Freie Formen im Trockenbau - Sprit.org
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Verlagspostamt: 1010 Wien; Aufgabepostamt: 2700 Wiener Neustadt; P.b.b., 02Z032901M; Preis: 1,82 €<br />
TROCKENBAU 2<br />
11<br />
Das Fach<strong>org</strong>an für die Stuckateur- und Trockenausbau-Unternehmen<br />
Journal<br />
<strong>Freie</strong> <strong>Formen</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Trockenbau</strong><br />
Innovative Bauprodukte<br />
FREIE GEDANKEN<br />
BRAUCHEN<br />
FREIEN RAUM<br />
Im <strong>Trockenbau</strong> ist alles<br />
möglich – so können<br />
Planer Ideen und<br />
Visionen umsetzen<br />
INNOVATIVE<br />
ENTWICKLUNGEN<br />
MIT ZUKUNFT<br />
Prof. DI Dr. Jochen<br />
Pfau über Produktneuheiten<br />
<strong>im</strong> Trockenund<br />
Leichtbau<br />
DIE NEUE<br />
AUSGABE 2011 DER<br />
OIB-RICHTLINIE<br />
Experte Dipl.-Ing.<br />
Dr. Rainer Mikulits sieht<br />
Beschlussfassung noch<br />
<strong>im</strong> Herbst 2011
AKTUELL<br />
AUS DER PRAXIS<br />
5 | <strong>Freie</strong> Gedanken brauchen freien Raum<br />
9<br />
|<br />
Innovative Bauprodukte<br />
14<br />
|<br />
Im Gespräch: Architekt Wolfgang Kaufmann<br />
18<br />
|<br />
VÖTB – Regionalmeetings 2011<br />
20 | Berufsbild StuckateurIn + <strong>Trockenbau</strong>erIn<br />
23 | Nachhaltiges Planen und Bauen – ohne Sanierung?<br />
24 | Qualitätssicherung am Bau: Risse<br />
26 | Bautechnische Vorschriften: OIB – Richtlinien<br />
28 | Rechtstipps – Achtung: Unternehmensverkauf<br />
30 | A la carte – Siemens City<br />
32 | Neue Firmenzentrale in Asten<br />
34 | Landesausstellungscentrum Carnuntum<br />
36 | Pionierprojekt in Holzbauweise<br />
38 | Hotel Stainzerhof hat eröffnet<br />
40 | Vielfalt <strong>im</strong> Vinomna Center<br />
42 | Headquarter der Fa. Saubermacher<br />
44 | Markas – Schwebende Zentrale<br />
46 | Steiermärkische Sparkasse<br />
48 | NHK Landesamtsgebäude Niederösterreich<br />
50 | Tradition mit vielen Facetten<br />
52 | Lifestyle-Fachgeschäft für Arbeitsbekleidung<br />
54 | Europas größtes Bowling-Center<br />
56 | Verwaltungsgebäude in Stuttgart<br />
MARKT UND MENSCHEN<br />
59 | Branchen-News und Produktinnovationen<br />
63 | Menschen Spezial<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
INHALT 2 | 2011<br />
14 32 48<br />
Fotos: Hans Braun, Willich TB GmbH, Rupert Steiner; Coverfoto: Hertha Hurnaus<br />
Liebe Leserinnen<br />
und Leser!<br />
Das derzeitig aktuelle aber<br />
gleichzeitig alte Thema ist<br />
die von uns geforderte Kontrolle<br />
ausländischer Unternehmer,<br />
ob diese ja kein<br />
Lohndumping begehen.<br />
Natürlich nur dann, wenn<br />
wir sie beschäftigen wollen?<br />
Gefordert sind wir mit unseren<br />
derzeitig beschäftigten<br />
Subunternehmer aber auf<br />
jeden Fall um zu verhindern,<br />
dass sie uns keine „Sub-<br />
Subs“ unterjubeln. Die „hereinströmenden Firmen“<br />
arbeiten in allen Branchen und stürzen sich auf<br />
private Haushalte. Wer übern<strong>im</strong>mt dort die Kontrolle?<br />
Die Löhne in den Nachbarländern sind<br />
natürlich noch sehr nieder, aber ist der Arbeiter<br />
der angrenzenden Nachbarländer bereit um denselben<br />
Lohn auch <strong>im</strong> Ausland zu arbeiten? Die Vorreiter<br />
- vor der Öffnung des freien Arbeitsmarkts -<br />
waren die Selbständigen, die von österreichischen<br />
Behörden ausgestellte Gewerbescheine erhielten.<br />
Hat man diese Unternehmer damals beschäftigt,<br />
waren saftige Strafen die Folge. Unterbezahlt<br />
waren diese Einmannbetriebe nicht. Außerdem ist<br />
die Qualität, Ausbildung unserer Lehrlinge und Mitarbeiter<br />
deutlich höher und daher nicht vergleichbar.<br />
Dadurch sind die Anzahl der Kontrolleure und<br />
deren Kosten viel zu hoch und der Aufwand unserer<br />
Betriebe ebenso. Die Autoindustrie in den Nachbarländern<br />
muss jetzt schon gleiche Löhne zahlen<br />
und Arbeitskräfte <strong>im</strong>portieren. N<strong>im</strong>mt man das EU-<br />
Land Polen her, ist eine „Rückrufaktion“ vieler<br />
Facharbeiter mit Hilfe von Steuervorteilen <strong>im</strong> eigenen<br />
Land <strong>im</strong> Gange. Unseren Facharbeitern werden<br />
<strong>im</strong> Ausland die Steuervorteile zuerst gestrichen<br />
bzw. nach massiven Protesten teilweise gestrichen?<br />
Gefordert wurden mehrere Zuwanderungseinrichtungen<br />
für Facharbeitskräfte aus den Nachbarstaaten,<br />
weil unsere Eigenen bald ausgehen<br />
werden! Meiner Meinung nach ist der große Fehler<br />
in der Vergangenheit zu suchen, als die Grenzen für<br />
Arbeitskräfte vor ca. 10 Jahren zur Gänze gesperrt<br />
wurden! Unser Lohnniveau wäre schon längst in<br />
unsere Nachbarländer übertragen worden und wir<br />
hätten uns nicht mit SOKO – Dumping befassen<br />
müssen. Also beobachten wir genau und lassen<br />
die Kontrolleure doch ins Ausland reisen um<br />
Lohnlisten einzusehen und nicht als „SOKO Sub“<br />
eingesetzt zu werden.<br />
Ihr,<br />
Wolfgang Blasch<br />
EDITORIAL
Foto: Werner Talasch<br />
Helmholtz-Medaille für<br />
Frau Prof. Judith Lang<br />
Veranstaltungstipp<br />
KURZ NOTIERT<br />
Blick durchs Schlüsselloch<br />
Was zumeist verwehrt<br />
wird, ist in einer Reihe von<br />
steirischen Betrieben möglich:<br />
Sie erlauben einen<br />
spannenden Blick hinter die<br />
Kulissen ihrer Produktion.<br />
Das Projekt „Erlebniswelt<br />
Wirtschaft“ n<strong>im</strong>mt interessierte Besucher mit auf eine Abenteuerreise quer<br />
durch das kreative und produktive Schaffen made in Styria. Hier kann man<br />
die faszinierende Vielfalt der steirischen Wirtschaft hautnah, anschaulich<br />
und vollkommen authentisch erleben. 19 Unternehmen können bereits<br />
online gebucht werden. Wissenswertes für „den Blick hinter die Kulissen“ –<br />
ob traditionsreiche Mühle, Hersteller von Biomasseheizungen mit Europas<br />
größtem privaten Forschungszentrum für Biomasse, Weltmarktführer für<br />
Siebtechnik und Glasrecycling oder Feinkostspezialist mit 1900 Mitarbeitern<br />
– findet sich auf der Internetplattform www.erlebniswelt-wirtschaft.at.<br />
4<br />
AUSGEZEICHNET. Prof.<br />
Dr.-Ing. Otto von Estorff,<br />
Präsident der Deutschen<br />
Gesellschaft für Akustik,<br />
überreichte Prof. DI Dr.<br />
Judith Lang die Helmholtz-Medaille<br />
Die Deutsche Gesellschaft für Akustik (DEGA) hat ihre höchste Auszeichnung,<br />
die Helmholtz-Medaille, <strong>im</strong> Jahre 2011 an die Wiener Akustikerin<br />
Judith Lang verliehen. Die Ehrung erfolgte am 22. März 2011, während der<br />
diesjährigen Tagung „DAGA 2011“ in Düsseldorf. Frau Hon. Prof. Dipl.-Ing.<br />
Dr. Judith Lang erhält diese Medaille als Anerkennung für ihr herausragendes<br />
Lebenswerk zum technischen Schallschutz und zur Lärmnormung.<br />
Sowohl in der Lärmforschung, in der Lärmnormung als auch <strong>im</strong> praktischen<br />
Schallschutz hat sie herausragende Arbeiten geleistet. Vor allem hat sie <strong>im</strong><br />
österreichischen Lärmnormungswerk (in Gestalt der ÖNORMEN) Maßstäbe<br />
in der Realisierung des technischen Schallschutzes gesetzt. Judith Lang hat<br />
sich sowohl in der österreichischen, als auch in der europäischen und internationalen<br />
Normung über viele Jahrzehnte sehr verdient gemacht.<br />
Darmstadt, 6. und 7. Oktober 2011<br />
Internationales<br />
trockenbau forum (itf)<br />
Das itf ist eine Plattform<br />
für den gemeinsamen<br />
Austausch von Technologie<br />
und Architektur<br />
und steht für die Entwicklung<br />
von Visionen rund um<br />
das Thema „Leichtes<br />
Bauen“. Der Kongress zeigt auf, wie zukunftsfähiges Bauen<br />
in der gesamten Wertschöpfungskette der Bauwirtschaft verwirklicht<br />
werden kann. Experten diskutieren Trends, innovative<br />
Lösungen, die Zukunft des Machbaren, Ressourcenverbrauch,<br />
Kosten und Werte.<br />
Trocken- und Leichtbausysteme bieten, wie keine andere<br />
Bauweise, uneingeschränkte Gestaltungsfreiheiten, umfassende<br />
technologische Leistungsfähigkeit und wirtschaftliche<br />
Effizienz unter den Aspekten der Nachhaltigkeit und<br />
Flexibilität.<br />
Das itf 2011 für Architekten, Fachplaner, Ausführende,<br />
Hersteller und Investoren informiert mit hochwertigen<br />
Beiträgen aus internationaler Architektur, Wissenschaft<br />
und Praxis. Berichtet wird über gebaute Visionen und ihre<br />
nachhaltige Umsetzung durch Spezialisten - in höchster<br />
Qualität, mit innovativen Produkten.<br />
Am Programm stehen unter anderem Vorträge der<br />
renommierten Professoren Manfred Hegger, Jochen Pfau,<br />
Franz Josef Radermacher, sowie Karsten Tichelmann.<br />
Kreative Architekturlösungen präsentiert Alfed Schelenz<br />
(Gatterman + Schossig) in seinem Impulsreferat.<br />
Am Freitagvormittag können die Teilnehmer wieder zwischen<br />
den beiden Foren „Architektur“ und „Fachfirmen“ auswählen.<br />
Im Rahmen des Kongressdinners wird der Knauf Absolventenpreis<br />
für herausragende Diplomarbeiten <strong>im</strong><br />
<strong>Trockenbau</strong> vergeben.<br />
Nähere Infos unter: www.i-t-f.<strong>org</strong><br />
TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Foto: darmstadtium/juergenmai.com
Fotos: Ge<strong>org</strong> Wieland, Thomas Ender<br />
<strong>Freie</strong> <strong>Formen</strong> <strong>im</strong> <strong>Trockenbau</strong><br />
Heutige Bauaufgaben werden von den<br />
Architekten <strong>im</strong>mer häufiger in freien<br />
<strong>Formen</strong> und komplex verschachtelten<br />
Strukturen v<strong>org</strong>eschlagen. Die technische<br />
Umsetzbarkeit dieser Visionen, die nur durch<br />
den Einsatz moderner und hocheffizienter<br />
Computer- und CAD Systeme (man spricht<br />
vom „rechnergestützten Entwurf“) planerisch<br />
erfasst und dementsprechend überzeugend<br />
grafisch präsentiert werden können, ist eine<br />
Herausforderung für jeden <strong>Trockenbau</strong>betrieb.<br />
Waren noch vor nicht allzu langer Zeit den<br />
Planern klare Grenzen in der Darstellung<br />
gesetzt, zählen heute schräge, gewölbte und<br />
mehrfach gekrümmte (Frei-)formen fast zur<br />
Tagesordnung. So mussten sich sämtliche auf<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
den Baustellen beteiligten Unternehmen und<br />
Firmen anpassen und neue Techniken und<br />
Lösungen gefunden werden, um diese V<strong>org</strong>aben<br />
bestmöglich und zur Zufriedenheit aller<br />
umzusetzen.<br />
Gab es für lineare <strong>Formen</strong> klare Anleitungen<br />
und V<strong>org</strong>aben, so gilt es nun auch den neuen<br />
Anforderungen gerecht zu werden. Besonders<br />
hier sticht der <strong>Trockenbau</strong> durch seine günstigen<br />
Materialeigenschaften und hohe Flexibili-<br />
FREIE FORMENSPRACHE.<br />
Gezeigt am Beispiel der<br />
„Innsbrucker Hungerburgbahn“.<br />
AKTUELL<br />
Was nützt es, den Gedanken <strong>im</strong> Entwurf<br />
freien Lauf zu lassen, wenn die<br />
Ausführung an den Realitäten und<br />
Begrenztheiten der Werkstoffe scheitert?<br />
Im <strong>Trockenbau</strong> ist alles möglich, er bietet<br />
diese Freiheit – und sie wird <strong>im</strong>mer öfters<br />
in Anspruch genommen. Der <strong>Trockenbau</strong><br />
stellt sich dem Planer als Partner zur<br />
Seite, der es ihm erlaubt seinen Ideen<br />
und Visionen <strong>im</strong> wahrsten Sinne des<br />
Wortes „freien“ Lauf zu lassen.<br />
<strong>Freie</strong> Gedanken<br />
brauchen freien Raum!<br />
KLASSISCH. Einsatz von linearen<br />
<strong>Trockenbau</strong>elementen <strong>im</strong> Innenausbau.<br />
Innenraum 2<br />
Innenraum 1<br />
Innenraum 2<br />
Innenraum 1<br />
tät hervor und wird daher von Planern und<br />
Bauherrn gleichermaßen hoch geschätzt.<br />
INNOVATION UND KNOW-HOW<br />
Gekrümmte <strong>Formen</strong> für abgehängte Decke<br />
oder Wände lassen sich mit Hilfe entsprechender<br />
Unterkonstruktionen und spezieller<br />
Beplankungen relativ einfach und mit hoher<br />
Passgenauigkeit bzw. Detailtreue umsetzen. Je<br />
nach Komplexität der zu realisierenden Bauaufgabe<br />
gibt es prinzipiell zwei Herangehensweisen<br />
in der Umsetzung: gesamte oder teilweise<br />
Vorfertigung <strong>im</strong> Werk oder direkte<br />
Anpassung von Unterkonstruktion und<br />
Beplankung auf der Baustelle. Die Entscheidung<br />
