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GFA, Unternehmerische Verantwortung bei ... - CSR WeltWeit

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<strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong><strong>bei</strong> Direktinvestitionen im Ausland<strong>GFA</strong> – Gesellschaftzur Förderung vonAuslandsinvestitionen e.V.


ImpressumBDI-Drucksache 358 ISSN 0407-8977Herausgeber:Gesellschaft zur Förderung von AuslandsinvestitionenBreitestraße 29 · 10178 BerlinRedaktion:Dr. Claudia WörmannDr. Gunter SchallTel.: (030)2028-1525Fax: (030)2028-2525E-Mail: g.schall@bdi-online.deInternet: www.bdi-online.deGesamtherstellung:DCM • Druck Center Meckenheimwww.druckcenter.deErschienen im Juni 2004


VorwortCorporate Social Responsibility (<strong>CSR</strong>) ist einpolitisches Top-Thema. International wird dieFrage unternehmerischer <strong>Verantwortung</strong> vorallem mit Blick auf das Nord- Süd-Verhältnisintensiv diskutiert. Zunehmend wird von denUnternehmen aus den hochindustrialisiertenLändern erwartet, dass sie <strong>bei</strong> Investitionen inSchwellen- und Entwicklungsländern soziale undökologische Standards setzen, die denen entsprechen,die <strong>bei</strong> uns gelten. Die Übernahmeunternehmerischer <strong>Verantwortung</strong> über reinbetriebswirtschaftliche Ziele hinaus wird allerdingshäufig gefordert, ohne dass immer Klarheitüber die Möglichkeiten und Grenzen besteht, dieUnternehmen in ihrem Tun gesetzt sind.Die Gesellschaft zur Förderung von Auslandsinvestitionensetzt sich seit 1956 für die Gestaltungbestmöglicher Rahmenbedingungen für deutscheAuslandsinvestoren ein. Eine Säule ist dasweltweite Netz bilateraler Investitionsförderverträge,die indirekt auch einen Beitrag zum Aufbaurechtsstaatlicher Strukturen in Entwicklungs- undSchwellenländern leisten. Die zweite Säule zurGestaltung der Rahmenbedingungen ist dieunternehmerische Aktivität selbst. Auslandsinvestitionen,das zeigen viele Beispiele und Studien,tragen in den Gastländern zur Verbesserunglokaler Lebens- und Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen, zuWachstum und damit zur Überwindung vonUnterentwicklung <strong>bei</strong>. Corporate Social Responsibilitywird da<strong>bei</strong> in vielen Facetten praktiziert.Oft sind es Großunternehmen, die sich auchöffentlich zum Leitbild der unternehmerischen<strong>Verantwortung</strong> bekennen und z. B. spezielleBerichte über ihre entsprechenden Aktivitätenherausgeben. Aber auch mittelständische Unternehmensind sehr engagiert, <strong>CSR</strong> in ihrerGeschäftstätigkeit sichtbar zu machen.Mit dieser Broschüre bezieht die Gesellschaft zurFörderung von Auslandsdirektinvestitionen Positionin der Diskussion um die verantwortlicheRolle der Unternehmen zur Gestaltung der Globalisierung.Es wird zum einen gezeigt, wie CorporateSocial Responsibility das unternehmerischeVerhalten beeinflusst. Zum anderen wirdüber die wichtigsten Regeln und Rahmenbedingungeninformiert, die von Seiten der Politik diegesellschaftliche <strong>Verantwortung</strong> der Unternehmendefinieren.Wichtig ist und bleibt, dass die Unternehmenihrer gesellschaftlichen <strong>Verantwortung</strong>, die sieüber rein gesetzliche Bestimmungen hinauswahrnehmen, freiwillig nachkommen können.Regulierungsambitionen und Standardisierungsind hier fehl am Platz. Sie würden unternehmerische<strong>Verantwortung</strong> eher verschütten als befördern.Freiwilligkeit <strong>bei</strong> der Übernahme unternehmerischer<strong>Verantwortung</strong> ist der Schlüssel zumErfolg auch <strong>bei</strong> Investitionen in Entwicklungsländern.Stefan OrtseifenPräsident der Gesellschaft zur Förderung vonAuslandsinvestitionen e.V. (<strong>GFA</strong>)Vorstand IKB Deutsche Industriebank⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐ 1 ⏐


Unternehmen brauchen Freiheit,um verantwortungsbewusst handelnzu könnenFreiheit in <strong>Verantwortung</strong> ist das Leitprinzipunternehmerischer Nachhaltigkeitsstrategien.Für Eigenverantwortung undEigeninitiative benötigen die Unternehmenausreichend Flexibilität. Nur auf freiwilligerBasis können sich die Unternehmenin einer Welt mit völlig unterschiedlichenkulturellen, wirtschaftlichen und rechtlichenVoraussetzungen für eine nachhaltigeEntwicklung einsetzen.„Die deutsche Industrie ist mit ihrer hohenPräsenz in der Weltwirtschaft in vordersterLinie in den Globalisierungsprozess eingebunden.Da ist es konsequent, dass sich dieIndustrie der Diskussion über die Chancenund Risiken der Globalisierung stellt.