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Chronik Butzbach - Archäologie um Butzbach

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<strong>Butzbach</strong><br />

<strong>Chronik</strong>


Vom Stadtschreiber<br />

angefertigte Zeichnungen<br />

in den Stadtrechnungen<br />

von <strong>Butzbach</strong> während einer<br />

Ratssitzung 1404.<br />

Darstellung: Bürgermeister<br />

Anselm Sigel.<br />

Die Bürgermeister Anselm<br />

Sigel links und Erwin<br />

Schmidt rechts.


Gail und Winfried Schunk<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Zeittafel für <strong>Butzbach</strong> und seine Stadtteile


Bildnachweis:<br />

Stadtarchiv <strong>Butzbach</strong>: Seiten 8, 9, 27, 42 und 49<br />

Alle anderen von den Autoren<br />

2. überarbeitete und erweiterte Auflage 2007<br />

Alle Rechte vorbehalten<br />

2007 by Gail und Winfried Schunk<br />

<strong>Butzbach</strong>-Griedel<br />

Satz und Gestaltung: Winfried Schunk<br />

Printed in Germany<br />

ISBN 3–9809778–3–8


Inhalt<br />

Vorwort<br />

7<br />

Römische Zeit<br />

9<br />

Frühmittelalter<br />

10<br />

Mittelalter<br />

12<br />

Frühe Neuzeit<br />

23<br />

19. Jahrhundert<br />

36<br />

20. Jahrhundert<br />

50<br />

21. Jahrhundert<br />

62<br />

Literaturauswahl<br />

63


Zwei befestigte Höhensiedlungen der Kelten bei <strong>Butzbach</strong>-Hoch-Weisel: links Brülerberg,<br />

<strong>um</strong> 150/80 v.Chr.; rechts Hausberg, 450 bis <strong>um</strong> 300 v.Chr.<br />

Lage des des römischen römischen Steinturms Steinturms Nr. 37 Nr. an der 37 Limesstrecke an der Limesstrecke 4 am Griedeler 4 am Wald Griedeler bei <strong>Butzbach</strong>, Wald wei- bei<br />

ßer Turm links; mittelalterlicher Wartturm rechts an der Landwehr; die Linie markiert den Limes-<br />

<strong>Butzbach</strong>: weißer Turm links; mittelalterlicher Wartturm rechts an der Landwehr; die<br />

verlauf.<br />

Linie markiert den Limesverlauf.


Vorwort<br />

zur 2. Auflage<br />

Die Zeittafel zur Geschichte der Stadt <strong>Butzbach</strong> und seinen Stadtteilen soll dem interessierten<br />

Leser helfen, wichtige Daten zur Frühgeschichte, des Mittelalters und der Neuzeit schnell aufzufinden.<br />

Durch die Fülle der Daten wurde es notwendig, eine gezielte Auswahl zu treffen. Erwähnt<br />

werden in erster Linie Ereignisse, die typisch für ihre Zeit waren. Die großen Auswanderungswellen<br />

z.B. waren eine der markantesten historischen Einschnitte des 19. Jahrhunderts<br />

in Deutschland.<br />

Die Schwierigkeiten bei der Erforschung weit entfernter Epochen mit zeitweise spärlichen<br />

schriftlichen Überlieferungen sind offensichtlich. Ebenso schwer ist es, aus der Fülle der Daten<br />

zur jüngeren Geschichte <strong>Butzbach</strong>s diejenigen herauszufiltern, die als besonders wichtig<br />

für die Entwicklung einer Gemeinde zu erachten sind.<br />

Im Rahmen der hessischen kommunalen Gebietsreform wurde <strong>Butzbach</strong> ab 1970/71 infolge<br />

mehrere Zusammenschlüsse mit <strong>um</strong>liegenden Dörfern Verwaltungsmittelpunkt für 14 Gemeinden.<br />

Für dieses Zusammengehen wurden alte Bindungen und Traditionen gelöst, <strong>um</strong> etwas<br />

Neues entstehen zulassen. Aus dem kleinen landwirtschaftlichen Städtchen <strong>Butzbach</strong><br />

des 19. Jahrhunderts wurde eine zukunftsorientierte Stadt, die auch wirtschaftlich eine gewisse<br />

Dynamik entwickelt hat.<br />

Wir danken dem Leiter des <strong>Butzbach</strong>er Stadtarchivs und Muse<strong>um</strong>s Dr. Dieter Wolf für wichtige<br />

Hinweise und für die Überlassung von Daten, die von Bodo Bachmann in dessen Dissertation<br />

über <strong>Butzbach</strong>s Mittelalter ermittelt wurden.<br />

Die Verfasser hoffen, dass wichtige Daten, die zu dieser Großgemeinde führten, im folgenden<br />

Text zu finden sind.<br />

Im November 2006<br />

Gail Schunk<br />

Winfried Schunk<br />

7


8<br />

Darstellung von Griedel auf einer Karte der solms-braunfelsischen Ämter<br />

Gambach und Langsdorf aus dem Jahre 1695.


Um 100 n. Chr. wurde das römische Kastell mit dem<br />

mittelalterlichen Namen „Hun ne burg“ erbaut. Der Name<br />

„Hunneburg“ taucht z<strong>um</strong> er sten Mal in einer Urkunde<br />

von 1388 auf: Dies ist aber nicht der römische Name<br />

des Kas tells. Es zählte zu den wichtigsten und größten<br />

am obergermanischen Limes und es lag am Nordausgang<br />

<strong>Butzbach</strong>s: auf dem sanft abfallenden Schren zerhang<br />

zwischen Ebersgönser Weg, dem alten „Hunnenburgweg“<br />

und dem Lachenweg. Seine wichtigste Aufgabe bestand<br />

darin, die alte Fernverbindung, die von Mainz über Hof-<br />

Limes<br />

Römerstraße<br />

Römische Zeit<br />

Gräberfeld<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

heim, Friedberg zur Gießener Senke und weiter ins Kasseler<br />

Becken und von dort weiter nach Thüringen und zur<br />

Elbe führte, zu kontrollieren. Direkt an dieser Fern straße<br />

entstand zur besseren Kontrolle der Händler ein Kleinkastell,<br />

das nach dem mittelalterlichen Flurnamen „Degerfeld“<br />

genannt wird: Erbauungszeit <strong>um</strong> 100 n.Chr.<br />

Um 260/275 n. Chr. langsame Auflösung des Grenzsystems<br />

in Obergermanien und Raetien.<br />

Kleinkastell<br />

Vicus<br />

Kastell<br />

Vicus<br />

Limes<br />

Vicus<br />

9


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Um 300 bis <strong>um</strong> 500 n. Chr.: Germanische Besiedlung<br />

im Bereich der Markuskirche, Kugelherren– und Kasernenstraße.<br />

Die Siedler waren Alamannen.<br />

Nach 500: Das <strong>Butzbach</strong>er Gebiet wird von den Merowingern<br />

beherrscht: Besiedlung im Bereich der Kugelherrenstraße,<br />

Schlossstraße und als weitere „Weiler“<br />

darüber hinaus. Anschließend wird das Gebiet<br />

von den Karolingern unter „Karl dem Großen“ regiert.<br />

772: Erste urkundliche Erwähnung der „Weiseler<br />

Mark“ im Lorscher Kodex.<br />

773: In einer Stiftungsurkunde des Klosters Lorsch<br />

vom 13. Juni wird <strong>Butzbach</strong> als „bodisphaden“ genannt.<br />

Das Ehepaar Thiulf und Libtruda übertragen<br />

dem Kloster Lorsch in <strong>Butzbach</strong> acht „Tagewerk“<br />

Ackerland und ein zur Rodung geeignetes Stück<br />

Wald von zwei „Tagewerk“ Größe.<br />

777: Die „Gönser Mark“ wird z<strong>um</strong> ersten Mal urkundlich<br />

erwähnt (Lorscher Kodex).<br />

778: Am 8. Juni stiftet das Ehepaar Alolach und Bertheid<br />

dem Kloster Lorsch seinen gesamten Besitz innerhalb<br />

der Weiseler Mark und in <strong>Butzbach</strong>, dazu<br />

zehn Hörige.<br />

779: Göns wird in den Urkunden „Gunnesheim“ genannt.<br />

790: Fauerbach v.d.H. wird am 23. Februar in einer<br />

Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch erwähnt.<br />

10<br />

Frühmittelalter<br />

805: Reginbald stiftet den Mönchen von Lorsch, denen<br />

der Abt Adalung vorsteht, im Dorf <strong>Butzbach</strong> einen<br />

Hörigen mit der dazugehörigen Hufe sowie alles,<br />

was er an Hufen, Feldern, Wiesen, Wäldern und<br />

Wassern besitzt.<br />

821: schenken Ruthart und ein Priester Werdolf was<br />

sie an Hufen, Feldern, Wiesen, Wäldern, Wassern, Häusern<br />

und Gebäuden in der Weiseler Mark und in <strong>Butzbach</strong><br />

besitzen dem Kloster Lorsch.<br />

Oben: Fragment einer germanischen Schale des<br />

4./5. Jahrhunderts n. Chr. Unten: Fragment einer<br />

rädchenverzierten Sigillata-Schale des 4./5.<br />

Jahrhunderts n. Chr. Fundstelle: <strong>Butzbach</strong>, Große<br />

Wendelstr./ Bismarckstr.


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Älteste Erwähnung<br />

des Ortes <strong>Butzbach</strong><br />

im Lorscher Kodex:<br />

bodisphaden (773).<br />

Zweite Erwähnung des<br />

Ortes <strong>Butzbach</strong> im<br />

Lorscher Kodex: botinesbach<br />

(778, nach Glöckner)<br />

Original: Bayer. Staatsarchiv<br />

Würzburg.<br />

11


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1017: Kaiser Heinrich II. schenkt dem Kloster Michelsberg<br />

bei Bamberg Gü ter zu Göns, Lantsuindehusen (Hau sen)<br />

und Roda.<br />

1129: Bernhard von Göns wird in der Stiftungsurkunde<br />

für das Kloster Schiffenberg als Zeuge genannt.<br />

1133: Es werden Archidiakonate des Bist<strong>um</strong>s Mainz für<br />

die Wetterau in Roßdorf bei Hanau und Södel genannt,<br />

zu der auch <strong>Butzbach</strong> gehört.<br />

1150: Die niederadlige Familie von Griedel wird zuerst in<br />

einer Urkunde des Klosters Schiffenberg genannt.<br />

1197: Abt Mefried von Arnsburg vertauscht Güter zu<br />

Holzhausen und Ebersgöns gegen solche des Klosters<br />

Schiffenberg zu Kolnhausen.<br />

1208: Der älteste schriftliche Hinweis zur Erbauung der<br />

Wendelinskapelle steht in dem 1721 angelegten Kirchenbuch:<br />

„Anno Christi 1208 ist diese Kirche von den Herren<br />

von Frankenstein erbaut und dem St. Wendel consecriert<br />

(geweiht) worden“.<br />

1227: Die Wüstungen „Westhausen“ und „Reidelhofen“<br />

bei Nieder-Weisel werden in Urkunden genannt.<br />

1231: Der Ort Hoch-Weisel und eine dortige Adelsfamilie<br />

werden genannt.<br />

1232: Das Kirchenpatronat in <strong>Butzbach</strong> geht an das St-Peter-Stift<br />

bei Fulda über. Danach kommt es immer wieder<br />

zu Verpfändungen des Zehnten von <strong>Butzbach</strong>.<br />

1243: Eine niederadlige Familie des Ritter Baldewin von<br />

<strong>Butzbach</strong> hat seinen Wohnsitz im Ort. Um diese Zeit wird<br />

eine Wasserburg in <strong>Butzbach</strong> gebaut.<br />

12<br />

Mittelalter<br />

1245: Die Johanniter in Nieder-Weisel und ihre Kirche<br />

werden erwähnt.<br />

1250: Der Ort „Palgunsin“ (Pohl-Göns) wird genannt.<br />

1255: Mit dem Tod von Ulrich II., dem letzten männlichen<br />

Vertreter des Geschlechts der Herren von Münzenberg,<br />

geht das Dorf <strong>Butzbach</strong> an die Herren von Hanau<br />

über.<br />

1267: Gottfried von Eppstein als Lehnsherr bekommt Gefälle<br />

(Zins oder ähnliche Einkommen) in Kirch-Göns im<br />

Tausch für Gefälle in Oppershofen.<br />

1270 – 1278: In dieser Zeit erwirbt das Zisterzienserinnenkloster<br />

Thron erste Güter in Fauerbach v.d.H.<br />

und Hoch-Weisel.<br />

1271: Am 16. Oktober teilen Werner und Philipp II. von<br />

Falkenstein die Gerichtsbarkeit Münzenberg so, dass Nieder-Weisel,<br />

Griedel, Ober-Hörgern, Eberstadt und Grüningen<br />

Philipp zufallen.<br />

1274: wird die Rainmühle in Griedel erstmals in Urkunden<br />

des Darmstädter Staatsarchivs erwähnt; die beiden<br />

anderen Mühlen in Griedel sind wahrscheinlich genau so<br />

alt.<br />

1275: Sifried Dives und dessen Frau Elisabeth von Pohl-<br />

Göns schenken den Johannitern in Nieder-Weisel ihre<br />

dortigen Güter.<br />

1278: Alheid von Nordeck schenkt unter anderem ihre<br />

Güter in Kirch-Göns (Kyrichgunsen) dem Kloster Arnsburg.<br />

1281: In einer Urkunde vom 2. August bestimmt Graf Philipp<br />

von Falkenstein-Münzenberg, dass die „obere“ und


„untere“ Mühle (Rainmühle Griedel) zwischen dem Haus<br />

Münzenberg und den Johannitern gemeinsam sein sollen.<br />

Zur Unterhaltung gibt er „drey Klafter Zymmerholtz“.<br />

1287: Der Vogthof des Ritters Gisilbracht Bobbe, genannt<br />

von Göns, wird in Kirch-Göns erwähnt.<br />

1293: Am 1. August schenkt Erwin Löw von Steinfurth<br />

dem Kloster Engelthal 2 1/2 Huben Ackerland und eine<br />

Gülte von 12 Mark in Fauerbach v.d.H.<br />

1297: Am 17. März schenken Richard von Göns und dessen<br />

Frau Jutta Güter aus ihrem Besitz in Kirch-Göns dem<br />

Kloster Thron.<br />

Um 1300: Die eigentlichen pontifikalen Befugnisse in<br />

<strong>Butzbach</strong> werden vom Erzbischof von Mainz an den<br />

Weihbischof von Erfurt übertragen. Letzterer firmt von<br />

nun an hier und weiht die Kirchen ein.<br />

1304: Neben Nauheim und Rodheim setzt Ulrich von Hanau<br />

auch das Dorf <strong>Butzbach</strong> samt den Einkünften als<br />

Pfand im Wert von 1000 Mark ein, für die Einhaltung einer<br />

Abmachung mit den Falkensteinern.<br />

1308: Ulrich von Hanau verpfändet <strong>Butzbach</strong> auf mehrere<br />

Jahre an das Kloster Arnsburg.<br />

1310: wird ein Steinkreuz auf dem Feld gegenüber Griedel<br />

über dem Griedeler Weg genannt.<br />

Am 13. August wird der Streit zwischen Wenzel, genannt<br />

Holtzenkop, Sohn Conrads, genannt der Weingärtner,<br />

von Kirch-Göns und Heinrich, Sohn des Heinrich Kürschners,<br />

von Ebersgöns über Lehngüter durch den Verzicht<br />

Wenzels beendet. In der Urkunde werden eine Reihe Einwohner<br />

der Orte genannt. Am 9. Oktober wird die Weiseler<br />

Straße „in dem Dorf <strong>Butzbach</strong>“ ge nannt.<br />

1311: Der Bettlerpfad bei Griedel wird z<strong>um</strong> ersten Mal<br />

ge nannt.<br />

1312: Friedberg löst Södel als Dekanatssitz ab.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1313: Hermanus, „Vizeplebanus in Wyzela“, übergibt seine<br />

sämtlichen Güter den dortigen Johannitern.<br />

1317: Philipp IV. von Falkenstein kauft das Dorf <strong>Butzbach</strong><br />

von den Grafen von Hanau.<br />

1319: Erste Erwähnung der Oes.<br />

1320: Am 22. Februar tritt Hartrad Beier, genannt Zentgraf,<br />

in einer Urkunde als Zeuge auf. Damit existiert vermutlich<br />

bereits ein Gericht in <strong>Butzbach</strong>.<br />

1321: Am 10. August verleiht Ludwig IV., der Bayer, an<br />

Philipp von Falkenstein für das Dorf <strong>Butzbach</strong> die Stadtrechte<br />

der Stadt Frankfurt.<br />

1327: In einer Verkaufsurkunde werden zwar Schöffen<br />

der Stadt <strong>Butzbach</strong> genannt, Siegler ist jedoch die Stadt<br />

Münzenberg, da <strong>Butzbach</strong> offensichtlich noch kein eigenes<br />

Siegel besitzt.<br />

1332: Ersterwähnung von Juden in <strong>Butzbach</strong>.<br />

1333: Am 11. Dezember wird die erste erhaltene Urkunde<br />

mit einem Siegel der Stadt <strong>Butzbach</strong> ausgestellt.<br />

1336: Urkundlich wird ein Johann Meydebecher als Einwohner<br />

der Stadt Friedberg genannt, er stammt wahrscheinlich<br />

aus dem Dorf Maibach.<br />

1337: Die Flur Seefeld in <strong>Butzbach</strong> wird z<strong>um</strong> ersten Mal<br />

als „uf dem sewe“ ge nannt.<br />

1340: Das Gelände des römischen Kleinkastells im Degerfeld<br />

wird „hinder der aldin burg“ bezeichnet. Ein Güterverzeichnis<br />

des Klosters Engelthal wird angelegt. Hierin<br />

werden auch Grundstücke im <strong>Butzbach</strong>er Ra<strong>um</strong> genannt.<br />

Ein Galgen existiert unterhalb des Griedeler Waldes.<br />

13


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Der Spülweg („by dem spillewege“) wird erwähnt.<br />

Am 31. Dezember wird die Schießhecke<br />

der Pohl-Gönser Schützen z<strong>um</strong> ersten Mal genannt.<br />

Ritter Johannes von Bellersheim kauft für sein<br />

Kloster Marienschloss (Rockenberg) von den<br />

Rittern von Cleen dessen Anteil vom Reinhartsforst<br />

bei Ebersgöns.<br />

Urkunde der Stadt <strong>Butzbach</strong>, die am 10. August<br />

1321 von Ludwig IV., der Bayer, an Philipp d.J. von<br />

Falkenstein mit den Stadtrechten von<br />

Frankfurt a.M. verliehen wurde.<br />

14


1341: Erste urkundliche Erwähnung von der Gemeinde<br />

Bodenrod.<br />

1342: Am 4. Juni wird von Heinrich, genannt Arnsburger,<br />

und dessen Ehefrau Ihde, beide Bürger zu <strong>Butzbach</strong>, ein<br />

Altar, der zu Ehren Mariens und des Apostels Johannes<br />

errichtet wird, gestiftet.<br />

1343: Die Kirche von Ostheim wird von der Mutterkirche<br />

in Nieder-Weisel getrennt und dann zur eigenständigen<br />

Pfarrei.<br />

1344: Am 17. Dezember bewilligt Erzbischof Heinrich<br />

von Mainz z<strong>um</strong> regeren Besuch des neuen, von Elisabeth,<br />

Herrin von Falkenstein, und Ritter Sybode, genannt<br />

Fleisch, gestifteten St.-Annen-Altars, in der Pfarrkirche<br />

zu <strong>Butzbach</strong> einen Ablass von 40 Tagen.<br />

Um diese Zeit gibt es bereits ein Backhaus in <strong>Butzbach</strong>.<br />

Ulrich von Hanau verleiht dem Kloster Arnsburg 4 Morgen<br />

Weingarten über Ostheim gelegen; davon soll der<br />

Abt zur hohen Messe täglich Wein geben.<br />

1346: Am 29. März bestätigt der Erzbischof von Mainz<br />

die Errichtung und Dotierung des Altars zu Ehren der<br />

Mutter Gottes und aller Apostel in der Pfarrkirche zu<br />

<strong>Butzbach</strong>. Der Altar ist von Ritter Conrad, genannt Setzpfant,<br />

zu seinem und seiner Voreltern Seelenheil gestiftet<br />

worden.<br />

1348: Ein Wohnhaus bei der Wetzlarer Pforte wird genannt.<br />

1349: Die Rainmühle bei Griedel geht in den Besitz der<br />

Johanniter unter der Bedingung, dass die „Crutzemollen“<br />

(Kreuzmühle) nicht abgerissen wird.<br />

Nach einem jüdischen Memorbuch fand in <strong>Butzbach</strong> ein<br />

Pogrom statt. Opfer waren die <strong>Butzbach</strong>er Juden.<br />

1350: Ein Haus „bey dem rosseborne (Roßbrunnen) unde<br />

bey der wede“ existiert.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1351: Der Kaplan Johann von Griedel wird als Altarist für<br />

den St.-Johannes-Altar in der Markuskirche genannt. Die<br />

<strong>Butzbach</strong>er Judengasse wird in einer Urkunde vom 21.<br />

Juni genannt.<br />

1355: Johann und Philipp von Falkenstein schenken die<br />

Patronatsrechte an die Kirche in Nieder-Weisel: dem<br />

Komtur und der Kommende der Johanniter.<br />

1356: Am 9. September werden zwei Bürgermeister in<br />

<strong>Butzbach</strong> erwähnt.<br />

1357: Die Nennung von Brotschirnen weist auf mehrere<br />

Bäcker hin.<br />

1366: Das Haus Korngasse 6 wird gebaut (dendrochronologische<br />

Untersuchung 1987).<br />

1367: Die Badbrunnengasse wird erwähnt.<br />

1368: Mit der Erteilung des Stadtprivilegs am 18. März<br />

durch Philipp VII. von Falkenstein werden die Abgaben<br />

und Rechte der Bürgerschaft und ihrer administrativen<br />

Organe festgelegt.<br />

1369: Die Rainmühle bei Griedel geht wieder in den Besitz<br />

der Falkensteiner zurück. Darauf geben sie den Johannitern<br />

160 Achtel Korngült und als Pfand dafür den<br />

Zehnten zu Grüningen und den Zehnten „uff dem Reidelshoferfelde“<br />

zu Nieder-Weisel.<br />

1371: Die Stadt <strong>Butzbach</strong> nimmt 24 Gulden von Juden<br />

auf.<br />

1371/72: <strong>Butzbach</strong>er Stadtrechnungen des dortigen Archivs<br />

beginnen in diesem Jahr.<br />

Die älteste erhaltene Glocke der Markuskirche, die es-<br />

Glocke, wird am 4. Juli gegossen.<br />

15


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1373: Das Griedeler Tor wird er wähnt. Auch ein städtisches<br />

Rat- oder Gerichtshaus kommt z<strong>um</strong> ersten Mal<br />

als „spilhus“ in den Stadtrechnungen vor.<br />

1375: wird die Wendelinskapelle von der Pfarrkirche getrennt.<br />

1379: Das Haus Marktplatz 18 wird gebaut.<br />

1381: Die Teichgasse als Seitengasse der Griedeler Straße<br />

wird genannt.<br />

1384: Es gibt eine „Judenschule“ in Butz bach.<br />

1388: Der <strong>Butzbach</strong>er Pfarrer Johann ist Archipresbyter<br />

des Archipresbyteriats (Dekanat) Friedberg. 1388,<br />

1398/99 und 1401 heißt es in den Beiblättern zur Stadtrechnung<br />

„Hu ne burg“ (römisches Kastell) und „uff der<br />

Heuneburgk“, und 1469/70 wird im Kopialbuch des Kugelhauses<br />

der Name „Hunebursch“ angegeben.<br />

1390: Der Heilig-Kreuz-Altar in der Markuskirche wird<br />

von Philipp VII. von Falkenstein und dessen Kaplan Johann<br />

von „Marpurg“ gestiftet.<br />

1391: In einer Urkunde von Philipp VII. von Falkenstein<br />

wird die „Klaus“ zu Hoch-Weisel erwähnt.<br />

1397: Ein Haus „in der Korngaßen“ wird in den <strong>Butzbach</strong>er<br />

Stadtrechnungen aufgeführt.<br />

1398: Das Zunfthaus der Wollenweber, der Gießübel,<br />

kommt z<strong>um</strong> ersten Mal in dem <strong>Butzbach</strong>er Gerichtsbuch<br />

vor.<br />

1399: Der Flurname „im roten Loh“ taucht auf.<br />

Der St. Bartholomäus-Altar in der Markuskirche wird von<br />

Berta Grunewald gestiftet.<br />

16<br />

1399/1400: Der Galgen unterhalb des Griedeler Waldes<br />

wird neu errichtet. Der alte Galgenweg entspricht dem<br />

heutigen Bleichweg.<br />

1400: Ein Garten „am Spuellgaßenwege“ wird genannt.<br />

Die ehemalige Bleiche, die „Spuel“, wo Wäsche gebleicht<br />

und Tuche gespült wurden, wird erst 1475 nachweisbar.<br />

Der St.-Valentinus-Altar in der Markuskirche wird erstmalig<br />

schriftlich nachgewiesen.<br />

Stadtmauer mit so genanntem Hexenturm<br />

(integrierter Verteidigungsturm).


