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Seminare und Veranstaltungen - BDÜ Bayern

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Vorarbeiten können z.B. das Alignment<br />

oder die Vorbereitung <strong>und</strong> Segmentierung<br />

eines Dokumentes für ein CAT-System<br />

sein. Diese Unterscheidung ist wichtig<br />

für das Verständnis der Norm <strong>und</strong><br />

immer dann, wenn Übersetzer <strong>und</strong> Projektmanager<br />

unterschiedliche Personen<br />

sind, z.B. in der Zusammenarbeit zwischen<br />

freiem Übersetzer <strong>und</strong> Agentur.<br />

Klar getrennt wird in der Norm auch<br />

zwischen der „Nachprüfung durch den<br />

Übersetzer“ <strong>und</strong> dem „Korrekturlesen“:<br />

Übersetzer <strong>und</strong> Korrektor müssen zwei<br />

verschiedene Personen sein. An dieser<br />

Stelle ist es wichtig zu wissen, dass das<br />

Vier-Augen-Prinzip ein Kernstück im Qualitätsmanagement<br />

ist: Wer ein Produkt<br />

hergestellt hat, darf nicht gleichzeitig für<br />

die Qualitätskontrolle zuständig sein. Wer<br />

sich mit Qualitätsmanagement befasst,<br />

lernt das quasi in der ersten Lektion. Übrigens<br />

waren es nicht die Qualitätsmanager,<br />

die sich das Vier-Augen-Prinzip ausgedacht<br />

haben. Schon der Volksm<strong>und</strong><br />

sagt, dass vier Augen mehr sehen als<br />

zwei. Insofern ist die Ablehnung gerade<br />

dieser Vorschrift schwer verständlich.<br />

Als ich vor ein paar Wochen mit amerikanischen<br />

Berufskollegen über dieses Thema<br />

diskutierte, gewann ich den Eindruck,<br />

dass keiner der anwesenden Übersetzer<br />

sich dadurch herabgewürdigt fühlte,<br />

dass ein anderer Übersetzer seine Arbeit<br />

überprüft. Auch das Gespräch mit Auftraggebern<br />

über unterschiedliche Preise<br />

für letztlich unterschiedliche Leistungen<br />

wurde mir als eher alltäglich geschildert.<br />

Was ist Gutes an der Norm?<br />

Ganz oben auf der Haben-Seite ist zu<br />

verbuchen, dass es die Norm überhaupt<br />

gibt. Sie dient uns seit bald einem Jahr<br />

als Diskussionsgr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> soll es<br />

