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Schlesischer Gottesfreund - Gesev.de

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61. JAHRGANG – OKTOBER 2010 – NR. 10ISSN 1861- 9746 Verkaufspreis: 2,50 Euro H 6114<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>NACHRICHTEN UND BEITRÄGE AUS DEM EVANGELISCHEN SCHLESIENGEISTLICHES WORT S. 146BEITRÄGEDie Reformation in Polen –ein historischer Streifzug S. 147Vertreibung – Einglie<strong>de</strong>rung –Versöhnung S. 15060 Jahre “<strong>Gottesfreund</strong>” S. 153Nur wenigeGeschichten –dafür viel Geschichte. Gedankenzum Film“Häuser <strong>de</strong>s Herrn” S. 154MELDUNGEN S. 152, 155EMPFEHLUNGENGeschichte <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>nkircheLan<strong>de</strong>shut – Buchempfehlung S. 157Exodus <strong>de</strong>s Bartschtals –Ausstellung S. 160TERMINE/VERANSTALTUNGEN S. 158AUS DER LESERGEMEINDE S. 159Im Monat <strong>de</strong>s Reformationsge<strong>de</strong>nkens lesen Sie im “<strong>Gottesfreund</strong>” einen ausführlichen Beitrag zur Reformation in Polen.


Geistliches Wort 146Von Gott beschenktREINHARD LEUEDenn ein Mensch, <strong>de</strong>r ißt und trinkt und hat guten Mut beiall seinen Mühen, das ist eine Gabe Gottes.Prediger 3,13Lesen Sie auch so gerne <strong>de</strong>n Prediger Salomo o<strong>de</strong>r dieSprüche Salomos? Welche Lebensweisheiten fin<strong>de</strong>t manda! Wie oft muß man schmunzeln o<strong>de</strong>r sogar lachen, weiler doch so recht hat! Das dritte Kapitel beginnt ja mit <strong>de</strong>rbeliebten Sentenz “Alles hat seine Zeit”, um dann über dieArbeit zu meditieren: “Ich sah die Arbeit, die Gott <strong>de</strong>nMenschen gegeben hat, daß sie sich damit plagen.” Abernun jammert <strong>de</strong>r Prediger darüber nicht, son<strong>de</strong>rn folgert,daß es nichts besseres dabei gibt als fröhlich sein und sichgütlich tun in seinem Leben. Er will wohl sagen, daß <strong>de</strong>rMensch doch auch ein Recht hat, sein Leben zu genießen.Dieses Genießen umschließt Essen und Trinken und <strong>de</strong>nguten Mut bei all seinen Mühen.Wi<strong>de</strong>rspricht das <strong>de</strong>r Aussage <strong>de</strong>r Schrift: “ImSchweiße <strong>de</strong>ines Angesichts sollst du <strong>de</strong>in Brot essen” (1.Mose 3,19) ? Ich glaube das nicht, <strong>de</strong>nn was ein Menschmit viel Mühe und Plage anbaut und erntet, das schenktihm Gott zum Leben. Das mag schon so sein, wenn maneinen Garten hat und sich dann nach aller Arbeit über dieFrüchte freut und sie dankbar genießt. Ich erinnere michauch, wie ich meinem Großonkel in Mangschütz, KreisBrieg als Junge bei <strong>de</strong>r Ernte half und wie glücklich unddankbar er mit mir am Sonntag zum Erntedankgottesdienstin die Kirche ging. Über seinem faltigen Gesicht lag einStrahlen. Etwa zwanzig Jahren Jahre später traf ich in meinerDres<strong>de</strong>ner Gemein<strong>de</strong> eine alte Frau, die ausMangschütz stammte und dankbar sagte: Der Herr Leuerechte nie seine Fel<strong>de</strong>r nach und erlaubte <strong>de</strong>n armen Leutendas Ährenlesen!Sind wir <strong>de</strong>nn noch so dankbar für unser täglich Brot unddie guten Früchte, die wir genießen dürfen? Wer nach 1945die furchtbaren Hungerjahre als Flüchtling durchlitten hat,<strong>de</strong>r hat sich wohl die Dankbarkeit erhalten. Ich kann bisheute keinen Bissen Brot ohne Danksagung genießen undschäme mich auch nicht, in einem Gasthaus zu beten. Nichtimmer aber verstehe ich Menschen, die nur genießen wollenund sich immer neue Genußvariationen aus<strong>de</strong>nken. ImFernsehen nehmen die Sendungen mit be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>nKöchen zu, und man hat <strong>de</strong>n Eindruck, daß da gewaltigübertrieben wird. Und: <strong>de</strong>nken <strong>de</strong>nn die Akteure dabei auchan die vielen Arbeitslosen, Armen und Hungern<strong>de</strong>n, diesich solchen Luxus nicht leisten können? Damit soll - unddarf nach unserem Monatsspruch - nichts gegen ein fröhlichesSchmausen gesagt sein. Wer gut und gerne gegessenhat, <strong>de</strong>r hat auch wie<strong>de</strong>r Lust und guten Mut zur Arbeit.Und eine kluge Äbtissen aus <strong>de</strong>m Mittelalter hat geschrieben:Tu <strong>de</strong>inem Leib etwas Gutes, damit die Seele Lust hat,darin zu wohnen.Ich darf aber auch noch an etwas an<strong>de</strong>res erinnern: wirnehmen es so selbstverständlich hin, daß uns das ganzeJahr über alle möglichen Früchte und Leckereien aus allerWelt geliefert wer<strong>de</strong>n, die wir dann ganz ohne alle Mühegenießen. Ich bin aber jetzt im Sommer und Herbst so froh,daß alles zu seiner Zeit reif wird und für unser Auge undunseren Gaumen Lust weckt. Wie an<strong>de</strong>rs schmecken dieErdbeeren und Himbeeren aus unserem Land, frisch vonunseren Gärten und Fel<strong>de</strong>rn,; wie köstlich sindAugustäpfel, Tomaten und Gurken, die nicht aus <strong>de</strong>mTreibhaus kommen. Alles zu seiner Zeit, das macht großeFreu<strong>de</strong> und läßt uns dankbar wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn es ist eine GabeGottes, ja ein Gna<strong>de</strong>ngeschenk, das wir Sün<strong>de</strong>r wahrlichnicht verdient haben.Die Reformation in Polen – ein historischer StreifzugANDREAS NEUMANN-NOCHTENEs ist aus gegenwärtiger Sicht ausgesprochen schwer vorstellbar,daß das heute so katholisch geprägte Polen einstein bunter Flickenteppich christlicher Glaubensrichtungenwar, in welchem auch evangelische Bekenntnisse einenfesten Platz innehatten. Wenig ist <strong>de</strong>r Allgemeinheit heutenoch darüber bekannt, wie vielschichtig sich die konfessionelleSituation in Polen zu Beginn <strong>de</strong>r Neuzeit darstellte.Der Reformationstag gibt <strong>de</strong>n Anlaß einmal einen Blick aufdie Geschichte unseres östlichen Nachbarn zu werfen un<strong>de</strong>inen Streifzug durch <strong>de</strong>ssen Reformationsgeschichte zuunternehmen.Dazu ist es notwendig in die frühe Geschichte Polens zuschauen, um Entwicklungen nachvollziehen können, die imErgebnis in die Gegenwart mün<strong>de</strong>n. Und diesen Blick giltes zunächst nach Litauen zu richten.Sprache und heidnische Kultur waren das verbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>Element <strong>de</strong>s baltischen Zweigs <strong>de</strong>r Indogermanen, die in<strong>de</strong>n unwegsamen Wald- und Sumpfgebieten an <strong>de</strong>n Ufernvon Memel und Düna sie<strong>de</strong>lten. Seit <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s 13.Jahrhun<strong>de</strong>rts sahen sich jene, die noch mehr o<strong>de</strong>r min<strong>de</strong>r inSippen lebten, allerdings zunehmen<strong>de</strong>n Angriffen <strong>de</strong>sDeutschen Or<strong>de</strong>ns ausgesetzt. Um Überleben und Eigenständigkeitzu sichern, bedurfte es eines staatlichen Zusammenschlusses.Die alles überstrahlen<strong>de</strong> Führungspersönlichkeitdieser Zeit ist Gediminas (ca. 1275 - 1341), <strong>de</strong>r inLitauen planmäßig Burgen und Städte mit Verteidigungsanlagenerrichten läßt. Gleichzeitig bringt er die reußischenund ukrainischen Fürstentümer unter seine Hoheit, ohneallerdings in <strong>de</strong>ren Strukturen einzugreifen. Sein SohnAlgirdas (dt. Olgerd, pl. Olgierd) erweitert das mittlerwei-


