Laktosefrei genießen! Total bekömmlich! - Humpis-Schule
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sche Arbeitskräfte, viele mit Studium in den USA,<br />
suchen nach Beschäftigungsmöglichkeiten in<br />
ihrer Heimat. Die Antwort dieses Landes hierauf<br />
heißt Saudization, ein Versuch, möglichst<br />
viele ausländische Arbeitskräfte durch saudische<br />
zu ersetzen. Um eine Vorstellung des Problems<br />
zu erhalten, hier erst einmal die Fakten: Saudi-Arabien<br />
hat 26 Millionen Einwohner, wovon<br />
aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums<br />
die Hälfte unter 20 Jahren ist. Bleiben 13 Millionen<br />
Erwerbsfähige, davon 6,5 Millionen Männer,<br />
Frauen stellen nur 16 Prozent der Arbeitskräfte.<br />
Von den Erwerbstätigen arbeiten 2,4 Millionen<br />
im öffentlichen Sektor, 0,8 Mio in der Privatwirtschaft.<br />
Alle anderen arbeiten nicht, auch<br />
wenn die offizielle Arbeitslosenrate „nur“ bei<br />
10 Prozent liegt. Hinzu kommen acht Millionen<br />
ausländische Arbeitskräfte! Um saudische Erwerbsfähige<br />
in Arbeit zu bekommen, muss jedes<br />
Unternehmen eine gewisse Anzahl saudischer<br />
Arbeitnehmer beschäftigen, andernfalls drohen<br />
drastische Strafen oder sogar die Schließung<br />
des Unternehmens. Grundsätzlich ist es für Unternehmen<br />
sehr schwer, geeignete „Quotenarbeitnehmer“<br />
zu finden – einerseits wegen der<br />
Arbeitshaltung, andererseits wegen mangelnder<br />
Qualifikation. Hier setzt die Arbeit des Technical<br />
Trainers College (TTC) an, an dem Stefan arbeitet.<br />
Die Studenten, die am TTC unterrichtet<br />
werden, haben bereits ein zweijähriges Postsekundarprogramm<br />
in einer technischen Ausrichtung<br />
durchlaufen, wie z.B. in Informationstechnologie,<br />
Elektrotechnik oder Metalltechnik.<br />
Hierauf aufbauend bieten wir ein dreijähriges<br />
Bachelorprogramm an, mit dem Ziel technische<br />
Berufsschullehrer auszubilden. Warum wir<br />
Deutschen? Nun, es waren in der Tat nicht nur<br />
die Fachlichkeit oder das hohe Qualitätsniveau<br />
der Produkte, die den Deutschen zugeschrieben<br />
werden, entscheidend. Unser Auftraggeber<br />
verbindet mit Deutschland insbesondere auch<br />
das Ausbilden für ihn wichtiger Verhaltensweisen,<br />
die er mit der Ausbildung von technischen<br />
Lehrern im eigenen Land auch umgesetzt sehen<br />
möchte. Sie erhalten also eine Mischung aus Studium<br />
und Referendariat mit fachlicher Vertiefung<br />
sowie Berufspädagogik. Neben erheblichem Koordinationsaufwand<br />
ist das englische Sprachniveau<br />
unserer Studenten für die Berufspädagogik<br />
die größte Herausforderung. Jedes Semester beginnen<br />
bei uns 210 Studenten. Hierauf kommen<br />
jeweils 2000 Bewerber. Notentechnisch gehören<br />
sie damit zu den besten des Landes, aber die Eingangsnoten<br />
haben hier eine sehr bescheidene<br />
Aussagekraft. Anfangs glaubten wir, die größte<br />
Herausforderung für uns liege in der Einführung<br />
neuer handlungsorientierter didaktischer Zugänge.<br />
Bald stellte sich jedoch die Frage: Wie können<br />
auf individuelle Tätigkeit und Verantwortung<br />
abzielende Lernziele in einem Land greifen, in<br />
dem traditionell ausschließlich der Lehrer für den<br />
Lernfortschritt verantwortlich ist? In Saudi-Arabien<br />
stehen die Lehrer und nicht die Schüler im<br />
Zentrum des Unterrichtsgeschehens. Die Schüler<br />
lernen eigentlich nur auswendig, es wird keine<br />
Anwendung des Gelernten verlangt. Die Schüler<br />
lernen nicht, eigenverantwortlich und in Teams<br />
zu arbeiten, sich selbst zu organisieren oder Dinge<br />
kritisch zu hinterfragen. Selbst das Anlegen<br />
eines Ordners muss erst einmal gelernt werden.<br />
Seltsamerweise fällt unser Ansatz mit<br />
neuen Lern- und Arbeitsmethoden aber hier auf<br />
sehr fruchtbaren Boden. Unsere Studenten saugen<br />
neue Methoden und didaktische Zugänge<br />
förmlich auf. Sie schätzen ihre verantwortliche<br />
Einbindung in den Lernprozess ungemein und es<br />
ist nun nach vier Semestern unglaublich schön<br />
zu sehen, welch tolle Entwicklung sie vollzogen<br />
haben. Die hierfür von den Trainees geäußerte<br />
Dankbarkeit den Lehrern gegenüber ist auch ein<br />
Punkt, der die eigene Arbeit hier als sehr sinnstiftend<br />
erleben lässt.<br />
Dies soll aber nicht heißen, dass man den<br />
Studenten einfach irgendetwas vorsetzen könnte.<br />
Sie wissen sehr genau, die guten von den<br />
schlechten Lehrern zu unterscheiden und äußern<br />
dies selbstbewusst gegenüber den Entschei-<br />
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