Die Rainmühle bei Griedel wird 1274 erstmals schriftlich erwähnt. Oberhalb<br />

der Mühle lag ein römischer Gutshof, der bis <strong>um</strong> die Mitte des 3. Jh. n.Chr.<br />

existierte.<br />

Komturkirche zu Nieder-Weisel.<br />

Erbaut Anfang des 13. Jh.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

17


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

18<br />

Links oben: Das 1825 bis<br />

1843 abgebrochene Griedeler<br />

Tor in der Griedeler<br />

Straße mit Vortor.<br />

Rechts oben: Der Wetzlarer<br />

Tor-Turm mit dem vorgelegten<br />

„Bollwerk“: das<br />

<strong>um</strong> 1600 gebaut wurde;<br />

Tor wurde 1811 abgebrochen.<br />

Links unten: Das 1832<br />

abgebrochene Weiseler<br />

Tor mit Turm und Vortor,<br />

Zustand Abbildung 1812.<br />

Zeichnungen:<br />

Dieter Wolf


1401: Der Name „Hunenburg“ (römisches Kastell) wird in<br />

den Beiblättern zur Stadtrechnung erwähnt.<br />

1405: Die ältesten, erhaltenen Zunftbriefe der Bäcker<br />

und Schuhmacher (1406 Schmiede, Schneider und Wollweber)<br />

werden von Philipp VII. von Falkenstein gebilligt.<br />

1407: stiftet Philipp VII. von Falkenstein eine Badestube<br />

in der Badborngasse.<br />

1408: Eine Glocke, die so genannte „horeglocke“, wird für<br />

das Weiseler Tor angeschafft. Diese Glocke kommt 1844<br />

in die Wendelinskapelle.<br />

1410: Durch den Tod Philipps VII. von Falkenstein (Grabstein<br />

in der Markuskirche) fällt <strong>Butzbach</strong> an den letzten<br />

männlichen Erben des Ge schlechts, den Erzbischof von<br />

Trier Werner von Falkenstein.<br />

1414: Am 26. April wird ein „Um gang“ in Pohl-Göns erwähnt,<br />

wobei die Grenz- und Feldmarkierungen neu festgesetzt<br />

werden.<br />

1416: Ein Acker an dem „Degerfelde bey der alten Straßen“<br />

zeugt dafür, dass die alte Römerstraße (Fortsetzung<br />

vom Seedammweg) noch in Benutzung war.<br />

Ersterwähnung des Katharinenmarktes.<br />

1417: Hiltwin von Elkerhausen schenkt dem Kloster<br />

Thron eine Gült aus seinem Besitz in Ostheim.<br />

1418: Mit dem Tod des Werner von Falkenstein (Erzbischof<br />

von Trier) fällt <strong>Butzbach</strong> an die Brüder Eberhard<br />

und Gottfried von Eppstein, Söhne einer Schwester des<br />

Erzbischofs Werner.<br />

1420: Das Dorf „Bonhofen“ ist bereits aufgegeben worden.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1421: Der Hetgesborn wird jetzt „Henzgensborn“ genannt.<br />

Der St.-Peter-und-Paul-Altar in der Markuskirche<br />

wird z<strong>um</strong> ersten Mal genannt.<br />

1422: Die Martelgasse (früher Markelgasse) wird jetzt so<br />

genannt.<br />

1429: Erste urkundliche Erwähnung von Mariazell bei Bodenrod.<br />

1430: Nach den Stadtrechnungen wird der Marktplatz<br />

z<strong>um</strong> ersten Mal gepflastert. Bei archäologischen Untersuchungen<br />

während des Ausbaus zur Fußgängerzone<br />

1986/87 wurde auf dem Marktplatz eine unregelmäßige<br />

Steinsetzung von überwiegend kleinen bis mittelgroßen<br />

Basaltsteinen nachgewiesen, die dieses Dat<strong>um</strong> durch datierbare<br />

Beifunde ergänzen.<br />

Seit dieser Zeit gibt es auch ein Brauhaus in der Stadt.<br />

Eine städtische Windmühle wird errichtet.<br />

Westfälische Truppen werden in <strong>Butzbach</strong> und Umgebung<br />

einquartiert, als sie gegen die Hussiten gezogen<br />

sind.<br />

1432: Neben dem bereits vor 1372 am Rathaus angebrachten<br />

Horologi<strong>um</strong> wird auch eine Sonnenuhr, deren<br />

Zirkel von einem Friedberger Maler in diesem Jahr mit Lilien<br />

geschmückt wird, erwähnt.<br />

1433: Eine Kapelle über dem Kerner auf dem Friedhof<br />

der Markuskirche wird von Berta Grunewald gestiftet<br />

(Michaeliskapelle).<br />

1435: Ein Holzbrunnen „ober off dem margkt“ wird genannt.<br />

Im 16. Jh. wird er in Stein gefasst.<br />

1436: Eine Brauhausordnung wird erstellt.<br />

1438: Der Diebsweg wird als Grenze zwischen der <strong>Butzbach</strong>er<br />

und Nieder-Weiseler Mark bezeichnet.<br />

19


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Die Warte vor dem Griedeler Wald an der Landwehr<br />

wird bei der Burgfriedensbeschwörung als „die alte warte“<br />

bezeichnet. Dieser Vertrag zwischen den Brüdern von<br />

Eppstein gibt mit der Bestimmung seines Geltungsbereichs<br />

auch die Grenze der <strong>Butzbach</strong>er Feldmark an.<br />

Das älteste noch erhaltene Gerichtsbuch der Stadt <strong>Butzbach</strong><br />

wird angelegt.<br />

Das Eichenholz für das Fachwerk der Wendelinskapelle<br />

wird 1438 geschlagen. Eine dendrochronologische Untersuchung<br />

ergab dieses Fällungsdat<strong>um</strong> des Holzes.<br />

1441: Der Wartturm am Griedeler Wald wird neu errichtet.<br />

1442: Die Langgasse wird z<strong>um</strong> ersten Mal genannt.<br />

1444: Die ersten Tertiarinnen (Dritter Orden der Franziskaner)<br />

sind in <strong>Butzbach</strong> nachweisbar.<br />

1446: Josef von <strong>Butzbach</strong> und dessen Ehefrau Jutta, beide<br />

jüdischen Glaubens, wohnen in Griedel.<br />

1449: Im <strong>Butzbach</strong>er Gerichtsbuch wird ein Jude namens<br />

Josef Lehrmeister genannt. Er war wohl ein Schriftgelehrter.<br />

1453: Ein „darhus“ z<strong>um</strong> Trocknen von Getreide und Obst<br />

wird in <strong>Butzbach</strong> erwähnt.<br />

1459: Das Silberbergwerk Philippseck bei Münster soll<br />

bereits in Betrieb sein.<br />

1461: Die Stadtbefestigung, z<strong>um</strong> Teil bestehend aus<br />

Stadtmauer und drei Gräben, wird durch zwei Bollwerke<br />

und kleine Erdbefestigungen (Wall?) verstärkt.<br />

1462: Werner von Eppstein wird in der Markuskirche bestattet<br />

(Grabstein).<br />

20<br />

1464: Am 12. März schenkt Gottfried von Eppstein sein<br />

Haus, genannt der Burghof, in Hoch-Weisel an Emmerich<br />

von Hoch-Weisel.<br />

1466: Die Adelsfamilie „von Griedel“ wird in diesem Jahr<br />

z<strong>um</strong> letzten Mal erwähnt.<br />

1468: Eberhard von Eppstein tauscht den Kirchsatz (Kirchenpatronat<br />

und Zehnt) der Pfarrkirche zu <strong>Butzbach</strong> gegen<br />

einige Altäre im Dom zu Mainz mit dem Probst des<br />

St.-Peter-Stiftes bei Fulda ein.<br />

Am 11. Dezember übergeben die <strong>Butzbach</strong>er Stadtherren<br />

die Pfarrkirche St. Markus mit allen Gotteslehen (Stiftungen),<br />

die Versehung der Schule und das Küsteramt<br />

den Brüdern des Gemeinsamen Lebens (Kugelherren) in<br />

einer Stiftungsurkunde. Das Stift wird 1550 aufgelöst.<br />

1469: Die <strong>Butzbach</strong>er Ratsstube wird vergrößert.<br />

1469 bis 1478: Gabriel Biel, Theologe und Lehrer der „via<br />

moderna“, ist erster Probst des Konvents St. Markus der<br />

Brüder vom „Gemeinsamen Leben“ in <strong>Butzbach</strong>.<br />

1470: Ein St.-Nikolaus-Altar in der Markuskirche wird den<br />

Brüdern vom „Gemeinsamen Leben“ angegliedert.<br />

Die Färbgasse wird genannt. Ein Teil der Mauergasse<br />

geht in den Besitz der Kugelherren über.<br />

Die ältere Glocke der Kirche Mariazell bei Bodenrod wird<br />

gegossen.<br />

1473: Schwestern vom „Gemeinsamen Leben“ sind in<br />

<strong>Butzbach</strong> nachweisbar.<br />

1478: Gottfried X. von Eppstein-Münzenberg überläßt<br />

dem Grafen Otto von Solms-Braunfels die Hälfte seines<br />

Anteils an <strong>Butzbach</strong> (ein Viertel), da er geliehenes Geld<br />

nicht zurückzahlen kann. Gottfried und dessen Bruder<br />

Johann verkaufen das andere Viertel von <strong>Butzbach</strong> für 40<br />

000 Gulden an den Grafen Philipp von Katzenelnbogen.<br />

Damit kommt Griedel an das Amt Gambach.


1479: Philipp von Eppstein-Königstein verkauft die Hälfte<br />

seines Anteils: ein Viertel von <strong>Butzbach</strong> für 42000 Gulden<br />

an die Grafen von Solms-Hohensolms. Der Landgraf<br />

Heinrich III. von Hessen erbt den Anteil der Grafen von<br />

Katzenelnbogen: ein Viertel von <strong>Butzbach</strong> mit einigen<br />

dazugehörigen Dörfern der Umgebung, u.a. Fauerbach<br />

v.d.H.<br />

Um 1480: wird der Südchor der Markuskirche errichtet.<br />

1481: Am 1. Februar befreit Papst Sixtus IV. Propst und<br />

Kapitel des St.-Markus-Stiftes von Zahlungen an den<br />

Mainzer Erzbischof bei Vakanz der Propstei. Bruder Heilant<br />

legt das „Liber literar<strong>um</strong>“ des Kugelhauses an. Darin<br />

sind Urkunden bis z<strong>um</strong> Jahr 1495 enthalten.<br />

Am 9. August vereinbaren Landgraf Heinrich III. von Hessen<br />

mit den übrigen Erbherren von <strong>Butzbach</strong> eine Regelung<br />

über das Geleit von und nach Frankfurt.<br />

Das Burggelände in <strong>Butzbach</strong> wird zwischen Landgraf<br />

Heinrich von Hessen und Graf Otto von Solms-Münzenberg-Braunfels<br />

am 3. Dezember aufgeteilt. Dabei wird<br />

auch ein Fruchthaus an der Färbgasse gegenüber dem<br />

(gräflichen) Brauhaus ge nannt.<br />

Limburger Franziskaner unterhalten in <strong>Butzbach</strong> bis mindestens<br />

1503 eine Terminei.<br />

Die Heilig-Kreuz-Kapelle des Siechenhauses wird geweiht.<br />

1482: Als Unterpfand beim Gericht wird ein Weingarten<br />

vor <strong>Butzbach</strong> „uff der gruben gelegen“ eingesetzt.<br />

1487: Eine Fleischschirn der Metzger wird im Gerichtsbuch<br />

erwähnt.<br />

Am 12. September wird gegen den Protest der Grafen<br />

von Nassau-Katzenelnbogen, der Teil, der 1478 vom Grafen<br />

Philipp von Katzenelnbogen angekauft wurde, an die<br />

hessisch-sächsische Erbverbrüderung aufgenommen.<br />

1489: Die Schwestern vom „Gemeinsamen Leben“ werden<br />

in die Rosenkranzbruderschaft beim Dominikanerkloster<br />

in Frankfurt aufgenommen.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1490: Im Gerichtsbuch wird ein Haus namens „Z<strong>um</strong> Rebstock“<br />

genannt.<br />

1492: Kaiser Friedrich III. verordnet am 21. Oktober, dass<br />

Einwohner der Stadt <strong>Butzbach</strong> weder an das Westfälische<br />

Femegericht noch an andere fremde Gerichte geladen<br />

werden können und dass Bürgermeister und Rat<br />

der Stadt als Beklagte nur vor dem Bürgermeister und<br />

Rat der Stadt Frankfurt, die übrigen Einwohner der Stadt<br />

<strong>Butzbach</strong> vor dem dortigen Stadtgericht zur Gerichtsverhandlung<br />

erscheinen sollen.<br />

1493: König Maximilian gewährt Landgraf Wilhelm III.<br />

von Hessen am 8. Dezember einen weiteren Jahrmarkt<br />

(den sog. Faselmarkt) für 8 Tage, beginnend auf den<br />

Samstag nach dem Sonntag Cantate.<br />

1494: Die Stadt <strong>Butzbach</strong> erwirbt die Badestube, die aus<br />

einer Stiftung von Philipp VII. von Falkenstein-Münzenberg<br />

hervorging, von den Kugelherren. Hermann von<br />

Hoch-Weisel, Burgmann in Friedberg, wird zusammen<br />

mit anderen Burgmannen von Eberhard von Eppstein-Königstein<br />

ohne Fehdebrief gefangengenommen und nach<br />

Burg Königstein gebracht.<br />

Teilstück der <strong>Butzbach</strong>er Stadtmauer in der Hirschgasse.<br />

21


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Rathaustür Hoch-Weisel von 1584.<br />

22<br />

Fachwerkhaus Taubengasse<br />

2 in Kirch-Göns: sog. Hessenmann.<br />

Darstellung des<br />

Heiligen Johannes<br />

in der<br />

Johanniterkirche<br />

in Nieder-<br />

Weisel.


1506: „in die Margarethe“ (am Tag der heiligen Margarethe),<br />

so lautet die Inschrift einer Säule des Anbaus in der<br />

Wendelinskapelle (Bau dat<strong>um</strong> des Anbaus).<br />

1507: Kaiser Maximilian belehnt die Grafen Solms mit<br />

dem Erz- und Bergwerksregal (s. Volk und Scholle 1929,<br />

H.3).<br />

1511: Ludwig Kalvert gießt die Glocke für die Kirche in<br />

Pohl-Göns bei <strong>Butzbach</strong>.<br />

Der Nordchor der Markuskirche wird der Hl. Anna geweiht.<br />

1515: erscheinen vor den Stadtvätern einer namens Emrich<br />

von Gießen und einer namens Friedrich von Wiesbaden,<br />

<strong>um</strong> sich wegen einer geringfügigen Streitigkeit an<br />

den beiden Grafen zu Solms und Königstein zu rächen;<br />

sie sind ohne etwas bewirkt zu haben, abgezogen.<br />

1516: Es brennt auf dem Weiseler Torturm.<br />

1517: Am 6. Januar wird in dem ältesten bekannten, hessischen<br />

Bergpatent das Bergwerk Philippseck an drei<br />

<strong>Butzbach</strong>er Bürger vergeben.<br />

1518: Der Rat erwirbt das Haus „Z<strong>um</strong> bunten Löwen“ mit<br />

ganzer Hofreite, Stall und Scheune auf der linken Seite<br />

des Rathauses am Markt für 50 Gulden.<br />

1519: ist das Dat<strong>um</strong> auf einem Abendmahlskelch der<br />

Markusgemeinde. Darauf steht wohl der Name des<br />

Schenkers: Hermann Loez.<br />

Am 14. Januar stirbt der <strong>Butzbach</strong>er Wendelin Steinbach<br />

(geb. 1453 in <strong>Butzbach</strong>), der als Schüler Gabriel Biels mit<br />

jenem nach Tübingen ging und später Professor und Rektor<br />

der dortigen Universität wurde.<br />

Frühe Neuzeit<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1522: Als Landgraf Philipp in diesem Jahr eine Fehde gegen<br />

den Ganerben von Kronberg führt, müssen ihn 25<br />

<strong>Butzbach</strong>er Männer begleiten.<br />

1524: Das Haus „Z<strong>um</strong> (Bunten) Löwen“ wird z<strong>um</strong> ersten<br />

Mal genannt (Marktplatz 3).<br />

1525: stellt <strong>Butzbach</strong> dem Landgrafen 5 Soldaten für den<br />

Bauernkrieg zur Verfügung. Zwei kehren zurück, drei<br />

sterben in der Schlacht bei Frankenhausen.<br />

1528: Caspar Wenix, Sohn des landgräflichen Kellers Gerhard<br />

Wenix, wird als „Winkelprediger“, der auf eigene<br />

Faust seit 1525 das Evangeli<strong>um</strong> predigt, in einem Edikt<br />

von Landgraf Philipp das Predigen verboten.<br />

Um 1530: findet die erste evangelische Taufe im Gasthaus<br />

z<strong>um</strong> „Roten Kreuz“ (Ecke Marktplatz/Hirschgasse)<br />

statt.<br />

1535: Mit dem Tod des Grafen Eberhard von Eppstein-<br />

Königstein geht ein Viertel von <strong>Butzbach</strong> an den Schwiegersohn,<br />

den Grafen Ludwig von Stolberg.<br />

Hyronimus Laub aus Wetzlar wird erster evangelischer<br />

Pfarrer in Pohl-Göns.<br />

1536: In diesem Jahr führt Graf Ludwig von Stolberg in<br />

<strong>Butzbach</strong> die Reformation ein.<br />

1538: Das städtische Badehaus wird gründlich erneuert.<br />

1540: Am 6. März beschließt Landgraf Philipp der Großmütige<br />

die Gründung einer Lateinschule in <strong>Butzbach</strong>.<br />

23


1541: Der Hof der Johanniter in Griedel wird an Hans<br />

Hofmann und dessen Frau Margret verpachtet.<br />

1542: kauft der <strong>Butzbach</strong>er Bürgermeister im Auftrag<br />

das an das Rathaus stoßende Haus in der Korngasse, das<br />

Laux Asseler bis zu seinem Tod gehört, für 85 Gulden.<br />

1545: Die westliche Tür in der Nieder-Weiseler Kirche<br />

wird eingebaut.<br />

1548: Das Halseisen am Rathaus wird erneuert.<br />

1550: Am 6. Mai wird eine Magd aus Hohensolms als Hexe<br />

in <strong>Butzbach</strong> verbrannt.<br />

1551: Bauinschrift im Fachwerkteil über der Eingangstür<br />

der Griedeler Burg.<br />

1555: Das <strong>Butzbach</strong>er Stift der Brüder vom „Gemeinsamen<br />

Leben“ wird aufgelöst, nach dem der letzte Pater<br />

gestorben ist.<br />

1556: Unter dem Grafen Ernst zu Solms-Hohensolms<br />

wird die lutherische Lehre in der Grafschaft eingeführt<br />

(u.a. in Nieder-Weisel und Hausen).<br />

1557: Es wird Weinbau in <strong>Butzbach</strong> betrieben.<br />

Durch Vermittlung der Grafen Reinhard und Philipp von<br />

Solms-Hohensolms wird der Streit zwischen der Gemeinde<br />

Nieder-Weisel und der Johanniter-Kommende über<br />

Nutzungsrechte in der Gemarkung beigelegt und vertraglich<br />

geregelt. Unter anderem durfte die Kommende nicht<br />

mehr beliebig Holz fällen und Schäden auf den Äckern<br />

verursachen.<br />

1558: Die Adelsfamilie von Hoch-Weisel wird schriftlich<br />

aufgeführt.<br />

1559: Der Rathausneubau in <strong>Butzbach</strong> wird am 25. Juli<br />

begonnen und am 1. November 1560 beendet. Die<br />

Steine für den Unterbau stammen aus dem Stadtwald<br />

und der Steinkaute vor dem Griedeler Wald, der Kirch-<br />

Gönser Steinkaute, aus einem „Weingarten“ bei Pohl-<br />

Göns und aus dem Nieder-Weiseler Steinbruch. Von der<br />

Kaute bei Griedel kommt der Sand. Die städtische Windmühle<br />

wird ab gebro chen.<br />

1560: Die Stadt <strong>Butzbach</strong> verkauft Ackerland und Wiesen<br />

des Feldsiechenhauses für 884 Gulden an Theiß Dickhaut,<br />

den reichen Bürger, <strong>um</strong> Geld für den Rathausneubau zu<br />

bekommen.<br />

Die letzten Aussätzigen werden im St. Wendel-Hospital<br />

aufgenommen.<br />

Beginn der Eintragungen in das älteste evangelische Kirchenbuch<br />

<strong>Butzbach</strong>s.<br />

1561: Die Witwe Katharina Sack hat in ihrem Testament<br />

Geld für Getreidereserven in Notzeiten festgeschrieben.<br />

Am 18. Mai wird erstmals die Ried- bzw. Christmühle bei<br />

Griedel als gemeinsames Eigent<strong>um</strong> des Landgrafen von<br />

Hessen, der Grafen von Solms und des Deutschritterordens<br />

erwähnt.<br />

1564: Die Pest tritt wieder in <strong>Butzbach</strong> auf. Daran stirbt<br />

auch der letzte Leprakranke der Stadt.<br />

Ein Fischteich im Degerfeld wird von der Stadt angelegt.<br />

Er wird im 19. Jh. abgelassen.<br />

Der Haingraben in Fauerbach v.d.H. wird geschleift.<br />

1566: Die Johanniter von Nieder-Weisel schließen einen<br />

Vertrag mit der Gemeinde Griedel wegen des Kleinen<br />

Zehnten (auch der Blutzehnte von Kleinvieh), der dem<br />

Orden zusteht.<br />

1567: Das Haus Griedeler Straße 6 wird von dem <strong>Butzbach</strong>er<br />

Bürger und Schuhmachermeister Steffen Buff, Vorfahr<br />

der Charlotte Buff, die Jugendfreundin Goethes, gekauft.


1569: Im Haus „Rotes Kreuz“ in <strong>Butzbach</strong> bricht ein<br />

Brand aus.<br />

1570: Der Hoyermarkt in Hoch-Weisel wird erwähnt. Um<br />

diese Zeit wird ein Verzeichnis des Weinzehnten in der<br />

Gemarkung Ostheim angelegt.<br />

1571: Die Gerichts- und Landordnung für die Grafschaft<br />

Solms wird veröf fentlicht.<br />

1572: Das älteste erhaltene landgräfliche Salbuch für<br />

Stadt und Amt <strong>Butzbach</strong> wird verfasst.<br />

Der Marktplatz bekommt eine Kopfsteinpflasterung.<br />

Mit dem Rathausbau in Hoch-Weisel wird begonnen:<br />

Durch Pest und andere Schwierigkeiten wird es erst 12<br />

Jahre später fertiggestellt.<br />

Die letzte Begine in Hoch-Weisel stirbt. Das Spital bekommt<br />

ein Spitalmeister und Vogt; die Inspektion erfolgt<br />

durch den Keller zu <strong>Butzbach</strong> sowie Schultheiß und Pfarrer<br />

zu Hoch-Weisel.<br />

Die Schmelzhütte bei Münster (vgl. 1517), die inzwischen<br />

Mahlmühle geworden ist, wird Erbleihe der Witwe ihres<br />

Erbauers Wolf Wenix, ehemaliger Keller in <strong>Butzbach</strong>.<br />

Der Hoyermarkt in Hoch-Weisel wird z<strong>um</strong> ersten Mal im<br />

Salbuch schriftlich erwähnt.<br />

Am 18. Dezember wird nach größeren Streitigkeiten der<br />

<strong>Butzbach</strong>er Burgfrieden zwischen dem Landgrafen Ludwig<br />

v. Hessen-Marburg, den Grafen Philipp, Ernst und<br />

Eberhard zu Solms und dem Grafen Ludwig zu Stolberg-<br />

Königstein unterschrieben.<br />

1575: Ein neuer Marktbrunnen wird gebaut.<br />

1577: Über 32 Fuder Wein werden in Ostheim, Fauerbach<br />

und Hoch-Weisel verzapft.<br />

Nach dem Tod der letzten Nonne im Kloster Thron gehen<br />

die Fauerbacher und Ostheimer Besitzungen an das Land<br />

Hessen über.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1578: Eine neue Gerichtsordnung für <strong>Butzbach</strong> wird gedruckt,<br />

die eine weitgehende Übereinstimmung mit dem<br />

Solmser Recht aufweist.<br />

Die Jahreszahl 1578 wird in die Kirchhoftür in Fauerbach<br />

eingemeißelt.<br />

1580: Jakob Th<strong>um</strong>ernit aus Pohl-Göns wird, wie dessen<br />

Vater, dort Pfarrer.<br />

1581: Mit dem Tod des Grafen Christoph von Stolberg-<br />

Königstein (Erbe der Eppsteiner) fällt ein Viertel von<br />

<strong>Butzbach</strong> an den Erzbischof von Mainz.<br />

1582: Graf Konrad von Solms-Braunfels führt das reformierte<br />

Bekenntnis (Calvinismus) in seiner Grafschaft ein.<br />

1584: Das Rathaus in Hoch-Weisel wird gebaut.<br />

1587: Der Schrenzer bei <strong>Butzbach</strong> wird im Ratsbuch der<br />

„schranzberg“ genannt.<br />

Die adlige Familie von Göns (Erstnennung 1129) erlischt<br />

am 4. März.<br />

1590: Severin Grusemann von Hallenberg ist der erste<br />

bekannte Lehrer in Kirch-Göns.<br />

1592: Die Herberge „Z<strong>um</strong> Hirsch“ (Marktplatz 7) wird<br />

z<strong>um</strong> ersten Mal genannt. Vor 1660 heißt sie vorübergehend<br />

„Z<strong>um</strong> Roten Kreuz“.<br />

1595: Der Mainzer Erzbischof Wolfgang verkauft seinen<br />

Anteil an <strong>Butzbach</strong> für 26000 Gulden an den Landgrafen<br />

Ludwig IV. von Hessen-Marburg.<br />

Gerhard Philgesius (G. Filges aus Wohnbach) wird als<br />

Schulmeister in Nieder-Weisel und Pfarrer in Hausen genannt.<br />

Der ehemalige Schultheiß von Hoch-Weisel, Hans Seulberger,<br />

bekommt von Landgraf Ludwig das Recht, in<br />

Fauerbach v.d.H. auf eigene Kosten eine Mühle zu bauen,<br />

die dritte Mühle im Ort.<br />

25


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1596: Jüdische Einwohner in Griedel werden in Solms-<br />

Braunfelser Akten genannt.<br />

Erasmus Orlettius von <strong>Butzbach</strong> wird Pfarrer in Kirch-<br />

Göns.<br />

1597: Der Freihof in Ostheim geht an den fürstlich-hessischen<br />

Kanzler in Marburg, Johann Clotz.<br />

Ein Register der ständigen Zinsen in Amt Cleeberg und<br />

Hüttenberg (Ebers-, Kirch- und Pohl-Göns) wird für die<br />

Grafen von Isenburg-Büdingen angelegt.<br />

1600: Bei der Schulvisitation wird der Lehrer von Kirch-<br />

Göns ermahnt, nicht so oft nach Hause zu fahren und<br />

sich mehr <strong>um</strong> den Unterricht zu kümmern.<br />

1602: Das Amt Gambach wird bei einer Solms-Braunfelser<br />

Erbteilung dem Grafen Johann Albrecht, der auch<br />

Braunfels bekam, zugesprochen.<br />

1603: Durch eine Feuersbrunst werden am 24. Juni 100<br />

Gebäude und Nebengebäude in <strong>Butzbach</strong> zerstört.<br />

Aus diesem Jahr existiert ein Weis t<strong>um</strong> für das Gericht<br />

Ostheim.<br />

1604: In Fauerbach v.d.H. gibt es 78, in Hoch-Weisel 81,<br />

in Ostheim 89 und in Bodenrod 16 Hausgesessene.<br />

Ostheim bekommt eine eigene Schule.<br />

Am 9. Oktober stirbt Landgraf Ludwig IV. von Hessen-<br />

Marburg kinderlos. Seine Erbschaft, zu der auch ein Teil<br />

des Amts <strong>Butzbach</strong> gehört, bleibt zwischen Hessen-Kassel<br />

und Hessen-Darmstadt <strong>um</strong>stritten und wird erst bei<br />

dem Westphälischen Frieden 1648 geregelt.<br />

1605: Münster, Fauerbach v.d.H., Maibach und Bodenrod<br />

lösen sich aus dem Hoch-Weiseler Schulverband.<br />

1606: Die Turmspitze der Stadtkirche wird am 17. März<br />

durch Sturm heruntergerissen und in moderner Form<br />

wieder aufgebaut.<br />

Unter Graf Hermann Adolf von Solms-Hohensolms wird<br />

das reformierte Bekenntnis in der Grafschaft eingeführt.<br />

26<br />

1609: <strong>Butzbach</strong> wird Residenz des 1581 geborenen dritten<br />

Sohnes von Landgraf Georg I., Landgraf Philipp.<br />

Das <strong>Butzbach</strong>er Schloss wird zu einer prächtigen Residenz<br />

ausgebaut.<br />

Zur Landgrafschaft Hessen-<strong>Butzbach</strong> kommt auch die<br />

Mark Hoch-Weisel.<br />

Eine Apotheke in <strong>Butzbach</strong> wird z<strong>um</strong> ersten Mal schriftlich<br />

erwähnt.<br />

Eine vermeintliche Kindsmörderin wird in <strong>Butzbach</strong> lebendig<br />

begraben.<br />

1610: Johann Georg Schott wird als Kapellmeister an den<br />

landgräflichen Hof in <strong>Butzbach</strong> berufen.<br />

Ein Bigamist wird in <strong>Butzbach</strong> mit dem Schwert geköpft.<br />

1611: Die gebliebenen Teile der Stadtgräben werden zwischen<br />

dem Landgrafen Philipp III. und den Grafen von<br />

Solms geteilt. Der Landgraf Philipp III. erhält die Stadtgräben<br />

von der Griedeler Pforte bis an das städtische Brauhaus,<br />

die Grafen von Solms den Teil von der Wetzlarer<br />

Pforte bis an die Weiseler Pforte.<br />

Weidhenns Garten heißt das Grundstück im Feld gegen<br />

Nieder-Weisel.<br />

Auch der Apotheker Adam Leininger aus Friedberg wird<br />

Opfer der Pest in diesem Jahr.<br />

Der Friedhof vor dem Griedeler Tor wird auf Drängen<br />

Landgraf Philipps eröffnet. Damit wird die Friedhofskapelle<br />

im Erdgeschoss der Michaeliskapelle aufgegeben.<br />

1612: Graf Hermann von Solms-Lich errichtet eine Münze<br />

(Geld-Prägestätte) in Nieder-Weisel.<br />

Landgraf Philipp v. <strong>Butzbach</strong> kauft den Acker für das<br />

Bergwerk bei Münster.<br />

1613: Graf Hermann Adolf von Solms-Hohensolms wird<br />

als letzter Graf von Solms in der Familiengruft in der<br />

Markuskirche bestattet.<br />

Die Kirche in Nieder-Weisel wird <strong>um</strong>gebaut (Dat<strong>um</strong> an<br />

der Umfassungsmauer).