Die polnische Königsstadt Krakau in <strong>de</strong>r Sche<strong>de</strong>lschen Weltchronik, Nürnberg, 1493le zur Großmacht angewachsene Litauen bis Kiew, besiegtdie tartarischen Fürstentümer <strong>de</strong>r im Zerfall befindlichenGol<strong>de</strong>nen Hor<strong>de</strong> und steht zweimal mit seinem Heer vor<strong>de</strong>n Toren Moskaus. Seinen Kämpfen mit Polen um Galizienund Podolien ist dagegen kein großer Erfolg beschie<strong>de</strong>n.Mit Algirdas Sohn Jogaila (<strong>de</strong>r polnische Name Jagielloist erst seit <strong>de</strong>m 16. Jahrhun<strong>de</strong>rt belegt) beginnt dieGeschichte <strong>de</strong>r Jagellonen-Dynastie.Mitte <strong>de</strong>s 14. Jahrhun<strong>de</strong>rts gelangt <strong>de</strong>r Deutsche Or<strong>de</strong>nzu größter Machtentfaltung und bedroht mit seinerExpansionspolitik das Baltikum ebenso wie Polen. So ganzeinig ist sich die Geschichtsschreibung bis heute nicht, vonwelcher Seite die Liaison zwischen Litauen und Polen –Heirat von Jogaila und <strong>de</strong>r polnischen Königin Hedwig –intensiver betrieben wur<strong>de</strong> (Union von Krewo, 1385).Einig ist man sich hingegen in <strong>de</strong>m Punkte, daß dieerwähnte Bedrohung durch das Or<strong>de</strong>nsland einen maßgeblichenEinfluß hatte. Hedwig, gera<strong>de</strong> erst 13 Jahre alt, weigertsich zunächst <strong>de</strong>n 25 Jahre älteren litauischenGroßfürsten zu heiraten, fügt sich aber – kurzzeitig vompolnischen A<strong>de</strong>l inhaftiert – schließlich <strong>de</strong>r Staatsraison.Jogaila läßt sich nun gemäß <strong>de</strong>n Vereinbarungen vonKrewo römisch-katholisch taufen und beginnt mit <strong>de</strong>rChristianisierung <strong>de</strong>s litauischen Kernlan<strong>de</strong>s. Litauenbleibt ein mit weitreichen<strong>de</strong>r Autonomie ausgestattetesFürstentum unter polnischer Oberhoheit.Ein Blick auf die religiöse Situation im Polnisch-Litauischen Großreich zeigt also, daß beträchtliche Teile<strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>de</strong>r russisch-orthodoxen Kirche angehört,die Litauer selbst hängen bis zu ihrer endgültigenChristianisierung noch heidnischen Riten und Gebräuchenan, im östlichen Teil <strong>de</strong>s Reiches leben zahlreiche Ju<strong>de</strong>n,und das im “alten” Polen leben<strong>de</strong> bunte Völkergemisch istkatholisch.Der langen Vorre<strong>de</strong> bedurfte es, um zu ver<strong>de</strong>utlichen,daß im polnischen Reich im Jahrhun<strong>de</strong>rt vor <strong>de</strong>rReformation von einer religiösen Toleranz die Re<strong>de</strong> seindarf, die für das übrige Europa so nicht bezeugt ist. Dasbe<strong>de</strong>utet zugleich, daß <strong>de</strong>r polnische A<strong>de</strong>l und Hocha<strong>de</strong>lreligiösen Bekenntnissen, auch neuen Strömungen undBewegungen durchaus mit Gelassenheit begegnete. Wanngenau die lutherische Lehre erstmals in <strong>de</strong>n Grenzen <strong>de</strong>salten Königreichs Polen verkün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>, kann nicht ein<strong>de</strong>utigbelegt wer<strong>de</strong>n. Gewiß ist aber, daß die SchriftenLuthers über Danzig, Jauer und Breslau ihren Weg nachPolen fan<strong>de</strong>n. Kaufleute, Gelehrte und Stu<strong>de</strong>nten brachtenin ihrem Gepäck die Schriften mit, die in Win<strong>de</strong>seileVerbreitung fan<strong>de</strong>n. Eine große Anhängerschaft fand dieneue Lehre schnell in Krakau, nicht zuletzt wegen <strong>de</strong>r hieransässigen großen <strong>de</strong>utschen Gemein<strong>de</strong>. Von da aus hieltdie Reformation Einzug im Teschener Land. Es war vorallem <strong>de</strong>r polnische A<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r sich schnell <strong>de</strong>r LehreLuthers und bald auch <strong>de</strong>r Reformation CalvinscherPrägung anschloß. In relativ kurzer Zeit übernahmen die“Evangelischen” die Mehrheit im Seim. Das hatte zurFolge, daß zahlreiche Gesetze zur Sicherstellung <strong>de</strong>rKonfessionsfreiheit erlassen wur<strong>de</strong>n, die auch die Aufhebunggeistlicher Gerichtsbarkeiten und kirchlicherZensurbehör<strong>de</strong>n beinhalteten. In <strong>de</strong>r Warschauer Konfö<strong>de</strong>rationvon 1573 (pax dissi<strong>de</strong>ndum) wur<strong>de</strong> schließlich dieGleichberechtigung <strong>de</strong>r Konfessionen festgeschrieben.Nicht von ungefähr gilt die Zeit <strong>de</strong>r Reformation als das“Gol<strong>de</strong>ne Zeitalter” Polens. Das evangelische Schulwesenerlebte eine großartige Blüte. Mit <strong>de</strong>r Einführung <strong>de</strong>sBuchdrucks entwickelte sich auch die polnische Nationalliteratur.Zu großer Be<strong>de</strong>utung gelangte <strong>de</strong>r 1505 geboreneMikolai Rej, <strong>de</strong>r als “Vater <strong>de</strong>r polnischen Literatur” in dieGeschichte einging. Daß er sich in seinen literarischenWerken ausschließlich seiner Muttersprache bediente, lagzu seinem eigenen Bedauer allerdings daran, daß er zwargelernt hatte, sich <strong>de</strong>r lateinischen Sprache mündlich zubedienen, es aber niemals vermochte, sie zu Papier zu bringen.Rej trat 1548 (einige Historiker vermuten bereits1541) zum Calvinismus über. Aus <strong>de</strong>m übergroßen literari-


BEITRÄGE 148Mikolai Rejschen Nachlaß sei hier <strong>de</strong>r Vollständigkeit nur seineumfangreiche “Postilla - Darlegung <strong>de</strong>s wahren d.i. protestantischenGlaubens. Ein Lob <strong>de</strong>s schlichten Gottvertrauens”,erwähnt.Im Jahr 1551 erschienen im Verlag von Jan Seklucjandie vier Evangelien in polnischer Sprache, ein Jahr späterdas Neue Testament, 1561 die Confessio Augustana und imJahre 1563 die ganze Heilige Schrift - die so genannteBrester- o<strong>de</strong>r Radziwill-Bibel. Darüberhinaus schufen zujener Zeit weit über die Grenzen ihres Lan<strong>de</strong>s hinausbekannte Komponisten wie Wac³aw von Szamotu³y,Cyprian Bazylik von Sieradz und Miko³aj Gomó³ka für <strong>de</strong>nreformatorischen Gottesdienst und legten damit zugleich<strong>de</strong>n Grundstein für eine eigenständige polnische evangelischeKirchenmusik.Was über die Wahrnehmung unterschiedlicher Konfessionalitätin Polen bereits für das Mittelalter belegt ist,fand in <strong>de</strong>r Reformation seine Fortsetzung: religiöseToleranz. Während in ganz Europa Scheiterhaufen brannten,blieb Polen von diesen Entwicklungen weitgehend verschont.Ein wichtiger Meilenstein in <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>rpolnischen Reformation ist die Vereinigungssyno<strong>de</strong> vonKozminek während <strong>de</strong>r sich Reformierte und BöhmischeBrü<strong>de</strong>r verban<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>r Syno<strong>de</strong> von Sandomierz 1570traten die Lutheraner diesem Bündnis bei.Neben <strong>de</strong>m vorerwähnten Mikolai Rej sind zwei weitereNamen zu nennen, die Zeugnis für die Vielschichtigkeit<strong>de</strong>r Reformationsbewegung in Polen ablegen.Als Reformator von gera<strong>de</strong>zu europäischem Rang ist hierJohann a Lasco zu nennen. Er wird 1499 in £ask naheWarschau, <strong>de</strong>m Stammsitz seiner Familie, geboren. SeineFamilie gehört <strong>de</strong>m polnischen Hocha<strong>de</strong>l an. Sein Vater hatals Woiwo<strong>de</strong> von Sieradz einen Sitz im polnischen Parlament.Es ist aber sein Onkel, königlicher Kanzler undErzbischof von Gnesen, <strong>de</strong>r ihn auf <strong>de</strong>n Weg zum geistlichenStand führt und begleitet. Lasco studiert in Rom, Paduaund Bologna, kehrt 1521 in seine Heimat zurück undwird zum Priester geweiht. Neben verschie<strong>de</strong>nen kirchlichenAufgaben versieht er auch das Amt eines Sekretärsam königlichen Hofe. In dieser Funktion begibt er sich1524 auf diplomatische Reise nach Frankreich. Auf <strong>de</strong>mWeg dorthin trifft er in Basel Erasmus von Rotterdam –eine Begegnung, die seinen Lebensweg maßgeblich bestimmensollte. Nach Erfüllung seiner diplomatischenPflichten in Paris kehrt er nach Basel zurück und wirdSchüler von Erasmus. Bereits in dieser Zeit sichert er sichdie Anwartschaft auf <strong>de</strong>ssen Bibliothek, die er auch tatsächlichnach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> Erasmus’ im Jahre 1536, verstautin drei großen Fässern, zugesandt bekommt.1526 kehrt er nach Polen zurück und steigt zum Probstin Gnesen auf. Mit großer Lei<strong>de</strong>nschaft widmete er sichweiterhin seinen humanistischen Studien.Ein diplomatisches Abenteuer – er beteiligt sich an <strong>de</strong>rSeite seines Bru<strong>de</strong>rs an <strong>de</strong>n internationalen Auseinan<strong>de</strong>rsetzungenum die ungarische Thronfolge – führt schließlichdazu, daß seine kirchliche Laufbahn in Polen ein jähesEn<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>t.Jan a Lasco


