23.11.2012 Aufrufe

Knappschaftskrankenhaus Dortmund 1958–2008

Knappschaftskrankenhaus Dortmund 1958–2008

Knappschaftskrankenhaus Dortmund 1958–2008

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> 1958–2008<br />

1


Inhalt<br />

Grußworte<br />

Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen Karl-Josef Laumann (5)<br />

Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Rentenversicherung – Knappschaft Bahn See Ulrich Freese (6)<br />

Erster Direktor der Deutschen Rentenversicherung – Knappschaft Bahn See Dr. rer. nat. Georg Greve (7)<br />

Betriebsleitung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong>: Privatdozent Dr. med. Karl-Heinz Bauer,<br />

Ursula Fehlberg und Hugo Weimann (8)<br />

Wer seine Wurzeln nicht pflegt, kann nicht wachsen<br />

Kleine Geschichte der Knappschaft (11)<br />

Aus der Versorgung für Bergleute gewachsen<br />

Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet (19)<br />

Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin (24)<br />

Vertrauen in die Zukunft<br />

Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> (33)<br />

Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> ab 1958 (43)<br />

Seit 1958 die Zukunft im Blick<br />

Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick (55)<br />

Exkurs II: Die Beschäftigten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es im August 2008 (62)<br />

4<br />

9<br />

17<br />

31<br />

53


Interviews: Wie wurde was ist und was sein könnte<br />

August Wagner – Ehem. Patientenfürsprecher: Die Kumpel waren stolz auf ihr neues Krankenhaus (68)<br />

Maren Kinne – Telefonistin: Wir müssen uns hinter niemandem verstecken (71)<br />

Ute Droll – Stellv. Pflegedirektorin: Krankenschwester – Ein traumhafter Beruf (73)<br />

Klaus Simson und Peter Hampel – Anwohner: Zwei Brackeler Zeitzeugen erinnern sich (76)<br />

Marita Benggok, Alexandra Hippchen, Iris Lohse, Matthias Mißfeldt – Krankenhausseelsorge:<br />

Trost spenden, Not lindern, Zuhören (79)<br />

Dr. Manutschehr Taayedi – Facharzt: Damals waren die Chefärzte noch die Herrgötter in Weiß (83)<br />

Dr. Kurt Georg Hering – Ehem. Ärztlicher Direktor: Das Haus ist auf einem sehr guten Weg (86)<br />

Fredy Fritsch – Ehem. Personalrat: Ich habe die Zeit nie bereut (90)<br />

Detlef Dreyer – Personalleiter: Ich wünsche mir, dass das Haus erhalten bleibt (94)<br />

Exkurs III: Was um das Krankenhaus herum geschah (97)<br />

Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> 2008<br />

Klinik für Anaesthesiologie und operative Intensivmedizin (114) Chirurgische Klinik (115)<br />

Frauenklinik am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> (116) Medizinische Klinik (117) Klinik für Neurologie (118)<br />

Klinik für Nuklearmedizin (119) Klinik für Orthopädie und Spezielle Orthopädische Chirurgie (120)<br />

Klinik für Pneumologie (121) Klinik für Radiologie (122) Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie (123)<br />

Klinik für Urologie und Kinderurologie (124)<br />

Geschichten aus der Geschichte<br />

Danke für die Unterstützung<br />

Fußnoten (131) Impressum (134)<br />

Inhalt<br />

65<br />

111<br />

125<br />

130<br />

3


Grußworte


Es freut mich, wenn ich dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> zu<br />

seinem 50jährigen Bestehen die Glückwünsche der Landesregierung<br />

übermitteln darf.<br />

Das Jubiläum des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es fällt in eine Zeit der<br />

Neuorientierung des Gesundheitswesens. Es gilt, dabei Gutes zu erhalten<br />

und weiter zu entwickeln. Hierzu trägt die Landesregierung bei.<br />

Das neue Krankenhausgesetz soll deshalb die Krankenhäuser von Bürokratie<br />

entlasten, Planungsverfahren verkürzen sowie Krankenhäuser<br />

und Krankenkassen mehr Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Bewusst<br />

verzichtet das Land Nordrhein-Westfalen darauf, sich in Detailplanungen<br />

einzumischen. Krankenhäuser wurden im Landeshaushalt vom<br />

Konsolidierungsbeitrag ausgenommen.<br />

In Nordrhein-Westfalen können wir stolz auf unsere Krankenhäuser<br />

sein. Die Kernstädte des Ruhrgebiets gehören zu den zehn beliebtesten<br />

regionalen Gesundheitszentren Deutschlands. Damit wird deutlich,<br />

dass Nordrhein-Westfalen im Bereich der medizinischen Versorgung<br />

bundesweit einen Spitzenplatz einnimmt. Und das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong> ist ein Stein dieses Mosaiks. Aus der medizinischen<br />

Versorgung der Bergleute heraus entstand ein modernes<br />

Dienstleistungsangebot zur gesundheitlichen Versorgung der gesamten<br />

Bevölkerung. Patientinnen und Patienten, die Hilfe brauchen, stehen<br />

im Mittelpunkt eines hochmodernen und leistungsfähigen Krankenhauses<br />

mit seinen zahlreichen Behandlungsmöglichkeiten in elf hoch<br />

spezialisierten Kliniken. Dabei gebührt den 890 ärztlichen, pflegerischen<br />

und vielen anderen unentbehrlichen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> mein besonderer<br />

Dank. Erst ihr persönlicher Einsatz und ihre Fachkompetenz<br />

lassen bei aller Technik und moderner Einrichtung das Krankenhaus zu<br />

einem Ort werden, der die notwendige Versorgung, aber auch Zuwendung<br />

für Kranke sicherstellt.<br />

Den Patientinnen und Patienten dieses Krankenhauses, den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern und dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />

wünsche ich eine erfolgreiche Zukunft.<br />

Grußwort Karl-Josef Laumann<br />

Karl-Josef Laumann<br />

Minister für Arbeit, Gesundheit und<br />

Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

5


Grußwort Ulrich Freese<br />

Die Krankenhäuser der Knappschaft sind seit dem Bestehen knappschaftlicher<br />

Vereinigungen ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil<br />

des Verbundsystems von sozialer Sicherung in der Knappschaft.<br />

Auch für die knappschaftliche Krankenversicherung in ihrer heutigen<br />

Form ist der Besitz eigener Krankenhäuser ein prägendes Kennzeichen<br />

geblieben. Die Knappschaft unterhält in Bochum, Bottrop, <strong>Dortmund</strong>,<br />

Püttlingen, Recklinghausen und Sulzbach Knappschaftskrankenhäuser<br />

und ist darüber hinaus an fünf großen Krankenhausgesellschaften<br />

beteiligt, in die ehemalige Knappschaftskrankenhäuser eingebracht<br />

wurden.<br />

Mit dem Bau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> wurde nach<br />

umfangreichen Planungen 1955 begonnen. Als das bis heute noch<br />

jüngste <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> 1958 seinen Betrieb aufnahm, half<br />

es in <strong>Dortmund</strong> nicht nur die Zahl der fehlenden Krankenhausbetten<br />

zu verringern, sondern war zugleich bereits vom Beginn an ein Ort,<br />

an dem Medizin und Pflege auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse und langjähriger Erfahrung verlässliche Partner der<br />

Patienten sind. Bei der Eröffnung des Hauses vor 50 Jahren nannte der<br />

damalige Vorstandsvorsitzende der Ruhrknappschaft, Karl Höfner, das<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> eines der modernsten Häuser in<br />

Europa. Dies zeugt sicher von einem starken Selbstbewusstsein, jedoch<br />

ist das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> heute sicher eines der<br />

modernsten Krankenhäuser in der Region. Und diesen Weg wird es<br />

in Zukunft weiter gehen: baulich zeitgemäß, auf medizinisch hohem<br />

Niveau, innovativ und kosteneffizient.<br />

Dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> gilt mein Glückwunsch<br />

zum 50jährigen Bestehen. Mögen viele weitere Jahre zum Wohle der<br />

Patientinnen und Patienten hinzukommen.<br />

Ulrich Freese<br />

Vorstandsvorsitzender der<br />

Deutschen Rentenversicherung<br />

Knappschaft Bahn See


Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> ist das jüngste Krankenhaus<br />

der knappschaftlichen Versicherung im Ruhrgebiet. Als Zentrum zur<br />

Behandlung bergbauspezifischer Erkrankungen ging es 1958 in <strong>Dortmund</strong><br />

in Betrieb und entwickelte sich rasch zu einem Allgemeinkrankenhaus<br />

für die medizinische Versorgung der Bevölkerung auf hohem<br />

Niveau. Diese Entwicklung ist nicht selbstverständlich.<br />

Ärztliche Behandlungskunst, exzellente pflegerische Betreuung und<br />

eine innovative Verwaltungsleitung haben den guten Ruf des Hauses<br />

begründet. Gerade in den letzten Jahren hat mehr und mehr Spitzenund<br />

Hochleistungsmedizin im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />

Einzug gehalten. Zusammen mit den umfassenden Neubau- und<br />

Renovierungsmaßnahmen hat dies auf der Grundlage des hervorragenden<br />

Engagements der Mitarbeiter zu breiter Akzeptanz und hohem<br />

Ansehen des Hauses geführt. Resultat dieser Entwicklung ist eine<br />

bemerkenswerte Erhöhung der jährlichen Patientenzahl in den letzten<br />

10 Jahren um nahezu 5.000 Fälle, das heißt um ca. ein Drittel.<br />

Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses danke ich für die<br />

oft aufopferungsvolle und hervorragende Arbeit zum Wohl der uns<br />

gemeinsam anvertrauten Patienten. Ich bin sicher, dass die Erfahrung<br />

und die vielen guten Beispiele aus der Vergangenheit Ansporn und<br />

Verpflichtung für die Zukunft sind.<br />

Dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> wünsche ich eine lange und<br />

erfolgreiche Zukunft sowie weiterhin viele zufriedene Patientinnen<br />

und Patienten.<br />

Grußwort Dr. Georg Greve<br />

Dr. Georg Greve<br />

Erster Direktor der Deutschen Rentenversicherung<br />

Knappschaft Bahn See<br />

7


Grußwort Ursula Fehlberg, Dr. Karl-Heinz Bauer, Hugo Weimann<br />

„Wer die Vergangenheit nicht kennt, wird die Zukunft nicht in den<br />

Griff bekommen“, hat der Historiker Golo Mann gesagt. In der Tat:<br />

Was wir sind und wohin wir gehen, wird entscheidend bestimmt<br />

durch das, woher wir kommen.<br />

Die Knappschaft als Träger des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />

kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Mit dieser Tradition<br />

verbindet sich zugleich auch Innovation. Die verfassten Knappschaften<br />

waren Vorbild für die Bismarck’sche Sozialgesetzgebung und seit<br />

jeher sind Krankenhäuser Bestandteil des sozialen Sicherungssystems<br />

der Knappschaft. Welche Wertschätzung Knappschaftskrankenhäuser<br />

aus der Bevölkerung erfahren, zeigt auch die Geschichte des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

<strong>Dortmund</strong>. Bereits 1908 bat das Amt Brackel die<br />

Knappschaft, zu einem weiteren Krankenhaus in <strong>Dortmund</strong> beizutragen.<br />

Die Knappschaft mietete von 1912 bis 1914 ein Krankenhaus in<br />

<strong>Dortmund</strong>-Derne an, das sich aber als nicht zweckmäßig erwies und<br />

später von der Stadt <strong>Dortmund</strong> übernommen und geschlossen wurde.<br />

1958 trug das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> wesentlich zur Linderung der<br />

Bettennot in <strong>Dortmund</strong> bei. Als Arbeitgeber mit rund 900 Arbeitsplätzen<br />

ist das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> heute ein gewichtiger<br />

Wirtschaftsfaktor in der Region.<br />

Auf die Frage warum das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> solch<br />

einen hohen Sympathiewert in der Region erreicht, gibt es eine einfache<br />

Antwort: Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> steht in der<br />

Tradition der Knappschaft. Es ist innovativ und modern. Im medizi-<br />

Ursula Fehlberg<br />

Pflegedirektorin<br />

Privatdozent Dr. Karl-Heinz Bauer<br />

Chefarzt und Ärztlicher Direktor<br />

nischen Bereich hat sich das Haus den gesellschaftlichen und medizinischen<br />

Erfordernissen gestellt. Die Zahl der Kliniken entwickelte<br />

sich von anfänglich sechs auf heute elf, die allesamt mit modernsten<br />

Geräten ausgestattet und mit ausgesuchten Ärzten besetzt sind. Aufgrund<br />

dieser Qualifikation wurde das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> in den<br />

Stand eines Akademischen Lehrkrankenhauses der Ruhr-Universität<br />

Bochum gehoben. Die Pflege unterstützt die Heilung der Patienten in<br />

Teamarbeit. Geschickt sorgt eine moderne Verwaltung für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg des Hauses. Die gemeinsame Zusammenarbeit aller<br />

Kliniken und Bereiche macht den Erfolg des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

für Patienten und Träger aus. Dafür dankt die Betriebsleitung<br />

allen Beteiligten.<br />

Hugo Weimann<br />

Krankenhausverwaltungsdirektor


1958–2008<br />

Wer seine Wurzeln nicht pflegt,<br />

kann nicht wachsen<br />

9


Wer seine Wurzeln nicht pflegt, kann nicht wachsen<br />

Kleine Geschichte der Knappschaft<br />

D<br />

as <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> feiert im<br />

Jahre 2008 sein 50jähriges Bestehen. Fast liebevoll<br />

wird das moderne <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> in <strong>Dortmund</strong><br />

immer noch „Knappi“ genannt. Vielleicht weist „Knappi“<br />

auf den Träger des Hauses, die Knappschaft, die 2004 zur<br />

Deutschen Rentenversicherung – Knappschaft Bahn See<br />

Träger fusionierte, hin. „Knappi“ als Name reicht jedoch auch<br />

fast 500 Jahre zurück, denn 1496 gründeten Bergleute aus<br />

Silberbergwerken im Erzgebirge die Stadt Annaberg und zwei<br />

Jahre später eine „Knappschaft“. Die Annaberger Knappschaft<br />

errichtete 1521 in der neuen Stadtkirche, der St. Annenkirche<br />

im heutigen Annaberg-Buchholz, einen Altar, auf dessen<br />

Rückseite bergmännisches Leben dargestellt ist und in dessen<br />

Mitte sich der Schriftzug „Knappi“ befindet. Bis heute stehen<br />

Bergbau- und Knappschaftsgeschichte in einem engen Zusammenhang,<br />

der zunächst kurz vorgestellt werden soll1 .<br />

Bis ins 13. Jahrhundert hinein ist der handwerksmäßig betriebene<br />

Kleinbetrieb zur Gewinnung von Salzen, Erzen und auch<br />

Kohle typisch2 . In der Zeit des frühen Feudalismus entstehen<br />

aus der Schicksalsgemeinschaft der Arbeitenden so genannte<br />

„Bruderschaften“, zum Beispiel der Weber, Schmiede, aber<br />

auch der Bergleute3 . Zunächst waren es regionale kameradschaftliche<br />

Vereinigungen. Die früheste Urkunde über eine<br />

Bergbaubruderschaft ist die Goslarer Urkunde von 1260. Sie<br />

enthält einen Hinweis auf eine Fürsorge für bedürftige Bergleute<br />

und Hinterbliebene. Die Urkunde gilt als der Hinweis<br />

auf die Entstehung des Knappschaftswesens.<br />

Die Bruderschaften, Altarbruderschaften, Büchsenkassen<br />

oder Bruderläden der Bergleute, die sich vor der Reformation<br />

lose bildeten und oft die Bezeichnung „dy knabschafft4 “<br />

führten5 , waren primär berufsständische und religiöse<br />

Zusammenschlüsse; erst in zweiter Linie Unterstützungseinrichtungen<br />

für verletzte und kranke Mitglieder sowie<br />

1: Ausschnitt aus dem Altarbild von 1521<br />

in der St. Annenkirche in Annaberg.<br />

11


Kleine Geschichte der Knappschaft<br />

2: Die Annaberger Knappschaft errichtete 1521 in der<br />

neuen Stadtkirche einen Altar. Während die Vorderseite<br />

biblische Szenen zeigt, hat die Knappschaft<br />

durch den Künstler Hans Hesse auf der Rückseite<br />

selbstbewusst eine profane bergmännische Arbeit<br />

darstellen lassen. Abgebildet sind wesentliche Aspekte<br />

der Silbergewinnung, von der Erschließung eines<br />

neuen Bergwerkes, bergbaulichen Anlagen und in den<br />

Berg einfahrenden Bergleuten über Silberwäscher und<br />

Schmelzer bis zur Münzprägung. Am Fuß des Baumes,<br />

der Himmel und Erde verbindet, ist ein Bergmann<br />

tätig. Zwischen ihm und der Schaufel findet sich der<br />

Schriftzug „Knappi“.<br />

3: Schematischer Grundriss und Rekonstruktion der<br />

Kirche St. Johannis im Goslarer Bergdorf (um 1200) mit<br />

vorgebautem und farblich hervorgehobenem Hospital<br />

für Bergleute 8 .<br />

4: Die Goslarer Urkunde von 1260 bestätigte erstmals<br />

schriftlich das Bestehen einer Bruderschaft 7 .<br />

2<br />

deren Hinterbliebene. Die Hilfen für Bedürftige<br />

in der bergmännischen Bevölkerung erfolgten<br />

aus Beiträgen der Bergleute, Überschüssen von<br />

Stiftungsvermögen, die grundsätzlich dem<br />

Seelenheil und kirchlichen Zwecken dienten6 ,<br />

sowie von „Gewerken“ und „Regalherren“, wie<br />

die Bergbauunternehmer hießen.<br />

Wesentlicher Grund für die Verbreitung des<br />

Knappschaftswesens waren die Wanderungen<br />

der Bergleute, die den ergiebigsten Lagerstätten<br />

der Bodenschätze folgten. Die ältesten<br />

deutschen Bergbaugebiete befanden sich in<br />

der Gegend von Sieg und Lahn, von wo aus im<br />

10. Jahrhundert die Bergleute in den Harz und<br />

in das sächsische Erzgebirge zogen. Im 15. Jahrhundert<br />

entstanden nahe der heutigen deutschen<br />

Grenze zur Tschechei Erz-Abbaugebiete,<br />

beispielsweise in Rammelsberg, Schneeberg und<br />

Annaberg. Unter Historikern wurde diskutiert,<br />

ob es bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts<br />

schon ein Hospital für Bergleute an<br />

der Sankt Johanniskirche im Goslarer Bergdorf<br />

gab9 . Auch in Tirol, im Schwarzer Bergbuch<br />

von 1556, finden sich in Form einer kolorierten<br />

Zeichnung Hinweise auf ein Bruderhaus der<br />

Knappschaft. Das Bruderhaus hat bereits den<br />

mittelalterlichen Hospitalgedanken, alten und<br />

kranken Menschen ausreichende körperliche<br />

und geistige Versorgung bis zu ihrem Tod zu<br />

sichern, überwunden und sich zum Ziel gesetzt,<br />

kranke und verunglückte Bergleute zu heilen10 .<br />

Aber auch in anderen Berufen gibt es Unterstützung<br />

im Krankheitsfall. Ab 1402 unterhält beispielsweise<br />

die Bruderschaft der Weberknechte<br />

in Ulm zwei eigene Betten für arme Gesellen im<br />

Hospital11 .<br />

Arbeiteten die Knappen anfänglich freiwillig in<br />

genossenschaftlicher Form zusammen, so dass<br />

jeder einen Anteil am Bergwerk besaß, begann<br />

im 13. Jahrhundert die Umwandlung in unternehmerische<br />

Bergwerksbetriebe mit wohlhabenden<br />

Eigentümern, die die Bergleute in Lohnarbeit<br />

beschäftigten und damit Gewinnerwartungen<br />

verbanden. Hierzu wurden die Bergleute mit ihrem<br />

Wissen und ihrer Arbeitskraft regelrecht umworben.<br />

Bergleute sollten ungestört im Interesse<br />

der Bergwerkbesitzer arbeiten14 und genossen<br />

daher auch im Gegensatz zum größten Teil der<br />

Landbevölkerung, der in feudaler Abhängigkeit<br />

lebte, im Allgemeinen Privilegien, mussten keinen<br />

Waffendienst leisten, besaßen das Recht<br />

auf freie Niederlassung, Steuervorteile und nicht<br />

zuletzt das Recht einer eigenen Berufstracht, die<br />

sie mit Stolz trugen.<br />

Die ersten bekannten mittelalterlichen Bergordnungen<br />

(Freiberg 1307, Meißen 1328, Schneeberg<br />

1358) regeln zunächst lediglich die Art der<br />

Abrechnung und den Lohn. Die Unterstützung<br />

bei Krankheit und Invalidität findet erst später<br />

Berücksichtigung in den Bergordnungen15 .<br />

Aber im Gegensatz zu anderen Berufen geriet<br />

die Knappschaft bald unter den Einfluss von<br />

Landesherren, die das Knappschaftswesen<br />

reglementierten und die Knappschaft unter die<br />

Verwaltung der Bergämter stellten. Die Bergordnungen<br />

des 16. Jahrhunderts sahen bereits<br />

detaillierte Vorschriften über die Verfassungen<br />

der Knappschaft und die Mittelaufbringung vor.<br />

Untrennbar mit dem Bergbau und der Knappschaft<br />

verbunden sind die bergmännischen<br />

Traditionen. Die Bergparade ist heute noch das


ekannteste Beispiel. Seit dem 16. Jahrhundert<br />

führten die Berg- und Hüttenleute nachweislich<br />

in ihrer Berufs- und Paradekleidung eigenständige<br />

Paraden durch, die die Landesherren zunehmend<br />

zur Umrahmung fürstlicher Feste<br />

nutzten. Der „freie“ Bergmann wurde zur<br />

Repräsentation verpflichtet. Aber sämtliche<br />

zur Parade nötigen Gegenstände mussten von<br />

jedem Bergmann selbst angeschafft werden,<br />

was die schmale Kasse der Bergmannsfamilien<br />

zusätzlich belastete.<br />

Vor dem Hintergrund des Niedergangs des Erzbergbaus<br />

begann sich unter den Bergleuten die<br />

erzgebirgische Tradition des Schnitzens und<br />

Klöppelns herauszubilden. Vor allem Frauen und<br />

invalide Bergleute konnten auf diesem Wege etwas<br />

zum Lebensunterhalt der Familie beitragen.<br />

Die Kohleförderung begann im Ruhrgebiet erst<br />

um 1590, als ihre Vorzüge für das Schmiedefeuer<br />

offenbar wurde18 . Durch das von Friedrich dem<br />

Großen für Bergleute geschaffenen Generalprivilegium<br />

im Herzogtum Cleve, Fürstentum Moers<br />

und Grafschaft Marck von 1767 nahm der Bergbau<br />

in Preußen einen beachtlichen Aufschwung.<br />

Für die Ordnung des Knappschaftswesens<br />

machte sich Freiherr vom Stein (1757–1831), der<br />

1784 Direktor des Märkischen Bergamtes wurde,<br />

verdient. Mit der französischen Besatzung nach<br />

1806 gingen die Privilegien wieder verloren.<br />

Inzwischen hatte sich ein Wandel von der<br />

Schicksalsgemeinschaft der Bergleute zur<br />

späteren Organisationsform der Knappschaft<br />

vollzogen.<br />

Die Bergleute in den Städten an der Ruhr wurden<br />

1840 in Sprengel aufgeteilt, in denen jeweils ein<br />

von der Knappschaft bezahlter Arzt seine Praxis<br />

hatte. Trotz der Kritik der Gewerkschaften, die<br />

eine freie Arztwahl für Bergleute forderten, wurde<br />

das System erweitert19 . Zuvor gab es schon in<br />

der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts neben<br />

den nicht akademisch ausgebildeten, sogenannten<br />

Bergchirurgen, Bergärzte; einer der ersten<br />

war Carl Arnhold Kortum (1746–1824). Die zuvor<br />

tätigen Bergchirurgen durften bis dahin eigenverantwortlich<br />

kleinere Verletzungen behandeln,<br />

in schwierigeren Fällen mussten sie den Bergarzt<br />

konsultieren. Erst im Jahre 1852 wurde die<br />

Aufgabentrennung zwischen Bergchirurg und<br />

Bergarzt aufgehoben. Die ärztliche Versorgung<br />

oblag ab diesem Zeitpunkt nur noch den akademisch<br />

ausgebildeten Knappschaftsärzten. 1890<br />

praktizierten 138 Knappschaftsärzte und einige<br />

Spezialärzte im Ruhrgebiet, 1906 bereits 376 und<br />

6 Jahre später 46120 .<br />

Das preußische Knappschaftsgesetz von<br />

1854 brachte im Zuge der Liberalisierung des<br />

preußischen Bergbaus und des Rückzuges des<br />

Staates aus der dirigistischen Lenkung den Vereinen<br />

die Selbstverwaltung, wobei der Knappschaftsvorstand<br />

je zur Hälfte von Arbeitgebern<br />

und Arbeitnehmern besetzt war. Später änderte<br />

sich die Zusammensetzung des Vorstandes, den<br />

Arbeitnehmern standen 3/5 und den Arbeitgebern<br />

2/5 der Stimmen zu.<br />

Die Einrichtung von Knappschaftsvereinen und<br />

die Mitgliedschaft der Bergleute war obligatorisch.<br />

Die Leistungen beruhten auf unterschiedlichen<br />

Versicherungsbeiträgen und waren<br />

für die Vereinsmitglieder nach den damaligen<br />

Kleine Geschichte der Knappschaft<br />

Maßstäben sehr ausgeprägt. Die Versicherungsleistungen,<br />

auf die ein Rechtsanspruch bestand,<br />

umfassten Kuren, Arznei- und Heilmittel,<br />

Krankengeld in Höhe des halben Normallohns,<br />

lebenslange Invalidenunterstützung, Sterbegeld<br />

sowie Versorgung der Witwen und Kinder<br />

verstorbener Bergleute.<br />

Das Allgemeine Berggesetz für die preußischen<br />

Provinzen von 186522 , welches die Bestimmungen<br />

von 185423 fast vollständig übernahm,<br />

bildete den vorläufigen Abschluss der Gesetzgebung<br />

und galt für ganz Deutschland als<br />

vorbildlich24 . Dabei wurde es den Hüttenarbeitern<br />

freigestellt, aus den Knappschaftsvereinen<br />

auszuscheiden. Aber noch 1904 waren in Preußen<br />

die Belegschaften von 167 Hüttenwerken<br />

knappschaftlich versichert25 .<br />

3<br />

4<br />

13


Kleine Geschichte der Knappschaft<br />

5: Ein Blick in das Bruderhaus der Knappschaft,<br />

welches 1556 im Schwarzer Bergbuch aus Tirol erwähnt<br />

wird, zeigt das Innere des Krankensaales mit hin- und<br />

herbeieilendem Pflegepersonal, links daneben die<br />

Küche und im Vordergrund einen Mann mit einer<br />

typischen Bergmannsmütze, der mit Gehhilfen laufen<br />

lernt 12 .<br />

6: Grubenrechnung mit Büchsenabgaben von 1487.<br />

Der wöchentlich entrichtete „Büchsenpfennig“ diente<br />

anfangs der Bezahlung des Priesters, bevor er allmählich<br />

zur finanziellen Unterstützung der im Bergbau<br />

Verunglückten und Kranken genutzt wurde. Am Ende<br />

des 15. Jahrhunderts hatte sich endgültig der Wandel<br />

des Büchsenpfennigs von der kirchlichen zur sozialen<br />

Nutzung vollzogen 14 .<br />

7: Zubußbote, Holz, geschnitzt, Ende 16. Jahrhundert 16 .<br />

Zubuß ist der Zuschuss zu den Betriebskosten eines<br />

Bergwerkes, solange es keine Ausbeute abwirft. Der<br />

Betrag musste von den Teilhabern am Bergwerk anteilig<br />

aufgebracht und vom Zubußboten quartalsweise<br />

eingeholt werden.<br />

8: Bergparade Elfenbein/Holz, o.J. 17<br />

9: Das Dienstgebäude des Märkischen Knappschaftsvereins,<br />

ab 1890 Allgemeiner Knappschaftsverein, war<br />

Hauptverwaltung des Allgemeinen Knappschaftsvereines<br />

in Bochum bis 1910. Der Verein versicherte seit<br />

1890 alle Bergarbeiter des Ruhrgebiets. Er war gleichzeitig<br />

Sonderanstalt der Invalidenversicherung und<br />

später Ersatzkasse für die Angestelltenversicherung 21 .<br />

10: Die neue Verwaltungszentrale des Allgemeinen<br />

Knappschaftsvereins in Bochum (1910), ab 1924 Ruhrknappschaft<br />

26 (Bild. Lauf, 2000, S. 20).<br />

5 6<br />

Durch die Einrichtung des „Allgemeinen Deut-<br />

schen Knappschaftsverbandes“ im Jahre 1882<br />

wurde die Selbständigkeit der Knappschaftsvereine<br />

bei der anschließenden Einführung der<br />

reichsgesetzlichen Krankenversicherung im<br />

Jahre 1883, der Unfallversicherung im Jahre 1884<br />

und der Invaliditäts- und Altersversicherung<br />

im Jahre 1889 bewahrt. Die Organisation und<br />

Leistungen des Allgemeinen Knappschaftsverbandes<br />

können ohne Vorbehalt und mit Recht<br />

als Vorbild für das Bismarcksche Gesetzeswerk<br />

angesehen werden.<br />

Der Allgemeine Knappschaftsverein zu Bochum,<br />

zugleich Vorgänger der Ruhrknappschaft, entstand<br />

aus der Verschmelzung des Märkischen,<br />

des Werdenschen und des Mülheimer Knappschaftsvereins.<br />

Wiederholt hatte die damalige<br />

Aufsichtsbehörde, das Oberbergamt <strong>Dortmund</strong>,<br />

eine Fusion der drei Vereine angeregt, was aber<br />

am Widerstand der Knappschaftsältesten und<br />

einiger Bergbauunternehmer gescheitert27 war.<br />

Schließlich nahm der Allgemeine Knappschaftsverein<br />

dann aber ab Juli 1890 seine Aufgaben<br />

in Bochum wahr. 1908 ging ein Schreiben beim<br />

Knappschaftsverein ein, in dem der Verband<br />

der <strong>Dortmund</strong>er Gemeinden Brackel, Asseln<br />

und Wickede sich nach einem Baudarlehen für<br />

ein Krankenhaus erkundigte28 . Indes stieg die<br />

Mitgliederzahl des neuen Knappschaftsvereins<br />

von 135.000 im Jahr 1890 auf 350.000 im Jahre<br />

1910. Im gleichen Zeitraum nahm das Vermögen<br />

von weniger als 1 Million Mark auf 160 Millionen<br />

Mark zu29 .<br />

Nach dem ersten Weltkrieg wurde 1923 durch<br />

die Weimarer Verfassung der Weg frei für eine<br />

reichsgesetzliche Regelung und einem für das<br />

gesamte Reichsgebiet zuständigen Reichsknappschaftsverein.<br />

Aus dem Allgemeinen<br />

Knappschaftsverein zu Bochum entstand von da<br />

an die Ruhrknappschaft Bochum als die größte<br />

von 8 Knappschaften. Die Ruhrknappschaft<br />

setzte die Arbeit des Allgemeinen Knappschaftsvereins<br />

bis zum Jahre 1933 fort.<br />

1933 wurden die Selbstverwaltungsorgane der<br />

Knappschaften abgeschafft; an die Spitze des<br />

Reichsknappschaftsvereins trat ein Reichskommissar.<br />

Mit der Verabschiedung des Vierjahresplans<br />

im Jahre 1936 wurde die Aufrüstung<br />

forciert. Hinter diesen Anspruch hatte die Sozialversicherung<br />

zurückzutreten, und das für ihre<br />

Zwecke angesammelte Vermögen diente zunehmend<br />

der Rüstungs- und Kriegsfinanzierung.<br />

Die Verordnung vom 14. April 193831 forderte, die<br />

Hälfte der Rücklagen in Reichsanleihen anzulegen.<br />

Bei der Reichsknappschaft stieg der Anteil<br />

der Wertpapiere am Gesamtvermögen schnell<br />

über die vorgeschriebene Grenze an, weil ein<br />

großer Teil der Reichsmittel für die knapp-


schaftliche Pensionsversicherung direkt mit<br />

Schuldverschreibungen des Reiches beglichen<br />

wurde. Am Vorabend des 2. Weltkrieges betrug<br />

die Quote der Schuldverschreibungen mit rund<br />

390 Millionen Reichsmark bereits drei Viertel<br />

des Gesamtvermögens32 . Auch zur Lösung des<br />

Arbeitskräftemangels musste die Reichsknappschaft<br />

beitragen. Das Rentenalter wurde de<br />

facto heraufgesetzt und das Arbeitstempo forciert33<br />

. Indes bewirkte die Arbeitskräfteknappheit<br />

und die fehlenden finanziellen Mittel für<br />

ein Auffangen der Belastungen hoher Arbeitsbeanspruchungen,<br />

dass die Produktivität im<br />

Bergbau sank. Trotz der sinkenden Produktivität<br />

stieg die westdeutsche Steinkohleförderung<br />

1942/43 auf den Spitzenwert von rund 190 Millionen<br />

Jahrestonnen; erst ab Mitte 1944 kam es<br />

zu kriegsbedingten Produktionseinbrüchen. Ursächlich<br />

für diese Förderleistung war, neben der<br />

rücksichtslosen Ausbeutung der Fremdarbeiter<br />

und Kriegsgefangenen – der enorme Arbeitseinsatz<br />

der Bergleute. Aber selbst der Präsident der<br />

Reichsknappschaft Reinhard Jakob, ein früher<br />

Aktivist der NSDAP, gab zur Kenntnis: „Alle noch<br />

im Dienst der Reichsknappschaft stehenden<br />

alten Knappschaftsärzte, die mein besonderes<br />

Vertrauen besitzen, melden übereinstimmend,<br />

dass der Gesundheitszustand der Bergmänner<br />

während ihrer 30–40jährigen ärztlichen Tätigkeit<br />

… noch nie so heruntergewirtschaftet war<br />

wie zum jetzigen Zeitpunkt“ 34 .<br />

Dem zweiten Weltkrieg fielen viele Gebäude<br />

der Knappschaft, auch Krankenhäuser, durch<br />

Luftangriffe zum Opfer, sie wurden schwer<br />

beschädigt oder zerstört.<br />

Entsprechend der Entwicklung der politischen<br />

Geographie kam es nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

zu unterschiedlichen Entwicklungen.<br />

8<br />

9<br />

Kleine Geschichte der Knappschaft<br />

10 7<br />

15


Kleine Geschichte der Knappschaft<br />

11<br />

12<br />

13<br />

Die Aufgaben der Sozialversicherung in der<br />

ehemaligen DDR wurden durch den Freien Deutschen<br />

Gewerkschaftsbund (FDGB) wahrgenommen.<br />

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands<br />

übernahm die Bundesknappschaft am 1. Januar<br />

1991 als Sozialversicherungsträger auch in den<br />

neuen Bundesländern die knappschaftlichen<br />

Renten und die Krankenversicherung.<br />

In der Bundesrepublik wurde an die langen<br />

Traditionen deutscher Knappschaftsgeschichte<br />

angeknüpft. Die Bezirksknappschaften Westdeutschlands<br />

schlossen sich 1949 zu einer<br />

„Arbeitsgemeinschaft der Knappschaften der<br />

Bundesrepublik Deutschland“ in Bochum zusammen.<br />

Die seit eh und je traditionell bestehende<br />

Rechtsform der Selbstverwaltung – die<br />

nur in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur<br />

abgeschafft wurde – bildete wieder die<br />

Grundlage der Knappschaftlichen Kranken- und<br />

Renten-Versicherung in Westdeutschland. Am<br />

1. August 1969 wurde die Bundesknappschaft in<br />

Bochum gegründet, die die Bezirksknappschaften<br />

Hannoversche Knappschaft, Niederrheinische<br />

Knappschaft Moers, Brühler Knappschaft<br />

Köln, Aachener Knappschaft, Hessische Knappschaft,<br />

Saarknappschaft und Süddeutsche<br />

Knappschaft München, von der bis dahin bestehenden<br />

Arbeitsgemeinschaft der Knappschaften<br />

der Bundesrepublik Deutschland aus dem Jahre<br />

1949 übernahm.<br />

Die Bundesknappschaft unterhielt 10 Jahre nach<br />

ihrer Errichtung noch dreizehn Krankenhäuser<br />

mit 4535 Betten, sieben Kurkliniken und Sanatorien<br />

mit 958 Betten und drei Vorsorgeeinrichtungen<br />

mit 261 Betten sowie eine Vielzahl von<br />

Verwaltungs-Geschäftsstellen, in denen auch<br />

die Sozialmedizinischen Dienste untergebracht<br />

waren.<br />

Im medizinischen Netz der Knappschaft, die<br />

im Jahre 2005 zur Deutschen Rentenversicherung<br />

– Knappschaft Bahn See fusionierte,<br />

sind niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, ein<br />

sozialmedizinischer Dienst, Kureinrichtungen<br />

und die Krankenhäuser vereint. 2008 unterhielt<br />

die Knappschaft sechs Krankenhäuser als<br />

Eigenbetriebe der knappschaftlichen Krankenversicherung.<br />

Außerdem ist die Knappschaft an<br />

13 Krankenhäusern in fünf Beteiligungsgesellschaften<br />

beteiligt.<br />

Aus der Versorgung für Bergleute gewachsen,<br />

hat sich die Knappschaft zu einem modernen<br />

Dienstleistungsunternehmen im Gesundheitswesen<br />

für die gesamte Bevölkerung entwickelt.<br />

Dies zeigt sich an dem fachübergreifenden<br />

Teamgedanken, der das bedarfsgerechte Handeln<br />

zum Wohle der Patientinnen und Patienten<br />

prägt, wie an der ganzheitlichen Gesundheitsversorgung<br />

auf der Grundlage gesicherter<br />

wissenschaftlicher Erkenntnisse und durch den<br />

Einsatz modernster, sicherer Medizintechnik.<br />

11: In Schutt und Asche. Das Gebäude der Ruhrknappschaft<br />

im November 1944. Trotzdem wurden die<br />

Versicherten mit dem Notwendigsten versorgt. 30<br />

12: Bergmann bei der Arbeit um 1930.<br />

13: Die Wiederherstellung des Hauptgebäudes der<br />

Ruhrknappschaft, das seit 1969 Sitz der Bundesknappschaft<br />

ist, erfolgte 1952. Die Planung und Bauausführung<br />

wurde von der Bauabteilung der Ruhrknappschaft<br />

unter der Leitung von Hans Landgrebe, dem Architekten<br />

des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong>,<br />

vorgenommen 35 .


1958–2008<br />

Aus der Versorgung für Bergleute entstanden<br />

17


Aus der Versorgung für Bergleute entstanden<br />

Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser<br />

im Ruhrgebiet<br />

D<br />

er Vorstand des 1890 gegründeten<br />

Allgemeinen Knappschaftsvereins hatte<br />

schon weit vor der Jahrhundertwende erkannt,<br />

dass es notwendig war, eigene Knappschaftskrankenhäuser<br />

zu betreiben. Bis dahin wurde<br />

der Versorgungsbedarf der Mitglieder im<br />

stationären Bereich durch Verträge mit bestehenden<br />

Krankenhäusern sichergestellt. Jedoch<br />

aufgrund der raschen Bevölkerungszunahme im<br />

Ruhrgebiet durch die Industrialisierung fehlten<br />

Krankenhäuser37 . Zudem entsprachen die Krankenhäuser<br />

oft nicht den hygienischen, krankenpflegerischen<br />

und medizintechnologischen<br />

Anforderungen38 , weil die Krankenhausträger<br />

nicht über die erforderlichen Mittel verfügten.<br />

Diese Versorgungsdefizite wirkten sich negativ<br />

auf die Gesundheit der Menschen aus und<br />

erhöhten gleichzeitig die Gesundheitsaufwendungen,<br />

was sich an der Ausgabensteigerung<br />

für Krankengeldzahlungen39 ebenso zeigte wie<br />

an der langen Verweildauer der Bergleute in<br />

den Vertragskrankenhäusern des Ruhrgebiets<br />

im Vergleich zu Knappschaftskrankenhäusern<br />

anderer Knappschaften40 . Den Anstoß zu dem<br />

Beschluss des Knappschaftsvereins von 1897,<br />

mit eigenen Heilstätten und Krankenhäusern<br />

das Krankenhausvertragssystem zu ergänzen,<br />

gab schließlich der General-Bericht des Knappschafts-Oberarztes<br />

Dr. August Tenholt, der die<br />

Defizite in Therapie und Prävention aufzeigte<br />

und spezifische Erkrankungen durch die Tätigkeit<br />

im Bergbau benannte41 . Bereits der Plan zur<br />

Errichtung zweier vereinseigener Krankenhäuser<br />

zur Verbesserung der Bergarbeiterversorgung<br />

war auf der Weltausstellung 1904 im amerikanischen<br />

St. Louis mit einer goldenen Medaille<br />

und einem Diplom belohnt worden. Als die Auszeichnungen<br />

zwei Jahre später am 10. August<br />

1906 in der Bochumer Knappschaftszentrale<br />

eintrafen42 war das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> in<br />

Gelsenkirchen-Ückendorf bereits in Betrieb. Das<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> in Recklinghausen<br />

nahm 1906 seinen Betrieb auf. 1912 wurde darüber<br />

hinaus das bisherige Gemeindekrankenhaus<br />

in <strong>Dortmund</strong>-Altenderne pachtweise übernommen<br />

(sog. KK III). Allerdings wurde das Pachtverhältnis<br />

für das kleine Haus zum 31.12.1914 wieder<br />

gekündigt43 .<br />

Nachdem das Rechnungsergebnis des Jahres<br />

1912 eine deutliche Minderung der Krankengeldquote<br />

aufgrund der Knappschaftskrankenhäuser<br />

auswies, beschloss der Vorstand des<br />

14<br />

Knappschaftsvereins am 10. Oktober 191347 in<br />

den folgenden 10 Jahren noch 10 Knappschaftskrankenhäuser<br />

mit je 300 Betten und einem<br />

Kostenaufwand von insges. 15 Millionen Mark47 zu bauen. Eines von diesen Häusern sollte in<br />

<strong>Dortmund</strong> errichtet werden. Das dazu benötigte<br />

Grundstück mit einer Größe von rund 25<br />

Morgen (63.750 qm) wurde nach der Beschlussfassung<br />

des Vorstandes und Genehmigung des<br />

Königlichen Oberbergamtes in <strong>Dortmund</strong> am<br />

26. Juli 1914 in <strong>Dortmund</strong> am Nussbaumweg zu<br />

einem Kaufpreis von 200.000 Mark erworben48 .<br />

14: Medizinalrat Dr. Tenholt, Oberarzt des Bochumer<br />

Allgemeinen Knappschaftsvereins, forderte 1897 nachdrücklich<br />

die Errichtung knappschaftlicher Krankenhäuser.<br />

Dabei ging es ihm zunächst um die Schaffung<br />

spezieller Einrichtungen für „Geisteskranke“. Dr. Tenholt<br />

leitete später die vereinseigene Lungenheilstätte in<br />

Beringhausen 36 .<br />

19


Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet<br />

15: 1909 wurde das evangelische Gemeindekrankenhaus<br />

in <strong>Dortmund</strong>-Derne erbaut. Von 1912 bis Ende<br />

1914 pachtete die Knappschaft das Krankenhaus. 1926<br />

eröffnete der Landkreis <strong>Dortmund</strong> in dem Haus an der<br />

Oberbecker Straße in <strong>Dortmund</strong>-Derne eine Kinderklinik,<br />

die wegen des Geburtenrückgangs 1983 aufgegeben<br />

wurde. Das Bild zeigt das Gebäude um 1914. 45<br />

16: Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Gelsenkirchen-<br />

Ückendorf (KK1) wurde 1905 mit 220 Betten eröffnet. 44<br />

17: Das 1906 eröffnete <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen<br />

(KK2) war ursprünglich nur für männliche<br />

Kranke bestimmt und besaß 244 Betten 50 .<br />

18: 1918 übernahm der Allgemeine Knappschaftsverein<br />

das kommunale Krankenhaus von der Gemeinde in<br />

Langendreer mit 150 Betten 53 .<br />

15<br />

Für den Bezirk Bochum-Langendreer/<strong>Dortmund</strong>-<br />

Lütgendortmund sah die Planung einen Neubau<br />

im Jahre 1923 vor49 , aber bereits fünf Jahre eher<br />

wurde 1918 ein Krankenhaus von der Gemeinde<br />

Langendreer erworben.<br />

Der Allgemeine Knappschaftsverein hatte<br />

unter Magistratsbaurat a. D. Max Uhlig und<br />

16<br />

17<br />

18<br />

dem damaligen noch jungen Architekten Hans<br />

Landgrebe Anfang der 20er Jahre eine eigene<br />

Bauabteilung eingerichtet, um damit die direkte<br />

Einflussnahme auf die Gestaltung der Krankenhäuser<br />

und der sonstigen noch zu erstellenden<br />

Bauten zu ermöglichen. Vielleicht ging<br />

es zusätzlich auch darum, Kosten zu sparen.<br />

Ähnliche Gründe mag es auch dafür gegeben<br />

haben, in Hagen eine für damalige Verhältnisse<br />

hochmoderne Ziegelei, mit maschineller Formund<br />

Trocken-Einrichtung zu erwerben51 , um<br />

Ziegelsteine für den eigenen Bedarf zu produzieren,<br />

denn Krankenhäuser wurden bis zum<br />

Ende des zweiten Weltkrieges ausschließlich als<br />

Mauerwerksbauten errichtet. Um schließlich<br />

auch die Verpflegungskosten im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

Recklinghausen zu senken, wurde<br />

1918 ein Gutshof in Speckborn erworben52 und<br />

bewirtschaftet.<br />

Zwischen 1914 und 1923 ruhte der Krankenhausbau<br />

der Knappschaft. Maßgeblich hierfür war<br />

der Erste Weltkrieg, der die Zahl der Pensionsempfänger<br />

um fast 80 % erhöhte54 . Gleichzeitig<br />

brachen durch die einsetzende Rationalisierungswelle<br />

im Bergbau Beitragseinnahmen weg<br />

und Anfang 1923 besetzten französische und<br />

belgische Truppen wegen säumiger Lieferung<br />

von Reparationskohle das Ruhrgebiet, was zu<br />

einen passiven Widerstand des Bergbaus und<br />

damit zu weiteren Beitragsausfällen führten.<br />

Im April 1923 begann der Wert der Mark ins<br />

Bodenlose zu sinken und die Hyperinflation<br />

beschleunigte sich.<br />

Hinzu kam ein Streit zwischen dem Allgemeinen<br />

Knappschaftsverein und dem Gewerkverein


christlicher Bergarbeiter und dem Zweckverband<br />

der Krankenhäuser im Ruhrgebiet.<br />

Hintergrund des Konfliktes mit dem christlichen<br />

Gewerkverein war, dass er 1910 nicht mehr in den<br />

Vorstand des Allgemeinen Knappschaftsvereins<br />

gewählt wurde. Der große Konkurrent um die<br />

Stimmen der Bergleute, der Verband der Bergarbeiter<br />

Deutschlands (sog. Alter Verband), hatte<br />

ihn verdrängt, so dass der christliche Gewerkverein<br />

nun den Krankenhausbau als Mittel benutzte,<br />

sich Gehör zu verschaffen55 . Unterstützung fand<br />

die Christliche Gewerkschaft beim Zweckverband<br />

der Krankenhäuser als Interessenvertreter der<br />

konfessionellen Einrichtungen. Schließlich lehnte<br />

auch Heinrich Brauns, der von 1920 bis 1928<br />

Reichsarbeitsminister und Ehrenratsmitglied des<br />

christlichen Gewerksvereins war, den Bau neuer<br />

Knappschaftskrankenhäuser ab.<br />

Während die Knappschaftsältesten des christlichen<br />

Gewerkvereins 1901 am Beschluss zum<br />

Bau der Knappschaftskrankenhäuser Gelsenkirchen-Ückendorf<br />

und Recklinghausen beteiligt<br />

waren und keinen Protest dagegen erhoben,<br />

Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet<br />

wandte man sich in der Zeitschrift des Gewerksvereins<br />

christlicher Bergarbeiter, „Der Bergknappe“,<br />

am 27. Dezember 191456 massiv gegen den<br />

Bau von Knappschaftskrankenhäusern. Man<br />

begründet dies u. a. damit, dass<br />

Knappschaftskrankenhäuser angeblich<br />

unwirtschaftlicher arbeiten würden als<br />

Vertragshäuser,<br />

die Knappschaft durch eigene Häuser die<br />

Bergleute in ein möglichst großes Abhängigkeitsverhältnis<br />

bringen wolle,<br />

neue Knappschaftskrankenhäuser die Existenz<br />

bestehender Anstalten gefährdeten, weil die<br />

Knappschaftskrankenhäuser Zuschussbetriebe<br />

seien und dazu dienten, die Pflegesätze<br />

unter Druck zu setzen und schließlich, dass in<br />

Knappschaftskrankenhäusern<br />

nicht den religiösen Gefühlen der Patienten<br />

entsprochen werde.<br />

19<br />

Erstmals in ihrer Zeitung „Der Kompass“ 58<br />

wehrte sich die Knappschaft gegen die Polemik.<br />

Dem Vorwurf der Unwirtschaftlichkeit hielt der<br />

Knappschaftsverein entgegen, dass der größte<br />

Teil der Vertragshäuser die durchschnittliche<br />

Pflegedauer in den Knappschaftskrankenhäusern<br />

weit überschreite und deshalb höhere<br />

Aufwendungen verursache. Die Kritik, Bergleute<br />

in ein Abhängigkeitsverhältnis zu bringen, wies<br />

die Knappschaft mit dem Hinweis darauf zurück,<br />

dass auf die Wünsche der Kranken bei der<br />

Krankenhauswahl Rücksicht genommen werde<br />

und auch eine entsprechende Anweisung an die<br />

19: In einer Stellungnahme, die in der Zeitschrift „Der<br />

Kompass“, 29. Jg., 1914, S. 45 ff, erscheint, wehrt sich der<br />

Allgemeine Knappschaftsverein gegen die Kampagne<br />

des Christlichen Gewerkvereins, der den Bau von Knappschaftskrankenhäusern<br />

bekämpft und blockiert. 58<br />

20: Krankenzimmer im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

Recklinghausen 1914. Die durchschnittliche Verweildauer<br />

in den Häusern der Knappschaft lag bei 22,8<br />

Tagen für Erkrankte und 29,5 Tage für Verletzte. Der<br />

größte Teil der Vertragshäuser wies höhere Verweildauern<br />

aus 58 .<br />

20<br />

21


Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet<br />

21: Mit dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Essen-Steele<br />

nahm die Ruhrknappschaft 1924 den Bau von Knappschaftskrankenhäusern<br />

wieder auf 59 . Die Planung<br />

und Bauausführung erfolgte durch die Bauabt. der<br />

Ruhrknappschaft unter der Leitung von Baurat Uhlig<br />

und Architekten Landgrebe.<br />

22: Haupteingang des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

Bottrop im Jahre 1931. Die Planung und Bauausführung<br />

erfolgte durch die Bauabt. der Ruhrknappschaft unter<br />

der Leitung von Architekten Landgrebe. 61<br />

21<br />

22<br />

Knappschaftsärzte ergangen sei. Der Vorhaltung<br />

der Existenzgefährdung anderer Krankenhäuser<br />

begegnete die Knappschaft mit der Feststellung<br />

der begrenzten Aufnahmefähigkeit anderer<br />

Häuser aufgrund der hohen Bevölkerungszunahme<br />

im Ruhrgebiet. Außerdem erhielten die<br />

Vertragshäuser eine höhere Vergütung von der<br />

Knappschaft als von den Krankenkassen gefordert.<br />

Weiterhin wies der Verein darauf hin, dass<br />

die Seelsorge der Patienten dadurch gesichert<br />

sei, dass Geistliche beider Konfessionen Zutritt<br />

zu den Krankenhäusern hätten und regelmäßige<br />

Gottesdienste abgehalten würden.<br />

Die Widerstände der Interessenvertreter führten<br />

vorerst zu der Entscheidung des Reichsarbeitsministers,<br />

der Ruhrknappschaft außer den in<br />

der Planung befindlichen Knappschaftskrankenhäusern<br />

den Bau weiterer Krankenhäuser zu<br />

untersagen.<br />

Zur Entkräftung des Widerstandes richtete der<br />

Knappschaftsverein in seinen Krankenhäusern<br />

medizinische Schwerpunkte ein, für die es<br />

keinen unmittelbaren Vergleich zu den allgemeinen<br />

Krankenhäusern gab.<br />

Die Ruhrknappschaft griff ab 1923 die Bestrebungen<br />

des Allgemeinen Knappschaftsvereins,<br />

eigene Knappschaftskrankenhäuser vorzuhalten,<br />

auf. Für den Bau weiterer Krankenhäuser<br />

wurden innerhalb des Ruhrgebietes die Standorte<br />

nahe der Schachtanlagen ausgesucht und<br />

dafür geeignete Grundstücke erworben. So<br />

entstanden unter Planung der eigenen Bauabteilung<br />

die weiteren Krankenhäuser:<br />

1924 wurde mit dem Bau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

(KK 4) in Essen-Steele begonnen.<br />

Steele wurde gegen viele Widerstände<br />

durchgesetzt und 1927 mit den Schwerpunkten<br />

Innere Medizin und besonders zur Vorbereitung<br />

Lungen-kranker auf ein Heilverfahren eröffnet.<br />

Als Nächstes wurden die Baupläne für Bottrop<br />

und Herne in Angriff genommen. Reichsarbeitsminister<br />

Brauns reagierte sofort und unterstrich,<br />

dass die Ruhrknappschaft diese Krankenhäuser<br />

„nicht nur nicht errichten, sondern die<br />

Errichtung nicht einmal vorbereiten dürfe“ 60 .<br />

Der Bochumer Knappschaftsvorstand wies die<br />

Einlassung des Reichsarbeitsministeriums als<br />

Eingriff in die Selbstverwaltung zurück und<br />

wandte sich wieder den Bauprojekten zu. Da in<br />

Herne mittlerweile das Marienhospital gebaut<br />

worden war, konzentrierte man sich auf die<br />

Standorte Hamm und Bottrop.<br />

Von 1928 bis 1930 entstand das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

KK 5 in Hamm mit den Schwerpunkten<br />

rheumatische sowie Herz- und Kreislauf-Erkrankungen.<br />

Nach ebenfalls zweijähriger<br />

Bauzeit wurde 1931 das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

KK 6 in Bottrop mit den Schwerpunkten<br />

chirurgische Versorgung, urologische Chirurgie,<br />

Chirurgie des Nervensystems und Behandlung<br />

der Knochentuberkulose seiner Bestimmung<br />

übergeben.<br />

Nach Fertigstellung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

Bottrop, dem letzten Krankenhaus<br />

vor der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten,<br />

wurde die Bauabteilung bis auf<br />

wenige Mitarbeiter, die für die Bauunterhaltung


notwendig waren, personell zurück gefahren.<br />

Magistratbaurat a.D. Max Uhlig schied aus<br />

Altersgründen aus, sein Nachfolger wurde der<br />

Architekt Hans Landgrebe. Aber an eine Planung<br />

des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es in <strong>Dortmund</strong><br />

war auf absehbare Zeit nicht mehr zu denken.<br />

Die Knappschaftsberufsgenossenschaft heute<br />

– Bergbauberufsgenossenschaft – hat Mitte der<br />

20er Jahre ein Grundstück in Gelsenkirchen-Buer<br />

von der damaligen Ruhrknappschaft erworben,<br />

welches der Allgemeine Knappschaftsverein<br />

zuvor offenbar als Bauerwartungsland für<br />

ein eigenes <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> vorgesehen<br />

hatte. Hier entstand 1927/1929 das<br />

„<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Bergmannsheil“ in<br />

Gelsenkirchen-Buer, welches von der Bauabteilung<br />

der Ruhrknappschaft für die Bergbauberufsgenossenschaft<br />

geplant wurde. Später, im<br />

Januar 1977, nachdem das 1903/1905 erbaute<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Gelsenkirchen keine<br />

Möglichkeiten mehr für eine bauliche Weiterentwicklung<br />

bot und ein neues hochmodernes<br />

katholisches Krankenhaus in unmittelbarer<br />

Nähe entstanden war, entschieden die Bergbauberufsgenossenschaften<br />

und die zum Verein<br />

gehörende Berufsgenossenschaft der Maschinen-<br />

sowie die Bau-Berufsgenossenschaft,<br />

den Standort zugunsten der Unfallklinik in<br />

Duisburg-Buchholz aufzugeben. Die Ruhrknappschaft<br />

erwarb zu einem günstigen<br />

Kaufpreis – der in der Höhe später vom Bundesversicherungsamt<br />

nicht genehmigt wurde<br />

– das Bergmannsheil in Gelsenkirchen-Buer<br />

als Ersatz für das abgängige <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