“(Dr. Michael Rogowski, Präsident desBundesverbandes der Deutschen Industrie e.V.)Wirtschaftliche Freiheit undunternehmerische <strong>Verantwortung</strong>Ein freiheitlich und solidarisch orientiertesGemeinwesen braucht die Bereitschaft jedesEinzelnen, sich für das Gemeinwohl zu engagieren.Dies gelingt am besten dann, wenn hinreichendRaum für Eigenverantwortung gelassenwird. Das gilt auch für Unternehmen, die Auslandsdirektinvestitionentätigen, denn in Deutschlandwie im Ausland gilt: Freiheit und <strong>Verantwortung</strong>gehören zusammen und sind genauso wieder Rechtsstaat fundamentale Konzepte. DerenUmsetzung kann immer nur orts- und zeitgebundenerfolgen. Damit variieren auch die Mittel undWege, mit denen <strong>Verantwortung</strong> verwirklicht wird.Jedes Unternehmen steht vor individuellenHerausforderungen, denen es mit maßgeschneidertenLösungen begegnen muss. Erfahrung,Ressourcen, Standort und Marktlage sind vonBranche zu Branche und von Unternehmen zuUnternehmen verschieden, umso mehr wennsich Geschäftstätigkeiten in anderen Regionenund Kulturen abspielen.Die Debatte über unternehmerische <strong>Verantwortung</strong>wird häufig unter dem Begriff CorporateSocial Responsibility (<strong>CSR</strong>) geführt. DieserBegriff mag erst im letzten Jahrzehnt allgemeineAufmerksamkeit erlangt haben, die Inhalte sindaber nicht neu. Der Begriff geht zurück auf Unternehmerin den USA, die am Beginn des 20. Jahrhundertsphilanthropische Beweggründe für ihrEngagement hatten. <strong>CSR</strong> meint auch die Sorgefür die mit dem Unternehmen verbundenen Stakeholder(Kunden, Mitar<strong>bei</strong>ter, lokale Gemeinschaften,etc.) und <strong>bei</strong>nhaltet Fragen der Wirtschaftsethikund des Umweltschutzes. DasThema selbst hat aber auch <strong>bei</strong> deutschen Unternehmenseit Beginn der Industrialisierung einelange Tradition.In der Bundesrepublik Deutschland spielt sichunternehmerische Tätigkeit in einem Rahmen ab,der durch eine Vielzahl von Gesetzen bestimmtwird. Doch auch jenseits dieser vorgegebenenSpielregeln hat die Übernahme unternehmerischer<strong>Verantwortung</strong> für die deutsche Industrieseit jeher einen hohen Stellenwert und ist ein festerBestandteil der Unternehmenspraxis. Oft sindes Großunternehmen, die sich öffentlich zumLeitbild der unternehmerischen <strong>Verantwortung</strong>bekennen und z. B. spezielle Berichte über ihreAktivitäten herausgeben. Auch die kleinen undmittleren Unternehmen sind sehr engagiert: Lauteiner Studie der Europäischen Kommission liegtder Anteil deutscher Mittelständler, die besonderessoziales Engagement zeigen, über dem EU-Durchschnitt. Die Unternehmen stellen sich alsoder Herausforderung, ihrem Umfeld in verantwortlicherund bewusster Weise Rechnung zutragen.Wirtschaftlicher Erfolg ist das Hauptziel unternehmerischenHandelns und notwendige Voraussetzungfür das gesellschaftliche Engagement derUnternehmen. Nur so kann die Wettbewerbsfähigkeitlangfristig erhalten werden. Da<strong>bei</strong> geht esum den Beitrag, den Unternehmen im Rahmenihrer Geschäftstätigkeit, z. B. durch Innovation,Investition oder die Schaffung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzenfür eine zukunftsfähige Gesellschaft leisten. Werhier gute Antworten präsentieren kann, ist automatischvorn im Wettbewerb um die Gestaltungder Zukunft. Unternehmen sind im Rahmen derfür sie geltenden Vorschriften und Gesetzezunächst sich selbst gegenüber verpflichtet. InWahrnehmung dieses Einzelinteresses wirdzugleich gesellschaftliche <strong>Verantwortung</strong> übernommen.Doch Unternehmen können mit ihren Leistungennicht die Versäumnisse der Politik ausgleichen.Die <strong>Verantwortung</strong>, im eigenen Land, aber auchgegenüber Partnern, international für die Einhaltungsozialer Rechte und der Umweltgesetzgebungzu sorgen, liegt nach wie vor <strong>bei</strong> den Regierungen.Neue Herausforderungen durchdie GlobalisierungDie Globalisierung hat die Chancen der Unternehmenerhöht. Gleichzeitig sind die Herausforderungenfür das unternehmerische Handeln⏐ 2 ⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐


komplexer geworden und die Erwartungen an dieunternehmerische <strong>Verantwortung</strong> gestiegen. Dierasante Entwicklung und Verbreitung der Kommunikationstechnologienund die damit verknüpftenumfassenden Möglichkeiten, sich zu informieren,haben zu einer verstärkten Bedeutungvon Reputation und Glaubwürdigkeit eines Unternehmensgegenüber Kunden, Mitar<strong>bei</strong>tern undKapitalgebern geführt.Viele Unternehmen sind nicht nur auf ihren Heimatmärktenaktiv, sondern auch durch Handelund Direktinvestitionen international tätig. DerLöwenanteil dieser Aktivitäten geschieht auf denMärkten der hochindustrialisierten Länder mithohen gesetzlichen Anforderungen in den BereichenUmwelt und Soziales. Die freiwillige Übernahmevon <strong>Verantwortung</strong> ist vor allem inSchwellen- und Entwicklungsländern