149BEITRÄGEIm April 1537 trifft a Lasco in Leipzig auf Philipp Melanchthonund zieht mit <strong>de</strong>ssen Schüler Albert RitzaeusHar<strong>de</strong>nberg ins flämische Löwen, wo letzterer Theologielehrt. Zu Beginn <strong>de</strong>s Jahres 1540 heiratet a Lasco und vollziehtsomit endgültig <strong>de</strong>n Bruch mit seiner Kirche. AllerÄmter verlustig gegangen und von <strong>de</strong>r Inquisition bedrohtflieht er nach Em<strong>de</strong>n. Ab 1542 übernimmt er das Amt einesSuperinten<strong>de</strong>nten. Seinem reformatorischen Ansatz, beiwelchem er zu keinerlei Einlenken bereit ist, liegt die SichtCalvins zugrun<strong>de</strong>.Das führt dazu, daß er im Zuge <strong>de</strong>s AugsburgerInterims, nach <strong>de</strong>r militärischen Nie<strong>de</strong>rlage <strong>de</strong>r Protestantenim Schmalkaldischen Krieges und <strong>de</strong>r Nichtanerkennung<strong>de</strong>r “reformierten Konfession” Em<strong>de</strong>n verlassen muß.Er folgt 1549 einem Ruf <strong>de</strong>s Erzbischofs von Canterbury,nach London, wo er die protestantische Flüchtlingsgemein<strong>de</strong>leitet. A Lasco entwirft auch hier eine Gemein<strong>de</strong>ordnungund einen Katechismus und beteiligt sich an <strong>de</strong>rReform <strong>de</strong>r englischen Kirche.Nach <strong>de</strong>m Tod König Edward VI. und <strong>de</strong>r Machtübernahmedurch Maria, "die Katholische", wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Flüchtlingsgemein<strong>de</strong>na Lascos die bis dahin gewährten Privilegienentzogen. Er flieht mit 175 Gemein<strong>de</strong>mitglie<strong>de</strong>rn nachDänemark, darf aber wegen seiner reformierten Abendmahlstheologieauch hier nicht bleiben. Schließlich treffendie Flüchtlinge wie<strong>de</strong>r in Em<strong>de</strong>n ein, wo ihnen Bleiberechteingeräumt wird. Nach Kontroversen über eine Revisionseines Katechismus und über die Haltung im aufkommen<strong>de</strong>nKonflikt um das Abendmahl verläßt Johannes a Lasco1555 Em<strong>de</strong>n endgültig. Kurzzeitig ist er als Superinten<strong>de</strong>nt<strong>de</strong>r Flüchtlingsgemein<strong>de</strong> in Frankfurt tätig. Seine Kompromißlosigkeithinsichtlich <strong>de</strong>r Abendmahlsfrage läßt aberauch diesen Abschnitt seines ruhelosen Lebens nur eineEpiso<strong>de</strong> sein.In Polen hat inzwischen Zygmunt II. <strong>de</strong>n Thron bestiegen,<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n neuen religiösen Strömungen, mit Aufgeschlossenheitbegegnet. Zahlreiche Freun<strong>de</strong> legen für aLasco Fürsprache ein, so daß er 1557 in seine Heimat zurückkehrt.Er bemüht sich von diesem Zeitpunkt an, dieverschie<strong>de</strong>nen protestantischen Strömungen <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>szusammenzuführen und vor allem <strong>de</strong>n polnischen A<strong>de</strong>l fürdie Reformation zu gewinnen. Den König selbst für dieSache <strong>de</strong>r Reformation einzustimmen bleibt ihm allerdingsversagt. Johannes a Lasco stirbt nach langer Krankheit am8. Januar 1560 in Pinczów.Als dritter auf diesem Streifzug durch die polnischeReformationsgeschichte bedarf <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>m italienischenSiena gebürtige Faust Sozzini noch <strong>de</strong>r unbedingtenErwähnung. Aus naheliegen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n muß hier auf eine<strong>de</strong>taillierte Darlegung seines Lebens und seiner Theologieverzichtet wer<strong>de</strong>n. Nur so viel sei zum besseren Verständnisan dieser Stelle gesagt: Sozzini gilt als einer <strong>de</strong>r Hauptvertreter<strong>de</strong>s mo<strong>de</strong>rnen Antitrinitarismus. Dessen Anhängerlehnen die Trinitätslehre ab. Sie begrün<strong>de</strong>n diese Haltungdamit, daß die Unterordnung Jesu Christi unter seinenVater ein<strong>de</strong>utig biblisch bezeugt sei. Die Personalisierungund Vergottung <strong>de</strong>s Heiligen Geistes wird ebenfalls alsunbiblische Lehre abgelehnt. Sie weisen darauf hin, daß esFausto Sozziniwe<strong>de</strong>r eine klare Formulierung <strong>de</strong>r Trinitätslehre in <strong>de</strong>rBibel gäbe, noch daß überhaupt Begriffe wie Trinität o<strong>de</strong>rWesensgleichheit biblisch bezeugt seien.Florenz, Basel und Siebenbürgen sind einige seinerWirkungsstätten. Nach <strong>de</strong>m Ausbruch <strong>de</strong>r Pest in Siebenbürgenzieht Sozzini in die Nähe Krakaus. Hier trifft er aufdie “Ecclesia minor”, eine Abspaltung von <strong>de</strong>r reformiertenKirche, die allerdings seiner rationalistisch geprägtenBibelauslegung mit großer Vorsicht begegnet. Dennochgelingt es ihm, in <strong>de</strong>n Folgejahren seine theologischenPositionen durchzusetzen und die verschie<strong>de</strong>nen Gruppierungenin <strong>de</strong>r Antitrinitarierbewegung auf <strong>de</strong>r Syno<strong>de</strong> vonRaków (1604) zu vereinen. Der nach ihm benannte Sozinianismuszeichnet sich beson<strong>de</strong>rs durch humanistische Toleranzaus. Die Ablehnung <strong>de</strong>r Feudalhierarchie, <strong>de</strong>r dieI<strong>de</strong>e von <strong>de</strong>r Gleichheit aller Menschen gegenübergestelltwird, sowie die Verurteilung <strong>de</strong>s Krieges, verbun<strong>de</strong>n mit<strong>de</strong>r Ablehnung <strong>de</strong>s Kriegsdienstes, gehen auf <strong>de</strong>n Einfluß<strong>de</strong>r mährischen Täufer zurück. Zentrum <strong>de</strong>s Sozinianismusbleibt Raków, wo auch die <strong>de</strong>utschen Sozinianer JohannesCrellius und Martin Ruarus wirken. Innerhalb <strong>de</strong>r antitrinitarischenBewegung ist seinerzeit die Autorität Sozzinisunangefochten. Außerhalb seiner Kirche allerdings gilt erals gefährlicher theologischer Gegner. Das führt auch dazu,daß er mehrfach von katholischen Fanatikern verfolgt undmißhan<strong>de</strong>lt wird und seine Bücher und Schriften auf <strong>de</strong>mScheiterhaufen lan<strong>de</strong>n. Die letzten Jahre seines Lebens verbringter unter <strong>de</strong>m Schutz eines adligen Gönners in <strong>de</strong>mkleinen Dörfchen Lus³awice, wo er 1604 verstirbt.


BEITRÄGE 150Zusammenfassend ergibt sich die Erkenntnis, daß dasreformatorische Geschehen in Polen stark durch dieSchweizer Reformation geprägt war. Bis zum Beginn <strong>de</strong>rGegenreformation – die zunächst nur sehr lau ihren Verlaufnahm – konnten sich in Polen zahlreiche kleinere und größerereformatorische Kirchen ungehin<strong>de</strong>rt entfalten. Als in<strong>de</strong>r 1. Hälfte <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts dann die Bedrückung zustärkerem Ausmaß gelangte, wan<strong>de</strong>rten viele dieser Glaubensgemeinschaftenzunächst nach Holland und Englandund später nach Amerika aus.Vertreibung - Einglie<strong>de</strong>rung - VersöhnungAuf <strong>de</strong>r Jahrestagung <strong>de</strong>s Konvents <strong>de</strong>r ehemaligen evangelischenOstkirchen, die am 10. und 11. März in Hannoverstattfand, haben sich die im Konvent zusammengeschlossenenHilfskomitees auf einen längeren Text zu “Vertreibung– Einglie<strong>de</strong>rung – Versöhnung” geeinigt, <strong>de</strong>r in zwölf “Thesen”und einigen “Exkursen” noch einmal die Erfahrungenund Erkenntnisse <strong>de</strong>r Erlebnisgeneration bün<strong>de</strong>ln soll.Der Text war in einem längeren Zeitraum von einer dafüreingesetzten Gruppe erarbeitet wor<strong>de</strong>n. Ausgangspunktwaren einige “Fragen, die immer noch nicht zureichendbeantwortet sind: nach <strong>de</strong>n Schwerpunkten <strong>de</strong>r theologischenDeutung <strong>de</strong>s Vertreibungsgeschehens; nach <strong>de</strong>nFolgewirkungen für die evangelischen Kirchen in Deutschland;nach <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Bewältigung <strong>de</strong>s Vertreibungsschicksalsfür die Erlebnisgeneration und für dieNachgeborenen; nach unaufgearbeiteten Fel<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r eigenenBiografie”.Zwölf Thesen zu“Vertreibung - Einglie<strong>de</strong>rung - Versöhnung”Die heutige Situation in Deutschland im Blick auf die Folgenvon Flucht, Vertreibungen und Aussiedlungen im Gefolge<strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs ist von Kontrasten bestimmt:Einerseits nimmt die Zahl und <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r Deutschen mitVertreibungshintergrund ständig zu, weil auf Grund familiärerVerflechtungen immer mehr Deutsche Vorfahren imOsten haben. An<strong>de</strong>rerseits wer<strong>de</strong>n die Zeitzeugen <strong>de</strong>s Vertreibungsgeschehensmit ihren Lei<strong>de</strong>nserfahrungen immerweniger und fin<strong>de</strong>n weiterhin wenig Beachtung in Kircheund Gesellschaft.Aus dieser paradoxen Situation ergeben sich Fragen, dieimmer noch nicht zureichend beantwortet sind:- nach <strong>de</strong>n Schwerpunkten <strong>de</strong>r theologischen Deutung<strong>de</strong>s Vertreibungsgeschehens;- nach <strong>de</strong>n Folgewirkungen für die evangelischenKirchen in Deutschland;- nach <strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Bewältigung <strong>de</strong>s Vertreibungsschicksalsfür die Erlebnisgenerationen und für dieNachgeborenen;- nach unaufgearbeiteten Fel<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r eigenenBiografie.In <strong>de</strong>r ersten Nachkriegszeit stand das Nach<strong>de</strong>nken überdas Geschehene fast durchweg im Zeichen <strong>de</strong>s GerichtesGottes. Dies wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Predigten <strong>de</strong>r Betroffenen angesprochenund von <strong>de</strong>n Hörern angenommen. Die SpandauerSyno<strong>de</strong> <strong>de</strong>r EKD von 1966 fand Worte, die sowohleinseitige Schuldzuweisungen als auch Behauptungen,nicht betroffen zu sein, ausschließen sollten: “Die Vertreibunggeht unser ganzes Volk an.”Neben <strong>de</strong>m Gedanken <strong>de</strong>s Gerichts ist in <strong>de</strong>n Predigten<strong>de</strong>r Betroffenen von Anfang an <strong>de</strong>r seelsorgerliche Zuspruch,vor allem als Gedanke <strong>de</strong>r Führung Gottes durchschwere Zeiten zu hören gewesen. Das hat unzähligenunmittelbar Betroffenen geholfen, ihr Schicksal aus GottesHand anzunehmen, als Weg mit Gott. Bis heute wirkt diesbei <strong>de</strong>n später Geborenen nach.Die so gekennzeichnete Situation hat <strong>de</strong>n Konvent <strong>de</strong>rehemaligen evangelischen Ostkirchen, <strong>de</strong>n Zusammenschluß<strong>de</strong>r evangelischen kirchlichen Vertriebenenorganisationen,veranlaßt, sich erneut diesen schwierigen Fragenzuzuwen<strong>de</strong>n. Er tut das in <strong>de</strong>r Form von Thesen, die anmehreren Stellen durch Exkurse ergänzt wer<strong>de</strong>n.These 1Die Deutung von Flucht und Vertreibung <strong>de</strong>r Deutschen imZusammenhang mit <strong>de</strong>m Zweiten Weltkrieg als “GerichtGottes” war zunächst Ausdruck echter Betroffenheit überdie Verbrechen, die im <strong>de</strong>utschen Namen an an<strong>de</strong>ren Völkernund insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n begangen wor<strong>de</strong>n waren.In <strong>de</strong>n Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen in <strong>de</strong>r evangelischenKircheseit 1965 kam es zu Polarisierungen, die <strong>de</strong>m Ausmaß <strong>de</strong>sErlittenen nicht gerecht wur<strong>de</strong>n. Die Thesen <strong>de</strong>r SpandauerEKD-Syno<strong>de</strong> von 1966 – als notwendige Ergänzung <strong>de</strong>rsog. Ost<strong>de</strong>nkschrift von 1965 – formulierten die Erkenntnisgemeinsamer <strong>de</strong>utscher “Schuldverstrickung” und“Haftungsgemeinschaft”. Diese Erkenntnis wies zwar <strong>de</strong>nWeg aus <strong>de</strong>n unterschiedlichen Sichtweisen von Betroffenenund Nichtbetroffenen heraus, blieb aber in <strong>de</strong>rFolgezeit in <strong>de</strong>r Kirche vielfach unbeachtet. Hier muß in<strong>de</strong>n evangelischen Kirchen neu gefragt wer<strong>de</strong>n, was dasVertreibungsgeschehen für die gesamte Gesellschaft inDeutschland be<strong>de</strong>utet.These 2Für die Vertriebenen be<strong>de</strong>utete es eine große Hilfe, daß ihreSchicksale als Wege unter Gottes Führung ge<strong>de</strong>utet wur<strong>de</strong>n.So konnten sie auch schwerste Zeiten durchstehen und<strong>de</strong>m Erlittenen Sinn abgewinnen. In neuerer Zeit ist diesesDeutungsmuster in <strong>de</strong>r evangelischen Kirche insgesamtzurückgetreten, zumal sich die folgen<strong>de</strong>n Generationen nurnoch in geringem Maße als Schicksalsgemeinschaft verstehen.Dennoch entfaltet dieses Deutungsmuster nach wievor Wirkungen, insofern Angehörige <strong>de</strong>r Enkel- und