Gelsenkirchen.<br />

Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet<br />

23: 1973 ersetzte ein Neubau auf dem Grundstück des<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es Bochum-Langendreer<br />

das 1918 übernommene Krankenhausgebäude, das<br />

noch rechts unten im Bild zu sehen ist. Die Planung<br />

und Bauausführung erfolgte durch die Bauabt. der<br />

Ruhrknappschaft unter der Leitung des Architekten<br />

Willi Krampe.<br />

24: Im März 1984 wurde der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

Recklinghausen gefeiert. Die Planung<br />

und Bauausführung erfolgte durch die Bauabt. der<br />

Ruhrknappschaft unter der Leitung des Architekten<br />

Willi Krampe.<br />

23<br />

24<br />

23


Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />

1945<br />

Katastrophale Ernährungs- und Wohnverhältnisse<br />

treiben die Sterblichkeitsrate in die<br />

Höhe. Die Tuberkulose wird zur verheerenden<br />

Volkskrankheit, Grippe, Lungenentzündung und<br />

Geschlechtskrankheiten grassieren.<br />

1946<br />

Die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung im<br />

besetzten Deutschland erreicht einen Tiefpunkt.<br />

Es wird von Tod durch Verhungern berichtet.<br />

Das in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stehende<br />

Penizillin darf fast ein Jahr lang nur zur<br />

Behandlung der Gonorrhöe benutzt werden.<br />

1947<br />

Der US-amerikanische Pharmakologe John Ehrlich<br />

und Mitarbeiter entdecken und isolieren Chloramphenicol,<br />

ein wichtiges Antibiotikum gegen<br />

lebensbedrohliche Infektionen (Sepsis), wie etwa<br />

bei Typhus und anderen Stäbchenbakterien.<br />

In Marburg treffen sich Ärzte und Studenten zu<br />

einer Tagung und legen den Grundstein für den<br />

„Marburger Bund“.<br />

1948<br />

Die Weltgesundheitsorganisation (World Health<br />

Organisation = WHO) der Vereinten Nationen<br />

(UNO) wird mit Sitz in Genf gegründet.<br />

1949<br />

Erstmals wird ein Patient mit Schilddrüsenkarzinom<br />

von dem deutschen Nuklearmediziner<br />

Cuno Winkler mit Radium behandelt (sog.<br />

„Isotopentherapie“)<br />

1950<br />

Die beiden französischen Knochenchirurgen<br />

Jean und Robert Louis Judet berichten über ein<br />

künstliches Hüftgelenk aus Plexiglas, das sie<br />

einem Patienten eingepflanzt haben.<br />

In Chicago gelingt dem Chirurgen Richard H. Lawler<br />

die erste erfolgreiche Nierentransplantation.<br />

1951<br />

Die US-Amerikaner Benedict Cassen und L.<br />

Curtis, C.W. Reed und R.L. Libby führen die<br />

Szintigrafie in die Diagnostik ein, so dass eine<br />

Szintigrafie der Schilddrüse mit Radium (Jod 131)<br />

möglich wird.<br />

25<br />

1952<br />

Der amerikanische Herzchirurg Forest Dewey Dodrill<br />

beschreibt eine Herz-Lungen-Maschine, mit<br />

der das Herz während einer Operation vollständig<br />

vom Blutkreislauf abgekoppelt werden kann.<br />

Der Deutsche Bundestag verabschiedet das<br />

Gesetz über die Errichtung des Bundesgesundheitsamtes,<br />

dem die öffentliche Gesundheit<br />

untersteht.<br />

1953<br />

Der amerikanische Physiologe Nathaniel Kleitmann<br />

entdeckt im Schlaflabor den REM-Schlaf<br />

(rapid eye movements), bahnbrechend für<br />

die Schlaf- und Traumforschung. In den USA<br />

werden erstmals klinisch wirksame Substanzen<br />

bei der Chemotherapie bestimmter Krebsarten<br />

eingesetzt.<br />

1954<br />

Der Virologe Jonas E. Salk entwickelt aus dem<br />

mit Formol abgetöteten Poliomyelitis-Virus<br />

den ersten Impfstoff gegen Kinderlähmung.<br />

Der Schweizer Arzt Paul Niehans behandelt den<br />

schwer kranken Papst Pius XII mit der von ihm<br />

entwickelten „Frischzellentherapie“ und trägt<br />

damit offenbar zur Genesung bei.<br />

26


1955<br />

Deutsche Chirurgen entwickeln eine neue<br />

Methode zur Rekonstruktion der Speiseröhre.<br />

Das „Gesetz über Kassenarztrecht“ sichert den<br />

Kassenärzten das Monopol der ambulanten<br />

ärztlichen Versorgung. Leitende Krankenhausärzte<br />

können an der kassenärztlichen Versorgung<br />

beteiligt werden.<br />

1956<br />

Der Physiker Wladimir Kosma Zworykin verbreitet<br />

seine Ideen zur Verwendung des Computers<br />

in Medizin und Krankenhaus. Es handelt sich<br />

um eine Art erste Stufe eines „Krankenhausinformationssystems“<br />

(KIS). Der Bundestag<br />

verabschiedet das Gesetz über die Krankenversicherung<br />

der Rentner. Diejenigen Rentner,<br />

die in den letzten fünf Jahren ihres Erwerbslebens<br />

mindestens 12 Monate Beiträge an eine<br />

gesetzliche Krankenversicherung gezahlt haben,<br />

gelten nun als pflichtversicherte Mitglieder.<br />

1957<br />

Das erste Klinomobil, ein als Operationssaal<br />

konzipierter Bus, wird in Heidelberg eingesetzt.<br />

Mit zunehmender Verkehrsdichte wird das<br />

Klinomobil jedoch zu unbeweglich und später<br />

durch das „Rendezvous-System“ abgelöst, bei<br />

dem sich Notarztwagen und Ambulanzwagen<br />

am Unfallort treffen.<br />

1958<br />

Der britische Gynäkologe Ian Donald kann mit<br />

Hilfe der Ultraschalltechnik erstmals Abbildungen<br />

vom Kind im Mutterleib anfertigen. Der<br />

schwedische Herzchirurg Ake Senningg implantiert<br />

erstmals einen Herzschrittmacher.<br />

1959<br />

Die französischen Forscher J. Lejeune, M.<br />

Gauthier und R. Turpin können durch Chromosomenanalyse<br />

die Ursache des „Mongolismus“<br />

(Down-Syndrom) erklären.<br />

1960<br />

Ein neuartiges Dialyseverfahren, das von B. H.<br />

Scribner beschrieben wird, gibt Nierenkranken<br />

neue Hoffnung.<br />

Die erste „Antibabypille“ (Enovid) kommt auf<br />

den Markt. Der Röntgenbildverstärker wird<br />

allgemein in die Radiologie eingeführt.<br />

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes<br />

müssen künftig alle Ärzte zur kassenärztlichen<br />

Behandlung zugelassen werden.<br />

Bisher galt, dass nur ein Mediziner pro 500 Versicherte<br />

eine Kassenpraxis errichten konnte.<br />

1961<br />

Das Schlafmittel „Contergan“ wird für die<br />

Häufung von Missbildungen verantwortlich<br />

gemacht und vom deutschen Markt genommen.<br />

Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />

Der Onkologe Josef Issels versucht Naturheilverfahren<br />

bei krebskranken Patienten im Endstadium<br />

und wird wegen fahrlässiger Tötung in drei<br />

Fällen verurteilt. Im Revisionsverfahren wird er<br />

freigesprochen.<br />

1962<br />

Die Polio-Schluckimpfung wird eingeführt und<br />

senkt die Krankheitsfälle drastisch.<br />

1963<br />

Der Berliner Chirurg und Urologe Wilhelm Borsig<br />

führt die erste klinische Nierentransplantation<br />

in Deutschland durch.<br />

25: Die Delegierten der ersten Weltgesundheitsversammlung<br />

mit Mitarbeitern des WHO-Sekretariates im<br />

Juni 1948 in Genf. 62<br />

26: Wartezimmer eines deutschen Arztes um 1953. 63<br />

27: Ein Ultraschallgerät aus dem Jahre 1962 macht<br />

deutlich, wie grundlegend sich die Ultraschalldiagnostik<br />

in den letzten vier Jahrzehnten entwickelt hat. 64<br />

27<br />

25


Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />

1964<br />

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ)<br />

wird in Heidelberg eröffnet.<br />

Die Sendung „Gesundheitsmagazin Praxis“ wird<br />

erstmals am 3. 1. 1961 im ZDF ausgestrahlt.<br />

1965<br />

Der Bundestag novelliert das Krankenpflegegesetz<br />

von 1957. Das neue Recht soll die Ausbildung<br />

und Bezahlung von Pflegern und Schwestern<br />

attraktiver gestalten.<br />

1966<br />

Der Heidelberger Medizinstatistiker Herbert<br />

Immich publiziert nach langjähriger Vorarbeit<br />

den „klinischen Diagnoseschlüssel“. Er wird im<br />

deutschsprachigen Raum zum meistbenutzten<br />

Hilfsmittel zur numerischen Erfassung von<br />

Krankheiten.<br />

1967<br />

Der südafrikanische Chirurg Christiaan N.<br />

Barnard führt die erste Herztransplantation am<br />

Menschen im Groote-Schuur-Krankenhaus in<br />

Kapstadt durch.<br />

28<br />

Der kubanische Arzt und Politiker Ernesto „Che“<br />

Guevara Serna wird als Guerillakämpfer in<br />

Bolivien erschossen. Er war auf dem Gebiet der<br />

Politik der bekannteste Arzt im 20. Jahrhundert.<br />

1968<br />

Das Bundessozialgericht erkennt den Alkoholismus<br />

als Krankheit an.<br />

In Berlin wird Rudi Dutschke, einer der Wortführer<br />

der außerparlamentarischen Opposition<br />

(APO), bei einem Attentat lebensgefährlich<br />

verletzt. Die Studentenbewegung gibt durch<br />

ihre Kritik an der Arztausbildung dem Gesundheitswesen<br />

und der psychiatrischen Behandlung<br />

der Medizin Impulse für Reformen.<br />

1969<br />

Die erste Herztransplantation in Deutschland<br />

wird in München durchgeführt. Der Patient überlebt<br />

aber nur 27 Stunden. Das gleiche Schicksal<br />

ereilte einen Patienten, bei dem erstmals in<br />

Deutschland eine Lebertransplantation in Bonn<br />

durchgeführt wird.<br />

1970<br />

In der Bundesrepublik löst eine neue Approbationsordnung<br />

für Ärzte die Bestallungsordnung<br />

von 1936 ab und regelt sowohl die Ausbildung<br />

wie die Prüfungsvorschriften neu.<br />

1971<br />

Der „Arzt für Allgemeinmedizin“ wird in der<br />

Bundesrepublik als Berufsbezeichnung eingeführt,<br />

die nach einem vierjährigen Weiterbildungsgang<br />

erteilt wird.<br />

Gegen eine Arbeitsüberlastung und für Lohnerhöhungen<br />

streiken im Marburger Bund<br />

organisierte angestellte und beamtete Krankenhausärzte.<br />

1972<br />

Der Chemiker Paul Christian Lauterbur publiziert<br />

seine Idee von einer Aufzeichnung der<br />

Kernspinresonanz-Signale und leitet damit die<br />

entscheidenden Vorarbeiten für die Entwicklung<br />

der Kernspintomografie ein.<br />

29


Das Krankenhausfinanzierungsgesetz zur Kostendämpfung<br />

soll die wirtschaftliche Sicherung<br />

der Krankenhäuser durch die öffentliche Hand<br />

sichern.<br />

1973<br />

Die Computertomografie, ein Röntgenverfahren<br />

zur Erzeugung von Körperquerschnittsbildern, wird<br />

in Großbritannien der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

In der Bundesrepublik wird die medizinische<br />

Anwendung von Röntgenstrahlen durch die<br />

Röntgenverordnung geregelt.<br />

1974<br />

Der französische Arzt Frederik Leboyer veröffentlicht<br />

das Buch „Geburt ohne Gewalt“, in dem er<br />

für eine „sanfte Geburt“ eintritt.<br />

Mit absoluter Mehrheit verabschiedet der<br />

Bundestag die Reform des § 218, die die Schwangerschaftsunterbrechung<br />

innerhalb der ersten<br />

zwölf Wochen nach der Empfängnis legalisiert.<br />

1975<br />

Der Blutstrom in den Halsgefäßen wird durch<br />

die „Dopplersonografie“, eine Sonderform der<br />

Ultraschalldiagnostik, direkt gemessen. Damit<br />

können krankhafte Verengungen genau festgestellt<br />

werden.<br />

Das Krankenhausinformationssystem (KIS) wird<br />

von dem deutschen Medizinstatistiker Gerd<br />

Griesser in Kiel eingerichtet. Es soll einen effektiven<br />

Betrieb von Krankenhäusern ermöglichen.<br />

1976<br />

Der deutsche Chirurg Julius Hackethal löst mit<br />

seinem Buch „Auf Messers Schneide“ eine lebhafte<br />

Diskussion über ärztliche Kunstfehler aus.<br />

In Seveso, in der Nähe von Mailand, wird in dem<br />

Chemiewerk ICMESA (eine Tochtergesellschaft<br />

von Hoffmann-La Roche) nach einem Unfall das<br />

Gift Dioxin freigesetzt.<br />

Der Bundestag verabschiedet ein Gesetz zur<br />

Verschärfung des Arzneimittelrechtes. Es regelt<br />

u. a. die Prüfung von neuen Medikamenten.<br />

1977<br />

Die amerikanische Food and Drug Administration<br />

(FAD) schlägt ein Verbot des Saccharins als<br />

Süßstoff und Nahrungsmittelzusatz vor. Hohe<br />

Gaben des Zuckerersatzstoffes begünstigten bei<br />

Labortieren die Bildung von Blasenkrebs.<br />

1978<br />

Der Düsseldorfer Umwelthygieniker Friedrich<br />

Pott weist den Zusammenhang zwischen Asbestfasern<br />

und einer Krebsentstehung nach.<br />

Die AIDS-Epidemie nimmt ihren Anfang in den<br />

USA.<br />

In Oldham (Großbritannien) wird das erste „Retortenbaby“<br />

der Welt geboren. Es handelt sich<br />

um eine In-vitro-Fertilisation (IVF).<br />

Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />

1979<br />

Das Deutsche Krebsforschungsinstitut in<br />

Heidelberg veröffentlicht einen Krebsatlas der<br />

Bundesrepublik, der Aufschluss über die regionale<br />

Verteilung der Sterblichkeitsraten für 24<br />

Krebsformen gibt.<br />

1980<br />

Aufgrund einer amerikanischen Studie zur<br />

Behandlung von Brustkrebs (National Surgical<br />

Adjuvant Breast Cancer Project) wird das Ausmaß<br />

der Radikaloperationen reduziert.<br />

An der Münchener Universitätsklinik wird die<br />

Zertrümmerung von Nierensteinen mit Hilfe<br />

von Stoßwellen klinisch erprobt.<br />

28: Schwesternausbildung der Bundesrepublik 1965.<br />

Damals forderte der Weltbund der Krankenschwestern<br />

eine Verbesserung der Ausbildung. 65<br />

29: Berliner Ärzte demonstrieren in der Innenstadt. Sie<br />

fordern u. a. eine 100%ige Bezahlung des Bereitschaftsdienstes.<br />

66<br />

30: Das erste Gerät zur nichtinvasiven Zerkleinerung<br />

von Nierensteinen durch Stoßwellen, der sog. Nierenlithotripter,<br />

wurde ab 1980 eingesetzt. 67<br />

30<br />

27


Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />

1981<br />

Der Münchener Herzchirurg Fritz Sebening<br />

führte die erste erfolgreiche Herztransplantation<br />

in der Bundesrepublik durch.<br />

Der „erste Medizinische Kongress zur Verhinderung<br />

eines Atomkrieges“ findet in Hamburg<br />

statt. Zunächst reagiert die ärztliche Standesvertretung<br />

ablehnend darauf. So ist im Deutschen<br />

Ärzteblatt von der „Propaganda ideologischer<br />

Fremdenlegionäre“ die Rede.<br />

1982<br />

Das neue bildgebende Verfahren der Kernspintomografie<br />

eröffnet eine neue Dimension in der<br />

radiologischen Diagnostik, ohne die Patienten<br />

mit Strahlung zu belasten.<br />

1983<br />

Das Großklinikum Aachen wird nach zwölfjähriger<br />

Bauzeit weitgehend fertig gestellt.<br />

Auf dem 86. Deutschen Ärztetag in Kassel steht<br />

die sog. „Ärzteschwemme“ im Mittelpunkt der<br />

Verhandlung.<br />

31<br />

1984<br />

In Essen findet eine Konferenz der Initiative<br />

gegen Pseudokrupp statt. Immer stärker rückt<br />

die Umweltverschmutzung als Ursache für Gesundheitsschäden<br />

in den Blick der Medizin.<br />

1985<br />

Die Folgen von AIDS und die Abwehr der Seuche<br />

werden heftig diskutiert, so die „Safersex-Kampagne“<br />

und die Überlegungen der bayerischen<br />

Landesregierung zur Isolierung der Kranken.<br />

Die Internationale Ärztevereinigung zur Verhinderung<br />

eines Atomkrieges (IPPNW) erhält in<br />

Oslo den Friedensnobelpreis.<br />

1986<br />

An der Universitätsklinik Erlangen gelingt die<br />

Zerstörung von Gallengangsteinen mit Hilfe von<br />

Laserstrahlen.<br />

Die WHO teilt mit, dass der Tabakkonsum jährlich<br />

mindestens eine Million Tote fordert und<br />

90 % der Fälle von Lungenkrebs verursacht.<br />

31: Durch starke Magnetfelder ändert sich der Gesamtdrehimpuls<br />

bestimmter Atomkerne (Kernspin), deren<br />

„Resonanz“ gemessen wird. Durch den Kernspintomograph<br />

(MRT) lassen sich ohne Röntgenstrahlung<br />

Weichteilgewebe mit scharfem Kontrast abbilden. 68<br />

32: Auch die Poliklinik in der Johannisstraße hat keine<br />

Überlebenschancen; sie wird 1992 geräumt. 69<br />

33: Entfernen einer Gallenblase mit Hilfe der minimal<br />

invasiven Chirurgie. Durch Trokare (Kanülen) werden<br />

seit 1992 die Instrumente in den Bauchraum eingeführt.<br />

70<br />

34: „Dolly“ mit Ron James, einem Abteilungsleiter am<br />

Rosalin Institute im Jahre 1997. 71<br />

1987<br />

Einer internationalen Forschungsgruppe gelingt<br />

die Identifizierung eines Gens, das die für die<br />

Alzheimer’sche Krankheit typische Veränderung des<br />

Gehirngewebes verursacht. Das betreffende Amyloid<br />

produzierende Gen sitzt auf Chromosom 21.<br />

Die Bundesregierung richtet einen Arbeitsschwerpunkt<br />

„Allergische Erkrankungen“ mit<br />

einer Ausstattung von 30 Mio. DM ein.<br />

1988<br />

In Nordrhein-Westfalen beginnt ein Modellversuch<br />

mit Methadon, das kostenlos als Ersatzdroge<br />

an Heroinabhängige ausgegeben wird.<br />

Mit den Stimmen der CDU/CSU und FDP wird<br />

in Bonn das Gesundheitsreformgesetz verabschiedet,<br />

das u. a. Festpreise für vergleichbare<br />

Arzneimittel einführt. Schon bald zeigt sich das<br />

Gesetz als wirkungslos.<br />

1989<br />

Das Memminger Landgericht verurteilt einen<br />

Frauenarzt wegen Verstoßes gegen den § 218<br />

zu zweieinhalb Jahren Gefängnisstrafe. In die<br />

Strafe einbezogen ist eine einjährige Freiheits-<br />

32


strafe wegen Steuerhinterziehung. Das Urteil<br />

löst in weiten Teilen der weiblichen Bevölkerung<br />

Empörung aus. 1991 kommt es zu einer teilweise<br />

erfolgreichen Revisionsverhandlung vor dem<br />

Bundesgerichtshof.<br />

1990<br />

Mit der Vereinigung der beiden deutschen<br />

Staaten kommt es zu einer tiefgreifenden Umwälzung<br />

im Gesundheitswesen der DDR. Dies<br />

bedeutete auch in allen Bereichen des Gesundheitswesens<br />

einen radikalen Bruch mit dem<br />

alten System der DDR.<br />

1991<br />

In Hamburg wird das erste medizinische Zentrum<br />

(Medical Center) in der Bundesrepublik<br />

eingerichtet. Ein privater Betreiber stellt den<br />

praktizierenden Fachärzten medizinische Geräte<br />

zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung, wofür<br />

diese einen Teil ihres Honorares abführen.<br />

1992<br />

In der Bundesrepublik beginnt eine heftige<br />

Diskussion über Gesundheitsschäden durch elektromagnetische<br />

Strahlung („Elektrosmog“).<br />

Während des 21. Symposiums der Chirurgischen<br />

33<br />

Arbeitsgemeinschaft für Endoskopie (CAE) in<br />

Göttingen werden neue Methoden der Operation<br />

mit Hilfe des Endoskops vorgestellt.<br />

1993<br />

Der menschliche Urin wird wieder als Heilmittel<br />

entdeckt. Die Journalistin Carmen Thomas<br />

veröffentlicht ihren populären Gesundheitsratgeber<br />

„Ein ganz besonderer Saft – Urin“, der zu<br />

einem Bestseller wird.<br />

1994<br />

Der Deutsche Bundestag beschließt das Gesetz<br />

zur Pflegeversicherung. Zur Gegenfinanzierung<br />

wird ein Feiertag gestrichen.<br />

1995<br />

Bundesgesundheitsminister Seehofer hebt die<br />

Importbeschränkungen für britisches Rindfleisch<br />

zum Schutz vor BSE („Rinderwahn“)<br />

teilweise auf.<br />

Die Tübinger Molekularbiologin Christiane<br />

Nüsslein-Volhard wird zusammen mit Edward B.<br />

Lewis und Eric Wieschuas für ihre Entdeckungen<br />

im Bereich der „genetischen Kontrolle der frühen<br />

Embryonalentwicklung“ mit dem Nobelpreis<br />

ausgezeichnet. Damit erhält erstmals eine<br />

deutsche Frau einen solchen Preis.<br />

1996<br />

Die zweite Stufe der Pflegeversicherung tritt in<br />

Kraft. Der Beitragssatz steigt von 1 auf 1,7 % des<br />

Bruttogehalts. Als wichtige Neuregelung wird<br />

Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />

die stationäre Pflege übernommen.<br />

Es kommt zu einzelnen Protestaktionen von<br />

Ärzten, denen wegen Überschreitung des Budgets<br />

für die Verschreibung von Arzneimitteln<br />

Strafzahlungen drohen.<br />

1997<br />

Das geklonte Schaf „Dolly“ wird in Edinburgh<br />

vorgestellt und führt zu Debatten über die<br />

ethische und rechtliche Zulässigkeit eines<br />

eventuell möglichen Klonens von Menschen aus<br />

Körperzellen.<br />

Die dritte Stufe der Gesundheitsreform tritt in<br />

Kraft, u. a. wird die Eigenbeteiligung der Patienten<br />

angehoben.<br />

Die US-Tabakindustrie erklärt sich bereit,<br />

206 Mrd. Dollar an 46 US-Bundesstaaten zur<br />

Behandlung und Prävention von Raucherkrankheiten<br />

zu zahlen.<br />

34<br />

29


Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />

1998<br />

Die US-Gesundheitsbehörde FDA erteilt dem<br />

potenzsteigernden Medikament „Viagra“ die<br />

Zulassung auf dem Arzneimittelmarkt.<br />

Mit einem bundesweiten Aktionstag protestieren<br />

Ärzte gegen das „Vorschaltgesetz“, das im<br />

Bundesrat behandelt wird. Sie befürchten sinkende<br />

Einkommen und eine Verschlechterung<br />

der Patientenversorgung.<br />

1999<br />

Die Bundesregierung unterstützt die WHO bei<br />

der Ansiedlung einer neu zu bildenden Abteilung<br />

des Europäischen Zentrums für Umwelt<br />

und Gesundheit in Bonn. Damit soll der Zusammenhang<br />

von Umwelt und Gesundheit herausgestellt<br />

werden.<br />

2000<br />

Die „Gesundheitsreform 2000“ für die gesetzliche<br />

Krankenversicherung (GKV) tritt in Kraft.<br />

Die Frage nach der Finanzierung des Gesundheitssystems<br />

bleibt in den folgenden Jahren ein<br />

zentrales Thema in der deutschen Innenpolitik.<br />

2001<br />

Die amerikanische Firma Advanced Cell Technology<br />

(ACT) hat nach eigenen Angaben den ersten<br />

menschlichen Embryo geklont.<br />

2002<br />

Das Fallpauschalengesetz erlaubt Krankenhäusern<br />

und Krankenkassen die freiwillige Vereinbarung<br />

von Fallpauschalen (DRG) und sieht<br />

ursprünglich eine Konvergenzphase bis 2007<br />

vor. Danach sollten alle Leistungen der Krankenhäuser<br />

unabhängig von der Verweildauer der<br />

Patienten im Krankenhaus abgerechnet werden.<br />

2003<br />

Um Krankenkassen vom Kostendruck zu entlasten,<br />

sieht das Gesundheitsmodernisierungsgesetz<br />

eine höhere Eigenbeteiligung der Krankenversicherten<br />

(Praxisgebühren, Einführung eines<br />

generellen Selbstbehalts etc.) vor.<br />

2004<br />

Die britische Regierung gibt dem Antrag zum<br />

Klonen menschlicher Embryonen statt, während<br />

in Europa um ethisch-moralische Fragen des<br />

Klonens gestritten wird.<br />

2005<br />

Barry James Marshall und J. Robin Warren<br />

erhalten den Nobelpreis für die Entdeckung des<br />

Heliocobacter pylori im Jahre 1982. Das Bakterium,<br />

das im menschlichen Magen vorkommt,<br />

ist für eine Reihe von Magenerkrankungen wie<br />

Gastritis und Magengeschwüre verantwortlich.<br />

Es gilt als ein Risikofaktor für die Entstehung<br />

von Magenkrebs.<br />

2006<br />

In Europa werden erstmals Fälle von H5N1infizierten<br />

Wildvögeln bekannt. Mehrere tote<br />

Schwäne werden auf Rügen gefunden, die mit<br />

der Vogelgrippe infiziert sind. Obwohl das Risiko<br />

des Übergangs der Infektion auf Menschen<br />

äußerst gering ist, wird es in der Öffentlichkeit<br />

lebhaft diskutiert.<br />

Ein erster Impfstoff der das Virus bekämpfen<br />

soll, das den Gebärmutterhalskrebs auslösen<br />

kann, kommt auf den Arzneimittelmarkt.<br />

2007<br />

Eine allgemeine Krankenversicherungspflicht<br />

wird ebenso durch das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz<br />

eingeführt wie der einheitliche<br />

Beitragssatz in der GKV ab 2009.<br />

Mit der Unterstützung weiter Bevölkerungsteile<br />

setzten angestellte Ärzte strukturelle Verbesserungen<br />

und höhere Einkommen für sich durch.<br />

2008<br />

Der Magdeburger Radiologe Prof. Dr. Jens Ricke<br />

setzt einen offenen Kernspintomographen<br />

(MRT) ein, um Tumorzellen zu behandeln. Dieser<br />

spezielle MRT ist als ein nach oben hin geöffneter<br />

Halbkreis konstruiert, der für das Operationsteam<br />

den Platz bietet, um unter Sichtkontrolle<br />

winzige Schläuche zu den Krebstumoren<br />

zu schieben. Durch die Schläuche werden<br />

Radiosonden direkt an die Metastasen in der<br />

Leber platziert.


1958–2008<br />

Vertrauen in die Zukunft<br />

31


Vertrauen in die Zukunft<br />

Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

<strong>Dortmund</strong><br />

D<br />

ie Geschichte des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

<strong>Dortmund</strong> (auch KK 7 genannt) beginnt im Wesentlichen<br />

1913 mit dem Beschluss des Knappschaftsvereins, zehn<br />

Knappschaftskrankenhäuser zu bauen, so auch in <strong>Dortmund</strong>.<br />

Zuvor, 1908, hatte bereits der Verband der <strong>Dortmund</strong>er Gemeinden<br />

Asseln, Brackel und Wickede ein Schreiben an den<br />

Knappschaftsverein in Bochum gerichtet, in dem er sich nach<br />

einem Baudarlehen für ein Krankenhaus erkundigte. 76 Von<br />

1912 bis 1914 pachtete die Knappschaft in <strong>Dortmund</strong>-(Alten)<br />

Derne ein Krankenhausgebäude und schließlich folgte 1914<br />

ein Beschluss zum Erwerb eines Grundstückes in <strong>Dortmund</strong><br />

am Nussbaumweg.<br />

Den weiteren Bauplanungen setzte zunächst die Weltwirt-<br />

schaftskrise und ab 1933 das Nationalsozialistische System<br />

ein vorläufiges Ende.<br />

Der Zweite Weltkrieg mit verheerenden Zerstörungen durch<br />

Bombenangriffe, denen auch die Hauptverwaltung der Ruhrknappschaft<br />

zum Opfer fiel, führte nach 1945 zunächst zum<br />

Wiederaufbau der beschädigten und zerstörten Gebäude der<br />

Ruhrknappschaft. In der unmittelbaren Nachkriegszeit gab<br />

es vielfache Probleme aufgrund unzureichender Existenzbedingungen<br />

(Wohnen, Essen, Kleidung), einer desolaten Situation<br />

der Volkswirtschaft mit allgegenwärtigen Mangelsituationen<br />

und einem politischen System, das sich erst langsam<br />

unter alliiertem Genehmigungsvorbehalt entwickelte.<br />

Im August 1945 erstattete der Regierungspräsident in Arnsberg<br />

dem Präsidenten im Staatshochbauamt Düsseldorf Bericht<br />

über die Krankenhaussituation in seinem Bezirk. Nachdem<br />

er die Ausmaße der Zerstörung allgemein geschildert<br />

hatte, ging er auf die Verhältnisse in den einzelnen Städten<br />

ein und kam zu dem Urteil: ... Schwierigkeiten bezüglich der<br />

35: <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> in <strong>Dortmund</strong>-Derne.<br />

36: Nachdem Kleingärtner das Baugrundstück der<br />

Knappschaft am Nussbaumweg nutzten, wurde<br />

zunächst ein Standort an der Brechtener Straße in<br />

<strong>Dortmund</strong> als Ausweichmöglichkeit erwogen. Unter<br />

dem Grundstück befanden sich jedoch Abbaufelder<br />

der Zeche Minister Stein, die Bergschäden befürchten<br />

ließen. Deshalb wurde Abstand von der Fläche in<br />

<strong>Dortmund</strong>-Kemminghausen genommen.<br />

35<br />

36<br />

33


Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />

37: Der Architekt des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

Hans Landgrebe 79 .<br />

38: Grundriss des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong>.<br />

Rechts (östlich) im Bild der Wieckesweg und<br />

oben (nördlich) der Brackeler Hellweg 82 .<br />

37<br />

38<br />

Unterbringung in Krankenhäusern bestehen<br />

vor allem in <strong>Dortmund</strong>, Bochum, Witten, Hagen<br />

umd Hamm ... Am ernstesten ist die Lage zweifellos<br />

in <strong>Dortmund</strong>.“ 72<br />

In dieser Zeit bestanden noch keine Vorstellungen<br />

darüber, ob und wann der Plan des<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> verwirklicht<br />

werden konnte. 72a<br />

Nachdem 1948 die Währungsreform auch die<br />

wirtschaftliche Erholung psychologisch begleitete73<br />

, stellte der Kurausschuss der Ruhrknappschaft<br />

in seiner Sitzung am 6. Oktober 1949<br />

– wie bereits vor dem Ersten Weltkrieg – fest,<br />

„dass die krankenhausmäßige Versorgung der<br />

Bevölkerung, insbesondere der knappschaftlich<br />

versicherten Bergleute, Rentner und ihrer Angehörigen<br />

im <strong>Dortmund</strong>er Raum sehr mangelhaft<br />

sei“ und möglichst bald verbessert werden<br />

müsse74 . Für ca. 500.000 Einwohner im Raume<br />

<strong>Dortmund</strong> waren nur 4078 Betten vorhanden, es<br />

fehlten rechnerisch 1312 Betten75 .<br />

Schon Ende 1949 sprach sich der Vorstand der<br />

Ruhrknappschaft dafür aus, mit den Vorbereitungen<br />

für den Neubau eines Krankenhauses in<br />

<strong>Dortmund</strong> zu beginnen.<br />

In der Grundstücksfrage tauchten die ersten<br />

Schwierigkeiten auf. Das 1914 erworbene<br />

Grundstück am Nussbaumweg war<br />

inzwischen an einen Gartenbauverein<br />

zur kleingärtnerischen Nutzung<br />

verpachtet worden. Es stand<br />

damit für den Bau eines Krankenhauses<br />

nicht mehr zur<br />

Verfügung, denn die Stadt <strong>Dortmund</strong> setzte sich<br />

für die Kleingärtner ein, da dort „große Werte<br />

vernichtet und darüber hinaus viele wirtschaftlich<br />

schwache Familien, die aus den Gärten<br />

einen Teil ihres Lebensunterhaltes deckten,<br />

geschädigt würden“ 76 . Andererseits wollte die<br />

Stadt das Bauvorhaben der Knappschaft nicht<br />

gefährden und bot einen Grundstückstausch<br />

an, nachdem auch kurzzeitig erwogen wurde,<br />

das Krankenhaus in <strong>Dortmund</strong>-Kemminghausen<br />

zu errichten77 . Schließlich wurde aber mit<br />

der Stadt <strong>Dortmund</strong> am 27. Februar 1951 der<br />

Tausch vom Nussbaumweg auf das jetzige ca.<br />

7,5 ha große Grundstück am Wieckesweg und<br />

Breierspfad verabredet. Bis zur Entscheidung<br />

benötigte die Stadt ein weiteres Jahr, da sie<br />

selbst das Grundstück noch erwerben musste.<br />

Zur Haupterschließung des Krankenhauses vom<br />

Wieckesweg wurde später noch ein Grundstück<br />

mit einer Fläche von 1.000 m2 hinzu gekauft.<br />

Die ab 1950 durchgeführte Vorplanung des<br />

Neubaus fiel in eine Zeit, in der es noch darum<br />

ging, Kriegsschäden mit bescheidenen, oft noch<br />

bezugscheinpflichtigen Baustoffen zu beseitigen.<br />

In der stationären Patientenversorgung der<br />

Krankenhäuser bestand ein Versorgungsnotstand.<br />

Es fehlten Finanzen, Betten und Behandlungseinrichtungen.<br />

Hinzu kam das fehlende<br />

Wissen um einen modernen Krankenhausbau.<br />

Während der Zeit der nationalsozialistischen<br />

Herrschaft wurden so gut<br />

wie keine Krankenhäuser gebaut.<br />

Es gab faktisch keine<br />

Weiterentwicklung<br />

im deutschen Kranken-


hausbau seit der Weltwirtschaftskrise von 1929.<br />

Erfahrene Krankenhausarchitekten gab es in der<br />

Nachkriegszeit kaum. Viele waren im Krieg geblieben<br />

oder hatten inzwischen die Altersgrenze<br />

erreicht. Der im Krankenhausbau erfahrene<br />

Leiter der Bauabteilung der Ruhrknappschaft<br />

Hans Landgrebe erreichte im März 1953 das 65.<br />

Lebensjahr und hätte dann aus Altersgründen<br />

ausscheiden müssen. Zunächst jedoch wurde<br />

unter seiner maßgeblichen Leitung am 12.<br />

Februar 1951 im Bauausschuss der Ruhrknappschaft<br />

ein vorläufiges Bauprogramm für den<br />

Krankenhausneubau in <strong>Dortmund</strong> besprochen.<br />

Die Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie/<br />

Geburtshilfe und eine Röntgenabteilung sollten<br />

in dem Haus vertreten sein. Weil ein Zugang<br />

vom Wieckesweg, der damals noch Wicksweg79 hieß, noch nicht gesichert war, wurde zunächst<br />

an eine Hauptzufahrt über den Breierspfad<br />

gedacht. Zur Gliederung des Baukörpers gab es<br />

unterschiedliche Vorstellungen. Architekt Hans<br />

Landgrebe empfahl eine achtgeschossige Hochhauslösung<br />

in T-Form. Architekt Clemens Lohn,<br />

Landgrebes zunächst designierter Nachfolger,<br />

schlug einen elfgeschossigen Bau in Y-Form<br />

vor. Gegen die Y-förmige Vorplanung erhob<br />

die Bauordnungsbehörde der Stadt <strong>Dortmund</strong><br />

starke Bedenken. Daraufhin beauftragte der<br />

Vorstand Landgrebe mit der Vorplanung, so<br />

dass bei der Vorstandssondersitzung am 2. 5.<br />

1952 der Neubau endgültig beschlossen und der<br />

Kostenrahmen genehmigt wurde80 .<br />

Im Juni 1953 begannen die Arbeiten zur Geländeregulierung.<br />

Die überschlägigen Kosten für den<br />

Neubau ohne Grunderwerb und Einrichtungen<br />

wurden auf 17,5 Millionen DM geschätzt. Der<br />

Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />

Landesarbeitsminister fürchtete Probleme bei<br />

der Finanzierung der Maßnahme, da der Steinkohlebergbau<br />

an der Ruhr seit 1950 zunehmend<br />

durch billigere Exportkohle unter strukturellen<br />

Druck geriet, der lediglich durch den Nachfrageboom<br />

aufgrund der Korea-Krise überdeckt<br />

wurde81 . Die Abrechnung der Baumaßnahme im<br />

Jahr 1958 lag bei 25,5 Millionen DM82 .<br />

Über die Planung des Bettenhauses gab es zahlreiche<br />

Diskussionen innerhalb der Knappschaft,<br />

auf deren Entscheidungen externe Gutachter<br />

und Genehmigungsbehörden einwirkten. Den<br />

Entscheidungen der Selbstverwaltung waren<br />

im Bauausschuss ausführliche Diskussionen<br />

insbesondere zum Bettenhaus und zur Lage der<br />

Kochküche vorausgegangen. Zur endgültigen<br />

Planung des Bettenhauses war es notwendig,<br />

den Standort der Küche festzulegen. Die erarbeitete<br />

Lösung, die Küche im obersten Geschoss<br />

des zentralen Mittelbaues auszuweisen bildete<br />

ein Novum mit mehr Vor- als Nachteilen.<br />

Vorteile: Die Speisen wurden über zwei Versorgungsaufzüge<br />

kurzwegig und kreuzungsfrei<br />

direkt in die Stationsküchen gefördert und<br />

innerhalb der Stationen portioniert und verteilt.<br />

Die Verbreitung von Küchengerüchen innerhalb<br />

des Hauses wurde vermieden.<br />

Nachteil: Die Gemüsevorbereitung verblieb im<br />

Untergeschoss im Bereich der Anlieferung um<br />

Aufzugskapazitäten für unnötige Entsorgungstransporte<br />

zu sparen.<br />

Die Angebote externer Firmen geputztes Gemüse<br />

direkt zur Hauptküche zu liefern, hoben die<br />

39: Vorstand der Ruhrknappschaft 1958 86 .<br />

40: Die „Hauptküche“, hier noch mit Oberlichtern in<br />

der Decke, war über zwei Aufzüge mit den Stationen<br />

verbunden, wo eine Portionierung der Mahlzeiten<br />

erfolgte 83 .<br />

39<br />

40<br />

35


Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />

41: Die „Fächer“ des Bettenhauses im Bauteil A bis<br />

C sind in den unteren Stockwerken 1955 bereits<br />

ausgemauert. In den oberen Stockwerken ist das noch<br />

„nackte“ Stahlbetonskelettfachwerk zu sehen.<br />

42: Zweibettzimmer 1958 84<br />

43: Vierbettzimmer 1958 85<br />

41<br />

42<br />

43<br />

anfänglichen Nachteile der räumlichen Trennung<br />

bald auf. Die Gemüseputzräume konnten<br />

anderen Nutzungszwecken zugeführt werden.<br />

Kochen am Band und die zentrale Portionierung<br />

bildeten in den fünfziger Jahren noch nicht die<br />

Grundlage der Speiseversorgung. Die ursprüngliche<br />

großzügig bemessene Küchenplanung<br />

gestattete es, problemlos die Kochküche umzurüsten<br />

und Kochen am Band mit zentraler<br />

Portionierung im Tablettsystem einzuführen.<br />

Die vorhandenen Versorgungsaufzüge zwischen<br />

Koch- und Stationsküchen boten sich später<br />

zur Umrüstung an und konnten dem Aufzugsknoten<br />

zugeordnet für die Versorgung als<br />

Mehrzweckaufzug einer besseren Auslastung<br />

zugeführt werden.<br />

Rasch fiel die Entscheidung über das Heizungs-<br />

system. Anstelle der damals üblichen Radiato-<br />

renheizung wurde die in Stahlbeton einbeto-<br />

nierte Deckenstrahlungsheizung gewählt. Dieses<br />

System bietet durch wesentlich geringere Staubverwirbelung<br />

eine bessere Hygiene, allerdings bei<br />

größerer Regelungsträgheit. Aber nicht nur bei<br />

der Heizung suchte man neue Wege. So erhielten<br />

alle Patientenzimmer Kleiderschränke – in der<br />

Nachkriegszeit noch nicht selbstverständlich –<br />

in denen die Patienten ihre Straßenkleidung und<br />

persönlichen Utensilien unterbringen konnten.<br />

Üblich war es durchaus noch die Straßenkleidung<br />

von der Aufnahme bis zur Entlassung in<br />

einem zentralen Depot zu lagern.<br />

Erörtert wurde auch, ob auf die Fassadenausmauerung<br />

verzichtet und dass Stahlbetonskelettfachwerk<br />

in voller Breite und Höhe<br />

sichtbar in Glas zu öffnen sei. Ferner ob bei<br />

einer Ausmauerung, die Fassade verputzt oder<br />

verklinkert werden sollte. Das nebenstehende<br />

Foto des Bettenhauses Bauteil A, B, und C stellt<br />

die Unterschiede anschaulich dar.<br />

Die Gutachter hielten die Fensterflächen für zu<br />

klein. Architekt Landgrebe hielt die Fenstergrößen<br />

für Patienten die in ihrem Zustand ein ausgewogenes<br />

Verhältnis zu Licht und Luft, aber<br />

keine Lichtüberflutung suchen, für angemessen.<br />

Er konnte die Selbstverwaltung überzeugen.<br />

Diese Auffassung hat sich bis heute nicht<br />

geändert.<br />

Selbst die Anzahl der Toiletten wurde diskutiert.<br />

Im Protokoll des Bauausschusses hieß es dazu:<br />

„Der Bauausschuss weist darauf hin, dass die<br />

Anzahl von drei Toilettenanlagen je Station<br />

reichlich bemessen ist“. Die damaligen Bauvorschriften<br />

sahen nur zwei WCs bei der geplanten<br />

Stationsgröße vor.<br />

Nachdem zunächst 50 bis 52 Betten pro Station<br />

überlegt wurden, waren bald 35 Betten je<br />

Station konsensfähig. Mit der verringerten Bettenzahl<br />

pro Station war die Hoffnung auf eine<br />

optimale Flexibilität bei der Bettenbelegung, es<br />

gab noch eine strikte Trennung von Männern<br />

und Frauen auf den Stationen, verbunden. Wie<br />

viele Betten jedoch in einem Zimmer stehen<br />

sollten, war umstritten. Wie bescheiden in der<br />

frühen Nachkriegsphase die Ansprüche waren,<br />

zeigt das Sitzungsprotokoll des Bauausschusses<br />

vom 12. 2. 1951. Dort heißt es: „Die Einrichtung<br />

von besonderen Beamten- und Privatstationen<br />

kann unterbleiben, weil sämtliche Krankenzimmer<br />

für nur drei Betten vorgesehen sind.“ Selbst


das Dreibettzimmer entsprach Anfang 1951 noch<br />

einem hohen Standard, der angestrebt wurde.<br />

Üblich waren zu Beginn der 50er Jahre oft noch<br />

große Krankensäle, die eine Station bildeten. So<br />

empfahl das Institut für Krankenhausbau der<br />

Technischen Universität Berlin Drei- und Vierbettzimmer<br />

für das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong>. Die Anregung des Instituts bei einer<br />

Stationsgröße von 35 Betten Drei- und Vierbettzimmer<br />

vorzusehen, führte am 6. 10. 1952 zur<br />

erneuten Diskussion im Bauausschuss.<br />

Um den Vorteil der geringeren Krankenzimmertiefe<br />

bei Zweibettzimmern gegenüber dem<br />

Nachteil der größeren Tiefe bei Dreibettzimmern<br />

zu gewinnen, empfahl der Ausschuss<br />

einen weiteren Grundriss zum Vergleich mit<br />

ausschließlicher Zweibettzimmertiefe erarbeiten<br />

zu lassen. Der Bauausschuss stellt fest, dass<br />

die Forderung von Bettenzimmern gleicher Größe<br />

und Ausstattung dem Charakter des Hauses<br />

als Bergmannskrankenhaus in bester Weise<br />

entspricht. Die Unterbringung soll grundsätzlich<br />

gleichwertig sein. Am 7.11.1952 empfahl der<br />

Ausschuss sogar für die Krankenstationen nur<br />

noch Zwei- und Einbettzimmer vorzusehen.<br />

Gegen diese Lösung wandte sich das Staatshochbauamt<br />

Düsseldorf in einer Stellungnahme,<br />

die der Ruhrknappschaft als Erlass des<br />

Arbeitsministeriums zuging. Den Kompromissvorschlag<br />

des Architekten Landgrebe übernahm<br />

der Bauausschuss und schlug dem Vorstand pro<br />

Station 4 Zimmer mit 4 Betten, 8 Zimmer mit 2<br />

Betten und 1 Zimmer mit einem Bett vor.<br />

Die zur Beratung hinzugezogenen Chefärzte<br />

stimmten dem Kompromissvorschlag zur Bettenverteilung<br />

zu. Für die nach Norden ausgewie-<br />

Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />

senen OP-Räume lehnten sie aus hygienischer<br />

Sicht Klimaanlagen ab und empfahlen es bei<br />

Spezial-Lüftungsfenstern (System Garny) zu<br />

belassen.<br />

Nachdem bereits im Juni 1953 mit den Arbeiten<br />

zur Geländeregulierung begonnen wurde,<br />

konnte dem Bauausschuss am 1. 2. 1954 – nach<br />

zweijährigem Vorlauf – der endgültige Entwurf<br />

und Kostenvoranschlag für das Bettenhaus vorgelegt<br />

werden. Dabei wurden die Anregungen<br />

und Bedenken der Genehmigungsbehörden<br />

ebenso berücksichtigt wie die neue Polizeiverordnung<br />

für Bau und Errichtung von Krankenhäusern<br />

sowie die Richtlinien für Hochhäuser.<br />

Der Entwurf sah für die beiden Bettenflügel in<br />

7 Geschossen nun endgültig 14 Stationen mit<br />

je 33 Betten in der Mischung von Vier-, Zwei- u.<br />

einem Einbettzimmer insgesamt 462 Betten<br />

vor. Die Planungen umfassten die Einrichtung<br />

folgender Stationen Chirurgie/Orthopädie<br />

(6 Stationen), Innere Medizin (5 Stationen),<br />

Geburtshilfe/Gynäkologie (2 Stationen) und eine<br />

Strahlenstation.<br />

Mit den Stahlbetonarbeiten für das Bettenhaus<br />

wurde im März 1955 begonnen. Zuvor wurde<br />

im Juni 1954, aber schon das Angestelltenhaus<br />

am Breierspfad bezugsfertig und diente dem<br />

Planungs- und Baustab zunächst als Büro.<br />

Geplant und gebaut wurde der Krankenhauskomplex<br />

in sechs Bauabschnitten. Dabei liefen<br />

die Planungen, Beschlussfassungen, Genehmigungen,<br />

Roh- und Ausbauarbeiten der einzelnen<br />

Bauabschnitte nacheinander und teilweise auch<br />

parallel. Einerseits konnte durch dieses schritt-<br />

44: Das Fundament für die Stationen im westlichen<br />

Bettenhaus.<br />

45: Das sog. „Angestelltenwohnhaus für 4 verheiratete<br />

Krankenhausangestellte“ wird heute noch von Krankenhausmitarbeitern<br />

bewohnt und diente 1954 dem<br />

Planungs- und Baustab als Bürohaus.<br />

46: Willi Krampe (rechts) wurde im November 1956<br />

erster Bauleiter für das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong>. Die Oberleitung oblag Hans Landgrebe<br />

(links).<br />

44<br />

45<br />

46<br />

37


Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />

47: Bauteil A, B und C, das „Bettenhaus“ 1955.<br />

48: Bis zum Frühjahr 2004 stand das Haus des ehemaligen<br />

Ärztlichen Direktors am Breierspfad. Es war<br />

nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren und wich einem<br />

Parkplatz.<br />

49: Bleistift, Papier, Radiergummi, Tusche und Feder,<br />

Rechenschieber, Maßstab und eine moderne Schreibmaschine<br />

(im Vordergrund ) waren die Arbeitsgeräte<br />

der Bauleitung.<br />

50: Sog. „Kesselhaus“. In dem Technikgebäude befinden<br />

sich verschiedene Werkstätten und die Energiezentrale<br />

des Krankenhauses. 88<br />

51: Mit Fahnen war das Haus im Jahr der offiziellen<br />

Eröffnung geschmückt. 89<br />

47<br />

weise Vorgehen immer noch versucht werden,<br />

sich an den aktuellsten Stand der Technik<br />

heranzuarbeiten. Andererseits wurde damit<br />

nachträglich ein Konflikt mit dem Bundesrechnungshof<br />

umgangen, denn zum Zeitpunkt der<br />

Inbetriebnahme betrug die gesamte Grundfläche<br />

des Krankenhauses 36.160 m2 (BGF) und damit<br />

72,3 m2 pro Bett. Diese Fläche lag erheblich<br />

über den Förderrichtlinien des Jahres 1954, die<br />

ca. 48,0 m2 pro Bett vorsahen. Der erhebliche<br />

Unterschied gab dem Bundesrechnungshof<br />

nach Fertigstellung Anlass zur Kritik. Da die<br />

Neubauplanung vor 1954 in Teilabschnitten<br />

begann und auch so genehmigt wurde, griffen<br />

die Förderungsbestimmungen bei Vorlage der<br />

Einzelmaßnahmen für das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

noch nicht. Die Prüfbemerkungen beschränkten<br />

sich daher auf einzelne Anregungen.<br />

Nachdem bereits mit der Ausfachung des<br />

Stahlbeton-Skelettbaus mit Ytongmauerwerk<br />

begonnen wurde, legte am 22. September 1955<br />

der Vorstand der Ruhrknappschaft verbunden<br />

mit einem Richtfest für das Bettenhaus den<br />

Grundstein für das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />

In der Grundstein-Urkunde aus dem Jahre<br />

1955 heißt es unter anderem: „Wir hegen die<br />

Hoffnung, dass die gespannte politische Lage<br />

der Gegenwart sich einmal entwirren und uns<br />

letztlich einen dauerhaften Frieden bringen<br />

wird, damit der Bau von Bestand sei ... und<br />

seiner Bestimmung gemäß viele Jahrzehnte den<br />

leidenden und kranken Menschen eine Stätte<br />

der Hoffnung und Heilung sei.“ Diese Urkunde,<br />

die Tageszeitungen vom 22. 9. 1955 und eine<br />

Quittung fanden sich 2003 auf einem Antiquitätenmarkt<br />

in Dorsten wieder. Offensichtlich<br />

hatten drei Jahre nach der Grundsteinlegung<br />

Steinmetze die dem Grundstein beigefügten<br />

Münzen entnommen und eine „Quittung“ über<br />

8,86 DM (Wert aller Hartgeldmünzen in der DM-<br />

Zeit) beigelegt. Die Quittung endet mit dem<br />

Hinweis an alle „Nachfahren“, dass, falls diese<br />

noch Bier trinken wollen, „das Bier nun selbst<br />

bezahlen“ müssten.<br />

Bei der Grundsteinlegung nahm der Vorstand<br />

den Stand der Bauausführungen zur Kenntnis:<br />

Im Bettenhaus ist nach Beendigung der Stahlbetonarbeiten<br />

mit der Ausmauerung begonnen<br />

worden. Die Erdarbeiten des Nordflügels, in dem<br />

im 10. Geschoss die Küche geplant wurde, sind<br />

abgeschlossen und mit den Fundamentierungsarbeiten<br />

wurde begonnen.<br />

Seit Anfang 1953 bemühte sich Hans Landgrebe<br />

den Architekten Willi Krampe auf Zeit aus der<br />

Bauabteilung auszulösen, um ihn für die Bauleitung<br />

und Planung in <strong>Dortmund</strong> einzusetzen.<br />

Erst mit der personellen Ablösung der bis 1956<br />

für den Rohbau zuständigen Bauleitung konnte<br />

er seine Forderung durchsetzen. Willi Krampe<br />

ist im November 1956 mit der Aufgabe des 1.<br />

Bauleiters im Baustab <strong>Dortmund</strong> beauftragt<br />

worden und war unter der Oberleitung von Hans<br />

Landgrebe auch für die Ausführungsplanung<br />

verantwortlich. Es galt, nach einer Bestandsaufnahme<br />

nun die bereits genehmigten<br />

Teilbaumaßnahmen zu einer für den Ausbau<br />

notwendigen Abstimmung zusammenzuführen.<br />

Im November 1956 stellte Willi Krampe zur<br />

Planung und Bauausführung fest:<br />

„Der 1. Bauabschnitt – Bettenhaus (Bauteile<br />

A, B, C) – ist seit August 1955 im Rohbau fertig


gestellt. Der 2. Bauabschnitt – Versorgungs- und<br />

Behandlungstrakt (Bauteil D und E) – ist seit<br />

Juni 1956 mit Abschluss der Stahlbetonarbeiten<br />

rohbaufertig. Für den 3. Bauabschnitt – Behandlung<br />

OP/Ambulanzen (Bauteil F) – liegt im September<br />

1956 der Kostenvoranschlag vor; mit<br />

den Stahlbetonarbeiten wurde vorzeitig schon<br />

im Frühsommer 1956 begonnen. Der 4. Bauabschnitt<br />

– Kesselhaus – befindet sich noch in<br />

der Rohbauphase, die Montage der Heizkessel<br />

steht vor dem Abschluss. Der 5. Bauabschnitt<br />

– Wäschereigebäude und Prosektur – befindet<br />

sich noch in der Detailplanung, der Kostenvoranschlag<br />

ist noch nicht erstellt, der Vergabevorschlag<br />

für die Erdarbeiten liegt vor, die Rohbauausführung<br />

ist noch nicht beauftragt. Für den 6.<br />

Bauabschnitt – Wohnhaus für Schwestern und<br />

Hausmädchen – liegt der Kostenvoranschlag<br />

seit Juni 1956 vor, mit der Rohbauausführung ist<br />

bereits begonnen. Für das Wohnhaus für ledige<br />

Ärzte liegt die Planung vor, die Rohbauarbeiten<br />

sind noch nicht vergeben.<br />

Ein Neubau für vier Chefärztewohnungen<br />

ist noch ungeklärt, es gibt noch erheblichen<br />

Diskussionsbedarf sowohl über die Zahl der<br />

Wohnungen als auch über den anzubietenden<br />

Standard.<br />

Bis Juni 1956 sind für die bis dahin ausgeführten<br />

Rohbauarbeiten insgesamt Zahlungen in<br />

Höhe von 5.000.000 DM geleistet. Der Betrag<br />

entspricht weniger als 25 % der Gesamtbaukosten.<br />

In den nächsten 18 Monaten werden also<br />

kostenmäßig noch 75 % des Gesamtbauvolumens<br />

in Detailplanungen, Ausschreibungen und<br />

Ausführungen abzuarbeiten sein.“ 87<br />

Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />

Die Idee eines Wohnhauses für Chefärzte wurde<br />

1957 verworfen. An deren Stelle trat ein Haus für<br />

den ärztlichen Direktor.<br />

Während der Bau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

durch eine sehr sachliche, funktionale<br />

und moderne Architektur gekennzeichnet ist,<br />

zeichnete sich Willi Krampe durch eine sehr moderne<br />

Bauleitung aus. Den jungen Planern und<br />

Bauingenieuren überließ er eigenverantwortlich<br />

einzelne Ausbauabschnitte. Anstehende<br />

Fragen wurden täglich besprochen und einmal<br />

wöchentlich in großer Runde mit dem Seniorchef<br />

abgestimmt, um Ideen und Erfahrungen zu<br />

vereinen.<br />

Am 13. Oktober 1956 besichtigt der Bauausschuss<br />

die Baustelle des Krankenhausneubaues,<br />

insbesondere das Kesselhaus. Von einer erwogenen<br />

Tieferlegung des Kesselhauses nahm der<br />

Bauausschuss wieder Abstand. Gebaut wurde<br />

nun eine Grube, in der der mit LKWs angelieferter<br />

Koks gekippt wurde. Eine Baggerschaufel<br />

transportierte dann den Koks in die über den<br />

Heizkesseln angeordneten Behälter. Die Heizung<br />

wurde später auf Anthrazitkohle umgestellt.<br />

Eine Schneckenförderanlage beförderte die<br />

Kohle zu den Heizkesseln. Ab 1990 erfolgte<br />

die Wärmegewinnung aus Gas. Im Jahr 2008,<br />

dem Jahr mit immensen Energiekostensteigerungen,<br />

begannen Planungen für ein Blockheizkraftwerk,<br />

das mit Gas und zusätzlich in den<br />

Verbrauchsspitzen mit Öl betrieben wird. Ein<br />

hoher Wirkungsgrad der Energieausnutzung, die<br />

Verminderung des Treibhausgases CO2 begründeten<br />

die Idee zum Umbau der Heizungsanlage.<br />

Vom Herbst des Jahres 1956 bis zum Frühjahr<br />

48<br />

49<br />

50<br />

51<br />

39


Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />

52: Die Unterkünfte und die Kantine, nicht nur für<br />

Bauarbeiter, standen während der Bauzeit im Bereich<br />

des jetzigen Krankenhausparks.<br />

52<br />

1958 erfolgte der Innenausbau und der Einbau<br />

der Betriebseinrichtungen. Zu den allgemeinen<br />

Heizungs-, Lüftungs-, Wasser-, Stark- und<br />

Schwachstrom-Installationen kamen die<br />

medizinisch-technischen Apparate für Sterilisation,<br />

Röntgen, Labors und Bäder und die Wirtschaftsanlagen<br />

der Hauptküche und Wäscherei.<br />

310.000 Meter Starkstromleitungen, 190.000<br />

Meter Schwachstromleitungen, 63.000 Meter<br />

Heizregister, 12.000 Meter Abflussrohre sowie<br />

50.000 Meter Dampf- und Wasserleitungen<br />

wurden in den Neubau eingebaut.<br />

Am 12. Februar 1957 tagte der Bauausschuss in<br />

der Bauleitung in <strong>Dortmund</strong> und begutachtete<br />

die im 1. Obergeschoss probeweise eingerichteten<br />

Patientenzimmer einschließlich der<br />

Einrichtungsgegenstände. Ein Jahr später, am 21.<br />

April 1958, wurden die Betten der Chirurgischen,<br />

Medizinischen, Strahlen-, Gynäkologische und<br />

geburtshilflichen Abteilung im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

erstmals belegt. Erster Patient war<br />

der Bergmann Johann Jungteufel aus Lünen. Die<br />

offizielle Einweihung des Hauses wurde am 11.<br />

Juli 1958 gefeiert90 .<br />

In der Hauptbauphase waren zwischen 800 und<br />

1.000 Bauarbeiter gleichzeitig auf der Baustelle<br />

tätig und zwei nette Episoden die aus der Zeit<br />

überliefert sind, zählen auch zur Geschichte des<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong>.<br />

Auf dem Gelände südlich des Bettenhauses<br />

standen noch Unterkunftsbaracken und eine<br />

Kantine. Die Unterkunftsbaracken wurden gern<br />

als kostenlose Unterkunft für die im Ausbau<br />

tätigen Bauarbeiter genutzt und hatten in der<br />

Kantine auch einen geschätzten und angenehmen<br />

Treffpunkt mit langen, oft auch mit<br />

sehr langen nächtlichen Veranstaltungen.<br />

Die Kantine war auch bei den Baufirmen beliebt,<br />

konnten sie hier auf der Baustelle Aquisition<br />

betreiben. Der barähnliche Betrieb auf der Baustelle,<br />

heute gar nicht mehr vorstellbar, musste<br />

damals gegen erhebliche Widerstände, aber mit<br />

guten Gründen geschlossen werden.<br />

Ein weiteres im Nachhinein zum Schmunzeln<br />

neigendes Geschehen bestand in der Art und<br />

Weise, wie Briefe geschrieben wurden. Es gab<br />

nur einfache mechanische Schreibmaschinen.<br />

Sekretärinnen benutzten damals Kohlepapier,<br />

um Durchschläge gleichlautender Schreiben anzufertigen.<br />

Sicher keine formvollendeten Schreiben,<br />

aber in der relativ anspruchslosen Zeit der<br />

frühen 50er Jahre gab es noch keine elektrischen<br />

Schreibmaschinen, Computer mit Druckern oder<br />

elektronische Kopierer. Es störte die Nachbarn<br />

des Krankenhauses nicht, ein Schreiben als<br />

„Durchschrift“ zu bekommen, in dem es um die<br />

neue Einmessung an der Ostgrenze des Grundstücks<br />

ging. Einer der Nachbarn war ein gerade<br />

aus dem Kabinett ausgeschiedener Bundesminister<br />

mit sehr guten Kontakten zur Bundesknappschaft.<br />

Er erhielt ausgerechnet einen<br />

dritten oder vierten Durchschlag des Schreibens<br />

und hatte wenig Verständnis für die Briefkopie,<br />

als auch für die Bitte, sein Grundstück auf der<br />

von einem Vermessungsingenieur abgesteckten<br />

Grenzlinie zu korrigieren und neu einzufrieden.<br />

Das von ihm anberaumte Gespräch endete sehr<br />

kurz mit dem Hinweis, dass seine Gesprächspartner<br />

nicht die Bauleitung, sondern der<br />

Vorstand der Ruhrknappschaft sei. Die Befürch-


tung, dass dieser Fauxpas nun eine längere<br />

Unterbrechung auslösen könnte, zerschlug sich<br />

schnell. Der für die Arbeiten zuständige Polier,<br />

ehemaliger hoher Berufsoffizier der Wehrmacht,<br />

wollte bald wieder zur Bundeswehr und pflegte<br />

schon längere Zeit den Kontakt zur Frau des<br />

Ministers a.D. über „den Zaun“. So gelang es<br />

ihm, die Einfriedung termingerecht zu Ende zu<br />

führen; bald nach Fertigstellung der Arbeiten<br />

wurde er über seinen kurzen Dienstweg wieder<br />

Offizier der Bundeswehr.<br />

In den ersten zehn Jahren des Bestehens des<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es wurden 104.498<br />

