Knappschaftskrankenhaus Dortmund 1958–2008
Knappschaftskrankenhaus Dortmund 1958–2008
Knappschaftskrankenhaus Dortmund 1958–2008
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<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> 1958–2008<br />
1
Inhalt<br />
Grußworte<br />
Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen Karl-Josef Laumann (5)<br />
Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Rentenversicherung – Knappschaft Bahn See Ulrich Freese (6)<br />
Erster Direktor der Deutschen Rentenversicherung – Knappschaft Bahn See Dr. rer. nat. Georg Greve (7)<br />
Betriebsleitung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong>: Privatdozent Dr. med. Karl-Heinz Bauer,<br />
Ursula Fehlberg und Hugo Weimann (8)<br />
Wer seine Wurzeln nicht pflegt, kann nicht wachsen<br />
Kleine Geschichte der Knappschaft (11)<br />
Aus der Versorgung für Bergleute gewachsen<br />
Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet (19)<br />
Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin (24)<br />
Vertrauen in die Zukunft<br />
Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> (33)<br />
Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> ab 1958 (43)<br />
Seit 1958 die Zukunft im Blick<br />
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick (55)<br />
Exkurs II: Die Beschäftigten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es im August 2008 (62)<br />
4<br />
9<br />
17<br />
31<br />
53
Interviews: Wie wurde was ist und was sein könnte<br />
August Wagner – Ehem. Patientenfürsprecher: Die Kumpel waren stolz auf ihr neues Krankenhaus (68)<br />
Maren Kinne – Telefonistin: Wir müssen uns hinter niemandem verstecken (71)<br />
Ute Droll – Stellv. Pflegedirektorin: Krankenschwester – Ein traumhafter Beruf (73)<br />
Klaus Simson und Peter Hampel – Anwohner: Zwei Brackeler Zeitzeugen erinnern sich (76)<br />
Marita Benggok, Alexandra Hippchen, Iris Lohse, Matthias Mißfeldt – Krankenhausseelsorge:<br />
Trost spenden, Not lindern, Zuhören (79)<br />
Dr. Manutschehr Taayedi – Facharzt: Damals waren die Chefärzte noch die Herrgötter in Weiß (83)<br />
Dr. Kurt Georg Hering – Ehem. Ärztlicher Direktor: Das Haus ist auf einem sehr guten Weg (86)<br />
Fredy Fritsch – Ehem. Personalrat: Ich habe die Zeit nie bereut (90)<br />
Detlef Dreyer – Personalleiter: Ich wünsche mir, dass das Haus erhalten bleibt (94)<br />
Exkurs III: Was um das Krankenhaus herum geschah (97)<br />
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> 2008<br />
Klinik für Anaesthesiologie und operative Intensivmedizin (114) Chirurgische Klinik (115)<br />
Frauenklinik am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> (116) Medizinische Klinik (117) Klinik für Neurologie (118)<br />
Klinik für Nuklearmedizin (119) Klinik für Orthopädie und Spezielle Orthopädische Chirurgie (120)<br />
Klinik für Pneumologie (121) Klinik für Radiologie (122) Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie (123)<br />
Klinik für Urologie und Kinderurologie (124)<br />
Geschichten aus der Geschichte<br />
Danke für die Unterstützung<br />
Fußnoten (131) Impressum (134)<br />
Inhalt<br />
65<br />
111<br />
125<br />
130<br />
3
Grußworte
Es freut mich, wenn ich dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> zu<br />
seinem 50jährigen Bestehen die Glückwünsche der Landesregierung<br />
übermitteln darf.<br />
Das Jubiläum des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es fällt in eine Zeit der<br />
Neuorientierung des Gesundheitswesens. Es gilt, dabei Gutes zu erhalten<br />
und weiter zu entwickeln. Hierzu trägt die Landesregierung bei.<br />
Das neue Krankenhausgesetz soll deshalb die Krankenhäuser von Bürokratie<br />
entlasten, Planungsverfahren verkürzen sowie Krankenhäuser<br />
und Krankenkassen mehr Gestaltungsmöglichkeiten bieten. Bewusst<br />
verzichtet das Land Nordrhein-Westfalen darauf, sich in Detailplanungen<br />
einzumischen. Krankenhäuser wurden im Landeshaushalt vom<br />
Konsolidierungsbeitrag ausgenommen.<br />
In Nordrhein-Westfalen können wir stolz auf unsere Krankenhäuser<br />
sein. Die Kernstädte des Ruhrgebiets gehören zu den zehn beliebtesten<br />
regionalen Gesundheitszentren Deutschlands. Damit wird deutlich,<br />
dass Nordrhein-Westfalen im Bereich der medizinischen Versorgung<br />
bundesweit einen Spitzenplatz einnimmt. Und das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong> ist ein Stein dieses Mosaiks. Aus der medizinischen<br />
Versorgung der Bergleute heraus entstand ein modernes<br />
Dienstleistungsangebot zur gesundheitlichen Versorgung der gesamten<br />
Bevölkerung. Patientinnen und Patienten, die Hilfe brauchen, stehen<br />
im Mittelpunkt eines hochmodernen und leistungsfähigen Krankenhauses<br />
mit seinen zahlreichen Behandlungsmöglichkeiten in elf hoch<br />
spezialisierten Kliniken. Dabei gebührt den 890 ärztlichen, pflegerischen<br />
und vielen anderen unentbehrlichen Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> mein besonderer<br />
Dank. Erst ihr persönlicher Einsatz und ihre Fachkompetenz<br />
lassen bei aller Technik und moderner Einrichtung das Krankenhaus zu<br />
einem Ort werden, der die notwendige Versorgung, aber auch Zuwendung<br />
für Kranke sicherstellt.<br />
Den Patientinnen und Patienten dieses Krankenhauses, den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern und dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />
wünsche ich eine erfolgreiche Zukunft.<br />
Grußwort Karl-Josef Laumann<br />
Karl-Josef Laumann<br />
Minister für Arbeit, Gesundheit und<br />
Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
5
Grußwort Ulrich Freese<br />
Die Krankenhäuser der Knappschaft sind seit dem Bestehen knappschaftlicher<br />
Vereinigungen ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil<br />
des Verbundsystems von sozialer Sicherung in der Knappschaft.<br />
Auch für die knappschaftliche Krankenversicherung in ihrer heutigen<br />
Form ist der Besitz eigener Krankenhäuser ein prägendes Kennzeichen<br />
geblieben. Die Knappschaft unterhält in Bochum, Bottrop, <strong>Dortmund</strong>,<br />
Püttlingen, Recklinghausen und Sulzbach Knappschaftskrankenhäuser<br />
und ist darüber hinaus an fünf großen Krankenhausgesellschaften<br />
beteiligt, in die ehemalige Knappschaftskrankenhäuser eingebracht<br />
wurden.<br />
Mit dem Bau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> wurde nach<br />
umfangreichen Planungen 1955 begonnen. Als das bis heute noch<br />
jüngste <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> 1958 seinen Betrieb aufnahm, half<br />
es in <strong>Dortmund</strong> nicht nur die Zahl der fehlenden Krankenhausbetten<br />
zu verringern, sondern war zugleich bereits vom Beginn an ein Ort,<br />
an dem Medizin und Pflege auf der Grundlage aktueller wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse und langjähriger Erfahrung verlässliche Partner der<br />
Patienten sind. Bei der Eröffnung des Hauses vor 50 Jahren nannte der<br />
damalige Vorstandsvorsitzende der Ruhrknappschaft, Karl Höfner, das<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> eines der modernsten Häuser in<br />
Europa. Dies zeugt sicher von einem starken Selbstbewusstsein, jedoch<br />
ist das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> heute sicher eines der<br />
modernsten Krankenhäuser in der Region. Und diesen Weg wird es<br />
in Zukunft weiter gehen: baulich zeitgemäß, auf medizinisch hohem<br />
Niveau, innovativ und kosteneffizient.<br />
Dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> gilt mein Glückwunsch<br />
zum 50jährigen Bestehen. Mögen viele weitere Jahre zum Wohle der<br />
Patientinnen und Patienten hinzukommen.<br />
Ulrich Freese<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
Deutschen Rentenversicherung<br />
Knappschaft Bahn See
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> ist das jüngste Krankenhaus<br />
der knappschaftlichen Versicherung im Ruhrgebiet. Als Zentrum zur<br />
Behandlung bergbauspezifischer Erkrankungen ging es 1958 in <strong>Dortmund</strong><br />
in Betrieb und entwickelte sich rasch zu einem Allgemeinkrankenhaus<br />
für die medizinische Versorgung der Bevölkerung auf hohem<br />
Niveau. Diese Entwicklung ist nicht selbstverständlich.<br />
Ärztliche Behandlungskunst, exzellente pflegerische Betreuung und<br />
eine innovative Verwaltungsleitung haben den guten Ruf des Hauses<br />
begründet. Gerade in den letzten Jahren hat mehr und mehr Spitzenund<br />
Hochleistungsmedizin im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />
Einzug gehalten. Zusammen mit den umfassenden Neubau- und<br />
Renovierungsmaßnahmen hat dies auf der Grundlage des hervorragenden<br />
Engagements der Mitarbeiter zu breiter Akzeptanz und hohem<br />
Ansehen des Hauses geführt. Resultat dieser Entwicklung ist eine<br />
bemerkenswerte Erhöhung der jährlichen Patientenzahl in den letzten<br />
10 Jahren um nahezu 5.000 Fälle, das heißt um ca. ein Drittel.<br />
Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Hauses danke ich für die<br />
oft aufopferungsvolle und hervorragende Arbeit zum Wohl der uns<br />
gemeinsam anvertrauten Patienten. Ich bin sicher, dass die Erfahrung<br />
und die vielen guten Beispiele aus der Vergangenheit Ansporn und<br />
Verpflichtung für die Zukunft sind.<br />
Dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> wünsche ich eine lange und<br />
erfolgreiche Zukunft sowie weiterhin viele zufriedene Patientinnen<br />
und Patienten.<br />
Grußwort Dr. Georg Greve<br />
Dr. Georg Greve<br />
Erster Direktor der Deutschen Rentenversicherung<br />
Knappschaft Bahn See<br />
7
Grußwort Ursula Fehlberg, Dr. Karl-Heinz Bauer, Hugo Weimann<br />
„Wer die Vergangenheit nicht kennt, wird die Zukunft nicht in den<br />
Griff bekommen“, hat der Historiker Golo Mann gesagt. In der Tat:<br />
Was wir sind und wohin wir gehen, wird entscheidend bestimmt<br />
durch das, woher wir kommen.<br />
Die Knappschaft als Träger des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />
kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Mit dieser Tradition<br />
verbindet sich zugleich auch Innovation. Die verfassten Knappschaften<br />
waren Vorbild für die Bismarck’sche Sozialgesetzgebung und seit<br />
jeher sind Krankenhäuser Bestandteil des sozialen Sicherungssystems<br />
der Knappschaft. Welche Wertschätzung Knappschaftskrankenhäuser<br />
aus der Bevölkerung erfahren, zeigt auch die Geschichte des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
<strong>Dortmund</strong>. Bereits 1908 bat das Amt Brackel die<br />
Knappschaft, zu einem weiteren Krankenhaus in <strong>Dortmund</strong> beizutragen.<br />
Die Knappschaft mietete von 1912 bis 1914 ein Krankenhaus in<br />
<strong>Dortmund</strong>-Derne an, das sich aber als nicht zweckmäßig erwies und<br />
später von der Stadt <strong>Dortmund</strong> übernommen und geschlossen wurde.<br />
1958 trug das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> wesentlich zur Linderung der<br />
Bettennot in <strong>Dortmund</strong> bei. Als Arbeitgeber mit rund 900 Arbeitsplätzen<br />
ist das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> heute ein gewichtiger<br />
Wirtschaftsfaktor in der Region.<br />
Auf die Frage warum das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> solch<br />
einen hohen Sympathiewert in der Region erreicht, gibt es eine einfache<br />
Antwort: Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> steht in der<br />
Tradition der Knappschaft. Es ist innovativ und modern. Im medizi-<br />
Ursula Fehlberg<br />
Pflegedirektorin<br />
Privatdozent Dr. Karl-Heinz Bauer<br />
Chefarzt und Ärztlicher Direktor<br />
nischen Bereich hat sich das Haus den gesellschaftlichen und medizinischen<br />
Erfordernissen gestellt. Die Zahl der Kliniken entwickelte<br />
sich von anfänglich sechs auf heute elf, die allesamt mit modernsten<br />
Geräten ausgestattet und mit ausgesuchten Ärzten besetzt sind. Aufgrund<br />
dieser Qualifikation wurde das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> in den<br />
Stand eines Akademischen Lehrkrankenhauses der Ruhr-Universität<br />
Bochum gehoben. Die Pflege unterstützt die Heilung der Patienten in<br />
Teamarbeit. Geschickt sorgt eine moderne Verwaltung für den wirtschaftlichen<br />
Erfolg des Hauses. Die gemeinsame Zusammenarbeit aller<br />
Kliniken und Bereiche macht den Erfolg des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
für Patienten und Träger aus. Dafür dankt die Betriebsleitung<br />
allen Beteiligten.<br />
Hugo Weimann<br />
Krankenhausverwaltungsdirektor
1958–2008<br />
Wer seine Wurzeln nicht pflegt,<br />
kann nicht wachsen<br />
9
Wer seine Wurzeln nicht pflegt, kann nicht wachsen<br />
Kleine Geschichte der Knappschaft<br />
D<br />
as <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> feiert im<br />
Jahre 2008 sein 50jähriges Bestehen. Fast liebevoll<br />
wird das moderne <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> in <strong>Dortmund</strong><br />
immer noch „Knappi“ genannt. Vielleicht weist „Knappi“<br />
auf den Träger des Hauses, die Knappschaft, die 2004 zur<br />
Deutschen Rentenversicherung – Knappschaft Bahn See<br />
Träger fusionierte, hin. „Knappi“ als Name reicht jedoch auch<br />
fast 500 Jahre zurück, denn 1496 gründeten Bergleute aus<br />
Silberbergwerken im Erzgebirge die Stadt Annaberg und zwei<br />
Jahre später eine „Knappschaft“. Die Annaberger Knappschaft<br />
errichtete 1521 in der neuen Stadtkirche, der St. Annenkirche<br />
im heutigen Annaberg-Buchholz, einen Altar, auf dessen<br />
Rückseite bergmännisches Leben dargestellt ist und in dessen<br />
Mitte sich der Schriftzug „Knappi“ befindet. Bis heute stehen<br />
Bergbau- und Knappschaftsgeschichte in einem engen Zusammenhang,<br />
der zunächst kurz vorgestellt werden soll1 .<br />
Bis ins 13. Jahrhundert hinein ist der handwerksmäßig betriebene<br />
Kleinbetrieb zur Gewinnung von Salzen, Erzen und auch<br />
Kohle typisch2 . In der Zeit des frühen Feudalismus entstehen<br />
aus der Schicksalsgemeinschaft der Arbeitenden so genannte<br />
„Bruderschaften“, zum Beispiel der Weber, Schmiede, aber<br />
auch der Bergleute3 . Zunächst waren es regionale kameradschaftliche<br />
Vereinigungen. Die früheste Urkunde über eine<br />
Bergbaubruderschaft ist die Goslarer Urkunde von 1260. Sie<br />
enthält einen Hinweis auf eine Fürsorge für bedürftige Bergleute<br />
und Hinterbliebene. Die Urkunde gilt als der Hinweis<br />
auf die Entstehung des Knappschaftswesens.<br />
Die Bruderschaften, Altarbruderschaften, Büchsenkassen<br />
oder Bruderläden der Bergleute, die sich vor der Reformation<br />
lose bildeten und oft die Bezeichnung „dy knabschafft4 “<br />
führten5 , waren primär berufsständische und religiöse<br />
Zusammenschlüsse; erst in zweiter Linie Unterstützungseinrichtungen<br />
für verletzte und kranke Mitglieder sowie<br />
1: Ausschnitt aus dem Altarbild von 1521<br />
in der St. Annenkirche in Annaberg.<br />
11
Kleine Geschichte der Knappschaft<br />
2: Die Annaberger Knappschaft errichtete 1521 in der<br />
neuen Stadtkirche einen Altar. Während die Vorderseite<br />
biblische Szenen zeigt, hat die Knappschaft<br />
durch den Künstler Hans Hesse auf der Rückseite<br />
selbstbewusst eine profane bergmännische Arbeit<br />
darstellen lassen. Abgebildet sind wesentliche Aspekte<br />
der Silbergewinnung, von der Erschließung eines<br />
neuen Bergwerkes, bergbaulichen Anlagen und in den<br />
Berg einfahrenden Bergleuten über Silberwäscher und<br />
Schmelzer bis zur Münzprägung. Am Fuß des Baumes,<br />
der Himmel und Erde verbindet, ist ein Bergmann<br />
tätig. Zwischen ihm und der Schaufel findet sich der<br />
Schriftzug „Knappi“.<br />
3: Schematischer Grundriss und Rekonstruktion der<br />
Kirche St. Johannis im Goslarer Bergdorf (um 1200) mit<br />
vorgebautem und farblich hervorgehobenem Hospital<br />
für Bergleute 8 .<br />
4: Die Goslarer Urkunde von 1260 bestätigte erstmals<br />
schriftlich das Bestehen einer Bruderschaft 7 .<br />
2<br />
deren Hinterbliebene. Die Hilfen für Bedürftige<br />
in der bergmännischen Bevölkerung erfolgten<br />
aus Beiträgen der Bergleute, Überschüssen von<br />
Stiftungsvermögen, die grundsätzlich dem<br />
Seelenheil und kirchlichen Zwecken dienten6 ,<br />
sowie von „Gewerken“ und „Regalherren“, wie<br />
die Bergbauunternehmer hießen.<br />
Wesentlicher Grund für die Verbreitung des<br />
Knappschaftswesens waren die Wanderungen<br />
der Bergleute, die den ergiebigsten Lagerstätten<br />
der Bodenschätze folgten. Die ältesten<br />
deutschen Bergbaugebiete befanden sich in<br />
der Gegend von Sieg und Lahn, von wo aus im<br />
10. Jahrhundert die Bergleute in den Harz und<br />
in das sächsische Erzgebirge zogen. Im 15. Jahrhundert<br />
entstanden nahe der heutigen deutschen<br />
Grenze zur Tschechei Erz-Abbaugebiete,<br />
beispielsweise in Rammelsberg, Schneeberg und<br />
Annaberg. Unter Historikern wurde diskutiert,<br />
ob es bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts<br />
schon ein Hospital für Bergleute an<br />
der Sankt Johanniskirche im Goslarer Bergdorf<br />
gab9 . Auch in Tirol, im Schwarzer Bergbuch<br />
von 1556, finden sich in Form einer kolorierten<br />
Zeichnung Hinweise auf ein Bruderhaus der<br />
Knappschaft. Das Bruderhaus hat bereits den<br />
mittelalterlichen Hospitalgedanken, alten und<br />
kranken Menschen ausreichende körperliche<br />
und geistige Versorgung bis zu ihrem Tod zu<br />
sichern, überwunden und sich zum Ziel gesetzt,<br />
kranke und verunglückte Bergleute zu heilen10 .<br />
Aber auch in anderen Berufen gibt es Unterstützung<br />
im Krankheitsfall. Ab 1402 unterhält beispielsweise<br />
die Bruderschaft der Weberknechte<br />
in Ulm zwei eigene Betten für arme Gesellen im<br />
Hospital11 .<br />
Arbeiteten die Knappen anfänglich freiwillig in<br />
genossenschaftlicher Form zusammen, so dass<br />
jeder einen Anteil am Bergwerk besaß, begann<br />
im 13. Jahrhundert die Umwandlung in unternehmerische<br />
Bergwerksbetriebe mit wohlhabenden<br />
Eigentümern, die die Bergleute in Lohnarbeit<br />
beschäftigten und damit Gewinnerwartungen<br />
verbanden. Hierzu wurden die Bergleute mit ihrem<br />
Wissen und ihrer Arbeitskraft regelrecht umworben.<br />
Bergleute sollten ungestört im Interesse<br />
der Bergwerkbesitzer arbeiten14 und genossen<br />
daher auch im Gegensatz zum größten Teil der<br />
Landbevölkerung, der in feudaler Abhängigkeit<br />
lebte, im Allgemeinen Privilegien, mussten keinen<br />
Waffendienst leisten, besaßen das Recht<br />
auf freie Niederlassung, Steuervorteile und nicht<br />
zuletzt das Recht einer eigenen Berufstracht, die<br />
sie mit Stolz trugen.<br />
Die ersten bekannten mittelalterlichen Bergordnungen<br />
(Freiberg 1307, Meißen 1328, Schneeberg<br />
1358) regeln zunächst lediglich die Art der<br />
Abrechnung und den Lohn. Die Unterstützung<br />
bei Krankheit und Invalidität findet erst später<br />
Berücksichtigung in den Bergordnungen15 .<br />
Aber im Gegensatz zu anderen Berufen geriet<br />
die Knappschaft bald unter den Einfluss von<br />
Landesherren, die das Knappschaftswesen<br />
reglementierten und die Knappschaft unter die<br />
Verwaltung der Bergämter stellten. Die Bergordnungen<br />
des 16. Jahrhunderts sahen bereits<br />
detaillierte Vorschriften über die Verfassungen<br />
der Knappschaft und die Mittelaufbringung vor.<br />
Untrennbar mit dem Bergbau und der Knappschaft<br />
verbunden sind die bergmännischen<br />
Traditionen. Die Bergparade ist heute noch das
ekannteste Beispiel. Seit dem 16. Jahrhundert<br />
führten die Berg- und Hüttenleute nachweislich<br />
in ihrer Berufs- und Paradekleidung eigenständige<br />
Paraden durch, die die Landesherren zunehmend<br />
zur Umrahmung fürstlicher Feste<br />
nutzten. Der „freie“ Bergmann wurde zur<br />
Repräsentation verpflichtet. Aber sämtliche<br />
zur Parade nötigen Gegenstände mussten von<br />
jedem Bergmann selbst angeschafft werden,<br />
was die schmale Kasse der Bergmannsfamilien<br />
zusätzlich belastete.<br />
Vor dem Hintergrund des Niedergangs des Erzbergbaus<br />
begann sich unter den Bergleuten die<br />
erzgebirgische Tradition des Schnitzens und<br />
Klöppelns herauszubilden. Vor allem Frauen und<br />
invalide Bergleute konnten auf diesem Wege etwas<br />
zum Lebensunterhalt der Familie beitragen.<br />
Die Kohleförderung begann im Ruhrgebiet erst<br />
um 1590, als ihre Vorzüge für das Schmiedefeuer<br />
offenbar wurde18 . Durch das von Friedrich dem<br />
Großen für Bergleute geschaffenen Generalprivilegium<br />
im Herzogtum Cleve, Fürstentum Moers<br />
und Grafschaft Marck von 1767 nahm der Bergbau<br />
in Preußen einen beachtlichen Aufschwung.<br />
Für die Ordnung des Knappschaftswesens<br />
machte sich Freiherr vom Stein (1757–1831), der<br />
1784 Direktor des Märkischen Bergamtes wurde,<br />
verdient. Mit der französischen Besatzung nach<br />
1806 gingen die Privilegien wieder verloren.<br />
Inzwischen hatte sich ein Wandel von der<br />
Schicksalsgemeinschaft der Bergleute zur<br />
späteren Organisationsform der Knappschaft<br />
vollzogen.<br />
Die Bergleute in den Städten an der Ruhr wurden<br />
1840 in Sprengel aufgeteilt, in denen jeweils ein<br />
von der Knappschaft bezahlter Arzt seine Praxis<br />
hatte. Trotz der Kritik der Gewerkschaften, die<br />
eine freie Arztwahl für Bergleute forderten, wurde<br />
das System erweitert19 . Zuvor gab es schon in<br />
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts neben<br />
den nicht akademisch ausgebildeten, sogenannten<br />
Bergchirurgen, Bergärzte; einer der ersten<br />
war Carl Arnhold Kortum (1746–1824). Die zuvor<br />
tätigen Bergchirurgen durften bis dahin eigenverantwortlich<br />
kleinere Verletzungen behandeln,<br />
in schwierigeren Fällen mussten sie den Bergarzt<br />
konsultieren. Erst im Jahre 1852 wurde die<br />
Aufgabentrennung zwischen Bergchirurg und<br />
Bergarzt aufgehoben. Die ärztliche Versorgung<br />
oblag ab diesem Zeitpunkt nur noch den akademisch<br />
ausgebildeten Knappschaftsärzten. 1890<br />
praktizierten 138 Knappschaftsärzte und einige<br />
Spezialärzte im Ruhrgebiet, 1906 bereits 376 und<br />
6 Jahre später 46120 .<br />
Das preußische Knappschaftsgesetz von<br />
1854 brachte im Zuge der Liberalisierung des<br />
preußischen Bergbaus und des Rückzuges des<br />
Staates aus der dirigistischen Lenkung den Vereinen<br />
die Selbstverwaltung, wobei der Knappschaftsvorstand<br />
je zur Hälfte von Arbeitgebern<br />
und Arbeitnehmern besetzt war. Später änderte<br />
sich die Zusammensetzung des Vorstandes, den<br />
Arbeitnehmern standen 3/5 und den Arbeitgebern<br />
2/5 der Stimmen zu.<br />
Die Einrichtung von Knappschaftsvereinen und<br />
die Mitgliedschaft der Bergleute war obligatorisch.<br />
Die Leistungen beruhten auf unterschiedlichen<br />
Versicherungsbeiträgen und waren<br />
für die Vereinsmitglieder nach den damaligen<br />
Kleine Geschichte der Knappschaft<br />
Maßstäben sehr ausgeprägt. Die Versicherungsleistungen,<br />
auf die ein Rechtsanspruch bestand,<br />
umfassten Kuren, Arznei- und Heilmittel,<br />
Krankengeld in Höhe des halben Normallohns,<br />
lebenslange Invalidenunterstützung, Sterbegeld<br />
sowie Versorgung der Witwen und Kinder<br />
verstorbener Bergleute.<br />
Das Allgemeine Berggesetz für die preußischen<br />
Provinzen von 186522 , welches die Bestimmungen<br />
von 185423 fast vollständig übernahm,<br />
bildete den vorläufigen Abschluss der Gesetzgebung<br />
und galt für ganz Deutschland als<br />
vorbildlich24 . Dabei wurde es den Hüttenarbeitern<br />
freigestellt, aus den Knappschaftsvereinen<br />
auszuscheiden. Aber noch 1904 waren in Preußen<br />
die Belegschaften von 167 Hüttenwerken<br />
knappschaftlich versichert25 .<br />
3<br />
4<br />
13
Kleine Geschichte der Knappschaft<br />
5: Ein Blick in das Bruderhaus der Knappschaft,<br />
welches 1556 im Schwarzer Bergbuch aus Tirol erwähnt<br />
wird, zeigt das Innere des Krankensaales mit hin- und<br />
herbeieilendem Pflegepersonal, links daneben die<br />
Küche und im Vordergrund einen Mann mit einer<br />
typischen Bergmannsmütze, der mit Gehhilfen laufen<br />
lernt 12 .<br />
6: Grubenrechnung mit Büchsenabgaben von 1487.<br />
Der wöchentlich entrichtete „Büchsenpfennig“ diente<br />
anfangs der Bezahlung des Priesters, bevor er allmählich<br />
zur finanziellen Unterstützung der im Bergbau<br />
Verunglückten und Kranken genutzt wurde. Am Ende<br />
des 15. Jahrhunderts hatte sich endgültig der Wandel<br />
des Büchsenpfennigs von der kirchlichen zur sozialen<br />
Nutzung vollzogen 14 .<br />
7: Zubußbote, Holz, geschnitzt, Ende 16. Jahrhundert 16 .<br />
Zubuß ist der Zuschuss zu den Betriebskosten eines<br />
Bergwerkes, solange es keine Ausbeute abwirft. Der<br />
Betrag musste von den Teilhabern am Bergwerk anteilig<br />
aufgebracht und vom Zubußboten quartalsweise<br />
eingeholt werden.<br />
8: Bergparade Elfenbein/Holz, o.J. 17<br />
9: Das Dienstgebäude des Märkischen Knappschaftsvereins,<br />
ab 1890 Allgemeiner Knappschaftsverein, war<br />
Hauptverwaltung des Allgemeinen Knappschaftsvereines<br />
in Bochum bis 1910. Der Verein versicherte seit<br />
1890 alle Bergarbeiter des Ruhrgebiets. Er war gleichzeitig<br />
Sonderanstalt der Invalidenversicherung und<br />
später Ersatzkasse für die Angestelltenversicherung 21 .<br />
10: Die neue Verwaltungszentrale des Allgemeinen<br />
Knappschaftsvereins in Bochum (1910), ab 1924 Ruhrknappschaft<br />
26 (Bild. Lauf, 2000, S. 20).<br />
5 6<br />
Durch die Einrichtung des „Allgemeinen Deut-<br />
schen Knappschaftsverbandes“ im Jahre 1882<br />
wurde die Selbständigkeit der Knappschaftsvereine<br />
bei der anschließenden Einführung der<br />
reichsgesetzlichen Krankenversicherung im<br />
Jahre 1883, der Unfallversicherung im Jahre 1884<br />
und der Invaliditäts- und Altersversicherung<br />
im Jahre 1889 bewahrt. Die Organisation und<br />
Leistungen des Allgemeinen Knappschaftsverbandes<br />
können ohne Vorbehalt und mit Recht<br />
als Vorbild für das Bismarcksche Gesetzeswerk<br />
angesehen werden.<br />
Der Allgemeine Knappschaftsverein zu Bochum,<br />
zugleich Vorgänger der Ruhrknappschaft, entstand<br />
aus der Verschmelzung des Märkischen,<br />
des Werdenschen und des Mülheimer Knappschaftsvereins.<br />
Wiederholt hatte die damalige<br />
Aufsichtsbehörde, das Oberbergamt <strong>Dortmund</strong>,<br />
eine Fusion der drei Vereine angeregt, was aber<br />
am Widerstand der Knappschaftsältesten und<br />
einiger Bergbauunternehmer gescheitert27 war.<br />
Schließlich nahm der Allgemeine Knappschaftsverein<br />
dann aber ab Juli 1890 seine Aufgaben<br />
in Bochum wahr. 1908 ging ein Schreiben beim<br />
Knappschaftsverein ein, in dem der Verband<br />
der <strong>Dortmund</strong>er Gemeinden Brackel, Asseln<br />
und Wickede sich nach einem Baudarlehen für<br />
ein Krankenhaus erkundigte28 . Indes stieg die<br />
Mitgliederzahl des neuen Knappschaftsvereins<br />
von 135.000 im Jahr 1890 auf 350.000 im Jahre<br />
1910. Im gleichen Zeitraum nahm das Vermögen<br />
von weniger als 1 Million Mark auf 160 Millionen<br />
Mark zu29 .<br />
Nach dem ersten Weltkrieg wurde 1923 durch<br />
die Weimarer Verfassung der Weg frei für eine<br />
reichsgesetzliche Regelung und einem für das<br />
gesamte Reichsgebiet zuständigen Reichsknappschaftsverein.<br />
Aus dem Allgemeinen<br />
Knappschaftsverein zu Bochum entstand von da<br />
an die Ruhrknappschaft Bochum als die größte<br />
von 8 Knappschaften. Die Ruhrknappschaft<br />
setzte die Arbeit des Allgemeinen Knappschaftsvereins<br />
bis zum Jahre 1933 fort.<br />
1933 wurden die Selbstverwaltungsorgane der<br />
Knappschaften abgeschafft; an die Spitze des<br />
Reichsknappschaftsvereins trat ein Reichskommissar.<br />
Mit der Verabschiedung des Vierjahresplans<br />
im Jahre 1936 wurde die Aufrüstung<br />
forciert. Hinter diesen Anspruch hatte die Sozialversicherung<br />
zurückzutreten, und das für ihre<br />
Zwecke angesammelte Vermögen diente zunehmend<br />
der Rüstungs- und Kriegsfinanzierung.<br />
Die Verordnung vom 14. April 193831 forderte, die<br />
Hälfte der Rücklagen in Reichsanleihen anzulegen.<br />
Bei der Reichsknappschaft stieg der Anteil<br />
der Wertpapiere am Gesamtvermögen schnell<br />
über die vorgeschriebene Grenze an, weil ein<br />
großer Teil der Reichsmittel für die knapp-
schaftliche Pensionsversicherung direkt mit<br />
Schuldverschreibungen des Reiches beglichen<br />
wurde. Am Vorabend des 2. Weltkrieges betrug<br />
die Quote der Schuldverschreibungen mit rund<br />
390 Millionen Reichsmark bereits drei Viertel<br />
des Gesamtvermögens32 . Auch zur Lösung des<br />
Arbeitskräftemangels musste die Reichsknappschaft<br />
beitragen. Das Rentenalter wurde de<br />
facto heraufgesetzt und das Arbeitstempo forciert33<br />
. Indes bewirkte die Arbeitskräfteknappheit<br />
und die fehlenden finanziellen Mittel für<br />
ein Auffangen der Belastungen hoher Arbeitsbeanspruchungen,<br />
dass die Produktivität im<br />
Bergbau sank. Trotz der sinkenden Produktivität<br />
stieg die westdeutsche Steinkohleförderung<br />
1942/43 auf den Spitzenwert von rund 190 Millionen<br />
Jahrestonnen; erst ab Mitte 1944 kam es<br />
zu kriegsbedingten Produktionseinbrüchen. Ursächlich<br />
für diese Förderleistung war, neben der<br />
rücksichtslosen Ausbeutung der Fremdarbeiter<br />
und Kriegsgefangenen – der enorme Arbeitseinsatz<br />
der Bergleute. Aber selbst der Präsident der<br />
Reichsknappschaft Reinhard Jakob, ein früher<br />
Aktivist der NSDAP, gab zur Kenntnis: „Alle noch<br />
im Dienst der Reichsknappschaft stehenden<br />
alten Knappschaftsärzte, die mein besonderes<br />
Vertrauen besitzen, melden übereinstimmend,<br />
dass der Gesundheitszustand der Bergmänner<br />
während ihrer 30–40jährigen ärztlichen Tätigkeit<br />
… noch nie so heruntergewirtschaftet war<br />
wie zum jetzigen Zeitpunkt“ 34 .<br />
Dem zweiten Weltkrieg fielen viele Gebäude<br />
der Knappschaft, auch Krankenhäuser, durch<br />
Luftangriffe zum Opfer, sie wurden schwer<br />
beschädigt oder zerstört.<br />
Entsprechend der Entwicklung der politischen<br />
Geographie kam es nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
zu unterschiedlichen Entwicklungen.<br />
8<br />
9<br />
Kleine Geschichte der Knappschaft<br />
10 7<br />
15
Kleine Geschichte der Knappschaft<br />
11<br />
12<br />
13<br />
Die Aufgaben der Sozialversicherung in der<br />
ehemaligen DDR wurden durch den Freien Deutschen<br />
Gewerkschaftsbund (FDGB) wahrgenommen.<br />
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands<br />
übernahm die Bundesknappschaft am 1. Januar<br />
1991 als Sozialversicherungsträger auch in den<br />
neuen Bundesländern die knappschaftlichen<br />
Renten und die Krankenversicherung.<br />
In der Bundesrepublik wurde an die langen<br />
Traditionen deutscher Knappschaftsgeschichte<br />
angeknüpft. Die Bezirksknappschaften Westdeutschlands<br />
schlossen sich 1949 zu einer<br />
„Arbeitsgemeinschaft der Knappschaften der<br />
Bundesrepublik Deutschland“ in Bochum zusammen.<br />
Die seit eh und je traditionell bestehende<br />
Rechtsform der Selbstverwaltung – die<br />
nur in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur<br />
abgeschafft wurde – bildete wieder die<br />
Grundlage der Knappschaftlichen Kranken- und<br />
Renten-Versicherung in Westdeutschland. Am<br />
1. August 1969 wurde die Bundesknappschaft in<br />
Bochum gegründet, die die Bezirksknappschaften<br />
Hannoversche Knappschaft, Niederrheinische<br />
Knappschaft Moers, Brühler Knappschaft<br />
Köln, Aachener Knappschaft, Hessische Knappschaft,<br />
Saarknappschaft und Süddeutsche<br />
Knappschaft München, von der bis dahin bestehenden<br />
Arbeitsgemeinschaft der Knappschaften<br />
der Bundesrepublik Deutschland aus dem Jahre<br />
1949 übernahm.<br />
Die Bundesknappschaft unterhielt 10 Jahre nach<br />
ihrer Errichtung noch dreizehn Krankenhäuser<br />
mit 4535 Betten, sieben Kurkliniken und Sanatorien<br />
mit 958 Betten und drei Vorsorgeeinrichtungen<br />
mit 261 Betten sowie eine Vielzahl von<br />
Verwaltungs-Geschäftsstellen, in denen auch<br />
die Sozialmedizinischen Dienste untergebracht<br />
waren.<br />
Im medizinischen Netz der Knappschaft, die<br />
im Jahre 2005 zur Deutschen Rentenversicherung<br />
– Knappschaft Bahn See fusionierte,<br />
sind niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, ein<br />
sozialmedizinischer Dienst, Kureinrichtungen<br />
und die Krankenhäuser vereint. 2008 unterhielt<br />
die Knappschaft sechs Krankenhäuser als<br />
Eigenbetriebe der knappschaftlichen Krankenversicherung.<br />
Außerdem ist die Knappschaft an<br />
13 Krankenhäusern in fünf Beteiligungsgesellschaften<br />
beteiligt.<br />
Aus der Versorgung für Bergleute gewachsen,<br />
hat sich die Knappschaft zu einem modernen<br />
Dienstleistungsunternehmen im Gesundheitswesen<br />
für die gesamte Bevölkerung entwickelt.<br />
Dies zeigt sich an dem fachübergreifenden<br />
Teamgedanken, der das bedarfsgerechte Handeln<br />
zum Wohle der Patientinnen und Patienten<br />
prägt, wie an der ganzheitlichen Gesundheitsversorgung<br />
auf der Grundlage gesicherter<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse und durch den<br />
Einsatz modernster, sicherer Medizintechnik.<br />
11: In Schutt und Asche. Das Gebäude der Ruhrknappschaft<br />
im November 1944. Trotzdem wurden die<br />
Versicherten mit dem Notwendigsten versorgt. 30<br />
12: Bergmann bei der Arbeit um 1930.<br />
13: Die Wiederherstellung des Hauptgebäudes der<br />
Ruhrknappschaft, das seit 1969 Sitz der Bundesknappschaft<br />
ist, erfolgte 1952. Die Planung und Bauausführung<br />
wurde von der Bauabteilung der Ruhrknappschaft<br />
unter der Leitung von Hans Landgrebe, dem Architekten<br />
des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong>,<br />
vorgenommen 35 .
1958–2008<br />
Aus der Versorgung für Bergleute entstanden<br />
17
Aus der Versorgung für Bergleute entstanden<br />
Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser<br />
im Ruhrgebiet<br />
D<br />
er Vorstand des 1890 gegründeten<br />
Allgemeinen Knappschaftsvereins hatte<br />
schon weit vor der Jahrhundertwende erkannt,<br />
dass es notwendig war, eigene Knappschaftskrankenhäuser<br />
zu betreiben. Bis dahin wurde<br />
der Versorgungsbedarf der Mitglieder im<br />
stationären Bereich durch Verträge mit bestehenden<br />
Krankenhäusern sichergestellt. Jedoch<br />
aufgrund der raschen Bevölkerungszunahme im<br />
Ruhrgebiet durch die Industrialisierung fehlten<br />
Krankenhäuser37 . Zudem entsprachen die Krankenhäuser<br />
oft nicht den hygienischen, krankenpflegerischen<br />
und medizintechnologischen<br />
Anforderungen38 , weil die Krankenhausträger<br />
nicht über die erforderlichen Mittel verfügten.<br />
Diese Versorgungsdefizite wirkten sich negativ<br />
auf die Gesundheit der Menschen aus und<br />
erhöhten gleichzeitig die Gesundheitsaufwendungen,<br />
was sich an der Ausgabensteigerung<br />
für Krankengeldzahlungen39 ebenso zeigte wie<br />
an der langen Verweildauer der Bergleute in<br />
den Vertragskrankenhäusern des Ruhrgebiets<br />
im Vergleich zu Knappschaftskrankenhäusern<br />
anderer Knappschaften40 . Den Anstoß zu dem<br />
Beschluss des Knappschaftsvereins von 1897,<br />
mit eigenen Heilstätten und Krankenhäusern<br />
das Krankenhausvertragssystem zu ergänzen,<br />
gab schließlich der General-Bericht des Knappschafts-Oberarztes<br />
Dr. August Tenholt, der die<br />
Defizite in Therapie und Prävention aufzeigte<br />
und spezifische Erkrankungen durch die Tätigkeit<br />
im Bergbau benannte41 . Bereits der Plan zur<br />
Errichtung zweier vereinseigener Krankenhäuser<br />
zur Verbesserung der Bergarbeiterversorgung<br />
war auf der Weltausstellung 1904 im amerikanischen<br />
St. Louis mit einer goldenen Medaille<br />
und einem Diplom belohnt worden. Als die Auszeichnungen<br />
zwei Jahre später am 10. August<br />
1906 in der Bochumer Knappschaftszentrale<br />
eintrafen42 war das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> in<br />
Gelsenkirchen-Ückendorf bereits in Betrieb. Das<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> in Recklinghausen<br />
nahm 1906 seinen Betrieb auf. 1912 wurde darüber<br />
hinaus das bisherige Gemeindekrankenhaus<br />
in <strong>Dortmund</strong>-Altenderne pachtweise übernommen<br />
(sog. KK III). Allerdings wurde das Pachtverhältnis<br />
für das kleine Haus zum 31.12.1914 wieder<br />
gekündigt43 .<br />
Nachdem das Rechnungsergebnis des Jahres<br />
1912 eine deutliche Minderung der Krankengeldquote<br />
aufgrund der Knappschaftskrankenhäuser<br />
auswies, beschloss der Vorstand des<br />
14<br />
Knappschaftsvereins am 10. Oktober 191347 in<br />
den folgenden 10 Jahren noch 10 Knappschaftskrankenhäuser<br />
mit je 300 Betten und einem<br />
Kostenaufwand von insges. 15 Millionen Mark47 zu bauen. Eines von diesen Häusern sollte in<br />
<strong>Dortmund</strong> errichtet werden. Das dazu benötigte<br />
Grundstück mit einer Größe von rund 25<br />
Morgen (63.750 qm) wurde nach der Beschlussfassung<br />
des Vorstandes und Genehmigung des<br />
Königlichen Oberbergamtes in <strong>Dortmund</strong> am<br />
26. Juli 1914 in <strong>Dortmund</strong> am Nussbaumweg zu<br />
einem Kaufpreis von 200.000 Mark erworben48 .<br />
14: Medizinalrat Dr. Tenholt, Oberarzt des Bochumer<br />
Allgemeinen Knappschaftsvereins, forderte 1897 nachdrücklich<br />
die Errichtung knappschaftlicher Krankenhäuser.<br />
Dabei ging es ihm zunächst um die Schaffung<br />
spezieller Einrichtungen für „Geisteskranke“. Dr. Tenholt<br />
leitete später die vereinseigene Lungenheilstätte in<br />
Beringhausen 36 .<br />
19
Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet<br />
15: 1909 wurde das evangelische Gemeindekrankenhaus<br />
in <strong>Dortmund</strong>-Derne erbaut. Von 1912 bis Ende<br />
1914 pachtete die Knappschaft das Krankenhaus. 1926<br />
eröffnete der Landkreis <strong>Dortmund</strong> in dem Haus an der<br />
Oberbecker Straße in <strong>Dortmund</strong>-Derne eine Kinderklinik,<br />
die wegen des Geburtenrückgangs 1983 aufgegeben<br />
wurde. Das Bild zeigt das Gebäude um 1914. 45<br />
16: Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Gelsenkirchen-<br />
Ückendorf (KK1) wurde 1905 mit 220 Betten eröffnet. 44<br />
17: Das 1906 eröffnete <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen<br />
(KK2) war ursprünglich nur für männliche<br />
Kranke bestimmt und besaß 244 Betten 50 .<br />
18: 1918 übernahm der Allgemeine Knappschaftsverein<br />
das kommunale Krankenhaus von der Gemeinde in<br />
Langendreer mit 150 Betten 53 .<br />
15<br />
Für den Bezirk Bochum-Langendreer/<strong>Dortmund</strong>-<br />
Lütgendortmund sah die Planung einen Neubau<br />
im Jahre 1923 vor49 , aber bereits fünf Jahre eher<br />
wurde 1918 ein Krankenhaus von der Gemeinde<br />
Langendreer erworben.<br />
Der Allgemeine Knappschaftsverein hatte<br />
unter Magistratsbaurat a. D. Max Uhlig und<br />
16<br />
17<br />
18<br />
dem damaligen noch jungen Architekten Hans<br />
Landgrebe Anfang der 20er Jahre eine eigene<br />
Bauabteilung eingerichtet, um damit die direkte<br />
Einflussnahme auf die Gestaltung der Krankenhäuser<br />
und der sonstigen noch zu erstellenden<br />
Bauten zu ermöglichen. Vielleicht ging<br />
es zusätzlich auch darum, Kosten zu sparen.<br />
Ähnliche Gründe mag es auch dafür gegeben<br />
haben, in Hagen eine für damalige Verhältnisse<br />
hochmoderne Ziegelei, mit maschineller Formund<br />
Trocken-Einrichtung zu erwerben51 , um<br />
Ziegelsteine für den eigenen Bedarf zu produzieren,<br />
denn Krankenhäuser wurden bis zum<br />
Ende des zweiten Weltkrieges ausschließlich als<br />
Mauerwerksbauten errichtet. Um schließlich<br />
auch die Verpflegungskosten im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
Recklinghausen zu senken, wurde<br />
1918 ein Gutshof in Speckborn erworben52 und<br />
bewirtschaftet.<br />
Zwischen 1914 und 1923 ruhte der Krankenhausbau<br />
der Knappschaft. Maßgeblich hierfür war<br />
der Erste Weltkrieg, der die Zahl der Pensionsempfänger<br />
um fast 80 % erhöhte54 . Gleichzeitig<br />
brachen durch die einsetzende Rationalisierungswelle<br />
im Bergbau Beitragseinnahmen weg<br />
und Anfang 1923 besetzten französische und<br />
belgische Truppen wegen säumiger Lieferung<br />
von Reparationskohle das Ruhrgebiet, was zu<br />
einen passiven Widerstand des Bergbaus und<br />
damit zu weiteren Beitragsausfällen führten.<br />
Im April 1923 begann der Wert der Mark ins<br />
Bodenlose zu sinken und die Hyperinflation<br />
beschleunigte sich.<br />
Hinzu kam ein Streit zwischen dem Allgemeinen<br />
Knappschaftsverein und dem Gewerkverein
christlicher Bergarbeiter und dem Zweckverband<br />
der Krankenhäuser im Ruhrgebiet.<br />
Hintergrund des Konfliktes mit dem christlichen<br />
Gewerkverein war, dass er 1910 nicht mehr in den<br />
Vorstand des Allgemeinen Knappschaftsvereins<br />
gewählt wurde. Der große Konkurrent um die<br />
Stimmen der Bergleute, der Verband der Bergarbeiter<br />
Deutschlands (sog. Alter Verband), hatte<br />
ihn verdrängt, so dass der christliche Gewerkverein<br />
nun den Krankenhausbau als Mittel benutzte,<br />
sich Gehör zu verschaffen55 . Unterstützung fand<br />
die Christliche Gewerkschaft beim Zweckverband<br />
der Krankenhäuser als Interessenvertreter der<br />
konfessionellen Einrichtungen. Schließlich lehnte<br />
auch Heinrich Brauns, der von 1920 bis 1928<br />
Reichsarbeitsminister und Ehrenratsmitglied des<br />
christlichen Gewerksvereins war, den Bau neuer<br />
Knappschaftskrankenhäuser ab.<br />
Während die Knappschaftsältesten des christlichen<br />
Gewerkvereins 1901 am Beschluss zum<br />
Bau der Knappschaftskrankenhäuser Gelsenkirchen-Ückendorf<br />
und Recklinghausen beteiligt<br />
waren und keinen Protest dagegen erhoben,<br />
Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet<br />
wandte man sich in der Zeitschrift des Gewerksvereins<br />
christlicher Bergarbeiter, „Der Bergknappe“,<br />
am 27. Dezember 191456 massiv gegen den<br />
Bau von Knappschaftskrankenhäusern. Man<br />
begründet dies u. a. damit, dass<br />
Knappschaftskrankenhäuser angeblich<br />
unwirtschaftlicher arbeiten würden als<br />
Vertragshäuser,<br />
die Knappschaft durch eigene Häuser die<br />
Bergleute in ein möglichst großes Abhängigkeitsverhältnis<br />
bringen wolle,<br />
neue Knappschaftskrankenhäuser die Existenz<br />
bestehender Anstalten gefährdeten, weil die<br />
Knappschaftskrankenhäuser Zuschussbetriebe<br />
seien und dazu dienten, die Pflegesätze<br />
unter Druck zu setzen und schließlich, dass in<br />
Knappschaftskrankenhäusern<br />
nicht den religiösen Gefühlen der Patienten<br />
entsprochen werde.<br />
19<br />
Erstmals in ihrer Zeitung „Der Kompass“ 58<br />
wehrte sich die Knappschaft gegen die Polemik.<br />
Dem Vorwurf der Unwirtschaftlichkeit hielt der<br />
Knappschaftsverein entgegen, dass der größte<br />
Teil der Vertragshäuser die durchschnittliche<br />
Pflegedauer in den Knappschaftskrankenhäusern<br />
weit überschreite und deshalb höhere<br />
Aufwendungen verursache. Die Kritik, Bergleute<br />
in ein Abhängigkeitsverhältnis zu bringen, wies<br />
die Knappschaft mit dem Hinweis darauf zurück,<br />
dass auf die Wünsche der Kranken bei der<br />
Krankenhauswahl Rücksicht genommen werde<br />
und auch eine entsprechende Anweisung an die<br />
19: In einer Stellungnahme, die in der Zeitschrift „Der<br />
Kompass“, 29. Jg., 1914, S. 45 ff, erscheint, wehrt sich der<br />
Allgemeine Knappschaftsverein gegen die Kampagne<br />
des Christlichen Gewerkvereins, der den Bau von Knappschaftskrankenhäusern<br />
bekämpft und blockiert. 58<br />
20: Krankenzimmer im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
Recklinghausen 1914. Die durchschnittliche Verweildauer<br />
in den Häusern der Knappschaft lag bei 22,8<br />
Tagen für Erkrankte und 29,5 Tage für Verletzte. Der<br />
größte Teil der Vertragshäuser wies höhere Verweildauern<br />
aus 58 .<br />
20<br />
21
Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet<br />
21: Mit dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Essen-Steele<br />
nahm die Ruhrknappschaft 1924 den Bau von Knappschaftskrankenhäusern<br />
wieder auf 59 . Die Planung<br />
und Bauausführung erfolgte durch die Bauabt. der<br />
Ruhrknappschaft unter der Leitung von Baurat Uhlig<br />
und Architekten Landgrebe.<br />
22: Haupteingang des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
Bottrop im Jahre 1931. Die Planung und Bauausführung<br />
erfolgte durch die Bauabt. der Ruhrknappschaft unter<br />
der Leitung von Architekten Landgrebe. 61<br />
21<br />
22<br />
Knappschaftsärzte ergangen sei. Der Vorhaltung<br />
der Existenzgefährdung anderer Krankenhäuser<br />
begegnete die Knappschaft mit der Feststellung<br />
der begrenzten Aufnahmefähigkeit anderer<br />
Häuser aufgrund der hohen Bevölkerungszunahme<br />
im Ruhrgebiet. Außerdem erhielten die<br />
Vertragshäuser eine höhere Vergütung von der<br />
Knappschaft als von den Krankenkassen gefordert.<br />
Weiterhin wies der Verein darauf hin, dass<br />
die Seelsorge der Patienten dadurch gesichert<br />
sei, dass Geistliche beider Konfessionen Zutritt<br />
zu den Krankenhäusern hätten und regelmäßige<br />
Gottesdienste abgehalten würden.<br />
Die Widerstände der Interessenvertreter führten<br />
vorerst zu der Entscheidung des Reichsarbeitsministers,<br />
der Ruhrknappschaft außer den in<br />
der Planung befindlichen Knappschaftskrankenhäusern<br />
den Bau weiterer Krankenhäuser zu<br />
untersagen.<br />
Zur Entkräftung des Widerstandes richtete der<br />
Knappschaftsverein in seinen Krankenhäusern<br />
medizinische Schwerpunkte ein, für die es<br />
keinen unmittelbaren Vergleich zu den allgemeinen<br />
Krankenhäusern gab.<br />
Die Ruhrknappschaft griff ab 1923 die Bestrebungen<br />
des Allgemeinen Knappschaftsvereins,<br />
eigene Knappschaftskrankenhäuser vorzuhalten,<br />
auf. Für den Bau weiterer Krankenhäuser<br />
wurden innerhalb des Ruhrgebietes die Standorte<br />
nahe der Schachtanlagen ausgesucht und<br />
dafür geeignete Grundstücke erworben. So<br />
entstanden unter Planung der eigenen Bauabteilung<br />
die weiteren Krankenhäuser:<br />
1924 wurde mit dem Bau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
(KK 4) in Essen-Steele begonnen.<br />
Steele wurde gegen viele Widerstände<br />
durchgesetzt und 1927 mit den Schwerpunkten<br />
Innere Medizin und besonders zur Vorbereitung<br />
Lungen-kranker auf ein Heilverfahren eröffnet.<br />
Als Nächstes wurden die Baupläne für Bottrop<br />
und Herne in Angriff genommen. Reichsarbeitsminister<br />
Brauns reagierte sofort und unterstrich,<br />
dass die Ruhrknappschaft diese Krankenhäuser<br />
„nicht nur nicht errichten, sondern die<br />
Errichtung nicht einmal vorbereiten dürfe“ 60 .<br />
Der Bochumer Knappschaftsvorstand wies die<br />
Einlassung des Reichsarbeitsministeriums als<br />
Eingriff in die Selbstverwaltung zurück und<br />
wandte sich wieder den Bauprojekten zu. Da in<br />
Herne mittlerweile das Marienhospital gebaut<br />
worden war, konzentrierte man sich auf die<br />
Standorte Hamm und Bottrop.<br />
Von 1928 bis 1930 entstand das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
KK 5 in Hamm mit den Schwerpunkten<br />
rheumatische sowie Herz- und Kreislauf-Erkrankungen.<br />
Nach ebenfalls zweijähriger<br />
Bauzeit wurde 1931 das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
KK 6 in Bottrop mit den Schwerpunkten<br />
chirurgische Versorgung, urologische Chirurgie,<br />
Chirurgie des Nervensystems und Behandlung<br />
der Knochentuberkulose seiner Bestimmung<br />
übergeben.<br />
Nach Fertigstellung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
Bottrop, dem letzten Krankenhaus<br />
vor der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten,<br />
wurde die Bauabteilung bis auf<br />
wenige Mitarbeiter, die für die Bauunterhaltung
notwendig waren, personell zurück gefahren.<br />
Magistratbaurat a.D. Max Uhlig schied aus<br />
Altersgründen aus, sein Nachfolger wurde der<br />
Architekt Hans Landgrebe. Aber an eine Planung<br />
des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es in <strong>Dortmund</strong><br />
war auf absehbare Zeit nicht mehr zu denken.<br />
Die Knappschaftsberufsgenossenschaft heute<br />
– Bergbauberufsgenossenschaft – hat Mitte der<br />
20er Jahre ein Grundstück in Gelsenkirchen-Buer<br />
von der damaligen Ruhrknappschaft erworben,<br />
welches der Allgemeine Knappschaftsverein<br />
zuvor offenbar als Bauerwartungsland für<br />
ein eigenes <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> vorgesehen<br />
hatte. Hier entstand 1927/1929 das<br />
„<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Bergmannsheil“ in<br />
Gelsenkirchen-Buer, welches von der Bauabteilung<br />
der Ruhrknappschaft für die Bergbauberufsgenossenschaft<br />
geplant wurde. Später, im<br />
Januar 1977, nachdem das 1903/1905 erbaute<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Gelsenkirchen keine<br />
Möglichkeiten mehr für eine bauliche Weiterentwicklung<br />
bot und ein neues hochmodernes<br />
katholisches Krankenhaus in unmittelbarer<br />
Nähe entstanden war, entschieden die Bergbauberufsgenossenschaften<br />
und die zum Verein<br />
gehörende Berufsgenossenschaft der Maschinen-<br />
sowie die Bau-Berufsgenossenschaft,<br />
den Standort zugunsten der Unfallklinik in<br />
Duisburg-Buchholz aufzugeben. Die Ruhrknappschaft<br />
erwarb zu einem günstigen<br />
Kaufpreis – der in der Höhe später vom Bundesversicherungsamt<br />
nicht genehmigt wurde<br />
– das Bergmannsheil in Gelsenkirchen-Buer<br />
als Ersatz für das abgängige <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
Gelsenkirchen.<br />
Die Entwicklung der Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet<br />
23: 1973 ersetzte ein Neubau auf dem Grundstück des<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es Bochum-Langendreer<br />
das 1918 übernommene Krankenhausgebäude, das<br />
noch rechts unten im Bild zu sehen ist. Die Planung<br />
und Bauausführung erfolgte durch die Bauabt. der<br />
Ruhrknappschaft unter der Leitung des Architekten<br />
Willi Krampe.<br />
24: Im März 1984 wurde der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
Recklinghausen gefeiert. Die Planung<br />
und Bauausführung erfolgte durch die Bauabt. der<br />
Ruhrknappschaft unter der Leitung des Architekten<br />
Willi Krampe.<br />
23<br />
24<br />
23
Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />
1945<br />
Katastrophale Ernährungs- und Wohnverhältnisse<br />
treiben die Sterblichkeitsrate in die<br />
Höhe. Die Tuberkulose wird zur verheerenden<br />
Volkskrankheit, Grippe, Lungenentzündung und<br />
Geschlechtskrankheiten grassieren.<br />
1946<br />
Die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung im<br />
besetzten Deutschland erreicht einen Tiefpunkt.<br />
Es wird von Tod durch Verhungern berichtet.<br />
Das in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stehende<br />
Penizillin darf fast ein Jahr lang nur zur<br />
Behandlung der Gonorrhöe benutzt werden.<br />
1947<br />
Der US-amerikanische Pharmakologe John Ehrlich<br />
und Mitarbeiter entdecken und isolieren Chloramphenicol,<br />
ein wichtiges Antibiotikum gegen<br />
lebensbedrohliche Infektionen (Sepsis), wie etwa<br />
bei Typhus und anderen Stäbchenbakterien.<br />
In Marburg treffen sich Ärzte und Studenten zu<br />
einer Tagung und legen den Grundstein für den<br />
„Marburger Bund“.<br />
1948<br />
Die Weltgesundheitsorganisation (World Health<br />
Organisation = WHO) der Vereinten Nationen<br />
(UNO) wird mit Sitz in Genf gegründet.<br />
1949<br />
Erstmals wird ein Patient mit Schilddrüsenkarzinom<br />
von dem deutschen Nuklearmediziner<br />
Cuno Winkler mit Radium behandelt (sog.<br />
„Isotopentherapie“)<br />
1950<br />
Die beiden französischen Knochenchirurgen<br />
Jean und Robert Louis Judet berichten über ein<br />
künstliches Hüftgelenk aus Plexiglas, das sie<br />
einem Patienten eingepflanzt haben.<br />
In Chicago gelingt dem Chirurgen Richard H. Lawler<br />
die erste erfolgreiche Nierentransplantation.<br />
1951<br />
Die US-Amerikaner Benedict Cassen und L.<br />
Curtis, C.W. Reed und R.L. Libby führen die<br />
Szintigrafie in die Diagnostik ein, so dass eine<br />
Szintigrafie der Schilddrüse mit Radium (Jod 131)<br />
möglich wird.<br />
25<br />
1952<br />
Der amerikanische Herzchirurg Forest Dewey Dodrill<br />
beschreibt eine Herz-Lungen-Maschine, mit<br />
der das Herz während einer Operation vollständig<br />
vom Blutkreislauf abgekoppelt werden kann.<br />
Der Deutsche Bundestag verabschiedet das<br />
Gesetz über die Errichtung des Bundesgesundheitsamtes,<br />
dem die öffentliche Gesundheit<br />
untersteht.<br />
1953<br />
Der amerikanische Physiologe Nathaniel Kleitmann<br />
entdeckt im Schlaflabor den REM-Schlaf<br />
(rapid eye movements), bahnbrechend für<br />
die Schlaf- und Traumforschung. In den USA<br />
werden erstmals klinisch wirksame Substanzen<br />
bei der Chemotherapie bestimmter Krebsarten<br />
eingesetzt.<br />
1954<br />
Der Virologe Jonas E. Salk entwickelt aus dem<br />
mit Formol abgetöteten Poliomyelitis-Virus<br />
den ersten Impfstoff gegen Kinderlähmung.<br />
Der Schweizer Arzt Paul Niehans behandelt den<br />
schwer kranken Papst Pius XII mit der von ihm<br />
entwickelten „Frischzellentherapie“ und trägt<br />
damit offenbar zur Genesung bei.<br />
26
1955<br />
Deutsche Chirurgen entwickeln eine neue<br />
Methode zur Rekonstruktion der Speiseröhre.<br />
Das „Gesetz über Kassenarztrecht“ sichert den<br />
Kassenärzten das Monopol der ambulanten<br />
ärztlichen Versorgung. Leitende Krankenhausärzte<br />
können an der kassenärztlichen Versorgung<br />
beteiligt werden.<br />
1956<br />
Der Physiker Wladimir Kosma Zworykin verbreitet<br />
seine Ideen zur Verwendung des Computers<br />
in Medizin und Krankenhaus. Es handelt sich<br />
um eine Art erste Stufe eines „Krankenhausinformationssystems“<br />
(KIS). Der Bundestag<br />
verabschiedet das Gesetz über die Krankenversicherung<br />
der Rentner. Diejenigen Rentner,<br />
die in den letzten fünf Jahren ihres Erwerbslebens<br />
mindestens 12 Monate Beiträge an eine<br />
gesetzliche Krankenversicherung gezahlt haben,<br />
gelten nun als pflichtversicherte Mitglieder.<br />
1957<br />
Das erste Klinomobil, ein als Operationssaal<br />
konzipierter Bus, wird in Heidelberg eingesetzt.<br />
Mit zunehmender Verkehrsdichte wird das<br />
Klinomobil jedoch zu unbeweglich und später<br />
durch das „Rendezvous-System“ abgelöst, bei<br />
dem sich Notarztwagen und Ambulanzwagen<br />
am Unfallort treffen.<br />
1958<br />
Der britische Gynäkologe Ian Donald kann mit<br />
Hilfe der Ultraschalltechnik erstmals Abbildungen<br />
vom Kind im Mutterleib anfertigen. Der<br />
schwedische Herzchirurg Ake Senningg implantiert<br />
erstmals einen Herzschrittmacher.<br />
1959<br />
Die französischen Forscher J. Lejeune, M.<br />
Gauthier und R. Turpin können durch Chromosomenanalyse<br />
die Ursache des „Mongolismus“<br />
(Down-Syndrom) erklären.<br />
1960<br />
Ein neuartiges Dialyseverfahren, das von B. H.<br />
Scribner beschrieben wird, gibt Nierenkranken<br />
neue Hoffnung.<br />
Die erste „Antibabypille“ (Enovid) kommt auf<br />
den Markt. Der Röntgenbildverstärker wird<br />
allgemein in die Radiologie eingeführt.<br />
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes<br />
müssen künftig alle Ärzte zur kassenärztlichen<br />
Behandlung zugelassen werden.<br />
Bisher galt, dass nur ein Mediziner pro 500 Versicherte<br />
eine Kassenpraxis errichten konnte.<br />
1961<br />
Das Schlafmittel „Contergan“ wird für die<br />
Häufung von Missbildungen verantwortlich<br />
gemacht und vom deutschen Markt genommen.<br />
Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />
Der Onkologe Josef Issels versucht Naturheilverfahren<br />
bei krebskranken Patienten im Endstadium<br />
und wird wegen fahrlässiger Tötung in drei<br />
Fällen verurteilt. Im Revisionsverfahren wird er<br />
freigesprochen.<br />
1962<br />
Die Polio-Schluckimpfung wird eingeführt und<br />
senkt die Krankheitsfälle drastisch.<br />
1963<br />
Der Berliner Chirurg und Urologe Wilhelm Borsig<br />
führt die erste klinische Nierentransplantation<br />
in Deutschland durch.<br />
25: Die Delegierten der ersten Weltgesundheitsversammlung<br />
mit Mitarbeitern des WHO-Sekretariates im<br />
Juni 1948 in Genf. 62<br />
26: Wartezimmer eines deutschen Arztes um 1953. 63<br />
27: Ein Ultraschallgerät aus dem Jahre 1962 macht<br />
deutlich, wie grundlegend sich die Ultraschalldiagnostik<br />
in den letzten vier Jahrzehnten entwickelt hat. 64<br />
27<br />
25
Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />
1964<br />
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ)<br />
wird in Heidelberg eröffnet.<br />
Die Sendung „Gesundheitsmagazin Praxis“ wird<br />
erstmals am 3. 1. 1961 im ZDF ausgestrahlt.<br />
1965<br />
Der Bundestag novelliert das Krankenpflegegesetz<br />
von 1957. Das neue Recht soll die Ausbildung<br />
und Bezahlung von Pflegern und Schwestern<br />
attraktiver gestalten.<br />
1966<br />
Der Heidelberger Medizinstatistiker Herbert<br />
Immich publiziert nach langjähriger Vorarbeit<br />
den „klinischen Diagnoseschlüssel“. Er wird im<br />
deutschsprachigen Raum zum meistbenutzten<br />
Hilfsmittel zur numerischen Erfassung von<br />
Krankheiten.<br />
1967<br />
Der südafrikanische Chirurg Christiaan N.<br />
Barnard führt die erste Herztransplantation am<br />
Menschen im Groote-Schuur-Krankenhaus in<br />
Kapstadt durch.<br />
28<br />
Der kubanische Arzt und Politiker Ernesto „Che“<br />
Guevara Serna wird als Guerillakämpfer in<br />
Bolivien erschossen. Er war auf dem Gebiet der<br />
Politik der bekannteste Arzt im 20. Jahrhundert.<br />
1968<br />
Das Bundessozialgericht erkennt den Alkoholismus<br />
als Krankheit an.<br />
In Berlin wird Rudi Dutschke, einer der Wortführer<br />
der außerparlamentarischen Opposition<br />
(APO), bei einem Attentat lebensgefährlich<br />
verletzt. Die Studentenbewegung gibt durch<br />
ihre Kritik an der Arztausbildung dem Gesundheitswesen<br />
und der psychiatrischen Behandlung<br />
der Medizin Impulse für Reformen.<br />
1969<br />
Die erste Herztransplantation in Deutschland<br />
wird in München durchgeführt. Der Patient überlebt<br />
aber nur 27 Stunden. Das gleiche Schicksal<br />
ereilte einen Patienten, bei dem erstmals in<br />
Deutschland eine Lebertransplantation in Bonn<br />
durchgeführt wird.<br />
1970<br />
In der Bundesrepublik löst eine neue Approbationsordnung<br />
für Ärzte die Bestallungsordnung<br />
von 1936 ab und regelt sowohl die Ausbildung<br />
wie die Prüfungsvorschriften neu.<br />
1971<br />
Der „Arzt für Allgemeinmedizin“ wird in der<br />
Bundesrepublik als Berufsbezeichnung eingeführt,<br />
die nach einem vierjährigen Weiterbildungsgang<br />
erteilt wird.<br />
Gegen eine Arbeitsüberlastung und für Lohnerhöhungen<br />
streiken im Marburger Bund<br />
organisierte angestellte und beamtete Krankenhausärzte.<br />
1972<br />
Der Chemiker Paul Christian Lauterbur publiziert<br />
seine Idee von einer Aufzeichnung der<br />
Kernspinresonanz-Signale und leitet damit die<br />
entscheidenden Vorarbeiten für die Entwicklung<br />
der Kernspintomografie ein.<br />
29
Das Krankenhausfinanzierungsgesetz zur Kostendämpfung<br />
soll die wirtschaftliche Sicherung<br />
der Krankenhäuser durch die öffentliche Hand<br />
sichern.<br />
1973<br />
Die Computertomografie, ein Röntgenverfahren<br />
zur Erzeugung von Körperquerschnittsbildern, wird<br />
in Großbritannien der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
In der Bundesrepublik wird die medizinische<br />
Anwendung von Röntgenstrahlen durch die<br />
Röntgenverordnung geregelt.<br />
1974<br />
Der französische Arzt Frederik Leboyer veröffentlicht<br />
das Buch „Geburt ohne Gewalt“, in dem er<br />
für eine „sanfte Geburt“ eintritt.<br />
Mit absoluter Mehrheit verabschiedet der<br />
Bundestag die Reform des § 218, die die Schwangerschaftsunterbrechung<br />
innerhalb der ersten<br />
zwölf Wochen nach der Empfängnis legalisiert.<br />
1975<br />
Der Blutstrom in den Halsgefäßen wird durch<br />
die „Dopplersonografie“, eine Sonderform der<br />
Ultraschalldiagnostik, direkt gemessen. Damit<br />
können krankhafte Verengungen genau festgestellt<br />
werden.<br />
Das Krankenhausinformationssystem (KIS) wird<br />
von dem deutschen Medizinstatistiker Gerd<br />
Griesser in Kiel eingerichtet. Es soll einen effektiven<br />
Betrieb von Krankenhäusern ermöglichen.<br />
1976<br />
Der deutsche Chirurg Julius Hackethal löst mit<br />
seinem Buch „Auf Messers Schneide“ eine lebhafte<br />
Diskussion über ärztliche Kunstfehler aus.<br />
In Seveso, in der Nähe von Mailand, wird in dem<br />
Chemiewerk ICMESA (eine Tochtergesellschaft<br />
von Hoffmann-La Roche) nach einem Unfall das<br />
Gift Dioxin freigesetzt.<br />
Der Bundestag verabschiedet ein Gesetz zur<br />
Verschärfung des Arzneimittelrechtes. Es regelt<br />
u. a. die Prüfung von neuen Medikamenten.<br />
1977<br />
Die amerikanische Food and Drug Administration<br />
(FAD) schlägt ein Verbot des Saccharins als<br />
Süßstoff und Nahrungsmittelzusatz vor. Hohe<br />
Gaben des Zuckerersatzstoffes begünstigten bei<br />
Labortieren die Bildung von Blasenkrebs.<br />
1978<br />
Der Düsseldorfer Umwelthygieniker Friedrich<br />
Pott weist den Zusammenhang zwischen Asbestfasern<br />
und einer Krebsentstehung nach.<br />
Die AIDS-Epidemie nimmt ihren Anfang in den<br />
USA.<br />
In Oldham (Großbritannien) wird das erste „Retortenbaby“<br />
der Welt geboren. Es handelt sich<br />
um eine In-vitro-Fertilisation (IVF).<br />
Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />
1979<br />
Das Deutsche Krebsforschungsinstitut in<br />
Heidelberg veröffentlicht einen Krebsatlas der<br />
Bundesrepublik, der Aufschluss über die regionale<br />
Verteilung der Sterblichkeitsraten für 24<br />
Krebsformen gibt.<br />
1980<br />
Aufgrund einer amerikanischen Studie zur<br />
Behandlung von Brustkrebs (National Surgical<br />
Adjuvant Breast Cancer Project) wird das Ausmaß<br />
der Radikaloperationen reduziert.<br />
An der Münchener Universitätsklinik wird die<br />
Zertrümmerung von Nierensteinen mit Hilfe<br />
von Stoßwellen klinisch erprobt.<br />
28: Schwesternausbildung der Bundesrepublik 1965.<br />
Damals forderte der Weltbund der Krankenschwestern<br />
eine Verbesserung der Ausbildung. 65<br />
29: Berliner Ärzte demonstrieren in der Innenstadt. Sie<br />
fordern u. a. eine 100%ige Bezahlung des Bereitschaftsdienstes.<br />
66<br />
30: Das erste Gerät zur nichtinvasiven Zerkleinerung<br />
von Nierensteinen durch Stoßwellen, der sog. Nierenlithotripter,<br />
wurde ab 1980 eingesetzt. 67<br />
30<br />
27
Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />
1981<br />
Der Münchener Herzchirurg Fritz Sebening<br />
führte die erste erfolgreiche Herztransplantation<br />
in der Bundesrepublik durch.<br />
Der „erste Medizinische Kongress zur Verhinderung<br />
eines Atomkrieges“ findet in Hamburg<br />
statt. Zunächst reagiert die ärztliche Standesvertretung<br />
ablehnend darauf. So ist im Deutschen<br />
Ärzteblatt von der „Propaganda ideologischer<br />
Fremdenlegionäre“ die Rede.<br />
1982<br />
Das neue bildgebende Verfahren der Kernspintomografie<br />
eröffnet eine neue Dimension in der<br />
radiologischen Diagnostik, ohne die Patienten<br />
mit Strahlung zu belasten.<br />
1983<br />
Das Großklinikum Aachen wird nach zwölfjähriger<br />
Bauzeit weitgehend fertig gestellt.<br />
Auf dem 86. Deutschen Ärztetag in Kassel steht<br />
die sog. „Ärzteschwemme“ im Mittelpunkt der<br />
Verhandlung.<br />
31<br />
1984<br />
In Essen findet eine Konferenz der Initiative<br />
gegen Pseudokrupp statt. Immer stärker rückt<br />
die Umweltverschmutzung als Ursache für Gesundheitsschäden<br />
in den Blick der Medizin.<br />
1985<br />
Die Folgen von AIDS und die Abwehr der Seuche<br />
werden heftig diskutiert, so die „Safersex-Kampagne“<br />
und die Überlegungen der bayerischen<br />
Landesregierung zur Isolierung der Kranken.<br />
Die Internationale Ärztevereinigung zur Verhinderung<br />
eines Atomkrieges (IPPNW) erhält in<br />
Oslo den Friedensnobelpreis.<br />
1986<br />
An der Universitätsklinik Erlangen gelingt die<br />
Zerstörung von Gallengangsteinen mit Hilfe von<br />
Laserstrahlen.<br />
Die WHO teilt mit, dass der Tabakkonsum jährlich<br />
mindestens eine Million Tote fordert und<br />
90 % der Fälle von Lungenkrebs verursacht.<br />
31: Durch starke Magnetfelder ändert sich der Gesamtdrehimpuls<br />
bestimmter Atomkerne (Kernspin), deren<br />
„Resonanz“ gemessen wird. Durch den Kernspintomograph<br />
(MRT) lassen sich ohne Röntgenstrahlung<br />
Weichteilgewebe mit scharfem Kontrast abbilden. 68<br />
32: Auch die Poliklinik in der Johannisstraße hat keine<br />
Überlebenschancen; sie wird 1992 geräumt. 69<br />
33: Entfernen einer Gallenblase mit Hilfe der minimal<br />
invasiven Chirurgie. Durch Trokare (Kanülen) werden<br />
seit 1992 die Instrumente in den Bauchraum eingeführt.<br />
70<br />
34: „Dolly“ mit Ron James, einem Abteilungsleiter am<br />
Rosalin Institute im Jahre 1997. 71<br />
1987<br />
Einer internationalen Forschungsgruppe gelingt<br />
die Identifizierung eines Gens, das die für die<br />
Alzheimer’sche Krankheit typische Veränderung des<br />
Gehirngewebes verursacht. Das betreffende Amyloid<br />
produzierende Gen sitzt auf Chromosom 21.<br />
Die Bundesregierung richtet einen Arbeitsschwerpunkt<br />
„Allergische Erkrankungen“ mit<br />
einer Ausstattung von 30 Mio. DM ein.<br />
1988<br />
In Nordrhein-Westfalen beginnt ein Modellversuch<br />
mit Methadon, das kostenlos als Ersatzdroge<br />
an Heroinabhängige ausgegeben wird.<br />
Mit den Stimmen der CDU/CSU und FDP wird<br />
in Bonn das Gesundheitsreformgesetz verabschiedet,<br />
das u. a. Festpreise für vergleichbare<br />
Arzneimittel einführt. Schon bald zeigt sich das<br />
Gesetz als wirkungslos.<br />
1989<br />
Das Memminger Landgericht verurteilt einen<br />
Frauenarzt wegen Verstoßes gegen den § 218<br />
zu zweieinhalb Jahren Gefängnisstrafe. In die<br />
Strafe einbezogen ist eine einjährige Freiheits-<br />
32
strafe wegen Steuerhinterziehung. Das Urteil<br />
löst in weiten Teilen der weiblichen Bevölkerung<br />
Empörung aus. 1991 kommt es zu einer teilweise<br />
erfolgreichen Revisionsverhandlung vor dem<br />
Bundesgerichtshof.<br />
1990<br />
Mit der Vereinigung der beiden deutschen<br />
Staaten kommt es zu einer tiefgreifenden Umwälzung<br />
im Gesundheitswesen der DDR. Dies<br />
bedeutete auch in allen Bereichen des Gesundheitswesens<br />
einen radikalen Bruch mit dem<br />
alten System der DDR.<br />
1991<br />
In Hamburg wird das erste medizinische Zentrum<br />
(Medical Center) in der Bundesrepublik<br />
eingerichtet. Ein privater Betreiber stellt den<br />
praktizierenden Fachärzten medizinische Geräte<br />
zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung, wofür<br />
diese einen Teil ihres Honorares abführen.<br />
1992<br />
In der Bundesrepublik beginnt eine heftige<br />
Diskussion über Gesundheitsschäden durch elektromagnetische<br />
Strahlung („Elektrosmog“).<br />
Während des 21. Symposiums der Chirurgischen<br />
33<br />
Arbeitsgemeinschaft für Endoskopie (CAE) in<br />
Göttingen werden neue Methoden der Operation<br />
mit Hilfe des Endoskops vorgestellt.<br />
1993<br />
Der menschliche Urin wird wieder als Heilmittel<br />
entdeckt. Die Journalistin Carmen Thomas<br />
veröffentlicht ihren populären Gesundheitsratgeber<br />
„Ein ganz besonderer Saft – Urin“, der zu<br />
einem Bestseller wird.<br />
1994<br />
Der Deutsche Bundestag beschließt das Gesetz<br />
zur Pflegeversicherung. Zur Gegenfinanzierung<br />
wird ein Feiertag gestrichen.<br />
1995<br />
Bundesgesundheitsminister Seehofer hebt die<br />
Importbeschränkungen für britisches Rindfleisch<br />
zum Schutz vor BSE („Rinderwahn“)<br />
teilweise auf.<br />
Die Tübinger Molekularbiologin Christiane<br />
Nüsslein-Volhard wird zusammen mit Edward B.<br />
Lewis und Eric Wieschuas für ihre Entdeckungen<br />
im Bereich der „genetischen Kontrolle der frühen<br />
Embryonalentwicklung“ mit dem Nobelpreis<br />
ausgezeichnet. Damit erhält erstmals eine<br />
deutsche Frau einen solchen Preis.<br />
1996<br />
Die zweite Stufe der Pflegeversicherung tritt in<br />
Kraft. Der Beitragssatz steigt von 1 auf 1,7 % des<br />
Bruttogehalts. Als wichtige Neuregelung wird<br />
Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />
die stationäre Pflege übernommen.<br />
Es kommt zu einzelnen Protestaktionen von<br />
Ärzten, denen wegen Überschreitung des Budgets<br />
für die Verschreibung von Arzneimitteln<br />
Strafzahlungen drohen.<br />
1997<br />
Das geklonte Schaf „Dolly“ wird in Edinburgh<br />
vorgestellt und führt zu Debatten über die<br />
ethische und rechtliche Zulässigkeit eines<br />
eventuell möglichen Klonens von Menschen aus<br />
Körperzellen.<br />
Die dritte Stufe der Gesundheitsreform tritt in<br />
Kraft, u. a. wird die Eigenbeteiligung der Patienten<br />
angehoben.<br />
Die US-Tabakindustrie erklärt sich bereit,<br />
206 Mrd. Dollar an 46 US-Bundesstaaten zur<br />
Behandlung und Prävention von Raucherkrankheiten<br />
zu zahlen.<br />
34<br />
29
Exkurs I: Aus der Geschichte der Medizin<br />
1998<br />
Die US-Gesundheitsbehörde FDA erteilt dem<br />
potenzsteigernden Medikament „Viagra“ die<br />
Zulassung auf dem Arzneimittelmarkt.<br />
Mit einem bundesweiten Aktionstag protestieren<br />
Ärzte gegen das „Vorschaltgesetz“, das im<br />
Bundesrat behandelt wird. Sie befürchten sinkende<br />
Einkommen und eine Verschlechterung<br />
der Patientenversorgung.<br />
1999<br />
Die Bundesregierung unterstützt die WHO bei<br />
der Ansiedlung einer neu zu bildenden Abteilung<br />
des Europäischen Zentrums für Umwelt<br />
und Gesundheit in Bonn. Damit soll der Zusammenhang<br />
von Umwelt und Gesundheit herausgestellt<br />
werden.<br />
2000<br />
Die „Gesundheitsreform 2000“ für die gesetzliche<br />
Krankenversicherung (GKV) tritt in Kraft.<br />
Die Frage nach der Finanzierung des Gesundheitssystems<br />
bleibt in den folgenden Jahren ein<br />
zentrales Thema in der deutschen Innenpolitik.<br />
2001<br />
Die amerikanische Firma Advanced Cell Technology<br />
(ACT) hat nach eigenen Angaben den ersten<br />
menschlichen Embryo geklont.<br />
2002<br />
Das Fallpauschalengesetz erlaubt Krankenhäusern<br />
und Krankenkassen die freiwillige Vereinbarung<br />
von Fallpauschalen (DRG) und sieht<br />
ursprünglich eine Konvergenzphase bis 2007<br />
vor. Danach sollten alle Leistungen der Krankenhäuser<br />
unabhängig von der Verweildauer der<br />
Patienten im Krankenhaus abgerechnet werden.<br />
2003<br />
Um Krankenkassen vom Kostendruck zu entlasten,<br />
sieht das Gesundheitsmodernisierungsgesetz<br />
eine höhere Eigenbeteiligung der Krankenversicherten<br />
(Praxisgebühren, Einführung eines<br />
generellen Selbstbehalts etc.) vor.<br />
2004<br />
Die britische Regierung gibt dem Antrag zum<br />
Klonen menschlicher Embryonen statt, während<br />
in Europa um ethisch-moralische Fragen des<br />
Klonens gestritten wird.<br />
2005<br />
Barry James Marshall und J. Robin Warren<br />
erhalten den Nobelpreis für die Entdeckung des<br />
Heliocobacter pylori im Jahre 1982. Das Bakterium,<br />
das im menschlichen Magen vorkommt,<br />
ist für eine Reihe von Magenerkrankungen wie<br />
Gastritis und Magengeschwüre verantwortlich.<br />
Es gilt als ein Risikofaktor für die Entstehung<br />
von Magenkrebs.<br />
2006<br />
In Europa werden erstmals Fälle von H5N1infizierten<br />
Wildvögeln bekannt. Mehrere tote<br />
Schwäne werden auf Rügen gefunden, die mit<br />
der Vogelgrippe infiziert sind. Obwohl das Risiko<br />
des Übergangs der Infektion auf Menschen<br />
äußerst gering ist, wird es in der Öffentlichkeit<br />
lebhaft diskutiert.<br />
Ein erster Impfstoff der das Virus bekämpfen<br />
soll, das den Gebärmutterhalskrebs auslösen<br />
kann, kommt auf den Arzneimittelmarkt.<br />
2007<br />
Eine allgemeine Krankenversicherungspflicht<br />
wird ebenso durch das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz<br />
eingeführt wie der einheitliche<br />
Beitragssatz in der GKV ab 2009.<br />
Mit der Unterstützung weiter Bevölkerungsteile<br />
setzten angestellte Ärzte strukturelle Verbesserungen<br />
und höhere Einkommen für sich durch.<br />
2008<br />
Der Magdeburger Radiologe Prof. Dr. Jens Ricke<br />
setzt einen offenen Kernspintomographen<br />
(MRT) ein, um Tumorzellen zu behandeln. Dieser<br />
spezielle MRT ist als ein nach oben hin geöffneter<br />
Halbkreis konstruiert, der für das Operationsteam<br />
den Platz bietet, um unter Sichtkontrolle<br />
winzige Schläuche zu den Krebstumoren<br />
zu schieben. Durch die Schläuche werden<br />
Radiosonden direkt an die Metastasen in der<br />
Leber platziert.
1958–2008<br />
Vertrauen in die Zukunft<br />
31
Vertrauen in die Zukunft<br />
Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
<strong>Dortmund</strong><br />
D<br />
ie Geschichte des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
<strong>Dortmund</strong> (auch KK 7 genannt) beginnt im Wesentlichen<br />
1913 mit dem Beschluss des Knappschaftsvereins, zehn<br />
Knappschaftskrankenhäuser zu bauen, so auch in <strong>Dortmund</strong>.<br />
Zuvor, 1908, hatte bereits der Verband der <strong>Dortmund</strong>er Gemeinden<br />
Asseln, Brackel und Wickede ein Schreiben an den<br />
Knappschaftsverein in Bochum gerichtet, in dem er sich nach<br />
einem Baudarlehen für ein Krankenhaus erkundigte. 76 Von<br />
1912 bis 1914 pachtete die Knappschaft in <strong>Dortmund</strong>-(Alten)<br />
Derne ein Krankenhausgebäude und schließlich folgte 1914<br />
ein Beschluss zum Erwerb eines Grundstückes in <strong>Dortmund</strong><br />
am Nussbaumweg.<br />
Den weiteren Bauplanungen setzte zunächst die Weltwirt-<br />
schaftskrise und ab 1933 das Nationalsozialistische System<br />
ein vorläufiges Ende.<br />
Der Zweite Weltkrieg mit verheerenden Zerstörungen durch<br />
Bombenangriffe, denen auch die Hauptverwaltung der Ruhrknappschaft<br />
zum Opfer fiel, führte nach 1945 zunächst zum<br />
Wiederaufbau der beschädigten und zerstörten Gebäude der<br />
Ruhrknappschaft. In der unmittelbaren Nachkriegszeit gab<br />
es vielfache Probleme aufgrund unzureichender Existenzbedingungen<br />
(Wohnen, Essen, Kleidung), einer desolaten Situation<br />
der Volkswirtschaft mit allgegenwärtigen Mangelsituationen<br />
und einem politischen System, das sich erst langsam<br />
unter alliiertem Genehmigungsvorbehalt entwickelte.<br />
Im August 1945 erstattete der Regierungspräsident in Arnsberg<br />
dem Präsidenten im Staatshochbauamt Düsseldorf Bericht<br />
über die Krankenhaussituation in seinem Bezirk. Nachdem<br />
er die Ausmaße der Zerstörung allgemein geschildert<br />
hatte, ging er auf die Verhältnisse in den einzelnen Städten<br />
ein und kam zu dem Urteil: ... Schwierigkeiten bezüglich der<br />
35: <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> in <strong>Dortmund</strong>-Derne.<br />
36: Nachdem Kleingärtner das Baugrundstück der<br />
Knappschaft am Nussbaumweg nutzten, wurde<br />
zunächst ein Standort an der Brechtener Straße in<br />
<strong>Dortmund</strong> als Ausweichmöglichkeit erwogen. Unter<br />
dem Grundstück befanden sich jedoch Abbaufelder<br />
der Zeche Minister Stein, die Bergschäden befürchten<br />
ließen. Deshalb wurde Abstand von der Fläche in<br />
<strong>Dortmund</strong>-Kemminghausen genommen.<br />
35<br />
36<br />
33
Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />
37: Der Architekt des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
Hans Landgrebe 79 .<br />
38: Grundriss des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong>.<br />
Rechts (östlich) im Bild der Wieckesweg und<br />
oben (nördlich) der Brackeler Hellweg 82 .<br />
37<br />
38<br />
Unterbringung in Krankenhäusern bestehen<br />
vor allem in <strong>Dortmund</strong>, Bochum, Witten, Hagen<br />
umd Hamm ... Am ernstesten ist die Lage zweifellos<br />
in <strong>Dortmund</strong>.“ 72<br />
In dieser Zeit bestanden noch keine Vorstellungen<br />
darüber, ob und wann der Plan des<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> verwirklicht<br />
werden konnte. 72a<br />
Nachdem 1948 die Währungsreform auch die<br />
wirtschaftliche Erholung psychologisch begleitete73<br />
, stellte der Kurausschuss der Ruhrknappschaft<br />
in seiner Sitzung am 6. Oktober 1949<br />
– wie bereits vor dem Ersten Weltkrieg – fest,<br />
„dass die krankenhausmäßige Versorgung der<br />
Bevölkerung, insbesondere der knappschaftlich<br />
versicherten Bergleute, Rentner und ihrer Angehörigen<br />
im <strong>Dortmund</strong>er Raum sehr mangelhaft<br />
sei“ und möglichst bald verbessert werden<br />
müsse74 . Für ca. 500.000 Einwohner im Raume<br />
<strong>Dortmund</strong> waren nur 4078 Betten vorhanden, es<br />
fehlten rechnerisch 1312 Betten75 .<br />
Schon Ende 1949 sprach sich der Vorstand der<br />
Ruhrknappschaft dafür aus, mit den Vorbereitungen<br />
für den Neubau eines Krankenhauses in<br />
<strong>Dortmund</strong> zu beginnen.<br />
In der Grundstücksfrage tauchten die ersten<br />
Schwierigkeiten auf. Das 1914 erworbene<br />
Grundstück am Nussbaumweg war<br />
inzwischen an einen Gartenbauverein<br />
zur kleingärtnerischen Nutzung<br />
verpachtet worden. Es stand<br />
damit für den Bau eines Krankenhauses<br />
nicht mehr zur<br />
Verfügung, denn die Stadt <strong>Dortmund</strong> setzte sich<br />
für die Kleingärtner ein, da dort „große Werte<br />
vernichtet und darüber hinaus viele wirtschaftlich<br />
schwache Familien, die aus den Gärten<br />
einen Teil ihres Lebensunterhaltes deckten,<br />
geschädigt würden“ 76 . Andererseits wollte die<br />
Stadt das Bauvorhaben der Knappschaft nicht<br />
gefährden und bot einen Grundstückstausch<br />
an, nachdem auch kurzzeitig erwogen wurde,<br />
das Krankenhaus in <strong>Dortmund</strong>-Kemminghausen<br />
zu errichten77 . Schließlich wurde aber mit<br />
der Stadt <strong>Dortmund</strong> am 27. Februar 1951 der<br />
Tausch vom Nussbaumweg auf das jetzige ca.<br />
7,5 ha große Grundstück am Wieckesweg und<br />
Breierspfad verabredet. Bis zur Entscheidung<br />
benötigte die Stadt ein weiteres Jahr, da sie<br />
selbst das Grundstück noch erwerben musste.<br />
Zur Haupterschließung des Krankenhauses vom<br />
Wieckesweg wurde später noch ein Grundstück<br />
mit einer Fläche von 1.000 m2 hinzu gekauft.<br />
Die ab 1950 durchgeführte Vorplanung des<br />
Neubaus fiel in eine Zeit, in der es noch darum<br />
ging, Kriegsschäden mit bescheidenen, oft noch<br />
bezugscheinpflichtigen Baustoffen zu beseitigen.<br />
In der stationären Patientenversorgung der<br />
Krankenhäuser bestand ein Versorgungsnotstand.<br />
Es fehlten Finanzen, Betten und Behandlungseinrichtungen.<br />
Hinzu kam das fehlende<br />
Wissen um einen modernen Krankenhausbau.<br />
Während der Zeit der nationalsozialistischen<br />
Herrschaft wurden so gut<br />
wie keine Krankenhäuser gebaut.<br />
Es gab faktisch keine<br />
Weiterentwicklung<br />
im deutschen Kranken-
hausbau seit der Weltwirtschaftskrise von 1929.<br />
Erfahrene Krankenhausarchitekten gab es in der<br />
Nachkriegszeit kaum. Viele waren im Krieg geblieben<br />
oder hatten inzwischen die Altersgrenze<br />
erreicht. Der im Krankenhausbau erfahrene<br />
Leiter der Bauabteilung der Ruhrknappschaft<br />
Hans Landgrebe erreichte im März 1953 das 65.<br />
Lebensjahr und hätte dann aus Altersgründen<br />
ausscheiden müssen. Zunächst jedoch wurde<br />
unter seiner maßgeblichen Leitung am 12.<br />
Februar 1951 im Bauausschuss der Ruhrknappschaft<br />
ein vorläufiges Bauprogramm für den<br />
Krankenhausneubau in <strong>Dortmund</strong> besprochen.<br />
Die Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie/<br />
Geburtshilfe und eine Röntgenabteilung sollten<br />
in dem Haus vertreten sein. Weil ein Zugang<br />
vom Wieckesweg, der damals noch Wicksweg79 hieß, noch nicht gesichert war, wurde zunächst<br />
an eine Hauptzufahrt über den Breierspfad<br />
gedacht. Zur Gliederung des Baukörpers gab es<br />
unterschiedliche Vorstellungen. Architekt Hans<br />
Landgrebe empfahl eine achtgeschossige Hochhauslösung<br />
in T-Form. Architekt Clemens Lohn,<br />
Landgrebes zunächst designierter Nachfolger,<br />
schlug einen elfgeschossigen Bau in Y-Form<br />
vor. Gegen die Y-förmige Vorplanung erhob<br />
die Bauordnungsbehörde der Stadt <strong>Dortmund</strong><br />
starke Bedenken. Daraufhin beauftragte der<br />
Vorstand Landgrebe mit der Vorplanung, so<br />
dass bei der Vorstandssondersitzung am 2. 5.<br />
1952 der Neubau endgültig beschlossen und der<br />
Kostenrahmen genehmigt wurde80 .<br />
Im Juni 1953 begannen die Arbeiten zur Geländeregulierung.<br />
Die überschlägigen Kosten für den<br />
Neubau ohne Grunderwerb und Einrichtungen<br />
wurden auf 17,5 Millionen DM geschätzt. Der<br />
Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />
Landesarbeitsminister fürchtete Probleme bei<br />
der Finanzierung der Maßnahme, da der Steinkohlebergbau<br />
an der Ruhr seit 1950 zunehmend<br />
durch billigere Exportkohle unter strukturellen<br />
Druck geriet, der lediglich durch den Nachfrageboom<br />
aufgrund der Korea-Krise überdeckt<br />
wurde81 . Die Abrechnung der Baumaßnahme im<br />
Jahr 1958 lag bei 25,5 Millionen DM82 .<br />
Über die Planung des Bettenhauses gab es zahlreiche<br />
Diskussionen innerhalb der Knappschaft,<br />
auf deren Entscheidungen externe Gutachter<br />
und Genehmigungsbehörden einwirkten. Den<br />
Entscheidungen der Selbstverwaltung waren<br />
im Bauausschuss ausführliche Diskussionen<br />
insbesondere zum Bettenhaus und zur Lage der<br />
Kochküche vorausgegangen. Zur endgültigen<br />
Planung des Bettenhauses war es notwendig,<br />
den Standort der Küche festzulegen. Die erarbeitete<br />
Lösung, die Küche im obersten Geschoss<br />
des zentralen Mittelbaues auszuweisen bildete<br />
ein Novum mit mehr Vor- als Nachteilen.<br />
Vorteile: Die Speisen wurden über zwei Versorgungsaufzüge<br />
kurzwegig und kreuzungsfrei<br />
direkt in die Stationsküchen gefördert und<br />
innerhalb der Stationen portioniert und verteilt.<br />
Die Verbreitung von Küchengerüchen innerhalb<br />
des Hauses wurde vermieden.<br />
Nachteil: Die Gemüsevorbereitung verblieb im<br />
Untergeschoss im Bereich der Anlieferung um<br />
Aufzugskapazitäten für unnötige Entsorgungstransporte<br />
zu sparen.<br />
Die Angebote externer Firmen geputztes Gemüse<br />
direkt zur Hauptküche zu liefern, hoben die<br />
39: Vorstand der Ruhrknappschaft 1958 86 .<br />
40: Die „Hauptküche“, hier noch mit Oberlichtern in<br />
der Decke, war über zwei Aufzüge mit den Stationen<br />
verbunden, wo eine Portionierung der Mahlzeiten<br />
erfolgte 83 .<br />
39<br />
40<br />
35
Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />
41: Die „Fächer“ des Bettenhauses im Bauteil A bis<br />
C sind in den unteren Stockwerken 1955 bereits<br />
ausgemauert. In den oberen Stockwerken ist das noch<br />
„nackte“ Stahlbetonskelettfachwerk zu sehen.<br />
42: Zweibettzimmer 1958 84<br />
43: Vierbettzimmer 1958 85<br />
41<br />
42<br />
43<br />
anfänglichen Nachteile der räumlichen Trennung<br />
bald auf. Die Gemüseputzräume konnten<br />
anderen Nutzungszwecken zugeführt werden.<br />
Kochen am Band und die zentrale Portionierung<br />
bildeten in den fünfziger Jahren noch nicht die<br />
Grundlage der Speiseversorgung. Die ursprüngliche<br />
großzügig bemessene Küchenplanung<br />
gestattete es, problemlos die Kochküche umzurüsten<br />
und Kochen am Band mit zentraler<br />
Portionierung im Tablettsystem einzuführen.<br />
Die vorhandenen Versorgungsaufzüge zwischen<br />
Koch- und Stationsküchen boten sich später<br />
zur Umrüstung an und konnten dem Aufzugsknoten<br />
zugeordnet für die Versorgung als<br />
Mehrzweckaufzug einer besseren Auslastung<br />
zugeführt werden.<br />
Rasch fiel die Entscheidung über das Heizungs-<br />
system. Anstelle der damals üblichen Radiato-<br />
renheizung wurde die in Stahlbeton einbeto-<br />
nierte Deckenstrahlungsheizung gewählt. Dieses<br />
System bietet durch wesentlich geringere Staubverwirbelung<br />
eine bessere Hygiene, allerdings bei<br />
größerer Regelungsträgheit. Aber nicht nur bei<br />
der Heizung suchte man neue Wege. So erhielten<br />
alle Patientenzimmer Kleiderschränke – in der<br />
Nachkriegszeit noch nicht selbstverständlich –<br />
in denen die Patienten ihre Straßenkleidung und<br />
persönlichen Utensilien unterbringen konnten.<br />
Üblich war es durchaus noch die Straßenkleidung<br />
von der Aufnahme bis zur Entlassung in<br />
einem zentralen Depot zu lagern.<br />
Erörtert wurde auch, ob auf die Fassadenausmauerung<br />
verzichtet und dass Stahlbetonskelettfachwerk<br />
in voller Breite und Höhe<br />
sichtbar in Glas zu öffnen sei. Ferner ob bei<br />
einer Ausmauerung, die Fassade verputzt oder<br />
verklinkert werden sollte. Das nebenstehende<br />
Foto des Bettenhauses Bauteil A, B, und C stellt<br />
die Unterschiede anschaulich dar.<br />
Die Gutachter hielten die Fensterflächen für zu<br />
klein. Architekt Landgrebe hielt die Fenstergrößen<br />
für Patienten die in ihrem Zustand ein ausgewogenes<br />
Verhältnis zu Licht und Luft, aber<br />
keine Lichtüberflutung suchen, für angemessen.<br />
Er konnte die Selbstverwaltung überzeugen.<br />
Diese Auffassung hat sich bis heute nicht<br />
geändert.<br />
Selbst die Anzahl der Toiletten wurde diskutiert.<br />
Im Protokoll des Bauausschusses hieß es dazu:<br />
„Der Bauausschuss weist darauf hin, dass die<br />
Anzahl von drei Toilettenanlagen je Station<br />
reichlich bemessen ist“. Die damaligen Bauvorschriften<br />
sahen nur zwei WCs bei der geplanten<br />
Stationsgröße vor.<br />
Nachdem zunächst 50 bis 52 Betten pro Station<br />
überlegt wurden, waren bald 35 Betten je<br />
Station konsensfähig. Mit der verringerten Bettenzahl<br />
pro Station war die Hoffnung auf eine<br />
optimale Flexibilität bei der Bettenbelegung, es<br />
gab noch eine strikte Trennung von Männern<br />
und Frauen auf den Stationen, verbunden. Wie<br />
viele Betten jedoch in einem Zimmer stehen<br />
sollten, war umstritten. Wie bescheiden in der<br />
frühen Nachkriegsphase die Ansprüche waren,<br />
zeigt das Sitzungsprotokoll des Bauausschusses<br />
vom 12. 2. 1951. Dort heißt es: „Die Einrichtung<br />
von besonderen Beamten- und Privatstationen<br />
kann unterbleiben, weil sämtliche Krankenzimmer<br />
für nur drei Betten vorgesehen sind.“ Selbst
das Dreibettzimmer entsprach Anfang 1951 noch<br />
einem hohen Standard, der angestrebt wurde.<br />
Üblich waren zu Beginn der 50er Jahre oft noch<br />
große Krankensäle, die eine Station bildeten. So<br />
empfahl das Institut für Krankenhausbau der<br />
Technischen Universität Berlin Drei- und Vierbettzimmer<br />
für das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong>. Die Anregung des Instituts bei einer<br />
Stationsgröße von 35 Betten Drei- und Vierbettzimmer<br />
vorzusehen, führte am 6. 10. 1952 zur<br />
erneuten Diskussion im Bauausschuss.<br />
Um den Vorteil der geringeren Krankenzimmertiefe<br />
bei Zweibettzimmern gegenüber dem<br />
Nachteil der größeren Tiefe bei Dreibettzimmern<br />
zu gewinnen, empfahl der Ausschuss<br />
einen weiteren Grundriss zum Vergleich mit<br />
ausschließlicher Zweibettzimmertiefe erarbeiten<br />
zu lassen. Der Bauausschuss stellt fest, dass<br />
die Forderung von Bettenzimmern gleicher Größe<br />
und Ausstattung dem Charakter des Hauses<br />
als Bergmannskrankenhaus in bester Weise<br />
entspricht. Die Unterbringung soll grundsätzlich<br />
gleichwertig sein. Am 7.11.1952 empfahl der<br />
Ausschuss sogar für die Krankenstationen nur<br />
noch Zwei- und Einbettzimmer vorzusehen.<br />
Gegen diese Lösung wandte sich das Staatshochbauamt<br />
Düsseldorf in einer Stellungnahme,<br />
die der Ruhrknappschaft als Erlass des<br />
Arbeitsministeriums zuging. Den Kompromissvorschlag<br />
des Architekten Landgrebe übernahm<br />
der Bauausschuss und schlug dem Vorstand pro<br />
Station 4 Zimmer mit 4 Betten, 8 Zimmer mit 2<br />
Betten und 1 Zimmer mit einem Bett vor.<br />
Die zur Beratung hinzugezogenen Chefärzte<br />
stimmten dem Kompromissvorschlag zur Bettenverteilung<br />
zu. Für die nach Norden ausgewie-<br />
Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />
senen OP-Räume lehnten sie aus hygienischer<br />
Sicht Klimaanlagen ab und empfahlen es bei<br />
Spezial-Lüftungsfenstern (System Garny) zu<br />
belassen.<br />
Nachdem bereits im Juni 1953 mit den Arbeiten<br />
zur Geländeregulierung begonnen wurde,<br />
konnte dem Bauausschuss am 1. 2. 1954 – nach<br />
zweijährigem Vorlauf – der endgültige Entwurf<br />
und Kostenvoranschlag für das Bettenhaus vorgelegt<br />
werden. Dabei wurden die Anregungen<br />
und Bedenken der Genehmigungsbehörden<br />
ebenso berücksichtigt wie die neue Polizeiverordnung<br />
für Bau und Errichtung von Krankenhäusern<br />
sowie die Richtlinien für Hochhäuser.<br />
Der Entwurf sah für die beiden Bettenflügel in<br />
7 Geschossen nun endgültig 14 Stationen mit<br />
je 33 Betten in der Mischung von Vier-, Zwei- u.<br />
einem Einbettzimmer insgesamt 462 Betten<br />
vor. Die Planungen umfassten die Einrichtung<br />
folgender Stationen Chirurgie/Orthopädie<br />
(6 Stationen), Innere Medizin (5 Stationen),<br />
Geburtshilfe/Gynäkologie (2 Stationen) und eine<br />
Strahlenstation.<br />
Mit den Stahlbetonarbeiten für das Bettenhaus<br />
wurde im März 1955 begonnen. Zuvor wurde<br />
im Juni 1954, aber schon das Angestelltenhaus<br />
am Breierspfad bezugsfertig und diente dem<br />
Planungs- und Baustab zunächst als Büro.<br />
Geplant und gebaut wurde der Krankenhauskomplex<br />
in sechs Bauabschnitten. Dabei liefen<br />
die Planungen, Beschlussfassungen, Genehmigungen,<br />
Roh- und Ausbauarbeiten der einzelnen<br />
Bauabschnitte nacheinander und teilweise auch<br />
parallel. Einerseits konnte durch dieses schritt-<br />
44: Das Fundament für die Stationen im westlichen<br />
Bettenhaus.<br />
45: Das sog. „Angestelltenwohnhaus für 4 verheiratete<br />
Krankenhausangestellte“ wird heute noch von Krankenhausmitarbeitern<br />
bewohnt und diente 1954 dem<br />
Planungs- und Baustab als Bürohaus.<br />
46: Willi Krampe (rechts) wurde im November 1956<br />
erster Bauleiter für das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong>. Die Oberleitung oblag Hans Landgrebe<br />
(links).<br />
44<br />
45<br />
46<br />
37
Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />
47: Bauteil A, B und C, das „Bettenhaus“ 1955.<br />
48: Bis zum Frühjahr 2004 stand das Haus des ehemaligen<br />
Ärztlichen Direktors am Breierspfad. Es war<br />
nicht mehr wirtschaftlich zu sanieren und wich einem<br />
Parkplatz.<br />
49: Bleistift, Papier, Radiergummi, Tusche und Feder,<br />
Rechenschieber, Maßstab und eine moderne Schreibmaschine<br />
(im Vordergrund ) waren die Arbeitsgeräte<br />
der Bauleitung.<br />
50: Sog. „Kesselhaus“. In dem Technikgebäude befinden<br />
sich verschiedene Werkstätten und die Energiezentrale<br />
des Krankenhauses. 88<br />
51: Mit Fahnen war das Haus im Jahr der offiziellen<br />
Eröffnung geschmückt. 89<br />
47<br />
weise Vorgehen immer noch versucht werden,<br />
sich an den aktuellsten Stand der Technik<br />
heranzuarbeiten. Andererseits wurde damit<br />
nachträglich ein Konflikt mit dem Bundesrechnungshof<br />
umgangen, denn zum Zeitpunkt der<br />
Inbetriebnahme betrug die gesamte Grundfläche<br />
des Krankenhauses 36.160 m2 (BGF) und damit<br />
72,3 m2 pro Bett. Diese Fläche lag erheblich<br />
über den Förderrichtlinien des Jahres 1954, die<br />
ca. 48,0 m2 pro Bett vorsahen. Der erhebliche<br />
Unterschied gab dem Bundesrechnungshof<br />
nach Fertigstellung Anlass zur Kritik. Da die<br />
Neubauplanung vor 1954 in Teilabschnitten<br />
begann und auch so genehmigt wurde, griffen<br />
die Förderungsbestimmungen bei Vorlage der<br />
Einzelmaßnahmen für das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
noch nicht. Die Prüfbemerkungen beschränkten<br />
sich daher auf einzelne Anregungen.<br />
Nachdem bereits mit der Ausfachung des<br />
Stahlbeton-Skelettbaus mit Ytongmauerwerk<br />
begonnen wurde, legte am 22. September 1955<br />
der Vorstand der Ruhrknappschaft verbunden<br />
mit einem Richtfest für das Bettenhaus den<br />
Grundstein für das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />
In der Grundstein-Urkunde aus dem Jahre<br />
1955 heißt es unter anderem: „Wir hegen die<br />
Hoffnung, dass die gespannte politische Lage<br />
der Gegenwart sich einmal entwirren und uns<br />
letztlich einen dauerhaften Frieden bringen<br />
wird, damit der Bau von Bestand sei ... und<br />
seiner Bestimmung gemäß viele Jahrzehnte den<br />
leidenden und kranken Menschen eine Stätte<br />
der Hoffnung und Heilung sei.“ Diese Urkunde,<br />
die Tageszeitungen vom 22. 9. 1955 und eine<br />
Quittung fanden sich 2003 auf einem Antiquitätenmarkt<br />
in Dorsten wieder. Offensichtlich<br />
hatten drei Jahre nach der Grundsteinlegung<br />
Steinmetze die dem Grundstein beigefügten<br />
Münzen entnommen und eine „Quittung“ über<br />
8,86 DM (Wert aller Hartgeldmünzen in der DM-<br />
Zeit) beigelegt. Die Quittung endet mit dem<br />
Hinweis an alle „Nachfahren“, dass, falls diese<br />
noch Bier trinken wollen, „das Bier nun selbst<br />
bezahlen“ müssten.<br />
Bei der Grundsteinlegung nahm der Vorstand<br />
den Stand der Bauausführungen zur Kenntnis:<br />
Im Bettenhaus ist nach Beendigung der Stahlbetonarbeiten<br />
mit der Ausmauerung begonnen<br />
worden. Die Erdarbeiten des Nordflügels, in dem<br />
im 10. Geschoss die Küche geplant wurde, sind<br />
abgeschlossen und mit den Fundamentierungsarbeiten<br />
wurde begonnen.<br />
Seit Anfang 1953 bemühte sich Hans Landgrebe<br />
den Architekten Willi Krampe auf Zeit aus der<br />
Bauabteilung auszulösen, um ihn für die Bauleitung<br />
und Planung in <strong>Dortmund</strong> einzusetzen.<br />
Erst mit der personellen Ablösung der bis 1956<br />
für den Rohbau zuständigen Bauleitung konnte<br />
er seine Forderung durchsetzen. Willi Krampe<br />
ist im November 1956 mit der Aufgabe des 1.<br />
Bauleiters im Baustab <strong>Dortmund</strong> beauftragt<br />
worden und war unter der Oberleitung von Hans<br />
Landgrebe auch für die Ausführungsplanung<br />
verantwortlich. Es galt, nach einer Bestandsaufnahme<br />
nun die bereits genehmigten<br />
Teilbaumaßnahmen zu einer für den Ausbau<br />
notwendigen Abstimmung zusammenzuführen.<br />
Im November 1956 stellte Willi Krampe zur<br />
Planung und Bauausführung fest:<br />
„Der 1. Bauabschnitt – Bettenhaus (Bauteile<br />
A, B, C) – ist seit August 1955 im Rohbau fertig
gestellt. Der 2. Bauabschnitt – Versorgungs- und<br />
Behandlungstrakt (Bauteil D und E) – ist seit<br />
Juni 1956 mit Abschluss der Stahlbetonarbeiten<br />
rohbaufertig. Für den 3. Bauabschnitt – Behandlung<br />
OP/Ambulanzen (Bauteil F) – liegt im September<br />
1956 der Kostenvoranschlag vor; mit<br />
den Stahlbetonarbeiten wurde vorzeitig schon<br />
im Frühsommer 1956 begonnen. Der 4. Bauabschnitt<br />
– Kesselhaus – befindet sich noch in<br />
der Rohbauphase, die Montage der Heizkessel<br />
steht vor dem Abschluss. Der 5. Bauabschnitt<br />
– Wäschereigebäude und Prosektur – befindet<br />
sich noch in der Detailplanung, der Kostenvoranschlag<br />
ist noch nicht erstellt, der Vergabevorschlag<br />
für die Erdarbeiten liegt vor, die Rohbauausführung<br />
ist noch nicht beauftragt. Für den 6.<br />
Bauabschnitt – Wohnhaus für Schwestern und<br />
Hausmädchen – liegt der Kostenvoranschlag<br />
seit Juni 1956 vor, mit der Rohbauausführung ist<br />
bereits begonnen. Für das Wohnhaus für ledige<br />
Ärzte liegt die Planung vor, die Rohbauarbeiten<br />
sind noch nicht vergeben.<br />
Ein Neubau für vier Chefärztewohnungen<br />
ist noch ungeklärt, es gibt noch erheblichen<br />
Diskussionsbedarf sowohl über die Zahl der<br />
Wohnungen als auch über den anzubietenden<br />
Standard.<br />
Bis Juni 1956 sind für die bis dahin ausgeführten<br />
Rohbauarbeiten insgesamt Zahlungen in<br />
Höhe von 5.000.000 DM geleistet. Der Betrag<br />
entspricht weniger als 25 % der Gesamtbaukosten.<br />
In den nächsten 18 Monaten werden also<br />
kostenmäßig noch 75 % des Gesamtbauvolumens<br />
in Detailplanungen, Ausschreibungen und<br />
Ausführungen abzuarbeiten sein.“ 87<br />
Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />
Die Idee eines Wohnhauses für Chefärzte wurde<br />
1957 verworfen. An deren Stelle trat ein Haus für<br />
den ärztlichen Direktor.<br />
Während der Bau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
durch eine sehr sachliche, funktionale<br />
und moderne Architektur gekennzeichnet ist,<br />
zeichnete sich Willi Krampe durch eine sehr moderne<br />
Bauleitung aus. Den jungen Planern und<br />
Bauingenieuren überließ er eigenverantwortlich<br />
einzelne Ausbauabschnitte. Anstehende<br />
Fragen wurden täglich besprochen und einmal<br />
wöchentlich in großer Runde mit dem Seniorchef<br />
abgestimmt, um Ideen und Erfahrungen zu<br />
vereinen.<br />
Am 13. Oktober 1956 besichtigt der Bauausschuss<br />
die Baustelle des Krankenhausneubaues,<br />
insbesondere das Kesselhaus. Von einer erwogenen<br />
Tieferlegung des Kesselhauses nahm der<br />
Bauausschuss wieder Abstand. Gebaut wurde<br />
nun eine Grube, in der der mit LKWs angelieferter<br />
Koks gekippt wurde. Eine Baggerschaufel<br />
transportierte dann den Koks in die über den<br />
Heizkesseln angeordneten Behälter. Die Heizung<br />
wurde später auf Anthrazitkohle umgestellt.<br />
Eine Schneckenförderanlage beförderte die<br />
Kohle zu den Heizkesseln. Ab 1990 erfolgte<br />
die Wärmegewinnung aus Gas. Im Jahr 2008,<br />
dem Jahr mit immensen Energiekostensteigerungen,<br />
begannen Planungen für ein Blockheizkraftwerk,<br />
das mit Gas und zusätzlich in den<br />
Verbrauchsspitzen mit Öl betrieben wird. Ein<br />
hoher Wirkungsgrad der Energieausnutzung, die<br />
Verminderung des Treibhausgases CO2 begründeten<br />
die Idee zum Umbau der Heizungsanlage.<br />
Vom Herbst des Jahres 1956 bis zum Frühjahr<br />
48<br />
49<br />
50<br />
51<br />
39
Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />
52: Die Unterkünfte und die Kantine, nicht nur für<br />
Bauarbeiter, standen während der Bauzeit im Bereich<br />
des jetzigen Krankenhausparks.<br />
52<br />
1958 erfolgte der Innenausbau und der Einbau<br />
der Betriebseinrichtungen. Zu den allgemeinen<br />
Heizungs-, Lüftungs-, Wasser-, Stark- und<br />
Schwachstrom-Installationen kamen die<br />
medizinisch-technischen Apparate für Sterilisation,<br />
Röntgen, Labors und Bäder und die Wirtschaftsanlagen<br />
der Hauptküche und Wäscherei.<br />
310.000 Meter Starkstromleitungen, 190.000<br />
Meter Schwachstromleitungen, 63.000 Meter<br />
Heizregister, 12.000 Meter Abflussrohre sowie<br />
50.000 Meter Dampf- und Wasserleitungen<br />
wurden in den Neubau eingebaut.<br />
Am 12. Februar 1957 tagte der Bauausschuss in<br />
der Bauleitung in <strong>Dortmund</strong> und begutachtete<br />
die im 1. Obergeschoss probeweise eingerichteten<br />
Patientenzimmer einschließlich der<br />
Einrichtungsgegenstände. Ein Jahr später, am 21.<br />
April 1958, wurden die Betten der Chirurgischen,<br />
Medizinischen, Strahlen-, Gynäkologische und<br />
geburtshilflichen Abteilung im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
erstmals belegt. Erster Patient war<br />
der Bergmann Johann Jungteufel aus Lünen. Die<br />
offizielle Einweihung des Hauses wurde am 11.<br />
Juli 1958 gefeiert90 .<br />
In der Hauptbauphase waren zwischen 800 und<br />
1.000 Bauarbeiter gleichzeitig auf der Baustelle<br />
tätig und zwei nette Episoden die aus der Zeit<br />
überliefert sind, zählen auch zur Geschichte des<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong>.<br />
Auf dem Gelände südlich des Bettenhauses<br />
standen noch Unterkunftsbaracken und eine<br />
Kantine. Die Unterkunftsbaracken wurden gern<br />
als kostenlose Unterkunft für die im Ausbau<br />
tätigen Bauarbeiter genutzt und hatten in der<br />
Kantine auch einen geschätzten und angenehmen<br />
Treffpunkt mit langen, oft auch mit<br />
sehr langen nächtlichen Veranstaltungen.<br />
Die Kantine war auch bei den Baufirmen beliebt,<br />
konnten sie hier auf der Baustelle Aquisition<br />
betreiben. Der barähnliche Betrieb auf der Baustelle,<br />
heute gar nicht mehr vorstellbar, musste<br />
damals gegen erhebliche Widerstände, aber mit<br />
guten Gründen geschlossen werden.<br />
Ein weiteres im Nachhinein zum Schmunzeln<br />
neigendes Geschehen bestand in der Art und<br />
Weise, wie Briefe geschrieben wurden. Es gab<br />
nur einfache mechanische Schreibmaschinen.<br />
