Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Lausitz“ kommt aus dem Sorbischen und bedeutet „sumpfige, feuchte Wiesen“. Hier leben<br />
50.000 Sorben, die ihre Bräuche bis heute pflegen<br />
„My rěčimy serbsce“<br />
„Mužakow“ steht auf dem zweisprachigen Ortsschild in Bad Muskau. Sorben und<br />
Deutsche leben in der Lausitz seit Jahrhunderten zusammen. Das kleine Volk pflegt<br />
seine Bräuche – auch im Kursana Domizil Bad Muskau.<br />
„Dobry dzen“, ´´<br />
ruft Klaus Zuchold<br />
fröhlich, als er die sorbische<br />
Tracht erblickt. „In der Schule habe<br />
ich noch Sorbisch gelernt“, sagt der<br />
70-Jährige und fügt hinzu: „Die gehören<br />
dazu, die Sorben.“ Rudolf<br />
Moedebeck, 66, stimmt zu: „Wir sind<br />
schon ein bisschen stolz auf die<br />
Sorben. Die haben sich nie verbiegen<br />
lassen.“ Und weil das so ist, freuen<br />
sich die Senioren im Kursana Domizil<br />
Bad Muskau über den Besuch<br />
von Sylvia Panoscha, 48. Die Leiterin<br />
des Sorbischen Kulturzentrums aus<br />
dem kleinen Ort Schleife kommt<br />
regelmäßig ins Domizil, um über<br />
Bräuche und Traditionen zu sprechen.<br />
Bad Muskau ist dabei nur eines von<br />
vielen Beispielen für lebendige Traditionspflege<br />
in allen Kursana Häusern:<br />
Es gibt Feste und Veranstaltungen<br />
und viele Bewohner tragen auch<br />
im Alltag ihre heimische Tracht –<br />
auch wenn das langsam aus der Mode<br />
kommt. Sylvia Panoscha frischt<br />
Erinnerungen auf: „Ich trage die Alltagstracht<br />
einer verheirateten Frau“,<br />
sagt die zweifache Mutter. „Natürlich<br />
kennen wir hier alle Sorben vom<br />
Sehen und früher gehörten Frauen in<br />
Tracht in den Dörfern zum Straßenbild“,<br />
sagt die Ergotherapeutin Anja<br />
Luther, 37, deren Uroma ebenfalls<br />
Sorbin war.<br />
Rund 50.000 Sorben leben in der<br />
Lausitz zwischen Bautzen, Hoyerswerda,<br />
Weißwasser und Bad Mus-<br />
kau. Ihr Recht auf<br />
Wahrung ihrer Kultur<br />
und Sprache ist<br />
gesetzlich verankert.<br />
Im Laufe des jahrhundertelangen Zusammenlebens<br />
haben einige sorbische<br />
Bräuche in den regionalen Alltag<br />
Einzug gehalten. „Die Vogelhochzeit<br />
ist etwas sehr Schönes“,<br />
schwärmt eine Seniorin im Publikum.<br />
Bei diesem Brauch stellen Kinder im<br />
Januar einen Teller auf die Fensterbank.<br />
Am nächsten Tag liegen Süßigkeiten<br />
darauf. Die Vögel, die den<br />
Winter über gefüttert wurden, haben<br />
sich bedankt ...<br />
Während dieser Brauch eher Kindheitserinnerungen<br />
weckt, werden vor<br />
Ostern auch in den anderen Kursana<br />
Häusern der Region die Eier<br />
in sorbischer Tradition verziert. Mit<br />
Wachstechnik entstehen dabei kleine<br />
Kunstwerke. Viele Bräuche blühen<br />
allerdings nur noch im Verbor-<br />
genen. Warum kaum<br />
„Die Sorben eine Sorbin in far-<br />
gehören dazu“ benfroher Tracht heiratet,<br />
kann die Traditionspflegerin<br />
ebenfalls klären: „Es<br />
gibt eine bunte Tracht für die jungfräuliche<br />
und eine schlichte für die<br />
andere Braut“, schmunzelt Sylvia Panoscha.<br />
11