Patientinnen und Patienten behandelt. Der Anteil<br />

der knappschaftlich Versicherten ging stetig<br />

zurück. Kamen 1958 58 % aller Patienten aus<br />

Bergbaufamilien, waren es 1978 nur noch 28 %.<br />

Ihre durchschnittliche Krankenhausverweildauer<br />

betrug 17,5 Tage. Zwischen 1958 und 1967<br />

erfolgten 518.000 ambulante Behandlungen, davon<br />

rund 30 % in der Röntgenabteilung einschl.<br />

Diagnostik, Therapie und Nuklearmedizin.<br />

Während dieses Zeitraumes nahm das Haus<br />

70,6 Mio. DM ein und verausgabte 76,8 Mio.<br />

DM91 . 1958 erhielt ein Chefarzt etwa 1.300 Mark<br />

brutto im Monat. 92 Eine Krankenschwester verdiente<br />

zur gleichen Zeit rund 160 Mark monatlich<br />

netto. Betrug der Preis für das Patientenbett<br />

1958 je Tag 13 Mark stieg der Preis bis 1978 auf<br />

150,25 Mark93 . Innerhalb des Hauses gab es zahlreiche<br />

Sparappelle. Insbesondere Energieeinsparmaßnahmen<br />

wurden schon in den ersten<br />

Jahren des Hauses diskutiert.<br />

Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />

1958 wurden 58 Stunden (ab 1.10.1961: 48 Stunden)<br />

in der Woche gearbeitet und es waren 250<br />

Beschäftigte, darunter 34 Ärzte im Krankenhaus<br />

tätig. Die Beschäftigtenzahl verdoppelte sich<br />

bis 1978 auf 503 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Im Jahr 2008 waren rund 890 Personen im<br />

Krankenhaus tätig, unter ihnen 110 Ärzte, 450<br />

Personen in der Pflege sowie 290 Personen im<br />

Bereich Hauswirtschaft, Handwerk und Verwaltung.<br />

Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />

wurde baulich ständig durch den Krankenhausträger<br />

unter der Leitung der Bauabteilung<br />

weiterentwickelt, die von Hans Landgrebe<br />

(1930–1953), Hans Remele (1953–1963), Willi<br />

Krampe (1963–1980) und Arno Jany (1980–1995)<br />

geleitet wurde. Elisabeth Lause ist seit 1995 bis<br />

heute Leiterin des Baubereichs. In der Amtszeit<br />

der Krankenhausverwaltungsdirektoren Wilhelm<br />

Lebrecht und Hugo Weimann ging es darum,<br />

mehr Fläche zu gewinnen, um den Patientinnen<br />

und Patienten einen hohen Komfort während<br />

ihres Krankenhausaufenthaltes zu bieten.<br />

Andererseits beansprucht die moderne und expandierende<br />

Medizintechnik stetig mehr Fläche.<br />

Zudem war es das Bestreben, den Patienten ein<br />

freundliches modernes Gebäude zu bieten, in<br />

dem sie sich wohlfühlen können. Im Folgenden<br />

beschreibt die Leitende Baudirektorin, Frau<br />

Elisabeth Lause, die bauliche Entwicklung des<br />

Hauses nach der Inbetriebnahme.<br />

41


Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />

53<br />

54<br />

55<br />

56<br />

53 bis 57: Zwischen 800 und 1.000<br />

Handwerker, Techniker und Architekten<br />

arbeiteten über drei Jahre auf<br />

der Baustelle am Wieckesweg um das<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />

zu errichten. Die Bauarbeiten am<br />

Krankenhaus begannen mit der Errichtung<br />

des Bettenhauses, das aus Beton<br />

gegossen und dann verkleidet wurde.<br />

57


1. Die bauliche Entwicklung des<br />

Krankenhauses 1958 bis heute<br />

Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />

gehörte 1958 zu den ersten neuen Krankenhaus-Nachkriegsbauten<br />

in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Vergleichbare Objekte<br />

gab es nur im Ausland, insbesondere in der<br />

Schweiz, in Schweden, Finnland und den USA.<br />

Die Architekten standen also vor der großen<br />

Herausforderung, neue, zukunftsträchtige<br />

Krankenhaus-Konzepte zu entwickeln. Die Krankenhausanlage<br />

in <strong>Dortmund</strong> bestand aus dem<br />

Hauptgebäude, dem Kesselhaus, der Wäscherei<br />

und Wohnhäusern. Der Rückblick konzentriert<br />

sich auf das zwölfgeschossige Hauptgebäude.<br />

Die T-förmige Anlage ermöglichte die niveaugleiche<br />

Verbindung zwischen dem Pflegebereich<br />

und den dazugehörigen Behandlungseinheiten.<br />

Im Kreuzungspunkt der Bauteile liegt der<br />

zentrale Verkehrsknoten. Hier befinden sich das<br />

Haupttreppenhaus und vier Aufzugsanlagen. An<br />

das Bettenhaus schließt der siebengeschossige<br />

Funktionstrakt an, in dem Behandlungs-, Verund<br />

Entsorgungseinrichtungen untergebracht<br />

sind.<br />

Strukturelle, ablauforganisatorische, wirt-<br />

schaftliche, krankenhaushygienische, baulich<br />

technische und medizintechnische Entwicklungen<br />

erforderten kontinuierlich bauliche<br />

Veränderungen. In den Jahren 1962 - 1972 ließen<br />

sich zusätzliche Funktionsstellen wie die Hochvolttherapie,<br />

Radiumtherapie, Isotopentherapie,<br />

Funktionsdiagnostik, Röntgendiagnostik, Intensivpflegestation,<br />

Zentralsterilisation und die<br />

Neuordnung der OP-Abteilung noch innerhalb<br />

Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />

des Bestandes realisieren. Erste bauliche Erweiterungen<br />

erfolgten dann 1989. Rückblickend<br />

zeigt sich, dass, insbesondere die Pflege- und<br />

Behandlungsbereiche häufiger Anpassungen<br />

an veränderte Rahmenbedingungen erfahren<br />

haben.<br />

Die Bettenzahl des Krankenhauses hat sich in<br />

den vergangenen 50 Jahren nur geringfügig<br />

verändert, und zwar von 507 auf aktuell 451<br />

Betten. Das siebengeschossige langgestreckte<br />

Bettenhaus besteht aus dem Erschließungskern<br />

in der Mittelachse und zwei Gebäudeflügeln.<br />

Jeder Flügel nahm zunächst pro Ebene 33 Betten<br />

auf; die sich auf ein Einbettzimmer, acht Zweibettzimmer-<br />

und vier Vierbettzimmer, jeweils<br />

Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />

ohne Sanitärzonen, verteilten. Funktionsräume<br />

wie Schwesternstützpunkte, Arzt-, Untersuchungs-,<br />

Patientenaufenthalts-, Spül-, zentrale<br />

Sanitärräume und Stationsbäder ergänzten<br />

das Programm. Extrem niedrig war für heutige<br />

Verhältnisse der „Sanitärstandard“ mit drei<br />

WC-Anlagen pro Station. Die Belegung erfolgte<br />

nach Geschlechtern getrennt in so genannten<br />

„Männer- und Frauenstationen“.<br />

In der Gebäudeachse befanden sich großzügige,<br />

nach Süden orientierte Aufenthaltsbereiche,<br />

mit vorgelagerter Loggia, die schöne Ausblicke<br />

in die weitläufige Parkanlage ermöglichten. Die<br />

Zwei- und Vierbettenzimmer waren ebenfalls<br />

nach Süden orientiert. Den Räumen im Erdge-<br />

Bauliche Entwicklung<br />

Das Krankenhaus aus dem Jahre 1958<br />

wurde kontinuierlich erweitert.<br />

Linearbeschleuniger (1)<br />

Neuordnung OP-Abteilung (2)<br />

Anbau Nasszellen (3)<br />

Anbau Bauteil E (4)<br />

Anbau Café (5)<br />

Facharztzentrum (6)<br />

43


Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />

Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />

schoss ist, als besonderes Komfortelement, eine<br />

Terrasse vorgelagert. Alle Funktionsräume und<br />

das Einbettzimmer orientierten sich zur Nordseite.<br />

Zwei Stichflure, die jeweils in einer Loggia<br />

mündeten, gliederten die langgestreckten Flure<br />

und damit auch die Fassade.<br />

Erste bauliche Veränderungen erfolgten in den<br />

80er Jahren. Zunächst waren vorrangig zusätzliche<br />

Sanitäranlagen und Funktionsräume<br />

gefordert, also mussten die Stichflure ersatzlos<br />

entfallen. Ursprünglich lagen am zentralen Verkehrsknoten<br />

Aufzüge für die Speisentransporte.<br />

Sie verbanden die Küche im 7. Obergeschoss mit<br />

den einzelnen Stationsküchen. Zunehmende<br />

Transporte erforderten den Austausch gegen<br />

Ver- und Entsorgungsaufzüge, die nunmehr<br />

58–60: An der Rückseite des Krankenhauses entstand<br />

direkt hinter dem Haupteingang der erste Krankenhauserweiterungsbau<br />

der von der Strahlentherapie<br />

genutzt wurde. 94<br />

58 59 60<br />

zur Verkehrshalle orientiert sind. Der Schwesternstützpunkt<br />

wanderte in die Stationsmitte<br />

inklusive einer verkleinerten Teeküche. Zuvor<br />

aufgeführte Maßnahmen ermöglichten die<br />

Neuordnung der Funktionsschiene auf der Nordseite,<br />

in der auch ein weiteres Einbettzimmer<br />

entstand.<br />

Zu diesem Zeitpunkt wiesen Krankenhausneubauten<br />

bereits Bettenzimmer mit integrierten<br />

Nasszellen auf. Das entsprach den Bedürfnissen<br />

der Patienten. Der Standard ließ sich 1986 lediglich<br />

in den Ein- und Vierbettzimmern realisieren.<br />

Der Einbau von Nasszellen in den Zweibettzimmern<br />

hätte zu Flächenerweiterungen geführt,<br />

die damals nicht finanzierbar waren. Erst in der<br />

zweiten Sanierungsstufe gelang es, der Fassade<br />

Sanitärtürme vorzulagern.<br />

Weitere Flächengewinne brachten abgestufte<br />

Pflegekonzepte und die Einrichtung einer<br />

zentralen Intermediate-Care-Einheit an anderer<br />

Stelle des Hauses; darüber hinaus neue Stationskonzepte,<br />

verbunden mit der Ausrichtung<br />

auf einen zentralen Schwesternstützpunkt<br />

pro Ebene. Somit konnte die Funktionsschiene<br />

wiederum neu geordnet werden und auf der<br />

Nordseite weitere Ein- und Zweibettzimmer<br />

entstehen. Aufeinander abgestimmte Material-,<br />

Licht- und Farbkonzepte unterstützen<br />

die patientenfreundliche Atmosphäre des<br />

Krankenhauses, ein Beispiel dafür ist u. a. das<br />

Stillcafé in der Entbindungsstation. Letztlich ist<br />

es gelungen, durch geringfügige Flächenerweiterungen<br />

die Bettenzahl pro Ebene zu erhalten<br />

und aktuell sechs Einbettzimmer, zwanzig<br />

Zweibettzimmer und sechs Dreibettzimmer mit<br />

integrierter Sanitärzone anzubieten. Vierbettzimmer<br />

gehören nun der Vergangenheit an.<br />

Das Neuordnungskonzept wurde in mehreren<br />

Bauabschnitten in den Jahren 2000–2008 unter


laufendem Betrieb umgesetzt. Zur ersten Bau-<br />

stufe gehörten die Sanitärtürme. Anschließend<br />

erfolgten die Umbaumaßnahmen. Während der<br />

langen Realisierungsphase wurde die Planung<br />

weiter optimiert. Nach achtjähriger Bauzeit erfüllen<br />

die Pflegebereiche heutige Anforderungen<br />

hinsichtlich der Flächen, Funktionalität, Ausstattung,<br />

Gestaltung und räumlichen Atmosphäre.<br />

Der Intensivpflegebereich unterlag ebenfalls<br />

unterschiedlichen Anforderungsprofilen. Die<br />

Entwicklung verlief über eine so genannte<br />

„Wachstation“ mit zwölf Betten, eine interdisziplinäre<br />

Einheit mit sechzehn Betten, separate<br />

Einheiten für den konservativen und den postoperativen<br />

Bereich, bis hin zur derzeitigen interdisziplinären<br />

Einheit mit wiederum 16 Betten.<br />

Anlass für alle Neuordnungsmaßnahmen waren<br />

Flächendefizite und fehlende Funktionsräume.<br />

In einer ersten Baustufe ließ sich der zusätzliche<br />

Flächenbedarf noch durch die Auslagerung<br />

der Pathologie decken; in der letzten Baustufe<br />

nur durch einen Anbau an den Bauteil E.<br />

Der gewählte Standort ermöglichte eine enge<br />

Verzahnung zwischen der interdisziplinären<br />

Intensiv- und der neu geschaffenen IMC-Einheit.<br />

Die Intensiveinheit umfasst Ein- und Zweibettzimmer.<br />

Jeweils zwei Bettenzimmer sind einzeln<br />

oder gemeinsam abschleusbar. Aktuell hat sich<br />

die Fläche pro Bettenzimmer durch krankenhaushygienische<br />

Anforderungen erhöht. Das resultiert<br />

aus definierten, größeren Abständen zwischen<br />

den Betten und Wänden sowie den Betten untereinander.<br />

Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />

In der IMC-Einheit sind generell Zweibettzimmer<br />

ausgewiesen, teilweise mit integrierten<br />

Sanitärzonen. Gemeinsame Personal- und<br />

Schleusenbereiche für beide Einheiten ermöglichten<br />

eine flächenoptimierte Lösung. Dadurch<br />

hat die interdisziplinäre Intensiveinheit in den<br />

letzten Jahren lediglich eine Flächensteigerung<br />

von brutto 730 auf 850 m2 erfahren.<br />

Der Behandlungstrakt wurde zum ersten Male<br />

1995 erweitert und zwar für die Strahlentherapie.<br />

Das Krankenhaus verfügte bereits seit 1963 über<br />

eine Telekobalt-Therapieanlage; auf Grund der<br />

sich ergänzenden Wirkungsweise genehmigte<br />

die Landesregierung in den 80er Jahren den<br />

Betrieb eines Linearbeschleunigers. Die Anlage<br />

erforderte einen Anbau, der an der Westseite<br />

den Behandlungstrakt ergänzt.<br />

Ende der 90er Jahre stellte sich heraus, dass<br />

die ursprüngliche Konzeption, der dezentralen,<br />

auf sieben Ebenen verteilten Behandlungsbereiche,<br />

heutigen funktionalen Anforderungen<br />

nicht mehr gerecht wird. Darüber hinaus waren<br />

erhebliche Flächendefizite zu verzeichnen. Das<br />

führte letztlich zu einem viergeschossigen<br />

Anbau an den Bauteil E (vgl.: Der blaue Anbau,<br />

Seite 46). Altbau und Neubau verschmolzen<br />

zu einer Einheit. Im Erd- und 1. Obergeschoss<br />

liegen nun zusammengefasst die Behandlungsbereiche.<br />

Einige Einheiten sind in den Untergeschossen<br />

und im 3. Obergeschoss verblieben.<br />

Der Flächengewinn für den Behandlungsbereich<br />

beträgt brutto rund 2.330 m2 .<br />

Die Entwicklung des OP-Bereiches unterlag<br />

ebenfalls vielfältigen Einflüssen. Ursprünglich<br />

Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />

erfüllten die OP-Räume, belüftet über so genannte<br />

Garni-Fenstersysteme, eher die Qualität<br />

von „Eingriffsräumen“. Steigende Anforderungen<br />

an die Krankenhaus-Hygiene zwangen<br />

später zur Klimatisierung und Abschleusung der<br />

Abteilung. Zunehmende OP-Zahlen, Raumbedarfe<br />

und Flächen, verknüpft mit Anforderungen<br />

an die Wirtschaftlichkeit des Betriebes, führten<br />

im Weiteren zur Zentralisierung der Einheiten.<br />

In der ersten Neuordnungsphase 1990–1995<br />

erfolgte der Ausbau einer zentralen aseptischen<br />

OP-Abteilung und einer separaten septischen<br />

OP-Raumgruppe. Voraussetzung dafür war u. a.<br />

die Verlagerung der Anästhesieraumgruppe<br />

und der Sterilisation sowie die Errichtung von<br />

Erweiterungsflächen an den Bauteilen E und F.<br />

Das zeittypische OP-Raumgruppen-Konzept, bestand<br />

aus dem OP-Raum mit vorgelagerten Ein-,<br />

Ausleitungs- und Waschräumen als Schleusen.<br />

Die gynäkologische OP-Raumgruppe verblieb<br />

weiterhin im 3. Obergeschoss.<br />

Steigende OP-Zahlen, u. a. durch kürzere<br />

Verweildauern, führten etwa 2.000 wiederum<br />

zu einer Neukonzeption mit dem Ziel, nun alle<br />

asept. OP-Raumgruppen zu zentralisieren, d. h.<br />

auch die gynäkologische Einheit zu integrieren.<br />

Flächenerweiterungen waren nicht gewünscht.<br />

Es galt also, neue prozessunterstützende<br />

Baukonzepte, mit OP-Umluftdecken der neuen<br />

Technikgeneration sowie zentralen Ein- und<br />

Ausleitungsräumen, umzusetzen. Dafür war<br />

eine Entkernung der Innenzone bzw. der<br />

Rückbau eines Flures erforderlich. Entstanden<br />

ist eine Doppelfluranlage zur Entzerrung der<br />

Transportwege. In der Mittelzone liegen die<br />

Funktionsräume, an der Fassade die OP- und<br />

45


Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />

Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />

Planvergleich Bestand 1.+2. Neuordnungsstufe<br />

OP-Abteilung 1989<br />

Die Erschließung der OP-Abteilung erfolgt über eine Schleuse (5). Allen<br />

fünf OP-Räumen (1) sind jeweils Einleitungs- (3), Ausleitungs- (2), und<br />

Waschräume (4) zugeordnet. Patienten, Personal, Ver- und Entsorgung<br />

werden über einen Flur geführt. An die OP-Abteilung schließt die Aufwachraumgruppe<br />

an (6).<br />

Planvergleich Bestand 1.+2. Neuordnungsstufe<br />

OP-Abteilung 2008<br />

Die Erschließung der OP-Abteilung erfolgt über eine Schleuse (5) aus dem<br />

Krankenhaus und dem Facharztzentrum. Die sechs stationären OP-Räume<br />

(1) werden über eine Zweitfluranlage erschlossen. Einleitungs- (3) und<br />

Waschräume (4) sind zentral ausgewiesen. Nur ein OP-Raum verfügt noch<br />

über separate Einleitungs- (3), Ausleitungs- (2) und Waschräume (4). An<br />

die OP-Abteilung schließt eine Perioperative Behandlungseinheit an. Im<br />

Facharztzentrum – FAZ – liegen die ambulanten OP-Raumgruppen (1A).<br />

weiteren Funktionsräume. Flächengewinne erzielte<br />

insbesondere die Sterilgutversorgung. Die<br />

Aufwachraumgruppe wurde aufgegeben. Eine<br />

Perioperative Behandlungseinheit ergänzt das<br />

OP-Konzept und unterstützt, neben der Überwachung,<br />

auch die termingerechte Übergabe<br />

der Patienten an die OP-Abteilung.<br />

Ergänzend sind heute ambulante OP-Raum-<br />

gruppen notwendig. Hier konnte aktuell ein sehr<br />

wirtschaftlicher Ansatz in Kombination mit dem<br />

Neubau des Facharztzentrums erzielt werden,<br />

das unmittelbar an den Behandlungstrakt anschließt.<br />

Im 2. Obergeschoss sind die stationären<br />

und ambulanten Bereiche bauteilübergreifend<br />

miteinander verzahnt. Ambulante und stationäre<br />

Patienten gelangen über unterschiedliche<br />

Erschließungsbereiche in die Einheiten.<br />

Die vergleichende Betrachtung des Serviceangebots<br />

zeigt, dass in den Krankenhäusern<br />

zunächst ausschließlich Caféterien für das<br />

Personal, und, soweit möglich, separate Casinos<br />

für Ärzte entstanden. Ergänzend kamen dann<br />

Einrichtungen für Besucher hinzu. Heute sind<br />

eher „Erlebnis-Gastronomien“ zu verzeichnen,<br />

in denen selbstverständlich alle Beschäftigungsgruppen,<br />

Besucher, Patienten und Gäste aufeinander<br />

treffen. Die Caféteria lag zunächst im 4.<br />

Obergeschoss, später ergänzte eine Besuchercaféteria<br />

im Erdgeschoss das Angebot. Dieser<br />

Anbau musste aktuell dem neuen lichtdurchfluteten<br />

Café aus einer Holzbau-Konstruktion<br />

weichen. Hier laden loungeartige Einrichtungen,<br />

Ausblicke ins Grüne und die vorgelagerte Terrasse<br />

zum Verweilen ein.


Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />

61<br />

62<br />

63<br />

64<br />

65<br />

66<br />

67<br />

68<br />

Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />

Ein Beispiel dafür, wie sich eine kontinuierliche<br />

Flächennutzung am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

entwickelt, lässt sich an den Räumlichkeiten<br />

der Caféteria nachvollziehen. 1958 wurde der<br />

Schwesternspeisesaal in der 5. Ebene des<br />

Krankenhauses lediglich von Schwestern<br />

benutzt, denn Ärzte und Schwestern nahmen<br />

in den Anfangsjahren des Krankenhauses ihre<br />

Mahlzeiten in unterschiedlichen Räumen ein.<br />

Danach wurde der Speisesaal gemeinsam von<br />

den Krankenhausbeschäftigten genutzt und<br />

zuletzt auch für Krankenhauspatienten und ihre<br />

Besucher geöffnet. Im August 1992 entstand<br />

eine kleine einfach und zweckmäßig eingerichtete<br />

Patienten-Caféteria an der Südseite des<br />

Bettenhauses mit etwa 80 Plätzen. Fast genau<br />

auf den Tag wurde 13 Jahre später mit dem Abriss<br />

begonnen, weil der Raum zu klein geworden<br />

war, keine Trennung von Rauchern- und Nichtrauchern<br />

erfolgen konnte und das Ambiente<br />

nicht mehr zeitgemäß erschien. Im Jahre 2006<br />

eröffnete das Caré – Café und Restaurant – mit<br />

250 Plätzen. Im Obergeschoss des Neubaus<br />

befindet sich ein klimatisiertes Tagungs- und<br />

Seminarzentrum, das mit zeitgemäßer Medientechnik<br />

ausgestattet ist. Der ursprüngliche<br />

Schwesternspeisesaal wurde 2008 zu Büroräumen<br />

für den Sozialdienst, die Diabetesberatung<br />

und den interdisziplinären onkologischen<br />

Schwerpunkt umgebaut.<br />

61: Schwesternspeisesaal 1958 | 62: Zwischennutzung<br />

des Schwesternspeisesaales als Personal- und Patientencaféteria,<br />

ca. 1972. | 63: Umbau Schwesternspeisesaal<br />

2007 | 64: Nutzung des ehemaligen Speisesaals<br />

als Bürofläche | 65: Caféteria 1992 bis 2005 | 66: Abriss<br />

der Caféteria 2005 | 67 und 68: Caré – Café und Restaurant<br />

am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> 2006.<br />

47


Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />

Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />

Themen wie der vorbeugende Brandschutz<br />

haben auch im Gebäudebestand zunehmend<br />

an Bedeutung gewonnen. In den ersten Jahren<br />

fielen brandschutztechnische Defizite häufig<br />

noch unter den so genannten „Bestandsschutz“.<br />

Spätestens seit dem Brand am Düsseldorfer<br />

Flughafen im Jahre 1996 und mit der Einstufung<br />

der Krankenhäuser als Sonderbauten haben sich<br />

die Vorschriften verschärft. In den 90er Jahren<br />

erfolgte eine brandschutztechnische Risiko-<br />

Bewertung des Gebäudes. Das darauf basierende<br />

Brandschutzkonzept ist baulich umgesetzt<br />

und bildet weiterhin die Grundlage für alle<br />

Baumaßnahmen innerhalb des Krankenhauses.<br />

Schwerpunktthemen sind die Ausbildung von<br />

Flucht- und Rettungswegen, die Einteilung des<br />

Gebäudes in verschiedene Brandabschnitte und<br />

der Einbau einer flächendeckenden Brandmeldeanlage.<br />

Seit der Errichtung des Gebäudes hatte der Einsatz<br />

von Steinkohle für die Wärmeversorgung<br />

absolute Priorität. Später installierte Schneckenförderanlagen<br />

zwischen dem Kohlebunker und<br />

den Kesselanlagen ermöglichten über einen<br />

langen Zeitraum personalextensivere Betriebsformen.<br />

Inzwischen sind die Anlagen demontiert.<br />

Heute sorgen gasbefeuerte Kesselanlagen<br />

für die Betriebssicherheit. Contracting-Verträge<br />

ermöglichen die Finanzierung zeitgemäßer<br />

Anlagen und bieten finanzielle Spielräume für<br />

Investitionen in Kernbereichen des Krankenhauses.<br />

Aktuell entwickeln sich Krankenhäuser,<br />

insbesondere in den Pflegebereichen zu<br />

„Hotelbauten“, ein Anspruch, der auch im<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> erfüllt<br />

ist. Äußerlich hat sich das Gebäude ebenfalls<br />

sehr positiv entwickelt. Die Fassade ist in einem<br />

beigen Grundton gehalten, Akzente bilden großformatig<br />

gestaltete Flächen in den Farben gelb,<br />

orange und blau. Dadurch entsteht eine freundlich<br />

heitere Atmosphäre. Der Haupteingang, die<br />

Visitenkarte des Hauses, erfuhr ebenfalls eine<br />

Aufwertung. Zeltdächer überspannen den Eingang<br />

und die „Verweilzonen“. Fußgänger werden<br />

über getrennte Wege und besonders gestaltete<br />

Flächen, durch Baumreihen und Beleuchtungskörper<br />

vom PKW-Verkehr abgegrenzt, geführt.<br />

Dennoch ist eine unmittelbare Vorfahrt für<br />

Patienten zum Haupteingang gegeben.<br />

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die<br />

Keimzelle, aus dem Jahre 1958, auch heutige Anforderungen<br />

hinsichtlich der Flexibilität erfüllt.<br />

Erweiterungsflächen ließen sich problemlos realisieren.<br />

Die verschiedenen Entwicklungsstufen<br />

führten bisher zu Flächenmehrungen von 36.160<br />

m2 auf 44.785 m2 oder 24 %, bei einem Investitionsvolumen<br />

von rund 58,5 Mio. Euro.<br />

2. Der blaue Anbau<br />

Ein Meilenstein für die Entwicklung<br />

des Krankenhauses<br />

Die Keimzelle des Krankenhauses hat über viele<br />

Jahre den steigenden Funktions-Anforderungen<br />

Rechnung getragen, dafür reichten zunächst<br />

Umbaumaßnahmen und geringfügige Erweiterungen<br />

aus. Heutige prozessunterstützende Baukonzepte<br />

ließen sich in der Bausubstanz dann<br />

letztlich doch nicht mehr abbilden. Einflussgrößen<br />

waren die Einführung von DRGs, die Forde-<br />

rung nach kurzen Wegen zwischen den diagnostischen<br />

und therapeutischen Einrichtungen,<br />

patientenorientierte Abläufe usw. Daraufhin<br />

wurde im Jahre 2000 die Schwachstellenanalyse<br />

und Perspektivplanung aktualisiert. Im Ergebnis<br />

bot das Bettenhaus ausreichend Potentiale zur<br />

Entwicklung zeitgemäßer Pflegebereiche. Der<br />

Anbau von Nasszellen und die Einführung neuer<br />

Stationskonzepte ermöglichten eine ausgewogene<br />

Verteilung von Ein-, Zwei- und Dreibettzimmern<br />

pro Station.<br />

Die Defizite lagen also im Behandlungstrakt, der<br />

somit auch den Planungsschwerpunkt bildete.<br />

Besondere Bedeutung gewann ein effizientes<br />

Erschließungskonzept, dem, durch den Ausbau<br />

einer Magistrale rechtwinklig zum Bettenhaus<br />

entsprochen wurde. Daran schließen die vorhandenen<br />

und neuen Bauteile an. Unverändert<br />

erhalten blieben die Liegendkrankenanfahrt,<br />

die Wirtschaftsanfahrt, der Haupteingang, die<br />

Notfallambulanz, Radiologie, Strahlentherapie,<br />

die sept./asept. OP-Abteilung sowie die Gynäkologie/Entbindung.<br />

Die Einrichtungen lagen<br />

im Unter-, Erd-, 1.–3. Obergeschoss und waren<br />

in das Gesamtkonzept einzubeziehen. Gleiches<br />

galt für den gesamten Gebäudebestand.<br />

Unter diesen Vorgaben entstand ein dreigeschossiger<br />

Anbau mit Außenabmessungen von<br />

ca. 30 x 40 m zuzüglich einer Unterkellerung<br />

und Dachzentrale. In den Anbau ist ein Atrium<br />

mit Abmessungen von ca. 7 x 10 m integriert.<br />

Zur vertikalen Erschließung stehen zwei neue<br />

Bettenaufzüge zur Verfügung, die unmittelbar<br />

an den Bestand anschließen und vom Unter- bis<br />

zum 2. Obergeschoss verlaufen. Die Höherfüh-


ung bis zum 3. Obergeschoss ist perspektivisch<br />

eingeplant. Ergänzend ist ein Treppenhaus und<br />

eine außenliegende Treppe zur Sicherstellung<br />

der Rettungswege ausgewiesen. Die Nutzung<br />

der Ebenen ist wie folgt:<br />

Im Untergeschoss sind, angebunden an die<br />

Liegendkrankenanfahrt, die interdisziplinäre<br />

Intensivpflege und die Intermediate-Care-Einheit<br />

untergebracht. Die Intensivpflege umfasst<br />

sechs Zweibettzimmer und vier Einbettzimmer<br />

in vier Raumgruppen, die jeweils aus einem<br />

Zweibettzimmer und einem Einbettzimmer<br />

bestehen und über eine gemeinsame Schleuse<br />

erschlossen werden. Das Zweibettzimmer<br />

verfügt zusätzlich über einen separaten<br />

Eingang. An die Schleuse ist jeweils ein Fäkalienraum<br />

angebunden. Die Bettenzimmer der<br />

Intensivpflege sind zur Westseite orientiert.<br />

Dienst- und Funktionsräume befinden sich am<br />

Innenhof bzw. auf der Südseite des Gebäudes.<br />

Die Erschließung ist über den Altbau sichergestellt.<br />

Zentral zwischen dem Alt- und Neubau<br />

befinden sich die Personalumkleiden, die von der<br />

Intensiv- und IMC-Einheit gemeinsam genutzt<br />

werden. Die IMC-Einheit umfasst vier Zweibettzimmer<br />

im Anbau mit integrierter Sanitärzone<br />

und zwei Zweibettzimmer im Altbau. Dienstund<br />

Nebenräume liegen am Innenhof bzw. im<br />

angrenzenden Altbau.<br />

Das Erdgeschoss nimmt die Endoskopieraumgruppe<br />

auf, bestehend aus den Untersuchungsräumen<br />

für die Rektoskopie, Koloskopie,<br />

Gastroskopie, Laparoskopie, Endosonographie<br />

und den erforderlichen Personal- und Funktionsräumen.<br />

Hier liegen auch die Arztraumgrup-<br />

Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />

pen für die Abteilungen Innere Medizin und Anästhesiologie.<br />

Diese bestehen jeweils aus einem<br />

Chefarztzimmer mit Untersuchungsbereich,<br />

einem Sekretariat und einem Oberarztzimmer.<br />

Diensträume und der Patientenwartebereich<br />

gruppieren sich um den Innenhof oder finden<br />

zwischen dem Treppenhaus auf der Südseite<br />

und dem Altbau ihren Platz.<br />

Das 1. Obergeschoss ist analog dem Erdgeschoss<br />

organisiert. Es nimmt die Bereiche<br />

Orthopädie, Chirurgie und Eigenblut auf. Die<br />

Chefarztgruppen entsprechen denen des Erdgeschosses.<br />

Die Patientenwartebereiche liegen<br />

wiederum am Atrium.<br />

Im Kellergeschoss befinden sich die notwendigen<br />

zentralen Technikräume für den<br />

Anbau und die Anbindung an das Kesselhaus.<br />

Die Klimazentrale liegt auf dem Dach des 1.<br />

Obergeschosses. Die Klimatisierung ist auf die<br />

Bettenzimmer der interdisziplinären Intensivpflege<br />

beschränkt. Der Altbau wird im Wesentlichen<br />

über die bestehende Lüftungszentrale im<br />

5. Obergeschoss versorgt.<br />

Der unmittelbar an den Bestand grenzende<br />

Anbau wirkte sich in allen Ebenen auf die Anschlussbereiche<br />

aus. Im<br />

Untergeschoss wurden die Flächen der<br />

konservativen Intensivpflege zur Intermediate-Care-Einheit<br />

umgebaut.<br />

Erdgeschoss werden die Flächen des Labors<br />

künftig von der Abteilung Innere Medizin<br />

genutzt.<br />

Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />

1. Obergeschoss waren Anpassungsmaßnahmen<br />

innerhalb des septischen OP-<br />

Bereiches erforderlich. Hier werden nun<br />

auch die transurethralen Eingriffe durchgeführt.<br />

2. Obergeschoss wird derzeit die transurethrale<br />

OP-Raumgruppe zu einer Perioperativen<br />

Behandlungseinheit umgebaut.<br />

Die vielfältigen baulichen Verknüpfungen zeigen,<br />

dass die Baumaßnahme nur aus der Perspektivplanung<br />

heraus abgesichert darstellbar war.<br />

Gestalterisch ist der Anbau durch Fassadenrück-<br />

sprünge bewusst vom Bestand getrennt, das<br />

betont seine architektonische Eigenständigkeit.<br />

Ein dunkelgrau verputztes Sockelgeschoss trägt<br />

die beiden Obergeschosse, die durch den blauen<br />

Farbton an Leichtigkeit gewinnen. In Erkern gefasste<br />

Fensterbänder strukturieren die Fassade<br />

und verleihen ihr eine gewisse Tiefenwirkung.<br />

Die westliche Gebäudefront wird von einer<br />

Treppenanlage dominiert, die, in ein Edelstahlnetz<br />

gehüllt, skulpturenartig vor der Fassadenfront<br />

steht. Der Innenhof wirkt, durch die zurückhaltende<br />

Fassadengestaltung und den meditativen<br />

Charakter der Gartenanlage, als ruhender Pol. Die<br />

äußere Gestaltung der Dachzentrale verdeutlicht<br />

deren funktionale Aufgabe. Hier erfüllt eine Industrieverglasung<br />

alle konstruktiven und bauphysikalischen<br />

Anforderungen, ohne dem Betrachter<br />

die innere Funktion gänzlich zu entziehen.<br />

Die Maßnahme führte zu Erweiterungsflächen<br />

von 3.717 m2 brutto, die Gesamtkosten inkl.<br />

Neuordnung betrugen ca. 9,5 Mio. Euro.<br />

49


Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />

Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />

Die bauliche Weiterentwicklung<br />

Bauliche Perspektivplanungen sind für alle Liegenschaften<br />

vor dem Hintergrund veränderter<br />

Rahmenbedingungen erforderlich. Sie bilden als<br />

träger- und krankenhausbezogene Planungs-<br />

strategie bereits seit ca. 30 Jahren die Grundlage<br />

für alle realisierten Baumaßnahmen am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong>. Es handelt sich<br />

dabei um einen kontinuierlichen Prozess, in<br />

dem Veränderungen allumfassend reflektiert<br />

werden. Dazu gehören Strukturüberlegungen,<br />

69: Die westliche Gebäudefront des Anbaus wird von<br />

einer Treppenanlage dominiert, die, in ein Edelstahlnetz<br />

gehüllt, skulpturenartig vor der Fassadenfront<br />

steht.<br />

69


Flächenoptimierungen, Rationalisierungspotentiale,<br />

wirtschaftliche Betriebsformen, baulich<br />

technische Entwicklungen usw. Die gewonnenen<br />

Erkenntnisse werden in baulich funktionale<br />

Entwicklungskonzepte umgesetzt.<br />

Aktuell ist das Krankenhaus baulich auf einem<br />

guten Stand. Dennoch werden Anpassungsmaßnahmen<br />

auch künftig erforderlich sein. Mittelfristig<br />

steht die Neuordnung weiterer Flächen<br />

im Bestand an. Wegweisend ist die Errichtung<br />

des Facharztzentrums, das Ende 2008 den Betrieb<br />

aufnimmt. Auf dem Grundstück sind noch<br />

Entwicklungspotentiale vorhanden. Das setzt<br />

voraus, dass einzelne Gebäude abgetragen werden.<br />

Die gewonnenen Grundstücksflächen sind<br />

wahlweise für das Krankenhaus oder externe<br />

Dienstleister geeignet. Einen Ausblick vermittelt<br />

der nebenstehende Lageplan.<br />

Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />

wurde baulich kontinuierlich durch den Träger,<br />

unter Federführung der Bauabteilung, weiterentwickelt,<br />

geprägt durch die jeweiligen Leiter/<br />

Architekten und ihrer Teams.<br />

Bauarbeiten stellen immer eine große Belastung<br />

für die Patienten und Mitarbeiter des Hauses<br />

dar. Dennoch: Stillstand bedeutet Rückschritt,<br />

der natürlich im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong> nie eintreten darf. In diesem Sinne<br />

Gratulation zum 50jährigen Bestehen.<br />

Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />

Lageplan Perspektivplanung<br />

Die Entwicklungsmöglichkeiten sind „grün“ dargestellt. Das Krankenhaus ließe sich<br />

noch im Pflege- und Behandlungsbereich erweitern. Einige separate Gebäude sind<br />

abgängig. Deren Abriss ist erforderlich. Die Flächen bieten weitere Entwicklungs-<br />

potentiale, z. B. entlang des Breierspfads und im rückwärtigen Grundstücksbereich.<br />

Bochum, 30.07.2008<br />

Aufgestellt: Elisabeth Lause (Ltd. Baudirektorin),<br />

Leiterin des Baubereiches der BK/KBS in verschiedenen<br />

Organisationseinheiten seit dem<br />

20.06.1995.<br />

Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />

51


1958–2008<br />

Seit 1958 die Zukunft im Blick<br />

53


Seit 1958 die Zukunft im Blick<br />

Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />

1958<br />

Eröffnung des Hauses. Zunächst mit den<br />

Abteilungen Chirurgie, Innere Medizin, Röntgen,<br />

Gynäkologie und Orthopädie. Im Laufe der<br />

Jahre kommen hinzu: Neurologie, Pathologie,<br />

Nuklearmedizin, Anästhesie mit Intensivpflegeeinheit,<br />

Urologie und Pneumologie.<br />

1961<br />

Die Arbeitszeit für Schwestern wird von 51 Wochenstunden<br />

auf 48 Stunden herabgesetzt.<br />

1970<br />

Zehn Krankenschwestern und sechs med.techn.<br />

Assistentinnen von den Philippinen<br />

unterstützen ihre Kolleginnen und Kollegen im<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Allerdings wird die<br />

im Ausland erworbene Qualifikation nicht von<br />

deutschen Behörden anerkannt.<br />

1973<br />

Erweiterung der Radiologie um die Nuklearmedizin<br />

1977<br />

Kurzfristig gibt es eine AWO-Krankenpflegeschule<br />

am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Die Schülerinnen<br />

und Schüler ziehen aber bald schon in<br />

die neue Krankenpflegeschule der Knappschaft<br />

in Recklinghausen um.<br />

1979<br />

Die Radiologie erhält eine Gamma-Kamera und<br />

kann damit Herzuntersuchungen, z. B. nach<br />

einem Infarkt, selbst durchführen.<br />

Die F.D.P. stellt den neuen Krankenhausbedarfsplan<br />

für Nordrhein-Westfalen vor. Danach soll<br />

die Neurologie am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

aufgelöst werden.<br />

Als erstes <strong>Dortmund</strong>er Krankenhaus verfügt das<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> über einen Ganzkörpercomputertomographen.<br />

1981<br />

In einer kleinen Zeitungsanzeige teilt das Haus<br />

mit, dass es einen eigenen, ehrenamtlichen<br />

Hostessendienst organisieren will, nachdem diese<br />

Aufgaben zuvor durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

des Arbeitsamtes erledigt wurden.<br />

Es wird eine Entschädigung von fünf Mark pro<br />

Stunde, das sog. „Blusengeld“ angeboten. Daraufhin<br />

bewerben sich mehr als 200 Frauen.<br />

70: Schnell lernten die neuen Mitarbeiter mit Unterstützung<br />

des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es die Sprache<br />

ihrer neuen Heimat.<br />

71: Zunächst stellte die AWO die Schwesternschaft<br />

des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es. Danach bildete die<br />

Knappschaft selbst aus.<br />

70<br />

71<br />

55


Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />

1984<br />

Der Landtagsabgeordnete Bodo Champignon<br />

kündigt Landesmittel für die Renovierung und<br />

Sanierung von vorerst vier Stationen an. In<br />

einem ersten Bauabschnitt soll die sanitäre Ausstattung<br />

der Vierbettzimmer verbessert und die<br />

Stationsleitung vom Eingang zur Stationsmitte<br />

verlegt werden.<br />

Der Umbau der beiden Verpflegungsaufzüge<br />

zwischen den Stationen beginnt, so dass sie<br />

als Personenaufzüge nutzbar werden und ein<br />

zusätzliches Patientenzimmer entsteht.<br />

Der ökumenische Besuchsdienst nimmt seine<br />

Arbeit auf.<br />

Die Planungen für weitere Räumlichkeiten für<br />

die Radiologie reifen.<br />

1985<br />

Der zweite Bauabschnitt zur Modernisierung<br />

von noch zwölf Stationen soll 1988 abgeschlossen<br />

sein.<br />

Dem Landesarbeits- und Gesundheitsminister<br />

Hermann Heineman wird bei seinem Besuch<br />

des Krankenhauses der Wunsch nach einem<br />

weiteren OP-Saal und einem Linearbeschleuniger<br />

vorgetragen.<br />

72<br />

1986<br />

Einer der <strong>Dortmund</strong>er Notarztwagen wird dauerhaft<br />

am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> stationiert<br />

und eine konservative Intensivstation geht in<br />

Betrieb.<br />

Die Englische Königin Elisabeth besucht am<br />

22. 5. ihre Garnison in <strong>Dortmund</strong>. Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

sichert für den Notfall die<br />

medizinische Behandlung der Königin. Selbst<br />

Konserven der königlichen Blutgruppe wurden<br />

für einen evtl. Notfall bereitgehalten.<br />

1988<br />

Irmgard Warminger, Vorsitzende des Arbeitskreises<br />

Leitender Krankenpflegekräfte <strong>Dortmund</strong>,<br />

erklärt der Presse: „Das Pflegepersonal ist<br />

an der Grenze der Leistungsfähigkeit angelangt.<br />

Es fehlen Stellen. Andererseits gibt es zahlreiche<br />

Krankenschwestern, die einen Arbeitsplatz<br />

suchen.“<br />

Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> verfügt als<br />

erstes Haus in <strong>Dortmund</strong> über ein sog. Afterloading-Gerät,<br />

mit dem Tumore direkt am Ort ihrer<br />

Entstehung mit kleinen strahlenden Sonden<br />

behandelt werden können.<br />

August Wagner wird erster Patientenfürsprecher<br />

in <strong>Dortmund</strong>.<br />

1989<br />

Beginn der 39-Stunden-Woche.<br />

Am 2.6.1989 findet eine 30minütige Demonstration<br />

gegen den Pflegenotstand statt.<br />

1990<br />

Bundesarbeits- und Gesundheitsminister Dr.<br />

Norbert Blüm und der Bundestagsabgeordnete<br />

Hans E. Urbaniak übergeben dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

einen Bewilligungsbescheid für die<br />

Beschaffung eines Mammographiegerätes und<br />

eines Chirurgie-Lasers.<br />

Nachdem die Junge Union forderte, das leerstehende<br />

Pförtnerhaus am Wieckesweg als Aushangfläche<br />

zur Stadtwerbung und als öffentliche<br />

Toilette zu nutzen, wird es abgerissen.<br />

Die 1985 begonnene Stationssanierung ist abgeschlossen.<br />

Die Zentralwäscherei für alle damals noch 8<br />

Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet geht<br />

in Betrieb. Nach rund 10 Jahren wird der Betrieb<br />

aufgrund geänderter rechtlicher Hygienevorgaben<br />

eingestellt.<br />

72: Beginn der Stationssanierung 1984.<br />

73: Das erste Afterloading-Gerät in <strong>Dortmund</strong> stand im<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. (Bild Römer, BR).<br />

73


Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />

74: Pförtnerhaus 1958.<br />

75: Haupteinfahrt<br />

Anfang 90er Jahren.<br />

76: Haupteinfahrt<br />

Mitte der 90er Jahre.<br />

77: Die neuen Stelen<br />

aus dem Jahre 2005.<br />

78: Haupteingang im<br />

Jahre 2005.<br />

74 75<br />

76 77<br />

78<br />

57


Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />

79: Eingangshalle 1958.<br />

80: Im Eingangsbereich befand sich bei der Eröffnung<br />

des Krankenhauses zunächst ein Selbstbedienungskiosk<br />

unter der Leitung von Herrn Klingenberg (li.).<br />

81: Die Halle im Eingangsbereich wurde 1996 modernisiert.<br />

79<br />

80<br />

81<br />

1991<br />

Gallensteine und Blinddarmentzündungen<br />

werden zwischenzeitlich auch minimal-invasiv<br />

operiert.<br />

Die Heizzentrale wird von Koks- auf weitgehend<br />

automatische Anthrazitkohlenfeuerung<br />

umgestellt.<br />

1992<br />

Die Patientencaféteria mit 50 Plätzen eröffnet<br />

an der Südseite des Hauses. Der OP-Umbau<br />

läuft.<br />

1993<br />

Im Herbst erfolgt der erste Spatenstich für den<br />

Bau des ersten Erweiterungsgebäudes am Krankenhaus,<br />

in dem auch der Linearbeschleuniger<br />

Platz finden soll.<br />

Der Anteil der Knappschaftspatienten liegt bei<br />

18,6 %. Die Verweildauer beträgt 11 Tage.<br />

1995<br />

Bis Ende 1996 soll die Gynäkologie geschlossen<br />

werden. Beschäftigte, Patienten, niedergelassene<br />

Ärzte, die Gewerkschaft ötv sowie die<br />

örtliche SPD fordern den Erhalt der ortsnahen<br />

Versorgung. Gemeinsam erreichen sie durch die<br />

Moderation des Landtagsabgeordneten Bodo<br />

Champignon Modernisierungsinvestitionen und<br />

den Fortbestand der Klinik mit weniger Betten.<br />

Sämtliche Krankenzimmer sind seit 1995 mit<br />

Fernsehgeräten ausgestattet.<br />

Am 24.4.1995 wird die Einweihung des Erweiterungsgebäudes<br />

für die Strahlentherapie mit<br />

einem Linearbeschleuniger gefeiert.<br />

1996<br />

Beschäftigte schützen eine 30jährige Fichte im<br />

Eingangsbereich (vergeblich) vor der Fällung.<br />

Der Zentrale Operationsbereich wird weiter an<br />

die stetig steigende Zahl der Patienten angepasst.<br />

Die Eingangshalle des Hauses wird neu gestaltet<br />

und die neue Rampe für die Wirtschaftsanfahrt<br />

fertig gestellt.<br />

1997<br />

Die Erprobung eines Spracherkennungssystems<br />

beim Diktat von Arztbriefen in der Radiologie<br />

bringt nicht die gewünschte Arbeitsentlastung.<br />

Eine Kooperation, z. B. durch einen gemeinsamen<br />

Einkauf mit dem Hörder Hüttenhospital,<br />

wird diskutiert.<br />

1998<br />

Pflegedirektorin Ursula Fehlberg wird Nachfolgerin<br />

von Pflegedirektor Willi Bell und Dr. Ruedger<br />

Tippelmann wird Chefarzt, nachdem er die Klinik<br />

für Anaesthesiologie und Intensivmedizin zuvor<br />

18 Monate kommissarisch geleitet hat.<br />

Es wird damit begonnen, Nasszellen von außen<br />

an das Bettenhaus anzubauen, so dass jedes<br />

Zweibettzimmer eine eigene Dusche und Toiletteneinheit<br />

mit Waschbecken erhält. 2001 ist die<br />

Baumaßnahme abgeschlossen.


Gemeinsam mit der Praxisgemeinschaft Dr. Helmut<br />

Diekhaus und Dr. Uwe Schreiber beschafft<br />

und nutzt das Knappschafskrankenhaus einen<br />

Magnetresonanztomographen (MRT) im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />

1999<br />

Die 1997 begonnene Modernisierung der Notaufnahme<br />

wird 1999 abgeschlossen.<br />

2001<br />

Privatdozent Dr. Dr. Friedrich C. Grahmann löst<br />

Dr. Althoff-Damke, der den Ruhestand erreichte,<br />

als Chefarzt der Neurologischen Klinik ab.<br />

In der Urologischen Klinik ist jetzt die berührungsfreie<br />

Zertrümmerung von Harnsteinen<br />

durch Stoßwellen möglich.<br />

2002<br />

Die Reihe KuKK (Kunst und Kultur im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>)<br />

beginnt mit einer Fotoausstellung.<br />

Seitdem stellen ununterbrochen<br />

Künstler aus der Region ihre Bilder im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

aus. Auch die Park- und<br />

Sonntagskonzerte sowie die Filmnächte im<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> stoßen auf das Interesse<br />

vieler Besucher.<br />

Dr. Frank Schmolling, Frauenklinik und Dr. Ralf<br />

Thiel eröffnen den „Generationswechsel“ der<br />

Chefärzte.<br />

2003<br />

Die erste Ausgabe der <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

Information <strong>Dortmund</strong> (KiD) erscheint und<br />

informiert die Beschäftigten über Neuigkeiten<br />

aus dem Krankenhaus.<br />

Die Radiologie stellt Röntgenbilder für das<br />

Internationale Arbeitsamt in Genf (ILO), eine<br />

Unterorganisation der Weltgesundheitsbehörde<br />

(WHO), her. Die Röntgenbilder dienen weltweit<br />

als Vergleichsaufnahmen zur Begutachtung von<br />

Lungenerkrankungen.<br />

Um Lob und Kritik von Patienten systematisch<br />

bearbeiten zu können, wird ein Beschwerdemanagement<br />

eingerichtet. Bald schon stellt<br />

sich heraus, dass die positiven Rückmeldungen<br />

die Sach- und Personalbeschwerden deutlich<br />

übersteigen.<br />

Prof. Dr. Dr. Ernst Walter Hanisch, Chefarzt der<br />

Chirurgie, scheidet aus. Sein Nachfolger wird<br />

Privatdozent Dr. Karl-Heinz Bauer und Nachfolger<br />

von Prof. Dr. Bernhard Lamberts wird<br />

Prof. Dr. Thomas Griga als Chefarzt der Medizinischen<br />

Klinik.<br />

Grundsteinlegung und Richtfest für den Anbau,<br />

in dem u. a. eine zentrale und abgestufte<br />

Intensivpflege, die Endoskopie und die Orthopädische<br />

Ambulanz Platz finden.<br />

2004<br />

Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />

Erstmals erscheint ein systematisches betriebliches<br />

Fortbildungsangebot für die Beschäftigten<br />

des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es.<br />

Der neue Raum der Stille wird am 4.6.2004 nach<br />

halbjähriger Bauzeit eingeweiht.<br />

82: Raum der Stille 1997, Archiv Ritter.<br />

83: Raum der Stille 2004.<br />

82<br />

83<br />

59


Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />

Mit der Neugestaltung der Krankenhauszufahrt<br />

wird begonnen. Die Sanierung der Hausfassaden,<br />

das Verlegen von zahlreichen Versorgungsleitungen,<br />

eine neue Wegeführung und<br />

das Anbringen von zwei Segeln ermöglichen elf<br />

Monate später den Patienten, bis direkt vor den<br />

nun überdachten Haupteingang zu fahren.<br />

Privatdozent Dr. Jens Rodenwaldt wird als<br />

Chefarzt der Radiologie Nachfolger von Dr. Kurt<br />

Georg Hering.<br />

2005<br />

84<br />

Eine Dienstvereinbarung zum Nichtraucherschutz<br />

im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> tritt in Kraft.<br />

Als erstes <strong>Dortmund</strong>er Krankenhaus erreicht das<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> die Zertifizierung<br />

nach den anspruchsvollen Richtlinien der Kooperation<br />

für Transparenz und Qualität im Krankenhaus<br />

(KTQ) sowie eine Umweltzertifizierung.<br />

Die Rezertifizierung erfolgt 2008 gemeinsam<br />

mit dem Diabeteszentrum.<br />

Mit der Arbeit an klinischen Pfaden wird begonnen.<br />

Diese Handlungsanleitungen für den<br />

Behandlungsablauf sollen eine bestmögliche<br />

und auch für den Patienten transparente Behandlung<br />

ermöglichen.<br />

Dr. Marc-Oliver Möllers wird Chefarzt der neuen<br />

Klinik für Nuklearmedizin.<br />

Im Zuge der Stationssanierung erfolgt auch die<br />

Einrichtung zentraler Stützpunkte auf den einzelnen<br />

Ebenen, die eine Art Stationssekretariat<br />

darstellen und die Stationsleitung einbeziehen.<br />

2006<br />

Bis auf den bereits zuvor modernisierten Kreißsaal<br />

wird die gesamte Frauenklinik renoviert<br />

und umgebaut. Neu für <strong>Dortmund</strong> sind Sicherungssysteme,<br />

die Babys vor Entführung und<br />

Vertauschen sichern. Ein Familienzimmer für<br />

junge Eltern entsteht. Beleghebammen und eine<br />

Elternschule sind neu.<br />

Das Caré, das Café und Restaurant am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>,<br />

nimmt seinen Betrieb auf.<br />

Über dem Neubau ist gleichzeitig ein modernes<br />

Konferenz- und Tagungszentrum entstanden.<br />

Privatdozent Dr. Karl-Heinz Bauer wird Nachfolger<br />

des Ärztlichen Direktors Dr. Kurt Georg<br />

Hering, der das Amt sechs Jahre ausfüllte.<br />

Dr. Uwe Klapper löst Dr. Gert Balthasar, der 23<br />

Jahre Chefarzt der Klinik für Orthopädie war, ab.<br />

Norbert Nashorn, ein Talisman des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es,<br />

nimmt im November<br />

2006 seinen Dienst im neu gestalteten Eingangsbereich<br />

des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

auf. Erst 2008 wird das beflügelte Nashorn<br />

durch den ehemaligen Bundesminister Dr.<br />

Norbert Blüm auf seinen ehrenwerten Vornamen<br />

„Norbert“ getauft.<br />

2007<br />

In Kooperation mit dem Klinikum <strong>Dortmund</strong><br />

und dem Karolinen-Hospital Hüsten wird das<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Brustzentrum. Das<br />

Prostatazentrum am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

wird als erstes nordrhein-westfälisches Zentrum<br />

zertifiziert. Das Darmzentrum erreicht als eines<br />

der ersten zehn Zentren in Deutschland die hohe<br />

Anerkennung der Zertifizierung.<br />

Die Telefonzentrale zieht um zum Haupteingang.<br />

Dr. Heinz-Georg Wehmeyer wechselt zum<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen.<br />

Erste Chefärztin der Klinik für Radioonkologie<br />

und Strahlentherapie wird Dr. Heidemarie<br />

Tonscheidt.<br />

Die elfte Klinik am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>,<br />

die Klinik für Pneumologie, nimmt ihren Betrieb<br />

unter der Leitung des Chefarztes Dr. Clemens<br />

Kelbel auf.<br />

2008<br />

Die Planungen für ein Medizinischen Zentrums<br />

werden konkretisiert. Ambulantes Operieren,<br />

ärztliche Praxen und medizinische Dienstleister<br />

sollen hier Platz finden.<br />

Die Stationssanierung sowie der Umbau der alten<br />

Apothekenräume für die Krankengymnastik<br />

sind abgeschlossen.<br />

Der OP-Umbau erreicht zum Jahresbeginn die<br />

zweite von vier Baustufen.<br />

84: Norbert Nashorn nahm 2006 seine Arbeit als Talisman<br />

am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> auf.