Sekretärinnen benutzten damals Kohlepapier,<br />
um Durchschläge gleichlautender Schreiben anzufertigen.<br />
Sicher keine formvollendeten Schreiben,<br />
aber in der relativ anspruchslosen Zeit der<br />
frühen 50er Jahre gab es noch keine elektrischen<br />
Schreibmaschinen, Computer mit Druckern oder<br />
elektronische Kopierer. Es störte die Nachbarn<br />
des Krankenhauses nicht, ein Schreiben als<br />
„Durchschrift“ zu bekommen, in dem es um die<br />
neue Einmessung an der Ostgrenze des Grundstücks<br />
ging. Einer der Nachbarn war ein gerade<br />
aus dem Kabinett ausgeschiedener Bundesminister<br />
mit sehr guten Kontakten zur Bundesknappschaft.<br />
Er erhielt ausgerechnet einen<br />
dritten oder vierten Durchschlag des Schreibens<br />
und hatte wenig Verständnis für die Briefkopie,<br />
als auch für die Bitte, sein Grundstück auf der<br />
von einem Vermessungsingenieur abgesteckten<br />
Grenzlinie zu korrigieren und neu einzufrieden.<br />
Das von ihm anberaumte Gespräch endete sehr<br />
kurz mit dem Hinweis, dass seine Gesprächspartner<br />
nicht die Bauleitung, sondern der<br />
Vorstand der Ruhrknappschaft sei. Die Befürch-
tung, dass dieser Fauxpas nun eine längere<br />
Unterbrechung auslösen könnte, zerschlug sich<br />
schnell. Der für die Arbeiten zuständige Polier,<br />
ehemaliger hoher Berufsoffizier der Wehrmacht,<br />
wollte bald wieder zur Bundeswehr und pflegte<br />
schon längere Zeit den Kontakt zur Frau des<br />
Ministers a.D. über „den Zaun“. So gelang es<br />
ihm, die Einfriedung termingerecht zu Ende zu<br />
führen; bald nach Fertigstellung der Arbeiten<br />
wurde er über seinen kurzen Dienstweg wieder<br />
Offizier der Bundeswehr.<br />
In den ersten zehn Jahren des Bestehens des<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es wurden 104.498<br />
Patientinnen und Patienten behandelt. Der Anteil<br />
der knappschaftlich Versicherten ging stetig<br />
zurück. Kamen 1958 58 % aller Patienten aus<br />
Bergbaufamilien, waren es 1978 nur noch 28 %.<br />
Ihre durchschnittliche Krankenhausverweildauer<br />
betrug 17,5 Tage. Zwischen 1958 und 1967<br />
erfolgten 518.000 ambulante Behandlungen, davon<br />
rund 30 % in der Röntgenabteilung einschl.<br />
Diagnostik, Therapie und Nuklearmedizin.<br />
Während dieses Zeitraumes nahm das Haus<br />
70,6 Mio. DM ein und verausgabte 76,8 Mio.<br />
DM91 . 1958 erhielt ein Chefarzt etwa 1.300 Mark<br />
brutto im Monat. 92 Eine Krankenschwester verdiente<br />
zur gleichen Zeit rund 160 Mark monatlich<br />
netto. Betrug der Preis für das Patientenbett<br />
1958 je Tag 13 Mark stieg der Preis bis 1978 auf<br />
150,25 Mark93 . Innerhalb des Hauses gab es zahlreiche<br />
Sparappelle. Insbesondere Energieeinsparmaßnahmen<br />
wurden schon in den ersten<br />
Jahren des Hauses diskutiert.<br />
Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />
1958 wurden 58 Stunden (ab 1.10.1961: 48 Stunden)<br />
in der Woche gearbeitet und es waren 250<br />
Beschäftigte, darunter 34 Ärzte im Krankenhaus<br />
tätig. Die Beschäftigtenzahl verdoppelte sich<br />
bis 1978 auf 503 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Im Jahr 2008 waren rund 890 Personen im<br />
Krankenhaus tätig, unter ihnen 110 Ärzte, 450<br />
Personen in der Pflege sowie 290 Personen im<br />
Bereich Hauswirtschaft, Handwerk und Verwaltung.<br />
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />
wurde baulich ständig durch den Krankenhausträger<br />
unter der Leitung der Bauabteilung<br />
weiterentwickelt, die von Hans Landgrebe<br />
(1930–1953), Hans Remele (1953–1963), Willi<br />
Krampe (1963–1980) und Arno Jany (1980–1995)<br />
geleitet wurde. Elisabeth Lause ist seit 1995 bis<br />
heute Leiterin des Baubereichs. In der Amtszeit<br />
der Krankenhausverwaltungsdirektoren Wilhelm<br />
Lebrecht und Hugo Weimann ging es darum,<br />
mehr Fläche zu gewinnen, um den Patientinnen<br />
und Patienten einen hohen Komfort während<br />
ihres Krankenhausaufenthaltes zu bieten.<br />
Andererseits beansprucht die moderne und expandierende<br />
Medizintechnik stetig mehr Fläche.<br />
Zudem war es das Bestreben, den Patienten ein<br />
freundliches modernes Gebäude zu bieten, in<br />
dem sie sich wohlfühlen können. Im Folgenden<br />
beschreibt die Leitende Baudirektorin, Frau<br />
Elisabeth Lause, die bauliche Entwicklung des<br />
Hauses nach der Inbetriebnahme.<br />
41
Der Neubau des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong><br />
53<br />
54<br />
55<br />
56<br />
53 bis 57: Zwischen 800 und 1.000<br />
Handwerker, Techniker und Architekten<br />
arbeiteten über drei Jahre auf<br />
der Baustelle am Wieckesweg um das<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />
zu errichten. Die Bauarbeiten am<br />
Krankenhaus begannen mit der Errichtung<br />
des Bettenhauses, das aus Beton<br />
gegossen und dann verkleidet wurde.<br />
57
1. Die bauliche Entwicklung des<br />
Krankenhauses 1958 bis heute<br />
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />
gehörte 1958 zu den ersten neuen Krankenhaus-Nachkriegsbauten<br />
in der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Vergleichbare Objekte<br />
gab es nur im Ausland, insbesondere in der<br />
Schweiz, in Schweden, Finnland und den USA.<br />
Die Architekten standen also vor der großen<br />
Herausforderung, neue, zukunftsträchtige<br />
Krankenhaus-Konzepte zu entwickeln. Die Krankenhausanlage<br />
in <strong>Dortmund</strong> bestand aus dem<br />
Hauptgebäude, dem Kesselhaus, der Wäscherei<br />
und Wohnhäusern. Der Rückblick konzentriert<br />
sich auf das zwölfgeschossige Hauptgebäude.<br />
Die T-förmige Anlage ermöglichte die niveaugleiche<br />
Verbindung zwischen dem Pflegebereich<br />
und den dazugehörigen Behandlungseinheiten.<br />
Im Kreuzungspunkt der Bauteile liegt der<br />
zentrale Verkehrsknoten. Hier befinden sich das<br />
Haupttreppenhaus und vier Aufzugsanlagen. An<br />
das Bettenhaus schließt der siebengeschossige<br />
Funktionstrakt an, in dem Behandlungs-, Verund<br />
Entsorgungseinrichtungen untergebracht<br />
sind.<br />
Strukturelle, ablauforganisatorische, wirt-<br />
schaftliche, krankenhaushygienische, baulich<br />
technische und medizintechnische Entwicklungen<br />
erforderten kontinuierlich bauliche<br />
Veränderungen. In den Jahren 1962 - 1972 ließen<br />
sich zusätzliche Funktionsstellen wie die Hochvolttherapie,<br />
Radiumtherapie, Isotopentherapie,<br />
Funktionsdiagnostik, Röntgendiagnostik, Intensivpflegestation,<br />
Zentralsterilisation und die<br />
Neuordnung der OP-Abteilung noch innerhalb<br />
Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />
des Bestandes realisieren. Erste bauliche Erweiterungen<br />
erfolgten dann 1989. Rückblickend<br />
zeigt sich, dass, insbesondere die Pflege- und<br />
Behandlungsbereiche häufiger Anpassungen<br />
an veränderte Rahmenbedingungen erfahren<br />
haben.<br />
Die Bettenzahl des Krankenhauses hat sich in<br />
den vergangenen 50 Jahren nur geringfügig<br />
verändert, und zwar von 507 auf aktuell 451<br />
Betten. Das siebengeschossige langgestreckte<br />
Bettenhaus besteht aus dem Erschließungskern<br />
in der Mittelachse und zwei Gebäudeflügeln.<br />
Jeder Flügel nahm zunächst pro Ebene 33 Betten<br />
auf; die sich auf ein Einbettzimmer, acht Zweibettzimmer-<br />
und vier Vierbettzimmer, jeweils<br />
Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />
ohne Sanitärzonen, verteilten. Funktionsräume<br />
wie Schwesternstützpunkte, Arzt-, Untersuchungs-,<br />
Patientenaufenthalts-, Spül-, zentrale<br />
Sanitärräume und Stationsbäder ergänzten<br />
das Programm. Extrem niedrig war für heutige<br />
Verhältnisse der „Sanitärstandard“ mit drei<br />
WC-Anlagen pro Station. Die Belegung erfolgte<br />
nach Geschlechtern getrennt in so genannten<br />
„Männer- und Frauenstationen“.<br />
In der Gebäudeachse befanden sich großzügige,<br />
nach Süden orientierte Aufenthaltsbereiche,<br />
mit vorgelagerter Loggia, die schöne Ausblicke<br />
in die weitläufige Parkanlage ermöglichten. Die<br />
Zwei- und Vierbettenzimmer waren ebenfalls<br />
nach Süden orientiert. Den Räumen im Erdge-<br />
Bauliche Entwicklung<br />
Das Krankenhaus aus dem Jahre 1958<br />
wurde kontinuierlich erweitert.<br />
Linearbeschleuniger (1)<br />
Neuordnung OP-Abteilung (2)<br />
Anbau Nasszellen (3)<br />
Anbau Bauteil E (4)<br />
Anbau Café (5)<br />
Facharztzentrum (6)<br />
43
Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />
Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />
schoss ist, als besonderes Komfortelement, eine<br />
Terrasse vorgelagert. Alle Funktionsräume und<br />
das Einbettzimmer orientierten sich zur Nordseite.<br />
Zwei Stichflure, die jeweils in einer Loggia<br />
mündeten, gliederten die langgestreckten Flure<br />
und damit auch die Fassade.<br />
Erste bauliche Veränderungen erfolgten in den<br />
80er Jahren. Zunächst waren vorrangig zusätzliche<br />
Sanitäranlagen und Funktionsräume<br />
gefordert, also mussten die Stichflure ersatzlos<br />
entfallen. Ursprünglich lagen am zentralen Verkehrsknoten<br />
Aufzüge für die Speisentransporte.<br />
Sie verbanden die Küche im 7. Obergeschoss mit<br />
den einzelnen Stationsküchen. Zunehmende<br />
Transporte erforderten den Austausch gegen<br />
Ver- und Entsorgungsaufzüge, die nunmehr<br />
58–60: An der Rückseite des Krankenhauses entstand<br />
direkt hinter dem Haupteingang der erste Krankenhauserweiterungsbau<br />
der von der Strahlentherapie<br />
genutzt wurde. 94<br />
58 59 60<br />
zur Verkehrshalle orientiert sind. Der Schwesternstützpunkt<br />
wanderte in die Stationsmitte<br />
inklusive einer verkleinerten Teeküche. Zuvor<br />
aufgeführte Maßnahmen ermöglichten die<br />
Neuordnung der Funktionsschiene auf der Nordseite,<br />
in der auch ein weiteres Einbettzimmer<br />
entstand.<br />
Zu diesem Zeitpunkt wiesen Krankenhausneubauten<br />
bereits Bettenzimmer mit integrierten<br />
Nasszellen auf. Das entsprach den Bedürfnissen<br />
der Patienten. Der Standard ließ sich 1986 lediglich<br />
in den Ein- und Vierbettzimmern realisieren.<br />
Der Einbau von Nasszellen in den Zweibettzimmern<br />
hätte zu Flächenerweiterungen geführt,<br />
die damals nicht finanzierbar waren. Erst in der<br />
zweiten Sanierungsstufe gelang es, der Fassade<br />
Sanitärtürme vorzulagern.<br />
Weitere Flächengewinne brachten abgestufte<br />
Pflegekonzepte und die Einrichtung einer<br />
zentralen Intermediate-Care-Einheit an anderer<br />
Stelle des Hauses; darüber hinaus neue Stationskonzepte,<br />
verbunden mit der Ausrichtung<br />
auf einen zentralen Schwesternstützpunkt<br />
pro Ebene. Somit konnte die Funktionsschiene<br />
wiederum neu geordnet werden und auf der<br />
Nordseite weitere Ein- und Zweibettzimmer<br />
entstehen. Aufeinander abgestimmte Material-,<br />
Licht- und Farbkonzepte unterstützen<br />
die patientenfreundliche Atmosphäre des<br />
Krankenhauses, ein Beispiel dafür ist u. a. das<br />
Stillcafé in der Entbindungsstation. Letztlich ist<br />
es gelungen, durch geringfügige Flächenerweiterungen<br />
die Bettenzahl pro Ebene zu erhalten<br />
und aktuell sechs Einbettzimmer, zwanzig<br />
Zweibettzimmer und sechs Dreibettzimmer mit<br />
integrierter Sanitärzone anzubieten. Vierbettzimmer<br />
gehören nun der Vergangenheit an.<br />
Das Neuordnungskonzept wurde in mehreren<br />
Bauabschnitten in den Jahren 2000–2008 unter
laufendem Betrieb umgesetzt. Zur ersten Bau-<br />
stufe gehörten die Sanitärtürme. Anschließend<br />
erfolgten die Umbaumaßnahmen. Während der<br />
langen Realisierungsphase wurde die Planung<br />
weiter optimiert. Nach achtjähriger Bauzeit erfüllen<br />
die Pflegebereiche heutige Anforderungen<br />
hinsichtlich der Flächen, Funktionalität, Ausstattung,<br />
Gestaltung und räumlichen Atmosphäre.<br />
Der Intensivpflegebereich unterlag ebenfalls<br />
unterschiedlichen Anforderungsprofilen. Die<br />
Entwicklung verlief über eine so genannte<br />
„Wachstation“ mit zwölf Betten, eine interdisziplinäre<br />
Einheit mit sechzehn Betten, separate<br />
Einheiten für den konservativen und den postoperativen<br />
Bereich, bis hin zur derzeitigen interdisziplinären<br />
Einheit mit wiederum 16 Betten.<br />
Anlass für alle Neuordnungsmaßnahmen waren<br />
Flächendefizite und fehlende Funktionsräume.<br />
In einer ersten Baustufe ließ sich der zusätzliche<br />
Flächenbedarf noch durch die Auslagerung<br />
der Pathologie decken; in der letzten Baustufe<br />
nur durch einen Anbau an den Bauteil E.<br />
Der gewählte Standort ermöglichte eine enge<br />
Verzahnung zwischen der interdisziplinären<br />
Intensiv- und der neu geschaffenen IMC-Einheit.<br />
Die Intensiveinheit umfasst Ein- und Zweibettzimmer.<br />
Jeweils zwei Bettenzimmer sind einzeln<br />
oder gemeinsam abschleusbar. Aktuell hat sich<br />
die Fläche pro Bettenzimmer durch krankenhaushygienische<br />
Anforderungen erhöht. Das resultiert<br />
aus definierten, größeren Abständen zwischen<br />
den Betten und Wänden sowie den Betten untereinander.<br />
Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />
In der IMC-Einheit sind generell Zweibettzimmer<br />
ausgewiesen, teilweise mit integrierten<br />
Sanitärzonen. Gemeinsame Personal- und<br />
Schleusenbereiche für beide Einheiten ermöglichten<br />
eine flächenoptimierte Lösung. Dadurch<br />
hat die interdisziplinäre Intensiveinheit in den<br />
letzten Jahren lediglich eine Flächensteigerung<br />
von brutto 730 auf 850 m2 erfahren.<br />
Der Behandlungstrakt wurde zum ersten Male<br />
1995 erweitert und zwar für die Strahlentherapie.<br />
Das Krankenhaus verfügte bereits seit 1963 über<br />
eine Telekobalt-Therapieanlage; auf Grund der<br />
sich ergänzenden Wirkungsweise genehmigte<br />
die Landesregierung in den 80er Jahren den<br />
Betrieb eines Linearbeschleunigers. Die Anlage<br />
erforderte einen Anbau, der an der Westseite<br />
den Behandlungstrakt ergänzt.<br />
Ende der 90er Jahre stellte sich heraus, dass<br />
die ursprüngliche Konzeption, der dezentralen,<br />
auf sieben Ebenen verteilten Behandlungsbereiche,<br />
heutigen funktionalen Anforderungen<br />
nicht mehr gerecht wird. Darüber hinaus waren<br />
erhebliche Flächendefizite zu verzeichnen. Das<br />
führte letztlich zu einem viergeschossigen<br />
Anbau an den Bauteil E (vgl.: Der blaue Anbau,<br />
Seite 46). Altbau und Neubau verschmolzen<br />
zu einer Einheit. Im Erd- und 1. Obergeschoss<br />
liegen nun zusammengefasst die Behandlungsbereiche.<br />
Einige Einheiten sind in den Untergeschossen<br />
und im 3. Obergeschoss verblieben.<br />
Der Flächengewinn für den Behandlungsbereich<br />
beträgt brutto rund 2.330 m2 .<br />
Die Entwicklung des OP-Bereiches unterlag<br />
ebenfalls vielfältigen Einflüssen. Ursprünglich<br />
Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />
erfüllten die OP-Räume, belüftet über so genannte<br />
Garni-Fenstersysteme, eher die Qualität<br />
von „Eingriffsräumen“. Steigende Anforderungen<br />
an die Krankenhaus-Hygiene zwangen<br />
später zur Klimatisierung und Abschleusung der<br />
Abteilung. Zunehmende OP-Zahlen, Raumbedarfe<br />
und Flächen, verknüpft mit Anforderungen<br />
an die Wirtschaftlichkeit des Betriebes, führten<br />
im Weiteren zur Zentralisierung der Einheiten.<br />
In der ersten Neuordnungsphase 1990–1995<br />
erfolgte der Ausbau einer zentralen aseptischen<br />
OP-Abteilung und einer separaten septischen<br />
OP-Raumgruppe. Voraussetzung dafür war u. a.<br />
die Verlagerung der Anästhesieraumgruppe<br />
und der Sterilisation sowie die Errichtung von<br />
Erweiterungsflächen an den Bauteilen E und F.<br />
Das zeittypische OP-Raumgruppen-Konzept, bestand<br />
aus dem OP-Raum mit vorgelagerten Ein-,<br />
Ausleitungs- und Waschräumen als Schleusen.<br />
Die gynäkologische OP-Raumgruppe verblieb<br />
weiterhin im 3. Obergeschoss.<br />
Steigende OP-Zahlen, u. a. durch kürzere<br />
Verweildauern, führten etwa 2.000 wiederum<br />
zu einer Neukonzeption mit dem Ziel, nun alle<br />
asept. OP-Raumgruppen zu zentralisieren, d. h.<br />
auch die gynäkologische Einheit zu integrieren.<br />
Flächenerweiterungen waren nicht gewünscht.<br />
Es galt also, neue prozessunterstützende<br />
Baukonzepte, mit OP-Umluftdecken der neuen<br />
Technikgeneration sowie zentralen Ein- und<br />
Ausleitungsräumen, umzusetzen. Dafür war<br />
eine Entkernung der Innenzone bzw. der<br />
Rückbau eines Flures erforderlich. Entstanden<br />
ist eine Doppelfluranlage zur Entzerrung der<br />
Transportwege. In der Mittelzone liegen die<br />
Funktionsräume, an der Fassade die OP- und<br />
45
Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />
Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />
Planvergleich Bestand 1.+2. Neuordnungsstufe<br />
OP-Abteilung 1989<br />
Die Erschließung der OP-Abteilung erfolgt über eine Schleuse (5). Allen<br />
fünf OP-Räumen (1) sind jeweils Einleitungs- (3), Ausleitungs- (2), und<br />
Waschräume (4) zugeordnet. Patienten, Personal, Ver- und Entsorgung<br />
werden über einen Flur geführt. An die OP-Abteilung schließt die Aufwachraumgruppe<br />
an (6).<br />
Planvergleich Bestand 1.+2. Neuordnungsstufe<br />
OP-Abteilung 2008<br />
Die Erschließung der OP-Abteilung erfolgt über eine Schleuse (5) aus dem<br />
Krankenhaus und dem Facharztzentrum. Die sechs stationären OP-Räume<br />
(1) werden über eine Zweitfluranlage erschlossen. Einleitungs- (3) und<br />
Waschräume (4) sind zentral ausgewiesen. Nur ein OP-Raum verfügt noch<br />
über separate Einleitungs- (3), Ausleitungs- (2) und Waschräume (4). An<br />
die OP-Abteilung schließt eine Perioperative Behandlungseinheit an. Im<br />
Facharztzentrum – FAZ – liegen die ambulanten OP-Raumgruppen (1A).<br />
weiteren Funktionsräume. Flächengewinne erzielte<br />
insbesondere die Sterilgutversorgung. Die<br />
Aufwachraumgruppe wurde aufgegeben. Eine<br />
Perioperative Behandlungseinheit ergänzt das<br />
OP-Konzept und unterstützt, neben der Überwachung,<br />
auch die termingerechte Übergabe<br />
der Patienten an die OP-Abteilung.<br />
Ergänzend sind heute ambulante OP-Raum-<br />
gruppen notwendig. Hier konnte aktuell ein sehr<br />
wirtschaftlicher Ansatz in Kombination mit dem<br />
Neubau des Facharztzentrums erzielt werden,<br />
das unmittelbar an den Behandlungstrakt anschließt.<br />
Im 2. Obergeschoss sind die stationären<br />
und ambulanten Bereiche bauteilübergreifend<br />
miteinander verzahnt. Ambulante und stationäre<br />
Patienten gelangen über unterschiedliche<br />
Erschließungsbereiche in die Einheiten.<br />
Die vergleichende Betrachtung des Serviceangebots<br />
zeigt, dass in den Krankenhäusern<br />
zunächst ausschließlich Caféterien für das<br />
Personal, und, soweit möglich, separate Casinos<br />
für Ärzte entstanden. Ergänzend kamen dann<br />
Einrichtungen für Besucher hinzu. Heute sind<br />
eher „Erlebnis-Gastronomien“ zu verzeichnen,<br />
in denen selbstverständlich alle Beschäftigungsgruppen,<br />
Besucher, Patienten und Gäste aufeinander<br />
treffen. Die Caféteria lag zunächst im 4.<br />
Obergeschoss, später ergänzte eine Besuchercaféteria<br />
im Erdgeschoss das Angebot. Dieser<br />
Anbau musste aktuell dem neuen lichtdurchfluteten<br />
Café aus einer Holzbau-Konstruktion<br />
weichen. Hier laden loungeartige Einrichtungen,<br />
Ausblicke ins Grüne und die vorgelagerte Terrasse<br />
zum Verweilen ein.
Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />
61<br />
62<br />
63<br />
64<br />
65<br />
66<br />
67<br />
68<br />
Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />
Ein Beispiel dafür, wie sich eine kontinuierliche<br />
Flächennutzung am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
entwickelt, lässt sich an den Räumlichkeiten<br />
der Caféteria nachvollziehen. 1958 wurde der<br />
Schwesternspeisesaal in der 5. Ebene des<br />
Krankenhauses lediglich von Schwestern<br />
benutzt, denn Ärzte und Schwestern nahmen<br />
in den Anfangsjahren des Krankenhauses ihre<br />
Mahlzeiten in unterschiedlichen Räumen ein.<br />
Danach wurde der Speisesaal gemeinsam von<br />
den Krankenhausbeschäftigten genutzt und<br />
zuletzt auch für Krankenhauspatienten und ihre<br />
Besucher geöffnet. Im August 1992 entstand<br />
eine kleine einfach und zweckmäßig eingerichtete<br />
Patienten-Caféteria an der Südseite des<br />
Bettenhauses mit etwa 80 Plätzen. Fast genau<br />
auf den Tag wurde 13 Jahre später mit dem Abriss<br />
begonnen, weil der Raum zu klein geworden<br />
war, keine Trennung von Rauchern- und Nichtrauchern<br />
erfolgen konnte und das Ambiente<br />
nicht mehr zeitgemäß erschien. Im Jahre 2006<br />
eröffnete das Caré – Café und Restaurant – mit<br />
250 Plätzen. Im Obergeschoss des Neubaus<br />
befindet sich ein klimatisiertes Tagungs- und<br />
Seminarzentrum, das mit zeitgemäßer Medientechnik<br />
ausgestattet ist. Der ursprüngliche<br />
Schwesternspeisesaal wurde 2008 zu Büroräumen<br />
für den Sozialdienst, die Diabetesberatung<br />
und den interdisziplinären onkologischen<br />
Schwerpunkt umgebaut.<br />
61: Schwesternspeisesaal 1958 | 62: Zwischennutzung<br />
des Schwesternspeisesaales als Personal- und Patientencaféteria,<br />
ca. 1972. | 63: Umbau Schwesternspeisesaal<br />
2007 | 64: Nutzung des ehemaligen Speisesaals<br />
als Bürofläche | 65: Caféteria 1992 bis 2005 | 66: Abriss<br />
der Caféteria 2005 | 67 und 68: Caré – Café und Restaurant<br />
am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> 2006.<br />
47
Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />
Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />
Themen wie der vorbeugende Brandschutz<br />
haben auch im Gebäudebestand zunehmend<br />
an Bedeutung gewonnen. In den ersten Jahren<br />
fielen brandschutztechnische Defizite häufig<br />
noch unter den so genannten „Bestandsschutz“.<br />
Spätestens seit dem Brand am Düsseldorfer<br />
Flughafen im Jahre 1996 und mit der Einstufung<br />
der Krankenhäuser als Sonderbauten haben sich<br />
die Vorschriften verschärft. In den 90er Jahren<br />
erfolgte eine brandschutztechnische Risiko-<br />
Bewertung des Gebäudes. Das darauf basierende<br />
Brandschutzkonzept ist baulich umgesetzt<br />
und bildet weiterhin die Grundlage für alle<br />
Baumaßnahmen innerhalb des Krankenhauses.<br />
Schwerpunktthemen sind die Ausbildung von<br />
Flucht- und Rettungswegen, die Einteilung des<br />
Gebäudes in verschiedene Brandabschnitte und<br />
der Einbau einer flächendeckenden Brandmeldeanlage.<br />
Seit der Errichtung des Gebäudes hatte der Einsatz<br />
von Steinkohle für die Wärmeversorgung<br />
absolute Priorität. Später installierte Schneckenförderanlagen<br />
zwischen dem Kohlebunker und<br />
den Kesselanlagen ermöglichten über einen<br />
langen Zeitraum personalextensivere Betriebsformen.<br />
Inzwischen sind die Anlagen demontiert.<br />
Heute sorgen gasbefeuerte Kesselanlagen<br />
für die Betriebssicherheit. Contracting-Verträge<br />
ermöglichen die Finanzierung zeitgemäßer<br />
Anlagen und bieten finanzielle Spielräume für<br />
Investitionen in Kernbereichen des Krankenhauses.<br />
Aktuell entwickeln sich Krankenhäuser,<br />
insbesondere in den Pflegebereichen zu<br />
„Hotelbauten“, ein Anspruch, der auch im<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> erfüllt<br />
ist. Äußerlich hat sich das Gebäude ebenfalls<br />
sehr positiv entwickelt. Die Fassade ist in einem<br />
beigen Grundton gehalten, Akzente bilden großformatig<br />
gestaltete Flächen in den Farben gelb,<br />
orange und blau. Dadurch entsteht eine freundlich<br />
heitere Atmosphäre. Der Haupteingang, die<br />
Visitenkarte des Hauses, erfuhr ebenfalls eine<br />
Aufwertung. Zeltdächer überspannen den Eingang<br />
und die „Verweilzonen“. Fußgänger werden<br />
über getrennte Wege und besonders gestaltete<br />
Flächen, durch Baumreihen und Beleuchtungskörper<br />
vom PKW-Verkehr abgegrenzt, geführt.<br />
Dennoch ist eine unmittelbare Vorfahrt für<br />
Patienten zum Haupteingang gegeben.<br />
Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die<br />
Keimzelle, aus dem Jahre 1958, auch heutige Anforderungen<br />
hinsichtlich der Flexibilität erfüllt.<br />
Erweiterungsflächen ließen sich problemlos realisieren.<br />
Die verschiedenen Entwicklungsstufen<br />
führten bisher zu Flächenmehrungen von 36.160<br />
m2 auf 44.785 m2 oder 24 %, bei einem Investitionsvolumen<br />
von rund 58,5 Mio. Euro.<br />
2. Der blaue Anbau<br />
Ein Meilenstein für die Entwicklung<br />
des Krankenhauses<br />
Die Keimzelle des Krankenhauses hat über viele<br />
Jahre den steigenden Funktions-Anforderungen<br />
Rechnung getragen, dafür reichten zunächst<br />
Umbaumaßnahmen und geringfügige Erweiterungen<br />
aus. Heutige prozessunterstützende Baukonzepte<br />
ließen sich in der Bausubstanz dann<br />
letztlich doch nicht mehr abbilden. Einflussgrößen<br />
waren die Einführung von DRGs, die Forde-<br />
rung nach kurzen Wegen zwischen den diagnostischen<br />
und therapeutischen Einrichtungen,<br />
patientenorientierte Abläufe usw. Daraufhin<br />
wurde im Jahre 2000 die Schwachstellenanalyse<br />
und Perspektivplanung aktualisiert. Im Ergebnis<br />
bot das Bettenhaus ausreichend Potentiale zur<br />
Entwicklung zeitgemäßer Pflegebereiche. Der<br />
Anbau von Nasszellen und die Einführung neuer<br />
Stationskonzepte ermöglichten eine ausgewogene<br />
Verteilung von Ein-, Zwei- und Dreibettzimmern<br />
pro Station.<br />
Die Defizite lagen also im Behandlungstrakt, der<br />
somit auch den Planungsschwerpunkt bildete.<br />
Besondere Bedeutung gewann ein effizientes<br />
Erschließungskonzept, dem, durch den Ausbau<br />
einer Magistrale rechtwinklig zum Bettenhaus<br />
entsprochen wurde. Daran schließen die vorhandenen<br />
und neuen Bauteile an. Unverändert<br />
erhalten blieben die Liegendkrankenanfahrt,<br />
die Wirtschaftsanfahrt, der Haupteingang, die<br />
Notfallambulanz, Radiologie, Strahlentherapie,<br />
die sept./asept. OP-Abteilung sowie die Gynäkologie/Entbindung.<br />
Die Einrichtungen lagen<br />
im Unter-, Erd-, 1.–3. Obergeschoss und waren<br />
in das Gesamtkonzept einzubeziehen. Gleiches<br />
galt für den gesamten Gebäudebestand.<br />
Unter diesen Vorgaben entstand ein dreigeschossiger<br />
Anbau mit Außenabmessungen von<br />
ca. 30 x 40 m zuzüglich einer Unterkellerung<br />
und Dachzentrale. In den Anbau ist ein Atrium<br />
mit Abmessungen von ca. 7 x 10 m integriert.<br />
Zur vertikalen Erschließung stehen zwei neue<br />
Bettenaufzüge zur Verfügung, die unmittelbar<br />
an den Bestand anschließen und vom Unter- bis<br />
zum 2. Obergeschoss verlaufen. Die Höherfüh-
ung bis zum 3. Obergeschoss ist perspektivisch<br />
eingeplant. Ergänzend ist ein Treppenhaus und<br />
eine außenliegende Treppe zur Sicherstellung<br />
der Rettungswege ausgewiesen. Die Nutzung<br />
der Ebenen ist wie folgt:<br />
Im Untergeschoss sind, angebunden an die<br />
Liegendkrankenanfahrt, die interdisziplinäre<br />
Intensivpflege und die Intermediate-Care-Einheit<br />
untergebracht. Die Intensivpflege umfasst<br />
sechs Zweibettzimmer und vier Einbettzimmer<br />
in vier Raumgruppen, die jeweils aus einem<br />
Zweibettzimmer und einem Einbettzimmer<br />
bestehen und über eine gemeinsame Schleuse<br />
erschlossen werden. Das Zweibettzimmer<br />
verfügt zusätzlich über einen separaten<br />
Eingang. An die Schleuse ist jeweils ein Fäkalienraum<br />
angebunden. Die Bettenzimmer der<br />
Intensivpflege sind zur Westseite orientiert.<br />
Dienst- und Funktionsräume befinden sich am<br />
Innenhof bzw. auf der Südseite des Gebäudes.<br />
Die Erschließung ist über den Altbau sichergestellt.<br />
Zentral zwischen dem Alt- und Neubau<br />
befinden sich die Personalumkleiden, die von der<br />
Intensiv- und IMC-Einheit gemeinsam genutzt<br />
werden. Die IMC-Einheit umfasst vier Zweibettzimmer<br />
im Anbau mit integrierter Sanitärzone<br />
und zwei Zweibettzimmer im Altbau. Dienstund<br />
Nebenräume liegen am Innenhof bzw. im<br />
angrenzenden Altbau.<br />
Das Erdgeschoss nimmt die Endoskopieraumgruppe<br />
auf, bestehend aus den Untersuchungsräumen<br />
für die Rektoskopie, Koloskopie,<br />
Gastroskopie, Laparoskopie, Endosonographie<br />
und den erforderlichen Personal- und Funktionsräumen.<br />
Hier liegen auch die Arztraumgrup-<br />
Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />
pen für die Abteilungen Innere Medizin und Anästhesiologie.<br />
Diese bestehen jeweils aus einem<br />
Chefarztzimmer mit Untersuchungsbereich,<br />
einem Sekretariat und einem Oberarztzimmer.<br />
Diensträume und der Patientenwartebereich<br />
gruppieren sich um den Innenhof oder finden<br />
zwischen dem Treppenhaus auf der Südseite<br />
und dem Altbau ihren Platz.<br />
Das 1. Obergeschoss ist analog dem Erdgeschoss<br />
organisiert. Es nimmt die Bereiche<br />
Orthopädie, Chirurgie und Eigenblut auf. Die<br />
Chefarztgruppen entsprechen denen des Erdgeschosses.<br />
Die Patientenwartebereiche liegen<br />
wiederum am Atrium.<br />
Im Kellergeschoss befinden sich die notwendigen<br />
zentralen Technikräume für den<br />
Anbau und die Anbindung an das Kesselhaus.<br />
Die Klimazentrale liegt auf dem Dach des 1.<br />
Obergeschosses. Die Klimatisierung ist auf die<br />
Bettenzimmer der interdisziplinären Intensivpflege<br />
beschränkt. Der Altbau wird im Wesentlichen<br />
über die bestehende Lüftungszentrale im<br />
5. Obergeschoss versorgt.<br />
Der unmittelbar an den Bestand grenzende<br />
Anbau wirkte sich in allen Ebenen auf die Anschlussbereiche<br />
aus. Im<br />
Untergeschoss wurden die Flächen der<br />
konservativen Intensivpflege zur Intermediate-Care-Einheit<br />
umgebaut.<br />
Erdgeschoss werden die Flächen des Labors<br />
künftig von der Abteilung Innere Medizin<br />
genutzt.<br />
Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />
1. Obergeschoss waren Anpassungsmaßnahmen<br />
innerhalb des septischen OP-<br />
Bereiches erforderlich. Hier werden nun<br />
auch die transurethralen Eingriffe durchgeführt.<br />
2. Obergeschoss wird derzeit die transurethrale<br />
OP-Raumgruppe zu einer Perioperativen<br />
Behandlungseinheit umgebaut.<br />
Die vielfältigen baulichen Verknüpfungen zeigen,<br />
dass die Baumaßnahme nur aus der Perspektivplanung<br />
heraus abgesichert darstellbar war.<br />
Gestalterisch ist der Anbau durch Fassadenrück-<br />
sprünge bewusst vom Bestand getrennt, das<br />
betont seine architektonische Eigenständigkeit.<br />
Ein dunkelgrau verputztes Sockelgeschoss trägt<br />
die beiden Obergeschosse, die durch den blauen<br />
Farbton an Leichtigkeit gewinnen. In Erkern gefasste<br />
Fensterbänder strukturieren die Fassade<br />
und verleihen ihr eine gewisse Tiefenwirkung.<br />
Die westliche Gebäudefront wird von einer<br />
Treppenanlage dominiert, die, in ein Edelstahlnetz<br />
gehüllt, skulpturenartig vor der Fassadenfront<br />
steht. Der Innenhof wirkt, durch die zurückhaltende<br />
Fassadengestaltung und den meditativen<br />
Charakter der Gartenanlage, als ruhender Pol. Die<br />
äußere Gestaltung der Dachzentrale verdeutlicht<br />
deren funktionale Aufgabe. Hier erfüllt eine Industrieverglasung<br />
alle konstruktiven und bauphysikalischen<br />
Anforderungen, ohne dem Betrachter<br />
die innere Funktion gänzlich zu entziehen.<br />
Die Maßnahme führte zu Erweiterungsflächen<br />
von 3.717 m2 brutto, die Gesamtkosten inkl.<br />
Neuordnung betrugen ca. 9,5 Mio. Euro.<br />
49
Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />
Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />
Die bauliche Weiterentwicklung<br />
Bauliche Perspektivplanungen sind für alle Liegenschaften<br />
vor dem Hintergrund veränderter<br />
Rahmenbedingungen erforderlich. Sie bilden als<br />
träger- und krankenhausbezogene Planungs-<br />
strategie bereits seit ca. 30 Jahren die Grundlage<br />
für alle realisierten Baumaßnahmen am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong>. Es handelt sich<br />
dabei um einen kontinuierlichen Prozess, in<br />
dem Veränderungen allumfassend reflektiert<br />
werden. Dazu gehören Strukturüberlegungen,<br />
69: Die westliche Gebäudefront des Anbaus wird von<br />
einer Treppenanlage dominiert, die, in ein Edelstahlnetz<br />
gehüllt, skulpturenartig vor der Fassadenfront<br />
steht.<br />
69
Flächenoptimierungen, Rationalisierungspotentiale,<br />
wirtschaftliche Betriebsformen, baulich<br />
technische Entwicklungen usw. Die gewonnenen<br />
Erkenntnisse werden in baulich funktionale<br />
Entwicklungskonzepte umgesetzt.<br />
Aktuell ist das Krankenhaus baulich auf einem<br />
guten Stand. Dennoch werden Anpassungsmaßnahmen<br />
auch künftig erforderlich sein. Mittelfristig<br />
steht die Neuordnung weiterer Flächen<br />
im Bestand an. Wegweisend ist die Errichtung<br />
des Facharztzentrums, das Ende 2008 den Betrieb<br />
aufnimmt. Auf dem Grundstück sind noch<br />
Entwicklungspotentiale vorhanden. Das setzt<br />
voraus, dass einzelne Gebäude abgetragen werden.<br />
Die gewonnenen Grundstücksflächen sind<br />
wahlweise für das Krankenhaus oder externe<br />
Dienstleister geeignet. Einen Ausblick vermittelt<br />
der nebenstehende Lageplan.<br />
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />
wurde baulich kontinuierlich durch den Träger,<br />
unter Federführung der Bauabteilung, weiterentwickelt,<br />
geprägt durch die jeweiligen Leiter/<br />
Architekten und ihrer Teams.<br />
Bauarbeiten stellen immer eine große Belastung<br />
für die Patienten und Mitarbeiter des Hauses<br />
dar. Dennoch: Stillstand bedeutet Rückschritt,<br />
der natürlich im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong> nie eintreten darf. In diesem Sinne<br />
Gratulation zum 50jährigen Bestehen.<br />
Die bauliche Entwicklung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> nach 1958<br />
Lageplan Perspektivplanung<br />
Die Entwicklungsmöglichkeiten sind „grün“ dargestellt. Das Krankenhaus ließe sich<br />
noch im Pflege- und Behandlungsbereich erweitern. Einige separate Gebäude sind<br />
abgängig. Deren Abriss ist erforderlich. Die Flächen bieten weitere Entwicklungs-<br />
potentiale, z. B. entlang des Breierspfads und im rückwärtigen Grundstücksbereich.<br />
Bochum, 30.07.2008<br />
Aufgestellt: Elisabeth Lause (Ltd. Baudirektorin),<br />
Leiterin des Baubereiches der BK/KBS in verschiedenen<br />
Organisationseinheiten seit dem<br />
20.06.1995.<br />
Ltd. Baudirektorin Elisabeth Lause<br />
51
1958–2008<br />
Seit 1958 die Zukunft im Blick<br />
53
Seit 1958 die Zukunft im Blick<br />
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />
1958<br />
Eröffnung des Hauses. Zunächst mit den<br />
Abteilungen Chirurgie, Innere Medizin, Röntgen,<br />
Gynäkologie und Orthopädie. Im Laufe der<br />
Jahre kommen hinzu: Neurologie, Pathologie,<br />
Nuklearmedizin, Anästhesie mit Intensivpflegeeinheit,<br />
Urologie und Pneumologie.<br />
1961<br />
Die Arbeitszeit für Schwestern wird von 51 Wochenstunden<br />
auf 48 Stunden herabgesetzt.<br />
1970<br />
Zehn Krankenschwestern und sechs med.techn.<br />
Assistentinnen von den Philippinen<br />
unterstützen ihre Kolleginnen und Kollegen im<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Allerdings wird die<br />
im Ausland erworbene Qualifikation nicht von<br />
deutschen Behörden anerkannt.<br />
1973<br />
Erweiterung der Radiologie um die Nuklearmedizin<br />
1977<br />
Kurzfristig gibt es eine AWO-Krankenpflegeschule<br />
am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Die Schülerinnen<br />
und Schüler ziehen aber bald schon in<br />
die neue Krankenpflegeschule der Knappschaft<br />
in Recklinghausen um.<br />
1979<br />
Die Radiologie erhält eine Gamma-Kamera und<br />
kann damit Herzuntersuchungen, z. B. nach<br />
einem Infarkt, selbst durchführen.<br />
Die F.D.P. stellt den neuen Krankenhausbedarfsplan<br />
für Nordrhein-Westfalen vor. Danach soll<br />
die Neurologie am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
aufgelöst werden.<br />
Als erstes <strong>Dortmund</strong>er Krankenhaus verfügt das<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> über einen Ganzkörpercomputertomographen.<br />
1981<br />
In einer kleinen Zeitungsanzeige teilt das Haus<br />
mit, dass es einen eigenen, ehrenamtlichen<br />
Hostessendienst organisieren will, nachdem diese<br />
Aufgaben zuvor durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />
des Arbeitsamtes erledigt wurden.<br />
Es wird eine Entschädigung von fünf Mark pro<br />
Stunde, das sog. „Blusengeld“ angeboten. Daraufhin<br />
bewerben sich mehr als 200 Frauen.<br />
70: Schnell lernten die neuen Mitarbeiter mit Unterstützung<br />
des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es die Sprache<br />
ihrer neuen Heimat.<br />
71: Zunächst stellte die AWO die Schwesternschaft<br />
des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es. Danach bildete die<br />
Knappschaft selbst aus.<br />
70<br />
71<br />
55
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />
1984<br />
Der Landtagsabgeordnete Bodo Champignon<br />
kündigt Landesmittel für die Renovierung und<br />
Sanierung von vorerst vier Stationen an. In<br />
einem ersten Bauabschnitt soll die sanitäre Ausstattung<br />
der Vierbettzimmer verbessert und die<br />
Stationsleitung vom Eingang zur Stationsmitte<br />
verlegt werden.<br />
Der Umbau der beiden Verpflegungsaufzüge<br />
zwischen den Stationen beginnt, so dass sie<br />
als Personenaufzüge nutzbar werden und ein<br />
zusätzliches Patientenzimmer entsteht.<br />
Der ökumenische Besuchsdienst nimmt seine<br />
Arbeit auf.<br />
Die Planungen für weitere Räumlichkeiten für<br />
die Radiologie reifen.<br />
1985<br />
Der zweite Bauabschnitt zur Modernisierung<br />
von noch zwölf Stationen soll 1988 abgeschlossen<br />
sein.<br />
Dem Landesarbeits- und Gesundheitsminister<br />
Hermann Heineman wird bei seinem Besuch<br />
des Krankenhauses der Wunsch nach einem<br />
weiteren OP-Saal und einem Linearbeschleuniger<br />
vorgetragen.<br />
72<br />
1986<br />
Einer der <strong>Dortmund</strong>er Notarztwagen wird dauerhaft<br />
am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> stationiert<br />
und eine konservative Intensivstation geht in<br />
Betrieb.<br />
Die Englische Königin Elisabeth besucht am<br />
22. 5. ihre Garnison in <strong>Dortmund</strong>. Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
sichert für den Notfall die<br />
medizinische Behandlung der Königin. Selbst<br />
Konserven der königlichen Blutgruppe wurden<br />
für einen evtl. Notfall bereitgehalten.<br />
1988<br />
Irmgard Warminger, Vorsitzende des Arbeitskreises<br />
Leitender Krankenpflegekräfte <strong>Dortmund</strong>,<br />
erklärt der Presse: „Das Pflegepersonal ist<br />
an der Grenze der Leistungsfähigkeit angelangt.<br />
Es fehlen Stellen. Andererseits gibt es zahlreiche<br />
Krankenschwestern, die einen Arbeitsplatz<br />
suchen.“<br />
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> verfügt als<br />
erstes Haus in <strong>Dortmund</strong> über ein sog. Afterloading-Gerät,<br />
mit dem Tumore direkt am Ort ihrer<br />
Entstehung mit kleinen strahlenden Sonden<br />
behandelt werden können.<br />
August Wagner wird erster Patientenfürsprecher<br />
in <strong>Dortmund</strong>.<br />
1989<br />
Beginn der 39-Stunden-Woche.<br />
Am 2.6.1989 findet eine 30minütige Demonstration<br />
gegen den Pflegenotstand statt.<br />
1990<br />
Bundesarbeits- und Gesundheitsminister Dr.<br />
Norbert Blüm und der Bundestagsabgeordnete<br />
Hans E. Urbaniak übergeben dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
einen Bewilligungsbescheid für die<br />
Beschaffung eines Mammographiegerätes und<br />
eines Chirurgie-Lasers.<br />
Nachdem die Junge Union forderte, das leerstehende<br />
Pförtnerhaus am Wieckesweg als Aushangfläche<br />
zur Stadtwerbung und als öffentliche<br />
Toilette zu nutzen, wird es abgerissen.<br />
Die 1985 begonnene Stationssanierung ist abgeschlossen.<br />
Die Zentralwäscherei für alle damals noch 8<br />
Knappschaftskrankenhäuser im Ruhrgebiet geht<br />
in Betrieb. Nach rund 10 Jahren wird der Betrieb<br />
aufgrund geänderter rechtlicher Hygienevorgaben<br />
eingestellt.<br />
72: Beginn der Stationssanierung 1984.<br />
73: Das erste Afterloading-Gerät in <strong>Dortmund</strong> stand im<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. (Bild Römer, BR).<br />
73
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />
74: Pförtnerhaus 1958.<br />
75: Haupteinfahrt<br />
Anfang 90er Jahren.<br />
76: Haupteinfahrt<br />
Mitte der 90er Jahre.<br />
77: Die neuen Stelen<br />
aus dem Jahre 2005.<br />
78: Haupteingang im<br />
Jahre 2005.<br />
74 75<br />
76 77<br />
78<br />
57
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />
79: Eingangshalle 1958.<br />
80: Im Eingangsbereich befand sich bei der Eröffnung<br />
des Krankenhauses zunächst ein Selbstbedienungskiosk<br />
unter der Leitung von Herrn Klingenberg (li.).<br />
81: Die Halle im Eingangsbereich wurde 1996 modernisiert.<br />
79<br />
80<br />
81<br />
1991<br />
Gallensteine und Blinddarmentzündungen<br />
werden zwischenzeitlich auch minimal-invasiv<br />
operiert.<br />
Die Heizzentrale wird von Koks- auf weitgehend<br />
automatische Anthrazitkohlenfeuerung<br />
umgestellt.<br />
1992<br />
Die Patientencaféteria mit 50 Plätzen eröffnet<br />
an der Südseite des Hauses. Der OP-Umbau<br />
läuft.<br />
1993<br />
Im Herbst erfolgt der erste Spatenstich für den<br />
Bau des ersten Erweiterungsgebäudes am Krankenhaus,<br />
in dem auch der Linearbeschleuniger<br />
Platz finden soll.<br />
Der Anteil der Knappschaftspatienten liegt bei<br />
18,6 %. Die Verweildauer beträgt 11 Tage.<br />
1995<br />
Bis Ende 1996 soll die Gynäkologie geschlossen<br />
werden. Beschäftigte, Patienten, niedergelassene<br />
Ärzte, die Gewerkschaft ötv sowie die<br />
örtliche SPD fordern den Erhalt der ortsnahen<br />
Versorgung. Gemeinsam erreichen sie durch die<br />
Moderation des Landtagsabgeordneten Bodo<br />
Champignon Modernisierungsinvestitionen und<br />
den Fortbestand der Klinik mit weniger Betten.<br />
Sämtliche Krankenzimmer sind seit 1995 mit<br />
Fernsehgeräten ausgestattet.<br />
Am 24.4.1995 wird die Einweihung des Erweiterungsgebäudes<br />
für die Strahlentherapie mit<br />
einem Linearbeschleuniger gefeiert.<br />
1996<br />
Beschäftigte schützen eine 30jährige Fichte im<br />
Eingangsbereich (vergeblich) vor der Fällung.<br />
Der Zentrale Operationsbereich wird weiter an<br />
die stetig steigende Zahl der Patienten angepasst.<br />
Die Eingangshalle des Hauses wird neu gestaltet<br />
und die neue Rampe für die Wirtschaftsanfahrt<br />
fertig gestellt.<br />
1997<br />
Die Erprobung eines Spracherkennungssystems<br />
beim Diktat von Arztbriefen in der Radiologie<br />
bringt nicht die gewünschte Arbeitsentlastung.<br />
Eine Kooperation, z. B. durch einen gemeinsamen<br />
Einkauf mit dem Hörder Hüttenhospital,<br />
wird diskutiert.<br />
1998<br />
Pflegedirektorin Ursula Fehlberg wird Nachfolgerin<br />
von Pflegedirektor Willi Bell und Dr. Ruedger<br />
Tippelmann wird Chefarzt, nachdem er die Klinik<br />
für Anaesthesiologie und Intensivmedizin zuvor<br />
18 Monate kommissarisch geleitet hat.<br />
Es wird damit begonnen, Nasszellen von außen<br />
an das Bettenhaus anzubauen, so dass jedes<br />
Zweibettzimmer eine eigene Dusche und Toiletteneinheit<br />
mit Waschbecken erhält. 2001 ist die<br />
Baumaßnahme abgeschlossen.
Gemeinsam mit der Praxisgemeinschaft Dr. Helmut<br />
Diekhaus und Dr. Uwe Schreiber beschafft<br />
und nutzt das Knappschafskrankenhaus einen<br />
Magnetresonanztomographen (MRT) im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />
1999<br />
Die 1997 begonnene Modernisierung der Notaufnahme<br />
wird 1999 abgeschlossen.<br />
2001<br />
Privatdozent Dr. Dr. Friedrich C. Grahmann löst<br />
Dr. Althoff-Damke, der den Ruhestand erreichte,<br />
als Chefarzt der Neurologischen Klinik ab.<br />
In der Urologischen Klinik ist jetzt die berührungsfreie<br />
Zertrümmerung von Harnsteinen<br />
durch Stoßwellen möglich.<br />
2002<br />
Die Reihe KuKK (Kunst und Kultur im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>)<br />
beginnt mit einer Fotoausstellung.<br />
Seitdem stellen ununterbrochen<br />
Künstler aus der Region ihre Bilder im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
aus. Auch die Park- und<br />
Sonntagskonzerte sowie die Filmnächte im<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> stoßen auf das Interesse<br />
vieler Besucher.<br />
Dr. Frank Schmolling, Frauenklinik und Dr. Ralf<br />
Thiel eröffnen den „Generationswechsel“ der<br />
Chefärzte.<br />
2003<br />
Die erste Ausgabe der <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
Information <strong>Dortmund</strong> (KiD) erscheint und<br />
informiert die Beschäftigten über Neuigkeiten<br />
aus dem Krankenhaus.<br />
Die Radiologie stellt Röntgenbilder für das<br />
Internationale Arbeitsamt in Genf (ILO), eine<br />
Unterorganisation der Weltgesundheitsbehörde<br />
(WHO), her. Die Röntgenbilder dienen weltweit<br />
als Vergleichsaufnahmen zur Begutachtung von<br />
Lungenerkrankungen.<br />
Um Lob und Kritik von Patienten systematisch<br />
bearbeiten zu können, wird ein Beschwerdemanagement<br />
eingerichtet. Bald schon stellt<br />
sich heraus, dass die positiven Rückmeldungen<br />
die Sach- und Personalbeschwerden deutlich<br />
übersteigen.<br />
Prof. Dr. Dr. Ernst Walter Hanisch, Chefarzt der<br />
Chirurgie, scheidet aus. Sein Nachfolger wird<br />
Privatdozent Dr. Karl-Heinz Bauer und Nachfolger<br />
von Prof. Dr. Bernhard Lamberts wird<br />
Prof. Dr. Thomas Griga als Chefarzt der Medizinischen<br />
Klinik.<br />
Grundsteinlegung und Richtfest für den Anbau,<br />
in dem u. a. eine zentrale und abgestufte<br />
Intensivpflege, die Endoskopie und die Orthopädische<br />
Ambulanz Platz finden.<br />
2004<br />
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />
Erstmals erscheint ein systematisches betriebliches<br />
Fortbildungsangebot für die Beschäftigten<br />
des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es.<br />
Der neue Raum der Stille wird am 4.6.2004 nach<br />
halbjähriger Bauzeit eingeweiht.<br />
82: Raum der Stille 1997, Archiv Ritter.<br />
83: Raum der Stille 2004.<br />
82<br />
83<br />
59
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> im Überblick<br />
Mit der Neugestaltung der Krankenhauszufahrt<br />
wird begonnen. Die Sanierung der Hausfassaden,<br />
das Verlegen von zahlreichen Versorgungsleitungen,<br />
eine neue Wegeführung und<br />
das Anbringen von zwei Segeln ermöglichen elf<br />
Monate später den Patienten, bis direkt vor den<br />
nun überdachten Haupteingang zu fahren.<br />
Privatdozent Dr. Jens Rodenwaldt wird als<br />
Chefarzt der Radiologie Nachfolger von Dr. Kurt<br />
Georg Hering.<br />
2005<br />
84<br />
Eine Dienstvereinbarung zum Nichtraucherschutz<br />
im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> tritt in Kraft.<br />
Als erstes <strong>Dortmund</strong>er Krankenhaus erreicht das<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> die Zertifizierung<br />
nach den anspruchsvollen Richtlinien der Kooperation<br />
für Transparenz und Qualität im Krankenhaus<br />
(KTQ) sowie eine Umweltzertifizierung.<br />
Die Rezertifizierung erfolgt 2008 gemeinsam<br />
mit dem Diabeteszentrum.<br />
Mit der Arbeit an klinischen Pfaden wird begonnen.<br />
Diese Handlungsanleitungen für den<br />
Behandlungsablauf sollen eine bestmögliche<br />
und auch für den Patienten transparente Behandlung<br />
ermöglichen.<br />
Dr. Marc-Oliver Möllers wird Chefarzt der neuen<br />
Klinik für Nuklearmedizin.<br />
Im Zuge der Stationssanierung erfolgt auch die<br />
Einrichtung zentraler Stützpunkte auf den einzelnen<br />
Ebenen, die eine Art Stationssekretariat<br />
darstellen und die Stationsleitung einbeziehen.<br />
2006<br />
Bis auf den bereits zuvor modernisierten Kreißsaal<br />
wird die gesamte Frauenklinik renoviert<br />
und umgebaut. Neu für <strong>Dortmund</strong> sind Sicherungssysteme,<br />
die Babys vor Entführung und<br />
Vertauschen sichern. Ein Familienzimmer für<br />
junge Eltern entsteht. Beleghebammen und eine<br />
Elternschule sind neu.<br />
Das Caré, das Café und Restaurant am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>,<br />
nimmt seinen Betrieb auf.<br />
Über dem Neubau ist gleichzeitig ein modernes<br />
Konferenz- und Tagungszentrum entstanden.<br />
Privatdozent Dr. Karl-Heinz Bauer wird Nachfolger<br />
des Ärztlichen Direktors Dr. Kurt Georg<br />
Hering, der das Amt sechs Jahre ausfüllte.<br />
Dr. Uwe Klapper löst Dr. Gert Balthasar, der 23<br />
Jahre Chefarzt der Klinik für Orthopädie war, ab.<br />
Norbert Nashorn, ein Talisman des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es,<br />
nimmt im November<br />
2006 seinen Dienst im neu gestalteten Eingangsbereich<br />
des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
auf. Erst 2008 wird das beflügelte Nashorn<br />
durch den ehemaligen Bundesminister Dr.<br />
Norbert Blüm auf seinen ehrenwerten Vornamen<br />
„Norbert“ getauft.<br />
2007<br />
In Kooperation mit dem Klinikum <strong>Dortmund</strong><br />
und dem Karolinen-Hospital Hüsten wird das<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Brustzentrum. Das<br />
Prostatazentrum am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
wird als erstes nordrhein-westfälisches Zentrum<br />
zertifiziert. Das Darmzentrum erreicht als eines<br />
der ersten zehn Zentren in Deutschland die hohe<br />
Anerkennung der Zertifizierung.<br />
Die Telefonzentrale zieht um zum Haupteingang.<br />
Dr. Heinz-Georg Wehmeyer wechselt zum<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen.<br />
Erste Chefärztin der Klinik für Radioonkologie<br />
und Strahlentherapie wird Dr. Heidemarie<br />
Tonscheidt.<br />
Die elfte Klinik am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>,<br />
die Klinik für Pneumologie, nimmt ihren Betrieb<br />
unter der Leitung des Chefarztes Dr. Clemens<br />
Kelbel auf.<br />
2008<br />
Die Planungen für ein Medizinischen Zentrums<br />
werden konkretisiert. Ambulantes Operieren,<br />
ärztliche Praxen und medizinische Dienstleister<br />
sollen hier Platz finden.<br />
Die Stationssanierung sowie der Umbau der alten<br />
Apothekenräume für die Krankengymnastik<br />
sind abgeschlossen.<br />
Der OP-Umbau erreicht zum Jahresbeginn die<br />
zweite von vier Baustufen.<br />
84: Norbert Nashorn nahm 2006 seine Arbeit als Talisman<br />
am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> auf.