1614: Landgraf Philipp eröffnet das Bergwerk bei Münster.<br />

1614/21: Der Maler Conrad Mantius aus Friedberg fertigt<br />

historische Dar stel lungen und Porträts zur Ausschmückung<br />

der Wände im <strong>Butzbach</strong>er Landgrafenschloss.<br />

1615: Johann Andreas Aut<strong>um</strong>nus (Herbst) wird als Kapellmeister<br />

an den land gräflichen Hof in <strong>Butzbach</strong> berufen.<br />

1616: Die Renaissance-Stuckdecke in der Kirche von Nieder-Weisel<br />

wird eingezogen.<br />

Der Münsterer Schulmeister Johannes Arthius flüchtet<br />

unter gleichzeitigem Verzicht auf sein Amt, das er erst<br />

ein Jahr inne hatte, weil er den Unterschultheißen so unglücklich<br />

am Kopf während eines Streites traf, dass dieser<br />

an den Folgen des Wurfes starb.<br />

1617: Der Landgraf schenkt der Stadt die erste Feuerspritze,<br />

die zeitweilig im Erdgeschoss der Michaeliskapelle<br />

aufbewahrt wurde.<br />

Die Kanzel der Markuskirche, ebenfalls eine Schenkung<br />

des Landgrafen, wird errichtet.<br />

1619: Eine von vielen Grenzstreitigkeiten zwischen <strong>Butzbach</strong><br />

und Nieder-Weisel im Bereich des Weiseler Waldes<br />

wird beigelegt.<br />

1620: Zwei Jahre nach Beginn des 30-jährigen Krieges liegen<br />

bayerische und spanische Truppen <strong>um</strong> Nieder-Weisel,<br />

in Ostheim, Hoch-Weisel und der Umgebung. Kontributionen<br />

werden erhoben und Wehranlagen ausgebessert.<br />

Wegen drohender Kriegsgefahr wird die Nieder-Weiseler<br />

„Münze“ nach <strong>Butzbach</strong> verlegt.<br />

Ein Ackerbuch über die landgräflichen Rechte an Äckern,<br />

Wiesen und Gärten in Stadt und Amt <strong>Butzbach</strong> mit Hoch-<br />

Weisel, Fauerbach v.d.H., Ostheim, Griedel, Münster und<br />

Gambach wird angelegt. Zweimal Landgraf<br />

Philipp von Hessen-<strong>Butzbach</strong>.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

27


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1621: Johannes Kepler besucht Landgraf Philipp in <strong>Butzbach</strong>.<br />

Sechs Jahre später besucht er ihn z<strong>um</strong> zweiten Mal.<br />

Am 23. Mai wird Dr. Daniel Mögling Leibmedikus und Astronom<br />

in <strong>Butzbach</strong>.<br />

Der 24. Juni ist der Liefertermin für die Brunnenfiguren<br />

im landgräflichen Lustgarten.<br />

Landgraf Moritz v. Kassel empfiehlt dem Landgrafen<br />

Philipp v. <strong>Butzbach</strong>, das Bergwerk in Münster durch den<br />

früheren Schichtmeister von Iba, Hans Rudolph, führen<br />

zu lassen.<br />

1622: Am 29. Januar flüchten die Griedeler mit ihrem<br />

Vieh vor dem Kriegsvolk nach <strong>Butzbach</strong>.<br />

Die Fürstengruft mit Stuckdecke in der Markuskirche<br />

wird erbaut.<br />

1623: Dem <strong>Butzbach</strong>er Apotheker Ruland Lelius gehen<br />

die Mittel gegen die Pest, die in diesem Jahr wütete, aus.<br />

Dr. Georgius Faber, der Leibarzt des Landgrafen Philipps,<br />

wird z<strong>um</strong> ersten Stadtphisikus ernannt.<br />

Die reformierte Konfession wird in Nieder-Weisel eingeführt.<br />

Der regierende Landgraf Ludwig überließ seinem Bruder<br />

Philipp den Solms-Braunfelsischen Anteil an <strong>Butzbach</strong><br />

sowie die dazu gehörenden Dörfer Gambach, Griedel,<br />

Holzheim, Dorf-Güll u.a., die ihm durch Urteil des Reichshofrats<br />

in Wien als Entschädigung für Kriegsschäden<br />

eingerä<strong>um</strong>t worden waren.<br />

1624: Die Solms-Licher „Münze“ in <strong>Butzbach</strong> wird eingestellt.<br />

Landgraf Philipp v. <strong>Butzbach</strong> lässt den Südhang des Brülerberges<br />

roden und mit Weinstöcken aus Miltenberg<br />

be pflan zen.<br />

1625: Landgraf Philipp lässt als Fluchtburg Philippseck bei<br />

Münster bauen. Er sorgt auch für die Wiederaufnahme<br />

der Arbeit im „alten Bergwerk“.<br />

Die Pest grassiert wieder in Nieder-Weisel.<br />

28<br />

1626: Feldherr Tilly erteilt für <strong>Butzbach</strong> und Umgebung<br />

einen Schutzbrief.<br />

1628: Sachsen-Lauenburgische und nieder län dische<br />

Truppen lagern und plündern bei Nieder-Weisel.<br />

Die Kirche in Münster wird er wei tert.<br />

Der Braunschweiger Oberbergmeister Illing nimmt Erzproben<br />

vom Bergwerk in Münster, die sehr gut ausfallen.<br />

1629: Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt kauft<br />

für 55000 Gulden den Anteil von Solms-HohensolmsLich<br />

an <strong>Butzbach</strong> mit einigen dazugehörigen Dörfern und mit<br />

dem Solmser Schloss an der Stadtmauer.<br />

Am 9. August stirbt die erste Gemahlin des Landgrafen<br />

Philipp, Anna Margarete von Diephold.<br />

Ein Wirtshaus „Z<strong>um</strong> Rebstock“ wird genannt.<br />

Justus Sinold, genannt Schütz, Professor in Marburg und<br />

gebürtiger <strong>Butzbach</strong>er, wird Regierungsrat des Darmstädter<br />

Landgrafen Georg II.<br />

1630: Die Uhr am Rathaus wird er neuert.<br />

1632: Graf Philipp Reinhard von Solms-Hohensolms-Lich<br />

bekommt die Johanniter-Komturei von Gustav Adolf von<br />

Schweden geschenkt für seine Treue zur prostestantischen<br />

Seite.<br />

1633: Das fürstliche Ballhaus wird erbaut.<br />

Das Bergwerk in Münster wird wieder geschlossen.<br />

1634: Der <strong>Butzbach</strong>er Apotheker Eberhard Hamer wird<br />

bei Kloster Arnsburg ermordet. Die erste Schule in Fauerbach<br />

v.d.H. wird eingerichtet.<br />

1635: 1082 Personen sterben in <strong>Butzbach</strong> an der Pest,<br />

meist Flüchtlinge aus den Dörfern der Wetterau.<br />

1636: Das Haus Marktplatz 7 „Z<strong>um</strong> goldenen Ritter“ wird<br />

gebaut.


Ein Regiment verwildeter Soldaten fällt in das Amt Philippseck<br />

ein und belagert Hoch-Weisel, wo die Einwohner<br />

sich im Kirchhof verteidigen, bis Hilfe aus <strong>Butzbach</strong><br />

kommt.<br />

1637: Kaiser Ferdinand II. zieht sämtliche Ämter, Schlösser,<br />

Flecken und Dörfer der Grafen zu Solms-Hohensolms<br />

an sich und verpfändet das Amt Nieder-Weisel an den<br />

Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt.<br />

Georg Vigilius aus <strong>Butzbach</strong> wird Pfarrer in Kirch-Göns.<br />

Drei Jahre später wird er Diakonus in <strong>Butzbach</strong>.<br />

Das Dat<strong>um</strong> der Hostienbüchse der Markusgemeinde lautet<br />

1637. Darauf befinden sich die Namen der Stifter:<br />

Wolfgang Weigel, Johannes Mohr (Kugelhausverwalter)<br />

und Justus Ophoff (Kellner).<br />

1639: Ein Brand in Ostheim verwüstet das ganze Dorf,<br />

nur die Kirche bleibt vom Feuer verschont.<br />

1640: Nach einer Auflistung von Amtmann Johann Burck<br />

hat Nieder-Weisel in diesem Jahr kriegsbedingte Schäden<br />

in Höhe von 2020 Gulden 12 Albus. Sie setz-ten sich<br />

im einzelnen zusammen aus 25 Achtel 5 Mesten Weizen,<br />

249 Achtel 2 Mesten Korn, 19 Achtel Hafer, 12 Achtel Wicken,<br />

2 Achtel Bohnen, 4 Mesten Gerste, 115 Wagen Heu<br />

und Gr<strong>um</strong>met und 6 Pferden. Dazu kommen größere<br />

Hausratsverluste.<br />

Anfang November kommt ein plötzlicher Kälteeinbruch<br />

und die Soldaten verfeuern in Nieder-Weisel Fenster<br />

und Türen, Bettrahmen und Schränke und brechen Stallungen<br />

ab.<br />

1643: Landgraf Philipp von <strong>Butzbach</strong> stirbt an den Folgen<br />

eines Unfalls.<br />

1645: Im Verlauf des Krieges zwischen den hessischen<br />

Fürsten wird <strong>Butzbach</strong> beschossen und am 27. Oktober<br />

durch Oberstleutnant Motz (Mootz) erobert. Die hessendarmstädtische<br />

Besatzung zieht in allen Ehren ab.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1646: Die Rückeroberung der Stadt <strong>Butzbach</strong> durch hessen-darmstädtische<br />

Truppen erfolgt am 16 April.<br />

1648: Westfälischer Frieden.<br />

Von 1648 bis 1715 führen die Pfarrer von Hausen den Titel<br />

„Caplan“, sie wohnen als „Präceptoren“ der Weiseler<br />

Schule in Nieder-Weisel.<br />

1652: Vertrag zwischen Solms und dem katholischen<br />

Komtur, der Patron über die Nieder-Weiseler Kirche, nur<br />

reformierte Pfarrer einzusetzen.<br />

1657: Eine Fahrpost zur Beförderung von Reisenden zwischen<br />

Kassel und Frankfurt wird erstmalig eingerichtet.<br />

Zur Mitfahrt kann man sich in <strong>Butzbach</strong> im „Goldenen<br />

Hirsch“ (Marktplatz 7) melden.<br />

1658: Landgräfin Christine Sophie v. Ostfriesland, Witwe<br />

des Landgrafen Philipp, stirbt.<br />

1666: Graf Philipp Reinhard von Solms der Jüngere wird<br />

am 22. Februar in der Gruft der Nieder-Weiseler Kirche<br />

beigestzt.<br />

1667: Jüdische Mitbürger werden abermals aus <strong>Butzbach</strong><br />

vertrieben.<br />

Die Einwohnerzahl von Münster steigt von 35 (oder 23<br />

Hausgesessene) im Jahr 1604 auf 645 (wohl wegen des<br />

Schlosses Philippseck).<br />

1668: Bauinschrift am Ostheimer Rathaus.<br />

Bodenrod: Die Tochter von dem Bodenröder Hans Kuhl<br />

muss sich als Kindsmörderin vor Gericht verantworten.<br />

1669: Am 3. April wütet in Fauerbach v.d.H. ein Feuer.<br />

Die Steuerlisten des Vorjahres sowie die eingenommenen<br />

Gelder werden dabei ein Raub der Flammen.<br />

29


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1672: Kaiserliche Truppen unter Montecuculi erholen<br />

sich acht Tage von Marschstrapazen in <strong>Butzbach</strong>, <strong>um</strong> gegen<br />

Ludwig XIV. zu kämpfen.<br />

Die Guldengasse wird genannt.<br />

Die Säulen aus der Kirche Mariazell bei Bodenrod werden<br />

nach Brandoberndorf gebracht.<br />

1673: 50 Hofreiten zwischen Roß brunnen-, Gulden- und<br />

Judengasse (Hirschgasse) brennen innerhalb von drei<br />

Stunden ab, wobei drei Frauen <strong>um</strong>s Leben kommen. In<br />

den Verdacht der Brandstiftung kommen die Schwarzfärberin<br />

und ihre Schwester, die „Masin“. Sie werden der<br />

Brandstiftung überführt, gefoltert und hingerichtet.<br />

Am 3. August wird Nieder-Weisel z<strong>um</strong> Hauptquartier des<br />

französischen Generals Turenne.<br />

1675: Der letzte Hexenprozess wird in <strong>Butzbach</strong> anbera<strong>um</strong>t.<br />

Da die „Klause“ in Hoch-Weisel nur drei fremde Leute<br />

beherbergt und mehr dem Klausenvogt als den Gemeinden<br />

von Nutzen ist, sollen die Güter verpachtet werden.<br />

Der letzte Vogt versah seinen Dienst bis 1689.<br />

1677: Neben 33 freien Hausgesessenen in Fauerbach<br />

v.d.H. gibt es 41 unfreie.<br />

1678: Juden sind in <strong>Butzbach</strong> wieder geduldet.<br />

1680: Die Landgräfin Anna Elisabeth (2. Gemahlin des<br />

Landgrafen Wilhelm Christoph von Hessen-Homburg),<br />

die ihre Wohnung im Schloss Philippseck bezogen hat,<br />

gründet in Maibach die erste Schule.<br />

1681: Anlässlich der Einführung eines neuen kurmainzischen<br />

Landmaßes in Rockenberg und Oppershofen wird<br />

ein Grenzgang in Griedel und Nieder-Weisel durchgeführt.<br />

1685: Die Kirche von Hoch-Weisel wird nach Süden erweitert.<br />

30<br />

1687: Johann Konrad Heß aus <strong>Butzbach</strong> wird zuerst Rektor,<br />

dann Pfarrer und Metropolitan in <strong>Butzbach</strong>. Dessen<br />

Sohn und Enkel werden ebenfalls dort Pfarrer.<br />

1688: <strong>Butzbach</strong> wird Witwensitz der Landgräfin Elisabeth<br />

Dorothea.<br />

Heinrich Christoph Kirchner von <strong>Butzbach</strong> wird Pfarrer in<br />

Kirch-Göns (Grabstein in der Kirche).<br />

Die Landgräfin Anna Elisabeth von Hessen-Homburg wird<br />

in Münster in der Krypta der Kirche bestattet.<br />

Heinrich Trajektin Graf Solms verbietet die Einfuhr von<br />

Stabeisen und Pflugscharen in die Ämter Braunfels, Gambach<br />

und Langsdorf, weil diese Produkte in diesen Orten<br />

ebenso gut und billig hergestellt würden.<br />

1690: Am 25. Februar brennen 14 Gebäude bei einer<br />

Feuersbrunst in Nieder-Weisel ab.<br />

Das älteste noch erhaltene Kirchenbuch von Nieder-Weisel<br />

wird angelegt.<br />

Die Kirche in Ebersgöns wird gebaut.<br />

1692: Graf Ludwig von Solms-Lich muss wegen drückender<br />

Kriegskosten Nieder-Weisel an den Landgrafen<br />

Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt für 60000 Gulden<br />

verpfänden. 1695 wird der Pfand wieder eingelöst.<br />

Georg Sigismund Draudt (geb. <strong>Butzbach</strong> 13.11.1657, gest.<br />

Nieder-Weisel 13. 4.1719) wird Solms-Hohen solms-Licher<br />

Amtmann in Nieder-Weisel. Sein Grabstein steht in der<br />

Nieder-Weiseler Kirche; Nachkommen bekleiden mehrfach<br />

dieses Amt.<br />

1693: Mit Graf Heinrich Trajectinus erlischt am 24. Juli<br />

die Linie Solms-Braunfels. Danach vereinigt Graf Wilhelm<br />

Moritz von Greifenstein als Erbe die Stammlande<br />

der Bernhardslinie wieder und verlegt seinen Sitz nach<br />

Braunfels.<br />

1694: In Griedel wohnen 73 Ehemänner, 73 Ehefrauen, 7<br />

Witwer, 11 Witwen, 127 Söhne, 118 Töchter, insgesamt<br />

409 Einwohner.


1695: wird das Gasthaus „Z<strong>um</strong> weißen Ochsen“ in der<br />

Kasernenstraße genannt.<br />

1697: Die Bürger von Nieder-Weisel feiern den Sieg von<br />

Prinz Eugen über die Türken mit Böllerschüssen (5 Pfund<br />

Pulver) aus der <strong>Butzbach</strong>er Apotheke.<br />

1699: Das Mehlwiegehäuschen wird östlich an der ehemaligen<br />

Michaeliskapelle errich tet.<br />

1700: Der Historiker J. J. Winckelmann schreibt: „Negst<br />

von der Statt Gärten an der Giesser Landstraßen ist ein<br />

Ort, annoch die Heuneburg genannt, allwo man das alte<br />

Gemäuer, als ob eine Burg gewesen, sehen kann, ...auch<br />

ohnlängst ein großer Stein, darauf der Göttin Juno Namen<br />

steht gefunden ist. Vor etlichen Jahren hat sich in<br />

der Statt ein alter heidnischer Stein mit einer Schrift gefunden,<br />

welche aber im Heraushacken von den Mäurern<br />

verdorben und nunmehr nicht zu lesen ist.“<br />

1703: Nach der Teilung des Amtes Hüttenberg kommen<br />

Ebersgöns nach Nassau und Kirch- und Pohl-Göns zu<br />

Hessen-Darmstadt.<br />

Nach Dieffenbach bricht am 17. Dezember nachts <strong>um</strong> 12<br />

Uhr ein Brand in Nieder-Weisel aus, bei dem etwa 50 Gebäude<br />

zerstört werden. Er soll durch etliche Reiterjungen<br />

verursacht worden sein.<br />

1702 bis 1722: liefert der <strong>Butzbach</strong>er Jude Tobias der<br />

Landmiliz von Solms-Hohensolms (Nieder-Weisel) die<br />

militärische Ausrüstung.<br />

1704: kauft die Stadt eine große und eine kleine Feuerspritze<br />

für insgesamt 63 Gulden.<br />

1706: Das Haus Kasernengasse 4 mit Schnitzerei (Sonne-<br />

und Monddarstellung) wird von Gerbermeister Johann<br />

Christoffel Hammerschmidt erbaut.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1709: Die alte Landgräfin stirbt. Ihr Sohn Prinz Heinrich<br />

wohnt von 1710 bis 1741 im <strong>Butzbach</strong>er Schloss.<br />

Das Haus „Z<strong>um</strong> goldenen Löwen“ (Marktplatz 3) wird<br />

gebaut.<br />

Laut eines Darmstädter Gesetzes vom 3. Juli ist man für<br />

seine Person und allem Zugvieh, das im Besitz ist, auf<br />

drei Jahre fronfrei, wenn ein Haus und eine Scheuer<br />

gebaut wird. Für ein neues Haus ist man 2 Jahre und für<br />

eine Scheune 1 Jahr von der Fron befreit.<br />

Johann Ludwig Krausgrill von Nieder-Weisel übersiedelt<br />

mit seiner Familie nach Carolina in Amerika.<br />

1710: Ein Flurbuch der <strong>Butzbach</strong>er Feldmark wird angelegt.<br />

Kleine Lohmühlen werden am kleinen Bach genannt: zur<br />

Herstellung der von den Gerbern benötigten Eichenlohe.<br />

Der linke Teil vom Haus Marktplatz 3 mit Schnitzerei wird<br />

von dem Schmied Johenrich Jung errichtet.<br />

Es gibt eine Ziegelhütte „am Griedeler Weg hinunter<br />

über die Kleinbach“.<br />

Wegen anstehender Streitigkeiten wird die Nieder-Weiseler<br />

Grenze zu Rockenberg neu ausgemessen und z<strong>um</strong><br />

Teil ausgesteint.<br />

Bergkommissar Koch in <strong>Butzbach</strong> verarbeitet Erze aus<br />

dem Cleeberger und Braubacher Revier. Er ist Goldmacher.<br />

1711: Neubau der Klause in Hoch-Weisel<br />

1716: Tonröhren werden als Ersatz für Holzröhren als<br />

Wasserleitung benutzt, da taugliches Holz im Stadtwald<br />

nicht mehr vorhanden ist.<br />

In Kirch-Göns wird erheblicher Schaden durch Windschlag<br />

verursacht.<br />

1719: Die <strong>Butzbach</strong>er Schlossbibliothek wird in die Darmstädtische<br />

Hofbibliothek integriert.<br />

Das älteste hessische Grubenbild, Grube Philippseck,<br />

wird in dieses Jahr datiert.<br />

31


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Durch her<strong>um</strong>fliegendes Holz wird während eines Sturms<br />

Schaden angerichtet.<br />

1720 – 1723: werden der Gemeinde Fauerbach v.d.H.<br />

Steuernachlässe wegen Hagelschlags gewährt; 1723 wird<br />

die Gemeinde von einer Überschwemmung heimgesucht.<br />

1724: Der Instr<strong>um</strong>entenbauer Georg Heinrich Scherer erwirbt<br />

das väterliche Haus von den Kindern aus erster Ehe<br />

des Vaters und richtet sich im Hinterhaus eine Werkstatt<br />

ein. Aus dieser Werkstatt stammen mindestens vier Flöten<br />

Friedrichs des Großen von Preußen.<br />

Ein Gasthaus „Z<strong>um</strong> Grünen Ba<strong>um</strong>“ (Wetzlarer Str. 3) wird<br />

genannt.<br />

1726: Am 14. und 15. Dezember werden Mitglieder einer<br />

der berüchtigsten oberhessischen Diebesbanden in Gießen<br />

hingerichtet. Ihre Hinrichtung wird durch den Zeichner<br />

Johann Andreas Kall (geb. 1701), Bürger und Gürtler<br />

in Butzach, festgehalten.<br />

1730: In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wird bestimmt,<br />

dass jeder Gemeindeeinwohner drei Obstbä<strong>um</strong>e<br />

an der Landstraße pflanzen soll. Wenn der Ba<strong>um</strong> stirbt,<br />

soll er ersetzt werden.<br />

1731: Das Spital in Hoch-Weisel ist verfallen.<br />

Die Schulmeister von Weiperfelden, Maibach und Bodenrod<br />

erhalten zusammen 70 Gulden jährlich aus dem<br />

Klausenfonds.<br />

1732: Etwa in diesem Jahr ist Johann Messerschmid aus<br />

Kirch-Göns nach Ungarn (Schwäbische Türkei) ausgewandert.<br />

Ein Wirtshaus „Die Glocke“ in der Neugasse/Ecke Hirschgasse<br />

wird ge nannt.<br />

Es ist ein Jahr der Missernte und Viehseuche in Nieder-<br />

Weisel.<br />

32<br />

Es wird Nieder-Weiseler Landmiliz auf gräflichen Befehl<br />

nach Södel entsandt, <strong>um</strong> die Steuerabgaben einzutreiben.<br />

1738: Das Gasthaus „Z<strong>um</strong> Schwarzen Adler“ (Marktplatz<br />

23) und ein Wirtshaus „Zur Traube“ (Wetzlarer Str.) existieren.<br />

Am 1. März brennt es in der Stadt <strong>Butzbach</strong> und im<br />

Schloss.<br />

1739: Eine neue Feuerspritze für <strong>Butzbach</strong> wird für 381<br />

Gulden gekauft.<br />

1740: Gründung der Schmiede von Karl Tröster in Griedel,<br />

aus der die spätere Landmaschinenfabrik hervorgeht.<br />

Pohl-Göns wird von einem Brand heimgesucht.<br />

1740/41: wird die Kirche in Fauerbach v.d.H. gebaut.<br />

1741: Graf Friedrich Wilhelm von Solms-Braunfels tritt<br />

gegen 120000 Gulden sein Viertel von <strong>Butzbach</strong> an den<br />

Landgrafen Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt ab, der<br />

damit Herr über ganz <strong>Butzbach</strong> wird.<br />

Prinz Heinrich von Hessen, der mit seinem Bruder Georg<br />

in englischen Diensten Gibraltar erobert hatte (1704),<br />

wird in der Krypta der Markuskirche beigesetzt.<br />

Die landgräfliche Rentei (Joutzsches Haus) wird im barocken<br />

Stil errichtet.<br />

Wilhelm Bang gründet eine Schreinerei. In diesem Jahr<br />

wird in Nieder-Weisel eine „Judenschule“ gebaut.<br />

1742: Kaiser Karl VI. erhebt das Haus Solms-Braunfels in<br />

den Reichsfürs ten stand.<br />

Die Neugasse in <strong>Butzbach</strong> wird er wähnt.<br />

Die Gemeinde Nieder-Weisel führt eine Vielzahl von Beschwerden<br />

gegen ihre Landesherren: Das Reichskammergericht<br />

in Wetzlar urteilt positiv für Nieder-Weisel.<br />

1743: Der engere Ausschuss des Landtags tagt in <strong>Butzbach</strong><br />

und bewilligt erhebliche Gelder für den Landgrafen.


