kapitel 4) hinterlegten Kostenbereiche <strong>zur</strong>ückgreifen, die sich z.B. in<br />

Form eines Bubblecharts darstellen lassen (Abbildung 8-4, Abbildung 8-5).<br />

171


E-Modul (GPa)<br />

Naturstoffe<br />

Schäume<br />

Technische<br />

Keramik<br />

Polymer, Elastomer<br />

Volumenbezogener Relativkostenfaktor<br />

Metalle<br />

Abbildung 8-4:Spezifische Werkstoffkosten auf den E-Modul bezogen [ASH07]<br />

E-Modul (GPa)<br />

Naturstoffe<br />

Schäume<br />

Technische<br />

Keramik<br />

Metalle<br />

Polymer, Elastomer<br />

Volumenbezogener Relativkostenfaktor<br />

Abbildung 8-5: Spezifische Werkstoffkosten auf die Festigkeit bezogen [ASH07]<br />

Im konkreten Fall sind jedoch außer dem reinen Materialpreis auch die Kosten für das<br />

Schmelzen und Vergießen, eine evtl. Wärmebehand<strong>lung</strong> und die mechanische Bearbeitung<br />

(Schnittgeschwindigkeiten/Werkzeugstandzeiten) zu berücksichtigen.<br />

172


173


8.3 <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>skosten und <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>srisiko<br />

Mit zunehmendem Leichtbaugrad bzw. zunehmender Gewichtseinsparung in Bezug auf das<br />

Gewicht des Referenzbauteils steigen die Kosten progressiv mit dem Aufwand an. Ist durch<br />

konsequenten Strukturleichtbau gerade bei mittleren und großen Serien noch eine Gewichtseinsparung<br />

nur mit geringen Mehrkosten verbunden oder im Idealfall sogar „zum Nulltarif“<br />

möglich, so steigen die Kosten bei kombinierten Struktur-/Werkstoffleichtbaulösungen<br />

bedingt durch die höheren Materialkosten deutlich an. Sind aufwändige Prozessanpassungen<br />

notwendig und werden höhere Anforderungen an Hilfs- und Betriebsstoffe sowie Prüfprozesse<br />

gestellt, so können die Kosten überproportional ansteigen bis zu einem Punkt, an<br />

dem Leichtbau nur noch im Kontext der Gesamtkonstruktion und ihrer Kosten wirtschaftlich<br />

ist und eine starke technische Motivation <strong>zur</strong> Gewichtseinsparung besteht (Abbildung 8-6).<br />

Abbildung 8-6: Kosten für fortschreitenden Leichtbaugrad [Eisenwerk Brühl]<br />

Anspruchsvolle Bauteilentwick<strong>lung</strong>en werden in Hochlohnländern zunehmend in Form von<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spartnerschaften zwischen Gussabnehmer / Originalequipmenthersteller (OEM)<br />

und hochspezialisertem Zulieferer ausgeführt, während traditionelle Lohnfertigung mehr und<br />

mehr in <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>s- und Schwellenländer ausgelagert wird und in den technologisch<br />

Hochlohnländern an Bedeutung verliert. Als <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spartner teilen Auftraggeber und<br />

Auftragnehmer sich Kosten und Risiko, allerdings in unterschiedlichem Maße. Obwohl die<br />

174


Vertei<strong>lung</strong> des <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>srisikos individuell äußerst verschieden ausfallen kann und nicht<br />

immer analog zu der Vertei<strong>lung</strong> der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>skosten verläuft, kann doch folgende Abbildung<br />

für eine beispielhafte Verdeutlichung der Zusammenhänge herangezogen werden:<br />

100%<br />

0%<br />

Risiko OEM<br />

Risiko Gießerei<br />

Konstruktion<br />

Konstruktion<br />

Virtual Testing<br />

Virtual<br />

Testing<br />

Prototyping<br />

Prototyping<br />

ototypenerprobung<br />

Prototypen-<br />

Erprobung<br />

rkstoffentwick<strong>lung</strong><br />

Werkstoffentwick<strong>lung</strong><br />

rozessentwick<strong>lung</strong><br />

Prozessanpassung<br />

Serienstart<br />

Serienstart<br />

Abbildung 8-7: Vertei<strong>lung</strong> des <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>srisikos zwischen OEM und Zulieferer<br />

Von der Konstruktion bis <strong>zur</strong> Prozessanpassung fällt der Anteil des Gussabnehmers am<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>saufwand und steigt der Anteil der Gießerei am <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>saufwand. Beim Serienstart<br />

selbst lastet das Risiko in der Regel gleichermaßen auf beiden <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spartnern,<br />

wenn der Gussabnehmer bereits an Lieferverträge gebunden ist und die Gießerei kurz<br />

vor Beginn der Amortisation ihrer <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>skosten steht (Abbildung 8-7).<br />

Es existieren verschiedene Modelle für Lieferantenbeziehungen zwischen Gießerei und<br />

