Justine Harun-Mahdavi Nicht ohne meinen Mann Gernsbach 2006 ...
Justine Harun-Mahdavi Nicht ohne meinen Mann Gernsbach 2006 ...
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Pressestimmen zu : <strong>Justine</strong> <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong>, <strong>Nicht</strong> <strong>ohne</strong> <strong>meinen</strong> <strong>Mann</strong><br />
Erst Toleranz, dann Lebensgefahr<br />
„Kein rührseliges Buch, sondern eine wahre Geschichte" erzähle <strong>Justine</strong> <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong> in ihrem<br />
Buch, stellte Casimir Katz der Lesung in der Bücherstube Katz am Freitag voran. Die<br />
deutsche Autorin las zwei Ausschnitte aus ihrem Buch „<strong>Nicht</strong> <strong>ohne</strong> <strong>meinen</strong> <strong>Mann</strong>"<br />
und konnte sich der ungeteilten Aufmerksamkeit der Zuhörer sicher sein. „Geben ist seliger denn<br />
nehmen - das ist ein zutiefst persischer Gedanke. Und Gastfreundschaft wird in diesem Land groß<br />
geschrieben", führte <strong>Justine</strong> <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong> in den Abend ein. Gekommen war sie in Begleitung von<br />
Ehemann Massoud und Sohn Sasan. Die Zuhörer überraschte die Familie mit einigen persischen<br />
Spezialitäten: Tee, getrocknete Früchte, verschiedene Gebäcksorten.<br />
Aus ihrem Buch,.<strong>Nicht</strong> <strong>ohne</strong> <strong>meinen</strong> <strong>Mann</strong>" las die Autorin zwei Kapitel. Darin schildert <strong>Justine</strong> <strong>Harun</strong>-<br />
<strong>Mahdavi</strong> die Erlebnisse an der Seile ihres iranischen <strong>Mann</strong>es vor und nach der islamischen Revolution<br />
unter Khomeini. Sehr anschaulich beschreibt sie ihre Begegnungen mit einem Land, in das die junge<br />
Krankenschwester an der Seite ihres Ehemannes 1968 neugierig und aufgeschlossen gereist war. Die<br />
Autorin erzählt von Menschen, die ihr offen und freundlich begegneten, von ihrer neuen Familie, von<br />
der Schwiegermutter, von der sie so viel lernte. Sie habe sich auf das Land eingelassen, wollte keine<br />
Dauertouristin sein, so die Autorin. Die Liebe zu einem Land wachst wie die Liebe zu einem<br />
Menschen", las sie und musste sich erst wieder fassen, denn noch immer holen sie die Erlebnisse ein,<br />
überwältigen sie die Erinnerungen.<br />
Im ersten Teil der Lesung ging es um die Übersiedlung von Teheran nach Kerman, wo ihr <strong>Mann</strong> an<br />
einer Bildungsstätte eine berufliche Herausforderung gefunden hatte. Bildhaft beschreibt sie die<br />
Reiseeindrücke von einem kontrastreichen Land, die sie bei späteren Reisen vertiefte. Sie schildert<br />
das tolerante Nebeneinander der Religionen und das Leben in einem islamischen Land, in dem „das<br />
religiöse Reglement kein Thema war", erinnert sich an offene Menschen, an Freundschaften zu<br />
persischen und deutschen Frauen und ihr Leben in Kerman, wo sie, ihr <strong>Mann</strong> und der zweijährige<br />
Sohn Sasan eine Heimat fanden.<br />
Die berufliche Entwicklung ihres <strong>Mann</strong>es Massoud <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong> forderte viele Umzüge innerhalb<br />
Persiens. Er bekleidete wahrend der Schahzeit viele, zum Teil politisch sehr einflussreiche<br />
Funktionen, beispielsweise als Oberbürgermeister der heiligen Stadt Mashhad. im Kultur- oder später<br />
im Verteidigungsministerium des Landes, und machte sich stark für sein Land und für Veränderungen<br />
zu Gunsten des Volkes, setzte sich ein für Verständnis, Toleranz und ein friedliches Miteinander.<br />
Dieses Engagement brachte ihn unter anderem ins Gefängnis. Es machte ihn und seine Familie, zu<br />
der 1979 (Revolutionszeit} neben dem elfjährigen Sasan bereits die vierjährige Tochter Mona gehört.<br />
zum Angriffsziel der neuen Machthaber in einer Zeit, „in der die Revolution begann, ihre Kinder zu<br />
fressen". An diesem Punkt setzt der zweite Teil der Lesung an: „Wie glühende Lava tobte die<br />
aufgeputschte Menge an uns vorbei. Schüsse fielen, da wusste ich, wir sind gemeint." Die Autorin<br />
erinnert sich an die Lebensgefahr, wie die Entscheidung fiel, das Land zu verlassen, und an die<br />
Flucht nach München.<br />
Iran ist fern für die Familie <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong>. Nach dem Erscheinen des Buches noch ein Stück weiter,<br />
ist sie sich bewusst. Dennoch setzt sie sich weiter ein und fordert Freiheit für die Menschen in Iran,<br />
wie in den aufschlussreichen Gesprächen zur aktuellen Lage in Iran im Anschluss an die Lesung<br />
deutlich wurde. Massoud <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong> forderte nachdrücklich zum Dialog auf. Fundamentalismus<br />
sei ein ernst zu nehmendes Thema. Aber urteilen und entscheiden könne man nur auf der Basis von<br />
Wissen. betonte er. Sasan <strong>Harun</strong>-<strong>Mahdavi</strong>, Leiter der oppositionellen Jugend Irans im Ausland,<br />
machte deutlich, dass eine militärische Intervention kein akzeptables Mittel sei, da sie zu Lasten des<br />
Volkes im Iran ginge: Veränderungen müssen aus dem Land kommen. Wir befürworten Sanktionen.<br />
uwe<br />
Quelle: Badisches Tagblatt 15.5.<strong>2006</strong><br />
Casimir Katz Verlag <strong>Gernsbach</strong><br />
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