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70 BEITRÄGEnen und sich als Mäzen für verfolgte und arme Glaubensgenosseneinzusetzen. Seinen Landsleuten galt er als maecenasoptimus. Dabei dürfte sein Mäzenatentum zweifachbegrün<strong>de</strong>t gewesen sein, – zum einen in <strong>de</strong>r Dankbarkeitfür die För<strong>de</strong>rung, die er selbst erfahren hatte, dann aberauch im Selbstverständnis dieses <strong>de</strong>r Bildung und ihrerWeitergabe verpflichteten neuen bürgerlichen Gelehrtena<strong>de</strong>ls.Zacharias Ursinus, <strong>de</strong>r junge Stadt- und Schulgenosse,war einer von <strong>de</strong>nen, die Crato geför<strong>de</strong>rt hat. Für Zachariaswar er bald mehr, nicht nur ein Vorbild und Mäzen,son<strong>de</strong>rn väterlicher Freund, Helfer, Berater. In einem Briefbekennt er: „Außer dir habe ich in <strong>de</strong>r ganzen Welt keinenFreund, <strong>de</strong>m ich mein Herz ausschütten kann”. 1550, sechzehnJahre alt, hatte Ursinus das Studium in <strong>de</strong>r Artistenfakultätin Wittenberg begonnen. Beson<strong>de</strong>rs hingezogenfühlte er sich zu Philipp Melanchthon, wur<strong>de</strong> so auch unmittelbarerZeuge <strong>de</strong>r Anfeindungen, <strong>de</strong>nen sich <strong>de</strong>r verehrte,älter und einsamer wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Lehrer durch die lutherischeOrthodoxie ausgesetzt sah.Nach Abschluß <strong>de</strong>s Studiums mit <strong>de</strong>m Magisterexamenunternahm Ursinus, finanziert von Crato, von Worms auseine längere Reise Richtung Sü<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>m Ziel, dieHäupter <strong>de</strong>r reformierten Bewegung persönlich kennen zulernen. Diese Reise begann am 1. Oktober 1557 in Worms,wo er an einem erfolglosen Wie<strong>de</strong>rvereinigungsversuchvon Katholiken und Protestanten teilgenommen hatte. SeineReise führte ihn nach Genf, wo er Beza besuchte; undnach Zürich, wo er Bullinger, Martyr und Calvin, <strong>de</strong>r sichdort im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Wormser Kollloquiumaufhielt, antraf. Weiter ging es nach Paris. Auf <strong>de</strong>r Rückreisebesuchte er Calvin erneut, dieses Mal in Genf. Danachging Ursinus nach Wittenberg zurück.Im September 1558 erreichte ihn die Berufung zumLehrer an seine alte Schule, an das Elisabeth-Gymnasiumin Breslau. Er nahm <strong>de</strong>n Ruf an. In Breslau allerdings bliebseine Nähe zu Calvin nicht lange verborgen. Um <strong>de</strong>n sichabzeichnen<strong>de</strong>n Schwierigkeiten aus <strong>de</strong>m Wege zu gehen,bat Ursinus nach nur an<strong>de</strong>rthalb Jahren Lehrertätigkeit umseine Entlassung. Am 26. April 1560 erhielt er eine sehrlobend gehaltene Abgangsbeurteilung durch die Stadt Breslau.Über seinen Abschied und über seine Zukunftspläneschrieb er damals: „Nicht ungern verlasse ich mein Vaterland,wenn dasselbe das Bekenntnis <strong>de</strong>r Wahrheit nicht dul<strong>de</strong>t,welches ich mit gutem Gewissen nicht aufgeben kann.Lebte mein bester Lehrer Philippus noch, so wür<strong>de</strong> ichmich nirgends an<strong>de</strong>rs als zu ihm begeben. Nun er gestorbenist, will ich mich zu <strong>de</strong>n Zürichern wen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren Ansehenhier freilich nicht groß ist, die aber bei an<strong>de</strong>rn Kircheneinen so berühmten Namen haben, daß er von unsern Predigernnicht verdunkelt wer<strong>de</strong>n kann. Es sind fromme,gelehrte, große Männer, mit <strong>de</strong>nen ich mein Leben zuzubringenfest entschlossen bin. Für das Übrige wird Gottsorgen”.Mit Crato von Krafftheim blieb er in Verbindung. DieHeimat fehlte ihm. Am 6. Oktober 1560 schrieb er anCrato, daß er gern wie<strong>de</strong>r zurück käme, aber nur unter <strong>de</strong>rBedingung, daß er „die Lehre <strong>de</strong>r Schweizer Kirchen überdie Sakramente, die Vorsehung und Gna<strong>de</strong>nwahl, <strong>de</strong>n