Die wirtschaftliche und strukturelle Bedeutung des BKA-Standortes
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Die wirtschaftliche und strukturelle Bedeutung des BKA-Standortes
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I Einleitung als Entwicklung der Fragestellung<br />
3<br />
Als B<strong>und</strong>esinnenminister Otto Schily (SPD) in Zusammenarbeit mit dem damaligen<br />
<strong>BKA</strong>-Präsidenten Kersten am Morgen <strong>des</strong> 07.01.2004 gegen 9 Uhr via R<strong>und</strong>schreiben<br />
(siehe Anhang, S.18ff ) sämtliche <strong>BKA</strong>-Mitarbeiter in Meckenheim über den<br />
Beschluss informierte, den gesamten Standort Meckenheim innerhalb von 4 Jahren (bis<br />
2008) aufzulösen <strong>und</strong> nach Berlin zu verlagern, war klar, dass dieser Umzug sowohl<br />
<strong>wirtschaftliche</strong> Auswirkungen für die Stadt Meckenheim als auch interne Konsequenzen<br />
in der eigenen Familie haben würde.<br />
Da das B<strong>und</strong>eskriminalamt der größte Arbeitgeber in der Region ist, überrascht es nicht,<br />
dass die Durchsetzung dieses Planes für Meckenheim in jeglicher Hinsicht fatal wäre.<br />
Ich persönlich habe das Thema der Facharbeit „<strong>Die</strong> <strong>wirtschaftliche</strong> <strong>und</strong> <strong>strukturelle</strong><br />
<strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>BKA</strong>-Standorts Meckenheim für die Region (insbesondere für die<br />
Stadt Meckenheim)“ auch gewählt, weil mein Vater als <strong>BKA</strong>-Mitarbeiter von dieser<br />
(vorläufigen) Entscheidung betroffen ist <strong>und</strong> somit demnächst in Berlin seiner Arbeit<br />
nachgehen müsste.<br />
Nach großen Protestaktionen in Meckenheim <strong>und</strong> der hessischen Lan<strong>des</strong>hauptstadt<br />
Wiesbaden, <strong>des</strong>sen Standort ebenfalls stark betroffen wäre, bei denen insgesamt etwa<br />
8.000 Frauen <strong>und</strong> Männer (2.000 in Meckenheim, 6.000 in Wiesbaden) gegen Schilys<br />
Entscheidung protestierten, versprach der B<strong>und</strong>esinnenminister, seinen Beschluss<br />
„ergebnisoffen zu prüfen“.<br />
Um das persönliche Unverständnis <strong>des</strong> Beschlusses nicht nur einseitig emotional zu<br />
sehen, möchte ich ihn auch aufgr<strong>und</strong> von Fakten überprüfen, was ich im Nachfolgenden<br />
darstellen werde.<br />
II Hauptteil<br />
a) Information über stark betroffene Städte<br />
Von einem möglichen „Berlinumzug“ <strong>des</strong> <strong>BKA</strong> in Meckenheim wäre nicht nur die Stadt<br />
<strong>des</strong> <strong>Standortes</strong> selbst, sondern auch Nachbargemeinden betroffen. <strong>Die</strong>s liegt an dem recht<br />
weitläufigen Einzugsbereich, aus dem die MitarbeiterInnen stammen.
Im Folgenden möchte ich die betroffenen Ortschaften kurz beschreiben.<br />
4<br />
<strong>Die</strong> zum Rhein-Sieg-Kreis gehörende Stadt Meckenheim hat eine Einwohnerzahl von<br />
25.440, die sich in 10.435 Haushalte aufteilt (Stand Januar 2002). Mit den Ortsteilen<br />
Merl, Lüftelberg <strong>und</strong> Altendorf-Ersdorf bietet die mittlere kreisangehörige Stadt etwa<br />
7500 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. <strong>Die</strong> gute infra<strong>strukturelle</strong> Lage im<br />
Wirtschafts-, Bildungs- <strong>und</strong> Freizeitbereich führte zusammen mit dem großen<br />
Arbeitsplatzangebot dazu, dass sich überdurchschnittlich viele junge Familien in<br />
Meckenheim ansiedelten, wobei das B<strong>und</strong>eskriminalamt mit etwa 1000 Beschäftigten der<br />
weitaus größte Arbeitgeber der Region ist. Im Hinblick auf die bevölkerungs<strong>strukturelle</strong><br />
Situation <strong>und</strong> die bevorstehende Entscheidung über den <strong>BKA</strong>-Verbleib ist die Tatsache,<br />
dass Meckenheim im Verhältnis zur Einwohnerzahl lan<strong>des</strong>weit eine der kinderreichsten<br />
Gemeinden ist, bedeutend. Ein Umsatz von gut 112 Millionen Euro im Jahr 2003 <strong>und</strong> die<br />
daraus resultierende Zahl von 4.413 € je Einwohner liegt über dem Durchschnitt im<br />
gesamten Rhein-Sieg-Kreis.<br />
Rheinbach hat mit seinen 25.986 Einwohnern, aufgeteilt in 11.115 Haushalte, eine<br />
ähnliche Größe wie die Nachbarstadt Meckenheim. Mit einem 2003er Umsatz von 4.055<br />
€ je Einwohner bewegt man sich im Rhein-Sieg-Kreis auf dem Durchschnittsniveau<br />
(4.100 € je Einwohner). <strong>Die</strong> zukunftsorientierte Schaffung neuer Siedlungsstrukturen wie<br />
beispielsweise dem Wohnpark „Weilerfeld“ scheint bei einer <strong>BKA</strong>-Schließung genauso<br />
fraglich wie das entsprechende Gebiet in Meckenheim („Merler Keil“), da durch einen<br />
eventuellen Weggang von insgesamt ca. 1000 Mitarbeitern (plus Angehörige) etliche<br />
Wohnungen <strong>und</strong> Häuser frei würden <strong>und</strong> der regionale Immobilienmarkt auch ohne diese<br />
neu entstehenden Wohngebiete somit stark beeinflusst würde.<br />
In Wachtberg geht man bei einer Einwohnerzahl von knapp 20.500 (Stand 30.06.2003;<br />
Quelle: Rhein-Sieg-Kreis) <strong>und</strong> einer Arbeitslosenquote, die mit r<strong>und</strong> 7% deutlich unter<br />
dem B<strong>und</strong>esdurchschnitt liegt, davon aus, dass in Wachtberger Betrieben etwa 2000<br />
sozialversicherungspflichtige Beschäftigte arbeiten. Der größte Arbeitgeber ist dabei mit<br />
circa 400 Stellen die Forschungsanstalt für angewandte Naturwissenschaften (FGAN).<br />
<strong>Die</strong> 8.035 Haushalte (Stand: Januar 2002) sorgen in Wachtberg für einen Umsatz von<br />
insgesamt knapp 27 Millionen Euro, was einer Zahl von etwa 1.400 Euro je Einwohner<br />
entspricht.<br />
<strong>Die</strong> Arbeitslosenquote Wachtbergs deckt sich mit der in der Region. Sie liegt mit gut 7<br />
Prozent deutlich unter dem Lan<strong>des</strong>- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esdurchschnitt.