151BEITRÄGEUrenkelgeneration mit Bewun<strong>de</strong>rung auf ihre Vorelternblicken, die auch in schwersten Zeiten Glauben und Zuversichtdurchhielten. Der biblische Gedanke einer Führungdurch Gott ist auf Grund solcher Erfahrungen neu zu be<strong>de</strong>nkenund wie<strong>de</strong>r ins Bewußtsein zu heben.These 3Die Vertriebenen haben von Anfang an kirchliche Begleitungerfahren – durch Seelsorger und Prediger aus <strong>de</strong>n eigenenReihen und auch durch Vertreter <strong>de</strong>r aufnehmen<strong>de</strong>nKirchen, nicht zuletzt auch durch Diakonie in allen ihrenErscheinungsformen. Die kirchliche Aussiedler- undVertriebenenarbeit ist bis heute Teil <strong>de</strong>s kirchlichen Lebens,wenn auch in abnehmen<strong>de</strong>m Maße. Die Erfahrungenmit kirchlicher Begleitung in speziellen Lebenssituationenhaben für Generationen <strong>de</strong>r unmittelbar Betroffenen undihrer Nachkommen ihr Bild von Kirche geprägt. Sie habenVertrauen und Zugehörigkeitsgefühl wachsen lassen; allerdingsblieben auch Enttäuschungen nicht aus, die langenachwirken. Es bleibt Aufgabe <strong>de</strong>r evangelischen Kirche,<strong>de</strong>nen nahe zu sein, die Heimatverlust und seelischeSchä<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Vertreibung zu bewältigen haben.These 4Bereits 1950 wur<strong>de</strong> die “Charta <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Heimatvertriebenen”verabschie<strong>de</strong>t, die mit ihrem Verzicht auf Racheund Vergeltung ein Meilenstein in <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Nachkriegsgeschichte,auch <strong>de</strong>r Kirchengeschichte bleibt. Siewar <strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schritt zur Versöhnungsbereitschaft<strong>de</strong>r Vertriebenen. Die Verwicklung einzelner Mitunterzeichnerin das vorherige Unrechtssystem schmälert dieseFeststellung nicht, son<strong>de</strong>rn unterstreicht das Ausmaß <strong>de</strong>rvon <strong>de</strong>n Repräsentanten <strong>de</strong>r Vertriebenen geleistetenBesinnung auf das in jener Zeit Gebotene.These 5Die Tatsache, daß die Vertriebenen we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Einflüsterungenvon links noch von rechts gefolgt sind und sich nichtradikalisiert haben, son<strong>de</strong>rn in ihrer überwältigen<strong>de</strong>nMehrheit die <strong>de</strong>mokratische Erneuerung Deutschlandsbejahten und mitgestalteten, ist bemerkenswert. Die starkeBesinnung auf christliche Werte bei <strong>de</strong>r Erlebnisgenerationhat erheblichen Anteil an dieser Entwicklung gehabt.These 6Mit ihrem entschlossenen Bemühen, in <strong>de</strong>r Gesellschaft <strong>de</strong>rverbliebenen Teile Deutschlands beruflich, politisch undkirchlich Fuß zu fassen, haben die Vertriebenen selbst entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nAnteil an ihrer Integration. Wo ihnen Hilfeund Unterstützung von Einheimischen und staatlichen undkirchlichen Stellen angeboten wur<strong>de</strong>, haben sie diese dankbarangenommen. Daraus ist im gegenseitigen Geben undNehmen ein Miteinan<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ursprünglich einan<strong>de</strong>r frem<strong>de</strong>nBevölkerungsteile erwachsen, das vorbildlich für dieIntegration an<strong>de</strong>rer Bevölkerungsgruppen in <strong>de</strong>r Gegenwartsein kann.Die <strong>de</strong>utsche Gesellschaft ist darüber offener und flexiblergewor<strong>de</strong>n, als sie es zuvor war. Bei <strong>de</strong>r Integration<strong>de</strong>utscher Spätaussiedler aus östlichen Län<strong>de</strong>rn sind ebenfallserfreuliche Entwicklungen festzustellen.These 7Die Flüchtlinge, Vertriebenen und Spätaussiedler habendurch ihre hergebrachte Frömmigkeit und ihre Neubesinnungauf <strong>de</strong>n christlichen Glauben auf Grund <strong>de</strong>r Vertreibungserfahrungstarke Impulse zu einer Verlebendigungund Bereicherung <strong>de</strong>s kirchlichen Lebens in vielen Gebietengegeben, vor allem in <strong>de</strong>n Anfangsjahren. Angesichts<strong>de</strong>r wachsen<strong>de</strong>n Mobilität und Globalisierung ist es auchheute wichtig, das Ziel einer Beheimatung in <strong>de</strong>r Kirchenicht aus <strong>de</strong>n Augen zu verlieren.These 8Durch <strong>de</strong>n Zustrom von Flüchtlingen, Vertriebenen undSpätaussiedlern ist die vorher weit verbreitete konfessionelleEinheitlichkeit <strong>de</strong>r Bevölkerung in Deutschland aufgebrochenwor<strong>de</strong>n. So viele Schwierigkeiten in <strong>de</strong>r Anfangszeitdamit verbun<strong>de</strong>n waren, hat diese Durchmischung<strong>de</strong>r Bevölkerung doch zu einer Intensivierung<strong>de</strong>s konfessionellen Miteinan<strong>de</strong>rs zwischen Evangelischenund Katholiken in Deutschland geführt.These 9Die Tatsache, daß im verbliebenen Deutschland immermehr Menschen leben, die familiäre Wurzeln in Gebietenim Osten Europas haben, hat zu einer Ausweitung <strong>de</strong>s geistigenund geografischen Horizonts geführt, die in ihrerBe<strong>de</strong>utung noch längst nicht voll erkannt ist.Deutschland blickt heute nicht mehr vorwiegend nachWesten, son<strong>de</strong>rn zunehmend auch nach Osten. Die Bejahung<strong>de</strong>r europäischen Einigung auch nach Osten hin istdurch die Vertriebenen <strong>de</strong>utlich verstärkt wor<strong>de</strong>n.These 10Von <strong>de</strong>r allgemeinen Öffentlichkeit kaum wahrgenommen,haben sich die Vertriebenen bei ihren Reisen in die früherenHeimatgebiete als “Avantgar<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Versöhnung” (A.Kossert) erwiesen. Aus einem zunächst persönlichen Bedürfnisnach Überwindung <strong>de</strong>r eigenen Verlusterfahrungerwuchsen zaghafte Kontakte, humanitäre Hilfsaktionenund vielfältige Verbindungen, die trotz starker innerer undäußerer Hemmnisse Wege zu neuem Verstehen und Vertraueneröffnet haben.Kirchliche Vertriebenenorganisationen haben wesentlichenAnteil daran; aber auch in an<strong>de</strong>ren kirchlichen, kulturellenund politischen Organisationen, die in dieser Richtungtätig sind, arbeiten beson<strong>de</strong>rs viele aus Vertriebenenfamilienmit.These 11Die Verantwortung für die Gegenwart in <strong>de</strong>n früheren Heimatgebietenist <strong>de</strong>n Vertriebenen entzogen. Die Beschäftigungmit <strong>de</strong>r Geschichte dieser Gebiete und mit <strong>de</strong>rDeutung dieser Geschichte droht mit <strong>de</strong>m Abtreten <strong>de</strong>rErlebnisgeneration auszulaufen.An<strong>de</strong>rerseits ist bei <strong>de</strong>n jetzigen Bewohnern ein allmähliches“Einwan<strong>de</strong>rn in die Geschichte” festzustellen.


