vancouver 2010 mit glühenden Herzen <strong>Vancouver</strong> ist e<strong>in</strong> Traum. Nicht nur für Sportler. Und nicht nur vor <strong>Olympia</strong>. Immerh<strong>in</strong> ist die kanadische Hafenstadt an der Westküste die Metropole mit der höchsten Lebensqualität weltweit. Aber <strong>in</strong> den nächsten Tagen gehört sie vor allen ihnen - den besten W<strong>in</strong>tersportlern der Welt und ihren Fans. <strong>Vancouver</strong> heißt sie willkommen - mit glühenden Herzen. Der W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> <strong>Vancouver</strong> hat wenig Kanadisches. Fünf Grad - plus wohlgemerkt - s<strong>in</strong>d hier im Februar Durchschnitt. E<strong>in</strong> Traum für die vielen Jogger, Golfer und Radfahrer im Stanley Park. Die 400 Hektar große Freifläche zwischen English Bay und Burrard Inlet ist e<strong>in</strong>er der größten Stadtparks Nordamerikas. Aber nicht nur hier genießen die <strong>Vancouver</strong>ites ihre Freizeit. Kaum irgendwo auf der Welt gibt es auf so engem Raum e<strong>in</strong> derart großes Angebot an Frischluftaktivitäten wie <strong>in</strong> und um <strong>Vancouver</strong>. Wer morgens <strong>in</strong> den Coast Mounta<strong>in</strong>s Skifahren, nachmittags auf dem Frazer River oder der Strait of Georgia, die <strong>Vancouver</strong> mit dem Pazifik verb<strong>in</strong>det, e<strong>in</strong>en Segelturn und am Abend das Nachtleben <strong>in</strong> der Innenstadt genießen will, der kriegt das alles zeitlich locker h<strong>in</strong>. Ganz ohne Stress. Zum Spielverderber kann höchstens der Regen werden, der zu dieser Jahreszeit hier am Pazifikufer im Überfluss fällt. Milde Temperaturen, wenig Schnee, dafür viel Regen. Ideale Wetterverhältnisse für olympische W<strong>in</strong>terspiele sehen anders aus. Und dennoch: Die Veranstalter hoffen, dass diese ke<strong>in</strong> allzu großes Problem werden. Immerh<strong>in</strong> werden <strong>in</strong> der Stadt selbst „nur“ die Hallendiszipl<strong>in</strong>en wie Eishockey, Eisschnelllauf, Eiskunstlauf oder Curl<strong>in</strong>g ausgetragen. Auf dem Cypress Mounta<strong>in</strong> werden sich die Snowboarder und Free-Styler messen. Der große Rest f<strong>in</strong>det im 125 Kilometer entfernten Whistler statt. <strong>Olympia</strong>s Herz schlägt <strong>in</strong> Whistler Im „Olympic Park“ von Whistler kämpfen die Langläufer, Biathleten, Skispr<strong>in</strong>ger und Komb<strong>in</strong>ierer um Edelmetall, im „Slid<strong>in</strong>g Centre“, f<strong>in</strong>den die Bob-, Rodel- und Skeletonbewerbe statt und die Skifahrer werden den Whistler Mounta<strong>in</strong> erobern. Rund 2850 Athleten und Betreuer werden im Olympischen Dorf von Whistler e<strong>in</strong>quartiert se<strong>in</strong>. In <strong>Vancouver</strong> s<strong>in</strong>d es nochmals 2800. Und auch die Medaillenzeremonien werden entgegen ersten Überlegungen nicht nur <strong>in</strong> <strong>Vancouver</strong>, sondern auch <strong>in</strong> Whistler abgehalten. <strong>Vancouver</strong> ist zwar die <strong>Olympia</strong>-Stadt, aber das olympische Herz schlägt <strong>in</strong> Whistler. Mitte der 1960-er Jahre lebten nur rund 25 Personen <strong>in</strong> Whistler. Dann wurde die Gegend als W<strong>in</strong>tersport-Gebiet entdeckt. 