Exkurs II: Die Beschäftigten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es im August 2008<br />

Hanna Adamaschek · Johanna Adamietz · Markus Adamovsky · Dietmar Adams · Claudia Adler · Oezden-Michael Akbayrak · Selvi Akbayrak · Saliha<br />

Akchar · Menekse Aktürk · Behiye Akyildiz · Jasmin Al Mahmoud · Katrin Alms · Evelyn Alsmeier · Sabine Altenscheidt · Hannelore Altgassen · Sven Alt-<br />

gassen · Christine Altmann · Claudia Amling · Heike Ansorge · Athina Anthymiadou · Sebastian Apel · Chris Arnoldi · Wiebke Arnoldt · Elvira Arnt · Desiree<br />

Artelt · Dominique Asemann · Dominik Atamanczuk · Zbigniew Atamanczuk · Sevgi Atci · Dr. Naevin Atri-Al-Kinani · Beate Axthelm · Ayse Aydin · Yvon-<br />

ne Bahs-Jarzina · Danijela Bajdevski · Rita Balandat · Claudia Balzer · Hildegard Bank · Johanna Bankner · Istref Bardhi · Michael Baron · Dr. Frank Barsnick<br />

· Corinna Bartel · Sandra Bartels · Martina Barthold · Priv.-Dozent Dr. Karl-Heinz Bauer · Maria Bauer · Anita Baumann · Sandra Baumeyer · Veronika Bri-<br />

gitte Becke · Dr. Klaus Beckeler · Florentina Becker · Jessica Becker · Thomas Becker · Sarah Beckmann · Sandra Behling · Heike Behrenberg · Fatima Bel<br />

Ayachi · El-Mokaddem Bel Mkaddem · Naima Bellahcen · Ute Berg · Ralf Berger · Detlev Bergmann · Gudrun Bergmann · Karin Bergmann · Petra Berg-<br />

meier · Bianka-Helene Bergner · Ulrike Bernart · Bettina Bettenbrock · Dr. Dirk de Beule · Isa Bialas · Sabine Bialetzki · Olivia Bien · Nina Bienek · Inanc<br />

Bingül · Daniela Blieke · Heinrich Blieke · Miriam Block · Janina Blokesch · Angelika Boenigk · Yvonne Bökenkamp · Nicole Borchardt · Delfina Börger ·<br />

Renate Borys · Nevenka Bozanic · Michael Brachem · Sabrina Brechtel · Mareike Brennecke · Martina Breuer · Christian Brieskorn · Dr. Dirk Brodersen ·<br />

Nikolaas-Adrian Broers · Marion Brömmel · Vanessa Brosent · Astrid Bruckhuisen · Martin Brüggemann · Ute Brüggemann · Gabriele Brüninghaus · Dag-<br />

mar Brunst · Karl-Egon Bubenhagen · Iris Büdeker · Manuela Bueth · Nina Bulgur · Dr. Alexander Busch · Alexandra Buxel · Deniz Cakir · Yilmaz Cakir ·<br />

Katrin Calaminus · Ulrike Calovini · Hatice Candan · Katharina Caspelherr · Rachida Chanfouh · Anna Chojka · Julia Choudhry · Hee-Suk Chung · Dr. Kerstin<br />

Chysky · Andreas Claas · Ernst Clauberg · Dr. Ulrich Cleff · Silvia Conrad · Barbara Cyrus · Gabriele Czaja-Börner · Bessie Czayka · Irene Czech · Petra<br />

Czygowski · Helga Danz · Andrea-Denise Degenhardt · Meral Demirbelek · Marina Demirtzidou · Kerstin Demsa · Dr. Bettina Depenbrock · Klaudia Dik-<br />

mann · Jeannine Dilker · Björn Diller · Sevgi Dincsoy · Marianne Dinstühler · Gary-Allan Dixon-Margraf · Dominik Dolski · Stefan Donsbach · Barbara<br />

Döring · Detlef Dorka · Heike Dorra · Oliver Dorra · Nicol Dörstelmann-Lutter · Eleonore Dost · Bernd Downar · Gordana Draganic · Hans-Joachim Dragon<br />

· Jürgen Drees · Sascha Drees · Detlef Dreyer · Anita Drinovac · Annett Droll · Ute Droll · Eva-Alexandra Drost · Kornelia Drost · Anna Dück · Andrea Duda<br />

· Anette Duda · Susanne Duda · Klaudija Dukic · Andreas-Daniel Düring · Andreas Duschberg · Jolanta Duschberg · Margret Dworski · Gisela Eberhardt ·<br />

Franz-Bernhard von der Ecken · Angelika Ehrhardt · Felicita Eichel · Karsten Eisenblätter · Birgit El Mamouni · Dr. Mohamed El-Ghamari · Cornelia Elsner<br />

· Susanne Emanuelsson · Jaqueline Engel · Marion Engel · Holger Engelage · Anke Engelhardt · Barbara Engels · Erkan Erarslan · Nicole Erhardt · Gudrun<br />

Ericke · Katharina Escalona · Monika Evers · Dr. Peter Ewald · Anna Falk · Heidemarie Falk · Petra Faulstich · Ursula Fehlberg · Mareike Feldmann · Wolf-<br />

gang Felgenhauer · Maren Ferges · Angelika Fesenmeyer · Gabriele Fink · Wiebke Finkenwerder · Karina Fiorese · Frank Fischer · Hannelore Fischer · Katja<br />

Fischer · Marco Fischer · Rudolf Fischer · Svetlana Fistric · Eduard Fitis · Heike Fleischmann · Marlene Flemming · Tanja Flunkert · Claudia Fork · Evelyn<br />

Foster · Samantha Foster · Stephanie Foster · Alexander Franke · Silke Fredel · Anne Frei · Brigitte Freier · Inga Freimuth · Benjamin Freitag · Angelika<br />

Friedemann · Anne-Kathrin Fries · Suk-I Frisch-Lee · Sarah Fröhlecke · Sonja Fronius · Kevin Fuchs · Torsten Gaevert · Andreas Gandyra · Dr. Pedro Garcia-<br />

Andreo · Igor Gayevskyy · Adriane van der Geest · Janine Geisler · Dr. Romana Gerhard · Yvonne Gericke · Natalya Gernand · Daria Gesenberg · Maike<br />

Gesing · Iris Giebel · Doris Ginelli · Jutta Glaesner · Anja Glathe · Kerstin Glöckner · Gülay Göcer · Dunja Golombek · Edith Gonschior · Helga Gonschior ·<br />

Rita Gonsior · Tatjana Gopp · Svenja Görtz · Klaus Gottlieb · Udo-Günther Graf · Priv.-Dozent Dr. Friedrich-Christoph Grahmann · Dana Gralki · Brunhild<br />

Graser · Dennis Greger · Vera Gregorova · Sarah Gremm · Dieter Greve · Prof. Dr. Thomas Griga · Martin Grimm · Diego-Jorge Gromöller · Uta Gromöller ·<br />

Anne Groos · Astrid Groß · Vera Grün · Sabine Grundmann · Ursula Grundmann · Beate Grunert · Eva Grüning · Monika Grützner-Titze · Michael Haak ·<br />

Joachim Haase · Wiebke Hagemann · Yvonne Hagemeier · Klaudia Hageneier · Martin Hahn · Annegret Hallerbach · Andrea Halstenberg · Sandra Hama-<br />

cher · Fatima Hamdaoui · Andreas Happel · Jaroslaw Haronski · Michael Haronski · Sibylle Hartmann · Lisa Hasenauer · Christine Hatsy · Jürgen Hauke ·<br />

Lena Havermann · Ina Hawlitzky · Annette Heckenkamp · Katja Heermann · Martin Heese · Vanessa Heidmann · Jutta Heiduck · Irene Hein · Barbara<br />

Heinemann · Annette Heinrich · Gabriele Heinze · Elke Heitland · Claudia Heix · Ute Hellmich · Yvonne Herfurth · Eleonore Herzog · Melanie Heuser ·<br />

Stephanie von Heusinger · Irene Heyduk · Alexander Heyn · Elisabeth Hillmann · Holger Hintze · Magdalena-Marie Hinze · Daniel Hirte · Angelika Hobein


Exkurs II: Die Beschäftigten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es im August 2008<br />

· Dagmar Hobrock · Dr. Jan Hoedemaker · Brigitte Hoffmann · Jeannine Hoffmann · Dr. Meike Hoffmeister · Dr. Thomas Hofmann · Ute Hohmann · Dr.<br />

Steffen Höll · Christopher Hollenberg · Elvira Holmes · Nicole Hoppe · Beate Höring · Dietrich Horn · Heiderose Horsthemke · Wolfgang Hüfner · Bianca<br />

Husemann · Martin Husmann · Edeltraud Hussey · Peter Hutmacher · Nicole Hüttemann · Sandra Huxsohl · Zanna Ieropoulou · Mylenti Isaakidou ·<br />

Gabriele Isermann · Jürgen Jähn · Danuta Jagla · Kirsten Jander · Hanna Jankowska · Josine Jannink · Andre Janßen · Dr. Georg Jans-Westerlage · Ingrid<br />

Jaschke · Sandra Joost · Silvia Juhnke · Mandy Junge · Katarina Jurasko · Angelika Kaczor · Nathalie Kahl · Sigrid Kallis · Maria Kaluza · Ilko Kamen · Sylvia<br />

Kamen · Sybille Kaminski · Annette Kampelmann · Dr. Martin Kamphausen · Kirstin Kamyk · Denise Kandler · Karin Kandler-Langer · Claudia Kanngießer<br />

· Esmehan Karakus · Gabriele Karbaum · Mohammed-Yoss Karim-Payab · Martin Karmainski · Kirsten Kasimir · Jutta Kassner · Ünzüle Kayar · Robert<br />

Kazanowski · Hildegard Keil · Dr. Clemens Kelbel · Olga Keller · Stefanie Kempen · Thorsten Kemper · Anja Kensicky · Marc Kensicky · Saskia Kernspecht<br />

· Dr. Florian Keser · Sandra Ketzler · Christiane Kilian · Heidrun Kilian-Deppe · Ayten Kilic · Dr. Kirstin Kimm · Alexandra Kinne · Maren Kinne · Rolanda<br />

Kirschner · Dr. Uwe Klapper · Edeltraud Kleinhans · Michael Kleinschmidt · Hiltrud-Theresia Klems · Waltraud Kletke · Sabrina Klin · Adelheid Klingberg<br />

· Bernhard Klink · Gabriele Klink · Karin Klix · Kerstin Klos · Sylvia Kloßek · Viola Kluge · Gisela Knospe · Dorette Koch · Sigrid Koch · Ursula Koch · Heike<br />

Kohl · Marvin Kolanczyk · Veronika Kolasinski · Gisela Kollmann · Marion Kolmsee · Gabriele Kolnisko · Ute König · Sophie Konior · Ayse Kop · Mona<br />

Köplin · Irina Kopp · Antonio Kos · Anna Koteras · Barbara Kötting · Jessica Kräber · Yvonne Krafczyk · Brigitte Kraft · Oliver Kramer · Dr. Susanne Krämer<br />

· Benjamin Kranzusch · Shpresa Krasniqi · Monika Kraus · Ute Krause · Manuela Kroll · Franz Kruczewski · Ute Krüger · Ute Krüger · David Kubitza · Dr.<br />

Günter Kuboth · Brunhilde Kuch · Idaeta Kuhn · Melanie Kuhn · Kay Kulcke · Dr. Martin Kümmerling · Marianne Künstle · Sylwia Kupidura · Tomislav<br />

Kutnjak · Brigitta Labusch · Klaus Lagoda · Manfred Lamig · Silvia Landmann · Volker Landmann · Dustin Lange · Falko Lange · Bärbel Langer · Gertrud<br />

Langer · Yvonne Langhoff · Sacharula Langner · Adrian Langowski · Kata Lapic · Anja Lasar · Andreas Laubenthal · Grazyna Lazar · Martina Leedham ·<br />

Christine Lelonek · Heike Lembgen · Iris Lepke-Mertens · Elke Lesmeister · Nina Lettmann · Sabine Lettmann · Martina Lichte-Wichmann · Andrea Lieber<br />

· Rosemarie Lilley · Lea Verena Limberg · Edeltraut Lingnau · Thomas Linn · Karin Linnemann · Bettina Lipphold · Melanie Lockemann · Anja Löffler · Jennyfer<br />

Lohmann · Silke Lohsträter · Olivia Loibl · Dirk Lubbe · Ellen Lübbing · Stephan Lüdicke · Dr. Andreas-Heinz Ludwig · Petra-Pia Ludwig · Lubna Lueg<br />

· Ilona Luhmann · Tanja Lünemann · Janine Lusar · Katrin Lützen · Marie Christin Luxem · Jutta Mack · Kerstin Maertin · Eva Magera · Sascha Andreas<br />

Malobecki · Birgit Marejka · Kerstin Margraf · Barbara Marienfeld · Rainer Maring · Stefanie Markovic · Tamara Maron Ruiz · Karin Luise Marre · Raisa<br />

Martens · Ivonne Marx-Kitt · Svea Maschewski · Dr. Christian Mathes · Uwe Matiszik · Manuela-Ulrike Matzker · Vincenzo Mazza · Margarete Meckeler<br />

· Gabriele Medini · Matthias Medini · Dr. Ulrich Mehring · Dr. Horst-Michael Meier · Birgit Meiners · Karin Meininghaus-Neudert · Carola Mendel · Rita<br />

Meretz · Anke Mertin · Birgit Mertins · Judith Mesa · Thomas Mette · Vivien Mette · Anneliese Meyer · Bettina Michalewicz · Marion Michalowicz · Claudia<br />

Michalowitz · Frank Michalowitz · Magdalena Michalski · Halina Mielich · Halina Miodek · Naciye Misirli · Nese Misirli · Ankica Miskic · Michaela Moder<br />

· Dr. Marc-Oliver Möllers · Therese Morcinek · Mirjam Morgen · Masoume Movahed-Ardebili · Dorothea Mroß · Sonja Msaad · Brigitte Mullenders ·<br />

Christiane Müller · Christiane Müller · Dr. Sascha Müller · Ulrike Müller · Ursula Müller · Thorsten Muschinski · Dennis Müssener · Olaf Müssigbrodt ·<br />

Maren Mydla · Elke Nachtigall · Jaqueline Nagel · Ursula Najdecki · Gabriele Närdemann · Regina Neborowsky · Shadab Neghabian · Monika van Nek ·<br />

Sandra Nentwich · Nicole-Ruth Netthöfel · Anke Neubauer · Kristin Neuhäuser · Michael Neuland · Halina Neumann · Birte Nielsen · Dietrich Niendorf ·<br />

Heinz-Juergen Nieswandt · Irene Niggemann · Marianne Niklaus · Marija Nogic · Rita Nübel · Heinrich Oberwahrenbrock · Uwe Ohmenzetter · Jadwiga<br />

Olschewski · Dolores Ong · Eduwa Osagiede · Rita Overbeck · Bahar Özdil · Mutlu Pace · Elvira Padilla · Cornelia Pähler · Jasna Pantic · Britta Papasoglu ·<br />

Frank Papasoglu · Carola Parlog · Christina Pechert · Birgit Peter · Frauke Peters · Mara Petrovic · Ute Petschke · Stefan Pfeiffer · Simone Philipp · Anna<br />

Piankowska · Ute Pich · Marc Pieczka · Katrin Pietrzinski · Sandra Pilger · Claudia Pinkalla · Evelyn Pinz · Regina Plenio · Sybille Ploch · Anna Poda-Matviyenko<br />

· Diana Podolska · Andreas Podsiedlik · Thomas-Holger Pohl · Kerstin Pohlmann · Sandra Poitz · Katharina Poloczek · Mayurachat Poomsean ·<br />

Christine Popella · Eva Popper · Susanne Poreski · Lydia Pospiech · Brigitte Pötzsch · Kristin Preetz · Wolfgang Preugschas · Dirk Prickel · Silvia Priegnitz ·<br />

Jessica Queder · Marina Rademacher · Ljiljana Radovanovic · Christine Raeder · Barbara Raffenberg · Daniela Rahn · Halleh Rasche · Birgit Raschke · Dr.<br />

63


Exkurs II: Die Beschäftigten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es im August 2008<br />

Peter Rathjen · Nadine Rawski · Regina Redford · Adelheid Reichel · Olaf Reichel · Claudia Reimann · Iris Reimann · Kerstin Reinhardt · Petra Reinhold ·<br />

Uwe Reuter · Brigitte Riese · Stefanie Riesel · Dr. Verena Risse · Desanka Ristic · Angelika Rodenbrügger · Priv.-Dozent Dr. Jens Rodenwaldt · Katia Roehl<br />

· Sabine Rohne · Gerda Römer · Sabine Röpke · Astrid Rösch · Arno Rosen · Bernd Rosenberg · Birgit Rosenberg · Natalia Rosenberg · Stephan Rosenthal ·<br />

Bernhardine Rottmann · Stanka Rožman · Frank-Volker Rüchel · Dagmar van Rüden-Wälter · Rita Rudloff · Michaela Rüffer · Heike Ruhl · Dorothea<br />

Rummel · Regine Rydzek · Dorothea Ryrko · Dagmar Saatkamp · Sema Sahin · Therese Salih · Britta Sander · Dr. Ingrid Sapp-Sistermann · Cosmin Sarac ·<br />

Konstantinos Sarigiannis · Stephanie Sattelmacher · Wolfgang Sauer · Barbara Sauermann · Anja Schaefer · Jörg Schäfer · Kerstin Schäfer · Romina<br />

Schaffrin · Svenja Schafstein · Jürgen Scharner · Andreas Schatton · Eva Schauwecker · Antje Scheel · Edmund Scheffel · Heike Scheffel-Sturm · Silke<br />

Schielmann · Andre Schilling · Bettina Schimmel · Daniela Schimnowski · Sylvia Schirmer · Dagmar Schlechter · Marie-Louise Schlüter · Eva-Maria<br />

Schmidt · Galina Schmidt · Iris Schmidt · Jacqueline Schmidt · Sigrun Schmidt · Timm Schmidt · Marion Schmidt-Wessels · Edelgard Schmidtke · Gerda<br />

Schmidtko · Björn Schmitz · Dr. Frank Schmolling · Brigitte Schneider · Georg Schneider · Jörg Schneider · Nicole Schneider · Petra Schneider · Dr. Ralf<br />

Schneider · Sabine Schneider · Dr. Udo Schniedermeier · Heike Schnier · Lieselotte Schöning · Bastian Schott · Michael Schrappe · Joachim Schubert ·<br />

Stefanie Schulte · Gabriela Schulz · Irmgard Schulz · Petra Schulz · Petra Schulz · Janina Schulze · Peter Schütz · Dorothee Schwill · Michael Schydlo ·<br />

Ursula Schydlo · Lisa Seeland · Daniel Seelbinder · Miriam Seidel · Daniela Seifert · Jessika Seiffert · Volker Semmler · Katharina Sendler · Manuela Senf ·<br />

Songül Sevgilik · Andrea Siebrasse · Verena Sievert · Renate Simon · Anna Singendonk · Sarah Singh · Therese Siniawa · Dr. Sebastian Skawran · Paulina<br />

Skiba · Wolfgang Skorvanek · Thomas Smolski · Uwe Sommerfeld · Dr. Brigitte Spenner · Jana Spenner · Annette Spilker · Julia Spillmann · Benjamin<br />

Sprave · Oliver Spreer · Frances Stadthaus · Klaus Stanczewski · Tanja Starzak · Dr. Mario Statz · Markus Stebener · Doris Steeg · Sylvia Steffens · Peter<br />

Steimann · Johanna Steinemann · Anna Valentina Steinweg · Heike Stephan · Koviljka Sterzik · Andreas Stiller · Renate Stöcker · Jolanthe Stoppek-Hopf<br />

· Giovanni van de Straat · Martina Streubel · Daniela Striewski · Christoph Stücke · Wolfgang Sudholt · Christine Sunder · Sabina Szala · Isabelle Szczend-<br />

zina · Doris-Bärbel Szkudlarek · Zdzislaw Szlufik-Lingnau · Brygida Szymura · Barbara Tank · Gülay Taskin · Petra Tebaartz · Cornelia Teipelke · Dagmar<br />

Teister · Cornelia Teubert · Dr. Anke Theophil · Dr. Ralf Thiel · Katrin Thiesbrummel · Latha Thirukumaran · Heinz-Josef Thomer · Sieglinde Thomsen ·<br />

Bärbel Tillmann · Dr. Rüdger Tippelmann · Veronika Tobolak · Dr. Fadime Tokatli · Gordana Tomic · Dorothea Tonder · Ute Tonkes · Dr. Heidemarie<br />

Tonscheidt · Ayse Törüz · Marion Totzke · Brunhilde Trapp · Hajo Trappmann · Brigitte Treber · Sima Tsaboutachwili · Stefanie Tüllmann · Brigitte Turan<br />

· Susanne Twitchen · Jutta Uelsberg · Sabine Ufer · Andrea Uhlig · Silke Ulrich · Dorothee Untenberger · Frank Untenberger · Silvia Untenberger · Ursula<br />

Urbanowicz · Barbara Urland · Henner Vaut · Stephanie Verhoeven · Maria Vetter · Hans-Günter Viehweg · Petra Vielhauer · Mladenka Vodjevic · Karin<br />

Vogel · Kornelia Vogt · Ina Völkl · Krimhilde Vollmer · Silvia Vollrath · Sabine Vomhof · Sandra Vorderwülbecke · Valentina Vornhagen · Birgit Wagener ·<br />

Frauke Wagener · Klaudia Wagner · Manuel Wagner · Vera Wägner · Manfred Walitzek · Ulrike Wallner-Frontzek · Daniela Walschus · Beate-Sabine Walter<br />

· Inga Walther · Manuel Warda · Juliane Weber · Ralf Weckenbrock · Cecylia Wehowski · Liane Weichelt · Dagmar Weidemann · Thomas Weidenhammer<br />

· Peter Weiland · Hugo Weimann · Björn Weitz · Friedrich Welge · Rainer Wember · Sonja Werdecker · Karin Wessel · Annika Westecker · Birgit Wichert ·<br />

Anke Wiegand · Birgit Wiegand · Ursula Wiesenhöfer · Silke Wilczek · Christian Wilkens · Carola Willems · Christiane Wilms · Andreas Wilmsmeier · Mar-<br />

lies Wilms-Schmitz · Jolanthe Winitzki · Dr. Jörg Winkle · Sandra Winter · Julia Wisniewski · Elke Witecy · Celine-Klara Wittek · Martin-Bodo Wobbe ·<br />

Susanne Wobbe · Claudia Wodzinowski · Rafael Wolny · Karin Woltemate · Niels Wolter · Monika Wopp · Lilia Wottschel · Hanna Wotzlawski · Gertrud<br />

Wunder von Krawczynski · Benedikt Wüstefeld · Dr. Martin Wylicil · Ayten Yildirim · Yücel Yildiz · Hülya Yöndes · Ayfer Yurtseven · Ayfer Yurtseven ·<br />

Brigitte Zabel · Dagmar Zachau · Monika Zähler · Gisela Zajons · Jamina Zakour · Anke Zemsky · Annette Zerres · Gisela Zettel · Simone Ziervogel ·<br />

Gabriele Zillmann · Stefan Zinser · Eva Zöllner.


1958–2008<br />

Wie wurde was ist und was sein könnte<br />

65


Interviews<br />

Wie wurde was ist und was sein könnte<br />

D<br />

ie nachfolgenden Interviews wurden<br />

in der Zeit von Ende 2007 bis Mitte<br />

2008 durchgeführt. Die zufällig ausgewählten<br />

Interviewten beschreiben den Wandel des<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es aus ihrer ganz<br />

persönlichen Sicht.<br />

August Wagner konnte auch von der spannenden<br />

Vorgeschichte des Krankenhauses<br />

berichten. Der ehemalige Patientenfürsprecher<br />

August Wagner sieht genauso wie Personalleiter<br />

Detlef Dreyer eine gute Zukunft des Hauses in<br />

der Trägerschaft der Knappschaft See Bahn.<br />

Alle Interviewten, die im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

arbeiten oder arbeiteten, identifizieren<br />

sich im hohen Maß mit dem Haus und sind<br />

stolz auf die Entwicklung des Hauses: „Wir müssen<br />

uns hinter niemandem verstecken“, sagt<br />

Maren Kinne, die als Telefonistin im Haus arbeitet.<br />

Stetig steigende Fallzahlen, Patientinnen<br />

und Patienten aus dem gesamten östlichen<br />

Ruhrgebiet sowie viel Lob und Anerkennung<br />

haben aber ihren Grund. Gut ausgebildetes und<br />

kompetentes Pflegepersonal führt Ute Droll<br />

in ihrem Interview dafür an. Der ehemalige<br />

Ärztliche Direktor des Hauses, Dr. Kurt Georg<br />

Hering, weist auf die moderne apparative<br />

Ausstattung des Hauses und das hohe fachliche<br />

Können der Ärzte hin. Dies unterstreicht auch Dr.<br />

Manutschehr Taayedi, der zunächst im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

und dann als niedergelassener<br />

Arzt in <strong>Dortmund</strong> tätig war: Auch für uns<br />

niedergelassene Ärzte, welche die Patienten<br />

nachbehandelt haben, wurde der Fortschritt<br />

deutlich sichtbar. Um Vertrauen geht es auch<br />

im Interview mit der Krankenhausseelsorge<br />

und der Patientenbetreuung von „Kontakt und<br />

Hilfe“.<br />

Peter Hampel und Klaus Simson, Anwohner, die<br />

die Entwicklung des Hauses seit Jahrzehnten<br />

beobachtet haben, bringen ihre Beobachtungen<br />

auf den Punkt: „Früher musste man als Knappschaftsversicherter<br />

hierher – heute wollen alle<br />

freiwillig hier hin.“, denn das Haus ist modern<br />

und komfortabel. Die Zimmer sind top, und<br />

auch das Essen schmeckt lecker. Doch ein<br />

Krankenhaus steht und fällt mit den Menschen,<br />

die in ihm arbeiten. Der langjährige Personalrat<br />

Fredy Fritsch erinnert sich daran, dass fast keine<br />

Probleme mit der Integration unterschiedlichster<br />

Beschäftigter bestanden haben – fast<br />

wie eine Familie.<br />

Ehem. Patientenfürsprecher August Wagner:<br />

Die Kumpel waren stolz<br />

auf ihr neues Krankenhaus<br />

Telefonistin Maren Kinne<br />

Wir müssen uns hinter niemandem verstecken<br />

Stellv. Pflegedirektorin Ute Droll<br />

Krankenschwester – Ein traumhafter Beruf<br />

Anwohner Klaus Simson und Peter Hampel<br />

Zwei Brackeler Zeitzeugen erinnern sich<br />

Krankenhausseelsorge<br />

Trost spenden, Not lindern, Zuhören<br />

Dr. Manutschehr Taayedi<br />

Damals waren die Chefärzte noch<br />

die Herrgötter in Weiß<br />

Ehem. Ärztlicher Direktor<br />

Dr. Kurt Georg Hering:<br />

Das Haus ist auf einem sehr guten Weg<br />

Ehem. Personalrat Fredy Fritsch<br />

Ich habe die Zeit nie bereut<br />

Personalleiter Detlef Dreyer<br />

Ich wünsche mir, dass das Haus erhalten bleibt<br />

67


Die Kumpel waren stolz auf ihr neues Krankenhaus<br />

August Wagner – Ehem. Patientenfürsprecher<br />

August Wagner wurde 1926 geboren. Der<br />

ehemalige Dreher und Grubenschlosser war<br />

Betriebsratsmitglied der Zeche Minister Stein,<br />

Mitglied im Vorstand der Bundesknappschaft,<br />

Bezirksvorsteher in <strong>Dortmund</strong>-Eving und seit<br />

1980 Patientenfürsprecher im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />

Der engagierte Senior verstarb<br />

am 23. Februar 2008 und erinnerte sich kurz<br />

vor seinem Tode an die Entstehung des Krankenhauses<br />

in Brackel, zu dessen Einweihung er<br />

1958 als frisch gewählter Knappschaftsältester<br />

eingeladen war.<br />

? Was verbindet Sie mit dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

in <strong>Dortmund</strong>-Brackel?<br />

Wagner: Ich übte seinerzeit die ehrenamtliche<br />

Tätigkeit des Knappschaftsältesten aus.<br />

? Knappschaftsältester? Sie waren gerade mal<br />

32 Jahre jung!<br />

Wagner: Die Tätigkeit eines Knappschaftsältesten<br />

ist eine ehrenamtliche Mittlertätigkeit<br />

85<br />

zwischen den Arbeitern und Angestellten und<br />

deren Familienangehörigen und der Bundesknappschaft.<br />

Ich habe in meinem Sprengel, dem<br />

Gebiet, für das ich damals zuständig war, bei<br />

Fragen der Renten- und Krankenversicherung<br />

beraten und habe Anträge weitergeleitet. Damals<br />

wohnten in meinem Sprengel rund 1.000<br />

Bergarbeiterfamilien.<br />

? Von denen Sie sicher etliche kannten?<br />

Wagner: Viele von ihnen kannte ich persönlich.<br />

Ich erinnere mich noch gut: Auch die monatliche<br />

Rentenzahlung erfolgte vor 50 Jahren<br />

noch bar. Die haben die Knappschaftsältesten<br />

gemeinsam mit den Zahlbeamten organisiert.<br />

Darüber hinaus waren wir Knappschaftsälteste<br />

auch an der Wahl des Vorstandes beteiligt, der<br />

natürlich auch 1958 zur Eröffnung des Krankenhauses<br />

kam.<br />

? Die Krankenhauseröffnung war sicher ein<br />

großer Tag für <strong>Dortmund</strong>?<br />

Wagner: Das war es bestimmt. Denn in der<br />

Stadt, die damals noch von der Industrie<br />

geprägt war, fehlten weit über 1.000 Krankenbetten.<br />

Das neue Haus der Knappschaft war<br />

der erste Neubau dieser Art nach dem Krieg<br />

weit und breit. Es half mit seinen 600 Betten,<br />

den Mangel in Grenzen zu halten. Die offizielle<br />

Eröffnung fand allerdings etwas später statt,<br />

nachdem das Krankenhaus schon den Betrieb<br />

aufgenommen hatte und auch die Außenanlagen<br />

fertig waren.<br />

? Warum wurde denn als Standort der östliche<br />

Vorort Brackel ausgewählt?<br />

Wagner: Lange vor dem Bau wurde darüber dis-<br />

kutiert, wo denn das Krankenhaus stehen sollte.<br />

Erste Überlegungen rückten das Haus in die<br />

Nähe der Zechen, in den <strong>Dortmund</strong>er Norden.<br />

In die engere Wahl kam ein Grundstück am Süggelwald,<br />

Nähe Grävingholz, an der Brechtener<br />

Straße in <strong>Dortmund</strong>-Kemminghausen. Aber<br />

man war sich nicht sicher, ob hier Bergschäden<br />

zu erwarten waren. Dann kaufte man in den<br />

20er Jahren eine geeignete Fläche am Nussbaumweg<br />

in Wambel.<br />

? Aber das hat ja anscheinend nicht geklappt ...<br />

Wagner: Nein, denn dort entstand zwischenzeitlich<br />

eine Kleingartenanlage, die gerade in<br />

der Nachkriegszeit die Bürger mit Gemüse,<br />

Kartoffeln und Obst versorgte, in der aber auch<br />

einige Menschen vorübergehend Wohnraum<br />

fanden. Oberbürgermeister Wilhelm Hansmann,<br />

der selbst Kleingärtner war, bot der Knappschaft<br />

dann das Gelände aus Feld, Wald und Wiese in<br />

Brackel zum Tausch an, wo auch letztendlich<br />

gebaut wurde.<br />

? Die Knappschaft machte sich nicht nur<br />

Freunde mit ihrem Krankenhausbauprogramm?<br />

Wagner: Ich weiß, dass der Bau der Knappschaftskrankenhäuser<br />

in der Weimarer<br />

Republik umstritten war. Christliche Bergarbeiter<br />

polemisierten gegen die Einrichtung von<br />

Knappschaftskrankenhäusern, weil sie zu teuer<br />

für die Knappschaft seien und die Bergleute<br />

in Abhängigkeitsverhältnisse bringen würden.<br />

Die Interessenvertreter der konfessionellen<br />

Einrichtungen hatten Angst um ihre eigenen<br />

Häuser und wandten sich auch gegen Knappschaftskrankenhäuser,<br />

weil sie knappschaftliche


Zuschussbetriebe seien und dadurch die Pflegesätze<br />

drücken würden. Außerdem kämen die<br />

religiösen Gefühle der Bergleute zu kurz. Dies<br />

war zwar alles Blödsinn, aber die Knappschaft<br />

geriet dadurch genau in die Front zwischen<br />

Berliner Zentralregierung und Adeligen.<br />

? Zeigte die Stimmungsmache Wirkung?<br />

Wagner: Diese Diskussion führte dazu, dass<br />

nach dem Bau der Knappschaftskrankenhäuser<br />

Recklinghausen, Gelsenkirchen und ich glaube<br />

noch Bottrop, der Reichsarbeitsminister den Bau<br />

weiterer Knappschaftskrankenhäuser untersagte.<br />

Man muss dabei wissen, dass der Reichsarbeitsminister<br />

Ehrenmitglied der Christlichen<br />

Bergarbeitergewerkschaft war.<br />

? Der Bau des Hauses wurde praktisch von den<br />

Beiträgen der Bergarbeiter finanziert ...<br />

Wagner: Richtig. Und die Kumpel waren stolz<br />

auf ihr neues Krankenhaus, das mit modernster<br />

Technik ausgerüstet war, und in dem<br />

es gute Ärzte gab. Zwar war der Weg weiter<br />

als zum damaligen Brüderkrankenhaus an der<br />

Burgholzstraße, in dem heute die Anne-Frank-<br />

Gesamtschule untergebracht ist, und weiter als<br />

zum Unfallkrankenhaus an der Münsterstraße.<br />

Aber das nahm man gerne in Kauf. Denn in dem<br />

neuen Krankenhaus wurden Maßstäbe für das<br />

Gesundheitswesen in <strong>Dortmund</strong> gesetzt.<br />

85: August Wagner – ehem. Patientenfürsprecher.<br />

86: Drastisch wurde in den Bergwerken des Ruhrgebiets<br />

immer wieder auf die Gefahren hingewiesen, die<br />

der Beruf des Bergmannes mit sich bringt. 95<br />

? Der Beruf des Bergmanns ist mit einem hohen<br />

Unfallrisiko verbunden ...<br />

Wagner: Ja. Die Verletzten, aber auch die berufsspezifischen<br />

Erkrankungen, wurden in Brackel<br />

mit großem Erfolg behandelt. Sie konnten eher<br />

wieder nach Hause und die Krankheitsdauer<br />

konnte damals schon verkürzt werden, was sich<br />

positiv auf die Knappschaftskasse auswirkte.<br />

Die Kumpel waren stolz auf ihr neues Krankenhaus<br />

August Wagner – Ehem. Patientenfürsprecher<br />

? Wie war denn 1958 die gesundheitliche Versorgung<br />

der Bergleute organisiert?<br />

Wagner: Auf jeder Schachtanlage gab es einen<br />

Werksarzt. Auf Minister Stein zum Beispiel war<br />

Dr. Schäper tätig. Er untersuchte die Bewerber,<br />

die von der Zeche neu eingestellt werden<br />

sollten – aber auch im regelmäßigen Turnus alle<br />

Angestellten. Und er verschrieb den Kumpeln<br />

Massagen und Bäder. Der Hausarzt der Bergleute<br />

war der Knappschaftsarzt. Er behandelte,<br />

überwies an Fachärzte oder ins Krankenhaus.<br />

86<br />

69


Die Kumpel waren stolz auf ihr neues Krankenhaus<br />

August Wagner – Ehem. Patientenfürsprecher<br />

? Wie sah es mit der freien Arztwahl aus?<br />

Wagner: Die freie Arztwahl hatten Knappschaftsversicherte,<br />

nachdem die Bundesknappschaft<br />

gegründet wurde. Sie erhielten auch das<br />

Privileg, sich in den Ambulanzen der Knappschaftskrankenhäuser<br />

behandeln zu lassen.<br />

? Die Geschichte der Knappschaft ist auch eine<br />

Geschichte des stetigen Wandels. Welche Veränderungen<br />

haben Sie im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong> am meisten beeindruckt?<br />

Wagner: Unter Dr. Hering bot das Haus als eines<br />

der ersten das ganze Spektrum von Bestrahlungsmöglichkeiten<br />

zur Krebsbehandlung an.<br />

Und in der Orthopädischen Klinik operierten<br />

die Ärzte bereits, als in anderen Häusern die<br />

Mediziner noch mit langwierigen Gipsverbänden<br />

arbeiteten.<br />

? Welche Einrichtung im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

findet immer wieder Ihre Aufmerksamkeit?<br />

Wagner: Für mich ist der Raum der Stille, der auf<br />

Initiative des Patientenfürsprechers entstanden<br />

ist, genau so bedeutend wie der neue Eingang,<br />

die modernen Patientenzimmer und der großzügige<br />

blaue Anbau. Alle Maßnahmen – bis hin<br />

zur Zertifizierung und guten Öffentlichkeitsarbeit<br />

– fügen sich zu einem Mosaik mit dem<br />

Namen „modernes und patientenorientiertes<br />

Krankenhaus” zusammen. Das ist es, was mich<br />

am meisten beeindruckt.<br />

? Wie denken Sie über die Zukunft des Hauses?<br />

Wagner: Das Krankenhaus ist 50 Jahre jung. Es<br />

ist im gesundheitlichen Netz gut positioniert<br />

und gut für die Zukunft aufgestellt. Die Knappschaft<br />

als Krankenhausträger tut gut daran,<br />

nicht von ihrem Bekenntnis zum Standort<br />

<strong>Dortmund</strong> abzuweichen.<br />

87: In zwei ehemaligen Motorradgaragen richtete<br />

August Wagner ein kleines Büro, die „Ranch“ ein, wo er<br />

seine Sprechstunden durchführte. 96<br />

87


„Willkommen im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong>. Alle Telefonleitungen sind zur Zeit<br />

belegt. Sobald eine Leitung frei wird, werden<br />

wir Sie verbinden. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“<br />

Wer das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

angerufen hat und der Stimme des Bandes bis<br />

hierher gefolgt ist, der überbrückt die restliche<br />

Wartezeit mit Musik zum Träumen. Und<br />

dann kommt früher oder später (morgens in<br />

der Rushhour) eine sympathische Stimme,<br />

die jeden Anrufer aus der Warteschleife reißt:<br />

„<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong>” sagt<br />

88: Maren Kinne.<br />

89: Die alte Telefonzentrale.<br />

90: Die erste Telefonzentrale befand sich dort, wo<br />

2004 der Raum der Stille eingeweiht wurde. Hier ist die<br />

Telefonzentrale schon soweit umgebaut, dass nicht<br />

mehr „gestöpselt“ werden musste.<br />

89<br />

90<br />

Maren Kinne seit 35 Jahren. Eigentlich wollte<br />

sie Zahnarzthelferin werden. Doch die Lehrstellen<br />

waren trotz bester Noten auch damals<br />

schon knapp. Und deshalb ging Maren Kinne<br />

kurzerhand in den Einzelhandel. 300 Mark<br />

brutto verdiente die Verkäuferin nach ihrer<br />

Ausbildung. Zuwenig, um mit ihrem Mann<br />

einen eigenen Hausstand zu gründen. Ein<br />

Tipp aus dem Bekanntenkreis stellte ihr dann<br />

die Weichen für die nächsten Jahrzehnte: Sie<br />

bewarb sich für den Hauswirtschaftsdienst<br />

im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Der Personalchef<br />

stutzte, als er die guten Zeugnisse las.<br />

„Es ist egal, was ich mache” sagte sie fast<br />

entschuldigend. „Ich will mit meinem Mann<br />

etwas aufbauen. Ich brauch‘ das Geld.“ Für den<br />

Personalchef war die Sache klar: Die können<br />

wir auch woanders gut einsetzen. Das war vor<br />

35 Jahren.<br />

? Und so kamen sie in die Telefonzentrale?<br />

Kinne: Nein. Ich wurde erst mal als Hausgehilfin im<br />

Arbeiterbereich eingestellt. Aber ich durfte schon<br />

Vertretung in der Telefonzentrale, der Poststelle<br />

und im Archiv machen und habe deshalb die<br />

Angestelltenzulage bekommen. Zusammen 1.600<br />

Mark im Monat. Das war viel Geld für einen jungen<br />

Haushalt.<br />

? Und das hat Ihnen auf Anhieb gefallen?<br />

Kinne: Sehr. Schwierigkeiten hatte ich nur am<br />

Anfang, wenn der Rettungswagen rein kam;<br />

wenn ich die Schwerstverletzten sah, oder<br />

wenn Menschen auf der Fahrt ins Krankenhaus<br />

gestorben waren. Aber das kriegen wir ja heute<br />

nicht mehr so intensiv mit.<br />

Wir müssen uns hinter niemandem verstecken<br />

Maren Kinne – Telefonistin<br />

? Als zwei Jahre später dann im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

ihre Tochter geboren wurde,<br />

wollten Sie eigentlich mit der Arbeit aufhören ...<br />

Kinne: Eigentlich ... aber dann bekam ich das<br />

Angebot, in die Telefonzentrale überzuwechseln.<br />

Ich musste zwar im Schichtdienst arbeiten,<br />

aber den konnte ich so legen, dass es mit der<br />

Wechselschicht meines Mannes passte. So war<br />

unsere Tochter immer bestens versorgt.<br />

? Die Telefonzentrale war kurz vorher umgezogen ...?<br />

Kinne: Ja, als ich noch zur Aushilfe dort arbeitete,<br />

war sie dort, wo jetzt der Raum der Stille<br />

ist. Als ich sechs Wochen nach der Entbindung<br />

wieder anfing, hatte sie schon ihren Standort<br />

an der Anfahrt zur Zentralen Notaufnahme<br />

bezogen und schließlich fand die Telefonzentrale<br />

2007 eine neue Heimat in der Eingangshalle<br />

hinter der Rezeption.<br />

? Also neue Räume und neue Technik?<br />

Kinne: Nein, ich habe zunächst mit einer uralten<br />

Anlage und zehn Amtsleitungen an der ZNA-<br />

Anfahrt weiter gemacht.<br />

? War damals denn schon viel Betrieb?<br />

Kinne: Das war schon heftig. Wir mussten nicht<br />

88<br />

71


Wir müssen uns hinter niemandem verstecken<br />

Maren Kinne – Telefonistin<br />

nur die eingehenden Gespräche annehmen und<br />

weiterleiten – auch die ausgehenden mussten wir<br />

anwählen und mit dem Gesprächspartner vermitteln.<br />

Allerdings hatten die Patienten zu der Zeit<br />

noch kein Telefon am Bett. Das war ein Privileg der<br />

Privatpatienten. Für die mussten handschriftliche<br />

Listen über die Gesprächseinheiten geführt werden,<br />

die sie bei ihrer Entlassung hier bezahlten.<br />

? Konnten Sie in die Gespräche reinhören?<br />

Kinne: Ja.<br />

? Und haben Sie das auch gemacht?<br />

Kinne: Nein. Aber wir hatten früher eine ältere<br />

Kollegin, die machte das gerne. Aber die Gesprächspartner<br />

hörten es – beim Einschalten<br />

klickte es laut und deutlich. Den Kollegen im<br />

Haus war das bekannt. Und die riefen dann<br />

in den Apparat: Frau X, gehen sie mal aus der<br />

Leitung raus ... Jemand hat mal gesagt, dass die<br />

Telefonzentrale Schaltstelle des Krankenhauses<br />

ist. Das stimmt. Wir bekommen immer wieder<br />

Aufträge, die unter den Datenschutz fallen. Und<br />

91: Übergangsweise fand die Telefonzentrale Platz<br />

neben der Liegendanfahrt. 1992 wurde der Raum durch<br />

die OP-Erweiterung etwas vergrößert. 2007 wechselte<br />

sie wieder zum Haupteingang, so dass dieser auch<br />

nachts den Patientinnen und Patienten offen steht.<br />

91<br />

auch viele Kollegen kommen hier auf einen<br />

kurzen Plausch vorbei.<br />

? Aber Sie können auch heute noch in die<br />

Gespräche gehen?<br />

Kinne: Ja. Aber nur, wenn ich den Auftrag bekomme,<br />

das Gespräch zu unterbrechen.<br />

? Wenn Sie zurückdenken – hat sich noch et-<br />

was anderes verändert als die Technik?<br />

Kinne: Damals war das Krankenhaus noch wie<br />

eine große Familie. Damals kannten uns auch<br />

die Chefärzte und sprachen uns mit Namen an.<br />

Oder sie kamen mit einem neuen Arzt vorbei<br />

und stellten ihn vor. Das hat alles schon sehr<br />

nachgelassen. Heute kommen Leute und verlangen<br />

nach einem Schlüssel – die hat man vorher<br />

noch nie gesehen.<br />

? Mit der neuen Anlage hat sich viel geändert?<br />

Kinne: Wir haben jetzt ein Aufschaltverfahren.<br />

Auch wenn alle Leitungen besetzt sind, hat<br />

der Anrufer von draußen das Freizeichen in<br />

seinem Hörer. Dann kommt die Ansage „Im<br />

Moment sind alle Plätze belegt ...“ Und wenn<br />

eine Leitung frei wird, können wir das Gespräch<br />

annehmen. Wenn es sich staut, müssen die Anrufer<br />

leider warten. Dazu kommt, dass das Haus<br />

Vorrecht auf freie Leitungen hat.<br />

? Ein Grund für viele zu schimpfen?<br />

Kinne: Da muss man sich schon mal fragen lassen<br />

„Mein Gott, schlafen Sie?“. Aber wir schlafen nicht.<br />

? Wie viele Anrufe kommen denn in 24 Stunden<br />

hier an?<br />

Kinne: Das weiß ich nicht. 400 bis 500 werden<br />

es mit Sicherheit in der Frühschicht sein. Morgens<br />

schellt es am laufenden Band. Am späten<br />

Nachmittag wird es dann ruhiger.<br />

? Müssen Sie noch zusätzliche Aufgaben erledigen?<br />

Kinne: Wir müssen auch die beiden Schranken<br />

am Breierspfad bedienen, an denen besonders<br />

morgens viel los ist. Und noch das Notfall-<br />

Telefon. Dann gibt es noch jede Menge Anrufe<br />

von Mitarbeitern des Hauses, die eine interne<br />

Rufnummer wünschen, die sie eigentlich auch<br />

aus dem Intranet ziehen könnten.<br />

? Früher hatten die wenigsten Menschen ein<br />

Telefon. Man fasste sich kurz. Und legte sich<br />

sein Gespräch schon vorher zurecht, damit es<br />

nicht so lange dauerte. Und heute?<br />

Kinne: Früher waren die Menschen am anderen<br />

Ende der Leitung hilfloser. Man merkte, wer<br />

nicht häufig telefonierte. Aber in der Regel<br />

waren sie sehr höflich. Heute sind die Anrufer<br />

ungeduldiger. Wenn man dann sagen muss,<br />

dass sich die Station im Moment nicht meldet,<br />

werden sie schnell ungehalten.<br />

? Also über Jahre die gleiche Arbeit mit wechselnden<br />

Personen am anderen Ende des Hörers?<br />

Kinne: Ja. Und es macht noch immer großen Spaß.<br />

? Wenn Sie die 35 Jahre zurück blicken, was hat<br />

sich Ihrer Meinung nach am meisten verändert?<br />

Kinne: Die ganzen Umbauten haben das Krankenhaus<br />

geprägt. Es wurde immer moderner.<br />

Und wenn ich davon zu Hause oder im Bekanntenkreis<br />

erzählt habe, dann war auch immer ein<br />

bisschen Stolz dabei. Wir müssen uns hinter<br />

niemandem verstecken.


Was haben das <strong>Dortmund</strong>er <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

und Ute Droll gemeinsam? Beide<br />

feiern in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Die<br />

stellvertretende Pflegedirektorin zählt sich<br />

zum „Urgestein” des Hauses: 1976 begann sie<br />

hier ihre Ausbildung zur Krankenpflegerin<br />

und besuchte zuerst die Krankenpflegeschule<br />

der AWO in Marl, ein Jahr später dann die alte<br />

zentrale Krankenpflegeschule der Knappschaft<br />

in Recklinghausen. Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

in Brackel war ihr Wunschkrankenhaus,<br />

das sie sich trotz Stellenmangel aus drei Angeboten<br />

heraus gesucht hatte. Natürlich bestand<br />

sie drei Jahre später das Examen und begann<br />

ihre Laufbahn auf einer Unfall- und Gefäßchirurgischen<br />

Station. „Ganz normal, wie es sich<br />

für eine Krankenschwester gehört.“<br />

? War der Beruf damals noch ein reiner Frauenberuf?<br />

Droll: Nein, das war schon sehr gemischt. Ein<br />

Drittel der Schüler waren junge Männer.<br />

? Wie war damals der Lehrstellenmarkt? War es<br />

problemlos, eine Stelle zu bekommen?<br />

Droll: Es gab sehr wenig Stellen.<br />

? Krankenschwester war Ihr Traumberuf?<br />

Droll: Nein, das war Plan B. Ich wollte eigentlich<br />

Sozialarbeiterin werden. Aber Mitte der 70er Jahre<br />

standen die Chancen für diesen Weg schlecht.<br />

? Aber dem sozialen Bereich sind Sie treu<br />

geblieben?<br />

Droll: Ja. Ich habe es vom ersten Tag an sehr<br />

gerne gemacht. Ich kann mich noch gut erinnern,<br />

dass ich zu Hause meiner Mutter von meiner<br />

Arbeit vorgeschwärmt habe: „Das macht so viel<br />

Spaß – und ich kriege auch noch Geld dafür.”<br />

Zwar hatten wir auch manchmal mit schwierigeren<br />

Stationsleitungen zu tun, die mit ihrer<br />

Einstellung zu Auszubildenden etwas fehl geleitet<br />

waren. Aber im Großen und Ganzen war es<br />

toll. Und ich habe nicht einen einzigen Gedanken<br />

daran verschwendet, etwas anderes zu machen.<br />

? Welche Stationen haben Sie denn in der Aus-<br />

bildung durchlaufen?<br />

Droll: Ich war überall. Manchmal nur für sechs<br />

Wochen, aber ich habe mich relativ schnell überall<br />

eingearbeitet. Im OP, auf der Intensivstation ...<br />

Ich war sogar in der Krankengymnastik.<br />

? Ihre erste Station als Krankenschwester war die<br />

Unfallchirurgie?<br />

Droll: Ja, die Männerstation. Ich habe zusammen<br />

mit einer Kollegin dort angefangen. Nach<br />

kurzer Zeit hießen wir dort nur noch Frau Babbich<br />

und Frau Strubbelich, weil wir erst mal die<br />

Station auf Vordermann gebracht haben.<br />

? Und wie kam das bei den Patienten an?<br />

Droll: Gut. Allerdings muss ich sagen: Die Zeit<br />

in der Unfallchirurgie/Männer war anstrengend.<br />

Die Männer haben damals überall geraucht,<br />

ihre Kippen in den Blumentöpfen ausgedrückt,<br />

überall standen Bierflaschen rum ... Da konnten<br />

wir uns richtig ausarbeiten.<br />

? Sie haben auch relativ schnell Karriere gemacht?<br />

Droll: Ich bin nach einem Jahr schon stellvertretende<br />

Stationsleiterin geworden. Ich hatte<br />

großes Glück – meine erste Stationsleiterin,<br />

Krankenschwester – Ein traumhafter Beruf<br />

Ute Droll – Stellv. Pflegedirektorin<br />

hat mir alles gezeigt, mich an allem teilhaben<br />

lassen. Als Schwester Leonie für drei Monate<br />

eine Weiterbildung besuchte, musste ich alleine<br />

klar kommen. Das hat auch gut geklappt –<br />

allerdings mit vielen Mehrarbeitsstunden. Aber<br />

ich wollte es ja gut und richtig machen. Ich<br />

habe tagsüber normal mitgearbeitet und nach<br />

Dienstschluss die schriftliche Arbeit erledigt.<br />

? Die schriftlichen Arbeiten sind im Laufe der<br />

Jahre mehr geworden?<br />

Droll: Oh ja. Das ist kein Vergleich mehr zu meiner<br />

Anfangszeit. Es muss sehr viel dokumentiert<br />

werden. Früher gab es zwar keinen PC, dafür<br />

aber ein großes Buch für alle Besonderheiten.<br />

Alles andere hat man mündlich übergeben. Medizinische<br />

Maßnahmen wurden in die Fieberkurve<br />

eingetragen, das war’s.<br />

? Nach der Stellvertretung ging es aber weiter<br />

bergauf?<br />

Droll: Acht Jahre hab‘ ich die Stellvertretung<br />

92: Ute Droll, Stellv. Pflegedirektorin.<br />

92<br />

73


Krankenschwester – Ein traumhafter Beruf<br />

Ute Droll – Stellv. Pflegedirektorin<br />

93: Längere Liegezeiten, aber auch weniger Dokumentationsarbeiten<br />

ließen Zeit für ausgiebigere Gespräche<br />

mit Patienten und Angehörigen.<br />

94: Mussten Patienten bei einer Hüftoperation vor 30<br />

Jahren oft acht Wochen im Krankenhaus bleiben, so<br />

sind es im Jahr 2008 bei dem gleichen Eingriff durchschnittlich<br />

nur noch 17 Tage.<br />

95: Fast zwanzig Jahre nach der Eröffnung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

zählten Schwesternhäubchen<br />

noch zur Dienstkleidung der Krankenschwestern.<br />

93<br />

94<br />

95<br />

gemacht, auch den Stationsleitungs-Lehrgang<br />

absolviert und bin in den Personalrat gewählt<br />

worden. Eine spannende Zeit. Als die Leitungsstelle<br />

dann frei wurde, bin ich ausgewählt<br />

worden.<br />

? Gab es Themen, die im Personalrat kontrovers<br />

diskutiert wurden?<br />

Droll: In jedem Haus gibt es auffällige und<br />

schwierige Mitarbeiter, die immer mal wieder<br />

größere oder kleinere Probleme haben und damit<br />

nicht zu ihren direkten Vorgesetzten gehen,<br />

sondern direkt den Personalrat ansprechen. Der<br />

Personalrat nimmt sich dann viel Zeit für die<br />

einzelnen Mitarbeiter, die bestimmte Ansprüche<br />

haben. Es geht oft um die Interessen von einzelnen.<br />

Wir haben dann seinerzeit den Sozialbeirat<br />

für die einzelnen Berufsgruppen gegründet. Das<br />

war eine gute Geschichte.<br />

? Dann kam eine neue Pflegedirektorin, die<br />

indirekt für Sie die Weichen stellte?<br />

Droll: Wie jede neue Leitung führte sie natürlich<br />

auch neue Sachen ein. Zum Beispiel eine neue<br />

Dienstplanregelung, die äußerst kompliziert<br />

war. Um mich mit der Materie vertraut zu machen,<br />

habe ich einen Weiterbildungskurs belegt.<br />

Die Kursleiterin hat sich dann sehr positiv über<br />

mich geäußert und so wurde ich gefragt, ob ich<br />

die Stelle der stellvertretenden Pflegedirektorin<br />

zeitbefristet übernehmen würde.<br />

? Dann überschlugen sich die Ereignisse?<br />

Droll: Ich war noch keine vier Wochen im Amt,<br />

da verabschiedete sich die Pflegedirektorin<br />

ebenfalls. Und dann liefen hier die Telefone<br />

heiß.<br />

? Man hat Ihnen die Stelle angeboten?<br />

Droll: Aber ich wollte nicht. Ich habe noch nie<br />

etwas gemacht, was ich nicht konnte. Letztendlich<br />

kam dann ein Kollege aus dem Saarland.<br />

? Aber Sie sollten die Vertretung weiter machen?<br />

Droll: Ja. Für mich bedeutete das eine dreijährige<br />

berufsbegleitende Weiterbildung. Heute<br />

ist das ein Fachhochschul-Studium. Es war eine<br />

harte, aber auch anregende Zeit, aber ich habe<br />

daraus sehr viel mitgenommen.<br />

? Die Pflegedirektion wechselte dann noch<br />

einmal?<br />

Ja bis heute. Und damit kam wieder eine Frau<br />

an die Spitze, Frau Fehlberg. Wir sind ein gutes<br />

Team.<br />

? Ihre jetzige Arbeit hat mit der Arbeit am Patienten<br />

nur noch wenig zu tun?<br />

Droll: Zu unseren Aufgaben gehört die Ausarbeitung<br />

der Rahmenbedingungen für die Pflege.<br />

Um Personalführung, Organisation, Qualitätssicherung<br />

und Personalplanung kümmern wir uns<br />

ebenfalls.<br />

? Das bedeutet aber auch: Kein persönlicher<br />

Kontakt mehr zu den Patienten?<br />

Droll: Nicht ganz. Im Rahmen der Audits schauen<br />

wir auch in die Krankenzimmer. Wie es dort<br />

läuft und was da läuft, das ist schon unser Ding.<br />

Denn auch die Abteilungsleitung muss mal<br />

kontrolliert werden.


? Wie hat sich die Arbeit der Krankenschwester<br />

denn im Laufe der Zeit verändert?<br />

Droll: Wir hatten eine andere Klientel. Mehr<br />

Bergleute.<br />

? Und mehr Personal auf der Station?<br />

Droll: Nein, nicht mehr. Nur der Patientendurchlauf<br />

war längst nicht so hoch. Die Patienten<br />

lagen sechs, acht Wochen hier.<br />

? Das hört sich schon fast nach Kur an?<br />

Droll: Ich will nicht sagen, dass die Patienten<br />

früher konserviert wurden. Sie blieben im<br />

Prinzip so lange, bis sie wieder gesund waren.<br />

Dadurch hatte man einen ganz anderen Zugang<br />

zu ihnen. Man kannte die Verhältnisse, die Angehörigen.<br />

Das hat sich radikal geändert. Heute<br />

bleibt der Patient drei, vier Tage. Da bleibt jedes<br />

persönliche Gespräch auf der Strecke.<br />

? Aber gehört gerade das nicht auch zur Pflege?<br />

Droll: Mir tut leid, dass der Nachwuchs im Beruf<br />

das immer weniger leisten kann. Aber sie haben<br />

es nicht anders kennengelernt. Diagnostik steht<br />

an oberster Stelle – die Patienten werden in<br />

kürzester Zeit von A nach B gebracht. Manchmal<br />

habe ich die Physiotherapeuten beneidet.<br />

Die können sich bei der Behandlung auf einen<br />

Patienten konzentrieren. Das Pflegepersonal<br />

dagegen muss sich um tausend verschiedene<br />

Dinge kümmern. Medikamente, Ernährung,<br />

Körperpflege ...<br />

? Wird das von den Patienten registriert und<br />

geschätzt? Oder heißt es: Die trinken den<br />

ganzen Tag Kaffee?<br />

Droll: Nein, die sehen unsere Arbeit schon sehr<br />

realistisch. Die Geschichte mit dem Kaffeetrinken<br />

hat doch noch nie gestimmt. Wenn man um 9<br />

Uhr versucht zu frühstücken, kann es sein, dass<br />

um 11 der Kaffee und das halbe Brötchen noch immer<br />

da stehen. Das hat natürlich einen falschen<br />

Eindruck vermittelt. Heute gehen viele Kolleginnen<br />

und Kollegen zur Pause in die Caféteria.<br />

? Sie arbeiten auch im Beschwerdemanagement?<br />

Droll: 85 Prozent der Patienten loben unsere Arbeit.<br />

Aber es gibt auch berechtigte Beschwerden,<br />

manchmal festgemacht an einzelnen Personen.<br />

An diesen Sachen sind wir natürlich sehr interessiert,<br />

um die Sache abzustellen. Wir reißen<br />

niemandem den Kopf ab, sondern bieten in Krisensituationen<br />

unsere Hilfe an. Aber manchmal<br />

braucht auch jemand ein ernsthaftes Gespräch.<br />

? Wie hat sich denn die Kleiderordnung geändert?<br />

Droll: Meine erste Stationsleiterin war eine<br />

Resolute. Sie hat die Häubchen abgeschafft. In<br />

der Ausbildung wurde Blau getragen, hinterher<br />

der weiße Kittel. Hosen kamen Mitte der 80er<br />

Jahre. Ich habe selbst viele Sachen gekauft, weil<br />

sie viel schicker waren. Das war erlaubt. Aber als<br />

die ersten Pfleger mit einem Mickymaus-T-Shirt<br />

kamen, wurde es reglementiert. Heute gibt es<br />

nur noch die offizielle Dienstkleidung.<br />

? Und es darf kein Schmuck getragen werden?<br />

Droll: Eine unendliche Diskussion ... Manche<br />

sagen der Ehering sei kein Schmuck, wir sehen<br />

das anders. Jeder sichtbare Schmuck, Armbanduhren<br />

oder Piercing ist aus hygienischen<br />

Gründen verboten.<br />

Krankenschwester – Ein traumhafter Beruf<br />

Ute Droll – Stellv. Pflegedirektorin<br />

? Wie war und ist das Verhältnis zu den Ärzten,<br />

wenn Krankenschwestern immer weiter<br />

geschult werden und eine höhere Profession<br />

entwickeln?<br />

Droll: Solange ich im Beruf bin habe ich das als<br />

sehr kooperativ empfunden. Berufspolitisch<br />

ist es immer etwas schwerer. Der Arzt sieht<br />

das Pflegepersonal als ärztliches Hilfspersonal,<br />

das Pflegepersonal hat eigene Prioritäten und<br />

hat eine eigene Berufung, wozu natürlich auch<br />

ärztliche Assistenz gehört.<br />

? Gibt es Kompetenz-Gerangel?<br />

Droll: Da gibt es natürlich schwierige Schnittstellen.<br />

Beim Blutabnehmen zum Beispiel.<br />

Manche Schwestern und Pfleger können es<br />

aufgrund der langen Berufserfahrung besser<br />

als ein Arzt. Aber wir haben auch einen vollgepackten<br />

Arbeitstag und müssen uns nicht übers<br />

Blutabnehmen definieren. Die Blutabnahme ist<br />

der ärztlichen Tätigkeit zugeordnet und wird in<br />

den Fallpauschalen berücksichtigt. Bekommen<br />

wir die Stellen für die Blutabnahme-Tätigkeit,<br />

können wir darüber reden. Wenn wir es aber<br />

ablehnen, werden wir geärgert und gefragt:<br />

Wollt ihr denn nur noch mit dem Steckbecken<br />

rumlaufen? Dazwischen gibt es einen Riesenradius,<br />

der zu bewältigen ist.<br />

75


Zwei Brackeler Zeitzeugen erinnern sich<br />

Peter Hampel und Klaus Simson – Anwohner<br />

Peter Hampel wohnte schon als Kind in<br />

Brackel – in unmittelbarer Nachbarschaft des<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es. Der ehemalige<br />

Betriebsrats-Vorsitzende der Kokerei Kaiserstuhl<br />

hat den Bau des drittgrößten <strong>Dortmund</strong>er<br />

Krankenhauses mit großem Interesse<br />

verfolgt. Seine Erinnerungen sind sozusagen<br />

prähistorisch. Er kennt das Areal wie seine<br />

Westentasche – im Urzustand, als es noch<br />

landwirtschaftlich genutzt wurde. Dann sah er<br />

das Krankenhaus wachsen. Nichts war damals<br />

interessanter als diese Baustelle mit Bohrern,<br />

Baggern, Betonmischern ... Und mit Maurern,<br />

die ab und zu mal ein Bonbon für kleine Jungs<br />

in der Tasche hatten.<br />

? Sie wohnen seit Ihrer Kindheit in Brackel?<br />

Peter Hampel: Ich bin am 30. April 1951 als<br />

Flüchtling mit meinen Eltern und acht Ge-<br />

96: Peter Hampel kennt das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

seit über 50 Jahren.<br />

96<br />

schwistern mit dem Bus hier angekommen. Ursprünglich<br />

kamen wir aus Schlesien und haben<br />

nach der Flucht fünf Jahre in Bayern gewohnt.<br />

? Wie alt waren Sie damals?<br />

Peter Hampel: Ich war fünf und kann mich noch<br />

gut an die Zeit erinnern. Der Sprengel, in dem<br />

ich wohnte, war früher eine Flüchtlingssiedlung,<br />

die für Arbeitskräfte gebaut worden war, die<br />

man aus ganz Deutschland hierher brachte.<br />

? Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> feiert jetzt<br />

sein 50-Jähriges. Da waren Sie 13, als der Bau<br />

fertig war. Können Sie sich noch an die Zeit<br />

erinnern, als das Krankenhaus gebaut wurde?<br />

Peter Hampel: Ich kenne dieses Grundstück<br />

noch als Getreidefeld des Bauern Ziegenfeuther,<br />

der direkt am Hellweg seinen Hof hatte. Dann<br />

wurde das Feld verkauft und es lag ziemlich<br />

brach. Ein Schäfer ließ seine Schafe dort weiden.<br />

Für uns Kinder war das ganz toll. Wir haben die<br />

Schafe angeschaut, die Lämmchen gestreichelt<br />

und haben dort auch unsere Drachen steigen<br />

lassen. Ein wahres Paradies.<br />

? Wie sah denn damals der Wieckesweg aus.<br />

War es schon eine befestigte Straße?<br />

Peter Hampel: Das war damals auch schon eine<br />

asphaltierte Straße. Allerdings standen wesentlich<br />

weniger Häuser dort und es gab keine<br />

Parkzonen. Der Wieckesweg war deshalb gut<br />

ausgebaut, weil es einen regen Verkehr zwischen<br />

den englischen Kasernen in Brackel und<br />

den Kasernen an der B1 gab.<br />

? Gab es denn schon die Bahnlinie über den<br />

Wieckesweg?<br />

Peter Hampel: Oh ja, die Strecke führte von<br />

<strong>Dortmund</strong> nach Soest. Sie war früher viel mehr<br />

befahren als heute. Aber nicht von Personenzügen,<br />

hier fuhren damals nur Güterzüge. Die<br />

S-Bahn ist erst viel später gekommen, so in den<br />

70er Jahren.<br />

? Wann begann denn der Krankenhausbau?<br />

Peter Hampel: Es begann mit Probebohrungen.<br />

Das war für uns ganz spannend. Allerdings gab<br />

es früher noch keine Baustellensicherung im<br />

heutigen Sinne. Und wir wurden immer ermahnt,<br />

gut aufzupassen. Denn diese Bohrlöcher wurden<br />

nicht abgedeckt. Und so ein Loch war wohl 30<br />

Meter tief und gerade so breit, dass ein kleiner<br />

Spargel wie ich da reinfallen konnte. Das muss so<br />

1953 gewesen sein.<br />

? Aber dann ging es sicher schnell weiter?<br />

Peter Hampel: Die Baugrube wurde ausgehoben<br />

– und das war das Beste. Auf den riesigen<br />

Lehmbergen haben wir Cowboy und Indianer<br />

gespielt. Und in der Grube sind wir mit selbstgebauten<br />

Flößen herumgepaddelt. Denn in der<br />

tiefen Ausschachtung sammelte sich Regenund<br />

vielleicht auch Grundwasser.<br />

? Wie tief war denn die Grube?<br />

Peter Hampel: Wenn man bedenkt, dass das<br />

Krankenhaus dreigeschossig in die Erde gebaut<br />

wurde – na, das waren bestimmt 20 bis 25 Meter<br />

an der tiefsten Stelle.