freienWillen, die menschlichen Überlieferungen und über diechristliche Kirchenzucht öffentlich….bekennen” dürfe.Wobei hinzuzufügen wäre: Es waren nicht allein dieSchweizer Kirchen, es war auch Philipp Melanchthon, <strong>de</strong>rUrsinus bleibend geprägt hatte.Lange mußte Ursinus, nicht auf ein Angebot warten.Kurfürst Friedrich III. (<strong>de</strong>r Fromme) von <strong>de</strong>r Pfalz (1515-1576) bot ihm eine Stelle als Lehrer am gera<strong>de</strong> errichtetenSapienz-Kolleg in Hei<strong>de</strong>lberg, eine Art Predigerseminar,an. 1562 ging Ursinus nach Hei<strong>de</strong>lberg. Am 28. August1562 wur<strong>de</strong> er zum Dr. theol. promoviert. Wenige Tage daraufübernahm er in <strong>de</strong>r Nachfolge von Caspar Olevian(1536-1587), <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n pfälzischen Kirchendienst wechselte,auch <strong>de</strong>n Lehrstuhl für Dogmatik an <strong>de</strong>r UniversitätHei<strong>de</strong>lberg.Bald nach <strong>de</strong>m Dienstantritt von Zacharias Ursinusbegannen in Hei<strong>de</strong>lberg die Vorarbeiten für die Abfassung<strong>de</strong>s Katechismus, <strong>de</strong>r dann bis heute nachwirkend zumweltweiten Bin<strong>de</strong>glied für die reformierten Kirchen in <strong>de</strong>rganzen Welt wur<strong>de</strong>. Die theologische Fakultät Hei<strong>de</strong>lberg,Vertreter <strong>de</strong>s kirchlichen Lebens und, höchst persönlich,auch <strong>de</strong>r Kurfürst waren an seiner Entstehung beteiligt; Ursinusan führen<strong>de</strong>r Stelle. Es spricht viel dafür, daß seintheologisch wichtigster Beitrag zu <strong>de</strong>m Gesamtwerk darinzu sehen ist, daß er „die Lehre von <strong>de</strong>m neuen Gehorsam<strong>de</strong>r Gläubigen unter <strong>de</strong>n Gesichtspunkt <strong>de</strong>r menschlichenDankbarkeit für die Befreiung aus ihrem Elend gestellthat”. Der dritte Teil <strong>de</strong>s Hei<strong>de</strong>lberger Katechismus (Frage86-129) wird dann ganz unter <strong>de</strong>r Überschrift „Von <strong>de</strong>rDankbarkeit” abgehan<strong>de</strong>lt.Wie sehr <strong>de</strong>r Kurfürst Ursinus schätzte, zeigt ein Brief,<strong>de</strong>n er im Januar 1563 im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Unterzeichnung<strong>de</strong>s Einführungs<strong>de</strong>kretes <strong>de</strong>s Hei<strong>de</strong>lberger Katechismusan <strong>de</strong>n Reichshofrat Joachim vom Berge (1526-1602) auf Herrndorf im Fürstentum Glogau in Schlesienschrieb.: Dort erklärte er „…<strong>de</strong>in Vaterland war eines solchenMannes nicht wert; sage <strong>de</strong>inen Landsleuten, siemöchten viele solcher Leute zu mir austreiben”.Weil er sich weigerte, nach <strong>de</strong>m Tod Friedrichs III.1576 die Konkordienformel zu unterschreiben, wur<strong>de</strong> Ursinusaus <strong>de</strong>m Universitätsdienst entlassen. Einen Ruf nachBern lehnte er ab, <strong>de</strong>n Ruf <strong>de</strong>s Pfalzgrafen Casimir an dieneu eingerichtete theologische Schule „Collegium Casimirianum”in Neustadt an <strong>de</strong>r Hardt nahm er dagegen an. Am26. April 1578 hielt er seine erste Vorlesung in Neustadt.1581 ließ er eine scharfe, vom reformierten Standpunkt ausgeschriebene Kritik an <strong>de</strong>r Konkordienformel – „De libroConcordiae … admonitio Christiana” – erscheinen. Es warseine letzte große Veröffentlichung. Am 6. März 1583 starbUrsinus in Neustadt. In <strong>de</strong>r Stiftskirche wur<strong>de</strong> er beigesetzt.Dieser, hier im ersten Teil abgedruckte Aufsatz, ist mit zahlreichenFußnoten versehen, die aus Platzgrün<strong>de</strong>n im‘Gottesfreund’ keine Aufnahme fan<strong>de</strong>n. Auch ist <strong>de</strong>r Textgeringfügig gekürzt. Interessierte haben jedoch die Möglichkeit<strong>de</strong>n vollständigen Aufsatz zu erhalten. Bitte wen<strong>de</strong>nSie sich an die Redaktion.

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