) Innerbetriebliche Wirtschaftsfaktoren<br />
5<br />
Anmerkung <strong>des</strong> Verfassers: Alle in diesem Abschnitt verwendeten Zitate stammen aus dem selbst<br />
geführten Interview mit Michael Rienermann (S.22ff)<br />
Den Standort Meckenheim <strong>des</strong> B<strong>und</strong>eskriminalamtes gibt es seit dem Jahr 1981. Von den<br />
anfangs 800 Mitarbeitern mussten im Rahmen <strong>des</strong> Regierungsumzug von Bonn in<br />
Richtung Berlin etwa 250 von ihnen die hiesige Niederlassung verlassen. Im Gegenzug<br />
wurden allerdings wiederum Einheiten wie das Mobile Einsatzkommando (MEK) nach<br />
Meckenheim-Merl verlagert, sodass die Büroräume wieder ausgelastet waren. Wie<br />
Michael Rienermann sagt, war zu dieser Zeit, also Ende der 90er Jahre, „der personelle<br />
Aufbau [...] im Prinzip wieder ausgeglichen.“ Dass die Mitarbeiterzahl nach den<br />
Anschlägen vom 11.09.2001 noch weiter aufgestockt wurde, um den Islamistischen<br />
Terrorismus effektiver bekämpfen zu können, führte schließlich dazu, dass heutzutage<br />
sogar noch zusätzlich installierte Bürocontainer auf dem Gelände stehen, um die<br />
notwendigen Arbeitsflächen für die ca. 1000 Beschäftigten sicherzustellen. Eine<br />
angedachte Anmietung von Teilen <strong>des</strong> ehemaligen „Roten Kreuz -Gebäu<strong>des</strong>“ in Merl<br />
wurde letztendlich „aus <strong>wirtschaftliche</strong>n <strong>und</strong> aus sicherheitstechnischen Gründen“ nicht<br />
vollzogen.<br />
Im persönlichen Gespräch bestätigte Michael Rienermann, dass das <strong>BKA</strong> als<br />
Wirtschaftsfaktor eine enorme Rolle vor allem für Meckenheim, aber auch für die<br />
umliegenden Ortschaften, spielt.<br />
So werden „Aufträge handwerklicher Art“, die bei solch einem großen <strong>und</strong> stark<br />
frequentierten Gebäudekomplex anfallen, „nach den Vergabevorschriften <strong>des</strong> B<strong>und</strong>es<br />
öffentlich ausgeschrieben“, wovon in nicht unwesentlichem Maße auch die in der<br />
Umgebung ansässigen Firmen <strong>und</strong> Unternehmen profitieren. <strong>Die</strong>se Aufträge <strong>und</strong> daraus<br />
entstehende Einnahmen würden demnach im Falle einer Schließung <strong>des</strong> Standorts<br />
wegfallen, wobei Michael Rienermann schätzt, dass während der abgelaufenen fünf Jahre<br />
etwa 15 Millionen Euro in die Instandsetzung <strong>des</strong> gerade erst modernisierten Gebäu<strong>des</strong><br />
investiert worden sind. Dass diese Aufträge nicht ausschließlich an regionale Firmen<br />
vergeben wurden, muss in<strong>des</strong> auch klar sein.<br />
Des Weiteren wies Rienermann auf ein beispielhaft ausgewähltes Serviceangebot hin, das<br />
dem Autohaus Kempen seiner Meinung nach recht stattliche Einnahmen beschert. So<br />
bietet das Unternehmen für <strong>BKA</strong>-MitarbeiterInnen einen Fahrdienst in Form eines<br />
Abholservices an, der die Personen, die ein Auto morgens zur Reparatur geben,
6<br />
anschließend zur Arbeit fährt <strong>und</strong> nachmittags wieder abholt, um sie zu ihrem nun bereits<br />
reparierten Wagen zurückzufahren.<br />
Angesprochen auf den Neuen Markt als Einkaufzentrum der Stadt Meckenheim stellt der<br />
Gesprächspartner dar, wie speziell dieses von einem B<strong>und</strong>eskriminalamt in Meckenheim<br />
profitiert. <strong>Die</strong> vielfältigen Möglichkeiten, in verschiedenen Geschäften innerhalb von<br />
kurzer Zeit die Tages- oder Wocheneinkäufe zu erledigen, veranlassen eine große Zahl<br />
Frauen <strong>und</strong> Männer, während der Mittagspause diese Chance zu nutzen. Dazu muss<br />
gesagt werden, dass dies für die <strong>wirtschaftliche</strong> <strong>Bedeutung</strong> <strong>des</strong> <strong>BKA</strong>-Standorts<br />
Meckenheim so wichtig ist, weil nicht nur die Meckenheimer, sondern gerade auch<br />
Kollegen aus den umliegenden Ortschaften wie Rheinbach, Wachtberg, Grafschaft <strong>und</strong><br />
vor allem aus Bonn auf diese Weise ihr Geld in Meckenheim ausgeben, was speziell bei<br />
in Bonn wohnenden Leuten ansonsten keineswegs zu erwarten wäre. <strong>Die</strong>ses Geld fließt<br />
also additiv in die Kassen der Geschäfte, solange die Beamten durch ihren Arbeitsplatz in<br />
Meckenheim überhaupt eine Veranlassung haben, beispielsweise am Neuen Markt<br />
einkaufen zu gehen.<br />
Im weiteren Verlauf <strong>des</strong> Gesprächs spricht Herr Rienermann die Sportvereine an, für die<br />
eine Verlagerung <strong>des</strong> <strong>BKA</strong> <strong>des</strong>halb fatal wäre, weil die Beschäftigten „als zahlende<br />
Mitglieder <strong>und</strong> Ehrenamtliche fehlen“ würden. Dabei ist besonders zu beachten, dass<br />
auch die Familien von einem Umzug betroffen wären <strong>und</strong> somit weder Kinder als aktive<br />
noch Eltern als aktive beziehungsweise passive Mitglieder einen Beitrag entrichten<br />
könnten.<br />
Ein weiterer wichtiger ökonomischer Punkt ist die Tatsache, dass durch entfallende<br />
<strong>Die</strong>nstreisen sowohl Tankstellen (das <strong>BKA</strong> hat min<strong>des</strong>tens 200 <strong>Die</strong>nstwagen),<br />
insbesondere die Shell-Station in Merl, aber auch Meckenheimer Hotels (Kollegen aus<br />
anderen Städten oder Ländern übernachten dort aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> sehr kleinen <strong>BKA</strong>-<br />
Gästehauses), mit schwerwiegenden Einbußen zu rechnen hätten (siehe Interview S.24).<br />
„Außerdem haben wir auf dem <strong>BKA</strong>-Gelände eine eigene Werkstatt. Dort werden auch<br />
Ausbildungen, z. B. als Kfz-Schlosser, angeboten. Lehrstellen <strong>und</strong> sonstige Arbeitsplätze<br />
für junge Angestellte würden bei einer Pro-Berlin-Entscheidung auch entfallen“, wie<br />
Michael Rienermann abschließend feststellt.<br />
Somit währen ein enormer Rückgang der Kaufkraft – vor allem in Meckenheim – als<br />
Folgen eines Berlin-Umzugs <strong>des</strong> <strong>BKA</strong> zu erwarten. Daraus folgend wären auch<br />
Schließungen <strong>und</strong> Insolvenzen von orts- bzw. regionalansässigen Firmen zu befürchten,<br />
wie im weiteren Verlauf der Facharbeit ausführlicher deutlich gemacht werden wird.
c) Fallbeispiel Metzgerei Wiefhoff<br />
7<br />
Anmerkung <strong>des</strong> Verfassers: Alle in diesem Abschnitt verwendeten Zitate stammen aus dem selbst<br />
geführten Interview mit Georg Wiefhoff (S.25ff)<br />
Georg Wiefhoff ist als Leiter der Geschäftstelle am Neuer Markt direkt von einem<br />
möglichen <strong>BKA</strong>-Umzug betroffen. Seine Meinung bzw. die Folgen, die er befürchtet,<br />
sind repräsentativ für die Geschäftswelt im Meckenheimer Einkaufzentrum „Neuer<br />
Markt“.<br />
Er selbst bezeichnet Schilys Entscheidung als „schockierende Nachricht“, auch weil er,<br />
anders als seine Kollegen in den benachbarten Geschäften, schon in der Vergangenheit<br />
mit Naturkatastrophen wie BSE <strong>und</strong> MKS 1 , aber auch dem Bonn-Berlin-Umzug, zu<br />
kämpfen hatte. Doch die jetzigen Befürchtungen betreffen nicht nur Fachgeschäfte wie<br />
seines, sondern alle!<br />
<strong>Die</strong> Tatsache, dass Georg Wiefhoff eigenen Angaben zufolge „den Tränen nahe“ war,<br />
zeigt, welche emotionalen Auswirkungen es gibt, die natürlich mit den berechtigten<br />
Existenzängsten in Verbindung stehen.<br />
Der Betrieb, den es in Meckenheim seit 21, in Rheinbach seit immerhin 18 Jahren <strong>und</strong><br />
auch in Adendorf gibt, beschäftigt insgesamt 18 Frauen <strong>und</strong> Männer, von denen sechs in<br />
Meckenheim tätig sind. Dabei handelt es sich allerdings fast ausschließlich um<br />
Teilzeitkräfte, um die Lohnkosten möglichst gering zu halten.<br />
Wiefhoff gibt im Gespräch an, der Umsatz sei „seit 1995 um etwa 20-25%<br />
zurückgegangen“, sodass der Umsatz „nur“ noch 1 Million Euro beträgt. Aufgr<strong>und</strong> der o.<br />
g. Tatsachen ist das allerdings nicht repräsentativ zu bewerten<br />
Anders ist das jedoch, wenn man von den im Moment befürchteten, anstehenden<br />
Einnahmeverlusten spricht. Genaue Zahlen kann der Geschäftsmann natürlich nicht<br />
nennen, aber man geht davon aus, „dass 35-40% unserer K<strong>und</strong>en in irgendeiner Weise<br />
mit dem B<strong>und</strong>eskriminalamt in Verbindung stehen. Bei einem Umzug könnte man den<br />
Laden im Prinzip sofort dicht machen! Man müsste auf jeden Fall Personal entlassen!“<br />
<strong>Die</strong>ses Zitat sagt deutlich genau das aus, was die Menschen in der Region ohnehin<br />
befürchten. Dass dies nun auch von einem betroffenen Geschäftsmann selbst in dieser<br />
Deutlichkeit ausgedrückt wird, zeigt, wie ernst die Lage bei einer Schließung <strong>des</strong><br />
Meckenheimer Standorts wäre.<br />
1 Maul- <strong>und</strong> Klauenseuche
8<br />
Eine Ursache dafür ist in dem von Wiefhoff genannten Einzugbereich seiner K<strong>und</strong>schaft<br />
zu finden. So beläuft sich dieser mit geschätzten 80.000 Personen auf die Städte<br />
Meckenheim, Rheinbach, Wachtberg, aber auch teilweise Swisttal <strong>und</strong> Euskirchen; das<br />
sind, wie eine Beschäftigtenabfrage gezeigt hat, genau die Ortschaften, aus denen die<br />
Mitarbeiter <strong>des</strong> <strong>BKA</strong> <strong>und</strong> deren Angehörige kommen.<br />
Eine besondere Situation betrifft die Metzgerei Wiefhoff zusätzlich zu anderen<br />
Geschäften. Wie auch <strong>BKA</strong>-Mitarbeiter Michael Rienermann bestätigt, werden bei<br />
<strong>Die</strong>nstjubiläen, Geburtstagen, Pensionierungen etc. durchschnittlich zwei bis dreimal pro<br />
Woche Bestellungen bei Herrn Wiefhoff <strong>und</strong> seinen Mitarbeitern aufgegeben, die sich<br />
nach seiner Aussage auf jeweils min<strong>des</strong>tens 50 Euro belaufen.<br />
Weiter ist davon auszugehen, dass eine Metzgerei Wiefhoff, im Gegensatz zu einem<br />
Großmarkt wie „Hit“, nicht von Laufk<strong>und</strong>schaft, sondern überwiegend von<br />
Stammk<strong>und</strong>schaft lebt. „Hier kommen ca. 1.350 bis 1.450 K<strong>und</strong>en pro Woche, davon<br />
sicherlich 95% Stammk<strong>und</strong>en!“<br />
Ein weiterer Punkt, der sich besonders auf das Geschäft meines Gesprächspartners<br />
auswirken würde, ist die Tatsache, dass er Fleisch von relativ hoher Qualität <strong>und</strong><br />
entsprechendem Preis verkauft. „Das <strong>BKA</strong> zahlt [...] in höheren Gehaltskategorien“,<br />
drückt er aus, dass er sogar noch mehr Einbußen zu befürchten hätte als ohnehin.<br />
Wie Wiefhoff bestätigt, hat er auch mit Inhaber benachbarter Geschäfte kommuniziert<br />
(„Alle befürchten extreme Einbußen!“). In diesem Zusammenhang weist er zusätzlich auf<br />
die jetzt schon eklatante Zahl an leer stehenden Geschäfträumen hin, auf deren<br />
Verschärfung alle Meckenheimer Geschäftsleute in einer Gemeinschaftsaktion<br />
aufmerksam machten, als sie ihre Schaufenster zuklebten <strong>und</strong> so das Szenario<br />
abzeichneten, dass sich ohne einen <strong>BKA</strong>-Standort Meckenheim ergeben könnte (siehe<br />
Zeitungsbericht im Anhang, Seite 36f). Kein W<strong>und</strong>er, denn einen von Wiefhoff<br />
prognostizierten Einnahmerückgang von 35-40% könnten kleinere Läden, wenn<br />
überhaupt, nur schwer verkraften. Wenn ein „Kette“ mit drei Verkaufgeschäften angibt,<br />
im Falle eines <strong>BKA</strong>-Umzugs nach Berlin möglicherweise ein oder zwei Filialen schließen<br />
zu müssen, um sich auf die anstehende (<strong>wirtschaftliche</strong>) Situation einzustellen, so ist klar,<br />
dass damit Arbeitsplätze gestrichen werden müssten. Daraus lässt sich ableiten, dass<br />
kleinere Geschäfte, die nicht die Möglichkeit haben, durch Teilschließungen Lohn-,<br />
Raum- <strong>und</strong> Energiekosten einzusparen, ihre Arbeit komplett einzustellen hätten.
