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Geschäftsbericht für das Jahr 1989 Deutsche Bank AG

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Auf diesem Befund fußt die Kritik an der,, Wachs-<br />

tumsideologie'~ der bis vor wenigen <strong>Jahr</strong>en ganz<br />

vorherrschenden Annahme, daß die Lösung aller<br />

wirtschaftlichen und gesellschafrlichen Probleme<br />

- von der Zunahme der Weltbevölkerung bis zur<br />

Schuldenkrise der Dritten Welt - letztlich nur durch<br />

weiteres Wachstum erreicht werden könne. In der<br />

Auseinandersetzung mit dieser Kritik kann es auf<br />

die heute noch nicht mögliche Beantwortung der<br />

Fragen, ob es einen Treibhauseffekt gibt, welche<br />

Wirkungen <strong>das</strong> Ozonloch hat, ob der Energiever-<br />

brauch auf der Erde zu einer fortschreitenden Entro-<br />

pie führt oder nicht, nicht ankommen. Die sich be-<br />

schleunigende Aggravation und Aggregation der<br />

Umweltprobleme, die immer deutlichere Erkenn-<br />

barkeit der Endlichkeit wichtiger Ressourcen, insbe-<br />

sondere der rapide Verbrauch der fossilen Energien,<br />

zwingen zum Zweifel an der unbegrenzten Fortsetz-<br />

barkeit quantitativen Wachstums - es sei denn um<br />

den Preis der lnkaufnahme der Möglichkeit schwer-<br />

wiegenden Unheils <strong>für</strong> die Menschheit. Zwar kann<br />

die Menschheit, wie Hans Jonas sagt, ,,ein kurzes<br />

kuerwerk äußerster Selbsterfüllung der Langewei-<br />

le endloser Fortsetzung im Mittelmaß vor~iehen':'~<br />

Daß sie dies im Ernst nicht will und Mehrheiten bil-<br />

det, um es zu verhindern, ist schon deutlich gewor-<br />

den.<br />

Allerdings gilt hier weithin als ,,offensichtlich, daß<br />

der neue Imperativ sich viel mehr an öffentliche Po-<br />

litik als an privates Verhalten richtet': l3 Das prakti-<br />

sche Ergebnis ist Umweltpolitik im Stile von beggar-<br />

my-neighbour policies. Während ein allgemeiner<br />

Wille zur Einschränkung der Ansprüche der Wohl-<br />

standsgesellschaften an Essen und Trinken, Wohn-<br />

raum, Kleidung und eine unübersehbare Fülle von<br />

Konsumgütern, Reisen, Unterhaltung und entspre-<br />

8<br />

chende Infrastrukturen noch nicht erkennbar ist,<br />

wird der Wunsch nach besserer Lebensqualität, <strong>das</strong><br />

heißt nach Verdrängung der industriellen Folgen<br />

dieser Ansprüche, mit zunehmender Intensität dem<br />

Unternehmer als Verursacher angetragen. Der viel-<br />

berufene Paradigmenwechsel der postindustriellen<br />

Gesells~haft'~ ist insofern bisher nicht nur unvollständig,<br />

sondern schizophren.<br />

Den Ausweg aus dieser Inkongruenz der Wert-<br />

haltungen können nur die Transparenz und, als ihr<br />

Ergebnis, die Akzeptanz dieser Zusammenhänge<br />

bewirken. Die Forderung nach einem neuen, ganz-<br />

heitlichen Denken findet hier ihre Begründung. Es<br />

führt von kasuistischen Maßnahmen zur unmittel-<br />

baren Schadensbegrenzung zu einer grundsätz-<br />

lichen Prophylaxe - <strong>für</strong> die neue Technologien zu<br />

finden und einzusetzen sein werden - und damit zu<br />

einem verantwortungsethischen Ansatz wirklicher<br />

Zukun ftssicherung im Interesse der nächsten Gene-<br />

ra tion.<br />

Dieser Ansatz läßt zugleich die Chance zur Wie-<br />

dergewinnung einer geistigen Mitte erkennen und<br />

damit zur Beherrschung wesentlicher Ursachen von<br />

Krankheitssymptomen unserer Gesellschaft - des<br />

Terrorismus und des Drogenproblems: nämlich<br />

Sinnentleerung, Orientierungslosigkeit und Ent-<br />

fremdung, vor allem in der jungen Generation, von<br />

einer immer häufiger hedonistische Züge zeigen-<br />

den Gesellschaft<br />

Ob unter dem Gesichtspunkt der ethischen Re-<br />

flektion, der Prophylaxe oder der reinen Opportuni-<br />

" Das Prinzip Verantwortung, S 36.<br />

" Ebenda, S. 37.<br />

'' Capra, Wendezeir, S. 26 fti

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