? Und wie tief war denn das Wasser? Konnte<br />

denn da nichts passieren?<br />

Peter Hampel: Das war sehr tief, aber wir konnten<br />

alle schwimmen. Ich erinnere mich gut, dass<br />

in ungefähr sechs oder acht Meter Tiefe der Baugrube<br />

eine Quarzader durch das Erdreich ging.<br />

Die haben wir dann „abgebaut“. Das Ergebnis<br />

war bis in die 90er Jahre hier in Brackel noch zu<br />

sehen. Die Anwohner schmückten ihre Vorgärten<br />

mit den Quarzbrocken und benutzten sie<br />

zum Einrichten von Steingärten.<br />

? Wie ging es mit dem Bau weiter?<br />

Peter Hampel: Den haben wir immer beobachtet.<br />

Für uns war das was ganz Riesiges, was<br />

ganz Tolles. Eine so große Baustelle hatten wir<br />

noch nie gesehen. Wenn die Arbeiter Feierabend<br />

hatten, sind wir dort rumgeturnt. Auch heute<br />

würde ich mich hier nie verlaufen. Ich kenne<br />

sozusagen jeden Stein, jede Mauer, jede Etage.<br />

? Heute ginge das nicht mehr so problemlos ...<br />

Peter Hampel: Das war in den 50er Jahren noch<br />

anders. Es war zwar ein Wächter auf dem Grundstück.<br />

Aber der ging regelmäßig zur Bude und hat<br />

sich einen getrunken. Dann hatten wir freie Bahn.<br />

? Die Einrichtung des Hauses haben Sie auch<br />

mitbekommen?<br />

Peter Hampel: Logisch. Und an eine Episode<br />

kann ich mich besonders erinnern. Als die<br />

ersten Gardinen hier aufgehängt wurden, sie<br />

waren gelb mit einem blauen Muster, brachte<br />

mein Bruder mal einen kleinen Rest mit nach<br />

Hause. Meine Mutter hat mir daraus eine Badehose<br />

genäht. Aber Hallo, die war richtig schick.<br />

Im Hoeschbad war ich damit der King!<br />

? Mit der Einweihung des Krankenhauses 1958<br />

war dann alles vorbei?<br />

Peter Hampel: Nein, unser Kontakt blieb bestehen.<br />

Viele Kinder hier im Sprengel waren durch<br />

ihren Vater in der Knappschaft versichert. Und<br />

wenn wir uns verletzt hatten, marschierten wir<br />

zur Ambulanz und ließen uns verpflastern. Wir<br />

kannten auch die meisten, die hier beschäftigt<br />

waren. Viele aus der Nachbarschaft arbeiteten<br />

hier. Außerdem: Mein Bruder hatte hier als<br />

Installateur gearbeitet und ist von der Knappschaft<br />

übernommen worden. Der hat mir mal<br />

das Kesselhaus gezeigt. Damals wurde natürlich<br />

noch mit Koks geheizt. Für kleine Jungs ist so<br />

was spannend.<br />

? In dem Kesselhaus wurde zuerst mit Koks,<br />

später mit Anthrazitkohle geheizt. War das<br />

eine große Umweltbelastung?<br />

Peter Hampel: Nee, das war alles normal. Von<br />

meinem Haus aus habe ich den großen Schornstein<br />

gut im Blick. Der hat nicht doll gequalmt.<br />

Da hat sogar über mehrere Jahre ein Falkenpärchen<br />

drauf gewohnt. Die hatten sich dort ein<br />

Nest gebaut.<br />

? Sie und Ihre Familie haben das Knappschaftskran-<br />

kenhaus auch schon als Patienten kennen gelernt?<br />

Peter Hampel: Meine beiden Töchter sind hier<br />

geboren und auch ein Enkelkind. Ich habe 1975<br />

hier in der Orthopädie gelegen. Wir waren hier<br />

immer sehr zufrieden.<br />

? Hat sich das Umfeld des Krankenhauses im<br />

Laufe der Jahre sehr verändert?<br />

Peter Hampel: Natürlich. Es ist wesentlich dichter<br />

bebaut. Und es ist im Laufe der Jahre schön<br />

Zwei Brackeler Zeitzeugen erinnern sich<br />

Peter Hampel und Klaus Simson – Anwohner<br />

begrünt worden. Wir haben früher mit Fußball<br />

und Knicker auf der Straße gespielt. Das wäre<br />

jetzt nicht mehr möglich. Aber heute hocken<br />

die Kinder auch viel vor dem Fernseher oder<br />

Computer. So was gab es früher nicht. Das war<br />

eine schöne, ruhige Geschichte hier.<br />

? Haben Sie mal daran gedacht, im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

zu arbeiten?<br />

Peter Hampel: Na ja, eigentlich sollte ich zum<br />

Gymnasium gehen. Das kostete aber damals<br />

noch Schulgeld. Und das hatten wir nicht. Wir<br />

waren schließlich neun Kinder. Mein Vater<br />

hat dafür gesorgt, dass jeder von uns einen<br />

ordentlichen Beruf erlernte. Wer dann noch<br />

weiterkommen wollte, sollte den zweiten<br />

Bildungsweg einschlagen. Durch meinen Vater<br />

wusste ich, dass auf Kaiserstuhl Lehrlinge für<br />

eine Ausbildung zum Elektriker gesucht wurden.<br />

Ich habe meine Aufnahmeprüfung bei Hoesch-<br />

Bergbau gemacht und bestanden. Wenige Jahre<br />

später wurde ich in den Betriebsrat gewählt und<br />

wurde dann auch bald Betriebsratsvorsitzender.<br />

Das bin ich dann 30 Jahre geblieben.<br />

97: Ein Blick vom Hedingsmorgen um 1970 auf das<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Unten links auf dem Bild<br />

ist einer der weißen Quarzbrocken zu sehen, der von<br />

Kindern aus der Baugrube gefördert wurde.<br />

97<br />

77


Zwei Brackeler Zeitzeugen erinnern sich<br />

Peter Hampel und Klaus Simson – Anwohner<br />

? Aber Sie sind diesem Haus immer treu verbunden<br />

geblieben?<br />

Peter Hampel: Aber ja! Über all die Jahre! Nach<br />

einem Herzinfarkt im vergangenen Jahr gehe ich<br />

jeden Tag eine Stunde spazieren. Oft mache ich<br />

in der Knappschafts-Caféteria, die sehr schön<br />

geworden ist, eine kleine Pause.<br />

? Sie kennen so viele Menschen hier in der<br />

Gegend. Was hat das Krankenhaus denn für<br />

einen Ruf?<br />

Peter Hampel: Ja, ich bekomme viel mit. Ob<br />

die Küche gut ist, die Schwestern nett sind ...<br />

Es gab mal eine Zeit, da war der Ruf nicht so<br />

besonders. Da sollte auch die Geburten-Station<br />

geschlossen werden. Aber viele haben sich<br />

dann dafür stark gemacht. Auch die Politik hat<br />

sich eingesetzt. Und es hat sich gelohnt. In den<br />

letzten sechs, sieben Jahren hat sich hier viel<br />

verändert. Da ging ein Ruck durch das ganze<br />

Haus. Der Tonfall wurde anders, die Schwestern<br />

sind sehr freundlich, die Ärzte sind top. Man<br />

hört nur Gutes. Früher musste man als Knappschaftsversicherter<br />

hierher. Heute wollen alle<br />

freiwillig hier hin. Ich habe sehr großes Vertrauen<br />

in dieses Haus.<br />

? Was wünschen Sie dem Krankenhaus für die<br />

Zukunft?<br />

Peter Hampel: Mehr Parkplätze. Unsere Straße<br />

wird regelmäßig zugeparkt. Die Stadt will<br />

Parkstreifen einrichten, die wir bezahlen sollen.<br />

Wir brauchen die nicht, wir haben alle Garagen.<br />

Die Parkplätze werden von den Krankenhaus-Besuchern<br />

genutzt. Oder von Friedhofs-Besuchern.<br />

Leider wird der Parkplatz an der S-Bahn nicht angenommen.<br />

Die 200 Meter will niemand laufen.<br />

Der gebürtige Berliner Klaus Simson ist<br />

Journalist und kannte <strong>Dortmund</strong> nur von der<br />

Landkarte. Aus beruflichen Gründen zog er<br />

1979 in die Revierstadt. Genauer gesagt: nach<br />

Brackel. „Es war keine Liebesheirat”. erinnert<br />

sich der heute 73-Jährige. Zwar fand er die<br />

Schwerindustrie immer sehr beeindruckend,<br />

aber aus nächster Nähe musste er sie eigentlich<br />

nicht haben. Aus der Stadt für Kohle und<br />

Stahl wurde ein Ort der Dienstleistungen. Die<br />

Dunstglocke verschwand. Und Simson zeigte<br />

sich versöhnlich. Mit seiner Frau hat er in <strong>Dortmund</strong><br />

im Laufe der Jahre nicht nur eine Bleibe<br />

gefunden, sondern eine Heimat gewonnen.<br />

? Sie kennen <strong>Dortmund</strong> aus der Distanz und als<br />

Brackeler Bürger. Wie hat es sich verändert?<br />

Klaus Simson: Wenn ich früher am Kamener<br />

Kreuz Richtung <strong>Dortmund</strong> fuhr, sah ich die<br />

schwefelgelbe Glocke über der Stadt liegen und<br />

dachte, wie kann man hier leben. Dann prophezeite<br />

Willy Brandt den blauen Himmel über dem<br />

Revier – und hielt Wort. Die Umwandlung hat ja<br />

stattgefunden.<br />

98: Die Nachbarn Peter Hampel (links) und Klaus Simson<br />

wohnen seit vielen Jahrzehnten in unmittelbarer<br />

Nähe zum <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />

98<br />

? Wie war es, als Sie 1979 nach <strong>Dortmund</strong><br />

kamen? Haben Sie sich bewusst für Brackel<br />

entschieden?<br />

Klaus Simson: Nein. Mein Arbeitgeber, die<br />

Ruhrkohle, hat uns dieses Haus angeboten. Als<br />

Betriebswohnung sozusagen. Das war eine reine<br />

Zweckentscheidung. Später wurden die Häuser<br />

an die Stadt verkauft. Dann hat man sie den<br />

Mietern angeboten.<br />

? Sie haben das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

nicht nur als Nachbar erlebt, sondern auch als<br />

Patient ...<br />

Klaus Simson: An diesem Haus beeindruckt<br />

mich nicht nur die medizinische Leistung,<br />

sondern auch die Freundlichkeit des Personals,<br />

das auch am Ende einer anstrengenden Schicht<br />

noch immer ein nettes Wort für die Patienten<br />

übrig hat.<br />

? Nutzen Sie den Park oder das Café und Restaurant<br />

des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es?<br />

Eher weniger. Einerseits gibt es in der Nähe<br />

riesige Grünflächen, in denen man stundenlang<br />

laufen kann, und andererseits koche ich so<br />

gerne, dass ich das Caré kaum besuche.<br />

? Wie gut und gerne lebt es sich in der Nachbarschaft<br />

eines großen Krankenhauses?<br />

Klaus Simson: Gut lebt es sich. Und wir sind<br />

inzwischen auch gerne hier. Wenn die Parksituation<br />

vor unserem Haus etwas entschärft würde,<br />

wäre alles noch viel schöner.


99 und 100: Iris Lohse von der Gruppe „Kontakt und<br />

Hilfe” sowie Pfarrer Matthias Mißfeldt.<br />

99<br />

100<br />

Trost spenden, Not lindern, Zuhören ... Die<br />

evangelische Pfarrerin Alexandra Hippchen, der<br />

evangelische Pfarrer Matthias Mißfeldt und<br />

Schwester Marita Benggok von der Steiler-<br />

Mission haben immer ein offenes Ohr für die<br />

Patienten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es. Sie<br />

werden unterstützt von den rund 20 Mitgliedern<br />

der ehrenamtlichen Gruppe „Kontakt und<br />

Hilfe“, die ebenso wie die Seelsorger an die<br />

Schweigepflicht gebunden sind. Sie haben Zeit<br />

für mitmenschliche Zuwendung, Zeit für Gespräche,<br />

Zeit für Begleitungen und Spaziergänge,<br />

Zeit zum Vorlesen, Zeit für unaufschiebbare<br />

Erledigungen, Zeit um Briefe zu schreiben<br />

... Die Gruppe „Kontakt und Hilfe” besteht<br />

inzwischen seit 35 Jahren. Stellvertretend für<br />

die Gruppe stand Iris Lohse Rede und Antwort.<br />

? In welcher Beziehung können die Gruppen-<br />

Mitglieder die Seelsorger entlasten?<br />

Iris Lohse: Wir tauschen uns untereinander aus.<br />

Und wir weisen uns auch gegenseitig Patienten zu.<br />

? Wie wird die Gruppe von den Patienten<br />

akzeptiert?<br />

Matthias Mißfeldt: Gut. Oft ergibt es sich erst<br />

in den Gesprächen, ob der Patient letztendlich<br />

einen Pfarrer vorzieht.<br />

? Sprechen Sie mit jedem Patienten oder nur<br />

mit den Schwerstkranken, die Trost suchen?<br />

Iris Lohse: Wir werten das nicht. Die Mitarbeiter<br />

der Gruppe sprechen jeden an. Denn jeder empfindet<br />

seine Krankheit als wichtig.<br />

Trost spenden, Not lindern, Zuhören<br />

Marita Benggok, Alexandra Hippchen, Iris Lohse, Matthias Mißfeldt – Krankenhausseelsorge<br />

? Sind es eher die älteren Patienten, die aufbauende<br />

Worte wünschen?<br />

Matthias Mißfeldt: Es kommt darauf an, wie<br />

jemand bisher seine Krankheit erfahren hat.<br />

Wenn einer schon einen langen Krankheitsverlauf<br />

hinter sich hat, akzeptiert er das Gespräch<br />

vielleicht eher, als jemand mit einem Unfall.<br />

Das kann man nicht am Alter festmachen. Wer<br />

mit einer neuen Hüfte kurz vor der Entlassung<br />

steht und der Reha hoffnungsvoll entgegen<br />

sieht, hat wenig Bedarf, mit dem Pastor zu<br />

sprechen. Wir sind schon mehr in Lebensübergängen<br />

involviert. Eine 84-Jährige fragte uns<br />

einmal: Warum muss ich jetzt sterben? Ich habe<br />

vom Leben noch nichts gehabt. Es gibt da schon<br />

dramatische Umstände, wo religiöse Begleitung<br />

erwünscht ist.<br />

? Kommt es dann auf die Konfession an? Oder<br />

spielt der Glauben eine Rolle?<br />

Matthias Mißfeldt: Weniger. Es gibt ein amerikanisches<br />

Wort, dass es am besten trifft:<br />

„Spiritual Care”. Bei dieser seelischen Hilfe<br />

trennen wir nicht hart zwischen Evangelisch<br />

und Katholisch, es sei denn, die Leute wollen<br />

das. Wir missionieren auch nicht. Und wir drängen<br />

niemandem etwas auf. Wir haben schon<br />

Muslime, Juden, Bahais und Zeugen Jehovas<br />

begleitet. Auch unser Raum der Stille wird von<br />

Muslimen genutzt.<br />

? Obwohl er eindeutig christlich dekoriert ist?<br />

Matthias Mißfeldt: Nur wer will, kann in der<br />

Dekoration ein Kreuz erkennen – man muss es<br />

aber nicht. Für uns war ganz wichtig, dass dieser<br />

Raum offen ist. Für jeden. Für alle. Das ist unser<br />

Konzept. Wir hatten mal einen Patienten, der<br />

79


Trost spenden, Not lindern, Zuhören<br />

Marita Benggok, Alexandra Hippchen, Iris Lohse, Matthias Mißfeldt – Krankenhausseelsorge<br />

konnte das nicht ertragen. Der hat eine Maria<br />

hinein gestellt. Wir haben sie dann beschützend<br />

in Bewahrung genommen.<br />

? Sie haben dort ein Buch ausgelegt, in das<br />

jeder Besucher etwas schreiben kann ...<br />

Marita Benggok: Das Buch hat eine große<br />

Bedeutung für die Menschen, die den Raum der<br />

Stille besuchen. Klar manchmal wird in dieses<br />

Anliegenbuch auch Unsinn geschrieben, aber<br />

im Großen und Ganzen spiegelt sich schon ein<br />

tiefer Glaube wider: Der eine dankt, der andere<br />

bittet. Da liest man von Verzweiflung und<br />

Angst. Die Sätze rühren schon ans Herz.<br />

? Stimmt das Sprichwort „Not lehrt Beten?“<br />

Finden hier auch Hartgesottene zum Glauben?<br />

Matthias Mißfeldt: Gerade existenzielle Kri-<br />

101<br />

sensituationen öffnen schon den Zugang zum<br />

Glauben. Wer sonst keinen Vertrag damit hatte,<br />

nutzt hier oft die Chance, zu dieser Dimension<br />

von Spiritualitäten Zugang zu gewinnen.<br />

? Haben Sie mehr Gespräche mit den Patienten<br />

oder mit den Angehörigen?<br />

Marita Benggok: Das ist unterschiedlich. Wir<br />

haben eigentlich immer beide Seiten im Blick.<br />

? Für Wohnungslose oder sozial Schwache<br />

unterhält „Kontakt und Hilfe“ eine Kleiderkam-<br />

mer, die auch mit Hygieneartikeln und Handtü-<br />

chern bestückt ist. Wie finanzieren Sie das?<br />

Iris Lohse: Durch Spenden und durch unsere<br />

Flohmärkte. Viele Sachen kommen auch von<br />

Kollegen aus dem Haus. Auch wer unerwartet<br />

ins Krankenhaus kommt, ohne Schlafanzug<br />

und Zahnbürste und keine schnelle Hilfe von<br />

zu Hause erwarten kann, wird hier mit dem<br />

Nötigsten ausgestattet. Wer entlassen wird,<br />

und nicht auf saubere Sachen für den Heimweg<br />

zurückgreifen kann, bekommt ebenfalls ein<br />

Startpaket.<br />

? Apropos Spenden ...<br />

Matthias Mißfeldt: ... da gibt es eine hübsche<br />

Geschichte: Als wir im Erdgeschoss den Raum<br />

der Stille eröffneten, schenkte uns jemand<br />

eine riesige blaue Mutter Gottes aus Ton. Sie<br />

war schon etwas beschädigt und ihr fehlte<br />

ein Zacken in der Krone. Da der Raum neutral<br />

gehalten sein soll, wollte ich sie nicht aufstellen.<br />

Ich habe dann meine katholische Kollegin<br />

gefragt, ob sie diese Maria nicht für ihr Kloster<br />

gebrauchen könnte. Die aber wehrte ab: Solche<br />

Sachen würden immer so komische Unfälle<br />

erleiden. Dann haben wir sie bei eBay eingesetzt<br />

und noch 20 Euro für die Kasse bekommen.<br />

Zwei Männer haben sie abgeholt, die sagten, sie<br />

hätten die komplette Wohnung mit Heiligenfiguren<br />

dekoriert.<br />

? Haben Sie spezielle Räume, in denen die Angehörigen<br />

Abschied nehmen können?<br />

Matthias Mißfeldt: Wir haben zwei Räume, die<br />

auch vom gleichen Künstler gestaltet wurden,<br />

der den Raum der Stille entworfen hat.<br />

Das Palliativ-Zimmer für Sterbende und das<br />

Aufbahrungs-Zimmer für Tote. Wir wissen, dass<br />

die Gestaltung der initialen Trauersituation von<br />

enormer Bedeutung ist. Handauflegen, Segnen,<br />

mit den Angehörigen beten ist schon existenziell.<br />

Das ist für uns und auch für die Ehrenamtlichen<br />

keine oberflächliche Arbeit. Von diesem<br />

Angebot wird gerne Gebrauch gemacht. Aber es<br />

gibt auch die andere Seite, die gar nicht selten<br />

ist: Rufen Sie uns bitte erst an, wenn alles vorbei<br />

ist. Aber bitte nicht mitten in der Nacht, wird<br />

dann gesagt.<br />

Alexandra Hippchen: Seit Anfang dieses Jahres<br />

laden wir einmal im Quartal die Angehörigen<br />

der im Krankenhaus Verstorbenen zu einem<br />

Gedächtnisgottesdienst und wenn gewünscht,<br />

zu einem Trauercafé ein. Die Vorstellung, dass<br />

Sterben und Tod die alltäglichen Lebensvollzüge<br />

nicht unterbrechen, durcheinander bringen<br />

dürfen, ist nach christlichem Verständnis<br />

unerträglich. Sterben und Tod bringen den<br />

Alltag ganz beträchtlich durcheinander. Denn<br />

plötzlich, selbst wenn der Tod absehbar war,<br />

fehlt ein Mensch. Alle Theorie wird plötzlich<br />

harte Realität. Wir vertrauen darauf, dass kein


Name verloren geht. Das bringen wir in diesen<br />

Gottesdiensten zum Ausdruck.<br />

Marita Benggok: Das Trauercafé lädt die<br />

Angehörigen ein, um die jüngst vergangene<br />

Zeit Revue passieren zu lassen. Wir wollen den<br />

Trauerprozess erleichtern und gegebenenfalls<br />

ermöglichen.<br />

? Das hört sich nach Arbeit an, von der man viel<br />

mit nach Hause nimmt. Wie lange kann man so<br />

etwas machen?<br />

Iris Lohse: Die Gruppe „Kontakt und Hilfe“<br />

besteht seit 15 Jahren und erneuert sich ständig.<br />

Wir haben welche, die sind seit über 20 Jahren<br />

dabei. Vor ihrem Einsatz werden sie aus- und<br />

fortgebildet. Einmal im Monat bietet uns die<br />

Seelsorge eine Supervision an. Wir können in<br />

der Gruppe sprechen oder mit den Seelsorgern<br />

alleine. Das Angebot wird gut genutzt. Letztendlich<br />

muss man frei sein für dieses Amt. Man<br />

darf nicht an eigenen großen Sorgen zu knacken<br />

haben.<br />

Alexandra Hippchen: Diese regelmäßigen<br />

Selbstreflexionen über die Arbeit, aber auch<br />

über sich selbst werden von den Gruppenmitgliedern<br />

als große Bereicherung empfunden. Die<br />

Fortbildung im Hause – die Mitglieder von Kontakt<br />

und Hilfe können auch an der innerbetrieblichen<br />

Fortbildung teilnehmen – erhöhen die<br />

Sachkompetenz der Einzelnen und ermöglichen<br />

101: Schwester Marita Benggok SSpS.<br />

102: Pfarrerin Alexandra Hippchen.<br />

einen engeren Kontakt zu den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern des Hauses.<br />

? Möchten manche Patienten diesen hilfreichen<br />

Kontakt zu Hause fortsetzen?<br />

Matthias Mißfeldt: Schon. Aber diese Arbeit darf<br />

man nicht ins Privatleben fließen lassen. Wenn<br />

jemand um einen Besuch bittet, erklären wir<br />

ihm, dass die Hilfe auf das Haus beschränkt und<br />

kein ambulanter Dienst ist.<br />

? Hat schon mal jemand um Sterbehilfe statt<br />

Sterbebegleitung gebeten?<br />

Alexandra Hippchen: Das ist nicht das eigentliche<br />

Thema. Und ich halte diese Debatte auch<br />

für überzogen. Die Menschen wollen hauptsächlich<br />

eine Schmerzkontrolle haben. Da üben<br />

Trost spenden, Not lindern, Zuhören<br />

Marita Benggok, Alexandra Hippchen, Iris Lohse, Matthias Mißfeldt – Krankenhausseelsorge<br />

wir eine wichtige Funktion aus, weil sie uns<br />

schon mal etwas deutlicher sagen, was ihnen<br />

weh tut und das wir dann an die Krankenhausbeschäftigten<br />

weitergeben.<br />

102<br />

Es geht darum, dass Menschen ihren noch verbleibenden<br />

Lebensweg klären und wenn es dann<br />

ansteht, ihr Leben in Würde beenden können.<br />

Wir versuchen Menschen in diesem schwierigen<br />

Prozess zu unterstützen. Schmerzkontrolle ist<br />

dabei ein wichtiger Aspekt. Wir bleiben beim<br />

Menschen in seinem Sterben, wir führen es<br />

nicht herbei. Diese Einstellung verschafft uns<br />

viel Vertrauen auf Seiten der Patientinnen und<br />

Patienten sowie ihrer Angehörigen und auf<br />

Seiten der Krankenhausbeschäftigten.<br />

81


Trost spenden, Not lindern, Zuhören<br />

Marita Benggok, Alexandra Hippchen, Iris Lohse, Matthias Mißfeldt – Krankenhausseelsorge<br />

? Sind Sie näher am Patienten als der Arzt?<br />

Matthias Mißfeldt: Manchmal ist das so. Da<br />

ist der weiße Kittel für manche Patienten eine<br />

Hemmschwelle.<br />

? Sie arbeiten aber nicht nur für Patienten<br />

sondern auch für die Mitarbeiter?<br />

Matthias Mißfeldt: Als ausgebildeter Supervisor<br />

bin ich auch für die Nöte der Kollegen zuständig.<br />

Auch mit ihnen treffe ich mich regelmäßig<br />

zu Supervisionen. Andere Gespräche ergeben<br />

sich aus dem Kontakt, den man untereinander<br />

im Haus hat.<br />

? Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> hat ein Ethik-<br />

Komitee, dessen Vorsitzender Sie sind. Was<br />

sind Ihre Aufgaben?<br />

Matthias Mißfeldt: Wir kümmern uns um die<br />

ganzen Dinge, die anfallen, wenn das Leben zu<br />

Ende geht. Zum Beispiel um Patientenverfügungen.<br />

Jeder Patient wird bei der Aufnahme<br />

danach gefragt. Diese Verfügung wird in den<br />

Behandlungsprozess eingebracht. Sie wird in die<br />

Patientenakte elektronisch und als Papier mit<br />

aufgenommen. Damit ist gewährleistet, das der<br />

Wille des Patienten hier Beachtung findet. Das<br />

kommt besonders zum Tragen, wenn er sich<br />

nicht mehr äußern kann.<br />

? Wenn jemand keine Verfügung hat, geben Sie<br />

Hilfestellung?<br />

Alexandra Hippchen: Wir haben hier ein Beratungsangebot,<br />

das zunehmend genutzt wird.<br />

Dabei geht es nicht darum, mal eben etwas zu<br />

unterschreiben. Die Patientinnen und Patienten<br />

müssen sich dann schon mit der eigenen Krankheit<br />

auseinandersetzen und selbst entscheiden,<br />

welche Wünsche sie für sich haben. Das ist ein<br />

Prozess, der durchaus mit schmerzlichen Emotionen<br />

verbunden ist.<br />

? Wenn keine Patientenverfügung vorliegt, wie<br />

entscheiden denn dann die Ärzte?<br />

Matthias Mißfeldt: Das ist rechtlich klar geregelt.<br />

Es gelten die Grundsätze der Bundesärztekammer<br />

für ärztliche Sterbebegleitung. Wenn<br />

sich ein Patient nicht äußern kann, soll durch<br />

Gespräche mit Angehörigen sein mutmaßlicher<br />

Wille erfragt werden. Solche Fälle werden auch<br />

im Ethik-Komitee besprochen. Ich bin kein<br />

Freund von allgemeinen Regeln. Jeder Fall ist<br />

individuell.<br />

? Ist der Tod noch immer ein Tabu-Thema?<br />

Matthias Mißfeldt: Das Thema wird gesellschaftlich<br />

verdrängt. Und deshalb ist es für<br />

Krankenhäuser auch schwer, sich diesem Thema<br />

zu stellen.<br />

? Hat sich die Einstellung nicht in den letzten<br />

Jahren geändert?<br />

Matthias Mißfeldt: Doch. Man geht etwas<br />

offener damit um. Da hat auch die Hospizbewegung<br />

ein Stück geholfen.<br />

? Haben Sie einen Wunsch für die Zukunft?<br />

Matthias Mißfeldt: Unbedingt. Wir benötigen<br />

dringend eine Klimaanlage für den Raum der<br />

Stille. Bei warmem Wetter ist es da stickig heiß<br />

und es regt sich kein Lüftchen.


Dr. Manutschehr Taayedi kennt das Knapp-<br />

schaftskrankenhaus in- und auswendig. Im<br />

wahrsten Sinne des Wortes: Zum einen als<br />

junger Assistenz-Arzt, frisch von der Uni Münster<br />

– zum anderen als niedergelassener Arzt in<br />

Brackel. Der gebürtige Iraner studierte in Münster<br />

Medizin und arbeitete von 1974 bis 1984 im<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Dr. Taayedi hat eine<br />

Zusatzausbildung als Facharzt für Allgemein-<br />

Chirurgie und Psychosomatische Medizin. Als<br />

Hausarzt ließ er sich dann in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft des Krankenhauses nieder, wo<br />

er knapp zehn Jahre praktizierte. Der 66-jährige<br />

hat seit über 30 Jahren einen deutschen<br />

Ausweis.<br />

? Wie war das, als Sie 1974 am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

anfingen?<br />

Dr. Taayedi: Für mich war es eine aufregende<br />

Zeit – so frisch von der Uni. Ich habe damals in<br />

der Chirurgie begonnen.<br />

103: Dr. Manutschehr Taayedi.<br />

103<br />

Damals waren die Chefärzte noch die Herrgötter in Weiß<br />

? Da war die Hierarchie noch strenger als heute ...<br />

Dr. Taayedi: Damals waren die Chefärzte noch<br />

die Herrgötter in Weiß. Danach gab es eine<br />

Aufweichung der Hierarchie. Der Umgang wurde<br />

liberaler. Zur Zeit läuft da wohl wieder eine<br />

Rückentwicklung. Die jüngeren Chefärzte haben<br />

wieder die Tendenz zur Hierarchie. Vielleicht<br />

ein Überschwappen aus der freien Wirtschaft.<br />

Als ich schon selbstständig war, kam ein junger<br />

Chefarzt der Chirurgie zu mir in die Praxis und<br />

stellte sich vor. Er wollte die Ärzte kennenlernen,<br />

die im Dunstkreis des Krankenhauses<br />

praktizierten und dem Haus Patienten zuwiesen.<br />

Das war für mich sehr ungewöhnlich. Von<br />

der alten Garde hätte das niemand gemacht. Ich<br />

habe das als sehr positiv empfunden.<br />

? War es für Sie denn einfacher, in einer<br />

strengen Hierarchie zu arbeiten oder in einem<br />

kollegial geprägten Team, in dem man gewisse<br />

Entscheidungsfreiheiten hat?<br />

Dr. Taayedi: Es geht nicht um Entscheidungsfreiheit.<br />

Denn Entscheidungen konnten sowieso<br />

nur immer begrenzt getroffen werden. Auch<br />

heute wird immer nur auf höherer Ebene entschieden.<br />

Und das ist auch richtig. Es geht mehr<br />

um Teamgeist. Und dieser Geist funktioniert in<br />

einer liberalen Struktur besser. Was sich auch<br />

auf die Behandlung der Patienten auswirkt.<br />

? Haben Sie ein besonderes Erlebnis?<br />

Dr. Taayedi: Da fällt mir eine wunderbare<br />

Episode ein: Bei uns in der Chirurgie gab es<br />

einen türkischen Kollegen, der sehr tüchtig<br />

und auch sehr ehrgeizig war und vor Vitalität<br />

sprühte. Eines Tages waren wir alle mit unserem<br />

Chef Prof. Zühlke zur Visite unterwegs. Der<br />

Dr. Manutschehr Taayedi – Facharzt<br />

türkische Kollege schaute sich ein Bein an und<br />

fragte ziemlich ungehalten „Welcher Idiot hat<br />

denn diesen Gips hier angeordnet?” Worauf der<br />

Chefarzt nur knapp sagte: „Ich.“ Alle schauten<br />

ganz betreten und warteten auf das Donnerwetter.<br />

Dann haben alle gelacht. Prof. Zühlke war<br />

eine großartige Persönlichkeit. Ein ruhiger, sehr<br />

tüchtiger und besonnener Mann.<br />

? Was wurden denn in den 70er Jahren in der<br />

Chirurgie für Fälle behandelt? War es mehr<br />

allgemein oder schon speziell?<br />

Dr. Taayedi: Es wurde alles behandelt. Vom<br />

einfachen Blinddarm über Gefäßchirurgie bis<br />

hin zur Knochenchirurgie. Aber ich erinnere<br />

mich noch gut: Die Gefäßchirurgie war damals<br />

noch Pionierarbeit. Die hatte sich ein Oberarzt<br />

in Weiterbildung angeeignet.<br />

? Wieso Knochenchirurgie. Sie hatten doch eine<br />

Orthopädie am Hause?<br />

Dr. Taayedi: Zunächst hat es diese Trennung gar<br />

nicht gegeben. Da war alles Chirurgie. Aber auch<br />

nach der Trennung blieben Arm- und Beinbrüche<br />

die Domäne der Chirurgen.<br />

? Sie waren bis 1985 hier am Krankenhaus.<br />

Haben Sie noch die Anfänge der Schlüsselloch-<br />

Chirurgie mitbekommen?<br />

Dr. Taayedi: Nein, nicht mehr. Diese Ära begann<br />

kurze Zeit später. Bei bestimmten Indikationen<br />

ist das eine tolle Technik und sehr schonend für<br />

den Patienten.<br />

? Auch nach Ihrem Abschied aus dem Krankenhaus<br />

blieben Sie der Knappschaft treu?<br />

Taayedi: In gewisser Weise schon. Ich eröffnete<br />

83


Damals waren die Chefärzte noch die Herrgötter in Weiß<br />

Dr. Manutschehr Taayedi – Facharzt<br />

1985 am Breierspfad eine Praxis, wo ich als Allgemeinmediziner<br />

arbeitete. In dieser Zeit habe<br />

ich mich auch berufsbegleitend zum Facharzt<br />

für Psychosomatische Medizin weitergebildet.<br />

Ich habe schon bei den Krankenhaus-Patienten<br />

bemerkt, dass die Ursache vieler Erkrankungen<br />

psychisch bedingt ist. Deshalb ist es sehr zum<br />

Vorteil, wenn man diese Kenntnisse mit einbringen<br />

kann.<br />

? Was sind das für Beschwerden?<br />

Dr. Taayedi: Häufig Rückenbeschwerden, aber<br />

auch Schmerzen im Bauchraum. Für psychosomatische<br />

Erkrankungen kommt eigentlich<br />

der ganze Körper in Frage. Oft ist es das Organ,<br />

welches im Moment am schwächsten ist und<br />

die geringste Abwehr zeigt.<br />

? Wie wurden diese Patienten im Krankenhaus<br />

behandelt?<br />

Dr. Taayedi: Bei einem negativen Befund haben<br />

wir natürlich nach der Ursache gesucht. Die Ärzte<br />

tun alles, um die Patienten zu heilen. Leider ist<br />

die Verweildauer so kurz bemessen, dass auf die<br />

seelische Ursache nicht intensiv eingegangen<br />

werden kann. Da hat der niedergelassene Arzt<br />

natürlich sehr viel mehr Möglichkeiten.<br />

? Die Zeit zu Gesprächen haben Sie sich dann<br />

genommen?<br />

Dr. Taayedi: Mittags eine und abends zwei<br />

Stunden. Wenn der Patient merkt, dass man<br />

sich Zeit für ihn nimmt, gewinnt man auch<br />

sein Vertrauen. Das ist Voraussetzung für eine<br />

Heilung des Leidens. Ich habe diese Arbeit sehr<br />

104<br />

gerne gemacht. Sie hat mir in meiner Alltagsarbeit<br />

sehr geholfen, Dinge zu verstehen. Wenn<br />

solche Ärzte zusätzlich in den Krankenhäusern<br />

eingestellt würden, wäre das sehr gut. Aber<br />

Mittel und Zeit sind natürlich begrenzt.<br />

? Haben Sie davon profitiert, dass Sie sich in<br />

Brackel niedergelassen haben?<br />

Dr. Taayedi: Natürlich. Mich kannten viele Ärzte<br />

aus allen Abteilungen. Auch manche Mitarbeiter<br />

sind zur Behandlung gekommen. Und mich<br />

kannten natürlich auch viele Patienten. Wenn Sie<br />

nicht zufrieden mit mir gewesen wären, hätte ich<br />

sie wahrscheinlich nicht gewinnen können. Da<br />

hilft auch der Bekanntheitsgrad nicht.<br />

? Haben Sie schon mal Patienten direkt ins<br />

Krankenhaus gebracht?<br />

Dr. Taayedi: Die Nähe zum Krankenhaus war<br />

für einige Patienten zum Vorteil. Ich hatte zum<br />

Beispiel mal einen Patienten, der mit heftigen<br />

Schmerzen im Rücken in die Praxis kam. Er hatte<br />

ein Bauch-Aneurysma. Durch meine Kliniktätigkeit<br />

hatte ich Erfahrung mit dieser Krankheit.<br />

Ich habe sofort die Feuerwehr angerufen, die ihn<br />

dann den kurzen Weg ins <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

gefahren hat. Es gibt auch Patienten,<br />

die überhaupt nicht ins Krankenhaus wollen.<br />

In gar keines. Die sich gegen eine Einweisung<br />

sträuben. Die habe ich schon mal in mein Auto<br />

gepackt und persönlich hier abgegeben. Zum<br />

Beispiel einen Patienten, der sich hartnäckig<br />

104: Operationsalltag in den 60er Jahren im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong>. Die Lachgasflaschen<br />

stehen zwischen Chirurgie und Anästhesie.


weigerte, weil er eine kranke Frau daheim hatte.<br />

Doch mit einem perforierten Magengeschwür<br />

ist nicht zu spaßen.<br />

? Wenn Sie an Ihre Zeit als Hausarzt zurück-<br />

denken, haben Sie auch immer wieder Patienten<br />

gehabt, die vorher hier im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

gelegen haben. Konnten Sie den<br />

medizinischen Fortschritt, der hier im Haus<br />

stattfand, mit verfolgen?<br />

Dr. Taayedi: Es hat immer eine Progression<br />

gegeben. Der Fortschritt war im Laufe der Jahre<br />

auch für uns niedergelassene Ärzte, welche die<br />

Patienten nachbehandelten, deutlich sichtbar.<br />

Die Entwicklung ging durch das ganze Haus. Es<br />

gab immer eine Bewegung.<br />

? Sie sind jetzt 66 Jahre und könnten eigent-<br />

lich noch zwei Jahre als Kassenarzt tätig sein.<br />

Warum haben Sie aufgehört?<br />

Dr. Taayedi: Ich bin 1999 sehr schwer krank geworden<br />

und habe mich nur sehr langsam wieder<br />

erholt. Aber jetzt arbeite ich wieder: Regelmäßig<br />

helfe ich bei einer Kollegin in einer großen<br />

Allgemeinpraxis aus.<br />

105: Architekt Hans Landgrebe zusammen mit dem ersten<br />

Ärztlichen Direktor des Hauses, Doz. Dr. Scherer,<br />

1958, im Operationssaal.<br />

Damals waren die Chefärzte noch die Herrgötter in Weiß<br />

? Stehen die Brackeler Bürger hinter ihrem<br />

Krankenhaus?<br />

Dr. Taayedi: Es gibt immer den einen oder anderen<br />

der sagt, da gehe ich nicht hin. Das trifft<br />

auf alle Krankenhäuser zu. Generell stehen die<br />

Brackeler Bürger hinter ihrem Krankenhaus. Ich<br />

habe meinen Bruder, der auch Arzt ist, hierher<br />

geschickt. Das Haus hat einen sehr guten Ruf –<br />

hier wird gute Medizin gemacht.<br />

Was wünschen Sie sich für dieses Haus?<br />

Dr. Taayedi: Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

sollte sich vielleicht auf einem Gebiet spezialisieren<br />

– zu einem Zentrum werden. Und in diesem<br />

speziellen Fach sollte es sich so entwickeln,<br />

dass Patienten aus ganz Deutschland sagen: Da<br />

gehe ich hin.<br />

Dr. Manutschehr Taayedi – Facharzt<br />

? Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> bietet ein<br />

Diabetes-, Darm-, Brust- und ein Prostatazentrum.<br />

Hier wird interdisziplinär zusammengearbeitet.<br />

Ist das der richtige Weg?<br />

Dr. Taayedi: Grundsätzlich ist das eine tolle<br />

Sache. Ein Team wird vom Geist der Zusammenarbeit<br />

positiv getragen. Das merken auch<br />

die Patienten. Es kommt sehr gut bei ihnen an.<br />

Sie fühlen sich gut aufgehoben. Und das ist<br />

wichtig.<br />

105<br />

85


Das Haus ist auf einem sehr guten Weg<br />

Dr. Kurt Georg Hering – Ehem. Ärztlicher Direktor<br />

Norwegen, Peru, Bangkok, Brackel – der Mann<br />

kommt rum. Früher arbeitete er sieben Tage<br />

in der Woche – von morgens sieben bis abends<br />

neun. Heute, im (Un-)Ruhestand, arbeitet er<br />

selektiver – wenn er denn zu Hause ist. Dann<br />

gönnt sich Dr. Kurt Georg Hering auch morgens<br />

um neun sein Frühstück. Der ehemalige<br />

Ärztliche Direktor und Chefarzt der Radiologie<br />

des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es fährt auch<br />

mit 67 Jahren nicht mit angezogener Handbremse.<br />

? Seit wann sind Sie im Ruhestand?<br />

Dr. Hering: Ich bin 2006 ausgeschieden. Weil<br />

ich Schritt für Schritt aufgehört habe, kam der<br />

Abschied nicht so plötzlich. 2002 habe ich die<br />

Therapie abgegeben, zwei Jahre später die Diagnostik,<br />

2005 die Nuklearmedizin und 2006 das<br />

Amt des Ärztlichen Direktors.<br />

106: Dr. Kurt Georg Hering.<br />

106<br />

? Aber Sie haben hier noch regelmäßig zu tun?<br />

Dr. Hering: Ich bin als beratender Arzt für Berufserkrankungen<br />

noch für das Haus tätig. Und<br />

nach wie vor bin ich an Wochenenden häufig als<br />

Referent bei Veranstaltungen unterwegs. Außerdem<br />

arbeite ich noch für den Strahlenschutz.<br />

? Können Sie sich noch gut an Ihre erste Zeit<br />

hier im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> erinnern?<br />

Dr. Hering: Ich habe im April 1982 als Chefarzt hier<br />

angefangen. Davor war ich vier Jahre Chefarzt in<br />

Wetzlar. Davor habe ich in Recklinghausen gearbeitet<br />

und war auch ein halbes Jahr in den USA.<br />

? Was faszinierte Sie an Ihrem Fach?<br />

Dr. Hering: Die Radiologie ist fachübergreifend.<br />

Sie bietet Ein- und Überblicke in viele andere<br />

Fächer. Die Radiologie und die Pathologie haben<br />

die meisten Kontakte zu den anderen Disziplinen.<br />

Das hat mir schon damals sehr gefallen.<br />

Zumal ich damals noch Diagnostik und Therapie<br />

machen konnte. Wir haben Entwicklungen miterlebt,<br />

wie zum Beispiel die handwerkliche Herstellung<br />

von Spezialkathetern, die dann auch in<br />

industrielle Produkte umgesetzt wurden.<br />

? Welche Erfahrungen sind Ihnen aus der Zeit,<br />

in der Sie in der Therapie gearbeitet haben<br />

besonders wichtig?<br />

Dr. Hering: Die vier Jahre, die ich in der Therapie<br />

alleine verbracht habe, haben mir gezeigt, wie<br />

wichtig die Aufgabe der Frühdiagnostik ist. Man<br />

muss an den Anfang der Kette kommen, um<br />

etwas zu erreichen. Das gilt besonders für die<br />

Arbeitsmedizin.<br />

? Auf diesem Feld sind Sie ja nach wie vor tätig ...<br />

Dr. Hering: Wir machen Untersuchungen bei<br />

Hochrisikogruppen, die mit Asbest in Berührung<br />

gekommen sind und auch rauchen. Da sehen<br />

wir vier bis fünf Prozent Anteil an Frühkrebserkrankungen.<br />

Das ist enorm viel.<br />

? Welche Chancen haben diese Patienten?<br />

Dr. Hering: Wir haben in diesem Jahr zwei Patienten<br />

vom Typ 1 mit einem Karzinom Stadium I<br />

dabei – also im Anfangsstadium. Die haben<br />

nach ihrer Behandlung allerbeste Chancen für<br />

ihr weiteres Leben.<br />

? Beschränkte sich die Therapie in Ihren ersten<br />

Berufsjahren alleine auf Kobalt?<br />

Dr. Hering: Oh nein. Natürlich hatten wir die<br />

konventionelle Bestrahlung mit Kobalt. Etwas<br />

später kam schon der Linearbeschleuniger. Es<br />

gibt Beschleuniger schon aus den 50er Jahren.<br />

Wir haben schon sehr früh die kombinierte Radio-<br />

Chemo-Therapie angeboten. In Recklinghausen<br />

zum Beispiel wurden 1946 Lymphome mit Antibiotika,<br />

die eine tumorstatische Wirkung hatten<br />

und mit Bestrahlung bekämpft. Als ich 1969 nach<br />

Recklinghausen kam, gehörte die Radio-Chemo-<br />

Kombination für einige Tumorerkrankungen<br />

schon zum Standard-Programm.<br />

? Heute ist die Radiologie in drei Fächer aufgeteilt?<br />

Dr. Hering: Ja, in Diagnostik, Therapie und<br />

Nuklearmedizin. Sie hat auch heute noch einen<br />

interdisziplinären Charakter. Das macht sie so<br />

spannend.


? Die technische Entwicklung ist verblüffend ...<br />

Dr. Hering: Ich war 1973 vier Monate in den USA,<br />

u. a. in einer Mayo-Klinik. Bevor ich in den Flieger<br />

stieg, wurde mir von meinem Chef eingeschärft:<br />

Schau dir alles genau an. Die haben ein neues,<br />

Gerät, damit schneiden die den Patienten die<br />

Köpfe in Scheiben. Das war damals das zweite<br />

CT auf der Welt. Da habe ich die allerersten Bilder<br />

eines Computertomographen gesehen.<br />

? Und als Sie zurückkamen ...<br />

Dr. Hering: ... da habe ich sofort eine Zeichnung<br />

angefertigt und meinen Leuten gezeigt, wie das<br />

funktioniert.<br />

? Dann hat Sie das CT-Fieber erfasst?<br />

Dr. Hering: Jedes Krankenhaus war damals versessen<br />

darauf. In Recklinghausen haben wir 1977<br />

einen der ersten Ganzkörper-CT bekommen.<br />

Mein Chef war damals Kongress-Präsident in<br />

Münster – der erste Kongress zum Thema Computertomographie.<br />

Und zu diesem Kongress<br />

wollte er das Gerät haben. Ich war damals der<br />

Kongress-Sekretär. Deshalb erinnere ich mich<br />

noch sehr gut. Damals war die Früherkennung<br />

von Silikose und von Mamma-Karzinom schon<br />

ein Riesenthema. Der Kongressraum war nach<br />

dem zweiten Vortrag so voll, dass wir einen neuen<br />

Raum suchen mussten.<br />

? Wie war denn damals die Strahlenbelastung?<br />

Dr. Hering: Die Geräte haben noch kräftig gestrahlt.<br />

Inzwischen ist das deutlich weniger geworden.<br />

Aber man muss das alles in der Relation<br />

sehen. Wir konnten eine Diagnostik machen, die<br />

durchaus bahnbrechend war. Und wir konnten<br />

behandeln, was vorher nicht möglich war.<br />

? Aber Reihenuntersuchungen gab es noch<br />

nicht?<br />

Dr. Hering: Nein. Auf die Idee, die Menschen in<br />

Form eines Screenings in so ein Gerät zu legen,<br />

kam man noch nicht.<br />

? Wann bekamen Sie den ersten CT?<br />

Dr. Hering: 1977 bekamen wir das erste Gerät<br />

in Recklinghausen und 1979 in <strong>Dortmund</strong>.<br />

Zunächst gab es keine gründliche Betriebsanleitung<br />

oder ein Lehrbuch. Aber man muss sich zu<br />

helfen wissen. In Florida fand ein CT-Kongress<br />

statt, zu dem wir einen Kollegen schickten, der<br />

am besten Englisch sprach. Der musste alles<br />

mitschreiben. Seine Kladde haben wir dann als<br />

Lehrbuch benutzt. Bei den folgenden neuen Geräten<br />

waren dann Bücher dabei. Aber wir haben<br />

praktisch bei Null angefangen.<br />

? Wenn man das heute bedenkt, ist das ungeheuerlich.<br />

Das ist ja wie bei Loriot – Wir basteln<br />

uns ein Atomkraftwerk ...<br />

Dr. Hering: ... so ungefähr. Wir hatten ja keine<br />

Erfahrung. Da war Eigeninitiative sehr gefragt.<br />

Aber es hat alles sehr gut geklappt.<br />

? Wie war die Qualität der Bilder?<br />

Dr. Hering: Das kann man mit heute gar nicht<br />

mehr vergleichen. Aber man sah auf jeden Fall<br />

wesentlich mehr als auf einem Röntgenbild. Bei<br />

dem wird ja alles auf eine Platte übereinander<br />

projiziert. Beim CT werden Schnitte gemacht.<br />

Einzelne Strukturen sind deutlich zu erkennen.<br />

Das Haus ist auf einem sehr guten Weg<br />

Dr. Kurt Georg Hering – Ehem. Ärztlicher Direktor<br />

? Dann kamen die ersten Kernspintomographen?<br />

Dr. Hering: Ja, ich habe 1982 den ersten MRT-<br />

Kurs in Chicago gemacht.<br />

? Und so ein Gerät hätten Sie gerne gehabt?<br />

Dr. Hering: Ja ich wollte so ein Gerät kaufen. Die<br />

Knappschaft sollte mir die Räume stellen – im<br />

Gegenzug hätte ich sie an den Einnahmen beteiligt.<br />

Das ging zu dem Zeitpunkt noch nicht.<br />

Schade, wir wären dann unter den ersten drei<br />

Kliniken in NRW gewesen, die diese Untersuchungsmethode<br />

hätte anbieten können.<br />

107: Für die ILO, einer Unterorganisation der WHO,<br />

erstellt das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Vergleichsaufnahmen<br />

zur Begutachtung von Lungenerkrankungen.<br />

Die ltd. MTRA Heike Stephan und Dr. K. G. Hering<br />

zeigen einen Versandkarton, in dem die Röntgenbilder<br />

weltweit versandt werden.<br />

107<br />

87


Das Haus ist auf einem sehr guten Weg<br />

Dr. Kurt Georg Hering – Ehem. Ärztlicher Direktor<br />

? Was unterscheidet den MRT vom CT?<br />

Dr. Hering: Der MRT verwendet keine Röntgenstrahlen<br />

und hat unter anderem viel bessere<br />

Weichteil-Kontraste. In der Frühdiagnostik bei<br />

Lungenerkrankungen ist er allerdings noch nicht<br />

einzusetzen. Man kann aber sagen: MRT und CT<br />

haben sich immer gegenseitig befruchtet.<br />

? Wie sehen Sie die Zukunft in Ihrem Fach?<br />

Dr. Hering: Schwierige Frage – ich glaube, die<br />

Verzahnung von Stationär und Ambulant muss<br />

weiter fortentwickelt werden, weil es sonst<br />

nicht zu finanzieren ist. Es war und ist ein<br />

Schwachsinn, dass die Großgeräte in der Praxis<br />

stehen mussten. Die Krankenhäuser durften sie<br />

nicht haben, weil es eine Großgeräte-Liste gab.<br />

Inzwischen hat sich das verbessert, weil viele<br />

Praxen ihre Geräte in den Krankenhäusern stehen<br />

haben. Ich denke, diese Kooperation wird<br />

sich weiter intensivieren, so dass keine Doppel-<br />

108: Am 1.7.2006 trat Dr. Kurt Georg Hering (Mitte) die<br />

Nachfolge von Prof. Dr. Volker Zühlke (re.) an. Zu der<br />

Berufung zum Ärztlichen Direktor gratuliert auch Krankenhausverwaltungsdirektor<br />

Wilhelm Lebrecht (li.).<br />

108<br />

aufstellung notwendig ist. Ansonsten denke ich,<br />

dass CT und MRT bleiben. Die Kombination mit<br />

nuklearmedizinischen Untersuchungsverfahren<br />

ist im Moment ein großes Thema.<br />

? Was halten Sie denn von den sogenannten<br />

Manageruntersuchungen die privat angeboten<br />

werden und viel Geld kosten?<br />

Dr. Hering: Also, da fangen wir mal hinten an:<br />

Selbst wenn jemand heute untersucht wird und<br />

alles in Ordnung ist, kann er zwei Tage später an<br />

einem Herzinfarkt sterben. Die Untersuchung<br />

bietet keine Garantie. Wenn sie ein CT machen<br />

– von der Locke bis zur Socke – dann haben<br />

sie eine Strahlenbelastung, die durchaus zu<br />

berücksichtigen ist. Auch wenn man ein junger<br />

Manager ist. Theoretisch dürften die Ärzte diese<br />

Untersuchung gar nicht anbieten. So sagt es die<br />

Deutsche Röntgenverordnung. Bei einem 60-Jährigen<br />

könnte ich sie schon eher akzeptieren.<br />

Aber nicht nur die CT-Strahlen werden diskutiert,<br />

sondern auch die MR-Untersuchungen. Die Leute<br />

kritisieren sogar die Magnetfelder in der Nähe<br />

von Handys – also ist alles andere auch heikel.<br />

MR kann ich akzeptieren, wenn es sich einer<br />

unbedingt leisten möchte. CT als Ganzkörperuntersuchungen<br />

zur Vorsorge lehne ich ab.<br />

? Irland, Thailand, Peru, Brasilien, Brackel ...<br />

Dr. Hering: ... die Thailänder möchten ein<br />

Programm aufbauen, in dem sie Tutoren ausbilden,<br />

die ihre Arbeitsmediziner in Richtung<br />

Staublungenerkrankungen schulen und auch<br />

prüfen können. In Thailand ist die Silikose und<br />

Asbestose nach wie vor ein Thema, denn im<br />

asiatischen Raum wird immer noch Bergbau<br />

betrieben, ohne dass eine regelmäßige Gesundheitsüberwachung<br />

erfolgt. Häufig gibt es<br />

illegale Zechen, die noch längst nicht unsere<br />

Sicherheitsstandards haben. Außerdem läuft die<br />

Asbest-Produktion in Asien auf vollen Touren<br />

und es wird auch viel Asbest verarbeitet.<br />

? Und in Peru?<br />

Da geht es um Staublungen-Erkrankungen. Und<br />

ich werde dort über hochauflösende Computertomographie<br />

berichten. Es ist schon verblüffend,<br />

dass Brasilien und auch andere Länder<br />

überlegen, keine normalen Thorax-Röntgenaufnahmen<br />

mehr zu machen, sondern sofort ein<br />

CT. Wodurch die Erkrankung natürlich sehr viel<br />

früher diagnostiziert werden kann. Der Nachteil<br />

für Gesunde sind die Strahlen. Selbst bei<br />

der Niedrigdosis-Anwendung ist die Belastung<br />

etwas höher als bei einem normalen Röntgen-<br />

Vorgang. Außerdem ist es eine Kostenfrage.<br />

? Fühlen Sie sich in diesen Ländern um Jahre<br />

zurück versetzt, oder wie ist der technische<br />

Stand dort?<br />

Dr. Hering: Die Bilder die ich in Thailand und<br />

Brasilien zu sehen bekommen habe, sind alle up<br />

to date.