hängt <strong>im</strong> Wesentlichen von der Größe<br />
und der Komplexität des Entwurfs ab, welche<br />
ihrerseits die Wirtschaftlichkeit der jeweiligen<br />
Ausführung beeinflussen. Ein Blick auf den<br />
Bauzeitplan (und dessen oft sehr enges<br />
➝<br />
5
AKTUELL<br />
6<br />
Geschoß 1<br />
UNTERKONSTRUKTION.<br />
Mit gebogenen Profilen<br />
und Beplankungen.<br />
Terminkorsett) kann ebenso den Ausschlag in<br />
die eine oder andere Richtung geben.<br />
ZAUBERWORT: VORFERTIGUNG<br />
Bei der Vorfertigung werden z.B. Vierkantrohre<br />
und Profile für die formgebende Konstruktion<br />
bereits <strong>im</strong> Werk gebogen. Je nach Form werden<br />
Kuppel- oder Gewölbesegmente (oder Teilsegmente<br />
von mehrfach gekrümmten Flächen) aus<br />
Gipskarton durch vertikale und horizontale Biegetechniken<br />
in die entsprechende Segmentform<br />
gebracht. Die gerade bei hochkomplexen <strong>Formen</strong><br />
notwendige CAD-Unterstützung bei der Vorfertigung<br />
zeugt vom eindrücklichen Know-How von<br />
Herstellern und Verarbeitern und dem Anspruch<br />
Geschoß 0<br />
Fußbodenaufbau<br />
Rohdecke lt. Statik<br />
Abhänger<br />
gewölbte Profile<br />
Tragprofile<br />
Beplankung<br />
Rohdecke lt. Statik<br />
Abhänger<br />
gewölbte Profile<br />
Tragprofile<br />
Beplankung<br />
des <strong>Trockenbau</strong>s, außergewöhnliche Anforderungen<br />
wirtschaftlich umsetzbar zu machen.<br />
FERTIGUNG BAUSEITS<br />
Für nicht v<strong>org</strong>efertigte Ausführungen stehen<br />
dem Verarbeiter Schablonen zum Biegen von<br />
Profilen zur Verfügung bzw. können solche<br />
entsprechend der Planung angefertigt werden.<br />
V<strong>org</strong>eschlitzte, flexible Profile lassen eine noch<br />
einfachere und schnellere Verarbeitung zu. Für<br />
die Beplankung sind inzwischen – neben „traditionellen“<br />
Verarbeitungsmethoden – auch<br />
neue Materialien und Systeme am Markt<br />
erhältlich, an denen sich aufs Neue die Innovationskraft<br />
des <strong>Trockenbau</strong>s zeigt:<br />
<strong>Freie</strong> Form – eine neue Herausforderung<br />
� Gipsplatte „Standard“, trocken gebogen<br />
In der Regel können dünnere Gipsplatten bei Biegeradien von<br />
mehr als 1 m direkt über die Unterkonstruktion gebogen und<br />
mittels Schnellbauschrauben befestigt werden.<br />
INFOS<br />
� Gipsplatte „Standard“, nass gebogen<br />
Abgelängte Gipskartonplatten werden auf einen Rost, der das<br />
Abtropfen des Wassers ermöglicht, gelegt und mittels Nadelwalze<br />
längs und quer perforiert. Nach mehrmaliger Wiederholung<br />
des Arbeitsgangs wird die Platte auf die Schablone aufgebracht,<br />
gebogen und zum Trocknen fixiert.<br />
� Gipsplatten mit Glasvlieseinlage<br />
Zwei Lagen Glasvlies <strong>im</strong> Inneren einer Gipsplatte machen diese<br />
trocken formbar. Durch behutsame Dehnung vor der Montage werden<br />
die Glasvliese gedehnt und damit die gesamte Platte biegsam.<br />
� Geschlitzte Gipsplatten<br />
Gipsplatte mit parallel verlaufenden Schlitzen, wobei der Kartonagebezug<br />
als „Träger“ fungiert. Nach der Formung der Platte<br />
werden die Schlitze mit hochfester Spachtelmasse verfüllt.<br />
TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Fotos: Ge<strong>org</strong> Wieland, Thomas Ender
Gerade bei den dargestellten Techniken der<br />
Fertigung bauseits zeigen sich die Vorteile, die<br />
dem <strong>Trockenbau</strong> generell eine Sonderstellung<br />
einräumen und auch bei der Ausführung freier<br />
<strong>Formen</strong> erhalten bleiben: Eingriffe in die<br />
Planung sind bis zu einem sehr späten Zeitpunkt<br />
in der Bauführung möglich. Diese Flexibilität<br />
erweist sich vor allem dann als äußerst<br />
wertvoll, wenn Toleranzen anderer am Bau<br />
tätiger Gewerke ausgeglichen werden müssen<br />
oder technische Notwendigkeiten wie geänderte<br />
Leitungsführungen, zusätzliche Auslässe<br />
oder Einbauten erst vor Ort erkennbar sind.<br />
Die Anpassungsfähigkeit des <strong>Trockenbau</strong>s<br />
bleibt bis zum Schluss erhalten.<br />
FLIESSENDER ÜBERGANG VOM<br />
INNENAUSBAU ZUM MÖBELBAU<br />
Die „klassische“ Trennung von Innenausbau<br />
und Einrichtungsbau hat sich in den letzten<br />
Jahren <strong>im</strong>mer mehr aufgelöst. Wurde der<br />
<strong>Trockenbau</strong> in früheren Zeiten mehr oder<br />
minder auf den Bereich der (nicht tragenden)<br />
Innenwände und der abgehängten Decken<br />
reduziert, hat er sich in beeindruckendem<br />
Maß als vielfältiger Akteur <strong>im</strong> Einrichtungsbau<br />
in den Vordergrund gespielt. Geschäftslokale,<br />
Büros und die Gastronomie spielen<br />
mit Lichtszenarien und fließenden Raumabfolgen.<br />
Der Übergang von Innenausbau und<br />
Möbelbau ist nicht mehr ablesbar. Im Zusammenspiel<br />
mit einer ausgeklügelten Beleuchtungsplanung<br />
schaffen freie <strong>Formen</strong> unterschiedlichste<br />
Lichtszenarien und unverwechselbare<br />
Erlebniswelten. So werden <strong>im</strong>mer häufiger<br />
Bestandteile gesamter Einrichtungs- und<br />
Möblierungskonzepte mit <strong>Trockenbau</strong>elementen<br />
umgesetzt. Bars, Regalsysteme und<br />
nicht zuletzt Wellness-Anlagen sind ohne<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
Unterstützung des flexiblen <strong>Trockenbau</strong>s<br />
nicht mehr denkbar.<br />
Gerade bei den freien <strong>Formen</strong> ist dabei<br />
unbedingtes Augenmerk auf die Qualität der<br />
Spachtelung zu legen. Der Lichtverlauf an<br />
gebogenen oder gewölbten Wänden und<br />
Decken und die unterschiedlichen Blickwinkel<br />
des Betrachters verzeihen keine Unebenheiten.<br />
Die vier Qualitätsstufen des Merkblatts<br />
Nr. 2 „Verspachteln von Gipsplatten –<br />
GESCHÄFTSLOKAL.<br />
Übergang Wand/Decke<br />
AKTUELL<br />
Oberflächengüten“ des (deutschen) Bundesverbands<br />
der Gipsindustrie e.V. schaffen hier<br />
klare V<strong>org</strong>aben: bereits in der Ausschreibung<br />
können unter Angabe der Klassen Q1 bis Q4<br />
definierte Anforderungen v<strong>org</strong>egeben werden.<br />
So stellt die Stufe Q1 lediglich die technisch<br />
notwendige Ausführung ohne optische<br />
Anforderung dar. Die Stufe Q2 entspricht<br />
der normgerechten Standardverspachtelung<br />
(gemäß Verarbeitung von Gipsplatten nach<br />
ÖNORM B 3415 bzw. DIN 18181), die<br />
Oberfläche muss dabei der ÖNORM DIN<br />
18202 „Toleranzen <strong>im</strong> Hochbau“ genügen.<br />
Die darüber hinausgehenden Stufen können<br />
vereinfacht als nachfolgend vollflächiges Feinspachteln<br />
(Stufe Q3) bzw. als vollflächige<br />
Beschichtung, die je nach Art des verwendeten<br />
Materials geglättet oder geschliffen werden<br />
muss (Q4) beschrieben werden. Die<br />
rechtzeitige Festlegung <strong>im</strong> Zuge der Angebotseinholung<br />
und Vergabe erspart Überraschungen<br />
<strong>im</strong> finanziellen und optischen Endergebnis.<br />
➝
AKTUELL<br />
AUTOREN<br />
Dipl.-Ing. Ge<strong>org</strong> Johannes Wieland<br />
Architekt, Studium in Innsbruck und Schweden; Universitätsassistent<br />
(Lehre und Forschung) am Holzbaulehrstuhl Innsbruck;<br />
Herr Wieland betreibt zudem gemeinsam mit seinem Vater ein<br />
Architekturbüro in zweiter Generation in Innsbruck. Schwerpunktmäßig<br />
werden Wohnbauprojekte, nachhaltige Gebäudesanierung<br />
und zeitgemäße Tourismusarchitektur bearbeitet.<br />
Arbeitsbereich Holzbau, Institut für Konstruktion und Materialwissenschaften<br />
Universität Innsbruck - Fakultät für Bauingenieurwissenschaften,<br />
Kontakt: ge<strong>org</strong>.wieland@uibk.ac.at<br />
Dipl. - Ing. Thomas Ender<br />
BANKSCHALTER, SB-ZONE.<br />
Fließende <strong>Formen</strong> <strong>im</strong> Möbelbau<br />
Studium in Innsbruck, angestellter Architekt in Innsbruck mit den<br />
Schwerpunkten Wohnbau, sowie Gewerbe- und Industriebau in sämtlichen<br />
Planungs- und Ausführungsphasen. Kontakt: t-ender@mail.com<br />
GEGENWART UND AUSBLICK<br />
Moderne, zeitgemäße Baustrukturen prägen<br />
unsere heutigen Stadt-, Siedlungs- und Freizeitgebiete.<br />
Wie selbstverständlich betten sich<br />
fließende freie <strong>Formen</strong> in die gebaute Umwelt<br />
ein und ergänzen und vervollständigen harmonisch<br />
bestehende und zum Teil denkmalgeschützte<br />
Baufelder <strong>im</strong> Außen- und Innenraum.<br />
Die Machbarkeit dieser neuen „<strong>org</strong>anischen“<br />
Architektur hat der Natur ihr bisheriges<br />
Monopol auf diese <strong>Formen</strong>sprache abgerungen.<br />
Doch nicht als Konkurrent zur Natur,<br />
sondern als respektvolles, gebautes Gegenüber<br />
werden uns die freien <strong>Formen</strong> <strong>im</strong> Alltag weiterhin<br />
begegnen. Der <strong>Trockenbau</strong> ist ein wichtiges<br />
Element dieser Entwicklungen.<br />
Foto: Ge<strong>org</strong> Wieland
Foto: Lafarge Innovative<br />
Neuentwicklungen mit Zukunft<br />
Der Trocken- und Leichtbau gehört, neben der Gebäudetechnik und dem<br />
Holzbau sowie dem Bereich Brandschutz, zu den innovativsten Bauweisen<br />
in Europa. Auch die wirtschaftlichen Prognosen für diese Bauweise<br />
sind ausgesprochen positiv. Gegründet ist diese erfreuliche Entwicklung<br />
unter Anderem auf ein bauliches Umfeld mit vermehrten Aktivitäten <strong>im</strong><br />
Bestand und einer zunehmenden Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit.<br />
Ein Beitrag von Herrn Prof. DI Dr. Jochen Pfau.<br />
Leichte und trockene Bauweisen sind,<br />
durch ihr geringes Gewicht, ihre Leistungsfähigkeit<br />
und die hohe erzielbare<br />
Baugeschwindigkeit ideal für das Bauen <strong>im</strong><br />
Bestand. Die Reduzierung von Stoff- und<br />
Energieströmen durch die Dematerialisierung<br />
<strong>im</strong> Trocken- und Leichtbau resultieren in einer<br />
positiven Bewertung unter Nachhaltigkeitsaspekten.<br />
Innovation <strong>im</strong> <strong>Trockenbau</strong> bezieht sich<br />
dabei auf die Erweiterung der Leistungsfähigkeit<br />
der Systeme, z.B. Bauhöhe, Brandwiderstand,<br />
sowie – damit eng verknüpft – auf die<br />
Neu- und Weiterentwicklung von Bauprodukten.<br />
Involviert ist die gesamte Produktbreite<br />
<strong>im</strong> <strong>Trockenbau</strong>, von Zubehörbauteilen bis zu<br />
den zentralen Baustoffen Platte, Unterkonstruktion<br />
und Dämmstoff.<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
GIPSVLIES-FEUCHTRAUMPLATTEN.<br />
Als Unterdecken-Decklage in<br />
einem Hotelschw<strong>im</strong>mbad<br />
Bauprodukte für<br />
den <strong>Trockenbau</strong><br />
DER MARKT FORDERT INNOVATION<br />
Dabei ist die Wahrnehmung von innovativen<br />
Bauprodukten <strong>im</strong> Zubehörbereich einfacher als<br />
bei den Grundsystemen Wand, Decke, Boden,<br />
da hier das einzelne Produkt und nicht ein damit<br />
erstelltes System Leistungsträger ist. So wurden<br />
z.B. allein <strong>im</strong> Bereich der Schnittstelle Brandschutz<br />
– <strong>Trockenbau</strong> zahlreiche neue Lösungen<br />
für den Markt erarbeitet, wie leistungsfähige<br />
Schottsysteme oder Hohlwanddosen in F 90-<br />
Qualität, die wirtschaftliche Ausführung und<br />
hohe Funktionalität verbinden. Innovation <strong>im</strong><br />
Bereich so alltäglicher Produkte wir Gipsplatte<br />
oder Metallprofil ist dagegen für die Hersteller<br />
schwerer vermittelbar, da Planer und Bauherren<br />
in Bauteilen und Bauteilanforderungen denken<br />
und für deren profane Bestandteile wenig Begeisterung<br />
zeigen. Zwar gibt es auch hier ein-<br />
➝
AKTUELL<br />
zelne emotionale Produkte für den Endconsumer,<br />
wie z.B. die Flächenlautsprecher <strong>im</strong> Gipsplattenbereich,<br />
aber derartige Produkte sind<br />
nicht für den Umsatz der Hersteller sondern<br />
allenfalls für deren Marken<strong>im</strong>age interessant. Im<br />
Weiteren rückt dieser Beitrag deswegen vor allem<br />
innovative Produkte aus dem Bereich der Grundbestandteile<br />
von <strong>Trockenbau</strong>systemen in den<br />
Focus, mit dem Schwerpunkt auf den Bauplatten<br />
für fugenfreie Oberflächen. Auf den Dämmstoffbereich<br />
wird nicht weiter eingegangen,<br />
wobei auch hier, z.B. bei Glaswolle-Dämmstoffen<br />
mit Steinwolleeigenschaften (Schmelzpunkt)<br />
oder bei Steinwolle-Dämmstoffen mit min<strong>im</strong>ierter<br />
Wärmeleitfähigkeit (durch Aerogele) bemerkenswerte<br />