Exkurs II: Die Beschäftigten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es im August 2008<br />
Hanna Adamaschek · Johanna Adamietz · Markus Adamovsky · Dietmar Adams · Claudia Adler · Oezden-Michael Akbayrak · Selvi Akbayrak · Saliha<br />
Akchar · Menekse Aktürk · Behiye Akyildiz · Jasmin Al Mahmoud · Katrin Alms · Evelyn Alsmeier · Sabine Altenscheidt · Hannelore Altgassen · Sven Alt-<br />
gassen · Christine Altmann · Claudia Amling · Heike Ansorge · Athina Anthymiadou · Sebastian Apel · Chris Arnoldi · Wiebke Arnoldt · Elvira Arnt · Desiree<br />
Artelt · Dominique Asemann · Dominik Atamanczuk · Zbigniew Atamanczuk · Sevgi Atci · Dr. Naevin Atri-Al-Kinani · Beate Axthelm · Ayse Aydin · Yvon-<br />
ne Bahs-Jarzina · Danijela Bajdevski · Rita Balandat · Claudia Balzer · Hildegard Bank · Johanna Bankner · Istref Bardhi · Michael Baron · Dr. Frank Barsnick<br />
· Corinna Bartel · Sandra Bartels · Martina Barthold · Priv.-Dozent Dr. Karl-Heinz Bauer · Maria Bauer · Anita Baumann · Sandra Baumeyer · Veronika Bri-<br />
gitte Becke · Dr. Klaus Beckeler · Florentina Becker · Jessica Becker · Thomas Becker · Sarah Beckmann · Sandra Behling · Heike Behrenberg · Fatima Bel<br />
Ayachi · El-Mokaddem Bel Mkaddem · Naima Bellahcen · Ute Berg · Ralf Berger · Detlev Bergmann · Gudrun Bergmann · Karin Bergmann · Petra Berg-<br />
meier · Bianka-Helene Bergner · Ulrike Bernart · Bettina Bettenbrock · Dr. Dirk de Beule · Isa Bialas · Sabine Bialetzki · Olivia Bien · Nina Bienek · Inanc<br />
Bingül · Daniela Blieke · Heinrich Blieke · Miriam Block · Janina Blokesch · Angelika Boenigk · Yvonne Bökenkamp · Nicole Borchardt · Delfina Börger ·<br />
Renate Borys · Nevenka Bozanic · Michael Brachem · Sabrina Brechtel · Mareike Brennecke · Martina Breuer · Christian Brieskorn · Dr. Dirk Brodersen ·<br />
Nikolaas-Adrian Broers · Marion Brömmel · Vanessa Brosent · Astrid Bruckhuisen · Martin Brüggemann · Ute Brüggemann · Gabriele Brüninghaus · Dag-<br />
mar Brunst · Karl-Egon Bubenhagen · Iris Büdeker · Manuela Bueth · Nina Bulgur · Dr. Alexander Busch · Alexandra Buxel · Deniz Cakir · Yilmaz Cakir ·<br />
Katrin Calaminus · Ulrike Calovini · Hatice Candan · Katharina Caspelherr · Rachida Chanfouh · Anna Chojka · Julia Choudhry · Hee-Suk Chung · Dr. Kerstin<br />
Chysky · Andreas Claas · Ernst Clauberg · Dr. Ulrich Cleff · Silvia Conrad · Barbara Cyrus · Gabriele Czaja-Börner · Bessie Czayka · Irene Czech · Petra<br />
Czygowski · Helga Danz · Andrea-Denise Degenhardt · Meral Demirbelek · Marina Demirtzidou · Kerstin Demsa · Dr. Bettina Depenbrock · Klaudia Dik-<br />
mann · Jeannine Dilker · Björn Diller · Sevgi Dincsoy · Marianne Dinstühler · Gary-Allan Dixon-Margraf · Dominik Dolski · Stefan Donsbach · Barbara<br />
Döring · Detlef Dorka · Heike Dorra · Oliver Dorra · Nicol Dörstelmann-Lutter · Eleonore Dost · Bernd Downar · Gordana Draganic · Hans-Joachim Dragon<br />
· Jürgen Drees · Sascha Drees · Detlef Dreyer · Anita Drinovac · Annett Droll · Ute Droll · Eva-Alexandra Drost · Kornelia Drost · Anna Dück · Andrea Duda<br />
· Anette Duda · Susanne Duda · Klaudija Dukic · Andreas-Daniel Düring · Andreas Duschberg · Jolanta Duschberg · Margret Dworski · Gisela Eberhardt ·<br />
Franz-Bernhard von der Ecken · Angelika Ehrhardt · Felicita Eichel · Karsten Eisenblätter · Birgit El Mamouni · Dr. Mohamed El-Ghamari · Cornelia Elsner<br />
· Susanne Emanuelsson · Jaqueline Engel · Marion Engel · Holger Engelage · Anke Engelhardt · Barbara Engels · Erkan Erarslan · Nicole Erhardt · Gudrun<br />
Ericke · Katharina Escalona · Monika Evers · Dr. Peter Ewald · Anna Falk · Heidemarie Falk · Petra Faulstich · Ursula Fehlberg · Mareike Feldmann · Wolf-<br />
gang Felgenhauer · Maren Ferges · Angelika Fesenmeyer · Gabriele Fink · Wiebke Finkenwerder · Karina Fiorese · Frank Fischer · Hannelore Fischer · Katja<br />
Fischer · Marco Fischer · Rudolf Fischer · Svetlana Fistric · Eduard Fitis · Heike Fleischmann · Marlene Flemming · Tanja Flunkert · Claudia Fork · Evelyn<br />
Foster · Samantha Foster · Stephanie Foster · Alexander Franke · Silke Fredel · Anne Frei · Brigitte Freier · Inga Freimuth · Benjamin Freitag · Angelika<br />
Friedemann · Anne-Kathrin Fries · Suk-I Frisch-Lee · Sarah Fröhlecke · Sonja Fronius · Kevin Fuchs · Torsten Gaevert · Andreas Gandyra · Dr. Pedro Garcia-<br />
Andreo · Igor Gayevskyy · Adriane van der Geest · Janine Geisler · Dr. Romana Gerhard · Yvonne Gericke · Natalya Gernand · Daria Gesenberg · Maike<br />
Gesing · Iris Giebel · Doris Ginelli · Jutta Glaesner · Anja Glathe · Kerstin Glöckner · Gülay Göcer · Dunja Golombek · Edith Gonschior · Helga Gonschior ·<br />
Rita Gonsior · Tatjana Gopp · Svenja Görtz · Klaus Gottlieb · Udo-Günther Graf · Priv.-Dozent Dr. Friedrich-Christoph Grahmann · Dana Gralki · Brunhild<br />
Graser · Dennis Greger · Vera Gregorova · Sarah Gremm · Dieter Greve · Prof. Dr. Thomas Griga · Martin Grimm · Diego-Jorge Gromöller · Uta Gromöller ·<br />
Anne Groos · Astrid Groß · Vera Grün · Sabine Grundmann · Ursula Grundmann · Beate Grunert · Eva Grüning · Monika Grützner-Titze · Michael Haak ·<br />
Joachim Haase · Wiebke Hagemann · Yvonne Hagemeier · Klaudia Hageneier · Martin Hahn · Annegret Hallerbach · Andrea Halstenberg · Sandra Hama-<br />
cher · Fatima Hamdaoui · Andreas Happel · Jaroslaw Haronski · Michael Haronski · Sibylle Hartmann · Lisa Hasenauer · Christine Hatsy · Jürgen Hauke ·<br />
Lena Havermann · Ina Hawlitzky · Annette Heckenkamp · Katja Heermann · Martin Heese · Vanessa Heidmann · Jutta Heiduck · Irene Hein · Barbara<br />
Heinemann · Annette Heinrich · Gabriele Heinze · Elke Heitland · Claudia Heix · Ute Hellmich · Yvonne Herfurth · Eleonore Herzog · Melanie Heuser ·<br />
Stephanie von Heusinger · Irene Heyduk · Alexander Heyn · Elisabeth Hillmann · Holger Hintze · Magdalena-Marie Hinze · Daniel Hirte · Angelika Hobein
Exkurs II: Die Beschäftigten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es im August 2008<br />
· Dagmar Hobrock · Dr. Jan Hoedemaker · Brigitte Hoffmann · Jeannine Hoffmann · Dr. Meike Hoffmeister · Dr. Thomas Hofmann · Ute Hohmann · Dr.<br />
Steffen Höll · Christopher Hollenberg · Elvira Holmes · Nicole Hoppe · Beate Höring · Dietrich Horn · Heiderose Horsthemke · Wolfgang Hüfner · Bianca<br />
Husemann · Martin Husmann · Edeltraud Hussey · Peter Hutmacher · Nicole Hüttemann · Sandra Huxsohl · Zanna Ieropoulou · Mylenti Isaakidou ·<br />
Gabriele Isermann · Jürgen Jähn · Danuta Jagla · Kirsten Jander · Hanna Jankowska · Josine Jannink · Andre Janßen · Dr. Georg Jans-Westerlage · Ingrid<br />
Jaschke · Sandra Joost · Silvia Juhnke · Mandy Junge · Katarina Jurasko · Angelika Kaczor · Nathalie Kahl · Sigrid Kallis · Maria Kaluza · Ilko Kamen · Sylvia<br />
Kamen · Sybille Kaminski · Annette Kampelmann · Dr. Martin Kamphausen · Kirstin Kamyk · Denise Kandler · Karin Kandler-Langer · Claudia Kanngießer<br />
· Esmehan Karakus · Gabriele Karbaum · Mohammed-Yoss Karim-Payab · Martin Karmainski · Kirsten Kasimir · Jutta Kassner · Ünzüle Kayar · Robert<br />
Kazanowski · Hildegard Keil · Dr. Clemens Kelbel · Olga Keller · Stefanie Kempen · Thorsten Kemper · Anja Kensicky · Marc Kensicky · Saskia Kernspecht<br />
· Dr. Florian Keser · Sandra Ketzler · Christiane Kilian · Heidrun Kilian-Deppe · Ayten Kilic · Dr. Kirstin Kimm · Alexandra Kinne · Maren Kinne · Rolanda<br />
Kirschner · Dr. Uwe Klapper · Edeltraud Kleinhans · Michael Kleinschmidt · Hiltrud-Theresia Klems · Waltraud Kletke · Sabrina Klin · Adelheid Klingberg<br />
· Bernhard Klink · Gabriele Klink · Karin Klix · Kerstin Klos · Sylvia Kloßek · Viola Kluge · Gisela Knospe · Dorette Koch · Sigrid Koch · Ursula Koch · Heike<br />
Kohl · Marvin Kolanczyk · Veronika Kolasinski · Gisela Kollmann · Marion Kolmsee · Gabriele Kolnisko · Ute König · Sophie Konior · Ayse Kop · Mona<br />
Köplin · Irina Kopp · Antonio Kos · Anna Koteras · Barbara Kötting · Jessica Kräber · Yvonne Krafczyk · Brigitte Kraft · Oliver Kramer · Dr. Susanne Krämer<br />
· Benjamin Kranzusch · Shpresa Krasniqi · Monika Kraus · Ute Krause · Manuela Kroll · Franz Kruczewski · Ute Krüger · Ute Krüger · David Kubitza · Dr.<br />
Günter Kuboth · Brunhilde Kuch · Idaeta Kuhn · Melanie Kuhn · Kay Kulcke · Dr. Martin Kümmerling · Marianne Künstle · Sylwia Kupidura · Tomislav<br />
Kutnjak · Brigitta Labusch · Klaus Lagoda · Manfred Lamig · Silvia Landmann · Volker Landmann · Dustin Lange · Falko Lange · Bärbel Langer · Gertrud<br />
Langer · Yvonne Langhoff · Sacharula Langner · Adrian Langowski · Kata Lapic · Anja Lasar · Andreas Laubenthal · Grazyna Lazar · Martina Leedham ·<br />
Christine Lelonek · Heike Lembgen · Iris Lepke-Mertens · Elke Lesmeister · Nina Lettmann · Sabine Lettmann · Martina Lichte-Wichmann · Andrea Lieber<br />
· Rosemarie Lilley · Lea Verena Limberg · Edeltraut Lingnau · Thomas Linn · Karin Linnemann · Bettina Lipphold · Melanie Lockemann · Anja Löffler · Jennyfer<br />
Lohmann · Silke Lohsträter · Olivia Loibl · Dirk Lubbe · Ellen Lübbing · Stephan Lüdicke · Dr. Andreas-Heinz Ludwig · Petra-Pia Ludwig · Lubna Lueg<br />
· Ilona Luhmann · Tanja Lünemann · Janine Lusar · Katrin Lützen · Marie Christin Luxem · Jutta Mack · Kerstin Maertin · Eva Magera · Sascha Andreas<br />
Malobecki · Birgit Marejka · Kerstin Margraf · Barbara Marienfeld · Rainer Maring · Stefanie Markovic · Tamara Maron Ruiz · Karin Luise Marre · Raisa<br />
Martens · Ivonne Marx-Kitt · Svea Maschewski · Dr. Christian Mathes · Uwe Matiszik · Manuela-Ulrike Matzker · Vincenzo Mazza · Margarete Meckeler<br />
· Gabriele Medini · Matthias Medini · Dr. Ulrich Mehring · Dr. Horst-Michael Meier · Birgit Meiners · Karin Meininghaus-Neudert · Carola Mendel · Rita<br />
Meretz · Anke Mertin · Birgit Mertins · Judith Mesa · Thomas Mette · Vivien Mette · Anneliese Meyer · Bettina Michalewicz · Marion Michalowicz · Claudia<br />
Michalowitz · Frank Michalowitz · Magdalena Michalski · Halina Mielich · Halina Miodek · Naciye Misirli · Nese Misirli · Ankica Miskic · Michaela Moder<br />
· Dr. Marc-Oliver Möllers · Therese Morcinek · Mirjam Morgen · Masoume Movahed-Ardebili · Dorothea Mroß · Sonja Msaad · Brigitte Mullenders ·<br />
Christiane Müller · Christiane Müller · Dr. Sascha Müller · Ulrike Müller · Ursula Müller · Thorsten Muschinski · Dennis Müssener · Olaf Müssigbrodt ·<br />
Maren Mydla · Elke Nachtigall · Jaqueline Nagel · Ursula Najdecki · Gabriele Närdemann · Regina Neborowsky · Shadab Neghabian · Monika van Nek ·<br />
Sandra Nentwich · Nicole-Ruth Netthöfel · Anke Neubauer · Kristin Neuhäuser · Michael Neuland · Halina Neumann · Birte Nielsen · Dietrich Niendorf ·<br />
Heinz-Juergen Nieswandt · Irene Niggemann · Marianne Niklaus · Marija Nogic · Rita Nübel · Heinrich Oberwahrenbrock · Uwe Ohmenzetter · Jadwiga<br />
Olschewski · Dolores Ong · Eduwa Osagiede · Rita Overbeck · Bahar Özdil · Mutlu Pace · Elvira Padilla · Cornelia Pähler · Jasna Pantic · Britta Papasoglu ·<br />
Frank Papasoglu · Carola Parlog · Christina Pechert · Birgit Peter · Frauke Peters · Mara Petrovic · Ute Petschke · Stefan Pfeiffer · Simone Philipp · Anna<br />
Piankowska · Ute Pich · Marc Pieczka · Katrin Pietrzinski · Sandra Pilger · Claudia Pinkalla · Evelyn Pinz · Regina Plenio · Sybille Ploch · Anna Poda-Matviyenko<br />
· Diana Podolska · Andreas Podsiedlik · Thomas-Holger Pohl · Kerstin Pohlmann · Sandra Poitz · Katharina Poloczek · Mayurachat Poomsean ·<br />
Christine Popella · Eva Popper · Susanne Poreski · Lydia Pospiech · Brigitte Pötzsch · Kristin Preetz · Wolfgang Preugschas · Dirk Prickel · Silvia Priegnitz ·<br />
Jessica Queder · Marina Rademacher · Ljiljana Radovanovic · Christine Raeder · Barbara Raffenberg · Daniela Rahn · Halleh Rasche · Birgit Raschke · Dr.<br />
63
Exkurs II: Die Beschäftigten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es im August 2008<br />
Peter Rathjen · Nadine Rawski · Regina Redford · Adelheid Reichel · Olaf Reichel · Claudia Reimann · Iris Reimann · Kerstin Reinhardt · Petra Reinhold ·<br />
Uwe Reuter · Brigitte Riese · Stefanie Riesel · Dr. Verena Risse · Desanka Ristic · Angelika Rodenbrügger · Priv.-Dozent Dr. Jens Rodenwaldt · Katia Roehl<br />
· Sabine Rohne · Gerda Römer · Sabine Röpke · Astrid Rösch · Arno Rosen · Bernd Rosenberg · Birgit Rosenberg · Natalia Rosenberg · Stephan Rosenthal ·<br />
Bernhardine Rottmann · Stanka Rožman · Frank-Volker Rüchel · Dagmar van Rüden-Wälter · Rita Rudloff · Michaela Rüffer · Heike Ruhl · Dorothea<br />
Rummel · Regine Rydzek · Dorothea Ryrko · Dagmar Saatkamp · Sema Sahin · Therese Salih · Britta Sander · Dr. Ingrid Sapp-Sistermann · Cosmin Sarac ·<br />
Konstantinos Sarigiannis · Stephanie Sattelmacher · Wolfgang Sauer · Barbara Sauermann · Anja Schaefer · Jörg Schäfer · Kerstin Schäfer · Romina<br />
Schaffrin · Svenja Schafstein · Jürgen Scharner · Andreas Schatton · Eva Schauwecker · Antje Scheel · Edmund Scheffel · Heike Scheffel-Sturm · Silke<br />
Schielmann · Andre Schilling · Bettina Schimmel · Daniela Schimnowski · Sylvia Schirmer · Dagmar Schlechter · Marie-Louise Schlüter · Eva-Maria<br />
Schmidt · Galina Schmidt · Iris Schmidt · Jacqueline Schmidt · Sigrun Schmidt · Timm Schmidt · Marion Schmidt-Wessels · Edelgard Schmidtke · Gerda<br />
Schmidtko · Björn Schmitz · Dr. Frank Schmolling · Brigitte Schneider · Georg Schneider · Jörg Schneider · Nicole Schneider · Petra Schneider · Dr. Ralf<br />
Schneider · Sabine Schneider · Dr. Udo Schniedermeier · Heike Schnier · Lieselotte Schöning · Bastian Schott · Michael Schrappe · Joachim Schubert ·<br />
Stefanie Schulte · Gabriela Schulz · Irmgard Schulz · Petra Schulz · Petra Schulz · Janina Schulze · Peter Schütz · Dorothee Schwill · Michael Schydlo ·<br />
Ursula Schydlo · Lisa Seeland · Daniel Seelbinder · Miriam Seidel · Daniela Seifert · Jessika Seiffert · Volker Semmler · Katharina Sendler · Manuela Senf ·<br />
Songül Sevgilik · Andrea Siebrasse · Verena Sievert · Renate Simon · Anna Singendonk · Sarah Singh · Therese Siniawa · Dr. Sebastian Skawran · Paulina<br />
Skiba · Wolfgang Skorvanek · Thomas Smolski · Uwe Sommerfeld · Dr. Brigitte Spenner · Jana Spenner · Annette Spilker · Julia Spillmann · Benjamin<br />
Sprave · Oliver Spreer · Frances Stadthaus · Klaus Stanczewski · Tanja Starzak · Dr. Mario Statz · Markus Stebener · Doris Steeg · Sylvia Steffens · Peter<br />
Steimann · Johanna Steinemann · Anna Valentina Steinweg · Heike Stephan · Koviljka Sterzik · Andreas Stiller · Renate Stöcker · Jolanthe Stoppek-Hopf<br />
· Giovanni van de Straat · Martina Streubel · Daniela Striewski · Christoph Stücke · Wolfgang Sudholt · Christine Sunder · Sabina Szala · Isabelle Szczend-<br />
zina · Doris-Bärbel Szkudlarek · Zdzislaw Szlufik-Lingnau · Brygida Szymura · Barbara Tank · Gülay Taskin · Petra Tebaartz · Cornelia Teipelke · Dagmar<br />
Teister · Cornelia Teubert · Dr. Anke Theophil · Dr. Ralf Thiel · Katrin Thiesbrummel · Latha Thirukumaran · Heinz-Josef Thomer · Sieglinde Thomsen ·<br />
Bärbel Tillmann · Dr. Rüdger Tippelmann · Veronika Tobolak · Dr. Fadime Tokatli · Gordana Tomic · Dorothea Tonder · Ute Tonkes · Dr. Heidemarie<br />
Tonscheidt · Ayse Törüz · Marion Totzke · Brunhilde Trapp · Hajo Trappmann · Brigitte Treber · Sima Tsaboutachwili · Stefanie Tüllmann · Brigitte Turan<br />
· Susanne Twitchen · Jutta Uelsberg · Sabine Ufer · Andrea Uhlig · Silke Ulrich · Dorothee Untenberger · Frank Untenberger · Silvia Untenberger · Ursula<br />
Urbanowicz · Barbara Urland · Henner Vaut · Stephanie Verhoeven · Maria Vetter · Hans-Günter Viehweg · Petra Vielhauer · Mladenka Vodjevic · Karin<br />
Vogel · Kornelia Vogt · Ina Völkl · Krimhilde Vollmer · Silvia Vollrath · Sabine Vomhof · Sandra Vorderwülbecke · Valentina Vornhagen · Birgit Wagener ·<br />
Frauke Wagener · Klaudia Wagner · Manuel Wagner · Vera Wägner · Manfred Walitzek · Ulrike Wallner-Frontzek · Daniela Walschus · Beate-Sabine Walter<br />
· Inga Walther · Manuel Warda · Juliane Weber · Ralf Weckenbrock · Cecylia Wehowski · Liane Weichelt · Dagmar Weidemann · Thomas Weidenhammer<br />
· Peter Weiland · Hugo Weimann · Björn Weitz · Friedrich Welge · Rainer Wember · Sonja Werdecker · Karin Wessel · Annika Westecker · Birgit Wichert ·<br />
Anke Wiegand · Birgit Wiegand · Ursula Wiesenhöfer · Silke Wilczek · Christian Wilkens · Carola Willems · Christiane Wilms · Andreas Wilmsmeier · Mar-<br />
lies Wilms-Schmitz · Jolanthe Winitzki · Dr. Jörg Winkle · Sandra Winter · Julia Wisniewski · Elke Witecy · Celine-Klara Wittek · Martin-Bodo Wobbe ·<br />
Susanne Wobbe · Claudia Wodzinowski · Rafael Wolny · Karin Woltemate · Niels Wolter · Monika Wopp · Lilia Wottschel · Hanna Wotzlawski · Gertrud<br />
Wunder von Krawczynski · Benedikt Wüstefeld · Dr. Martin Wylicil · Ayten Yildirim · Yücel Yildiz · Hülya Yöndes · Ayfer Yurtseven · Ayfer Yurtseven ·<br />
Brigitte Zabel · Dagmar Zachau · Monika Zähler · Gisela Zajons · Jamina Zakour · Anke Zemsky · Annette Zerres · Gisela Zettel · Simone Ziervogel ·<br />
Gabriele Zillmann · Stefan Zinser · Eva Zöllner.
1958–2008<br />
Wie wurde was ist und was sein könnte<br />
65
Interviews<br />
Wie wurde was ist und was sein könnte<br />
D<br />
ie nachfolgenden Interviews wurden<br />
in der Zeit von Ende 2007 bis Mitte<br />
2008 durchgeführt. Die zufällig ausgewählten<br />
Interviewten beschreiben den Wandel des<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es aus ihrer ganz<br />
persönlichen Sicht.<br />
August Wagner konnte auch von der spannenden<br />
Vorgeschichte des Krankenhauses<br />
berichten. Der ehemalige Patientenfürsprecher<br />
August Wagner sieht genauso wie Personalleiter<br />
Detlef Dreyer eine gute Zukunft des Hauses in<br />
der Trägerschaft der Knappschaft See Bahn.<br />
Alle Interviewten, die im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
arbeiten oder arbeiteten, identifizieren<br />
sich im hohen Maß mit dem Haus und sind<br />
stolz auf die Entwicklung des Hauses: „Wir müssen<br />
uns hinter niemandem verstecken“, sagt<br />
Maren Kinne, die als Telefonistin im Haus arbeitet.<br />
Stetig steigende Fallzahlen, Patientinnen<br />
und Patienten aus dem gesamten östlichen<br />
Ruhrgebiet sowie viel Lob und Anerkennung<br />
haben aber ihren Grund. Gut ausgebildetes und<br />
kompetentes Pflegepersonal führt Ute Droll<br />
in ihrem Interview dafür an. Der ehemalige<br />
Ärztliche Direktor des Hauses, Dr. Kurt Georg<br />
Hering, weist auf die moderne apparative<br />
Ausstattung des Hauses und das hohe fachliche<br />
Können der Ärzte hin. Dies unterstreicht auch Dr.<br />
Manutschehr Taayedi, der zunächst im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
und dann als niedergelassener<br />
Arzt in <strong>Dortmund</strong> tätig war: Auch für uns<br />
niedergelassene Ärzte, welche die Patienten<br />
nachbehandelt haben, wurde der Fortschritt<br />
deutlich sichtbar. Um Vertrauen geht es auch<br />
im Interview mit der Krankenhausseelsorge<br />
und der Patientenbetreuung von „Kontakt und<br />
Hilfe“.<br />
Peter Hampel und Klaus Simson, Anwohner, die<br />
die Entwicklung des Hauses seit Jahrzehnten<br />
beobachtet haben, bringen ihre Beobachtungen<br />
auf den Punkt: „Früher musste man als Knappschaftsversicherter<br />
hierher – heute wollen alle<br />
freiwillig hier hin.“, denn das Haus ist modern<br />
und komfortabel. Die Zimmer sind top, und<br />
auch das Essen schmeckt lecker. Doch ein<br />
Krankenhaus steht und fällt mit den Menschen,<br />
die in ihm arbeiten. Der langjährige Personalrat<br />
Fredy Fritsch erinnert sich daran, dass fast keine<br />
Probleme mit der Integration unterschiedlichster<br />
Beschäftigter bestanden haben – fast<br />
wie eine Familie.<br />
Ehem. Patientenfürsprecher August Wagner:<br />
Die Kumpel waren stolz<br />
auf ihr neues Krankenhaus<br />
Telefonistin Maren Kinne<br />
Wir müssen uns hinter niemandem verstecken<br />
Stellv. Pflegedirektorin Ute Droll<br />
Krankenschwester – Ein traumhafter Beruf<br />
Anwohner Klaus Simson und Peter Hampel<br />
Zwei Brackeler Zeitzeugen erinnern sich<br />
Krankenhausseelsorge<br />
Trost spenden, Not lindern, Zuhören<br />
Dr. Manutschehr Taayedi<br />
Damals waren die Chefärzte noch<br />
die Herrgötter in Weiß<br />
Ehem. Ärztlicher Direktor<br />
Dr. Kurt Georg Hering:<br />
Das Haus ist auf einem sehr guten Weg<br />
Ehem. Personalrat Fredy Fritsch<br />
Ich habe die Zeit nie bereut<br />
Personalleiter Detlef Dreyer<br />
Ich wünsche mir, dass das Haus erhalten bleibt<br />
67
Die Kumpel waren stolz auf ihr neues Krankenhaus<br />
August Wagner – Ehem. Patientenfürsprecher<br />
August Wagner wurde 1926 geboren. Der<br />
ehemalige Dreher und Grubenschlosser war<br />
Betriebsratsmitglied der Zeche Minister Stein,<br />
Mitglied im Vorstand der Bundesknappschaft,<br />
Bezirksvorsteher in <strong>Dortmund</strong>-Eving und seit<br />
1980 Patientenfürsprecher im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />
Der engagierte Senior verstarb<br />
am 23. Februar 2008 und erinnerte sich kurz<br />
vor seinem Tode an die Entstehung des Krankenhauses<br />
in Brackel, zu dessen Einweihung er<br />
1958 als frisch gewählter Knappschaftsältester<br />
eingeladen war.<br />
? Was verbindet Sie mit dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
in <strong>Dortmund</strong>-Brackel?<br />
Wagner: Ich übte seinerzeit die ehrenamtliche<br />
Tätigkeit des Knappschaftsältesten aus.<br />
? Knappschaftsältester? Sie waren gerade mal<br />
32 Jahre jung!<br />
Wagner: Die Tätigkeit eines Knappschaftsältesten<br />
ist eine ehrenamtliche Mittlertätigkeit<br />
85<br />
zwischen den Arbeitern und Angestellten und<br />
deren Familienangehörigen und der Bundesknappschaft.<br />
Ich habe in meinem Sprengel, dem<br />
Gebiet, für das ich damals zuständig war, bei<br />
Fragen der Renten- und Krankenversicherung<br />
beraten und habe Anträge weitergeleitet. Damals<br />
wohnten in meinem Sprengel rund 1.000<br />
Bergarbeiterfamilien.<br />
? Von denen Sie sicher etliche kannten?<br />
Wagner: Viele von ihnen kannte ich persönlich.<br />
Ich erinnere mich noch gut: Auch die monatliche<br />
Rentenzahlung erfolgte vor 50 Jahren<br />
noch bar. Die haben die Knappschaftsältesten<br />
gemeinsam mit den Zahlbeamten organisiert.<br />
Darüber hinaus waren wir Knappschaftsälteste<br />
auch an der Wahl des Vorstandes beteiligt, der<br />
natürlich auch 1958 zur Eröffnung des Krankenhauses<br />
kam.<br />
? Die Krankenhauseröffnung war sicher ein<br />
großer Tag für <strong>Dortmund</strong>?<br />
Wagner: Das war es bestimmt. Denn in der<br />
Stadt, die damals noch von der Industrie<br />
geprägt war, fehlten weit über 1.000 Krankenbetten.<br />
Das neue Haus der Knappschaft war<br />
der erste Neubau dieser Art nach dem Krieg<br />
weit und breit. Es half mit seinen 600 Betten,<br />
den Mangel in Grenzen zu halten. Die offizielle<br />
Eröffnung fand allerdings etwas später statt,<br />
nachdem das Krankenhaus schon den Betrieb<br />
aufgenommen hatte und auch die Außenanlagen<br />
fertig waren.<br />
? Warum wurde denn als Standort der östliche<br />
Vorort Brackel ausgewählt?<br />
Wagner: Lange vor dem Bau wurde darüber dis-<br />
kutiert, wo denn das Krankenhaus stehen sollte.<br />
Erste Überlegungen rückten das Haus in die<br />
Nähe der Zechen, in den <strong>Dortmund</strong>er Norden.<br />
In die engere Wahl kam ein Grundstück am Süggelwald,<br />
Nähe Grävingholz, an der Brechtener<br />
Straße in <strong>Dortmund</strong>-Kemminghausen. Aber<br />
man war sich nicht sicher, ob hier Bergschäden<br />
zu erwarten waren. Dann kaufte man in den<br />
20er Jahren eine geeignete Fläche am Nussbaumweg<br />
in Wambel.<br />
? Aber das hat ja anscheinend nicht geklappt ...<br />
Wagner: Nein, denn dort entstand zwischenzeitlich<br />
eine Kleingartenanlage, die gerade in<br />
der Nachkriegszeit die Bürger mit Gemüse,<br />
Kartoffeln und Obst versorgte, in der aber auch<br />
einige Menschen vorübergehend Wohnraum<br />
fanden. Oberbürgermeister Wilhelm Hansmann,<br />
der selbst Kleingärtner war, bot der Knappschaft<br />
dann das Gelände aus Feld, Wald und Wiese in<br />
Brackel zum Tausch an, wo auch letztendlich<br />
gebaut wurde.<br />
? Die Knappschaft machte sich nicht nur<br />
Freunde mit ihrem Krankenhausbauprogramm?<br />
Wagner: Ich weiß, dass der Bau der Knappschaftskrankenhäuser<br />
in der Weimarer<br />
Republik umstritten war. Christliche Bergarbeiter<br />
polemisierten gegen die Einrichtung von<br />
Knappschaftskrankenhäusern, weil sie zu teuer<br />
für die Knappschaft seien und die Bergleute<br />
in Abhängigkeitsverhältnisse bringen würden.<br />
Die Interessenvertreter der konfessionellen<br />
Einrichtungen hatten Angst um ihre eigenen<br />
Häuser und wandten sich auch gegen Knappschaftskrankenhäuser,<br />
weil sie knappschaftliche
Zuschussbetriebe seien und dadurch die Pflegesätze<br />
drücken würden. Außerdem kämen die<br />
religiösen Gefühle der Bergleute zu kurz. Dies<br />
war zwar alles Blödsinn, aber die Knappschaft<br />
geriet dadurch genau in die Front zwischen<br />
Berliner Zentralregierung und Adeligen.<br />
? Zeigte die Stimmungsmache Wirkung?<br />
Wagner: Diese Diskussion führte dazu, dass<br />
nach dem Bau der Knappschaftskrankenhäuser<br />
Recklinghausen, Gelsenkirchen und ich glaube<br />
noch Bottrop, der Reichsarbeitsminister den Bau<br />
weiterer Knappschaftskrankenhäuser untersagte.<br />
Man muss dabei wissen, dass der Reichsarbeitsminister<br />
Ehrenmitglied der Christlichen<br />
Bergarbeitergewerkschaft war.<br />
? Der Bau des Hauses wurde praktisch von den<br />
Beiträgen der Bergarbeiter finanziert ...<br />
Wagner: Richtig. Und die Kumpel waren stolz<br />
auf ihr neues Krankenhaus, das mit modernster<br />
Technik ausgerüstet war, und in dem<br />
es gute Ärzte gab. Zwar war der Weg weiter<br />
als zum damaligen Brüderkrankenhaus an der<br />
Burgholzstraße, in dem heute die Anne-Frank-<br />
Gesamtschule untergebracht ist, und weiter als<br />
zum Unfallkrankenhaus an der Münsterstraße.<br />
Aber das nahm man gerne in Kauf. Denn in dem<br />
neuen Krankenhaus wurden Maßstäbe für das<br />
Gesundheitswesen in <strong>Dortmund</strong> gesetzt.<br />
85: August Wagner – ehem. Patientenfürsprecher.<br />
86: Drastisch wurde in den Bergwerken des Ruhrgebiets<br />
immer wieder auf die Gefahren hingewiesen, die<br />
der Beruf des Bergmannes mit sich bringt. 95<br />
? Der Beruf des Bergmanns ist mit einem hohen<br />
Unfallrisiko verbunden ...<br />
Wagner: Ja. Die Verletzten, aber auch die berufsspezifischen<br />
Erkrankungen, wurden in Brackel<br />
mit großem Erfolg behandelt. Sie konnten eher<br />
wieder nach Hause und die Krankheitsdauer<br />
konnte damals schon verkürzt werden, was sich<br />
positiv auf die Knappschaftskasse auswirkte.<br />
Die Kumpel waren stolz auf ihr neues Krankenhaus<br />
August Wagner – Ehem. Patientenfürsprecher<br />
? Wie war denn 1958 die gesundheitliche Versorgung<br />
der Bergleute organisiert?<br />
Wagner: Auf jeder Schachtanlage gab es einen<br />
Werksarzt. Auf Minister Stein zum Beispiel war<br />
Dr. Schäper tätig. Er untersuchte die Bewerber,<br />
die von der Zeche neu eingestellt werden<br />
sollten – aber auch im regelmäßigen Turnus alle<br />
Angestellten. Und er verschrieb den Kumpeln<br />
Massagen und Bäder. Der Hausarzt der Bergleute<br />
war der Knappschaftsarzt. Er behandelte,<br />
überwies an Fachärzte oder ins Krankenhaus.<br />
86<br />
69
Die Kumpel waren stolz auf ihr neues Krankenhaus<br />
August Wagner – Ehem. Patientenfürsprecher<br />
? Wie sah es mit der freien Arztwahl aus?<br />
Wagner: Die freie Arztwahl hatten Knappschaftsversicherte,<br />
nachdem die Bundesknappschaft<br />
gegründet wurde. Sie erhielten auch das<br />
Privileg, sich in den Ambulanzen der Knappschaftskrankenhäuser<br />
behandeln zu lassen.<br />
? Die Geschichte der Knappschaft ist auch eine<br />
Geschichte des stetigen Wandels. Welche Veränderungen<br />
haben Sie im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong> am meisten beeindruckt?<br />
Wagner: Unter Dr. Hering bot das Haus als eines<br />
der ersten das ganze Spektrum von Bestrahlungsmöglichkeiten<br />
zur Krebsbehandlung an.<br />
Und in der Orthopädischen Klinik operierten<br />
die Ärzte bereits, als in anderen Häusern die<br />
Mediziner noch mit langwierigen Gipsverbänden<br />
arbeiteten.<br />
? Welche Einrichtung im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
findet immer wieder Ihre Aufmerksamkeit?<br />
Wagner: Für mich ist der Raum der Stille, der auf<br />
Initiative des Patientenfürsprechers entstanden<br />
ist, genau so bedeutend wie der neue Eingang,<br />
die modernen Patientenzimmer und der großzügige<br />
blaue Anbau. Alle Maßnahmen – bis hin<br />
zur Zertifizierung und guten Öffentlichkeitsarbeit<br />
– fügen sich zu einem Mosaik mit dem<br />
Namen „modernes und patientenorientiertes<br />
Krankenhaus” zusammen. Das ist es, was mich<br />
am meisten beeindruckt.<br />
? Wie denken Sie über die Zukunft des Hauses?<br />
Wagner: Das Krankenhaus ist 50 Jahre jung. Es<br />
ist im gesundheitlichen Netz gut positioniert<br />
und gut für die Zukunft aufgestellt. Die Knappschaft<br />
als Krankenhausträger tut gut daran,<br />
nicht von ihrem Bekenntnis zum Standort<br />
<strong>Dortmund</strong> abzuweichen.<br />
87: In zwei ehemaligen Motorradgaragen richtete<br />
August Wagner ein kleines Büro, die „Ranch“ ein, wo er<br />
seine Sprechstunden durchführte. 96<br />
87
„Willkommen im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong>. Alle Telefonleitungen sind zur Zeit<br />
belegt. Sobald eine Leitung frei wird, werden<br />
wir Sie verbinden. Vielen Dank für Ihr Verständnis.“<br />
Wer das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
angerufen hat und der Stimme des Bandes bis<br />
hierher gefolgt ist, der überbrückt die restliche<br />
Wartezeit mit Musik zum Träumen. Und<br />
dann kommt früher oder später (morgens in<br />
der Rushhour) eine sympathische Stimme,<br />
die jeden Anrufer aus der Warteschleife reißt:<br />
„<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong>” sagt<br />
88: Maren Kinne.<br />
89: Die alte Telefonzentrale.<br />
90: Die erste Telefonzentrale befand sich dort, wo<br />
2004 der Raum der Stille eingeweiht wurde. Hier ist die<br />
Telefonzentrale schon soweit umgebaut, dass nicht<br />
mehr „gestöpselt“ werden musste.<br />
89<br />
90<br />
Maren Kinne seit 35 Jahren. Eigentlich wollte<br />
sie Zahnarzthelferin werden. Doch die Lehrstellen<br />
waren trotz bester Noten auch damals<br />
schon knapp. Und deshalb ging Maren Kinne<br />
kurzerhand in den Einzelhandel. 300 Mark<br />
brutto verdiente die Verkäuferin nach ihrer<br />
Ausbildung. Zuwenig, um mit ihrem Mann<br />
einen eigenen Hausstand zu gründen. Ein<br />
Tipp aus dem Bekanntenkreis stellte ihr dann<br />
die Weichen für die nächsten Jahrzehnte: Sie<br />
bewarb sich für den Hauswirtschaftsdienst<br />
im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Der Personalchef<br />
stutzte, als er die guten Zeugnisse las.<br />
„Es ist egal, was ich mache” sagte sie fast<br />
entschuldigend. „Ich will mit meinem Mann<br />
etwas aufbauen. Ich brauch‘ das Geld.“ Für den<br />
Personalchef war die Sache klar: Die können<br />
wir auch woanders gut einsetzen. Das war vor<br />
35 Jahren.<br />
? Und so kamen sie in die Telefonzentrale?<br />
Kinne: Nein. Ich wurde erst mal als Hausgehilfin im<br />
Arbeiterbereich eingestellt. Aber ich durfte schon<br />
Vertretung in der Telefonzentrale, der Poststelle<br />
und im Archiv machen und habe deshalb die<br />
Angestelltenzulage bekommen. Zusammen 1.600<br />
Mark im Monat. Das war viel Geld für einen jungen<br />
Haushalt.<br />
? Und das hat Ihnen auf Anhieb gefallen?<br />
Kinne: Sehr. Schwierigkeiten hatte ich nur am<br />
Anfang, wenn der Rettungswagen rein kam;<br />
wenn ich die Schwerstverletzten sah, oder<br />
wenn Menschen auf der Fahrt ins Krankenhaus<br />
gestorben waren. Aber das kriegen wir ja heute<br />
nicht mehr so intensiv mit.<br />
Wir müssen uns hinter niemandem verstecken<br />
Maren Kinne – Telefonistin<br />
? Als zwei Jahre später dann im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
ihre Tochter geboren wurde,<br />
wollten Sie eigentlich mit der Arbeit aufhören ...<br />
Kinne: Eigentlich ... aber dann bekam ich das<br />
Angebot, in die Telefonzentrale überzuwechseln.<br />
Ich musste zwar im Schichtdienst arbeiten,<br />
aber den konnte ich so legen, dass es mit der<br />
Wechselschicht meines Mannes passte. So war<br />
unsere Tochter immer bestens versorgt.<br />
? Die Telefonzentrale war kurz vorher umgezogen ...?<br />
Kinne: Ja, als ich noch zur Aushilfe dort arbeitete,<br />
war sie dort, wo jetzt der Raum der Stille<br />
ist. Als ich sechs Wochen nach der Entbindung<br />
wieder anfing, hatte sie schon ihren Standort<br />
an der Anfahrt zur Zentralen Notaufnahme<br />
bezogen und schließlich fand die Telefonzentrale<br />
2007 eine neue Heimat in der Eingangshalle<br />
hinter der Rezeption.<br />
? Also neue Räume und neue Technik?<br />
Kinne: Nein, ich habe zunächst mit einer uralten<br />
Anlage und zehn Amtsleitungen an der ZNA-<br />
Anfahrt weiter gemacht.<br />
? War damals denn schon viel Betrieb?<br />
Kinne: Das war schon heftig. Wir mussten nicht<br />
88<br />
71
Wir müssen uns hinter niemandem verstecken<br />
Maren Kinne – Telefonistin<br />
nur die eingehenden Gespräche annehmen und<br />
weiterleiten – auch die ausgehenden mussten wir<br />
anwählen und mit dem Gesprächspartner vermitteln.<br />
Allerdings hatten die Patienten zu der Zeit<br />
noch kein Telefon am Bett. Das war ein Privileg der<br />
Privatpatienten. Für die mussten handschriftliche<br />
Listen über die Gesprächseinheiten geführt werden,<br />
die sie bei ihrer Entlassung hier bezahlten.<br />
? Konnten Sie in die Gespräche reinhören?<br />
Kinne: Ja.<br />
? Und haben Sie das auch gemacht?<br />
Kinne: Nein. Aber wir hatten früher eine ältere<br />
Kollegin, die machte das gerne. Aber die Gesprächspartner<br />
hörten es – beim Einschalten<br />
klickte es laut und deutlich. Den Kollegen im<br />
Haus war das bekannt. Und die riefen dann<br />
in den Apparat: Frau X, gehen sie mal aus der<br />
Leitung raus ... Jemand hat mal gesagt, dass die<br />
Telefonzentrale Schaltstelle des Krankenhauses<br />
ist. Das stimmt. Wir bekommen immer wieder<br />
Aufträge, die unter den Datenschutz fallen. Und<br />
91: Übergangsweise fand die Telefonzentrale Platz<br />
neben der Liegendanfahrt. 1992 wurde der Raum durch<br />
die OP-Erweiterung etwas vergrößert. 2007 wechselte<br />
sie wieder zum Haupteingang, so dass dieser auch<br />
nachts den Patientinnen und Patienten offen steht.<br />
91<br />
auch viele Kollegen kommen hier auf einen<br />
kurzen Plausch vorbei.<br />
? Aber Sie können auch heute noch in die<br />
Gespräche gehen?<br />
Kinne: Ja. Aber nur, wenn ich den Auftrag bekomme,<br />
das Gespräch zu unterbrechen.<br />
? Wenn Sie zurückdenken – hat sich noch et-<br />
was anderes verändert als die Technik?<br />
Kinne: Damals war das Krankenhaus noch wie<br />
eine große Familie. Damals kannten uns auch<br />
die Chefärzte und sprachen uns mit Namen an.<br />
Oder sie kamen mit einem neuen Arzt vorbei<br />
und stellten ihn vor. Das hat alles schon sehr<br />
nachgelassen. Heute kommen Leute und verlangen<br />
nach einem Schlüssel – die hat man vorher<br />
noch nie gesehen.<br />
? Mit der neuen Anlage hat sich viel geändert?<br />
Kinne: Wir haben jetzt ein Aufschaltverfahren.<br />
Auch wenn alle Leitungen besetzt sind, hat<br />
der Anrufer von draußen das Freizeichen in<br />
seinem Hörer. Dann kommt die Ansage „Im<br />
Moment sind alle Plätze belegt ...“ Und wenn<br />
eine Leitung frei wird, können wir das Gespräch<br />
annehmen. Wenn es sich staut, müssen die Anrufer<br />
leider warten. Dazu kommt, dass das Haus<br />
Vorrecht auf freie Leitungen hat.<br />
? Ein Grund für viele zu schimpfen?<br />
Kinne: Da muss man sich schon mal fragen lassen<br />
„Mein Gott, schlafen Sie?“. Aber wir schlafen nicht.<br />
? Wie viele Anrufe kommen denn in 24 Stunden<br />
hier an?<br />
Kinne: Das weiß ich nicht. 400 bis 500 werden<br />
es mit Sicherheit in der Frühschicht sein. Morgens<br />
schellt es am laufenden Band. Am späten<br />
Nachmittag wird es dann ruhiger.<br />
? Müssen Sie noch zusätzliche Aufgaben erledigen?<br />
Kinne: Wir müssen auch die beiden Schranken<br />
am Breierspfad bedienen, an denen besonders<br />
morgens viel los ist. Und noch das Notfall-<br />
Telefon. Dann gibt es noch jede Menge Anrufe<br />
von Mitarbeitern des Hauses, die eine interne<br />
Rufnummer wünschen, die sie eigentlich auch<br />
aus dem Intranet ziehen könnten.<br />
? Früher hatten die wenigsten Menschen ein<br />
Telefon. Man fasste sich kurz. Und legte sich<br />
sein Gespräch schon vorher zurecht, damit es<br />
nicht so lange dauerte. Und heute?<br />
Kinne: Früher waren die Menschen am anderen<br />
Ende der Leitung hilfloser. Man merkte, wer<br />
nicht häufig telefonierte. Aber in der Regel<br />
waren sie sehr höflich. Heute sind die Anrufer<br />
ungeduldiger. Wenn man dann sagen muss,<br />
dass sich die Station im Moment nicht meldet,<br />
werden sie schnell ungehalten.<br />
? Also über Jahre die gleiche Arbeit mit wechselnden<br />
Personen am anderen Ende des Hörers?<br />
Kinne: Ja. Und es macht noch immer großen Spaß.<br />
? Wenn Sie die 35 Jahre zurück blicken, was hat<br />
sich Ihrer Meinung nach am meisten verändert?<br />
Kinne: Die ganzen Umbauten haben das Krankenhaus<br />
geprägt. Es wurde immer moderner.<br />
Und wenn ich davon zu Hause oder im Bekanntenkreis<br />
erzählt habe, dann war auch immer ein<br />
bisschen Stolz dabei. Wir müssen uns hinter<br />
niemandem verstecken.
Was haben das <strong>Dortmund</strong>er <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
und Ute Droll gemeinsam? Beide<br />
feiern in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Die<br />
stellvertretende Pflegedirektorin zählt sich<br />
zum „Urgestein” des Hauses: 1976 begann sie<br />
hier ihre Ausbildung zur Krankenpflegerin<br />
und besuchte zuerst die Krankenpflegeschule<br />
der AWO in Marl, ein Jahr später dann die alte<br />
zentrale Krankenpflegeschule der Knappschaft<br />
in Recklinghausen. Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
in Brackel war ihr Wunschkrankenhaus,<br />
das sie sich trotz Stellenmangel aus drei Angeboten<br />
heraus gesucht hatte. Natürlich bestand<br />
sie drei Jahre später das Examen und begann<br />
ihre Laufbahn auf einer Unfall- und Gefäßchirurgischen<br />
Station. „Ganz normal, wie es sich<br />
für eine Krankenschwester gehört.“<br />
? War der Beruf damals noch ein reiner Frauenberuf?<br />
Droll: Nein, das war schon sehr gemischt. Ein<br />
Drittel der Schüler waren junge Männer.<br />
? Wie war damals der Lehrstellenmarkt? War es<br />
problemlos, eine Stelle zu bekommen?<br />
Droll: Es gab sehr wenig Stellen.<br />
? Krankenschwester war Ihr Traumberuf?<br />
Droll: Nein, das war Plan B. Ich wollte eigentlich<br />
Sozialarbeiterin werden. Aber Mitte der 70er Jahre<br />
standen die Chancen für diesen Weg schlecht.<br />
? Aber dem sozialen Bereich sind Sie treu<br />
geblieben?<br />
Droll: Ja. Ich habe es vom ersten Tag an sehr<br />
gerne gemacht. Ich kann mich noch gut erinnern,<br />
dass ich zu Hause meiner Mutter von meiner<br />
Arbeit vorgeschwärmt habe: „Das macht so viel<br />
Spaß – und ich kriege auch noch Geld dafür.”<br />
Zwar hatten wir auch manchmal mit schwierigeren<br />
Stationsleitungen zu tun, die mit ihrer<br />
Einstellung zu Auszubildenden etwas fehl geleitet<br />
waren. Aber im Großen und Ganzen war es<br />
toll. Und ich habe nicht einen einzigen Gedanken<br />
daran verschwendet, etwas anderes zu machen.<br />
? Welche Stationen haben Sie denn in der Aus-<br />
bildung durchlaufen?<br />
Droll: Ich war überall. Manchmal nur für sechs<br />
Wochen, aber ich habe mich relativ schnell überall<br />
eingearbeitet. Im OP, auf der Intensivstation ...<br />
Ich war sogar in der Krankengymnastik.<br />
? Ihre erste Station als Krankenschwester war die<br />
Unfallchirurgie?<br />
Droll: Ja, die Männerstation. Ich habe zusammen<br />
mit einer Kollegin dort angefangen. Nach<br />
kurzer Zeit hießen wir dort nur noch Frau Babbich<br />
und Frau Strubbelich, weil wir erst mal die<br />
Station auf Vordermann gebracht haben.<br />
? Und wie kam das bei den Patienten an?<br />
Droll: Gut. Allerdings muss ich sagen: Die Zeit<br />
in der Unfallchirurgie/Männer war anstrengend.<br />
Die Männer haben damals überall geraucht,<br />
ihre Kippen in den Blumentöpfen ausgedrückt,<br />
überall standen Bierflaschen rum ... Da konnten<br />
wir uns richtig ausarbeiten.<br />
? Sie haben auch relativ schnell Karriere gemacht?<br />
Droll: Ich bin nach einem Jahr schon stellvertretende<br />
Stationsleiterin geworden. Ich hatte<br />
großes Glück – meine erste Stationsleiterin,<br />
Krankenschwester – Ein traumhafter Beruf<br />
Ute Droll – Stellv. Pflegedirektorin<br />
hat mir alles gezeigt, mich an allem teilhaben<br />
lassen. Als Schwester Leonie für drei Monate<br />
eine Weiterbildung besuchte, musste ich alleine<br />
klar kommen. Das hat auch gut geklappt –<br />
allerdings mit vielen Mehrarbeitsstunden. Aber<br />
ich wollte es ja gut und richtig machen. Ich<br />
habe tagsüber normal mitgearbeitet und nach<br />
Dienstschluss die schriftliche Arbeit erledigt.<br />
? Die schriftlichen Arbeiten sind im Laufe der<br />
Jahre mehr geworden?<br />
Droll: Oh ja. Das ist kein Vergleich mehr zu meiner<br />
Anfangszeit. Es muss sehr viel dokumentiert<br />
werden. Früher gab es zwar keinen PC, dafür<br />
aber ein großes Buch für alle Besonderheiten.<br />
Alles andere hat man mündlich übergeben. Medizinische<br />
Maßnahmen wurden in die Fieberkurve<br />
eingetragen, das war’s.<br />
? Nach der Stellvertretung ging es aber weiter<br />
bergauf?<br />
Droll: Acht Jahre hab‘ ich die Stellvertretung<br />
92: Ute Droll, Stellv. Pflegedirektorin.<br />
92<br />
73
Krankenschwester – Ein traumhafter Beruf<br />
Ute Droll – Stellv. Pflegedirektorin<br />
93: Längere Liegezeiten, aber auch weniger Dokumentationsarbeiten<br />
ließen Zeit für ausgiebigere Gespräche<br />
mit Patienten und Angehörigen.<br />
94: Mussten Patienten bei einer Hüftoperation vor 30<br />
Jahren oft acht Wochen im Krankenhaus bleiben, so<br />
sind es im Jahr 2008 bei dem gleichen Eingriff durchschnittlich<br />
nur noch 17 Tage.<br />
95: Fast zwanzig Jahre nach der Eröffnung des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
zählten Schwesternhäubchen<br />
noch zur Dienstkleidung der Krankenschwestern.<br />
93<br />
94<br />
95<br />
gemacht, auch den Stationsleitungs-Lehrgang<br />
absolviert und bin in den Personalrat gewählt<br />
worden. Eine spannende Zeit. Als die Leitungsstelle<br />
dann frei wurde, bin ich ausgewählt<br />
worden.<br />
? Gab es Themen, die im Personalrat kontrovers<br />
diskutiert wurden?<br />
Droll: In jedem Haus gibt es auffällige und<br />
schwierige Mitarbeiter, die immer mal wieder<br />
größere oder kleinere Probleme haben und damit<br />
nicht zu ihren direkten Vorgesetzten gehen,<br />
sondern direkt den Personalrat ansprechen. Der<br />
Personalrat nimmt sich dann viel Zeit für die<br />
einzelnen Mitarbeiter, die bestimmte Ansprüche<br />
haben. Es geht oft um die Interessen von einzelnen.<br />
Wir haben dann seinerzeit den Sozialbeirat<br />
für die einzelnen Berufsgruppen gegründet. Das<br />
war eine gute Geschichte.<br />
? Dann kam eine neue Pflegedirektorin, die<br />
indirekt für Sie die Weichen stellte?<br />
Droll: Wie jede neue Leitung führte sie natürlich<br />
auch neue Sachen ein. Zum Beispiel eine neue<br />
Dienstplanregelung, die äußerst kompliziert<br />
war. Um mich mit der Materie vertraut zu machen,<br />
habe ich einen Weiterbildungskurs belegt.<br />
Die Kursleiterin hat sich dann sehr positiv über<br />
mich geäußert und so wurde ich gefragt, ob ich<br />
die Stelle der stellvertretenden Pflegedirektorin<br />
zeitbefristet übernehmen würde.<br />
? Dann überschlugen sich die Ereignisse?<br />
Droll: Ich war noch keine vier Wochen im Amt,<br />
da verabschiedete sich die Pflegedirektorin<br />
ebenfalls. Und dann liefen hier die Telefone<br />
heiß.<br />
? Man hat Ihnen die Stelle angeboten?<br />
Droll: Aber ich wollte nicht. Ich habe noch nie<br />
etwas gemacht, was ich nicht konnte. Letztendlich<br />
kam dann ein Kollege aus dem Saarland.<br />
? Aber Sie sollten die Vertretung weiter machen?<br />
Droll: Ja. Für mich bedeutete das eine dreijährige<br />
berufsbegleitende Weiterbildung. Heute<br />
ist das ein Fachhochschul-Studium. Es war eine<br />
harte, aber auch anregende Zeit, aber ich habe<br />
daraus sehr viel mitgenommen.<br />
? Die Pflegedirektion wechselte dann noch<br />
einmal?<br />
Ja bis heute. Und damit kam wieder eine Frau<br />
an die Spitze, Frau Fehlberg. Wir sind ein gutes<br />
Team.<br />
? Ihre jetzige Arbeit hat mit der Arbeit am Patienten<br />
nur noch wenig zu tun?<br />
Droll: Zu unseren Aufgaben gehört die Ausarbeitung<br />
der Rahmenbedingungen für die Pflege.<br />
Um Personalführung, Organisation, Qualitätssicherung<br />
und Personalplanung kümmern wir uns<br />
ebenfalls.<br />
? Das bedeutet aber auch: Kein persönlicher<br />
Kontakt mehr zu den Patienten?<br />
Droll: Nicht ganz. Im Rahmen der Audits schauen<br />
wir auch in die Krankenzimmer. Wie es dort<br />
läuft und was da läuft, das ist schon unser Ding.<br />
Denn auch die Abteilungsleitung muss mal<br />
kontrolliert werden.
? Wie hat sich die Arbeit der Krankenschwester<br />
denn im Laufe der Zeit verändert?<br />
Droll: Wir hatten eine andere Klientel. Mehr<br />
Bergleute.<br />
? Und mehr Personal auf der Station?<br />
Droll: Nein, nicht mehr. Nur der Patientendurchlauf<br />
war längst nicht so hoch. Die Patienten<br />
lagen sechs, acht Wochen hier.<br />
? Das hört sich schon fast nach Kur an?<br />
Droll: Ich will nicht sagen, dass die Patienten<br />
früher konserviert wurden. Sie blieben im<br />
Prinzip so lange, bis sie wieder gesund waren.<br />
Dadurch hatte man einen ganz anderen Zugang<br />
zu ihnen. Man kannte die Verhältnisse, die Angehörigen.<br />
Das hat sich radikal geändert. Heute<br />
bleibt der Patient drei, vier Tage. Da bleibt jedes<br />
persönliche Gespräch auf der Strecke.<br />
? Aber gehört gerade das nicht auch zur Pflege?<br />
Droll: Mir tut leid, dass der Nachwuchs im Beruf<br />
das immer weniger leisten kann. Aber sie haben<br />
es nicht anders kennengelernt. Diagnostik steht<br />
an oberster Stelle – die Patienten werden in<br />
kürzester Zeit von A nach B gebracht. Manchmal<br />
habe ich die Physiotherapeuten beneidet.<br />
Die können sich bei der Behandlung auf einen<br />
Patienten konzentrieren. Das Pflegepersonal<br />
dagegen muss sich um tausend verschiedene<br />
Dinge kümmern. Medikamente, Ernährung,<br />
Körperpflege ...<br />
? Wird das von den Patienten registriert und<br />
geschätzt? Oder heißt es: Die trinken den<br />
ganzen Tag Kaffee?<br />
Droll: Nein, die sehen unsere Arbeit schon sehr<br />
realistisch. Die Geschichte mit dem Kaffeetrinken<br />
hat doch noch nie gestimmt. Wenn man um 9<br />
Uhr versucht zu frühstücken, kann es sein, dass<br />
um 11 der Kaffee und das halbe Brötchen noch immer<br />
da stehen. Das hat natürlich einen falschen<br />
Eindruck vermittelt. Heute gehen viele Kolleginnen<br />
und Kollegen zur Pause in die Caféteria.<br />
? Sie arbeiten auch im Beschwerdemanagement?<br />
Droll: 85 Prozent der Patienten loben unsere Arbeit.<br />
Aber es gibt auch berechtigte Beschwerden,<br />
manchmal festgemacht an einzelnen Personen.<br />
An diesen Sachen sind wir natürlich sehr interessiert,<br />
um die Sache abzustellen. Wir reißen<br />
niemandem den Kopf ab, sondern bieten in Krisensituationen<br />
unsere Hilfe an. Aber manchmal<br />
braucht auch jemand ein ernsthaftes Gespräch.<br />
? Wie hat sich denn die Kleiderordnung geändert?<br />
Droll: Meine erste Stationsleiterin war eine<br />
Resolute. Sie hat die Häubchen abgeschafft. In<br />
der Ausbildung wurde Blau getragen, hinterher<br />
der weiße Kittel. Hosen kamen Mitte der 80er<br />
Jahre. Ich habe selbst viele Sachen gekauft, weil<br />
sie viel schicker waren. Das war erlaubt. Aber als<br />
die ersten Pfleger mit einem Mickymaus-T-Shirt<br />
kamen, wurde es reglementiert. Heute gibt es<br />
nur noch die offizielle Dienstkleidung.<br />
? Und es darf kein Schmuck getragen werden?<br />
Droll: Eine unendliche Diskussion ... Manche<br />
sagen der Ehering sei kein Schmuck, wir sehen<br />
das anders. Jeder sichtbare Schmuck, Armbanduhren<br />
oder Piercing ist aus hygienischen<br />
Gründen verboten.<br />
Krankenschwester – Ein traumhafter Beruf<br />
Ute Droll – Stellv. Pflegedirektorin<br />
? Wie war und ist das Verhältnis zu den Ärzten,<br />
wenn Krankenschwestern immer weiter<br />
geschult werden und eine höhere Profession<br />
entwickeln?<br />
Droll: Solange ich im Beruf bin habe ich das als<br />
sehr kooperativ empfunden. Berufspolitisch<br />
ist es immer etwas schwerer. Der Arzt sieht<br />
das Pflegepersonal als ärztliches Hilfspersonal,<br />
das Pflegepersonal hat eigene Prioritäten und<br />
hat eine eigene Berufung, wozu natürlich auch<br />
ärztliche Assistenz gehört.<br />
? Gibt es Kompetenz-Gerangel?<br />
Droll: Da gibt es natürlich schwierige Schnittstellen.<br />
Beim Blutabnehmen zum Beispiel.<br />
Manche Schwestern und Pfleger können es<br />
aufgrund der langen Berufserfahrung besser<br />
als ein Arzt. Aber wir haben auch einen vollgepackten<br />
Arbeitstag und müssen uns nicht übers<br />
Blutabnehmen definieren. Die Blutabnahme ist<br />
der ärztlichen Tätigkeit zugeordnet und wird in<br />
den Fallpauschalen berücksichtigt. Bekommen<br />
wir die Stellen für die Blutabnahme-Tätigkeit,<br />
können wir darüber reden. Wenn wir es aber<br />
ablehnen, werden wir geärgert und gefragt:<br />
Wollt ihr denn nur noch mit dem Steckbecken<br />
rumlaufen? Dazwischen gibt es einen Riesenradius,<br />
der zu bewältigen ist.<br />
75
Zwei Brackeler Zeitzeugen erinnern sich<br />
Peter Hampel und Klaus Simson – Anwohner<br />
Peter Hampel wohnte schon als Kind in<br />
Brackel – in unmittelbarer Nachbarschaft des<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es. Der ehemalige<br />
Betriebsrats-Vorsitzende der Kokerei Kaiserstuhl<br />
hat den Bau des drittgrößten <strong>Dortmund</strong>er<br />
Krankenhauses mit großem Interesse<br />
verfolgt. Seine Erinnerungen sind sozusagen<br />
prähistorisch. Er kennt das Areal wie seine<br />
Westentasche – im Urzustand, als es noch<br />
landwirtschaftlich genutzt wurde. Dann sah er<br />
das Krankenhaus wachsen. Nichts war damals<br />
interessanter als diese Baustelle mit Bohrern,<br />
Baggern, Betonmischern ... Und mit Maurern,<br />
die ab und zu mal ein Bonbon für kleine Jungs<br />
in der Tasche hatten.<br />
? Sie wohnen seit Ihrer Kindheit in Brackel?<br />
Peter Hampel: Ich bin am 30. April 1951 als<br />
Flüchtling mit meinen Eltern und acht Ge-<br />
96: Peter Hampel kennt das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
seit über 50 Jahren.<br />
96<br />
schwistern mit dem Bus hier angekommen. Ursprünglich<br />
kamen wir aus Schlesien und haben<br />
nach der Flucht fünf Jahre in Bayern gewohnt.<br />
? Wie alt waren Sie damals?<br />
Peter Hampel: Ich war fünf und kann mich noch<br />
gut an die Zeit erinnern. Der Sprengel, in dem<br />
ich wohnte, war früher eine Flüchtlingssiedlung,<br />
die für Arbeitskräfte gebaut worden war, die<br />
man aus ganz Deutschland hierher brachte.<br />
? Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> feiert jetzt<br />
sein 50-Jähriges. Da waren Sie 13, als der Bau<br />
fertig war. Können Sie sich noch an die Zeit<br />
erinnern, als das Krankenhaus gebaut wurde?<br />
Peter Hampel: Ich kenne dieses Grundstück<br />
noch als Getreidefeld des Bauern Ziegenfeuther,<br />
der direkt am Hellweg seinen Hof hatte. Dann<br />
wurde das Feld verkauft und es lag ziemlich<br />
brach. Ein Schäfer ließ seine Schafe dort weiden.<br />
Für uns Kinder war das ganz toll. Wir haben die<br />
Schafe angeschaut, die Lämmchen gestreichelt<br />
und haben dort auch unsere Drachen steigen<br />
lassen. Ein wahres Paradies.<br />
? Wie sah denn damals der Wieckesweg aus.<br />
War es schon eine befestigte Straße?<br />
Peter Hampel: Das war damals auch schon eine<br />
asphaltierte Straße. Allerdings standen wesentlich<br />
weniger Häuser dort und es gab keine<br />
Parkzonen. Der Wieckesweg war deshalb gut<br />
ausgebaut, weil es einen regen Verkehr zwischen<br />
den englischen Kasernen in Brackel und<br />
den Kasernen an der B1 gab.<br />
? Gab es denn schon die Bahnlinie über den<br />
Wieckesweg?<br />
Peter Hampel: Oh ja, die Strecke führte von<br />
<strong>Dortmund</strong> nach Soest. Sie war früher viel mehr<br />
befahren als heute. Aber nicht von Personenzügen,<br />
hier fuhren damals nur Güterzüge. Die<br />
S-Bahn ist erst viel später gekommen, so in den<br />
70er Jahren.<br />
? Wann begann denn der Krankenhausbau?<br />
Peter Hampel: Es begann mit Probebohrungen.<br />
Das war für uns ganz spannend. Allerdings gab<br />
es früher noch keine Baustellensicherung im<br />
heutigen Sinne. Und wir wurden immer ermahnt,<br />
gut aufzupassen. Denn diese Bohrlöcher wurden<br />
nicht abgedeckt. Und so ein Loch war wohl 30<br />
Meter tief und gerade so breit, dass ein kleiner<br />
Spargel wie ich da reinfallen konnte. Das muss so<br />
1953 gewesen sein.<br />
? Aber dann ging es sicher schnell weiter?<br />
Peter Hampel: Die Baugrube wurde ausgehoben<br />
– und das war das Beste. Auf den riesigen<br />
Lehmbergen haben wir Cowboy und Indianer<br />
gespielt. Und in der Grube sind wir mit selbstgebauten<br />
Flößen herumgepaddelt. Denn in der<br />
tiefen Ausschachtung sammelte sich Regenund<br />
vielleicht auch Grundwasser.<br />
? Wie tief war denn die Grube?<br />
Peter Hampel: Wenn man bedenkt, dass das<br />
Krankenhaus dreigeschossig in die Erde gebaut<br />
wurde – na, das waren bestimmt 20 bis 25 Meter<br />
an der tiefsten Stelle.