MELDUNGEN 152Daraus kann nach und nach bei <strong>de</strong>n jetzigen und <strong>de</strong>n früherenBewohnern und ihren Nachkommen eine größere Realitätsbezogenheit<strong>de</strong>r Geschichts<strong>de</strong>utung, ja sogar eine“Erbengemeinschaft” entstehen.Es gilt, Zentren für die Erforschung <strong>de</strong>r KirchengeschichteOstmitteleuropas zu för<strong>de</strong>rn, auszubauen undmiteinan<strong>de</strong>r zu vernetzen. Darüber hinaus gilt es, Orte <strong>de</strong>sGe<strong>de</strong>nkens – wie z. B. die Stiftung “Flucht, Vertreibung,Versöhnung” <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sregierung – zu för<strong>de</strong>rn und zu erhalten.Die Geschichte <strong>de</strong>r Vertriebenen und ihrer Herkunftsgebietemuß in die Erinnerungskultur aller Deutscheneinbezogen wer<strong>de</strong>n.These 12Durch das Schicksal <strong>de</strong>r Vertriebenen in Deutschland undin an<strong>de</strong>ren Län<strong>de</strong>rn, zuletzt im früheren Jugoslawien,wächst die Erkenntnis, daß Vertreibungen/”EthnischeSäuberungen” keine Lösung vorhan<strong>de</strong>ner Probleme bringen,dafür aber neue Probleme schaffen. Aus dieser Einsichterwächst die Ächtung solcher Maßnahmen für Gegenwartund Zukunft und <strong>de</strong>r energische Einsatz für dieÜberwindung <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Vergangenheit dadurch geschaffenenProbleme. Gera<strong>de</strong> für Christen ist das eine beson<strong>de</strong>reVerpflichtung. Dazu gehört auch die Bereitschaft zumGespräch mit <strong>de</strong>n östlichen Nachbarn.Die Unterzeichner dieser Erklärung gehören mehrheitlichzur Generation <strong>de</strong>r Zeitzeugen. Wir wissen, daß von<strong>de</strong>m damals Erlebten und Erlittenen bis heute schwere seelischeBelastungen ausgehen. Im Be<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>r Beiträge<strong>de</strong>r evangelischen Vertriebenen zur Verarbeitung vonFlucht, Vertreibung und Aussiedlung sehen wir aber auch,daß das Vertreibungsgeschehen nicht nur negative Folgengehabt hat. Christen leben aus <strong>de</strong>r Überzeugung, daß Gottauch aus Bösem Gutes schaffen kann.(Es folgen die Unterschriften <strong>de</strong>r Vertreter <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mKonvent <strong>de</strong>r ehemaligen evangelischen Ostkirchen angehören<strong>de</strong>nHilfskomitees)Stiftung für Vertriebene gegrün<strong>de</strong>tIm nahe Görlitz gelegenen Reichenbach ist En<strong>de</strong> Augustdie Stiftung “Erinnerung, Begegnung, Integration –Stiftung <strong>de</strong>r Vertriebenen im Freistaat Sachsen” gegrün<strong>de</strong>twor<strong>de</strong>n. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, <strong>de</strong>rErinnerung <strong>de</strong>r Vertriebenen an ihre alte Heimat Raum zugeben, aber auch Kontakte mit <strong>de</strong>n heutigen Bewohnern<strong>de</strong>r Vertreibungsgebiete zu knüpfen und zu pflegen. Dazugehört auch die Begleitung <strong>de</strong>r Integration von Auslän<strong>de</strong>rn.In Reichenbach wur<strong>de</strong> im Jahre 2009 die zentrale Heimatstubeim Freistaat Sachsen eröffnet. Deren Arbeit wirddurch die Stiftung vor Ort begleitet wer<strong>de</strong>n.Für das Büro, eine Bibliothek, das Archiv, aber auchAusstellungen können Räumlichkeiten im alten Rathaus an<strong>de</strong>r Görlitzer Straße genutzt wer<strong>de</strong>n. Desgleichen wird dieStiftung auch im Nollau-Haus präsent sein. ANN Feierliche Kreuzeinweihung in Steinseifersdorf - Zeichen <strong>de</strong>r VersöhnungEtwa in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s langgezogenen Bergdorfes Steinseifersdorf,jetzt Roœciszów, ganz an <strong>de</strong>n Hang geschmiegt,liegt unter alten Bäumen <strong>de</strong>r ziemlich verwil<strong>de</strong>rte ehemaligeevangelische Friedhof. Bis zur Vertreibung Mitte Mai1945 wur<strong>de</strong>n auf diesem Friedhof die Bewohner <strong>de</strong>s altenWeberdorfes begraben.Einer <strong>de</strong>r ehemaligen Bewohner, Fritz Böhm ausSchortens, ergriff 2009 die Initiative und schlug vor, daßauf diesem Friedhof ein großes Holzkreuz zur Erinnerungund als Zeichen <strong>de</strong>r Versöhnung errichtet wird. Diese Anregungwur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Kommune Peterswaldau, jetztPieszyce, die seit 2004 eine Partnerschaft mit <strong>de</strong>r StadtSchortens unterhält, gern aufgegriffen und in die Tat umgesetzt.In einem sehr ansprechen<strong>de</strong>n ökumenischen undzweisprachigen Gottesdienst am 21. August 2010 wur<strong>de</strong>das Kreuz feierlich eingeweiht. Den Gottesdienst gestaltetenPfr. Fober und Pfr. Mendrok von <strong>de</strong>r Christophori-Gemein<strong>de</strong>Breslau und <strong>de</strong>r katholische Pfr. Herbut aus Peiskersdorf.Grußworte kamen u. a. aus <strong>de</strong>r Kirchengemein<strong>de</strong>Schortens, von Bürgermeister Miros³aw Oba³ undBürgermeisterin Hei<strong>de</strong> Bastrop. Letztere verlas unter großemBeifall <strong>de</strong>r Anwesen<strong>de</strong>n ihre Ansprache zunächst inPolnisch, danach erst in Deutsch. Neben <strong>de</strong>n offiziellenEhrengästen und <strong>de</strong>n ca. 50 Teilnehmern aus Schortensnahmen auch gut 20 heutige Einwohner an <strong>de</strong>r Kreuzeinweihungteil. MK Foto:G.Kempgen


60 JahreOktoberIn <strong>de</strong>r Oktoberausgabe <strong>de</strong>s “Schlesischen <strong>Gottesfreund</strong>es”<strong>de</strong>s Jahres 1950 wird einer Frage nachgegangen, <strong>de</strong>ren Beantwortungauch heutigen Lesern noch interessante Erkenntnisseverspricht:


BEITRÄGE 154Nur wenige Geschichten – dafür viel GeschichteAm 10. September wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Film “Häuser <strong>de</strong>s Herrn – Kirchengeschichten aus Nie<strong>de</strong>rschlesien”von Ute Badura in Görlitz uraufgeführt.ANDREAS NEUMANN-NOCHTEN“Wird <strong>de</strong>nn da jemand hingehen?” Diealte Dame neben mir meint es durchausernst. Wir sitzen in <strong>de</strong>r Straßenbahn,und sie tippt vielsagend mit <strong>de</strong>mZeigefinger auf einen Artikel in <strong>de</strong>rGörlitzer Lokalpresse, <strong>de</strong>r auf die Aufführung<strong>de</strong>s Films verweist. Eigentlichkaufe sie sich die Zeitung nur hinund wie<strong>de</strong>r, um festzustellen, wer ausihrem Bekanntenkreis gestorben sei.Sie käme selbst aus Schlesien, aus <strong>de</strong>rGrafschaft Glatz, aber von da gäbe essicher keine Bil<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>m Film. Undüberhaupt, man wisse ja, daß die Polennur das erhalten haben, was ihnenin <strong>de</strong>n Kram paßte, und daß da evangelischeKirchen nicht dazugehörten,verstün<strong>de</strong> sich von selbst. Nein, siewer<strong>de</strong> nicht ins Kino gehen, sie sei esleid mit irgendwelchen alten Leutenunwie<strong>de</strong>rbringlicher Vergangenheitnachzuweinen, und worin ihre Zukunftbestün<strong>de</strong>, sei wohl offensichtlich.Die paar Tage, die ihr noch blieben,wolle sie sich nicht mit wehmütigenErinnerungen versalzen.Ute Badura und Bischof BoguszSie hätte kommen sollen. Der großeSaal <strong>de</strong>s Kinos war mit gut 150 Gästenbesetzt. Der weitaus größere Teil gehörtenicht <strong>de</strong>r Erlebnisgeneration an.Bischof Bogusz aus Breslau, RegionalbischofDr. Hans-Wilhelm Pietz,Cesary Królewicz aus Lauban undviele Vertreter aus Politik und Kulturwaren <strong>de</strong>r Einladung gefolgt. Bereitsvor Beginn <strong>de</strong>r Premiere nutzten zahlreicheGäste die Gelegenheit, mit <strong>de</strong>rFilmemacherin und natürlich auchmiteinan<strong>de</strong>r ins Gespräch zu kommen.FilmplakatMaximilian Ei<strong>de</strong>n, Kulturreferent fürSchlesien am Schlesischen MuseumGörlitz, gab vor Beginn <strong>de</strong>s Films einekurze Einführung, verbun<strong>de</strong>n miteinem Dank an die vielen Partner, diebeim Zustan<strong>de</strong>kommen <strong>de</strong>s Projekteshilfreich ihre Unterstützung nicht versagthatten. Dazu gehören unter an<strong>de</strong>renauch die Gemeinschaft evangelischerSchlesier, die Stiftung EvangelischesSchlesien und das SchlesischeMuseum Görlitz. Dessen För<strong>de</strong>rkreishatte auch für die gelungene Gestaltung<strong>de</strong>r Premiere die Verantwortungübernommen. Der Film selbst – erLangsam aber stetig füllt sich <strong>de</strong>r Kinosaalwird bei <strong>de</strong>n Feierlichkeiten <strong>de</strong>r Gemeinschaftin Wiesba<strong>de</strong>n auch zurAufführung kommen – bot <strong>de</strong>m Kenner<strong>de</strong>r Kirchengeschichte Schlesienskaum Neues. Und auch wer erwartethatte, einen Überblick zu <strong>de</strong>n zerstörten,verfallenen und ungenutzten vormaligenevangelischen Gotteshäusernzu erhalten, wur<strong>de</strong> diesbezüglich enttäuscht.Doch bestand darin wohl auchnicht die Intention <strong>de</strong>s Filmes. Denndie “Kirchengeschichten” bezogensich im Wesentlichen auf die herausragen<strong>de</strong>nGebäu<strong>de</strong>, die für die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>nWegmarken <strong>de</strong>r ReformationsgeschichteSchlesiens stehen. Die Maria-Magdalena-Kirchein Breslau alsOrt <strong>de</strong>r ersten evangelischen Verkündigungsteht am Beginn <strong>de</strong>s Streifzuges,gefolgt von <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>ns- undGna<strong>de</strong>nkirchen. Unterlegt mit zahlreichenhistorischen Abbildungen undDokumenten wird begleitend die historischeEntwicklung <strong>de</strong>r evangelischenKirche in Schlesien dargestellt.Dabei kommen auch Zeitzeugen, wie<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Gemeinschaft, Dr.Schott, ausführlich zu Wort.Mag sein, daß einige Passagen etwaslangatmig sind und allzusehr insDetail gehen, aber das ist nichts, gemessenan <strong>de</strong>n wun<strong>de</strong>rbaren Bil<strong>de</strong>rn,mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Film aufzuwarten weiß.Dieses gilt nicht nur für die Präsentation<strong>de</strong>r Architektur, son<strong>de</strong>rn auchfür die immer wie<strong>de</strong>r eingeblen<strong>de</strong>tenmalerischen Landschaften, für diegera<strong>de</strong> Nie<strong>de</strong>rschlesien zu Recht soberühmt ist.Fotos: ANN