Gussabnehmer:<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spartnerschaft: Gussabnehmer und Gießerei teilen sich den Aufwand; teilen<br />

sich auch das bei der gemeinsamen <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> aufgebaute Know-How bzw. Rechte<br />

an Patenten; eine typische Variante<br />

Eigenentwick<strong>lung</strong>: Gießerei initiiert <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> selbst, trägt auch die Kosten und sichert<br />

sich hierdurch Wettbewerbsvorteile und Schutzrechte<br />

Auftragsentwick<strong>lung</strong>: der Gussabnehmer gibt die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>svorgabe und trägt die<br />

kompletten <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>skosten, die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> wird von der Gießerei durchgeführt<br />

175


Auftragsfertigung: OEM erteilt Fertigungsauftrag mit vorgegebenem Eigenschaftsprofil,<br />

Gießerei muss ggf. Prozessanpassung vornehmen, um die Vorgaben realisieren zu können<br />

Im Fall einer <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spartnerschaft oder einer Eigenentwick<strong>lung</strong> stärkt die Gießerei die<br />

Kundenbindung in Abhängigkeit von der Intensität, mit der sie die Leichtbauentwick<strong>lung</strong><br />

selbst vorantreibt oder sich gemeinsam mit dem Gussabnehmer an der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> beteiligt.<br />

So kann es z.B. sein, dass der Automobilhersteller Werkzeuge bezahlt und der Personalund<br />

Versuchsaufwand <strong>zur</strong> Erstel<strong>lung</strong> von Prototypen der Gießerei nicht im Einzelnen vergütet<br />

wird.<br />

8.4 Kosten für Schutzrechte<br />

Die Möglichkeit, Bauteilinnovationen durch Schutzrechte gegen Plagiatoren abzusichern,<br />

besteht in zwei Varianten: Für eine vorliegende Bauteilstruktur und die damit verbundene<br />

Funktionalität kann ein Gebrauchsmusterschutz beantragt werden, für einen Prozess, einen<br />

Werkstoff oder ein Fertigungsverfahren kann ein Patent beantragt werden. Für beides ist das<br />

deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) in Berlin bzw. in Münschen zuständig. Für Patente<br />

kann entweder ein nationaler, europäischer oder weltweiter Schutz beantragt werden, während<br />

Gebrauchsmuster in Deutschland einzigartig sind und international keine Geltung besitzen.<br />

Die Kosten variieren hierfür zwischen einigen tausend Euro für ein nationales und mehreren<br />

zehntausend Euro pro Jahr für ein weltweites Patent. Zudem steigen die Kosten progressiv<br />

mit jedem Jahr, für das der Patentschutz aufrecht erhalten wird.<br />

Beim DPMA werden die dort eingereichten Patente grundsätzlich veröffentlicht und damit<br />

auch einem Personenkreis zugänglich gemacht, der sich außerhalb des angemeldeten Geltungsbereichs<br />

der angemeldeten Schutzrechte befindet. Gerade aufgrund der schwierigen<br />

Situation in der VR China und anderen ehemaligen Ostblock-Staaten, in denen eine rechtliche<br />

Verfolgung von Schutzrechtsverletzungen problematisch ist, sehen viele Unternehmen<br />

inzwischen davon ab, Schutzrechte für Erfindungen anzumelden. Hinzu kommt, dass gerade<br />

große Automobilhersteller bestrebt sind, die Abhängigkeit von einem einzelnen Lieferanten<br />

zu vermeiden und Monopole zu umgehen. Schutzrechte können in diesem Zusammenhang<br />

die Verhand<strong>lung</strong>en erschweren bzw. sich auf die Kundenbindung negativ auswirken. Viele<br />

Gießereien, die sich zu den Automobilzulieferen zählen, sind aus diesem Grund dazu übergegangen,<br />

ihr Know-How nicht mehr offen zu zeigen.<br />

176


8.5 Wirtschaftlichkeitsaspekte<br />

Erfahrungen haben gezeigt, dass der „Einkauf“ beim Automobilhersteller häufig in einem<br />

laufenden Bauteilentwick<strong>lung</strong>sprozess möglichst lange offen lassen will, welche Gießerei<br />

den Auftrag für die Serienfertigung bekommt. Dagegen sind die „<strong>Entwick</strong>ler“ bei den Automobilherstellern<br />

erfahrungsgemäß eher geneigt, früher im <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sprozess feste Partnerschaften<br />

zu Gießereien einzugehen, um deren Unterstützung intensiver nutzen zu können.<br />

Die Gießerei, die frei gefahrene <strong>Produkt</strong>e/Prototypen mit entwickelt hat, hat in der Regel<br />

