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Rezension: Jürg Frick - Gesundheit-Sachsen

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<strong>Rezension</strong>: Jürg <strong>Frick</strong>: Die Kraft der Ermutigung. Grundlagen undBeispiele zur Hilfe und Selbsthilfe2., überarb. u. erg. Aufl. 2011. 377 S., 9 Abb., 39 Tab., 8 Illustr., 1 s/w Foto, 4 Fragebögen, KtISBN: 978-3-456-85022-1, E-Book-ISBN: 978-3-456-95022-8EURO 24.95 / CHF 35.50, erschienen 07.09.2011Der griechisch-römische Philosoph Epiktet (um 50 – 138) hat die zwingende Kausalität mitden folgenden bekannten Worten bezweifelt: „Nicht die Dinge selbst beunruhigen uns,sondern die Meinung, die Vorstellungen, die wir von den Dingen haben.“FazitUm es vorweg zu sagen: Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre für alle ErzieherInnen, LehrerInnen,PsychologInnen, TherapeutInnen sowie alle Studentinnen und Studenten ebendieserFachdisziplinen und insgesamt für alle Beratenden und HelferInnen werden.Sowohl für Fachleute wie auch für Laien ist das Buch von Jürg <strong>Frick</strong> zur Ermutigung undSelbst-Ermutigung sehr gut geeignet. Es ist gut lesbar, vermittelt eine Menge fachlichenWissens, ist trotz der verständlichen Sprache nicht trivial und zugleich gut gegliedert wieauch ansprechend gestaltet (mit Illustrationen von Hans Winkler). Eine ausgewählte Sammlunganregender, Aphorismen, Sprüche und Zitate am Ende des Buches ergänzen den Textund drei Fragebogen zur Selbst- und Fremdermutigung runden das Buch ab.Dabei unterscheidet sich das Buch von Jürg <strong>Frick</strong> auch wohltuend von Ratgebern ausdem Bereich des sogenannten „Positiven Denkens“ und einer undifferenzierten esoterischenMotivationsliteratur, die von einem „naiv-positiven Menschenbild“ ausgehen.Zum InhaltIm Unterschied zu einer zum Teil undifferenzierten Motivationsliteratur stellt der Autor amBeginn seines Buches die Grundlagen seiner Ausführungen sowie das dem zugrundeliegende Menschenbild und Konzept der Ermutigung dar. So zeigt er auf, welche Gedankenund Aussagen welche Menschenbilder zur Grundlage haben und welche möglichenEinstellungen, Gefühle und Handlungen hieraus resultieren (können) (S. 24 ff.).In diesem Zusammenhang geht er auch auf das Verhältnis von <strong>Gesundheit</strong>, Grundhaltungund Menschenbild ein (2. Kapitel), wie er seit einigen Jahrzehnten in der gesundheitsmedizinischenund gesundheitswissenschaftlichen Forschung, v.a. unter den Stichworten„Stress Resilience“, „Empowerment“ und „Salutogenese“, analysiert wird (S. 34 ff.).Dabei gilt: Meinungen bestimmen das Fühlen, Denken und Handeln. Oder: „So wie wirdenken, so sind wir.“ (S. 43 ff.) Als Ausgangspunkt zur Ermutigung verweist <strong>Frick</strong> auf dieIndividualpsychologie Alfred Adlers, der mit seinem Aufsatz von 1927: „Die Erziehungzum Mut“ als Begründer der „Ermutigungspsychologie“ bezeichnet werden kann (S. 44 f).Ausgangspunkt des 3. Kapitels: Ermutigung und Entmutigung ist die Aussage von AlbertEllis (US-amerikanischer Psychologe und Psychotherapeut), dass „Selbstentmutigungwahrscheinlich eines der häufigsten Symptome psychischer Erkrankung“ ist. <strong>Frick</strong> weist hierAutor: Joachim Preißler: Verein zur Förderung von Innovationen Tel. 0351 – 810 73 88in der <strong>Gesundheit</strong>swirtschaft in der Region Dresden e.V. Fax 0351 – 810 73 88Martin-Luther-Platz 10, 01099 DresdenE-Mail: joachim-preissler@t-online.dewww.vfi-sachsen,de