Produkte entwickelt wurden.<br />
SPEZIELLE ANFORDERUNG TRIFFT<br />
NEUES PRODUKT<br />
Die in ÖNORM B 3410 geregelten Gipsplatten<br />
beschränken sich auf die Normtypen Gipskarton-Bauplatten<br />
GKB (Typ A), Gipskarton-<br />
Feuerschutzplatten GKF (Typ DF), Gipskarton-Bauplatten<br />
/ Feuerschutzplatten <strong>im</strong>prägniert<br />
GKBI (Typ H) / GKFI (Typ DFH),<br />
wobei sich die Bezeichnung in Klammern auf<br />
die Plattenarten nach ÖNORM EN 520<br />
beziehen, die den Plattentypen nach ÖNORM<br />
B 3410 in etwa entsprechen.<br />
Diese vier Normtypen werden heute durch<br />
mehr als die doppelte Anzahl herstellerspezifi-<br />
10<br />
scher Gipsplatten ergänzt, die mit besonderen<br />
Eigenschaften für die Erfüllung spezieller<br />
Anforderungen durch die Systeme ausgestattet<br />
sind. Diese Eigenschaften werden <strong>im</strong> Wesentlichen<br />
durch Modifikation des Gipskernes<br />
(durch Zuschläge und Füllstoffe) und des Kartons<br />
(Grammatur, Material) erzielt.<br />
Die wichtigsten herstellerspezifischen Gipsplattentypen<br />
sind in Tabelle 1 aufgeführt.<br />
Diese Platten entsprechen formal, je nach Ausführung,<br />
den Normtypen. Durch ihre Zusammensetzung<br />
weisen sie darüber hinaus Eigenschaften<br />
auf, die sie für spezielle Aufgaben<br />
besonders geeignet machen. Ergänzt werden<br />
diese Gips(-karton-)plattentypen durch Gipsfaserplatten<br />
und zementgebundene <strong>Trockenbau</strong>platten,<br />
die seit jeher best<strong>im</strong>mte Eigenschaften<br />
über die der Standardgipsplatten hinaus<br />
aufweisen. Zudem sind „Gipsvliesplatten“<br />
für Brandschutzanwendungen etabliert.<br />
EINIGE SPEZIALITÄTEN NÄHER<br />
BELEUCHTET<br />
Spezielle Schallschutz-Gipsplatten wurden ab<br />
Mitte der 90er Jahre <strong>im</strong> Markt eingeführt, in<br />
Zusammenhang mit der damaligen Diskussion<br />
über die Schalldämm-Maße von Metallständerwänden,<br />
die in der Praxis hinter den Normwerten<br />
zurück blieben. Im Prinzip sind diese Platten<br />
so eingestellt, dass sie eine hohe Koinzidenz-<br />
Grenzfrequenz aufweisen und damit die darauf<br />
Herstellerspezifische Gipsplattentypen mit<br />
besonderen Eigenschaften<br />
� Schallschutzplatten<br />
für Konstruktionen mit erhöhten Schallschutzanforderungen<br />
� Hartgipsplatten/Statikplatten<br />
für Anwendungen, die eine erhöhte mechanische Festigkeit und Oberflächenhärte<br />
der Platten erfordern. Auch für Schallschutzaufgaben besonders geeignet.<br />
� Platten mit erhöhter Wärmeleitfähigkeit<br />
für Flächenheiz- und -kühlsysteme<br />
� Platten mit elektrisch leitfähigem Karton oder Kern<br />
für feldfreie Räume („Elektrosmog“)<br />
� Strahlenschutzplatten<br />
zur Abschirmung von Röntgenstrahlen (ohne Bleiblech)<br />
TABELLE 1<br />
� Feuchtraumplatten<br />
für Anwendungsbereiche mit erhöhter Feuchtebelastung, jenseits der Anwendung<br />
normaler <strong>im</strong>prägnierter Gipskartonplatten GKBI/GKFI.<br />
� Platten als Latentwärmespeicher<br />
Platten mit PCM-Zuschlag (PCM = Phase-Change-Material) als Latentwärmespeicher<br />
für das „Speichern ohne Masse“.<br />
zurückzuführende Resonanzfrequenz eines Trokkenbausystems<br />
in bauakustisch unproblematischere<br />
Bereich verschoben wird. Dies lässt sich<br />
physikalisch durch eine hohe Biegeweichheit<br />
der Platte (geringer E-Modul, geringe Dicke)<br />
und eine hohe Plattenrohdichte erreichen.<br />
Da die üblichen Plattendicken unter 15 mm<br />
generell als biegeweich gelten, sind die schwereren<br />
Gipsfaserplatten und zementgebundenen<br />
Platten den normalen Gipsplatten bauakustisch<br />
prinzipiell überlegen. Mit Hilfe der speziellen<br />
Schallschutz-Gipsplatten wurde diese unterschiedliche<br />
bauakustische Leistungsfähigkeit<br />
reduziert. Dass <strong>im</strong> Schallschutz die Grenze des<br />
Möglichen damit noch nicht ausgeschöpft war,<br />
zeigt die Neuentwicklung einer extrem schweren<br />
Gipsplatte durch einen Hersteller <strong>im</strong> letzten Jahr.<br />
Es gelang dabei - bei gleichbleibender Biegeweichheit<br />
– die Rohdichte der Platte gegenüber<br />
einer GKF-Platte zu verdoppeln. Dies stellt bauakustisch<br />
einen Quantensprung dar, mit doppelt<br />
beplankten Metall-Einfachständerwänden lassen<br />
sich Schalldämm-Maße bis 71 dB erzielen, was<br />
sogar die Normwerte von Doppelständerwänden<br />
deutlich übertrifft (Diagramm). Im Holzhausbau<br />
lassen sich durch diese Spezialplatte konkurrenzlose<br />
Schalldämmwerte bei Wohnungstrennwänden<br />
und -decken erreichen. Dabei ist natürlich<br />
abzuwägen, welche weiteren Anforderungen an<br />
ein Bauteil gestellt werden. Liegen mehrd<strong>im</strong>ensionale<br />
Anforderungen vor, z.B. zusätzlich an die<br />
mechanischen Platteneigenschaften oder deren<br />
Feuchtebeständigkeit, können Hartgipsplatten,<br />
Gipsfaserplatten oder zementgebundene Platten<br />
die wirtschaftlichere Lösung sein – bei ebenfalls<br />
recht guten Schallschutzeigenschaften.<br />
Als feuchtraumgeeignete Platten kamen bisher<br />
<strong>im</strong>prägnierte Gipsplatten und zementgebundene<br />
Platten zum Einsatz. Erstere eignen<br />
sich nur für Bereiche mit geringer bis mäßiger<br />
Feuchtebeanspruchung, z.B. häusliche Bäder<br />
TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Foto: Eternit/Hans Engels, München
und Küchen, wogegen die zementgebundenen<br />
Bauplatten auch in Bereichen mit hoher Feuchtebeanspruchung,<br />
z.B. öffentliche Duschen,<br />
Schw<strong>im</strong>mbäder, eingesetzt werden können. Die<br />
Bewertung der vorliegenden Feuchtebeanspruchung<br />
muss generell durch den Planer erfolgen.<br />
Die <strong>im</strong>prägnierten Gipsplatten weisen zwar<br />
eine verzögerte Wasseraufnahme auf, als Gipswerkstoff<br />
sind sie aber prinzipiell nicht wasserfest.<br />
Aber auch wenn sie keiner direkten Wasserbeaufschlagung<br />
ausgesetzt sind, z.B. durch<br />
Flächenabdichtungen und keramische Beläge,<br />
sind diese Plattentypen für Anwendungen mit<br />
dauerhaft hoher Raumluftfeucht nicht geeignet,<br />
da die mechanischen Platteneigenschaften<br />
mit zunehmender Plattenfeuchte stark abnehmen<br />
– die Platten werden dann als Fliesenuntergrund<br />
zu weich.<br />
Zementgebundene Platten (Faserzementplatten<br />
oder Platten mit Zementkern und<br />
Schalldämmkurven einer Metallständerwand<br />
CW 75/125 <strong>im</strong> Vergleich<br />
Schalldämm-Maß R [dB]<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
0<br />
➝<br />
Bekleidung GKB, R w,R = 55 dB<br />
Bekleidung Schallschutzplatte,<br />
R w,R = 68 dB<br />
63 125 250 500 1000 2000 4000<br />
Frequenz [Hz]<br />
FASERZEMENTPLATTEN.<br />
Als Decklage einer<br />
Unterdecke in<br />
großer Höhe<br />
DIAGRAMM<br />
Quelle: Knauf
AKTUELL<br />
außenliegender Glasfasergitter-Bewehrung) sind<br />
dagegen absolut wasserfest und feuchteresistent.<br />
Allerdings ist deren Verarbeitung deutlich aufwendiger<br />
(Zuschnitt, Verschraubung) und in<br />
der Regel liegt deren hygrisches Schwind- und<br />
Quellmaß über dem von Gipsplatten (mehr<br />
Dehnungsfugen). Dadurch ist der Einsatz von<br />
zementgebundenen Platten vergleichsweise teuer<br />
und wird deswegen üblicher Weise auf die höher<br />
feuchtebeanspruchten Bereiche beschränkt.<br />
Die Lücke zwischen den <strong>im</strong>prägnierten Gipsplatten<br />
und den zementgebundenen Platten<br />
schließt eine neu entwickelte Gipsvlies-Feuchtraumplatte.<br />
Dies Platte weißt anstatt des Kartons<br />
ein wasserunempfindliches Glasfaservlies als<br />
Bewehrung auf. Zudem wurde der Gipskern<br />
durch Zusätze so verbessert, dass er eine gegenüber<br />
herkömmlichen <strong>im</strong>prägnierten Gipsplatten<br />
reduzierte Feuchteaufnahme besitzt und vor<br />
allem weit geringere Festigkeitseinbußen bei<br />
hoher Plattenfeuchte zeigt. Die weiteren Platteneigenschaften<br />
entsprechen herkömmlichen Gipsplatten,<br />
so dass sich die Verarbeitbarkeit deutlich<br />
einfacher als bei zementgebundenen Platten darstellt.<br />
Wohlgemerkt – auch diese gipsgebundene<br />
Platte ist nicht wasserfest, eignet sich aber von<br />
ihrer Ausstattung her für Bereiche mit einer<br />
Feuchtebeanspruchung, die zwischen „mäßig“<br />
12<br />
Einsatzgebiete verschiedener Plattentypen,<br />
abhängig von der Feuchtebeanspruchung<br />
Imprägnierte Gipsvlies Zement-<br />
Gipsplatten Feuchtraum- gebundene<br />
Gipsfaser- platte Platten<br />
Bereich Feuchtebelastung 1) platte<br />
Innenbereich<br />
Außenbereich,Unterdecke<br />
Außenbereich,<br />
Fassade<br />
Mäßig belasteter Feuchtraum geeignet 2) geeignet geeignet<br />
(z. B. häusliches Bad, Küche) (unüblich)<br />
Mäßig bis hoch belasteter Feuchtraum nicht geeignet geeignet<br />
(z. B. Großküchen, Turnhallendusche,<br />
Decken <strong>im</strong> Wellnessbereichen)<br />
geeignet<br />
Hoch belasteter Feuchtraum nicht nicht geeignet<br />
(z. B. Wände neben Schw<strong>im</strong>mbecken,<br />
öffentliche Duschen)<br />
geeignet geeignet<br />
Nicht bewittert, geschützt geeignet geeignet geeignet<br />
(z. B. Arkadengänge geringer Höhe) (unüblich)<br />
Nicht direkt bewittert nicht geeignet geeignet<br />
(z. B. Dachüberstände/Außendecken<br />
in geringer Höhe, Durchfahrten)<br />
geeignet<br />
Nicht direkt bewittert, Flugregen durch nicht nicht geeignet<br />
Wind möglich (z. B. Dachüberstände/<br />
Außendecken in großer Höhe)<br />
geeignet geeignet<br />
Direkt bewittert nicht nicht geeignet 3)<br />
geeignet geeignet<br />
1) Die Bewertung der vorliegenden Feuchtebeanspruchung muss generell durch den Planer erfolgen.<br />
2) <strong>im</strong> Fertighausbau sind auch nicht <strong>im</strong>prägnierte Gipsplatten üblich<br />
3) unter Putzbeschichtung/WDVS<br />
TABELLE 2<br />
und „hoch“ angesiedelt ist, z.B. nicht witterungsbeanspruchte<br />
Außendecken, Großküchen.<br />
Eine weitere Innovation stellen elektrisch<br />
„leitfähige“ Gipsplatten dar. Diese Leitfähigkeit<br />
wird über den Karton oder den Gipskern<br />
realisiert, in der Regel durch Grafitzusätze.<br />
Durch Bekleidung eines Raums mit diesen<br />
Platten und deren Erdung wird quasi ein Faradayscher<br />
Käfig geschaffen, ein feldfreier Raum<br />
der seine Insassen vor elektromagnetischer<br />
Strahlung abschirmt. „Elektrosmog“, z.B. in<br />
unmittelbarer Nähe von Hochspannungsleitungen<br />
oder Mobilfunkantennen wird<br />
dadurch deutlich reduziert – ohne hier die<br />
umstrittene Schädlichkeit elektromagneti-<br />
GIPSPLATTEN MIT LEITFÄHIGEM GIPSKERN.<br />
Zur Abschirmung elektromagnetischer Strahlung<br />
scher Strahlung bewerten zu wollen. Die Planung<br />
und Detailausbildung solcher Räume<br />
und Gebäude hat durch Spezialisten zu erfolgen,<br />
die reine Plattenhülle, ohne richtig konzipierte<br />
Gesamtkonstruktion, ist alleine nicht<br />
wirksam.<br />
„AM BALL BLEIBEN“<br />
Die vorangegangene Vorstellung neuer, innovativer<br />
Produkte für den <strong>Trockenbau</strong> erhebt<br />
natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
Die Produkte – und damit die Systemeigenschaften<br />
der daraus erstellten Konstruktionen<br />
– sind herstellerspezifisch.<br />
Der <strong>Trockenbau</strong> ist eine innovative Bauweise<br />
mit einer zunehmenden Anzahl neuer Produktentwicklungen<br />
für eine Erweiterung der<br />
Anwendungsbereiche oder für spezielle<br />
Nischen. Der Planer und das Ausbauunternehmen<br />
müssen fachlich kontinuierlich „am Ball<br />
bleiben“, um die wirtschaftlichste und leistungsfähigste<br />
Lösung für eine Aufgabe zu finden<br />
oder Alternativen anbieten zu können.<br />
Prof. DI Dr. Jochen Pfau<br />
AUTOR<br />
Nach Maschinenbaustudium an der TU Darmstadt wiss.<br />
Mitarbeit am Fachgebiet Holzbau der TUD. Wechsel zur Versuchsanstalt<br />
für Holz- und <strong>Trockenbau</strong>, seit 2004 Mitglied der<br />
Geschäftsführung. 2007 Promotion zum Dr.-Ing. In 2006<br />
Berufung zum Professor <strong>im</strong> Studiengang Innenausbau an die<br />
Hochschule Rosenhe<strong>im</strong> mit den Lehrschwerpunkten Ausbau<br />
und <strong>Trockenbau</strong> sowie Bauen <strong>im</strong> Bestand. Autor zahlreicher<br />
Fachbücher und Publikationen.<br />
TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Fotos: Rigips, privat