? Und wie tief war denn das Wasser? Konnte<br />
denn da nichts passieren?<br />
Peter Hampel: Das war sehr tief, aber wir konnten<br />
alle schwimmen. Ich erinnere mich gut, dass<br />
in ungefähr sechs oder acht Meter Tiefe der Baugrube<br />
eine Quarzader durch das Erdreich ging.<br />
Die haben wir dann „abgebaut“. Das Ergebnis<br />
war bis in die 90er Jahre hier in Brackel noch zu<br />
sehen. Die Anwohner schmückten ihre Vorgärten<br />
mit den Quarzbrocken und benutzten sie<br />
zum Einrichten von Steingärten.<br />
? Wie ging es mit dem Bau weiter?<br />
Peter Hampel: Den haben wir immer beobachtet.<br />
Für uns war das was ganz Riesiges, was<br />
ganz Tolles. Eine so große Baustelle hatten wir<br />
noch nie gesehen. Wenn die Arbeiter Feierabend<br />
hatten, sind wir dort rumgeturnt. Auch heute<br />
würde ich mich hier nie verlaufen. Ich kenne<br />
sozusagen jeden Stein, jede Mauer, jede Etage.<br />
? Heute ginge das nicht mehr so problemlos ...<br />
Peter Hampel: Das war in den 50er Jahren noch<br />
anders. Es war zwar ein Wächter auf dem Grundstück.<br />
Aber der ging regelmäßig zur Bude und hat<br />
sich einen getrunken. Dann hatten wir freie Bahn.<br />
? Die Einrichtung des Hauses haben Sie auch<br />
mitbekommen?<br />
Peter Hampel: Logisch. Und an eine Episode<br />
kann ich mich besonders erinnern. Als die<br />
ersten Gardinen hier aufgehängt wurden, sie<br />
waren gelb mit einem blauen Muster, brachte<br />
mein Bruder mal einen kleinen Rest mit nach<br />
Hause. Meine Mutter hat mir daraus eine Badehose<br />
genäht. Aber Hallo, die war richtig schick.<br />
Im Hoeschbad war ich damit der King!<br />
? Mit der Einweihung des Krankenhauses 1958<br />
war dann alles vorbei?<br />
Peter Hampel: Nein, unser Kontakt blieb bestehen.<br />
Viele Kinder hier im Sprengel waren durch<br />
ihren Vater in der Knappschaft versichert. Und<br />
wenn wir uns verletzt hatten, marschierten wir<br />
zur Ambulanz und ließen uns verpflastern. Wir<br />
kannten auch die meisten, die hier beschäftigt<br />
waren. Viele aus der Nachbarschaft arbeiteten<br />
hier. Außerdem: Mein Bruder hatte hier als<br />
Installateur gearbeitet und ist von der Knappschaft<br />
übernommen worden. Der hat mir mal<br />
das Kesselhaus gezeigt. Damals wurde natürlich<br />
noch mit Koks geheizt. Für kleine Jungs ist so<br />
was spannend.<br />
? In dem Kesselhaus wurde zuerst mit Koks,<br />
später mit Anthrazitkohle geheizt. War das<br />
eine große Umweltbelastung?<br />
Peter Hampel: Nee, das war alles normal. Von<br />
meinem Haus aus habe ich den großen Schornstein<br />
gut im Blick. Der hat nicht doll gequalmt.<br />
Da hat sogar über mehrere Jahre ein Falkenpärchen<br />
drauf gewohnt. Die hatten sich dort ein<br />
Nest gebaut.<br />
? Sie und Ihre Familie haben das Knappschaftskran-<br />
kenhaus auch schon als Patienten kennen gelernt?<br />
Peter Hampel: Meine beiden Töchter sind hier<br />
geboren und auch ein Enkelkind. Ich habe 1975<br />
hier in der Orthopädie gelegen. Wir waren hier<br />
immer sehr zufrieden.<br />
? Hat sich das Umfeld des Krankenhauses im<br />
Laufe der Jahre sehr verändert?<br />
Peter Hampel: Natürlich. Es ist wesentlich dichter<br />
bebaut. Und es ist im Laufe der Jahre schön<br />
Zwei Brackeler Zeitzeugen erinnern sich<br />
Peter Hampel und Klaus Simson – Anwohner<br />
begrünt worden. Wir haben früher mit Fußball<br />
und Knicker auf der Straße gespielt. Das wäre<br />
jetzt nicht mehr möglich. Aber heute hocken<br />
die Kinder auch viel vor dem Fernseher oder<br />
Computer. So was gab es früher nicht. Das war<br />
eine schöne, ruhige Geschichte hier.<br />
? Haben Sie mal daran gedacht, im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
zu arbeiten?<br />
Peter Hampel: Na ja, eigentlich sollte ich zum<br />
Gymnasium gehen. Das kostete aber damals<br />
noch Schulgeld. Und das hatten wir nicht. Wir<br />
waren schließlich neun Kinder. Mein Vater<br />
hat dafür gesorgt, dass jeder von uns einen<br />
ordentlichen Beruf erlernte. Wer dann noch<br />
weiterkommen wollte, sollte den zweiten<br />
Bildungsweg einschlagen. Durch meinen Vater<br />
wusste ich, dass auf Kaiserstuhl Lehrlinge für<br />
eine Ausbildung zum Elektriker gesucht wurden.<br />
Ich habe meine Aufnahmeprüfung bei Hoesch-<br />
Bergbau gemacht und bestanden. Wenige Jahre<br />
später wurde ich in den Betriebsrat gewählt und<br />
wurde dann auch bald Betriebsratsvorsitzender.<br />
Das bin ich dann 30 Jahre geblieben.<br />
97: Ein Blick vom Hedingsmorgen um 1970 auf das<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Unten links auf dem Bild<br />
ist einer der weißen Quarzbrocken zu sehen, der von<br />
Kindern aus der Baugrube gefördert wurde.<br />
97<br />
77
Zwei Brackeler Zeitzeugen erinnern sich<br />
Peter Hampel und Klaus Simson – Anwohner<br />
? Aber Sie sind diesem Haus immer treu verbunden<br />
geblieben?<br />
Peter Hampel: Aber ja! Über all die Jahre! Nach<br />
einem Herzinfarkt im vergangenen Jahr gehe ich<br />
jeden Tag eine Stunde spazieren. Oft mache ich<br />
in der Knappschafts-Caféteria, die sehr schön<br />
geworden ist, eine kleine Pause.<br />
? Sie kennen so viele Menschen hier in der<br />
Gegend. Was hat das Krankenhaus denn für<br />
einen Ruf?<br />
Peter Hampel: Ja, ich bekomme viel mit. Ob<br />
die Küche gut ist, die Schwestern nett sind ...<br />
Es gab mal eine Zeit, da war der Ruf nicht so<br />
besonders. Da sollte auch die Geburten-Station<br />
geschlossen werden. Aber viele haben sich<br />
dann dafür stark gemacht. Auch die Politik hat<br />
sich eingesetzt. Und es hat sich gelohnt. In den<br />
letzten sechs, sieben Jahren hat sich hier viel<br />
verändert. Da ging ein Ruck durch das ganze<br />
Haus. Der Tonfall wurde anders, die Schwestern<br />
sind sehr freundlich, die Ärzte sind top. Man<br />
hört nur Gutes. Früher musste man als Knappschaftsversicherter<br />
hierher. Heute wollen alle<br />
freiwillig hier hin. Ich habe sehr großes Vertrauen<br />
in dieses Haus.<br />
? Was wünschen Sie dem Krankenhaus für die<br />
Zukunft?<br />
Peter Hampel: Mehr Parkplätze. Unsere Straße<br />
wird regelmäßig zugeparkt. Die Stadt will<br />
Parkstreifen einrichten, die wir bezahlen sollen.<br />
Wir brauchen die nicht, wir haben alle Garagen.<br />
Die Parkplätze werden von den Krankenhaus-Besuchern<br />
genutzt. Oder von Friedhofs-Besuchern.<br />
Leider wird der Parkplatz an der S-Bahn nicht angenommen.<br />
Die 200 Meter will niemand laufen.<br />
Der gebürtige Berliner Klaus Simson ist<br />
Journalist und kannte <strong>Dortmund</strong> nur von der<br />
Landkarte. Aus beruflichen Gründen zog er<br />
1979 in die Revierstadt. Genauer gesagt: nach<br />
Brackel. „Es war keine Liebesheirat”. erinnert<br />
sich der heute 73-Jährige. Zwar fand er die<br />
Schwerindustrie immer sehr beeindruckend,<br />
aber aus nächster Nähe musste er sie eigentlich<br />
nicht haben. Aus der Stadt für Kohle und<br />
Stahl wurde ein Ort der Dienstleistungen. Die<br />
Dunstglocke verschwand. Und Simson zeigte<br />
sich versöhnlich. Mit seiner Frau hat er in <strong>Dortmund</strong><br />
im Laufe der Jahre nicht nur eine Bleibe<br />
gefunden, sondern eine Heimat gewonnen.<br />
? Sie kennen <strong>Dortmund</strong> aus der Distanz und als<br />
Brackeler Bürger. Wie hat es sich verändert?<br />
Klaus Simson: Wenn ich früher am Kamener<br />
Kreuz Richtung <strong>Dortmund</strong> fuhr, sah ich die<br />
schwefelgelbe Glocke über der Stadt liegen und<br />
dachte, wie kann man hier leben. Dann prophezeite<br />
Willy Brandt den blauen Himmel über dem<br />
Revier – und hielt Wort. Die Umwandlung hat ja<br />
stattgefunden.<br />
98: Die Nachbarn Peter Hampel (links) und Klaus Simson<br />
wohnen seit vielen Jahrzehnten in unmittelbarer<br />
Nähe zum <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />
98<br />
? Wie war es, als Sie 1979 nach <strong>Dortmund</strong><br />
kamen? Haben Sie sich bewusst für Brackel<br />
entschieden?<br />
Klaus Simson: Nein. Mein Arbeitgeber, die<br />
Ruhrkohle, hat uns dieses Haus angeboten. Als<br />
Betriebswohnung sozusagen. Das war eine reine<br />
Zweckentscheidung. Später wurden die Häuser<br />
an die Stadt verkauft. Dann hat man sie den<br />
Mietern angeboten.<br />
? Sie haben das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
nicht nur als Nachbar erlebt, sondern auch als<br />
Patient ...<br />
Klaus Simson: An diesem Haus beeindruckt<br />
mich nicht nur die medizinische Leistung,<br />
sondern auch die Freundlichkeit des Personals,<br />
das auch am Ende einer anstrengenden Schicht<br />
noch immer ein nettes Wort für die Patienten<br />
übrig hat.<br />
? Nutzen Sie den Park oder das Café und Restaurant<br />
des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es?<br />
Eher weniger. Einerseits gibt es in der Nähe<br />
riesige Grünflächen, in denen man stundenlang<br />
laufen kann, und andererseits koche ich so<br />
gerne, dass ich das Caré kaum besuche.<br />
? Wie gut und gerne lebt es sich in der Nachbarschaft<br />
eines großen Krankenhauses?<br />
Klaus Simson: Gut lebt es sich. Und wir sind<br />
inzwischen auch gerne hier. Wenn die Parksituation<br />
vor unserem Haus etwas entschärft würde,<br />
wäre alles noch viel schöner.
99 und 100: Iris Lohse von der Gruppe „Kontakt und<br />
Hilfe” sowie Pfarrer Matthias Mißfeldt.<br />
99<br />
100<br />
Trost spenden, Not lindern, Zuhören ... Die<br />
evangelische Pfarrerin Alexandra Hippchen, der<br />
evangelische Pfarrer Matthias Mißfeldt und<br />
Schwester Marita Benggok von der Steiler-<br />
Mission haben immer ein offenes Ohr für die<br />
Patienten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es. Sie<br />
werden unterstützt von den rund 20 Mitgliedern<br />
der ehrenamtlichen Gruppe „Kontakt und<br />
Hilfe“, die ebenso wie die Seelsorger an die<br />
Schweigepflicht gebunden sind. Sie haben Zeit<br />
für mitmenschliche Zuwendung, Zeit für Gespräche,<br />
Zeit für Begleitungen und Spaziergänge,<br />
Zeit zum Vorlesen, Zeit für unaufschiebbare<br />
Erledigungen, Zeit um Briefe zu schreiben<br />
... Die Gruppe „Kontakt und Hilfe” besteht<br />
inzwischen seit 35 Jahren. Stellvertretend für<br />
die Gruppe stand Iris Lohse Rede und Antwort.<br />
? In welcher Beziehung können die Gruppen-<br />
Mitglieder die Seelsorger entlasten?<br />
Iris Lohse: Wir tauschen uns untereinander aus.<br />
Und wir weisen uns auch gegenseitig Patienten zu.<br />
? Wie wird die Gruppe von den Patienten<br />
akzeptiert?<br />
Matthias Mißfeldt: Gut. Oft ergibt es sich erst<br />
in den Gesprächen, ob der Patient letztendlich<br />
einen Pfarrer vorzieht.<br />
? Sprechen Sie mit jedem Patienten oder nur<br />
mit den Schwerstkranken, die Trost suchen?<br />
Iris Lohse: Wir werten das nicht. Die Mitarbeiter<br />
der Gruppe sprechen jeden an. Denn jeder empfindet<br />
seine Krankheit als wichtig.<br />
Trost spenden, Not lindern, Zuhören<br />
Marita Benggok, Alexandra Hippchen, Iris Lohse, Matthias Mißfeldt – Krankenhausseelsorge<br />
? Sind es eher die älteren Patienten, die aufbauende<br />
Worte wünschen?<br />
Matthias Mißfeldt: Es kommt darauf an, wie<br />
jemand bisher seine Krankheit erfahren hat.<br />
Wenn einer schon einen langen Krankheitsverlauf<br />
hinter sich hat, akzeptiert er das Gespräch<br />
vielleicht eher, als jemand mit einem Unfall.<br />
Das kann man nicht am Alter festmachen. Wer<br />
mit einer neuen Hüfte kurz vor der Entlassung<br />
steht und der Reha hoffnungsvoll entgegen<br />
sieht, hat wenig Bedarf, mit dem Pastor zu<br />
sprechen. Wir sind schon mehr in Lebensübergängen<br />
involviert. Eine 84-Jährige fragte uns<br />
einmal: Warum muss ich jetzt sterben? Ich habe<br />
vom Leben noch nichts gehabt. Es gibt da schon<br />
dramatische Umstände, wo religiöse Begleitung<br />
erwünscht ist.<br />
? Kommt es dann auf die Konfession an? Oder<br />
spielt der Glauben eine Rolle?<br />
Matthias Mißfeldt: Weniger. Es gibt ein amerikanisches<br />
Wort, dass es am besten trifft:<br />
„Spiritual Care”. Bei dieser seelischen Hilfe<br />
trennen wir nicht hart zwischen Evangelisch<br />
und Katholisch, es sei denn, die Leute wollen<br />
das. Wir missionieren auch nicht. Und wir drängen<br />
niemandem etwas auf. Wir haben schon<br />
Muslime, Juden, Bahais und Zeugen Jehovas<br />
begleitet. Auch unser Raum der Stille wird von<br />
Muslimen genutzt.<br />
? Obwohl er eindeutig christlich dekoriert ist?<br />
Matthias Mißfeldt: Nur wer will, kann in der<br />
Dekoration ein Kreuz erkennen – man muss es<br />
aber nicht. Für uns war ganz wichtig, dass dieser<br />
Raum offen ist. Für jeden. Für alle. Das ist unser<br />
Konzept. Wir hatten mal einen Patienten, der<br />
79
Trost spenden, Not lindern, Zuhören<br />
Marita Benggok, Alexandra Hippchen, Iris Lohse, Matthias Mißfeldt – Krankenhausseelsorge<br />
konnte das nicht ertragen. Der hat eine Maria<br />
hinein gestellt. Wir haben sie dann beschützend<br />
in Bewahrung genommen.<br />
? Sie haben dort ein Buch ausgelegt, in das<br />
jeder Besucher etwas schreiben kann ...<br />
Marita Benggok: Das Buch hat eine große<br />
Bedeutung für die Menschen, die den Raum der<br />
Stille besuchen. Klar manchmal wird in dieses<br />
Anliegenbuch auch Unsinn geschrieben, aber<br />
im Großen und Ganzen spiegelt sich schon ein<br />
tiefer Glaube wider: Der eine dankt, der andere<br />
bittet. Da liest man von Verzweiflung und<br />
Angst. Die Sätze rühren schon ans Herz.<br />
? Stimmt das Sprichwort „Not lehrt Beten?“<br />
Finden hier auch Hartgesottene zum Glauben?<br />
Matthias Mißfeldt: Gerade existenzielle Kri-<br />
101<br />
sensituationen öffnen schon den Zugang zum<br />
Glauben. Wer sonst keinen Vertrag damit hatte,<br />
nutzt hier oft die Chance, zu dieser Dimension<br />
von Spiritualitäten Zugang zu gewinnen.<br />
? Haben Sie mehr Gespräche mit den Patienten<br />
oder mit den Angehörigen?<br />
Marita Benggok: Das ist unterschiedlich. Wir<br />
haben eigentlich immer beide Seiten im Blick.<br />
? Für Wohnungslose oder sozial Schwache<br />
unterhält „Kontakt und Hilfe“ eine Kleiderkam-<br />
mer, die auch mit Hygieneartikeln und Handtü-<br />
chern bestückt ist. Wie finanzieren Sie das?<br />
Iris Lohse: Durch Spenden und durch unsere<br />
Flohmärkte. Viele Sachen kommen auch von<br />
Kollegen aus dem Haus. Auch wer unerwartet<br />
ins Krankenhaus kommt, ohne Schlafanzug<br />
und Zahnbürste und keine schnelle Hilfe von<br />
zu Hause erwarten kann, wird hier mit dem<br />
Nötigsten ausgestattet. Wer entlassen wird,<br />
und nicht auf saubere Sachen für den Heimweg<br />
zurückgreifen kann, bekommt ebenfalls ein<br />
Startpaket.<br />
? Apropos Spenden ...<br />
Matthias Mißfeldt: ... da gibt es eine hübsche<br />
Geschichte: Als wir im Erdgeschoss den Raum<br />
der Stille eröffneten, schenkte uns jemand<br />
eine riesige blaue Mutter Gottes aus Ton. Sie<br />
war schon etwas beschädigt und ihr fehlte<br />
ein Zacken in der Krone. Da der Raum neutral<br />
gehalten sein soll, wollte ich sie nicht aufstellen.<br />
Ich habe dann meine katholische Kollegin<br />
gefragt, ob sie diese Maria nicht für ihr Kloster<br />
gebrauchen könnte. Die aber wehrte ab: Solche<br />
Sachen würden immer so komische Unfälle<br />
erleiden. Dann haben wir sie bei eBay eingesetzt<br />
und noch 20 Euro für die Kasse bekommen.<br />
Zwei Männer haben sie abgeholt, die sagten, sie<br />
hätten die komplette Wohnung mit Heiligenfiguren<br />
dekoriert.<br />
? Haben Sie spezielle Räume, in denen die Angehörigen<br />
Abschied nehmen können?<br />
Matthias Mißfeldt: Wir haben zwei Räume, die<br />
auch vom gleichen Künstler gestaltet wurden,<br />
der den Raum der Stille entworfen hat.<br />
Das Palliativ-Zimmer für Sterbende und das<br />
Aufbahrungs-Zimmer für Tote. Wir wissen, dass<br />
die Gestaltung der initialen Trauersituation von<br />
enormer Bedeutung ist. Handauflegen, Segnen,<br />
mit den Angehörigen beten ist schon existenziell.<br />
Das ist für uns und auch für die Ehrenamtlichen<br />
keine oberflächliche Arbeit. Von diesem<br />
Angebot wird gerne Gebrauch gemacht. Aber es<br />
gibt auch die andere Seite, die gar nicht selten<br />
ist: Rufen Sie uns bitte erst an, wenn alles vorbei<br />
ist. Aber bitte nicht mitten in der Nacht, wird<br />
dann gesagt.<br />
Alexandra Hippchen: Seit Anfang dieses Jahres<br />
laden wir einmal im Quartal die Angehörigen<br />
der im Krankenhaus Verstorbenen zu einem<br />
Gedächtnisgottesdienst und wenn gewünscht,<br />
zu einem Trauercafé ein. Die Vorstellung, dass<br />
Sterben und Tod die alltäglichen Lebensvollzüge<br />
nicht unterbrechen, durcheinander bringen<br />
dürfen, ist nach christlichem Verständnis<br />
unerträglich. Sterben und Tod bringen den<br />
Alltag ganz beträchtlich durcheinander. Denn<br />
plötzlich, selbst wenn der Tod absehbar war,<br />
fehlt ein Mensch. Alle Theorie wird plötzlich<br />
harte Realität. Wir vertrauen darauf, dass kein
Name verloren geht. Das bringen wir in diesen<br />
Gottesdiensten zum Ausdruck.<br />
Marita Benggok: Das Trauercafé lädt die<br />
Angehörigen ein, um die jüngst vergangene<br />
Zeit Revue passieren zu lassen. Wir wollen den<br />
Trauerprozess erleichtern und gegebenenfalls<br />
ermöglichen.<br />
? Das hört sich nach Arbeit an, von der man viel<br />
mit nach Hause nimmt. Wie lange kann man so<br />
etwas machen?<br />
Iris Lohse: Die Gruppe „Kontakt und Hilfe“<br />
besteht seit 15 Jahren und erneuert sich ständig.<br />
Wir haben welche, die sind seit über 20 Jahren<br />
dabei. Vor ihrem Einsatz werden sie aus- und<br />
fortgebildet. Einmal im Monat bietet uns die<br />
Seelsorge eine Supervision an. Wir können in<br />
der Gruppe sprechen oder mit den Seelsorgern<br />
alleine. Das Angebot wird gut genutzt. Letztendlich<br />
muss man frei sein für dieses Amt. Man<br />
darf nicht an eigenen großen Sorgen zu knacken<br />
haben.<br />
Alexandra Hippchen: Diese regelmäßigen<br />
Selbstreflexionen über die Arbeit, aber auch<br />
über sich selbst werden von den Gruppenmitgliedern<br />
als große Bereicherung empfunden. Die<br />
Fortbildung im Hause – die Mitglieder von Kontakt<br />
und Hilfe können auch an der innerbetrieblichen<br />
Fortbildung teilnehmen – erhöhen die<br />
Sachkompetenz der Einzelnen und ermöglichen<br />
101: Schwester Marita Benggok SSpS.<br />
102: Pfarrerin Alexandra Hippchen.<br />
einen engeren Kontakt zu den Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern des Hauses.<br />
? Möchten manche Patienten diesen hilfreichen<br />
Kontakt zu Hause fortsetzen?<br />
Matthias Mißfeldt: Schon. Aber diese Arbeit darf<br />
man nicht ins Privatleben fließen lassen. Wenn<br />
jemand um einen Besuch bittet, erklären wir<br />
ihm, dass die Hilfe auf das Haus beschränkt und<br />
kein ambulanter Dienst ist.<br />
? Hat schon mal jemand um Sterbehilfe statt<br />
Sterbebegleitung gebeten?<br />
Alexandra Hippchen: Das ist nicht das eigentliche<br />
Thema. Und ich halte diese Debatte auch<br />
für überzogen. Die Menschen wollen hauptsächlich<br />
eine Schmerzkontrolle haben. Da üben<br />
Trost spenden, Not lindern, Zuhören<br />
Marita Benggok, Alexandra Hippchen, Iris Lohse, Matthias Mißfeldt – Krankenhausseelsorge<br />
wir eine wichtige Funktion aus, weil sie uns<br />
schon mal etwas deutlicher sagen, was ihnen<br />
weh tut und das wir dann an die Krankenhausbeschäftigten<br />
weitergeben.<br />
102<br />
Es geht darum, dass Menschen ihren noch verbleibenden<br />
Lebensweg klären und wenn es dann<br />
ansteht, ihr Leben in Würde beenden können.<br />
Wir versuchen Menschen in diesem schwierigen<br />
Prozess zu unterstützen. Schmerzkontrolle ist<br />
dabei ein wichtiger Aspekt. Wir bleiben beim<br />
Menschen in seinem Sterben, wir führen es<br />
nicht herbei. Diese Einstellung verschafft uns<br />
viel Vertrauen auf Seiten der Patientinnen und<br />
Patienten sowie ihrer Angehörigen und auf<br />
Seiten der Krankenhausbeschäftigten.<br />
81
Trost spenden, Not lindern, Zuhören<br />
Marita Benggok, Alexandra Hippchen, Iris Lohse, Matthias Mißfeldt – Krankenhausseelsorge<br />
? Sind Sie näher am Patienten als der Arzt?<br />
Matthias Mißfeldt: Manchmal ist das so. Da<br />
ist der weiße Kittel für manche Patienten eine<br />
Hemmschwelle.<br />
? Sie arbeiten aber nicht nur für Patienten<br />
sondern auch für die Mitarbeiter?<br />
Matthias Mißfeldt: Als ausgebildeter Supervisor<br />
bin ich auch für die Nöte der Kollegen zuständig.<br />
Auch mit ihnen treffe ich mich regelmäßig<br />
zu Supervisionen. Andere Gespräche ergeben<br />
sich aus dem Kontakt, den man untereinander<br />
im Haus hat.<br />
? Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> hat ein Ethik-<br />
Komitee, dessen Vorsitzender Sie sind. Was<br />
sind Ihre Aufgaben?<br />
Matthias Mißfeldt: Wir kümmern uns um die<br />
ganzen Dinge, die anfallen, wenn das Leben zu<br />
Ende geht. Zum Beispiel um Patientenverfügungen.<br />
Jeder Patient wird bei der Aufnahme<br />
danach gefragt. Diese Verfügung wird in den<br />
Behandlungsprozess eingebracht. Sie wird in die<br />
Patientenakte elektronisch und als Papier mit<br />
aufgenommen. Damit ist gewährleistet, das der<br />
Wille des Patienten hier Beachtung findet. Das<br />
kommt besonders zum Tragen, wenn er sich<br />
nicht mehr äußern kann.<br />
? Wenn jemand keine Verfügung hat, geben Sie<br />
Hilfestellung?<br />
Alexandra Hippchen: Wir haben hier ein Beratungsangebot,<br />
das zunehmend genutzt wird.<br />
Dabei geht es nicht darum, mal eben etwas zu<br />
unterschreiben. Die Patientinnen und Patienten<br />
müssen sich dann schon mit der eigenen Krankheit<br />
auseinandersetzen und selbst entscheiden,<br />
welche Wünsche sie für sich haben. Das ist ein<br />
Prozess, der durchaus mit schmerzlichen Emotionen<br />
verbunden ist.<br />
? Wenn keine Patientenverfügung vorliegt, wie<br />
entscheiden denn dann die Ärzte?<br />
Matthias Mißfeldt: Das ist rechtlich klar geregelt.<br />
Es gelten die Grundsätze der Bundesärztekammer<br />
für ärztliche Sterbebegleitung. Wenn<br />
sich ein Patient nicht äußern kann, soll durch<br />
Gespräche mit Angehörigen sein mutmaßlicher<br />
Wille erfragt werden. Solche Fälle werden auch<br />
im Ethik-Komitee besprochen. Ich bin kein<br />
Freund von allgemeinen Regeln. Jeder Fall ist<br />
individuell.<br />
? Ist der Tod noch immer ein Tabu-Thema?<br />
Matthias Mißfeldt: Das Thema wird gesellschaftlich<br />
verdrängt. Und deshalb ist es für<br />
Krankenhäuser auch schwer, sich diesem Thema<br />
zu stellen.<br />
? Hat sich die Einstellung nicht in den letzten<br />
Jahren geändert?<br />
Matthias Mißfeldt: Doch. Man geht etwas<br />
offener damit um. Da hat auch die Hospizbewegung<br />
ein Stück geholfen.<br />
? Haben Sie einen Wunsch für die Zukunft?<br />
Matthias Mißfeldt: Unbedingt. Wir benötigen<br />
dringend eine Klimaanlage für den Raum der<br />
Stille. Bei warmem Wetter ist es da stickig heiß<br />
und es regt sich kein Lüftchen.
Dr. Manutschehr Taayedi kennt das Knapp-<br />
schaftskrankenhaus in- und auswendig. Im<br />
wahrsten Sinne des Wortes: Zum einen als<br />
junger Assistenz-Arzt, frisch von der Uni Münster<br />
– zum anderen als niedergelassener Arzt in<br />
Brackel. Der gebürtige Iraner studierte in Münster<br />
Medizin und arbeitete von 1974 bis 1984 im<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>. Dr. Taayedi hat eine<br />
Zusatzausbildung als Facharzt für Allgemein-<br />
Chirurgie und Psychosomatische Medizin. Als<br />
Hausarzt ließ er sich dann in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft des Krankenhauses nieder, wo<br />
er knapp zehn Jahre praktizierte. Der 66-jährige<br />
hat seit über 30 Jahren einen deutschen<br />
Ausweis.<br />
? Wie war das, als Sie 1974 am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
anfingen?<br />
Dr. Taayedi: Für mich war es eine aufregende<br />
Zeit – so frisch von der Uni. Ich habe damals in<br />
der Chirurgie begonnen.<br />
103: Dr. Manutschehr Taayedi.<br />
103<br />
Damals waren die Chefärzte noch die Herrgötter in Weiß<br />
? Da war die Hierarchie noch strenger als heute ...<br />
Dr. Taayedi: Damals waren die Chefärzte noch<br />
die Herrgötter in Weiß. Danach gab es eine<br />
Aufweichung der Hierarchie. Der Umgang wurde<br />
liberaler. Zur Zeit läuft da wohl wieder eine<br />
Rückentwicklung. Die jüngeren Chefärzte haben<br />
wieder die Tendenz zur Hierarchie. Vielleicht<br />
ein Überschwappen aus der freien Wirtschaft.<br />
Als ich schon selbstständig war, kam ein junger<br />
Chefarzt der Chirurgie zu mir in die Praxis und<br />
stellte sich vor. Er wollte die Ärzte kennenlernen,<br />
die im Dunstkreis des Krankenhauses<br />
praktizierten und dem Haus Patienten zuwiesen.<br />
Das war für mich sehr ungewöhnlich. Von<br />
der alten Garde hätte das niemand gemacht. Ich<br />
habe das als sehr positiv empfunden.<br />
? War es für Sie denn einfacher, in einer<br />
strengen Hierarchie zu arbeiten oder in einem<br />
kollegial geprägten Team, in dem man gewisse<br />
Entscheidungsfreiheiten hat?<br />
Dr. Taayedi: Es geht nicht um Entscheidungsfreiheit.<br />
Denn Entscheidungen konnten sowieso<br />
nur immer begrenzt getroffen werden. Auch<br />
heute wird immer nur auf höherer Ebene entschieden.<br />
Und das ist auch richtig. Es geht mehr<br />
um Teamgeist. Und dieser Geist funktioniert in<br />
einer liberalen Struktur besser. Was sich auch<br />
auf die Behandlung der Patienten auswirkt.<br />
? Haben Sie ein besonderes Erlebnis?<br />
Dr. Taayedi: Da fällt mir eine wunderbare<br />
Episode ein: Bei uns in der Chirurgie gab es<br />
einen türkischen Kollegen, der sehr tüchtig<br />
und auch sehr ehrgeizig war und vor Vitalität<br />
sprühte. Eines Tages waren wir alle mit unserem<br />
Chef Prof. Zühlke zur Visite unterwegs. Der<br />
Dr. Manutschehr Taayedi – Facharzt<br />
türkische Kollege schaute sich ein Bein an und<br />
fragte ziemlich ungehalten „Welcher Idiot hat<br />
denn diesen Gips hier angeordnet?” Worauf der<br />
Chefarzt nur knapp sagte: „Ich.“ Alle schauten<br />
ganz betreten und warteten auf das Donnerwetter.<br />
Dann haben alle gelacht. Prof. Zühlke war<br />
eine großartige Persönlichkeit. Ein ruhiger, sehr<br />
tüchtiger und besonnener Mann.<br />
? Was wurden denn in den 70er Jahren in der<br />
Chirurgie für Fälle behandelt? War es mehr<br />
allgemein oder schon speziell?<br />
Dr. Taayedi: Es wurde alles behandelt. Vom<br />
einfachen Blinddarm über Gefäßchirurgie bis<br />
hin zur Knochenchirurgie. Aber ich erinnere<br />
mich noch gut: Die Gefäßchirurgie war damals<br />
noch Pionierarbeit. Die hatte sich ein Oberarzt<br />
in Weiterbildung angeeignet.<br />
? Wieso Knochenchirurgie. Sie hatten doch eine<br />
Orthopädie am Hause?<br />
Dr. Taayedi: Zunächst hat es diese Trennung gar<br />
nicht gegeben. Da war alles Chirurgie. Aber auch<br />
nach der Trennung blieben Arm- und Beinbrüche<br />
die Domäne der Chirurgen.<br />
? Sie waren bis 1985 hier am Krankenhaus.<br />
Haben Sie noch die Anfänge der Schlüsselloch-<br />
Chirurgie mitbekommen?<br />
Dr. Taayedi: Nein, nicht mehr. Diese Ära begann<br />
kurze Zeit später. Bei bestimmten Indikationen<br />
ist das eine tolle Technik und sehr schonend für<br />
den Patienten.<br />
? Auch nach Ihrem Abschied aus dem Krankenhaus<br />
blieben Sie der Knappschaft treu?<br />
Taayedi: In gewisser Weise schon. Ich eröffnete<br />
83
Damals waren die Chefärzte noch die Herrgötter in Weiß<br />
Dr. Manutschehr Taayedi – Facharzt<br />
1985 am Breierspfad eine Praxis, wo ich als Allgemeinmediziner<br />
arbeitete. In dieser Zeit habe<br />
ich mich auch berufsbegleitend zum Facharzt<br />
für Psychosomatische Medizin weitergebildet.<br />
Ich habe schon bei den Krankenhaus-Patienten<br />
bemerkt, dass die Ursache vieler Erkrankungen<br />
psychisch bedingt ist. Deshalb ist es sehr zum<br />
Vorteil, wenn man diese Kenntnisse mit einbringen<br />
kann.<br />
? Was sind das für Beschwerden?<br />
Dr. Taayedi: Häufig Rückenbeschwerden, aber<br />
auch Schmerzen im Bauchraum. Für psychosomatische<br />
Erkrankungen kommt eigentlich<br />
der ganze Körper in Frage. Oft ist es das Organ,<br />
welches im Moment am schwächsten ist und<br />
die geringste Abwehr zeigt.<br />
? Wie wurden diese Patienten im Krankenhaus<br />
behandelt?<br />
Dr. Taayedi: Bei einem negativen Befund haben<br />
wir natürlich nach der Ursache gesucht. Die Ärzte<br />
tun alles, um die Patienten zu heilen. Leider ist<br />
die Verweildauer so kurz bemessen, dass auf die<br />
seelische Ursache nicht intensiv eingegangen<br />
werden kann. Da hat der niedergelassene Arzt<br />
natürlich sehr viel mehr Möglichkeiten.<br />
? Die Zeit zu Gesprächen haben Sie sich dann<br />
genommen?<br />
Dr. Taayedi: Mittags eine und abends zwei<br />
Stunden. Wenn der Patient merkt, dass man<br />
sich Zeit für ihn nimmt, gewinnt man auch<br />
sein Vertrauen. Das ist Voraussetzung für eine<br />
Heilung des Leidens. Ich habe diese Arbeit sehr<br />
104<br />
gerne gemacht. Sie hat mir in meiner Alltagsarbeit<br />
sehr geholfen, Dinge zu verstehen. Wenn<br />
solche Ärzte zusätzlich in den Krankenhäusern<br />
eingestellt würden, wäre das sehr gut. Aber<br />
Mittel und Zeit sind natürlich begrenzt.<br />
? Haben Sie davon profitiert, dass Sie sich in<br />
Brackel niedergelassen haben?<br />
Dr. Taayedi: Natürlich. Mich kannten viele Ärzte<br />
aus allen Abteilungen. Auch manche Mitarbeiter<br />
sind zur Behandlung gekommen. Und mich<br />
kannten natürlich auch viele Patienten. Wenn Sie<br />
nicht zufrieden mit mir gewesen wären, hätte ich<br />
sie wahrscheinlich nicht gewinnen können. Da<br />
hilft auch der Bekanntheitsgrad nicht.<br />
? Haben Sie schon mal Patienten direkt ins<br />
Krankenhaus gebracht?<br />
Dr. Taayedi: Die Nähe zum Krankenhaus war<br />
für einige Patienten zum Vorteil. Ich hatte zum<br />
Beispiel mal einen Patienten, der mit heftigen<br />
Schmerzen im Rücken in die Praxis kam. Er hatte<br />
ein Bauch-Aneurysma. Durch meine Kliniktätigkeit<br />
hatte ich Erfahrung mit dieser Krankheit.<br />
Ich habe sofort die Feuerwehr angerufen, die ihn<br />
dann den kurzen Weg ins <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
gefahren hat. Es gibt auch Patienten,<br />
die überhaupt nicht ins Krankenhaus wollen.<br />
In gar keines. Die sich gegen eine Einweisung<br />
sträuben. Die habe ich schon mal in mein Auto<br />
gepackt und persönlich hier abgegeben. Zum<br />
Beispiel einen Patienten, der sich hartnäckig<br />
104: Operationsalltag in den 60er Jahren im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong>. Die Lachgasflaschen<br />
stehen zwischen Chirurgie und Anästhesie.
weigerte, weil er eine kranke Frau daheim hatte.<br />
Doch mit einem perforierten Magengeschwür<br />
ist nicht zu spaßen.<br />
? Wenn Sie an Ihre Zeit als Hausarzt zurück-<br />
denken, haben Sie auch immer wieder Patienten<br />
gehabt, die vorher hier im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
gelegen haben. Konnten Sie den<br />
medizinischen Fortschritt, der hier im Haus<br />
stattfand, mit verfolgen?<br />
Dr. Taayedi: Es hat immer eine Progression<br />
gegeben. Der Fortschritt war im Laufe der Jahre<br />
auch für uns niedergelassene Ärzte, welche die<br />
Patienten nachbehandelten, deutlich sichtbar.<br />
Die Entwicklung ging durch das ganze Haus. Es<br />
gab immer eine Bewegung.<br />
? Sie sind jetzt 66 Jahre und könnten eigent-<br />
lich noch zwei Jahre als Kassenarzt tätig sein.<br />
Warum haben Sie aufgehört?<br />
Dr. Taayedi: Ich bin 1999 sehr schwer krank geworden<br />
und habe mich nur sehr langsam wieder<br />
erholt. Aber jetzt arbeite ich wieder: Regelmäßig<br />
helfe ich bei einer Kollegin in einer großen<br />
Allgemeinpraxis aus.<br />
105: Architekt Hans Landgrebe zusammen mit dem ersten<br />
Ärztlichen Direktor des Hauses, Doz. Dr. Scherer,<br />
1958, im Operationssaal.<br />
Damals waren die Chefärzte noch die Herrgötter in Weiß<br />
? Stehen die Brackeler Bürger hinter ihrem<br />
Krankenhaus?<br />
Dr. Taayedi: Es gibt immer den einen oder anderen<br />
der sagt, da gehe ich nicht hin. Das trifft<br />
auf alle Krankenhäuser zu. Generell stehen die<br />
Brackeler Bürger hinter ihrem Krankenhaus. Ich<br />
habe meinen Bruder, der auch Arzt ist, hierher<br />
geschickt. Das Haus hat einen sehr guten Ruf –<br />
hier wird gute Medizin gemacht.<br />
Was wünschen Sie sich für dieses Haus?<br />
Dr. Taayedi: Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
sollte sich vielleicht auf einem Gebiet spezialisieren<br />
– zu einem Zentrum werden. Und in diesem<br />
speziellen Fach sollte es sich so entwickeln,<br />
dass Patienten aus ganz Deutschland sagen: Da<br />
gehe ich hin.<br />
Dr. Manutschehr Taayedi – Facharzt<br />
? Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> bietet ein<br />
Diabetes-, Darm-, Brust- und ein Prostatazentrum.<br />
Hier wird interdisziplinär zusammengearbeitet.<br />
Ist das der richtige Weg?<br />
Dr. Taayedi: Grundsätzlich ist das eine tolle<br />
Sache. Ein Team wird vom Geist der Zusammenarbeit<br />
positiv getragen. Das merken auch<br />
die Patienten. Es kommt sehr gut bei ihnen an.<br />
Sie fühlen sich gut aufgehoben. Und das ist<br />
wichtig.<br />
105<br />
85
Das Haus ist auf einem sehr guten Weg<br />
Dr. Kurt Georg Hering – Ehem. Ärztlicher Direktor<br />
Norwegen, Peru, Bangkok, Brackel – der Mann<br />
kommt rum. Früher arbeitete er sieben Tage<br />
in der Woche – von morgens sieben bis abends<br />
neun. Heute, im (Un-)Ruhestand, arbeitet er<br />
selektiver – wenn er denn zu Hause ist. Dann<br />
gönnt sich Dr. Kurt Georg Hering auch morgens<br />
um neun sein Frühstück. Der ehemalige<br />
Ärztliche Direktor und Chefarzt der Radiologie<br />
des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es fährt auch<br />
mit 67 Jahren nicht mit angezogener Handbremse.<br />
? Seit wann sind Sie im Ruhestand?<br />
Dr. Hering: Ich bin 2006 ausgeschieden. Weil<br />
ich Schritt für Schritt aufgehört habe, kam der<br />
Abschied nicht so plötzlich. 2002 habe ich die<br />
Therapie abgegeben, zwei Jahre später die Diagnostik,<br />
2005 die Nuklearmedizin und 2006 das<br />
Amt des Ärztlichen Direktors.<br />
106: Dr. Kurt Georg Hering.<br />
106<br />
? Aber Sie haben hier noch regelmäßig zu tun?<br />
Dr. Hering: Ich bin als beratender Arzt für Berufserkrankungen<br />
noch für das Haus tätig. Und<br />
nach wie vor bin ich an Wochenenden häufig als<br />
Referent bei Veranstaltungen unterwegs. Außerdem<br />
arbeite ich noch für den Strahlenschutz.<br />
? Können Sie sich noch gut an Ihre erste Zeit<br />
hier im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> erinnern?<br />
Dr. Hering: Ich habe im April 1982 als Chefarzt hier<br />
angefangen. Davor war ich vier Jahre Chefarzt in<br />
Wetzlar. Davor habe ich in Recklinghausen gearbeitet<br />
und war auch ein halbes Jahr in den USA.<br />
? Was faszinierte Sie an Ihrem Fach?<br />
Dr. Hering: Die Radiologie ist fachübergreifend.<br />
Sie bietet Ein- und Überblicke in viele andere<br />
Fächer. Die Radiologie und die Pathologie haben<br />
die meisten Kontakte zu den anderen Disziplinen.<br />
Das hat mir schon damals sehr gefallen.<br />
Zumal ich damals noch Diagnostik und Therapie<br />
machen konnte. Wir haben Entwicklungen miterlebt,<br />
wie zum Beispiel die handwerkliche Herstellung<br />
von Spezialkathetern, die dann auch in<br />
industrielle Produkte umgesetzt wurden.<br />
? Welche Erfahrungen sind Ihnen aus der Zeit,<br />
in der Sie in der Therapie gearbeitet haben<br />
besonders wichtig?<br />
Dr. Hering: Die vier Jahre, die ich in der Therapie<br />
alleine verbracht habe, haben mir gezeigt, wie<br />
wichtig die Aufgabe der Frühdiagnostik ist. Man<br />
muss an den Anfang der Kette kommen, um<br />
etwas zu erreichen. Das gilt besonders für die<br />
Arbeitsmedizin.<br />
? Auf diesem Feld sind Sie ja nach wie vor tätig ...<br />
Dr. Hering: Wir machen Untersuchungen bei<br />
Hochrisikogruppen, die mit Asbest in Berührung<br />
gekommen sind und auch rauchen. Da sehen<br />
wir vier bis fünf Prozent Anteil an Frühkrebserkrankungen.<br />
Das ist enorm viel.<br />
? Welche Chancen haben diese Patienten?<br />
Dr. Hering: Wir haben in diesem Jahr zwei Patienten<br />
vom Typ 1 mit einem Karzinom Stadium I<br />
dabei – also im Anfangsstadium. Die haben<br />
nach ihrer Behandlung allerbeste Chancen für<br />
ihr weiteres Leben.<br />
? Beschränkte sich die Therapie in Ihren ersten<br />
Berufsjahren alleine auf Kobalt?<br />
Dr. Hering: Oh nein. Natürlich hatten wir die<br />
konventionelle Bestrahlung mit Kobalt. Etwas<br />
später kam schon der Linearbeschleuniger. Es<br />
gibt Beschleuniger schon aus den 50er Jahren.<br />
Wir haben schon sehr früh die kombinierte Radio-<br />
Chemo-Therapie angeboten. In Recklinghausen<br />
zum Beispiel wurden 1946 Lymphome mit Antibiotika,<br />
die eine tumorstatische Wirkung hatten<br />
und mit Bestrahlung bekämpft. Als ich 1969 nach<br />
Recklinghausen kam, gehörte die Radio-Chemo-<br />
Kombination für einige Tumorerkrankungen<br />
schon zum Standard-Programm.<br />
? Heute ist die Radiologie in drei Fächer aufgeteilt?<br />
Dr. Hering: Ja, in Diagnostik, Therapie und<br />
Nuklearmedizin. Sie hat auch heute noch einen<br />
interdisziplinären Charakter. Das macht sie so<br />
spannend.
? Die technische Entwicklung ist verblüffend ...<br />
Dr. Hering: Ich war 1973 vier Monate in den USA,<br />
u. a. in einer Mayo-Klinik. Bevor ich in den Flieger<br />
stieg, wurde mir von meinem Chef eingeschärft:<br />
Schau dir alles genau an. Die haben ein neues,<br />
Gerät, damit schneiden die den Patienten die<br />
Köpfe in Scheiben. Das war damals das zweite<br />
CT auf der Welt. Da habe ich die allerersten Bilder<br />
eines Computertomographen gesehen.<br />
? Und als Sie zurückkamen ...<br />
Dr. Hering: ... da habe ich sofort eine Zeichnung<br />
angefertigt und meinen Leuten gezeigt, wie das<br />
funktioniert.<br />
? Dann hat Sie das CT-Fieber erfasst?<br />
Dr. Hering: Jedes Krankenhaus war damals versessen<br />
darauf. In Recklinghausen haben wir 1977<br />
einen der ersten Ganzkörper-CT bekommen.<br />
Mein Chef war damals Kongress-Präsident in<br />
Münster – der erste Kongress zum Thema Computertomographie.<br />
Und zu diesem Kongress<br />
wollte er das Gerät haben. Ich war damals der<br />
Kongress-Sekretär. Deshalb erinnere ich mich<br />
noch sehr gut. Damals war die Früherkennung<br />
von Silikose und von Mamma-Karzinom schon<br />
ein Riesenthema. Der Kongressraum war nach<br />
dem zweiten Vortrag so voll, dass wir einen neuen<br />
Raum suchen mussten.<br />
? Wie war denn damals die Strahlenbelastung?<br />
Dr. Hering: Die Geräte haben noch kräftig gestrahlt.<br />
Inzwischen ist das deutlich weniger geworden.<br />
Aber man muss das alles in der Relation<br />
sehen. Wir konnten eine Diagnostik machen, die<br />
durchaus bahnbrechend war. Und wir konnten<br />
behandeln, was vorher nicht möglich war.<br />
? Aber Reihenuntersuchungen gab es noch<br />
nicht?<br />
Dr. Hering: Nein. Auf die Idee, die Menschen in<br />
Form eines Screenings in so ein Gerät zu legen,<br />
kam man noch nicht.<br />
? Wann bekamen Sie den ersten CT?<br />
Dr. Hering: 1977 bekamen wir das erste Gerät<br />
in Recklinghausen und 1979 in <strong>Dortmund</strong>.<br />
Zunächst gab es keine gründliche Betriebsanleitung<br />
oder ein Lehrbuch. Aber man muss sich zu<br />
helfen wissen. In Florida fand ein CT-Kongress<br />
statt, zu dem wir einen Kollegen schickten, der<br />
am besten Englisch sprach. Der musste alles<br />
mitschreiben. Seine Kladde haben wir dann als<br />
Lehrbuch benutzt. Bei den folgenden neuen Geräten<br />
waren dann Bücher dabei. Aber wir haben<br />
praktisch bei Null angefangen.<br />
? Wenn man das heute bedenkt, ist das ungeheuerlich.<br />
Das ist ja wie bei Loriot – Wir basteln<br />
uns ein Atomkraftwerk ...<br />
Dr. Hering: ... so ungefähr. Wir hatten ja keine<br />
Erfahrung. Da war Eigeninitiative sehr gefragt.<br />
Aber es hat alles sehr gut geklappt.<br />
? Wie war die Qualität der Bilder?<br />
Dr. Hering: Das kann man mit heute gar nicht<br />
mehr vergleichen. Aber man sah auf jeden Fall<br />
wesentlich mehr als auf einem Röntgenbild. Bei<br />
dem wird ja alles auf eine Platte übereinander<br />
projiziert. Beim CT werden Schnitte gemacht.<br />
Einzelne Strukturen sind deutlich zu erkennen.<br />
Das Haus ist auf einem sehr guten Weg<br />
Dr. Kurt Georg Hering – Ehem. Ärztlicher Direktor<br />
? Dann kamen die ersten Kernspintomographen?<br />
Dr. Hering: Ja, ich habe 1982 den ersten MRT-<br />
Kurs in Chicago gemacht.<br />
? Und so ein Gerät hätten Sie gerne gehabt?<br />
Dr. Hering: Ja ich wollte so ein Gerät kaufen. Die<br />
Knappschaft sollte mir die Räume stellen – im<br />
Gegenzug hätte ich sie an den Einnahmen beteiligt.<br />
Das ging zu dem Zeitpunkt noch nicht.<br />
Schade, wir wären dann unter den ersten drei<br />
Kliniken in NRW gewesen, die diese Untersuchungsmethode<br />
hätte anbieten können.<br />
107: Für die ILO, einer Unterorganisation der WHO,<br />
erstellt das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Vergleichsaufnahmen<br />
zur Begutachtung von Lungenerkrankungen.<br />
Die ltd. MTRA Heike Stephan und Dr. K. G. Hering<br />
zeigen einen Versandkarton, in dem die Röntgenbilder<br />
weltweit versandt werden.<br />
107<br />
87
Das Haus ist auf einem sehr guten Weg<br />
Dr. Kurt Georg Hering – Ehem. Ärztlicher Direktor<br />
? Was unterscheidet den MRT vom CT?<br />
Dr. Hering: Der MRT verwendet keine Röntgenstrahlen<br />
und hat unter anderem viel bessere<br />
Weichteil-Kontraste. In der Frühdiagnostik bei<br />
Lungenerkrankungen ist er allerdings noch nicht<br />
einzusetzen. Man kann aber sagen: MRT und CT<br />
haben sich immer gegenseitig befruchtet.<br />
? Wie sehen Sie die Zukunft in Ihrem Fach?<br />
Dr. Hering: Schwierige Frage – ich glaube, die<br />
Verzahnung von Stationär und Ambulant muss<br />
weiter fortentwickelt werden, weil es sonst<br />
nicht zu finanzieren ist. Es war und ist ein<br />
Schwachsinn, dass die Großgeräte in der Praxis<br />
stehen mussten. Die Krankenhäuser durften sie<br />
nicht haben, weil es eine Großgeräte-Liste gab.<br />
Inzwischen hat sich das verbessert, weil viele<br />
Praxen ihre Geräte in den Krankenhäusern stehen<br />
haben. Ich denke, diese Kooperation wird<br />
sich weiter intensivieren, so dass keine Doppel-<br />
108: Am 1.7.2006 trat Dr. Kurt Georg Hering (Mitte) die<br />
Nachfolge von Prof. Dr. Volker Zühlke (re.) an. Zu der<br />
Berufung zum Ärztlichen Direktor gratuliert auch Krankenhausverwaltungsdirektor<br />
Wilhelm Lebrecht (li.).<br />
108<br />
aufstellung notwendig ist. Ansonsten denke ich,<br />
dass CT und MRT bleiben. Die Kombination mit<br />
nuklearmedizinischen Untersuchungsverfahren<br />
ist im Moment ein großes Thema.<br />
? Was halten Sie denn von den sogenannten<br />
Manageruntersuchungen die privat angeboten<br />
werden und viel Geld kosten?<br />
Dr. Hering: Also, da fangen wir mal hinten an:<br />
Selbst wenn jemand heute untersucht wird und<br />
alles in Ordnung ist, kann er zwei Tage später an<br />
einem Herzinfarkt sterben. Die Untersuchung<br />
bietet keine Garantie. Wenn sie ein CT machen<br />
– von der Locke bis zur Socke – dann haben<br />
sie eine Strahlenbelastung, die durchaus zu<br />
berücksichtigen ist. Auch wenn man ein junger<br />
Manager ist. Theoretisch dürften die Ärzte diese<br />
Untersuchung gar nicht anbieten. So sagt es die<br />
Deutsche Röntgenverordnung. Bei einem 60-Jährigen<br />
könnte ich sie schon eher akzeptieren.<br />
Aber nicht nur die CT-Strahlen werden diskutiert,<br />
sondern auch die MR-Untersuchungen. Die Leute<br />
kritisieren sogar die Magnetfelder in der Nähe<br />
von Handys – also ist alles andere auch heikel.<br />
MR kann ich akzeptieren, wenn es sich einer<br />
unbedingt leisten möchte. CT als Ganzkörperuntersuchungen<br />
zur Vorsorge lehne ich ab.<br />
? Irland, Thailand, Peru, Brasilien, Brackel ...<br />
Dr. Hering: ... die Thailänder möchten ein<br />
Programm aufbauen, in dem sie Tutoren ausbilden,<br />
die ihre Arbeitsmediziner in Richtung<br />
Staublungenerkrankungen schulen und auch<br />
prüfen können. In Thailand ist die Silikose und<br />
Asbestose nach wie vor ein Thema, denn im<br />
asiatischen Raum wird immer noch Bergbau<br />
betrieben, ohne dass eine regelmäßige Gesundheitsüberwachung<br />
erfolgt. Häufig gibt es<br />
illegale Zechen, die noch längst nicht unsere<br />
Sicherheitsstandards haben. Außerdem läuft die<br />
Asbest-Produktion in Asien auf vollen Touren<br />
und es wird auch viel Asbest verarbeitet.<br />
? Und in Peru?<br />
Da geht es um Staublungen-Erkrankungen. Und<br />
ich werde dort über hochauflösende Computertomographie<br />
berichten. Es ist schon verblüffend,<br />
dass Brasilien und auch andere Länder<br />
überlegen, keine normalen Thorax-Röntgenaufnahmen<br />
mehr zu machen, sondern sofort ein<br />
CT. Wodurch die Erkrankung natürlich sehr viel<br />
früher diagnostiziert werden kann. Der Nachteil<br />
für Gesunde sind die Strahlen. Selbst bei<br />
der Niedrigdosis-Anwendung ist die Belastung<br />
etwas höher als bei einem normalen Röntgen-<br />
Vorgang. Außerdem ist es eine Kostenfrage.<br />
? Fühlen Sie sich in diesen Ländern um Jahre<br />
zurück versetzt, oder wie ist der technische<br />
Stand dort?<br />
Dr. Hering: Die Bilder die ich in Thailand und<br />
Brasilien zu sehen bekommen habe, sind alle up<br />
to date.
