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Predigt anlässlich Feuerwehrfest in Roßbach<br />

von Frau Pfarrerin Barbara Weichert<br />

Liebe Gemeinde,<br />

wissen Sie, was eine Fahne ist? Eine Fahne ist ein ein- oder<br />

mehrfarbiges, leeres oder mit Bildern oder Symbolen versehenes<br />

Stück Tuch, meist rechteckig, das an einem Fahnenmast<br />

oder Fahnenstock meist mit Nägeln verzierter Spitze befestigt<br />

ist und stellvertretend eine Gemeinschaft kennzeichnet: z.B.<br />

Vereinsfahne, Zunftfahne, Kirchenfahne, Regimentsfahne.<br />

Eine Fahne im engeren Sinne ist ein Einzelstück, für einen<br />

bestimmten Verwendungszweck hergestellt, im Gegensatz zu<br />

einer Flagge nicht einfach austauschbar, wenn sie verschlissen<br />

ist oder beschädigt wird. Als Stammes- oder Feldzeichen<br />

sind Fahnen im Morgenland seit dem frühen Altertum bekannt.<br />

Ursprünglich dienten die Fahnen im Kampf als<br />

Orientierungspunkt für die Soldaten Truppenteile. Daher auch<br />

der Name Fähnlein für eine bestimmte Anzahl an Kämpfern.<br />

Aus dieser Bindung der Einheiten an ihre Fahne erwuchs<br />

auch deren Bedeutung als Symbol für militärische Ehre &<br />

Treue (man denke an den Fahneneid, den der Soldat darauf<br />

leisten musste, oder Fahnenflucht als schwerstes Vergehen<br />

eines Soldaten). So wurde die Fahne quasi zum Heiligtum,<br />

das sowohl kirchlich geweiht wie auch an besonderer Stelle<br />

aufbewahrt wurde. Nicht nur den Militärangehörigen, auch der<br />

Fahne an sich wurden die militärischen Ehrbezeugungen dargebracht.<br />

Als Fahnenträger bevorzugte man ausgesuchte<br />

Leute, die Fähnriche, meist Junker im Offiziersrang. Später<br />

gab man diese Aufgabe auch an verdiente Unteroffiziere oder<br />

Anwärter. Zu allen Zeiten wurde die kämpfende Truppe durch<br />

das Vorantragen der Fahne zu außerordentlichen<br />

Anstrengungen gebracht. Oft ergriff der Heerführer persönlich<br />

die Fahne, um die Krise in einer Schlacht zu überwinden. Die<br />

Verteidigung der Fahne war stets soldatische Pflicht. Eine<br />

feindliche Fahne zu erobern war eine Ruhmestat, die eigene<br />

verlieren galt als Schande. Als die Kriegstechniken sich änderten<br />

speziell die geschlossene Schlachtenreihe aufgegeben<br />

wurde, verlor die Fahne als taktisches Feldzeichen an<br />

Bedeutung. Im 1. Weltkrieg wurden zwar die Fahnen noch mitgenommen,<br />

aber mit Beginn des Stellungskrieges nach Hause<br />

gebracht.<br />

Liebe Gemeinde,<br />

seit ich in Zeitlofs neben der Feuerwehr wohne, zwei<br />

Feuerwehrmänner in der Familie habe und die eine oder<br />

andere Veranstaltung mit der Feuerwehr durchgeführt habe,<br />

kriege ich ein wenig davon mit, was Feuerwehrleute sich so<br />

anhören müssen. Die Feuerwehr will schon wieder was aus<br />

der Gemeindekasse, ein neues Auto etwa. Aber wenn die<br />

Ausrüstung nicht auf dem neuesten Stand ist, dann heißt es:<br />

warum könnt ihr nicht helfen? Feuerwehrleute löschen hauptsächlich<br />

- Durst. Feuerwehrleute haben einen Hang zum<br />

Militärischen - mit Uniformen Helm Fahne. Wozu die<br />

Feuerwehr eigentlich da ist, darüber wird nur geredet, wenn<br />

sie mal nicht schnell genug da ist in den Augen der Zuschauer.<br />

Darum will ich heute einmal dem nachgehen, was die<br />

Feuerwehr wirklich mit dem Militär gemeinsam hat was sie<br />

unterscheidet. Die Feuerwehr kämpft verteidigt. Sie kämpft<br />

gegen Feuersbrunst Wassermassen. Sie bekämpft<br />

Sturmschäden. Und sie verteidigt das Leben und das Hab und<br />

Gut ihrer Mitbürger. Dazu ist die Gemeinde verpflichtet. Und<br />

diese Pflicht, diese Wehr-Pflicht, die nehmen ihr Männer - und<br />

in vielen Orten auch Frauen - freiwillig ab. Sie werden also<br />

nicht einberufen, sie fühlen sich aber oft berufen; sie machen<br />

eine zeitaufwendige Ausbildung, sie halten sich durch Übungen<br />