AKTUELL<br />
Architektur ist Vertrauenssache<br />
Schl<strong>im</strong>m der, der sagt<br />
alles zu machen!<br />
Er ist einer der Architekten, die<br />
von sich sagen können, ihre Arbeit<br />
zu genießen. In mehr als 500<br />
gebauten Objekten in verschiedenen<br />
Ländern hat sich Prof.<br />
Wolfgang Kaufmann bereits<br />
verwirklicht. Seine He<strong>im</strong>atstadt<br />
Linz wurde von ihm maßgeblich<br />
geprägt. Mit einem Hauch von<br />
Exzentrik stand er dem <strong>Trockenbau</strong><br />
Journal <strong>im</strong> Interview Rede und<br />
Antwort über seine Arbeiten,<br />
Architektur als ganzheitliche<br />
Medizin und sein Leben als<br />
Geschäftsführer, Vernetzer<br />
und Familienvater.<br />
TBJ: Was macht für Sie gelungene Architektur<br />
aus? Wann ist bauen bei Ihnen<br />
st<strong>im</strong>mig?<br />
Prof. Kaufmann: Da will ich meine Homepage<br />
zitieren: „Wir versuchen qualitativ hochwertige<br />
Architektur für Menschen zu gestalten,<br />
zu schaffen. Im Mittelpunkt unserer Überlegungen<br />
stehen die unterschiedlichen Wünsche<br />
und Anforderungen unserer Bauherren.“ Mit<br />
diesem Leitfaden leben wir sehr gut. Wir grenzen<br />
uns in unseren Tätigkeiten sehr stark ein<br />
und übernehmen nicht jede Aufgabe. Wenn<br />
heute jemand mit einer Krankenhausplanung<br />
an uns herantritt, lehnen wir dies ab. Ich weiß<br />
nicht, was ein Krankenhaus <strong>im</strong> Detail benötigt,<br />
deshalb würden wir Fehler machen, und<br />
die wiederum würden sich wieder auf die Qualität<br />
und die Kosten auswirken. Damit hätten<br />
weder der Bauherr noch wir eine Freude. Es<br />
gibt für alles Spezialisten, und an die sollte<br />
14<br />
man sich wenden. Bei den Juristen ist die Aufgabe<br />
beispielsweise besser geregelt in Sparten<br />
wie Strafrecht, Wirtschaft, Arbeitsrecht usw.<br />
Schl<strong>im</strong>m der, der sagt, ich mache alles! Er<br />
kann keine professionelle Kompetenz in allen<br />
Sparten haben. Wir Architekten werden in<br />
viele Richtungen ausgebildet, doch Spezialist<br />
wird man erst nach langjähriger Erfahrung.<br />
TBJ: Was ist ein wesentlicher Punkt, den<br />
sie aus ihren Lehrjahren/Studium mitgenommen<br />
haben?<br />
Prof. Kaufmann: Was mich <strong>im</strong>mer noch prägt,<br />
ist, dass Architektur kein Selbstzweck ist, sondern<br />
ein Eingehen auf die Menschen sein sollte.<br />
Maßgeschneidertes Planen ist ein wesentliches<br />
Kriterium für unser Büro. Im Studium<br />
habe ich natürlich das Handwerk gelernt, dass<br />
ich weiß, was ich mache. Architektur ist Vertrauenssache,<br />
das ist für mich so wie zum Arzt<br />
zu gehen. Wenn man kein Vertrauen zu seinem<br />
Arzt hat, dann kann man sich nicht mit Zuversicht<br />
behandeln lassen. Wenn man hingegen<br />
Vertrauen hat, wird man den Empfehlungen<br />
des Arztes folgen. In der Architektur ist das sehr<br />
ähnlich. Vertrauen muss man sich erarbeiten.<br />
Architektur ist sehr komplex und umfassend<br />
und nicht nur ein schöner Output, sondern<br />
eine ganzheitliche Lösung.<br />
TBJ: Haben Sie eine planerische Handschrift?<br />
Woran erkennt man ein Objekt von<br />
Ihnen?<br />
Prof. Kaufmann: Wir gehen <strong>im</strong>mer auf den<br />
Bauherren ein, auf die Umgebung. Und da sich<br />
die <strong>im</strong>mer unterscheiden, schaut jedes Objekt<br />
anders aus. Ein Beispiel: Der Power Tower und<br />
das Landesdienstleitungszentrum in Linz. Sie<br />
stehen unmittelbar nebeneinander, sind beide<br />
von uns und doch komplett unterschiedlich.<br />
Beide funktionieren in sich wunderbar.<br />
TBJ: Was sind aus Ihrer Sicht drei Dinge,<br />
TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Fotos: Hans Braun
Einen Masterplan zu machen über wirklich<br />
großflächige Bereiche einer Stadt mit<br />
erforderlicher Infrastruktur mit all den positiven<br />
und negativen Erfahrungen, die ich <strong>im</strong> Laufe<br />
meines Arbeitslebens gemacht habe, könnte ich<br />
mir als zukünftiges Ziel vorstellen.<br />
die ein Architekt für seine Arbeit benötigt?<br />
Prof. Kaufmann: Architektur benötigt für<br />
mich Kreativität, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit.<br />
Heutzutage könnte man noch<br />
die Nachhaltigkeit anhängen.<br />
TBJ: Kann man es sich heute noch leisten<br />
be<strong>im</strong> Bauen auf „Nachhaltigkeit“ zu verzichten?<br />
Prof. Kaufmann: Die Nachhaltigkeit ist ein<br />
modernes Schlagwort. Wir haben in Linz den<br />
Power Tower realisiert und wurden dafür mit<br />
dem Goldzertifikat nach DNGB ausgezeichnet,<br />
ohne dass wir dabei jemals an die „Nachhaltigkeit“<br />
gedacht hätten. Nachhaltigkeit ist eigentlich<br />
eine Selbstverständlichkeit. Wenn es der Architekt<br />
ernst n<strong>im</strong>mt, baut er auch nachhaltig. Nachhaltigkeit<br />
darf aber keinesfalls nur auf die energetische<br />
Sicht beschränkt werden, auch hochwertige<br />
Baukultur ist eine Form von Nachhaltigkeit.<br />
TBJ: Was überwiegt bei so einem Bau wie<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
Prof. Wolfgang Kaufmann<br />
dem Power Tower die Funktionalität oder<br />
der Wunsch sich kreativ zu Verwirklichen?<br />
Prof. Kaufmann: Ei oder Henne? Der Power<br />
Tower war eine große Herausforderung, die<br />
V<strong>org</strong>abe war etwas energietechnisch Innovatives<br />
zu entwickeln. Gemeinsam mit der Industrie<br />
entwickelten wir dort eine Fassade, die<br />
weltweit ein Novum darstellt und die alle<br />
Bedürfnisse abdeckt. Wesentlich dabei ist die<br />
Symbiose zwischen thermischer Haut, Beschattung<br />
und Transparenz. Bei einem dieser Kriterien<br />
muss man normalerweise Abstriche<br />
machen. Be<strong>im</strong> Power Tower ist es uns gelungen,<br />
alle Kriterien zu erfüllen. Durch den<br />
hohen Isolierwert der mehrschichtigen Fensterscheiben<br />
gibt es keine Kältestrahlung und<br />
somit keine Zugwirkung, obwohl auf Heizkörper<br />
verzichtet wurde. Zwischen den äußeren<br />
Glaselementen ist ein großer, geschützter Luftzwischenraum,<br />
die darin liegenden neuartigen<br />
AKTUELL<br />
Speziallamellen ermöglichen selbst bei max<strong>im</strong>aler<br />
Beschattung ausreichend Transparenz<br />
und insofern Tageslichtumlenkung in die Büroräumlichkeiten.<br />
Weiters ist bei dieser Lösung<br />
kein Wartungsaufwand erforderlich wie bei<br />
konventionellen außenliegenden Beschattungssystemen.<br />
Die Mitarbeiter sehen voll hinaus,<br />
haben einen hellen Raum und werden aber<br />
von der Sonne nicht beeinträchtigt.<br />
TBJ: Welches österreichische Bauwerk<br />
der vergangenen 20 Jahren halten sie für<br />
besonders gelungen?<br />
Prof. Kaufmann: Es gibt sehr viele gute Beispiele,<br />
dabei will ich keine Wertung machen.<br />
Wir haben sehr tolle Architektur in Österreich,<br />
von Ost nach West.<br />
TBJ: Welche Erfahrung haben Sie mit<br />
<strong>Trockenbau</strong> gemacht?<br />
Prof. Kaufmann: In der Handhabung ist der<br />
<strong>Trockenbau</strong> sehr einfach zu verwenden. Es gibt<br />
kaum Beschwerden während der Arbeiten, die<br />
Handwerker können damit umgehen. Das<br />
spricht auch für den <strong>Trockenbau</strong>. Der Vorteil<br />
liegt in der Flexibilität aber auch in der Installationsführung.<br />
Jede Vorsatzschale erlaubt nachträgliches<br />
Uminstallieren ohne große Schwierigkeiten.<br />
Und das kommt selbst bei bester Planung<br />
manchmal vor. Bei Stahlbeton oder Ziegel ist das<br />
sehr aufwendig bzw. hinterlässt Spuren.<br />
TBJ: Stößt der <strong>Trockenbau</strong> an Grenzen?<br />
Prof. Kaufmann: Nein, der <strong>Trockenbau</strong><br />
erlaubt sehr viel, ist ein sehr angenehmes<br />
Medium bei Wänden sowie bei Decken. Leider<br />
gibt es <strong>im</strong> sozialen Wohnbau Vorurteile<br />
gegenüber dem <strong>Trockenbau</strong>. Es herrscht die<br />
Meinung, dass <strong>Trockenbau</strong> etwas Billiges sei,<br />
oder dass da nichts an den Wänden befestigt<br />
werden kann, was natürlich nicht st<strong>im</strong>mt. Wir<br />
verwenden sehr gerne <strong>Trockenbau</strong>, weil wir<br />
auch die Vorteile kennen und nützen.<br />
TBJ: Hat sich die Qualität in der Ausführung<br />
des <strong>Trockenbau</strong>s verändert?<br />
Prof. Kaufmann: Wir haben <strong>im</strong> <strong>Trockenbau</strong><br />
keinerlei Probleme, deshalb kann ich nur sagen,<br />
dass die Qualität einfach gut ist. Die freie Form<br />
hat Fortschritte gemacht. Bemerkt haben wir,<br />
dass verschiedenste Elemente <strong>im</strong> Laufe der Zeit<br />
professioneller wurden. Erstaunlicherweise<br />
bringt gerade die Umsetzung von „Spezialobjekten“<br />
kaum Probleme. Während bei einer geraden<br />
Wand schon eher mal etwas schief gehen kann.<br />
TBJ: Haben Sie Wünsche an den <strong>Trockenbau</strong>?<br />
Prof. Kaufmann: Ich bin mit dem <strong>Trockenbau</strong><br />
ausgesprochen zufrieden.<br />
➝<br />
15
AKTUELL<br />
TBJ: Sie sind seit 40 Jahren als Architekt<br />
tätig, haben mehr als 500 Bauwerke verwirklicht,<br />
gibt es Ziele, die sie noch erreichen<br />
wollen?<br />
Prof. Kaufmann: Einen Masterplan zu<br />
machen über wirklich großflächige Bereiche<br />
einer Stadt mit erforderlicher Infrastruktur mit<br />
all den positiven und negativen Erfahrungen,<br />
die ich <strong>im</strong> Laufe meines Arbeitslebens gemacht<br />
habe, könnte ich mir als zukünftiges Ziel vorstellen.<br />
Ein grundsätzliches Ziel ist sich in seiner<br />
Arbeit ständig weiterzuentwickeln.<br />
TBJ: Nehmen Sie sich von Zeit zu Zeit eine<br />
Auszeit, oder Urlaub?<br />
Prof. Kaufmann: Wenn ich meinen Beruf als<br />
Arbeit bezeichnen würde, würde ich mir<br />
Urlaub wünschen. Nachdem mein Beruf mein<br />
Hobby und meine Berufung ist, würde ich<br />
auch <strong>im</strong> Urlaub (wenn ich das machen würde)<br />
meinen Beruf ausüben.<br />
TBJ: Sie machen also nie Urlaub?<br />
Prof. Kaufmann: Ich bin nicht der Typ, der sich<br />
an den Strand legt und sonnt. Ich glaub, das wär<br />
auch gar nicht gesund. Ich bin auch nicht der<br />
Typ, der zum Beispiel segeln geht - ich wüsste<br />
nicht, was ich auf so einem Boot machen sollte.<br />
ENTSPANNT.<br />
Prof. Kaufmann<br />
in seinem Büro in<br />
Linz, sein Credo:<br />
„Jeder Tag ist ein<br />
Geschenk und<br />
jeder Tag ist<br />
schön.“<br />
TBJ: Was ist ihr größter Luxus?<br />
Prof. Kaufmann: Dass ich arbeiten kann und<br />
(wieder) gesund bin. Der größte Luxus den der<br />
Mensch haben kann, ist die Gesundheit. Und<br />
wenn man gerne arbeitet, ist Geld Nebensache,<br />
denn dies kommt automatisch.<br />
TBJ: Wovor haben Sie Angst?<br />
Prof. Kaufmann: Dass ich mir den größten<br />
Luxus, meine Gesundheit, einmal nicht<br />
mehr leisten kann. Es gibt nur ein paar<br />
Dinge, die ganz wichtig sind: Gesundheit<br />
und Familie stehen da ganz vorne. Wenn das<br />
Umfeld st<strong>im</strong>mt, ist die Welt in Ordnung.<br />
Arbeitslos, alleine ohne Familie – das wäre<br />
eine Katastrophe für mich. Das größte Glück<br />
ist, wenn ein 110-jähriger Mensch gesund<br />
und vital ist.<br />
TBJ: Wollen sie denn so alt werden?<br />
Prof. Kaufmann: Unter gewissen Bedingungen<br />
würde ich auch gerne 200 Jahre alt werden,<br />
doch ich weiß, dass das nicht möglich ist.<br />
TBJ: Womit könnte man Ihnen persönlich<br />
eine Freude machen?<br />
Prof. Kaufmann: Ein gemütlicher Abend mit<br />
der Familie, einem Glas Wein und einer Zigarre.<br />
Seitdem bei mir <strong>im</strong> Vorjahr ein Herzfehler<br />
diagnostiziert wurde, denke ich anders. Für den<br />
chirurgischen Eingriff suchte ich mir einen Arzt<br />
meines Vertrauens. Ich habe alle geschäftlichen<br />
Agenden geregelt und mich von meiner Familie<br />
verabschiedet. Dann ging ich unglaublich zufrieden<br />
ins Spital zur Operation. Glücklicherweise<br />
bin ich wieder aufgewacht und heute hier –<br />
wieder vollkommen gesund. Jeder Tag ist ein<br />
Geschenk und jeder Tag ist schön.<br />
TBJ: Wir danken für das Gespräch!<br />
16 TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Foto: Hans Braun
AKTUELL<br />
Für den Verband der österreichischen<br />
Stuckateur- und Trockenausbauunter-<br />
nehmungen ist es eine wichtige Heraus-<br />
forderungen den fachlichen und per-<br />