Vorteile bei der Vergabe des Auftrags für die Serienfertigung, da der <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>saufwand<br />

für das Freifahren von Prototypen bei einem Wettbewerber, der später in den Prozess eintritt,<br />

zusätzliche Kosten beim OEM verursacht und die Zeitspanne bis <strong>zur</strong> Serienreife u. U.<br />

deutlich verlängert.<br />

Die Erfahrungen haben gezeigt, dass die Bereitschaft der Gussabnehmer/Automobilhersteller<br />

höhere Preise für leichtere Bauteile zu zahlen, bauteilspezifisch ist.<br />

Je nach Dringlichkeit der Gewichtseinsparung schwankt die Vergütungsbereitschaft zwischen<br />

2 und 6 €/kg Gewichtsminderung. Soll beispielsweise bei einem PKW-Modell aus<br />

Gründen der Fahrsicherheit und des Fahrkomforts unbedingt eine Optimierung der Gewichtsvertei<strong>lung</strong><br />

erfolgen, die sonst nur durch zusätzliche Ausgleichsmassen realisiert werden<br />

kann, so kann in diesem Fall der Benefit, den der Automobilhersteller zu zahlen bereit<br />

ist, überdurchschnittlich hoch sein.<br />

Um die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>skosten und –risiken bei besonders innovativen und daher auch mit erhöhten<br />

Risiken behafteten <strong>Produkt</strong>en zumindest teilweise abzufangen, nutzen viele Gießereien<br />

die Möglichkeiten einer öffentlichen Förderung im Rahmen von Forschungs- und Innovationsprogrammen<br />

des Bundes, der Länder und der Industrie. Hierbei wird in der Regel nur<br />

eine Teilförderung, d.h. ein Zuschuss zu den Gesamtkosten des <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>sprojektes gewährt,<br />

wobei gleichzeitig gefordert wird, dass die Ergebnisse veröffentlicht werden und der<br />

Allgemeinheit <strong>zur</strong> Verfügung gestellt werden. Dies kann im Einzelfall im Konflikt mit den Interessen<br />

des Gussabnehmers stehen. Andererseits genügt der Wissensvorsprung, der sich<br />

aus der Projektlaufzeit ergibt, in der Regel schon, um sich einen deutlichen Wettbewerbsvorteil<br />

über mehrere Jahre hinaus zu sichern. Über die Beteiligung an Forschungs- und Innovationsnetzwerken<br />

besteht zudem die Möglichkeit, neue Lieferantenbeziehungen aufzubauen<br />

und vom gemeinsam erarbeiteten Know-How mit zu profitieren. Einen Überblick über aktuelle<br />

Förderprogramme bieten unter anderem die untenstehenden Internetadressen. Aktuelle<br />

Industrie- und Verbundforschungsprojekte im Bereich Gießereitechnologie werden in den<br />

Fachausschüssen und Arbeitskreisen des BDG vorgestellt. Hierüber besteht auch die Möglichkeit<br />

einer direkten Teilnahme an Forschungsprojekten.<br />

177


Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWT):<br />

http://www.foerderdatenbank.de/<br />

Förderinformationen des Bundes:<br />

http://www.foerderinfo.bund.de/<br />

Informationsseite der TU Berlin zu verschiedenen nationalen und internationalen Förderprogrammen:<br />

http://www2.tu-berlin.de/zuv/IIIC/foerder/links.htm<br />

http://www2.tu-berlin.de/zuv/IIIC/foerder/links.htm<br />

Fördernavigator des Projektträgers Jülich (PTJ):<br />

http://www.fz-juelich.de/ptjnavigator/<br />

http://www.elfi.ruhr-uni-bochum.de/<br />

Förderdatenbank der Ruhr-Universität Bochum (kostenpflichtig, ein kostenloser Probeaccount<br />

ist jedoch kostenlos möglich):<br />

http://www.elfi.ruhr-uni-bochum.de/<br />

178


9 Konstruktionskataloge<br />

9.1 Leichtbau-Konstruktionselemente<br />

179


Abbildung 9-1: Leichtbau-Konstruktionselement, zu Regel 1<br />

180


Abbildung 9-2: Leichtbau-Konstruktionselement, zu Regel 2<br />

Abbildung 9-3: Leichtbau-Konstruktionselement, zu Regel 3<br />

181


Abbildung 9-4: Leichtbau-Konstruktionselement, zu Regel 4<br />

9.2 Leichtbau-Konstruktionsbeispiele<br />

Fallbeispiel Konstruktion: Gegossenes Flügelstrukturteil für Flugzeuge<br />

Werkstoff: Aluminium<br />

Hersteller: Aluminium-Feinguss Soest GmbH<br />

Gießverfahren: Feinguss<br />

Realisierte Gewichtsersparnis: 20 %<br />

Das in Abbildung 9-4 dargestellte Strukturteil eines Flügels für die Luftfahrtindustrie ersetzte<br />

eine genietete Bauteilvariante aus 16 Blech- und Zerspanteilen. Dieses Feingussteil erzielte<br />

somit eine Gewichtsersparnis von 20 % (bei gleichbleibender Festigkeit). Die gegossene<br />