155MELDUNGENWahl <strong>de</strong>s Generalsuperinten<strong>de</strong>nten für <strong>de</strong>n Sprengel GörlitzANDREAS NEUMANN-NOCHTENDas Wahlkollegium <strong>de</strong>s Sprengels Görlitz hat <strong>de</strong>nRegionalbischof <strong>de</strong>s Propstsprengels Halle-Naumburg,Martin Herche, und <strong>de</strong>n Superinten<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s KirchenkreisesTemplin-Gransee, Uwe Simon, als Kandidaten fürdas Amt <strong>de</strong>s Generalsuperinten<strong>de</strong>nten nominiert. Letztererhatte sich in einem Gottesdienst in <strong>de</strong>r Görlitzer Peterskircheam 15. September vorgestellt und RegionalbischofHerche am 19. September in <strong>de</strong>r Cottbuser Nikolaikirche.Im Anschluß an die Gottesdienste hielten die Kandidatenjeweils einen Vortrag zu <strong>de</strong>m Thema: “Kann dieKirche ´Land gewinnen`”? – Eine kritische Würdigung <strong>de</strong>sEKD-Papiers “Wan<strong>de</strong>ln und Gestalten. MissionarischeChancen und Aufgaben <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche in ländlichenRäumen”.”Der Wahlkonvent zur Neubesetzung <strong>de</strong>s Amtes <strong>de</strong>sRegionalbischofs im Sprengel Görlitz fin<strong>de</strong>t am 25. September2010 in <strong>de</strong>r St. Nikolai-Kirche in Cottbus statt.Auf <strong>de</strong>n neuen Amtsinhaber wartet die anspruchsvolleAufgabe, das Zusammenwachsen <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n ehemaligenSprengel Cottbus und Görlitz zu begleiten. Die Lan<strong>de</strong>ssyno<strong>de</strong><strong>de</strong>r Evangelischen Kirche Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg-schlesischeOberlausitz hatte im Jahr 2006 beschlossen, die Zahlihrer Sprengel von vier auf drei zu verringern, um ein ausgewogeneresVerhältnis zwischen <strong>de</strong>n Sprengeln zu erreichen.Bereits seit <strong>de</strong>m 1. Januar 2010 sind die SprengelCottbus und Görlitz zum Sprengel Görlitz vereinigtFür diese Strukturverän<strong>de</strong>rung war bereits im Jahr 2003im Neubildungsvertrag zwischen <strong>de</strong>r Evangelischen Kirche<strong>de</strong>r schlesischen Oberlausitz und <strong>de</strong>r Evangelischen Kirchein Berlin-Bran<strong>de</strong>nburg in Artikel 15,3 die Festlegung getroffenwor<strong>de</strong>n, daß Görlitz auch nach einer Verän<strong>de</strong>rung<strong>de</strong>r Sprengel Sitz eines Generalsuperinten<strong>de</strong>nten bzw. <strong>de</strong>sRegionalbischofs bleibt.Bis zum 31. Dezember diesen Jahres wird RegionalbischofDr. Pietz im Alt-Sprengel Görlitz noch die Aufgaben<strong>de</strong>s Regionalbischofs wahrnehmen.(Unter Verwendung einer Presseerklärung <strong>de</strong>r EKBOvom 18. August 2010)Vorstandswahl beim Konvent evangelischer OstkirchenAm 11. März wählten die 15 im Konvent <strong>de</strong>r ehemaligenevangelischen Ostkirchen zusammengeschlossenen Hilfskomiteesin Hannover satzungsgemäß ihren Vorstand: Derbisherige Vorsitzen<strong>de</strong>, Pfarrer i.R. Dr. Hans-Henning Neß,hatte sich aus Altersgrün<strong>de</strong>n für eine Wie<strong>de</strong>rwahl nicht mehrzur Verfügung gestellt, seine reichen Erfahrungen bringt ernun als Stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r ein.Als neuer Vorsitzen<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> Pfarrer Christfried Boelter,Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Gemeinschaft Evangelischer Posener,gewählt, <strong>de</strong>ssen Vater Bruno Boelter Pfarrer in Brombergwar. Zur Schatzmeisterin wur<strong>de</strong> Erika Wiener vomBessarabien<strong>de</strong>utschen Verein gewählt, die in diesem AmtKarin Ziegeler ablöst.Als Beisitzer wur<strong>de</strong>n neu in <strong>de</strong>n Vorstand gewählt Dekani.R. Georg Burghardt vom Lan<strong>de</strong>skonvent Württemberg undChristian Gleich, Weltlicher Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Hilfskomiteesfür die <strong>de</strong>utsche Ev. Lan<strong>de</strong>skirche aus <strong>de</strong>m ehemaligenJugoslawien. Ingrid Saenger, Vorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Konventsevangelischer Gemein<strong>de</strong>n aus Pommern, und Pfarrer HansSchnei<strong>de</strong>r, stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Hilfskomitees<strong>de</strong>r Siebenbürger Sachsen und evg. Banater Schwaben, wur<strong>de</strong>nwie<strong>de</strong>rgewählt.Insgesamt hat sich durch die neu gewählten Mitglie<strong>de</strong>r<strong>de</strong>r Vorstand <strong>de</strong>s Konvents <strong>de</strong>utlich verjüngt.(Posener Stimmen 5/10) 13. Nie<strong>de</strong>rschlesisches Kulturtreffen in KreisauAm Sonnabend, <strong>de</strong>n 19. Juni feierten die Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<strong>de</strong>utschen Min<strong>de</strong>rheit aus Nie<strong>de</strong>rschlesien, Schnei<strong>de</strong>mühlund Grünberg mit ihren Freun<strong>de</strong>n das 13. Nie<strong>de</strong>rschlesischeKulturtreffen.Das Festival ist eine <strong>de</strong>r wichtigsten Veranstaltungen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Min<strong>de</strong>rheit in <strong>de</strong>r Region und zeigt, wie vielfältigdas Kulturleben <strong>de</strong>r Deutschen in Nie<strong>de</strong>rschlesien ist.Es bietet einen Raum für Begegnungen, gemeinsamesSingen und einen Rahmen für die Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>r schlesischenKultur. Die Besucher konnten ein reichhaltigesProgramm erleben, das von unseren Heimatsängern eröffnetwur<strong>de</strong>. Ihr Können zeigten auch die Chöre ausSchnei<strong>de</strong>mühl und Wal<strong>de</strong>nburg. Alle Altersgruppen warenvertreten, von <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rtanz- undGesanggruppe “Jedlinioczek” aus Breslau über die Jugendgruppenaus Wal<strong>de</strong>nburg und Grünberg. Auf <strong>de</strong>r Bühnewur<strong>de</strong>n unserer Chorleiterin Jadwiga Zawada und unseremChormitglied Julia Romanowicz mit einem Ständchen vonallen Besuchern zum Geburtstag gratuliert. Nach einemgemeinsamen Mittagessen wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Gruppen Diplomefür ihre gute Arbeit im Kulturbereich verliehen. Am Nachmittagerwartete das Publikum ein weiterer Höhepunkt: <strong>de</strong>rAuftritt <strong>de</strong>s Blasorchesters aus Kotulin/ Ro<strong>de</strong>nau KreisGleiwitz. Die Veranstaltung, die vom Ministerium für In-


MELDUNGEN 156nere Angelegenheiten und Verwaltung <strong>de</strong>r Republik Polenund <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Generalkonsulat unterstützt wird, fandmit <strong>de</strong>m Lied “Kein schöner Land in dieser Zeit” seinenAbschluß. (Nach: Nie<strong>de</strong>rschlesische Informationen. Bulletin<strong>de</strong>r Deutschen Kulturellen Gesellschaft in Breslau.) Leser-EchoEin zweiteiliger Beitrag über “Trauerarbeit und Erinnerungskultur”ist e i n e s; unser Vorsitzen<strong>de</strong>r Pfarrer Dr.Schott schrieb ihn in <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n letzten <strong>Gottesfreund</strong>-Ausgaben. Die Zuschrift einer Leserin (sie möchte noch indiesem Jahr ihren 90. Geburtstag feiern), die uns dieser Tageerreichte, ist ein an<strong>de</strong>res, wie ein Echo darauf, o<strong>de</strong>r besser:sie faßt <strong>de</strong>n ganzen langen Text gleichsam zusammen ineinem ganz schlicht und kunstlos geschriebenen Gedicht.Dem wollen wir hier Raum geben: ein Leser-Echo eben.“Hab ich Heimweh,dann fahr ich auch wie<strong>de</strong>r hin”Wir reisen nach Sü<strong>de</strong>n, Westen und Nor<strong>de</strong>nund fin<strong>de</strong>n, die Welt ist überall schön!Nur unsere Heimat, die jetzt gehört Polen,die konnten wir drei Jahrzehnte nicht sehn.Nun fahren die Busse nach Breslau und Danzig;die Deutsche Mark ist dort sehr begehrt.In Frankfurt/O<strong>de</strong>r steigt zu Frau Oschinska,die uns in gut Deutsch alles erklärt.Wir fahren durch Crossen, Grünberg und Neusalz,Glogau und Liegnitz sind uns wohlbekannt;Neumarkt, Deutsch Lissa, Breslau rückt näher,die Stadt, die man ´Wroclav` jetzt hat benannt.Wenn immer die Lie<strong>de</strong>r von Heimweh geklungen, wirhaben es dreißig Jahre gespürt.Nun sind wir da in <strong>de</strong>r Stadt unser Jugend,und keiner bleibt davon ganz unberührt.Wir suchen die Häuser, wo wir einst wohnten,gastliche Stätten, wo wir getanzt und gelacht:nichts ist geblieben, nur gähnen<strong>de</strong> Leere,dies hat <strong>de</strong>r unselige Krieg uns gebracht.Nur die Natur, sie blieb unverän<strong>de</strong>rt,<strong>de</strong>r Herrgott läßt wachsen Kartoffeln und Korn.Die Vögel singen im Schatten <strong>de</strong>r Bäume,und Wasser spen<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r tiefe Born.Die Menschen leben und schaffen wie wir einst,und Häuser entstehen, wo Schutt einst war,sie füllen die Lücken und leeren Flächenund nehmen zu von Jahr zu Jahr.Gern fahren wir heimwärts,frei von Groll unsere Herzen,nach Familie und Freun<strong>de</strong>n eilt voraus unser Sinn.Recht herzlich bat man uns wie<strong>de</strong>rzukommen.Hab ich Heimweh, dann fahr ich auch wie<strong>de</strong>r hin.Hil<strong>de</strong> Menzel, geb. Schirm,früher Breslau, Herschelstraße 21Am En<strong>de</strong> dieseslangen LebensZum Ge<strong>de</strong>nken anBarbara Suchner(1922 – 2010)Vielen von uns ist Frau Barbara Suchner durch ihreErzählungen und Gedichte (auch im SGF) bekannt mitihren besinnlich-nach<strong>de</strong>nklichen Texten. Nun ist sie kurzvor ihrem 88. Geburtstag am 24. Juli dieses Jahres heimgegangen.Das soll uns Anlaß sein, sie selber noch einmalzu Wort kommen zu lassen, mit einem Text, <strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>rDankes-Karte <strong>de</strong>r Familie zu lesen ist. Er wird vielen vonuns, die wir ja fast durchweg zu <strong>de</strong>n Älteren und Altengehören, mit Gewinn zu lesen sein. -ßAm En<strong>de</strong>dieses langen Tageslege ich abBücherBriefeAktenSchlüsselSchuheKlei<strong>de</strong>rund die Uhr.Am En<strong>de</strong>dieses langen Tageslege ich auf DichÄngsteSorgenMühenLustTrauerSehnsuchtund meine Schuld.Am En<strong>de</strong>dieses langen Tageslege ich michganz und garstill und geborgenmein guter Gottin DeinenSchutz und Frie<strong>de</strong>n.