sönlichen Austausch seiner Mitglieder zu<br />
fördern. Traditionell fanden daher <strong>im</strong><br />
April die „Regionalmeetings“ statt.<br />
Unter großzügiger Unterstützung der<br />
Industriemitglieder Armstrong Metalldek-<br />
18<br />
ken GmbH, FURAL Systeme in Metall<br />
GmbH und M.C.I. Metalldecken Produk-<br />
tions-GmbH fanden die drei Meetings in<br />
Rankweil, Gmunden und Neutal statt.<br />
VÖTB Regionalmeetings 2011<br />
Herausforderungen und<br />
gemeinsame Einblicke<br />
Neben regionalen Themen beschäftigte<br />
die – damals noch bevorstehende<br />
- Öffnung des Arbeitsmarktes für<br />
die Bürger der neuen EU-Länder am<br />
1.5.2011 die Teilnehmer. Die wichtigsten<br />
Regelungen des neuen „Bundesgesetzes, mit<br />
dem das Ausländerbeschäftigungsgesetz“ und<br />
des „Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetzes<br />
2011“ wurden von den Fachleuten<br />
des Finanzministerium besprochen.<br />
Entsprechenden Details und Erläuterungen<br />
wurden von den Mitgliedern teils heftig dis-<br />
kutiert. Durchgängig blieb der Eindruck, dass<br />
auch die Behörde nicht 100% wusste, was auf<br />
sie und damit auf die verarbeitenden Betriebe<br />
zukommen werde. Die bisher als KIAB<br />
bekannte neue Finanzpolizei ist mit zusätzlichen<br />
Befugnissen angehalten die entsprechenden<br />
– zahlreichen – Unterlagen, die die<br />
Unternehmen auf der Baustelle bereit halten<br />
müssen zu kontrollieren. Wie sie dies tun<br />
wird und welche praktikablen Usancen angewandt<br />
werden würden, konnten die hohen<br />
Beamten noch nicht mit Sicherheit berichten.<br />
REGIONAL-<br />
MEETING<br />
MITTE.<br />
Dr. Zauchner<br />
diskutiert mit<br />
den Verbandsmitgliedern.<br />
REGIONALMEETING OST.<br />
Dr. Erwin Zauchner (Finanzpolizei) referiert streng<br />
über die mutmaßlichen Gesetzesänderungen.<br />
Ein euphorisch akklamierter Mag. Ziesel in<br />
Vorarlberg und ein sonorer Dr. Zauchner,<br />
der tiefe Einblicke in die Gedankenwelt und<br />
Verfahrensweisen des Finanzministeriums<br />
gab, standen tapfer rede und Antwort. Bei<br />
Herren stehen den Mitgliedern auf für direkte<br />
Anfragen weiterhin zur Verfügung, eine<br />
Vereinbarung die der Verband für seine Mitglieder<br />
vereinbaren konnte.<br />
Im Anschluss an die Vorträge luden die<br />
Metalldeckenhersteller zu Werksbesichtigungen<br />
und überboten sich dabei die Mitglieder<br />
des VÖTB auch kulinarische zu beeindrukken.<br />
Auch an dieser Stelle sei ein großes „Dankeschön“<br />
an alle Mitwirkenden vermerkt!<br />
SCHWELLENWERTE<br />
Beinahe ein Randthema blieben die auch 2011<br />
weiterhin erhöhten Schwellenwerte – genauer<br />
gesagt bis 31.12.2011. Öffentliche Auftraggeber<br />
können also auch heuer – <strong>im</strong> Interesse der<br />
lokalen Wertschöpfung – Dienstleistungskonzessionsverträgen<br />
in einem formfreien Verfahren<br />
unmittelbar an einen ausgewählten Unternehmer<br />
(Direktvergabe) bis zu einem geschätzten<br />
Leistungswert von 100.000 Euro ohne<br />
Umsatzsteuer nicht übersteigt vergeben. Wei-<br />
TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Fotos: Michael Z<strong>im</strong>per, Fural, VÖTB
REGIONALMEETING WEST.<br />
Alle Teilnehmer des Meetings in Rankweil<br />
ters können Aufträge <strong>im</strong> nicht offenen Verfahren<br />
ohne vorherige Bekanntmachung vergeben<br />
werden, sofern dem Auftraggeber genügend<br />
geeignete Unternehmer bekannt sind, um<br />
einen freien und lauteren Wettbewerb sicherzustellen,<br />
und wenn bei Bauaufträgen, der<br />
geschätzte Auftragswert 1.000.000 Euro nicht<br />
erreicht, oder bei Liefer- und Dienstleistungsaufträgen,<br />
der geschätzte Auftragswert<br />
100.000 Euro nicht erreicht. Somit bleiben<br />
diese Auftragsvergaben ohne Ausschreibung<br />
weiter eine Option. Die öffentlichen Stellen<br />
sollten ein Interesse daran haben, dass sie es in<br />
der Hand haben, sowohl die Wertschöpfung,<br />
als auch Steuern, Arbeitsplätze und auch Ausbildungsplätze<br />
<strong>im</strong> unmittelbaren Umfeld zu<br />
unterstützen.<br />
Ich habe mich gefreut, Sie bei den Regionalmeetings<br />
gesehen zu haben und freue mich<br />
bald wieder von Ihnen zu hören!<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
Ihr Stephan Blahut<br />
REGIONALMEETING<br />
WEST.<br />
Mag. Rainer Ziesel<br />
(Finanzpolizei) führt<br />
die VÖTB-Mitglieder in<br />
die Schwierigkeiten<br />
des neuen Ausländerbeschäftigungsgesetzes<br />
ein.<br />
AKTUELL<br />
19
AKTUELL<br />
Berufsbild<br />
StuckateurIn und<br />
TrockenausbauerIn<br />
Foto:<br />
Stuck und <strong>Trockenbau</strong> sind<br />
überall, auch wenn sie dir bisher<br />
noch nicht aufgefallen sind.<br />
Die Zwischenwand in der Schule,<br />
die Decke in deiner Sporthalle,<br />
In Eventlocations, Shoppingmalls und<br />
modernen Verwaltungsgebäuden findest<br />
du Decken mit integrierter Technik wie<br />
Lichtspots, Lautsprechern oder Kl<strong>im</strong>aanlagen.<br />
Das ist <strong>Trockenbau</strong> mit Gipsbauplatten.<br />
Deine Kreativität kannst du hier ausleben:<br />
Ob du dich also mehr für die schöne Seite der<br />
Architektur interessierst oder für bauphysikalische<br />
Herausforderungen – bei Stuck und<br />
<strong>Trockenbau</strong> findest du die unterschiedlichsten<br />
Aufgaben.<br />
der Boden in deiner Diskothek – Die Gestaltungsmöglichkeiten mit Stuck und WAS TUT MAN ALS TROCKENAUSdu<br />
stehst drauf. Eine sichtbare <strong>Trockenbau</strong>systemen sind nämlich nahezu BAUERIN UND STUCKATEURIN?<br />
Seite hat das Ganze aber auch: unbegrenzt. Mit Stuck formst du vom Türbo- Du baust Wände, Decken und Böden in Trokgen<br />
über Kuppeln bis zu Reliefs an der Decke kenbauweise aus Gipsbauplatten, Gipsfaser-<br />
In Museen, Kirchen und<br />
alles was schön ist. Im <strong>Trockenbau</strong> machst du platten, Metall, Holz und Glas. Diese Bautei-<br />
Schlössern sind dir vielleicht<br />
die Entwürfe moderner Architekten wahr, le können entweder sehr einfach ausschauen<br />
schon die Deckenornamente und verbesserst die Akustik und den Schallschutz, oder architektonisch anspruchsvoll sein: einfa-<br />
figuralen Verzierungen arbeitest am baulichen Brandschutz und an che Ständerwände zwischen zwei Räumen bis<br />
aufgefallen. Das ist Stuck. der Wärmedämmung von Gebäuden mit. zu einer enormen Kuppel in einer Konzerthal-<br />
20 TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Medicent Linz
le. Du siehst also, hier geht’s nicht nur ums<br />
Aussehen, sondern auch um die akustische<br />
Anforderung.<br />
Du baust aber nicht nur, sondern arbeitest<br />
auch eng zusammen mit Planern wie Bauphysikern,<br />
Akustikern, Architekten und auf der<br />
anderen Seite mit Kollegen aus anderen Handwerksberufen<br />
wie Elektrikern, Malern oder<br />
Installateuren.<br />
Das Ergebnis deiner Arbeit ist für alle sichtbar:<br />
In der modernen Architektur von Hotels<br />
und Sporthallen, Bars und Lokalen, Wohnungen<br />
und Krankenhäusern.<br />
Im Laufe deiner dreijährigen Ausbildung<br />
kannst du dich auch auf den Bereich Stuck<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
spezialisieren. Als StuckateurIn arbeitest du<br />
vor allem in historisch wertvollen Gebäuden<br />
wie Kirchen, Schlössern, Museen oder Konzertsälen.<br />
Du wirst wertvolle Decken und<br />
Wände in alten, erhaltenswerten Gebäuden<br />
renovieren und teilweise erneuern. Dazu lernst<br />
du klassische und moderne Stucktechniken<br />
wie Schablonen anfertigen, Leisten gießen und<br />
Profile ziehen. Hier kannst du deine Kreativität<br />
und deinen Kunstsinn voll ausspielen – und<br />
manchmal auch in neuen Gebäuden.<br />
DAMIT EIGNEST DU DICH ZUM/R<br />
STUCKATEUR- UND TROCKEN-<br />
AUSBAUERIN<br />
� Handwerkliches Geschick<br />
� Räumliches Denken<br />
� Körperliche Fitness (Schwindelfreiheit und<br />
Gleichgewichtsgefühl)<br />
� Begeisterung für genaues Arbeiten und<br />
Details<br />
� Freude an Teamarbeit<br />
WAS ERREICHST DU ALS STUCKA-<br />
TEUR- UND TROCKENAUSBAUERIN?<br />
Je nach Größe des Betriebes und deines per-<br />
AKTUELL<br />
sönlichen Einsatzes, stehen dir viele Möglichkeiten<br />
offen. Mit der Gesellenprüfung<br />
kannst du<br />
� Vorarbeiter, dann nach der Werkmeisterschule<br />
� Werkmeister, und mit der Meisterprüfung<br />
� Bauleiter<br />
werden. Wenn du eine führende Position in<br />
einem Stuck- und <strong>Trockenbau</strong>-Unternehmen<br />
einnehmen oder sogar dein eigenes Unternehmen<br />
gründen möchtest, ist die Meisterprüfung<br />
notwendig.<br />
SO WIRST DU ZUM/R STUCKATEUR-<br />
UND TROCKENAUSBAUERIN<br />
Die Lehrzeit beträgt 3 Jahre und pro Lehrjahr<br />
verbringst du 9 Wochen an der Berufsschule<br />
und zwischendurch besuchst du die BAUAkademie.<br />
Nach drei Jahren legst du dann die Gesellenprüfung<br />
ab, danach die Werkmeisterprüfung<br />
und abschließend die Meisterprüfung.<br />
Mit der Berufsreifeprüfung oder einem Aufbaukurs<br />
an einer HTL erwirbst du die Studienberechtigung<br />
und kannst eine akademische<br />
Ausbildung draufsetzen.<br />
21
AKTUELL<br />
22<br />
Virtuell am neuesten Stand<br />
Österreichweit<br />
in Aktion<br />
Nachdem das StunT-Team <strong>im</strong><br />
Februar be<strong>im</strong> Lehrlingswettbewerb<br />
in Vorarlberg live dabei sein durfte,<br />
begannen gleichzeitig die ersten<br />
Vorbereitungen für die nächste Online-<br />
Aktion, den Betrieb der Woche.<br />
Wöchentlich präsentiert das StunT-<br />
Team einen ausgewählten Betrieb<br />
auf der Homepage und bietet den<br />
fleißigen LeserInnen jeden Tag Informationen.<br />
Von der Betriebsphilosophie über Vorzeigeprojekte<br />
bis zu den Steckbriefen von<br />
Lehrlingen, es ist sozusagen ein virtuelle<br />
Woche der offenen Tür. Außerdem werdendie<br />
Kontaktdaten der Betriebe veröffentlicht,<br />
um es den Schnupperlingen und LehrlingsanwärterInnen<br />
zu erleichtern, direkt<br />
über das StunT-Team Kontakt mit den<br />
Betrieben aufzunehmen.<br />
Durch unterhaltsame Videos und Postings,<br />
werden die Facebook-Fans des StunT-Teams<br />
Impressum<br />
<strong>im</strong> Schul- und Lehrlingsalltag bei Laune<br />
gehalten. Unter anderem fand der, schon zur<br />
Kultfigur gewordene, Stuntman in einem<br />
Video seine Rolle als Frauenheld; es wurde<br />
bei Schulbesuchen mitgefilmt und das<br />
StunT-Team s<strong>org</strong>te mit lustigen Clips für<br />
gute St<strong>im</strong>mung.<br />
Im Mai konnten wir fünf SchülerInnen <strong>im</strong><br />
Zuge ihrer berufspraktischen Tage an StunT-<br />
Betriebe in ihrer Umgebung vermitteln.<br />
Auch in den kommenden Monaten sind<br />
wieder zahlreiche Aktionen geplant um den<br />
SchülerInnen den spannenden und zukunftssicheren<br />
Beruf des Stuckateurs- und Trockenausbauers<br />
näher zu bringen.<br />
<strong>Trockenbau</strong>-Journal: Das Fach<strong>org</strong>an für die Stuckateur- und Trockenausbauunternehmungen<br />
Herausgeber: Verband Österreichischer Stuckateur- und Trockenausbauunternehmungen,<br />
VÖTB, 1010 Wien, Eschenbachgasse 11<br />
Medieninhaber, Redaktion sowie mit der Herausgabe beauftragt:<br />
Österreichischer Kommunalverlag GmbH., 1010 Wien, Löwelstraße 6, Tel. 01/532 23 88-0<br />
Geschäftsführung: Mag. Michael Z<strong>im</strong>per<br />
Sekretariat: Barbara Hahn<br />
Redaktion: Mag. Andreas Bauer, Mag. (FH) Stephan Blahut, Julya Pollak, Susanne Senft,<br />
Martina Z<strong>im</strong>per, Mag. Michael Z<strong>im</strong>per<br />
Projektleitung und Anzeigen: Martina Z<strong>im</strong>per, Tel.: 01/5322388-0 und 0664/2325927,<br />
Österreichischer Kommunalverlag GmbH., 1010 Wien, Löwelstraße 6<br />
Erscheinungsweise: 4-mal jährlich<br />
Inhalt: Das <strong>Trockenbau</strong>-Journal versteht sich als Fach<strong>org</strong>an für <strong>Trockenbau</strong> in Österreich.<br />
Die gezeichneten Artikel geben die Meinung der Autoren wieder, stehen inhaltlich unter deren<br />
Verantwortung und müssen sich nicht mit der Meinung der Redaktion decken.<br />
Hersteller: Gutenberg Druck, 2700 Wiener Neustadt, Johannes Gutenberg-Straße 5<br />
Erscheinungsort: 2700 Wiener Neustadt<br />
Mit „E.E.“ gekennzeichnete Artikel sind bezahlte Informationen und fallen nicht in die<br />
Verantwortlichkeit der Redaktion.<br />
TROCKENBAU Journal 2 2011