Ausführung des Flügelstrukturteils macht eine Montage der einzelnen Blechteile überflüssig<br />

und konnte zudem die Bearbeitung des Bauteils um 91 % reduzieren. Beim Vergleich der<br />

182


Herstel<strong>lung</strong>skosten wird deutlich, dass sich durch den Austausch eine Kosteneinsparung von<br />

33 % ergeben hat (Abbildung 9-5).<br />

Abbildung 9-5: Flügelstrukturteil aus Aluminium [ZGV03]<br />

Abbildung 9-6: Verringerter Montageaufwand durch Integralkonstruktion [ZGV03]<br />

Fallbeispiel Konstruktion: Grundkufe für Bergbaumaschinen<br />

Werkstoff: -verschleißfester Stahlguss-<br />

Hersteller: -unbekannt-<br />

Gießverfahren: Sandguss<br />

Realisierte Gewichtsersparnis: 3 %<br />

183


Eine Grundkufe ist ein Bauelement einer Bergbaumaschine, die für den Streckenausbau<br />

unter Tage verwendet wird. Auf Basis eines Stahlgussteils wurde dieses Bauelement früher<br />

mit Stahlblechen zusammengefügt und als Schweißkonstruktion realisiert. Durch das Zusammenspiel<br />

von konstruktiven und fertigungstechnischen Maßnahmen konnte dieses Bauteil<br />

als gegossene Variante hergestellt werden. Das neu entwickelte Stahlgussteil macht eine<br />

Kosteneinsparung von 15 % möglich, indem die diversen Bearbeitungsschritte wie das<br />

Schweißen oder Bohren entfallen.<br />

Die Integralbauweise erreicht eine Gewichtseinsparung von 3 %, da bestimmte Bereiche des<br />

Bauelements auf Grund von fertigungstechnischen Maßnahmen verändert werden konnten.<br />

Der Austausch der Schweißkonstruktion durch das Stahlgussteil hat keine negativen Einflüsse<br />

auf die geforderten Festigkeiten (Abbildung 9-7).<br />

Abbildung 9-7: Stahl-Stahlguss-Konstruktion (früher) Stahlgussbauteil (heute)<br />

[ZGV00]<br />

Fallbeispiel Konstruktion: Hochgeschwindigkeitsschlitten für eine Werkzeugmaschine<br />

Werkstoff: EN-GJS-400-18<br />

Hersteller: Heidenreich & Harbeck AG, Moelln<br />

Gießverfahren: Sandguss<br />

Realisierte Gewichtsersparnis: 15 %<br />

Im Folgenden wird die <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong> einer bionischen Verrippungskonstruktion für einen<br />

Hochgeschwindigkeitsschlitten einer Werkzeugmaschine durch Topologieoptimierung dargestellt<br />

(Abbildung 9-9). Die aus der Natur bekannten Konstruktionen wachsen nach Regeln,<br />

die ihnen zu höchster Stabilität bei geringstem Materialeinsatz verhelfen. Moderne Compu-<br />

184


terprogramme sind heute in der Lage, solche Strukturen zu berechnen und in das zu fertigende<br />

Bauteil konstruktiv einfließen zu lassen. Solche bionisch angepassten Konstruktionen<br />

sind auf Grund ihres geringen Eigenspannungszustandes höher belastbar und somit den<br />

Erfordernissen des Leichtbaus und der Ergonomie am besten angepasst.<br />

Hier liegen interessante Anwendungsgebiete für die Gussfertigung, die wie kein anderes<br />

Verfahren in der Lage ist, solche komplizierten und scheinbar ungeordneten Strukturen auch<br />

bearbeitungs- und werkzeugseitig wirtschaftlich zu fertigen.<br />

Der Optimierung des Hochgeschwindigkeitsschlittens aus EN-GJS-400-18 erfolgte komplett<br />

in der Konstruktionsabtei<strong>lung</strong> der Gießerei. Durch die Topologieoptimierung konnte eine 15<br />

%-ige Gewichtseinsparung bei Halbierung der Verformungen erreicht werden. Die Herstel<strong>lung</strong>skosten<br />

des optimierten Hochgeschwindigkeitsschlittens betragen etwa 90 % der ursprünglichen<br />

Version, was unter anderem auch an der schnellen Realisierung des Bauteils<br />

von nur 2 Wochen lag.<br />

Abbildung 9-8: Hochgeschwindigkeitsschlitten einer Werkzeugmaschine [ZGV02]<br />