fit, und sie sind, wenn die Sirene ertönt, zur Stelle, ganz<br />

www.<strong>kfv</strong>-badkissingen.de Seite - 10 -<br />

egal, was sie gerade tun, ob es Wichtig ist, ob für sie vom<br />

Erledigen<br />

dieser Aufgaben etwas abhängt - sie sind zur Stelle, wenn's<br />

brennt. Sie sammeln sich zum Kampf gegen das, was ihre<br />

Mitbürger bedroht.<br />

Sie tragen im Einsatz eine uniformierte Schutzkleidung; so<br />

weiß man, wer dazugehört und wer welche Kompetenzen hat.<br />

Diese Uniform erspart Worte. Vor Ort im Einsatz kann nicht<br />

viel geredet werden.<br />

Sie tragen aber auch eine Uniform zu besonderen Anlässen:<br />

zu Jubiläen & Festen, zu offiziellen Anlässen und zu<br />

Beerdigungen & Totengedenken. Diese Uniform macht die<br />

Gemeinschaft sichtbar: Wir sind die, die miteinander den<br />

Einsatz durchgestanden haben, jetzt feiern wir zusammen.<br />

Durch die Uniform bleiben auch die Älteren sichtbar Teil der<br />

Gemeinschaft, die die Last der Verantwortung früher getragen<br />

haben und nun nicht mehr mit der aktiven Truppe ausrücken<br />

können. Bei einer Beerdigung wird durch die Uniform deutlich,<br />

dass der Verstorbene auch von dieser Gemeinschaft verabschiedet<br />

und betrauert wird. Auch die Fahne ist bei solchen<br />

Anlässen dabei. Wir haben gehört: die Fahne ist ein stellvertretendes<br />

Kennzeichen für die Gemeinschaft. Damit ist die<br />

Fahne auch ein Stück Heimat. Ich weiß es von Turnfesten,<br />

aber ich kann es mir auch für große überregionale<br />

Feuerwehrereignisse gut vorstellen: In der unübersehbaren<br />

Menge von relativ ähnlich gekleideten Menschen geht der<br />

Einzelne schnell verloren. Da ist die Fahne der<br />

Orientierungspunkt. Wo die eigene Fahne ist, da gehöre ich<br />

hin.<br />

Nun ist aber auch noch wichtig, wofür die Fahne inhaltlich<br />

steht. Also was auf der Fahne steht. Nicht umsonst sagt man<br />

als Redewendung:<br />

"Er hat sich diese oder jene Sache auf die Fahne geschrieben!"<br />

Die Roßbacher Feuerwehr hat vor 30 Jahren, zum 100.<br />

Geburtstag eine neue Fahne bekommen. Das ist eine feierliche<br />

Sache, mit einer Patenwehr, mit einem Fahnenpaten, der<br />

dann sogar die ganze Fahne übernommen hat und sicherlich<br />

einer feierlichen Einweihung. Da überlegt man sich gut, was<br />

man sich auf die Fahne schreibt oder sticken lässt.<br />

Die damaligen Kameraden haben sich entschieden, auf der<br />

einen Seite die Symbole der Feuerwehr darzustellen: Feuer &<br />

Wasser als die Hauptgefahren, die es zu bekämpfen gilt, und<br />

einige traditionelle Werkzeuge dazu. Auf der anderen Seite<br />

aber ist natürlich der Name zu sehen und die Kapelle. Das<br />

Kirchlein kann einfach als wieder erkennbares Wahrzeichen<br />

von Roßbach draufgekommen sein. Es kann aber auch manchem<br />

Feuerwehrmann wichtig werden, dass er seinen Dienst<br />

unter dem Bild der Auferstehungskapelle tut. Dass dieses<br />

Leben mit seinen Aufgaben & Gefahren, mit seinen Erfolgen &<br />

Heldentaten und mit seinen Misserfolgen und seinem Leid<br />

nicht alles ist. Dass die Feuerwehr ihre Aufgaben - dem<br />

Nächsten zur Wehr - nicht nur mit bestmöglicher Ausrüstung<br />

und bestmöglich ausgebildeter Mannschaft bewältigen muss.<br />

Sondern dass sie alles auch zu Gottes Ehre tut, in seinem<br />

Namen im Vertrauen auf seinen Segen, seine Begleitung,<br />

seine Kraft. Dass sie mit dem Samariterdienst für jeden<br />

Unglücklichen, der Hilfe braucht, ein bisschen mitarbeiten an<br />

Gottes Welt, wie er sie gedacht hat. Und dass sie außer ihrer<br />

professionellen Ausrüstung der Schutzkleidung noch etwas<br />

mitnehmen können, wenn es zum Einsatz geht, zum Kampf<br />

um Leben & Gut, wie wir im 1Thess gehört haben: Wir aber ...<br />

wollen wach, nüchtern kampfbereit sein. Dazu brauchen wir<br />

als Brustpanzer den Glauben und die Liebe. Die Hoffnung auf

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