1966 fuhren die ersten Lifte, bereits 1968 wollte man die Olympischen W<strong>in</strong>terspiele austragen. Den Vorzug erhielt bekanntlich Grenoble. E<strong>in</strong>e weitere Bewerbung für die Spiele 1976 scheiterte ebenfalls. Heute zählt der Skiort auf 670 Meter über dem Meer knapp 10.000 E<strong>in</strong>wohner und ist mit 200 Pisten und 38 Liften das größte Skigebiet Nordamerikas, das jährlich von zwei Millionen Touristen besucht wird. Benannt ist Whistler übrigens nach dem Pfeifen des Murmeltiers (whistle = pfeifen), das hier <strong>in</strong> den warmen Monaten täglich grüßt. Mit e<strong>in</strong>er Schneehöhe von fast zweie<strong>in</strong>halb Metern braucht sich Whistler kaum Sorgen um se<strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ungsbild zu machen. <strong>Vancouver</strong> hat es da schon schwerer. Deshalb wurden <strong>in</strong> der Innenstadt 6000 bunte Fahnen auf die Straßenlaternen gehängt. Die grün-blauen Banner zeigen auf weißem Grund 18 verschiedene Sportmotive und grüßen die <strong>Olympia</strong>-Besucher mit dem Motto dieser Spiele: „With Glow<strong>in</strong>g Hearts“ (Mit glühenden Herzen). Eishockey-gold ist e<strong>in</strong>e Pflicht Ebenfalls Farbe <strong>in</strong>s Spiel werden zigtausende rote Fausthandschuhe br<strong>in</strong>gen. Mit ihnen wollen die Kanadier die heimischen Athleten anfeuern. Knapp e<strong>in</strong>e Million dieser roten „Mittens“ sollen <strong>in</strong> Umlauf gebracht werden. Ordentlich beansprucht dürften diese vermutlich im „General Motors Place“- Stadion werden. In der über 19.000 Zuschauer fassenden Heimstätte der „<strong>Vancouver</strong> Canucks“, die allerd<strong>in</strong>gs während <strong>Olympia</strong> <strong>in</strong> „Canada Hockey Place“ umbenannt wird (nachdem Austragungsorte laut IOC-Regeln ke<strong>in</strong>e Firmennamen tragen dürfen), geht das olympische Eishockey-Turnier über die Bühne. Und Eishockey ist hier anders als das Wetter. Kanadischer geht’s nicht. Was Wunder, dass Eishockey- Gold auf der Wunschliste der sportverrückten Gastgeber ganz oben steht. Das F<strong>in</strong>ale bei den Heimspielen ist e<strong>in</strong> Muss. Und dann soll e<strong>in</strong> Sieg her - am besten gegen die USA. Erstmals Eröffnungsfeier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Halle Spätestens dann werden die kritischen Stimmen über die auf knapp drei Milliarden Euro geschätzten Gesamtausgaben für die W<strong>in</strong>terspiele <strong>in</strong> <strong>Vancouver</strong> verstummen. Noch gibt es sie. Und sie werden mit dem H<strong>in</strong>weis begründet, dass die Stadt größere Probleme zu lösen hätte. So gibt es nirgendwo <strong>in</strong> Nordamerika im Verhältnis zur E<strong>in</strong>wohnerzahl mehr Drogenabhängige und Obdachlose als <strong>in</strong> <strong>Vancouver</strong>. Trotzdem: Die Mehrheit der <strong>Vancouver</strong>ites steht h<strong>in</strong>ter „ihren“ Spielen. Weil sie alles lieben, was mit Sport zu tun hat und weil sie überzeugt s<strong>in</strong>d, dass <strong>Olympia</strong> die beste Gelegenheit ist, ihre Stadt der ganzen Welt zu präsentieren - und <strong>Vancouver</strong> diese Chance professionell nützen wird. Die erste große Gelegenheit dazu bietet die Eröffnungsfeier im spektakulären „BC Place Stadium“ am morgigen Freitag. Die Milliarden Fernseh-Zuschauer rund um den Erdball werden dabei Zeugen e<strong>in</strong>es Novums: Erstmals <strong>in</strong> der Geschichte von <strong>Olympia</strong> f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e Eröffnungsfeier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Halle statt. Wer die Multi-Millionen-Dollar-Show <strong>in</strong> der weltweit größten Luftkissendach-Arena nicht verpassen will, der hat nur e<strong>in</strong>e Chance, wenn er sehr früh aufsteht. Das Spektakel beg<strong>in</strong>nt um 3 Uhr morgens unserer Zeit. Also raus aus dem eigenen Reich der Träume und re<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Traum „<strong>Vancouver</strong>“. 17 Tage bzw. Nächte lang.