Fallbeispiel Konstruktion: Kolben für Hochleistungsmotoren<br />

Werkstoff: M142, M174 (übereutektische warmfeste AlSi-Legierungen)<br />

Hersteller: Mahle GmbH, Alzenau<br />

Gießverfahren: Kokillenguss<br />

Realisierte Gewichtsersparnis: 23 %<br />

185


Um den immer stärker steigenden<br />

thermischen und mechanischen<br />

Anforderungen an Kolben für Ottound<br />

Dieselmotoren gerecht zu<br />

werden, sind konstruktive und<br />

werkstoffspezifische Optimierungen<br />

im Automobilbau unabdingbar.<br />

Die daraus resultierenden Ent-<br />

Abbildung 9-9: Gegossener Aluminium-Kolben für<br />

wick<strong>lung</strong>en von wand- und luftge-<br />

Otto-Motoren [BIN05]<br />

führten Direkteinspritztechnologien<br />

haben zu teilweise komplexen Brennraumgeometrien geführt, die durch die Gießtechnik beherrscht<br />

werden müssen.<br />

Die dennoch erreichten Gewichtseinsparungen konnten unter anderem durch dünne Wandstärken,<br />

optimiert mittels FEM, niedrigere Kompressionshöhen sowie weiterentwickelte Abstützkonzepte<br />

wie Trapez- oder Stufenpleuel realisiert werden.<br />

Mit Hilfe der Kombination aus Trapezabstützung und einer neuen Kolbentechnologie konnte<br />

die Firma Mahle, Stuttgart, das Kolbengewicht für einen Ottomotor innerhalb von 8 Jahren<br />

<strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>szeit um 23 % reduzieren (Abbildung 9-9, Abbildung 9-10), [BIN05].<br />

Abbildung 9-10: Vergleich zwischen altem (links) und verbessertem Design (rechts)<br />

[BIN05]<br />

Das weiterentwickelte Design des Kolbens zeichnet sich sowohl durch einen günstigen Kraftfluss<br />

in die Lagerung des Kolbenbolzens als auch durch eine reduzierte Bodenstärke aus.<br />

Das entscheidende Merkmal der weiterentwickelten Konstruktionen ist jedoch die durch die<br />

Hintergießung der Ringpartie erzielte Gewichtsreduzierung.<br />

186


Fallbeispiel Konstruktion: Kurbelwelle<br />

Werkstoff: SiBoDur 700-10<br />

Hersteller: Georg Fischer Automotive AG, Schaffhausen<br />

Gießverfahren: Sandguss<br />

Realisierte Gewichtsersparnis: 10 %<br />

Abbildung 9-11: Hohlgegossene Kurbelwelle aus hochsiliziumhaltigem Gusseisen<br />

[MEN07]<br />

Durch konstruktive Veränderungen und die entsprechend angepasste Wahl des Werkstoffes<br />

ist die Realisierung der Leichtbauweise auch am Beispiel Kurbelwellen möglich, (Abbildung<br />

9-12).<br />

Generell sind gegossene Kurbelwellen (bei vergleichbarem Design) bedingt durch die niedrigere<br />

Dichte rund 10 % leichter als geschmiedete Varianten. Jedoch liegen die Festigkeitswerte,<br />

Dehnungen und Duktilität unter denen der geschmiedeten Bauteile.<br />

In einer Studie der Georg Fischer Automotive AG, Schaffhausen wurden Kurbelwellen aus<br />

Schmiedestahl, z.B. für 1,9 l Dieselmotoren, durch silizium-, borlegiertes Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

ersetzt, indem man die hier nötige Dauerfestigkeit durch Rollieren der am stärksten<br />

beanspruchten Bereiche der Welle erhöht hat. Die so aufgebrachten Druckeigenspan-<br />

187


nungen steigern die Schwingfestigkeit um 10 bis 15 %. Die Substitution der geschmiedeten<br />

Kurbelwelle erzielte eine 10 %-ige Gewichtsersparnis [PRU07].<br />

Fallbeispiel Konstruktion: Nockenwelle für einen Ventiltrieb<br />

Werkstoff: G-100Cr6<br />

Hersteller: Gussstahl Lienen GmbH & Co KG, Lienen<br />

Gießverfahren: Vollformgießen mit EPS-Schaummodell<br />

Realisierte Gewichtsersparnis: -Prototyp-<br />

Abbildung 9-12: Hohlgegossene Nockenwelle [ZGV04]<br />

Durch die Nutzung des Lost-Foam-Verfahrens für die Herstel<strong>lung</strong> dieses Stahlgussteils ließ<br />

sich eine für diese Werkstoffgruppe sehr hohe Genauigkeit erzielen. Die Nutzung von verdampfbaren<br />

Modellen (verlorene Modelle) macht es möglich solche komplexen, kern- und<br />

gratlosen Gussteil herzustellen, wie die hier abgebildete hohlgegossene Nockenwelle aus<br />

G-100Cr6 [ZGV04].<br />

Auf Grund der Verfahrensgenauigkeit konnten zudem Wandstärken von nur 6 mm ausgeführt<br />

werden. Das dadurch nur noch 2,1 kg schwere Gussteil konnte so bedeutend leichter<br />

hergestellt werden. Neben Massereduzierung und steigender Komplexität trat auch eine<br />