157MELDUNGENGeschichte <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>nkirche Lan<strong>de</strong>shutBuchempfehlungCHRISTIAN-ERDMANN SCHOTTGeschichte <strong>de</strong>r ev. Gna<strong>de</strong>nkirche Lan<strong>de</strong>shut/Schlesien.Festschrift zum 300jährigen Jubiläum <strong>de</strong>r Grundsteinlegung1709-2009. Hg. i. A. <strong>de</strong>s Arbeitskreises Lan<strong>de</strong>shut vonWolfgang Kraus, Brigitta Rie<strong>de</strong>l u. Karl-Heinz Wehner.Wolfenbüttel 2010,158 Seiten.Gna<strong>de</strong>nkirche Lan<strong>de</strong>shutFoto: ArchivDie “Gna<strong>de</strong>nkirche zur Heiligen Dreifaltigkeit” inLan<strong>de</strong>shut (heute Kamienna Góra) gehört zu <strong>de</strong>n sechsschlesischen Gna<strong>de</strong>nkirchen, <strong>de</strong>ren Bau in <strong>de</strong>r “Konventionvon Altranstädt” (1707/1709) zwischen <strong>de</strong>n Unterhändlern<strong>de</strong>s österreichischen Kaisers Joseph I. und <strong>de</strong>sschwedischen Königs Karl XII. ausgehan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n war.Ihre Grundsteinlegung vor dreihun<strong>de</strong>rt Jahren, am 5. Juni1709, hat <strong>de</strong>r Arbeitskreis Lan<strong>de</strong>shut zum Anlaß genommen,eine durchgängige Darstellung <strong>de</strong>s Geschichte diesesGotteshauses bis heute vorzulegen.Dabei zwingt die Vertreibung <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Kirchenmitglie<strong>de</strong>rab 1945 zu einer Zweiteilung <strong>de</strong>r Präsentation. Imersten Teil (S. 8-101) geht es um eine quellengestützteGeschichte <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>nkirche und ihrer Gemein<strong>de</strong> bis zumEn<strong>de</strong> <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Zeit im Jahre 1947/1958. Als Autorenkonnte <strong>de</strong>r Arbeitskreis für diesen Zweck gewinnen: Hans-Ulrich Minke, Ol<strong>de</strong>nburg; Hans Joachim Rauer, Hannover;Christian-Erdmann Schott, Mainz und Karl-Heinz Wehner,Ol<strong>de</strong>nburg, stellvertreten<strong>de</strong>r Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s ArbeitskreisesLan<strong>de</strong>shut, <strong>de</strong>r auch die Zusammenstellung übernommenhat. Ergänzt wer<strong>de</strong>n diese historischen Beiträge durcheine Fülle von aussagekräftigen Bil<strong>de</strong>rn und Dokumenten,zum großen Teil von ehemaligen Lan<strong>de</strong>shutern zurVerfügung gestellt, die die Texte nicht nur erläutern, son<strong>de</strong>rndas Ganze sehr verschönern und damit auch als liebevollgestaltetes Heimatbuch empfehlen. Darum sei hierangemerkt: selbst wenn <strong>de</strong>r Leser zuerst nur die Bil<strong>de</strong>rbetrachtet, ehe er die Texte liest, wird er gut eingestimmtsein und sich dann auch gern in die vielseitige Geschichtedieser großen Gemein<strong>de</strong> rund um die Gna<strong>de</strong>nkirche vertiefen.Der zweite Teil (S. 102-152) geht <strong>de</strong>r Frage nach: wieging es (nach <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen evangelischen Zeit) weiter?Dazu äußern sich <strong>de</strong>r katholische polnische Pfarrer, Propstund Dekan von Kamienna Góra, Robert Dublañski, und <strong>de</strong>rpolnische lutherische Pfarrer Wal<strong>de</strong>mar Szczugie³ ausWal<strong>de</strong>nburg. Dabei wird <strong>de</strong>utlich, daß die Gna<strong>de</strong>nkirchenach <strong>de</strong>n Plün<strong>de</strong>rungen und Schändungen <strong>de</strong>r Nachkriegszeitso weit erhalten und umgebaut wer<strong>de</strong>n konnte, daß sieheute – nunmehr unter <strong>de</strong>m Namen “Rosenkranzkirchezur Jungfrau Maria” - für <strong>de</strong>n katholischen Gottesdienst inpolnischer Sprache genutzt wer<strong>de</strong>n kann. Es wird aber auch<strong>de</strong>utlich, daß bei<strong>de</strong> Seiten – <strong>de</strong>utsche Evangelische undpolnische Katholiken – um eine Verständigung auf christlicherGrundlage bemüht sind. Die vier großenGottesdienste, die in dieser Absicht in <strong>de</strong>r Gna<strong>de</strong>nkirche –1994, 1999, 2004, 2009 – gefeiert wur<strong>de</strong>n, wer<strong>de</strong>n ausführlichmit allen wichtigen Texten dokumentiert. Das istdann auch die Antwort auf die oben gestellte Frage, wie esweiterging. So ging es weiter und nur so kann es weitergehen.Diesen Wunsch hat auch Ryszard Bogusz, lutherischerBischof <strong>de</strong>r Diözese Breslau, in seinem Grußwort ausgesprochen:“... daß Ihre Erinnerungen an die Gna<strong>de</strong>nkirchestets mit <strong>de</strong>m Gedanken <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns, <strong>de</strong>r Versöhnung undÖkumene verbun<strong>de</strong>n bleiben.”So hat es auch Hans-Ulrich Minke, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Kirchentages<strong>de</strong>r “Gemeinschaft evg. Schlesier”, in seinerPredigt am 10. 10. 2009 über “Die Hütte Gottes bei <strong>de</strong>nMenschen” (Offbg. 21,2-4) gesagt: “Der Einsatz <strong>de</strong>rLan<strong>de</strong>shuter damals ist über die Jahrhun<strong>de</strong>rte hinweg füruns ein Vorbild und Anregung für ein verantwortungsbewußtes,tapferes christliches Leben – gera<strong>de</strong> jetzt in <strong>de</strong>rneuen europäischen Gesellschaft ... Zusammen sind wirnämlich Gottes Hütte bei <strong>de</strong>n Menschen – und je<strong>de</strong>r einzelneist auch so etwas wie Gottes Hütte unter seinenMitmenschen. So war es damals vor 300 Jahren, und so istes – gottlob – heute immer noch. Amen.”Der Arbeitskreis Lan<strong>de</strong>shut hat in nur vier Jahren in einer eigenenSchriftenreihe Titel veröffentlicht:Band 1: Erinnerung und Versöhnung.Eine Dokumentation zur Errichtung <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nksteinesauf <strong>de</strong>m früheren evangelischen Friedhof in Lan<strong>de</strong>shut;Wolfenbüttel 2006 (Schutzgebühr 5 Euro).


TERMINE/VERANSTALTUNGEN158Band 2: Flucht und Vertreibung aus <strong>de</strong>m KreisLan<strong>de</strong>shut. Aufsätze aus <strong>de</strong>m “Schlesischen Gebirgsboten”<strong>de</strong>r Ausgaben 1959-1998; Wolfenbüttel 2008(Schutzgebühr 5 Euro).Band 3: Jan Lubieniecki, Aus <strong>de</strong>r Geschichte <strong>de</strong>sLan<strong>de</strong>shuter Landkreises; Wolfenbüttel 2008(Schutzgebühr 10 Euro).Band 4: Agnieska Dêmbska, Die Vertreibung <strong>de</strong>r Schlesieraus <strong>de</strong>m Kreis Lan<strong>de</strong>shut in Nie<strong>de</strong>rschlesien (1945-1947);Wolfenbüttel 2009 (Schutzgebühr 4 Euro).Band 5: Geschichte <strong>de</strong>r evg. Gna<strong>de</strong>nkircheLan<strong>de</strong>shut/Schlesien. Festschrift zum 300jährigenJubiläum <strong>de</strong>r Grundsteinlegung 1709-1909; Wolfenbüttel2010 (Schutzgebühr 10 Euro).Hinzu kommen die Kosten für Porto und Verpackung.Alle fünf Bän<strong>de</strong> erhalten Sie bei:Wolfgang Kraus, Drosselgasse 1131 139 Hil<strong>de</strong>sheim. EVANGELISCHE GOTTESDIENSTEIN DEUTSCHER SPRACHE IN SCHLESIENPfarramt:ul. Partyzantów 60, PL 51-675 Wroc³aw,Pfarrer Andrzey Fober, Tel.: 0048-71-34 84 598Breslau: Christophorikircheje<strong>de</strong>n Sonntag, 10 Uhr, pl. Œw. Krzyzstofa 1Lauban: Frauenkircheje<strong>de</strong>r 2. Sonnabend, je<strong>de</strong>r 4. Sonntag im Monat,10 Uhraleja Kombatantów 2aLiegnitz: Liebfrauenkircheje<strong>de</strong>r 1. und 3. Sonntag im Monat, 13 Uhr,pl. Mariacki 1Schweidnitz: Frie<strong>de</strong>nskircheje<strong>de</strong>r 4. Sonnabend im Monat, 9 Uhr, pl. Pokoju 6Wal<strong>de</strong>nburg:je<strong>de</strong>r 2. Sonntag im Monat, 9 Uhrin <strong>de</strong>r Erlöserkirche, pl. Koœcielny 4Bad Warmbrunn: Erlöserkirchepl. Piastowski 18je<strong>de</strong>r 2. Sonnabend im Monat 14 Uhrje<strong>de</strong>r 4. Sonntag im Monat 14 UhrJauer: Frie<strong>de</strong>nskircheauf Anfrage:Park Pokoju 2, 59-400 JaworTel. (+48 76) 870 51 45Fax (+48 76) 870 32 73e-mail: jawor@luteranie.plVERANSTALTUNGSKALENDERDER GEMEINSCHAFT EVANGELISCHER SCHLESIERHamburg<strong>Schlesischer</strong> Gemein<strong>de</strong>nachmittagFreitag, 1. Oktober und 5. Novemberim Gemein<strong>de</strong>haus <strong>de</strong>r St. Petri-Kirche in Altona,Schillerstr. 22-24.StuttgartGottesdienst nach schlesischer LiturgieSonntag, 31. Oktober, 14.30 Uhrin <strong>de</strong>r Schloßkirche mit anschließen<strong>de</strong>m Beisammensein.LAG Ol<strong>de</strong>nburgSchlesiergottesdienst31. Oktober 2010, 15 Uhr,in <strong>de</strong>r Christuskirche Ol<strong>de</strong>nburg, Harlingerstraße 16Dieser Gottesdienst wird durch Pastor Dieter Waschek nach schlesischerLiturgie gestaltet. Die Predigt hält Pastor Wilfried Waschek.Im Anschluß wird herzlich eingela<strong>de</strong>n zur Kaffeetafel mitschlesischem Kuchen. Ein Filmvortrag steht ferner auf <strong>de</strong>mProgramm mit <strong>de</strong>m Titel: “Eine Winterreise durch das Riesengebirgeim Reich Rübezahls”.LAG Schlesische OberlausitzTagestreffen mit Mitglie<strong>de</strong>rversammlungSonnabend, 6. November, 10 bis 16 Uhr in Görlitz-Königshufen.Ein Referent vom Schlesischen Museum wird über “schlesischeI<strong>de</strong>ntität” sprechen und Herr Hirche über Görlitzer, die auf <strong>de</strong>malten Nicolaifriedhof begraben sind. – Gäste willkommen!GEBURTSTAGE AUS DER LESERGEMEINDE97. Am 27.10. Frau Ingeborg Heese, 26131 Ol<strong>de</strong>nburg,Mutzenbecherstr. 2, früher Görlitz.94. Am 08.10. Herr Hans-Jürgen Fehst, 38126Braunschweig, Ginsterweg 24, früher Reichenbach.93. Am 14.10. Frau Helene Klaebig, 26736Krummhörn, Berliner Str. 23, früher Konradswaldau.92. Am 04.10. Frau Gisela Wolff, 71394 Kernen,Seedammstr. 20, früher Breslau.91. Am 25.10. Herr Helmut Schwarz, 55130 Mainz,Schubert-Str. 3, früher Karolinenthal/Posen.90. Am 01.10. Herr Rektor i.R. Werner Bartel, 30459Hannover, Kreipeweg 11, früher Bögendorf/Schweidn.89. Am 30.10. Frau Gisela Nohr, 70619 Stuttgart,Florentinerstr. 20 / 5040, früher Hirschberg.87. Am 12.10. Diakonisse Edith Treutler, 34119 Kassel,Herkulesstraße 38, früher Brauchitschdorf. Am16.10. Herr Georg Ottmann, 39443 För<strong>de</strong>rstedt, Schulstr. 6.Am 21.10. Herr Werner Gierß, 70193 Stuttgart,Botnanger Str. 65, früher Oels. Am 27.10. Frau WaltrautWeinhold, 68163 Mannheim, Heiligenbergstr. 13, früherSchweidnitz.86. Am 02.10. Frau Simplicie du Plessis, 81377München, Sauerbruchstr. 8 III, früher Breslau.85. Am 02.10. Herr Dr. Hans-Joachim Trenner, 63619