Im Kapitel 5 „Ermutigende Ergebnisse aus der Resilienzforschung und Beispiele...“setzt der Autor die Beispiele über Menschen, die unter z.T. äußerst widrigen Umständenenorme kognitive, motorische, künstlerische oder emotionale Fähigkeiten zeig(t)en fort:− Alexandre Jollien (*1975), der seit seiner Geburt an einer zerebralen Bewegungsstörungleidet und 17 Jahre in einem Internat für Behinderte verbracht hat; später wendet ersich der Philosophie zu, die in schwierigen Situationen Trost und Lebensfreude gebenkann. „Lob der Schwachheit“ (2001)− Nooria Haqnegar (*1959), afghanische Bauingenieurin und Krankenschwester, die mitihrer Familie Angst, Gefängnis, Flucht in immer kürzeren Abständen erleben musste unddie es u.a. schaffte, eine demokratische Frauenorganisation zu gründen− Claude Debussy (1862 – 1918), ein ungeliebtes und abgelehntes Kind; trotz dieserwidrigen Umstände wird er zu einem der wichtigsten Komponisten des Impressionismus.Seine Musik gilt als Bindeglied zwischen Romantik und Moderne− Christian Lohr (*1962), der als Contergan-Opfer schwer behindert auf die Welt kamund durch eigene Leistung und dank günstiger Umstände ein Leben als selbstbewussterund selbständiger Mann führt: auch ohne Arme und mit deformierten Beinen− Ray Charles (1930 – 2004), der im Alter von sieben Jahren erblindete, wobei er neunMonate zuvor mit ansehen musste, wie sein Bruder in einem Waschzuber ertrank; derdann der erfolgreichste (auch finanziell) schwarze Entertainer seiner Generation wurde− Nelson Mandela (*1918), der 27 Jahre als politischer Gefangener in Haft in verschiedenenGefängnissen des südafrikanischen Apartheid-Regimes verbrachte,1994 wurdeNelson Mandela vom neuen Parlament zum ersten schwarzen Präsidenten des Landesgewählt und war bis 1999 Präsident; 1993 erhielt er den FriedensnobelpreisIn diesem Kapitel zeigt <strong>Frick</strong> in der Zusammenfassung auch die Schutz- und die Risikofaktorenauf der sozio-kulturellen Ebene (Tabelle S. 120) sowie 19 wichtigsten Schutzund<strong>Gesundheit</strong>sfaktoren von 1. einer engen, stabilen und sicheren positiv-emotionalenBeziehung zu (mindestens) einer Bezugsperson...bis zu 19. Beziehung zur Natur (S. 122 ff.)Die Rolle des Humors als protektives und sozial verbindendes Element innerhalb der Lebensführungsowie die verschiedenen Wirkebenen beschreibt der Autor im 6. Kapitel. Humorals eine gelungene Verarbeitung schwieriger Ausgangsbedingungen schildert <strong>Frick</strong> amBeispiel von Charlie Chaplin (1889 – 1977), einem der einflussreichsten Komiker des 20.Jahrhunderts und zugleich Regisseur, Komponist und Produzent. Die familiäre Situation warsehr schwierig. Da sich der Vater, Charles Chaplin Senior, regelmäßig den Unterhaltszahlungenentzog, lebte die Familie in großer Armut und musste immer wieder in den ArmenhäusernLondons Zuflucht finden. Chaplin bekam bereits 1894 erstmals die Chance, selbstvor Publikum mit einer Gesangsdarbietung aufzutreten. Als Neunjähriger wurde er für dieMusic-Hall-Gruppe The Eight Lancashire Lads engagiert. In seinen Filmen, v.a. in "TheTramp", wo er dem gleichnamigen Helden Züge von Aufsässigkeit und eine Menge Pathosverlieh, wie auch in „Moderne Zeiten“ („Modern Times“) sowie in „Der große Diktator“ („TheGreat Dictator“) verarbeitete Chaplin humorvoll Elemente seiner eigenen Lebensgeschichte.Im 7. Kapitel „Anwendungsfelder und Möglichkeiten I: Ermutigung in der Schule“werden die Schule und die Lehrer-Schüler-Beziehung als wichtiger Ort bzw. Begegnungsmöglichkeitenfür Ermutigung dargestellt. <strong>Frick</strong>s Grundthese hierbei: Nicht sosehr die materiell-technischen Gegebenheiten (Schulbauten, Ausstattung etc.) spielen eineAutor: Joachim Preißler: Verein zur Förderung von Innovationen Tel. 0351 – 810 73 88in der <strong>Gesundheit</strong>swirtschaft in der Region Dresden e.V. Fax 0351 – 810 73 88Martin-Luther-Platz 10, 01099 DresdenE-Mail: joachim-preissler@t-online.dewww.vfi-sachsen,de