9<br />
Als Endresultat müsste man also Schließungen, Insolvenzen u. ä. in großer Anzahl<br />
befürchten, die nicht nur Entlassungen fordern, sondern im gleichen Zuge bedeuten, dass<br />
zum Bespiel die Zahl der Lehrstellen zurückgehen, aber besonders auch ein starker<br />
Rückgang der regionalen Kaufkraft nicht zu vermeiden wäre.<br />
d) Situation aus der Sicht eines Handwerksunternehmens<br />
Anmerkung <strong>des</strong> Verfassers: Alle in diesem Abschnitt verwendeten Zitate stammen aus dem selbst<br />
geführten Interview mit Martin Weihsweiler (S.29ff)<br />
Martin Weihsweiler ist Inhaber der Firma „Bedachungen Degen“, die im Meckenheimer<br />
Industriegebiet angesiedelt ist. Stellvertretend für Handwerker <strong>und</strong> sonstige regionale<br />
Geschäftsleute war er bereit, mir in Zusammenhang mit einer möglichen <strong>BKA</strong>-<br />
Verlagerung über die aktuelle Situation <strong>und</strong> seine Gedanken Auskunft zu geben.<br />
Direkt zu Beginn <strong>des</strong> Gespräches spricht Weihsweiler etwas an, das einem beim ersten<br />
Nachdenken nicht in den Sinn kommt, aber trotzdem – oder gerade <strong>des</strong>halb – als sehr<br />
schwerwiegend zu bezeichnen ist. Er erwähnt den zwar nicht in erster Linie<br />
wirtschaftlich, aber strukturell wichtigen Gesellschaftsaspekt, denn „Mit dem <strong>BKA</strong> zieht<br />
man natürlich auch junge Familien weg, die [...] neue Ideen haben <strong>und</strong> somit einfach<br />
wichtig für die Gesellschaft sind.“ Genau das ist es, was einen großen Verlust an<br />
Infrastruktur ausmacht. „Dass die Kaufkraft zurückgehen wird, ist ein ganz anderer<br />
Punkt“, wie in f) deutlicher werden wird.<br />
Herr Weihsweiler beschäftigt insgesamt 30 Frauen <strong>und</strong> Männer, darunter zum Beispiel<br />
Meister, Lehrlinge <strong>und</strong> Büroangestellte, die zu 100% als Vollzeitkraft tätig sind. Das<br />
bedeutet jeden Monat Lohn- <strong>und</strong> Lohnnebenkosten von etwa 80.000 Euro. <strong>Die</strong>se<br />
Ausgaben sind fest. Gerade aufgr<strong>und</strong> solcher Ausgaben ist es enorm wichtig, dass eine<br />
Firma genug Aufträge bekommt, um beispielsweise Gehaltszahlungen zu decken.<br />
Von kaum geringerer <strong>Bedeutung</strong> wäre das Zurückgehen von Lehr- <strong>und</strong><br />
Ausbildungsstellen – nicht nur im Handwerk.<br />
Den Einzugsbereich seiner K<strong>und</strong>en beziffert Weihsweiler mit einem Radius von etwa 50<br />
km noch ein Stück größer als Herr Wiefhoff; dabei rechnet er mit einem geschätzten<br />
Jahresumsatz von 2,2-2,3 Millionen Euro.<br />
Interessant – aber auch äußerst bedenklich – ist in Verbindung mit einer möglichen<br />
Berlin-Entscheidung die Tatsache, dass die Firma Degen „Letztes Jahr [...] zu 90% von<br />
Kleinaufträgen gelebt [...]“ hat. Da man anhand der Beschäftigtenabfrage davon ausgehen
10<br />
muss, dass man alle <strong>BKA</strong>-Mitarbeiter <strong>und</strong> deren Angehörige als potentielle Auftraggeber<br />
für den Handwerksbetrieb bezeichnen kann, wäre es ohne all diese Menschen wohl kaum<br />
noch möglich, den Umsatz fast allein mit Privataufträgen sicherzustellen. Denn ob im<br />
ungewünschten Falle eines Umzugs überhaupt eine annähernd gleichwertige Behörde<br />
nachkäme, die einen Verlust an Kaufkraft etc. verhindern könnte, ist absolut fraglich.<br />
Als Beispiel für einen typischen Kleinauftrag nennt Weihsweiler seinen Reparaturservice<br />
<strong>und</strong> den Ausbau eines Dachgeschosses. Dabei stellt sich die Frage, wer das noch<br />
ausbauen wollte, wenn Haus- <strong>und</strong> Mietpreisen der befürchtete Einbruch bevorstünde.<br />
<strong>Die</strong> geplante Bebauung <strong>des</strong> so genannten Merler Keils sieht Weihsweiler ebenso kritisch<br />
wie Georg Wiefhoff: „Ich meine, dass es einfach keinen Sinn macht, ein Gebiet zu<br />
bebauen, für <strong>des</strong>sen große Gr<strong>und</strong>stücke im Prinzip nur potentiell „reichere“ Käufer in<br />
Frage kommen!“ Damit bestätigt er deutlich, dass auch das Handwerk auf finanziell gut<br />
gestellte Einzelpersonen <strong>und</strong> Familien angewiesen ist, die ganz genau in das typische<br />
Muster eines <strong>BKA</strong>-Beamten passen. Denn als Beamter hat man in der Regel die<br />
Sicherheit, seinen Arbeitsplatz kurzfristig nicht verlieren zu können, sodass man eher<br />
dazu bereit ist, einen (größeren) Kredit aufzunehmen, um zu investieren. <strong>Die</strong>se Situation<br />
kommt, wenn es eine ortsansässige Behörde wie das <strong>BKA</strong> gibt, im Umkehrschluss dann<br />
selbstverständlich den regionalen Firmen zugute – sei es im Handwerk, beim Autokauf o.<br />
ä..<br />
Im späteren Verlauf <strong>des</strong> Interviews macht Herr Weihsweiler ein zwar stark vereinfachtes,<br />
aber dennoch in der Sache richtiges, Rechenexempel. Angesprochen auf die ungefähre<br />
Anzahl der direkt betroffenen Personen rechnet er vor: „[...] wenn man pauschal sagt,<br />
dass diese Leute im Durchschnitt zu dritt zusammen wohnen, gäbe es bei einem Berlin-<br />
Umzug mehr als 800 leer stehende Häuser <strong>und</strong> Wohnungen.“ <strong>Die</strong>se Feststellung ist zwar<br />
tatsächlich simpel, aber genauso alarmierend. Denn eine Zahl von 800 Immobilien wieder<br />
stan<strong>des</strong>gemäß in der ursprünglichen Weise zu füllen, wäre eine schier unlösbare Aufgabe.<br />
Ein weiterer Punkt ist laut Weihsweiler die Zweischneidigkeit einer möglichen <strong>BKA</strong>-<br />
Verlagerung.<br />
Zum Einen würden gerade kleinere Handwerksunternehmen in höchstem Maße Probleme<br />
bekommen, weil sie mit circa drei bis fünf Mitarbeitern ausschließlich von<br />
Kleinaufträgen leben. Fielen einige aus dieser Sparte weg, so könnte ein solcher Betrieb<br />
nicht weiter bestehen.<br />
<strong>Die</strong> andere Seite verhieße nicht minder Schlechtes. So könnten viele Firmen auch<br />
MitarbeiterInnen verlieren, „[...] die mit <strong>BKA</strong>-Leuten verheiratet sind“ <strong>und</strong> somit ihre
11<br />
Arbeitsstelle in der Umgebung möglicherweise aufgeben würden, um den Partner/die<br />
Partnerin mit nach Berlin zu begleiten. Eigenen Angaben zu Folge weiß Weihsweiler,<br />
dass es im Prinzip nicht möglich ist, in einem akzeptablen Zeitrahmen angemessenen<br />
Ersatz zu finden.<br />
Eine solche Zweischneidigkeit würde sich in Form einer Doppelbelastung, die einem<br />
Teufelskreis gleicht, auch für einen größeren Betrieb ergeben. So sind Einzelhändler, die<br />
laut Herrn Weihsweiler „noch ein Stück stärker betroffen“ wären, gleichzeitig mögliche<br />
Auftraggeber für Handwerker. Damit ist klar, dass bei nicht auszuschließenden<br />
Insolvenzen im Einzelhandel auch die Aufträge, die von dieser Seite an Handwerksfirmen<br />