? Thema Asbest ...<br />
Dr. Hering: ... nur zur Orientierung: Ein Asbest-<br />
Arbeiter, der nicht raucht, hat ein nur unwesentlich<br />
höheres Risiko als der normale Bürger<br />
– es liegt so bei fünf Prozent. Das Risiko eines<br />
Rauchers dagegen ist um ein Elffaches höher.<br />
Ich habe meinen Mitarbeitern immer gesagt:<br />
Rauchen Sie ruhig weiter, wir brauchen Patienten.<br />
Bei einem Asbest-Arbeiter der raucht,<br />
schnellt das Risiko auf ein 55- bis 60faches.<br />
? Wenn Sie sich an Ihre langjährige Tätigkeit<br />
als Ärztlicher Direktor und als Chefarzt der<br />
Radiologie zurückerinnern, was fällt Ihnen<br />
spontan ein? Was hat Sie geärgert, was haben<br />
Sie bewegt?<br />
Dr. Hering: Geärgert hat mich die langsame<br />
Umsetzung der Weiterentwicklung in meinem<br />
Fachgebiet. Geärgert hat mich auch die Tatsache,<br />
dass wir Tumorpatienten, die um einen Termin<br />
baten, nicht behandeln konnten, weil wir<br />
die Kassenärztliche Zulassung nicht bekamen.<br />
Dadurch wurde den niedergelassenen Radiologen<br />
die Tür geöffnet. Im Großen und Ganzen<br />
hat es aber gut geklappt. Gemeinsam mit der<br />
Betriebsleitung haben wir gut geplant und<br />
vieles durchgeführt. Viele der Entwicklungen,<br />
die jetzt auch Wirkung zeigen, sind in dieser<br />
Phase beschlossen worden.<br />
? Wie sehen Sie die Zukunft des Hauses?<br />
Dr. Hering: Durch die Entscheidungen, die getroffen<br />
worden sind, hat sich das Haus sehr gut<br />
positioniert. Dass die Lungenabteilung eröffnet<br />
wurde, war richtig, ebenso die frühe Kooperation<br />
mit den niedergelassenen Ärzten. Das Haus<br />
ist auf einem sehr guten Weg.<br />
109: August Wagner, Detlef Dreyer (verdeckt), Prof.<br />
Dr. med. Volker Zühlke, Landtagsabgeordneter<br />
Bodo Champignon, Dr. med. Kurt Georg Hering und<br />
Vorstandsmitglied Jörg Degelmann (v.l.) bei der<br />
Schlüsselübergabe des Neubaus für die Nuklearmedizin<br />
im Jahre 1995.<br />
Das Haus ist auf einem sehr guten Weg<br />
109<br />
Dr. Kurt Georg Hering – Ehem. Ärztlicher Direktor<br />
89
Ich habe die Zeit nie bereut<br />
Fredy Fritsch – Ehem. Personalrat<br />
110<br />
Fredy Fritsch ist ein Mann der ersten Stunde.<br />
Noch bevor der erste Kumpel im neuen<br />
Krankenhaus geheilt werden konnte, hat der<br />
gelernte Heizungsbauer schon hier gearbeitet.<br />
Für die Firma Opländer war er ab 1955 auf der<br />
Großbaustelle in Brackel tätig. Und weil gute<br />
Leute von der Knappschaft gesucht wurden,<br />
hat man ihn 1958, noch bevor das Haus eröffnete,<br />
ganz einfach abgeworben. Fredy Fritsch<br />
wurde am 1. Februar 1958 ein Knappschaftsmitarbeiter.<br />
1997 ging er in den Ruhestand.<br />
? Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> sollte ein<br />
ganz modernes Haus werden ...<br />
Fredy Fritsch: ... mit einer Deckenheizung wurde<br />
das Neueste vom Neuen eingebaut. Sie funktionierte<br />
ähnlich der heutigen Fußbodenheizung,<br />
nur umgekehrt. Die Decke bildet die eigentliche<br />
Heizfläche.<br />
? Etwas ganz Revolutionäres?<br />
Fredy Fritsch: Revolutionär war auch die Heizung<br />
in der früheren Caféteria. Eine Strammax-<br />
Strahlenheizung hing frei wie eine Schwebedecke<br />
über den Besuchern. Aber das Modell<br />
konnte sich nicht durchsetzen.<br />
? Warum Deckenheizung? Wärme steigt doch<br />
immer nach oben ...?<br />
Fredy Fritsch: Man wollte damals die Staubaufwirblung<br />
vermeiden. Anfangs haben die<br />
Mitarbeiter im Haus Schwierigkeiten mit der<br />
ihnen unbekannten Technik gehabt, denn die<br />
Deckenheizung reagierte träge. Bei einem Wettersprung<br />
verzögerte sich das Anheizen. Dies<br />
war ungewohnt, denn die Ofenheizung war 1958<br />
der Standard in den meisten Mietwohnungen.<br />
? Und im Krankenhaus: Gab es da auch schon<br />
Klimaanlagen?<br />
Fredy Fritsch: Die wurden erst etwas später im<br />
OP-Trakt der Gynäkologie und Chirurgie eingebaut.<br />
? Waren Sie Ihrer Zeit damals weit voraus?<br />
Fredy Fritsch: Damals sagte der Direktor bei<br />
der Einweihung: Das ist eines der modernsten<br />
Krankenhäuser in Europa. Zahlreiche Mindestnormen<br />
wurden übertroffen.<br />
? Beispielsweise?<br />
Heute schmunzelt man darüber. Zwei Toiletten<br />
waren damals für eine Station vorgeschrieben.<br />
Im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> verfügt 1958 jede<br />
Station über fünf Toiletten. Es gab in der Mitte<br />
der Stationen einen Raum mit drei Toiletten.<br />
Eine weitere Toilette befand sich im Bade-<br />
zimmer der Station und schließlich gab es für<br />
jede Station noch eine Toilette in der Nähe der<br />
Aufzüge. Die Toilette im Stationsbad wurde von<br />
Privat-Patienten und den Schwestern benutzt.<br />
Aber insgesamt war die Ausstattung des Hauses<br />
schon damals ziemlich patientenfreundlich,<br />
chic und modern. Im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
gab es nur 1-, 2- und wenige 4-Bettzimmer. Da<br />
sah es in älteren Häusern ganz anders aus, 6-<br />
bis 12-Bettzimmer waren da keine Seltenheit.<br />
? Es war ja überwiegend ein Haus für die Bergleute?<br />
Fredy Fritsch: Damals waren in <strong>Dortmund</strong> noch<br />
alle Zechen in Betrieb. Mehr als ein halbes<br />
Dutzend. Wenn die verunfallten Bergleute hier<br />
eingeliefert wurden, waren die schwarz wie<br />
die Nacht. Sie wurden in einer Riesenwanne<br />
gebadet. Auch eine Sonderanfertigung, in die<br />
sie – je nach Verletzung – mit einem Kran hinein<br />
gehievt wurden.<br />
? Aber es gab noch weitere Besonderheiten?<br />
Fredy Fritsch: Eine technische Finesse war der<br />
Verbund einiger Vierbett-Zimmer. Sie waren mit<br />
einem Luftkanal verbunden. Den Bergleuten mit<br />
Staublungen, die unter Luftnot litten, wurde<br />
Luft ins Zimmer geleitet, die gewaschen, gefiltert<br />
und mit einem Medikament versetzt war.<br />
Andere Patienten sollten allerdings nicht damit<br />
in Berührung kommen. Und so wurde diese<br />
Anlage irgendwann wieder abgeschaltet, weil<br />
man die Luftzufuhr nicht auf einzelne Zimmer<br />
begrenzen konnte.
? Sie waren als Allround-Handwerker für alle<br />
technischen Geräte zuständig?<br />
Fredy Fritsch: Wenn etwas defekt war, dauerte<br />
es einfach zu lange, auf einen Techniker von außerhalb<br />
zu warten. Deshalb wurden wir von den<br />
entsprechenden Firmen eingearbeitet. Wenn<br />
ich noch an die Röntgenabteilung denke – da<br />
saßen morgens wohl um die 150 Patienten. Da<br />
konnten wir uns keinen Geräteausfall leisten.<br />
Und auch auf der Zucker-Ambulanz später war<br />
der gleiche Andrang.<br />
? Sie haben auch Geräte gebaut?<br />
Fredy Fritsch: Oh ja. Der Chefarzt der Radiologie<br />
und sein Team hatten in den Anfängen immer<br />
neue Ideen. Ich habe nach ihren Vorgaben<br />
damals viele Entwürfe gefertigt und u. a. einen<br />
Arteriographie-Tisch gebaut, der im freien Handel<br />
nicht erhältlich war. Er war viele Jahre im Einsatz.<br />
? Wie groß war denn die technische Gruppe?<br />
Fredy Fritsch: Wenn ich die Heizer mitzähle,<br />
waren wir 12 Kollegen.<br />
? Sie hatten praktisch überall zu tun. Bestand<br />
die Zentralwäscherei von Anfang an?<br />
Fredy Fritsch: Es gab eine kleine Wäscherei, die<br />
nur für das Haus zuständig war. Erst später,<br />
so um 1966 herum, kam die Entscheidung, in<br />
<strong>Dortmund</strong> die Zentralwäscherei unterzubringen.<br />
Hier bestand die Kapazität – und hier<br />
wurde eine Zeit lang für sechs weitere Knappschaftskrankenhäuser<br />
aus Nordrhein-Westfalen<br />
gewaschen.<br />
? Aber auch in der Küche war jede Menge<br />
Technik ...<br />
Fredy Fritsch: ... das war ganz anders als heute.<br />
Da wurden Thermowagen zur Station geschickt,<br />
wo die Schwestern das Essen auf den Tellern anrichteten.<br />
Dann wurde die Küche umgebaut und<br />
das Tablettsystem eingeführt. Eine bewährte<br />
Sache, die im Laufe der Zeit immer wieder verbessert<br />
wurde.<br />
? Haben die Mitarbeiter auch im Haus gegessen?<br />
Fredy Fritsch: Die meisten. Es gab zwar nicht die<br />
Auswahl wie heute. Aber das Essen war sehr gut.<br />
Ich erinnere mich noch gerne an den Sauerbraten ...<br />
? Alle Mitarbeiter nahmen die Mahlzeiten<br />
gemeinsam ein?<br />
Fredy Fritsch: Oh nein – die lockere Art von<br />
heute gab es damals noch nicht. Die große Caféteria<br />
in der fünften Etage war ausschließlich<br />
für die Schwestern bestimmt. Die Ärzte aßen in<br />
einem separaten Raum eine Etage tiefer. Ebenso<br />
die Kollegen aus der Verwaltung. Jahre später,<br />
als immer mehr Platz benötigt wurde, ist diese<br />
räumliche Trennung dann aufgehoben worden.<br />
? Anfangs hatte die Knappschaft keine eigenen<br />
Krankenschwestern ...<br />
Fredy Fritsch: ... die wurden von der AWO<br />
gestellt. Doch die hatte zunehmend Probleme,<br />
Schwestern bereit zu stellen.<br />
? Früher gab es auch noch nicht die zentrale<br />
Ausbildungsstelle für die Pflege. Es wurde dann<br />
in Brackel ausgebildet?<br />
Fredy Fritsch: Im Schwesternwohnheim, wo<br />
die Mädels untergebracht waren, befanden<br />
110: Fredy Fritsch<br />
Ich habe die Zeit nie bereut<br />
Fredy Fritsch – Ehem. Personalrat<br />
sich auch die Unterrichtsräume. Ich kann mich<br />
noch gut erinnern – in dem Haus, das nun bald<br />
abgerissen wird, herrschten strenge Sitten. Jede<br />
Schülerin, die raus oder rein ging, musste sich in<br />
ein Buch eintragen. Wer nach 22 Uhr heim kam,<br />
erhielt eine derbe Ansage.<br />
111: Der ehemalige Personalrat vor der Tür seines alten<br />
Personalratsbüros.<br />
111<br />
91
Ich habe die Zeit nie bereut<br />
Fredy Fritsch – Ehem. Personalrat<br />
? Und da hat sich niemand gewehrt?<br />
Fredy Fritsch: Doch. Aber es hat lange gedauert.<br />
Die Zeiten waren noch anders. Damals war ich<br />
noch in der Personalvertretung. Und ich habe<br />
mich dafür eingesetzt, dass es lockerer gehandhabt<br />
wurde. Aber früher hatte der Personalrat<br />
noch nicht so viele Möglichkeiten wie heute,<br />
sich für die Belange der Mitarbeiter einzusetzen.<br />
? Dann wurde auch die neue zentrale Krankenpflegeschule<br />
in Recklinghausen eingerichtet?<br />
Fredy Fritsch: Ich meine, vier bis fünf Jahre liefen<br />
diese Kurse in Brackel. Dann hat sich die Knappschaft<br />
entschlossen, in Recklinghausen eine<br />
neue Krankenpflegeschule für die theoretische<br />
Ausbildung zu bauen. Damals gab es für die<br />
Auszubildenden einen Fahrdienst. Heute werden<br />
zunehmend Fahrgemeinschaften gebildet.<br />
? Aber die Zahl der Schwestern aus den eigenen<br />
Reihen reichte damals nicht aus.<br />
Fredy Fritsch: Anfang der 70er Jahre wurden<br />
Pflegehelferinnen hier eingestellt. Es waren<br />
junge Philippininnen – so 17 oder 18 für Brackel.<br />
Vorher hatten wir auch schon Schwestern vom<br />
Türkischen Halbmond.<br />
? Gab es Integrationsprobleme?<br />
Fredy Fritsch: Überhaupt nicht. Wir hatten auch<br />
schon Schwestern aus dem früheren Jugoslawien.<br />
Das hat immer sehr gut geklappt.<br />
? Wie lange waren Sie im Personalrat?<br />
Fredy Fritsch: Zum ersten Mal 1960 bis 1966.<br />
Ab 1967 besuchte ich die Abendschule für den<br />
Meisterkurs der Handwerkskammer <strong>Dortmund</strong>.<br />
Weil ich schon seit 1960 Stellvertreter des<br />
technischen Leiters war, waren Personalratstätigkeit,<br />
stellvertretender technischer Leiter und<br />
Abendschule nicht mehr gemeinsam zu leisten.<br />
Anfang der 70er Jahre wurde ich erneut gebeten,<br />
mich für den Personalrat aufstellen zu lassen.<br />
1974 kam das neue Gesetz heraus, dass Mitarbeiter<br />
freigestellt werden konnten.<br />
? Was konnten Sie erreichen?<br />
Fredy Fritsch: Wir waren nicht so ausgefuchst<br />
wie die Experten. In manchen Angelegenheiten<br />
haben wir die Rechtsabteilung der Gewerkschaft<br />
in Anspruch genommen. Aber man muss<br />
nicht an alles mit dem Brecheisen angehen. Ein<br />
besonnenes Gespräch glättet oft die Wogen.<br />
Es waren nicht immer die großen Dinge, aber<br />
viele kleine Sachen, die für den einzelnen<br />
Mitarbeiter wichtig waren. Zum Beispiel war der<br />
Wohnungsmarkt ziemlich eng. Ich hatte gute<br />
Beziehungen zum Wohnungsamt. Und auch<br />
zum Sozialamt. Da hab‘ ich viele Dinge regeln<br />
können. Die Mitarbeiter waren dann unheimlich<br />
glücklich. Heute würde sich niemand mehr mit<br />
solchen Dingen beschäftigen. Diese Arbeit hat<br />
mir immer großen Spaß gemacht. Ich bin ein<br />
Helfer-Typ.<br />
? Später gingen Sie dann in den Hauptpersonalrat?<br />
Fredy Fritsch: 1979/80 wurde ich in den Hauptpersonalrat<br />
gewählt. Der Hauptpersonalrat<br />
richtete Fachgruppen für die einzelnen Bereiche<br />
der Knappschaft ein. Da war ich acht Jahre lang<br />
Vorsitzender der Fachgruppe Krankenhäuser und<br />
Sanatorien. Gleichzeitig wählten mich die Kollegen<br />
in den Vorstand des Hauptpersonalrats.<br />
? Waren die Gehälter der Knappschaft mit denen<br />
der anderen Krankenhäuser in <strong>Dortmund</strong><br />
vergleichbar?<br />
Fredy Fritsch: In manchen Bereichen lagen wir<br />
etwas höher, in manchen etwas niedriger. Das<br />
war aber minimal. Generell lagen die Knappschafts-Kollegen<br />
auf einem guten Level.<br />
? Sie haben aber auch die Arbeitszeiten im<br />
Pflegebereich geändert ...<br />
Fredy Fritsch: ... weil die Krankenschwestern<br />
einen geteilten Dienst hatten: Von morgens 6<br />
Uhr bis mittags 12 Uhr und nachmittags von 15<br />
oder 16 Uhr bis 19 Uhr. Das war auf Dauer nicht<br />
zumutbar. Die Umstellung war ein richtiger<br />
Kampf.<br />
? Gab es mehr Schwierigkeiten?<br />
Fredy Fritsch: In den 80er Jahren musste bei<br />
der Knappschaft Personal abgebaut werden. Es<br />
war sehr schwer, den Kollegen die Gründe zu<br />
vermitteln.<br />
? Auch wegen der Caféteria gab es Meinungsverschiedenheiten?<br />
Fredy Fritsch: Da konnten wir eine Schließung<br />
erfolgreich verhindern.<br />
? Die Einführung der Computer in den 80er<br />
Jahren veränderte die Arbeit sicher nachhaltig?<br />
Fredy Fritsch: Da begann eine neue Ära. Die<br />
Computer boten in manchen Bereichen eine
Verkürzung der Bearbeitungszeit von fast 75<br />
Prozent. Beispielsweise im Schreibdienst. Ein<br />
fehlerhafter Arztbrief musste nicht neu getippt<br />
werden, man konnte den Text korrigieren und<br />
neu ausdrucken. Das war schon toll – auch<br />
wenn es für die älteren Angestellten am Anfang<br />
schwer war.<br />
? Sie haben das Brackeler Haus auch als Patient<br />
kennen gelernt. Waren Sie zufrieden?<br />
Fredy Fritsch: Ich habe großes Vertrauen zu den<br />
Ärzten des Hauses. Schade, dass die Pflege immer<br />
weniger Zeit hat. Dabei ist diese Fürsorge<br />
oft wichtiger als Pillen. Ich sehe natürlich auch<br />
ein, dass die Schwestern und Pfleger unter großem<br />
Druck stehen.<br />
? Wenn Sie knapp 50 Jahre zurückblicken, war<br />
das Jahr 1959 ein wahres Glücksjahr für Sie ...<br />
Fredy Fritsch: ... da hab‘ ich meine Frau hier<br />
kennen gelernt. Der Verwaltungsleiter war ein<br />
Österreich-Fan. Er holte Serviererinnen aus<br />
Österreich für die Personal-Caféteria, weil die<br />
freundlicher gewesen sein sollen. Meine Frau<br />
und ich waren das erste Knappschafts-Pärchen,<br />
das hier geheiratet hat. Seit 48 Jahren sind wir<br />
zusammen und haben drei Kinder.<br />
? Was wünschen Sie dem Haus:<br />
Fredy Fritsch: Nur alles Gute. Ich habe die Zeit<br />
hier nie bereut, die Arbeit war klasse.<br />
112: Galt 1958 als exclusiver Chick: Das Stationsbad.<br />
Ich habe die Zeit nie bereut<br />
Fredy Fritsch – Ehem. Personalrat<br />
112<br />
93
Ich wünsche mir, dass das Haus erhalten bleibt<br />
Detlef Dreyer – Personalleiter<br />
Kaum ein anderer kennt das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong> so gut wie er: Detlef<br />
Dreyer ist seit 30 Jahren für die Knappschaft<br />
tätig. Angefangen hat er bei der Bundesknappschaft<br />
in Bochum – vor gut 28 Jahren kam er<br />
nach <strong>Dortmund</strong>. Der 53-Jährige lernte viele Bereiche<br />
des Hauses kennen, bis er vor 15 Jahren<br />
Leiter des Personalwesens wurde.<br />
? Sie haben fast alle Mitarbeiter des Hauses<br />
eingestellt?<br />
Detlef Dreyer: Grundsätzlich richtig. Aber es<br />
werden nicht alle Bewerbungsgespräche von mir<br />
durchgeführt. Wir haben einen Ärztlichen Direktor<br />
der sich um die Belange der Ärzte kümmert,<br />
die Pflegedirektion ist für den Bereich Pflege<br />
zuständig und der Krankenhausverwaltungsdirektor<br />
für die übrigen Mitarbeiter, zum Beispiel<br />
in der Verwaltung. Die Einstellungsgespräche<br />
werden in diesen Bereichen geführt. Und die<br />
formaljuristische Einstellung – also Gestaltung<br />
und Abschluss des Arbeitsvertrages, das wird<br />
von der Krankenhausverwaltung vorgenommen.<br />
? Da gibt es ja die unterschiedlichsten Verträge<br />
und Arbeitszeiten ...?<br />
Detlef Dreyer: Wir arbeiten 24 Stunden am Tag,<br />
sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr – also<br />
immer, rund um die Uhr. Da gibt es die unterschiedlichsten<br />
Dienst- und Schichtformen,<br />
Bereitschaftsdienste und Rufbereitschaften.<br />
Diese unterschiedlichen Schichtformen müssen<br />
jeden Monat individuell abgerechnet werden.<br />
Das fällt in meine Zuständigkeit. Ebenso die<br />
Auflistungen für Urlaub und freie Tage. Und<br />
deshalb sind mir die meisten der fast 900 Mitarbeiter<br />
bekannt.<br />
? Sie sehen Menschen kommen und gehen.<br />
Ist es schwer, neues qualifiziertes Personal zu<br />
bekommen?<br />
Detlef Dreyer: Es kommt darauf an, für welchen<br />
Bereich man sucht. Zum Beispiel bei einer<br />
Schreibkraft gibt es keine Schwierigkeiten. Aber<br />
wenn sie 180 Anschläge schreiben, die medizinische<br />
Nomenklatur beherrschen und zwei<br />
Fremdsprachen sprechen soll, dann wird es sehr,<br />
sehr eng.<br />
? Wie ist denn das Betriebsklima im Haus?<br />
Detlef Dreyer: Gut. Sonst wäre ich sicher nicht<br />
über 30 Jahre hier im Haus. Im Laufe dieser Jahre<br />
habe ich sehr viele Menschen kennen gelernt,<br />
den einen oder anderen schätzen gelernt und<br />
von manchen auch viel gelernt. Und noch etwas<br />
Positives: Man ist hier keine Nummer. Trotz der<br />
Größe des Hauses spricht man sich noch mit<br />
Namen an – man kennt sich.<br />
? Sie kennen das Haus wie nur wenige. An welchen<br />
Stellen waren Sie tätig?<br />
Detlef Dreyer: Ich habe hier als Einkäufer angefangen.<br />
? Was kauften Sie ein? Verbandsmaterial? Fieberthermometer?<br />
Kartoffeln für die Küche?<br />
Detlef Dreyer: Alles. Das ging vom Brötchen<br />
bis zum Röntgengerät. Das war eine spannende<br />
Aufgabe. Nach fünf Jahren bin ich dann<br />
aushilfsweise im Personalwesen tätig gewesen,<br />
dann war ich für ein paar Jahre für das Rechnungswesen<br />
im Hause zuständig und bin dann<br />
wieder zurück ins Personalwesen.<br />
113
? Auf eigenen Wunsch? Hatte Ihnen die Arbeit<br />
so gut gefallen?<br />
Detlef Dreyer: Nicht unbedingt auf eigenen<br />
Wunsch. Aber es gibt Bitten, denen kann man<br />
sich nicht entziehen. Rechnungswesen wollte<br />
ich eigentlich nie machen. Ich mochte nicht<br />
so gerne mit Zahlen in dieser Größenordnung<br />
hantieren. Doch es stellte sich heraus, dass es<br />
der Bereich war, in dem ich mich am wohlsten<br />
gefühlt habe. Eigentlich wäre ich da gerne geblieben.<br />
Aber wenn ich so zurückblicke, habe ich<br />
den Wechsel auch nicht bereut.<br />
? Wenn Sie 30 Jahre zurückblicken, welche<br />
Ereignisse fallen Ihnen spontan ein? War es früher<br />
besser – oder fällt die Arbeit im Computer-<br />
Zeitalter leichter?<br />
Detlef Dreyer: Manche sprechen bei ihrem Rückblick<br />
oft von der guten alten Zeit. Das ist bei mir<br />
anders. Ich habe hier immer gerne gearbeitet.<br />
Und meine Arbeit hat mich immer ausgefüllt.<br />
Sie ist jedoch im Laufe der Jahre anders geworden.<br />
Ich bin gewohnt, nach vorne zu schauen.<br />
Die Arbeitsverdichtung in den letzten Jahren<br />
geht natürlich nicht spurlos an einem vorüber.<br />
Auch über die finanzielle Situation der Krankenhäuser<br />
macht man sich immer mehr Gedanken.<br />
Das gestaltet die Arbeit natürlich etwas schwieriger.<br />
Wir haben viel gemacht und bewegt – und<br />
immer zum Positiven.<br />
? Sie haben in 30 Jahren schon mehrere Generationen<br />
hier erlebt ...<br />
Detlef Dreyer: ... das kann ich besonders an den<br />
Chefärzten festmachen: Als ich meinen Dienst im<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> aufnahm,<br />
waren die Chefärzte wesentlich älter als ich und<br />
traten, so meine Erinnerung, recht bestimmt auf.<br />
Ihnen folgten neue Chefärzte. Viele von ihnen<br />
hatten eine liberale Einstellung. Die heutigen<br />
Chefärzte, die nun alle jünger sind als ich, haben<br />
mit uns zusammen die Umbaumaßnahmen und<br />
die Öffnung des Krankenhauses zu den Medien<br />
vorangetrieben. Dies hat einen unglaublich positiven<br />
Sog auf die Bevölkerung ausgelöst.<br />
? Als Sie im Abrechnungswesen tätig waren,<br />
kam doch ein Umbruch ...<br />
Detlef Dreyer: ... da kam die Einführung der Fallpauschalen<br />
und Sonderentgelte. Zuvor, also vor<br />
drei Jahrzehnten wurden lediglich Pflegetage<br />
berechnet, quasi das belegte Bett pro Tag.<br />
? Können Sie sich noch erinnern, was ein Tag<br />
im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> kostete?<br />
Detlef Dreyer: Nicht mehr genau. Es müssen so<br />
um die 180 Mark gewesen sein.<br />
? Das wären jetzt 90 Euro. Damit könnte heute<br />
kaum Bed & Breakfast mit Blutdruckmessen<br />
abgedeckt werden.<br />
Detlef Dreyer: Deshalb wurden die Fallpauschalen<br />
eingeführt. Für Hüft- und Knie-Endoprothesen<br />
sowie für Herzschrittmacher gab es<br />
Sonderentgelte. Dann hat man erkannt, dass<br />
die Krankenhausleistung aus zwei Bestandteilen<br />
besteht: zum einen aus der medizinischen<br />
Behandlung, zum anderen aus der sogenannten<br />
Hotelleistung. Da begann man den Pflegesatz<br />
zu splitten. Es war ein langer Weg bis zu den<br />
heutigen DRG, in denen auch die Personalleistungen<br />
inbegriffen sind.<br />
Ich wünsche mir, dass das Haus erhalten bleibt<br />
Detlef Dreyer – Personalleiter<br />
? Und welche Rechnung geht besser fürs Haus<br />
auf – die frühere oder die jetzige?<br />
Detlef Dreyer: Ich habe das in den letzten<br />
Jahren ja nur aus der Distanz beobachtet. Aber<br />
ich meine, vor 30 Jahren haben wir eine gute<br />
medizinische Leistung erbracht, für die es nur<br />
kleines Geld gab. Unsere Leistungen sind bis<br />
heute gut geblieben und das wird nun auch<br />
finanziell durch die Leistungsabrechnung nach<br />
den sogenannten DRGs anerkannt.<br />
? Was hat sich denn in Ihrem Bereich geändert?<br />
Detlef Dreyer: Die Tariflandschaft. Früher gab<br />
es den guten einfachen Bundesangestelltentarif.<br />
Der BAT war die Norm. Bei uns hieß das<br />
Knappschafts-Angestellten-Tarifvertrag, bei<br />
dem die Besonderheiten der knappschaftlichen<br />
Kranken- und Rentenversicherung eingebaut<br />
waren. Dann kam der TVöD, der Tarifvertrag für<br />
den Öffentlichen Dienst, der den BAT revolutionieren<br />
sollte, was m. E. noch nicht gelungen<br />
ist. Durch den TVöD sollten Beschäftigte, die<br />
mehr leisteten, auch besser honoriert werden.<br />
Zeitgleich zum TVöD wurde vom Marburger<br />
Bund für die Krankenhausärzte ein gesonderter<br />
Tarifvertrag ausgehandelt.<br />
? Für wieviel Ärzte gilt der Tarifvertrag des<br />
Marburger Bundes?<br />
Detlef Dreyer: Für über 100 Ärzte im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />
113: Personalleiter Detlef Dreyer an seinem Schreibtisch.<br />
95
Ich wünsche mir, dass das Haus erhalten bleibt<br />
Detlef Dreyer – Personalleiter<br />
? Verschiedene Arbeitsbereiche wurden im<br />
Laufe der Zeit ausgegliedert ...<br />
Detlef Dreyer: Eigentlich wollten wir nie ausgliedern.<br />
Die Mitarbeiter aus dem Arbeiterbereich<br />
hatten ja ihren eigenen Tarifvertrag, der<br />
historisch gewachsen war. Sie waren alle sehr<br />
gut eingestuft. Irgendwann hatten wir dann<br />
Probleme in der Pflegesatzverhandlung, diese<br />
hohen Kosten geltend zu machen. Und so sind<br />
die ersten Outsourcing-Gedanken entstanden.<br />
? Aber diese Mitarbeiter sind nicht an fremde<br />
Firmen vermittelt worden?<br />
Detlef Dreyer: Nein. Man hat zwar erst überlegt,<br />
diese Gebiete komplett an andere Firmen zu<br />
übergeben. Aber dann hätten wir unser Mitspracherecht<br />
verloren. Deshalb hat der Knappschaftsvorstand<br />
entschieden, entsprechende<br />
Eigengesellschaften zu gründen. Daraus ist<br />
dann die DSL, die Dienstleistungs- und Service<br />
GmbH, entstanden. Diesen Weg haben auch<br />
viele andere Krankenhäuser beschritten. Aber<br />
ich möchte betonen, dass wir keine betriebsbedingten<br />
Kündigungen oder Änderungskündigungen<br />
ausgesprochen haben.<br />
? Schafft das eine Zweiklassen-Gesellschaft im<br />
Hause?<br />
Detlef Dreyer: Ich glaube nicht. Wir leben in<br />
einer Zeit, in der die Mitarbeiter froh sind, einen<br />
krisenfesten Arbeitsplatz zu haben. Die neu eingestellten<br />
verdienen zwar etwas weniger als ihre<br />
langjährigen, älteren Kollegen, aber sie arbeiten<br />
zu besseren Bedingungen als dies bei anderen<br />
Firmen der Fall ist.<br />
? Die Apotheke ist nicht mehr im Hause ...<br />
Detlef Dreyer: Wir betreiben gemeinsam mit<br />
dem <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Langendreer<br />
eine Apotheke. Diese Apotheke ist neu gebaut<br />
114<br />
worden und von der Kapazität her so groß, dass<br />
sie uns gut versorgen kann. Die Synergie-Effekte<br />
sind sicherlich nicht von der Hand zu weisen.<br />
Der einzige Nachteil ist, dass man nicht von<br />
einer Minute auf die andere auf ein Medikament<br />
zurückgreifen kann. Aber wir haben einen Fahrdienst,<br />
der dies ausgleicht und wir können auch<br />
gut übersehen, wann welche Medikamente<br />
benötigt werden.<br />
? Warum wurde die Wäscherei aufgegeben?<br />
Detlef Dreyer: Das war schon 1998. Es kam ein<br />
neues Medizinprodukte-Gesetz mit neuen<br />
Bedingungen, und wir konnten die OP-Kleidung<br />
nicht mehr vor Ort waschen. Es war für uns<br />
eine große Aufgabe, die 62 Mitarbeiter sozialverträglich<br />
unter zu bringen. Aber auch das ist<br />
uns gelungen. Die meisten gingen in andere<br />
Knappschaftskrankenhäuser, andere wurden<br />
umgeschult oder auch abgefunden. Heute wird<br />
im Haus fast nur noch Mietwäsche eingesetzt.<br />
? Wie sehen Sie die Entwicklung des Krankenhauses?<br />
Detlef Dreyer: Sehr, sehr positiv. Ich wünsche<br />
mir sehr, dass dieses Haus für die Patienten und<br />
auch für seine fast 900 Mitarbeiter so erhalten<br />
bleibt.<br />
114: Bis 1998 besaß das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong> eine eigene Wäscherei, in der zeitweise<br />
auch die Wäsche anderer Ruhrgebiets-Knappschaftskrankenhäuser<br />
gewaschen wurde.
JaHr<br />
1958<br />
1959<br />
1960<br />
1961<br />
1962<br />
GroSSe ereiGniSSe reGionaLe ereiGniSSe<br />
02.01. Die „Verkehrsünderkartei“ in Flensburg nimmt die<br />
Arbeit auf.<br />
01.07. Die Gleichberechtigung von Mann und Frau wird in der<br />
BRD im bürgerlichen Recht verankert.<br />
29.08. Mit einem nationalen Entwicklungsprogramm will<br />
China zu den Industrieländern aufschließen.<br />
28.05. Zwei Affen überleben als Passagiere einen 15minütigen<br />
Weltraumflug in einer US-Rakete.<br />
01.07. Heinrich Lübke (CDU) wird zum Bundespräsidenten<br />
gewählt.<br />
21.10. In New York wird das Guggenheim-Museum eröffnet.<br />
17.08. Im Hamburger Indra-Club tritt die britische<br />
Rockgruppe „The Beatles“ erstmals außerhalb<br />
Großbritanniens auf. Noch sind sie nicht berühmt.<br />
14.10. Der sowjetische Regierungschef Chruschtschow tritt<br />
temperamentvoll in einer UNO-Vollversammlung auf.<br />
08.11. Der 43-jährige Demokrat John F. Kennedy wird in den<br />
USA zum Präsidenten gewählt.<br />
12.04. Der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin umkreist als<br />
erster Mensch die Erde.<br />
17.04. In der kubanischen Schweinebucht scheitert eine von<br />
den USA initiierte Invasion.<br />
13.08. In Berlin beginnt der Mauerbau.<br />
17.09. Wahlen zum 4. Deutschen Bundestag. Die CDU/CSU<br />
verliert mit 45,3 Prozent die absolute Mehrheit, bleibt<br />
aber führende politische Kraft in der Bundesrepublik.<br />
Die SPD erringt 36,2 Prozent und die FDP 12,8 Prozent<br />
der Stimmen.<br />
17.02. Bei der größten Sturmflut seit über 100 Jahren sterben<br />
317 Menschen, die meisten von ihnen im Gebiet um<br />
Hamburg.<br />
Exkurs III: Was um das Krankenhaus herum geschah 97<br />
Große und regionale Ereignisse von 1958 bis 2008<br />
22.02. Die Kohlekrise im Ruhrbergbau beginnt.<br />
April Inbetriebnahme des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es in<br />
<strong>Dortmund</strong>-Brackel.<br />
18.05. Schalke 04 Deutscher Fußballmeister.<br />
02.07. Eröffnung „Haus der Bibliotheken“ am Hansaplatz in<br />
<strong>Dortmund</strong>.<br />
06.07. Landtagswahlen in NRW. Die CDU erhält die absolute<br />
Mehrheit.<br />
03.02. Zusammenschluss deutscher Bergbaureviere zur<br />
Notgemeinschaft deutscher Steinkohle GmbH in Essen.<br />
30.04. Eröffnung der Bundesgartenschau mit dem neuen<br />
Fernsehturm in <strong>Dortmund</strong>.<br />
01.05. Rückkehr zur Achtstundenschicht, Einführung der<br />
Fünf-Tage-Woche im Bergbau.<br />
26.09. „Marsch auf Bonn“, 60.000 Bergarbeiter protestieren<br />
gegen die Energiepolitik der Bundesregierung.<br />
13.12. Bei einer Gasexplosion in einem dreistöckigen Haus in<br />
<strong>Dortmund</strong>-Aplerbeck kommen 26 Menschen ums Leben.<br />
15.04. Enthüllung des Mahnmals für die Opfer des National-<br />
sozialismus in <strong>Dortmund</strong>-Bittermark.<br />
03.–08.07. Die 7. ordentliche Generalversammlung der IG Bergbau/<strong>Dortmund</strong><br />
beschließt Namensänderung in die<br />
IG Bergbau und Energie.<br />
06.08. Neueröffnung des <strong>Dortmund</strong>er Südbades, welches im<br />
2. Weltkrieg zerstört wurde.<br />
18.-27.11. In der <strong>Dortmund</strong>er Westfalenhalle findet die erste<br />
internationale Schulausstellung (Interschul) statt.<br />
28.04 Der SPD-Politiker Willy Brandt sagt auf einem Wahlkongress<br />
seiner Partei in Bonn: „Der Himmel über dem<br />
Ruhrgebiet muss wieder blau werden!“<br />
06.06. <strong>Dortmund</strong> zählt 641.480 Einwohner.<br />
24.06. Borussia <strong>Dortmund</strong> unterliegt dem 1.FC Nürnberg beim<br />
Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft in<br />
Hannover mit 0:3 Toren.<br />
Ende Im Raum <strong>Dortmund</strong>/Lünen/Castrop-Rauxel sind rund<br />
Januar: 6.000 Italiener, Spanier und Griechen beschäftigt.<br />
22.03. Erstmalige Durchführung einer freiwilligen Schluck-<br />
97
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
1963<br />
1964<br />
1965<br />
1966<br />
05.08. Die US-Filmschauspielerin Marilyn Monroe wird tot in<br />
ihrer Wohnung in Los Angeles aufgefunden.<br />
15.10. Die Entdeckung sowjetischer Angriffswaffen auf der<br />
Karibikinsel Kuba führt an den Rand eines atomaren<br />
Krieges.<br />
12.06. Der bislang teuerste Film aller Zeiten, „Cleopatra“, mit<br />
Liz Taylor hat in New York Premiere.<br />
08.08. 15 bewaffnete Männer überfallen den Postzug von<br />
Glasgow nach London. Dabei erbeuten sie umgerechnet<br />
etwa 15 Mio. Euro.<br />
27.08. Gegen Rassendiskriminierung demonstrieren 200.000<br />
Menschen in Washington. Martin Luther King hält die<br />
Rede „Ich habe einen Traum“.<br />
11.10. Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) tritt zurück<br />
und Ludwig Erhard wird Bundeskanzler. Die Regierungskoalition<br />
besteht weiterhin aus CDU, CSU und FDP.<br />
22.11. In Dallas wird John F. Kennedy erschossen.<br />
25.02. Cassius Clay wird in Miami Beach gegen Sonny Liston<br />
Boxweltmeister im Schwergewicht.<br />
02.07. In den USA tritt das neue Bürgerrechtsgesetz zur Aufhebung<br />
der Rassentrennung in Kraft.<br />
02.08. Nachdem zwei US-Zerstörer von Nordvietnam angegriffen<br />
wurden, beginnt die US-Luftwaffe mit Vergeltungsangriffen.<br />
14.10. Der sowjetische Staatschef Nikita S. Chruschtschow<br />
wird seiner Ämter enthoben. Nachfolger werden Alexei<br />
N. Kossygin und Leonid I. Breschnew.<br />
10.10. In Tokio beginnen die 18. Olympischen Spiele, Sportler<br />
der Bundesrepublik und der DDR treten letztmalig als<br />
gesamtdeutsche Mannschaft an.<br />
21.02. Der Bürgerrechtler Malcom X wird in New York<br />
während einer Rede erschossen.<br />
15.03. Die USA eröffnen den Bombenkrieg gegen Nordvietnam.<br />
18.03. Der sowjetische Kosmonaut Alexei A. Leonow ist der<br />
erste Mensch, der sein Raumschiff im Weltall verlässt.<br />
30.04. Die ersten Fotos eines menschlichen Embryos im<br />
Mutterleib werden veröffentlicht.<br />
19.09. Bei den Bundestagswahlen wird die CDU/CSU<br />
stärkste Partei.<br />
20.02. Ein norwegischer Tanker mit 38.000 t Rohöl havariert<br />
westlich der Insel Helgoland.<br />
impfung gegen Kinderlähmung im Ruhrgebiet.<br />
28.07. Die Fußball-Bundesliga wird gegründet.<br />
31.08. Das neue Schiffshebewerk in Henrichenburg wird in<br />
Betrieb genommen.<br />
10.10. Offizielle Eröffnung des Bochumer Opelwerkes. Über<br />
9.000 Mitarbeiter sind Ende des Jahres hier beschäftigt.<br />
05.03. Wegen Steuerhinterziehung stehen sechs Mitglieder<br />
des Vereinsvorstands von Schalke 04 vor Gericht.<br />
29.06. Borussia <strong>Dortmund</strong> gewinnt die Deutsche Fußballmeisterschaft<br />
01.09. Mit Unterstützung der Bundesregierung gründen<br />
Bergbauunternehmen des Ruhrgebiets den Rationalisierungsverband<br />
Ruhrbergbau.<br />
18.11. Durch Fertigstellung des Teilstücks zwischen<br />
<strong>Dortmund</strong>-Brackel und <strong>Dortmund</strong>-Sölde ist der<br />
Ruhrschnellweg zwischen Essen und Unna nun<br />
vierspurig befahrbar.<br />
09.05. Am Ende der ersten Bundesligasaison folgender Tabellenstand<br />
der Ruhrgebietsvereine: MSV Duisburg auf<br />
dem zweiten Rang, Borussia <strong>Dortmund</strong> auf dem<br />
vierten Rang und Schalke 04 auf dem achten Rang.<br />
08.06. Das Bundesamt für Zivilschutz probt in einem Bunker<br />
an der Zwickauer Straße in <strong>Dortmund</strong> das Überleben<br />
nach einem Atomschlag.<br />
31.10. Der Rationalisierungsverband Ruhrbergbau meldet 31<br />
Großzechen im Ruhrgebiet zur Stilllegung an.<br />
Erstmalige Verleihung des Adolf-Grimme-Preises<br />
(Marl), eine Auszeichnung für hervorragende deutsche<br />
Fernsehsendungen.<br />
12.04. Um die Kapitalbasis der Gesellschaft zu verbessern,<br />
beschließt die Hauptversammlung der VEBA AG, eine<br />
Teilprivatisierung des Unternehmens durchzuführen.<br />
22.05. Borussia <strong>Dortmund</strong> gewinnt mit einem 2:0 Sieg über<br />
Alemannia Aachen in Hannover den DFB-Pokal.<br />
11.06. Im 19. Jahr ihres Bestehens erhalten die Ruhrfestspiele<br />
in Recklinghausen ein eigenes Haus. 1.100 Zuschauer<br />
finden im neuen Theater Platz.<br />
30.06. Die Ruhr-Universität Bochum wird offiziell eröffnet.<br />
31.07. Die Fußball-Bundesliga wird von 16 auf 18 Mannschaften<br />
aufgestockt; damit steigt Schalke 04 nicht ab.<br />
19.09 Bei den Wahlen zum fünften Deutschen Bundestag<br />
bleibt die CDU/CSU trotz erheblicher SPD-Gewinne<br />
stärkste Partei.<br />
03.03. Eröffnung des Großen Hauses der Städtischen Bühnen<br />
<strong>Dortmund</strong>.
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
1967<br />
1968<br />
1969<br />
04.05. In China leitet Mao Tse-tung die „Große Proletarische<br />
Kulturrevolution“ ein.<br />
09.05. Bei Rheinsberg wird das erste Atomkraftwerk der DDR<br />
in Betrieb genommen.<br />
23.06. Die Beatles treffen in München zu einer Deutschlandtournee<br />
ein.<br />
30.07. Im Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft in<br />
Wembley siegt Großbritannien mit einem 4:2 über<br />
die Deutsche Nationalelf.<br />
01.12. Die Große Koalition startet. Kurt Georg Kiesinger<br />
(CDU) wird vom Bundestag zum Bundeskanzler<br />
gewählt. Er steht einem Kabinett aus elf<br />
CDU/CSU- und neun SPD-Ministern vor.<br />
27.02. Bei einer Countdown-Simulation in der Apollo-Kapsel<br />
auf dem amerikanischen Cape Kennedy verbrennen<br />
Roger Chaffee, Virgil Grissom und Edward White.<br />
21.04. In Griechenland ergreift in einem rechtsgerichteten<br />
Militärputsch die Armee die Macht.<br />
05.06. In den Morgenstunden beginnt der dritte Krieg<br />
zwischen Israel und den arabischen Staaten, der sog.<br />
Sechstagekrieg.<br />
25.08. Das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) beginnt mit<br />
der Ausstrahlung von Sendungen in Farbe.<br />
02.06. In West-Berlin wird bei einer Demonstration gegen<br />
den Besuch des Schah von Persien der Student Benno<br />
Ohnesorg von einem Polizisten erschossen.<br />
60 Personen werden teilweise schwer verletzt.<br />
30.01. Vietcong und nordvietnamesische Truppen beginnen<br />
die Tet-Offensive.<br />
16.03. Eine US-Einheit erschießt im Dorf My Lai 507<br />
Bewohner.<br />
04.04. Der Führer der US-Bürgerrechtsbewegung, Martin<br />
Luther King, wird in Memphis erschossen.<br />
05.04. Mit einem Demokratisierungsprogramm für alle<br />
gesellschaftlichen Bereiche beginnt in der Tschechoslowakei<br />
der „Prager Frühling“, der vier Monate<br />
später von Truppen des Warschauer Paktes niedergeschlagen<br />
wird.<br />
21.07. Der US-Astronaut Neil Armstrong betritt als erster<br />
Mensch den Mond; die Entwicklung der Saturn-Rakete<br />
wurde maßgeblich vom Deutsch-Amerikaner Wernher<br />
von Braun vorangetrieben.<br />
12.08. In Nordirland eskalieren Kämpfe zwischen Protestanten<br />
und Katholiken.<br />
17.03. Beim internationalen Reit- und Springturnier in der<br />
<strong>Dortmund</strong>er Westfalenhalle siegt Fritz Ligges aus <strong>Dortmund</strong><br />
beim Großen Preis der Bundesrepublik.<br />
05.05. Als erste deutsche Mannschaft gewinnt Borussia <strong>Dortmund</strong><br />
in Glasgow den Fußball-Europa-Pokal der Pokalsieger<br />
durch einen 2:1 Sieg nach Verlängerung gegen<br />
den FC Liverpool.<br />
01.06. Der Direktor des Duisburger Zoos, Wolfgang Gewalt,<br />
versucht vergeblich, einen Belugawal zu fangen, der<br />
sich im Rhein zwischen Duisburg und Wesel aufhält.<br />
01.10. Hoesch AG und <strong>Dortmund</strong> - Hörder Hüttenunion AG<br />
schließen sich unter dem Namen Hoesch zusammen.<br />
01.01. In der Metallindustrie tritt die 40-Stunden-Woche bei<br />
vollem Lohnausgleich in Kraft.<br />
13.03. Als Gesprächsrunde zwischen Regierung, Gewerkschaft<br />
und Unternehmern beginnt in Bonn die Konzertierte<br />
Aktion Kohle zur Lösung der Bergbaukrise im Revier.<br />
30.06. Schließung der Zeche „Adolf von Hansemann“ in<br />
<strong>Dortmund</strong>-Mengede.<br />
06.07. Das Friedensdorf Oberhausen, eine Einrichtung zur<br />
Aufnahme von Kindern aus Kriegsgebieten, wird gegründet.<br />
10.10. In der <strong>Dortmund</strong>er Trabantenstadt Scharnhorst mit<br />
Wohnungen für 17.000 Menschen wird Richtfest gefeiert.<br />
18.01. Ein Sozialplan der Bundesregierung sieht u. a. zehn<br />
Jahre Wohnrecht für ehemalige Bergleute in den<br />
Werkswohnungen vor.<br />
11.05. 14.000 Menschen versammeln sich in der <strong>Dortmund</strong>er<br />
Westfalenhalle, um auf einer Kundgebung des DGB<br />
gegen die Notstandsgesetze zu protestieren.<br />
15.05. Mit dem Gesetz zur Anpassung und Gesundung des<br />
deutschen Steinkohlebergbaus und der deutschen<br />
Steinkohlebergbaugebiete schafft die Bundesregierung<br />
die gesetzliche Grundlage für eine Neuordnung der<br />
Bergbauwirtschaft.<br />
12.06. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Heinz<br />
Kühn (SPD), eröffnet in <strong>Dortmund</strong> das Forschungsinstitut<br />
für Kinderernährung, das weltweit erste dieser Art.<br />
16.12. Eröffnung der Universität <strong>Dortmund</strong>.<br />
05.03. Der SPD-Politiker und frühere Essener Oberbürgermeisster<br />
Gustav Heinemann, Bundesjustizminister seit<br />
1966, wird als Nachfolger von Heinrich Lübke zum<br />
Bundespräsidenten gewählt.<br />
25.04. In <strong>Dortmund</strong> wird die Bundesgartenschau „Euroflor“<br />
eröffnet. Sie dauert bis zum 12.Oktober.<br />
99
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
1970<br />
1971<br />
1972<br />
17.08. Das legendäre Woodstock-Festival in den USA mit<br />
Hunderttausenden Besuchern geht zu Ende.<br />
28.09. Nach den deutschen Bundestagswahlen bilden SPD<br />
und FDP eine Koalition.<br />
01.01. Das Gesetz über die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall<br />
tritt in der Bundesrepublik Deutschland in Kraft.<br />
05.03. Der Atomwaffensperrvertrag tritt in Kraft.<br />
30.04. Auf Befehl von US-Präsident Richard M. Nixon<br />
marschieren US- und südvietnamesische Einheiten<br />
in Kambodscha ein.<br />
14.04. An Bord von „Apollo 13“ explodiert ein Sauerstofftank<br />
und bringt die dreiköpfige Besatzung in Gefahr.<br />
18.06. Bundesbürger dürfen von nun an bereits im Alter<br />
von 18 Jahren wählen.<br />
21.06. In Mexiko gewinnt Brasilien durch ein 4:1 gegen Italien<br />
zum dritten Mal die Fußball-Weltmeisterschaft,<br />
Deutschland wird Dritter.<br />
07.12. In Warschau unterzeichnen Bundeskanzler<br />
Willy Brandt und Polens Ministerpräsident Józef<br />
Cyrankiewicz den deutsch-polnischen Vertrag.<br />
07.02. In der Schweiz erhalten Frauen auf Bundesebene das<br />
aktive und passive Wahlrecht.<br />
30.03. Das erste bundesweit gültige Umweltschutzgesetz<br />
tritt in Kraft: In der Umgebung von Flughäfen mit<br />
Düsenverkehr müssen Lärmschutzbereiche eingerichtet<br />
werden.<br />
03.05. In der DDR löst Erich Honecker Walter Ulbricht als<br />
Ersten Sekretär des SED-Zentralkomitees ab.<br />
01.09. Das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG)<br />
tritt in Kraft. Staatliche Beihilfen werden gewährt,<br />
wenn eine Ausbildung nicht anderweitig finanziert<br />
werden kann.<br />
06.11. Die Protestfahrt zu den Aleuteninseln gegen einen US-<br />
Atomversuch ist die erste Aktion der Umweltschutzorganisation<br />
Greenpeace.<br />
11.05– Bei einer Serie von Bombenanschlägen der RAF auf<br />
24.05. US-Armee, Polizisten und Richter kommen vier<br />
Menschen ums Leben, zahlreiche werden verletzt. Im<br />
Juni und Juli werden sieben führende Mitglieder der<br />
RAF verhaftet.<br />
18.07. Im Grundvertrag zwischen der Bundesrepublik<br />
Deutschland, den Bergbau-Alt-Gesellschaften und der<br />
Ruhrkohle AG schließen sich 18 Unternehmen mit 85 %<br />
der Steinkohleförderung des Ruhrgebiets zu einer<br />
Gesamtgesellschaft zusammen.<br />
01.08. In <strong>Dortmund</strong> und anderen Städten des Ruhrgebiets<br />
werden Gesamtschulen eingerichtet.<br />
02.09. In den Betrieben der <strong>Dortmund</strong>er Hoesch-Werke streiken<br />
mehrere tausend Arbeiter für höhere Löhne.<br />
22.10. Unter dem Motto „Eine Stadt fährt in die Zukunft“<br />
beginnt der Bau der <strong>Dortmund</strong>er Stadtbahn.<br />
21.04. Die VEBA AG gründet die VEBA Kraftwerke Ruhr Gmbh<br />
mit Sitz in Gelsenkirchen.<br />
25.09. In Essen wird der Ruhrschnellweg-Tunnel, mit 1020 m<br />
die damals längste unterirdische Straßenführung<br />
der Bundesrepublik, in Betrieb genommen.<br />
Seit 1961 ist jeder zehnte Arbeitsplatz im Ruhrgebiet<br />
verloren gegangen (219.000 insgesamt). Besonders<br />
stark betroffen ist die Emscherregion, z. B.. sind bei<br />
Städten wie Bottrop 31,7 %, und Herne 24,8 % der<br />
Arbeitsplätze verloren gegangen.<br />
05.03. Im Rahmen der „Aktion Roter Punkt“ versammeln sich<br />
in der Innenstadt von <strong>Dortmund</strong> viele Hundert Personen,<br />
um gegen Preiserhöhungen von 40 % im<br />
städtischen Nahverkehr zu protestieren.<br />
14.05. Schließung der Zeche „Germania“ in <strong>Dortmund</strong>-Marten.<br />
14.08. VfL Bochum steigt in die Fußball-Bundesliga auf, Rot-<br />
Weiß Essen steigt erneut ab.<br />
01.10. Fusion zwischen der <strong>Dortmund</strong>er Actien- und<br />
<strong>Dortmund</strong>er Hansa-Brauerei.<br />
25.10. Die Autobahn „Sauerlandlinie“ (A45) wird mit dem<br />
Anschluss an die B1 fertig gestellt und reicht nun bis<br />
nach Lüdenscheid.<br />
16.12. Der entführte Essener Großkaufmann Theo Albrecht<br />
wird gegen eine Lösegeldzahlung in Höhe von 7 Mio.<br />
DM freigelassen.<br />
01.01. Fusion zwischen der <strong>Dortmund</strong>er Union-Brauerei und<br />
der Schultheiß-Brauerei Berlin.<br />
14.01. Nach 100jährigem Bestehen hört der <strong>Dortmund</strong>er<br />
Hoesch-Konzern auf, ein deutsches Unternehmen zu<br />
sein. Hoesch fusioniert mit der niederländischen Stahlfabrik<br />
Hoogovens in Ijmuiden/Niederlande.
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
1973<br />
1974<br />
1975<br />
1976<br />
1977<br />
18.06. Die Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-<br />
Bundes (DFB) wird in Brüssel mit einem 3:0 über die<br />
UdSSR Fußballeuropameister.<br />
26.08. In München beginnen die 20. Olympischen Sommerspiele,<br />
bei denen arabische Terroristen ein Attentat<br />
auf die israelische Olympiamannschaft verüben.<br />
Mit einem Sonntagsfahrverbot reagiert die Bundesregierung<br />
auf die Drosselung der Öllieferungen aus<br />
den arabischen Ländern.<br />
27.01. Die USA, Nordvietnam und Südvietnam unterzeichnen<br />
einen Waffenstillstand.<br />
30.04. Wegen der „Watergate-Affäre“ treten die Berater von<br />
US-Präsident Richard M. Nixon zurück.<br />
06.05. Der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt tritt wegen<br />
der Affäre um den DDR-Kanzleramtsspion Günter<br />
Guillaume zurück.<br />
16.05. Der Deutsche Bundestag wählt Helmut Schmidt zum<br />
Bundeskanzler, die sozial-liberale Koalition wird<br />
fortgesetzt.<br />
07.07. Mit einem 2:1 über die Niederlande gewinnt das<br />
deutsche Team die Fußball-Weltmeisterschaft.<br />
Frauen kämpfen gegen den Abtreibungsparagraphen<br />
218.<br />
30.04. Südvietnam kapituliert. Der Vietnamkrieg ist beendet.<br />
01.08. In Helsinki unterzeichnen 35 Staaten die KSZE-Schlussakte,<br />
u. a. enthält diese Absichtserklärungen über<br />
Friedenssicherung sowie Zusammenarbeit in den<br />
Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und<br />
Umwelt.<br />
23.04. In Ostberlin wird durch einen Festakt der „Palast der<br />
Republik“ eröffnet.<br />
16.06. Im südafrikanischen Soweto brechen blutige Unruhen<br />
aus, diese zählen zu den schwersten Unruhen in dem<br />
Apartheidstaat seit 1960.<br />
03.10. Bei den Wahlen zum achten Deutschen Bundestag<br />
wird die sozialliberale Koalition bestätigt. Helmut<br />
Schmidt wird erneut Bundeskanzler (15.12.).<br />
05.09. Der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen<br />
Arbeitgeberverbände Hanns Martin Schleyer wird<br />
von der RAF entführt sowie vier seiner Begleiter<br />
erschossen. Die Entführer fordern die Freilassung von<br />
elf RAF-Terroristen.<br />
13.10. Palästinensische Terroristen entführen die Lufthansa-Boeing<br />
„Landshut“.<br />
28.06. Borussia <strong>Dortmund</strong> scheidet aus der Bundesliga aus.<br />
19.11. Bei den Wahlen zum siebten Deutschen Bundestag<br />
wird die sozialliberale Koalition bestätigt.<br />
Der Film „Laß jucken, Kumpel“ von Franz Marischka<br />
läuft in den Kinos an.<br />
01.05. In <strong>Dortmund</strong> wird die Zentralstelle für die Vergabe von<br />
Studienplätzen (ZVS) eingerichtet.<br />
Gründung des Adolf-Grimme-Institutes in Marl. Dieses<br />
Medieninstitut des deutschen Volkshochschulverbandes<br />
konzipiert und organisiert u. a. die Verleihung<br />
des Adolf-Grimme-Preises.<br />
02.04. Mit einem Spiel zwischen Borussia <strong>Dortmund</strong> und<br />
Schalke 04 wird das <strong>Dortmund</strong>er Westfalenstadion<br />
eröffnet.<br />
01.01. Die kommunale Neugliederung des Ruhrgebiets tritt in<br />
Kraft.<br />
04.05. Bei Landtagswahlen in NRW bleibt die CDU stärkste<br />
Partei.<br />
30.09. Vor dem Essener Landgericht beginnt der Prozess im<br />
Bestechungsskandal um den FC Schalke.<br />
Seit 1973 sind die Arbeitslosenzahlen in den Revierstädten stark<br />
angestiegen. In Essen, Bochum und <strong>Dortmund</strong> haben<br />
sich die Arbeitslosenzahlen in diesem Zeitraum fast<br />
verdreifacht.<br />
09.01. Die siebte Große Strafkammer des Landgerichts in<br />
Essen verurteilt acht Spieler des Fußballclubs FC Schalke<br />
04 wegen Meineids.<br />
23.06. Wiederaufstieg von Borussia <strong>Dortmund</strong> in die 1. Bundesliga<br />
nach einem 3:2 Sieg über den 1. FC Nürnberg.<br />
17.07.– Bei den Olympischen Spielen in Montreal erringen<br />
01.08. Sportler aus dem Ruhrgebiet Gold-, Silber-, Bronzemedaillen.<br />
30.01. Die <strong>Dortmund</strong>erin Dagmar Lurz gewinnt bei den<br />
Eiskunstlauf-Europameisterschaften in Helsinki die<br />
Silbermedaille.<br />
29.03. Richtfest des neuen Kliniktrakts der Städtischen<br />
Kliniken. In knapp vierjähriger Bauzeit entsteht hier<br />
der Neubau der 2. Medizinischen Klinik als Ersatz für<br />
die Medizinische Klinik in <strong>Dortmund</strong>-Dorstfeld.<br />
101
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
1978<br />
1979<br />
1980<br />
09.01. Die europäische Kommission in Brüssel beschließt<br />
Kredite in Höhe von 370 Mio. DM für die Ruhrwirtschaft.<br />
25.06. Mit einem 3:1 Sieg über die Niederlande wird<br />
Argentinien Fußballweltmeister.<br />
16.10. Karol Wojtyla aus Polen wird Papst Johannes Paul II.<br />
01.02. Der iranische Schiitenführer Ajatollah Khomeini kehrt<br />
aus seinem Pariser Exil in den Iran zurück.<br />
23.05. Der CDU-Politiker Karl Carstens wird als Nachfolger<br />
von Walter Scheel (FDP) zum fünften Bundespräsidenten<br />
gewählt.<br />
16.07. Saddam Hussein wird irakischer Staatspräsident.<br />
27.12. Sowjetische Truppen besetzen die afghanische<br />
Hauptstadt Kabul. Die Invasion löst eine ernste<br />
Ost-West-Krise aus.<br />
06.04. In der Bundesrepublik wird die Sommerzeit eingeführt.<br />
Sie gilt von April bis September.<br />
30.04. In Amsterdam wird Kronprinzessin Beatrix als Königin<br />
der Niederlande vereidigt.<br />
22.06. Die deutsche Fußballnationalmannschaft wird nach<br />
einem 2:1 Sieg über Belgien in Rom zum zweiten Mal<br />
Europameister.<br />
19.07. Zahlreiche Sportnationen, darunter auch die BRD,<br />
boykottieren die olympischen Sommerspiele in<br />
Moskau wegen der Invasion in Afghanistan.<br />
09.05. Das Westdeutsche Tumorzentrum in Essen wird durch<br />
Mildred Scheel eingeweiht, eine der größten internationalen<br />
Krebsforschungsstätten.<br />
18.08. Die Ruhrkohle AG gibt die Stilllegung von fünf Revierkokereien<br />
bekannt.<br />
29.11. Auf der Zeche Hansa in <strong>Dortmund</strong>-Huckarde wird die<br />
erste Hydrogrube Westeuropas in Betrieb genommen.<br />
10.12. Über 15.000 Jugendliche demonstrieren in Essen gegen<br />
die wachsende Jugendarbeitslosigkeit.<br />
26.01. Ein „Luftreinhalteplan West“ von dem nordrhein-westfälischen<br />
Arbeits- und Sozialministerium stellt fest,<br />
dass der Raum Duisburg-Oberhausen-Mülheim in der<br />
Bundesrepublik den am höchsten luftverschmutzten<br />
Raum darstellt.<br />
03.04. Auf dem Gelände der Ruhrchemie AG in Oberhausen-<br />
Holten nimmt eine Großversuchsanlage zur Herstellung<br />
von Gas aus Kohle den Betrieb auf.<br />
02.06.– Die Villa Hügel in Essen verzeichnet bei der Ausstel-<br />
17.09. lung „Götter-Pharaonen“ einen Rekordandrang von<br />
485.000 Besuchern.<br />
07.09. An der B1 (Ruhrschnellweg) beginnt der Bau von<br />
Lärmschutzwänden.<br />
17.01. Im Ruhrgebiet und am Niederrhein wird erstmals in der<br />
Geschichte der Bundesrepublik Smogalarm ausgerufen.<br />
05.05. In <strong>Dortmund</strong> eröffnet Ministerpräsident Johannes Rau<br />
den Revierpark Wischlingen.<br />
08.-09.05. In Castrop-Rauxel findet mit Vertretern aus Politik und<br />
Wirtschaft eine Ruhrkonferenz statt.<br />
16.05. Zum ersten Mal berichtet das Fernsehen live aus dem<br />
Untertagebetrieb einer Zeche.<br />
01.01. Im Ruhrgebiet tritt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr<br />
(VRR) in Kraft.<br />
27.03. Warnstreiks im öffentlichen Dienst führen zu Behinderungen<br />
im Nahverkehr.<br />
23.04. In <strong>Dortmund</strong> wird der sog. Jahrhundert-Vertrag<br />
zwischen der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke<br />
und dem Gesamtverband des deutschen Steinkohlebergbaus<br />
abgeschlossen.<br />
05.06. Übergabe der in fünfjähriger Bauzeit neugestalteten<br />
Frauenklinik an der Beurhausstraße.<br />
08.06. Ein freiwilliger „autofreier“ Sonntag findet im Ruhrgebiet<br />
nur wenig Beachtung.<br />
24.08. Eröffnung des für 45 Mio. DM errichteten Neubaus der<br />
Medizinischen Kliniken an der Münsterstraße.<br />
05.10. Bei den Wahlen zum neunten Deutschen Bundestag<br />
erhalten die Koalitionsparteien SPD und FDP 42,9 %<br />
bzw. 10,6 % der Stimmen.