? Thema Asbest ...<br />

Dr. Hering: ... nur zur Orientierung: Ein Asbest-<br />

Arbeiter, der nicht raucht, hat ein nur unwesentlich<br />

höheres Risiko als der normale Bürger<br />

– es liegt so bei fünf Prozent. Das Risiko eines<br />

Rauchers dagegen ist um ein Elffaches höher.<br />

Ich habe meinen Mitarbeitern immer gesagt:<br />

Rauchen Sie ruhig weiter, wir brauchen Patienten.<br />

Bei einem Asbest-Arbeiter der raucht,<br />

schnellt das Risiko auf ein 55- bis 60faches.<br />

? Wenn Sie sich an Ihre langjährige Tätigkeit<br />

als Ärztlicher Direktor und als Chefarzt der<br />

Radiologie zurückerinnern, was fällt Ihnen<br />

spontan ein? Was hat Sie geärgert, was haben<br />

Sie bewegt?<br />

Dr. Hering: Geärgert hat mich die langsame<br />

Umsetzung der Weiterentwicklung in meinem<br />

Fachgebiet. Geärgert hat mich auch die Tatsache,<br />

dass wir Tumorpatienten, die um einen Termin<br />

baten, nicht behandeln konnten, weil wir<br />

die Kassenärztliche Zulassung nicht bekamen.<br />

Dadurch wurde den niedergelassenen Radiologen<br />

die Tür geöffnet. Im Großen und Ganzen<br />

hat es aber gut geklappt. Gemeinsam mit der<br />

Betriebsleitung haben wir gut geplant und<br />

vieles durchgeführt. Viele der Entwicklungen,<br />

die jetzt auch Wirkung zeigen, sind in dieser<br />

Phase beschlossen worden.<br />

? Wie sehen Sie die Zukunft des Hauses?<br />

Dr. Hering: Durch die Entscheidungen, die getroffen<br />

worden sind, hat sich das Haus sehr gut<br />

positioniert. Dass die Lungenabteilung eröffnet<br />

wurde, war richtig, ebenso die frühe Kooperation<br />

mit den niedergelassenen Ärzten. Das Haus<br />

ist auf einem sehr guten Weg.<br />

109: August Wagner, Detlef Dreyer (verdeckt), Prof.<br />

Dr. med. Volker Zühlke, Landtagsabgeordneter<br />

Bodo Champignon, Dr. med. Kurt Georg Hering und<br />

Vorstandsmitglied Jörg Degelmann (v.l.) bei der<br />

Schlüsselübergabe des Neubaus für die Nuklearmedizin<br />

im Jahre 1995.<br />

Das Haus ist auf einem sehr guten Weg<br />

109<br />

Dr. Kurt Georg Hering – Ehem. Ärztlicher Direktor<br />

89


Ich habe die Zeit nie bereut<br />

Fredy Fritsch – Ehem. Personalrat<br />

110<br />

Fredy Fritsch ist ein Mann der ersten Stunde.<br />

Noch bevor der erste Kumpel im neuen<br />

Krankenhaus geheilt werden konnte, hat der<br />

gelernte Heizungsbauer schon hier gearbeitet.<br />

Für die Firma Opländer war er ab 1955 auf der<br />

Großbaustelle in Brackel tätig. Und weil gute<br />

Leute von der Knappschaft gesucht wurden,<br />

hat man ihn 1958, noch bevor das Haus eröffnete,<br />

ganz einfach abgeworben. Fredy Fritsch<br />

wurde am 1. Februar 1958 ein Knappschaftsmitarbeiter.<br />

1997 ging er in den Ruhestand.<br />

? Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> sollte ein<br />

ganz modernes Haus werden ...<br />

Fredy Fritsch: ... mit einer Deckenheizung wurde<br />

das Neueste vom Neuen eingebaut. Sie funktionierte<br />

ähnlich der heutigen Fußbodenheizung,<br />

nur umgekehrt. Die Decke bildet die eigentliche<br />

Heizfläche.<br />

? Etwas ganz Revolutionäres?<br />

Fredy Fritsch: Revolutionär war auch die Heizung<br />

in der früheren Caféteria. Eine Strammax-<br />

Strahlenheizung hing frei wie eine Schwebedecke<br />

über den Besuchern. Aber das Modell<br />

konnte sich nicht durchsetzen.<br />

? Warum Deckenheizung? Wärme steigt doch<br />

immer nach oben ...?<br />

Fredy Fritsch: Man wollte damals die Staubaufwirblung<br />

vermeiden. Anfangs haben die<br />

Mitarbeiter im Haus Schwierigkeiten mit der<br />

ihnen unbekannten Technik gehabt, denn die<br />

Deckenheizung reagierte träge. Bei einem Wettersprung<br />

verzögerte sich das Anheizen. Dies<br />

war ungewohnt, denn die Ofenheizung war 1958<br />

der Standard in den meisten Mietwohnungen.<br />

? Und im Krankenhaus: Gab es da auch schon<br />

Klimaanlagen?<br />

Fredy Fritsch: Die wurden erst etwas später im<br />

OP-Trakt der Gynäkologie und Chirurgie eingebaut.<br />

? Waren Sie Ihrer Zeit damals weit voraus?<br />

Fredy Fritsch: Damals sagte der Direktor bei<br />

der Einweihung: Das ist eines der modernsten<br />

Krankenhäuser in Europa. Zahlreiche Mindestnormen<br />

wurden übertroffen.<br />

? Beispielsweise?<br />

Heute schmunzelt man darüber. Zwei Toiletten<br />

waren damals für eine Station vorgeschrieben.<br />

Im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> verfügt 1958 jede<br />

Station über fünf Toiletten. Es gab in der Mitte<br />

der Stationen einen Raum mit drei Toiletten.<br />

Eine weitere Toilette befand sich im Bade-<br />

zimmer der Station und schließlich gab es für<br />

jede Station noch eine Toilette in der Nähe der<br />

Aufzüge. Die Toilette im Stationsbad wurde von<br />

Privat-Patienten und den Schwestern benutzt.<br />

Aber insgesamt war die Ausstattung des Hauses<br />

schon damals ziemlich patientenfreundlich,<br />

chic und modern. Im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

gab es nur 1-, 2- und wenige 4-Bettzimmer. Da<br />

sah es in älteren Häusern ganz anders aus, 6-<br />

bis 12-Bettzimmer waren da keine Seltenheit.<br />

? Es war ja überwiegend ein Haus für die Bergleute?<br />

Fredy Fritsch: Damals waren in <strong>Dortmund</strong> noch<br />

alle Zechen in Betrieb. Mehr als ein halbes<br />

Dutzend. Wenn die verunfallten Bergleute hier<br />

eingeliefert wurden, waren die schwarz wie<br />

die Nacht. Sie wurden in einer Riesenwanne<br />

gebadet. Auch eine Sonderanfertigung, in die<br />

sie – je nach Verletzung – mit einem Kran hinein<br />

gehievt wurden.<br />

? Aber es gab noch weitere Besonderheiten?<br />

Fredy Fritsch: Eine technische Finesse war der<br />

Verbund einiger Vierbett-Zimmer. Sie waren mit<br />

einem Luftkanal verbunden. Den Bergleuten mit<br />

Staublungen, die unter Luftnot litten, wurde<br />

Luft ins Zimmer geleitet, die gewaschen, gefiltert<br />

und mit einem Medikament versetzt war.<br />

Andere Patienten sollten allerdings nicht damit<br />

in Berührung kommen. Und so wurde diese<br />

Anlage irgendwann wieder abgeschaltet, weil<br />

man die Luftzufuhr nicht auf einzelne Zimmer<br />

begrenzen konnte.


? Sie waren als Allround-Handwerker für alle<br />

technischen Geräte zuständig?<br />

Fredy Fritsch: Wenn etwas defekt war, dauerte<br />

es einfach zu lange, auf einen Techniker von außerhalb<br />

zu warten. Deshalb wurden wir von den<br />

entsprechenden Firmen eingearbeitet. Wenn<br />

ich noch an die Röntgenabteilung denke – da<br />

saßen morgens wohl um die 150 Patienten. Da<br />

konnten wir uns keinen Geräteausfall leisten.<br />

Und auch auf der Zucker-Ambulanz später war<br />

der gleiche Andrang.<br />

? Sie haben auch Geräte gebaut?<br />

Fredy Fritsch: Oh ja. Der Chefarzt der Radiologie<br />

und sein Team hatten in den Anfängen immer<br />

neue Ideen. Ich habe nach ihren Vorgaben<br />

damals viele Entwürfe gefertigt und u. a. einen<br />

Arteriographie-Tisch gebaut, der im freien Handel<br />

nicht erhältlich war. Er war viele Jahre im Einsatz.<br />

? Wie groß war denn die technische Gruppe?<br />

Fredy Fritsch: Wenn ich die Heizer mitzähle,<br />

waren wir 12 Kollegen.<br />

? Sie hatten praktisch überall zu tun. Bestand<br />

die Zentralwäscherei von Anfang an?<br />

Fredy Fritsch: Es gab eine kleine Wäscherei, die<br />

nur für das Haus zuständig war. Erst später,<br />

so um 1966 herum, kam die Entscheidung, in<br />

<strong>Dortmund</strong> die Zentralwäscherei unterzubringen.<br />

Hier bestand die Kapazität – und hier<br />

wurde eine Zeit lang für sechs weitere Knappschaftskrankenhäuser<br />

aus Nordrhein-Westfalen<br />

gewaschen.<br />

? Aber auch in der Küche war jede Menge<br />

Technik ...<br />

Fredy Fritsch: ... das war ganz anders als heute.<br />

Da wurden Thermowagen zur Station geschickt,<br />

wo die Schwestern das Essen auf den Tellern anrichteten.<br />

Dann wurde die Küche umgebaut und<br />

das Tablettsystem eingeführt. Eine bewährte<br />

Sache, die im Laufe der Zeit immer wieder verbessert<br />

wurde.<br />

? Haben die Mitarbeiter auch im Haus gegessen?<br />

Fredy Fritsch: Die meisten. Es gab zwar nicht die<br />

Auswahl wie heute. Aber das Essen war sehr gut.<br />

Ich erinnere mich noch gerne an den Sauerbraten ...<br />

? Alle Mitarbeiter nahmen die Mahlzeiten<br />

gemeinsam ein?<br />

Fredy Fritsch: Oh nein – die lockere Art von<br />

heute gab es damals noch nicht. Die große Caféteria<br />

in der fünften Etage war ausschließlich<br />

für die Schwestern bestimmt. Die Ärzte aßen in<br />

einem separaten Raum eine Etage tiefer. Ebenso<br />

die Kollegen aus der Verwaltung. Jahre später,<br />

als immer mehr Platz benötigt wurde, ist diese<br />

räumliche Trennung dann aufgehoben worden.<br />

? Anfangs hatte die Knappschaft keine eigenen<br />

Krankenschwestern ...<br />

Fredy Fritsch: ... die wurden von der AWO<br />

gestellt. Doch die hatte zunehmend Probleme,<br />

Schwestern bereit zu stellen.<br />

? Früher gab es auch noch nicht die zentrale<br />

Ausbildungsstelle für die Pflege. Es wurde dann<br />

in Brackel ausgebildet?<br />

Fredy Fritsch: Im Schwesternwohnheim, wo<br />

die Mädels untergebracht waren, befanden<br />

110: Fredy Fritsch<br />

Ich habe die Zeit nie bereut<br />

Fredy Fritsch – Ehem. Personalrat<br />

sich auch die Unterrichtsräume. Ich kann mich<br />

noch gut erinnern – in dem Haus, das nun bald<br />

abgerissen wird, herrschten strenge Sitten. Jede<br />

Schülerin, die raus oder rein ging, musste sich in<br />

ein Buch eintragen. Wer nach 22 Uhr heim kam,<br />

erhielt eine derbe Ansage.<br />

111: Der ehemalige Personalrat vor der Tür seines alten<br />

Personalratsbüros.<br />

111<br />

91


Ich habe die Zeit nie bereut<br />

Fredy Fritsch – Ehem. Personalrat<br />

? Und da hat sich niemand gewehrt?<br />

Fredy Fritsch: Doch. Aber es hat lange gedauert.<br />

Die Zeiten waren noch anders. Damals war ich<br />

noch in der Personalvertretung. Und ich habe<br />

mich dafür eingesetzt, dass es lockerer gehandhabt<br />

wurde. Aber früher hatte der Personalrat<br />

noch nicht so viele Möglichkeiten wie heute,<br />

sich für die Belange der Mitarbeiter einzusetzen.<br />

? Dann wurde auch die neue zentrale Krankenpflegeschule<br />

in Recklinghausen eingerichtet?<br />

Fredy Fritsch: Ich meine, vier bis fünf Jahre liefen<br />

diese Kurse in Brackel. Dann hat sich die Knappschaft<br />

entschlossen, in Recklinghausen eine<br />

neue Krankenpflegeschule für die theoretische<br />

Ausbildung zu bauen. Damals gab es für die<br />

Auszubildenden einen Fahrdienst. Heute werden<br />

zunehmend Fahrgemeinschaften gebildet.<br />

? Aber die Zahl der Schwestern aus den eigenen<br />

Reihen reichte damals nicht aus.<br />

Fredy Fritsch: Anfang der 70er Jahre wurden<br />

Pflegehelferinnen hier eingestellt. Es waren<br />

junge Philippininnen – so 17 oder 18 für Brackel.<br />

Vorher hatten wir auch schon Schwestern vom<br />

Türkischen Halbmond.<br />

? Gab es Integrationsprobleme?<br />

Fredy Fritsch: Überhaupt nicht. Wir hatten auch<br />

schon Schwestern aus dem früheren Jugoslawien.<br />

Das hat immer sehr gut geklappt.<br />

? Wie lange waren Sie im Personalrat?<br />

Fredy Fritsch: Zum ersten Mal 1960 bis 1966.<br />

Ab 1967 besuchte ich die Abendschule für den<br />

Meisterkurs der Handwerkskammer <strong>Dortmund</strong>.<br />

Weil ich schon seit 1960 Stellvertreter des<br />

technischen Leiters war, waren Personalratstätigkeit,<br />

stellvertretender technischer Leiter und<br />

Abendschule nicht mehr gemeinsam zu leisten.<br />

Anfang der 70er Jahre wurde ich erneut gebeten,<br />

mich für den Personalrat aufstellen zu lassen.<br />

1974 kam das neue Gesetz heraus, dass Mitarbeiter<br />

freigestellt werden konnten.<br />

? Was konnten Sie erreichen?<br />

Fredy Fritsch: Wir waren nicht so ausgefuchst<br />

wie die Experten. In manchen Angelegenheiten<br />

haben wir die Rechtsabteilung der Gewerkschaft<br />

in Anspruch genommen. Aber man muss<br />

nicht an alles mit dem Brecheisen angehen. Ein<br />

besonnenes Gespräch glättet oft die Wogen.<br />

Es waren nicht immer die großen Dinge, aber<br />

viele kleine Sachen, die für den einzelnen<br />

Mitarbeiter wichtig waren. Zum Beispiel war der<br />

Wohnungsmarkt ziemlich eng. Ich hatte gute<br />

Beziehungen zum Wohnungsamt. Und auch<br />

zum Sozialamt. Da hab‘ ich viele Dinge regeln<br />

können. Die Mitarbeiter waren dann unheimlich<br />

glücklich. Heute würde sich niemand mehr mit<br />

solchen Dingen beschäftigen. Diese Arbeit hat<br />

mir immer großen Spaß gemacht. Ich bin ein<br />

Helfer-Typ.<br />

? Später gingen Sie dann in den Hauptpersonalrat?<br />

Fredy Fritsch: 1979/80 wurde ich in den Hauptpersonalrat<br />

gewählt. Der Hauptpersonalrat<br />

richtete Fachgruppen für die einzelnen Bereiche<br />

der Knappschaft ein. Da war ich acht Jahre lang<br />

Vorsitzender der Fachgruppe Krankenhäuser und<br />

Sanatorien. Gleichzeitig wählten mich die Kollegen<br />

in den Vorstand des Hauptpersonalrats.<br />

? Waren die Gehälter der Knappschaft mit denen<br />

der anderen Krankenhäuser in <strong>Dortmund</strong><br />

vergleichbar?<br />

Fredy Fritsch: In manchen Bereichen lagen wir<br />

etwas höher, in manchen etwas niedriger. Das<br />

war aber minimal. Generell lagen die Knappschafts-Kollegen<br />

auf einem guten Level.<br />

? Sie haben aber auch die Arbeitszeiten im<br />

Pflegebereich geändert ...<br />

Fredy Fritsch: ... weil die Krankenschwestern<br />

einen geteilten Dienst hatten: Von morgens 6<br />

Uhr bis mittags 12 Uhr und nachmittags von 15<br />

oder 16 Uhr bis 19 Uhr. Das war auf Dauer nicht<br />

zumutbar. Die Umstellung war ein richtiger<br />

Kampf.<br />

? Gab es mehr Schwierigkeiten?<br />

Fredy Fritsch: In den 80er Jahren musste bei<br />

der Knappschaft Personal abgebaut werden. Es<br />

war sehr schwer, den Kollegen die Gründe zu<br />

vermitteln.<br />

? Auch wegen der Caféteria gab es Meinungsverschiedenheiten?<br />

Fredy Fritsch: Da konnten wir eine Schließung<br />

erfolgreich verhindern.<br />

? Die Einführung der Computer in den 80er<br />

Jahren veränderte die Arbeit sicher nachhaltig?<br />

Fredy Fritsch: Da begann eine neue Ära. Die<br />

Computer boten in manchen Bereichen eine


Verkürzung der Bearbeitungszeit von fast 75<br />

Prozent. Beispielsweise im Schreibdienst. Ein<br />

fehlerhafter Arztbrief musste nicht neu getippt<br />

werden, man konnte den Text korrigieren und<br />

neu ausdrucken. Das war schon toll – auch<br />

wenn es für die älteren Angestellten am Anfang<br />

schwer war.<br />

? Sie haben das Brackeler Haus auch als Patient<br />

kennen gelernt. Waren Sie zufrieden?<br />

Fredy Fritsch: Ich habe großes Vertrauen zu den<br />

Ärzten des Hauses. Schade, dass die Pflege immer<br />

weniger Zeit hat. Dabei ist diese Fürsorge<br />

oft wichtiger als Pillen. Ich sehe natürlich auch<br />

ein, dass die Schwestern und Pfleger unter großem<br />

Druck stehen.<br />

? Wenn Sie knapp 50 Jahre zurückblicken, war<br />

das Jahr 1959 ein wahres Glücksjahr für Sie ...<br />

Fredy Fritsch: ... da hab‘ ich meine Frau hier<br />

kennen gelernt. Der Verwaltungsleiter war ein<br />

Österreich-Fan. Er holte Serviererinnen aus<br />

Österreich für die Personal-Caféteria, weil die<br />

freundlicher gewesen sein sollen. Meine Frau<br />

und ich waren das erste Knappschafts-Pärchen,<br />

das hier geheiratet hat. Seit 48 Jahren sind wir<br />

zusammen und haben drei Kinder.<br />

? Was wünschen Sie dem Haus:<br />

Fredy Fritsch: Nur alles Gute. Ich habe die Zeit<br />

hier nie bereut, die Arbeit war klasse.<br />

112: Galt 1958 als exclusiver Chick: Das Stationsbad.<br />

Ich habe die Zeit nie bereut<br />

Fredy Fritsch – Ehem. Personalrat<br />

112<br />

93


Ich wünsche mir, dass das Haus erhalten bleibt<br />

Detlef Dreyer – Personalleiter<br />

Kaum ein anderer kennt das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong> so gut wie er: Detlef<br />

Dreyer ist seit 30 Jahren für die Knappschaft<br />

tätig. Angefangen hat er bei der Bundesknappschaft<br />

in Bochum – vor gut 28 Jahren kam er<br />

nach <strong>Dortmund</strong>. Der 53-Jährige lernte viele Bereiche<br />

des Hauses kennen, bis er vor 15 Jahren<br />

Leiter des Personalwesens wurde.<br />

? Sie haben fast alle Mitarbeiter des Hauses<br />

eingestellt?<br />

Detlef Dreyer: Grundsätzlich richtig. Aber es<br />

werden nicht alle Bewerbungsgespräche von mir<br />

durchgeführt. Wir haben einen Ärztlichen Direktor<br />

der sich um die Belange der Ärzte kümmert,<br />

die Pflegedirektion ist für den Bereich Pflege<br />

zuständig und der Krankenhausverwaltungsdirektor<br />

für die übrigen Mitarbeiter, zum Beispiel<br />

in der Verwaltung. Die Einstellungsgespräche<br />

werden in diesen Bereichen geführt. Und die<br />

formaljuristische Einstellung – also Gestaltung<br />

und Abschluss des Arbeitsvertrages, das wird<br />

von der Krankenhausverwaltung vorgenommen.<br />

? Da gibt es ja die unterschiedlichsten Verträge<br />

und Arbeitszeiten ...?<br />

Detlef Dreyer: Wir arbeiten 24 Stunden am Tag,<br />

sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr – also<br />

immer, rund um die Uhr. Da gibt es die unterschiedlichsten<br />

Dienst- und Schichtformen,<br />

Bereitschaftsdienste und Rufbereitschaften.<br />

Diese unterschiedlichen Schichtformen müssen<br />

jeden Monat individuell abgerechnet werden.<br />

Das fällt in meine Zuständigkeit. Ebenso die<br />

Auflistungen für Urlaub und freie Tage. Und<br />

deshalb sind mir die meisten der fast 900 Mitarbeiter<br />

bekannt.<br />

? Sie sehen Menschen kommen und gehen.<br />

Ist es schwer, neues qualifiziertes Personal zu<br />

bekommen?<br />

Detlef Dreyer: Es kommt darauf an, für welchen<br />

Bereich man sucht. Zum Beispiel bei einer<br />

Schreibkraft gibt es keine Schwierigkeiten. Aber<br />

wenn sie 180 Anschläge schreiben, die medizinische<br />

Nomenklatur beherrschen und zwei<br />

Fremdsprachen sprechen soll, dann wird es sehr,<br />

sehr eng.<br />

? Wie ist denn das Betriebsklima im Haus?<br />

Detlef Dreyer: Gut. Sonst wäre ich sicher nicht<br />

über 30 Jahre hier im Haus. Im Laufe dieser Jahre<br />

habe ich sehr viele Menschen kennen gelernt,<br />

den einen oder anderen schätzen gelernt und<br />

von manchen auch viel gelernt. Und noch etwas<br />

Positives: Man ist hier keine Nummer. Trotz der<br />

Größe des Hauses spricht man sich noch mit<br />

Namen an – man kennt sich.<br />

? Sie kennen das Haus wie nur wenige. An welchen<br />

Stellen waren Sie tätig?<br />

Detlef Dreyer: Ich habe hier als Einkäufer angefangen.<br />

? Was kauften Sie ein? Verbandsmaterial? Fieberthermometer?<br />

Kartoffeln für die Küche?<br />

Detlef Dreyer: Alles. Das ging vom Brötchen<br />

bis zum Röntgengerät. Das war eine spannende<br />

Aufgabe. Nach fünf Jahren bin ich dann<br />

aushilfsweise im Personalwesen tätig gewesen,<br />

dann war ich für ein paar Jahre für das Rechnungswesen<br />

im Hause zuständig und bin dann<br />

wieder zurück ins Personalwesen.<br />

113


? Auf eigenen Wunsch? Hatte Ihnen die Arbeit<br />

so gut gefallen?<br />

Detlef Dreyer: Nicht unbedingt auf eigenen<br />

Wunsch. Aber es gibt Bitten, denen kann man<br />

sich nicht entziehen. Rechnungswesen wollte<br />

ich eigentlich nie machen. Ich mochte nicht<br />

so gerne mit Zahlen in dieser Größenordnung<br />

hantieren. Doch es stellte sich heraus, dass es<br />

der Bereich war, in dem ich mich am wohlsten<br />

gefühlt habe. Eigentlich wäre ich da gerne geblieben.<br />

Aber wenn ich so zurückblicke, habe ich<br />

den Wechsel auch nicht bereut.<br />

? Wenn Sie 30 Jahre zurückblicken, welche<br />

Ereignisse fallen Ihnen spontan ein? War es früher<br />

besser – oder fällt die Arbeit im Computer-<br />

Zeitalter leichter?<br />

Detlef Dreyer: Manche sprechen bei ihrem Rückblick<br />

oft von der guten alten Zeit. Das ist bei mir<br />

anders. Ich habe hier immer gerne gearbeitet.<br />

Und meine Arbeit hat mich immer ausgefüllt.<br />

Sie ist jedoch im Laufe der Jahre anders geworden.<br />

Ich bin gewohnt, nach vorne zu schauen.<br />

Die Arbeitsverdichtung in den letzten Jahren<br />

geht natürlich nicht spurlos an einem vorüber.<br />

Auch über die finanzielle Situation der Krankenhäuser<br />

macht man sich immer mehr Gedanken.<br />

Das gestaltet die Arbeit natürlich etwas schwieriger.<br />

Wir haben viel gemacht und bewegt – und<br />

immer zum Positiven.<br />

? Sie haben in 30 Jahren schon mehrere Generationen<br />

hier erlebt ...<br />

Detlef Dreyer: ... das kann ich besonders an den<br />

Chefärzten festmachen: Als ich meinen Dienst im<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> aufnahm,<br />

waren die Chefärzte wesentlich älter als ich und<br />

traten, so meine Erinnerung, recht bestimmt auf.<br />

Ihnen folgten neue Chefärzte. Viele von ihnen<br />

hatten eine liberale Einstellung. Die heutigen<br />

Chefärzte, die nun alle jünger sind als ich, haben<br />

mit uns zusammen die Umbaumaßnahmen und<br />

die Öffnung des Krankenhauses zu den Medien<br />

vorangetrieben. Dies hat einen unglaublich positiven<br />

Sog auf die Bevölkerung ausgelöst.<br />

? Als Sie im Abrechnungswesen tätig waren,<br />

kam doch ein Umbruch ...<br />

Detlef Dreyer: ... da kam die Einführung der Fallpauschalen<br />

und Sonderentgelte. Zuvor, also vor<br />

drei Jahrzehnten wurden lediglich Pflegetage<br />

berechnet, quasi das belegte Bett pro Tag.<br />

? Können Sie sich noch erinnern, was ein Tag<br />

im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> kostete?<br />

Detlef Dreyer: Nicht mehr genau. Es müssen so<br />

um die 180 Mark gewesen sein.<br />

? Das wären jetzt 90 Euro. Damit könnte heute<br />

kaum Bed & Breakfast mit Blutdruckmessen<br />

abgedeckt werden.<br />

Detlef Dreyer: Deshalb wurden die Fallpauschalen<br />

eingeführt. Für Hüft- und Knie-Endoprothesen<br />

sowie für Herzschrittmacher gab es<br />

Sonderentgelte. Dann hat man erkannt, dass<br />

die Krankenhausleistung aus zwei Bestandteilen<br />

besteht: zum einen aus der medizinischen<br />

Behandlung, zum anderen aus der sogenannten<br />

Hotelleistung. Da begann man den Pflegesatz<br />

zu splitten. Es war ein langer Weg bis zu den<br />

heutigen DRG, in denen auch die Personalleistungen<br />

inbegriffen sind.<br />

Ich wünsche mir, dass das Haus erhalten bleibt<br />

Detlef Dreyer – Personalleiter<br />

? Und welche Rechnung geht besser fürs Haus<br />

auf – die frühere oder die jetzige?<br />

Detlef Dreyer: Ich habe das in den letzten<br />

Jahren ja nur aus der Distanz beobachtet. Aber<br />

ich meine, vor 30 Jahren haben wir eine gute<br />

medizinische Leistung erbracht, für die es nur<br />

kleines Geld gab. Unsere Leistungen sind bis<br />

heute gut geblieben und das wird nun auch<br />

finanziell durch die Leistungsabrechnung nach<br />

den sogenannten DRGs anerkannt.<br />

? Was hat sich denn in Ihrem Bereich geändert?<br />

Detlef Dreyer: Die Tariflandschaft. Früher gab<br />

es den guten einfachen Bundesangestelltentarif.<br />

Der BAT war die Norm. Bei uns hieß das<br />

Knappschafts-Angestellten-Tarifvertrag, bei<br />

dem die Besonderheiten der knappschaftlichen<br />

Kranken- und Rentenversicherung eingebaut<br />

waren. Dann kam der TVöD, der Tarifvertrag für<br />

den Öffentlichen Dienst, der den BAT revolutionieren<br />

sollte, was m. E. noch nicht gelungen<br />

ist. Durch den TVöD sollten Beschäftigte, die<br />

mehr leisteten, auch besser honoriert werden.<br />

Zeitgleich zum TVöD wurde vom Marburger<br />

Bund für die Krankenhausärzte ein gesonderter<br />

Tarifvertrag ausgehandelt.<br />

? Für wieviel Ärzte gilt der Tarifvertrag des<br />

Marburger Bundes?<br />

Detlef Dreyer: Für über 100 Ärzte im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />

113: Personalleiter Detlef Dreyer an seinem Schreibtisch.<br />

95


Ich wünsche mir, dass das Haus erhalten bleibt<br />

Detlef Dreyer – Personalleiter<br />

? Verschiedene Arbeitsbereiche wurden im<br />

Laufe der Zeit ausgegliedert ...<br />

Detlef Dreyer: Eigentlich wollten wir nie ausgliedern.<br />

Die Mitarbeiter aus dem Arbeiterbereich<br />

hatten ja ihren eigenen Tarifvertrag, der<br />

historisch gewachsen war. Sie waren alle sehr<br />

gut eingestuft. Irgendwann hatten wir dann<br />

Probleme in der Pflegesatzverhandlung, diese<br />

hohen Kosten geltend zu machen. Und so sind<br />

die ersten Outsourcing-Gedanken entstanden.<br />

? Aber diese Mitarbeiter sind nicht an fremde<br />

Firmen vermittelt worden?<br />

Detlef Dreyer: Nein. Man hat zwar erst überlegt,<br />

diese Gebiete komplett an andere Firmen zu<br />

übergeben. Aber dann hätten wir unser Mitspracherecht<br />

verloren. Deshalb hat der Knappschaftsvorstand<br />

entschieden, entsprechende<br />

Eigengesellschaften zu gründen. Daraus ist<br />

dann die DSL, die Dienstleistungs- und Service<br />

GmbH, entstanden. Diesen Weg haben auch<br />

viele andere Krankenhäuser beschritten. Aber<br />

ich möchte betonen, dass wir keine betriebsbedingten<br />

Kündigungen oder Änderungskündigungen<br />

ausgesprochen haben.<br />

? Schafft das eine Zweiklassen-Gesellschaft im<br />

Hause?<br />

Detlef Dreyer: Ich glaube nicht. Wir leben in<br />

einer Zeit, in der die Mitarbeiter froh sind, einen<br />

krisenfesten Arbeitsplatz zu haben. Die neu eingestellten<br />

verdienen zwar etwas weniger als ihre<br />

langjährigen, älteren Kollegen, aber sie arbeiten<br />

zu besseren Bedingungen als dies bei anderen<br />

Firmen der Fall ist.<br />

? Die Apotheke ist nicht mehr im Hause ...<br />

Detlef Dreyer: Wir betreiben gemeinsam mit<br />

dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Langendreer<br />

eine Apotheke. Diese Apotheke ist neu gebaut<br />

114<br />

worden und von der Kapazität her so groß, dass<br />

sie uns gut versorgen kann. Die Synergie-Effekte<br />

sind sicherlich nicht von der Hand zu weisen.<br />

Der einzige Nachteil ist, dass man nicht von<br />

einer Minute auf die andere auf ein Medikament<br />

zurückgreifen kann. Aber wir haben einen Fahrdienst,<br />

der dies ausgleicht und wir können auch<br />

gut übersehen, wann welche Medikamente<br />

benötigt werden.<br />

? Warum wurde die Wäscherei aufgegeben?<br />

Detlef Dreyer: Das war schon 1998. Es kam ein<br />

neues Medizinprodukte-Gesetz mit neuen<br />

Bedingungen, und wir konnten die OP-Kleidung<br />

nicht mehr vor Ort waschen. Es war für uns<br />

eine große Aufgabe, die 62 Mitarbeiter sozialverträglich<br />

unter zu bringen. Aber auch das ist<br />

uns gelungen. Die meisten gingen in andere<br />

Knappschaftskrankenhäuser, andere wurden<br />

umgeschult oder auch abgefunden. Heute wird<br />

im Haus fast nur noch Mietwäsche eingesetzt.<br />

? Wie sehen Sie die Entwicklung des Krankenhauses?<br />

Detlef Dreyer: Sehr, sehr positiv. Ich wünsche<br />

mir sehr, dass dieses Haus für die Patienten und<br />

auch für seine fast 900 Mitarbeiter so erhalten<br />

bleibt.<br />

114: Bis 1998 besaß das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong> eine eigene Wäscherei, in der zeitweise<br />

auch die Wäsche anderer Ruhrgebiets-Knappschaftskrankenhäuser<br />

gewaschen wurde.


JaHr<br />

1958<br />

1959<br />

1960<br />

1961<br />

1962<br />

GroSSe ereiGniSSe reGionaLe ereiGniSSe<br />

02.01. Die „Verkehrsünderkartei“ in Flensburg nimmt die<br />

Arbeit auf.<br />

01.07. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau wird in der<br />

BRD im bürgerlichen Recht verankert.<br />

29.08. Mit einem nationalen Entwicklungsprogramm will<br />

China zu den Industrieländern aufschließen.<br />

28.05. Zwei Affen überleben als Passagiere einen 15minütigen<br />

Weltraumflug in einer US-Rakete.<br />

01.07. Heinrich Lübke (CDU) wird zum Bundespräsidenten<br />

gewählt.<br />

21.10. In New York wird das Guggenheim-Museum eröffnet.<br />

17.08. Im Hamburger Indra-Club tritt die britische<br />

Rockgruppe „The Beatles“ erstmals außerhalb<br />

Großbritanniens auf. Noch sind sie nicht berühmt.<br />

14.10. Der sowjetische Regierungschef Chruschtschow tritt<br />

temperamentvoll in einer UNO-Vollversammlung auf.<br />

08.11. Der 43-jährige Demokrat John F. Kennedy wird in den<br />

USA zum Präsidenten gewählt.<br />

12.04. Der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin umkreist als<br />

erster Mensch die Erde.<br />

17.04. In der kubanischen Schweinebucht scheitert eine von<br />

den USA initiierte Invasion.<br />

13.08. In Berlin beginnt der Mauerbau.<br />

17.09. Wahlen zum 4. Deutschen Bundestag. Die CDU/CSU<br />

verliert mit 45,3 Prozent die absolute Mehrheit, bleibt<br />

aber führende politische Kraft in der Bundesrepublik.<br />

Die SPD erringt 36,2 Prozent und die FDP 12,8 Prozent<br />

der Stimmen.<br />

17.02. Bei der größten Sturmflut seit über 100 Jahren sterben<br />

317 Menschen, die meisten von ihnen im Gebiet um<br />

Hamburg.<br />

Exkurs III: Was um das Krankenhaus herum geschah 97<br />

Große und regionale Ereignisse von 1958 bis 2008<br />

22.02. Die Kohlekrise im Ruhrbergbau beginnt.<br />

April Inbetriebnahme des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es in<br />

<strong>Dortmund</strong>-Brackel.<br />

18.05. Schalke 04 Deutscher Fußballmeister.<br />

02.07. Eröffnung „Haus der Bibliotheken“ am Hansaplatz in<br />

<strong>Dortmund</strong>.<br />

06.07. Landtagswahlen in NRW. Die CDU erhält die absolute<br />

Mehrheit.<br />

03.02. Zusammenschluss deutscher Bergbaureviere zur<br />

Notgemeinschaft deutscher Steinkohle GmbH in Essen.<br />

30.04. Eröffnung der Bundesgartenschau mit dem neuen<br />

Fernsehturm in <strong>Dortmund</strong>.<br />

01.05. Rückkehr zur Achtstundenschicht, Einführung der<br />

Fünf-Tage-Woche im Bergbau.<br />

26.09. „Marsch auf Bonn“, 60.000 Bergarbeiter protestieren<br />

gegen die Energiepolitik der Bundesregierung.<br />

13.12. Bei einer Gasexplosion in einem dreistöckigen Haus in<br />

<strong>Dortmund</strong>-Aplerbeck kommen 26 Menschen ums Leben.<br />

15.04. Enthüllung des Mahnmals für die Opfer des National-<br />

sozialismus in <strong>Dortmund</strong>-Bittermark.<br />

03.–08.07. Die 7. ordentliche Generalversammlung der IG Bergbau/<strong>Dortmund</strong><br />

beschließt Namensänderung in die<br />

IG Bergbau und Energie.<br />

06.08. Neueröffnung des <strong>Dortmund</strong>er Südbades, welches im<br />

2. Weltkrieg zerstört wurde.<br />

18.-27.11. In der <strong>Dortmund</strong>er Westfalenhalle findet die erste<br />

internationale Schulausstellung (Interschul) statt.<br />

28.04 Der SPD-Politiker Willy Brandt sagt auf einem Wahlkongress<br />

seiner Partei in Bonn: „Der Himmel über dem<br />

Ruhrgebiet muss wieder blau werden!“<br />

06.06. <strong>Dortmund</strong> zählt 641.480 Einwohner.<br />

24.06. Borussia <strong>Dortmund</strong> unterliegt dem 1.FC Nürnberg beim<br />

Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft in<br />

Hannover mit 0:3 Toren.<br />

Ende Im Raum <strong>Dortmund</strong>/Lünen/Castrop-Rauxel sind rund<br />

Januar: 6.000 Italiener, Spanier und Griechen beschäftigt.<br />

22.03. Erstmalige Durchführung einer freiwilligen Schluck-<br />

97


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

1963<br />

1964<br />

1965<br />

1966<br />

05.08. Die US-Filmschauspielerin Marilyn Monroe wird tot in<br />

ihrer Wohnung in Los Angeles aufgefunden.<br />

15.10. Die Entdeckung sowjetischer Angriffswaffen auf der<br />

Karibikinsel Kuba führt an den Rand eines atomaren<br />

Krieges.<br />

12.06. Der bislang teuerste Film aller Zeiten, „Cleopatra“, mit<br />

Liz Taylor hat in New York Premiere.<br />

08.08. 15 bewaffnete Männer überfallen den Postzug von<br />

Glasgow nach London. Dabei erbeuten sie umgerechnet<br />

etwa 15 Mio. Euro.<br />

27.08. Gegen Rassendiskriminierung demonstrieren 200.000<br />

Menschen in Washington. Martin Luther King hält die<br />

Rede „Ich habe einen Traum“.<br />

11.10. Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) tritt zurück<br />

und Ludwig Erhard wird Bundeskanzler. Die Regierungskoalition<br />

besteht weiterhin aus CDU, CSU und FDP.<br />

22.11. In Dallas wird John F. Kennedy erschossen.<br />

25.02. Cassius Clay wird in Miami Beach gegen Sonny Liston<br />

Boxweltmeister im Schwergewicht.<br />

02.07. In den USA tritt das neue Bürgerrechtsgesetz zur Aufhebung<br />

der Rassentrennung in Kraft.<br />

02.08. Nachdem zwei US-Zerstörer von Nordvietnam angegriffen<br />

wurden, beginnt die US-Luftwaffe mit Vergeltungsangriffen.<br />

14.10. Der sowjetische Staatschef Nikita S. Chruschtschow<br />

wird seiner Ämter enthoben. Nachfolger werden Alexei<br />

N. Kossygin und Leonid I. Breschnew.<br />

10.10. In Tokio beginnen die 18. Olympischen Spiele, Sportler<br />

der Bundesrepublik und der DDR treten letztmalig als<br />

gesamtdeutsche Mannschaft an.<br />

21.02. Der Bürgerrechtler Malcom X wird in New York<br />

während einer Rede erschossen.<br />

15.03. Die USA eröffnen den Bombenkrieg gegen Nordvietnam.<br />

18.03. Der sowjetische Kosmonaut Alexei A. Leonow ist der<br />

erste Mensch, der sein Raumschiff im Weltall verlässt.<br />

30.04. Die ersten Fotos eines menschlichen Embryos im<br />

Mutterleib werden veröffentlicht.<br />

19.09. Bei den Bundestagswahlen wird die CDU/CSU<br />

stärkste Partei.<br />

20.02. Ein norwegischer Tanker mit 38.000 t Rohöl havariert<br />

westlich der Insel Helgoland.<br />

impfung gegen Kinderlähmung im Ruhrgebiet.<br />

28.07. Die Fußball-Bundesliga wird gegründet.<br />

31.08. Das neue Schiffshebewerk in Henrichenburg wird in<br />

Betrieb genommen.<br />

10.10. Offizielle Eröffnung des Bochumer Opelwerkes. Über<br />

9.000 Mitarbeiter sind Ende des Jahres hier beschäftigt.<br />

05.03. Wegen Steuerhinterziehung stehen sechs Mitglieder<br />

des Vereinsvorstands von Schalke 04 vor Gericht.<br />

29.06. Borussia <strong>Dortmund</strong> gewinnt die Deutsche Fußballmeisterschaft<br />

01.09. Mit Unterstützung der Bundesregierung gründen<br />

Bergbauunternehmen des Ruhrgebiets den Rationalisierungsverband<br />

Ruhrbergbau.<br />

18.11. Durch Fertigstellung des Teilstücks zwischen<br />

<strong>Dortmund</strong>-Brackel und <strong>Dortmund</strong>-Sölde ist der<br />

Ruhrschnellweg zwischen Essen und Unna nun<br />

vierspurig befahrbar.<br />

09.05. Am Ende der ersten Bundesligasaison folgender Tabellenstand<br />

der Ruhrgebietsvereine: MSV Duisburg auf<br />

dem zweiten Rang, Borussia <strong>Dortmund</strong> auf dem<br />

vierten Rang und Schalke 04 auf dem achten Rang.<br />

08.06. Das Bundesamt für Zivilschutz probt in einem Bunker<br />

an der Zwickauer Straße in <strong>Dortmund</strong> das Überleben<br />

nach einem Atomschlag.<br />

31.10. Der Rationalisierungsverband Ruhrbergbau meldet 31<br />

Großzechen im Ruhrgebiet zur Stilllegung an.<br />

Erstmalige Verleihung des Adolf-Grimme-Preises<br />

(Marl), eine Auszeichnung für hervorragende deutsche<br />

Fernsehsendungen.<br />

12.04. Um die Kapitalbasis der Gesellschaft zu verbessern,<br />

beschließt die Hauptversammlung der VEBA AG, eine<br />

Teilprivatisierung des Unternehmens durchzuführen.<br />

22.05. Borussia <strong>Dortmund</strong> gewinnt mit einem 2:0 Sieg über<br />

Alemannia Aachen in Hannover den DFB-Pokal.<br />

11.06. Im 19. Jahr ihres Bestehens erhalten die Ruhrfestspiele<br />

in Recklinghausen ein eigenes Haus. 1.100 Zuschauer<br />

finden im neuen Theater Platz.<br />

30.06. Die Ruhr-Universität Bochum wird offiziell eröffnet.<br />

31.07. Die Fußball-Bundesliga wird von 16 auf 18 Mannschaften<br />

aufgestockt; damit steigt Schalke 04 nicht ab.<br />

19.09 Bei den Wahlen zum fünften Deutschen Bundestag<br />

bleibt die CDU/CSU trotz erheblicher SPD-Gewinne<br />

stärkste Partei.<br />

03.03. Eröffnung des Großen Hauses der Städtischen Bühnen<br />

<strong>Dortmund</strong>.


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

1967<br />

1968<br />

1969<br />

04.05. In China leitet Mao Tse-tung die „Große Proletarische<br />

Kulturrevolution“ ein.<br />

09.05. Bei Rheinsberg wird das erste Atomkraftwerk der DDR<br />

in Betrieb genommen.<br />

23.06. Die Beatles treffen in München zu einer Deutschlandtournee<br />

ein.<br />

30.07. Im Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft in<br />

Wembley siegt Großbritannien mit einem 4:2 über<br />

die Deutsche Nationalelf.<br />

01.12. Die Große Koalition startet. Kurt Georg Kiesinger<br />

(CDU) wird vom Bundestag zum Bundeskanzler<br />

gewählt. Er steht einem Kabinett aus elf<br />

CDU/CSU- und neun SPD-Ministern vor.<br />

27.02. Bei einer Countdown-Simulation in der Apollo-Kapsel<br />

auf dem amerikanischen Cape Kennedy verbrennen<br />

Roger Chaffee, Virgil Grissom und Edward White.<br />

21.04. In Griechenland ergreift in einem rechtsgerichteten<br />

Militärputsch die Armee die Macht.<br />

05.06. In den Morgenstunden beginnt der dritte Krieg<br />

zwischen Israel und den arabischen Staaten, der sog.<br />

Sechstagekrieg.<br />

25.08. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) beginnt mit<br />

der Ausstrahlung von Sendungen in Farbe.<br />

02.06. In West-Berlin wird bei einer Demonstration gegen<br />

den Besuch des Schah von Persien der Student Benno<br />

Ohnesorg von einem Polizisten erschossen.<br />

60 Personen werden teilweise schwer verletzt.<br />

30.01. Vietcong und nordvietnamesische Truppen beginnen<br />

die Tet-Offensive.<br />

16.03. Eine US-Einheit erschießt im Dorf My Lai 507<br />

Bewohner.<br />

04.04. Der Führer der US-Bürgerrechtsbewegung, Martin<br />

Luther King, wird in Memphis erschossen.<br />

05.04. Mit einem Demokratisierungsprogramm für alle<br />

gesellschaftlichen Bereiche beginnt in der Tschechoslowakei<br />

der „Prager Frühling“, der vier Monate<br />

später von Truppen des Warschauer Paktes niedergeschlagen<br />

wird.<br />

21.07. Der US-Astronaut Neil Armstrong betritt als erster<br />

Mensch den Mond; die Entwicklung der Saturn-Rakete<br />

wurde maßgeblich vom Deutsch-Amerikaner Wernher<br />

von Braun vorangetrieben.<br />

12.08. In Nordirland eskalieren Kämpfe zwischen Protestanten<br />

und Katholiken.<br />

17.03. Beim internationalen Reit- und Springturnier in der<br />

<strong>Dortmund</strong>er Westfalenhalle siegt Fritz Ligges aus <strong>Dortmund</strong><br />

beim Großen Preis der Bundesrepublik.<br />

05.05. Als erste deutsche Mannschaft gewinnt Borussia <strong>Dortmund</strong><br />

in Glasgow den Fußball-Europa-Pokal der Pokalsieger<br />

durch einen 2:1 Sieg nach Verlängerung gegen<br />

den FC Liverpool.<br />

01.06. Der Direktor des Duisburger Zoos, Wolfgang Gewalt,<br />

versucht vergeblich, einen Belugawal zu fangen, der<br />

sich im Rhein zwischen Duisburg und Wesel aufhält.<br />

01.10. Hoesch AG und <strong>Dortmund</strong> - Hörder Hüttenunion AG<br />

schließen sich unter dem Namen Hoesch zusammen.<br />

01.01. In der Metallindustrie tritt die 40-Stunden-Woche bei<br />

vollem Lohnausgleich in Kraft.<br />

13.03. Als Gesprächsrunde zwischen Regierung, Gewerkschaft<br />

und Unternehmern beginnt in Bonn die Konzertierte<br />

Aktion Kohle zur Lösung der Bergbaukrise im Revier.<br />

30.06. Schließung der Zeche „Adolf von Hansemann“ in<br />

<strong>Dortmund</strong>-Mengede.<br />

06.07. Das Friedensdorf Oberhausen, eine Einrichtung zur<br />

Aufnahme von Kindern aus Kriegsgebieten, wird gegründet.<br />

10.10. In der <strong>Dortmund</strong>er Trabantenstadt Scharnhorst mit<br />

Wohnungen für 17.000 Menschen wird Richtfest gefeiert.<br />

18.01. Ein Sozialplan der Bundesregierung sieht u. a. zehn<br />

Jahre Wohnrecht für ehemalige Bergleute in den<br />

Werkswohnungen vor.<br />

11.05. 14.000 Menschen versammeln sich in der <strong>Dortmund</strong>er<br />

Westfalenhalle, um auf einer Kundgebung des DGB<br />

gegen die Notstandsgesetze zu protestieren.<br />

15.05. Mit dem Gesetz zur Anpassung und Gesundung des<br />

deutschen Steinkohlebergbaus und der deutschen<br />

Steinkohlebergbaugebiete schafft die Bundesregierung<br />

die gesetzliche Grundlage für eine Neuordnung der<br />

Bergbauwirtschaft.<br />

12.06. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Heinz<br />

Kühn (SPD), eröffnet in <strong>Dortmund</strong> das Forschungsinstitut<br />

für Kinderernährung, das weltweit erste dieser Art.<br />

16.12. Eröffnung der Universität <strong>Dortmund</strong>.<br />

05.03. Der SPD-Politiker und frühere Essener Oberbürgermeisster<br />

Gustav Heinemann, Bundesjustizminister seit<br />

1966, wird als Nachfolger von Heinrich Lübke zum<br />

Bundespräsidenten gewählt.<br />

25.04. In <strong>Dortmund</strong> wird die Bundesgartenschau „Euroflor“<br />

eröffnet. Sie dauert bis zum 12.Oktober.<br />

99


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

1970<br />

1971<br />

1972<br />

17.08. Das legendäre Woodstock-Festival in den USA mit<br />

Hunderttausenden Besuchern geht zu Ende.<br />

28.09. Nach den deutschen Bundestagswahlen bilden SPD<br />

und FDP eine Koalition.<br />

01.01. Das Gesetz über die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall<br />

tritt in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft.<br />

05.03. Der Atomwaffensperrvertrag tritt in Kraft.<br />

30.04. Auf Befehl von US-Präsident Richard M. Nixon<br />

marschieren US- und südvietnamesische Einheiten<br />

in Kambodscha ein.<br />

14.04. An Bord von „Apollo 13“ explodiert ein Sauerstofftank<br />

und bringt die dreiköpfige Besatzung in Gefahr.<br />

18.06. Bundesbürger dürfen von nun an bereits im Alter<br />

von 18 Jahren wählen.<br />

21.06. In Mexiko gewinnt Brasilien durch ein 4:1 gegen Italien<br />

zum dritten Mal die Fußball-Weltmeisterschaft,<br />

Deutschland wird Dritter.<br />

07.12. In Warschau unterzeichnen Bundeskanzler<br />

Willy Brandt und Polens Ministerpräsident Józef<br />

Cyrankiewicz den deutsch-polnischen Vertrag.<br />

07.02. In der Schweiz erhalten Frauen auf Bundesebene das<br />

aktive und passive Wahlrecht.<br />

30.03. Das erste bundesweit gültige Umweltschutzgesetz<br />

tritt in Kraft: In der Umgebung von Flughäfen mit<br />

Düsenverkehr müssen Lärmschutzbereiche eingerichtet<br />

werden.<br />

03.05. In der DDR löst Erich Honecker Walter Ulbricht als<br />

Ersten Sekretär des SED-Zentralkomitees ab.<br />

01.09. Das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG)<br />

tritt in Kraft. Staatliche Beihilfen werden gewährt,<br />

wenn eine Ausbildung nicht anderweitig finanziert<br />

werden kann.<br />

06.11. Die Protestfahrt zu den Aleuteninseln gegen einen US-<br />

Atomversuch ist die erste Aktion der Umweltschutzorganisation<br />

Greenpeace.<br />

11.05– Bei einer Serie von Bombenanschlägen der RAF auf<br />

24.05. US-Armee, Polizisten und Richter kommen vier<br />

Menschen ums Leben, zahlreiche werden verletzt. Im<br />

Juni und Juli werden sieben führende Mitglieder der<br />

RAF verhaftet.<br />

18.07. Im Grundvertrag zwischen der Bundesrepublik<br />

Deutschland, den Bergbau-Alt-Gesellschaften und der<br />

Ruhrkohle AG schließen sich 18 Unternehmen mit 85 %<br />

der Steinkohleförderung des Ruhrgebiets zu einer<br />

Gesamtgesellschaft zusammen.<br />

01.08. In <strong>Dortmund</strong> und anderen Städten des Ruhrgebiets<br />

werden Gesamtschulen eingerichtet.<br />

02.09. In den Betrieben der <strong>Dortmund</strong>er Hoesch-Werke streiken<br />

mehrere tausend Arbeiter für höhere Löhne.<br />

22.10. Unter dem Motto „Eine Stadt fährt in die Zukunft“<br />

beginnt der Bau der <strong>Dortmund</strong>er Stadtbahn.<br />

21.04. Die VEBA AG gründet die VEBA Kraftwerke Ruhr Gmbh<br />

mit Sitz in Gelsenkirchen.<br />

25.09. In Essen wird der Ruhrschnellweg-Tunnel, mit 1020 m<br />

die damals längste unterirdische Straßenführung<br />

der Bundesrepublik, in Betrieb genommen.<br />

Seit 1961 ist jeder zehnte Arbeitsplatz im Ruhrgebiet<br />

verloren gegangen (219.000 insgesamt). Besonders<br />

stark betroffen ist die Emscherregion, z. B.. sind bei<br />

Städten wie Bottrop 31,7 %, und Herne 24,8 % der<br />

Arbeitsplätze verloren gegangen.<br />

05.03. Im Rahmen der „Aktion Roter Punkt“ versammeln sich<br />

in der Innenstadt von <strong>Dortmund</strong> viele Hundert Personen,<br />

um gegen Preiserhöhungen von 40 % im<br />

städtischen Nahverkehr zu protestieren.<br />

14.05. Schließung der Zeche „Germania“ in <strong>Dortmund</strong>-Marten.<br />

14.08. VfL Bochum steigt in die Fußball-Bundesliga auf, Rot-<br />

Weiß Essen steigt erneut ab.<br />

01.10. Fusion zwischen der <strong>Dortmund</strong>er Actien- und<br />

<strong>Dortmund</strong>er Hansa-Brauerei.<br />

25.10. Die Autobahn „Sauerlandlinie“ (A45) wird mit dem<br />

Anschluss an die B1 fertig gestellt und reicht nun bis<br />

nach Lüdenscheid.<br />

16.12. Der entführte Essener Großkaufmann Theo Albrecht<br />

wird gegen eine Lösegeldzahlung in Höhe von 7 Mio.<br />

DM freigelassen.<br />

01.01. Fusion zwischen der <strong>Dortmund</strong>er Union-Brauerei und<br />

der Schultheiß-Brauerei Berlin.<br />

14.01. Nach 100jährigem Bestehen hört der <strong>Dortmund</strong>er<br />

Hoesch-Konzern auf, ein deutsches Unternehmen zu<br />

sein. Hoesch fusioniert mit der niederländischen Stahlfabrik<br />

Hoogovens in Ijmuiden/Niederlande.