gerichtet werden, entfielen.<br />
<strong>Die</strong> Antwort auf die von mir gestellte Frage, ob man angesichts der großen Zahl an<br />
potentiellen „Berlin-Gängern“ sogar über die Mitarbeiterzahl nachdenken müsste, fasst<br />
das sich abzeichnende Dilemma für die <strong>wirtschaftliche</strong> <strong>und</strong> <strong>strukturelle</strong> Situation in der<br />
Region treffend zusammen. „Wenn man keine neuen K<strong>und</strong>en gewinnen kann, wäre das<br />
unter Umständen der Fall. Leider kenne ich Kollegen, die jetzt schon ,nichts zu tun`<br />
haben. <strong>Die</strong> wären dann wohl erledigt!“<br />
e) Beschäftigtenabfrage<br />
Anhand einer Beschäftigtenabfrage unter den Mitarbeitern <strong>des</strong> <strong>BKA</strong>-Standorts<br />
Meckenheim hat man untersucht, wie viele Menschen tatsächlich direkt von einem<br />
Umzug betroffen wären. Darüber hinaus wurden Heimatstadt <strong>und</strong> Wohnsituation<br />
abgefragt.<br />
Von mir auf Basis dieser Umfrage zur Veranschaulichung erstellte Säulen- <strong>und</strong><br />
Kreisdiagramme finden sich im Anhang auf Seite 33f.<br />
Als erstes Ergebnis muss die Zahl der MitarbeiterInnen inklusive Angehörige genannt<br />
werden. So wurde angegeben, dass insgesamt 2.420 Personen (davon 924 Mitarbeiter,<br />
734 betroffene Partner <strong>und</strong> 762 betroffene Kinder) von einer Berlin-Entscheidung berührt<br />
würden.<br />
Anmerkung: <strong>Die</strong> immer wieder kursierenden, leicht variierenden Zahlen sind<br />
beispielsweise auf zum Zeitpunkt der Umfrage kranke Leute (bzw.<br />
Schwangerschaftsurlaube o. ä.) zurückzuführen.<br />
In diesem Zusammenhang ist zumin<strong>des</strong>t fraglich, wie viele der 762 betroffenen Kinder,<br />
von denen 630 (knapp 83%) noch die Schule besuchen oder eine Ausbildung absolvieren,
12<br />
überhaupt mit nach Berlin ziehen würden. Denn meiner Meinung nach ist es zwar<br />
wahrscheinlich, dass minderjährige Schulgänger ihre Eltern begleiten, jedoch kurz vor<br />
dem Abitur oder in der Ausbildung stehende junge Erwachsende ihre Chancen in der<br />
Region nicht aufgeben <strong>und</strong> statt<strong>des</strong>sen in Meckenheim, Rheinbach oder einer<br />
Nachbarkommune verbleiben würden.<br />
Weiter sagten die Kollegen <strong>des</strong> <strong>BKA</strong> über ihre Wohnsituation aus. Dabei wurde<br />
festgestellt, dass das Verhältnis zwischen Eigentümern (Haus bzw. Wohnung) <strong>und</strong><br />
Mietern recht ausgeglichen erscheint (ca. 46% Miete, 54% Eigentum). Das zeigt deutlich<br />
die richtige Richtung von Martin Weihsweilers Aussage, der grob überschlagen hatte,<br />
man müsse mit 800 leer stehenden Immobilien rechnen. Offensichtlich war diese Zahl<br />
noch etwas zu gering, in Wirklichkeit würde es sich folglich um mehr als 940 handeln<br />
(435+507).<br />
Vergleicht man die Anzahl der Beschäftigten aufgeteilt in die einzelnen Heimatorte, aus<br />
denen sie jeden Tag zur Arbeit nach Meckenheim kommen, so wird eine zahlenmäßig<br />
besondere Betroffenheit der Städte Meckenheim sowie Bonn/Bad Go<strong>des</strong>berg deutlich,<br />
wobei man zwischen diesen beiden noch einmal klar differenzieren muss. So hat Letztere<br />
als ehemalige B<strong>und</strong>eshauptstadt ein vielfaches an Einwohnern etc., weshalb knapp 32%<br />
der <strong>BKA</strong>-Mitarbeiter für Meckenheim eine weitaus höhere <strong>Bedeutung</strong> haben als etwa<br />
35% für den Bonner Raum. Rheinbach (13%), Grafschaft (12%) <strong>und</strong> Wachtberg (8%)<br />
hätten unter einer Verlagerung <strong>des</strong> B<strong>und</strong>eskriminalamtes von Meckenheim nach Berlin<br />
ebenfalls deutlich weniger zu leiden.<br />
f) Erwartete Folgeerscheinungen<br />
Um den Gedanken aus Abschnitt e) weiterzuführen, möchte ich behaupten, dass die in<br />
einem Zeitungsartikel vorausgesagten zukünftig „r<strong>und</strong> 22.000 Einwohner[n]“ (Material 1,<br />
S.38) in Meckenheim von der Zahl her schlicht falsch sind. <strong>Die</strong> Tatsache, dass in dem<br />
von der Interessengemeinschaft Neuer Markt (IGNM) <strong>und</strong> von „Handel, Handwerk <strong>und</strong><br />
Gewerbe“ (HHG) verfassten Artikel von 1.200 Mitarbeitern gesprochen wird, ist dabei<br />
völlig nebensächlich. Zusätzlich zu diesen Familien wären offenbar noch „R<strong>und</strong> 1.800<br />
weitere Arbeitsplätze [...] bedroht“, was darauf schließen lässt, dass sich eben diese 1.800<br />
ArbeiterInnen exklusive deren Familien „in unmittelbarer Existenzangst wiederfinden<br />
[sic!]“. Legt man eine Bevölkerungszahl (in Meckenheim) von etwa 25.500 zugr<strong>und</strong>e, so
13<br />
hätte oben aufgeführter Sachverhalt laut Artikel einen Rückgang der Einwohnerzahl auf<br />
22.000 zur Folge.<br />
<strong>Die</strong>se Aussage ist meiner Meinung nach zweifelhaft. Denn 32% der in Meckenheim<br />
wohnenden <strong>BKA</strong>-Fachleute haben, pauschal gesagt, vermutlich auch in etwa („nur“) 32%<br />
der betroffenen Partner <strong>und</strong> Kinder an ihrer Seite, obwohl Meckenheim gemeinhin als<br />
eine sehr kinderreiche Stadt gilt. Führen wir diese These zu Ende, so kommen wir zu dem<br />
Schluss, dass insgesamt von etwa 770 (32% von 1.496 betroffenen Partnern <strong>und</strong> Kindern<br />
sind 479; 289+479=768) Bürgern gesprochen werden kann, die der Stadt Meckenheim als<br />
Einwohner faktisch verloren gingen; wohlgemerkt, wenn man sich ausschließlich nur auf<br />
Meckenheim bezieht.<br />
<strong>Die</strong> Einzelhandels-Kaufkraft in Meckenheim lag im Jahr 2003 bei etwa 141 Millionen<br />
Euro. Bei der Berechnung dieses Wertes ging man von einer Einwohnerzahl von circa<br />
25.500 aus.<br />
Wie oben bereits aufgeführt wären von einem Komplettumzug <strong>des</strong> Meckenheimer<br />
B<strong>und</strong>eskriminalamtes etwa 2.500 Menschen direkt betroffen. Das ergibt ger<strong>und</strong>et ein<br />
Zahl von 10% der Meckenheimer Gesamtbevölkerung. Geht man nun davon aus, dass<br />
10% weniger Bevölkerung im Umkehrschluss auch 10% weniger Einzelhandels-<br />
Kaufkraft bedeuten, so hat man mit 14,1 Millionen Euro einen recht genauen Wert<br />
errechnet.<br />
Nach Angaben der Wirtschaftsförderung <strong>des</strong> Rhein-Sieg-Kreises würden bei einem<br />
Umzug der circa 2.500 Menschen „alleine dem Einzelhandel [...] 15 Millionen pro Jahr<br />
fehlen.“ (Material 10, S.37) Zusätzlich gibt Material 8 (S.41) die Information, wo dieses<br />
Geld in der Vergangenheit größtenteils ausgegeben worden ist, nämlich „im<br />
Kammerbezirk Bonn / Rhein-Sieg“.<br />
Beschränkt man die Erfassung <strong>des</strong> Kaufkraftverlustes nicht nur auf den Einzelhandel, so<br />
wird er sogar „auf 27 Millionen Euro beziffert“ (Material 10, S.37).