wichtig.Insbesondere hier haben sich freiwillige Maßnahmenals effiziente Ergänzungen zu gesetzlichenRegelungen erwiesen.Wachsende Auslandsdirektinvestitionen– ein Beitrag zu globaler Entwicklungund UmweltschutzDeutsche Unternehmen sind mit ihren Direktinvestitionenweltweit vertreten, und zwar mitwachsender Tendenz. Der gesamte Investitionsbestanddeutscher multinationaler Unternehmenim Ausland lag Ende 2001 <strong>bei</strong> knapp 700 Mrd. €,allein 2002 nahm er um 26,1 Mrd. € zu. Im vergangenenJahrzehnt hat er sich insgesamt mehrals vervierfacht, wo<strong>bei</strong> auch verstärkt Entwicklungsländerin die internationale Ar<strong>bei</strong>tsteilungeinbezogen werden.Dieses Engagement erlaubt den Unternehmen,neue Absatzmärkte zu erschließen und vor OrtWertschöpfung zu betreiben. Den Gastländernwird so Zugang zu technologischem Know-howund modernen Managementmethoden ermöglicht.Junge Menschen werden nach den hohenStandards deutscher Unternehmen ausgebildet.So wird die Grundlage für einen qualifiziertenBerufsweg geschaffen, oft über dem lokalenNiveau. Darüber hinaus stärkt die Industrie auchals Abnehmer für lokale Zulieferer und als Steuerzahlerdie Wirtschafts- und Finanzstruktur inihren Gastländern.Wichtig ist auch der Beschäftigungseffekt dieserInvestitionen. Insgesamt werden in den ca.28 500 Auslandsstandorten deutscher Unternehmenüber 4,6 Mio. Ar<strong>bei</strong>tnehmer beschäftigt. Dasbedeutet mittelbar Einkommen und Lebensgrundlagefür weitere Millionen von Menschen –im Ausland wie auch in Deutschland. Internationaltätige Unternehmen investieren in Produktions-sowie Forschungs- und Entwicklungsstandorteund kaufen <strong>bei</strong> lokalen Firmen Waren undVorprodukte ein. Dadurch tragen sie zur Schaffungund Sicherung von Ar<strong>bei</strong>tsplätzen, zurFinanzierung sozialer Einrichtungen, zur Verbesserungdes Ausbildungsstandes und der Verbreitungumweltschonender Technologien undManagementmethoden <strong>bei</strong> und vermitteln Prinzipienwie Selbständigkeit, <strong>Verantwortung</strong> undEigeninitiative. Oftmals liegen die Löhne überdem landesüblichen Vergleichsniveau. In ihremEngagement gehen die Unternehmen oft über dielokalen gesetzlichen Anforderungen hinaus.Dadurch wird der Strukturwandel in Entwicklungsländernunterstützt, Technologietransferaktiv betrieben und die Wirtschaft gestärkt. AusländischeUnternehmen leisten also einen wertvollenBeitrag zur Verbesserung der lokalenLebens- und Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen, zu Wachstumund Wohlstand.Wie wachsender Wohlstand einer Volkswirtschaftverteilt wird, hängt allerdings von politischen Entscheidungenab. Sicher ist, dass eine Politik, dieein schlechtes Investitionsklima schafft, eine Erhöhungdes Wohlstands im vorhinein verhindert.Der politische Rahmen desAuslandsengagementsDie Aktivitäten multinationaler Unternehmenrücken immer mehr ins Blickfeld der Öffentlichkeit.Damit steigen auch die konkreten Anforderungenund Erwartungen, die von verschiedenengesellschaftlichen Gruppen an die Unternehmengestellt werden. Neben dem Beitrag zu wirt-„Die Unternehmen haben ebenfalls erkannt,dass <strong>CSR</strong> über Philanthropie hinausgeht undGegenstand strategischer Auseinandersetzungenist. Es existiert keine allgemeingültigeDefinition von <strong>CSR</strong>, da das Konzept immerwieder neu definiert wird, um wechselndenBedürfnissen und Zeiten gerecht zu werden.Es liegt <strong>bei</strong> jedem Unternehmen, die Werteund Prinzipien für die es steht, selbst zu definieren.“(Björn Stigson, Präsident des World BusinessCouncil for Sustainable Development(WBCSD))Deutsche Unternehmen übernehmenweltweit <strong>Verantwortung</strong>für eine nachhaltige EntwicklungDeutsche Unternehmen leisten auf freiwilligerBasis einen wichtigen Beitrag zurUmsetzung von Menschenrechten, Sozial-und Umweltstandards sowie zurBekämpfung von Korruption. Im Rahmenihrer Möglichkeiten berücksichtigen sieVerbraucherinteressen und fördern denTransfer von technologischem Know-howund modernen Managementmethoden.⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐ 3 ⏐