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
1981<br />
1982<br />
1983<br />
12.04. Von Cape Canaveral starten die USA mit der Raumfähre<br />
„Columbia“ das erste wieder verwendbare „Space-<br />
Shuttle“.<br />
13.05. Papst Johannes Paul II. wird in Rom bei einem Attentat<br />
verletzt.<br />
30.03. Der Anschlag auf US-Präsident Ronald Reagan löst<br />
eine Diskussion über den Verkauf von Waffen aus.<br />
29.07. Der britische Thronfolger Prinz Charles heiratet in der<br />
Londoner St.-Pauls-Cathedral Lady Diana Spencer.<br />
07.08. Um die Preise stabil zu halten, vernichtet die<br />
Europäische Gemeinschaft eine Million Tonnen Obst<br />
und Gemüse.<br />
10.10. In Bonn findet die bislang größte Demonstration für<br />
Abrüstung in der Bundesrepublik Deutschland statt.<br />
13.12. In Polen verhängt Staats- und Parteichef Wojciech<br />
Jaruzelski das Kriegsrecht.<br />
14.06. Die Kapitulation Argentiniens beendet den Falklandkrieg<br />
gegen Großbritannien.<br />
11.07. In Madrid wird Italien durch einen 3:1 Sieg über die<br />
Mannschaft der Bundesrepublik Deutschland Fußballweltmeister.<br />
01.10. In einem konstruktiven Misstrauensvotum gegen<br />
Helmut Schmidt wählt der Deutsche Bundestag<br />
Helmut Kohl (CDU) zum Kanzler.<br />
Aerobic ist Modegymnastik.<br />
07.01. Bundespräsident Karl Carstens löst den Deutschen<br />
Bundestag auf und setzt Neuwahlen für den 6. März<br />
fest.<br />
06.03. Die CDU/CSU mit ihrem Spitzenkandidaten Helmut<br />
Kohl geht als klarer Sieger aus den Bundestagswahlen<br />
hervor.<br />
23.03. US-Präsident Ronald Reagan kündigt die Entwicklung<br />
eines weltraumgestützten Raketenabwehrsystems<br />
(SDI) an.<br />
28.11. 70.000 Menschen fordern auf einer Großkundgebung in<br />
<strong>Dortmund</strong> die Errichtung eines neuen Hoesch-Stahlwerks.<br />
23.–24.01. Eine Auftaktveranstaltung zum internationalen Jahr<br />
der Behinderten findet in <strong>Dortmund</strong> statt.<br />
13.02. Die englische Rockgruppe Pink Floyd gastiert in der<br />
<strong>Dortmund</strong>er Westfalenhalle. 10.000 Menschen sehen<br />
„The Wall“.<br />
13.06. Nach Abschluss der 18. Bundesligasaison belegen<br />
Borussia <strong>Dortmund</strong> den siebten, VfL Bochum den<br />
neunten und MSV Duisburg den zwölften Platz.<br />
FC Schalke erreicht Rang 17 und steigt ab.<br />
09.09. Das Bundesverfassungsgericht in Kassel gibt einer<br />
Klage von 29 Frauen der Heinze Fotolaborbetriebe in<br />
Gelsenkirchen auf gleichen Lohn wie ihre männlichen<br />
Kollegen statt.<br />
20.11. Die Ruhrgas AG und die sowjetische Außenhandelsorganisation<br />
Sojus-Gasexport unterzeichnen in Essen<br />
ein Abkommen über die Lieferung von 10,5 Mrd. m 3<br />
Erdgas in die Bundesrepublik ab 1984.<br />
Im Ruhrgebiet sterben 15.442 Menschen mehr als<br />
geboren werden.<br />
Von fast allen Revier-Unternehmen im Metallbereich<br />
werden Rationalisierungsmaßnahmen angekündigt.<br />
07.01. Das Rohstoffrückgewinnungszentrum in Herten, das<br />
vom Kommunalverband Ruhrgebiet finanziert wird,<br />
geht in den Probebetrieb.<br />
09.04. Beim Ostermarsch Ruhr ’82 protestieren mehrere<br />
zehntausend Menschen gegen die geplante Stationierung<br />
von Atomwaffen in der Bundesrepublik.<br />
03.–05.09. Die Stadt <strong>Dortmund</strong> begeht ihr 1.100-jähriges Stadtjubiläum.<br />
16.11. Auf einer außerordentlichen Aktionärsversammlung<br />
der Hoesch AG in <strong>Dortmund</strong> wird die Trennung des<br />
Unternehmens von dem holländischen Stahlkonzern<br />
Estel Hoogovens bekannt gegeben.<br />
02.12. Die Krupp Stahl AG gibt die Schließung ihres Stahlwerks<br />
in Rheinhausen bekannt.<br />
06.03. Bei den Wahlen zum zehnten Deutschen Bundestag<br />
erringen die Unionsparteien einen eindeutigen Sieg.<br />
14.04. Im Opel-Werk Bochum läuft der fünfmillionste Opel<br />
vom Fließband.<br />
22.06. Bei Bodenuntersuchungen in <strong>Dortmund</strong>-Dorstfeld Süd<br />
wird eine Verseuchung des Bodens festgestellt.<br />
103
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
1984<br />
1985<br />
1986<br />
25.04. Die Hamburger Illustrierte „Stern“ präsentiert angebliche<br />
Tagebuchhefte Adolf Hitlers, die sich aber bald<br />
als Fälschung erweisen.<br />
22.10. 1,3 Millionen Menschen demonstrieren auf dem Höhepunkt<br />
des „heißen Herbstes“ in der gesamten Bundesrepublik<br />
Deutschland gegen die Nachrüstung.<br />
22.11. Der Deutsche Bundestag billigt in namentlicher<br />
Abstimmung die Stationierung US-amerikanischer<br />
Mittelstreckenraketen.<br />
07.02. Von der Raumfähre Challenger aus unternimmt mit<br />
US-Astronaut Bruce McCandless zum ersten Mal ein<br />
Mensch einen Ausflug ohne Sicherung ins All.<br />
14.05. Als Reaktion auf die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen<br />
beschließt die UdSSR die Aufstellung<br />
weiterer Raketen in der DDR.<br />
11.08. US-Präsident Ronald Reagan kündigt „im Scherz“ die<br />
Bombardierung der UdSSR an.<br />
12.10. Die britische Premierministerin Margaret Thatcher<br />
entgeht nur knapp einem Bombenattentat der IRA<br />
in Brighton.<br />
23.04. Erich Honecker trifft in Moskau als erster Regierungschef<br />
eines Ostblockstaates Michail Gorbatschow, den<br />
neuen Generalsekretär der KPdSU.<br />
07.07. Der 17-jährige Deutsche Boris Becker gewinnt das<br />
Tennisturnier von Wimbledon.<br />
19.08. Hansjoachim Tiedge, beim westdeutschen Verfassungsschutz<br />
zuständig für die Abwehr der DDR-<br />
Spionage, flieht in die DDR. Der Fall Tiedge entwickelt<br />
sich zu einem der größten Spionageskandale der<br />
Nachkriegszeit.<br />
22.10. Das ZDF strahlt die Krankenhausserie „Schwarzwaldklinik“<br />
aus. Laut „Guinness Buch der Rekorde“ ist sie<br />
bis 2007 die Serie mit den meisten Zuschauern in<br />
Deutschland (25 Mio. pro Folge im Durchschnitt).<br />
Auf weltweit rd. 10 Mio. Menschen wird 1986 die<br />
ständig steigende Zahl der Aids-Infizierten geschätzt.<br />
28.01. Beim schwersten Unfall der bemannten Raumfahrt<br />
explodiert nach dem Start die US-Raumfähre<br />
„Challenger“.<br />
26.04. In einem Atomkraftwerk in Tschernobyl kommt es<br />
zum bisher größten Kernreaktorunfall in der Geschichte,<br />
radioaktive Wolken belasten in vielen Teilen Europas<br />
die Umwelt und die Gesundheit der Menschen.<br />
29.06. Durch ein 3:2 gegen die Bundesrepublik Deutschland<br />
wird Argentinien in Mexiko-Stadt Fußballweltmeister.<br />
23.09. Die 19 Kilometer lange neue S-Bahnstrecke zwischen<br />
Bochum und <strong>Dortmund</strong> wird in Betrieb genommen.<br />
Mit 707 Siegen überbietet der Recklinghäuser Trabrennfahrer<br />
Heinz Wewering den bisherigen Weltrekord.<br />
Schalke 04 steigt erneut aus der Fußball-Bundesliga ab.<br />
01.01. Gelsenkirchen setzt als erste Stadt im Revier eine<br />
kommunale Frauenbeauftragte ein.<br />
14.04. Eröffnung der Landesgartenschau in Hamm.<br />
17.08. Als erstes Bundesland stellt Nordrhein-Westfalen<br />
Haushaltsmittel für die Unterstützung von Arbeitsloseninitiativen<br />
zur Verfügung.<br />
In den Städten des Ruhrgebiets konnten seit 1964 die<br />
Staubniederschläge um etwa 50 % reduziert werden.<br />
Herbert Grönemeyer veröffentlicht die Langspielplatte<br />
„4630 Bochum“.<br />
18.01. Im Ruhrgebiet wird erstmals Smog-Alarm der Stufe III<br />
ausgerufen.<br />
03.04. Der „Ölkönig von Wanne-Eickel“, Gerhard Goldbach,<br />
wird wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 145 Mio.<br />
DM vom Bochumer Landgericht zu zwölf Jahren Haft<br />
verurteilt.<br />
12.05. Bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen<br />
erreicht die SPD mit 52,1 % die absolute Mehrheit.<br />
04.06. Das <strong>Dortmund</strong>er Schöffengericht verurteilt ein<br />
Mitglied des Fanclubs von Borussia <strong>Dortmund</strong>, „Borussenfront“,<br />
wegen Tätlichkeiten gegen türkische Bürger<br />
zu einem Jahr Haft.<br />
01.09. Der Kommunalverband Ruhrgebiet startet eine Anzeigen-Kampagne<br />
zur Image-Verbesserung des Reviers.<br />
06.03. 60.000 Menschen demonstrieren gegen eine geplante<br />
Änderung des § 116 Arbeitsförderungsgesetz in <strong>Dortmund</strong>.<br />
30.05. Der Thorium-Hochtemperaturreaktor in Hamm-Uentrop,<br />
aus dem am 4. Mai radioaktives Gas ausgetreten war,<br />
wird abgeschaltet.<br />
Juli Nach einer Untersuchung der Universität Bochum<br />
leben immer mehr Bürger aus dem Revier an der<br />
Armutsgrenze.<br />
20.08. Beim Austritt von Giftgas in einem Duisburger Werk<br />
der Mannesmann Demag AG werden 42 Menschen<br />
verletzt.
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
1987<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
28.05. Der 19-jährige deutsche Privatpilot Mathias Rust landet<br />
mit seinem Sportflugzeug auf dem Roten Platz in<br />
Moskau. Daraufhin werden der Verteidigungsminister<br />
Sergej Sokolow sowie einige sowjetische Militärs<br />
vorzeitig in den Ruhestand versetzt.<br />
16.08. Steffi Graf wird Erste der Weltrangliste.<br />
11.10. Der ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident<br />
Uwe Barschel (CDU) wird tot in einem Genfer<br />
Hotelzimmer aufgefunden.<br />
08.12. Ronald Reagan und Michail S. Gorbatschow einigen<br />
sich über die Verschrottung atomarer Mittelstreckenraketen.<br />
21.12. Durch ein Bombenattentat stürzt eine Boeing 747 auf<br />
die schottische Ortschaft Lockerbie. 270 Menschen<br />
sterben.<br />
28.08. Beim Schauflug einer italienischen Kunststaffel im<br />
bundesdeutschen Ramstein kollidieren drei Düsenjäger.<br />
70 Menschen sterben, 300 werden verletzt.<br />
12.04. In Washington wird erstmals ein gentechnisch<br />
manipuliertes Lebewesen, eine Maus, patentiert.<br />
04.06. In Peking schlägt das Militär die studentische<br />
Demokratiebewegung brutal nieder.<br />
02.05. Als erstes Land im Warschauer Pakt durchstößt das<br />
reformierte Ungarn den „Eisernen Vorhang“ und baut<br />
seine Grenzanlagen zum Westen ab.<br />
09.10. In Leipzig demonstrieren 70.000 Menschen unter<br />
dem Motto „Wir sind das Volk“.<br />
09.11. Fall der Mauer, die DDR öffnet die Grenzen zur<br />
Bundesrepublik Deutschland.<br />
10.02. In Moskau erhält der deutsche Bundeskanzler Helmut<br />
Kohl vom sowjetischen Staatschef Michail S.<br />
Gorbatschow „grünes Licht“ für die deutsche Einheit.<br />
25.04. Der deutsche SPD-Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine<br />
wird bei einem Anschlag schwer verletzt.<br />
08.07. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien gewinnt<br />
die deutsche Elf zum dritten Mal den Titel.<br />
02.08. Die Golfkrise beginnt, irakische Truppen besetzen<br />
Kuwait.<br />
20.01. In einigen Städten des Reviers wird die sog. Smog-<br />
Vorwarnstufe ausgelöst.<br />
25.01. Bei den Wahlen zum 11. Deutschen Bundestag behält<br />
die Koalition aus CDU/CSU und FDP trotz erheblicher<br />
Verluste die Regierungsmehrheit.<br />
08.01. Medizinische Untersuchungen weisen Benzol im Blut<br />
von <strong>Dortmund</strong>er Schulkindern auf, was auf Luftbelastungen<br />
durch die Kokerei Gneisenau, in <strong>Dortmund</strong>-<br />
Derne, zurückgeführt wird.<br />
31.03. Mit Minister Stein wird die letzte <strong>Dortmund</strong>er Zeche<br />
nach 112 Jahren stillgelegt.<br />
02.05. Papst Johannes Paul II. macht auf seiner Reise durch<br />
die Bundesrepublik 14 Stunden Station im Ruhrgebiet.<br />
23.02. Mit einer Menschenkette von Duisburg bis <strong>Dortmund</strong><br />
demonstrieren etwa 80.000 Menschen gegen die<br />
Schließung des Stahlwerks Rheinhausen.<br />
14.05. Der Gelsenkirchener Fußballclub Schalke 04 steigt in<br />
die zweite Bundesliga ab, <strong>Dortmund</strong> und Bochum<br />
schaffen mit Mühe den Klassenerhalt.<br />
12.06. Das Musical „Starlight Express“ startet in Bochum.<br />
16.08. In Gladbeck überfallen zwei Männer die Deutsche Bank<br />
und nehmen Geiseln, beginnen eine fast dreitätige<br />
Irrfahrt durch die Bundesrepublik und die Niederlande.<br />
09.04. Bei den Tischtennis-Weltmeisterschaften in <strong>Dortmund</strong><br />
siegen die Deutschen Jörg Rosskopf und Steffen<br />
Fetzner im Doppel.<br />
15.06. Der sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow<br />
besucht während seines Besuches in Deutschland ein<br />
Hoesch Stahlwerk in <strong>Dortmund</strong>.<br />
16.06. Nach zweijähriger Bauzeit wird das neue Rathaus in<br />
<strong>Dortmund</strong> eröffnet.<br />
24.06. Borussia <strong>Dortmund</strong> gewinnt mit einem 4:1 über Werder<br />
Bremen in Berlin zum zweiten Mal den DFB-Pokal.<br />
01.09. In Essen wird das erste Denkmal für Bergarbeiter enthüllt.<br />
01.10. Bei den Kommunalwahlen in NRW gelangen erstmals<br />
die sog. „Republikaner“ in die Stadtparlamente.<br />
05.10. Neues Ladenschlussgesetz: Einführung des „langen<br />
Donnerstags“, erstmals dürfen Geschäfte bis 20.30 Uhr<br />
an diesem Tag geöffnet haben.<br />
Januar Im ganzen Ruhrgebiet verursachen Unwetter Schäden<br />
in Millionenhöhe. Das Wetter ist auch im Februar<br />
ungewöhnlich stürmisch, so dass in NRW die Karnevalszüge<br />
abgesagt werden.<br />
15.01. In <strong>Dortmund</strong> wird das Rundfunk-Bildungszentrum<br />
eröffnet.<br />
13.05. Bei den Landtagswahlen in NRW kann die SPD mit<br />
50 % der Wählerstimmen wieder die absolute Mehrheit<br />
für sich verbuchen.<br />
105
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
03.10. Der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik beendet die<br />
deutsche Teilung.<br />
12.10. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) wird<br />
bei einem Anschlag schwer verletzt.<br />
02.12. Aus den ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen<br />
geht die CDU mit 44,1 % als Siegerin hervor.<br />
17.01. Eine multinationale Streitmacht unter der Führung<br />
der USA eröffnet mit Luftangriffen den Krieg gegen<br />
den Irak.<br />
22.01. Die irakische Armee steckt in Kuwait Ölquellen in<br />
Brand und lässt kurz darauf Öl in den Persischen<br />
Golf ab.<br />
13.03. Der frühere DDR-Staatschef Erich Honecker setzt sich,<br />
um einem Haftbefehl zu entgehen, nach Moskau ab.<br />
19.09. Im Ötztal wird eine mumifizierte Leiche aus der Jungsteinzeit<br />
gefunden.<br />
30.10. In Madrid beginnt die Nahost-Friedens-Konferenz.<br />
25.12. Michail S. Gorbatschow tritt als Präsident zurück.<br />
21.02. Der UN-Sicherheitsrat beschließt die Entsendung einer<br />
14.000 Mann starken Truppe nach Kroatien.<br />
14.06. In Rio de Janeiro werden auf dem UNO-Umweltgipfel<br />
verschiedene Absichtserklärungen, u. a. auch zum<br />
Klimaschutz unterzeichnet.<br />
03.07. UN-Blauhelme berichten über Internierungslager der<br />
bosnischen Serben.<br />
30.08. Der deutsche Formel-1-Pilot Michael Schumacher<br />
gewinnt seinen ersten Grand Prix.<br />
20.01. Bill Clinton wird in sein Amt als 42. Präsident der USA<br />
eingeführt.<br />
20.03. Henry Maske erringt durch seinen Punktsieg über<br />
Charles Williams (USA) die Boxweltmeisterschaft im<br />
Halbschwergewicht.<br />
29.05. Bei einem Brandanschlag auf ein von Türken<br />
bewohntes Haus sterben fünf Menschen in Solingen.<br />
13.09. Die Palästinensische Befreiungsfront und Israel<br />
unterzeichnen das Gaza-Jericho-Abkommen.<br />
04.10. In Moskau wird ein Putschversuch gegen Boris<br />
Jelzin niedergeschlagen.<br />
06.05. Frankreichs Staatspräsident François Mitterand und<br />
die britische Königin Elisabeth II. eröffnen den Tunnel<br />
unter dem Ärmelkanal.<br />
09.06. Die Ausstellung „Petersburg um 1800“ in der Villa<br />
Hügel/Essen wird eröffnet.<br />
10.08. Die Ausstellung „Vincent van Gogh und die Moderne<br />
1890–1914“ wird im Essener Folkwang-Museum<br />
eröffnet.<br />
11.01. Das Ruhrgebiet verzichtet zugunsten Berlins auf seine<br />
Olympia-Bewerbung.<br />
April Viele Spiel- und Sportplätze werden geschlossen, weil<br />
Dioxin in dem Baustoff Kieselrot vermutet wurde.<br />
01.04. Der ehemalige Hoesch-Vorstandsvorsitzende und Chef<br />
der Treuhandanstalt, Detlev Karsten Rohwedder, wird<br />
in Düsseldorf ermordet.<br />
26.04. Die Bundesgartenschau wird im <strong>Dortmund</strong>er Westfalenpark<br />
eröffnet.<br />
27.09. Über 100.000 Menschen protestieren im Ruhrgebiet<br />
und in Aachen gegen die Kohlepolitik der Bundesregierung.<br />
In Dinslaken treten die Kumpel der Zeche Lohberg<br />
1.000 m unter Tage in den Hungerstreik.<br />
11.10. In <strong>Dortmund</strong> demonstrieren Stahlarbeiter gegen die<br />
Übernahme der Hoesch AG durch Krupp.<br />
20.03. Die Bundesregierung gibt ihre Pläne auf, die Verwaltung<br />
der Bundesknappschaft nach Leipzig zu verlegen.<br />
13.04. Am Morgen tritt am Niederrhein und an der Ruhr ein<br />
Erdbeben auf.<br />
15.04. Sechs Bergleute kommen bei einer Explosion auf der<br />
Zeche Haus Aden in Bergkamen ums Leben.<br />
12.09. Das alte Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop<br />
wird Teil des Westfälischen Industriemuseums.<br />
26.09. 40.000 Menschen demonstrieren in Duisburg gegen<br />
den zunehmenden Sozialabbau.<br />
21.01. Um gegen die Einführung von Studiengebühren zu<br />
demonstrieren, legen etwa 6.000 Studenten in <strong>Dortmund</strong><br />
den Verkehr auf der B1 lahm.<br />
22.01. In <strong>Dortmund</strong> wird „Die Deutsche Ausstellung für<br />
Arbeitsschutz“ (DASA) eröffnet.<br />
04.02. Der neue Film des <strong>Dortmund</strong>er Regisseurs Adolf<br />
Winkelmann, „Nordkurve“ kommt ins Kino.<br />
17.02. „Nacht der 1.000 Feuer“. Stahlarbeiter protestieren im<br />
gesamten Revier gegen den drohenden Verlust ihrer<br />
Arbeitsplätze.<br />
15.08. Das Stahlwerk in Rheinhausen wird stillgelegt.<br />
21.09. In Bergkamen soll der Übertagebetrieb der Zeche<br />
Monopol stillgelegt werden.<br />
25.02. Die Rheinarmee beginnt mit ihrem Truppenabzug.<br />
29.04. Die Jahrhunderthalle in Bochum, eine ehemalige Krupp-<br />
Werkshalle, wird für kulturelle Veranstaltungen eröffnet.
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
16.10. Bei den Bundestagswahlen behauptet die Koalition<br />
aus CDU/CSU und FDP knapp ihre Mehrheit. Helmut<br />
Kohl wird erneut Bundeskanzler.<br />
13.11. Als erster deutscher Rennfahrer wird Michael<br />
Schumacher Formel 1-Weltmeister.<br />
11.12. Russische Truppen rücken in Tschetschenien ein,<br />
um das Unabhängigkeitsstreben der Tschetschenen<br />
zu unterdrücken.<br />
30.04. Greenpeace-Aktivisten besetzen die Ölplattform<br />
„Brent Spar“.<br />
23.06. Die Verhüllung des Berliner Reichstags durch Christo<br />
ist das Kunstspektakel des Jahres.<br />
04.11. Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin wird beim<br />
Verlassen einer Friedenskundgebung in Tel Aviv von<br />
einem jüdischen Extremisten ermordet.<br />
21.11. In Dayton (USA) einigen sich die Konfliktparteien auf ein<br />
Kriegsende in Bosnien.<br />
06.12. Der Bundestag billigt die Teilnahme von 4.000<br />
deutschen Soldaten an der 60.000 Mann starken<br />
internationalen Friedenstruppe für Bosnien.<br />
14.03. Auf der CeBIT spielt das Internet erstmals eine Rolle.<br />
20.03. Die britische Regierung räumt erstmals die Möglichkeit<br />
ein, dass die Rinderkrankheit BSE, bekannt als<br />
„Rinderwahnsinn“, auf den Menschen übertragen<br />
werden und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit<br />
verursachen kann.<br />
26.04. Mit der Freilassung des Multimillionärs Jan Philipp<br />
Reemtsma nach 33-tägiger Geiselhaft endet einer der<br />
spektakulärsten Entführungsfälle in Deutschland.<br />
30.06. Durch einen 2:1 Sieg gegen die Tschechische Republik<br />
wird Deutschland in Großbritannien Fußballeuropameister.<br />
03.11. Erstmals dürfen deutsche Bäcker auch sonntags<br />
frische Brötchen backen.<br />
23.07. An der Oder kommt es wegen andauernden Hochwassers<br />
zum ersten Deichbruch.<br />
27.07. Radprofi Jan Ullrich gewinnt als erster Deutscher die<br />
Tour de France.<br />
05.09. Die Ordensgründerin Mutter Teresa stirbt im Alter von<br />
87 Jahren in Kalkutta.<br />
31.08. Auf der Flucht vor Fotografen verunglückt die britische<br />
Prinzessin Diana tödlich.<br />
29.10. Die Ausstellung „Körperwelten – Einblicke in den<br />
menschlichen Körper“ beginnt in Mannheim. Sie ist<br />
wegen ihrer Exponate umstritten.<br />
05.03. Geschützt von rd. 30.000 Polizisten erreicht der dritte<br />
sog. Castor-Transport das Atommüll-Zwischenlager<br />
im niedersächsischen Wendland.<br />
30.06. Beim Bau des neuen Arbeitsamtes in <strong>Dortmund</strong> werden<br />
unseriöse Praktiken eines Bauunternehmens bekannt.<br />
03.09. Europas erste Solarstrom-Anlage für eine Wohnsiedlung<br />
wird in Essen in Betrieb genommen.<br />
09.12. Beim EU-Gipfeltreffen in Essen treffen sich Politiker<br />
aus den 15 Mitgliedsländern der Europäischen Union.<br />
03.03. Das Ruhrgebiet feiert den 50. Jahrestag zum Ende des<br />
Zweiten Weltkrieges mit der Ausstellung „50 Jahre<br />
danach – Russische Kultur an Rhein und Ruhr“.<br />
01.04. In Unna geht das erste deutsche Blockheizkraftwerk in<br />
Betrieb, das vorwiegend mit Rapsöl befeuert wird.<br />
04.05. Der tibetische Priesterfürst Dalai Lama kommt nach<br />
<strong>Dortmund</strong> und Essen.<br />
14.05. Bei den Landtagswahlen in NRW verliert die SPD die<br />
absolute Mehrheit.<br />
17.06. Nach 32 Jahren wird Borussia <strong>Dortmund</strong> wieder<br />
Deutscher Fußballmeister.<br />
11.04. Feuer wütet auf dem Düsseldorfer Flughafen. Schweißarbeiten<br />
haben zu einem Kabelbrand in einer Zwischendecke<br />
geführt.<br />
18.05. Borussia <strong>Dortmund</strong> wird Deutscher Meister, der<br />
VfL Bochum steigt wieder in die erste Bundesliga auf.<br />
06.06. Bei einem schweren Hubschrauberunglück kommen<br />
am Rande der <strong>Dortmund</strong>er Jugendmesse „YOU 96“<br />
13 Menschen ums Leben.<br />
29.06. In Bottrop wird die „Warner Bros. Movie World“ eröffnet.<br />
12.09. Das „CentrO“ in Oberhausen wird eröffnet.<br />
01.11. Die neuen Ladenschlusszeiten treten in Kraft.<br />
18.03. Der Vorstandschef des Stahlkonzerns Krupp-Hoesch,<br />
Gerhard Cromme, kündigt in Essen den Plan<br />
einer „feindlichen Übernahme“ der Thyssen AG an. Am<br />
26. März vereinbaren die Vorstände der Unternehmen<br />
Thyssen und Krupp-Hoesch jedoch die Gründung einer<br />
gemeinsamen Stahlgesellschaft.<br />
21.05. Schalke 04 holt durch ein 4:1 im Elfmeterschießen bei<br />
Inter Mailand den Uefa-Cup.<br />
31.05. Borussia <strong>Dortmund</strong> setzt sich durch ein 3:1 gegen Juventus<br />
Turin in der Champions League auf den europäischen<br />
Fußballthron.<br />
107
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
16.01. Der Bundestag beschließt eine Grundgesetzänderung,<br />
den sogenannten „Großen Lauschangriff“. Erlaubt<br />
wird die akustische Überwachung von Wohnungen<br />
zur Verbrechensbekämpfung.<br />
20.04. Die terroristische Rote Armee Fraktion (RAF) erklärt<br />
sich fast 28 Jahre nach ihrer Gründung für aufgelöst.<br />
03.06. Bei dem schwersten Zugunglück in der Geschichte<br />
der Bundesrepublik kommen im niedersächsischen<br />
Eschede 101 Menschen ums Leben.<br />
17.08. In einer Fernsehansprache gesteht US-Präsident Bill<br />
Clinton, eine „unangemessene Beziehung“ zu seiner<br />
Ex-Praktikantin Monica Lewinsky unterhalten zu<br />
haben.<br />
27.09. SPD und Grüne gewinnen die Bundestagswahl.<br />
Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) muss nach 16<br />
Jahren den Platz im Kanzleramt räumen.<br />
27.10. Der bisherige niedersächsische Ministerpräsident<br />
Gerhard Schröder (SPD) wird vom Bundestag zum<br />
siebten deutschen Bundeskanzler gewählt.<br />
Vizekanzler und Außenminister wird Joschka<br />
Fischer (Grüne).<br />
01.01. Mit Beginn des neuen Jahres bekommt Europa eine<br />
gemeinsame Währung. Der Euro ist nach einem Beschluss<br />
der EU-Finanzminister exakt 1,95583 DM wert.<br />
19.04. Der Bundestag tritt zu seiner ersten Sitzung im<br />
Berliner Reichstagsgebäude zusammen.<br />
30.11. Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl räumt die Existenz<br />
von „schwarzen Konten“ während seiner Zeit als<br />
CDU-Parteichef ein. Auf diesen wurden Spendengelder<br />
getrennt von den rechenschaftspflichtigen<br />
Konten registriert.<br />
31.12. In allen Teilen der Welt begrüßen die Menschen das<br />
neue Jahrtausend mit Feuerwerk und ausgelassenen<br />
Feiern.<br />
11.01. Der Europäische Gerichtshof entscheidet, dass die<br />
Bundeswehr Frauen den Dienst an der Waffe ermöglichen<br />
muss.<br />
26.03. Wladimir Putin wird zum Präsidenten Russlands<br />
gewählt.<br />
12.08. Das russische Atom-U-Boot „Kursk“ geht mit 118<br />
Mann an Bord in der Barentssee unter.<br />
13.05. Die Explosion einer Feuerwerksfabrik im niederländischen<br />
Enschede legt ein ganzes Wohnviertel in<br />
Schutt und Asche.<br />
25.07. 113 Menschen sterben, als eine Concorde der Air France<br />
kurz nach dem Start vom Pariser Flughafen Charles de<br />
Gaulle abstürzt.<br />
20.03. Zehntausende Atomgegner machen sich auf den Weg<br />
nach Ahaus, um hier am „Tag X“ gegen Atomenergie<br />
zu demonstrieren. 57 Castoren sind bis zu diesem<br />
Zeitpunkt schon nach Ahaus gerollt. Sitzblockaden der<br />
Atomgegner sollen den Atomtransport stoppen.<br />
19.04. Die Firmen Karstadt und Quelle mit Hauptsitz in Essen<br />
planen durch ihre Fusion zu einem der größten europäischen<br />
Einzelhandelskonzerne zu werden.<br />
06.07. Der Verfassungsgerichtshof des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen erklärt die Fünf-Prozent-Hürde bei Kommunalwahlen<br />
für verfassungswidrig. Die Klausel wird<br />
daraufhin im Kommunalwahlgesetz gestrichen.<br />
01.10. Die IBA -Internationale Bauausstellung- wird mit einer<br />
feierlichen Schlussfeier mit Bundespräsident, Ministerpräsident<br />
und Kabinett in Herne beendet.<br />
02.01. Der ehemalige Stollen der Bochumer „Zeche Maria<br />
Anna Steinbank“ sackt zusammen. Ein Krater von<br />
700 m 2 entsteht. Dieses Unglück wird als einer der<br />
größten Schäden in die Geschichte des Ruhrgebietes<br />
eingehen.<br />
31.10. Als erster Verein der Bundesliga wagt Borussia<br />
<strong>Dortmund</strong> den Schritt an die Börse.
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
11.09. Die Vereinigten Staaten erleben die schlimmsten<br />
Terroranschläge ihrer Geschichte. In New York und<br />
Washington kommen vermutlich etwa 4.000<br />
Menschen um.<br />
19.09. Nach den Terroranschlägen in den USA am 11. September<br />
erklärt Bundeskanzler Schröder vor dem Bundestag<br />
die „uneingeschränkte Solidarität mit den USA“.<br />
Terroristen hatten vollbesetzte Flugzeuge entführt und<br />
diese in die beiden Türme des World Trade Centers in<br />
New York und in das US-Verteidigungsministerium<br />
(Pentagon) gelenkt.<br />
07.10. Die USA beginnen mit Luftangriffen auf Afghanistan.<br />
01.01. Die D-Mark geht, der Euro tritt an ihre Stelle.<br />
30.06. Deutschland verliert das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft<br />
in Japan/Südkorea gegen Brasilien mit 0:2.<br />
11.08. Regenfälle hatten in Deutschland, Österreich,<br />
Tschechien und Italien schwere Überschwemmungen<br />
ausgelöst. Heute erreicht das Jahrhunderthochwasser<br />
der Elbe Dresden. Bis zum 26. August fordert die<br />
Katastrophe 20 Tote. Der Schaden beläuft sich auf<br />
ca. 20 Mrd. Euro.<br />
22.09. Bei der Bundestagswahl bleibt die SPD stärkste Partei.<br />
Durch die Gewinne von Bündnis 90/Die Grünen behält<br />
die rot-grüne Koalition ihre Mehrheit im Parlament.<br />
Die PDS erhält weniger als fünf Prozent der Stimmen<br />
und ist nur noch mit zwei direkt gewählten Abgeordneten<br />
vertreten.<br />
21.01. Bundeskanzler Schröder erklärt, dass Deutschland im<br />
UN-Sicherheitsrat einen Krieg gegen den Irak ablehnen<br />
wird. Am 20. März beginnt der Krieg mit der Bombardierung<br />
Bagdads und dem Einmarsch von Soldaten<br />
aus den USA und Großbritannien sowie weiteren<br />
47 Staaten – der sog. „Koalition der Willigen“.<br />
16.04. Die EU beschließt die sogenannte EU-Osterweiterung<br />
um zehn neue Mitglieder: Estland, Lettland, Litauen,<br />
Tschechien, Polen, Slowakei, Ungarn, Slowenien,<br />
Malta und Zypern. Sie tritt am 1. Mai 2004 in Kraft.<br />
12.10. Die Deutschen Frauen sind wieder Fußballweltmeister.<br />
02.07. Der Bundesrat billigt nach längeren Verhandlungen die<br />
Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe<br />
für alle erwerbsfähigen Arbeitslosen zum Arbeitslosengeld<br />
II (ALG II). Sie ist der Kernpunkt des „IV.<br />
Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“<br />
(Hartz IV), das am 1. Januar 2005 in Kraft tritt.<br />
26.12. Ein Seebeben im Indischen Ozean löst gewaltige<br />
Flutwellen aus. Der Tsunami fordert mehr als 300.000<br />
Menschenleben.<br />
16.04. Die Flughafen <strong>Dortmund</strong> GmbH wird 75 Jahre alt. Zum<br />
ersten Male überschreiten die Passagierzahlen die<br />
Millionengrenze, das neue Terminal und die 2.000<br />
Meter lange Start- und Landebahn werden zum ersten<br />
Mal ein ganzes Geschäftsjahr genutzt. Die Terroranschläge<br />
vom 11. September 2001 in New York wirken<br />
sich aber auch auf den Flughafen <strong>Dortmund</strong> aus.<br />
14.12. Die Zeche Zollverein in Essen wurde gemeinsam mit<br />
der benachbarten Kokerei von der UNESCO auf die<br />
Liste des Weltkulturerbes gesetzt.<br />
04.05. Borussia <strong>Dortmund</strong> wird Deutscher Meister.<br />
06.11. Der nordrhein-westfälische Landtag wählt den<br />
bisherigen Finanzminister Peer Steinbrück<br />
(SPD) zum Ministerpräsidenten.<br />
05.06. Polizisten untersuchen die Unglücksstelle auf dem<br />
Flugplatz Marl-Loemühle, wo der FDP Politiker Jürgen<br />
Möllemann nach einem Fallschirmsprung tödlich<br />
verunglückt ist.<br />
12.07. <strong>Dortmund</strong>s Wandel von der einstigen Stadt des Bieres,<br />
des Stahls und der Kohle zur Stadt der Dienstleistungen<br />
geht weiter: Das DHL Logistik-Zentrum wird in<br />
<strong>Dortmund</strong>-Lindenhorst eröffnet, auch hier entstehen<br />
neue Arbeitsplätze.<br />
13.09. Die dritte Ausbaustufe des Westfalenstadions in<br />
<strong>Dortmund</strong> ist abgeschlossen, das Stadion fasst nun<br />
80.708 Zuschauer und ist damit das größte Stadion<br />
in der Bundesliga.<br />
Die Arbeitslosigkeit steigt erneut. Fast jeder sechste<br />
<strong>Dortmund</strong>er sucht einen Arbeitsplatz.<br />
01.10. Der Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) wird durch<br />
den Regionalverband Ruhr (RVR) abgelöst. Dieser besitzt<br />
auf Druck der Ruhrgebietsstädte wieder erweiterte<br />
Rechte und hat jetzt z. B.. die Befugnis, sogenannte<br />
Masterpläne zu erstellen.<br />
109
JaHr GroSSe ereiGniSSe<br />
reGionaLe ereiGniSSe<br />
2005<br />
2006<br />
2007<br />
2008<br />
19.04. Der deutsche Kardinal Josef Ratzinger wird zum Papst<br />
gewählt. Er nimmt den Namen Benedikt XVI. an.<br />
10.05. Das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“<br />
(Holocaust-Denkmal) wird im Zentrum von Berlin, in<br />
der Nähe des Brandenburger Tors, eingeweiht.<br />
18.09. Bei der um ein Jahr vorgezogenen Bundestagswahl<br />
werden CDU/CSU (35,2 %) vor der SPD (34,2 %) knapp<br />
stärkste Kraft. Beide bilden eine große Koalition und<br />
wählen am 22. November die CDU-Vorsitzende<br />
Angela Merkel zur ersten deutschen Bundeskanzlerin.<br />
01.02. Zwölf Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed,<br />
die im September 2005 in einer dänischen Zeitung<br />
veröffentlicht wurden, führen in vielen muslimischen<br />
Ländern zu heftigen Protesten. Auch gegen<br />
die deutsche Botschaft in Teheran fliegen Brandsätze.<br />
09.06. In München findet die Eröffnungsveranstaltung zur<br />
Fußballweltmeisterschaft statt. Das vierwöchige<br />
Sommerwetter und die Begeisterung der Zuschauer<br />
sorgen für ausgelassene Stimmung, die in Deutschland<br />
rückblickend als „Sommermärchen“ bezeichnet<br />
wird. Italien ist Weltmeister, die deutsche Nationalmannschaft<br />
erreicht den dritten Platz.<br />
21.08. In Bagdad beginnt der zweite Prozess gegen den<br />
gestürzten Diktator Saddam Hussein.<br />
22.10. Michael Schumacher, erfolgreichster Formel-Eins-Pilot<br />
aller Zeiten, beendet nach 16 Jahren seine Rennfahrerkarriere.<br />
18.01. Der Orkan „Kyrill“ wütet über Europa. Elf Deutsche<br />
sterben, alleine in NRW werden 25 Millionen Bäume<br />
vom Orkan umgeknickt.<br />
04.02. Deutschland wird im eigenen Land Handballweltmeister.<br />
30.09. In China wird die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft<br />
erneut Weltmeister.<br />
02.03. Bei den russischen Präsidentschaftswahlen gewinnt<br />
Dmitri Anatoljewitsch Medwedew mit knapp 70<br />
Prozent der Stimmen.<br />
29.06. Die Deutsche Fußballnationalmannschaft wird in<br />
Wien Vize-Europameister.<br />
01.01. Einführung von Hartz IV. Fast 1 Mio. Menschen im<br />
Ruhrgebiet sind betroffen.<br />
22.06. Knapp 39 Jahre nach dem Sturz von Franz Meyers<br />
durch ein konstruktives Misstrauensvotum am<br />
8. Dezember 1966 wird mit Jürgen Rüttgers erstmals<br />
wieder ein CDU-Politiker zum Ministerpräsidenten<br />
gewählt.<br />
27.01. Johannes Rau, von 1978 bis 1998 Ministerpräsident des<br />
Landes Nordrhein-Westfalen und Bundespräsident von<br />
1999 bis 2004, stirbt im Alter von 75 Jahren.<br />
11.04. Essen wird zur „Kulturhauptstadt Europas 2010“ gewählt.<br />
Juni <strong>Dortmund</strong> und Gelsenkirchen sind Austragungsorte<br />
der Fußballweltmeisterschaft 2006.<br />
20.11. In Nordrhein-Westfalen tritt das neue Ladenschlussgesetz<br />
in Kraft: Geschäfte dürfen montags bis samstags<br />
24 Stunden am Tag öffnen.<br />
17.04. Opel will sein Werk Bochum für die nächsten zehn<br />
Jahre erhalten. Die Beschäftigten müssen sich aber auf<br />
einen weiteren Stellenabbau einstellen.<br />
15.08. Eine Mafia-Fehde fordert nahe des Duisburger Hauptbahnhofes<br />
sechs Tote.<br />
25.08. An der ersten Love Parade, einem karnevalsgleichen<br />
Musikumzug, nehmen in Essen mehr als eine Million<br />
Menschen teil.<br />
15.01. Der finnische Handyhersteller Nokia kündigt an, sein<br />
Werk in Bochum zu schließen und stößt auf breiten<br />
Protest der Bevölkerung und Politik. Das Werk wird am<br />
30.06. geschlossen.<br />
19.04. <strong>Dortmund</strong> erringt im DFB-Pokalfinale die<br />
Vizemeisterschaft.<br />
August Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> begeht mit<br />
einer Festwoche sein 50-jähriges Bestehen.
1958–2008<br />
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> 2008<br />
111
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> 2008<br />
Ein Team – Ein Ziel: Gesundheit für Alle<br />
i<br />
n 50 Jahren hat sich das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />
ständig fortentwickelt. Damit hat es seine Spitzenposition in<br />
der Region gesichert. Als Spezialkrankenhaus für Bergleute errichtet,<br />
ist es heute ein modernes Dienstleistungszentrum. Es gehört mit dem<br />
Darm-, Prostata-, Brust- und Diabeteszentrum sowie mit der Etablierung<br />
Klinischer Pfade zu den innovativsten Krankenhäusern im östlichen<br />
Ruhrgebiet. Darüber hinaus bescheinigen zahlreiche Zertifizierungen ein<br />
hervorragendes Krankenhaus, bei dem Patientinnen und Patienten tatsächlich<br />
im Mittelpunkt stehen; wo Patientinnen und Patienten eine individuelle<br />
Behandlung und persönliche Zuwendung erfahren. Die moderne<br />
technische Ausstattung und auch der ansprechende bauliche Zustand<br />
des Hauses tragen dazu bei, dass man in einer hotelartigen Umgebung<br />
schnell genesen kann.<br />
Patienten profitieren von einer intensiven interprofessionellen und<br />
interdisziplinären Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen<br />
und Kliniken, deren Diagnostik und Therapie einen nationalen und<br />
internationalen Ruf genießen. Die Pflege erfolgt im Team. Spezialisten<br />
und Ärzte aus allen Teilen der Welt folgen Einladungen nach <strong>Dortmund</strong><br />
zu medizinischen Fortbildungen, Seminaren und Kongressen. Im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong>, das Akademisches Lehrkrankenhaus ist,<br />
wird die Fort-, Weiter- und Ausbildung junger Ärzte und Pflegekräfte an<br />
der Seite erfahrener Experten großgeschrieben. Mit Tagen der offenen Tür,<br />
Arzt-Patienten-Seminaren, der Kooperation mit Selbsthilfegruppen sowie<br />
Kulturangeboten im Rahmen von Kunst und Kultur im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
(KuKK) und regem Kontakt zu örtlichen Vereinen hält das<br />
Haus die Verbindung zum östlichen Ruhrgebiet. Mit dem Abschluss der<br />
Grundsanierung des medizinischen und pflegerischen Bereichs im Jahr<br />
2008 ist das Krankenhaus ein besonders attraktiver Teil des Gesundheitsstandortes<br />
<strong>Dortmund</strong>.<br />
115<br />
Im Jubiläumsjahr 2008 stellt das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />
als Akutkrankenhaus die Regelversorgung der <strong>Dortmund</strong>er Bevölkerung<br />
mit elf Fachkliniken und 451 Betten sicher. Es werden pro Jahr über 18.000<br />
stationär aufgenommene Patienten behandelt und 140.000 Pflegetage<br />
erbracht. Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> beschäftigt 880 Mitarbeiter<br />
und erreicht mit einem Umsatz von 57 Millionen Euro die Größe<br />
eines mittelständischen Unternehmens.<br />
115: Im Jahre 2008 wurde das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
<strong>Dortmund</strong> zum Akademischen Lehrkrankenhaus<br />
der Ruhr-Universität Bochum.<br />
113
Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin<br />
S<br />
eit 1998 leitet Chefarzt Dr. Ruedger Tippelmann die Klinik für<br />
Anästhesie und operative Intensivmedizin. Moderne Narkoseverfahren<br />
und höchster intensivmedizinischer Standard, zusammen mit<br />
einem besonders qualifizierten Team aus Ärzten und Pflegekräften stellen<br />
zu jeder Zeit eine hochwertige Patientenbehandlung sicher.<br />
Die Anästhesie<br />
Alle gängigen Narkoseverfahren werden durch die Klinik angeboten. Die<br />
Anästhesie begleitet den Patienten dabei in entscheidenden Phasen vor,<br />
während und nach der Operation. Dazu zählen das persönliche Gespräch<br />
vor jeder geplanten Narkose, die Auswahl und Durchführung des geeigneten<br />
Anästhesieverfahrens unter Berücksichtigung der Wünsche der<br />
Patienten sowie eine individuell angepasste Schmerztherapie.<br />
Intensivmedizin<br />
Das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> verfügt über eine nach modernsten<br />
Gesichtspunkten ausgerüstete Intensivstation mit 16 Betten<br />
sowie über eine Wachstation (IMC, Intermediate Care) für besonders<br />
betreuungsbedürftige Patienten mit 12 Betten. In beiden Bereichen trägt<br />
die Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin besondere Verantwortung<br />
für die Versorgung der Patienten.<br />
Schmerztherapie<br />
Die Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin leitet eine<br />
Schmerzambulanz zur Versorgung chronischer Schmerzpatienten, die<br />
allen Versicherten offensteht. Zusätzlich können stationäre Therapieverfahren<br />
gemeinsam mit anderen Kliniken des Hauses angeboten werden.<br />
Eigenblutspende<br />
Vor Operationen, bei denen ein höherer Blutverlust zu erwarten ist, kann<br />
die rechtzeitige, mehrmalige Spende von Eigenblut häufig die Gabe von<br />
Fremdblut vermeiden helfen. Die Eigenblutspende wird in einer eigens dafür<br />
eingerichteten Sprechstunde der Klinik für Anästhesie und operative<br />
Intensivmedizin durchgeführt.
D<br />
ie Klinik wird seit 2003 von Privatdozent<br />
Dr. Karl-Heinz Bauer geleitet. Der<br />
Einzugsbereich der Klinik umfasst das östliche<br />
Ruhrgebiet. Die Chirurgische Klinik behandelt<br />
jährlich rund 5.000 Patientinnen und Patienten<br />
in einer 106 Betten-Abteilung. Im Jahr werden<br />
zur Zeit 4.800 Operationen in modern ausgestatteten<br />
Operationssälen durchgeführt. Stets<br />
auf der Höhe des medizinischen Fortschritts zu<br />
sein, Fürsorge und Service gegenüber Patienten,<br />
Angehörigen und zuweisenden Ärzten<br />
zu sichern, die Weiterbildung der zukünftigen<br />
Chirurgengeneration zu sichern und zudem<br />
wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten, sind die<br />
gleichwertigen Ziele der Chirurgischen Klinik. Im ärztlichen Bereich ist das<br />
Erreichen dieser Ziele durch ein Höchstmaß an chirurgischer Kompetenz,<br />
innovativer Kraft und unternehmerischen Denkens sichergestellt. Moderne<br />
Konzepte werden mit Hilfe klinischer Pfade interdisziplinär umgesetzt.<br />
Krankenschwestern und Pfleger sind für die Belange chirurgischer Krankheitsbilder<br />
speziell geschult.<br />
Die Chirurgische Klinik ist in die Abteilung für Allgemein- und Visceralchirurgie<br />
und die Abteilung für Unfallchirurgie gegliedert. Auf der Intensivstation<br />
stehen 6 Betten für die Chirurgische Klinik zur Verfügung. In der<br />
Notaufnahme werden chirurgische Notfallpatienten behandelt.<br />
Das Behandlungsspektrum der Chirurgischen Klinik umfasst sämtliche<br />
chirurgische Eingriffe der Allgemein-, Visceral(= Bauch)-Chirurgie sowie<br />
der Unfallchirurgie. Ein Großteil der Operationen erfolgt mit den Techniken<br />
der minimal-invasiven Chirurgie („Schlüssellochchirurgie“) mit nur<br />
kleinen Hautschnitten und bilderüberwachtem Einsatz der Operationsinstrumente.<br />
Eine Vielzahl der Eingriffe wird ambulant angeboten. Zu den<br />
Behandlungsmöglichkeiten der Chirurgischen Klinik zählt auch die sportmedizinische<br />
Beratung und Therapie von Breiten- und Spitzensportlern.<br />
Chirurgische Klinik<br />
Ein zusätzliches Angebot bei individuellen Fragestellungen bieten verschiedene<br />
Schwerpunktsprechstunden, beispielsweise die Stoma-, Darm-,<br />
Schilddrüsen- und Herniensprechstunde.<br />
Die Chirurgische Klinik ist im Rahmen des Darmzentrums in die fachübergreifende<br />
Behandlungsstruktur des Hauses integriert. So finden bei<br />
tumorerkrankten Patientinnen und Patienten vor und nach der Operation<br />
so genannte „Fallkonferenzen“ mit den anderen beteiligten Medizinern<br />
statt, um eine individuelle und abgestimmte Behandlung der Erkrankten<br />
zu gewährleisten.<br />
Für die Ausbildung von Studenten im Rahmen des Praktischen Jahres (PJ)<br />
und die Weiterbildung angehender Fachärzte bestehen unter Anleitung<br />
erfahrener Experten alle Möglichkeiten, Wissen, Erfahrungen und Praxis in<br />
der modernen Chirurgie zu erwerben. Hinzu kommen regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen,<br />
zum Teil mit weltweit anerkannten Experten.<br />
115
Frauenklinik am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
D<br />
ie Frauenklinik am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> unter der Leitung<br />
von Dr. Frank Schmolling ist in der Region ein Begriff für moderne<br />
Geburtshilfe sowie gynäkologische Untersuchungen und Behandlungen<br />
nach aktuellen Standards.<br />
Ganzheitlichkeit, Sicherheit für Mutter und Kind und Familienorientierung<br />
verbindet die Frauenklinik mit Geburten, denn die Geburt eines Kindes ist<br />
sicher der schönste Grund für einen Aufenthalt im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.<br />
Selbstverständlich wünschen sich alle Eltern das Beste für ihr Kind<br />
und dazu gehört für jeden Menschen an vorderster Stelle die Gesundheit.<br />
Mit Ultraschalluntersuchungen besteht auch die technische Möglichkeit,<br />
die Gesundheit des ungeborenen Kindes schon weit vor der Geburt<br />
beurteilen zu können. Mit modernen diagnostischen und therapeutischen<br />
schulmedizinischen Methoden im Hintergrund hält die Geburtshilfe auch<br />
alternative Unterstützungskonzepte für werdende Mütter bereit. Bei allen<br />
Arten der Geburt, gleich ob im Wasser der Gebärwanne oder an „an Land“<br />
auf einer Gebärlandschaft, dem Gebärhocker oder einem Geburtsbett,<br />
hilft ein erfahrenes Hebammenteam. Ein Kinderarzt nimmt die ersten Untersuchungen<br />
des Neugeborenen vor und betreut es täglich. Für Mütter<br />
und Eltern bietet die Frauenklinik ein Höchstmaß an Komfort. Besonders<br />
qualifizierte Kinderkrankenschwestern helfen jungen Müttern auf der<br />
Entbindungsstation. Hier besteht auch die Möglichkeit des Rooming-In<br />
im Familienzimmer ebenso wie die Teilnahme an einem Frühstücks- und<br />
Abendbuffet. Auch Wochenbettgymnastik ist<br />
möglich. Die Babys sind auf der Station gegen<br />
Vertauschen und Entführung gesichert.<br />
Für die Zeit vor der Entbindung und die Zeit<br />
danach bietet die Elternschule ein umfassendes<br />
Kursangebot von der Geburtsvorbereitung bis<br />
hin zu frühpädagogischen Tipps.<br />
Verständnis und Einfühlungsvermögen erwarten<br />
auch die Patientinnen von der Frauenheilkunde<br />
des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es zu<br />
Recht. Organische Erkrankungen werden hier<br />
nicht isoliert behandelt. In jedem einzelnen<br />
Fall stehen hier Frauen mit ihrer gesamten Persönlichkeit im Mittelpunkt<br />
aller therapeutischen Maßnahmen. Unter diesen Aspekten erfolgen auch<br />
Tumortherapien, stadiengerecht und so schonend wie nur möglich für die<br />
erkrankten Frauen. Ein Schwerpunkt sind dabei insbesondere brusterhaltende<br />
Operationen bei Brustkrebs sowie die rekonstruktiven Operationsverfahren<br />
im Zusammenhang mit Brustkrebs.<br />
Um auf einen Bauchschnitt weitgehend verzichten zu können, werden<br />
im gesamten Bereich der operativen Gynäkologie, wenn irgend möglich,<br />
minimal-invasive Operationstechniken (MIC) eingesetzt. Dies gilt<br />
insbesondere für die Behandlung bösartiger Erkrankungen der Genitale<br />
der Frau. Wenn dies notwendig ist, führt diese Operationen ein Team aus<br />
Gynäkologen und Chirurgen durch.<br />
Ebenfalls verfügt ein Team erfahrener Ärzte über verschiedene Möglichkeiten<br />
und Methoden zur Behandlung von Inkontinenz. Im Kontinenzund<br />
Beckenbodenzentrum arbeiten Gynäkologie, Urologie, Chirurgie und<br />
Neurologie fachübergreifend zusammen, um sämtliche Senkungszustände<br />
des Genitales und der Harninkontinenz mit allen modernen Möglichkeiten<br />
zu behandeln.