auch weiterhin tun, denn je tiefer sich jeder<br />

Einzelne damit befasst, desto besser,<br />

unabhängig davon, was er oder sie damit<br />

macht. Wer z.B. hauptsächlich Urk<strong>und</strong>en<br />

für Privatpersonen übersetzt, braucht<br />

nicht so bald damit zu rechnen, dass ihm<br />

die „Gretchenfrage“ gestellt wird. Anders<br />

kann es bei Kollegen aussehen, die für<br />

Berichte<br />

Industrieunternehmen arbeiten <strong>und</strong> z.B.<br />

mit qualitäts- <strong>und</strong> gewährleistungsrelevanten<br />

Dokumenten zu tun haben. Diese<br />

Kollegen bilden schließlich einen Teil einer<br />

sehr langen Prozesskette, an der eine<br />

Vielzahl von Produktions- <strong>und</strong> Dienstleistungsbetrieben<br />

beteiligt ist <strong>und</strong> die<br />

als Ganze nach bestimmten Normen<br />

arbeitet <strong>und</strong> entsprechend zertifiziert<br />

ist. Dass auch der Übersetzer früher oder<br />

später in diesem Licht betrachtet wird,<br />

ist eher naheliegend als überraschend.<br />

Nun bedeutet das aber nicht zwangsläufig,<br />

dass sich jeder Übersetzer, der<br />

für solche Unternehmen arbeiten will,<br />

zertifizieren lassen muss. Der Markt, <strong>und</strong><br />

damit bis zu einem bestimmten Punkt<br />

wir selbst, wird mit der Zeit regeln, wie<br />

wir mit der Norm umzugehen haben.<br />

Inzwischen kann es – sofern verlangt<br />

– genügen, gegenüber dem Auftraggeber<br />

zu erklären, dass nach der Norm<br />

gearbeitet wird. Eine solche Erklärung<br />

gewinnt an Gewicht, wenn sie durch<br />

eine Registrierung (z.B. bei DIN Certco)<br />

unterstützt wird. Noch glaubwürdiger,<br />

aber auch aufwändiger <strong>und</strong> damit teurer,<br />

ist die Zertifizierung durch einen<br />

unabhängigen Auditor (z.B. TÜV Süd).<br />

Aber auch wer sich gegenüber dem<br />

K<strong>und</strong>en überhaupt nicht zur Anwendung<br />

der Norm äußert, kann einfach<br />

dadurch von ihr profitieren, dass er sie<br />

als Anregung dazu versteht, sich intensiver<br />

mit den Abläufen des eigenen Arbeitsalltags<br />

auseinanderzusetzen. So<br />

lässt sich der Eine vielleicht zu einem<br />

neuen, verbesserten Auftragslaufzettel<br />

inspirieren, der nächste überdenkt seine<br />

Archivierung, der Dritte findet in den<br />

„Mehrwertdienstleistungen“ Anregungen,<br />

sein eigenes Angebot zu erweitern,<br />

der Vierte schließlich findet seine bisherige<br />

Arbeitsweise einfach nur bestätigt.<br />

Die Rolle des <strong>BDÜ</strong><br />

In der Entstehungsphase der DIN EN<br />

15038 saßen Vertreter des <strong>BDÜ</strong> ebenso<br />

mit am Tisch wie Repräsentanten von<br />

QSD, ATICOM, ADÜ Nord <strong>und</strong> tekom <strong>und</strong><br />

haben die Interessen ihrer Mitglieder<br />

vertreten. Schon hier lässt sich ahnen,<br />

dass die Arbeit von Meinungsvielfalt <strong>und</strong><br />

Kompromissen geprägt war. In ähnlicher<br />

Situation befanden sich die anderen nationalen<br />

Arbeitsgruppen. Letztlich ging<br />

es darum, auf CEN-Ebene ein Dokument<br />

zu erarbeiten, das heute in fast 30 europäischen<br />

Ländern gültig ist. Nach dem<br />

Gr<strong>und</strong>verständnis von Normungsarbeit<br />

spiegelt der Inhalt dieser Norm das wieder,<br />

was von den Beteiligten mehrheitlich<br />

als Stand der Technik betrachtet wird.<br />

Dass sich dabei nicht jeder mit jedem<br />

Detail vollumfänglich identifiziert, liegt<br />

in der Natur des Entstehungsprozesses.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> würden wir<br />

„unseren“ Verband der Lächerlichkeit<br />

im Sinne von Realitätsferne <strong>und</strong> mangelhafter<br />

Professionalität preisgeben,<br />

würden die Verantwortlichen im <strong>BDÜ</strong><br />

dazu genötigt, sich von der Norm zu<br />

distanzieren oder sogar eine Gegenposition<br />

einzunehmen, wie es vereinzelt<br />

gefordert wird. Vielmehr sehe ich die<br />

Aufgabe des <strong>BDÜ</strong> heute darin, die Auseinandersetzung<br />

mit <strong>und</strong> Diskussion<br />

über die Norm zu fördern <strong>und</strong> genau<br />

zu beobachten, so dass Punkte, die der<br />

dringenden Überarbeitung bedürfen,<br />

in eine Revision der DIN EN 15038 eingebracht<br />

werden können. Denn auch<br />

eine Norm ist nicht in Beton gegossen,<br />

sondern ein lebendes Instrument.<br />

Sehr aktiv handelt der <strong>BDÜ</strong>, indem er<br />

seine Mitglieder – generell ebenso wie<br />

auf Anfrage – über die Norm <strong>und</strong> neueste<br />

Entwicklungen informiert. Die speziell<br />

zu diesem Zweck intern ausgebildeten<br />

Referenten werden regelmäßig eingeladen,<br />

<strong>Seminare</strong> zu halten. Tatsächlich<br />

taucht in diesem Jahr b<strong>und</strong>esweit kaum<br />

ein Thema so häufig im Veranstaltungskalender<br />

auf. Dabei werden nicht nur<br />

die Inhalte der Norm ausführlich dargestellt,<br />

Anwendungsmöglichkeiten aufgezeigt<br />

<strong>und</strong> Irrtümer ausgeräumt, vor<br />

allem dienen auch die <strong>Seminare</strong> dem<br />

Erfahrungsaustausch. Immer wieder ist<br />

dabei zu beobachten, dass anfänglich<br />

kritisch-distanzierte Teilnehmer mit zunehmendem<br />

Wissen um Hintergründe<br />

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