1745: Während des 2. Schlesischen Krieges liegen zeitweise<br />

etwa 6000 Mann französischer Hilfstruppen in<br />

<strong>Butzbach</strong> und fordern sehr viel Proviant für die Soldaten<br />

und Futter für die Tiere.<br />

1746: Der engere Ausschuss des Landtags tagt erneut in<br />

<strong>Butzbach</strong>.<br />

Die große Glocke in Kirch-Göns ist gesprungen und wird<br />

im folgenden Jahr in Gießen neu gegossen.<br />

Die Kirche in Ebersgöns wird erweitert.<br />

1748: Ein Tagebuch wird von Hufschmiedemeister Anton<br />

Gärtner (1714 - 1760) angelegt.<br />

Um 1750: Der heute unter Denkmalschutz stehende<br />

Kalkofen in Bodenrod wird von Johannes Hofmann VII.<br />

errichtet.<br />

1751: Der allgemeine Militärdienst wird in Hessen-Darmstadt<br />

eingeführt.<br />

Es werden größere Renovierungsarbeiten an der Kirche<br />

in Kirch-Göns ausgeführt.<br />

Die Orgel der evangelischen Kirche in Königsberg, Kreis<br />

Gießen, wird von Johann Georg Dreuth aus Griedel gebaut.<br />

Die von Dreuth gebauten Orgeln in Altenburg (Stadt Alsfeld)<br />

und Assenheim sind noch erhalten.<br />

1755: Eine Brunnenordnung für die Stadt <strong>Butzbach</strong> wird<br />

erlassen.<br />

Auf Verlangen des Türmers wird eine Spezialkarte der<br />

Wetterau angeschafft, <strong>um</strong> Brände in Orten besser erkunden<br />

zu können.<br />

Die Kirchen-Orgel in Hoch-Weisel wird von Johann Friedrich<br />

Sier gebaut.<br />

Ein angeblich türkischer Prinz erpresst 8 Gulden 10 Alb.<br />

von der Gemeinde Nieder-Weisel.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Um 1756: wandert die erste Familie aus Pohl-Göns nach<br />

Amerika (Pennsylvanien) aus: Anton Morckel mit Frau<br />

und Kindern.<br />

1757: Französische Besatzung kommt nach <strong>Butzbach</strong><br />

(550 Mann).<br />

Kranke französische Soldaten werden im Nieder-Weiseler<br />

Rathaus untergebracht.<br />

1758: Ein französisches Lazarett wird in der Nieder-Weiseler<br />

Komturei eingerichtet.<br />

1759: Die Pohl-Gönser werden Zeugen vom Kirchhof aus<br />

von einer Schlacht zwischen Hannoveranern und Hessen<br />

(darunter Graf Luckner) gegen die Franzosen. Danach<br />

ziehen die Franzosen nach Kirch-Göns und plündern im<br />

Dorf. Am 16. September organisieren 2000 Mann Proviant<br />

in Kirch-Göns; am 22., 27. und 30. September verlangen<br />

jeweils 1000 Mann in Kirch-Göns wieder<strong>um</strong> Vorräte<br />

von der Bevölkerung. Allein an Heu nehmen sie 1909<br />

Zentner.<br />

Am 22. Oktober werden die meisten Lebensmittelvorräte<br />

in Griedel und im Amt Gambach von französischen Truppen<br />

mitgenommen.<br />

1760: Generalmajor Luckner vertreibt mit preußischen<br />

Truppen die Franzosen.<br />

Die Kriegsschäden in Griedel für dieses Jahr belaufen sich<br />

auf 2604 Gulden und 45 Kreuzer.<br />

1761: Französische Truppen rücken wieder in <strong>Butzbach</strong><br />

ein, und im Winter grassiert eine Viehseuche.<br />

Durch Unachtsamkeit eines Pfeifenrauchers brennen 203<br />

Gebäude am 6. Mai in Nieder-Weisel nieder.<br />

1762: Am 15. November wird der Waffenstillstand bei<br />

der Brücker Mühle nahe Amöneburg geschlossen und<br />

damit die Besetzung <strong>Butzbach</strong>s durch die Franzosen beendet.<br />

Im November und Dezember grassiert eine Hornviehseuche,<br />

so dass keine Kühe, Rinder und Ochsen z<strong>um</strong><br />

33


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Transport für die französische Armee mehr vorhanden<br />

sind. „Und die Menschen mussten ihre Vorräte selbst<br />

transportieren“ (<strong>Chronik</strong> des Pfarrers Hildebrand).<br />

Am 1. Juli wird die sog. Clermontische Stiftung zu <strong>Butzbach</strong><br />

mit vier Verschlusssiegeln ausgefertigt.<br />

Georg Heinrich Christoph Borke von Pohl-Göns wird<br />

Pfarrer in Kirch-Göns.<br />

1764: Maibach bekommt eine eigene Kirche, die der Pfarrer<br />

von Münster mitversorgt.<br />

1765: Ein Stadtreglement wird am 29. März durch Landgraf<br />

Ludwig VIII. erlassen, das u.a. die „Schmausereien“<br />

der Ratsherren und Bürgermeister verbietet.<br />

1766/67: Das Münsterer Bergwerk wird an eine Braunfelser<br />

Gewerkschaft verliehen.<br />

1767: werden Grenzsteine zwischen Hessen-Darmstadt<br />

(HD) und der Grafschaft Wallbott von Bassenheim mit<br />

Sitz in Cransberg (GWB) bei Fauerbach v.d.H. gesetzt.<br />

1769: Cornelius Emanuel Hildebrand wird Pfarrer in Nieder-Weisel.<br />

Seine <strong>Chronik</strong> beschreibt vor allem die Ereignisse<br />

im Siebenjährigen Krieg.<br />

1770: Ein zweiter großer Brand verwüstet Ostheim.<br />

1771: Die 205 Handschriften und 308 Inkunabeln des<br />

<strong>Butzbach</strong>er Kugelhauses, darunter etliche von dem Theologen<br />

Gabriel Biel verfasste Bücher, werden nach Gießen<br />

in die Universitätsbibliothek gebracht.<br />

1772: Neubürger in Kirch-Göns müssen einen neuen Ledereimer<br />

liefern.<br />

1773: Die Gemeinde Kirch-Göns bestimmt, dass der Gemeinde-Fasel-Ochs<br />

reih<strong>um</strong> von den Einwohnern jeweils<br />

für ein Jahr gehalten wird.<br />

34<br />

1774: Totenkronen in Hessen-Darmstadt dürfen nur von<br />

Gemeinden für Beerdigungen ausgeliehen werden. Private<br />

Totenkronen werden verboten.<br />

1775: Ein neues Gemeindebackhaus wird durch den Zimmermann<br />

Caspar Euler in Kirch-Göns gebaut.<br />

1776: Ein Landtag findet im Schloss von <strong>Butzbach</strong> statt,<br />

bei dem die Landstände wieder Geldforderungen des<br />

Landgrafen bewilligen.<br />

1777: wird für <strong>Butzbach</strong> eine neue Schulordnung erlassen.<br />

Sie ersetzt die Ordnung von 1733, <strong>um</strong> die allgemeine<br />

Volksbildung zu heben.<br />

Der <strong>Butzbach</strong>er Schreinergeselle Christoph Bang<br />

(* 6. Sept. 1752) geht nach Preßburg. Hier erlernt er die<br />

Herstellung der kunstvollen Rokoko-Haustüren, die später<br />

mehr als zwanzig Häuser seiner Heimatstadt zieren<br />

werden.<br />

In <strong>Butzbach</strong> gibt es in einer Manufaktur 60 Webstühle<br />

für Plüsch und Flanell und 70 Stühle für Strümpfe. Die<br />

hiesigen Schuhmacher versehen die ganze <strong>um</strong>liegende<br />

Gegend mit ihren Waren und können in zwei Monaten<br />

20000 und mehr Paar Schuhe liefern. „Hier werden auch<br />

viele Hüthe gemacht und die <strong>Butzbach</strong>er Viehmärkte stehen<br />

in der ganzen Gegend in einem vorzüglichen Rufe.“<br />

Stadt und Amt <strong>Butzbach</strong> zählen 94 Leinen- und Flanellweber<br />

mit 35 Gesellen.<br />

1778: Eine straffe Neuregelung des Finanzgebarens in<br />

<strong>Butzbach</strong> erweitert das Reglement von 1765.<br />

1780: Ein <strong>um</strong>fangreiches Inventarverzeichnis des Hospitals<br />

wird erstellt.<br />

Nach 1785: Das Wohnhaus des Isselhofs (bei Münster)<br />

wird abgebrochen und in <strong>Butzbach</strong> wieder aufgebaut.<br />

Auf Befehl von Landgraf Ludwig IX. wird Schloss Phi-lippseck<br />

verkauft und z<strong>um</strong> Abbruch freigegeben.


1803: Einsturz der nördlichen Turmseite der Nieder-Weiseler<br />

Kirche.<br />

1804: Die Pfarrstelle Hausen wird von der Nieder-Weiseler<br />

Schulstelle getrennt und mit der Pfarrstelle Ober-<br />

Hörgern gekoppelt. Der Pfarrer wohnt in <strong>Butzbach</strong>, wo er<br />

Privatunterricht zur Einkommensverbesserung gibt.<br />

1805: Die Stadtmauer wird allmählich beseitigt. Der<br />

„Frankfurter Hof“ wird von Sarasin aus Frankfurt gebaut;<br />

die Steine stammen z<strong>um</strong> Teil von der Stadtmauer am<br />

Wetzlarer Tor.<br />

1806: Durch den Artikel 24/25 der Rheinbundakte v.<br />

12. Juli erhält Hessen rund 30 Landesherrschaften und<br />

reichsritterliche Territorien; u.a. aus dem Besitz des Grafen<br />

v. Stolberg-Ortenberg 10/48 von Münzenberg; aus<br />

dem Besitz von Solms-Braunfels 15/48 von Münzenberg,<br />

Gambach, Griedel u.a.; von Solms-Lich und Hohensolms<br />

die Orte Hausen, Oes, Nieder-Weisel u.a. Die Landgrafschaft<br />

Hessen-Darmstadt wird gleichzeitig z<strong>um</strong> Großherzogt<strong>um</strong><br />

erhoben.<br />

Großherzog Ludwig I. hebt die Landstände auf, und das<br />

Land wird dann bis 1820 absolutistisch regiert.<br />

1807: Die Jakobsbrunnengesellschaft von 1755 wird neu<br />

aufgestellt.<br />

1808: Die beiden Linieninfantrie-Kompanien der Brigade<br />

Groß- und Erbprinz kommen in <strong>Butzbach</strong> in Garnison, bis<br />

sie z<strong>um</strong> Krieg in Spanien abmarschieren.<br />

1809: Der Marktbrunnen wird erneuert (Stiftung Bauck).<br />

Die Nieder-Weiseler Johanniter Kommende wird aufgehoben.<br />

19. Jahrhundert<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1810: Am 15. Juli wird die Brunnengesellschaft vom Feuerbacher<br />

Hof neu aufgestellt.<br />

Der Wetzlarer Torturm wird abgebrochen.<br />

1811: Das Komturgut in Nieder-Weisel geht in Besitz des<br />

Freiherrn von Wiesenhütten über; er löst die alten Pachtverträge<br />

auf, und viele Familien verlieren ihre Exis tenzgrundlage.<br />

1812: Friedrich Ludwig Weidig wird z<strong>um</strong> Konrektor an der<br />

<strong>Butzbach</strong>er Knabenschule ernannt.<br />

1813: Nach der Völkerschlacht bei Leipzig wird Blücher<br />

auf dem Marsch z<strong>um</strong> Rhein in <strong>Butzbach</strong> bewirtet. Russische<br />

und preußische Truppen marschieren durch die<br />

Stadt. Im Winter 1813/14 befindet sich ein preußisches<br />

Lazarett im Rathaus.<br />

1814: Am 7. Januar wird eine Landwehr (Bürgersoldaten)<br />

aufgestellt.<br />

Das 2. Battaillon des 19. Landwehrregiments kommt<br />

nach <strong>Butzbach</strong>. Kommandant wird Oberförster Weidig.<br />

1815: Bei einem Feuer in Kirch-Göns am 15. Juli, das in<br />

„Jöckels“ Haus entstand, brennen insgesamt 51 Gebäude<br />

nieder.<br />

1817: Die von Weidig gegründete „Deutsche Gesellschaft“<br />

löst sich auf.<br />

Am 31. Oktober wird anlässlich der 300-Jahrfeier der Reformation<br />

der Lutherhain gepflanzt.<br />

Am 18. Dezember wird ein neues Maß- und Gewichtssystem<br />

eingeführt.<br />

Mißernte in der Wetterau.<br />

Ein großer Teil Münsters kann wegen Wassermangels für<br />

die Feuerbekämpfung nicht gerettet werden.<br />

35


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1786: Der Landtag tagt vom 12. Juni bis 19. August z<strong>um</strong><br />

letzten Mal in <strong>Butzbach</strong>.<br />

Wirtshäuser „Z<strong>um</strong> Wilden Mann“ und „Z<strong>um</strong> Rebstock“<br />

werden in <strong>Butzbach</strong> genannt. In der Weiseler Straße gegenüber<br />

der Badborngasse lag das Wirtshaus „Zur Sonne“,<br />

und der Apotheke gegenüber in der Wetzlarer Straße<br />

stand das Wirtshaus „Z<strong>um</strong> weißen Ochsen“.<br />

Eine steinerne Brücke bei der Weiherbach in Kirch-Göns<br />

wird von dem Maurermeister Conrad Debus aus Pohl-<br />

Göns gebaut.<br />

1789: Graf Carl Christian zu Solms-Lich verleiht die Salzquellen<br />

zu Ober-Hörgern und Eberstadt dem kur-pfälzischen<br />

Berghauptmann v. Müller und Genossen, sie erhalten<br />

auch die Schürferlaubnis für Braunkohlen im Amt<br />

Nieder-Weisel.<br />

1790: Das Bankhaus Bethmann in Frankfurt untersucht<br />

das alte Bergwerk Philippseck bei Münster. Die folgenden<br />

Kriegsjahre bringen den Betrieb z<strong>um</strong> Erliegen.<br />

1792: Die Grafen von Solms-Lich werden Reichsfürsten.<br />

Seit 1770 sind 10 Männer aus Hausen und 3 aus Kirch-<br />

Göns in fremden Kriegsdienst gegangen. Drei Kirch-<br />

Gönser waren nach Holland und fünf weitere mit unbekanntem<br />

Ziel emigriert.<br />

1794: Der ehemalige <strong>Butzbach</strong>er Pfarrer und Metropolitan<br />

Johann Michael Lobstein stirbt im Straßburger Gefängnis<br />

als Opfer der Französischen Revolution.<br />

1796: Am 26. Oktober siegen die Österreicher über französische<br />

Truppen bei Albshausen/Wetzlar. Im <strong>Butzbach</strong>er<br />

Schloss wird ein kaiserlich-österreichisches Feldhospital<br />

eingerichtet. Die Toten werden in Massengräbern im<br />

„Kaiserlichen Friedhof“ begraben.<br />

Es ziehen plündernde Soldaten durch Nieder-Weisel, und<br />

im Herbst bricht eine Seuche aus.<br />

36<br />

Hintere Giebelansicht des Rathauses <strong>Butzbach</strong> von 1559/60. Situation<br />

während der Fundamentierung des Anbaus 1958/59.


Durch einen Vertrag zwischen Preußen und Hessen-<br />

Darmstadt wird das Durchmarschrecht für preußische<br />

Soldaten vereinbart und die jetzige Bundesstraße 3 von<br />

Frankfurt bis Pohl-Göns als Militärstraße ausgewiesen.<br />

Der Philosoph Moritz Carriére wird in Griedel geboren<br />

(gest. 1895).<br />

1818: Am 15. Dezember werden die 3. und 4. Schwadron<br />

der 2. Division des Garde-Chevauxlegers-Regiments nach<br />

<strong>Butzbach</strong> verlegt.<br />

Der obere hölzerne Teil des großen Schloßturms wird abgebrochen,<br />

ob gleich er noch recht stabil war, da man<br />

nach dem plötzlichen Einsturz des Grünberger Kirchturms<br />

sehr vorsichtig geworden war.<br />

1819: Die erste Untersuchung gegen Weidig wegen<br />

Hochverrats schlägt fehl.<br />

Am 20. November wird die „Landwehranstalt“ aufgehoben.<br />

1820: Die innere Pforte des Nieder-Weiseler Tors wird<br />

niedergelegt.<br />

Am 18. März erläßt Großherzog Ludwig I. das Edikt über<br />

die landständige Verfassung.<br />

Am 21. Dezember wird das unterzeichnete Grundgesetz<br />

der landständischen Verfassung veröffentlicht.<br />

In <strong>Butzbach</strong> gibt es 15 Rot- und 2 Weißgerberbetriebe.<br />

Noch <strong>um</strong> die Jahrhundertwende werden rund 18000<br />

Häute jährlich in 16 Betrieben verarbeitet.<br />

1821: Am 21. Juni erscheint das Gesetz über die neue<br />

Gemeindeordnung: Ein Bürgermeister, ein Beigeordneter<br />

und 14 Gemeinderäte werden von den Wahlberechtigten<br />

auf sechs Jahre geheim und direkt gewählt. Ein<br />

Stadtrechner wird beschäftigt. Die städtische Gerichtsbarkeit<br />

geht an den Staat über (Amtsgericht). U.a. wird<br />

das Gericht Ostheim, das 1245 bereits genannt wird, mit<br />

den drei Orten Ostheim, Fauerbach und Hoch-Weisel<br />

aufgelöst.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1823: Das Landratsamt gibt die Bauerlaubnis mit einem<br />

Kredit von 2426 Gulden für die Errichtung des neuen<br />

Brauhauses am Lahntor.<br />

1824: Umbau des landgräflichen Schlos ses zur Kaserne<br />

wird durch geführt.<br />

Laut Pfarrchronik verkaufen Bedürftige in Nieder-Weisel,<br />

dem Beispiel aus Espa folgend, Fliegenwedeln nach Frankreich<br />

und England. Auch Kinder werden z<strong>um</strong> Geldverdienen<br />

mitgenommen.<br />

Die neugeborenen Kinder der Juden müssen vom Bürgermeister<br />

registriert werden.<br />

Die Waldungen der „Gönser Mark“ werden unter den<br />

drei Gemeinden Pohl-, Kirch- und Ebersgöns aufgeteilt.<br />

1825: Die Kirchengemeinde Hausen wird von Hoch-Weisel<br />

aus betreut.<br />

1827: Am 19. Februar findet eine Parade der Schützenkompanie<br />

anlässlich der feierlichen Begehung der goldenen<br />

Hochzeit des großherzoglichen Paares auf dem<br />

Marktplatz statt (Bild von Zeuner).<br />

Nach der neuen Schulordnung besteht der Schulvorstand<br />

aus Pfarrer, Bürgermeister und acht Mitgliedern.<br />

1828: Am 14. Februar wird ein Zollvereinsvertrag (du<br />

Thil) mit Preußen als ein Schritt zur Einigung Deutschlands<br />

abgeschlossen.<br />

1829: Das Landratsamt wird nach Friedberg verlegt, da<br />

in <strong>Butzbach</strong> kein geeignetes Gebäude vorhanden ist. Die<br />

Zahl der Rathausrä<strong>um</strong>e wird durch einen Umbau erhöht.<br />

Grenzsteine zwischen dem Großherzogt<strong>um</strong> Hessen und<br />

dem Herzogt<strong>um</strong> Nassau-Wernborn (HN/W) bei Fauerbach<br />

v.d.H. werden gesetzt.<br />

Um 1830: Gründung einer Zuckerfabrik auf dem<br />

„Bender’schen Hof“ in Griedel.<br />

37


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1831: Nieder-Weisel, Hausen und Oes kommen z<strong>um</strong><br />

Landratsamt Hungen. Im Jahr darauf kommen sie z<strong>um</strong><br />

Kreis Friedberg.<br />

1832: Der Torturm der Nieder-Weiseler Pforte wird auf<br />

Kosten des Kugelhausfonds abgebrochen.<br />

1833: Z<strong>um</strong> 1. Januar verkauft die Gemeinde Kirch-Göns<br />

ihren Wald an 14 ortsansässige Bürger.<br />

Der Abbruch der Griedeler Pforte erfolgt.<br />

In einem Gesuch von Gerbermeister Johannes Steinhäuser<br />

wird <strong>um</strong> Erlaubnis für einen Durchgang an der Stadtmauer<br />

zu der Gerberei im Küchengarten gebeten.<br />

Am 27. November wird das Gasthaus „Hessischer Hof“<br />

durch Johann Sebastian Joutz eröffnet. Es bleibt bis 1896<br />

im Besitz der Familie.<br />

Die Armenfonds werden zusammengelegt; der Kugelhausfonds<br />

bleibt jedoch selbstständig.<br />

Eine zweite Untersuchung wird gegen Weidig eröffnet, er<br />

wird verhaftet und im <strong>Butzbach</strong>er Gasthaus Sarasin untergebracht.<br />

Philipp Fett von Nieder-Weisel wird vom Hofgericht in<br />

Gießen wegen Vagabundierens am 15. Februar zu einer<br />

einjährigen „Correctionshausstrafe“ verurteilt.<br />

1834: Am 1. Januar findet ein Vertragsabschluss mit dem<br />

Zollverein statt, mit folgendem Aufschwung von Handel<br />

und Industrie.<br />

Weidig tritt am 7. September seinen Dienst in Obergleen<br />

bei Alsfeld an.<br />

Der „Hessische Landbote“ erscheint. Erster Druck erscheint<br />

im Juli; zweiter Druck im November.<br />

Fast alle Hospitalgebäude werden an Johann Sebastian<br />

Joutz und Jakob Wilhelm Küchel verkauft und abgerissen.<br />

An ihrer Stelle entstehen der Gasthof „Hessischer<br />

Hof“ und die Farbenfabrik. Die Wohnung des ersten Beständers,<br />

die sich an die Kirche anschließt, wird als Hospital<br />

ausgebaut.<br />

In Maibach gibt es 331 Einwohner, darunter 100 Kinder<br />

unter 14 Jahren. Von den 80 Berufstätigen sind 32<br />

38<br />

Ackerleute, 7 Gewerksleute, 34 Tagelöhner und 7 weibliche<br />

Dienstboten.<br />

1835: Weidig wird in der Nacht vom 23. auf den 24. April<br />

in Obergleen verhaftet und nach Friedberg in Untersuchungshaft<br />

transportiert. Im Juni 1835 wird Weidig in<br />

das neue Arresthaus in Darmstadt verlegt.<br />

Am 12. November findet die Einweihung des vom Kugelhausfonds<br />

erbauten Volks schul hauses in der Langgasse<br />

statt.<br />

Der Wassergraben der Griedeler Burg wird zugeschüt-tet.<br />

Der Hospitalfonds, die Sackische Stiftung, der Fonds<br />

der wöchentlichen Pflege und der Almosenfonds werden<br />

z<strong>um</strong> „Vereinigten hiesigen Armenfonds“ zu sammengefasst.<br />

Am 6. Febr. wird der Hof des verstorbenen großherzoglichen<br />

Revierförsters R<strong>um</strong>pf, die so genannte Klause in<br />

Hoch-Weisel, versteigert.<br />

1836: Die Wetzlarer Pforte wird abgebrochen.<br />

Nach den Gesetzen zur Ablösung der Grundrenten vom<br />

27. Juni werden Lehen in freies Eigent<strong>um</strong> <strong>um</strong>gewandelt.<br />

Die Bauern der Oeshöfe, die „Allod“ der Fürsten Solms-<br />

Lich waren, können ihre Höfe kaufen.<br />

1837: Am 23. Februar stirbt Weidig im Gefängnis in<br />

Darmstadt wahrscheinlich durch Selbstmord.<br />

Wilhelm Braubach, ein <strong>Butzbach</strong>er Weidigschüler auf der<br />

Flucht, betreut den an Typhus erkrankten Georg Büchner.<br />

Büchner stirbt am 19. Februar 1837 in Zürich. Braubach<br />

wird am 7. Januar 1839 vom Großherzog Ludwig begnadigt.<br />

Wilhelm Justus Fabricius wird Pfarrvikar in Nieder-Weisel.<br />

Er bleibt als Pfarrer bis 1856 und hinterlässt mehrere kolorierte<br />

Zeichnungen des Dorfes aus seiner Dienstzeit.<br />

Der deutsch-englischen Bergwerkgesellschaft (Henri<br />

Mancur und Consort) wird das alte Münsterer Bergwerk<br />

unter dem Namen „Bleikaute“ verliehen; sie fördert einige<br />

hundert Zentner Erze (bis 1839). 1838 erhält dieselbe


Gesellschaft Belehnung auf Blei-, Silber- und Kupfererze<br />

im Distrikt Heide bei Maibach und fördert Bleierze.<br />

1838: Die Firma Buderus aus Wetzlar erwirbt das Mutungs-<br />

und Schürfrecht im <strong>Butzbach</strong>er Stadtwald. Damit<br />

beginnt der Bergbau.<br />

Gußeiserne Röhren werden für die neuen Brunnenrohrleitungen<br />

benutzt.<br />

Ein Zwischengeschoss wird im Rathaus eingebaut; der Erker<br />

und das letzte mon<strong>um</strong>entale Tor werden beseitigt.<br />

Am 2. November wird der Männer gesangverein „Orpheus“<br />

in <strong>Butzbach</strong> gegründet.<br />

1839: Am 9. Januar erfolgt eine Amnestie für die verurteilten<br />

Weidigschüler und politisch Verfolgten.<br />

Erste Erwähnung der „Industrieschule für Mädchen“ in<br />

<strong>Butzbach</strong>. Sie wird ab etwa 1914 für Handarbeitsunterricht<br />

weitergeführt.<br />

1841: Die Prinz-Heinrich-Linde wird an lässlich des 100.<br />

Todestages des Prinzen am 31. Januar vor der Markuskirche<br />

gepflanzt.<br />

Das <strong>Butzbach</strong>er Schulwesen wird neu organisiert.<br />

Der Rest des Griedeler Tores wird niedergelegt.<br />

1842: Am 11. Juli findet eine Flurvermessung der Nieder-<br />

Weiseler Grenze statt.<br />

1844: Am Griedeler Tor wird ein Wasser behälter z<strong>um</strong> Löschen<br />

angelegt. Der Widder im Rathausflur stammt daher.<br />

Die Straße von <strong>Butzbach</strong> nach Lich (Chaussee) wird eröffnet.<br />