14<br />
III Zusammenfassung der Ergebnisse<br />
Wie die Ausführungen gezeigt haben, wäre eine Komplettschließung <strong>des</strong><br />
B<strong>und</strong>eskriminalamtes am Standort Meckenheim äußerst kritisch zu bewerten. Selbst<br />
wenn man die polizeifachlichen Fragen <strong>und</strong> Notwendigkeiten gegeneinander abwägt –<br />
was hier nicht geschehen soll – so gibt es doch keinen Gr<strong>und</strong>, das <strong>BKA</strong> in Meckenheim<br />
zu 100% zu schließen.<br />
Vielmehr ist deutlich geworden, wie sehr vor allem die Stadt <strong>des</strong> <strong>Standortes</strong> selbst,<br />
Meckenheim, aber auch die umliegenden Gemeinden, auf einen Verbleib <strong>des</strong> <strong>BKA</strong> <strong>und</strong><br />
den damit verb<strong>und</strong>enen Nicht-Umzug der Menschenmassen nach Berlin angewiesen sind.<br />
Nicht nur die schon bestehende Infrastruktur wäre ohne <strong>BKA</strong> stark gefährdet, sondern<br />
auch für die Zukunft geplante Maßnahmen müssten hartnäckig hinterfragt werden.<br />
<strong>Die</strong> Schaffung neuer Siedlungsstrukturen wie beispielsweise dem Wohnpark „Weilerfeld“<br />
in Rheinbach scheint bei einer <strong>BKA</strong>-Schließung in Meckenheim genauso fraglich wie die<br />
Bebauung <strong>des</strong> „Merler Keils“ in Meckenheim, denn in der regionalen Umgebung gäbe es<br />
Leerstände von Häusern <strong>und</strong> Wohnungen in einer Anzahl, die es kaum erlauben sollte,<br />
zusätzlich neue Flächen anzubieten. Den dadurch in Mitleidenschaft gezogenen<br />
Immobilienmarkt übertrifft in der Wichtigkeit der möglichen Auswirkungen einer <strong>BKA</strong>-<br />
Verlagerung noch das nicht auszuschließende „Geschäftesterben“, worauf Händler <strong>und</strong><br />
Geschäftsleute sowohl am Neuen Markt als auch in der Hauptstraße in einer<br />
Gemeinschaftsaktion aufmerksam machten. So wurden die Schaufenster der Läden<br />
großflächig zugeklebt, um das Erscheinungsbild eines „Einkaufszentrums ohne<br />
Einkaufsmöglichkeiten“ zu symbolisieren (siehe Material 4 <strong>und</strong> 5, S.36; Material 9, S.37).<br />
Den Schrecken über diese (vorläufige) Entscheidung teilen in der Region im Prinzip alle,<br />
was angesichts der ausgesprochenen Meinungen meiner Interviewpartner nur allzu<br />
verständlich ist.<br />
<strong>Die</strong> Aussicht Georg Wiefhoffs, von den drei Metzgereien in Adendorf, Rheinbach <strong>und</strong><br />
Meckenheim im Falle eines <strong>BKA</strong>-Umzugs min<strong>des</strong>tens eine schließen zu müssen, ist für<br />
die regionale Wirtschaft ebenso wenig verheißungsvoll – sondern beängstigend – wie<br />
Martin Weihsweilers Prognose, dass vor allem kleinere, von Kleinaufträgen lebende<br />
Handwerksfirmen mit einer geringen Beschäftigtenzahl wohl kaum eine Chance hätten,<br />
dauerhaft zu bestehen. Somit sind alle Geschäftsleute, sowohl in Handel, Handwerk <strong>und</strong><br />
Gewerbe, zu den negativ Betroffenen zu zählen.
15<br />
Ursache für diese Vorhersagen sind zu erwartenden Unterschiede in der<br />
Bevölkerungsstruktur, die demnach in direktem Zusammenhang mit der <strong>wirtschaftliche</strong>n<br />
Wichtigkeit <strong>des</strong> <strong>BKA</strong>-<strong>Standortes</strong> Meckenheim steht – für die Region, aber ganz besonders<br />
für Meckenheim.
16<br />
IV Literatur- <strong>und</strong> Quellenverzeichnis<br />
Quelle: Datum:<br />
http://www.bedachungen-degen.de 03.03.2004<br />
http://www.meckenheim.de/wirtschaft/index.html 12.02.2004<br />
http://www.rheinbach.de/html/zahlen_fakten.shtml 28.02.2004<br />
http://www.wachtberg.de/ 28.02.2004<br />
http://www.wfeg-rheinbach.de/zahl/leben/einwohner.php 26.02.2004<br />
http://www.wfeg-rheinbach.de/zahl/leben.php 16.02.2004<br />
http://www.wfeg-rheinbach.de/zahl/wirtstrukt/kaufkraft.php 16.02.2004<br />
H. Günter Benden: Meckenheim; Stadt, Dörfer, Landschaft<br />
(erschienen im Rheinlandia Verlag)<br />
Zeitungsartikel: Nummerierung im Artikel<br />
Bonner R<strong>und</strong>schau (10) 24.01.2004<br />
Blickpunkt (1 u. 2 u. 3) 28.01.2004<br />
Schaufenster (8 u. 9) 04.02.2004<br />
Meckenheimer Stadtzeitung (4 u. 5 u. 7) 04.02.2004<br />
Magazin „Vorwärts“, Ausgabe 02/2004 (6) 07.02.2004<br />
Interview mit: im Anhang auf den Seiten:<br />
Michael Rienermann 22-24<br />
Georg Wiefhoff 25-28<br />
Martin Weihsweiler 29-32
17<br />
V Anhang mit fachspezifischen Materialien<br />
V.I Informationsschreiben <strong>des</strong> ehemaligen <strong>BKA</strong>-Präsidenten Dr. Kersten an die<br />
MitarbeiterInnen, in dem er die geplante Auflösung <strong>des</strong> gesamten <strong>Standortes</strong><br />
bekannt gibt (S.18-21)<br />
V.II Interview mit dem langjährigen <strong>BKA</strong>-Mitarbeiter Michael Rienermann<br />
(S.22-24)<br />
V.III Gespräch mit Herrn Wiefhoff (S.25-28)<br />
V.IV Interview mit Martin Weihsweiler, Chef <strong>des</strong> größten Meckenheimer<br />
Dachdecker-Unternehmens (S.29-32)<br />
V.V Beschäftigtenabfrage zum „Berlinumzug“ sowie dazu erstellte Diagramme<br />
(S.33-35)<br />
V.VI Zeitungsausschnitte, die sich mit der Problematik befassen; außerdem Fotos<br />
(S.36-45)
V.II<br />
22<br />
Interview mit Michael Rienermann<br />
J.R.: Herr Rienermann, wie hat sich der <strong>BKA</strong> - Standort Meckenheim seit 1981<br />
entwickelt?<br />
M.R.: Der Standort hier in Meckenheim wurde im November <strong>des</strong> Jahres 1981 bezogen.<br />
Damals arbeiteten hier etwa 800 Leute. Im Zuge <strong>des</strong> Regierungsumzuges von Bonn nach<br />
Berlin sind ca. 250 Mitarbeiter, die im Personenschutz tätig sind, mit nach Berlin<br />
gegangen. Als Ausgleich wurde unter anderem das MEK (Mobile Einsatzkommando) von<br />
Wiesbaden nach Merl verlagert, außerdem gründete man eine Zeugenschutz-Einheit.<br />
J.R.: Somit ist man dann grob gesagt wieder bei der ursprünglichen Zahl von<br />
Mitarbeitern...<br />
M.R.: Das ist richtig. Der personelle Aufbau war im Prinzip wieder ausgeglichen.<br />
Allerdings hat das <strong>BKA</strong> nach dem 11.09.2001 noch mehr Leute nach Meckenheim<br />
beordert. Dazu gab es vermehrt Neueinstellungen, um die Bekämpfung <strong>des</strong> Islamistischen<br />
Terrorismus voranzutreiben, sodass heute mehr als 1000 Männer <strong>und</strong> Frauen in<br />
Meckenheim beschäftigt sind.<br />
J.R.: Aber zusätzliche Mitarbeiter benötigen auch zusätzliche Büroflächen!?!<br />
M.R.: Für mehr als 1000 Leute reicht der Platz im Hauptgebäude nicht aus. Deshalb<br />
stehen auf dem Gelände zusätzlich Container, die für 160 Arbeitsplätze ausreichen.<br />
J.R.: Das kann man aber doch nicht als langfristige Lösung eingeplant haben, oder?<br />
M.R.: Kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September wurde in der Führungsetage<br />
sogar darüber nachgedacht, Teile <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> vom ehemaligen Roten Kreuz in Merl<br />
anzumieten, was sich aufgr<strong>und</strong> der örtlichen Nähe angeboten hätte. Gescheitert sind diese<br />
Überlegungen jedoch aus <strong>wirtschaftliche</strong>n <strong>und</strong> aus sicherheitstechnischen Gründen.<br />
J.R.: Um nun einmal den <strong>wirtschaftliche</strong>n Faktor <strong>des</strong> <strong>BKA</strong>-<strong>Standortes</strong> anzusprechen: bei<br />
so einem großen Gebäudekomplex müssen doch auch enorme Renovierungs- <strong>und</strong><br />
Instandhaltungskosten anfallen. Wie läuft das ab?<br />
M.R.: Aufträge handwerklicher Art o. ä. müssen von Behörden nach den<br />
Vergabevorschriften <strong>des</strong> B<strong>und</strong>es öffentlich ausgeschrieben werden. <strong>Die</strong>se Aufträge<br />
werden natürlich auch an Firmen in der Region gegeben.<br />
J.R.: Das bedeutet also, dass dieses Geld den Firmen bei einem evt. Umzug fehlen würde.<br />
Um welche Beträge geht es da ungefähr?