P<br />
rofessor Dr. Thomas Griga leitet seit<br />
2003 die Medizinische Klinik des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
<strong>Dortmund</strong>. Ein Schwerpunkt<br />
der Klinik ist die Gastroenterologie. Dabei<br />
geht es um Erkrankungen der Verdauungsorgane<br />
und des Stoffwechsels. Mit Hilfe moderner<br />
videoendoskopischer Techniken können alle<br />
Organe des Verdauungstraktes, wie Speiseröhre,<br />
Magen, Dünn- und Dickdarm, Gallenwege,<br />
Bauchspeicheldrüse und Leber, betrachtet<br />
werden. So lassen sich beispielsweise Magengeschwüre<br />
oder Entzündungen der Speiseröhre<br />
sowie des Darms sicher feststellen. Aber diese<br />
Untersuchungen leisten auch einen entscheidenden<br />
Beitrag zur Krebsvorsorge.<br />
Im Bereich der Gallenwege und der Bauchspeicheldrüse sind sämtliche<br />
Diagnostik- und Therapieverfahren in der Medizinischen Klinik möglich.<br />
Steine im Gallengang können endoskopisch entfernt werden. Verengungen<br />
der Gallen- oder Bauchspeicheldrüsenwege durch Vernarbungen<br />
oder Tumore können mit Prothesen oder Stents überbrückt werden.<br />
Lebererkrankungen können auch durch Kontrastmittelschalluntersuchungen<br />
und Gewebeprobenentnahme diagnostiziert werden.<br />
Nahezu die Hälfte aller Patienten in der internistischen Abteilung werden<br />
wegen Herz-Kreislauferkrankungen behandelt. Hierzu steht ein moderner<br />
kardiologischer Funktionsbereich und eine Beobachtungsstation (IMC)<br />
zur Verfügung. Bei Herzrhythmusstörungen können Patienten rund um<br />
die Uhr per Funkübertragung beobachtet und behandelt werden. Mit der<br />
vorhandenen Ultraschalltechnik sind Schlagadern des Gehirns, die Blutgefäße<br />
der Arme und Beine, Herzklappenstrukturen sowie die Muskelkraft<br />
des Herzens darstellbar. Die Möglichkeit der Ultraschalluntersuchung<br />
über die Speiseröhre direkt vor dem Herzen steigert die Genauigkeit der<br />
Darstellung insbesondere von kleinen Herzfehlern. Computerunterstützte<br />
Belastungs- und Langzeit-EKGs sowie Langzeitblutdruckmessungen<br />
vervollständigen die kardiologische Diagnostik. Herzkatheteruntersuchungen<br />
werden mit einer externen kardiologischen Klinik durchgeführt.<br />
Medizinische Klinik<br />
Tumorerkrankungen sind eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland.<br />
Deshalb stellen die genaue Diagnostik, die individuelle Therapie und<br />
eine auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten ausgelegte Nachsorge einen<br />
weiteren Schwerpunkt der Klinik dar. Im Vordergrund steht dabei die<br />
Behandlung von bösartigen Erkrankungen des Verdauungstraktes. Aber<br />
auch die Therapie von Tumoren an den weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen<br />
sowie der Harnblase erfolgt in enger Zusammenarbeit<br />
mit den jeweils beteiligten Fachabteilungen. Hierfür stehen sämtliche<br />
Verfahren der modernen systemischen Chemo- und Immuntherapie zur<br />
Verfügung. Darüber hinaus besteht eine sehr enge Zusammenarbeit mit<br />
der Klinik für Radio-Onkologie und Strahlentherapie im Hause. Die fachübergreifende<br />
Betreuung ist vor allem durch die regelmäßig stattfindende<br />
Tumorkonferenz, aber auch durch die Behandlung der Patienten auf einer<br />
interdisziplinären onkologischen Station mit speziell geschultem Personal<br />
einschließlich einer Psychoonkologin gewährleistet.<br />
117
Klinik für Neurologie<br />
D<br />
ie Neurologie diagnostiziert und behandelt Erkrankungen des<br />
Gehirns, Rückenmarks, der Nerven in Armen und Beinen sowie<br />
der Muskulatur. Die Neurologie ist in der Medizin ein junges Fachgebiet<br />
und entstand im Wesentlichen aus den Gebieten Psychiatrie und Innere<br />
Medizin. In der Klinik für Neurologie unter der Leitung von Privatdozent Dr.<br />
Friedrich Grahmann werden heute alle akuten und chronischen Erkrankungen<br />
des zentralen und peripheren Nervensystems behandelt, wie z. B..<br />
Schlaganfälle, Morbus Parkinson, Anfallserkrankungen, entzündliche Hirnund<br />
Nervenerkrankungen, Tumore, Muskel- und Nervenerkrankungen<br />
sowie Demenzen. Hierfür stehen alle modernen neurophysiologischen,<br />
neuroradiologischen und dopplersonographischen Möglichkeiten in der<br />
Klinik zur Verfügung. Neben einer qualifizierten krankengymnastischen<br />
Behandlung werden auch physikalische Therapien, wie beispielsweise<br />
Bäder und Logopädie (Sprachtherapie), angeboten.<br />
In der Klinik für Neurologie werden angehende Ärzte praktisch ausgebildet.<br />
Der Chefarzt der Klinik für Neurologie, Privatdozent Dr. Friedrich<br />
Grahmann, ist Mitglied der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität<br />
Bochum. Damit besteht eine enge Kooperation mit den entsprechenden<br />
Universitätskliniken und anderen Kliniken.<br />
Behandlungsspektrum der Neurologischen Klinik<br />
am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
Schlaganfall<br />
Intrakranielle Blutung<br />
Epilepsie<br />
Schwindel<br />
Kopfschmerz<br />
Alle Erkrankungen des neuromuskulären Systems, wie<br />
Polyneuropathien, Myasthenien, Muskelerkrankungen<br />
Demenz<br />
Multiple Sklerose<br />
Parkinsonsche Erkrankung<br />
Alle entzündlichen und infektiösen Erkrankungen<br />
des zentralen und peripheren Nervensystems<br />
sowie der Muskeln<br />
Akutes Delirium/Verwirrtheitszustände<br />
Tumorerkrankungen<br />
Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen
D<br />
ie Klinik für Nuklearmedizin am Knapp-<br />
schaftskrankenhaus unter der Leitung<br />
von Dr. Marc-Oliver Möllers verwendet radio-<br />
aktive Substanzen, um Informationen über das<br />
Ausmaß von Erkrankungen im Körper zu gewinnen,<br />
aber auch um Erkrankungen zu behandeln.<br />
Die Szintigrafie ist ein bildgebendes Verfahren<br />
der nuklearmedizinischen Diagnostik. Das dabei<br />
entstandene Bild wird Szintigramm genannt. Um<br />
ein Szintigramm zu erhalten, werden radioaktiv<br />
markierte Stoffe (Radionuklide) in den Körper<br />
eingebracht, die sich im zu untersuchenden<br />
Zielorgan anreichern und anschließend mit einer<br />
speziellen Kamera, von der die abgegebene Strahlung aufgefangen wird,<br />
sichtbar gemacht werden kann. Mit der Szintigrafie kann das Team der<br />
Nuklearmedizin beispielsweise Entzündungsherde im Skelett (Skelettszintigrafie)<br />
genau lokalisieren. An einer entzündeten Stelle läuft nämlich der<br />
Stoffwechsel schneller ab. Das führt dazu, dass die Radionuklide anders<br />
verteilt werden als im gesunden Gewebe. Weil auch der zeitliche Ablauf von<br />
Aufnahme und Ausscheidung der strahlenden Substanz aufgezeichnet werden<br />
kann, lassen sich auch Informationen über die Funktion von Organen<br />
beispielsweise in der Nierenfunktionsszintigrafie gewinnen. Schwerpunktmäßig<br />
werden in der Klinik für Nuklearmedizin die Schilddrüse, das Herz<br />
und das Gehirn, der Magen und Darm sowie das Lymphsystem und die Knochen<br />
untersucht. Bei diesen Untersuchungen, mit denen Veränderungen<br />
frühzeitig erfasst werden können, ist die Strahlenbelastung meist geringer<br />
als bei den vergleichbaren Röntgenuntersuchungen. Oft ist es nicht nur<br />
möglich, mit geringsten Mengen markierter und verabreichter Substanzen<br />
Diagnosen zu erstellen, sondern auch ambulante oder stationäre Therapien<br />
durchzuführen.<br />
Das Prinzip der nuklearmedizinischen Therapie besteht darin, dass ein Ra-<br />
diopharmazeutikum direkt an die krankhaften Zellen gelangt und sie durch<br />
radioaktive Strahlen zerstört. Die Strahlung dringt also nicht von außen in<br />
den Körper ein und durchdringt auch kein benachbartes Gewebe, sondern<br />
sammelt sich am Ziel an. Beispielsweise können so neben den ambulanten<br />
Klinik für Nuklearmedizin<br />
Schmerztherapien bei bösartigen Knochenbefunden schmerzende Gelenkveränderungen<br />
erfolgreich behandelt werden.<br />
Bei einer Erkrankung der Schilddrüse können Jod-Tabletten bewirken, dass<br />
das radioaktive Jod durch die Blutbahn zur Schilddrüse gelangt, sich dort<br />
konzentriert und die erkrankte Schilddrüse bestrahlt – unter Schonung des<br />
übrigen Körpers. So können Kröpfe unblutig verkleinert und Überfunktionen<br />
dauerhaft beseitigt werden.<br />
Auch die im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> mögliche „Radiosynoviorthese“<br />
kann eine Alternative zur Operation bei rheumatischen Gelenkserkrankungen<br />
darstellen. Bei der Radiosynoviorthese werden feinste radioaktiv<br />
markierte Teilchen in den Gelenkspalt injiziert, um einer Entzündung der<br />
Gelenkinnenhaut entgegenzuwirken und somit den Schmerz zu beseitigen,<br />
beziehungsweise die Gelenkfunktion wieder herzustellen.<br />
Für die stationäre nuklearmedizinische Behandlung stehen im Knapp-<br />
schaftskrankenhaus sechs Betten zur Verfügung. Die Klinik für Nuklear-<br />
medizin arbeitet mit dem Medizinischen Versorgungszentrum Prof. Dr.<br />
Uhlebrock und Partner zusammen.<br />
119
Klinik für Orthopädie und Spezielle Orthopädische Chirurgie<br />
D<br />
as Team der Orthopädischen Klinik wird seit 2006 von Chefarzt<br />
Dr. Uwe Klapper geleitet. Die Klinik führt alle Standardverfahren<br />
der operativen Orthopädie durch. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Endoprothetik,<br />
also dem Ersatz zerstörter Gelenke durch ein Implantat. Jährlich<br />
werden über 350 Kniegelenkprothesen und annähernd 400 Hüftgelenkprothesen<br />
implantiert.<br />
Bei den meisten Kunstgelenken, die vor 15 bis 20 Jahren eingesetzt wurden,<br />
sind heute Revisionseingriffe notwendig, weil sich die Prothesen beispielsweise<br />
verschlissen haben. Die Klinik verfügt über alle chirurgischen<br />
Möglichkeiten, Revisionseingriffe, z. B.. bei gelockerten Prothesen oder<br />
auch ausgedehnten Schädigungen der Gelenke, durchzuführen. Unter<br />
anderem steht eine eigene Knochenbank hierfür zur Verfügung.<br />
Auch in der Wirbelsäulenchirurgie werden alle aktuellen Verfahren zur<br />
Behandlung verschleißbedingter Erkrankungen angeboten. Vom Bandscheibenvorfall<br />
über die Implantation von sogenannten Bandscheibenprothesen<br />
bis hin zu langstreckigen Korrekturen bei Verkrümmungen der<br />
Wirbelsäule werden alle Möglichkeiten der Versorgung von der Halswirbelsäule<br />
bis zum Steißbein durchgeführt. Dabei nehmen Operationen bei<br />
Verengung des Rückenmarkkanals ständig zu.<br />
Die Fußchirurgie stellt einen weiteren Schwerpunkt<br />
dar. Nach den Richtlinien der Deutschen<br />
Assoziation für Fuß- und Sprunggelenk<br />
(D.A.F.) werden alle gängigen Verfahren der<br />
Rekonstruktion angeborener und erworbener<br />
Fehlbildungen nach genauester Untersuchung<br />
angeboten.<br />
Minimal invasive Operationen, vor allem Arthroskopien,<br />
sind alltäglicher Bestandteil des Operationsgeschehens.<br />
Von der Schultergelenkspiegelung<br />
bis zum Ersatz des vorderen Kreuzbandes<br />
im Kniegelenk werden alle großen Gelenke<br />
endoskopisch versorgt. Aber auch an Hüft- und<br />
Kniegelenk werden moderne minimal invasive Zugänge angewandt, um<br />
die Erholungsphase nach der Operation zu verkürzen.<br />
In der Klinik für Orthopädie und Spezielle Orthopädische Chirurgie erhalten<br />
alle Patientinnen und Patienten die individuelle Behandlung, die zur<br />
Wiedererlangung ihrer Mobilität und Gesundheit erforderlich ist. Nach<br />
Operationen bieten die Orthopäden zusammen mit Physiotherapeuten<br />
und dem Sozialdienst des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es sowie dem Hausund<br />
Facharzt der Patienten eine abgestimmte Hilfe für eine bestmögliche<br />
und schnellstmögliche Mobilität an.
L<br />
uft ist Leben. Luft zum Leben – das ist<br />
Aufgabe der Pneumologie. In der Klinik<br />
für Pneumologie widmen sich Chefarzt Dr.<br />
Clemens Kelbel und sein Team der Diagnostik<br />
und Therapie der Erkrankungen der Atmungsorgane<br />
einschließlich der Atemwege, der Lunge,<br />
der Brustwand, des Zwergfells, des Mediastiums<br />
(Raum, der im Brustkorb zwischen Brustwirbelsäule,<br />
Brustbein und Zwerchfell liegt) und der<br />
Lungengefäße sowie des Atemantriebs und der<br />
Atemregulation. Schwerpunkte von Dr. Kelbel<br />
sind neben der Pneumologie die Allergologie,<br />
die Intensivmedizin, die medikamentöse Tumortherapie<br />
und die Schlafmedizin.<br />
Zahlreiche Lungenerkrankungen verursachen Luftnot, Husten und<br />
Auswurf. Um Funktion und Arbeitsweise der erkrankten Atmungsorgane<br />
beurteilen zu können, stehen den Lungenfachärzten ein Lungenfunktionslabor<br />
im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> zur Verfügung. Damit werden unterschiedliche<br />
Blutgaswerte, je nach Untersuchungsanlass, analysiert. Mit<br />
der digitalen Bronchoskopie können die zentralen Atemwege untersucht<br />
und behandelt werden. So ist ein frühzeitiges Erkennen von Erkrankungen<br />
der Atemwege und des Lungengewebes möglich. Neben der Diagnostik<br />
stehen therapeutische Verfahren, wie beispielsweise die endobronchiale<br />
Lasertherapie oder Kleinraumbestrahlungen, in Zusammenarbeit mit der<br />
Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie zur Verfügung.<br />
Luft ist Leben. Dies gilt auch für den erholsamen Schlaf. In dem bei der<br />
Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin akkreditierten<br />
Schlaflabor des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es erfolgt die Diagnostik<br />
und Therapie bei verschiedenen Formen der Schlafstörungen.<br />
Eine wichtige Aufgabe der modernen Pneumologie ist die Diagnostik,<br />
Therapie und Betreuung erkrankter Menschen mit einem Lungentumor<br />
oder Tumoren des Rippenfells. Neben den endoskopischen Verfahren<br />
erfolgt, sofern eine Operationsmöglichkeit besteht, eine Zusammenarbeit<br />
mit Thoraxchirurgen. Weil die Tumorausbreitung aber sehr häufig ein<br />
Klinik für Pneumologie<br />
chirurgisches Vorgehen nicht zulässt, erfolgt eine individuell ausgewählte<br />
Chemotherapie auf der Grundlage der aktuellen wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse.<br />
Wenn die Luft zum Leben mit Hilfe von Medikamenten nicht mehr erreichbar<br />
ist, stellt die Intensivmedizin noch verschiedene Möglichkeiten<br />
zur Verfügung. Bei der nicht-invasiven Beatmung ist keine Intubation<br />
erforderlich. In diesem Fall kann über eine spezielle Maske eine ausreichende<br />
Luftversorgung bei chronischem und akutem Atemversagen<br />
bis hin zur Heimbeatmung sichergestellt werden. Bei Patientinnen und<br />
Patienten, die eine Intubation erhalten mussten, ist die nicht-invasive<br />
Beatmung ein gutes Mittel im Rahmen des Weanings (Entwöhnung vom<br />
Beatmungsgerät).<br />
121
Klinik für Radiologie<br />
a<br />
ufgabe der Klinik für Radiologie unter der Leitung von Privat-<br />
dozent Dr. Jens Rodenwaldt ist es, Bilder aus dem Inneren des<br />
Körpers zu erstellen. Denn: Genaue und kontrastreiche Darstellungen<br />
sind die Grundlage für Therapien und sie unterstützen die Mediziner bei<br />
minimalinvasiven Maßnahmen, zum Beispiel beim Einsatz einer Gefäßprothese<br />
(Stents).<br />
Gute Untersuchungen sind nur möglich mit speziell ausgebildeten<br />
Experten und mit Geräten, die sich auf dem neuesten Stand befinden und<br />
ständig gewartet werden.<br />
Mit dem Mehrschicht-Spiral-CT der neuesten Generation können im<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> innerhalb einer einzigen Sekunde 32 parallele<br />
Untersuchungsschichten abgebildet werden. Nur mit Hochleistungsgeräten<br />
dieser Art können sämtliche Untersuchungen hochaufgelöst durchgeführt<br />
werden, was die diagnostische Sicherheit erhöht.<br />
Die neu angeschaffte Kernspintomographie ist eine der fortschrittlichsten<br />
und schonendsten Methoden, um Schnittbilder der inneren Organe<br />
anzufertigen. Mit dem modernen Hochleistungs-MRT werden Bilder in<br />
höchster Qualität erzeugt.<br />
Spezielle Untersuchungen, z. B. der weiblichen Brust, des Herzens oder<br />
dreidimensionale Gefäßdarstellungen, sorgen für eine sichere Diagnose.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Brustdiagnostik zur Früherkennung oder<br />
in der Nachsorge von Brustkrebs. Das neuartige digitale Vollfeld-Mammographiegerät<br />
bietet eine ausgezeichnete Bildqualität bei reduzierter<br />
Strahlenmenge. Vorrang genießt eine schnelle Abklärung verdächtiger<br />
Befunde in der Brust. Mit der wenig belastenden, bahnbrechenden Vakuumbiopsie<br />
besteht die Möglichkeit, bereits innerhalb von 24 Stunden eine<br />
sichere Diagnose mitzuteilen.<br />
Die gesamte Aufnahme- und Archivierungstechnik in der Radiologischen<br />
Klinik ist vollständig digitalisiert. Das bedeutet, dass keine Röntgenfilme,<br />
sondern nur noch spezielle „Datenträger“ mit einer sehr geringen<br />
Strahlenbelastung belichtet werden. So kann keine Aufnahme verloren<br />
gehen. Alle Röntgenaufnahmen können durch die Digitalisierung auf den<br />
Stationen, in den Operationssälen und den Besprechungsräumen genutzt<br />
werden. Voraufnahmen stehen in wenigen Sekunden zur Verlaufsbeurteilung<br />
zur Verfügung.<br />
Die Radiologie umfasst neben der Diagnostik auch therapeutische<br />
Eingriffe. In Kooperation mit anderen Fachabteilungen wird die Entscheidung<br />
für einen schonenden Eingriff mittels Kathetertechnik oder Punktionsnadel<br />
erarbeitet, um eine aufwendigere Operation zu vermeiden.<br />
Unter computertomographischer Kontrolle kann millimetergenau unter<br />
Schonung benachbarter Organe Gewebematerial für Untersuchungen<br />
gewonnen werden. Die Behandlung von Lebermetastasen, die lokale Chemotherapie<br />
und die Embolisation von Tumorgefäßen sind Teil des breiten<br />
interventionellen Angebots der Klinik für Radiologie am <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>.
D<br />
ie Strahlen- und Chemotherapie sind gemeinsam mit einer Operation<br />
die Grundpfeiler einer Krebsbehandlung. In der Klinik für<br />
Radioonkologie und Strahlentherapie des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
werden unter der Leitung von Dr. Heidemarie Tonscheidt jährlich über<br />
1.000 Patienten onkologisch betreut.<br />
Das Spektrum der Behandlungsarten umfasst die dreidimensional<br />
geplante, computerunterstützte Bestrahlung von außen (perkutante<br />
Strahlentherapie) durch einen Linearbeschleuniger oder von innen (Brachytherapie<br />
in Form der Afterloadingtechnik). Je nach Erkrankung, kann<br />
die Bestrahlung mit einer Chemotherapie kombiniert werden.<br />
Gegenüber den bösartigen Tumoren ist bei gutartigen Erkrankungen, wie<br />
z. B.. Schulterschmerzen oder Fersensporn, eine geringere Strahlendosis<br />
notwendig. Hierfür steht ein Telekobaltgerät zur Verfügung.<br />
Entscheidend für den Therapieerfolg ist die gute Zusammenarbeit der<br />
Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie mit allen Fachdisziplinen,<br />
die sich im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> befinden, und vor allem den<br />
zuweisenden Haus- und Fachärzten. Deshalb ist die Klinik für Radioonkologie<br />
und Strahlentherapie ein Teil der interdisziplinären Onkologie des<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es. Hier werden auf einer fachübergreifenden<br />
Tumorstation durch speziell geschultes Personal der Pflege, Sozialarbeit,<br />
Psychoonkologie, Ernährungsberatung und Ärzte verschiedener Fachdisziplinen<br />
sowohl eine Strahlen- und Chemotherapie als auch eine intensive<br />
Supportivtherapie (unterstützende Therapie) einschließlich Schmerztherapie<br />
angeboten. In den mehrmals wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenzen<br />
mit allen Kliniken und interessierten niedergelassenen<br />
Ärzten wird die Krankengeschichte im Einzelnen ausführlich diskutiert<br />
und anschließend werden Empfehlungen zur weiteren Diagnostik und<br />
Therapie erarbeitet.<br />
In den Räumlichkeiten des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong> ist<br />
das Medizinische Versorgungszentrum Prof. Dr. Uhlenbrock und Partner<br />
integriert. Hier erfolgen in einer engen Abstimmung mit der Klinik für<br />
Radioonkologie und Strahlentherapie ausschließlich ambulante Bestrahlungen.<br />
Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie<br />
123
Klinik für Urologie und Kinderurologie<br />
i<br />
n der Urologischen Klinik des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
werden unter der Leitung von Chefarzt Dr. Ralf Thiel alle Erkrankungen<br />
der Harnorgane (Niere, Blase) und Harnwege sowie der männlichen<br />
Genitalien behandelt.<br />
Schwerpunkt der Klinik sind die Behandlung der Tumore von Niere, Blase,<br />
Prostata und Hoden. Hierzu werden die modernsten Methoden auch<br />
minimal invasiver Art (Laparoskopie = Schlüsselloch-Chirurgie) angewendet.<br />
Die Diagnostik und Therapie erfolgt nach aktuellen internationalen<br />
Leitlinien in enger Zusammenarbeit mit den anderen Fachabteilungen<br />
des Hauses. Für Diagnostik und Therapie steht eine umfangreiche Ausstattung<br />
mit High-Tech-Geräten zur Verfügung, beispielsweise der Laser,<br />
Brachytherapie, Photodynamische Diagnostik, Urodynamik, Farbduplexsonographie<br />
und Steinzertrümmerer (ESWL).<br />
Die Qualität des Prostatazentrums <strong>Dortmund</strong> wurde von der Deut-<br />
schen Krebsgesellschaft geprüft und mit dem bestmöglichen Ergebnis<br />
unter den ersten zehn Krankenhäusern in Deutschland zertifiziert. Bei<br />
der häufigsten Krebserkrankung des Mannes, dem Prostatakarzinom,<br />
wird die offene und laparoskopische Prostataentfernung, wie auch die<br />
Brachytherapie (Einsetzen von strahlenden Stiften = Seeds) überwiegend<br />
potenzerhaltend und komplikationsarm durchgeführt. Überregionale<br />
Bedeutung hat die Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung mit<br />
Laserstrahlen (Greenlight-Laser). Beim Blasenkrebs werden alle modernen<br />
Formen einer künstlichen Blase (Neoblase) angeboten. Mikrochirurgische<br />
Eingriffe werden unter dem Operationsmikroskop durchgeführt (z. B.<br />
Samenleiter-Wiederherstellung).<br />
Die Behandlung der Inkontinenz bei Frauen, Männern und Kindern („Bett-<br />
nässen“) erfolgt innerhalb des Kontinenzzentrums des Krankenhauses<br />
unter Einbeziehung der noch beteiligten Fachabteilungen. Neue Behandlungsmethoden<br />
werden hier entwickelt und regelmäßig in Fortbildungsveranstaltungen<br />
an die Fachkollegen weitergegeben.<br />
In der Urologischen Ambulanz erfolgt sowohl die ambulante Untersuchung<br />
von Patienten (zum Teil in Spezialsprechstunden für Prostata,<br />
Inkontinenz und Kinderurologie), als auch die Durchführung von kleinen<br />
Eingriffen auf ambulanter Ebene.
1958–2008<br />
Geschichten aus der Geschichte<br />
125
Geschichten aus der Geschichte<br />
F<br />
ür die Erstellung dieser Chronik waren viele Recherchen notwendig.<br />
Dabei wurden auch einige Texte entdeckt, die die Phantasie darüber<br />
anregen, was vielleicht einmal gewesen sein mag. Diesen Texten, die nachfolgend<br />
abgedruckt sind, ist gemeinsam, dass es meistens auch immer um<br />
Sparzwänge geht, gleich aus welchem Zeitabschnitt die Texte stammen.<br />
Vielleicht erscheinen die zufällig gefundenen und zusammengestellten<br />
Texte auch deshalb gerade noch heute interessant und amüsant.<br />
Patient kann zu Hause genesen<br />
Am 28. März 1957 schreibt die Westfälische Rundschau: Krankenhausbetten<br />
sind in der Bundesrepublik so sehr Mangelware geworden, dass es<br />
auch in dringenden Fällen immer schwieriger wird, sofort Aufnahme in<br />
einer Klinik zu finden ... Nicht zuletzt liegt dies an der heutigen Struktur<br />
in der Belegung der Krankenhäuser. Früher ging nur in die Klinik, wer<br />
wirklich schwer krank war. Heute aber machen einen erheblichen Teil der<br />
Belegungen die sogenannten Pflegepatienten aus: Menschen mit leichten<br />
Krankheitsfällen, die sich durchaus zu Hause auskurieren könnten ... Die<br />
Lösung heißt: Hauspflegerin und Hausfrauenstellvertreterin, die von den<br />
Krankenkassen bezahlt werden. Die Hauspflegerin ist billiger als ein Krankenhausaufenthalt,<br />
ja die Hauspflege kürzt oft die Krankheitszeiten noch<br />
ab, weil man in gewohnter und vertrauter Umgebung leichter gesundet,<br />
als wenn man sich in der Klinik sorgt, ob Mann und Kinder auch allein<br />
zurecht kommen ...“<br />
Frauen im Beruf<br />
In der Westfälischen Rundschau vom 29. April 1957 heißt es: An den Krankenhäusern<br />
im Bundesgebiet fehlen zur Zeit mindestens 40.000 Krankenschwestern.<br />
40 Prozent aller Kräfte, die aus dem Pflegeberuf ausscheiden,<br />
sind wegen ungünstiger Arbeitsbedingungen nicht zu halten. Die Krankenhausschwestern,<br />
sagte der Heidelberger Oberarzt Dr. Spohn auf dem<br />
Münchener Chirurgentag, müssten heute im Durchschnitt 54 Stunden in<br />
der Woche arbeiten. Da diese Zeit nur mit Mühe eingehalten werden könne,<br />
sei es auch eine Utopie zu glauben, dass bald eine Verkürzung auf 48<br />
Wochenstunden möglich sei ... Der Redner schlug vor, in den Krankenhäusern<br />
rationeller zu arbeiten“ Allerdings waren arbeitende Frauen in den 50er<br />
Jahren auch ständig der Kritik ausgesetzt: „Ich glaube kaum, dass eine Frau<br />
und Mutter eine formale Gleichberechtigung überhaupt will“ 98 , denn: „Eine<br />
116: Bis 1958 wurde dem Mann „die Entscheidung in<br />
allen das gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden<br />
Angelegenheiten“ zugebilligt. Sprich: Eine Frau,<br />
die arbeiten gehen wollte, hatte ihren Mann zu fragen.<br />
116<br />
127
Geschichten aus der Geschichte<br />
Mutter ersetzt vielfach Auto, Musiktruhe und<br />
Auslandsreisen“ 99 , so Bundesfamilienminister<br />
Würmeling 1962. Und beachte: „Die Erwerbsarbeit<br />
der Ehefrau ist in acht von zehn Fällen für das<br />
Scheitern der Ehe verantwortlich“. 100<br />
Wartezeiten bei Ärzten<br />
„In den Sprechzimmern der praktischen Ärzte,<br />
in den vertrauensärztlichen Stellen und in Gesundheitsverwaltungen<br />
wird auch heute noch<br />
viel kostbare Zeit durch Warten vergeudet. In<br />
vielen Fällen hält das Wartenmüssen noch mehr<br />
als die Angst vor eventuellen Schmerzen zahlreiche<br />
Gesunde und Kranke ab, sich rechtzeitig<br />
und termingemäß in ärztliche Behandlung oder<br />
Beratung zu begeben. Der Wunsch, das Warten<br />
beim Arzt zu beschränken ist weit verbreitet.<br />
Dazu sei nun folgendes gesagt: ... Wenn<br />
beispielsweise die Kranken es lernen würden,<br />
sich bei der Darstellung ihrer Beschwerden kurz<br />
zu fassen und sich auf das Wesentlichste zu<br />
beschränken, würden die ärztlichen Sprechstunden<br />
eine erhebliche zeitliche Entlastung erfahren.“<br />
(Westfälische Rundschau vom 10.5.1957).<br />
Arbeitsbesprechungen<br />
In den ersten Jahren des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
fanden Arbeitsbesprechungen statt, an<br />
denen die Verwaltungs- und Pflegedienstleitung<br />
sowie die Stationsleiterinnen teilnahmen. Einige<br />
dieser Besprechungen wurden protokolliert.<br />
Punktediät<br />
Zunächst war die Essenszuteilung ein häufiger<br />
Tagesordnungspunkt der Zusammenkünfte:<br />
„Ab 1.5.58 gibt es für Patienten, Schwestern<br />
und Angestellte des Hauses die Wahlkost, d.h.<br />
jeder kann zwischen der Kost I und II wählen.<br />
Außerdem gibt es die Schonkost. Die einzelnen<br />
Gerichte werden nach Punkten bewertet, die bei<br />
der Zusammenstellung der Wahlgerichte dann<br />
verwertet und berechnet werden. Die Stationsschwester<br />
hat die Möglichkeit, bei Patienten,<br />
die einige Tage nur flüssige Kost zu sich nehmen,<br />
Punkte zu sparen, die sie den Patienten<br />
später in Form von besonderen Speisen zukommen<br />
lässt.“ (Besprechung vom 10.4.1958).<br />
„Es gibt folgende Punktwerte: Für Frauen 210,<br />
für Männer 220, für Wöchnerinnen 230, für<br />
Privatpatienten 360, für Kinder von 8–10 Jahren<br />
180. Die Punktzahl für Angestellte und Schwestern<br />
beträgt 240 pro Tag.“ (Besprechung vom<br />
6.6.1958)<br />
„Herr Amtmann Glaubitt (Verwaltungsleiter,<br />
d. V.) sprach über die Punkteverpflegung. Nur<br />
einige Stationen hatten Punkte gespart, d.h.<br />
sparsam wirtschaften können. Die meisten<br />
Stationen hatten ein Defizit zu verzeichnen.<br />
Das erschreckende Defizit des Schwesternspeisesaales<br />
stellte allerdings alle anderen in den<br />
Schatten.“ (Besprechung vom 12.8.1958)<br />
„Es ist bei den ständig steigenden Preisen nicht<br />
möglich, höhere Pluspunkte herauszuwirtschaften.<br />
Die Verwaltung ist nicht gesonnen,<br />
uns die Punktzahl von 240 etwas zu erhöhen.<br />
Herr Kühnemann von der Hauptverwaltung<br />
macht den Vorschlag, die Fleischportionen<br />
etwas kleiner zu halten, so dass nicht so viele<br />
Punkte dafür verwendet werden müssen.“ (Besprechung<br />
vom 10.11.1958)<br />
„Die Schwestern bitten die Diätassistentin Frl.<br />
Hüger sie möge die Portionen der arbeitenden<br />
Schwestern ... ihrer körperlich starken Beanspruchung<br />
entsprechend größer machen.“ (Besprechung<br />
vom 10.11.1958)<br />
„Ab 1. 8. wird der Punktwert erhöht. Punktwert<br />
für Personal von 240 auf 270.“ (Besprechung<br />
vom 25.7.1961)
Wer hätte das gedacht<br />
„Die ambulanten Fälle werden in der Ambulanz<br />
versorgt, die stationären Fälle werden in die<br />
stationäre Abteilung weitergeleitet.“<br />
(Besprechungsvermerk vom 30.10.1957)<br />
Man muss nur an den richtigen Stellen kräftig<br />
sparen: „Der Stromverbrauch muss noch weiter<br />
eingeschränkt werden, Wäscheanfall soll nicht<br />
so hoch liegen, Geschirrverbrauch muss kleiner<br />
werden, die Ausgaben für Reinigungsmittel<br />
liegen zu hoch.“ (Besprechung vom 8.5.1959)<br />
Kurz und unbürokratisch genehmigt<br />
Am 11. 4. 1959 schrieb der Ärztliche Direktor und<br />
Chefarzt der Chirurgie Privatdozent Dr. Scherer<br />
folgenden Brief an die Verwaltung der Ruhrknappschaft<br />
Bochum: „In dem kleinen Aufenthaltsraum<br />
fehlt ein kleiner Tisch zum Abstellen.<br />
Gelegentlich eines Besuches wurde dies Herrn<br />
Oberinspektor Breker vorgetragen, der den Vorschlag<br />
machte, statt eines Abstelltisches einen<br />
kleinen Teewagen anzuschaffen. Meinerseits<br />
bestehen hiergegen keine Bedenken.“<br />
Damit auch die Handwerker Bescheid wissen<br />
„Der Verbrauch an Wärmeflaschen hat sich ins<br />
Unermessliche gesteigert ... Die beschädigten<br />
Wärmeflaschen bei Abgabe bitte an der defekten<br />
Stelle mit einem Pfeil bezeichnen, damit<br />
sie repariert werden können.“<br />
(Besprechung vom 25.7.1961)<br />
Kurz, knapp, konsequent<br />
„Überstunden werden in keinem Fall bezahlt.“<br />
(Besprechung vom 29.8.1961)<br />
Wenig modisch<br />
„Arbeitskittel dürfen nicht zugenäht als Kleider<br />
getragen werden.“ (Besprechung vom 30.3.1965)<br />
Kalte Küche<br />
„Im Schwesternhaus ist mehr Zucht und Ordnung<br />
zu halten. So sollte es eigentlich selbstverständlich<br />
sein, dass der Strom im Waschhaus<br />
bei Benützung der Schnellkochplatte abgeschaltet<br />
werden muss.“ (Besprechung vom 25.7.1961)<br />
Gut zu wissen ...<br />
... werden alle Beschäftigten aufgefordert, Maßnahmen<br />
zu unterlassen, welche ... als Belästigung<br />
oder Beleidigung empfunden werden können.<br />
(Aus: Dienstanweisung zur Verbesserung<br />
des Arbeitsklimas im <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
v. 28.12.2004)<br />
Geschichten aus der Geschichte<br />
129
Danke für die Unterstützung<br />
Für die Unterstützung und Beratung sowie die<br />
Anregungen bei der Herausgabe dieser Festschrift<br />
zum 50jährigen Bestehen des <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es<br />
<strong>Dortmund</strong> gilt der Dank<br />
des Herausgebers insbesondere<br />
Herrn Willi Krampe<br />
HERZ<br />
LICHEN<br />
DANK<br />
ebenso wie<br />
Frau Susanne Beckmann<br />
Frau Schwester Marita Benggok SSpS<br />
Familie Blome<br />
Herrn Detlef Dreyer<br />
Frau Ute Droll<br />
Herrn Fredy Fritsch<br />
Herrn Eberhard Graf<br />
Herrn Peter Hampel<br />
Herrn Dr. Walter Hatting<br />
Herrn Dr. Kurt Georg Hering<br />
Frau Alexandra Hippchen<br />
Frau Maren Kinne<br />
Herrn Andreas Laubenthal<br />
Herrn Ulrich Lauf<br />
Frau Iris Lohse<br />
Frau Elisabeth Lause<br />
Herrn Michael Kleinschmidt<br />
Herrn Wilhelm Lebrecht<br />
Herrn Matthias Mißfeldt<br />
Frau Steffi Moser<br />
Frau Ilona Mottog<br />
Herrn Marc Pieczka<br />
Herrn Siegfried Quednau<br />
Herrn Dr. Manfred Römer<br />
Frau Leonie Schlaad<br />
Herrn Klaus Simson<br />
Herrn Dr. Manutschehr Taayedi<br />
Herrn August Wagner<br />
Herrn Gebhard Wehner<br />
Herrn Hugo Weimann<br />
Herrn Prof. Dr. Volker Zühlke
Fußnoten<br />
1 Die nachfolgenden Ausführungen sollen lediglich eine<br />
holzschnittartige Skizze der Historischen Entwicklung<br />
der Knappschaft vermitteln. Im Rahmen des Forschungsprojektes<br />
„Vergangenheit und Zukunft sozialer Sicherungssysteme<br />
am Beispiel der Bundesknappschaft“ wird im Jahre<br />
2010 eine umfassende Untersuchung über die Zukunft der<br />
DRV – KBS unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung<br />
veröffentlicht.<br />
2 Lauf, Ulrich (1994), Die Knappschaft. Ein Streifzug durch<br />
tausend Jahre Sozialgeschichte, Sankt Augustin 1994, S. 11<br />
3 Herbig, Rudolf, Notizen aus der Sozial-, Wirtschafts- und<br />
Gewerkschaftsgeschichte vom 14. Jahrhundert bis zur<br />
Gegenwart, Berlin 1973, S. 25<br />
4 Der Begriff „Knappschaft“ wurde in einer Urkunde vom<br />
Oktober 1426 im Zusammenhang mit der Stadt Freiberg im<br />
Erzgebirge erwähnt, bevor er im ausgehenden 15. Jahrhundert<br />
für die Belegschaft eines Bergbaureviers als Arbeits-<br />
und Solidargemeinschaft gebräuchlich wurde (Vergl. www.<br />
kbs.de/lang_de/nn12022/DE/4_ueber_uns/8_geschichte/1_Knappsch<br />
...)<br />
5 Lauf, Ulrich (1994), Die Knappschaft: Ein Streifzug durch<br />
tausend Jahre Sozialgeschichte, Sankt Augustin 1994, S. 12<br />
6 Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform: Historische<br />
Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt Augustin<br />
2000, S. 9<br />
7 Die Urkunde wurde freundlicher Weise vom Weltkulturerbe<br />
Rammelsberg, Abteilung für Museumspädagogik, zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
8 Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform: Historische<br />
Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt Augustin<br />
2000, S. 10<br />
9 Spier, H., Die Kirchenruine St. Johannis im Bergdorf. In:<br />
Goslarer Woche 1956, S. 19, hielt die Grundmauern noch für<br />
ein unvollendetes Seitenschiff. Dappich, Gerhard, erbrachte<br />
den archäologischen Beweis des Hospitals. Vergl. Lauf, Ulrich,<br />
Knappschaft und Sozialreform, Sankt Augustin 2000, S. 9<br />
10 Dappich, G., Geschichtliche Entwicklung der Knappschaft.<br />
In: 10 Jahre Bundesknappschaft, Ffm./Bochum 1979, ders.,<br />
Sozialleistungen im Deutschen Bergbau in der Zeit vom<br />
frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. In: Die Sozialgerichtsbarkeit<br />
1982, S. 514, ders., Der soziale Charakter des<br />
Arbeitsrechts im mittelalterlichen deutschen Bergbau. In:<br />
Der Kompass 1981, S. 129/181<br />
11 „Erst“ ab 1402 unterhält die Bruderschaft der Weberknechte<br />
in Ulm zwei eigene Betten für arme Gesellen im<br />
Hospital. Vergl.: Herbig, Rudolf, Notizen aus der Sozial-,<br />
Wirtschafts- und Gewerkschaftsgeschichte vom 14. Jahrhundert<br />
bis zur Gegenwart, Berlin 1973, S. 14<br />
12 Bild: Lauf, Ulrich, (1994), Die Knappschaft. Ein Streifzug<br />
durch tausend Jahre Sozialgeschichte, Titelseite<br />
13 Lauf, Ulrich (1994), Die Knappschaft. Ein Streifzug durch<br />
tausend Jahre Sozialgeschichte, S. 10<br />
14 Bild: : Lauf, Ulrich, (1994), Die Knappschaft. Ein Streifzug<br />
durch tausend Jahre Sozialgeschichte, S. 29<br />
15 Herbig, Rudolf, Notizen aus der Sozial-, Wirtschafts- und<br />
Gewerkschaftsgeschichte vom 14. Jahrhundert bis zur<br />
Gegenwart, Berlin 1973, S. 14<br />
16 Bild: Deutsches Bergbau-Museum, Veröffentlichung Nr.<br />
48, Bergbauliche Kunst, Bochum, o.J., S. 311<br />
17 Bild: Deutsches Bergbau-Museum, Veröffentlichung Nr.<br />
48, Bergbauliche Kunst, Bochum, o.J., S. 360<br />
18 Der Sage nach war es ein Hirtenjunge im Muttental, der<br />
die Kohlevorkommen des Ruhrgebiet entdeckte. Spaethmann,<br />
Hans, Die Großwirtschaft an der Ruhr, Berlin 1925,<br />
nimmt an, dass Harzer Bergleute, die im 12. Jahrhundert<br />
ihre Heimat wegen der dort herrschenden Pest verlassen<br />
hatten, die erste Steinkohle im Ruhrrevier gefunden haben.<br />
Huske, Joachim, Der Steinkohlebergbau im Ruhrrevier,<br />
Werne 2001, S. 10, geht davon aus, dass bereits um 1.000 die<br />
Steinkohle an der Ruhr bekannt war, aber zunächst wegen<br />
des vorhandenen Holzanfalls in den ausgedehnten Wäldern<br />
nicht genutzt wurde.<br />
19 Wrede, Hubert (1978), Geschichte des Knappschaftsarztes<br />
an der Ruhr, Hrsg. Verband der Ruhrknappschaftsärzte e.V.,<br />
Bochum 1978, S. 10<br />
20 Verwaltungsbericht des Allgemeinen Knappschaftsvereins<br />
zu Bochum für das Jahr 1912. In: Bibliothek der<br />
Deutschen Rentenversicherung – Knappschaft Bahn See,<br />
Bochum.<br />
21 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />
Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />
Augustin 2000, S. 18<br />
22 Allgemeines Berggesetz für die preußischen Staaten vom<br />
24. 6. 1865, Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen<br />
Staaten 1865, S. 705<br />
23 Gesetz über die Vereinigung der Berg-, Hütten-, Salinen-<br />
und Aufbereitungsarbeiter in Knappschaften vom 10. 4.<br />
1854, Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen<br />
Staaten 1854, S. 139<br />
24 Gustav Schmoller, der bedeutende Deutsche Ökonom,<br />
hatte diese Entwicklung im Blick, als er 1904 in seinem<br />
„Grundriss der Volkswirtschaftslehre“, Bd. 2, S. 361, schrieb,<br />
die Knappschaften hätten sich so bewährt, dass sie in<br />
den Augen der besten deutschen Unternehmen und der<br />
Regierung ein ideales Vorbild für alle Arbeiterversicherungen<br />
wurden.<br />
25 Lauf, Ulrich (2005), Die Krankenhäuser der deutschen<br />
Knappschaftsvereine im 19. und 20. Jahrhundert, Bochum<br />
2005 (Hrsg. Deutsche Rentenversicherung Knappschaft<br />
Bahn See)<br />
26 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />
Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />
Augustin 2000, S. 20<br />
27 Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform: Historische<br />
Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt Augustin<br />
2000, S. 17<br />
28 Knippenberg, Günter (1997), Brackel ein Dorf am westfälischen<br />
Hellweg, Lünen 1997, S. 246<br />
29 Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform: Historische<br />
Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt Augustin<br />
2000, S. 18<br />
30 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />
Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />
Augustin 2000, S. 25<br />
31 Geyer, Martin H. (1987), Die Reichsknappschaft – Versicherungsreformen<br />
und Sozialpolitik im Bergbau 1900–1945,<br />
München 1987, S. 330<br />
32 Ebenda. (Geyer, 1987), S. 328 ff. mit weiteren Nachweisen,<br />
zit. nach Lauf (2000), S. 157<br />
33 Siehe Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />
Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />
Augustin 2000, S. 99 f.<br />
34 Bergbau-Archiv Bochum 15/344<br />
35 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />
Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />
Augustin 2000, S. 27<br />
36 Bild: <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen (Hrsg.),<br />
100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen, Recklinghausen,<br />
o.J. (2007), S. 22<br />
37 Lauf, Ulrich (2006), 100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
Recklinghausen, Hrsg. <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen,<br />
Recklinghausen 2006, S. 23<br />
38 Der Kompass, 29. Jg., 1914, S. 45<br />
131
Fußnoten<br />
39 Wegen der steigenden Krankengeldausgaben erwog der<br />
Verein sogar eine Beitragserhöhung. Vergl.: Verwaltungsbericht<br />
des Allgemeinen Knappschaftsvereins 1899, S. 20. In:<br />
Akten des Königlichen Oberbergamtes zu <strong>Dortmund</strong>, Nr.<br />
260, 1899, Landesarchiv NRW, Staatsarchiv Münster.<br />
40 Lauf, Ulrich (2006), 100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
Recklinghausen, Hrsg. <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen,<br />
Recklinghausen 2006, S. 29<br />
41 Tenholt, August (1897), General-Bericht: Das Gesundheitswesen<br />
in Bereich des Allgemeinen Knappschafts-Vereins zu<br />
Bochum, Bochum 1897.<br />
42 Der Kompass, 22. Jg., 1907, S. 255<br />
43 Der Kompass, 29. Jg., 1914, S. 173 sowie Lauf, Ulrich (2006),<br />
100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen, Hrsg.<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen, Recklinghausen<br />
2006, S. 28<br />
44 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />
Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />
Augustin 2000, S. 25<br />
45 Bild: Stadtarchiv <strong>Dortmund</strong>. Heick, H.W., 950 Jahre Derne.<br />
Festschrift, <strong>Dortmund</strong> 1983, S. 157<br />
46 Knippenberg, Günter, Brackel ein Dorf am westfälischen<br />
Hellweg, Lünen 1997, S. 247ff<br />
47 Köhne, August (1915), Die deutschen Knappschaftsvereine,<br />
ihre Einrichtung und ihre Bedeutung, Hannover 1915,<br />
S. 36<br />
48 Knippenberg, Günter, Brackel ein Dorf am westfälischen<br />
Hellweg, Lünen 1997, S. 24<br />
49 Kozuschek, W. (1985), Ein historischer Rückblick von 1909<br />
bis 1984, In: 75 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> (Bochum-<br />
Langendreer). Ein Rückblick vom kommunalen Krankenhaus<br />
bis zur Universitätsklinik. Hrsg. Bundesknappschaft,<br />
Bochum 1985, S. 15<br />
50 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />
Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />
Augustin 2000, S. 67<br />
51 Lauf, Ulrich (2006), 100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
Recklinghausen, Hrsg. <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen,<br />
Recklinghausen 2006, S. 30<br />
52 Lauf, Ulrich (2006), 100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
Recklinghausen, Hrsg. <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen,<br />
Recklinghausen 2006, S. 18<br />
53 Bild: Lauf, Ulrich (2000), Knappschaft und Sozialreform:<br />
Historische Betrachtungen aus fünfzehn Jahren, Sankt<br />
Augustin 2000, S. 47<br />
54 1913 versorgte der Verein 79.422 Pensionsempfänger, 1920<br />
141.651. Siehe Verwaltungsbericht des Allgemeinen Knappschaftsvereins<br />
1913 und 1920.<br />
55 Geyer, Martin H. (1987), Die Reichsknappschaft. Versicherungsformen<br />
und Sozialpolitik im Bergbau 1900–1945,<br />
München 1987, S. 48<br />
In der Frühphase der Industrialisierung bestanden vier<br />
Bergarbeitergewerkschaften: Der (1.) Verband der Bergarbeiter<br />
Deutschlands stand der Sozialdemokratie nahe, der (2.)<br />
Gewerkverein christlicher Bergarbeiter besaß eine Nähe zur<br />
Zentrumspartei und war zu sehr von Katholiken beherrscht,<br />
als dass er bei allen kirchlich gebundenen Arbeitern Resonanz<br />
hätte finden können (Vergl. Koch, Max Jürgen, Die<br />
Bergarbeiterbewegung zur Zeit Wilhelms II. (1889–1914), Düsseldorf<br />
1954, S. 136, die (3.) polnische Berufsvereinigung und<br />
der (4.) von Arbeitgebern mitgegründete Hirsch-Dunkersche<br />
Gewerkverein, (Herbig, 1973, S. 87) und auch 1878 nicht vom<br />
Bismarckschen Gewerkschaftsverbot betroffen (Vergl. Schuster,<br />
Dieter (1976), Die Deutsche Gewerkschaftsbewegung,<br />
Bonn-Bad Godesberg, 1976 (5. Aufl.), S. 15 und 20<br />
56 Der Bergknappe, Zeitschrift des Gewerksvereins christlicher<br />
Bergarbeiter v. 27.12.1913, Bibliothek des Ruhrgebiets,<br />
Bochum<br />
57 Bild: <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen (Hrsg.),<br />
100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen, Recklinghausen,<br />
o.J. (2007), S. 29<br />
58 Der Kompass, 29. Jg., 1914, S. 45<br />
59 Bild: <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen (Hrsg.),<br />
100 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Recklinghausen, Recklinghausen,<br />
o.J. (2007), S. 31<br />
60 Geyer, Martin H. (1987), Die Reichsknappschaft – Versicherungsreformen<br />
und Sozialpolitik im Bergbau 1900–1945,<br />
München 1987, S 246. Die Knappschaft, 2. Jg., 1926, S. 20 ff<br />
61 Hinze-Boll, Annette, Im Dienste des Menschen – Von der<br />
Heilstätte für Bergleute zum Gesundheitszentrum. 75 Jahre<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> Bottrop 1931–2006, <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong><br />
Bottrop (Hrsg.), 2006, S. 21<br />
62 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />
2000, S. 269<br />
63 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />
2000, S. 278<br />
64 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />
2000, S. 281<br />
65 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />
2000, S. 291<br />
66 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />
2000, S.297<br />
67 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />
2000, S. 310<br />
68 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />
2000, S. 314<br />
69 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />
2000, S. 324<br />
70 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />
2000, S. 328<br />
71 Bild: Schott, Heinz, Chronik der Medizin, Gütersloh/München<br />
2000, S. 337<br />
72 Staatsarchiv Münster, Regierung Arnsberg, 13270<br />
72a Krampe, Willi, Manuskript 2008, Seite 5<br />
73 Vergl. zuletzt: Abelshauser in Frankfurter Allgemeine<br />
Sonntagszeitung v. 8. 6. 2008 (Nr. 23/2008, S. 42)<br />
74 Ruhrknappschaft Bochum, Knappschafts-Krankenhaus<br />
<strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. Juli 1958, Bochum o.J., S.<br />
9 und Knippenberg, Günter, Brackel ein Dorf am westfälischen<br />
Hellweg, Lünen 1997, S. 248<br />
75 Stadt <strong>Dortmund</strong> (Hrsg.), Geschichte der Sozialverwaltung<br />
in <strong>Dortmund</strong>, <strong>Dortmund</strong> 1949, S. 124<br />
76 Ebenda, Knippenberg, Günter, Brackel ein Dorf am westfälischen<br />
Hellweg, Lünen 1997, S. 248<br />
77 Vergl. Interview August Wagner, S. und WR/WAZ v. 16. 06.<br />
2007 sowie RN v. 28.6.2007.<br />
78 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.) Knappschafts-<br />
Krankenhaus <strong>Dortmund</strong>. Zur Einweihung am 11. Juli 1958,<br />
Bochum 1958, S. 12<br />
79 Der Name Wicks- bzw. Wieckesweg deutet auf einen mit<br />
Büschen umgebenen Fluchtweg hin, den Brackeler nutzten,<br />
um sich vor plündernden und brandschatzenden Banden in<br />
Sicherheit zu bringen. Dabei wurden sie von den Zweigen<br />
der Büsche geschlagen, gewieckst.
80 Die <strong>Dortmund</strong>er Presse begrüßte den Beschluss<br />
und schrieb: „... der Plan der Knappschaft wird allseitig<br />
begrüßt, wird doch dadurch einerseits für die Bergarbeiter<br />
ein ihrem Beruf und den damit verbundenen Gefahren<br />
angepasstes modernes Krankenhaus entstehen, während<br />
auf der anderen Seite die <strong>Dortmund</strong>er Krankenhäuser mit<br />
ihrer weit über ihre eigentliche Aufnahmefähigkeit hinaus<br />
beanspruchten Bettenzahl wesentlich entlastet werden<br />
dürften.“(Ruhrknappschaft Bochum, Hrsg., a.a.O., S. 10).<br />
Eine andere Tageszeitung titelte: „Ein großzügiges Projekt<br />
zum Wohle der Kumpels“ und berichtete: „... dem Vorstand<br />
kommt es nicht darauf an, irgendeinen zweckentsprechenden<br />
Neubau zu errichten, sondern bevor das Bauprojekt<br />
zur praktischen Ausführung gelangt, sollen erst alle Möglichkeiten<br />
einer modernen und fortschrittlichen Gestaltung<br />
des Baues und seiner Einrichtungen mit den erforderlichen<br />
technischen Anlagen ausfindig gemacht und angewandt<br />
werden. ... Diese Maßnahme des Knappschaftsvorstandes<br />
dürfte die einmütige Anerkennung aller interessierten Kreise<br />
finden.“ (ebenda. , S. 10).<br />
81 Bereits 1949 scheint der Bergbau den Zenit seiner gesamtwirtschaftlichen<br />
Bedeutung überschritten zu haben.<br />
Der Engpass in der Energieversorgung war beseitigt, der<br />
Markt gesättigt. Importkohle aus den USA deckte Teile des<br />
Inlandsbedarfs und Öl ersetzte vereinzelt Kohle als Heizstoff<br />
und gewann fortlaufend an Bedeutung. Siehe: Stadt <strong>Dortmund</strong><br />
(Hrsg.), <strong>Dortmund</strong> im Wiederaufbau 1945–1960. Dokumentation<br />
der gleichnamigen Ausstellung des Stadtarchivs<br />
im Museum am Ostwall (8. Mai bis 28. Juli 1985), <strong>Dortmund</strong><br />
1985, S. 303<br />
82 Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-Krankenhaus<br />
<strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958, Bochum<br />
1958, S. 21<br />
83 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-<br />
Krankenhaus <strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958,<br />
Bochum 1958, S. 22<br />
84 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-<br />
Krankenhaus <strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958,<br />
Bochum 1958, S. 14<br />
85 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-<br />
Krankenhaus <strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958,<br />
Bochum 1958, S. 23<br />
86 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-<br />
Krankenhaus <strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958,<br />
Bochum 1958, S. 28<br />
87 Krampe, Willi (2008), Manuskript, Bochum 2008. Herrn<br />
Architekten Willi Krampe gilt der besondere Dank für<br />
seine detailreiche Zusammenstellung der Beschlüsse des<br />
Vorstands und des Bauausschusses, denn ohne seine Unterstützung<br />
wäre es nicht möglich gewesen, diese Festschrift<br />
zusammenzustellen.<br />
88 Bild: Ruhrknappschaft Bochum (Hrsg.), Knappschafts-<br />
Krankenhaus <strong>Dortmund</strong> – Zur Einweihung am 11. 7. 1958,<br />
Bochum 1958, S. 25<br />
89 Postkarte, Cramers Kunstanstalt KG, <strong>Dortmund</strong><br />
90 Kündigte die Westfälische Rundschau bereits am<br />
22.9.1956 an „Das Krankenhaus ist architektonisch von hervorragender<br />
Wirkung und lässt erkennen, dass die räumliche<br />
Gliederung meisterhaft gelöst ist. ... Wenn das Haus seiner<br />
Bestimmung übergeben wird, verfügt die Ruhrknappschaft<br />
über eine vorbildliche Heilstätte, die zum Wohle der Ruhrbevölkerung<br />
arbeiten wird.“, so urteilte sie am 11.7.1958: „Es<br />
kann ohne Einschränkung festgestellt werden, dass dieses<br />
herrlich gelegene Haus ... in vollendeter Zweckmäßigkeit<br />
und bester technischer Ausstattung errichtet worden ist“.<br />
Auch die Ruhr-Nachrichten lobten in ihrer Ausgabe vom<br />
11.7.1958 das <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>: „Wuchtig und<br />
doch elegant erhebt sich der Gebäudekomplex frei im Feld<br />
südlich vom Hellweg, weit sichtbar von allen Himmelsrichtungen.<br />
... Ingenieure, Techniker und Handwerker haben mit<br />
ihrem Ehrgeiz einen für die Zukunft richtungsweisenden<br />
modernen Krankenhausbau geschaffen. ... Alle Abteilungen<br />
sind mit einer kaum vorstellbaren Großzügigkeit angelegt.<br />
Alles auf den Fluren, in den Krankenzimmern, in den<br />
Ärztezimmern, den Küchenanlagen – und was der Neubau<br />
noch alles in sich birgt – zeigt Geschmack und Sauberkeit.<br />
Alles zusammen verleiht dem Gebäude die Wirkung eines<br />
großzügig angelegten Schlossbaues.“ Kritisch wurden die<br />
hohen Investitionen von den Ruhr-Nachrichten gesehen,<br />
kosteten das Gebäude und die Einrichtung doch bereits<br />
damals (umgerechnet) etwa 13 Millionen Euro.<br />
91 <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong> (1968), 1958–1968.<br />
10 Jahre <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong>, Manuskript,<br />
<strong>Dortmund</strong> 1968.<br />
92 Brackeler Hellweg-Express v. 2. 6. 1978.<br />
93 Westdeutsche Allgemeine Zeitung 29.5.1978.<br />
94 Bilder: Archiv Dr. Römer.<br />
95 Bild: Der Bergmannsfreund. Ein Ratgeber zur Bekämpfung<br />
der Unfallgefahren im Steinkohlenbergbau, Haarrmann,<br />
Karl; Hilberg, Joseph; Rattkemper, Wilhelm; Ortmeier,<br />
Wilhelm und Genst, Fritz (Hrsg.), Düsseldorf 1927 (2. Auflage<br />
1934), S. 111<br />
96 Bild aus: Graf, Eberhard, Der Knappschaftsälteste, o. J. u.<br />
O., (Vermutlich Bochum um 1990) S. 66<br />
97 Verwendete Literatur für den Exkurs III:<br />
• Artz, Verena, Zeitgeschichte in Deutschland 1945–2005,<br />
Bonn 2007;<br />
• Becker, Ute, Die Chronik – Geschichte des 20.Jahrhunderts<br />
bis heute, Gütersloh/München 2006;<br />
• Busch, Frank, Chronik Ruhrgebiet, Chronik Verlag/<br />
Bertelsmann Verlag, Gütersloh/München 1997;<br />
• Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Sonderausgabe<br />
60 Jahre WAZ, vom 03.04.2008<br />
• www.chroniknet.de<br />
• www.dhm.de<br />
• www.touristikinformation-nrw.de<br />
• www.geschichte.nrw.de<br />
98 Bundesfamilienminister Franz-Josef Würmeling, zit. nach<br />
Monitor 579 v. 3.7.2008.<br />
99 Bulletin v. 18.4.1962.<br />
Fußnoten<br />
100 Constanze, 9. Jahrgang, Nr. 13, S. 24, auch weiter Nr. 17,<br />
S. 38f<br />
133
Herausgeber: <strong>Knappschaftskrankenhaus</strong> <strong>Dortmund</strong><br />
Redaktion: Wolfgang Skorvanek (verantwortlich)<br />
Gestaltung: Ilona Mottog, <strong>Dortmund</strong><br />
Druck: Druckerei Weiss, <strong>Dortmund</strong><br />
<strong>Dortmund</strong>, im August 2008<br />
Die Festschrift unterliegt in allen Teilen und insgesamt<br />
dem Nutzungs- und Urheberrecht des Herausgebers.<br />
Jede Wiedergabe oder weitere Veröffentlichung bedarf<br />
der Genehmigung des Krankenhaussprechers des<br />
<strong>Knappschaftskrankenhaus</strong>es <strong>Dortmund</strong>.