Der Unterricht in der neu gegründeten Handwerkerzeichenschule<br />

wird mit 20 Schülern aufgenommen. Sie bestand<br />

bis 1922.<br />

1845: Johann Bender (gest. 1885) über nimmt die Post.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Eine Straßenbeleuchtung mit Petrole<strong>um</strong>lampen wird eingeführt.<br />

Am 26. Dezember kommt der ehemalige Weidiganhänger<br />

Arnold Wendel von seiner Weltreise zurück.<br />

1846: Am 23. März werden Stadtmauerteile an der Roßbrunnenstraße<br />

abgebrochen und die Materialien z<strong>um</strong><br />

Verkauf angeboten.<br />

Am 28. März wird die Turngemeinde <strong>Butzbach</strong> gegründet.<br />

Am 6. August findet eine Feier aus Anlass des ersten Spatenstichs<br />

für den <strong>Butzbach</strong>er Abschnitt der Main-Weser-<br />

Bahn statt.<br />

1847: Bei Maibach wird das Bleierzvorkommen im Distrikt<br />

Heide wieder gefunden.<br />

1848: Anlässlich der Französischen Februar-Revolution<br />

kommt es auch in Deutschland zu einer allgemeinen Bewegung<br />

gegen die Regierungen. Staatsminister du Thil<br />

wird entlassen. Wahlen z<strong>um</strong> Parlament finden statt. Abgeordneter<br />

für Oberhessen wird der Rechtsanwalt Hoffmann<br />

aus Gießen.<br />

Nach Verabschiedung des allgemeinen Gesetzes zur<br />

Gleichberechtigung werden David Bär, ein Handelsmann<br />

aus Griedel, und Bethchen Stern aus Obbornhofen als erste<br />

jüdische Bürger am 17. Juni im Ortsregister der Bürgermeisterei<br />

Griedel eingetragen.<br />

Die <strong>Butzbach</strong>er Juden treffen sich im Rathaus seit diesem<br />

Jahr z<strong>um</strong> Gottesdienst. Davor waren sie Mitglieder der<br />

jüdischen Gemeinde in Hoch-Weisel.<br />

Am 9. Juli eröffnet L. Braubach in <strong>Butzbach</strong> eine Färberei<br />

und chemische Reinigung.<br />

Am 27. März gründen <strong>Butzbach</strong>er und Darmstädter Gesinnungsgenossen<br />

in Darmstadt die Weidigstiftung. Am<br />

31. März treten die 576 Delegierten z<strong>um</strong> Bundestag in<br />

der Frankfurter Paulskirche zusammen. Darunter war der<br />

<strong>Butzbach</strong>er Moritz Kuhl.<br />

Am 17. September findet eine Feier an Weidigs Grab in<br />

Darmstadt statt.<br />

Ein Volksverein wird in <strong>Butzbach</strong> gebildet. Am 18. Juni<br />

spricht Karl Vogt aus Gießen, neben Dr. Heldmann aus<br />

39


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Selters der einzige oberhessische Demokrat der Frankfurter<br />

Nationalversammlung, vor fast 8000 Menschen<br />

auf dem Schrenzer.<br />

Am 21. Dezember werden vom Parlament beschlossene<br />

Grundrechte (u.a. Gewerbefreiheit, Aufhebung von Privilegien<br />

und Sonderrechten, geheimes direktes Wahlrecht)<br />

verkündet.<br />

P. A. Dieffenbachs Reisenotizen aus Oberhessen überliefern<br />

die erste Beschreibung des <strong>Butzbach</strong>er Butzen: „An<br />

dem s.g. Griedeler Thore zu <strong>Butzbach</strong> befanden sich aus<br />

porösem Basalt mehrere unförmliche Gestalten, die einige<br />

Ähnlichkeit mit einem sitzenden Hunde, statt der Ohren<br />

aber Widderhörner hatten. Das Volk nannte sie Butzen“.<br />

Am 18. März erscheint die erste N<strong>um</strong>mer der seitdem<br />

fortlaufend in <strong>Butzbach</strong> erscheinenden Zeitung unter<br />

dem stolzen Titel: „Freier Stadt- und Landbote. Recht,<br />

Freiheit und Vaterland“; Herausgeber war der Weidig-<br />

Schüler Valentin Kalbfleisch.<br />

1849: Eine Bürgerwehr wird geschaffen. Oberst wird Moritz<br />

Kuhl.<br />

Am 20. April wird der Weidighain auf dem Schrenzer eingeweiht.<br />

Am 30. April wird eine Kleinkinderschule eingerichtet.<br />

Am 17. Mai findet wieder eine Volksversammlung mit etwa<br />

4000 Teilnehmern auf dem Schrenzer statt. Hauptredner<br />

ist August Becker: geb. 1812 in Hoch-Weisel, Herausgeber<br />

der radikalrepublikanischen Gießener Zeitung<br />

„Der jüngste Tag“.<br />

Die Schützengesellschaft wird neu gegründet.<br />

Eine Zweigstelle des Friedberger Mathildenstifts wird unter<br />

dem Direktor Ebel, dem Rechner M. Kuhl und dem<br />

Kontrolleur Gemeinderat J.H. Ronstadt eröffnet.<br />

Am 2. August vergleichen sich Pohl- und Ebersgöns über<br />

die Benutzung eines Weges nach <strong>Butzbach</strong>: Ein Vertrag<br />

wird am 18. November in <strong>Butzbach</strong> geschlossen.<br />

Am 20. November findet eine Totenfeier für den in Wien<br />

am 9.11.1848 hingerichteten Sozialisten Robert Bl<strong>um</strong> mit<br />

500 bis 600 Teilnehmern im Deutschen Haus statt.<br />

40<br />

Am 30. November wird Moritz Kuhl nach dem neuen<br />

Wahlrecht in direkter Wahl z<strong>um</strong> Landtagsabgeordneten<br />

gewählt.<br />

Am 21. Februar, unter dem Vorsitz von Moritz Kuhl, beschließt<br />

der am 7. November 1848 gegründete „Vereinigte<br />

Erziehungsrat“ (bestehend aus Volksverein,<br />

Ortsvorstand, Lehrerpersonal, Kirchen-, Schul- und Armenvorstand)<br />

die Einrichtung und Unterstützung einer<br />

Kleinkinderschule, einer Turnschule (mit Karl Braubach<br />

als Turnlehrer) und einer Fortbildungsschule (der Unterricht<br />

mit 72 Zöglingen hat bereits begonnen).<br />

1850: Das alte Pfarrhaus in <strong>Butzbach</strong> wird <strong>um</strong>gebaut und<br />

ein zweites Pfarrhaus errichtet.<br />

Laut einer Bekanntmachung des Bürgermeisters Kraus<br />

vom 20. November müssen die Fenster der Schwib bbogenhäuser<br />

in der Stadtmauer mit Gitterstäben versehen<br />

werden.<br />

Die Main-Weser-Bahn wird in Teilabschnitten in Betrieb<br />

genommen. Der Bahnabschnitt <strong>Butzbach</strong> – Friedberg<br />

wird am 9. November in Betrieb genommen.<br />

Der jüdische Friedhof neben dem christlichen am Küchengartenweg<br />

wird genehmigt.<br />

Mit dem Ende des städtischen Bra<strong>um</strong>onopols wird die<br />

Einrichtung versteigert und die Gebäude werden verpachtet.<br />

Der Stadtweiher am Lahntor wird z<strong>um</strong> Viehmarktplatz<br />

eingeebnet.<br />

Mit Wirkung vom 1. Januar wird Hausen selbständige Gemeinde.<br />

Erster Bürgermeister ist Heinrich Spahr. Von<br />

1826–1850 wurde die Gemeinde durch die Bürgermeisterei<br />

in Nieder-Weisel verwaltet.<br />

Der Gesangverein Eintracht Griedel wird gegründet.<br />

Der letzte Stadtphysikus, Dr. Christoph Pilgram, stirbt.<br />

Im Stadt- und Landboten vom 21. September steht eine<br />

Anzeige des Arbeiter-Bildungsvereins mit einer Einladung<br />

zu einem Zwetschgenfest.<br />

Der Weidigschüler Karl Flach wird am 3. Januar (Stichwahl)<br />

z<strong>um</strong> Abgeordneten der ersten Kammer in Darmstadt<br />

gewählt.


1851: Am 20. Januar wird der Landtag aufgelöst. Das<br />

indirekte Wahlverfahren wird eingeführt (Urwähler –<br />

Wahlmann – Abgeordneter).<br />

Am 29. Februar findet ein Vortrag im Rahmen einer<br />

Abendveranstaltung über „Den Reichen und den Proletarier“<br />

statt.<br />

In einem Schreiben an den Turnverein ist von einem Arbeitergesangverein<br />

in <strong>Butzbach</strong> die Rede.<br />

1852: Am 15. Mai fährt der erste Zug von Kassel nach<br />

Frankfurt.<br />

Im Winter gibt es drei große Brände in <strong>Butzbach</strong>, angezündet<br />

von einem 13jährigen Knaben.<br />

Der <strong>Butzbach</strong>er Turnverein wird verboten.<br />

Die Bevölkerungszahl von Nieder-Weisel beträgt 2291.<br />

Bedingt durch Auswanderung sind es 1864 nur noch<br />

1298 Einwohner.<br />

1853: Der Gesangverein „Harmonie“ in Fauerbach v.d.H.<br />

wird gegründet.<br />

1854: Die erste freiwillige Feuerwehr wird gegründet<br />

(1856 aufgelöst).<br />

Mit Wirkung vom 26. Juni wird der Weiler Oes eine<br />

selbständige Gemeinde. Mit 42 Einwohnern ist sie die<br />

kleinste Gemeinde des Kreises Friedberg.<br />

1855: Am 25. September wird am Lutherhain z<strong>um</strong><br />

300-jährigen Bestehen des Augsburger Religionsfriedens<br />

eine Friedenslinde gepflanzt.<br />

Der Gesangverein „Germania“ Ostheim wird gegründet.<br />

Von 1855 bis 1888 verlassen insgesamt 64 Personen, etwa<br />

10% der Bevölkerung, Griedel. Von den 64 Auswanderern<br />

sind 40 unter 30 Jahren, 23 haben kein Vermögen<br />

und die meisten geben Dienstmagd, Tagelöhner oder<br />

ähnliches als Beruf an.<br />

1856: Im Juni erscheint die erste N<strong>um</strong>mer des „Wetterauer<br />

Boten“, herausgegeben von Moritz Kuhl, als po-<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

litisches liberales Blatt anstelle des „Stadt- und Landboten“.<br />

Am 14. November wird das Schulhaus am Lahntor eingeweiht<br />

(Baukosten 17340 Gulden). Von 1946 bis 1961 ist<br />

in dem Gebäude die Berufsschule untergebracht.<br />

1857: Der katholische Betsaal kommt am 1. Juni ins Solmser<br />

Schloß.<br />

Am 12. September wird das Postbüro der Thurn und<br />

Taxis‘schen Post aus dem Haus Ecke Weiseler- und Roßbrunnenstraße<br />

verlegt.<br />

Der Männergesangverein „Harmonie“ in <strong>Butzbach</strong> wird<br />

gegründet.<br />

Nach der Griedeler Pfarrchronik sind 80 Arbeiter im<br />

Bergwerk auf dem Wingert tätig.<br />

Das Kirch-Gönser Schulhaus in der Hintergasse wird gebaut.<br />

1858: Jakob Küchel eröffnet eine Farbenfabrik.<br />

Die erste private Brauerei wird im Hof des Gasthauses<br />

„Z<strong>um</strong> Stern“ von Christoph Jakob Melchior gegründet.<br />

Aus Maibach wandern zwei Familien nach Rußland und<br />

zwei nach Australien aus.<br />

Der Männergesangverein „1862 Kirch-Göns“ wird gegründet.<br />

Von den Auswanderern aus Nieder-Weisel kommen nur<br />

Conrad Riegelhuth mit Frau und vier Kindern zurück: Sie<br />

waren wohlhabende Leute geworden.<br />

1859: Am 5. Februar eröffnet W. Burk <strong>Butzbach</strong>s erstes<br />

Fotogeschäft in der Langgasse.<br />

Am 10. November wird eine Eiche z<strong>um</strong> 100-jährigen Geburts<br />

tag Schillers gepflanzt.<br />

Nach Aufhebung des Verbots wird der <strong>Butzbach</strong>er Turnverein<br />

wiedergegründet.<br />

Die Landgängerei nimmt überhand. In diesem Jahr sind<br />

31 Personen von Ostheim auf Wanderschaft ins Ausland<br />

gegangen.<br />

41


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Der Hausbergturm von Südosten mit ursprünglicher Bergkuppe<br />

<strong>um</strong> 1885. Aquarell von W. Wießler. Original im Stadtarchiv<br />

<strong>Butzbach</strong>. Am 25. Mai wird der Turm eingeweiht.<br />

Nieder-Weiseler Kirmestanz im 19. Jahrh.<br />

42<br />

1859/60 wird auf den Grundmauern der alten Kirche in<br />

Hausen eine neue gebaut.<br />

Am 10. August findet eine Begehung an der <strong>Butzbach</strong> –<br />

Griedeler Gemarkungsgrenze statt, <strong>um</strong> die letzten strittigen<br />

Grenzfragen zu beseitigen. 1867 werden die Grenzsteine<br />

neu gesetzt. Damit ist der jahrhundertealte Streit<br />

beigelegt worden.<br />

1860: Am 30. September wird auf Be trei ben des <strong>Butzbach</strong>er<br />

Männer ge sang vereins „Orpheus“ im Gasthaus „Z<strong>um</strong><br />

goldenen Löwen“ der „Deutsche Sängerbund“ gegründet<br />

(Ge denk tafel am 1.10.1969 enthüllt).<br />

Um diese Zeit wird das Tafelklavier der Stadt <strong>Butzbach</strong><br />

von dem <strong>Butzbach</strong>er Georg Andreas Marguth<br />

(1813-1897) gebaut.<br />

1861: Am 7. und 8. Mai findet das erste Sängerfest des<br />

„Deutschen Sänger bundes“ in <strong>Butzbach</strong> statt.<br />

Der Gemischte Chor „Liederkranz“ Nieder-Weisel wird<br />

gegründet.<br />

Von Kirch-Göns wird eine Mäuseplage gemeldet. Lediglich<br />

der feuchte Winter rettet das Saatgut.<br />

Am 21. Juli gründet der freiheitlich gesinnte Lehrer und<br />

Volksmann Ja kob Jost in Griedel einen „Landsängerbund“,<br />

Vorläufer des heutigen „Hausberg-Wettertal-Sänger bun -<br />

des“.<br />

1862: Die Hausberg-Gesellschaft wird gegründet.<br />

Am 21. September wird der Komturhof von einer Gesellschaft<br />

Nieder-Weiseler Einwohner für 200 000 Gulden<br />

gekauft.<br />

Am 14. Februar: Raubüberfall auf einen jüdischen Viehtreiber,<br />

genannt Mossel aus Nieder-Weisel, in der Nähe<br />

der Walter‘schen Besitzung an der neuen „Chaussee“.<br />

Der Attentäter raubt das Geldtäschchen des Mossel. Der<br />

Attentäter heißt Möbus und bekommt für seine Tat 12<br />

Jahre Zuchthaus.<br />

1863: Der Name „Deutscher Sänger bund“ wird beim Sängertag<br />

in Lich am 13. Juli in „Lahntalsängerbund“ geän-


dert, nachdem in Koblenz der „Allgemeine Deutsche Sängerbund“<br />

gegründet wurde.<br />

Am 22. August stellt der Gemeinderat ein Gesuch wegen<br />

Gründung einer Realschule in <strong>Butzbach</strong> an die Kreisschulkommission.<br />

Die Johanniter kaufen die Komturge bäude der ehemaligen<br />

Johanniterkom mende Nieder-Weisel zurück zur<br />

Grün dung eines Spitals.<br />

1864: Ein „Vorschussverein“ wird ge grün det (1943 als<br />

„Volksbank“ mit der Vereinsbank verschmolzen).<br />

Eine neue Schule in der Griedeler Bahn hofstraße wird errichtet.<br />

Hier befindet sich auch die Dorfverwaltung. Der<br />

heutige Landesverein vom Roten Kreuz wird im Dezember<br />

unter dem Namen „Hilfverein im Großherzogt<strong>um</strong><br />

Hessen für die Krankenpflege und Unterstützung der Soldaten<br />

im Felde“ gegründet (20.7.1866 Zweigverein <strong>Butzbach</strong>).<br />

Die Komtureikirche in Nieder-Weisel soll auf Abbruch<br />

verkauft werden.<br />

In Nieder-Weisel findet das 3. Bundesfest des „Landsängerbundes“<br />

statt.<br />

1865: Ein naturwissenschaftlicher Verein wird ins Leben<br />

gerufen.<br />

Am 24. Februar wird das alte Griedeler Rathaus am Rockenberger<br />

Weg an Konrad Alles aus Gambach z<strong>um</strong> Abriss<br />

verkauft. Die dortige Synagoge wird für etwa 50 Juden<br />

erbaut (beim Pogrom 1938 ausgebrannt).<br />

Das alte Bergwerk bei Münster wird unter dem Namen<br />

„Philippseck“ an den Geometer Burk wieder verliehen;<br />

mit dessen Tod endet der Aufschluß.<br />

1866: Beim so genannten Preußisch-Österreichischer-<br />

Krieg gibt es nur Einquartierungen und Durchmärsche.<br />

Die Post geht durch Abfindung von Thurn und Taxis an<br />

Preußen.<br />

Die freiwillige Feuerwehr <strong>Butzbach</strong> wird neu gegründet<br />

(Kommandant Christoph Störiko).<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

In einer Gewerbeordnung des „Norddeutschen Bundes“<br />

wird der Grundsatz der Gewerbefreiheit festgelegt und<br />

das Zunftwesen aufgehoben. Hessen-Darmstadt wird für<br />

Oberhessen Mitglied des „Norddeutschen Bundes.“<br />

1867: Am 12. Februar finden Wahlen z<strong>um</strong> Reichstag des<br />

„Norddeutschen Bundes“ statt. Reichstagsabgeordneter<br />

wird Arnold Wendel, der am 11. Dezember im Alter von<br />

51 Jahren stirbt.<br />

Am 1. Juli wird die preußische Postverwaltung eingeführt.<br />

Am 13. Oktober hat die neugegründete Feuerwehr in<br />

<strong>Butzbach</strong> ihren ersten Einsatz; sie wird zu einem Brand<br />

bei dem Spengler Berg in die Griedeler Straße gerufen.<br />

1868: Eine Explosion von Pulverstaub verursacht im März<br />

Brände in der Pulverfabrik Küchel.<br />

1869: Am 1. März finden wieder Wahlen für den Reichstag<br />

statt.<br />

Am 27. September wird ein Zweigverein <strong>Butzbach</strong> des<br />

„Alice-Frauenvereins“ gegründet: Vorsitzende wird Frau<br />

Gil mer.<br />

Im Herbst wird der Standort der Feuerwehrgeräte vom<br />

Rathaus nach dem am Wetzlarer Tor gelegenen alten<br />

Brauhaus verlegt.<br />

Der 1852 neu gegründete Johanniterorden kauft die ehemaligen<br />

Nieder-Weiseler Kom mende gebäude zurück.<br />

1870: Das Brauhaus soll in ein Spritzenhaus <strong>um</strong>gebaut<br />

werden.<br />

Die Mitglieder des „Alice-Frauenvereins“ betätigen sich<br />

im Lazarett des Schlosses.<br />

Der Johanniterorden wandelt sein Herrenhaus in ein<br />

Krankenhaus <strong>um</strong>.<br />

Ein neues Schulhaus (mit Lehrerwohnung und Bürgermeisterei)<br />

wird in Hausen gebaut.<br />

1871: Die städtische Waage (Ein- und Ausfuhrgeld) wird<br />

am 1. Januar aufgehoben.<br />

43


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Die Brauerei Melchior legt im Herbst Lagerkeller auf dem<br />

Schrenzer an (1883 neues Sudhaus).<br />

Das Wahlverfahren bleibt indirekt, <strong>um</strong>fasst aber von da<br />

ab alle wahlberechtigten Steuerzahler.<br />

Eine Geldsammlung des „Alice-Frauenvereins“ wird für<br />

die Anschaffung von eisernen Grabkreuzen, einer Gedenktafel<br />

aus schwarzem Marmor für die gefallenen<br />

<strong>Butzbach</strong>er in der Markuskirche und einem Grabdenkmal<br />

für die verstorbenen auswärtigen Soldaten auf dem<br />

Friedhof (1875 auf Veranlassung des Kriegervereins vor<br />

der Markuskirche aufgestellt) durchgeführt.<br />

Zwischen 1871 und 1900 wandern 21 der 58 jüdischen<br />

Gemeindemitglieder aus.<br />

1872: Eine neue Münzwährung (1 Mark = 100 Pfennig)<br />

wird eingeführt. Die Guldenwährung wird abgeschafft.<br />

Eine Generalversammlung des „Credit- und Vorschußvereins“<br />

findet am 24. Januar statt.<br />

Ein „Volksbildungsverein“ wird im Anschluss an die Berliner<br />

Gesellschaft gegründet. Am 17. November vereinigen<br />

sich der naturwissenschaftliche Verein und der neugegründete<br />

Volksbildungsverein.<br />

Bei der Landtagswahl am 24. Dezember wird Moritz Kuhl<br />

einstimmig z<strong>um</strong> Landtagsabgeordneten gewählt.<br />

In dem „Wetterauer Boten“ vom 15. März wird berichtet,<br />

dass die Wirtschaft auf der Oes, wo Wanderer einkehren<br />

konnten, wegen der hohen staatlichen Abgaben eingegangen<br />

ist.<br />

1873: Die direkte Wahl der Land bür germeister wird eingeführt.<br />

Am 25. Mai wird der Hausbergturm eingeweiht. Es sind<br />

auf der Oes nur noch 9 Einwohner, davon 3 Männer, die<br />

laut amtlicher Erhebung zu alt sind, <strong>um</strong> ein Amt bekleiden<br />

zu können. Alle anderen sind nach Amerika ausgewandert.<br />

1874: Moritz Kuhl wird Gemeinderat.<br />

Der bisherige Bürgermeister Bernhard Küchel wird wiedergewählt.<br />

44<br />

Ein gemischter Chor wird gegründet. Dirigent wird Herr<br />

Schweitzer.<br />

Das alte Schulhaus am Kirchplatz wird an Schreinermeister<br />

Konrad Bang verkauft.<br />

Die neue Turnhalle in der Ludwigstraße wird am 8. November<br />

eingeweiht. Die Stadt beschafft eine fahrbare<br />

Feuerwehrleiter.<br />

Am 5. September verleiht Großherzog Ludwig III. von Hessen<br />

dem Friedberger Schmied Conrad Häuser (* Hausen 1.<br />

Okt. 1830) den Verdienstorden „Das Silberne Kreuz“ aufgrund<br />

seiner hervorragenden hand werklichen Leistungen.<br />

Der Kriegerverein in <strong>Butzbach</strong> wird gegründet. Am 9. November<br />

wird auf Anregung des Medizinalrats Dr. Vogt<br />

aus <strong>Butzbach</strong> auch der Griedeler Kriegerverein gegründet.<br />

Die freiwillige Fortbildungsschule (seit 1849) wird am 16.<br />

Juni von der Pflicht-Fortbildungsschule abgelöst.<br />

1875: Am 18. Januar beschließt der Stadtvorstand mit<br />

Genehmigung des Ministeri<strong>um</strong>s die Gründung einer städtischen<br />

höheren Bürgerschule.<br />

Am 18. und 19. Juli findet der 7. hessische Feuerwehrtag<br />

in <strong>Butzbach</strong> statt.<br />

1876: Am 22. März gründet Lehrer Schweitzer einen Musikverein<br />

in <strong>Butzbach</strong>.<br />

Ab 3. Mai befindet sich das Büro des Mathildenstifts im<br />

Hause des Rechners Jakob Küchel in der Weiseler Straße.<br />

Mit dem Erwerb einer ersten Stepp- und einer Stanzmaschine<br />

legt Jakob R<strong>um</strong>pf den Grundstein der industriellen<br />

Lederverarbeitung und Schuhindustrie in <strong>Butzbach</strong>.<br />

Die „Hausberg-Gesellschaft“ nennt sich nun „Hausberg-<br />

und Verschönerungsverein“.<br />

Am 12. Juni ist die feierliche Eröffnung der höheren Bürgerschule<br />

in der Langgasse mit 61 Schülern in 4 Klassen<br />

für Knaben und Mädchen. Herr Buß wird Rektor.<br />

Das Haftlokal in der Färbgasse wird gebaut. Vorher waren<br />

die Gefangenenzellen im Rathaus auf dem Dachbo-


den. Das Solmser Schloß wird zur Aufnahme des Amtsgerichts<br />

wiederhergestellt.<br />

Am 13. Oktober wird ein „Fechtclub“ gegründet.<br />

Der Oberförster Dittmar wird z<strong>um</strong> Landtagsabgeordneten<br />

gewählt.<br />

Der Verlag „Wetterauer Bote“ wird von Wilhelm Weickhart<br />

übernommen.<br />

1877: Der Buchdruckerei-Besitzer Au gust Rhein aus<br />

Wetzlar übernimmt Druckerei und Verlag Moritz Kuhl<br />

(Wetterauer Bote).<br />

1878: Neubau der Ried- oder Christenmühle in Griedel.<br />

Der Bergwerksbetrieb in Münster wird eingestellt.<br />

1879: Der sogenannte Bürgersaal im Rathaus wird der<br />

katholischen Gemeinde zu Gottesdiensten überlassen.<br />

Jakob Wilhelm Küchel wird z<strong>um</strong> Bürgermeister gewählt.<br />

Am 26. Oktober wird das Amtsgericht aus dem Rathaus<br />

in das erneuerte Solms-Licher Schloß verlegt.<br />

Der Gesangverein „Liederkranz“ in Pohl-Göns wird gegründet.<br />

Am 4. Dezember verursachen spielende Kinder einen<br />

Großbrand in der Froschau.<br />

1880: Ein Armenverein wird gegründet.<br />

Die katholische Kapelle in der Griedeler Straße wird am<br />

24. Oktober eingeweiht; Pfarrer Ambos ist der erste katholische<br />

Pfarrer.<br />

Eine elektrische Beleuchtung wird z<strong>um</strong> ersten Mal beim<br />

2. Lahntalsängerbundfest auf dem Viehmarkt ausprobiert.<br />

Andreas Jakob Tröster beginnt mit der Produktion von<br />

Göpeln und Schrotmühlen in Griedel.<br />

1881: Die Schule in Kirch-Göns wird zweiklassig.<br />

1882: Ein Radfahrclub wird in Butz bach ge gründet.<br />

Der Bau einer Nebenbahn <strong>Butzbach</strong> – Rockenberg – Lich<br />

– Laubach wird erwogen.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Am 2. Juni fordert das Kreisamt die Gemeinde Hausen<br />

auf, das höchst baufällige Hirtenhaus auf der Oes alsbald<br />

zu beseitigen. Von einer Versteigerung des Ba<strong>um</strong>aterials<br />

sei abzusehen, da der Erlös die Kosten nicht decken werde.<br />

1883: Ein Kirchenchor der Markuskirche wird von W.<br />

Schweitzer gegründet.<br />

Es gibt eine Dienstaggesellschaft in <strong>Butzbach</strong>.<br />

Am 6. Juni ist in <strong>Butzbach</strong> z<strong>um</strong> ersten Mal ein Velociped<br />

zu sehen; aus Niederrad kommend, wollte der Radfahrer<br />

nach Hamburg.<br />

1884: Dr. Vogt wird an Stelle des nach Romrod versetzten<br />

Forstmeisters Dittmer z<strong>um</strong> Landtagsabgeordneten<br />

gewählt (bis 1890).<br />

Ein gemischter Chor wird in <strong>Butzbach</strong> gegründet. Dirigent<br />

wird W. Schweitzer.<br />

An Weihnachten stürzt das Münsterer Silberbergwerk<br />

ein.<br />

1885: Bismarcks 70. Geburtstag wird wie ein Nationalfest<br />

gefeiert (Festbankett, Bismarckspende).<br />

Im August stürzt ein Teil der Stadtmauer beim Abbruch<br />

eines Hauses am Viehmarkt ein. Dies gibt der Stadt den<br />

Anlass, die übrigen Häuser an der Stadtmauer zu kaufen<br />

und abzubrechen.<br />

Eine Reithalle für die Garnison wird auf dem Viehmarktplatz<br />

gebaut. An der Rückseite der Halle wird ein Steigturm<br />

errichtet, der zur Ausbildung der Feuerwehr dienen<br />

soll.<br />

1886: Rektor Tasche übernimmt die Leitung der höheren<br />

Bürgerschule.<br />

Am 25. Juli findet der 8. oberhessische Feuerwehrtag in<br />

<strong>Butzbach</strong> statt.<br />

Am 18. Oktober werden Dr. Emil Vogt und Wilhelm Joutz<br />

in den Gemeinderat gewählt.<br />

45


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1887: Dr. Emil Vogt befürwortet im Landtag mit Erfolg<br />

die Erbauung einer Zellenstrafanstalt. 1 100 000 Mark<br />

werden dafür bewilligt.<br />

Ein Kuratori<strong>um</strong> für die Errichtung einer Realschule wird<br />

gebildet.<br />

Das Rathaus wird frisch gestrichen, beschiefert und innen<br />

<strong>um</strong>gebaut. Der Zeichensaal im Rathaus wird der isrealitischen<br />