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

1973<br />

1974<br />

1975<br />

1976<br />

1977<br />

18.06. Die Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-<br />

Bundes (DFB) wird in Brüssel mit einem 3:0 über die<br />

UdSSR Fußballeuropameister.<br />

26.08. In München beginnen die 20. Olympischen Sommerspiele,<br />

bei denen arabische Terroristen ein Attentat<br />

auf die israelische Olympiamannschaft verüben.<br />

Mit einem Sonntagsfahrverbot reagiert die Bundesregierung<br />

auf die Drosselung der Öllieferungen aus<br />

den arabischen Ländern.<br />

27.01. Die USA, Nordvietnam und Südvietnam unterzeichnen<br />

einen Waffenstillstand.<br />

30.04. Wegen der „Watergate-Affäre“ treten die Berater von<br />

US-Präsident Richard M. Nixon zurück.<br />

06.05. Der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt tritt wegen<br />

der Affäre um den DDR-Kanzleramtsspion Günter<br />

Guillaume zurück.<br />

16.05. Der Deutsche Bundestag wählt Helmut Schmidt zum<br />

Bundeskanzler, die sozial-liberale Koalition wird<br />

fortgesetzt.<br />

07.07. Mit einem 2:1 über die Niederlande gewinnt das<br />

deutsche Team die Fußball-Weltmeisterschaft.<br />

Frauen kämpfen gegen den Abtreibungsparagraphen<br />

218.<br />

30.04. Südvietnam kapituliert. Der Vietnamkrieg ist beendet.<br />

01.08. In Helsinki unterzeichnen 35 Staaten die KSZE-Schlussakte,<br />

u. a. enthält diese Absichtserklärungen über<br />

Friedenssicherung sowie Zusammenarbeit in den<br />

Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und<br />

Umwelt.<br />

23.04. In Ostberlin wird durch einen Festakt der „Palast der<br />

Republik“ eröffnet.<br />

16.06. Im südafrikanischen Soweto brechen blutige Unruhen<br />

aus, diese zählen zu den schwersten Unruhen in dem<br />

Apartheidstaat seit 1960.<br />

03.10. Bei den Wahlen zum achten Deutschen Bundestag<br />

wird die sozialliberale Koalition bestätigt. Helmut<br />

Schmidt wird erneut Bundeskanzler (15.12.).<br />

05.09. Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände Hanns Martin Schleyer wird<br />

von der RAF entführt sowie vier seiner Begleiter<br />

erschossen. Die Entführer fordern die Freilassung von<br />

elf RAF-Terroristen.<br />

13.10. Palästinensische Terroristen entführen die Lufthansa-Boeing<br />

„Landshut“.<br />

28.06. Borussia <strong>Dortmund</strong> scheidet aus der Bundesliga aus.<br />

19.11. Bei den Wahlen zum siebten Deutschen Bundestag<br />

wird die sozialliberale Koalition bestätigt.<br />

Der Film „Laß jucken, Kumpel“ von Franz Marischka<br />

läuft in den Kinos an.<br />

01.05. In <strong>Dortmund</strong> wird die Zentralstelle für die Vergabe von<br />

Studienplätzen (ZVS) eingerichtet.<br />

Gründung des Adolf-Grimme-Institutes in Marl. Dieses<br />

Medieninstitut des deutschen Volkshochschulverbandes<br />

konzipiert und organisiert u. a. die Verleihung<br />

des Adolf-Grimme-Preises.<br />

02.04. Mit einem Spiel zwischen Borussia <strong>Dortmund</strong> und<br />

Schalke 04 wird das <strong>Dortmund</strong>er Westfalenstadion<br />

eröffnet.<br />

01.01. Die kommunale Neugliederung des Ruhrgebiets tritt in<br />

Kraft.<br />

04.05. Bei Landtagswahlen in NRW bleibt die CDU stärkste<br />

Partei.<br />

30.09. Vor dem Essener Landgericht beginnt der Prozess im<br />

Bestechungsskandal um den FC Schalke.<br />

Seit 1973 sind die Arbeitslosenzahlen in den Revierstädten stark<br />

angestiegen. In Essen, Bochum und <strong>Dortmund</strong> haben<br />

sich die Arbeitslosenzahlen in diesem Zeitraum fast<br />

verdreifacht.<br />

09.01. Die siebte Große Strafkammer des Landgerichts in<br />

Essen verurteilt acht Spieler des Fußballclubs FC Schalke<br />

04 wegen Meineids.<br />

23.06. Wiederaufstieg von Borussia <strong>Dortmund</strong> in die 1. Bundesliga<br />

nach einem 3:2 Sieg über den 1. FC Nürnberg.<br />

17.07.– Bei den Olympischen Spielen in Montreal erringen<br />

01.08. Sportler aus dem Ruhrgebiet Gold-, Silber-, Bronzemedaillen.<br />

30.01. Die <strong>Dortmund</strong>erin Dagmar Lurz gewinnt bei den<br />

Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Helsinki die<br />

Silbermedaille.<br />

29.03. Richtfest des neuen Kliniktrakts der Städtischen<br />

Kliniken. In knapp vierjähriger Bauzeit entsteht hier<br />

der Neubau der 2. Medizinischen Klinik als Ersatz für<br />

die Medizinische Klinik in <strong>Dortmund</strong>-Dorstfeld.<br />

101


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

1978<br />

1979<br />

1980<br />

09.01. Die europäische Kommission in Brüssel beschließt<br />

Kredite in Höhe von 370 Mio. DM für die Ruhrwirtschaft.<br />

25.06. Mit einem 3:1 Sieg über die Niederlande wird<br />

Argentinien Fußballweltmeister.<br />

16.10. Karol Wojtyla aus Polen wird Papst Johannes Paul II.<br />

01.02. Der iranische Schiitenführer Ajatollah Khomeini kehrt<br />

aus seinem Pariser Exil in den Iran zurück.<br />

23.05. Der CDU-Politiker Karl Carstens wird als Nachfolger<br />

von Walter Scheel (FDP) zum fünften Bundespräsidenten<br />

gewählt.<br />

16.07. Saddam Hussein wird irakischer Staatspräsident.<br />

27.12. Sowjetische Truppen besetzen die afghanische<br />

Hauptstadt Kabul. Die Invasion löst eine ernste<br />

Ost-West-Krise aus.<br />

06.04. In der Bundesrepublik wird die Sommerzeit eingeführt.<br />

Sie gilt von April bis September.<br />

30.04. In Amsterdam wird Kronprinzessin Beatrix als Königin<br />

der Niederlande vereidigt.<br />

22.06. Die deutsche Fußballnationalmannschaft wird nach<br />

einem 2:1 Sieg über Belgien in Rom zum zweiten Mal<br />

Europameister.<br />

19.07. Zahlreiche Sportnationen, darunter auch die BRD,<br />

boykottieren die olympischen Sommerspiele in<br />

Moskau wegen der Invasion in Afghanistan.<br />

09.05. Das Westdeutsche Tumorzentrum in Essen wird durch<br />

Mildred Scheel eingeweiht, eine der größten internationalen<br />

Krebsforschungsstätten.<br />

18.08. Die Ruhrkohle AG gibt die Stilllegung von fünf Revierkokereien<br />

bekannt.<br />

29.11. Auf der Zeche Hansa in <strong>Dortmund</strong>-Huckarde wird die<br />

erste Hydrogrube Westeuropas in Betrieb genommen.<br />

10.12. Über 15.000 Jugendliche demonstrieren in Essen gegen<br />

die wachsende Jugendarbeitslosigkeit.<br />

26.01. Ein „Luftreinhalteplan West“ von dem nordrhein-westfälischen<br />

Arbeits- und Sozialministerium stellt fest,<br />

dass der Raum Duisburg-Oberhausen-Mülheim in der<br />

Bundesrepublik den am höchsten luftverschmutzten<br />

Raum darstellt.<br />

03.04. Auf dem Gelände der Ruhrchemie AG in Oberhausen-<br />

Holten nimmt eine Großversuchsanlage zur Herstellung<br />

von Gas aus Kohle den Betrieb auf.<br />

02.06.– Die Villa Hügel in Essen verzeichnet bei der Ausstel-<br />

17.09. lung „Götter-Pharaonen“ einen Rekordandrang von<br />

485.000 Besuchern.<br />

07.09. An der B1 (Ruhrschnellweg) beginnt der Bau von<br />

Lärmschutzwänden.<br />

17.01. Im Ruhrgebiet und am Niederrhein wird erstmals in der<br />

Geschichte der Bundesrepublik Smogalarm ausgerufen.<br />

05.05. In <strong>Dortmund</strong> eröffnet Ministerpräsident Johannes Rau<br />

den Revierpark Wischlingen.<br />

08.-09.05. In Castrop-Rauxel findet mit Vertretern aus Politik und<br />

Wirtschaft eine Ruhrkonferenz statt.<br />

16.05. Zum ersten Mal berichtet das Fernsehen live aus dem<br />

Untertagebetrieb einer Zeche.<br />

01.01. Im Ruhrgebiet tritt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr<br />

(VRR) in Kraft.<br />

27.03. Warnstreiks im öffentlichen Dienst führen zu Behinderungen<br />

im Nahverkehr.<br />

23.04. In <strong>Dortmund</strong> wird der sog. Jahrhundert-Vertrag<br />

zwischen der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke<br />

und dem Gesamtverband des deutschen Steinkohlebergbaus<br />

abgeschlossen.<br />

05.06. Übergabe der in fünfjähriger Bauzeit neugestalteten<br />

Frauenklinik an der Beurhausstraße.<br />

08.06. Ein freiwilliger „autofreier“ Sonntag findet im Ruhrgebiet<br />

nur wenig Beachtung.<br />

24.08. Eröffnung des für 45 Mio. DM errichteten Neubaus der<br />

Medizinischen Kliniken an der Münsterstraße.<br />

05.10. Bei den Wahlen zum neunten Deutschen Bundestag<br />

erhalten die Koalitionsparteien SPD und FDP 42,9 %<br />

bzw. 10,6 % der Stimmen.


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

1981<br />

1982<br />

1983<br />

12.04. Von Cape Canaveral starten die USA mit der Raumfähre<br />

„Columbia“ das erste wieder verwendbare „Space-<br />

Shuttle“.<br />

13.05. Papst Johannes Paul II. wird in Rom bei einem Attentat<br />

verletzt.<br />

30.03. Der Anschlag auf US-Präsident Ronald Reagan löst<br />

eine Diskussion über den Verkauf von Waffen aus.<br />

29.07. Der britische Thronfolger Prinz Charles heiratet in der<br />

Londoner St.-Pauls-Cathedral Lady Diana Spencer.<br />

07.08. Um die Preise stabil zu halten, vernichtet die<br />

Europäische Gemeinschaft eine Million Tonnen Obst<br />

und Gemüse.<br />

10.10. In Bonn findet die bislang größte Demonstration für<br />

Abrüstung in der Bundesrepublik Deutschland statt.<br />

13.12. In Polen verhängt Staats- und Parteichef Wojciech<br />

Jaruzelski das Kriegsrecht.<br />

14.06. Die Kapitulation Argentiniens beendet den Falklandkrieg<br />

gegen Großbritannien.<br />

11.07. In Madrid wird Italien durch einen 3:1 Sieg über die<br />

Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland Fußballweltmeister.<br />

01.10. In einem konstruktiven Misstrauensvotum gegen<br />

Helmut Schmidt wählt der Deutsche Bundestag<br />

Helmut Kohl (CDU) zum Kanzler.<br />

Aerobic ist Modegymnastik.<br />

07.01. Bundespräsident Karl Carstens löst den Deutschen<br />

Bundestag auf und setzt Neuwahlen für den 6. März<br />

fest.<br />

06.03. Die CDU/CSU mit ihrem Spitzenkandidaten Helmut<br />

Kohl geht als klarer Sieger aus den Bundestagswahlen<br />

hervor.<br />

23.03. US-Präsident Ronald Reagan kündigt die Entwicklung<br />

eines weltraumgestützten Raketenabwehrsystems<br />

(SDI) an.<br />

28.11. 70.000 Menschen fordern auf einer Großkundgebung in<br />

<strong>Dortmund</strong> die Errichtung eines neuen Hoesch-Stahlwerks.<br />

23.–24.01. Eine Auftaktveranstaltung zum internationalen Jahr<br />

der Behinderten findet in <strong>Dortmund</strong> statt.<br />

13.02. Die englische Rockgruppe Pink Floyd gastiert in der<br />

<strong>Dortmund</strong>er Westfalenhalle. 10.000 Menschen sehen<br />

„The Wall“.<br />

13.06. Nach Abschluss der 18. Bundesligasaison belegen<br />

Borussia <strong>Dortmund</strong> den siebten, VfL Bochum den<br />

neunten und MSV Duisburg den zwölften Platz.<br />

FC Schalke erreicht Rang 17 und steigt ab.<br />

09.09. Das Bundesverfassungsgericht in Kassel gibt einer<br />

Klage von 29 Frauen der Heinze Fotolaborbetriebe in<br />

Gelsenkirchen auf gleichen Lohn wie ihre männlichen<br />

Kollegen statt.<br />

20.11. Die Ruhrgas AG und die sowjetische Außenhandelsorganisation<br />

Sojus-Gasexport unterzeichnen in Essen<br />

ein Abkommen über die Lieferung von 10,5 Mrd. m 3<br />

Erdgas in die Bundesrepublik ab 1984.<br />

Im Ruhrgebiet sterben 15.442 Menschen mehr als<br />

geboren werden.<br />

Von fast allen Revier-Unternehmen im Metallbereich<br />

werden Rationalisierungsmaßnahmen angekündigt.<br />

07.01. Das Rohstoffrückgewinnungszentrum in Herten, das<br />

vom Kommunalverband Ruhrgebiet finanziert wird,<br />

geht in den Probebetrieb.<br />

09.04. Beim Ostermarsch Ruhr ’82 protestieren mehrere<br />

zehntausend Menschen gegen die geplante Stationierung<br />

von Atomwaffen in der Bundesrepublik.<br />

03.–05.09. Die Stadt <strong>Dortmund</strong> begeht ihr 1.100-jähriges Stadtjubiläum.<br />

16.11. Auf einer außerordentlichen Aktionärsversammlung<br />

der Hoesch AG in <strong>Dortmund</strong> wird die Trennung des<br />

Unternehmens von dem holländischen Stahlkonzern<br />

Estel Hoogovens bekannt gegeben.<br />

02.12. Die Krupp Stahl AG gibt die Schließung ihres Stahlwerks<br />

in Rheinhausen bekannt.<br />

06.03. Bei den Wahlen zum zehnten Deutschen Bundestag<br />

erringen die Unionsparteien einen eindeutigen Sieg.<br />

14.04. Im Opel-Werk Bochum läuft der fünfmillionste Opel<br />

vom Fließband.<br />

22.06. Bei Bodenuntersuchungen in <strong>Dortmund</strong>-Dorstfeld Süd<br />

wird eine Verseuchung des Bodens festgestellt.<br />

103


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

1984<br />

1985<br />

1986<br />

25.04. Die Hamburger Illustrierte „Stern“ präsentiert angebliche<br />

Tagebuchhefte Adolf Hitlers, die sich aber bald<br />

als Fälschung erweisen.<br />

22.10. 1,3 Millionen Menschen demonstrieren auf dem Höhepunkt<br />

des „heißen Herbstes“ in der gesamten Bundesrepublik<br />

Deutschland gegen die Nachrüstung.<br />

22.11. Der Deutsche Bundestag billigt in namentlicher<br />

Abstimmung die Stationierung US-amerikanischer<br />

Mittelstreckenraketen.<br />

07.02. Von der Raumfähre Challenger aus unternimmt mit<br />

US-Astronaut Bruce McCandless zum ersten Mal ein<br />

Mensch einen Ausflug ohne Sicherung ins All.<br />

14.05. Als Reaktion auf die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen<br />

beschließt die UdSSR die Aufstellung<br />

weiterer Raketen in der DDR.<br />

11.08. US-Präsident Ronald Reagan kündigt „im Scherz“ die<br />

Bombardierung der UdSSR an.<br />

12.10. Die britische Premierministerin Margaret Thatcher<br />

entgeht nur knapp einem Bombenattentat der IRA<br />

in Brighton.<br />

23.04. Erich Honecker trifft in Moskau als erster Regierungschef<br />

eines Ostblockstaates Michail Gorbatschow, den<br />

neuen Generalsekretär der KPdSU.<br />

07.07. Der 17-jährige Deutsche Boris Becker gewinnt das<br />

Tennisturnier von Wimbledon.<br />

19.08. Hansjoachim Tiedge, beim westdeutschen Verfassungsschutz<br />

zuständig für die Abwehr der DDR-<br />

Spionage, flieht in die DDR. Der Fall Tiedge entwickelt<br />

sich zu einem der größten Spionageskandale der<br />

Nachkriegszeit.<br />

22.10. Das ZDF strahlt die Krankenhausserie „Schwarzwaldklinik“<br />

aus. Laut „Guinness Buch der Rekorde“ ist sie<br />

bis 2007 die Serie mit den meisten Zuschauern in<br />

Deutschland (25 Mio. pro Folge im Durchschnitt).<br />

Auf weltweit rd. 10 Mio. Menschen wird 1986 die<br />

ständig steigende Zahl der Aids-Infizierten geschätzt.<br />

28.01. Beim schwersten Unfall der bemannten Raumfahrt<br />

explodiert nach dem Start die US-Raumfähre<br />

„Challenger“.<br />

26.04. In einem Atomkraftwerk in Tschernobyl kommt es<br />

zum bisher größten Kernreaktorunfall in der Geschichte,<br />

radioaktive Wolken belasten in vielen Teilen Europas<br />

die Umwelt und die Gesundheit der Menschen.<br />

29.06. Durch ein 3:2 gegen die Bundesrepublik Deutschland<br />

wird Argentinien in Mexiko-Stadt Fußballweltmeister.<br />

23.09. Die 19 Kilometer lange neue S-Bahnstrecke zwischen<br />

Bochum und <strong>Dortmund</strong> wird in Betrieb genommen.<br />

Mit 707 Siegen überbietet der Recklinghäuser Trabrennfahrer<br />

Heinz Wewering den bisherigen Weltrekord.<br />

Schalke 04 steigt erneut aus der Fußball-Bundesliga ab.<br />

01.01. Gelsenkirchen setzt als erste Stadt im Revier eine<br />

kommunale Frauenbeauftragte ein.<br />

14.04. Eröffnung der Landesgartenschau in Hamm.<br />

17.08. Als erstes Bundesland stellt Nordrhein-Westfalen<br />

Haushaltsmittel für die Unterstützung von Arbeitsloseninitiativen<br />

zur Verfügung.<br />

In den Städten des Ruhrgebiets konnten seit 1964 die<br />

Staubniederschläge um etwa 50 % reduziert werden.<br />

Herbert Grönemeyer veröffentlicht die Langspielplatte<br />

„4630 Bochum“.<br />

18.01. Im Ruhrgebiet wird erstmals Smog-Alarm der Stufe III<br />

ausgerufen.<br />

03.04. Der „Ölkönig von Wanne-Eickel“, Gerhard Goldbach,<br />

wird wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 145 Mio.<br />

DM vom Bochumer Landgericht zu zwölf Jahren Haft<br />

verurteilt.<br />

12.05. Bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen<br />

erreicht die SPD mit 52,1 % die absolute Mehrheit.<br />

04.06. Das <strong>Dortmund</strong>er Schöffengericht verurteilt ein<br />

Mitglied des Fanclubs von Borussia <strong>Dortmund</strong>, „Borussenfront“,<br />

wegen Tätlichkeiten gegen türkische Bürger<br />

zu einem Jahr Haft.<br />

01.09. Der Kommunalverband Ruhrgebiet startet eine Anzeigen-Kampagne<br />

zur Image-Verbesserung des Reviers.<br />

06.03. 60.000 Menschen demonstrieren gegen eine geplante<br />

Änderung des § 116 Arbeitsförderungsgesetz in <strong>Dortmund</strong>.<br />

30.05. Der Thorium-Hochtemperaturreaktor in Hamm-Uentrop,<br />

aus dem am 4. Mai radioaktives Gas ausgetreten war,<br />

wird abgeschaltet.<br />

Juli Nach einer Untersuchung der Universität Bochum<br />

leben immer mehr Bürger aus dem Revier an der<br />

Armutsgrenze.<br />

20.08. Beim Austritt von Giftgas in einem Duisburger Werk<br />

der Mannesmann Demag AG werden 42 Menschen<br />

verletzt.


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

1987<br />

1988<br />

1989<br />

1990<br />

28.05. Der 19-jährige deutsche Privatpilot Mathias Rust landet<br />

mit seinem Sportflugzeug auf dem Roten Platz in<br />

Moskau. Daraufhin werden der Verteidigungsminister<br />

Sergej Sokolow sowie einige sowjetische Militärs<br />

vorzeitig in den Ruhestand versetzt.<br />

16.08. Steffi Graf wird Erste der Weltrangliste.<br />

11.10. Der ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident<br />

Uwe Barschel (CDU) wird tot in einem Genfer<br />

Hotelzimmer aufgefunden.<br />

08.12. Ronald Reagan und Michail S. Gorbatschow einigen<br />

sich über die Verschrottung atomarer Mittelstreckenraketen.<br />

21.12. Durch ein Bombenattentat stürzt eine Boeing 747 auf<br />

die schottische Ortschaft Lockerbie. 270 Menschen<br />

sterben.<br />

28.08. Beim Schauflug einer italienischen Kunststaffel im<br />

bundesdeutschen Ramstein kollidieren drei Düsenjäger.<br />

70 Menschen sterben, 300 werden verletzt.<br />

12.04. In Washington wird erstmals ein gentechnisch<br />

manipuliertes Lebewesen, eine Maus, patentiert.<br />

04.06. In Peking schlägt das Militär die studentische<br />

Demokratiebewegung brutal nieder.<br />

02.05. Als erstes Land im Warschauer Pakt durchstößt das<br />

reformierte Ungarn den „Eisernen Vorhang“ und baut<br />

seine Grenzanlagen zum Westen ab.<br />

09.10. In Leipzig demonstrieren 70.000 Menschen unter<br />

dem Motto „Wir sind das Volk“.<br />

09.11. Fall der Mauer, die DDR öffnet die Grenzen zur<br />

Bundesrepublik Deutschland.<br />

10.02. In Moskau erhält der deutsche Bundeskanzler Helmut<br />

Kohl vom sowjetischen Staatschef Michail S.<br />

Gorbatschow „grünes Licht“ für die deutsche Einheit.<br />

25.04. Der deutsche SPD-Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine<br />

wird bei einem Anschlag schwer verletzt.<br />

08.07. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien gewinnt<br />

die deutsche Elf zum dritten Mal den Titel.<br />

02.08. Die Golfkrise beginnt, irakische Truppen besetzen<br />

Kuwait.<br />

20.01. In einigen Städten des Reviers wird die sog. Smog-<br />

Vorwarnstufe ausgelöst.<br />

25.01. Bei den Wahlen zum 11. Deutschen Bundestag behält<br />

die Koalition aus CDU/CSU und FDP trotz erheblicher<br />

Verluste die Regierungsmehrheit.<br />

08.01. Medizinische Untersuchungen weisen Benzol im Blut<br />

von <strong>Dortmund</strong>er Schulkindern auf, was auf Luftbelastungen<br />

durch die Kokerei Gneisenau, in <strong>Dortmund</strong>-<br />

Derne, zurückgeführt wird.<br />

31.03. Mit Minister Stein wird die letzte <strong>Dortmund</strong>er Zeche<br />

nach 112 Jahren stillgelegt.<br />

02.05. Papst Johannes Paul II. macht auf seiner Reise durch<br />

die Bundesrepublik 14 Stunden Station im Ruhrgebiet.<br />

23.02. Mit einer Menschenkette von Duisburg bis <strong>Dortmund</strong><br />

demonstrieren etwa 80.000 Menschen gegen die<br />

Schließung des Stahlwerks Rheinhausen.<br />

14.05. Der Gelsenkirchener Fußballclub Schalke 04 steigt in<br />

die zweite Bundesliga ab, <strong>Dortmund</strong> und Bochum<br />

schaffen mit Mühe den Klassenerhalt.<br />

12.06. Das Musical „Starlight Express“ startet in Bochum.<br />

16.08. In Gladbeck überfallen zwei Männer die Deutsche Bank<br />

und nehmen Geiseln, beginnen eine fast dreitätige<br />

Irrfahrt durch die Bundesrepublik und die Niederlande.<br />

09.04. Bei den Tischtennis-Weltmeisterschaften in <strong>Dortmund</strong><br />

siegen die Deutschen Jörg Rosskopf und Steffen<br />

Fetzner im Doppel.<br />

15.06. Der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow<br />

besucht während seines Besuches in Deutschland ein<br />

Hoesch Stahlwerk in <strong>Dortmund</strong>.<br />

16.06. Nach zweijähriger Bauzeit wird das neue Rathaus in<br />

<strong>Dortmund</strong> eröffnet.<br />

24.06. Borussia <strong>Dortmund</strong> gewinnt mit einem 4:1 über Werder<br />

Bremen in Berlin zum zweiten Mal den DFB-Pokal.<br />

01.09. In Essen wird das erste Denkmal für Bergarbeiter enthüllt.<br />

01.10. Bei den Kommunalwahlen in NRW gelangen erstmals<br />

die sog. „Republikaner“ in die Stadtparlamente.<br />

05.10. Neues Ladenschlussgesetz: Einführung des „langen<br />

Donnerstags“, erstmals dürfen Geschäfte bis 20.30 Uhr<br />

an diesem Tag geöffnet haben.<br />

Januar Im ganzen Ruhrgebiet verursachen Unwetter Schäden<br />

in Millionenhöhe. Das Wetter ist auch im Februar<br />

ungewöhnlich stürmisch, so dass in NRW die Karnevalszüge<br />

abgesagt werden.<br />

15.01. In <strong>Dortmund</strong> wird das Rundfunk-Bildungszentrum<br />

eröffnet.<br />

13.05. Bei den Landtagswahlen in NRW kann die SPD mit<br />

50 % der Wählerstimmen wieder die absolute Mehrheit<br />

für sich verbuchen.<br />

105


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

03.10. Der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik beendet die<br />

deutsche Teilung.<br />

12.10. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wird<br />

bei einem Anschlag schwer verletzt.<br />

02.12. Aus den ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen<br />

geht die CDU mit 44,1 % als Siegerin hervor.<br />

17.01. Eine multinationale Streitmacht unter der Führung<br />

der USA eröffnet mit Luftangriffen den Krieg gegen<br />

den Irak.<br />

22.01. Die irakische Armee steckt in Kuwait Ölquellen in<br />

Brand und lässt kurz darauf Öl in den Persischen<br />

Golf ab.<br />

13.03. Der frühere DDR-Staatschef Erich Honecker setzt sich,<br />

um einem Haftbefehl zu entgehen, nach Moskau ab.<br />

19.09. Im Ötztal wird eine mumifizierte Leiche aus der Jungsteinzeit<br />

gefunden.<br />

30.10. In Madrid beginnt die Nahost-Friedens-Konferenz.<br />

25.12. Michail S. Gorbatschow tritt als Präsident zurück.<br />

21.02. Der UN-Sicherheitsrat beschließt die Entsendung einer<br />

14.000 Mann starken Truppe nach Kroatien.<br />

14.06. In Rio de Janeiro werden auf dem UNO-Umweltgipfel<br />

verschiedene Absichtserklärungen, u. a. auch zum<br />

Klimaschutz unterzeichnet.<br />

03.07. UN-Blauhelme berichten über Internierungslager der<br />

bosnischen Serben.<br />

30.08. Der deutsche Formel-1-Pilot Michael Schumacher<br />

gewinnt seinen ersten Grand Prix.<br />

20.01. Bill Clinton wird in sein Amt als 42. Präsident der USA<br />

eingeführt.<br />

20.03. Henry Maske erringt durch seinen Punktsieg über<br />

Charles Williams (USA) die Boxweltmeisterschaft im<br />

Halbschwergewicht.<br />

29.05. Bei einem Brandanschlag auf ein von Türken<br />

bewohntes Haus sterben fünf Menschen in Solingen.<br />

13.09. Die Palästinensische Befreiungsfront und Israel<br />

unterzeichnen das Gaza-Jericho-Abkommen.<br />

04.10. In Moskau wird ein Putschversuch gegen Boris<br />

Jelzin niedergeschlagen.<br />

06.05. Frankreichs Staatspräsident François Mitterand und<br />

die britische Königin Elisabeth II. eröffnen den Tunnel<br />

unter dem Ärmelkanal.<br />

09.06. Die Ausstellung „Petersburg um 1800“ in der Villa<br />

Hügel/Essen wird eröffnet.<br />

10.08. Die Ausstellung „Vincent van Gogh und die Moderne<br />

1890–1914“ wird im Essener Folkwang-Museum<br />

eröffnet.<br />

11.01. Das Ruhrgebiet verzichtet zugunsten Berlins auf seine<br />

Olympia-Bewerbung.<br />

April Viele Spiel- und Sportplätze werden geschlossen, weil<br />

Dioxin in dem Baustoff Kieselrot vermutet wurde.<br />

01.04. Der ehemalige Hoesch-Vorstandsvorsitzende und Chef<br />

der Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder, wird<br />

in Düsseldorf ermordet.<br />

26.04. Die Bundesgartenschau wird im <strong>Dortmund</strong>er Westfalenpark<br />

eröffnet.<br />

27.09. Über 100.000 Menschen protestieren im Ruhrgebiet<br />

und in Aachen gegen die Kohlepolitik der Bundesregierung.<br />

In Dinslaken treten die Kumpel der Zeche Lohberg<br />

1.000 m unter Tage in den Hungerstreik.<br />

11.10. In <strong>Dortmund</strong> demonstrieren Stahlarbeiter gegen die<br />

Übernahme der Hoesch AG durch Krupp.<br />

20.03. Die Bundesregierung gibt ihre Pläne auf, die Verwaltung<br />

der Bundesknappschaft nach Leipzig zu verlegen.<br />

13.04. Am Morgen tritt am Niederrhein und an der Ruhr ein<br />

Erdbeben auf.<br />

15.04. Sechs Bergleute kommen bei einer Explosion auf der<br />

Zeche Haus Aden in Bergkamen ums Leben.<br />

12.09. Das alte Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop<br />

wird Teil des Westfälischen Industriemuseums.<br />

26.09. 40.000 Menschen demonstrieren in Duisburg gegen<br />

den zunehmenden Sozialabbau.<br />

21.01. Um gegen die Einführung von Studiengebühren zu<br />

demonstrieren, legen etwa 6.000 Studenten in <strong>Dortmund</strong><br />

den Verkehr auf der B1 lahm.<br />

22.01. In <strong>Dortmund</strong> wird „Die Deutsche Ausstellung für<br />

Arbeitsschutz“ (DASA) eröffnet.<br />

04.02. Der neue Film des <strong>Dortmund</strong>er Regisseurs Adolf<br />

Winkelmann, „Nordkurve“ kommt ins Kino.<br />

17.02. „Nacht der 1.000 Feuer“. Stahlarbeiter protestieren im<br />

gesamten Revier gegen den drohenden Verlust ihrer<br />

Arbeitsplätze.<br />

15.08. Das Stahlwerk in Rheinhausen wird stillgelegt.<br />

21.09. In Bergkamen soll der Übertagebetrieb der Zeche<br />

Monopol stillgelegt werden.<br />

25.02. Die Rheinarmee beginnt mit ihrem Truppenabzug.<br />

29.04. Die Jahrhunderthalle in Bochum, eine ehemalige Krupp-<br />

Werkshalle, wird für kulturelle Veranstaltungen eröffnet.


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

16.10. Bei den Bundestagswahlen behauptet die Koalition<br />

aus CDU/CSU und FDP knapp ihre Mehrheit. Helmut<br />

Kohl wird erneut Bundeskanzler.<br />

13.11. Als erster deutscher Rennfahrer wird Michael<br />

Schumacher Formel 1-Weltmeister.<br />

11.12. Russische Truppen rücken in Tschetschenien ein,<br />

um das Unabhängigkeitsstreben der Tschetschenen<br />

zu unterdrücken.<br />

30.04. Greenpeace-Aktivisten besetzen die Ölplattform<br />

„Brent Spar“.<br />

23.06. Die Verhüllung des Berliner Reichstags durch Christo<br />

ist das Kunstspektakel des Jahres.<br />

04.11. Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin wird beim<br />

Verlassen einer Friedenskundgebung in Tel Aviv von<br />

einem jüdischen Extremisten ermordet.<br />

21.11. In Dayton (USA) einigen sich die Konfliktparteien auf ein<br />

Kriegsende in Bosnien.<br />

06.12. Der Bundestag billigt die Teilnahme von 4.000<br />

deutschen Soldaten an der 60.000 Mann starken<br />

internationalen Friedenstruppe für Bosnien.<br />

14.03. Auf der CeBIT spielt das Internet erstmals eine Rolle.<br />

20.03. Die britische Regierung räumt erstmals die Möglichkeit<br />

ein, dass die Rinderkrankheit BSE, bekannt als<br />

„Rinderwahnsinn“, auf den Menschen übertragen<br />

werden und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit<br />

verursachen kann.<br />

26.04. Mit der Freilassung des Multimillionärs Jan Philipp<br />

Reemtsma nach 33-tägiger Geiselhaft endet einer der<br />

spektakulärsten Entführungsfälle in Deutschland.<br />

30.06. Durch einen 2:1 Sieg gegen die Tschechische Republik<br />

wird Deutschland in Großbritannien Fußballeuropameister.<br />

03.11. Erstmals dürfen deutsche Bäcker auch sonntags<br />

frische Brötchen backen.<br />

23.07. An der Oder kommt es wegen andauernden Hochwassers<br />

zum ersten Deichbruch.<br />

27.07. Radprofi Jan Ullrich gewinnt als erster Deutscher die<br />

Tour de France.<br />

05.09. Die Ordensgründerin Mutter Teresa stirbt im Alter von<br />

87 Jahren in Kalkutta.<br />

31.08. Auf der Flucht vor Fotografen verunglückt die britische<br />

Prinzessin Diana tödlich.<br />

29.10. Die Ausstellung „Körperwelten – Einblicke in den<br />

menschlichen Körper“ beginnt in Mannheim. Sie ist<br />

wegen ihrer Exponate umstritten.<br />

05.03. Geschützt von rd. 30.000 Polizisten erreicht der dritte<br />

sog. Castor-Transport das Atommüll-Zwischenlager<br />

im niedersächsischen Wendland.<br />

30.06. Beim Bau des neuen Arbeitsamtes in <strong>Dortmund</strong> werden<br />

unseriöse Praktiken eines Bauunternehmens bekannt.<br />

03.09. Europas erste Solarstrom-Anlage für eine Wohnsiedlung<br />

wird in Essen in Betrieb genommen.<br />

09.12. Beim EU-Gipfeltreffen in Essen treffen sich Politiker<br />

aus den 15 Mitgliedsländern der Europäischen Union.<br />

03.03. Das Ruhrgebiet feiert den 50. Jahrestag zum Ende des<br />

Zweiten Weltkrieges mit der Ausstellung „50 Jahre<br />

danach – Russische Kultur an Rhein und Ruhr“.<br />

01.04. In Unna geht das erste deutsche Blockheizkraftwerk in<br />

Betrieb, das vorwiegend mit Rapsöl befeuert wird.<br />

04.05. Der tibetische Priesterfürst Dalai Lama kommt nach<br />

<strong>Dortmund</strong> und Essen.<br />

14.05. Bei den Landtagswahlen in NRW verliert die SPD die<br />

absolute Mehrheit.<br />

17.06. Nach 32 Jahren wird Borussia <strong>Dortmund</strong> wieder<br />

Deutscher Fußballmeister.<br />

11.04. Feuer wütet auf dem Düsseldorfer Flughafen. Schweißarbeiten<br />

haben zu einem Kabelbrand in einer Zwischendecke<br />

geführt.<br />

18.05. Borussia <strong>Dortmund</strong> wird Deutscher Meister, der<br />

VfL Bochum steigt wieder in die erste Bundesliga auf.<br />

06.06. Bei einem schweren Hubschrauberunglück kommen<br />

am Rande der <strong>Dortmund</strong>er Jugendmesse „YOU 96“<br />

13 Menschen ums Leben.<br />

29.06. In Bottrop wird die „Warner Bros. Movie World“ eröffnet.<br />

12.09. Das „CentrO“ in Oberhausen wird eröffnet.<br />

01.11. Die neuen Ladenschlusszeiten treten in Kraft.<br />

18.03. Der Vorstandschef des Stahlkonzerns Krupp-Hoesch,<br />

Gerhard Cromme, kündigt in Essen den Plan<br />

einer „feindlichen Übernahme“ der Thyssen AG an. Am<br />

26. März vereinbaren die Vorstände der Unternehmen<br />

Thyssen und Krupp-Hoesch jedoch die Gründung einer<br />

gemeinsamen Stahlgesellschaft.<br />

21.05. Schalke 04 holt durch ein 4:1 im Elfmeterschießen bei<br />

Inter Mailand den Uefa-Cup.<br />

31.05. Borussia <strong>Dortmund</strong> setzt sich durch ein 3:1 gegen Juventus<br />

Turin in der Champions League auf den europäischen<br />

Fußballthron.<br />

107


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

16.01. Der Bundestag beschließt eine Grundgesetzänderung,<br />

den sogenannten „Großen Lauschangriff“. Erlaubt<br />

wird die akustische Überwachung von Wohnungen<br />

zur Verbrechensbekämpfung.<br />

20.04. Die terroristische Rote Armee Fraktion (RAF) erklärt<br />

sich fast 28 Jahre nach ihrer Gründung für aufgelöst.<br />

03.06. Bei dem schwersten Zugunglück in der Geschichte<br />

der Bundesrepublik kommen im niedersächsischen<br />

Eschede 101 Menschen ums Leben.<br />

17.08. In einer Fernsehansprache gesteht US-Präsident Bill<br />

Clinton, eine „unangemessene Beziehung“ zu seiner<br />

Ex-Praktikantin Monica Lewinsky unterhalten zu<br />

haben.<br />

27.09. SPD und Grüne gewinnen die Bundestagswahl.<br />

Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) muss nach 16<br />

Jahren den Platz im Kanzleramt räumen.<br />

27.10. Der bisherige niedersächsische Ministerpräsident<br />

Gerhard Schröder (SPD) wird vom Bundestag zum<br />

siebten deutschen Bundeskanzler gewählt.<br />

Vizekanzler und Außenminister wird Joschka<br />

Fischer (Grüne).<br />

01.01. Mit Beginn des neuen Jahres bekommt Europa eine<br />

gemeinsame Währung. Der Euro ist nach einem Beschluss<br />

der EU-Finanzminister exakt 1,95583 DM wert.<br />

19.04. Der Bundestag tritt zu seiner ersten Sitzung im<br />

Berliner Reichstagsgebäude zusammen.<br />

30.11. Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl räumt die Existenz<br />

von „schwarzen Konten“ während seiner Zeit als<br />

CDU-Parteichef ein. Auf diesen wurden Spendengelder<br />

getrennt von den rechenschaftspflichtigen<br />

Konten registriert.<br />

31.12. In allen Teilen der Welt begrüßen die Menschen das<br />

neue Jahrtausend mit Feuerwerk und ausgelassenen<br />

Feiern.<br />

11.01. Der Europäische Gerichtshof entscheidet, dass die<br />

Bundeswehr Frauen den Dienst an der Waffe ermöglichen<br />

muss.<br />

26.03. Wladimir Putin wird zum Präsidenten Russlands<br />

gewählt.<br />

12.08. Das russische Atom-U-Boot „Kursk“ geht mit 118<br />

Mann an Bord in der Barentssee unter.<br />

13.05. Die Explosion einer Feuerwerksfabrik im niederländischen<br />

Enschede legt ein ganzes Wohnviertel in<br />

Schutt und Asche.<br />

25.07. 113 Menschen sterben, als eine Concorde der Air France<br />

kurz nach dem Start vom Pariser Flughafen Charles de<br />

Gaulle abstürzt.<br />

20.03. Zehntausende Atomgegner machen sich auf den Weg<br />

nach Ahaus, um hier am „Tag X“ gegen Atomenergie<br />

zu demonstrieren. 57 Castoren sind bis zu diesem<br />

Zeitpunkt schon nach Ahaus gerollt. Sitzblockaden der<br />

Atomgegner sollen den Atomtransport stoppen.<br />

19.04. Die Firmen Karstadt und Quelle mit Hauptsitz in Essen<br />

planen durch ihre Fusion zu einem der größten europäischen<br />

Einzelhandelskonzerne zu werden.<br />

06.07. Der Verfassungsgerichtshof des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen erklärt die Fünf-Prozent-Hürde bei Kommunalwahlen<br />

für verfassungswidrig. Die Klausel wird<br />

daraufhin im Kommunalwahlgesetz gestrichen.<br />

01.10. Die IBA -Internationale Bauausstellung- wird mit einer<br />

feierlichen Schlussfeier mit Bundespräsident, Ministerpräsident<br />

und Kabinett in Herne beendet.<br />

02.01. Der ehemalige Stollen der Bochumer „Zeche Maria<br />

Anna Steinbank“ sackt zusammen. Ein Krater von<br />

700 m 2 entsteht. Dieses Unglück wird als einer der<br />

größten Schäden in die Geschichte des Ruhrgebietes<br />

eingehen.<br />

31.10. Als erster Verein der Bundesliga wagt Borussia<br />

<strong>Dortmund</strong> den Schritt an die Börse.


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

11.09. Die Vereinigten Staaten erleben die schlimmsten<br />

Terroranschläge ihrer Geschichte. In New York und<br />

Washington kommen vermutlich etwa 4.000<br />

Menschen um.<br />

19.09. Nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September<br />

erklärt Bundeskanzler Schröder vor dem Bundestag<br />

die „uneingeschränkte Solidarität mit den USA“.<br />

Terroristen hatten vollbesetzte Flugzeuge entführt und<br />

diese in die beiden Türme des World Trade Centers in<br />

New York und in das US-Verteidigungsministerium<br />

(Pentagon) gelenkt.<br />

07.10. Die USA beginnen mit Luftangriffen auf Afghanistan.<br />

01.01. Die D-Mark geht, der Euro tritt an ihre Stelle.<br />

30.06. Deutschland verliert das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

in Japan/Südkorea gegen Brasilien mit 0:2.<br />

11.08. Regenfälle hatten in Deutschland, Österreich,<br />

Tschechien und Italien schwere Überschwemmungen<br />

ausgelöst. Heute erreicht das Jahrhunderthochwasser<br />

der Elbe Dresden. Bis zum 26. August fordert die<br />

Katastrophe 20 Tote. Der Schaden beläuft sich auf<br />

ca. 20 Mrd. Euro.<br />

22.09. Bei der Bundestagswahl bleibt die SPD stärkste Partei.<br />

Durch die Gewinne von Bündnis 90/Die Grünen behält<br />

die rot-grüne Koalition ihre Mehrheit im Parlament.<br />

Die PDS erhält weniger als fünf Prozent der Stimmen<br />

und ist nur noch mit zwei direkt gewählten Abgeordneten<br />

vertreten.<br />

21.01. Bundeskanzler Schröder erklärt, dass Deutschland im<br />

UN-Sicherheitsrat einen Krieg gegen den Irak ablehnen<br />

wird. Am 20. März beginnt der Krieg mit der Bombardierung<br />

Bagdads und dem Einmarsch von Soldaten<br />

aus den USA und Großbritannien sowie weiteren<br />

47 Staaten – der sog. „Koalition der Willigen“.<br />

16.04. Die EU beschließt die sogenannte EU-Osterweiterung<br />

um zehn neue Mitglieder: Estland, Lettland, Litauen,<br />

Tschechien, Polen, Slowakei, Ungarn, Slowenien,<br />

Malta und Zypern. Sie tritt am 1. Mai 2004 in Kraft.<br />

12.10. Die Deutschen Frauen sind wieder Fußballweltmeister.<br />

02.07. Der Bundesrat billigt nach längeren Verhandlungen die<br />

Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe<br />

für alle erwerbsfähigen Arbeitslosen zum Arbeitslosengeld<br />

II (ALG II). Sie ist der Kernpunkt des „IV.<br />

Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“<br />

(Hartz IV), das am 1. Januar 2005 in Kraft tritt.<br />

26.12. Ein Seebeben im Indischen Ozean löst gewaltige<br />

Flutwellen aus. Der Tsunami fordert mehr als 300.000<br />

Menschenleben.<br />

16.04. Die Flughafen <strong>Dortmund</strong> GmbH wird 75 Jahre alt. Zum<br />

ersten Male überschreiten die Passagierzahlen die<br />

Millionengrenze, das neue Terminal und die 2.000<br />

Meter lange Start- und Landebahn werden zum ersten<br />

Mal ein ganzes Geschäftsjahr genutzt. Die Terroranschläge<br />

vom 11. September 2001 in New York wirken<br />

sich aber auch auf den Flughafen <strong>Dortmund</strong> aus.<br />

14.12. Die Zeche Zollverein in Essen wurde gemeinsam mit<br />

der benachbarten Kokerei von der UNESCO auf die<br />

Liste des Weltkulturerbes gesetzt.<br />

04.05. Borussia <strong>Dortmund</strong> wird Deutscher Meister.<br />

06.11. Der nordrhein-westfälische Landtag wählt den<br />

bisherigen Finanzminister Peer Steinbrück<br />

(SPD) zum Ministerpräsidenten.<br />

05.06. Polizisten untersuchen die Unglücksstelle auf dem<br />

Flugplatz Marl-Loemühle, wo der FDP Politiker Jürgen<br />

Möllemann nach einem Fallschirmsprung tödlich<br />

verunglückt ist.<br />

12.07. <strong>Dortmund</strong>s Wandel von der einstigen Stadt des Bieres,<br />

des Stahls und der Kohle zur Stadt der Dienstleistungen<br />

geht weiter: Das DHL Logistik-Zentrum wird in<br />

<strong>Dortmund</strong>-Lindenhorst eröffnet, auch hier entstehen<br />

neue Arbeitsplätze.<br />

13.09. Die dritte Ausbaustufe des Westfalenstadions in<br />

<strong>Dortmund</strong> ist abgeschlossen, das Stadion fasst nun<br />

80.708 Zuschauer und ist damit das größte Stadion<br />

in der Bundesliga.<br />

Die Arbeitslosigkeit steigt erneut. Fast jeder sechste<br />

<strong>Dortmund</strong>er sucht einen Arbeitsplatz.<br />

01.10. Der Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) wird durch<br />

den Regionalverband Ruhr (RVR) abgelöst. Dieser besitzt<br />

auf Druck der Ruhrgebietsstädte wieder erweiterte<br />

Rechte und hat jetzt z. B.. die Befugnis, sogenannte<br />

Masterpläne zu erstellen.<br />

109


JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />

reGionaLe ereiGniSSe<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

19.04. Der deutsche Kardinal Josef Ratzinger wird zum Papst<br />

gewählt. Er nimmt den Namen Benedikt XVI. an.<br />

10.05. Das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“<br />

(Holocaust-Denkmal) wird im Zentrum von Berlin, in<br />

der Nähe des Brandenburger Tors, eingeweiht.<br />

18.09. Bei der um ein Jahr vorgezogenen Bundestagswahl<br />

werden CDU/CSU (35,2 %) vor der SPD (34,2 %) knapp<br />

stärkste Kraft. Beide bilden eine große Koalition und<br />

wählen am 22. November die CDU-Vorsitzende<br />

Angela Merkel zur ersten deutschen Bundeskanzlerin.<br />

01.02. Zwölf Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed,<br />

die im September 2005 in einer dänischen Zeitung<br />

veröffentlicht wurden, führen in vielen muslimischen<br />

Ländern zu heftigen Protesten. Auch gegen<br />

die deutsche Botschaft in Teheran fliegen Brandsätze.<br />

09.06. In München findet die Eröffnungsveranstaltung zur<br />

Fußballweltmeisterschaft statt. Das vierwöchige<br />

Sommerwetter und die Begeisterung der Zuschauer<br />

sorgen für ausgelassene Stimmung, die in Deutschland<br />

rückblickend als „Sommermärchen“ bezeichnet<br />

wird. Italien ist Weltmeister, die deutsche Nationalmannschaft<br />

erreicht den dritten Platz.<br />

21.08. In Bagdad beginnt der zweite Prozess gegen den<br />

gestürzten Diktator Saddam Hussein.<br />

22.10. Michael Schumacher, erfolgreichster Formel-Eins-Pilot<br />

aller Zeiten, beendet nach 16 Jahren seine Rennfahrerkarriere.<br />

18.01. Der Orkan „Kyrill“ wütet über Europa. Elf Deutsche<br />

sterben, alleine in NRW werden 25 Millionen Bäume<br />

vom Orkan umgeknickt.<br />

04.02. Deutschland wird im eigenen Land Handballweltmeister.<br />

30.09. In China wird die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft<br />

erneut Weltmeister.<br />

02.03. Bei den russischen Präsidentschaftswahlen gewinnt<br />

Dmitri Anatoljewitsch Medwedew mit knapp 70<br />

Prozent der Stimmen.<br />

29.06. Die Deutsche Fußballnationalmannschaft wird in<br />

Wien Vize-Europameister.<br />

01.01. Einführung von Hartz IV. Fast 1 Mio. Menschen im<br />

Ruhrgebiet sind betroffen.<br />

22.06. Knapp 39 Jahre nach dem Sturz von Franz Meyers<br />

durch ein konstruktives Misstrauensvotum am<br />

8. Dezember 1966 wird mit Jürgen Rüttgers erstmals<br />

wieder ein CDU-Politiker zum Ministerpräsidenten<br />

gewählt.<br />

27.01. Johannes Rau, von 1978 bis 1998 Ministerpräsident des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen und Bundespräsident von<br />

1999 bis 2004, stirbt im Alter von 75 Jahren.<br />

11.04. Essen wird zur „Kulturhauptstadt Europas 2010“ gewählt.<br />

Juni <strong>Dortmund</strong> und Gelsenkirchen sind Austragungsorte<br />

der Fußballweltmeisterschaft 2006.<br />

20.11. In Nordrhein-Westfalen tritt das neue Ladenschlussgesetz<br />

in Kraft: Geschäfte dürfen montags bis samstags<br />

24 Stunden am Tag öffnen.<br />

17.04. Opel will sein Werk Bochum für die nächsten zehn<br />

Jahre erhalten. Die Beschäftigten müssen sich aber auf<br />

einen weiteren Stellenabbau einstellen.<br />

15.08. Eine Mafia-Fehde fordert nahe des Duisburger Hauptbahnhofes<br />

sechs Tote.<br />

25.08. An der ersten Love Parade, einem karnevalsgleichen<br />

Musikumzug, nehmen in Essen mehr als eine Million<br />

Menschen teil.<br />

15.01. Der finnische Handyhersteller Nokia kündigt an, sein<br />

Werk in Bochum zu schließen und stößt auf breiten<br />

Protest der Bevölkerung und Politik. Das Werk wird am<br />

30.06. geschlossen.<br />

19.04. <strong>Dortmund</strong> erringt im DFB-Pokalfinale die<br />

Vizemeisterschaft.<br />

August Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> begeht mit<br />

einer Festwoche sein 50-jähriges Bestehen.


1958–2008<br />

Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> 2008<br />

111


Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> 2008<br />

Ein Team – Ein Ziel: Gesundheit für Alle<br />

i<br />

n 50 Jahren hat sich das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />

ständig fortentwickelt. Damit hat es seine Spitzenposition in<br />

der Region gesichert. Als Spezialkrankenhaus für Bergleute errichtet,<br />

ist es heute ein modernes Dienstleistungszentrum. Es gehört mit dem<br />

Darm-, Prostata-, Brust- und Diabeteszentrum sowie mit der Etablierung<br />

Klinischer Pfade zu den innovativsten Krankenhäusern im östlichen<br />

Ruhrgebiet. Darüber hinaus bescheinigen zahlreiche Zertifizierungen ein<br />

hervorragendes Krankenhaus, bei dem Patientinnen und Patienten tatsächlich<br />

im Mittelpunkt stehen; wo Patientinnen und Patienten eine individuelle<br />

Behandlung und persönliche Zuwendung erfahren. Die moderne<br />

technische Ausstattung und auch der ansprechende bauliche Zustand<br />

des Hauses tragen dazu bei, dass man in einer hotelartigen Umgebung<br />

schnell genesen kann.<br />

Patienten profitieren von einer intensiven interprofessionellen und<br />

interdisziplinären Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen<br />

und Kliniken, deren Diagnostik und Therapie einen nationalen und<br />

internationalen Ruf genießen. Die Pflege erfolgt im Team. Spezialisten<br />

und Ärzte aus allen Teilen der Welt folgen Einladungen nach <strong>Dortmund</strong><br />

zu medizinischen Fortbildungen, Seminaren und Kongressen. Im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong>, das Akademisches Lehrkrankenhaus ist,<br />

wird die Fort-, Weiter- und Ausbildung junger Ärzte und Pflegekräfte an<br />

der Seite erfahrener Experten großgeschrieben. Mit Tagen der offenen Tür,<br />

Arzt-Patienten-Seminaren, der Kooperation mit Selbsthilfegruppen sowie<br />

Kulturangeboten im Rahmen von Kunst und Kultur im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

(KuKK) und regem Kontakt zu örtlichen Vereinen hält das<br />

Haus die Verbindung zum östlichen Ruhrgebiet. Mit dem Abschluss der<br />

Grundsanierung des medizinischen und pflegerischen Bereichs im Jahr<br />

2008 ist das Krankenhaus ein besonders attraktiver Teil des Gesundheitsstandortes<br />

<strong>Dortmund</strong>.<br />

115<br />

Im Jubiläumsjahr 2008 stellt das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />

als Akutkrankenhaus die Regelversorgung der <strong>Dortmund</strong>er Bevölkerung<br />

mit elf Fachkliniken und 451 Betten sicher. Es werden pro Jahr über 18.000<br />

stationär aufgenommene Patienten behandelt und 140.000 Pflegetage<br />

erbracht. Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> beschäftigt 880 Mitarbeiter<br />

und erreicht mit einem Umsatz von 57 Millionen Euro die Größe<br />

eines mittelständischen Unternehmens.<br />

115: Im Jahre 2008 wurde das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

<strong>Dortmund</strong> zum Akademischen Lehrkrankenhaus<br />

der Ruhr-Universität Bochum.<br />

113


Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin<br />

S<br />

eit 1998 leitet Chefarzt Dr. Ruedger Tippelmann die Klinik für<br />

Anästhesie und operative Intensivmedizin. Moderne Narkoseverfahren<br />

und höchster intensivmedizinischer Standard, zusammen mit<br />

einem besonders qualifizierten Team aus Ärzten und Pflegekräften stellen<br />

zu jeder Zeit eine hochwertige Patientenbehandlung sicher.<br />

Die Anästhesie<br />

Alle gängigen Narkoseverfahren werden durch die Klinik angeboten. Die<br />

Anästhesie begleitet den Patienten dabei in entscheidenden Phasen vor,<br />

während und nach der Operation. Dazu zählen das persönliche Gespräch<br />

vor jeder geplanten Narkose, die Auswahl und Durchführung des geeigneten<br />

Anästhesieverfahrens unter Berücksichtigung der Wünsche der<br />

Patienten sowie eine individuell angepasste Schmerztherapie.<br />

Intensivmedizin<br />

Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> verfügt über eine nach modernsten<br />

Gesichtspunkten ausgerüstete Intensivstation mit 16 Betten<br />

sowie über eine Wachstation (IMC, Intermediate Care) für besonders<br />

betreuungsbedürftige Patienten mit 12 Betten. In beiden Bereichen trägt<br />

die Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin besondere Verantwortung<br />

für die Versorgung der Patienten.<br />

Schmerztherapie<br />

Die Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin leitet eine<br />

Schmerzambulanz zur Versorgung chronischer Schmerzpatienten, die<br />

allen Versicherten offensteht. Zusätzlich können stationäre Therapieverfahren<br />

gemeinsam mit anderen Kliniken des Hauses angeboten werden.<br />

Eigenblutspende<br />

Vor Operationen, bei denen ein höherer Blutverlust zu erwarten ist, kann<br />

die rechtzeitige, mehrmalige Spende von Eigenblut häufig die Gabe von<br />

Fremdblut vermeiden helfen. Die Eigenblutspende wird in einer eigens dafür<br />

eingerichteten Sprechstunde der Klinik für Anästhesie und operative<br />

Intensivmedizin durchgeführt.


D<br />

ie Klinik wird seit 2003 von Privatdozent<br />

Dr. Karl-Heinz Bauer geleitet. Der<br />

Einzugsbereich der Klinik umfasst das östliche<br />

Ruhrgebiet. Die Chirurgische Klinik behandelt<br />

jährlich rund 5.000 Patientinnen und Patienten<br />

in einer 106 Betten-Abteilung. Im Jahr werden<br />

zur Zeit 4.800 Operationen in modern ausgestatteten<br />

Operationssälen durchgeführt. Stets<br />

auf der Höhe des medizinischen Fortschritts zu<br />

sein, Fürsorge und Service gegenüber Patienten,<br />

Angehörigen und zuweisenden Ärzten<br />

zu sichern, die Weiterbildung der zukünftigen<br />

Chirurgengeneration zu sichern und zudem<br />

wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten, sind die<br />

gleichwertigen Ziele der Chirurgischen Klinik. Im ärztlichen Bereich ist das<br />

Erreichen dieser Ziele durch ein Höchstmaß an chirurgischer Kompetenz,<br />

innovativer Kraft und unternehmerischen Denkens sichergestellt. Moderne<br />

Konzepte werden mit Hilfe klinischer Pfade interdisziplinär umgesetzt.<br />

Krankenschwestern und Pfleger sind für die Belange chirurgischer Krankheitsbilder<br />

speziell geschult.<br />

Die Chirurgische Klinik ist in die Abteilung für Allgemein- und Visceralchirurgie<br />

und die Abteilung für Unfallchirurgie gegliedert. Auf der Intensivstation<br />

stehen 6 Betten für die Chirurgische Klinik zur Verfügung. In der<br />

Notaufnahme werden chirurgische Notfallpatienten behandelt.<br />

Das Behandlungsspektrum der Chirurgischen Klinik umfasst sämtliche<br />

chirurgische Eingriffe der Allgemein-, Visceral(= Bauch)-Chirurgie sowie<br />

der Unfallchirurgie. Ein Großteil der Operationen erfolgt mit den Techniken<br />

der minimal-invasiven Chirurgie („Schlüssellochchirurgie“) mit nur<br />

kleinen Hautschnitten und bilderüberwachtem Einsatz der Operationsinstrumente.<br />

Eine Vielzahl der Eingriffe wird ambulant angeboten. Zu den<br />

Behandlungsmöglichkeiten der Chirurgischen Klinik zählt auch die sportmedizinische<br />

Beratung und Therapie von Breiten- und Spitzensportlern.<br />

Chirurgische Klinik<br />

Ein zusätzliches Angebot bei individuellen Fragestellungen bieten verschiedene<br />

Schwerpunktsprechstunden, beispielsweise die Stoma-, Darm-,<br />

Schilddrüsen- und Herniensprechstunde.<br />

Die Chirurgische Klinik ist im Rahmen des Darmzentrums in die fachübergreifende<br />

Behandlungsstruktur des Hauses integriert. So finden bei<br />

tumorerkrankten Patientinnen und Patienten vor und nach der Operation<br />

so genannte „Fallkonferenzen“ mit den anderen beteiligten Medizinern<br />

statt, um eine individuelle und abgestimmte Behandlung der Erkrankten<br />

zu gewährleisten.<br />

Für die Ausbildung von Studenten im Rahmen des Praktischen Jahres (PJ)<br />

und die Weiterbildung angehender Fachärzte bestehen unter Anleitung<br />

erfahrener Experten alle Möglichkeiten, Wissen, Erfahrungen und Praxis in<br />

der modernen Chirurgie zu erwerben. Hinzu kommen regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen,<br />

zum Teil mit weltweit anerkannten Experten.<br />

115


Frauenklinik am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

D<br />

ie Frauenklinik am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> unter der Leitung<br />

von Dr. Frank Schmolling ist in der Region ein Begriff für moderne<br />

Geburtshilfe sowie gynäkologische Untersuchungen und Behandlungen<br />

nach aktuellen Standards.<br />

Ganzheitlichkeit, Sicherheit für Mutter und Kind und Familienorientierung<br />

verbindet die Frauenklinik mit Geburten, denn die Geburt eines Kindes ist<br />

sicher der schönste Grund für einen Aufenthalt im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />

Selbstverständlich wünschen sich alle Eltern das Beste für ihr Kind<br />

und dazu gehört für jeden Menschen an vorderster Stelle die Gesundheit.<br />

Mit Ultraschalluntersuchungen besteht auch die technische Möglichkeit,<br />

die Gesundheit des ungeborenen Kindes schon weit vor der Geburt<br />

beurteilen zu können. Mit modernen diagnostischen und therapeutischen<br />

schulmedizinischen Methoden im Hintergrund hält die Geburtshilfe auch<br />

alternative Unterstützungskonzepte für werdende Mütter bereit. Bei allen<br />

Arten der Geburt, gleich ob im Wasser der Gebärwanne oder an „an Land“<br />

auf einer Gebärlandschaft, dem Gebärhocker oder einem Geburtsbett,<br />

hilft ein erfahrenes Hebammenteam. Ein Kinderarzt nimmt die ersten Untersuchungen<br />

des Neugeborenen vor und betreut es täglich. Für Mütter<br />

und Eltern bietet die Frauenklinik ein Höchstmaß an Komfort. Besonders<br />

qualifizierte Kinderkrankenschwestern helfen jungen Müttern auf der<br />

Entbindungsstation. Hier besteht auch die Möglichkeit des Rooming-In<br />

im Familienzimmer ebenso wie die Teilnahme an einem Frühstücks- und<br />

Abendbuffet. Auch Wochenbettgymnastik ist<br />

möglich. Die Babys sind auf der Station gegen<br />

Vertauschen und Entführung gesichert.<br />

Für die Zeit vor der Entbindung und die Zeit<br />

danach bietet die Elternschule ein umfassendes<br />

Kursangebot von der Geburtsvorbereitung bis<br />

hin zu frühpädagogischen Tipps.<br />

Verständnis und Einfühlungsvermögen erwarten<br />

auch die Patientinnen von der Frauenheilkunde<br />

des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es zu<br />

Recht. Organische Erkrankungen werden hier<br />

nicht isoliert behandelt. In jedem einzelnen<br />

Fall stehen hier Frauen mit ihrer gesamten Persönlichkeit im Mittelpunkt<br />

aller therapeutischen Maßnahmen. Unter diesen Aspekten erfolgen auch<br />

Tumortherapien, stadiengerecht und so schonend wie nur möglich für die<br />

erkrankten Frauen. Ein Schwerpunkt sind dabei insbesondere brusterhaltende<br />

Operationen bei Brustkrebs sowie die rekonstruktiven Operationsverfahren<br />

im Zusammenhang mit Brustkrebs.<br />

Um auf einen Bauchschnitt weitgehend verzichten zu können, werden<br />

im gesamten Bereich der operativen Gynäkologie, wenn irgend möglich,<br />

minimal-invasive Operationstechniken (MIC) eingesetzt. Dies gilt<br />

insbesondere für die Behandlung bösartiger Erkrankungen der Genitale<br />

der Frau. Wenn dies notwendig ist, führt diese Operationen ein Team aus<br />

Gynäkologen und Chirurgen durch.<br />

Ebenfalls verfügt ein Team erfahrener Ärzte über verschiedene Möglichkeiten<br />

und Methoden zur Behandlung von Inkontinenz. Im Kontinenzund<br />

Beckenbodenzentrum arbeiten Gynäkologie, Urologie, Chirurgie und<br />

Neurologie fachübergreifend zusammen, um sämtliche Senkungszustände<br />

des Genitales und der Harninkontinenz mit allen modernen Möglichkeiten<br />

zu behandeln.