„Meine Überzeugung und Erfahrung ist, dassdie multinationalen Unternehmen so etwaswie trojanische Pferde sind, die auch Demokratieund Menschenrechte transportieren.“(Hans-Olaf Henkel, Präsident Leibniz-Gemeinschaft)„Gesellschaftliches Engagement zugunstender Menschenrechte ist unverzichtbar. Wirselbst wollen im Rahmen unserer jeweiligenMöglichkeiten aktiv an der Förderung undStärkung des weltweiten Schutzes der Menschenrechtemitwirken.“(Auszug aus der gemeinsamen Erklärung vonBundesregierung, BDI und BDA, DGB, ForumMenschenrechte und VENRO zum Thema„Internationaler Schutz der Menschenrechteund Wirtschaftstätigkeit“ von 2002)schaftlichem Wachstum wird von ihnen eine stärkere<strong>Verantwortung</strong> für die Einhaltung von Menschenrechtensowie die Einführung hoher SozialundUmweltstandards auch in den armen Regionendieser Welt gefordert.Unternehmen können mit ihren freiwilligen Leistungenaber nicht Versäumnisse der Politik ausgleichen.Die Durchsetzung von sozialen undökologischen Mindeststandards außerhalb desWirkungskreises multinationaler Unternehmenkann angesichts fehlender Kontrollmöglichkeitenund Kompetenzbefugnisse nicht deren Aufgabesein. Hier ist eine klare Aufgabenteilung notwendig:Die Regierungen sind gefordert, Rahmenbedingungenzu schaffen und sie tragen die <strong>Verantwortung</strong>,im eigenen Land, aber auch gegenüberPartnern für die Einhaltung sozialer Rechte undder Umweltgesetzgebung zu sorgen. Daher richtensich die Rahmenvorgaben internationalerOrganisationen in der Regel an Staaten, diediese umsetzen sollen. Erst im zweiten Schrittkann es dann um die Umsetzung durch die Unternehmeninnerhalb ihres Wirkungskreises gehen.Die internationalen Rahmenvorgaben konzentrierensich auf die folgenden vier Bereiche:MenschenrechteDie universelle Wahrung der Menschenrechte isteine der wichtigsten Herausforderungen der Globalisierungund eine der Leitlinien deutscherAußenpolitik. In der Allgemeinen Erklärung derMenschenrechte von 1948 haben sich die Mitgliedstaatender UN verpflichtet, auf die Achtungund Einführung der Menschenrechte hinzuwirken.Die Würde jedes einzelnen Menschen zuachten und rechtsstaatliche Verhältnisse zuschaffen, in denen sich die Menschenrechte entfaltenkönnen, sind als elementare ethischeGebote zugleich Voraussetzungen für nachhaltigepolitische Stabilität sowie für wirtschaftlicheund soziale Entwicklung in der Welt. Dies haltenauch der Internationale Pakt über wirtschaftliche,soziale und kulturelle Rechte sowie der InternationalePakt über bürgerliche und politischeRechte von 1966 fest. Menschenrechtsverletzungenberuhen vor allem auf Defiziten im politischenBereich. Sie müssen daher auf der politischenEbene angesprochen werden, von hiermüssen die Impulse kommen.Zugleich fordert die Allgemeine Erklärung derMenschenrechte jeden Einzelnen sowie alleOrgane der Gesellschaft und damit auch die wirtschaftlichenAkteure auf, zu der Verwirklichungdieses Ziels <strong>bei</strong>zutragen. Deutsche Unternehmenfühlen sich dadurch aufgerufen, alle in derErklärung festgeschriebenen Menschenrechte zufördern und durch ihre Anwendung im Geschäftsverkehrzu ihrer Anerkennung und Verwirklichung<strong>bei</strong>zutragen. Mit eigenen Initiativen versuchenmultinationale Unternehmen zur Umsetzung derMenschenrechte <strong>bei</strong>zusteuern. Umgekehrt solltenUnternehmen in ihrem Wirkungskreis daraufachten, dass von ihnen keine Menschenrechtsverletzungenmitzuverantworten sind. Auch fürdie Wirtschaft ist die Einhaltung der Menschenrechteals Grundlage politischer Stabilität einwichtiges Anliegen. Denn die Einschränkung vonpolitischen und wirtschaftlichen Freiheiten beeinträchtigtin der Regel auch die Interessen derinternational tätigen Unternehmen, <strong>bei</strong>spielsweisedurch die Einschränkung von Investitionsmöglichkeiten,von Freizügigkeit oder von Bildungsmöglichkeitenfür Ar<strong>bei</strong>tskräfte.Kernar<strong>bei</strong>tsnormenDie die konkreten Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen betreffendeDimension der Globalisierung wird von derInternationalen Ar<strong>bei</strong>tsorganisation (ILO) behandelt.In der Erklärung über die grundlegendenPrinzipien und Rechte <strong>bei</strong> der Ar<strong>bei</strong>t von 1998haben sich die Mitgliedstaaten der ILO ausdrücklichdazu verpflichtet, die Einhaltung der vierKernar<strong>bei</strong>tsnormen zu fördern und zu verwirklichen.Die Kernar<strong>bei</strong>tsnormen verlangen Vereinigungs-und Tariffreiheit, Beseitigung der Zwangsar<strong>bei</strong>t,tatsächliche Abschaffung der Kinderar<strong>bei</strong>tund Verbot der Diskriminierung in Beschäftigungund Beruf. Die Erklärung ist ein wichtiger Schrittin Richtung auf die weltweite Durchsetzung dieserPrinzipien und ihre Einbeziehung in das wirtschaftlicheund gesellschaftspolitische Handeln.⏐ 4 ⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐


Die Umsetzung dieser Kernar<strong>bei</strong>tsnormen in denUnternehmen wird durch die dreigliedrige ILO-Grundsatzerklärung über multinationale Unternehmenund Sozialpolitik, die 2000 aktualisiertwurde, gefördert. Auf dieser Basis bieten bereitsviele multinationale Unternehmen <strong>bei</strong> ihren Niederlassungenund Tochtergesellschaften in EntwicklungsländernAr<strong>bei</strong>tsbedingungen, die überdie jeweiligen nationalen oder lokalen Gepflogenheitenund Vorschriften hinausgehen. Dies wirdlangfristig die Situation in diesen Ländern positivbeeinflussen. Teilweise wirken sie sogar <strong>bei</strong> Vertragspartnern,Zulieferern und Lizenznehmern inEntwicklungsländern auf entsprechende Regelungenhin. Die Auswirkung der Globalisierungauf die grundlegenden Ar<strong>bei</strong>tsnormen hängtletztlich jedoch maßgeblich von der jeweiligenInnenpolitik der Gastländer ab.Globaler UmweltschutzAuch im Bereich des Umweltschutzes verfestigtsich der internationale Regelrahmen und stelltsomit konkrete Anforderungen und Erwartungenan das unternehmerische Handeln. Eine besondereRolle für die Lösung von grenzüberschreitendenUmweltproblemen spielen MultilateraleUmweltabkommen (MEAs) unter dem Dach derVereinten Nationen und ihrer Sonderorganisationen.MEAs betreffen auch das umweltbezogeneVerhalten von Unternehmen, da sie in nationalesRecht oder in freiwillige Selbstverpflichtungentransferiert werden. Wesentliche MEAs sind dasMontreal-Protokoll (1987) zu FCKW u. a., dieBasel-Konvention (1989) zur Entsorgung vonSondermüll oder das Kioto-Protokoll (1997) zurReduktion von Treibhausgasemissionen. So hatdie Basel-Konvention eine strenge Kontrolle vongrenzüberschreitenden Transporten von Sonderabfällenverabschiedet, die durch eine internationaleHaftungsregelung 1999 ergänzt wurde. DasKioto-Protokoll formuliert konkrete Ziele für dieReduktion der internationalen Treibhausgasemissionen,welches die deutsche Wirtschaftdazu veranlasste, die in der Selbstverpflichtungzur Reduktion der Treibhausgasemissionen definiertenZeit- und Mengenziele zu verschärfen.Der Einfluss von MEAs auf das unternehmerischeHandeln entsteht vor allem durch ihreAnwendung in den jeweiligen Unterzeichnerstaaten.Die Praxis zeigt, dass die Umsetzung derMEA-Ziele in Deutschland durch freiwilligeSelbstverpflichtungen sehr erfolgreich möglich istund dadurch zudem internationale Wettbewerbsverzerrungenaufgrund unterschiedlicherGeschwindigkeiten der MEA-Umsetzung reduziertwerden können. Gleichzeitig verwendenUnternehmen die MEA-Ziele als internationalenHandlungsmaßstab und beachten diese auch <strong>bei</strong>ihren Auslandsinvestitionen.Nachhaltige EntwicklungDas Prinzip der Nachhaltigkeit bedeutet den Ausgleichund die Integration ökonomischer, ökologischerund sozialer Ziele auch unter den Bedingungenglobaler <strong>Verantwortung</strong> und der Vorsorgefür nachfolgende Generationen. Politisch festgehaltenwurden die Ziele der Nachhaltigkeit in derAgenda 21, die 1992 auf der UN-Konferenz fürUmwelt und Entwicklung in Rio verabschiedetwurde, sowie in dem 2002 auf dem Weltgipfel fürnachhaltige Entwicklung beschlossenen Aktionsplanvon Johannesburg. Diese Wegweiser dernachhaltigen Entwicklung von Industrie- und Entwicklungsländernfür das 21. Jahrhundert wurdenvon der internationalen Staatengemeinschaftverabschiedet und sollen als Basis für die Politikder Mitgliedsstaaten dienen. In diesen Dokumentenwerden Staat, Gesellschaft und Wirtschaft alsdie Akteure für nachhaltige Entwicklung angesehen.Jedem Akteur wird eine konkrete Aufgabeund <strong>Verantwortung</strong> zugeschrieben, mit der er derNachhaltigkeit dienen soll. Beispielsweise sollenRegierungen optimale Rahmenbedingungenschaffen, unter denen die Effizienz von Produktionsprozessenverbessert oder nachhaltige Konsumgewohnheitenentwickelt werden können.Die Agenda 21 und vor allem der Aktionsplan vonJohannesburg betonen aber auch die <strong>Verantwortung</strong>der Privatwirtschaft für nachhaltige Entwicklung.Unternehmen sollen <strong>bei</strong> ihren Aktivitäten imIn- und Ausland dafür Sorge tragen, dass z. B.gute Ar<strong>bei</strong>tsbedingungen (im Sinne der ILO-„Wir sind uns einig, dass große wie kleineUnternehmen der Privatwirtschaft im Rahmenihrer legitimen Geschäftstätigkeit verpflichtetsind, zur Entwicklung gerechter und bestandfähigerGemeinwesen und Gesellschaften<strong>bei</strong>zutragen.“(Politische Erklärung vom Johannesburg)⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐ 5 ⏐


„Oberste Prämisse für die Wahrnehmung vonEigenverantwortung zur Förderung der nachhaltigenEntwicklung seitens der deutschenWirtschaft ist ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit.“(Dr. Udo Oels, Bayer AG <strong>bei</strong> der Eröffnungdes „German Business Day“ im Rahmen desWSSD, Johannesburg, 2002)„Die Weltorganisation freut sich drauf, einenoch engere Partnerschaft mit der Industrieaufzubauen und mit ihr zusammen die Zielezu erreichen, für die wir uns alle einsetzen:Frieden und Wohlstand.