Fotos: Bernhard Wolf<br />
Podiumsdiskussion der bAIK<br />
Nachhaltiges Planen und<br />
Bauen – ohne Sanierung?<br />
Zur insgesamt neunten Veranstaltung der Diskussionsreihe<br />
„Nachhaltiges Planen und Bauen“ lud der Ausschuss Nachhaltigkeit<br />
der Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten (bAIK)<br />
ins Erste Bank Event Center.<br />
Wie kann die Sanierungsrate von derzeit<br />
1 Prozent auf die erforderlichen<br />
5 Prozent (WIFO-Studie 2007)<br />
angehoben werden? Mit welcher Qualität soll<br />
saniert werden? Was ist notwendig, damit die<br />
Sanierung des Gebäudebestands in Österreich<br />
sowohl vom Umfang als auch von der Qualität<br />
her zu einem Ergebnis gelangt, mit dem wir<br />
unsere Ziele <strong>im</strong> Kl<strong>im</strong>aschutz und in der Baukultur<br />
erreichen? Unter der Leitung von Dr.<br />
Peter Huemer diskutierten Dr. Margarete<br />
Czerny (Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung),<br />
DI Sabine Gretner (Landtagsabgeordnete<br />
Die Grünen, Wien), Mag.<br />
Franz Köppl (Arbeiterkammer, Wien), Dr.<br />
Ge<strong>org</strong> Pilarz (Vorstandsvorsitzender GIWOG,<br />
Gemeinnützige Industrie-Wohnungsaktiengesellschaft,<br />
Leonding) und Architekt Ge<strong>org</strong> W.<br />
Reinberg (Mitglied des Nachhaltigkeits-Ausschusses<br />
der bAIK).<br />
ANGEREGTE DISKUSSION<br />
Dr. Margarete Czerny von der Nachhaltigkeitsinitiative<br />
UMWELT + BAUEN bezeichnete<br />
den Sanierungsscheck, derzeit in der<br />
Höhe von 100 Millionen Euro, als „Tropfen<br />
auf dem heißen Stein“. Der Sanierungsanteil<br />
in Österreich (35 Prozent) sei <strong>im</strong> europäischen<br />
Vergleich eher gering. Die Kyoto-Strafzahlungen<br />
berechnete Czerny mit 450 Millionen<br />
Euro (2008-2012) und mit insgesamt voraussichtlich<br />
1 Milliarde Euro. Neben der Anhebung<br />
der Sanierungsrate auf drei Prozent –<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
PODIUM (V.L.N.R.):<br />
Ge<strong>org</strong> W. Reinberg, Ge<strong>org</strong> Pilarz,<br />
Sabine Gretner, Peter Huemer,<br />
Margarete Czerny, Franz Köppl<br />
und nach 2020 auf über fünf Prozent – forderte<br />
sie mehr Planungsbewusstsein. Dr. Ge<strong>org</strong><br />
Pilarz präsentierte in seinem Impulsreferat<br />
Objekte aus Österreich, an denen erfolgreich<br />
Dämm-Maßnahmen durchgeführt wurden.<br />
Statistiken zeigten den abfallenden Energiebedarf<br />
in den Gebäuden nach der thermischen<br />
Sanierung. Mag. Franz Köppl ging besonders<br />
auf die unterschiedliche Sanierungshäufigkeit<br />
und den Energiebedarf von Einfamilienhäusern<br />
<strong>im</strong> Vergleich zu Wohnungen ein. Köppl<br />
sprach sich klar für eine Verlängerung des Refinanzierungszeitraumes<br />
bei Mietobjekten aus.<br />
Architekt Ge<strong>org</strong> W. Reinberg verwies darauf,<br />
dass der Stand der Technik mittlerweile so<br />
weit wäre, dass man wisse, wie man Nullenergiehäuser<br />
bauen könne – diese Möglichkeit<br />
solle man verstärkt nutzen. Worin sich alle<br />
DiskutantInnen einig waren, war die geringe<br />
ökologische Effizienz der Förderung von Einfamilienhäusern.<br />
Stattdessen solle man sich<br />
auf die Unterstützung von Gemeindebauten<br />
und gemeinnützigen Wohnungen konzentrieren.<br />
Abschließend betonte Peter Huemer<br />
nochmals – wie auch zuvor alle PodiumsteilnehmerInnen<br />
– die Wichtigkeit ganzheitlicher<br />
Sanierung.<br />
Die nächste Veranstaltung zum Thema<br />
„Nachhaltiges Planen und Bauen – ohne<br />
Kreislaufwirtschaft?“ findet am Donnerstag,<br />
den 17.11.2011 statt.<br />
NÄHERE INFOS: www.arching.at
AKTUELL<br />
1. TEMPERATUR BEACHTEN<br />
Die Raumtemperatur spielt bei der Verarbeitung<br />
von <strong>Trockenbau</strong>systemen eine wichtige<br />
Rolle: weniger für die Montage der Platte als<br />
für die Verspachtelung. Laut Norm muss die<br />
Temperatur <strong>im</strong> Raum einen Tag vor, während<br />
und mindestens drei Tage nach den Spachtelarbeiten<br />
mindesten 5°C betragen. Dafür gibt<br />
es einen guten Grund: Ist es <strong>im</strong> Raum zu kalt,<br />
kann der Kern der Gipskartonplatte frieren, da<br />
sie kristallin gebundenes Wasser enthält. Werden<br />
gefrorene Platten verfugt, friert auch der<br />
Fugenfüller. Das darin enthaltene Wasser kristallisiert<br />
an der Oberfläche, was mit freiem<br />
Auge erkennbar ist – auch noch zu einem späteren<br />
Zeipunkt, da sich die Farbe des Fugenfüllers<br />
verändert. In diesem Fall muss die Verfugung<br />
ausgebessert werden. Da die Oberfläche<br />
der Wand aber ebenmäßig und glatt sein<br />
muss, ergibt sich ein deutlich höherer Spachtelaufwand<br />
für die Verbesserung.<br />
Um auch bei kälteren Temperaturen arbei-<br />
24<br />
QUALITÄTSSICHERUNG<br />
AM BAU<br />
Rissen kann<br />
man vorbeugen<br />
Risse in Wänden und Decken zählen zu den am häufigsten vorkommenden<br />
Schäden <strong>im</strong> <strong>Trockenbau</strong>. Ihre Ursachen sind vielfältig. Das <strong>Trockenbau</strong>-<br />
Journal zeigt Ihnen, wie Sie den fünf häufigsten Fehlerquellen sicher aus<br />
dem Weg gehen.<br />
ten zu können, greift mancher <strong>Trockenbau</strong>er<br />
zum Trick mit dem Heizstrahler. Die Oberfläche<br />
der Gipskartonplatte wird erwärmt, um sie<br />
zu verfugen. Zieht der Verarbeiter aber mit<br />
dem Heizstrahler weiter, friert die Fuge trotzdem.<br />
Das Problem bleibt bestehen.<br />
2. VORSICHT BEI FEUCHTIGKEIT<br />
Die ÖNORM 3415 sieht vor, dass <strong>Trockenbau</strong>arbeiten<br />
grundsätzlich nur bei gschlossener<br />
Gebäudehülle durchgeführt werden dürfen.<br />
Der Grund dafür liegt in der Beschaffenheit<br />
des Gipses. Dringen Regen oder Schnee durch<br />
Fensteröffnungen oder große offene Portale<br />
ein, bilden sich Wasserlacken am Boden. Die<br />
damit einhergehende erhöhte Luftfeuchtigkeit<br />
lässt die Gipskartonplatten aufquellen – selbst<br />
dann, wenn das Material nicht unmittelbar<br />
mit dem Wasser in Kontakt kommt.Mit steigender<br />
Feuchtigkeit nehmen aber die Festigkeit<br />
der Platte und der Schraubendurchzug<br />
ab. Die Schrauben halten nicht mehr so fest,<br />
PAPIER-TEST<br />
die Platte kann sich von der Schraube lösen.<br />
Hohe Luftfeuchtigkeit kann aber auch durch<br />
alltägliche Bauarbeiten wie Estrichverlegung<br />
eingebracht werden. Die dadurch erhöhte Luftfeuchtigkeit<br />
lässt die Gipskartonplatte quellen.<br />
Das ist grundsätzlich kein Problem, denn bei<br />
trockenerer Luft schwindet sie wieder auf ihr<br />
ursprüngliches Maß – und erst dann darf sie<br />
auch verspachtelt werden. Werden Gipskartonplatten<br />
bei zu höher Feuchte verspachtelt,<br />
ist ein Riss nach dem Trocknen die unvermeidbare<br />
Folge. Die Platten gehen auf ihr ursprüngliches<br />
Format zurück und an der schwächsten<br />
Stell, der Fuge, tritt ein Riss auf. Die Verspachtelung<br />
muss erneuert werden. Um dies zu verhindern,<br />
sieht die Norm vor, dass Nassarbeiten<br />
und damit verbundene Trocknungszeiten<br />
<strong>im</strong> Bauzeitplan zu berücksichtigen sind.<br />
3. FEHLENDE DEHNFUGEN<br />
Große fugenlose Decken gehören mittlerweile<br />
zu den Standardanforderungen von Archi-<br />
Risse treten <strong>im</strong>mer dort auf, wo das Material am schwächsten<br />
ist, also bei Auskragungen, Einschnitten oder Deckenöffnungen.<br />
Mit diesem einfachen Trick können Sie Risse<br />
weitgehend prognostizieren: Nehmen Sie ein Blatt Papier<br />
und schneiden Sie es in der Form aus, die es herzustellen<br />
gilt. Wenn Sie dann an beiden Seiten ziehen, wird das Blatt<br />
genau dort reißen, wo später der Riss zu erwarten ist.<br />
Korrekte Ausführungsdetails findet man in den<br />
Anwendungsrichtlinien der Industrie.<br />
TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Fotos: Saint-Gobain RIGIPS Austria
SICHER SCHÖNER. Fugen können bewusst gesetzte<br />
Elemente der Architektur sein.<br />
tekten. Eine Forderung, die aus technischen<br />
Gründen nicht <strong>im</strong>mer realisierbar ist. Welche<br />
Bemaßungen möglich sind, ist in der Planungs-<br />
und Verarbeitungsnorm von <strong>Trockenbau</strong>systemen<br />
genau festgehalten. Demnach<br />
ist ab einer Länge von 15 m und einem Längen-Breitenverhältnis<br />
der Fläche von 10:1<br />
jedenfalls eine Fuge zu setzen. Praktiger kennen<br />
dieses Problem vor allem bei langen Gängen,<br />
wo das Längen-Breitenverhältnis mit<br />
10:1 nicht mehr st<strong>im</strong>mt. Besser man setzt<br />
hier bewusst Dehnfugen, die geplant und in<br />
das architektonische Konzept eingegliedert<br />
werden können, als später mit unkontrollierbaren<br />
und unregelmäßigen Rissen leben zu<br />
müssen.<br />
Ähnlich ist die Situation bei Wandanschlüssen<br />
zu anderen Baustoffen. Um Risse hier<br />
sicher zu vermeiden müssen Schattenfugen<br />
gesetzt oder zumindest Trennstreifen eingesetzt<br />
werden. Auch das nachfolgende Gewerk,<br />
der Maler, muss diese Trennung beibehalten.<br />
Andernfalls wird die Spachtelung reißen.<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
4. GEOMETRIE DER FLÄCHEN<br />
Decken und Wände sind in den seltensten<br />
Fällen glatt und rechteckig. Meist werden sie<br />
von Türen oder Fenstern durchbrochen, weisen<br />
Durchbrüche für Revisionsöffnungen,<br />
Beleuchtung oder Kl<strong>im</strong>analage auf. Oder , wie<br />
das Beispiel oben zeigt, wird an eine großflächig<br />
verlegte Lochdecke eine kleinteiligere<br />
Gipskartonfläche angeschlossen. Die große<br />
gelochte Fläche bewegt sich durch Veränderungen<br />
in Luftfeuchte oder Temperatur anders<br />
als die kleine Fläche. Wird hier keine Dehnfuge<br />
gesetzt, ist ein Riss unvermeidlich. Also<br />
wäre es fraglos schöner, dem Riss durch eine<br />
kleine Dehnfuge vorzubeugen.<br />
Ing. Thomas Jakits<br />
AKTUELL<br />
5. EINE FRAGE DER HAFTUNG<br />
Verlangt der Auftraggeber die Ausführung eines<br />
Bauteils auf eine Weise, die der Norm widerspricht,<br />
hat das <strong>Trockenbau</strong>-Unternehmen eine<br />
Warn- und Hinweispflicht. Darüber hinaus<br />
muss es einen Lösungsvorschlag für eine normgerechte<br />
Verarbeitung anbieten. Akzeptiert der<br />
Auftraggeber diesen Lösungsvorschlag nicht<br />
und besteht auf seiner, der Norm widersprechenden<br />
Ausführung, ist das ausführende Trokkenbau-Unternehmen<br />
aus der Haftung entlassen.<br />
Eine solche Vereinbarung ist schriftlich<br />
festzuhalten, weil ansonsten der Nachweis des<br />
erfolgen Hinweises und des Lösungsvorschlags<br />
schwierig werden könnte.<br />
AUTOR<br />
Leiter der Anwendungstechnik / Fa. Rigips, 10 Jahre Erfahrung in<br />
der Anwendungstechnik sowie <strong>im</strong> Vertrieb, ständige Mitarbeit in<br />
div. Ausschüssen als Experte <strong>im</strong> Österrerichischen Normungsinstitut<br />
thomas.jakits@saint-gobain.com<br />
25
AKTUELL<br />
Bautechnische Vorschriften<br />
Die neue<br />
Ausgabe 2011 der<br />
OIB-Richtlinien<br />
Die derzeit geltenden OIB-Richtlinien wurden <strong>im</strong> April 2007 nach<br />
mehrjährigen Vorarbeiten beschlossen und herausgegeben. Sie dienen<br />
der Harmonisierung der bautechnischen Vorschriften. Nach vier Jahren<br />
wurden die OIB-Richtlinien nun einer Überarbeitung unterzogen.<br />
Dieser Artikel berichtet über die Erfahrungen mit den geltenden<br />
OIB-Richtlinien und über die Änderungen in der neuen Ausgabe 2011.<br />
Ein Kommentar von Dipl.-Ing. Dr. Rainer Mikulits.<br />
DIE GELTENDE AUSGABE<br />
DER OIB-RICHTLINIEN<br />
Die OIB-Richtlinien zur Harmonisierung der<br />
bautechnischen Vorschriften wurden von der<br />
Generalversammlung des OIB <strong>im</strong> April 2007<br />
beschlossen. Sie basierten auf den Beratungsergebnissen<br />
der von der Landesamtsdirektorenkonferenz<br />
zur Ausarbeitung eines Vorschlags<br />
zur Harmonisierung bautechnischer<br />
Vorschriften eingesetzten Länderexpertengruppe.<br />
Vier Bundesländer, nämlich das Burgenland,<br />
Tirol, Vorarlberg und Wien übernahmen<br />
die OIB-Richtlinien bereits <strong>im</strong> Jahr 2008,<br />
alle anderen Bundesländer, ausgenommen<br />
Salzburg, übernahmen bis spätestens Februar<br />
2009 die OIB-Richtlinie 6 „Energieeinspa-<br />
26<br />
rung und Wärmeschutz“. Mit der Übernahme<br />