23<br />
M.R.: In den letzten 5 Jahren wurden ca. 15 Mio. Euro in Instandsetzung <strong>und</strong><br />
Modernisierung <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong> investiert. <strong>Die</strong>se wurden natürlich in nicht unwesentlichem<br />
Maße von örtlichen Handwerkern <strong>und</strong> Unternehmen ausgeführt.<br />
J.R.: Welche Unternehmen profitieren denn Ihrer Meinung nach unter anderem vom<br />
<strong>BKA</strong>?<br />
M.R.: Aus eigener Erfahrung kann ich beispielsweise berichten, dass Mitarbeiter, die ihr<br />
Auto reparieren lassen wollen, dass aber durchaus noch fahrtüchtig ist, mit diesem<br />
morgens kommen <strong>und</strong> es direkt beim Autohaus Kempen im Industriegebiet abgeben. Das<br />
Unternehmen bietet dann einen Fahrdienst an, der den K<strong>und</strong>en kostenlos zum <strong>BKA</strong> bringt<br />
<strong>und</strong> abends wieder abholt. Der Kollege kann dann mit dem inzwischen reparierten Auto<br />
wieder nach Hause fahren...<br />
J.R.: Das eigentliche Einkaufszentrum in Meckenheim ist nicht die Hauptsraße, sondern<br />
der Neue Markt. Welche Zusammenhänge sehen Sie zwischen dem <strong>BKA</strong> in Meckenheim<br />
<strong>und</strong> diesem Zentrum?<br />
M.R.: Kollegen aus Meckenheim, aber eben auch aus den umliegenden Städten <strong>und</strong><br />
Dörfern nutzen zum Beispiel ihre Mittagspause vermehrt dazu, ihre Einkäufe zu<br />
erledigen, damit sie den Feierabend mit der Familie verbringen können.<br />
J.R.: Wie abhängig sind beispielsweise Sport- <strong>und</strong> politische Vereine von der großen<br />
Anzahl der <strong>BKA</strong>-Mitarbeiter?<br />
M.R.: Natürlich muss man bei einer solchen Umzugsdebatte auch über die soziale<br />
Komponente sprechen. <strong>Die</strong>se Leute würden selbstverständlich in Sportvereinen oder auch<br />
in anderen Organisationen als zahlende Mitglieder <strong>und</strong> Ehrenamtliche fehlen.<br />
J.R.: Gibt es Hinweise auf eine anderen Behörde, die das Gebäude nach einem möglichen<br />
Umzug sinnvoll nutzen könnte <strong>und</strong> somit die <strong>wirtschaftliche</strong>n <strong>und</strong> <strong>strukturelle</strong>n<br />
Auswirkungen begrenzen würde?<br />
M.R.: Dazu kann man zur Zeit noch nichts sagen. Allerdings ist es ja so, dass, falls<br />
überhaupt eine Ersatzbehörde einzieht, zwar die eigentliche Behörde käme, aber die<br />
Leute, die dort angestellt sind, wohnen dann möglicherweise schon hier in Meckenheim<br />
<strong>und</strong> Umgebung. Deshalb würde das wahrscheinlich keine bzw. lediglich eine sehr viel<br />
geringere Kaufkraft bringen!<br />
J.R.: Mitarbeiter eines B<strong>und</strong>eskriminalamtes sind bekanntlich oft auf <strong>Die</strong>nstreise –<br />
sowohl innerhalb, als auch außerhalb Deutschlands...
24<br />
M.R.: Das <strong>BKA</strong> in Meckenheim hat alleine – schätzungsweise – 200 bis 250<br />
<strong>Die</strong>nstwagen. <strong>Die</strong>se werden nach <strong>Die</strong>nstreisen natürlich immer voll getankt wieder<br />
abgestellt. Da bietet es sich natürlich an, das am Ende der <strong>Die</strong>nstreise zu erledigen.<br />
J.R.: Da bietet sich die Shell-Tankstelle in Merl an, die bei einem Umzug also auch<br />
extreme Einschnitte zu verzeichnen hätte...<br />
M.R.: Genau. Ich würde sagen, dass dort bestimmt 90 % der Wagen nach Einsätzen<br />
wieder voll getankt werden. Außerdem haben wir auf dem <strong>BKA</strong>-Gelände eine eigene<br />
Werkstatt. Dort werden auch Ausbildungen, z. B. als Kfz – Schlosser, angeboten.<br />
Lehrstellen <strong>und</strong> sonstige Arbeitsplätze für junge Angestellte würden bei einer Pro-Berlin-<br />
Entscheidung auch entfallen.<br />
In Bezug auf <strong>Die</strong>nstreisen muss ich noch erwähnen, dass auch ausländische Kollegen oft<br />
nach Meckenheim kommen, allerdings nicht immer in dem viel zu kleinen Gästehaus <strong>des</strong><br />
<strong>BKA</strong> übernachten.<br />
J.R.: Damit spielen Sie darauf an, dass die Zahl der Übernachtungen in Meckenheimer<br />
Hotels wie „Hotel 2 Linden“ oder „City Hotel“ wohl zurückgehen wird.<br />
M.R.: Das ist der Punkt. Alle genannte Sachverhalte <strong>und</strong> noch viele mehr kann man als<br />
kleine Mosaiksteine bezeichnen, aus denen sich letztendlich die Wirtschaftskraft ergibt.<br />
J.R.: Vielen Dank für die Offenheit <strong>und</strong> das Gespräch.
V.III<br />
25<br />
Interview mit Herrn Georg Wiefhoff<br />
Foto: Jens Rienermann<br />
J.R.: Guten Tag, Herr Wiefhoff! Als Leiter der Geschäftsstelle hier am Neuen Markt sind<br />
Sie natürlich auch von dem geplanten <strong>BKA</strong> – Umzug nach Berlin <strong>und</strong> der damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Auflösung <strong>des</strong> Meckenheimer <strong>Standortes</strong> betroffen.<br />
Wo /von wem / in welcher Weise haben Sie von der Entscheidung Schilys, den gesamten<br />
<strong>BKA</strong> – Standort Meckenheim aufzulösen, erfahren?<br />
G.W.: Während der Arbeit läuft hier bei uns im Geschäft immer das Radio. Darüber<br />
haben wir von Schilys Vorhaben erfahren. Auch unsere K<strong>und</strong>en haben uns sofort darauf<br />
angesprochen. <strong>Die</strong>se wirklich schockierende Nachricht hat sich verbreitet wie ein<br />
Lauffeuer!<br />
J.R.: Können Sie mir Ihre ersten Gedanken / Reaktionen schildern?<br />
G.W.: Ich dachte : ,Ach du lieber Gott!´ Erst der Bonn – Berlin – Umzug, dann BSE,<br />
MKS (Maul- <strong>und</strong> Klauenseuche; Anm. <strong>des</strong> Verfassers), die Währungsumstellung, die ich<br />
immer als Euroseuche bezeichne, <strong>und</strong> jetzt auch noch das <strong>BKA</strong>. Ich muss ganz ehrlich<br />
zugeben, dass ich den Tränen nahe war!<br />
J.R.: Nun zu Ihrem Betrieb: Seit wann gibt es die Metzgerei Wiefhoff in Meckenheim /<br />
Rheinbach?
26<br />
G.W.: Hier in Meckenheim sind wir jetzt im 21. Jahr. In Rheinbach haben wir vor<br />
immerhin 18 Jahren eröffnet. Einen weiteren „Sitz“ gibt es in Adendorf.<br />
J.R.: Wie viele Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter beschäftigen Sie?<br />
G.W.: Insgesamt sind es 18, hier in Meckenheim sechs.<br />
J.R.: Wie viele davon sind denn tatsächlich Vollzeitkräfte?<br />
G.W.: Davon ist, genau genommen, nur eine Vollzeitkraft, ansonsten Teilzeitkräfte. <strong>Die</strong><br />
Lohnkosten wären sonst auch zu hoch. Sie sind der schlimmste Faktor im gesamten Spiel!<br />
J.R.: Können Sie mir ungefähr sagen, welche Größenordnungen man sich in Bezug auf<br />
Umsatz / Gewinn vorzustellen hat?<br />
G.W.: Der Umsatz ist aufgr<strong>und</strong> der eben genannten Faktoren leider seit 1995 um etwa 20-<br />
25% zurückgegangen. Das ist natürlich nur schwer zu verkraften!<br />
Mit den 18 Mitarbeitern machen wir einen Umsatz von ca. 1 Million € pro Jahr.<br />
J.R.: Wissen Sie von K<strong>und</strong>en, die von einem möglichen Berlin – Umzug betroffen wären?<br />
Wie viele, schätzen Sie, sind das insgesamt?<br />
G.W.: Genau kann ich das natürlich nicht sagen, aber ich tippe, dass 35-40% unserer<br />
K<strong>und</strong>en in irgendeiner Weise mit dem B<strong>und</strong>eskriminalamt in Verbindung stehen. Bei<br />
einem Umzug könnte man den Laden im Prinzip sofort dicht machen! Man müsste auf<br />
jeden Fall Personal entlassen!<br />
J.R.: Sprechen die K<strong>und</strong>en Sie von sich aus auf dieses Thema an?<br />
G.W.: Klar, vor allem in den ersten zwei Wochen gab es viele Leute, die uns darauf<br />
angesprochen haben. Man muss sagen, dass alle wirklich betroffen waren.<br />
J.R.: Haben Sie das Gefühl, dass alleine die „Androhung“ <strong>des</strong> <strong>BKA</strong> - Umzugs das<br />
Käuferverhalten beeinflusst hat?<br />
G.W.: Das kann man momentan zum Glück noch nicht so sagen. Es wäre wirklich<br />
schrecklich!<br />
J.R.: Aus welchem Einzugsbereich kommt Ihre K<strong>und</strong>schaft? Meckenheim...<br />
G.W.: ...dazu noch Wachtberg, Rheinbach, Swisttal, Düren, auch Euskirchen. Ich schätze,<br />
es handelt sich dabei um einen Einzugsbereich von ca. 80.000 Leuten.<br />
J.R.: Wenn beispielsweise ein <strong>BKA</strong> – Mitarbeiter <strong>Die</strong>nstjubiläum hat <strong>und</strong> auf der<br />
<strong>Die</strong>nststelle „einen ausgibt“, kriegen Sie doch sicherlich etwas größere Bestellungen, die<br />
dann entweder abgeholt werden oder die Sie direkt liefern! Wie oft werden solche<br />
Aufträge, die sich direkt auf das <strong>BKA</strong> zurückführen lassen, erteilt?