Verbesserung der Oberflächengenauigkeit ein. Zusammen mit der bei diesem Verfahren<br />

188


möglichen grat- und kernlosen Fertigung ließ sich der Nachbearbeitungsaufwand bedeutend<br />

verringern (Abbildung 9-12).<br />

Dieses Fallbeispiel macht deutlich, wie durch fertigungstechnische Veränderungen komplexe<br />

Geometrien, Massereduzierungen durch Verringerung der Wandstärken sowie Einsparungen<br />

von Bearbeitungsschritten realisiert werden können.<br />

Fallbeispiel Konstruktion: Querträger für die Armaturentafel<br />

Werkstoff: AlMg5Si2Mn, MgAl5Mn<br />

Hersteller: Georg Fischer Druckguss GmbH, München<br />

Gießverfahren: Druckguss<br />

Realisierte Gewichtsersparnis: 50 %<br />

Die Forderungen nach Bauteilen mit hohen Festigkeiten bei guten Dehnungen und geringem<br />

Gewicht lassen sich im Automobilbau in besonderer Weise durch Hybridbauvarianten realisieren.<br />

Eine Kombination aus den Werkstoffen AlMg5Si2Mn und MgAl5Mn kommt durch einen<br />

Querträger für die Armaturentafeln im Audi A8 (Baujahr 2004) zum Einsatz und wurde durch<br />

die Firma Georg Fischer Druckguss GmbH, München entwickelt. Die entwickelte Druckgusskomponente<br />

ist durch seine Material-Mix-Bauweise nur etwa halb so schwer wie ein konventionelles<br />

Blechbauteil. In sicherheitsrelevanten Bereichen des Querträgers wurde<br />

AlMg5Si2Mn wegen seiner hohen Bruchdehnung (bis 15 %) eingesetzt. Dieses Aluminium-<br />

Bauteil wird z.B. auf der Fahrerseite als Hohlprofil-Variante verbaut [MAI04], (Abbildung<br />

9-13).<br />

Die gegossene Variante zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass kostenintensive<br />

Anbauteile oder Fügeverfahren entfallen. Eine abschließende Optimierung der Druckgussform<br />

machte eine Serienfertigung mit hoher Stückzahl möglich.<br />

189


Abbildung 9-13: Druckgegossener Querträger aus AlMg-Werkstoffverbund [MAI04]<br />

Fallbeispiel Konstruktion: Stirn- und Schließplatte für eine Spritzgießmaschine<br />

Werkstoff: EN-GJS-400-15<br />

Hersteller: Römheld & Moelle Eisengießerei, Maschinen- und Apparatebau GmbH, Mainz<br />

Gießverfahren: Sandguss (Nassguss)<br />

Realisierte Gewichtsersparnis: 15 %<br />

Basis für die Optimierung dieser Konstruktion bestehend aus Stirnplatte, Kniehebelmechanik<br />

und Schließplatte war ein Referenzmodell aus dem Werkstoff EN-GJS-400-15. Es galt bei<br />

dieser Studie die Schließkräfte der Gießmaschine (deutlicher Reduzierung des Gesamtgewichtes)<br />

zu erhöhen und die Aufspannmaße zu erweitern. Um eine Gewichtsreduzierung bei<br />

gleichbleibend hohen Festigkeiten zu erreichen, wurde die Basiskonstruktion durch eine Topologieoptimierung<br />

in Verbindung mit der Finite-Elemente-Analyse verbessert [FRI04],<br />

(Abbildung 9-14).<br />

190


Abbildung 9-14: Gewichtsreduzierte Baugruppe mit Stirn- und Schließplatte [FRI04]<br />

Entscheidend für das Zusammenführen der verschiedenen Designvorschläge unter Berücksichtigung<br />

der Herstellbarkeit und funktionsbedingter Restriktionen war hier die interdisziplinäre<br />

Zusammenarbeit von Ingenieuren des Maschinenherstellers, der Gießerei und des Optimierers<br />

wobei der Softwareeinsatz <strong>zur</strong> Topologieoptimierung ein wesentliches Instrument<br />

darstellte.<br />

Dabei wurden in der Optimierung insgesamt 15 aus unterschiedlichen Aufspannsituationen<br />

resultierende Lastfälle simultan berücksichtigt. Die auf konventionellem Weg (Ähnlichkeitskonstruktion)<br />

zuvor generierte Referenzlösung konnte auf diese Weise um ca. 15% leichter<br />

gestaltet werden, ohne dabei die Anforderungen an die Steifigkeit der Maschinenteile zu verletzen<br />