Gemeinde z<strong>um</strong> Gottesdienst überlassen.<br />

Am 8. und 9. Juni findet der 17. hessische Feuerwehrtag<br />

in <strong>Butzbach</strong> statt.<br />

Am 1. Oktober wird die Haltestelle Ostheim an der Main-<br />

Weser-Bahn eröffnet.<br />

1888: Im März grassiert eine Diphterie-Epidemie; in Nieder-Weisel<br />

sterben 27 Kinder.<br />

Am 10. März wird ein Zweigverein vom Roten Kreuz mit<br />

einer Sanitätskolonne gegründet, da man mit einem<br />

Krieg rechnet. Dr. Emil Vogt wird 1. Vorsitzender.<br />

Zu Ostern beginnen zwei junge Lehrer in der <strong>Butzbach</strong>er<br />

Realschule ihren Unterricht, die auch viel z<strong>um</strong> Kulturleben<br />

der Stadt beitragen werden. Albert Wamser wird als Förderer<br />

des Turnens bekannt. Eduard Otto ordnet die mittelalterlichen<br />

Stadtrechnungen und forscht über <strong>Butzbach</strong>er<br />

Geschichte.<br />

Es finden Grabungen am Römerkastell statt (Hofrat und<br />

Streckenkommissar Kofler).<br />

Bürgermeister J. W. Küchel wird einhellig wiedergewählt.<br />

Der Kirchturm in Nieder-Weisel wird wiederhergestellt<br />

(Jahreszahl am Turm).<br />

Der Männerchor 1888 Nieder-Weisel, Vorgänger des Gemischten<br />

Chors „Frohsinn“, wird gegründet.<br />

Am 26. November wird der Geburtstag Kaiser Wilhelms<br />

II. z<strong>um</strong> ersten Mal nach seiner Thronbesteigung mit Theater<br />

und Musik gefeiert. Begleitet wird dieses Fest mit<br />

patriotischen Gedichten aus der Feder August Storchs.<br />

Das Postamt wird am 1. Dezember in das von L. Kreh erbaute<br />

Haus in der Weiseler Straße verlegt (an die Post<br />

verpachtet).<br />

46<br />

1889: Ein höhere Mädchenschule wird in <strong>Butzbach</strong> eröffnet<br />

(Frl. Göckel und Otto Weide).<br />

In diesem Jahr wird mit den Kanalisations- und Wasserleitungsarbeiten<br />

angefangen. Alte Leitungen wurden bereits<br />

1844 mangelhaft repariert.<br />

Die Arbeiten für die Verlegung der Wasserleitungen und<br />

Kanalisation werden an die Firma Leister aus Kassel vergeben<br />

und begonnen.<br />

Eine Allee nach dem Zipfen wird auf Initiative des Verkehrs-<br />

und Wandervereins (Taunusklub) gepflanzt.<br />

Der „Wetterauer Obstverein“, Vorläufer des heutigen<br />

Obst- und Gartenbauverbandes Wetteraukreis, und ein<br />

<strong>Butzbach</strong>er Zweigverein werden gegründet.<br />

Jakob R<strong>um</strong>pf IV. beginnt die mechanische Fabrikation<br />

von Schuhen. Schon 1876 wurde die 1. Nähmaschine, ab<br />

1889 die 1. Stanzmaschine in <strong>Butzbach</strong> verwendet.<br />

Eine Postagentur wird in Nieder-Weisel eingerichtet (Bürgermeister<br />

Krausgrill).<br />

1890: Die Wasserleitung in <strong>Butzbach</strong>, und teilweise auch<br />

die Kanalisation, werden fertiggestellt. Die erste Übung<br />

der freiwilligen Feuerwehr an den Hydranten findet statt.<br />

Der Bau der Strafanstalt wird begonnen. Bürgermeister<br />

J. W. Küchel stirbt am 18. Mai (gewählt 1879). Am 17. Juli<br />

wird der Beigeordnete Wilhelm Joutz für 9 Jahre z<strong>um</strong><br />

Bürgermeister gewählt.<br />

Ein Judenbad (Mikwa) in Griedel wird wahrscheinlich in<br />

diesem Jahr gebaut.<br />

Der Griedeler Obst- und Gartenbauverein wird am 7. Dezember<br />

gegründet; Vorsitzender wird Bürgermeister Julius<br />

Fenchel.<br />

1891: Die höhere Bürgerschule wird nach Ausbau und<br />

erster Reifeprüfung als staatliche Realschule anerkannt.<br />

Hermann Jäger ist bis 1903 ihr Leiter.<br />

Bei der Landtagswahl wird Dr. Emil Vogt erst bei der<br />

zweiten Wahl (1891) für 6 Jahre wiedergewählt.<br />

Die Kanalisation wird fertiggestellt.<br />

Die Allee nach dem Zipfen wird verlängert; die Bä<strong>um</strong>e<br />

werden auf Initiative von Mitgliedern des Hausberg- und


Verschönerungsvereins (Taunusklub) gepflanzt. Der „Euresturm“<br />

(Eulenturm) an der Badbrunnengasse wird niedergelegt,<br />

da er baufällig geworden ist.<br />

Andreas Jakob Tröster verlegt seine Fabrik landwirtschaftlicher<br />

Maschinen (gegr. 1880) von Griedel nach<br />

<strong>Butzbach</strong>.<br />

Vom 8. bis 10. August werden Festplatz und Festhalle<br />

beim 19. Turnfest durch die Firma Montanus aus Frankfurt<br />

mit elektrischer Beleuchtung versehen.<br />

Das Gasthaus Wilhelmshöhe wird durch Wilhelm Steinhäuser<br />

eröffnet.<br />

Es finden Experimentalvorträge des Direktors Hermann<br />

Jäger über die Elektrizität statt.<br />

Das Gemeindebackhaus von Hausen wird gründlich erneuert.<br />

Der Turnverein Kirch-Göns wird gegründet.<br />

1892: Am 12. Februar beschließt die 2. Kammer, dass die<br />

Regierung das Projekt einer Nebenbahn <strong>Butzbach</strong> - Lich<br />

prüfen soll.<br />

Am 15. April wird die freiwillige Feuerwehr in Griedel<br />

gegründet.<br />

Der <strong>Butzbach</strong>er Radfahrerklub „All Heil“ wird gegründet.<br />

Die Schule an der Hauptstraße in Kirch-Göns wird errichtet.<br />

1893: Die mitteleuropäische Einheitszeit (MEZ) wird eingeführt.<br />

Die Uhren werden 25 Minuten vorgestellt (mittlere<br />

Sommerzeit des 15. Längengrades von Greenwich).<br />

Das Jahr ist außerordentlich trocken und die Landwirtschaft<br />

erleidet großen Schaden.<br />

C. J. Melchior stattet seine Brauereianlage am<br />

Schrenzer mit elektrischen Lichtbogenlampen aus (Volksmund<br />

„Biersterne“).<br />

Die Stadtmauer in der Korngasse und Amtsgasse wird<br />

durchgebrochen.<br />

Am 18. Juni brennen in Nieder-Weisel fünf Hofreiten ab.<br />

Dabei wird auch das Dach der Kirche in Mitleidenschaft<br />

gezogen. Wegen Wassermangel müssen Fuhrwerke mit<br />

Fässern voll Wasser aus <strong>Butzbach</strong>, Griedel, Rockenberg,<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Gambach und Münzenberg zur Brandbekämpfung eingesetzt<br />

werden.<br />

In Fauerbach v.d.H. wird die Freiwillige Feuerwehr gegründet.<br />

Am 28. Dezember wird die Freiwillige Feuerwehr Nieder-<br />

Weisel gegründet.<br />

1894: Am 2. Juli wird die fertige Zellenstrafanstalt an Direktor<br />

Clement übergeben.<br />

Z<strong>um</strong> ersten Mal sieht man in <strong>Butzbach</strong> am 16. Februar einen<br />

sogenannten Motorenwagen mit einem Benzinmotor<br />

von der Motorenfabrik Benz in Mannheim mit Tempo<br />

20 km/std durch die Stadt fahren.<br />

Direktor Hermann Jäger wird Vorsitzender des Volksbildungsvereins.<br />

Der Vorstand ruft zu einer Ausstellung von<br />

Altertümern und zur Gründung eines „Lokalmuse<strong>um</strong>s“<br />

auf.<br />

1895: Eine Ausstellung von Altertümern und Trachten<br />

von <strong>Butzbach</strong> und Umgebung findet im Gasthaus „Hessischer<br />

Hof“ vom 1. bis 9. Januar statt.<br />

Z<strong>um</strong> 80. Geburtstag Bismarcks wird am 1. April eine Bismarckeiche<br />

aus dem „Sachsenwald“ feierlich ge pflanzt.<br />

Der Bismarckhain wird am Tage vorher eingeweiht. Mit<br />

Bildern bemalte Kürassierstiefel werden Bismarck von<br />

seinen <strong>Butzbach</strong>er Anhängern geschenkt. In Ostheim findet<br />

zu Ehren Bismarcks ein festlicher Umzug statt. Hier<br />

wird eine Linde gepflanzt.<br />

Die Stadtmauer in der Hirschgasse wird durchgebrochen.<br />

Die 3. Schwadron der Dragonergarnison verlässt am 29.<br />

September die Stadt und wird in Darmstadt mit dem Regiment<br />

vereinigt.<br />

1896: Im Volksbildungsverein hält Hermann Jäger einen<br />

Vortrag über Röntgenstrahlen.<br />

Die Regierung erteilt am 21. Februar einer Kleinbahnbaugesellschaft<br />

die Konzession z<strong>um</strong> Bau und Betrieb der Nebenbahn<br />

<strong>Butzbach</strong> – Lich – Grünberg.<br />

Der letzte Teil des Löwengrabens (Stadtgraben) wird von<br />

der Stadt an Robert Schmidt verkauft.<br />

47


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Die verlängerte Bahnhofstraße wird „Bismarckstraße“<br />

benannt. Die Stadtmauer in der Guldengasse wird durchbrochen.<br />

Am 5. Juni findet der erste Kreisfeuerwehrtag in <strong>Butzbach</strong><br />

statt.<br />

Am 22. August verläßt die 4. Eskadron <strong>Butzbach</strong> und wird<br />

z<strong>um</strong> Übungsplatz bei Darmstadt überstellt und bleibt<br />

dann beim Regiment (Abschiedsfeiern unter Major Ro -<br />

choll).<br />

Am 14. Oktober wird bei der Landtagswahl Wilhelm<br />

Joutz mit 21 Wahlmännerstimmen gewählt.<br />

Am 30. und 31. August ist das letzte Kirchweihfest im<br />

Zipfen und auf der „Wilhelmshöhe“. Es soll nach einem<br />

Stadtratsbeschluss nicht mehr stattfinden.<br />

Die Molkereigenossenschaft Ostheim/Nieder-Weisel<br />

wird gegründet.<br />

1897: Die Häuser in <strong>Butzbach</strong> sollen neue N<strong>um</strong>mern erhalten,<br />

jede Straße für sich abgeschlossen.<br />

Am 22. März findet in <strong>Butzbach</strong> eine Erinnerungsfeier anlässlich<br />

des 100. Geburtstages Kaiser Wilhelms I. statt.<br />

Am 1. April findet der Einzug des 1. Bataillons des neuformierten<br />

Inf. Reg. Nr. 168 unter Major Dommerich (19<br />

Offiziere, 500 Unteroffiziere und Mannschaften) statt.<br />

Die Schuhfabrik J. R<strong>um</strong>pf wird am Neuen Weg erbaut<br />

(der große Anbau wird erst 1932 errichtet).<br />

Ende des Jahres wird ein Elektrizitätswerk errichtet, in<br />

dem durch eine Lokomobile und eine Dynamomaschine<br />

der Strom selbst erzeugt wird.<br />

Erster Autobesitzer in der Wetterau wird der Fabrikant<br />

Tröster in <strong>Butzbach</strong>.<br />

Ein Haus in der Taunusstraße wird von Seekatz gebaut.<br />

Die „<strong>Butzbach</strong>er Zeitung“ wird im Dezember durch Konrad<br />

Schneider gegründet.<br />

Ein Bundessängerfest findet in Ostheim statt.<br />

Ein „Obst- und Gartenbauverein“ Ostheim wird gegründet.<br />

48<br />

1898: Ein Altertümer- und Trachtenmuse<strong>um</strong> wird am 13.<br />

Februar in der Langgasse eröffnet. Beschließer wird K.<br />

Felsing.<br />

<strong>Butzbach</strong> ist die erste Stadt in Oberhessen, die elektrisches<br />

Licht in den Häusern und auf den Straßen hat<br />

und über elektrische Kraft verfügt. Zunächst reicht eine<br />

Dampflokomobile mit einem Gleichstromgenerator.<br />

Die Leimfabrik der Gebrüder Grüninger wird am 15. Mai<br />

zur Einhäuser Mühle verlegt.<br />

Ein Stadt-Fernsprechamt wird am 25. Mai eingerichtet.<br />

Eine Oberhessische Industrie- und Gewerbeausstellung<br />

als Leistungsschau des <strong>Butzbach</strong>er Gewerbes findet vom<br />

11. August bis 12. September statt: Aus diesem Anlass<br />

stellt das Muse<strong>um</strong> ein Bauernhaus aus; 1500 Mark Überschuß<br />

gehen an das Muse<strong>um</strong>.<br />

Die Turnhalle mit einem Vereinshaus in den so genannten<br />

Küchengärten ist am 6. Oktober fertiggestellt. Die als<br />

baufällig erklärte alte Turnhalle wird vom Bauunternehmer<br />

Kreh erworben und in ein Doppelwohnhaus <strong>um</strong>gebaut<br />

(an der Neuen Straße).<br />

Die Handelskammer Friedberg wird gegründet.<br />

Eine Postagentur wird in Ostheim errichtet.<br />

1899: Am 27. Juli ist Bürgermeisterwahl. Wilhelm Joutz<br />

wird mit 244 Stimmen gegen 165 Stimmen für Bernhard<br />

Küchel für 9 Jahre gewählt. Direktor Hermann Jäger tritt<br />

aus dem Stadtrat aus.<br />

Die Nachbildung eines römischen Wachtturms wird auf<br />

Veranlassung von Direktor Hermann Jäger auf dem<br />

Schrenzer errichtet.


Zweite Nachbildung<br />

des<br />

hölzernen<br />

Wachtturms<br />

auf dem<br />

Schrenzer bei<br />

<strong>Butzbach</strong><br />

Erste Nachbildung eines römischen hölzernen Wachtturms<br />

1899 auf dem Schrenzer bei <strong>Butzbach</strong> auf der originalen<br />

Plattform. Erbaut auf Anregung von Hermann<br />

Jäger.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Jugendliche des Turn- und Sportvereins <strong>Butzbach</strong> auf<br />

der Gallerie der zweiten Nachbildung<br />

Die römischen Anlagen auf dem Schrenzer 2003: Holzturm,<br />

Palisade, Wall und Graben.<br />

49


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1900: Am 1. 4. wird der Verlag des „Wetterauer Boten“<br />

von K. Schneider mit der „<strong>Butzbach</strong>er Zeitung“ durch<br />

Kauf vereinigt.<br />

Am 4. Juli wird der Turnverein Nieder-Weisel gegründet.<br />

Am 2. Oktober wird der Geschichtsverein <strong>Butzbach</strong> gegründet.<br />

Vorsitzender wird Direktor Hermann Jäger,<br />

Schriftführer August Storch, Rechner O. Weide.<br />

Ein Gehöft aus der Hallstattzeit (6./5. Jahrh. v. Chr.) wird<br />

durch W. Soldan im Zipfen aufgedeckt.<br />

Am 10. Oktober legt Wilhelm Joutz sein neues Bürgermeisteramt<br />

nieder; Bernhard Küchel IV. wird für 9 Jahre<br />

gewählt.<br />

A. Wamser führt das Frauenturnen ein.<br />

Die Ostheimer Markwaldanteile werden verkauft und eine<br />

erste Flurbereinigung eingeleitet.<br />

1901: Die „Wilhelmshöhe“ wird für 11500 Mark an die<br />

Brauerei Melchior verkauft.<br />

Die Brauerei Neidhard wird von Melchior gekauft.<br />

Die Farbenfabrik (Inh. Herrmann Küchel) wird an Patz<br />

verkauft.<br />

Die neue Schuhfabrik Jakob R<strong>um</strong>pf & Söhne wird am 10.<br />

Oktober an der Ludwigstraße in Betrieb genommen.<br />

Der „Neue Weg" wird „Ludwigstraße" benannt.<br />

Das Elektrizitätswerk wird durch das Maschinen- und<br />

Kesselhaus neben dem Akk<strong>um</strong>ulatorenra<strong>um</strong> erweitert.<br />

Davor stand hier das im Jahr 1823 erbaute städtische<br />

Brauhaus, das bis 1850 in Betrieb war.<br />

Am 12. April wird „Hügel IV“ der hallstattzeitlichen Hügelgrabgruppe<br />

im Zipfen ausgegraben.<br />

Der Turnverein „Frisch-Auf" von Pohl-Göns wird gegründet.<br />

1902: Der Gesangverein „Harmonie“ löst sich am 15. Januar<br />

auf. Das Vereinskapital von 100 Mark wird dem Kirchenbaufonds<br />

übergeben.<br />

Direktor Hermann Jäger wird nach Offenbach an die<br />

Oberrealschule versetzt. Dr. Krag tritt an seine Stelle.<br />

50<br />

20. Jahrhundert<br />

Am 15. April wird die <strong>Butzbach</strong>-Licher Eisenbahn-Aktiengesellschaft<br />

gegründet. Vorsitzender wird Wilhelm Joutz<br />

mit 19 Stimmen (Fenchel, Griedel, 12 Stimmen) und für 6<br />

Jahre gewählt. Er befürwortet die Zusam menarbeit von<br />

Stadt und Land.<br />

Ein neues Bankgebäude des Mathildenstifts wird am 13.<br />

Dezember in der Bismarckstraße eröffnet.<br />

Ein Spritzenhaus (Turm mit Gerätehalle) wird neben der<br />

Reithalle erbaut. Das alte Gebäude wird zu einem Elektrizitätswerk<br />

<strong>um</strong>gebaut.<br />

Am 15. Dezember bekommt Kirch-Göns eine Haltestelle<br />

an der Main-Weser-Bahn.<br />

Nachdem das „Seechen" in Ostheim zugeschüttet ist,<br />

baut man an der Stelle die neue Schule mit Wohnungen<br />

für zwei Lehrer. Daneben entstehen Turn- und Sportplatz<br />

auf dem ehemaligen See.<br />

1903: Im Januar werden bei einem Großbrand 5 Scheunen<br />

in der Nieder-Weiseler Hintergasse vernichtet.<br />

Das Muse<strong>um</strong> wird am 4. Juli durch Vertrag vom Geschichtsverein<br />

der Stadt übergeben.<br />

Am 11. Oktober widmet August Storch dem Gasthaus<br />

„Eule“ in seiner <strong>Chronik</strong> ein Gedicht mit dem Titel „Lob<br />

der Eule“.<br />

Die Markuskirche wird über 2 Jahre lang renoviert. Dabei<br />

werden die großen bunten Glasfenster im Jugendstil gestiftet.<br />

1904: Am 28. März wird die Bahnstrecke <strong>Butzbach</strong> – Lich<br />

mit einer ersten Fahrt nach Lich in Betrieb genommen.<br />

Am 23. Oktober wird die Markuskirche nach Renovierungsarbeiten<br />

(seit 1903) neu eingeweiht.<br />

Am Gasthaus „Zur alten Post“ wird das Fachwerk aufgedeckt.<br />

Der Radfahrverein „Germania“ Nieder-Weisel wird gegründet.


Die Firma A. W. Heil, die Teigwaren herstellt („Wetterauer<br />

Eiernudeln"), wird gegründet.<br />

1905: Die neue Glocke für die Markuskirche wird eingeholt.<br />

Z<strong>um</strong> 100. Todestag von Friedrich Schiller findet eine Aufführung<br />

des Schauspiels „Die Glocke" mit Laiendarstellern<br />

statt.<br />

Heinrich Müller übernimmt die Gast stätte Fett mit deren<br />

Kelterei in Ost heim.<br />

1906: Im Rahmen des deutschen Vereins für ländliche<br />

Heimat-, Wohlfahrts- und Kunstpflege findet ein Trachtenfest<br />

statt. Ein Zweigverein <strong>Butzbach</strong> wird gegrün det.<br />

Hauptfesttag ist der 17. Juni (Trachtenzug, Festspiel „Lieb<br />

Heimatland" von August Storch).<br />

In Hoch-Weisel wird eine neue Wasserleitung fertiggestellt<br />

und die Flurbereinigung beendet.<br />

1907: Im März findet eine Feier anlässlich des 200. Geburtstags<br />

von Paul Gerhard in <strong>Butzbach</strong> statt.<br />

Das Heimatmuse<strong>um</strong> wird am 16. Juni in der wiederhergestellten<br />

Mi cha eliskapelle anlässlich der 2. Tagung des<br />

hessischen Vereins für ländliche Heimat-, Wohlfahrts-<br />

und Kunstpflege eröffnet.<br />

Die Eisengießerei in der Fabrik A. J. Tröster wird neu gebaut.<br />

Ein Forsthaus wird von der Stadt errichtet.<br />

Kaiser Wilhelm II. besichtigt die Komturkirche in Nieder-<br />

Weisel.<br />

Erstes Telefon in Hausen.<br />

1908: Bei der Landtagswahl stimmen 24 Wahlmänner für<br />

Wilhelm Joutz, 5 für Fenchel aus Ober-Hörgern. Es ist wenig<br />

Wahlinteresse, da vielen das seitherige Wahlverfahren<br />

zuwider ist.<br />

In Nieder-Weisel findet ein großes Missionsfest statt.<br />

Der TSV Ostheim wird gegründet.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1909: Der Hausberg- und Verschöner ungsverein wird am<br />

1. Januar Zweigverein des Taunusklubs.<br />

Im April finden mehrere Aufführungen des Schauspiels<br />

„Alt-Heidelberg" mit Laiendarstellern statt.<br />

Die Nebenbahn Griedel – Bad Nauheim wird am 1. Mai<br />

eröffnet, die Strecke Lich – Grünberg wird am 15. Juli in<br />

Betrieb genommen.<br />

Am 1. September fliegt der Zeppelin III über <strong>Butzbach</strong>.<br />

Bei den Bürgermeisterwahlen am 14. September stimmen<br />

247 für Wilhelm Joutz und 212 für Bernhard Küchel.<br />

Aus Mitteln des Klausenfonds baut man in Hoch-Weisel<br />

ein Schwesternhaus, in dessen Oberstock vier Zimmer<br />

zur Aufnahme von Kranken aus den Pfarreien Hoch-Weisel,<br />

Ostheim und Münster bereitstehen, die den Bezirk<br />

des Klausenstifts bildeten. Die beiden Schwestern stellt<br />

der hessische Diakonie-Verein. Marianne Klarmann und<br />

Emilie Eck sind die ersten Schwestern überhaupt, die der<br />

erst einige Jahre zuvor gegründete Verein zur Gemeindepflege<br />

aussendet. Die Station bestand bis in die 70er Jahre.<br />

1910: Die Wahl von Wilhelm Joutz wird wegen seines<br />

Konkurses und wegen Überschuldung nicht bestätigt.<br />

Der bisherige Beigeordnete Flach wird am 24. Januar<br />

z<strong>um</strong> Bürgermeister gewählt. Damit ist das über ein Jahr<br />

bestehende Interregn<strong>um</strong> beendet.<br />

Der Vogelsberger Höhenclub wird am 1. Februar gegründet.<br />

Am 4. März wird der Verein für Rasenspiele (VfR) in<br />

<strong>Butzbach</strong> gegründet.<br />

Am 1. April zerspringt die große Glocke der Stadtkirche<br />

beim Läuten.<br />

Die Mädchenschule wird aufgehoben, die Mädchen werden<br />

z<strong>um</strong> Teil in die Realschule übernommen.<br />

Der Buchdrucker Wittig veranlasst die Gründung einer<br />

Ortsgruppe der SPD.<br />

Ein großes Sängerfest findet in <strong>Butzbach</strong> statt.<br />

1911: Die große Glocke der Markuskirche wird am 12.<br />

April <strong>um</strong>gegossen und am 21. Juli feierlich eingeholt.<br />

51


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Nach Ablauf der Dienstzeit des jetzigen Bürgermeisters<br />

in <strong>Butzbach</strong> wird ein besoldeter für jeweils 9 Jahre angestellt.<br />