27<br />
G.W.: Das ist schwer zu sagen! Ich sage, mal, durchschnittlich zwei- bis dreimal pro<br />
Woche. Dazu kommen dann allerdings noch Hoch-Zeiten wie Karneval oder<br />
Weihnachten. Zu solchen Anlässen wird noch weitaus mehr bestellt!<br />
J.R.: Wie groß sind dadurch entstehende Einnahmen durchschnittlich?<br />
G.W.: <strong>Die</strong> Größenordnung liegt bei etwa 50€. Man kann rechnen, dass für<br />
durchschnittlich 20 Leute pro Kopf min<strong>des</strong>tens 2,5 € fällig werden.<br />
J.R.: Man sagt, das Fleisch hätte bei Wiefhoff eine sehr hohe Qualität, aber damit<br />
verb<strong>und</strong>en logischerweise auch einen höheren Preis als bei anderen Metzgereien. Wäre<br />
Ihrer Meinung nach ein Unterschied erkennbar, d.h. wäre Wiefhoff mehr oder weniger<br />
betroffen als die anderen?<br />
G.W.: Ja! Weil: Wer im Hit Fleisch einkaufen geht, der ist zum Beispiel eher in der<br />
Aufbauphase seiner Familie. Dort geht eher die Laufk<strong>und</strong>schaft hin. <strong>Die</strong> Metzgerei<br />
Wiefhoff hat viele Stammk<strong>und</strong>en. Hier kommen ca. 1.350 bis 1.450 K<strong>und</strong>en pro Woche,<br />
davon sicherlich 95% Stammk<strong>und</strong>en!<br />
J.R.: Kann man Ihren K<strong>und</strong>enstamm dahingehend charakterisieren <strong>und</strong> Unterschiede zu<br />
K<strong>und</strong>en, beispielsweise der Hit-Metzgerei, feststellen?<br />
G.W.: Auch wenn es sich etwas großspurig anhört: Im Hit kauft meiner Meinung nach<br />
eher die „niedrigere Schicht“. Das <strong>BKA</strong> zahlt nun mal in höheren Gehaltskategorien!<br />
J.R.: Hätte ein Umzug <strong>des</strong> <strong>BKA</strong> `s Folgen für das regionale Preisniveau, weil man von<br />
einer drastisch sinkenden Anzahl der Bevölkerung möglichst viele erreichen möchte, um<br />
den Weggang der eigenen K<strong>und</strong>en, die <strong>BKA</strong> – Mitarbeiter sind zu kompensieren?<br />
G.W.: Nein, Preise kann man keineswegs verringern, weil ja Lohnnebenkosten, Raum-,<br />
Energie- <strong>und</strong> Entsorgungskosten bestehend bleiben. Daran kann man nichts ändern.<br />
J.R.: Sind Sie Mitglied in der „Interessengemeinschaft Neuer Markt“?<br />
G.W.: Ja...<br />
J.R.: ... dann können Sie mir doch sagen, was die Kollegen der benachbarten Geschäfte<br />
von einer kompletten Schließung <strong>des</strong> <strong>BKA</strong> `s halten <strong>und</strong> wie die allgemeine Stimmung<br />
unter den Geschäftsleuten zur Zeit ist...?!?<br />
G.W.: <strong>Die</strong> Kollegen hier sehen das selbstverständlich genauso! Alle befürchten extreme<br />
Einbußen! <strong>Die</strong> gleiche Meinung haben die Geschäftleute unten in der Hauptstraße<br />
natürlich auch. Wenn man da heutzutage lang fährt sieht man ja, dass mit <strong>BKA</strong> in<br />
Meckenheim schon etliche Räume <strong>und</strong> Läden leer stehen. Da kann man sich leicht<br />
ausmalen, wie das ohne <strong>BKA</strong> aussähe.<br />
J.R.: Gibt es möglicherweise auch ganz akute Existenzängste?
28<br />
G.W.: Langfristig kann man das natürlich so sagen. Wenn die Leute wegziehen<br />
beziehungsweise wenn sie nichts mehr haben, können sie hier in der Stadt auch klein<br />
Geld mehr ausgeben. Große Ketten wie Hit oder Aldi sind natürlich führend <strong>und</strong> würden<br />
wahrscheinlich keine enormen Probleme kriegen, aber der Einzelhandel hat es dafür umso<br />
schwerer!<br />
J.R.: Denken Sie, dass die gemeinsame Aktion der Geschäftsleute, die Schaufenster<br />
zuzukleben, irgendetwas gebracht hat?<br />
G.W.: Es gibt zugegebener Maßen auch Stimmen, die sagen: „Da können wir im Prinzip<br />
nichts tun!“ Aber ich denke, man muss der breiten, schließlich wurde die Aktion auch im<br />
Fernsehen ausgestrahlt, Öffentlichkeit zeigen, welche fatalen Konsequenzen eine<br />
Komplett – Schließung hätte.<br />
Außerdem muss man auch sagen, dass ein Geschäftsmann bei einer Standortverlegung<br />
über die anfallenden Kosten nachdenken muss. Schily sollte genauso wenig wie wir hier<br />
in Meckenheim mit Geld arbeiten, dass er nicht besitzt!<br />
J.R.: Mit wie viel Prozent weniger Einnahmen würden Sie im Endeffekt rechnen?<br />
G.W.: <strong>Die</strong> Metzgerei Wiefhoff lebt natürlich auch in recht großem Maße vom<br />
Partyservice. <strong>Die</strong> ganzen Leute, die hier am Wochenende feiern, wären ja dann nicht<br />
mehr da! Dazu muss man die Tatsache nehmen, dass die Menschen hier im Rheinland<br />
besonders oft uns ausgiebig feiern. Dabei ist ihnen der Preis übrigens im Prinzip egal. <strong>Die</strong><br />
sagen einfach „Ich brauche das <strong>und</strong> das...!“ Was es kostet, spielt eigentlich keine Rolle!<br />
Insgesamt deckt sich das mit den vorhin genannten Zahlen. Wir würden, das muss man<br />
sich mal vorstellen, von Einbußen zwischen 35 <strong>und</strong> 40% auszugehen haben.<br />
J.R.: Könnte ein Weggang von dieser großen Personenzahl die Arbeit sogar so negativ<br />
beeinflussen, dass man darüber nachdenken muss, die Mitarbeiterzahl zu überprüfen <strong>und</strong><br />
letztendlich zu reduzieren?<br />
G.W.: Es ist ganz klar, dass man einfach umdenken müsste. Darüber wollen wir<br />
eigentlich noch gar nicht nachdenken, weil die Folgen eben so weitreichend wären.<br />
Es gäbe vielleicht die Möglichkeit, ein oder gar zwei Geschäfte zu schließen, um sich<br />
dann auf eine einzige Filiale zu konzentrieren! Dabei würde das Geschäft in Meckenheim<br />
wohl bestehen bleiben. Aber was natürlich schwer fallen würde, wären die anstehenden<br />
Kündigungen. Entlassungen wären nicht nur aus betriebs<strong>wirtschaftliche</strong>n Gründen,<br />
sondern auch aus menschlicher <strong>und</strong> moralischer Sicht kompliziert.<br />
J.R.: Danke, dass Sie sich so viel Zeit genommen <strong>und</strong> so offen über die Situation geredet<br />
haben!
V.IV<br />
Interview mit Martin Weihsweiler<br />
29<br />
Foto: Jens Rienermann<br />
J.R.: Guten Tag, Herr Weihsweiler! Sie sind natürlich auch von dem geplanten <strong>BKA</strong>-<br />
Umzug nach Berlin <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen Auflösung <strong>des</strong> Meckenheimer <strong>Standortes</strong><br />
betroffen. Wie ist Ihre Meinung ganz allgemein zu der Situation?<br />
M.W.: Meiner Meinung nach muss man die ganze Situation zweischneidig sehen. Zum<br />
einen als Meckenheimer Geschäftsmann <strong>und</strong> Bürger, zum anderen aber auch als Bürger<br />
der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Flapsig formuliert könnte ich sagen: „Das, was wir hier<br />
heulen, freuen sich andere!“ Als Bürger der BRD kommt einem die Einstellung der<br />
Konzentration schon recht befremdlich vor, auch in <strong>wirtschaftliche</strong>r Hinsicht. Schließlich<br />
gibt es ökonomische Rahmenbedingungen, <strong>und</strong> schon <strong>des</strong>halb ist das ganze eine Sauerei!<br />
Dass bislang keine polizeifachlichen Argumente genannt werden konnten, kommt noch<br />
erschwerend hinzu.
