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Justine Harun-Mahdavi Nicht ohne meinen Mann Gernsbach 2006 ...

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Pressestimmen zu : <strong>Justine</strong> <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong>, <strong>Nicht</strong> <strong>ohne</strong> <strong>meinen</strong> <strong>Mann</strong><br />

Dingolfing – Iran und zurück<br />

Eine bayerisch-persische Familiengeschichte<br />

<strong>Justine</strong> <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong> fängt mit der Geschichte ihrer Familie im Kugelhagel der Revolution an. März<br />

1979, Teheran. Die Ayatollahs schießen, was das Zeug hält. Eine wilde Meute. Sie hat es auf diese<br />

Familie abgesehen, vor allem auf Massoud, den Vater, denn er könnte der Sache ihres<br />

Religionsführers gefährlich werden.<br />

Niemals würde Massoud diesen Fanatikern seinen Glauben an Freiheit und Toleranz opfern. "Ihr drei<br />

müsst weg, nach Deutschland", sagt Massoud zu seiner Frau. Die beiden Kinder sind vier und zehn<br />

Jahre alt. Die Familie überlebte diese Nacht und verließ Iran. Seitdem lebt sie in Oberbayern. Im Exil.<br />

Es ist die Geschichte einer deutschen Familie, deren Heimat Persien ist. Das Buch hat den Titel "<strong>Nicht</strong><br />

<strong>ohne</strong> <strong>meinen</strong> <strong>Mann</strong>" - in Anlehnung an den Bestseller "<strong>Nicht</strong> <strong>ohne</strong> meine Tochter" von Betty<br />

Mahmoody, der 1990 verfilmt wurde. In der US-Story schildert eine Frau, wie sie die Familie ihres<br />

<strong>Mann</strong>es in einem Ayatollah-Staat besucht und ihre Freiheit verliert. <strong>Justine</strong> <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong>, 60, aber<br />

schreibt, wie sie in ein freies Iran kam und das Land seine Freiheit einbüßte. Ihr <strong>Mann</strong> wurde in den<br />

Wirren Opfer einer dekadenten Soldateska. Insofern handelt es sich um einen politischen Text.<br />

Andererseits hat diese Familien-Biografie einen nicht unerheblichen Rosamunde-Pilcher-Faktor, was<br />

eine interessante Melange ergibt aus politischem Sujet und belletristischer Erzählweise.<br />

<strong>Justine</strong> und Massoud lernen sich in den noch braven Zeiten der Sechziger kennen. Eine Szene wie für<br />

die junge Uschi Glas: Das Mädchen aus der Nonnenschule in der rheinland-pfälzischen Provinz reist<br />

zu Ihrem Vater nach Inzell, in München macht sie Rast. Zum ersten Mal in einer großen Stadt,<br />

übersieht am Stachus die rote Ampel, ein "fremdländischer <strong>Mann</strong>" hält sie auf, sie trinken Kaffee,<br />

sehen sich wieder. Liebe. Sie bleibt in Bayern, arbeitet als Kinderkrankenschwester, er studiert<br />

Maschinenbau. Bald kaufen sie sich Eheringe. Dann, beim Schah-Besuch in Berlin und den<br />

Krawallen, wird das Buch politisch.<br />

Sie ziehen um nach Teheran, Massoud macht Karriere. Er avanciert unter anderem zum Abgesandten<br />

des Kultus- und Erziehungsministers, auch das Amt des Präsidenten der Handball-Föderation nimmt<br />

er an - solche Ämter scheinen in der Monarchie des Schah politisch bedeutend gewesen zu sein. Als<br />

Bürgermeister der Stadt Mashhad im östlichen Iran wird er mit Situationen konfrontiert, die ihn<br />

herausfordern. Sein Vorgesetzter handelt mit Opium, die Generäle in Teheran sind verwickelt in die<br />

Geschäfte. Massoud wendet sich gegen sie. Er will den Schah schützen, aber der Schah ist zu<br />

schwach, um sein Land noch zu kontrollieren. Während Massoud auf verlorenem Posten die<br />

Ochlokraten bekämpft, bereitet ein gewisser Ruhollah Musavi Khomeini die Revolution vor, indem er<br />

das Volk aufstachelt. <strong>Justine</strong> <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong> betrachtet die Entwicklung aus dem Blickwinkel einer<br />

Augenzeugin, die nicht eingreifen kann. Dass der korrupte Geheimdienst ihren <strong>Mann</strong> 93 Tage lang<br />

einsperrt, sollte sich als sein Glück erweisen. Die Ayatollahs schonen ihn, weil sie ihn für einen Schah-<br />

Gegner halten. Massoud aber lässt durchblicken, dass er für andere Werte kämpft als für die des<br />

Gottesstaates. Eines Tages schießen sie auf seine Wohnung.<br />

Nach der Flucht nach Deutschland kommen die Frau und die Kinder bei Freunden in Dingolfing unter.<br />

Heute leben <strong>Justine</strong> und Massoud <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong> in der Nähe von München. 1994 hat sich <strong>Mahdavi</strong><br />

von hier aus um eine Kandidatur für das Präsidentenamt bemüht. Der Antrag wurde abgelehnt. Seine<br />

Frau wäre ihm wieder nach Teheran gefolgt. Es ist die Heimat. rn<br />

Quelle: Süddeutsche Zeitung 21. März <strong>2006</strong><br />

1966 heiratete die deutsche Autorin (Jahrgang 1945) einen Iraner, von 1968 bis 1979 lebte das Paar<br />

im Iran. <strong>Justine</strong> wurde von der Familie ihres <strong>Mann</strong>es offen aufgenommen, die Ehe war glücklich, der<br />

Ehemann beruflich sehr erfolgreich, z.B. als Generaldirektor der iranischen Hochschulen, was die<br />

Familie auch in das Umfeld des Schah brachte. So blieb nach der Revolution letztlich nur die Ausreise<br />

nach Deutschland, von wo aus der Ehemann sich heute für die Menschenrechte im Iran engagiert.<br />

<strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong> erzählt eine romantische Liebesgeschichte, sie berichtet mit offenen Augen vom<br />

Leben im Iran und setzt einen Gegenpol zu Betty Mahmoodys „<strong>Nicht</strong> <strong>ohne</strong> meine Tochter“ (zuletzt BA<br />

7/90): Das Buch ist gut und flüssig geschrieben, nur das Titelbild mit seinen 1960er-Jahre Fotos<br />

(Farah- Diba lässt grüßen) wirkt etwas angestaubt. Elisabeth Mair-Guntermann<br />

Quelle: ekz-Informationsdienst 23.6.<strong>2006</strong><br />

Casimir Katz Verlag <strong>Gernsbach</strong><br />

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