Bei der Landtagswahl am 3. November wird z<strong>um</strong> ersten<br />

Mal nach direktem und geheimem Pluralwahlrecht gewählt,<br />

und zwar Wilhelm Joutz.<br />

In Nieder-Weisel gibt es 1451 Einwohner, davon 27 Katholiken<br />

und 69 Israeliten.<br />

Eine große Flurbereinigung der Ge mar kung Fauerbach<br />

v.d.H. wird ab ge schlossen.<br />

1912: Die neue Hoch-Weiseler Schule wird auf dem Klausenhof<br />

bei der Kirche gebaut.<br />

1913: Die Kirche in Ostheim wird renoviert und die Malerei<br />

aus dem 2. Viertel des 15. Jh. wiederhergestellt. Dort<br />

wird auch eine freiwillige Feuerwehr gegründet, und eine<br />

elektrische Lichtanlage erhellt das Dorf.<br />

1914: In Europa beginnt der Erste Weltkrieg.<br />

Das Stadtarchiv wird am 7. Februar in die Michaeliskapelle<br />

überführt und geordnet.<br />

Am 22. März brennt z<strong>um</strong> ersten Mal elektrisches Licht in<br />

Nieder-Weisel.<br />

Der Neubau des Krankenhauses der Johanniter in Nieder-<br />

Weisel wird eingeweiht und dann als Lazarett be nutzt.<br />

1916: Der elektrische Strom wird nun vom Überlandwerk<br />

(Hefrag) bezogen.<br />

1917: Die alte große Glocke in <strong>Butzbach</strong>, die beiden großen<br />

Glocken in Kirch-Göns und die große Glocke in Maibach<br />

werden z<strong>um</strong> Einschmelzen für den Krieg geholt.<br />

Am 30. September findet eine Hindenburgfeier im Lustgarten<br />

z<strong>um</strong> 70. Geburtstag des Generals statt.<br />

Eine Reformationslinde wird am 31. Oktober auf dem<br />

Kirchhof vor der Stadtkirche gepflanzt.<br />

Im Winter findet aus Kohlenmangel der Gottesdienst im<br />

<strong>Butzbach</strong>er Rathaussaal statt.<br />

52<br />

Im Ostheimer „Schwan" wird ein Gefangenenlager eingerichtet.<br />

1918: Deutschland wird Republik.<br />

Am 12. November berichtet die <strong>Butzbach</strong>er Zeitung, dass<br />

der <strong>Butzbach</strong>er Arbeiter- und Soldatenrat dafür zu sorgen<br />

habe, dass „die Ordnung in der Stadt aufrechterhalten<br />

werde und die Ernährungsfrage geklärt werden müsse,<br />

da dies nicht Aufgabe der Stadt sei." Am gleichen Tag<br />

wird zur Bildung einer Bürgerwehr aufgerufen. Vorsitzender<br />

des <strong>Butzbach</strong>er Arbeiter- und Soldatenrates ist<br />

Bruno Wittig. Weitere bedeutende <strong>Butzbach</strong>er Politiker<br />

dieser Zeit sind: der Fabrikant A.W. Heil, der Schreiner<br />

Karl Schmidt, der Gerbermeister Georg Linkmann, der<br />

Rechtsanwalt Ohnacker und der Fabrikant Josef Oppenheimer.<br />

1919: Die Meguin AG wird aus Dillingen/Saar nach <strong>Butzbach</strong><br />

verlegt. 1925 wird die Meguin AG von der Bamag<br />

AG übernommen. Die Pintsch Bamag entwickelt sich<br />

z<strong>um</strong> größten Betrieb in <strong>Butzbach</strong> (ca. 2500 Arbeitnehmer),<br />

1970 aufgelöst in: <strong>Butzbach</strong>er Weichenbau GmbH,<br />

Pintsch Bamag Gastechnik GmbH, Faun-Werke, Davy Bamag<br />

GmbH (englisch), Verfahrenstechnik, Lochblech<br />

und Stanzwerk <strong>Butzbach</strong>, vormals Meguin, Schmitt und<br />

Co., gegr. 1895 in Dillingen/Saar. Frieda Wießler wurde<br />

1919/20 in das <strong>Butzbach</strong>er Stadtparlament gewählt.<br />

Die Firma Samesreuther & Co. GmbH und das Lochblech-<br />

und Stanz werk werden gegründet.<br />

1920: Am 1. April wird der <strong>Butzbach</strong>er Apotheker und<br />

Medizinalrat Dr. Emil Vogt (16.5.1848 – 20.5.1930) 23.<br />

Ehren bürger der Stadt. Er war Stadtverord neter, Mitglied<br />

des Hess. Landtags, Mitbegründer der Kriegerkameradschaft,<br />

Vorstand der örtlichen Ro ten Kreuzgruppe, u.a.m.<br />

Der Kleingartenbauverein in <strong>Butzbach</strong> wird gegründet.<br />

Z<strong>um</strong> ersten Vorsitzenden wird A.W. Heil ge wählt. Nach<br />

ihm wird Bruno Wittig Vorsitzender.<br />

Der <strong>Butzbach</strong>er Fabrikant Dreher stellt ein Gebäude in<br />

Bodenrod für ein Kinderheim zu Verfügung.


1921: Das Erdgeschloß des Gasthauses „Z<strong>um</strong> goldenen<br />

Löwen" wird von der Mitteldeutschen Creditbank <strong>um</strong>gebaut.<br />

Am 16. und 17. Juli wird das 600jährige Stadtjubilä<strong>um</strong> gefeiert<br />

(Historische Ausstellung, Festschrift).<br />

1450 Mitarbeiter werden von der Meguin AG beschäftigt,<br />

1923 sind es bereits 2500. Man spricht stolz von <strong>Butzbach</strong><br />

als „kleinem Essen".<br />

Der im 3. Reich im Widerstand agierende Adolf Reichwein<br />

unterhält ein Bauern-Arbeiter-Studentenlager in<br />

Bodenrod, <strong>um</strong> die sozialen Barrieren niederzureißen.<br />

Über <strong>Butzbach</strong> schreibt der Schriftsteller Hermann Siegfried<br />

Rehm: „Die <strong>Butzbach</strong>er von ehedem scheinen ein<br />

lustiges und bewegliches Völkchen gewesen zu sein, bei<br />

denen namentlich der Tanz eine große Rolle spielte..."<br />

Der Schützenverein und der Sportverein Nieder-Weisel<br />

werden gegründet.<br />

1922: Das Ehrenmal der Gefallenen auf dem Friedhof in<br />

Nieder-Weisel wird eingeweiht.<br />

1923: Die Brauerei Melchior wird mit der Brauerei Ihring<br />

vereinigt.<br />

Die neue Stadtschule wird eingeweiht.<br />

Am 4. Juli wird die Kapelle der Freiwilligen Feuerwehr in<br />

<strong>Butzbach</strong> gegründet. Durch die fortschreitende Inflation,<br />

wird viel Geld für den Instr<strong>um</strong>entenankauf benötigt. Es<br />

kommen insgesamt 244 Billionen, 100 Milliarden Reichsmark<br />

zusammen.<br />

Die neue Werkschule der Firma Meguin-AG nimmt am<br />

18. Oktober den Unterricht auf. Die Schule wird am 30.<br />

März 1926 geschlossen.<br />

1924: Die Herrel-Wollweberei wird ge gründet.<br />

Am 28. März wird der Hexenturm an eine Nerother Wandervogelgruppe<br />

als Treff übergeben. Die Gruppe wird<br />

1928 aufgelöst und der Turm geht an eine evangelische<br />

Jugendgruppe. 1933 zieht dort die Hitlerjugend ein.<br />

Der Radfahrverein in Kirch-Göns wird gegründet.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1925: Die Vereinsbank wird gegründet. Der Betrieb läuft<br />

zunächst im Hause Eiff.<br />

Die August-Storch-Hütte auf dem Schrenzer wird eingeweiht.<br />

1926: Die ersten <strong>Butzbach</strong>er Abiturienten werden am 4.<br />

März von der Schule entlassen. Die Oberrealschule bekommt<br />

den Namen Weidigschule.<br />

Die Grundsteinlegung zu einer Synagoge findet am 14.<br />

April statt und schon am 20. August die Einweihungsfeier;<br />

der Betsaal im Rathaus wird aufgegeben.<br />

Am 4. Juli ist die feierliche Einholung der neuen großen<br />

Glocke, der „Gedächt nisglocke".<br />

Im September wird die Vereinsbank in den „Löwen“ verlegt,<br />

das Geschäftsvol<strong>um</strong>en der Zweigstelle der Mitteldeutschen<br />

Kreditbank wird übernommen.<br />

Die <strong>Butzbach</strong>er Schleifmittelwerke August Wenzel werden<br />

gegründet.<br />

1927: Das Rathaus-Fachwerk wird freigelegt. Der „Löwe"<br />

wird im Fachwerk wiederhergestellt.<br />

Am 10. Oktober ist die Einweihung des neu errichteten<br />

Marktbrunnens.<br />

1928: Die <strong>Butzbach</strong>er Geschichts- und Heimatblätter<br />

werden (bis Okt. 1940) von Professor Horst als Beilage<br />

zur „<strong>Butzbach</strong>er Zeitung" herausgegeben.<br />

Die Wetzlarer Straße wird asphaltiert.<br />

Am 14. Juli wird ein Weidig-Denkmal auf dem Schrenzer<br />

eingeweiht. Neben Weidig sind auch Reliefs von den<br />

Reichspolitikern Matthias Erzberger, Friedrich Ebert und<br />

Walter Rathenau angebracht worden.<br />

Betreiber des Denkmals waren vor allem Mitglieder der<br />

örtlichen Gruppe der SPD-nahstehende Marschtruppe<br />

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold und deren Verbindungsmann<br />

zur Schupo August Lauriolle (1933-1945 in Südfrankreich<br />

im Exil)<br />

53


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1929: Am 29. Juni wird der Gedenkstein für die Dragonergarnison<br />

1818-1897 in Gegenwart des Großherzogs<br />

Ernst Ludwig eingeweiht.<br />

In Griedel findet ein Verbandsfest des Bezirks <strong>Butzbach</strong>-<br />

Bad Nauheim der Kriegerkameradschaft „Hassia" am 7.<br />

und 8. Juli statt.<br />

1930: Am 1. Juli und 10. August fliegt über <strong>Butzbach</strong> und<br />

Umgebung das Luftschiff Graf Zeppelin.<br />

Ein großes Baseler Missionsfest findet in Nieder-Weisel<br />

statt.<br />

Der Musikverein Hoch-Weisel wird am 25. November<br />

gegründet.<br />

1931: Die Pfarrstelle Kirch-Göns wird mit Pohl-Göns vereinigt.<br />

1932: Der 38jährige Heinz Scheller wird am 1. August<br />

Bürgermeister in <strong>Butzbach</strong>.<br />

132 Personen zählen zur jüdischen Gemeinde in <strong>Butzbach</strong>.<br />

1933: Ernennung Adolf Hitlers z<strong>um</strong> Reichskanzler am 30.<br />

Januar: Ein Terrorregime wird aufgebaut.<br />

Z<strong>um</strong> 1. Oktober werden die Vereine „Or pheus" (1838)<br />

und „Eintracht" (1905) zu „Vereinigte Männerchöre<br />

Orpheus-Eintracht".<br />

Die Weidigschule wird zu Ehren von Prof. Dr. Ferdinand<br />

Werner, Lehrer an der Weidigschule von 1910–1933, der<br />

am 13. März 1933 erster nationalsozialistischer Staatspräsident<br />

von Hessen wird, von 1933–1945 Weidig-<br />

Werner-Oberrealschule genannt.<br />

1934: <strong>Butzbach</strong> wird wieder Garnisonsstadt.<br />

Die frühere Gewerbe- und Landwirtschaftsbank, zuletzt<br />

Volksbank genannt, wird mit der Vereinsbank verschmolzen<br />

(im Mai).<br />

1935: Heinz Scheller wird am 1. Februar als Bürgermeister<br />

nach Oppenheim versetzt, er gehört der SA und<br />

54<br />

NSDAP seit 1933 bis 1945 an. Nachfolger: Der Nationalsozialist<br />

und Ortsgruppenleiter Richard Mörschel.<br />

Der Reinerlös des „Deutschen Abends" der "Weidig-<br />

Werner-Schule" vom 9. Februar im Deutschen Hof fließt<br />

dem Winterhilfswerk zu.<br />

1936: Die Verfolgung <strong>Butzbach</strong>er Bürger jüdischen Glaubens<br />

bewirkt, dass die jüngeren Familien auswandern,<br />

dass Studenten ihr Studi<strong>um</strong> aufgeben müssen und die<br />

Kinder dürfen ab dem 2. März 1938 nicht mehr in die<br />

<strong>Butzbach</strong>er Schulen gehen.<br />

Das Reich erwirbt am 5. April Gelände in Kirch-Göns für<br />

einen Flugplatz. Erst 1941 werden alle ehemaligen Besitzer<br />

entschädigt. Bei der Rodungsarbeit am Flugplatz werden<br />

mehr als 30 Hügelgräber aus der Hallstattzeit gefunden.<br />

Beim Bau der Autobahn werden beim Planieren der Fläche<br />

bei der Autobahnbrücke bei Griedel von km 45,325 bis<br />

km 45,465 Siedlungsstellen der Bandkeramiker untersucht<br />

und dok<strong>um</strong>entiert; nach der geborgenen Keramik gehört<br />

das frühneolithische Wohngebiet in die Stufe „Flomborn":<br />

<strong>um</strong> 5500 v. Chr.<br />

1937: Am 28. Februar findet eine Gedenkfeier z<strong>um</strong> 100.<br />

Todestage Weidigs im Hotel „Hessischer Hof" statt.<br />

Am 12./13. Juni wird das erste Weidigbergfest, verbunden<br />

mit der Einweihung des Weidiggedenksteins gefeiert.<br />

Am Totensonntag wird das Ehrenmal für die 113 im ersten<br />

Weltkrieg gefallenen Gemeindemitglieder der Markuskirche<br />

eingeweiht.<br />

1938: Die Pogrome vom 9./10. November in <strong>Butzbach</strong>:<br />

Seit der Machtübernahme Hitlers im Jahr 1933 wird es<br />

für <strong>Butzbach</strong>er Ge schäftsleute jüdischen Glaubens immer<br />

schwerer, ihrem Kaufmannsberuf nachzugehen, bis<br />

das Geschäftsleben 1938 ganz aufhört.<br />

Nach dem 10. November 1938 hat man fast alle Männer<br />

der <strong>Butzbach</strong>er jüdischen Gemeinde verhaftet.<br />

Am 14. Dezember 1938 unterschreiben Hermann Löb<br />

und Leopold Rosenblatt, beide Vorstände der <strong>Butzbach</strong>er


israelitischen Religionsgemeinde, die mittlerweile ins KZ<br />

Buchenwald deportiert wurden, den Verkauf des Grundstücks,<br />

auf dem die Synagoge gestanden hat. David Grüneba<strong>um</strong>,<br />

das dritte Vorstandsmitglied der Gemeinde,<br />

war inzwischen wieder entlassen worden und unterschreibt<br />

den Vertrag zu Hause.<br />

Das Uhrenwaren geschäft Hermann Löb, Griedeler Straße<br />

9, wird zerstört. Nach Ausschreitungen stirbt Frau Löb<br />

6 Wochen später an den Folgen eines Trittes in den Unterleib.<br />

1939: Deutschland überfällt Polen. Der zweite Weltkrieg<br />

beginnt.<br />

Das Dorf Griedel hat 884 Einwohner von denen 49%<br />

noch Landwirtschaft betreiben. In der Gemarkung befinden<br />

sich 10300 Obstbä<strong>um</strong>e.<br />

Am 28. August treten die Lebensmittelkarten und Bezugsscheine<br />

für Kohlen, Schuhe und Spinnstoffe in Kraft,<br />

am 9. September folgen Mehl- und Brotkarten.<br />

Der Lebenslauf, vor allem die Wanderjahre, des <strong>Butzbach</strong>er<br />

Hufschmieds Friedrich Grauer (1846-1937) erscheint<br />

in dem Buch „Ein fahrender Gesell" von Franz Na<strong>um</strong>ann.<br />

1940: Für Ostern 1940 gelten die Weihnachtszeugnisse<br />

von 1939, da infolge des großen Kohlenmangels nur für<br />

sehr kurze Zeit Schulunterricht stattfindet.<br />

Der Papierfabrikant und langjährige USPD/KP Abgeordnete<br />

im Stadtparlament, Josef Oppenheimer, stirbt am<br />

21. Oktober im KZ Dachau.<br />

1941: Im Januar werden die Lehrer gebeten, auf die Wintersachensammlung<br />

hinzuweisen, aber auch Skier und<br />

Schlitten sind als Spende für den Rußlandfeldzug willkommen.<br />

Lehrer, die zur Wehrmacht eingezogen worden<br />

sind, sollen mit Päckchen und Berichten vom Schulleben<br />

bedacht werden.<br />

1942: Am 15. September werden die letzten 17 Juden<br />

aus <strong>Butzbach</strong> von der Gestapo in die Vernichtungslager<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

transportiert. Frank Spiro und alle Angehörigen der Familie<br />

werden in Ausschwitz emordet.<br />

1943: Der Vorschußverein wird der Vereinsbank angeschlossen.<br />

In der Nacht vom 23. z<strong>um</strong> 24. Dezember stürzt ein amerikanisches<br />

Flugzeug bei Ostheim ab, wobei sechs Mitglieder<br />

der Besatzung den Tod finden.<br />

1944: Unter zahlreichen Fliegerangriffen sind die verlustreichsten<br />

am 26. November mit 44 Toten, 37 Schwer-<br />

und über 200 Leichverletzten; am 27. Dezember mit 8 Toten,<br />

4 Schwer- und 30 Leichtverletzten. Am 4. Dezember<br />

fällt eine Bombe in die Kirch-Gönser Taubgasse, 2 Scheunen<br />

werden zerstört. Ende Dezember wird auch der Flugplatz<br />

in Kirch-Göns durch Bomben zerstört.<br />

1945: Am 22. Februar fliegen Tiefflieger über Kirch-Göns.<br />

Die Scheune des Friedrich Binzer in der Bahnhofstraße<br />

geht in Flammen auf.<br />

Ein weiterer Fliegerangriff auf <strong>Butzbach</strong> findet am 9.<br />

März statt mit 59 Toten und vielen Verletzten.<br />

Die Konfirmation in den Kirchen verläuft wegen des<br />

Kriegs sehr ungewöhnlich. In Hoch-Weisel z.B. werden<br />

die Kinder am Mittwoch vor Ostern morgens <strong>um</strong> 6 Uhr<br />

konfirmiert.<br />

Am 22. März werden die Bahnlinie und eine Brücke über<br />

der Bahn bei Kirch-Göns bombardiert und am 24. März<br />

verlässt die Besatzung des Flugplatzes Kirch-Göns ihren<br />

Standort.<br />

Am 29. März wird <strong>Butzbach</strong> durch eine amerikanische<br />

Panzerabteilung besetzt. Gegen 10.30 Uhr werden auf<br />

Zuchthaus, Amtsgericht und Rathaus weiße Laken gehisst.<br />

Auf der „Reichsstraße 3", von Nieder-Weisel kommend,<br />

fahren Panzer der 6. US-Panzerdivision (Generalmajor<br />

Grow) in <strong>Butzbach</strong> ein. Dr. med. Mansfeld geht<br />

ihnen alleine entgegen und erwartet sie am Haus Weiseler<br />

Straße 64.<br />

55


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Am 9. April wird der Widerstandskämpfer Dr. Karl Sack,<br />

Sohn eines Nieder-Weiseler Pfarrers, im Konzentrationslager<br />

Flossenbürg hingerichtet.<br />

So genannte „unbelastete“ Bürger gründen Ortsgruppen<br />

der politischen Parteien (CDU, FDP, KPD, SPD, BHE).<br />

Der Soldatenfriedhof südwestlich von Nieder-Weisel wird<br />

mit Gefallenen belegt, die bei den Kämpfen im März <strong>um</strong>s<br />

Leben kamen.<br />

1946: Im März kommen die ersten Vertriebenen in <strong>Butzbach</strong><br />

an. In der Schlosskaserne wird ein Durchgangslager<br />

für Kriegsflüchtlinge eingerichtet; die Menschen werden<br />

von hier aus bei Bürgern in den benachbarten Dörfern<br />

untergebracht. Jede Woche kommen 4 bis 6 Güterzüge<br />

mit Vertriebenen und Flüchtlingen an.<br />

Die Schule in Kirch-Göns wird dreiklassig. Zwei Jahre später<br />

sind in der Schule vier Klassen.<br />

Auch in <strong>Butzbach</strong> und seinen Stadtteilen wird die „Entnazifizierung“<br />

durchge führt.<br />

1947: Der erste Prediger der Stadtmission (gegr. von<br />

Kaufmann Georg Dinkel) wird eingesetzt.<br />

1948: Am 20. Juni tritt die Währ ungsreform in Kraft. Es<br />

gibt eine Abwertung auf 1/10 und ein Kopfgeld von 40<br />

DM.<br />

1949: Heinz Scheller wird am 2. Mai z<strong>um</strong> Bürgermeister<br />

von <strong>Butzbach</strong> gewählt.<br />

Im 2. Halbjahr verschwinden die Lebensmittelkarten. Nur<br />

die Zuckerkarten gibt es noch bis Februar 1950.<br />

In Ostheim gibt es noch 60 landwirtschaftliche Betriebe,<br />

drei Bäckereien, drei Metzgereien, zwei Schreinereien,<br />

zwei Schuhmacherwerkstätten, eine Schmiede, einen<br />

Gartenbaubetrieb, fünf Einzelhandelsgeschäfte, drei Friseure,<br />

zwei Gastwirtschaften, die Molkereigenossenschaft,<br />

eine An- und Verkaufsgenossenschaft und eine<br />

Kelterei, die gleichzeitig der größte Betrieb im Ort ist.<br />

Gusti Staubesand wird als erste Frau der Nachkriegszeit<br />

in das Stadtparlament gewählt.<br />

56<br />

1950: Am 4. Juni wird die Freiwillige Feuerwehr Hausen<br />

gegründet.<br />

1951: Es entsteht der „ADAC Ortsclub <strong>Butzbach</strong>“<br />

1952: Die beiden neuen Flügel der Stadtschule sind vollendet.<br />

Eine Magistratsverfassung wird am 30. Mai eingeführt.<br />

Bei einem Kugelhausfonds-Vergleich erhält die Stadt 172<br />

600 m² Gelände.<br />

Die Wendelinskapelle und das Hospital gehen vertraglich<br />

in den Besitz der Stadt über.<br />

Im Herbst beginnt der Bau der Ayers Kaserne in Kirch-<br />

Göns.<br />

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr in Bodenrod und<br />

Maibach.<br />

Im Juli wird mit dem Ausbau des <strong>Butzbach</strong>er Exerzierplatzes<br />

z<strong>um</strong> Fluggelände für Segelflieger begonnen.<br />

In Griedel wird ein Karnevalsverein ge grün det.<br />

1953: Am 20. September wird die neue Glocke der Stadtkirche<br />

eingeweiht.<br />

Die katholische Pfarrkirche St. Gottfried wird am 18. Oktober<br />

geweiht.<br />

Die 1945 von den Amerikanern zwecks Panzerreparatur<br />

beschlagnahmte Firma Bamag wird freigegeben.<br />

Im Mai ziehen amerikanische Soldaten in die Kaserne am<br />

ehemaligen Flugplatz in Kirch-Göns ein.<br />

Die <strong>Butzbach</strong>-Licher-Eisenbahn beginnt mit dem Omnibusbetrieb.<br />

Die Friedhofskapelle in Nieder-Weisel wird gebaut.<br />

Das erste <strong>Butzbach</strong>er Hallen-Reit- und Fahrturnier findet<br />

statt.<br />

1954: Willi Schild kommt am 4. Januar als letzter <strong>Butzbach</strong>er<br />

Spätheimkehrer aus dem 2. Weltkrieg heim.<br />

Auf Anregung von Dr. Scheller wird am 27. März die Patenschaft<br />

über die Stadt Tepl im Sudetenland durch die<br />

Stadt <strong>Butzbach</strong> übernommen. Am 12. September ist „Tag


der Heimat" mit Zusammenkunft der Tepler Sudetendeutschen.<br />

Das Haus „Goldener Löwe" wird im Juni von der Vereinsbank<br />

gekauft, renoviert und erweitert.<br />

Am 19. Dezember ist die Glockenweihe der katholischen<br />

Pfarrkirche.<br />

Die Josephskirche und das alte Pfarrhaus werden für<br />

65000 DM an die Stadt <strong>Butzbach</strong> verkauft zur Einrichtung<br />

einer Friedhofskapelle und Leichenhalle.<br />

Eine neue Schule wird in Maibach gebaut, die nach 1972<br />

nicht mehr benutzt wird.<br />

1955: Am 12. Mai wird der Geschichtsverein für <strong>Butzbach</strong><br />

und Umgebung im „Deutschen Haus" wieder gegründet.<br />

Vom 25. bis 27. Juni findet in <strong>Butzbach</strong> der Hessische<br />

Bauerntag statt.<br />

Der Nordchor der Markuskirche wird am 16. Oktober als<br />

Gedenkhalle mit Gedenktafeln für die Gefallenen von<br />

1914/18 und einem Ehrenschrein für die Gefallenen von<br />

1939/45 eingeweiht.<br />

Z<strong>um</strong> 1. April geht die Schulträgerschaft der Berufschule<br />

von der Stadt auf den Landkreis Friedberg über.<br />

Der Schützenverein Pohl-Göns wird gegründet.<br />

1956: Das Dorfgemeinschaftshaus in Bodenrod wird gebaut.<br />

Der Personenverkehr der <strong>Butzbach</strong>-Licher-Eisenbahn auf<br />

dem Streckenabschnitt <strong>Butzbach</strong> – Oberkleen wird eingestellt.<br />

1958: Die schwedische Firma Fläkt (Lufttechnik) eröffnet<br />

in <strong>Butzbach</strong> ihre deutsche Zentrale.<br />

Die Oes erhält eine erste Stromzuleitung von Espa her.<br />

1959: Einweihung der Schrenzerschule am 1. April.<br />

Der Erweiterungsbau des Rathauses wird am 20. August<br />

seiner Bestimmung übergeben. Dazu wurden mindestens<br />

zwei mittelalterliche Fachwerkhäuser in Ständerbauweise<br />

abgerissen.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Zwei Tennisplätze werden am Zipfen geschaffen.<br />