30<br />
Für den Standort sehe ich das übrigens auch sehr bedenklich. Im Bonn-Berlin- Gesetz<br />
steht zum Beispiel, dass das <strong>BKA</strong> auf jeden Fall hier bleiben wird.<br />
Mit dem <strong>BKA</strong> zieht man natürlich auch junge Familien weg, die auch neue Ideen haben<br />
<strong>und</strong> somit einfach wichtig für die Gesellschaft sind. Es geht also auch ein ganzes Stück<br />
Infrastruktur verloren. Dass die Kaufkraft zurückgehen wird, ist ein ganz anderer Punkt.<br />
J.R.: Wo /von wem / in welcher Weise haben Sie von der Entscheidung Schilys, den<br />
gesamten <strong>BKA</strong>-Standort Meckenheim aufzulösen, erfahren?<br />
M.W.: Ich habe von den aktuellen Entwicklungen erfahren, als mich ein Kollege anrief,<br />
um mir mitzuteilen, dass samstags eine Demonstration in Meckenheim geplant sei.<br />
J.R.: Können Sie mir Ihre ersten Gedanken / Reaktionen schildern?<br />
M.W.: Ich war natürlich ziemlich sauer! Mir war klar, dass das für eine Stadt wie<br />
Meckenheim ein großer Schlag werden wird.<br />
Reagiert habe ich, indem ich möglichst viele Bekannte <strong>und</strong> Kollegen gebeten habe, sich<br />
der Demonstration anzuschließen.<br />
J.R.: Wie viele Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter beschäftigen Sie? Wie viele davon<br />
Meister, Lehrlinge, Teilzeitkräfte (z.B. im Büro) etc.?<br />
M.W.: Inklusive Büroangestellten sind wir 30 Leute, die übrigens ausnahmslos<br />
Vollzeitkräfte sind.<br />
J.R.: Darf ich fragen, welche Größenordnungen die Gehaltszahlungen haben?<br />
M.W.: An Gehaltszahlungen kommen pro Monat etwa 80.000 Euro zusammen. Darin<br />
sind dann alle Lohn- <strong>und</strong> Lohnnebenkosten enthalten.<br />
J.R.: Können Sie mir ungefähr sagen, welche Größenordnungen man sich in Bezug auf<br />
Umsatz / Gewinn vorzustellen hat?<br />
M.W.: Der Umsatz variiert bei uns in der Branche zwischen den Jahren immer sehr stark.<br />
Ungefähr würde ich ihn auf 2,2 bis 2,3 Millionen Euro pro Jahr beziffern.<br />
J.R.: Aus welchem Einzugsbereich stammen Ihre Auftraggeber?<br />
M.W.: Das Haupteinzugsgebiet ist, klar, der Bereich Meckenheim / Bonn, im Prinzip also<br />
der Rhein-Sieg-Kreis. Das geht dann noch weiter über Siegburg, Köln; vereinzelt<br />
kommen auch Aufträge aus der Eifel. Wir sprechen also grob gesagt von einem Radius<br />
von ca. 50 km.<br />
J.R.: Sind gerade Großaufträge überhaupt in irgendeiner Weise vom <strong>BKA</strong> abhängig?<br />
M.W.: Das muss man differenziert sehen. Wenn, dann wird es beispielsweise bei der<br />
geplanten Bebauung <strong>des</strong> Merler Keils Auswirkungen haben. Wenn das <strong>BKA</strong> weg ist stellt
31<br />
sich natürlich die Frage, welche „Art“ Menschen nachkommt. Es stellen sich Fragen wie<br />
,Ist das etwas Gleichwertiges?` <strong>und</strong> ,Werden die Mietpreise verfallen?`<br />
J.R.: Wie ist das Verhältnis zwischen Groß- <strong>und</strong> Privataufträgen?<br />
M.W.: Das ändert sich von Zeit zu Zeit. Letztes Jahr haben wir zum Beispiel zu 90% von<br />
Kleinaufträgen gelebt, momentan sind es zwei Großaufträge. Normal sind 1/3 Groß- <strong>und</strong><br />
2/3 Kleinaufträge. Von Letzteren würden natürlich viele wegfallen. Typische Aufträge<br />
sind da übrigens beispielsweise allgemeiner<br />
Sanierungsbedarf <strong>und</strong> der Ausbau von Dachgeschossen.<br />
J.R.: Wissen Sie von K<strong>und</strong>en, die von einem möglichen Berlin – Umzug betroffen wären?<br />
Wie viele, schätzen Sie, sind das insgesamt?<br />
M.W.: Mit einer Antwort auf diese Frage tue ich mich, ehrlich gesagt, schwer, aber das<br />
sind schon einige im K<strong>und</strong>enkreis. Bei einem Wegzug <strong>des</strong> <strong>BKA</strong> würden vermutlich viel<br />
weniger Reparaturserviceaufträge erteilt werden.<br />
J.R.: Welche Konsequenzen sehen Sie auf dem Immobilienmarkt? Wirkt sich gerade das<br />
auch auf eine Firma wie Ihre aus?<br />
M.W.: Zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass der Immobilienmarkt in der Region<br />
sowieso schon kränkeln ist! Um noch mal auf den Merler Keil zu sprechen zu kommen:<br />
Ich meine, dass es einfach keinen Sinn macht, ein Gebiet zu bebauen, für <strong>des</strong>sen große<br />
Gr<strong>und</strong>stücke im Prinzip nur potentiell „reichere“ Käufer in Frage kommen!<br />
J.R.: Immerhin wären insgesamt 2.500 Menschen direkt von einer <strong>BKA</strong>-Entscheidung<br />
betroffen...<br />
M.W.: Genau, <strong>und</strong> wenn man pauschal sagt, dass diese Leute im Durchschnitt zu dritt<br />
zusammen wohnen, gäbe es bei einem Berlin-Umzug mehr als 800 leer stehende Häuser<br />
<strong>und</strong> Wohnungen. Das soll erstmal jemand auffüllen!<br />
J.R.: Hat Ihre Firma in der Vergangenheit Aufträge im/am <strong>BKA</strong> durchgeführt?<br />
M.W.: Nein.<br />
J.R.: Warum nicht?<br />
M.W.: Der Kontakt ist einfach nicht da. Außerdem ist an solche Aufträge, die vom<br />
Staatshochbauamt vergeben werden, schwer heranzukommen. Ich kann mich an eine<br />
Situation erinnern, in der wir ein Angebot gemacht, dann aber keinen Zuschlag gekriegt<br />
haben.<br />
J.R.: Was sagen andere Kollegen zu der „Bedrohung“? Gibt es auch im Handwerk<br />
ernsthafte Existenzängste?
32<br />
M.W.: Bei kleineren Betrieben ist das auf jeden Fall so. Das sind dann die, die<br />
vorwiegend von Kleinsanierungen <strong>und</strong> Wartungsarbeiten leben <strong>und</strong> bis zu fünf<br />
Mitarbeiter haben. Viele Firmen verlieren auch MitarbeiterInnen, die mit <strong>BKA</strong>-Leuten<br />
verheiratet sind. Und wenn das ein oder zwei in einem Betrieb sind, macht das schon was<br />
auf. Woher soll man schließlich so schnell Ersatz kriegen?<br />
<strong>BKA</strong>-Beamte verfügen natürlich auch über eine enorme, überdurchschnittliche Kaufkraft,<br />
die sie aus der Sicherheit ihres Berufes nehmen können. Wenn man ein sicheres Gehalt<br />
hat, kann man auch leichter Mal einen Kredit aufnehmen, um größere Investitionen zu<br />
tätigen.<br />
Außerdem möchte ich anmerken, dass ein Betrieb wie „Bedachungen Degen“ nicht<br />
vollständig repräsentativ sein kann, denn welche andere regionale Handwerkfirma hat<br />
schon eine solch große Beschäftigtenzahl?!?<br />
J.R.: Mit wie viel Prozent weniger Einnahmen würden Sie im Endeffekt rechnen?<br />
M.W.: Da kann ich eigentlich keine Zahlen nennen. Es ist eigentlich nicht möglich, das<br />
abzuschätzen.<br />
J.R.: Denken Sie, dass Geschäftsinhaber, zum Beispiel am Neuen Markt, stärker betroffen<br />
wären als Handwerksfirmen?<br />
M.W.: Der Einzelhandel ist auf jeden Fall noch ein Stück stärker betroffen. Ein Dach<br />
braucht man eben nicht so oft, weil es in der Regel eine Generation lang hält.<br />
Lebensmittel dagegen kauft man jeden Tag, oder zumin<strong>des</strong>t jede Woche, ein.<br />
Allerdings muss man auch die Tatsache, dass Kollegen aus dem Einzelhandel auch unsere<br />
K<strong>und</strong>en sind, beachten. Wenn die ihre Läden „dicht“ machen müssen, geben sie uns<br />
sicherlich auch keinen einzigen Auftrag mehr.<br />
J.R.: Könnte ein Weggang von dieser großen Personenzahl die Arbeit sogar so negativ<br />
beeinflussen, dass man darüber nachdenken muss, die Mitarbeiterzahl zu überprüfen <strong>und</strong><br />
letztendlich möglicherweise zu reduzieren?<br />
M.W.: Wenn man keine neuen K<strong>und</strong>en gewinnen kann, wäre das unter Umständen der<br />
Fall.<br />
Leider kenne ich Kollegen, die jetzt schon ,nichts zu tun` haben. <strong>Die</strong> wären dann wohl<br />
erledigt!<br />
J.R.: Ich bedanke mich für Ihre Auskunftsbereitschaft. Sie haben mir sehr weitergeholfen.
V.V:<br />
1000<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
01.01.04<br />
33<br />
Beschäftigtenabfrage zum "Berlinumzug"<br />
Mitarbeiter (924)<br />
betroffene<br />
Partner (734)<br />
betroffene<br />
Kinder (762)<br />
Kinder in der<br />
Schule bzw.<br />
Ausbildung<br />
(630)<br />
Anzahl der Beschäftigten im Meckenheimer <strong>BKA</strong><br />
aufgeteilt in Ortschaften<br />
Wachtberg 8%<br />
Grafschaft 12%<br />
BN/Bad<br />
Go<strong>des</strong>berg<br />
35%<br />
Meckenheim<br />
32%<br />
Rheinbach 13%
34<br />
Wohnungssituation der<br />
Meckenheimer <strong>BKA</strong> - Mitarbeiter<br />
Miete (435)<br />
46%<br />
Eigentum (507)<br />
54%
V.VI:<br />
36
45<br />
Fotos: Jens Rienermann
46<br />
VI Erklärung über die selbstständige Anfertigung der Arbeit<br />
„Ich erkläre, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt <strong>und</strong> nur die im<br />
Literaturverzeichnis angeführten Quellen <strong>und</strong> Hilfsmittel benutzt habe.“<br />
__________________<br />
Jens Rienermann