P<br />

rofessor Dr. Thomas Griga leitet seit<br />

2003 die Medizinische Klinik des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

<strong>Dortmund</strong>. Ein Schwerpunkt<br />

der Klinik ist die Gastroenterologie. Dabei<br />

geht es um Erkrankungen der Verdauungsorgane<br />

und des Stoffwechsels. Mit Hilfe moderner<br />

videoendoskopischer Techniken können alle<br />

Organe des Verdauungstraktes, wie Speiseröhre,<br />

Magen, Dünn- und Dickdarm, Gallenwege,<br />

Bauchspeicheldrüse und Leber, betrachtet<br />

werden. So lassen sich beispielsweise Magengeschwüre<br />

oder Entzündungen der Speiseröhre<br />

sowie des Darms sicher feststellen. Aber diese<br />

Untersuchungen leisten auch einen entscheidenden<br />

Beitrag zur Krebsvorsorge.<br />

Im Bereich der Gallenwege und der Bauchspeicheldrüse sind sämtliche<br />

Diagnostik- und Therapieverfahren in der Medizinischen Klinik möglich.<br />

Steine im Gallengang können endoskopisch entfernt werden. Verengungen<br />

der Gallen- oder Bauchspeicheldrüsenwege durch Vernarbungen<br />

oder Tumore können mit Prothesen oder Stents überbrückt werden.<br />

Lebererkrankungen können auch durch Kontrastmittelschalluntersuchungen<br />

und Gewebeprobenentnahme diagnostiziert werden.<br />

Nahezu die Hälfte aller Patienten in der internistischen Abteilung werden<br />

wegen Herz-Kreislauferkrankungen behandelt. Hierzu steht ein moderner<br />

kardiologischer Funktionsbereich und eine Beobachtungsstation (IMC)<br />

zur Verfügung. Bei Herzrhythmusstörungen können Patienten rund um<br />

die Uhr per Funkübertragung beobachtet und behandelt werden. Mit der<br />

vorhandenen Ultraschalltechnik sind Schlagadern des Gehirns, die Blutgefäße<br />

der Arme und Beine, Herzklappenstrukturen sowie die Muskelkraft<br />

des Herzens darstellbar. Die Möglichkeit der Ultraschalluntersuchung<br />

über die Speiseröhre direkt vor dem Herzen steigert die Genauigkeit der<br />

Darstellung insbesondere von kleinen Herzfehlern. Computerunterstützte<br />

Belastungs- und Langzeit-EKGs sowie Langzeitblutdruckmessungen<br />

vervollständigen die kardiologische Diagnostik. Herzkatheteruntersuchungen<br />

werden mit einer externen kardiologischen Klinik durchgeführt.<br />

Medizinische Klinik<br />

Tumorerkrankungen sind eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland.<br />

Deshalb stellen die genaue Diagnostik, die individuelle Therapie und<br />

eine auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten ausgelegte Nachsorge einen<br />

weiteren Schwerpunkt der Klinik dar. Im Vordergrund steht dabei die<br />

Behandlung von bösartigen Erkrankungen des Verdauungstraktes. Aber<br />

auch die Therapie von Tumoren an den weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen<br />

sowie der Harnblase erfolgt in enger Zusammenarbeit<br />

mit den jeweils beteiligten Fachabteilungen. Hierfür stehen sämtliche<br />

Verfahren der modernen systemischen Chemo- und Immuntherapie zur<br />

Verfügung. Darüber hinaus besteht eine sehr enge Zusammenarbeit mit<br />

der Klinik für Radio-Onkologie und Strahlentherapie im Hause. Die fachübergreifende<br />

Betreuung ist vor allem durch die regelmäßig stattfindende<br />

Tumorkonferenz, aber auch durch die Behandlung der Patienten auf einer<br />

interdisziplinären onkologischen Station mit speziell geschultem Personal<br />

einschließlich einer Psychoonkologin gewährleistet.<br />

117


Klinik für Neurologie<br />

D<br />

ie Neurologie diagnostiziert und behandelt Erkrankungen des<br />

Gehirns, Rückenmarks, der Nerven in Armen und Beinen sowie<br />

der Muskulatur. Die Neurologie ist in der Medizin ein junges Fachgebiet<br />

und entstand im Wesentlichen aus den Gebieten Psychiatrie und Innere<br />

Medizin. In der Klinik für Neurologie unter der Leitung von Privatdozent Dr.<br />

Friedrich Grahmann werden heute alle akuten und chronischen Erkrankungen<br />

des zentralen und peripheren Nervensystems behandelt, wie z. B..<br />

Schlaganfälle, Morbus Parkinson, Anfallserkrankungen, entzündliche Hirnund<br />

Nervenerkrankungen, Tumore, Muskel- und Nervenerkrankungen<br />

sowie Demenzen. Hierfür stehen alle modernen neurophysiologischen,<br />

neuroradiologischen und dopplersonographischen Möglichkeiten in der<br />

Klinik zur Verfügung. Neben einer qualifizierten krankengymnastischen<br />

Behandlung werden auch physikalische Therapien, wie beispielsweise<br />

Bäder und Logopädie (Sprachtherapie), angeboten.<br />

In der Klinik für Neurologie werden angehende Ärzte praktisch ausgebildet.<br />

Der Chefarzt der Klinik für Neurologie, Privatdozent Dr. Friedrich<br />

Grahmann, ist Mitglied der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität<br />

Bochum. Damit besteht eine enge Kooperation mit den entsprechenden<br />

Universitätskliniken und anderen Kliniken.<br />

Behandlungsspektrum der Neurologischen Klinik<br />

am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

Schlaganfall<br />

Intrakranielle Blutung<br />

Epilepsie<br />

Schwindel<br />

Kopfschmerz<br />

Alle Erkrankungen des neuromuskulären Systems, wie<br />

Polyneuropathien, Myasthenien, Muskelerkrankungen<br />

Demenz<br />

Multiple Sklerose<br />

Parkinsonsche Erkrankung<br />

Alle entzündlichen und infektiösen Erkrankungen<br />

des zentralen und peripheren Nervensystems<br />

sowie der Muskeln<br />

Akutes Delirium/Verwirrtheitszustände<br />

Tumorerkrankungen<br />

Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen


D<br />

ie Klinik für Nuklearmedizin am Knapp-<br />

schaftskrankenhaus unter der Leitung<br />

von Dr. Marc-Oliver Möllers verwendet radio-<br />

aktive Substanzen, um Informationen über das<br />

Ausmaß von Erkrankungen im Körper zu gewinnen,<br />

aber auch um Erkrankungen zu behandeln.<br />

Die Szintigrafie ist ein bildgebendes Verfahren<br />

der nuklearmedizinischen Diagnostik. Das dabei<br />

entstandene Bild wird Szintigramm genannt. Um<br />

ein Szintigramm zu erhalten, werden radioaktiv<br />

markierte Stoffe (Radionuklide) in den Körper<br />

eingebracht, die sich im zu untersuchenden<br />

Zielorgan anreichern und anschließend mit einer<br />

speziellen Kamera, von der die abgegebene Strahlung aufgefangen wird,<br />

sichtbar gemacht werden kann. Mit der Szintigrafie kann das Team der<br />

Nuklearmedizin beispielsweise Entzündungsherde im Skelett (Skelettszintigrafie)<br />

genau lokalisieren. An einer entzündeten Stelle läuft nämlich der<br />

Stoffwechsel schneller ab. Das führt dazu, dass die Radionuklide anders<br />

verteilt werden als im gesunden Gewebe. Weil auch der zeitliche Ablauf von<br />

Aufnahme und Ausscheidung der strahlenden Substanz aufgezeichnet werden<br />

kann, lassen sich auch Informationen über die Funktion von Organen<br />

beispielsweise in der Nierenfunktionsszintigrafie gewinnen. Schwerpunktmäßig<br />

werden in der Klinik für Nuklearmedizin die Schilddrüse, das Herz<br />

und das Gehirn, der Magen und Darm sowie das Lymphsystem und die Knochen<br />

untersucht. Bei diesen Untersuchungen, mit denen Veränderungen<br />

frühzeitig erfasst werden können, ist die Strahlenbelastung meist geringer<br />

als bei den vergleichbaren Röntgenuntersuchungen. Oft ist es nicht nur<br />

möglich, mit geringsten Mengen markierter und verabreichter Substanzen<br />

Diagnosen zu erstellen, sondern auch ambulante oder stationäre Therapien<br />

durchzuführen.<br />

Das Prinzip der nuklearmedizinischen Therapie besteht darin, dass ein Ra-<br />

diopharmazeutikum direkt an die krankhaften Zellen gelangt und sie durch<br />

radioaktive Strahlen zerstört. Die Strahlung dringt also nicht von außen in<br />

den Körper ein und durchdringt auch kein benachbartes Gewebe, sondern<br />

sammelt sich am Ziel an. Beispielsweise können so neben den ambulanten<br />

Klinik für Nuklearmedizin<br />

Schmerztherapien bei bösartigen Knochenbefunden schmerzende Gelenkveränderungen<br />

erfolgreich behandelt werden.<br />

Bei einer Erkrankung der Schilddrüse können Jod-Tabletten bewirken, dass<br />

das radioaktive Jod durch die Blutbahn zur Schilddrüse gelangt, sich dort<br />

konzentriert und die erkrankte Schilddrüse bestrahlt – unter Schonung des<br />

übrigen Körpers. So können Kröpfe unblutig verkleinert und Überfunktionen<br />

dauerhaft beseitigt werden.<br />

Auch die im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> mögliche „Radiosynoviorthese“<br />

kann eine Alternative zur Operation bei rheumatischen Gelenkserkrankungen<br />

darstellen. Bei der Radiosynoviorthese werden feinste radioaktiv<br />

markierte Teilchen in den Gelenkspalt injiziert, um einer Entzündung der<br />

Gelenkinnenhaut entgegenzuwirken und somit den Schmerz zu beseitigen,<br />

beziehungsweise die Gelenkfunktion wieder herzustellen.<br />

Für die stationäre nuklearmedizinische Behandlung stehen im Knapp-<br />

schaftskrankenhaus sechs Betten zur Verfügung. Die Klinik für Nuklear-<br />

medizin arbeitet mit dem Medizinischen Versorgungszentrum Prof. Dr.<br />

Uhlebrock und Partner zusammen.<br />

119


Klinik für Orthopädie und Spezielle Orthopädische Chirurgie<br />

D<br />

as Team der Orthopädischen Klinik wird seit 2006 von Chefarzt<br />

Dr. Uwe Klapper geleitet. Die Klinik führt alle Standardverfahren<br />

der operativen Orthopädie durch. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Endoprothetik,<br />

also dem Ersatz zerstörter Gelenke durch ein Implantat. Jährlich<br />

werden über 350 Kniegelenkprothesen und annähernd 400 Hüftgelenkprothesen<br />

implantiert.<br />

Bei den meisten Kunstgelenken, die vor 15 bis 20 Jahren eingesetzt wurden,<br />

sind heute Revisionseingriffe notwendig, weil sich die Prothesen beispielsweise<br />

verschlissen haben. Die Klinik verfügt über alle chirurgischen<br />

Möglichkeiten, Revisionseingriffe, z. B.. bei gelockerten Prothesen oder<br />

auch ausgedehnten Schädigungen der Gelenke, durchzuführen. Unter<br />

anderem steht eine eigene Knochenbank hierfür zur Verfügung.<br />

Auch in der Wirbelsäulenchirurgie werden alle aktuellen Verfahren zur<br />

Behandlung verschleißbedingter Erkrankungen angeboten. Vom Bandscheibenvorfall<br />

über die Implantation von sogenannten Bandscheibenprothesen<br />

bis hin zu langstreckigen Korrekturen bei Verkrümmungen der<br />

Wirbelsäule werden alle Möglichkeiten der Versorgung von der Halswirbelsäule<br />

bis zum Steißbein durchgeführt. Dabei nehmen Operationen bei<br />

Verengung des Rückenmarkkanals ständig zu.<br />

Die Fußchirurgie stellt einen weiteren Schwerpunkt<br />

dar. Nach den Richtlinien der Deutschen<br />

Assoziation für Fuß- und Sprunggelenk<br />

(D.A.F.) werden alle gängigen Verfahren der<br />

Rekonstruktion angeborener und erworbener<br />

Fehlbildungen nach genauester Untersuchung<br />

angeboten.<br />

Minimal invasive Operationen, vor allem Arthroskopien,<br />

sind alltäglicher Bestandteil des Operationsgeschehens.<br />

Von der Schultergelenkspiegelung<br />

bis zum Ersatz des vorderen Kreuzbandes<br />

im Kniegelenk werden alle großen Gelenke<br />

endoskopisch versorgt. Aber auch an Hüft- und<br />

Kniegelenk werden moderne minimal invasive Zugänge angewandt, um<br />

die Erholungsphase nach der Operation zu verkürzen.<br />

In der Klinik für Orthopädie und Spezielle Orthopädische Chirurgie erhalten<br />

alle Patientinnen und Patienten die individuelle Behandlung, die zur<br />

Wiedererlangung ihrer Mobilität und Gesundheit erforderlich ist. Nach<br />

Operationen bieten die Orthopäden zusammen mit Physiotherapeuten<br />

und dem Sozialdienst des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es sowie dem Hausund<br />

Facharzt der Patienten eine abgestimmte Hilfe für eine bestmögliche<br />

und schnellstmögliche Mobilität an.


L<br />

uft ist Leben. Luft zum Leben – das ist<br />

Aufgabe der Pneumologie. In der Klinik<br />

für Pneumologie widmen sich Chefarzt Dr.<br />

Clemens Kelbel und sein Team der Diagnostik<br />

und Therapie der Erkrankungen der Atmungsorgane<br />

einschließlich der Atemwege, der Lunge,<br />

der Brustwand, des Zwergfells, des Mediastiums<br />

(Raum, der im Brustkorb zwischen Brustwirbelsäule,<br />

Brustbein und Zwerchfell liegt) und der<br />

Lungengefäße sowie des Atemantriebs und der<br />

Atemregulation. Schwerpunkte von Dr. Kelbel<br />

sind neben der Pneumologie die Allergologie,<br />

die Intensivmedizin, die medikamentöse Tumortherapie<br />

und die Schlafmedizin.<br />

Zahlreiche Lungenerkrankungen verursachen Luftnot, Husten und<br />

Auswurf. Um Funktion und Arbeitsweise der erkrankten Atmungsorgane<br />

beurteilen zu können, stehen den Lungenfachärzten ein Lungenfunktionslabor<br />

im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> zur Verfügung. Damit werden unterschiedliche<br />

Blutgaswerte, je nach Untersuchungsanlass, analysiert. Mit<br />

der digitalen Bronchoskopie können die zentralen Atemwege untersucht<br />

und behandelt werden. So ist ein frühzeitiges Erkennen von Erkrankungen<br />

der Atemwege und des Lungengewebes möglich. Neben der Diagnostik<br />

stehen therapeutische Verfahren, wie beispielsweise die endobronchiale<br />

Lasertherapie oder Kleinraumbestrahlungen, in Zusammenarbeit mit der<br />

Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie zur Verfügung.<br />

Luft ist Leben. Dies gilt auch für den erholsamen Schlaf. In dem bei der<br />

Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin akkreditierten<br />

Schlaflabor des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es erfolgt die Diagnostik<br />

und Therapie bei verschiedenen Formen der Schlafstörungen.<br />

Eine wichtige Aufgabe der modernen Pneumologie ist die Diagnostik,<br />

Therapie und Betreuung erkrankter Menschen mit einem Lungentumor<br />

oder Tumoren des Rippenfells. Neben den endoskopischen Verfahren<br />

erfolgt, sofern eine Operationsmöglichkeit besteht, eine Zusammenarbeit<br />

mit Thoraxchirurgen. Weil die Tumorausbreitung aber sehr häufig ein<br />

Klinik für Pneumologie<br />

chirurgisches Vorgehen nicht zulässt, erfolgt eine individuell ausgewählte<br />

Chemotherapie auf der Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse.<br />

Wenn die Luft zum Leben mit Hilfe von Medikamenten nicht mehr erreichbar<br />

ist, stellt die Intensivmedizin noch verschiedene Möglichkeiten<br />

zur Verfügung. Bei der nicht-invasiven Beatmung ist keine Intubation<br />

erforderlich. In diesem Fall kann über eine spezielle Maske eine ausreichende<br />

Luftversorgung bei chronischem und akutem Atemversagen<br />

bis hin zur Heimbeatmung sichergestellt werden. Bei Patientinnen und<br />

Patienten, die eine Intubation erhalten mussten, ist die nicht-invasive<br />

Beatmung ein gutes Mittel im Rahmen des Weanings (Entwöhnung vom<br />

Beatmungsgerät).<br />

121


Klinik für Radiologie<br />

a<br />

ufgabe der Klinik für Radiologie unter der Leitung von Privat-<br />

dozent Dr. Jens Rodenwaldt ist es, Bilder aus dem Inneren des<br />

Körpers zu erstellen. Denn: Genaue und kontrastreiche Darstellungen<br />

sind die Grundlage für Therapien und sie unterstützen die Mediziner bei<br />

minimalinvasiven Maßnahmen, zum Beispiel beim Einsatz einer Gefäßprothese<br />

(Stents).<br />

Gute Untersuchungen sind nur möglich mit speziell ausgebildeten<br />

Experten und mit Geräten, die sich auf dem neuesten Stand befinden und<br />

ständig gewartet werden.<br />

Mit dem Mehrschicht-Spiral-CT der neuesten Generation können im<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> innerhalb einer einzigen Sekunde 32 parallele<br />

Untersuchungsschichten abgebildet werden. Nur mit Hochleistungsgeräten<br />

dieser Art können sämtliche Untersuchungen hochaufgelöst durchgeführt<br />

werden, was die diagnostische Sicherheit erhöht.<br />

Die neu angeschaffte Kernspintomographie ist eine der fortschrittlichsten<br />

und schonendsten Methoden, um Schnittbilder der inneren Organe<br />

anzufertigen. Mit dem modernen Hochleistungs-MRT werden Bilder in<br />

höchster Qualität erzeugt.<br />

Spezielle Untersuchungen, z. B. der weiblichen Brust, des Herzens oder<br />

dreidimensionale Gefäßdarstellungen, sorgen für eine sichere Diagnose.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Brustdiagnostik zur Früherkennung oder<br />

in der Nachsorge von Brustkrebs. Das neuartige digitale Vollfeld-Mammographiegerät<br />

bietet eine ausgezeichnete Bildqualität bei reduzierter<br />

Strahlenmenge. Vorrang genießt eine schnelle Abklärung verdächtiger<br />

Befunde in der Brust. Mit der wenig belastenden, bahnbrechenden Vakuumbiopsie<br />

besteht die Möglichkeit, bereits innerhalb von 24 Stunden eine<br />

sichere Diagnose mitzuteilen.<br />

Die gesamte Aufnahme- und Archivierungstechnik in der Radiologischen<br />

Klinik ist vollständig digitalisiert. Das bedeutet, dass keine Röntgenfilme,<br />

sondern nur noch spezielle „Datenträger“ mit einer sehr geringen<br />

Strahlenbelastung belichtet werden. So kann keine Aufnahme verloren<br />

gehen. Alle Röntgenaufnahmen können durch die Digitalisierung auf den<br />

Stationen, in den Operationssälen und den Besprechungsräumen genutzt<br />

werden. Voraufnahmen stehen in wenigen Sekunden zur Verlaufsbeurteilung<br />

zur Verfügung.<br />

Die Radiologie umfasst neben der Diagnostik auch therapeutische<br />

Eingriffe. In Kooperation mit anderen Fachabteilungen wird die Entscheidung<br />

für einen schonenden Eingriff mittels Kathetertechnik oder Punktionsnadel<br />

erarbeitet, um eine aufwendigere Operation zu vermeiden.<br />

Unter computertomographischer Kontrolle kann millimetergenau unter<br />

Schonung benachbarter Organe Gewebematerial für Untersuchungen<br />

gewonnen werden. Die Behandlung von Lebermetastasen, die lokale Chemotherapie<br />

und die Embolisation von Tumorgefäßen sind Teil des breiten<br />

interventionellen Angebots der Klinik für Radiologie am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.


D<br />

ie Strahlen- und Chemotherapie sind gemeinsam mit einer Operation<br />

die Grundpfeiler einer Krebsbehandlung. In der Klinik für<br />

Radioonkologie und Strahlentherapie des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

werden unter der Leitung von Dr. Heidemarie Tonscheidt jährlich über<br />

1.000 Patienten onkologisch betreut.<br />

Das Spektrum der Behandlungsarten umfasst die dreidimensional<br />

geplante, computerunterstützte Bestrahlung von außen (perkutante<br />

Strahlentherapie) durch einen Linearbeschleuniger oder von innen (Brachytherapie<br />

in Form der Afterloadingtechnik). Je nach Erkrankung, kann<br />

die Bestrahlung mit einer Chemotherapie kombiniert werden.<br />

Gegenüber den bösartigen Tumoren ist bei gutartigen Erkrankungen, wie<br />

z. B.. Schulterschmerzen oder Fersensporn, eine geringere Strahlendosis<br />

notwendig. Hierfür steht ein Telekobaltgerät zur Verfügung.<br />

Entscheidend für den Therapieerfolg ist die gute Zusammenarbeit der<br />

Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie mit allen Fachdisziplinen,<br />

die sich im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> befinden, und vor allem den<br />

zuweisenden Haus- und Fachärzten. Deshalb ist die Klinik für Radioonkologie<br />

und Strahlentherapie ein Teil der interdisziplinären Onkologie des<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es. Hier werden auf einer fachübergreifenden<br />

Tumorstation durch speziell geschultes Personal der Pflege, Sozialarbeit,<br />

Psychoonkologie, Ernährungsberatung und Ärzte verschiedener Fachdisziplinen<br />

sowohl eine Strahlen- und Chemotherapie als auch eine intensive<br />

Supportivtherapie (unterstützende Therapie) einschließlich Schmerztherapie<br />

angeboten. In den mehrmals wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenzen<br />

mit allen Kliniken und interessierten niedergelassenen<br />

Ärzten wird die Krankengeschichte im Einzelnen ausführlich diskutiert<br />

und anschließend werden Empfehlungen zur weiteren Diagnostik und<br />

Therapie erarbeitet.<br />

In den Räumlichkeiten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> ist<br />

das Medizinische Versorgungszentrum Prof. Dr. Uhlenbrock und Partner<br />

integriert. Hier erfolgen in einer engen Abstimmung mit der Klinik für<br />

Radioonkologie und Strahlentherapie ausschließlich ambulante Bestrahlungen.<br />

Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie<br />

123


Klinik für Urologie und Kinderurologie<br />

i<br />

n der Urologischen Klinik des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

werden unter der Leitung von Chefarzt Dr. Ralf Thiel alle Erkrankungen<br />

der Harnorgane (Niere, Blase) und Harnwege sowie der männlichen<br />

Genitalien behandelt.<br />

Schwerpunkt der Klinik sind die Behandlung der Tumore von Niere, Blase,<br />

Prostata und Hoden. Hierzu werden die modernsten Methoden auch<br />

minimal invasiver Art (Laparoskopie = Schlüsselloch-Chirurgie) angewendet.<br />

Die Diagnostik und Therapie erfolgt nach aktuellen internationalen<br />

Leitlinien in enger Zusammenarbeit mit den anderen Fachabteilungen<br />

des Hauses. Für Diagnostik und Therapie steht eine umfangreiche Ausstattung<br />

mit High-Tech-Geräten zur Verfügung, beispielsweise der Laser,<br />

Brachytherapie, Photodynamische Diagnostik, Urodynamik, Farbduplexsonographie<br />

und Steinzertrümmerer (ESWL).<br />

Die Qualität des Prostatazentrums <strong>Dortmund</strong> wurde von der Deut-<br />

schen Krebsgesellschaft geprüft und mit dem bestmöglichen Ergebnis<br />

unter den ersten zehn Krankenhäusern in Deutschland zertifiziert. Bei<br />

der häufigsten Krebserkrankung des Mannes, dem Prostatakarzinom,<br />

wird die offene und laparoskopische Prostataentfernung, wie auch die<br />

Brachytherapie (Einsetzen von strahlenden Stiften = Seeds) überwiegend<br />

potenzerhaltend und komplikationsarm durchgeführt. Überregionale<br />

Bedeutung hat die Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung mit<br />

Laserstrahlen (Greenlight-Laser). Beim Blasenkrebs werden alle modernen<br />

Formen einer künstlichen Blase (Neoblase) angeboten. Mikrochirurgische<br />

Eingriffe werden unter dem Operationsmikroskop durchgeführt (z. B.<br />

Samenleiter-Wiederherstellung).<br />

Die Behandlung der Inkontinenz bei Frauen, Männern und Kindern („Bett-<br />

nässen“) erfolgt innerhalb des Kontinenzzentrums des Krankenhauses<br />

unter Einbeziehung der noch beteiligten Fachabteilungen. Neue Behandlungsmethoden<br />

werden hier entwickelt und regelmäßig in Fortbildungsveranstaltungen<br />

an die Fachkollegen weitergegeben.<br />

In der Urologischen Ambulanz erfolgt sowohl die ambulante Untersuchung<br />

von Patienten (zum Teil in Spezialsprechstunden für Prostata,<br />

Inkontinenz und Kinderurologie), als auch die Durchführung von kleinen<br />

Eingriffen auf ambulanter Ebene.


1958–2008<br />

Geschichten aus der Geschichte<br />

125


Geschichten aus der Geschichte<br />

F<br />

ür die Erstellung dieser Chronik waren viele Recherchen notwendig.<br />

Dabei wurden auch einige Texte entdeckt, die die Phantasie darüber<br />

anregen, was vielleicht einmal gewesen sein mag. Diesen Texten, die nachfolgend<br />

abgedruckt sind, ist gemeinsam, dass es meistens auch immer um<br />

Sparzwänge geht, gleich aus welchem Zeitabschnitt die Texte stammen.<br />

Vielleicht erscheinen die zufällig gefundenen und zusammengestellten<br />

Texte auch deshalb gerade noch heute interessant und amüsant.<br />

Patient kann zu Hause genesen<br />

Am 28. März 1957 schreibt die Westfälische Rundschau: Krankenhausbetten<br />

sind in der Bundesrepublik so sehr Mangelware geworden, dass es<br />

auch in dringenden Fällen immer schwieriger wird, sofort Aufnahme in<br />

einer Klinik zu finden ... Nicht zuletzt liegt dies an der heutigen Struktur<br />

in der Belegung der Krankenhäuser. Früher ging nur in die Klinik, wer<br />

wirklich schwer krank war. Heute aber machen einen erheblichen Teil der<br />

Belegungen die sogenannten Pflegepatienten aus: Menschen mit leichten<br />

Krankheitsfällen, die sich durchaus zu Hause auskurieren könnten ... Die<br />

Lösung heißt: Hauspflegerin und Hausfrauenstellvertreterin, die von den<br />

Krankenkassen bezahlt werden. Die Hauspflegerin ist billiger als ein Krankenhausaufenthalt,<br />

ja die Hauspflege kürzt oft die Krankheitszeiten noch<br />

ab, weil man in gewohnter und vertrauter Umgebung leichter gesundet,<br />

als wenn man sich in der Klinik sorgt, ob Mann und Kinder auch allein<br />

zurecht kommen ...“<br />

Frauen im Beruf<br />

In der Westfälischen Rundschau vom 29. April 1957 heißt es: An den Krankenhäusern<br />

im Bundesgebiet fehlen zur Zeit mindestens 40.000 Krankenschwestern.<br />

40 Prozent aller Kräfte, die aus dem Pflegeberuf ausscheiden,<br />

sind wegen ungünstiger Arbeitsbedingungen nicht zu halten. Die Krankenhausschwestern,<br />

sagte der Heidelberger Oberarzt Dr. Spohn auf dem<br />

Münchener Chirurgentag, müssten heute im Durchschnitt 54 Stunden in<br />

der Woche arbeiten. Da diese Zeit nur mit Mühe eingehalten werden könne,<br />

sei es auch eine Utopie zu glauben, dass bald eine Verkürzung auf 48<br />

Wochenstunden möglich sei ... Der Redner schlug vor, in den Krankenhäusern<br />

rationeller zu arbeiten“ Allerdings waren arbeitende Frauen in den 50er<br />

Jahren auch ständig der Kritik ausgesetzt: „Ich glaube kaum, dass eine Frau<br />

und Mutter eine formale Gleichberechtigung überhaupt will“ 98 , denn: „Eine<br />

116: Bis 1958 wurde dem Mann „die Entscheidung in<br />

allen das gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden<br />

Angelegenheiten“ zugebilligt. Sprich: Eine Frau,<br />

die arbeiten gehen wollte, hatte ihren Mann zu fragen.<br />

116<br />

127


Geschichten aus der Geschichte<br />

Mutter ersetzt vielfach Auto, Musiktruhe und<br />

Auslandsreisen“ 99 , so Bundesfamilienminister<br />

Würmeling 1962. Und beachte: „Die Erwerbsarbeit<br />

der Ehefrau ist in acht von zehn Fällen für das<br />

Scheitern der Ehe verantwortlich“. 100<br />

Wartezeiten bei Ärzten<br />

„In den Sprechzimmern der praktischen Ärzte,<br />

in den vertrauensärztlichen Stellen und in Gesundheitsverwaltungen<br />

wird auch heute noch<br />

viel kostbare Zeit durch Warten vergeudet. In<br />

vielen Fällen hält das Wartenmüssen noch mehr<br />

als die Angst vor eventuellen Schmerzen zahlreiche<br />

Gesunde und Kranke ab, sich rechtzeitig<br />

und termingemäß in ärztliche Behandlung oder<br />

Beratung zu begeben. Der Wunsch, das Warten<br />

beim Arzt zu beschränken ist weit verbreitet.<br />

Dazu sei nun folgendes gesagt: ... Wenn<br />

beispielsweise die Kranken es lernen würden,<br />

sich bei der Darstellung ihrer Beschwerden kurz<br />

zu fassen und sich auf das Wesentlichste zu<br />

beschränken, würden die ärztlichen Sprechstunden<br />

eine erhebliche zeitliche Entlastung erfahren.“<br />

(Westfälische Rundschau vom 10.5.1957).<br />

Arbeitsbesprechungen<br />

In den ersten Jahren des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

fanden Arbeitsbesprechungen statt, an<br />

denen die Verwaltungs- und Pflegedienstleitung<br />

sowie die Stationsleiterinnen teilnahmen. Einige<br />

dieser Besprechungen wurden protokolliert.<br />

Punktediät<br />

Zunächst war die Essenszuteilung ein häufiger<br />

Tagesordnungspunkt der Zusammenkünfte:<br />

„Ab 1.5.58 gibt es für Patienten, Schwestern<br />

und Angestellte des Hauses die Wahlkost, d.h.<br />

jeder kann zwischen der Kost I und II wählen.<br />

Außerdem gibt es die Schonkost. Die einzelnen<br />

Gerichte werden nach Punkten bewertet, die bei<br />

der Zusammenstellung der Wahlgerichte dann<br />

verwertet und berechnet werden. Die Stationsschwester<br />

hat die Möglichkeit, bei Patienten,<br />

die einige Tage nur flüssige Kost zu sich nehmen,<br />

Punkte zu sparen, die sie den Patienten<br />

später in Form von besonderen Speisen zukommen<br />

lässt.“ (Besprechung vom 10.4.1958).<br />

„Es gibt folgende Punktwerte: Für Frauen 210,<br />

für Männer 220, für Wöchnerinnen 230, für<br />

Privatpatienten 360, für Kinder von 8–10 Jahren<br />

180. Die Punktzahl für Angestellte und Schwestern<br />

beträgt 240 pro Tag.“ (Besprechung vom<br />

6.6.1958)<br />

„Herr Amtmann Glaubitt (Verwaltungsleiter,<br />

d. V.) sprach über die Punkteverpflegung. Nur<br />

einige Stationen hatten Punkte gespart, d.h.<br />

sparsam wirtschaften können. Die meisten<br />

Stationen hatten ein Defizit zu verzeichnen.<br />

Das erschreckende Defizit des Schwesternspeisesaales<br />

stellte allerdings alle anderen in den<br />

Schatten.“ (Besprechung vom 12.8.1958)<br />

„Es ist bei den ständig steigenden Preisen nicht<br />

möglich, höhere Pluspunkte herauszuwirtschaften.<br />

Die Verwaltung ist nicht gesonnen,<br />

uns die Punktzahl von 240 etwas zu erhöhen.<br />

Herr Kühnemann von der Hauptverwaltung<br />

macht den Vorschlag, die Fleischportionen<br />

etwas kleiner zu halten, so dass nicht so viele<br />

Punkte dafür verwendet werden müssen.“ (Besprechung<br />

vom 10.11.1958)<br />

„Die Schwestern bitten die Diätassistentin Frl.<br />

Hüger sie möge die Portionen der arbeitenden<br />

Schwestern ... ihrer körperlich starken Beanspruchung<br />

entsprechend größer machen.“ (Besprechung<br />

vom 10.11.1958)<br />

„Ab 1. 8. wird der Punktwert erhöht. Punktwert<br />

für Personal von 240 auf 270.“ (Besprechung<br />

vom 25.7.1961)


Wer hätte das gedacht<br />

„Die ambulanten Fälle werden in der Ambulanz<br />

versorgt, die stationären Fälle werden in die<br />

stationäre Abteilung weitergeleitet.“<br />

(Besprechungsvermerk vom 30.10.1957)<br />

Man muss nur an den richtigen Stellen kräftig<br />

sparen: „Der Stromverbrauch muss noch weiter<br />

eingeschränkt werden, Wäscheanfall soll nicht<br />

so hoch liegen, Geschirrverbrauch muss kleiner<br />

werden, die Ausgaben für Reinigungsmittel<br />

liegen zu hoch.“ (Besprechung vom 8.5.1959)<br />

Kurz und unbürokratisch genehmigt<br />

Am 11. 4. 1959 schrieb der Ärztliche Direktor und<br />

Chefarzt der Chirurgie Privatdozent Dr. Scherer<br />

folgenden Brief an die Verwaltung der Ruhrknappschaft<br />

Bochum: „In dem kleinen Aufenthaltsraum<br />

fehlt ein kleiner Tisch zum Abstellen.<br />

Gelegentlich eines Besuches wurde dies Herrn<br />

Oberinspektor Breker vorgetragen, der den Vorschlag<br />

machte, statt eines Abstelltisches einen<br />

kleinen Teewagen anzuschaffen. Meinerseits<br />

bestehen hiergegen keine Bedenken.“<br />

Damit auch die Handwerker Bescheid wissen<br />

„Der Verbrauch an Wärmeflaschen hat sich ins<br />

Unermessliche gesteigert ... Die beschädigten<br />

Wärmeflaschen bei Abgabe bitte an der defekten<br />

Stelle mit einem Pfeil bezeichnen, damit<br />

sie repariert werden können.“<br />

(Besprechung vom 25.7.1961)<br />

Kurz, knapp, konsequent<br />

„Überstunden werden in keinem Fall bezahlt.“<br />

(Besprechung vom 29.8.1961)<br />

Wenig modisch<br />

„Arbeitskittel dürfen nicht zugenäht als Kleider<br />

getragen werden.“ (Besprechung vom 30.3.1965)<br />

Kalte Küche<br />

„Im Schwesternhaus ist mehr Zucht und Ordnung<br />

zu halten. So sollte es eigentlich selbstverständlich<br />

sein, dass der Strom im Waschhaus<br />

bei Benützung der Schnellkochplatte abgeschaltet<br />

werden muss.“ (Besprechung vom 25.7.1961)<br />

Gut zu wissen ...<br />

... werden alle Beschäftigten aufgefordert, Maßnahmen<br />

zu unterlassen, welche ... als Belästigung<br />

oder Beleidigung empfunden werden können.<br />

(Aus: Dienstanweisung zur Verbesserung<br />

des Arbeitsklimas im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

v. 28.12.2004)<br />

Geschichten aus der Geschichte<br />

129


Danke für die Unterstützung<br />

Für die Unterstützung und Beratung sowie die<br />

Anregungen bei der Herausgabe dieser Festschrift<br />

zum 50jährigen Bestehen des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />

<strong>Dortmund</strong> gilt der Dank<br />

des Herausgebers insbesondere<br />

Herrn Willi Krampe<br />

HERZ<br />

LICHEN<br />

DANK<br />

ebenso wie<br />

Frau Susanne Beckmann<br />

Frau Schwester Marita Benggok SSpS<br />

Familie Blome<br />

Herrn Detlef Dreyer<br />

Frau Ute Droll<br />

Herrn Fredy Fritsch<br />

Herrn Eberhard Graf<br />

Herrn Peter Hampel<br />

Herrn Dr. Walter Hatting<br />

Herrn Dr. Kurt Georg Hering<br />

Frau Alexandra Hippchen<br />

Frau Maren Kinne<br />

Herrn Andreas Laubenthal<br />

Herrn Ulrich Lauf<br />

Frau Iris Lohse<br />

Frau Elisabeth Lause<br />

Herrn Michael Kleinschmidt<br />

Herrn Wilhelm Lebrecht<br />

Herrn Matthias Mißfeldt<br />

Frau Steffi Moser<br />

Frau Ilona Mottog<br />

Herrn Marc Pieczka<br />

Herrn Siegfried Quednau<br />

Herrn Dr. Manfred Römer<br />

Frau Leonie Schlaad<br />

Herrn Klaus Simson<br />

Herrn Dr. Manutschehr Taayedi<br />

Herrn August Wagner<br />

Herrn Gebhard Wehner<br />

Herrn Hugo Weimann<br />

Herrn Prof. Dr. Volker Zühlke


Fußnoten<br />

1 Die nachfolgenden Ausführungen sollen lediglich eine<br />

holzschnittartige Skizze der Historischen Entwicklung<br />

der Knappschaft vermitteln. Im Rahmen des Forschungsprojektes<br />

„Vergangenheit und Zukunft sozialer Sicherungssysteme<br />

am Beispiel der Bundesknappschaft“ wird im Jahre<br />

2010 eine umfassende Untersuchung über die Zukunft der<br />

DRV – KBS unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung<br />

veröffentlicht.<br />

2 Lauf, Ulrich (1994), Die Knappschaft. Ein Streifzug durch<br />

tausend Jahre Sozialgeschichte, Sankt Augustin 1994, S. 11<br />

3 Herbig, Rudolf, Notizen aus der Sozial-, Wirtschafts- und<br />

Gewerkschaftsgeschichte vom 14. Jahrhundert bis zur<br />

Gegenwart, Berlin 1973, S. 25<br />

4 Der Begriff „Knappschaft“ wurde in einer Urkunde vom<br />

Oktober 1426 im Zusammenhang mit der Stadt Freiberg im<br />

Erzgebirge erwähnt, bevor er im ausgehenden 15. Jahrhundert<br />

für die Belegschaft eines Bergbaureviers als Arbeits-<br />

und Solidargemeinschaft gebräuchlich wurde (Vergl. www.<br />

kbs.de/lang_de/nn12022/DE/4_ueber_uns/8_geschichte/1_Knappsch<br />

...)<br />

5 Lauf, Ulrich (1994), Die Knappschaft: Ein Streifzug durch<br />

tausend Jahre Sozialgeschichte, Sankt Augustin 1994, S. 12<br />

6 Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform: Historische<br />

Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt Augustin<br />

2000, S. 9<br />

7 Die Urkunde wurde freundlicher Weise vom Weltkulturerbe<br />

Rammelsberg, Abteilung für Museumspädagogik, zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

8 Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform: Historische<br />

Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt Augustin<br />

2000, S. 10<br />

9 Spier, H., Die Kirchenruine St. Johannis im Bergdorf. In:<br />

Goslarer Woche 1956, S. 19, hielt die Grundmauern noch für<br />

ein unvollendetes Seitenschiff. Dappich, Gerhard, erbrachte<br />

den archäologischen Beweis des Hospitals. Vergl. Lauf, Ulrich,<br />

Knappschaft und Sozialreform, Sankt Augustin 2000, S. 9<br />

10 Dappich, G., Geschichtliche Entwicklung der Knappschaft.<br />

In: 10 Jahre Bundesknappschaft, Ffm./Bochum 1979, ders.,<br />

Sozialleistungen im Deutschen Bergbau in der Zeit vom<br />

frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. In: Die Sozialgerichtsbarkeit<br />

1982, S. 514, ders., Der soziale Charakter des<br />

Arbeitsrechts im mittelalterlichen deutschen Bergbau. In:<br />

Der Kompass 1981, S. 129/181<br />

11 „Erst“ ab 1402 unterhält die Bruderschaft der Weberknechte<br />

in Ulm zwei eigene Betten für arme Gesellen im<br />

Hospital. Vergl.: Herbig, Rudolf, Notizen aus der Sozial-,<br />

Wirtschafts- und Gewerkschaftsgeschichte vom 14. Jahrhundert<br />

bis zur Gegenwart, Berlin 1973, S. 14<br />

12 Bild: Lauf, Ulrich, (1994), Die Knappschaft. Ein Streifzug<br />

durch tausend Jahre Sozialgeschichte, Titelseite<br />

13 Lauf, Ulrich (1994), Die Knappschaft. Ein Streifzug durch<br />

tausend Jahre Sozialgeschichte, S. 10<br />

14 Bild: : Lauf, Ulrich, (1994), Die Knappschaft. Ein Streifzug<br />

durch tausend Jahre Sozialgeschichte, S. 29<br />

15 Herbig, Rudolf, Notizen aus der Sozial-, Wirtschafts- und<br />

Gewerkschaftsgeschichte vom 14. Jahrhundert bis zur<br />

Gegenwart, Berlin 1973, S. 14<br />

16 Bild: Deutsches Bergbau-Museum, Veröffentlichung Nr.<br />

48, Bergbauliche Kunst, Bochum, o.J., S. 311<br />

17 Bild: Deutsches Bergbau-Museum, Veröffentlichung Nr.<br />

48, Bergbauliche Kunst, Bochum, o.J., S. 360<br />

18 Der Sage nach war es ein Hirtenjunge im Muttental, der<br />

die Kohlevorkommen des Ruhrgebiet entdeckte. Spaethmann,<br />

Hans, Die Großwirtschaft an der Ruhr, Berlin 1925,<br />

nimmt an, dass Harzer Bergleute, die im 12. Jahrhundert<br />

ihre Heimat wegen der dort herrschenden Pest verlassen<br />

hatten, die erste Steinkohle im Ruhrrevier gefunden haben.<br />

Huske, Joachim, Der Steinkohlebergbau im Ruhrrevier,<br />

Werne 2001, S. 10, geht davon aus, dass bereits um 1.000 die<br />

Steinkohle an der Ruhr bekannt war, aber zunächst wegen<br />

des vorhandenen Holzanfalls in den ausgedehnten Wäldern<br />

nicht genutzt wurde.<br />

19 Wrede, Hubert (1978), Geschichte des Knappschaftsarztes<br />

an der Ruhr, Hrsg. Verband der Ruhrknappschaftsärzte e.V.,<br />

Bochum 1978, S. 10<br />

20 Verwaltungsbericht des Allgemeinen Knappschaftsvereins<br />

zu Bochum für das Jahr 1912. In: Bibliothek der<br />

Deutschen Rentenversicherung – Knappschaft Bahn See,<br />

Bochum.<br />

21 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />

Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />

Augustin 2000, S. 18<br />

22 Allgemeines Berggesetz für die preußischen Staaten vom<br />

24. 6. 1865, Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen<br />

Staaten 1865, S. 705<br />

23 Gesetz über die Vereinigung der Berg-, Hütten-, Salinen-<br />

und Aufbereitungsarbeiter in Knappschaften vom 10. 4.<br />

1854, Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen<br />

Staaten 1854, S. 139<br />

24 Gustav Schmoller, der bedeutende Deutsche Ökonom,<br />

hatte diese Entwicklung im Blick, als er 1904 in seinem<br />

„Grundriss der Volkswirtschaftslehre“, Bd. 2, S. 361, schrieb,<br />

die Knappschaften hätten sich so bewährt, dass sie in<br />

den Augen der besten deutschen Unternehmen und der<br />

Regierung ein ideales Vorbild für alle Arbeiterversicherungen<br />

wurden.<br />

25 Lauf, Ulrich (2005), Die Krankenhäuser der deutschen<br />

Knappschaftsvereine im 19. und 20. Jahrhundert, Bochum<br />

2005 (Hrsg. Deutsche Rentenversicherung Knappschaft<br />

Bahn See)<br />

26 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />

Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />

Augustin 2000, S. 20<br />

27 Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform: Historische<br />

Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt Augustin<br />

2000, S. 17<br />

28 Knippenberg, Günter (1997), Brackel ein Dorf am westfälischen<br />

Hellweg, Lünen 1997, S. 246<br />

29 Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform: Historische<br />

Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt Augustin<br />

2000, S. 18<br />

30 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />

Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />

Augustin 2000, S. 25<br />

31 Geyer, Martin H. (1987), Die Reichsknappschaft – Versicherungsreformen<br />

und Sozialpolitik im Bergbau 1900–1945,<br />

München 1987, S. 330<br />

32 Ebenda. (Geyer, 1987), S. 328 ff. mit weiteren Nachweisen,<br />

zit. nach Lauf (2000), S. 157<br />

33 Siehe Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />

Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />

Augustin 2000, S. 99 f.<br />

34 Bergbau-Archiv Bochum 15/344<br />

35 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />

Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />

Augustin 2000, S. 27<br />

36 Bild: <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen (Hrsg.),<br />

100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen, Recklinghausen,<br />

o.J. (2007), S. 22<br />

37 Lauf, Ulrich (2006), 100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

Recklinghausen, Hrsg. <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen,<br />

Recklinghausen 2006, S. 23<br />

38 Der Kompass, 29. Jg., 1914, S. 45<br />

131


Fußnoten<br />

39 Wegen der steigenden Krankengeldausgaben erwog der<br />

Verein sogar eine Beitragserhöhung. Vergl.: Verwaltungsbericht<br />

des Allgemeinen Knappschaftsvereins 1899, S. 20. In:<br />

Akten des Königlichen Oberbergamtes zu <strong>Dortmund</strong>, Nr.<br />

260, 1899, Landesarchiv NRW, Staatsarchiv Münster.<br />

40 Lauf, Ulrich (2006), 100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

Recklinghausen, Hrsg. <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen,<br />

Recklinghausen 2006, S. 29<br />

41 Tenholt, August (1897), General-Bericht: Das Gesundheitswesen<br />

in Bereich des Allgemeinen Knappschafts-Vereins zu<br />

Bochum, Bochum 1897.<br />

42 Der Kompass, 22. Jg., 1907, S. 255<br />

43 Der Kompass, 29. Jg., 1914, S. 173 sowie Lauf, Ulrich (2006),<br />

100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen, Hrsg.<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen, Recklinghausen<br />

2006, S. 28<br />

44 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />

Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />

Augustin 2000, S. 25<br />

45 Bild: Stadtarchiv <strong>Dortmund</strong>. Heick, H.W., 950 Jahre Derne.<br />

Festschrift, <strong>Dortmund</strong> 1983, S. 157<br />

46 Knippenberg, Günter, Brackel ein Dorf am westfälischen<br />

Hellweg, Lünen 1997, S. 247ff<br />

47 Köhne, August (1915), Die deutschen Knappschaftsvereine,<br />

ihre Einrichtung und ihre Bedeutung, Hannover 1915,<br />

S. 36<br />

48 Knippenberg, Günter, Brackel ein Dorf am westfälischen<br />

Hellweg, Lünen 1997, S. 24<br />

49 Kozuschek, W. (1985), Ein historischer Rückblick von 1909<br />

bis 1984, In: 75 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> (Bochum-<br />

Langendreer). Ein Rückblick vom kommunalen Krankenhaus<br />

bis zur Universitätsklinik. Hrsg. Bundesknappschaft,<br />

Bochum 1985, S. 15<br />

50 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />

Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />

Augustin 2000, S. 67<br />

51 Lauf, Ulrich (2006), 100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

Recklinghausen, Hrsg. <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen,<br />

Recklinghausen 2006, S. 30<br />

52 Lauf, Ulrich (2006), 100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

Recklinghausen, Hrsg. <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen,<br />

Recklinghausen 2006, S. 18<br />

53 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />

Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />

Augustin 2000, S. 47<br />

54 1913 versorgte der Verein 79.422 Pensionsempfänger, 1920<br />

141.651. Siehe Verwaltungsbericht des Allgemeinen Knappschaftsvereins<br />

1913 und 1920.<br />

55 Geyer, Martin H. (1987), Die Reichsknappschaft. Versicherungsformen<br />

und Sozialpolitik im Bergbau 1900–1945,<br />

München 1987, S. 48<br />

In der Frühphase der Industrialisierung bestanden vier<br />

Bergarbeitergewerkschaften: Der (1.) Verband der Bergarbeiter<br />

Deutschlands stand der Sozialdemokratie nahe, der (2.)<br />

Gewerkverein christlicher Bergarbeiter besaß eine Nähe zur<br />

Zentrumspartei und war zu sehr von Katholiken beherrscht,<br />

als dass er bei allen kirchlich gebundenen Arbeitern Resonanz<br />

hätte finden können (Vergl. Koch, Max Jürgen, Die<br />

Bergarbeiterbewegung zur Zeit Wilhelms II. (1889–1914), Düsseldorf<br />

1954, S. 136, die (3.) polnische Berufsvereinigung und<br />

der (4.) von Arbeitgebern mitgegründete Hirsch-Dunkersche<br />

Gewerkverein, (Herbig, 1973, S. 87) und auch 1878 nicht vom<br />

Bismarckschen Gewerkschaftsverbot betroffen (Vergl. Schuster,<br />

Dieter (1976), Die Deutsche Gewerkschaftsbewegung,<br />

Bonn-Bad Godesberg, 1976 (5. Aufl.), S. 15 und 20<br />

56 Der Bergknappe, Zeitschrift des Gewerksvereins christlicher<br />

Bergarbeiter v. 27.12.1913, Bibliothek des Ruhrgebiets,<br />

Bochum<br />

57 Bild: <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen (Hrsg.),<br />

100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen, Recklinghausen,<br />

o.J. (2007), S. 29<br />

58 Der Kompass, 29. Jg., 1914, S. 45<br />

59 Bild: <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen (Hrsg.),<br />

100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen, Recklinghausen,<br />

o.J. (2007), S. 31<br />

60 Geyer, Martin H. (1987), Die Reichsknappschaft – Versicherungsreformen<br />

und Sozialpolitik im Bergbau 1900–1945,<br />

München 1987, S 246. Die Knappschaft, 2. Jg., 1926, S. 20 ff<br />

61 Hinze-Boll, Annette, Im Dienste des Menschen – Von der<br />

Heilstätte für Bergleute zum Gesundheitszentrum. 75 Jahre<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Bottrop 1931–2006, <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />

Bottrop (Hrsg.), 2006, S. 21<br />

62 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />

2000, S. 269<br />

63 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />

2000, S. 278<br />

64 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />

2000, S. 281<br />

65 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />

2000, S. 291<br />

66 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />

2000, S.297<br />

67 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />

2000, S. 310<br />

68 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />

2000, S. 314<br />

69 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />

2000, S. 324<br />

70 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />

2000, S. 328<br />

71 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />

2000, S. 337<br />

72 Staatsarchiv Münster, Regierung Arnsberg, 13270<br />

72a Krampe, Willi, Manuskript 2008, Seite 5<br />

73 Vergl. zuletzt: Abelshauser in Frankfurter Allgemeine<br />

Sonntagszeitung v. 8. 6. 2008 (Nr. 23/2008, S. 42)<br />

74 Ruhrknappschaft Bochum, Knappschafts-Krankenhaus<br />

<strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. Juli 1958, Bochum o.J., S.<br />

9 und Knippenberg, Günter, Brackel ein Dorf am westfälischen<br />

Hellweg, Lünen 1997, S. 248<br />

75 Stadt <strong>Dortmund</strong> (Hrsg.), Geschichte der Sozialverwaltung<br />

in <strong>Dortmund</strong>, <strong>Dortmund</strong> 1949, S. 124<br />

76 Ebenda, Knippenberg, Günter, Brackel ein Dorf am westfälischen<br />

Hellweg, Lünen 1997, S. 248<br />

77 Vergl. Interview August Wagner, S. und WR/WAZ v. 16. 06.<br />

2007 sowie RN v. 28.6.2007.<br />

78 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.) Knappschafts-<br />

Krankenhaus <strong>Dortmund</strong>. Zur Einweihung am 11. Juli 1958,<br />

Bochum 1958, S. 12<br />

79 Der Name Wicks- bzw. Wieckesweg deutet auf einen mit<br />

Büschen umgebenen Fluchtweg hin, den Brackeler nutzten,<br />

um sich vor plündernden und brandschatzenden Banden in<br />

Sicherheit zu bringen. Dabei wurden sie von den Zweigen<br />

der Büsche geschlagen, gewieckst.


80 Die <strong>Dortmund</strong>er Presse begrüßte den Beschluss<br />

und schrieb: „... der Plan der Knappschaft wird allseitig<br />

begrüßt, wird doch dadurch einerseits für die Bergarbeiter<br />

ein ihrem Beruf und den damit verbundenen Gefahren<br />

angepasstes modernes Krankenhaus entstehen, während<br />

auf der anderen Seite die <strong>Dortmund</strong>er Krankenhäuser mit<br />

ihrer weit über ihre eigentliche Aufnahmefähigkeit hinaus<br />

beanspruchten Bettenzahl wesentlich entlastet werden<br />

dürften.“(Ruhrknappschaft Bochum, Hrsg., a.a.O., S. 10).<br />

Eine andere Tageszeitung titelte: „Ein großzügiges Projekt<br />

zum Wohle der Kumpels“ und berichtete: „... dem Vorstand<br />

kommt es nicht darauf an, irgendeinen zweckentsprechenden<br />

Neubau zu errichten, sondern bevor das Bauprojekt<br />

zur praktischen Ausführung gelangt, sollen erst alle Möglichkeiten<br />

einer modernen und fortschrittlichen Gestaltung<br />

des Baues und seiner Einrichtungen mit den erforderlichen<br />

technischen Anlagen ausfindig gemacht und angewandt<br />

werden. ... Diese Maßnahme des Knappschaftsvorstandes<br />

dürfte die einmütige Anerkennung aller interessierten Kreise<br />

finden.“ (ebenda. , S. 10).<br />

81 Bereits 1949 scheint der Bergbau den Zenit seiner gesamtwirtschaftlichen<br />

Bedeutung überschritten zu haben.<br />

Der Engpass in der Energieversorgung war beseitigt, der<br />

Markt gesättigt. Importkohle aus den USA deckte Teile des<br />

Inlandsbedarfs und Öl ersetzte vereinzelt Kohle als Heizstoff<br />

und gewann fortlaufend an Bedeutung. Siehe: Stadt <strong>Dortmund</strong><br />

(Hrsg.), <strong>Dortmund</strong> im Wiederaufbau 1945–1960. Dokumentation<br />

der gleichnamigen Ausstellung des Stadtarchivs<br />

im Museum am Ostwall (8. Mai bis 28. Juli 1985), <strong>Dortmund</strong><br />

1985, S. 303<br />

82 Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-Krankenhaus<br />

<strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958, Bochum<br />

1958, S. 21<br />

83 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-<br />

Krankenhaus <strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958,<br />

Bochum 1958, S. 22<br />

84 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-<br />

Krankenhaus <strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958,<br />

Bochum 1958, S. 14<br />

85 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-<br />

Krankenhaus <strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958,<br />

Bochum 1958, S. 23<br />

86 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-<br />

Krankenhaus <strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958,<br />

Bochum 1958, S. 28<br />

87 Krampe, Willi (2008), Manuskript, Bochum 2008. Herrn<br />

Architekten Willi Krampe gilt der besondere Dank für<br />

seine detailreiche Zusammenstellung der Beschlüsse des<br />

Vorstands und des Bauausschusses, denn ohne seine Unterstützung<br />

wäre es nicht möglich gewesen, diese Festschrift<br />

zusammenzustellen.<br />

88 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-<br />

Krankenhaus <strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958,<br />

Bochum 1958, S. 25<br />

89 Postkarte, Cramers Kunstanstalt KG, <strong>Dortmund</strong><br />

90 Kündigte die Westfälische Rundschau bereits am<br />

22.9.1956 an „Das Krankenhaus ist architektonisch von hervorragender<br />

Wirkung und lässt erkennen, dass die räumliche<br />

Gliederung meisterhaft gelöst ist. ... Wenn das Haus seiner<br />

Bestimmung übergeben wird, verfügt die Ruhrknappschaft<br />

über eine vorbildliche Heilstätte, die zum Wohle der Ruhrbevölkerung<br />

arbeiten wird.“, so urteilte sie am 11.7.1958: „Es<br />

kann ohne Einschränkung festgestellt werden, dass dieses<br />

herrlich gelegene Haus ... in vollendeter Zweckmäßigkeit<br />

und bester technischer Ausstattung errichtet worden ist“.<br />

Auch die Ruhr-Nachrichten lobten in ihrer Ausgabe vom<br />

11.7.1958 das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>: „Wuchtig und<br />

doch elegant erhebt sich der Gebäudekomplex frei im Feld<br />

südlich vom Hellweg, weit sichtbar von allen Himmelsrichtungen.<br />

... Ingenieure, Techniker und Handwerker haben mit<br />

ihrem Ehrgeiz einen für die Zukunft richtungsweisenden<br />

modernen Krankenhausbau geschaffen. ... Alle Abteilungen<br />

sind mit einer kaum vorstellbaren Großzügigkeit angelegt.<br />

Alles auf den Fluren, in den Krankenzimmern, in den<br />

Ärztezimmern, den Küchenanlagen – und was der Neubau<br />

noch alles in sich birgt – zeigt Geschmack und Sauberkeit.<br />

Alles zusammen verleiht dem Gebäude die Wirkung eines<br />

großzügig angelegten Schlossbaues.“ Kritisch wurden die<br />

hohen Investitionen von den Ruhr-Nachrichten gesehen,<br />

kosteten das Gebäude und die Einrichtung doch bereits<br />

damals (umgerechnet) etwa 13 Millionen Euro.<br />

91 <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> (1968), 1958–1968.<br />

10 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong>, Manuskript,<br />

<strong>Dortmund</strong> 1968.<br />

92 Brackeler Hellweg-Express v. 2. 6. 1978.<br />

93 Westdeutsche Allgemeine Zeitung 29.5.1978.<br />

94 Bilder: Archiv Dr. Römer.<br />

95 Bild: Der Bergmannsfreund. Ein Ratgeber zur Bekämpfung<br />

der Unfallgefahren im Steinkohlenbergbau, Haarrmann,<br />

Karl; Hilberg, Joseph; Rattkemper, Wilhelm; Ortmeier,<br />

Wilhelm und Genst, Fritz (Hrsg.), Düsseldorf 1927 (2. Auflage<br />

1934), S. 111<br />

96 Bild aus: Graf, Eberhard, Der Knappschaftsälteste, o. J. u.<br />

O., (Vermutlich Bochum um 1990) S. 66<br />

97 Verwendete Literatur für den Exkurs III:<br />

• Artz, Verena, Zeitgeschichte in Deutschland 1945–2005,<br />

Bonn 2007;<br />

• Becker, Ute, Die Chronik – Geschichte des 20.Jahrhunderts<br />

bis heute, Gütersloh/München 2006;<br />

• Busch, Frank, Chronik Ruhrgebiet, Chronik Verlag/<br />

Bertelsmann Verlag, Gütersloh/München 1997;<br />

• Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Sonderausgabe<br />

60 Jahre WAZ, vom 03.04.2008<br />

• www.chroniknet.de<br />

• www.dhm.de<br />

• www.touristikinformation-nrw.de<br />

• www.geschichte.nrw.de<br />

98 Bundesfamilienminister Franz-Josef Würmeling, zit. nach<br />

Monitor 579 v. 3.7.2008.<br />

99 Bulletin v. 18.4.1962.<br />

Fußnoten<br />

100 Constanze, 9. Jahrgang, Nr. 13, S. 24, auch weiter Nr. 17,<br />

S. 38f<br />

133


Herausgeber: <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />

Redaktion: Wolfgang Skorvanek (verantwortlich)<br />

Gestaltung: Ilona Mottog, <strong>Dortmund</strong><br />

Druck: Druckerei Weiss, <strong>Dortmund</strong><br />

<strong>Dortmund</strong>, im August 2008<br />

Die Festschrift unterliegt in allen Teilen und insgesamt<br />

dem Nutzungs- und Urheberrecht des Herausgebers.<br />

Jede Wiedergabe oder weitere Veröffentlichung bedarf<br />

der Genehmigung des Krankenhaussprechers des<br />

<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong>.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!