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Schättruum<br />
Schreiende Pflanzen, Kaviar<br />
vom Feld und Brennnesseln<br />
zum Streicheln – das geht ja wohl<br />
gar nicht – hätten die Jungs und<br />
Mädels gedacht, bevor sie sich auf<br />
den Weg machten, um auf dem<br />
Kaviar<br />
vom Feld<br />
und<br />
Sportlicher Start: Marlena, Marieke und Hannes sind auf Hof<br />
Siek angekommen. 22 Kilometer sind sie von der Schule bis zum<br />
Lehrpfad geradelt und vorher noch einige Kilometer zur Schule.<br />
26 Schüler aus der Neunten<br />
haben in Vorbereitung auf diesen Tag<br />
Steckbriefe für Nutzpflanzen erarbeit, von A<br />
wie Ackerbohne bis Z wie Zuckerrübe. Über die<br />
Möhre hat Marlena unter anderem herausgefunden,<br />
dass das Doldengewächs ursprünglich<br />
aus Asien stammt und einst ganz<br />
dünn, weiß und hart war.<br />
Fotos: Fotolia, Sybex<br />
Mit Marlena, Hannes,<br />
Romy und Marieke auf dem<br />
Lehrpfad Kulturlandschaft Bothkamp<br />
unterwegs<br />
Regenwurm Sieki gehört zum<br />
Team auf dem Lehrpfad. Er ist<br />
das Maskottchen und auf allen<br />
gut 40 Informationstafeln zu<br />
finden.<br />
„schreiende“<br />
Pflanzen<br />
Lehrpfad Kulturlandschaft Bothkamp<br />
– Hof Siek zu wandern. Auf<br />
dem Hof Siek wartet schon Bio- vor den Sommerferien hierher ralehrer<br />
Herwig Trube auf die fast deln, stammt von ihm. Er findet es<br />
60 Neuntklässler. Die Idee, dass gut, dass die Schüler nicht nur im<br />
die neunten Klassen der Schule Klassenzimmer<br />
hocken, sondern auch mal eine<br />
Ahnung davon bekommen, was<br />
auf den Feldern so alles angebaut<br />
wird und wie man mit Hilfe einiger<br />
Pflanzen sogar Auto fahren<br />
kann. Die Schättruum-Redaktion<br />
wollte wissen, ob der Lehrpfad für<br />
die Schüler genauso cool ist wie<br />
für Lehrer Trube. Sie begleite<br />
Marlena Nohrden (15) aus Großharrie,<br />
Hannes Rieper (15) aus Negenharrie,<br />
Marieke Delzer (14) aus<br />
Der Lehrpfad – er liegt auf<br />
dem Betrieb von Conrad von<br />
Bülow-Bothkamp an der L 49<br />
zwischen Großbuchwald und<br />
Nettelsee – kann jederzeit unangemeldet<br />
und kostenlos erwandert<br />
werden. Interessanter<br />
wird’s auf jeden Fall mit einer<br />
Führung. Dazu könnt ihr euch<br />
bei Günter Wachholz anmelden,<br />
Tel.: 04329-92950 oder<br />
E-Mail: guenter-wachholz@<br />
t-online.de. Er gehört zu den<br />
26 Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft<br />
Lehrpfad Kulturlandschaft<br />
Bothkamp –<br />
Hof Siek.<br />
Kleinbuchwald und Romy Hinz-<br />
Reese (15) aus Reesdorf. Und<br />
denen macht so leicht keiner was<br />
vor, denn sie kommen alle selbst<br />
von einem Hof oder haben – wie<br />
Hannes – einen Opa, der sie mitgenommen<br />
hat aufs Feld.<br />
Text und Fotos:<br />
Kathrin Iselt-Segert<br />
Ganz schön mutig: Marlena traut sich, ihre Wange zum Streicheltest<br />
mit der Brennnessel hinzuhalten. Aber Jörn-Hinrich Frank vom Landesamt<br />
für Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume beweist,<br />
dass es nicht brennt, wenn man von unten über die Blätter der Brennnessel<br />
streift. Ganz anders, wenn man von oben an die Blätter kommt.<br />
Dann brennt es ordentlich.