159AUS DER LESERGEMEINDEBad Orb, Molkenbergstr. 5, früher Wohlau. Am 05.10.Frau Irene Kellner, 71636 Ludwigsburg, Stephanstr. 21,früher Steinseiffen. Am 22.10. Frau Edith Ehrlich,31558 Hagenburg, Scharnhorststr. 3 A, früher Neu-Reichenau. Am 22.10. Frau Helga Schmidt, 38104Braunschweig, Karl-Hintze-Weg 72 II, früher Breslau.84. Am 18.10. Herr Pfarrer i. R. Siegfried Fischer,02826 Görlitz, Erich-Mühsam-Straße 1.83. Am 08.10. Herr Pfarrer Wilhelm Berger, 90419Nürnberg, Sandbergstr. 4, früher Breslau. Am 23.10.Frau Christa Mühle, 55124 Mainz, Elsa-Brändström-Str. 7,früher Penzig/Krs. Görlitz, Nie<strong>de</strong>rschlesien. Am 25.10.Herr Diakon Heinz Stumpe, 06502 Thale-OT Neinstedt,Geschwister-Scholl-Str. 19, früher Breslau.82. Am 05.10. Frau Ingeburg Zobel, 75015 Bretten,Im Brettspiel 6, früher Breslau. Am 08.10. Frau IreneZilz, 64291 Darmstadt, Alter Wixhäuser Weg 49.81. Am 01.10. Herr Helmut Türpitz, 33689 Bielefeld,Rudolf-Hardt-Weg 16, früher Gotschdorf. Am 09.10.Herr Hans Siehn<strong>de</strong>l, 34130 Kassel, Eckenstückerweg 31,früher Schreiberhau, Krs. Hirschberg. Am 15.10. HerrMax Hamsch, 56348 Bornich, Jahnstr. 14. Am 25.10.Frau Helga Walter, 90763 Fürth, Salzstr. 17, früher Raussebei Maltsch, Krs. Neumarkt. Am 26.10. Herr WernerStriese, 72574 Bad Urach, Moltkestr. 2, früher Steinsdorfbei Haynau. Am 29.10. Frau Charlotte Kessler, 72184Eutingen-Weitingen, Dekan-Wagner-Str. 6, früher CarlsruheO/S.79. Am 01.10. Herr Diakon Karl-Heinz Wehner,26125 Ol<strong>de</strong>nburg, Fliedner Str. 34, früher Lan<strong>de</strong>shut. Am 02.10. Henning Frhr. v. Gregory, 45966 Gladbeck,Tauschlagstr. 92.78. Am 08.10. Frau Ursula Mitscherling, 24576 BadBramstedt, Am Wittrehm 6. Am 25.10. Frau RenataKiock, geb. Modrow, 09465 Sehma, Fabrikstr. 42, früherLiebau, Krs. Lan<strong>de</strong>shut. Am 31.10. Herr Pfarrer i.R.Joachim Basan, 42651 Solingen, Nie<strong>de</strong>rsachsenstr. 18.77. Am 14.10. Herr Pfarrer i. R. Wilfried Baier, 02829Schöpstal/OT Kumersdorf, Kirchplatz 5. Am 18.10.Frau Marie-Luise Rieger, 02796 Jonsdorf, Im Wiesental 8,früher Anhalt/O<strong>de</strong>r. Am 20.10. Herr Carl Fin<strong>de</strong>is,99192 Neudietendorf/Thür., Straße <strong>de</strong>s Frie<strong>de</strong>ns 14, früherÜberschar-Konradsdorf, Haus 6, Krs.Goldberg.76. Am 09.10. Frau Elisabeth Winkler, 02977 Hoyerswerda,Virchowstr. 23. Am 10.10. Frau UrsulaSchopp, 50858 Köln, Kornblumenweg 37, früher Jauer. Am 20.10. Herr Siegfried Obst, 44229 Dortmund,Kirchhör<strong>de</strong>r Straße 196, früher Breslau u. Steinau/O<strong>de</strong>r. Am 24.10. Frau Renate Morlock-Gulitz, 75173 Pforzheim,Nebeniusstr. 9, früher Lauban. Am 24.10. Herr WernerOpitz, 76316 Malsch, Konrad-A<strong>de</strong>nauer-Ring 18.75. Am 25.10. Herr Hubertus v. Lucke u. Kursko,55218 Ingelheim, Bo<strong>de</strong>lschwinghstr. 29, früher KempaO/S.70. Am 28.10. Herr Peter Riemann, 61250 Usingen/Ts.,Schillerstraße 19, früher Storgard/Hinterpommern.65. Am 24.10. Herr Pfarrer Norbert Rauer, 14471 Potsdam,Forststr. 129, früher Fre<strong>de</strong>rsdorf.Beitrittserklärung:Ich erkläre hiermit meinen Beitritt zur Gemeinschaft evangelischerSchlesier e. V. bei einem Mitgliedsbeitrag von 30 Euro für das laufen<strong>de</strong>Kalen<strong>de</strong>rjahr; im Rahmen meiner Vereinsmitgliedschaft erhalteich die Zeitschrift „<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>” kostenfrei.Ich möchte kein Mitglied wer<strong>de</strong>n, bestelle aber die Monatszeitschrift„<strong>Schlesischer</strong> <strong>Gottesfreund</strong>” zum Preis von 30 Euro pro Abonnementsjahr.Bitte sen<strong>de</strong>n Sie mir eine Probenummer <strong>de</strong>r Zeitschrift „<strong>Schlesischer</strong><strong>Gottesfreund</strong>” zu.Datum:Titel:Nachname:Vorname:Straße:PLZ, Ort:Geburtsdatum:Geburtsort:Beruf:Unterschrift:Bitte einsen<strong>de</strong>n an: Gemeinschaft evangelischer Schlesier e.V.Postfach 1410, D – 32440 Porta Westfalicao<strong>de</strong>r Stiftung Evangelisches SchlesienSchlaurother Straße 11, D – 02827 GörlitzBankverbindung: Stadtsparkasse Porta WestfalicaBLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997ImpressumHerausgeber:Gemeinschaft evangelischer Schlesier (Hilfskomitee) e.V.D 32440 Porta Westfalica, PF 1410, Tel.: 0571-971 99 74,Bankverbindung: Stadtsparkasse Porta WestfalicaBLZ: 490 519 90 Kto.-Nr.: 26 997E-mail: info@gesev.<strong>de</strong>Verantwortlich für <strong>de</strong>n Inhalt:Mag. phil. et theol. Dietmar NeßWittichenauer Straße 11a, D - 02999 Groß Särchen,Tel./Fax: 03 57 26 - 5 56 75E-mail: mag.ness@online.<strong>de</strong>.Andreas Neumann-NochtenHotherstraße 32, D - 02826 GörlitzTel.: 03581 - 878988E-mail: gottesfreund@nochtenart.<strong>de</strong>Grafik/Satz/Layout: Andreas Neumann-NochtenHerausgegeben in Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>rStiftung Evangelisches Schlesien und <strong>de</strong>rEvangelischen Diözese Breslau/Wroc³aw.Druck: MAXROI Graphics GmbH, Görlitz


EMPFEHLUNG160Exodus <strong>de</strong>s Bartschtals –Flucht, Vertreibung und Zwangsumsiedlung von Deutschen und PolenEine Ausstellung unter Schirmherrschaft <strong>de</strong>s Sächsischen Staatsministers <strong>de</strong>s Innern, Herrn Markus Ulbigin <strong>de</strong>r Frauenkirche, Görlitz – 7. Oktober bis 31. Dezember 2010Die Ausstellung “Exodus <strong>de</strong>s Bartschtals” ist inDeutschland, nach<strong>de</strong>m sie in Wurzen gezeigt wur<strong>de</strong>, nunauch in Görlitz zu sehen, <strong>de</strong>r Stadt, die eine wichtigeAnlaufstelle für die Flüchtlingsströme in <strong>de</strong>r Zeit vonFlucht und Vertreibung gewesen ist.Die Ausstellung ist das Ergebnis <strong>de</strong>s freundschaftlichenMiteinan<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r Menschen, die bis 1945 imBartschtal gelebt haben und <strong>de</strong>r Menschen, die seit<strong>de</strong>mdort wohnen.Die Resonanz auf die Exposition im jetzt polnischenNie<strong>de</strong>rschlesien – sie wur<strong>de</strong> fünf Monate lang im KreisMilitsch-Trachenberg gezeigt – war durchweg positiv.Das große Interesse – in Nie<strong>de</strong>rschlesien 3000 und inWurzen 700 – sowohl bei <strong>de</strong>n polnischen als auch bei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen Besuchern hat gezeigt, daß dieAufarbeitung dieses Themas schon längst überfällig war.Menschen, die die Tragödie von Flucht, Vertreibung undZwangsumsiedlung erlebten, haben darüber berichtet.Die Jüngeren, <strong>de</strong>nen dieser Teil <strong>de</strong>r Vergangenheit fremdist, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>nen er an<strong>de</strong>rs vermittelt wur<strong>de</strong>, können von<strong>de</strong>r Erlebnisgeneration erfahren, wie es wirklich war. In<strong>de</strong>r Region zwischen Leipzig und Dres<strong>de</strong>n und in <strong>de</strong>rOberlausitz sind nach 1945 viele Menschen aus <strong>de</strong>m früherenKreis Militsch-Trachenberg untergekommen undseit<strong>de</strong>m integriert wor<strong>de</strong>n. Ihnen, ihren Kin<strong>de</strong>rn undEnkeln ist diese Ausstellung gewidmet. Aber auch diealteingesessene Bevölkerung kann hier mehr vomSchicksal <strong>de</strong>r sogenannten “Neubürger” erfahren.Aufgrund <strong>de</strong>r Grenzlage von Görlitz zu Polen kommt<strong>de</strong>r Ausstellung hier eine beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu.Sie ist zweisprachig gestaltet, um auch das Interesse<strong>de</strong>r Menschen in Zgorzelec zu wecken.Öffnungszeiten:Montag bis Samstag: 10 – 17 UhrSonntag und an Feiertagen: 11 – 17 UhrHeimatkreisgemeinschaftMilitsch-TrachenbergStiftung Evangelisches Schlesien

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