(Abbildung 9-15).<br />

Die Gestaltung des CAD-Modells wurde auf Basis zweier Designvorschläge generiert, bei<br />

denen mit und ohne Entformungsrichtung gearbeitet wurde. Aus den vom Optimierungsprogramm<br />

automatisch generierten Lösungsvorschlägen konnten die wesentlichen Designmerkmale<br />

identifiziert und die konstruktive Umsetzung durchgeführt werden.<br />

191


Abbildung 9-15: Ursprüngliche und optimierte Varianten der beiden Bauteile [FRI04]<br />

Fallbeispiel Konstruktion: Zylinderunterteil einer Dieselbäre<br />

Werkstoff: EN-GJS-500<br />

Hersteller: Friedrich Wilhelms-Hütte GmbH, Mülheim a. d. Ruhr<br />

Gießverfahren: Sandguss<br />

Realisierte Gewichtsersparnis: 5 %<br />

Eine Dieselbäre ist eine mit Dieselkraftstoff betriebene Rammbäre, welche nach dem Prinzip<br />

der Schlagzerstäubung arbeitet. Auf das Rammgut wirken während der einzelnen Arbeitsschritte<br />

einer Dieselramme die Kompression, der Schlag des Kolbens und der Explosionsdruck<br />

des Kraftstoffs. Ihren Einsatz finden die sogenannten Dieselbären überwiegend in der<br />

Bauindustrie. Die verknüpfte Bauweise aus Ramme und Motor (Ramm-Motor-Einheit) ermöglicht<br />

ein selbstständiges Arbeiten.<br />

Das Zylinderunterteil einer Dieselbäre ist bei maximalen Explosionsdrücken auf das Rammgut<br />

von 350 bis 2600 kN sowohl starken dynamischen als auch thermischen Belastungen<br />

ausgesetzt. Das Zylinderunterteil wird in der Dieselbäre als Bindeglied zwischen Schlagkolben<br />

und die das Rammgut stützende Schlaghaube verbaut.<br />

192


Die zuvor eingesetzte Stahl-Schweiß-Konstruktion des Zylinderunterteils konnte auf Grund<br />

von konstruktiven Veränderungen und einer Werkstoffumstel<strong>lung</strong> durch eine Variante aus<br />

Gusseisen mit Kugelgraphit (GJS-500) realisiert werden. Die Gestaltungsfreiheit des Gießens<br />

erlaubte eine beanspruchungsgerechte Formgebung mit guter Ableitung der auftretenden<br />

Betriebsspannungen, so dass Spannungsspitzen in bestimmten Bauteilbereichen vermieden<br />

werden konnten. Daraus resultiert sowohl eine erhöhte Lebensdauer als auch eine<br />

bessere Betriebssicherheit der Dieselbäre.<br />

Im Zuge der Substitution der Stahl-Schweiß-Konstruktion durch eine Bauteilvariante aus<br />

GJS-500 ergab sich eine Gewichtseinsparung von 70 kg. Zusätzlich lassen sich durch die<br />

gegossene Ausführung rund 16 % der Herstel<strong>lung</strong>skosten einsparen (ZGV01.1], (Abbildung<br />

9-16).<br />

Abbildung 9-16: Dieselbäre (ursprüngliche und gewichtsoptimierte Variante) [ZGV01.1]<br />

193


9.3 Beispielkatalog Bionik<br />

Im Folgenden eine Samm<strong>lung</strong> von Beispielen für gegossene, nach bionischen Prinzipien<br />

konstruierten Leichtbauskonstruktionen.<br />

Fallbeispiel Bionik: Blatt der Riesenseerose<br />

Mechanismus: Versteifung durch radiale Verrippung<br />

Abbildung 9-17: Blatt einer Riesenseerose<br />

Abbildung 9-18: Blattunterseite der Riesenseerose<br />

194


Anwendung: Aluminium-Stahlverbund-Druckgussteile (VarioStruct)<br />

Werkstoff:<br />

Gießverfahren: Druckguss<br />

Hersteller: Gießereiinstitut der RWTH Aachen<br />

(Verbundprojekt mit VW und Porsche)<br />

Abbildung 9-19: VarioStruct-Verbundgussteile aus Aluminiumdruckguss mit eingegossener<br />

Stahlverrippung [RWTH Aachen]<br />

Fallbeispiel Bionik: Biologisches Wachstum eines Baums<br />

Mechanismus: Strukturoptimierung durch gezielte Eliminierung von Material an gering beanspruchten<br />

Stellen und durch Materialanlagerung an stärker beanspruchten Stellen<br />

Abbildung 9-20 : Das kraftliniengerechte Wachstum eines Baums dient als natürliches<br />

Vorbild für die Bauteilgestaltung [DRA09]<br />

195


Anwendung: Lagertraverse für Werkzeugmaschine („BioCast“)<br />

Werkstoff: EN-GJS-400<br />

Hersteller: Heidenreich & Harbeck AG, Moelln<br />

Gießverfahren: Sandguss<br />

Realisierte Gewichtsersparnis: -Prototyp-<br />

Abbildung 9-21: Lagertraverse für Werkzeugmaschine, Material: EN-GJS-400, Gewicht:<br />