Gestaltung:<br />
Sonja Langbehn<br />
Wusstet<br />
ihr, dass man<br />
Spitzahorn daran<br />
erkennt, dass die<br />
Einbuchtungen<br />
zwischen den Blättern<br />
rund sind, dass Buchenblätter<br />
so viele Zacken<br />
haben, dass man einen<br />
doppelt gesägten Blattrand<br />
erkennt und dass der Boden<br />
neben Sand, Ton, Wasser und<br />
Luft auch Schluff enthält,<br />
der sich ein bisschen wie<br />
Mehl anfühlt?<br />
Die Lehrpfadbegleiter<br />
haben jede Menge<br />
solcher Natur-<br />
Geschichten auf<br />
Lager.<br />
Kaviar vom Feld: Einfach reingreifen? –<br />
Naja zumindest einige der Körnerproben in großen<br />
Plastikdosen fühlen sich ganz gut an. Besonders<br />
der „Kaviar“, wie Colja, der ebenfalls mit<br />
auf der Tour ist, die Rapskörner nennt. Weizen<br />
ist auch okay. Hafer pikt dagegen unangenehm.<br />
Zum Reinbeißen: Zum Abschluss gab’s bei Grillmeister und Lehrpfadbetreuer<br />
Hans-Wilhelm Schnoor eine Bratwurst vom Grill.<br />
„Schreiende Pflanzen“ werden auf<br />
einer Informationstafel vorgestellt: Die gibt es<br />
natürlich nicht wirklich. Wissenschaftler haben aber eine<br />
Methode gefunden, um festzustellen, ob Pflanzen Stress haben.<br />
Dazu messen sie die Bewegungen der Ethylenmoleküle. Bekommt<br />
die Pflanze zu wenig Wasser oder zu viel Frost, schwingen die Moleküle<br />
stärker. Die Forscher haben ein Gerät entwickelt, mit dem man diese<br />
Schwingungen „hören“ kann. Sie haben aber auch<br />
herausgefunden, dass Pflanzen keine Nervenbahnen und<br />
damit kein Schmerzempfinden haben. Also das<br />
mit dem Schreien ist eher<br />
bildlich gemeint.<br />
Nicht durchdrehen: Auch Marlena greift<br />
zum Werkzeug. Sie hat es allerdings<br />
etwas leichter. Wie eine Winde wird der<br />
Bohrstock zum Schluss langsam wieder<br />
aus dem Boden gedreht. Jetzt sieht man,<br />
warum der Bohrstock an einer Seite<br />
offen ist. So kann man gut erkennen,<br />
wie sich in dem Rohr Schicht für Schicht<br />
das Bodenmaterial sammelt.<br />
Das ist Hammer: Gleich mehrere starke<br />
Jungs versuchten dieses dünne Eisenrohr,<br />
genannt Pürckhauer Bohrstock, in den<br />
Boden zu schlagen. Auch Hannes hatte<br />
seine Mühe.<br />
Auch ein Beet mit Hanf findet sich auf einem der vielen Versuchsfelder für<br />
Nutzpflanzen. Hanf als Rohstoff für illegale Drogen? Keine Spur. Die<br />
Pflanzen auf dem Badehandtuch großen Beet würden nicht mal Material<br />
für einen einzigen Joint hergeben. Deshalb ist der Anbau für den Lehrpfad<br />
auch genehmigt. Denn immerhin dient Hanf als wichtiger Rohstoff zum<br />
Beispiel für die Herstellung von Seilen und das Abdichten von Rohrverbindungen.<br />
Für<br />
Romy, Marlena, Marieke<br />
und Hannes war nicht alles neu.<br />
Cool fand Hannes aber zum Beispiel den<br />
Kletterberg, für den leider nicht viel Zeit blieb.<br />
Die Rekordzeit – in 17 Sekunden hoch und runter –<br />
würde er gern noch mal knacken. Marlena und Romy<br />
fanden die Station über nachwachsende Rohstoffe am<br />
interessantesten. Dass der Energieverbrauch bis 2020 um<br />
20 Prozent gesenkt werden soll, der Bioenergieanteil auf<br />
20 Prozent steigen soll und 20 Prozent weniger CO2-<br />
Emmissionen erreicht werden sollen – das wussten<br />
sie vorher nicht so genau, sagen die Mädchen.<br />
Cool wäre übertrieben, aber besser<br />
als Schule war der Tag auf jeden<br />
Fall, sind sich die Vier<br />
einig.<br />
<strong>schaettruum</strong>@bauernblattsh.de