der restlichen OIB-Richtlinien durch die Steiermark<br />
haben seit Mai 2011 nun bereits fünf<br />
Länder komplett umgesetzt, und Kärnten<br />
sowie Oberösterreich bereiten derzeit ebenfalls<br />
eine Gesamtumsetzung der OIB-Richtlinien<br />
vor.<br />
NEUAUSGABE DER<br />
OIB-RICHTLINIEN 2011<br />
Anlass für eine Überarbeitung der OIB-Richtlinien<br />
war die Neufassung der EU-Gebäuderichtlinie<br />
1) . Da wesentliche Best<strong>im</strong>mungen dieser<br />
Neufassung der EU-Gebäuderichtlinie von<br />
den Mitgliedsstaaten bereits mit Juli 2012<br />
umzusetzen und in Kraft zu setzten sind,<br />
Die drei Stufen leistungsorientierter<br />
bautechnischer Vorschriften<br />
Ebene 1 zielorientierte Anforderungen Gesetz oder Verordnung<br />
Ebene 2 technische Anforderungen OIB-Richtlinien<br />
TABELLE<br />
Ebene 3 Methoden und Lösungen Normen, techn. Regelwerke<br />
musste danach getrachtet werden, hierfür<br />
zumindest eine neue OIB-Richtlinie 6 „Energieeinsparung<br />
und Wärmeschutz“, die diese<br />
Neufassung der EU-Gebäuderichtlinie berücksichtigt,<br />
bis spätestens Mitte 2011 fertig zu<br />
stellen. Mit diesem Vorlauf von einem Jahr<br />
sollte gewährleistet werden, dass die Länder,<br />
die ihrerseits ihre Rechtsvorschriften ändern<br />
und auf die neue OIB-Richtlinie verweisen<br />
müssen, dies fristgerecht durchführen können.<br />
Gleichzeitig wurde diese Gelegenheit jedoch<br />
wahrgenommen, um auch die anderen OIB-<br />
Richtlinien zu überarbeiten, soweit sich dies<br />
<strong>im</strong> Zuge der mehrjährigen Anwendungserfahrung<br />
als zweckmäßig herausgestellt hat. Auch<br />
sollte die Aufgabenteilung zwischen OIB-<br />
Richtlinien einerseits und Normen und sonstigen<br />
technischen Regelwerken andererseits verbessert<br />
werden. Ausgangspunkt der Überle-<br />
TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Fotos: istockphoto.com/BirdImages, privat
gungen war, dass die zur Erfüllung der gesetzlichen<br />
V<strong>org</strong>aben dienenden konkreten technischen<br />
Anforderungen in den OIB-Richtlinien<br />
enthalten sein sollen, wohingegen auf Normen<br />
und technische Regelwerke dann verwiesen<br />
werden soll, wenn es um die Festlegung<br />
von Berechnungsmethoden, die Klassifizierung<br />
von Produkt- oder Bauteileigenschaften<br />
oder die Beschreibung von baupraktischen<br />
Detaillösungen geht. Richtschnur war dabei<br />
der in der Tabelle dargestellte 3-stufige Aufbau<br />
leistungsorientierter bautechnischer Vorschriften.<br />
Da die derzeitigen Versionen der OIB-<br />
Richtlinien und die darin verwiesenen<br />
ÖNORMEN diesem Konzept noch nicht vollständig<br />
folgten, wurden entsprechende Anpassungen<br />
v<strong>org</strong>enommen.<br />
Die Entwürfe der neuen Ausgabe der OIB-<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
GESCHAFFT.<br />
Einer Beschlussfassung der OIB-Richtlinien<br />
<strong>im</strong> Oktober 2011 steht somit kaum noch<br />
etwas entgegen, und es ist zu erwarten,<br />
dass die neuen OIB-Richtlinien<br />
Anfang 2012 von den Ländern<br />
in Kraft gesetzt werden können.<br />
Richtlinien wurden bereits einem Anhörungsverfahren<br />
unterzogen und werden nun entsprechend<br />
für eine Beschlussfassung in der<br />
Generalversammlung des OIB vorbereitet.<br />
Danach stehen sie den Ländern zur Verfügung,<br />
die <strong>im</strong> Zuge ihrer Baurechtsnovellen auf<br />
diese neuen OIB-Richtlinien Bezug nehmen<br />
können.<br />
ÄNDERUNGEN IN DER NEUEN<br />
AUSGABE DER OIB-RICHTLINIEN<br />
Die signifikantesten Änderungen ergaben sich<br />
in jener Richtlinie, die auch der Anlass für die<br />
Überarbeitung war, nämlich der OIB-Richtlinie<br />
6 „Energieeinsparung und Wärmeschutz“.<br />
Da die Neufassung der EU-Gebäuderichtlinie<br />
ja die Einführung des Niedrigstenergiehauses<br />
als Standard bis 2020 verlangt, wurden in der<br />
neuen Ausgabe der OIB-Richtlinie 6 die<br />
Dipl.-Ing. Dr. Rainer Mikulits<br />
AKTUELL<br />
AUTOR<br />
Dr. Rainer Mikulits, Geschäftsführer des Österreichischen Instituts<br />
für Bautechnik (OIB); Gemeinsamer Ländervertreter in der<br />
EU-Ratsarbeitsgruppe „technische Harmonisierung“, Mitglied<br />
des Ständigen Ausschusses für das Bauwesen der Europäischen<br />
Kommission, Treasurer der „European Organisation for<br />
Technical Approvals“ (EOTA). Verfasser zahlreicher Fachartikel<br />
zum Bautechnikrecht und zum Bauproduktenrecht, Herausgeber<br />
der Zeitschrift „OIB aktuell“ und Beiratsmitglied der „baurechtlichen<br />
blätter“ des Springer-Verlags. Mitglied in internationalen<br />
baurechtlichen Gremien: „Consortium of European Building<br />
Control“ (CEBC), Inter-Jurisdictional Regulatory Collaboration Committee“<br />
(IRCC).<br />
Anforderungen an den Heizwärmebedarf verschärft.<br />
Darüber hinaus wurde eine Anforderung<br />
an den Endenergiebedarf, die bislang nur<br />
für Wohngebäude gestellt wurde, auch für<br />
Nicht-Wohngebäude eingeführt. Dies ist von<br />
besonderer Bedeutung, da diese Größe, die<br />
nun flächendeckend angewendet wird, auch<br />
herangezogen werden kann, um die „Gesamtenergieeffizienz“<br />
als d<strong>im</strong>ensionslose Verhältniszahl<br />
zu berechnen.<br />
Schließlich wurden als neue Kennwerte<br />
auch der Pr<strong>im</strong>ärenergiebedarf und die CO 2 -<br />
Emissionen eingeführt. Auch diese setzen auf<br />
den Endenergiebedarf auf, jedoch bedarf es zu<br />
deren Berechnung sogenannter „Konversionsfaktoren“,<br />
die von den jeweils verwendeten<br />
Energieträgern abhängen. Die Festlegung dieser<br />
Konversionsfaktoren gestaltete sich schwierig,<br />
da es seitens der verschiedenen Interessenverbände<br />
durchaus kontroversielle Zugänge<br />
gab. Letztlich konnte man sich jedoch auch<br />
hier auf ein vernünftiges System von Konversionsfaktoren<br />
einigen.<br />
Einer Beschlussfassung der OIB-Richtlinien<br />
<strong>im</strong> Oktober 2011 steht somit kaum noch<br />
etwas entgegen, und es ist zu erwarten, dass die<br />
neuen OIB-Richtlinien Anfang 2012 von den<br />
Ländern in Kraft gesetzt werden können. Aller<br />
Voraussicht nach wird dann der komplette<br />
Satz der OIB-Richtlinien bereits in sieben<br />
Bundesländern gelten.<br />
1) Richtlinie 2010/31/EU des europäischen<br />
Parlaments und des Rates vom 19. Mai 2010 über die<br />
Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden<br />
27
AKTUELL<br />
RECHTS§TIPPS<br />
Achtung be<strong>im</strong> Unternehmensverkauf<br />
Auch eine oftmals sehr lange Laufbahn eines<br />
Unternehmers neigt sich einmal dem Ende zu. Die<br />
Übergabe an einen Nachfolger aus der eigenen<br />
Familie ist sicherlich das Ziel jedes Unternehmers.<br />
Wenn dies nicht gelingt oder faktisch nicht möglich<br />
ist, steht am Ende einer Unternehmerlaufbahn<br />
zur Wahl, sein Unternehmen einem bisherigen<br />
Mitarbeiter oder einer dritten Person zu verkaufen.<br />
Oft stellt der aus einem Verkauf resultierende<br />
Erlös einen wichtigen<br />
Bestandteil der Finanzierung des<br />
Lebensabends des scheidenden Unternehmers<br />
und seiner Familie dar. Nicht zuletzt aus diesem<br />
Grund ist bei der Gestaltung von Unternehmenskaufverträgen<br />
Vorsicht geboten.<br />
Es geht <strong>im</strong>mer um die Absicherung des<br />
Kaufpreises. Führt man sein Unternehmen in<br />
der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft, so<br />
kann man - <strong>im</strong> Vergleich zu einer Personengesellschaft<br />
relativ einfach, wenn man rechtzeitig<br />
damit anfängt – nach und nach Geschäftsanteile<br />
gegen sofortige Bezahlung übertragen.<br />
Wenn das nicht möglich oder gewünscht ist,<br />
so wäre der Kaufpreis auf einmal zu bezahlen.<br />
Der Käufer eines Unternehmens ist aber<br />
zumeist nicht in der Lage, den Kaufpreis bei<br />
Übernahme des Unternehmens sofort aufzubringen.<br />
Wenn folglich eine Raten- oder Rentenzahlung<br />
für einen Unternehmer durchaus<br />
akzeptabel sein könnte, weil er dadurch seine<br />
laufenden Lebenserhaltungskosten bestreiten<br />
kann, muss in jedem Fall auf eine größtmögliche<br />
Absicherung bestanden werden. Der<br />
scheidende Unternehmer hat ja nicht mehr<br />
die Möglichkeit, den (positiven) Fortgang des<br />
Unternehmens zu beeinflussen.<br />
WIE KANN DER KAUFPREIS<br />
ABGESICHERT WERDEN?<br />
Gibt es eine Betriebsliegenschaft, so kann eine<br />
28<br />
Absicherung des Kaufpreises durch grundbücherliche<br />
Sicherstellung der Raten- oder Rentenzahlung<br />
auf dieser Liegenschaft erreicht<br />
werden. Daneben kann vereinbart werden,<br />
dass der Unternehmer anderweitigen Sicherheitsinstrumenten,<br />
wie etwa einer Bürgschaft,<br />
einem Eigentumsvorbehalt für bestehende<br />
Waren oder einer Zession, zust<strong>im</strong>mt.<br />
Bei Errichtung eines Kaufvertrages in der<br />
Form eines Notariatsaktes kann die Vollstreckbarmachung<br />
von Forderungen vereinbart werden.<br />
Damit kann <strong>im</strong> Falle eines Falles direkt<br />
Exekution geführt werden, ohne, dass erst ein<br />
(unter Umständen langwieriger) Zivilprozess<br />
geführt werden muss.<br />
Will man dem Käufer eines Unternehmens<br />
seinerseits Sicherstellung gewähren, kann ein<br />
Teil des Kaufpreises auf einem Treuhandkonto<br />
des Notars für einen festzulegenden Zeit-<br />
raum zur Begleichung allfälliger, nach Verkauf<br />
auftretende Verbindlichkeiten hinterlegt werden.<br />
Oft treten Verbindlichkeiten aus dem<br />
Bereich der Steuern und Gebühren, aber auch<br />
aus Gewährleistungsansprüchen zu Tage.<br />
Damit es hier für jede Seite keine böse Überraschung<br />
gibt, kann eine treuhändische Sicherstellung<br />
vereinbart werden. Denn: Der Käufer<br />
des Unternehmens haftet für die Verbindlichkeiten<br />
neben dem Veräußerer.<br />
RESÜMEE<br />
Gerade der Unternehmensverkauf steht an<br />
einer wichtigen Stelle <strong>im</strong> Leben eines Unternehmers.<br />
Oft wird ein Lebenswerk gegen Absicherung<br />
des Lebensabends verkauft. Dabei ist<br />
es unumgänglich, professionelle Beratung<br />
unter Ausschöpfung größtmöglicher Sicherheiten<br />
in Anspruch zu nehmen.<br />
Dr. Ulrich Voit<br />
Notarsubstitut bei Raeser & Partner in Wien<br />
www.notariat16.at<br />
AUTOR<br />
TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Fotos: fotolia.com/Junial Enterprises, privat
Foto: Baustoff + Metall<br />
Wohin geht der europäische Zug?<br />
Offene versus geschlossene<br />
Systeme <strong>im</strong> <strong>Trockenbau</strong><br />
Am 2.5.2010 wurden in trockenbaurelevanten<br />
Bereichen die<br />
einschlägigen ÖNORMEN endgültig<br />
von EN-NORMEN abgelöst. So sieht<br />
es der Europäische Normungsausschuss<br />
in Verbindung mit der<br />
Österreichischen Übergangsregelung<br />
vor. Eine Stellungnahme<br />
von Herrn Dr. Wolfgang Kristinus.<br />
Was bedeutet das technisch gesehen für die<br />
Branche?<br />
� Es gibt dann keine von der ÖNORM v<strong>org</strong>egebenen<br />
Normkonstruktionen mehr, sondern<br />
nur Systemkonstruktionen einzelner<br />
Systemanbieter.<br />
� Während man bisher einzelne Komponenten<br />
eines ÖNORM-genormten Systems durch<br />
andere, gleichwertige ersetzen konnte (CE-<br />
Kennzeichnung genügte als Nachweis), ist dies<br />
künftig nicht mehr möglich. Nur <strong>im</strong> Verbund<br />
geprüfte Komponenten dürfen eingesetzt bzw.<br />
ausgetauscht werden.<br />
� Die CE-Kennzeichnung eines Produkts ist<br />
lediglich dessen „ Personalausweis “, der zwar<br />
über seine Beschaffenheit Auskunft gibt, nicht<br />
aber über seine Brauchbarkeit. Erst die Prüfung<br />
innerhalb des Systems attestiert ihm<br />
seine Brauchbarkeit.<br />
Ermöglicht die neugefasste ÖNORM B 3358<br />
Teil 6 zumindest bis 3 m Wandhöhe offene<br />
Systeme?<br />
Theoretisch ja, praktisch nein. Denn es gibt so<br />
viele Einschränkungen, dass offene Systeme<br />
praktisch nur <strong>im</strong> Einfamilienhausbau zulässig<br />
sind. Für 90 % der Anwendungen sind auch<br />
bis zu einer Wandhöhe von 3 m geschlossene<br />
Systeme erforderlich.<br />
Wohin geht also der europäische Zug?<br />
Klare Antwort: in Richtung geschlossene Systeme.<br />
In Österreich ist diese Regelung seit dem<br />
2.05.2010 nationales Recht (also nicht nur eine<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