Maibach bekommt bereits ein Schwimmbad.<br />

Am Volkstrauertag (15.11.) wird das Ehrenmal auf dem<br />

Friedhof eingeweiht.<br />

Die Flurbereinigung in Griedel wird eingeleitet.<br />

1960: Die Schuhfabrik Joutz wird vom Konzern Freudenberg<br />

übernommen.<br />

Ein Heim der Pfadfindergruppe „Dietrich von Bern" wird<br />

im Hexenturm eingerichtet.<br />

Am 1. April ist Richtfest im „Haus der Hoffnung" am Lachenweg.<br />

Am 10. Juli wird das neue Schrenzerbad eröffnet.<br />

Die Gedenktafel zur Erinnerung an die Gründung des<br />

Deutschen Sängerbundes vor 100 Jahren im Haus „Goldener<br />

Löwe" wird am 30. September enthüllt.<br />

Die Schäferei in Griedel wird aufgelöst. Damit können<br />

sich die Zwetschgenhecken, die seither den Charakter<br />

des Wingertbergs bestimmen, ausdehnen.<br />

1961: Im Frühjahr wird die Bahnstrecke <strong>Butzbach</strong> – Lich<br />

durch Omnibusse ersetzt.<br />

Am 26. August wird die neue Kreisberufsschule Friedberg-Nord<br />

(2,2 Mill. DM, Träger: Landkreis Friedberg) eingeweiht.<br />

Die „Alte Apotheke" wird modern <strong>um</strong>gebaut und am 1.<br />

Oktober eröffnet.<br />

Die Michaeliskapelle wird restauriert. Baubeginn der<br />

neuen B-3-Unterführung nach Gießen. Bauzeit 2 Jahre.<br />

Die <strong>Butzbach</strong>er Wasserleitung wird an das Wasserwerk<br />

Inheiden angeschlossen. Damit endet die Wasserknappheit<br />

bei Trockenperioden.<br />

Das Warnamt VI in Bodenrod wird bezogen.<br />

Nach dreimaliger Teilnahme an dem Wettbewerb „Unser<br />

Dorf soll schöner werden", wird Maibach Sieger.<br />

Die Ba<strong>um</strong>schule Nicolin wird gegründet.<br />

1962: Anläßlich des 100-jährigen Jubilä <strong>um</strong>s des Taunusklubs<br />

<strong>Butzbach</strong> findet der deutsche Wandertag in<br />

<strong>Butzbach</strong> statt.<br />

57


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Am 2. September wird eine Tafel auf dem Friedhof z<strong>um</strong><br />

Gedenken an die Opfer der Vertreibung von Stadt und<br />

Land Tepl enthüllt.<br />

Die Wohnhäuser von A.W. Heil und S. Einbrodt neben der<br />

ehemaligen katholischen Kirche werden abgebrochen;<br />

dort entsteht der „Verkehrsknotenpunkt C" in der Griedeler<br />

Straße. Weitere Häuser fallen den Verkehrsplanern<br />

ebenfalls z<strong>um</strong> Opfer.<br />

Die Ziegelei und Kalkbrennerei in Ebersgöns stellt nach<br />

etwa 600 Jahren ihren Betrieb ein.<br />

Der Maibacher Kegelclub „KC Gut Holz" wird gegründet.<br />

1963: Am 14. Mai ist Übergabe der <strong>Butzbach</strong>er Umgehungsstraße<br />

(B 3) nach Gießen.<br />

Der Bahnübergang Kleeberger Straße wird am 15. Mai<br />

geschlossen.<br />

Das Dorfgemeinschaftshaus in Ebersgöns wird gebaut.<br />

Die Gemeinschaftsobstanlage des Obst- und Gartenbauvereins<br />

in Griedel wird gegründet. Hier soll der überalterte<br />

Obstba<strong>um</strong>bestand in der Gemeinde durch junge<br />

Bä<strong>um</strong>e ergänzt werden.<br />

In der Ostheimer Gewann Bornhofen wird mit der Kiesförderung<br />

begonnen, die jedoch bereits 1966 wieder einstellt<br />

wird.<br />

1964: Am 30. März wird mit Reparaturarbeiten an der<br />

Markuskirche begonnen. Die Fundamente der Südmauer<br />

werden auf 2 Meter Tiefe freigelegt.<br />

In der Wendelinskapelle wird die neue Orgel mit 270<br />

Pfeifen eingeweiht (erbaut von Förster & Nicolaus, Lich;<br />

die alte Orgel war von Joh. Gg. Förster, Lich, 1860 erbaut<br />

worden). Das neue Postamt wird eingeweiht.<br />

Der katholische Kindergarten St. Martin wird eröffnet.<br />

Die Fußgänger-Unterführung Kleeberger Straße wird<br />

am 2. Oktober freigegeben; der „Eiserne Steg", die erste<br />

Überführung an der Kleeberger Straße über die Main-<br />

Weser-Bahn, hatte ausgedient.<br />

Die Ruinen der Synagoge in Griedel werden beseitigt und<br />

ein Feuerwehrgerätehaus an ihrer Stelle errichtet.<br />

58<br />

1964/65: Erbauung der evangelischen Kirche in Bodenrod.<br />

Das Bürgerhaus in Griedel wird gebaut.<br />

Bei dem Einbau der Warmluftheizung in der Markuskirche<br />

kommen Grundmauern und die Apsis einer romanischen<br />

Kirche sowie Keramik des 4. und 5. Jahrhunderts<br />

ans Tageslicht.<br />

1965: Das Kleinkastell „Degerfeld" wird ausgegraben.<br />

1966: Am 15. August wird eine Schwesternstation unter<br />

der Leitung von Diakonissin Frieda Pomorin aus Ostpreußen<br />

eingerichtet.<br />

1967: Im September wird die Degerfeldschule eingeweiht.<br />

Die Oes bekommt ihren ersten öffentlich ausgewiesenen<br />

Weg.<br />

Am 24. Juli beschließen die Gemeindevertretung von<br />

Hausen und die Gemeindeversammlung von Oes einen<br />

Zusammenschluß beider Gemeinden. Das Neubaugebiet<br />

„Kirchweg" und „Im Stiegelfeld" in Hausen wird ausgelegt.<br />

1968: Grundsteinlegung z<strong>um</strong> Bau des Bürgerhauses <strong>Butzbach</strong>:<br />

Bauzeit: 2 Jahre.<br />

Einweihung der Sporthalle in der August-Storch-Straße.<br />

Die ältere Glocke von der Kirchenruine Marienzell kommt<br />

nach Bodenrod.<br />

Nach einer Untersuchung der Universität Gießen gibt es<br />

nicht weniger als 412 verschiedene Schmetterlingsarten<br />

in Griedel.<br />

1969: Die Schienenstrecke zwischen Pohl-Göns und<br />

Oberkleen wird stillgelegt.<br />

Erste Schritte durch Ortsvereine zur Dorferneuerung in<br />

Griedel werden getan.<br />

1970: Am 31. Dezember erfolgt die freiwillige Eingliederung<br />

der Gemeinden Hoch-Weisel, Nieder-Weisel, Ostheim<br />

und Pohl-Göns zur Stadt <strong>Butzbach</strong>.


1971: Im September wird der Neubau des Bahnhofs in<br />

Angriff genommen.<br />

Am 14. November, dem Volkstrauertag, wird ein Ehren-<br />

und Mahnmal für die Opfer der beiden Weltkriege in<br />

Hausen enthüllt.<br />

Die Gemeinden Fauerbach v.d.H., Münster und Wiesental<br />

bilden zusammen die Region Philippseck.<br />

1972: Einweihung des Weidig-Gymnasi<strong>um</strong>s am Zipfenwald<br />

in <strong>Butzbach</strong>.<br />

Am 1. Februar kommen freiwillig die Gemeinden von<br />

Bodenrod, Fauerbach v.d.H., Münster mit Wiesental zu<br />

<strong>Butzbach</strong>. Eine gesetzliche Eingliederung der Gemeinden<br />

Griedel, Hausen-Oes, Kirch-Göns und Maibach zur Stadt<br />

<strong>Butzbach</strong> erfolgt am 1. August.<br />

Die Bauarbeiten der Unterführung in der Kleeberger<br />

Straße werden begonnen. Im Volksmund wird sie „Hofmannstal“<br />

genannt, nach dem damaligen Bürgermeister<br />

K.-H Hofmann.<br />

Die Firma Samesreuther wird mit der Schweizer Firma<br />

LUWA (chemischer Apparatebau) vereinigt.<br />

1973: In <strong>Butzbach</strong> wird der Malteser Hilfsdienst gegründet.<br />

1974: Das Hallenbad wird am 17. Oktober eingeweiht.<br />

Die Bahnunterführung Kleebergerstraße wird am 2. Oktober<br />

eingeweiht.<br />

Renovierung des im Jahr 1559/60 errichteten Rathauses<br />

und des Ziffernblattes der Rathausuhr aus dem Jahr<br />

1630.<br />

1975: Am 1. Januar erfolgt die Übernahme der Kassengeschäfte<br />

der Gemeinde Ebersgöns durch die <strong>Butzbach</strong>er<br />

Stadtkasse. Die Einwohnerzahl der Kernstadt <strong>Butzbach</strong><br />

beträgt 9634. Hinzu kommen die eingemeindeten Stadtteile<br />

einschließlich Ebersgöns, so daß die Gesamteinwohnerzahl<br />

von <strong>Butzbach</strong> 21 636 überschreitet. Die<br />

Gesamtfläche beträgt über 100 qkm, davon etwa 40%<br />

Waldfläche.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

In der letzten Woche des Monats August wird die<br />

1200-Jahrfeier der ersten urkundlichen Erwähnung von<br />

773 festlich begangen.<br />

Die Strecke <strong>Butzbach</strong>-Ost – Bad Nauheim wird von der<br />

<strong>Butzbach</strong>-Licher-Eisenbahn eingestellt.<br />

Die Bundesschule der Johanniter-Unfall-Hilfe wird im<br />

ehemaligen Krankenhaus der Johanniter in Nieder-Weisel<br />

eingerichtet.<br />

1977: Gesetzliche Eingliederung von Ebersgöns in die<br />

Stadt <strong>Butzbach</strong> mit Wirkung z<strong>um</strong> 1. Januar.<br />

Außer in der Landwirtschaft sind 6677 Arbeitnehmer in<br />

910 <strong>Butzbach</strong>er Betrieben beschäftigt.<br />

Ende September wird mit einer Notgrabung der Archäologischen<br />

Denkmalpflege in Wiesbaden im römischen<br />

Kastell „Hunneburg“ in <strong>Butzbach</strong> begonnen; sie endet im<br />

Januar 1981.<br />

1978: Das Sozialzentr<strong>um</strong> mit Altenheim und die Markt-<br />

und Reithalle werden gebaut.<br />

Der Anschluss an die Ruhrgasleitung in <strong>Butzbach</strong> wird<br />

erreicht.<br />

Im Frühjahr findet eine Nachgrabung an dem römi-schen<br />

Steinturm auf dem Schrenzer statt. Danach wird das<br />

Mauerwerk ergänzt und sichtbar gemacht. Die Palisade<br />

wird ein Stück rekonstruiert.<br />

1979: Die ehemalige Schule in Ostheim wird erweitert<br />

und z<strong>um</strong> Dorfgemeinschaftshaus <strong>um</strong>gebaut.<br />

1980: Nieder-Weisel wird in das Dorferneuerungsprogramm<br />

aufgenommen.<br />

1982: <strong>Butzbach</strong> und seine Stadtteile haben 62 Industrie-,<br />

60 Großhandels-, 262 Einzelhandels- und 40 Verkehrsbetriebe,<br />

daneben 67 Gaststätten. Die wichtigsten<br />

Betriebe nach Beschäftigtengszahlen sind: Fläkt, Luwa-<br />

SMS, Tröster, Faun, <strong>Butzbach</strong>er Weichenbau, Davy Bamag,<br />

Lochblech- und Stanzwerk, Stahl-Vogel, <strong>Butzbach</strong>er<br />

59


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

Schleifmittelwerke, Gebr. Sulzer, Druckerei Lembeck und<br />

die Kellerei Müller.<br />

1983: Das Naturschutzgebiet „Klosterwiesen von Rockenberg<br />

und Griedel" entsteht durch eine Verordnung vom<br />

22. Juli.<br />

Der Sportplatz in Ostheim wird eingeweiht.<br />

1985: Am 15. Januar wird eine Verordnung über ein zukünftiges<br />

Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund Wetterau"<br />

erlassen. Damit soll Flora geschützt und Rast- und<br />

Überwinterungsplätze für Vögel sichergestellt werden.<br />

<strong>Butzbach</strong>er Zeitzeugen geben Auskunft: Erinnerungen an<br />

die NS-Zeit bei einem Interview des Hess. Rundfunks.<br />

1986: Der Tennis-Club Nieder-Weisel wird gegründet.<br />

1987: Am 13. Dezember wird die Wendelinskapelle nach<br />

langjähriger Renovierung eingeweiht.<br />

Anläßlich des 150. Todestages von Friedrich Ludwig Weidig<br />

findet in <strong>Butzbach</strong> eine Reihe von kulturellen Veranstaltungen<br />

statt.<br />

1988: Am 1. Januar wird der <strong>Butzbach</strong>er Ferkelmarkt eingestellt.<br />

Im Januar findet erstmals nach zehn Jahren in der sanierten<br />

Wendelinskapelle wieder ein Gottesdienst statt.<br />

Im März wird Reinhardt Jung, aufgewachsen in Espa und<br />

Absolvent der Weidigschule, z<strong>um</strong> neuen Offenbacher<br />

Stadtschreiber ernannt. In <strong>Butzbach</strong> wird im Februar ein<br />

Ortsverband des Bundes für Umwelt- und Naturschutz<br />

Deutschland (BUND) gegründet.<br />

Im Lahntor-Park in <strong>Butzbach</strong> wird die Skulptur „Der<br />

Mann zwischen Mauern" aufgestellt, ein Geschenk <strong>Butzbach</strong>er<br />

Gefangener, die am Projekt „Kunst im Knast" teilgenommen<br />

haben, an die Stadt <strong>Butzbach</strong>.<br />

Im Juli kampieren fünf römische Legi onäre (unter Führung<br />

von Markus Junkelmann) auf dem Schrenzer, die einen<br />

historischen Ritt von der Donau bis zur Saalburg unternahmen.<br />

60<br />

Den Unmut der Pohl-Gönser Bevölkerung erregen 200<br />

„Heavy-Metal" Fans aus dem gesamten Bundesgebiet, die<br />

auf dem Grillplatz neben dem Waldsportplatz eine dreitägige<br />

Fete veranstalten.<br />

In Nieder-Weisel wird mit dem Umbau des ehemaligen<br />

Faselstalls zu einem Feuerwehrgerätehaus begonnen.<br />

Die 85jährige <strong>Butzbach</strong>erin Helene Polith erhält für ihr<br />

jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement für ihre<br />

Mitmenschen das Bundesverdienstkreuz am Bande.<br />

Im November wird im <strong>Butzbach</strong>er Rathaus eine Gedenktafel<br />

enthüllt, die an den jüdischen Betsaal und an die<br />

Zerstörung der Synagoge während der nationalsozialistischen<br />

Gewaltherrschaft erinnert. Das Muse<strong>um</strong> zeigt die<br />

Ausstellung „Vor 50 Jahren brannten die<br />

Synagogen“, die eine hohe Anzahl von Besuchern zu verzeichnen<br />

hatte.<br />

Mit der Übergabe des renovierten Rathaussaales in Nieder-Weisel<br />

wird ein wesentlicher Abschnitt der<br />

Dorferneuerung erreicht.<br />

So mickrig kommt Maibacher Bürgern der ihnen von der<br />

Stadt zugedachte Weihnachtsba<strong>um</strong> am Backhaus vor,<br />

dass sie ihn kurzerhand absägen.<br />

1989: Als wahrer Besuchermagnet erweist sich die Ausstellung<br />

„5000 Jahre Schuhmode en miniature" von<br />

Richard Fenchel im <strong>Butzbach</strong>er Muse<strong>um</strong>, denn über<br />

3500 Besucher werden gezählt.<br />

In <strong>Butzbach</strong> bildet sich ein Aktions bündnis Landgrafenschloss.<br />

Ziel ist die Verhinderung weiterer Ba<strong>um</strong>aßnahmen<br />

im Bereich der Schlosskaserne und einer späteren<br />

zivilen Nutzung des früheren land gräflichen<br />

Schlosses.<br />

Erstmals im Oktober haben auch in <strong>Butzbach</strong> verschiedene<br />

Geschäfte am „langen Donnerstag" bis 20.30 Uhr<br />

geöffnet.<br />

Nach Öffnung der Grenze zur Bundesrepublik kommen<br />

auch in den Ra<strong>um</strong> <strong>Butzbach</strong> zahlreiche Besucher aus der<br />

DDR.


An der <strong>Butzbach</strong>er Autobahnauffahrt in der Gemarkung<br />

Griedel wird ein Pendlerparkplatz seiner Bestimmung<br />

übergeben.<br />

Im Rahmen eines Heimatabends stellt Werner Reusch<br />

sein Pohl-Gönser Heimatbuch vor.<br />

Der gebürtige <strong>Butzbach</strong>er Rainer Vogl erreicht mit seiner<br />

Interpretation von Peter Maffays Hit „Sieben Brücken“ in<br />

der Jahresendausscheidung der Rudi-Carell-Show einen<br />

ausgezeichneten zweiten Platz.<br />

1990: Das Röhricht der Rockenberger Klosterwiesen wird<br />

von der Hess. Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz<br />

und vom Hess. Naturschutzzentr<strong>um</strong> als Biotop des<br />

Jahres vorgestellt.<br />

Die Mehrheit des <strong>Butzbach</strong>er Stadtparlaments beschließt<br />

die Bildung eines Ausländerbeirats.<br />

Die Pohl-Gönser Naturschutzgruppe be pflanzt den Kirch-<br />

Gönser Linsenberg mit über 200 Bä<strong>um</strong>en und Büschen.<br />

Eine Bürgerin aus einem <strong>Butzbach</strong>er Stadtteil stiftet<br />

50 000 Mark für einen neuen Brunnen im Blockinnenbereich<br />

der südlichen Wetzlarer Straße in <strong>Butzbach</strong>. Er soll<br />

den Namen „Mathildenbrunnen" tragen.<br />

Gegen die Stimmen der CDU-Fraktion beschließt der Sanierungsausschuss,<br />

dass die Weiseler Straße in <strong>Butzbach</strong><br />

zur Fußgängerzone ausgebaut wird.<br />

Die Stadt <strong>Butzbach</strong> erwirbt die einzigartige Sammlung<br />

(Vormärz) des <strong>Butzbach</strong>er Demokraten und Nudelfabrikanten<br />

Alexander Wilhelm Heil (1871-1952).<br />

In Pohl-Göns wird der Grundstein für das neue Gemeindezentr<strong>um</strong><br />

der ev. Kirchengemeinde gelegt.<br />

In das Warnamt Bodenrod ziehen sechzig Asylbewerber<br />

ein.<br />

Im <strong>Butzbach</strong>er Stadtwald werden 17 Menschen verletzt,<br />

als im Rahmen des historischen Postkurs an einer Kutsche<br />

die Bremsen versagen und als Folge zwei Kutschen<br />

<strong>um</strong>stürzen.<br />

In der Markuskirche wird die neue Orgel eingeweiht.<br />

Am Vorabend des Katharinenmarktes wird der Partnerschaftsvertrag<br />

zwischen <strong>Butzbach</strong> und der sächsischen<br />

Stadt Eilenburg unterzeichnet.<br />

<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

In Nieder-Weisel wird ein Gewerbeverein gegründet.<br />

Die seit 1860 bestehende Gastwirtschaft „Waldeslust“ in<br />

Bodenrod wird geschlossen.<br />

Viel Zuspruch findet in <strong>Butzbach</strong> eine Selbsthilfegruppe<br />

von Zwillingseltern.<br />

Gegen die Stilllegung des O&K-Werks in <strong>Butzbach</strong> demonstriert<br />

die Belegschaft in <strong>Butzbach</strong> und Dortmund.<br />

1991: Am 10. Jan. wird Bombenalarm in der US-Schule<br />

in <strong>Butzbach</strong> ausgelöst: 900 Kinder werden vorübergehend<br />

evakuiert; eine von mehreren anonymen<br />

Drohungen während der Golfkrise ist maßgebend dafür.<br />

Am 24. Sept. wird die Schlosskaserne an die Bundesrepublik<br />

übergeben. Ab 1. Nov. wird die Kaserne als<br />

Asylantenwohnheim genutzt.<br />

1992: 5. Sept.: Im Rahmen des <strong>Butzbach</strong>er Alt-stadtfestes<br />

wird in der Wetzlarer Straße der Mathildenbrunnen, den<br />

eine Bürgerin gespendet hat, eingeweiht.<br />

14. Nov.: überfüllt ist die Kantine des Asylbewerberheims<br />

in der <strong>Butzbach</strong>er Schlosskaserne, als die<br />

Schriftstellerin Sarah Kirsch liest.<br />

1994: Am 30. März wird in Hoch-Weisel ein Heimatverein<br />

gegründet.<br />

Am 7. Juli wird im <strong>Butzbach</strong>er Stadtparlament eine klare<br />

Mehrheit für den Kauf des Schlossareals erreicht.<br />

Am 2. Sept. wird das neue <strong>Butzbach</strong>er Muse<strong>um</strong><br />

eingeweiht. 16. Okt: In einer Resolution sprechen sich<br />

die Synodalen des ev. Dekanats <strong>Butzbach</strong> gegen die<br />

Abschaffung des Feiertags Buß- und Bettag zu Gunsten<br />

der Finanzierung der Pflegeversicherung aus.<br />

1995: 10. April: Bürgermeister Klaus Jürgen Fricke<br />

nimmt 1750 Protestunterschriften von Bürgern gegen<br />

ein Pflanzenschutzmittellager im Industriegebiet Ost<br />

entgegen.<br />

61


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

1996: 28. März: Der „Rinderwahn“ macht sich auch in<br />

den Metzgereien, Supermärkten und Restaurants der<br />

Stadt bemerkbar.<br />

29. Juli: Ein schweres Unwetter mit Hagelschlag geht<br />

im Ra<strong>um</strong> Pohl-Göns und Ebersgöns nieder und richtet<br />

erheblichen Sachschaden an.<br />

1997: Im Laufe des Jahres wird die Ayers Kaserne von<br />

den Amerikanern gerä<strong>um</strong>t.<br />

1998: 19 Beamte des Landeskriminalamtes in Wiesbaden<br />

durchsuchen in <strong>Butzbach</strong> den AKJ Glaspalast:<br />

Rund 50000 Anleger müssen <strong>um</strong> ihre Einlagen in Höhe<br />

von mindestens 100 Millionen DM fürchten. Der Gründer<br />

und langjährige Kopf der AKJ-Gruppe (Assekuranzkontor<br />

Just), Wilhelm Just, gelernter Schlosser aus <strong>Butzbach</strong>,<br />

gegen den der Verdacht des Kapitalanlagenbetrugs<br />

erhoben wird, hat sich bereits im September 1997 mit<br />

seiner Lebensgefährtin in die Dominikanische Republik<br />

abgesetzt.<br />

Das <strong>Butzbach</strong>er Landmaschinen-Unternehmen Hassia-<br />

Lemken verlagert die Landmaschinenproduktion in das<br />

Stammwerk ins niederrheinische Alpen, 58 Beschäftigte<br />

bangen <strong>um</strong> ihren Arbeitplatz.<br />

Auf dem <strong>Butzbach</strong>er Schlossgelände wird mit dem<br />

Abbruch von 31 Gebäuden begonnen.<br />

Oswin Veith wird neuer Bürgermeister von <strong>Butzbach</strong> und<br />

übt das Amt bis 2006 aus.<br />

1999: 30. Okt.: Die Lokalradio-Welle West-Wetterau<br />

sendet eine Woche lang aus dem ev. Pfarrhaus.<br />

15. Dez.: Richtfest für die neue Mehrzweckhalle Kirchund<br />

Pohl-Göns.<br />

62<br />

21. Jahrhundert<br />

2000: 14. Jan.: Der Dorftreff in Griedel wird offiziell seiner<br />

Bestimmung übergeben.<br />

5. Juni: In Nieder-Weisel wird eine Bürgerinitiative gegen<br />

den Bau der geplanten Autobahnrasthöfe gegründet.<br />

15. Aug.: 1. Spatenstich für die Griedeler Umgehungsstraße.<br />

2002: am 1. September findet die Einweihung des z<strong>um</strong><br />

modernen Verwaltungsgebäude <strong>um</strong>gebauten ehemaligen<br />

Landgrafenschlosses als neues Rathaus statt.<br />

Es wird ein kulturgeschichtlicher Rundwanderweg Hausberg<br />

und Brülerberg (zwei befestigte Höhensiedlungen<br />

der Kelten) bei <strong>Butzbach</strong> eingerichtet: Es ist ein Projekt<br />

der „Keltenstraße“.<br />

2005: am 15. Juli wurde der obergermanisch-rätische Limes<br />

von der Unesco z<strong>um</strong> Weltkulturerbe erklärt. Auf<br />

dem Schrenzer in <strong>Butzbach</strong> und den angrenzenden Waldgebieten<br />

ist der Limes größtenteils noch gut erhalten.<br />

2006: Am 2./3. September findet in <strong>Butzbach</strong> das Landeskindertrachtenfest<br />

statt.<br />

2007: Vom 1. bis 10. Juni wird das große Fest der Hessen<br />

(Hessentag) in <strong>Butzbach</strong> gefeiert.<br />

Quellen<br />

Stadtarchiv der Stadt <strong>Butzbach</strong> im Solms-Braunfelser- Hof. –<br />

Archiv des Geschichtsvereins für <strong>Butzbach</strong> und Umgebung.<br />

Literaturauswahl<br />

W. und G. Schunk, Siedlungen der Vor- und Frühgeschichte in<br />

<strong>Butzbach</strong> und seinen Stadtteilen, <strong>Butzbach</strong>er Hefte 5, <strong>Butzbach</strong>-Griedel<br />

1996. – G. und W. Schunk, Germanische Siedlungsreste<br />

in <strong>Butzbach</strong>, Hessen <strong>Archäologie</strong> 2004, 122 – 125.<br />

– D. Wolf, Der <strong>Butzbach</strong>er Ra<strong>um</strong> in der Römerzeit, <strong>Butzbach</strong><br />

2004.<br />

– D. Wolf, <strong>Butzbach</strong> auf historischen Abbildungen, Karten und<br />

Plänen vom 16. bis 19. Jh., Sonderdruck aus: Wetterauer Geschichtsblätter,<br />

Bd. 54/2005 (2006).<br />

– <strong>Butzbach</strong>er Geschichts-Blätter Bd. 1, 2, 3 und 4.<br />

– <strong>Butzbach</strong>er Zeitung.


<strong>Butzbach</strong>-<strong>Chronik</strong><br />

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