entscheidende Rolle beim Lernen und beim Selbst-Lernen, sondern die unmittelbare Lehrer-Schüler-Beziehung.In diesem Sinne schließt er an Tausch an, der bereits 1974 die(aus seiner Sicht) übermäßige Gewichtung curricularer, organisatorischer oder strukturellerSchwerpunkte beklagte.Die Erfahrungen und Erkenntnisse zur Ermutigung führt der Autor im 8. Kapitel „Anwendungsfelderund Möglichkeiten II: Ermutigung in der Beratung“ fort. Zu den Wirkfaktorenin einer psychologischen Beratung und Therapie zählt er dabei v.a. (S. 236 ff.):1. Die so genannten extratherapeutischen Faktoren2. Die Beziehungsfaktoren3. Die Hoffnungs-, Erwartungs- und Placebofaktoren4. Die eigentlichen Techniken und Behandlungsansätze der beratenden (Fach-)PersonIm Anschluss zeigt <strong>Frick</strong> anhand konkreter, lebensnaher Beispiele die Möglichkeiten,Facetten und auch Grenzen von ermutigender Beratung und Therapie.„Wege zur Selbst- und Fremdermutigung: Sich selbst und andere ermutigen“ lautetder Titel des 9. Kapitels. Hier geht der Autor noch einmal auf den Stellenwert eines„positiven Menschenbildes“ im Bezug zu anderen wie auch zu sich selbst ein. SeinCredo: Wer anderen hilft bzw. sinnvoll helfen möchte, muss besonders mit seinen eigenenRessourcen und Kräften haushalten. Daher formuliert <strong>Frick</strong> einige „Vorsichtsmaßnahmen“(S. 281 ff.):1. Finden Sie Ihr eigenes gesundes Maß.2. Sorgen Sie dafür, dass Sie selbst genügend Unterstützung, Ermutigung undBegleitung erhalten.3. Helfen Sie nicht die ganze Welt zu retten...4. Beginnen Sie mit Dingen, die Ihnen eher leicht fallen.5. Fühlen Sie sich frei, eine bestimmte Hilfeleistung aufzugeben, wenn Sie in eineSituation geraten, die für Sie misslich und bedrohlich wird.6. Helfen soll in aller Freiwilligkeit und Freiheit geschehen.Das 10. Kapitel beeinhaltet eine „Kleine Sammlung anregender Aphorismen, Sprüche,Gedanken - und eine Geschichte“. Einige wenige (bekannte) Beispiele:- „Ist der gute Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert.“ (unbekannt)- „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung ändern kann.“ (Francis Picabia)- „Fürchte dich nicht davor, exzentrische Meinungen zu vertreten, jede heutigegängige Meinung war einmal exzentrisch.“ (Bertrand Russell)Über den Autor: Prof. Dr. phil. Jürg <strong>Frick</strong>, Psychologe FSP; diplomierter individualpsychologischerBerater SGIPA/AAI; langjährige Lehrtätigkeit auf verschiedenen Schulstufenund in der Vorschul- und VolksschullehrerInnen-Ausbildung; seit 2002 Dozent für Entwicklungspsychologieu. Berater an der Pädagogischen Hochschule Zürich; in der Weiterbildungengagiert; langjährige Beratungs- und Kurstätigkeit, Vorträge; diverse Bücher u. FachartikelSchwerpunkte: Entwicklungspsychologie, Resilienz, Geschwisterpsychologie, Beratungs-Autor: Joachim Preißler: Verein zur Förderung von Innovationen Tel. 0351 – 810 73 88in der <strong>Gesundheit</strong>swirtschaft in der Region Dresden e.V. Fax 0351 – 810 73 88Martin-Luther-Platz 10, 01099 DresdenE-Mail: joachim-preissler@t-online.dewww.vfi-sachsen,de


psychologie, Klinische Psychologie (speziell Depression und Suizid), Psychologie derVerwöhnung, Psychologie der ErmutigungAutor der <strong>Rezension</strong>: Joachim PreißlerDipl.-Philosoph, Dipl.-<strong>Gesundheit</strong>swissenschaftler, SozialtherapeutVerein zur Förderung von Innovationen in der<strong>Gesundheit</strong>swirtschaft in der Region Dresden e.V.E-Mail: joachim-preissler@t-online.deAutor: Joachim Preißler: Verein zur Förderung von Innovationen Tel. 0351 – 810 73 88in der <strong>Gesundheit</strong>swirtschaft in der Region Dresden e.V. Fax 0351 – 810 73 88Martin-Luther-Platz 10, 01099 DresdenE-Mail: joachim-preissler@t-online.dewww.vfi-sachsen,de

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