unverbindliche Norm). Österreich hat eine deutlich<br />
kürzere Übergangsfrist akzeptiert als andere<br />
Länder. Es gibt zwar noch inoffiziell akzeptierte<br />
Übergangsregelungen (Datum der Baugenehmigung:<br />
vor oder nach dem 2.05.2010 ), es gab<br />
aber auch bereits die ersten verweigerten Bauabnahmen<br />
und nicht erteilten Benützungsbewilligungen<br />
wegen fehlender Zertifizierungen nach<br />
den neuen EN-NORMEN, und das kann existenzbedrohend<br />
für den Verarbeiter werden.<br />
Was hat sich inhaltlich geändert?<br />
� Die Prüfungsanordnungen wurden deutlich<br />
strenger und sind europaweit gleich.<br />
� Feuerschutz, Schallschutz und Statik müssen<br />
für jeden Wandtyp gemeinsam geprüft<br />
werden, um eine ETA (European Technical<br />
Approval/Europäische Technische Zulassung)<br />
zu erhalten.<br />
� Zulassungen für den Einzelfall können nur<br />
mehr vom ursprünglichen Prüfinstitut ausgestellt<br />
werden.<br />
� Gutachterliche Stellungnahmen sind in diesem<br />
Zusammenhang nicht mehr ausreichend.<br />
� Europaweite Gültigkeit der Zulassungen,<br />
da die Rahmenbedingungen jetzt für alle<br />
gleich sind.<br />
Was soll man als Player am <strong>Trockenbau</strong>-<br />
Markt von dieser Entwicklung halten?<br />
� Ist das eine Knebelung des Handels?<br />
� Oder eine Vergewaltigung des Verarbeiters?<br />
� Schafft sich die Industrie dadurch „wettbewerbsarme<br />
Zonen“?<br />
� Wird dieser Systemgedanken nicht schon<br />
längst praktiziert?<br />
� Gibt es diesen Systemgedanken nicht schon<br />
in anderen Produktbereichen?<br />
� Wird damit nicht nur einfach alles teurer?<br />
� Hat diese europaweit gleiche Normung<br />
auch etwas Positives an sich?<br />
Der Handel hat sich bisher <strong>im</strong>mer gegen<br />
geschlossene Systeme ausgesprochen. Die<br />
Abhängigkeit von der Industrie ist schon groß<br />
genug. Damit würde ihm Bewegungsspielraum<br />
genommen werden. Der Verarbeiter befürchtet,<br />
DR. WOLFGANG KRISTINUS<br />
dass geschlossene Systeme in Summe teurer sind<br />
als offene. Auch dieses Argument hat eine gewisse<br />
Logik. Und er befürchtet praktische Probleme<br />
bei der Umsetzung („Systemreine Baustellen“).<br />
Der Industrie, die <strong>im</strong>mer für möglichst<br />
geschlossene Systeme war, kommt diese Entwicklung<br />
zunächst am ehesten entgegen.<br />
Hier nun die andere Seite der Medaille:<br />
Der massive Industrie-Wettbewerb wird auch<br />
in Zukunft dafür S<strong>org</strong>e tragen, dass die Preise<br />
stabil bleiben. Der Handel hat schon bisher bei<br />
den offenen Systemen nichts bis zu wenig verdient,<br />
das kann sich bei geschlossenen Systemen<br />
nur noch verbessern. Der Verarbeiter<br />
kann sich mit der Verwendung „zertifizierter<br />
Systeme“ als Qualitätsanbieter profilieren. Und<br />
es wird Billiganbietern aus dem Osten zumindest<br />
materialmäßig sehr schwer gemacht,<br />
unterpreisig anzubieten, denn auch für diese<br />
gelten dann die „europaweiten“ Regelungen.<br />
Für alle aber gilt:<br />
Immer nur „der Billigste“ sein zu wollen, kann<br />
für eine service- und dienstleitungsorientierte<br />
Branche kein Erfolgsrezept mit Zukunft sein.<br />
Qualität- und diese ist jetzt europaweit<br />
genormt – hat ihren Preis – aber auch ihren<br />
Wert. Und um diese Werthaltigkeit, um die<br />
nachhaltige Brauchbarkeit geht es.<br />
Dass es nicht nur klassischen Herstellern <strong>im</strong><br />
<strong>Trockenbau</strong> vorbehalten ist, geprüfte Systeme auf<br />
den Markt zu bringen, beweist die Baustoff+Metall-Gruppe.<br />
In ihrer Hybrid-Funktion<br />
(Fachhandel + Produktion von C/U-Profilen und<br />
Zargen), bietet sie bereits heute geprüfte und<br />
europaweit gültige „B+M Wand – Systeme“ an.<br />
Wobei hier – eine europäische Novität – in den<br />
B+M Systemen die Produkte der führenden Markenhersteller<br />
in Kombination geprüft wurden!<br />
Im Sinne einer innovativen Marktführerschaft:<br />
Gemeinsam <strong>im</strong> System erfolgreich!<br />
29<br />
E. E.
MitarbeiterInnen-Restaurants in der Siemens City<br />
A la carte –<br />
Gastronomische Leckerbissen<br />
für motivierte Mitarbeiter<br />
In der Siemens City wird großer Wert auf eine offene Gestaltung und<br />
Anordnung des Haupt- sowie der Nebengebäude gelegt, um ein Höchstmaß<br />
an Kommunikation und Ideenaustausch in einer angenehmen Atmosphäre<br />
zu schaffen. Die Gebäudeteile Tower, die Nordspange, die Communication<br />
Line und das Conference Center sind eingegliedert in das Green Valley,<br />
das Grünraumkonzept, das einen weiteren städtebaulichen Akzent setzt.<br />
Im Erdgeschoß des Conference Centers befindet sich das Mitarbeiterrestaurant,<br />
welches in drei verschiedene Themenrestaurants gegliedert ist.<br />
ESSEN IN EDLEM INTERIEUR<br />
Im Beisein von Frau Brigitte Ederer, ehemalige GD Siemens AG Österreich,<br />
wurde am 2.2.2010 ein modernes Mitarbeiterrestaurant<br />
seiner Best<strong>im</strong>mung übergeben. „Es ist<br />
nicht selbstverständlich, dass ein Unternehmen<br />
solche Investitionen tätigt. Wenn man dann aber<br />
sieht, dass sich die Leute wohlfühlen, dann sind<br />
das die schönen Augenblicke in meinem Leben!“,<br />
merkte eine sichtlich stolze Brigitte Ederer be<strong>im</strong><br />
Rundgang durch die optisch ansprechend gestalteten<br />
Räumlichkeiten an.<br />
30<br />
EDEL.<br />
Im Erdgeschoß des<br />
Conference Centers<br />
befindet sich das<br />
Mitarbeiterrestaurant.<br />
Ein lebendiger Campus zum Forschen und Arbeiten: Das ist die Siemens<br />
City, die neue Unternehmenszentrale von Siemens Österreich <strong>im</strong> Norden<br />
Wiens. Mitte 2010 wurden die neuen Gebäudeteile Tower und Nordspange<br />
offiziell eröffnet und rund 3.000 Siemens-MitarbeiterInnen<br />
haben dort einen neuen, modernen und komfortablen Arbeitsplatz. Die<br />
Siemens City bietet zusammen mit den bereits bestehenden Gebäuden<br />
in der Siemensstraße in Wien Floridsdorf Platz für 6.000 Menschen.<br />
HANDSKIZZE K&P<br />
Detailplanung für<br />
die Tageslichtdecke<br />
THE RED CARPET<br />
Das Konzept für diesen Bereich war, Erlebnisgastronomie für engagierte<br />
MitarbeiterInnen zu bieten, die in Ruhe Kraft für ihre Aufgaben tanken<br />
sollen. Dazu trägt sicherlich auch die Barrisol-Tageslichtdecke mit ihrer<br />
außergewöhnlichen Formgebung in diesem Bereich bei. In der Größe von<br />
29 Meter Länge und 4 Meter Breite schafft sie die perfekte St<strong>im</strong>mung und<br />
ein angenehmes Raumgefühl in der heute hektischen Arbeitswelt.<br />
Das sechsköpfige Team rund um den erfahrenen Projektleiter der Fa.<br />
KAEFER, Herr Silvester Biro, war vier Wochen mit der Montage der<br />
gesamten Deckenkonstruktion beschäftigt. Die ÖBA und die umsichtige<br />
Planung der Fa. K&P, vertreten durch Herrn DI Arch Wolfgang Nerreter<br />
vor Ort, ist es zu verdanken, dass die Arbeiten<br />
auch termingerecht abgeschlossen wurden.<br />
Aufgrund der überd<strong>im</strong>ensionalen Lüftungsrohre<br />
an der Betondecke musste die Unterkonstruktion<br />
für die abgehängte Gipskartondecke mit<br />
Weitspannträgern über die gesamte Breite abgehängt<br />
werden.<br />
Anschließend konnten die v<strong>org</strong>efertigten Formteile<br />
aus Gipsfaserplatten rund um das Lichtfeld<br />
TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Fotos: KAEFER Isoliertechnik Ges.m.b.H.
Bauherr: Siemens AG Österreich, Siemens Real Estate, 1210 Wien<br />
Küchenplanung: K & P Planungsbüro GmbH, Düsseldorf<br />
Tageslichtdecke: Kaefer Isoliertechnik GmbH, 1230 Wien<br />
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
mit Formrohren montiert werden. Die Unterkonstruktion für die geraden<br />
als auch gebogenen Formteile mit einer Höhe von 450 - 1050 mm<br />
musste so genau ausgerichtet werden, sodass nach der Montage der<br />
Formteile eine exakte Kantenführung entlang des Lichtfeldes ohne Wellen<br />
und Dellen erkennbar ist. Nach Fertigstellung der GK-Decke wurde<br />
der Innenbereich mit den entsprechenden Leuchtmitteln bestückt.<br />
Im Anschluss daran haben die drei Spezialisten der Fa. KAEFER die<br />
Tageslichtdecken, die aus Gründen der leichteren Revisionierbarkeit auf drei<br />
Felder zu je ca. 38 m 2 geteilt wurde, in die v<strong>org</strong>erichtete Konstruktion eingebracht.<br />
Eine sehr kraftaufwändige Handarbeit die Folie mit einer Spannkraft<br />
von 37 kg je lfm zu montieren. Zu diesem Zeitpunkt bestätigt sich<br />
auch die Qualität der Monteure, welche die Schürzenkomponenten montierten,<br />
es gab auch nach dem Spannen keine Veränderungen in der Form<br />
und Planer sowie Auftraggeber konnten sich vom „perfekten Sitz“ der nur<br />
zwei Zehntel starken Folie überzeugen. Die Raffinesse und spezielle Anforderung<br />
in diesem Bereich lag eindeutig in der exakten Ausfertigung der beiden<br />
Endbögen. Das Einbringen der Folie mit dem geeigneten Handwerkzeug<br />
(Spachtel) erfordert viel Geschick und muss entsprechend trainiert werden.<br />
Logistisch betrachtet bringen Lichtdecken für jede Baustelle nur Vorteile.<br />
Die Folienkomponenten sind v<strong>org</strong>efertigt konfektioniert und die<br />
Montage kann kurzfristig, noch vor der Übergabe erfolgen.<br />
REVISION – EINE HÄUFIGE FRAGESTELLUNG<br />
Auf den ersten Blick würde man vermuten, dass sich Tageslichtdecke<br />
nur sehr aufwendig warten lassen. Tatsächlich ist diese Art der Deckenkonstruktion<br />
leicht revisionierbar und nicht wartungsanfällig. Der<br />
Lichtraum ist insektendicht verfugt und auch die Reinigung einzelner<br />
Deckenfelder stellt kein Problem dar. Die Decke wird punktuell vom<br />
Fachpersonal geöffnet, abgeklappt (bleibt aber Großteils in der Deckenkonstruktion<br />
verankert) und kann somit direkt an der Decke gereinigt<br />
werden. Durch den Einsatz von Trennschienen wird auch der Tausch<br />
einzelner Leuchtmittel in kurzer Zeit ermöglicht und hilft somit die<br />
Wartungskosten gering zu halten. Selbstverständlich bietet Fa. KAEFER<br />
auch diese Serviceleistung all ihren Kunden an.<br />
VORGEFERTIGT.<br />
Formteile aus<br />
Gipsfaserplatten<br />
werden rund<br />
um das Lichtfeld<br />
montiert.<br />
2 2011 TROCKENBAU Journal<br />
BAUSTELLENTAFEL
Wir wollten ein herzeigbares, am<br />
Stand der Technik befindliches<br />
Bürohaus errichten“, eröffnen die<br />
Gesellschafter Gregor Todt, Dietmar Reiter<br />
und Gerhard Kloibhofer des <strong>Trockenbau</strong>unternehmens<br />
Willich TB be<strong>im</strong> Besuch <strong>im</strong> neuen<br />
Betrieb in Asten, das Gespräch. Im gleichen<br />
Haus befindet sich noch ein zweiter Baubetrieb,<br />
namens trustsix gebäudeausstatter gmbh,<br />
mit dem auch <strong>im</strong> Ausland GU-Aufträge abgewickelt<br />
würden und speziell dafür wäre es von<br />
Bedeutung mit dem neuen Haus technisch zu<br />
glänzen. Die gute Erreichbarkeit des oberöster-<br />
DECKENKONSTRUKTIONEN. Mit viel Liebe zum<br />
Detail geplant und mit höchster Präzision montiert.<br />
Neue Firmenzentrale in Asten<br />
<strong>Trockenbau</strong>er<br />
baut ein neues<br />
Haus für sich<br />
Was passiert, wenn der eigene Anspruch in<br />
Perfektionismus mündet, sieht man be<strong>im</strong> Bürohaus<br />
von Willich TB am neuen Standort in Asten.<br />
reichischen Asten, an der Westautobahn gelegen,<br />
gefällt Besuchern mindestens so, wie dem<br />
Mitarbeiterstab. Die Qualitäten des Bürogebäudes,<br />
bei dem auf Extravaganzen verzichtet<br />
wird, erschließen sich dem Besucher insbesondere<br />
be<strong>im</strong> näheren Hinsehen auf die durchdachten<br />
Details. Das fängt bei den Fassadenplatten<br />
an, die aus ästhetischen Gründen nicht<br />
geschraubt, sondern geklebt sind, geht über<br />
die großzügig d<strong>im</strong>ensionierte Breite der Parkplätze<br />
und endet – wie kann es bei einem<br />
<strong>Trockenbau</strong>er anders sein – bei den verschiedensten<br />
Ständerwandlösungen. Der Betriebs-<br />
KALT-WARM. Die moderne Technik der<br />
Heiz-Kühl-Decke ist sowohl in Metall- wie<br />
auch mit Gipskarton ausführbar.<br />
leiter legt dabei Wert auf die Feststellung, dass<br />
sein Betrieb alle <strong>im</strong> <strong>Trockenbau</strong> gängigen<br />
Materialien verarbeiten würde, denn man sei<br />
in jenem Gewerbe so etwas wie ein Generalist.<br />
Eindeutig lässt sich dies dann auch am neuen<br />
Gebäude ablesen. Ob es die Glas-Oberlichten<br />
sind, die mehr Helligkeit in die sparsam<br />
d<strong>im</strong>ensionierten Büroräume bringen oder die<br />
platzsparenden Schiebetüren, sind die universellen<br />
gestalterische Möglichkeiten gleich gut<br />
erkennbar.<br />
HAUSTECHNIK UND TROCKENBAU<br />
AUS EINEM GUSS<br />
Das Planungskonzept verfolgt funktionell<br />
ineinander greifende Lösungen. Das Haus, in<br />
dem zwölf Mitarbeiter tätig sind, ist beispielsweise<br />
energetisch und raumkl<strong>im</strong>atisch opt<strong>im</strong>iert<br />
worden. Die Heiz-Kühl-Decke wird mit<br />
Energie aus einer Wasser-Erdwärmepumpe<br />
gespeist. Die darauf abgest<strong>im</strong>mte, kontrollierte<br />
Wohnraumlüftung vers<strong>org</strong>t die Büroräume<br />
dezent mit Frischluft, allen voran den Besprechungsraum.<br />
Zugleich s<strong>org</strong>t sie dafür, dass es<br />
vor allem den Mitarbeiterinnen in der kalten<br />
Jahreszeit auch unterm Tisch nicht fröstelt.<br />
Die Cleaneo Platte mit ihrem Luftreinigungseffekt<br />
passte hier offensichtlich gut ins Kon-<br />
TROCKENBAU Journal 2 2011<br />
Fotos: Willich TB GmbH, Knauf/M. Possert