10.07.2015 Aufrufe

JAHN REPORT JAHN REPORT - Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum

JAHN REPORT JAHN REPORT - Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum

JAHN REPORT JAHN REPORT - Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>JAHN</strong><strong>REPORT</strong>37. Ausgabe, November 2013unterzeichnet wurde. Zu den Hauptförderern gehörte der im Brief erwähnte PhilosophKrause, der zu der Zeit an einem etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache arbeitete.Neben Krause erwähnt <strong>Jahn</strong> weitere Mitbegründer der Sprachgesellschaft: ProfessorChristian Heinrich Wolke (1741–1825) errichtete 1773 in Dessau eine kleine Lehr- undErziehungsanstalt, aus der später das bekannte Philanthropinum hervorging, das er von1778 bis 1784 leitete. Danach gründete er eine Privaterziehungsanstalt in St. Petersburg,ging 1801 nach Dresden und 1814 nach Berlin. <strong>Jahn</strong>s Duz-Freund Johann August Zeune(1778–1853) leitete in Berlin eine Blindenanstalt. Dr. Karl Müller (1775–1847), preußischerGeh. Hofrat, gehörte zu den Agitatoren gegen die französische Fremdherrschaftund war Mitglied des Lützower Freikorps. Gegenüber seinem Briefpartner erweckt <strong>Jahn</strong>zumindest den Eindruck, dass er sich engagiert für die Belange der Sprachgesellschaft einsetztund aktiv an ihrem Gesellschaftsleben teilnimmt.Aus <strong>Jahn</strong>s Brief geht ebenfalls hervor, dass er den Verleger <strong>Friedrich</strong> Vieweg (1761–1835) kannte, den Schwiegersohn des Sprachforschers, Pädagogen und Verlegers JoachimHeinrich Campe (1746–1818), der zwischen 1807 und 1812 ein fünfbändiges Wörterbuchzur deutschen Sprache herausgegeben hatte. Der Überbringer des Briefes, HauptmannLeopold von Gerlach (1790–1861), zählte zu den höheren Kreisen der Berliner Gesellschaft.Sein Vater war von 1809 bis zu seinem Tod am 8. Juni 1813 Oberbürgermeister derpreußischen Metropole. Leopold machte die Befreiungskriege 1813 zunächst als Leutnantim Blücherschen Stab und später im Großen Generalstab Gneisenaus mit. Gemeinsammit seinem jüngeren Bruder <strong>Ludwig</strong> (1795–1877) war er Mitglied der frühkonservativen,antisemitischen „Christlich-Deutschen Tischgesellschaft“ (gegr. 1811), ihrer Nachfolgeorganisation,der „Maikäferei“ und schließlich der Konservativen Partei.Zwischen <strong>Jahn</strong> und <strong>Ludwig</strong> v. Gerlach, der in den Befreiungskriegen im YorckschenKorps und im Hauptquartier Blüchers Dienst getan hatte, bestand zumindest 1816 eineengere Verbindung, denn in diesem Jahr gehörte der 21-Jährige zu den Turnern auf derHasenheide. Er kannte „Die Deutsche Turnkunst“ und hatte auch den „Vorbericht“ gelesen.Seinem Tagebuch vertraute er am 5. Mai 1816 an, dass die „Geschichte der Turnkunstin <strong>Jahn</strong>s Vorrede […] vortrefflich [ist] wie Tacitus und überhaupt die ganze Suite sehrhübsch“ (S. 186). Als Mitglied der Königlichen Immediat-Untersuchungs-Kommissionzur Verfolgung „demagogischer Umtriebe“ machte <strong>Jahn</strong> auch die Bekanntschaft mit Leopoldsum ein Jahr älteren Bruder Wilhelm von Gerlach (1789–1834), der sich für <strong>Jahn</strong>sFreispruch einsetzte, den das Oberlandesgericht Frankfurt/Oder schließlich am 15. März1825 aussprach.Der Brief wirft ein Licht auf den „Sprachforscher“ <strong>Jahn</strong> und seine Stellung in der BerlinischenGesellschaft, die bisher noch nicht genauer ausgeleuchtet worden ist. Welche Rollehat er tatsächlich in der Berlinischen Sprachgesellschaft gespielt? Welche Verbindungenhatte er zu den Brüdern v. Gerlach und ihrem Kreis? Diese und weitere Fragen, die <strong>Jahn</strong>sBrief „an Unbekannt“ aufwirft, lassen sich nur durch Detailstudien klären. Für die <strong>Jahn</strong>forschungbleibt noch viel zu tun.20

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!