500 kg, Abmaße: 1475x970x800 mm [GIE07]<br />

Durch topologische Veränderungsmaßnahmen konnten bei dieser Lagertraverse für eine<br />

Werkzeugmaschine die gegensätzlichen Anforderungen nach Leichtbau und gleichzeitig<br />

hoher Steifigkeit verwirklicht werden. Hierzu waren seitens der Fertigung Änderungen nötig.<br />

So wurden statt eines großen Innenkerns zusätzlich auch zwei große Seitenkerne benötigt,<br />

welche in der Handformerei hergestellt wurden.<br />

Zur Konstruktion wurden Verfahren wie statische FEM-Berechnung, Modalanalyse (Charakterisierung<br />

des dynamischen Verhaltens schwingungsfähiger Systeme mit Hilfe der Eigenschwingungsgrößen)<br />

sowie die so genannte Topologieoptimierung angewandt. Sie brachte<br />

wichtige Hinweise für die kraftflussgerechte Gestaltung und somit für die endgültige Bauteilgeometrie.<br />

196


Fallbeispiel Bionik: Schale der Kokosnuss<br />

Mechanismus: Faserdurchsetzte Struktur der Kokosnusschale wirkt beim Aufprall<br />

dämpfend auf den Kern.<br />

Abbildung 9-22: Die faserdurchsetzte Schale der Kokosfrucht bietet ausreichenden<br />

Schutz gegen das Aufplatzen beim Aufprall [RWTH Aachen]<br />

197


Anwendung: faserverstärkte Strukturbauteile<br />

Material / Gießprozess / Hersteller: Gießereiinstitut der RWTH Aachen<br />

Abbildung 9-23: faserverstärktes Strukturbauteil [RWTH Aachen]<br />

Fallbeispiel Bionik: Haifischhaut<br />

Mechanismus: Die in Strömungsrichtung verlaufenden Rillen auf der Haut verringern die<br />

Reibung beim Gleiten durch das Wasser, da sie die Entstehung von bremsenden Querströmungen<br />

verhindern.<br />

198


Abbildung 9-24: Feinstrukturierte Haifischschuppen [Eye of Science]<br />

Anwendung: feingegossenes Pumpenlaufrad mit mikrostrukturierter Gussoberfläche <strong>zur</strong><br />

Minimierung des Strömungswiderstands<br />

Material:<br />

Gießprozess: Feinguss („Strukto Guss“)<br />

Hersteller: Grohno GmbH, Düren)<br />

Abbildung 9-25: Pumpenlaufrad mit mikrostrukturierter Oberfläche [Grohno GmbH]<br />

199


Fallbeispiel Bionik: Wabenartige Struktur eines Elefantenschädels<br />

Abbildung 9-26: Struktur eines Elefantenschädels [MAI05]<br />

Mechanismus: Der Elefantenschädel ist ein Paradebeispiel für eine kraftoptimierte Struktur.<br />

Durch angepasstes Knochenwachstum entlang der Kraftverlaufslinien und Eliminierung gering<br />

beanspruchter Bereiche wird das Gewicht auf ein Minimum reduziert.<br />

Anwendung: Maschinenbett einer großen Vertikaldrehmaschine („BioCast“)<br />

Werkstoff: EN-GJL-250<br />

Hersteller: Heidenreich & Harbeck AG, Moelln<br />

Gießverfahren: Sandguss<br />

Realisierte Gewichtsersparnis: 30 %<br />

Abbildung 9-27: Durch strukturbionische Optimierung und den Einsatz von Großkernen<br />

konnte das Gewicht dieses Maschinenbettes von 13,5 auf 9 t reduziert werden.<br />

[MAI05]<br />

200


9.4 Bionik-Katalog „Stützen und Tragen“<br />

201


202


203


204


205


206


10 Literaturverzeichnis<br />

[AER08] http://www.aero-friedrichshafen.de/html/de/presse/presseberichte/presseberichte.php?lid=14807<br />

[AFP08] Agence France Presse: Elektroautos werden von 2015 an zum Massenphänomen,<br />

Welt Online, 26.06.2008, im Internet unter:<br />

http://www.welt.de/motor/article2148742/Elektroautos_werden_2015_zum_Massenphaenomen.html<br />

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[WIK08] http://de.wikipedia.org/wiki/Adler_Standard_6<br />

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[ZGV01.2] Die Gießerei als <strong>Entwick</strong><strong>lung</strong>spartner, in: Konstruieren und Gießen 26 (2001)<br />

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[ZGV03] Gegossenes Flügelstrukturteil für Flugzeuge, in: Konstruieren und Gießen 28<br />

(2003) Nr. 1, Umschlag<br />

[ZGV04] Nockenwelle für Ventiltrieb, in: Konstruieren und Gießen 29 (2004) Nr. 3, Umschlag<br />

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