“(Kofi Annan, UN Generalsekretär)Kernar<strong>bei</strong>tsnormen) vorherrschen und umweltschonendagiert wird. Dieser unternehmerischeTeil der <strong>Verantwortung</strong> für nachhaltige Entwicklungwird in dem Aktionsplan von Johannesburgu. a. dahingehend spezifiziert, dass Unternehmenim Sinne einer Corporate Social Responsibility(<strong>CSR</strong>) handeln sollen. Diese <strong>CSR</strong> soll durchentsprechende Managementsysteme wahrgenommenund durch Berichterstattung transparentgemacht werden.Multinationale Unternehmenübernehmen <strong>Verantwortung</strong>Deutsche Unternehmen stellen sich weltweit denan sie gestellten Herausforderungen und übernehmen<strong>Verantwortung</strong> für ihr Handeln. DieUnternehmen tun dies freiwillig, da sie ein Eigeninteressean funktionierenden Gemeinwesen undan guter Zusammenar<strong>bei</strong>t mit lokalen Autoritätenhaben, <strong>bei</strong>spielsweise im Kampf gegen dieArmut. Sie treiben in ihrem Wirkungskreis einenachhaltige Entwicklung voran und bemühensich gemeinsam mit der Politik um stabile Rahmenbedingungen.Doch das Engagement derUnternehmen muss immer in den wirtschaftlichenKontext passen und die Kultur und Tradition desjeweiligen Landes berücksichtigen. Es geht alsodarum, innovative Lösungenfür die regionalen oder lokalenAusprägungen bestimmterWege zur Wahrnehmung unternehmerischer <strong>Verantwortung</strong>sollten innerhalb des UnternehmensProbleme zu finden. GoodgefundenwerdenPractice-Beispiele erweisenDas Engagement des Unternehmens muss in den wirtschaftlichenKontext passen und die Kultur und Tradition des jeweiligensich hier<strong>bei</strong> als beste Lösung.Sie haben Vorbildfunktion,Landes berücksichtigen. Grundsätzlich muss es den Unternehmenselbst überlassen bleiben, ob und wie sie ihre Prinzipien inindem sie zeigen, dass verantwortlichesunternehmerischesHandeln zu Wettbe-internen Kodizes festschreiben bzw. mit Hilfe von Managementsystemenumsetzen. Jedes Unternehmen sollte sich mit diesemwerbsvorteilen führen kannThema auseinandersetzen.und regen so andere Unternehmenzur Nachahmung an.Wichtige Beispiele für Good-Practice-Plattformenvon weltweiter Bedeutung sind die Corporate Citizenship-Initiativedes WEF und des WBCSDsowie der Global Compact, der 1999 von UN-Generalsekretär Kofi Annan initiiert wurde. Siedienen dem <strong>bei</strong>derseitigen Nutzen der Teilnehmer:Unternehmen profitieren von der übergreifendenExpertise und den Erfahrungen, währendsie ihren betriebswirtschaftlichen Sachverstand<strong>bei</strong>steuern.Insbesondere der Global Compact hat sich zumZiel gesetzt, einen weltweiten Beitrag zu nachhaltigemWachstum und zu vorbildlichem Handelnvon Seiten der Unternehmen zu leisten. Zugleichist der Global Compact ein Versuch, Unternehmenauf freiwilliger Basis in die Umsetzung internationalerRechtsnormen einzubinden. Er basiertauf der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte,den ILO-Kernar<strong>bei</strong>tsnormen sowie derAgenda 21. Die insgesamt neun Grundprinzipienfordern die beteiligten Unternehmen auf, sich <strong>bei</strong>ihren weltweiten Aktivitäten verstärkt für dieBerücksichtigung der Kernwerte im Bereich derMenschenrechte, Ar<strong>bei</strong>tsrechte und Umweltstandardseinzusetzen. Unternehmen sollen sichnach diesen allgemein anerkannten Normen richtenund so Vertrauen in die Strukturen der Weltwirtschaftschaffen. Seit ihrer Gründung durchUN-Generalsekretär Kofi Annan sind der Initiativeweltweit bereits mehr als 1000 Unternehmen <strong>bei</strong>getreten.Allerdings ist der Beitritt zum GlobalCompact nicht Voraussetzung für verantwortungsvollesHandeln der Unternehmen, sondernnur ein mögliches Ergebnis.UnternehmenskodizesAuf Unternehmensebene haben viele internationalaktive Unternehmen ihre eigenen Kodizesausgear<strong>bei</strong>tet, deren Umsetzung die angemesseneBerücksichtigung ökologischer und sozialerAspekte <strong>bei</strong> ihren nationalen und internationalenAktivitäten gewährleisten soll. Eine Überwachungder Einhaltung der Kodizes erfolgt überwiegendunternehmensintern. Hierfür wird vielfach einumfassendes Berichts- und Kontrollsystem aufgebaut.Da<strong>bei</strong> können Verstöße gegen die Regelungenund Richtlinien des Unternehmens bis zuDisziplinarmaßnahmen und Beendigungen vonBeschäftigungsverhältnissen führen. Verständli-⏐ 6 ⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐


cherweise haben sich zunächst einmal große,global ar<strong>bei</strong>tende Unternehmen dem ThemaKodizes zugewendet. Doch auch mittlere undkleinere Unternehmen haben inzwischen die Notwendigkeiterkannt, im Rahmen ihres Risikomanagementssolche Werte- und Umsetzungsprogrammezu entwickeln. Derartige Programmekönnen <strong>bei</strong> kleineren Unternehmen einfacher,weniger komplex und weniger formell sein. Aberjedes Unternehmen, das mit Auslandstöchternauf dem internationalen Markt tätig ist, sollte sich– unabhängig von seiner Größe – mit diesemThema auseinandersetzen.SelbstverpflichtungenFreiwillige Selbstverpflichtungen bzw. vereinbarungennehmen ergänzend zu rechtlichen Regelungenund fiskalischen Instrumenten eine zentraleRolle ein. Durch kooperatives Handelnübernehmen die Wirtschaft als Ganzes oder einzelneBranchen <strong>Verantwortung</strong> für eine nachhaltigeEntwicklung. Schwerpunkt für die Anwendungvon Selbstverpflichtungen bildet dervorsorgende Umwelt-, Verbraucher- undGesundheitsschutz, insbesondere dort, wo Ordnungsrechtnicht oder nur begrenzt einsetzbar ist.Freiwillige Selbstverpflichtungen genießen einegroße Akzeptanz <strong>bei</strong> den Unternehmen: Sie sindsehr flexibel, da nur Ziele und keine Wege vorgegebenwerden und sie lösen damit spezifischeBranchenprobleme nicht nur effizienter, sondernzum Teil auch schneller. Zudem können, stattzusätzlichen Verwaltungsaufwand zu schaffen,zur Umsetzung Marktkräfte genutzt werden, daSelbstverpflichtungen auf dem Prinzip der Eigenverantwortungberuhen. Die Erar<strong>bei</strong>tung undUmsetzung erfolgt häufig mit Hilfe von Unternehmen,Verbänden und Gewerkschaften, wodurchKonsens und Erfahrungsaustausch gewährleistetsind.Seit über 20 Jahren haben sich in DeutschlandSelbstverpflichtungen, insbesondere im Umweltbereich,zu einem politisch bedeutsamen undwirtschaftlich effizienten Instrument etabliert. ProminenteBeispiele hiefür sind die Klimaschutzerklärungder deutschen Wirtschaft, die eineReduzierung von spezifischen Treibhausgasemissionenverfolgt, oder die Verpflichtung derChemischen Industrie zur stufenweisen Einstellungder Produktion von FCKW.Der Erfolg von freiwilligen Initiativen hängt jedochimmer von den staatlichen Rahmenbedingungenab. Darauf weist auch eine OECD-Studie zur Wirkungfreiwilliger Selbstverpflichtungen hin. FreiwilligeInitiativen der Wirtschaft können nur danngut funktionieren, wenn die Politik ebenfalls ihrer<strong>Verantwortung</strong> gerecht wird.ZulieferketteUnternehmen übernehmen <strong>Verantwortung</strong> inihrem geschäftlichen und gesellschaftlichenUmfeld. Dies gilt auch für die Zulieferkette. Unternehmenar<strong>bei</strong>ten zusammen mit ihrer Zulieferkettean der Förderung von Grundsätzen unternehmerischer<strong>Verantwortung</strong>. Starke langfristigeBeziehungen mit diesen Geschäftspartnern helfen<strong>bei</strong> der Entwicklung nachhaltiger Managementpraktiken.Allerdings ist die Einflussnahmeder Unternehmen auf die Zulieferkette durch eineReihe praktischer Probleme beschränkt. Denndie Möglichkeiten eines Unternehmens, Grundsätzeunternehmerischer <strong>Verantwortung</strong> auchüber den eigenen Betrieb hinaus zu fördern, hängenvon der Industrie, in der es tätig ist, derAnzahl der Zulieferer, der Struktur und Komplexitätder Zulieferkette und der Marktposition desUnternehmens ab. Oftmals ist es weder ökonomischnoch logistisch machbar, alle Zulieferer<strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong>bleibt auf den jeweiligen WirkungskreisbeschränktUnternehmen prägen ihr Umfeld und übernehmenentsprechend <strong>Verantwortung</strong> für diegesellschaftliche Entwicklung und die Umsetzunggesellschaftlicher Ziele. Starke langfristigeBeziehungen mit den Zulieferern helfen,dieses <strong>Verantwortung</strong>sbewusstsein auchaußerhalb des Unternehmens zu verankern.Eine Kontrolle aller Zulieferer und Unterauftragnehmerist aber in der Regel weder ökonomischnoch logistisch möglich.„Unsere Ideen, Technologien und unser Handelndienen den Menschen, der Gesellschaftund der Umwelt. Integrität bestimmt denUmgang mit unseren Mitar<strong>bei</strong>tern, Geschäftspartnernund Aktionären. Die Mitar<strong>bei</strong>terinnenund Mitar<strong>bei</strong>ter sind die Quelle unseresErfolgs. Wir ar<strong>bei</strong>ten in einem weltweitenNetzwerk des Wissens und des Lernenszusammen. Unsere Unternehmenskultur istgeprägt von der Vielfalt der Menschen undKulturen, von offenem Dialog, gegenseitigemRespekt, klaren Zielen und entschlossenerFührung.“(Auszug Siemens Leitbild)⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐ 7 ⏐


„Die Unternehmen sollten der erklärten Politikder Länder, in denen sie tätig sind, voll Rechnungtragen und auch die Meinungen deranderen Unternehmensbeteiligten in Betrachtziehen. Die Unternehmen sollten in dieserHinsicht [...] ihre Geschäftspartner, einschließlichZulieferfirmen und Unterauftragnehmer,wo praktikabel, zur Anwendung vonGrundsätzen der Unternehmensführungermutigen, die im Einklang mit den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmenstehen.“(Auszug aus den OECD-Leitsätzen für MultinationaleUnternehmen)und Unterauftragnehmer zu kontrollieren. Diegewählten Wege sind daher genauso vielfältigwie die Herausforderungen, vor denen die Unternehmenim Einzelfall stehen. Folglich kann dieZusammenar<strong>bei</strong>t auch hier nur auf freiwilligerBasis erfolgen. Oberste Prämisse bleibt die internationaleWettbewerbsfähigkeit der Unternehmen.Nur wettbewerbsfähige Unternehmen könnensich in ihrer Zulieferkette Vereinbarungen zurUmsetzung höherer Sozial- und Umweltstandardsleisten.Politische Initiativen zur Förderungund Flankierung unternehmerischer<strong>Verantwortung</strong>LeitlinienEin nützliches Instrument, mit dem Regierungenund internationale Organisationen ihre Erwartungenan multinationale Unternehmen formulierenund einen Rahmen für verantwortungsbewusstesHandeln abstecken, sind Leitlinien. In ihrergeschäftlichen Praxis orientieren sich die Unternehmenvielfach daran. Sie verwenden diese <strong>bei</strong>spielsweise<strong>bei</strong> der Erstellung eigener Unternehmenskodizes.Mit der Orientierung aninternational anerkannten Leitlinien tragen dieUnternehmen dazu <strong>bei</strong>, teilweise bestehendeBefürchtungen und Vorbehalte gegen ihre Auslandsaktivitätenabzubauen und das Vertrauenzwischen ihnen und der Bevölkerung in denjeweiligen Ländern zu festigen. Damit leisten sieeinen wichtigen Beitrag zur Verbesserung desInvestitionsklimas in Transformations- und Entwicklungsländern.Orientierung geben statt VorschriftenerlassenGood-Practice-Beispiele, externe Kodizes,Leitlinien oder Standards können den Unternehmeneine Orientierung geben, um internePrinzipien zu formulieren und Managementsystemezu errichten. Welchen der zahlreichenEmpfehlungen in welchem Umfanggefolgt werden soll, müssen die Unternehmenfallspezifisch entscheiden können. ZumTeil entstehen durch zusätzliche Verpflichtungennur zusätzliche Kosten, ohne die konkretenBeiträge der Unternehmen für eine nachhaltigeEntwicklung zu verbessern.Leitlinien sind ein Orientierungsrahmen fürBenchmarks und Best Practices. Die Umsetzungmuss freiwillig bleiben, eine Verknüpfung mit Förderinstrumenten,wie z. B. Exportkreditversicherungenist abzulehnen. Es muss gewährleistetsein, dass die Förderung der Anwendung vonLeitlinien mit Augenmaß betrieben wird und <strong>bei</strong>der Behandlung von Problemfällen stets entsprechendden Grundsätzen der Verhältnismäßigkeitund Praxisorientiertheit verfahren wird. Ansonstenerzeugen Leitlinien für multinationale Unternehmenlediglich mehr Bürokratie ohne praktischenNutzen im Vergleich zu internen Kodizesoder freiwilligen Selbstverpflichtungen. Vielmehrbleiben Wachstum, Wohlstand und Beschäftigungdurch die Verabschiedung neuer, die Wettbewerbsfähigkeiterschwerende Leitlinien unddie permanente Steigerung der Bürokratie aufder Strecke. Dies widerspricht der Vorstellung,dass die wirtschaftliche Entwicklung eine gleichwertigeSäule der Nachhaltigkeit ist.Leitlinien sind ein Orientierungsrahmen fürBenchmarks und Best Practices. Die Umsetzungmuss freiwillig bleiben, eine Verknüpfung mit Förderinstrumenten,wie z. B. Exportkreditversicherungenist abzulehnen. Es muss gewährleistetsein, dass die Förderung der Anwendung vonLeitlinien mit Augenmaß betrieben wird und <strong>bei</strong>⏐ 8 ⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐


der Behandlung von Problemfällen stets entsprechendden Grundsätzen der Verhältnismäßigkeitund Praxisorientiertheit verfahren wird. Ansonstenerzeugen Leitlinien für multinationale Unternehmenlediglich mehr Bürokratie ohne praktischenNutzen im Vergleich zu internen Kodizesoder freiwilligen Selbstverpflichtungen. Vielmehrbleiben Wachstum, Wohlstand und Beschäftigungdurch die Verabschiedung neuer, die Wettbewerbsfähigkeiterschwerende Leitlinien unddie permanente Steigerung der Bürokratie aufder Strecke. Dies widerspricht der Vorstellung,dass die wirtschaftliche Entwicklung eine gleichwertigeSäule der Nachhaltigkeit ist.Beispiel: OECD-Leitsätze für multinationaleUnternehmenDas umfassendste Beispiel für einen solchen aufmultilateraler Ebene abgestimmten Orientierungsrahmenfür verantwortungsbewusstesunternehmerisches Verhalten sind die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen. Dieserichten sich an alle im Ausland aktiven Unternehmenund deren Tochtergesellschaften. Die Leitsätzesollen ausdrücklich nicht als Ersatz fürnationales Recht dienen. Vielmehr fordern sie dieUnternehmen auf, freiwillig zur wirtschaftlichen,sozialen und ökologischen Entwicklung derjeweiligen Gastländer <strong>bei</strong>zutragen.Besonderen Status erhalten die Leitsätzedadurch, dass sich die Regierungen von 36Industrieländern, aus denen gut 90 % der grenzüberschreitendenDirektinvestitionen stammen,zu ihrer Förderung verpflichtet und nationaleKontaktstellen zur Kontrolle der eingegangenenVerpflichtungen eingerichtet haben. In Deutschlandist die nationale Kontaktsstelle <strong>bei</strong>m Bundesministeriumfür Wirtschaft und Ar<strong>bei</strong>t im ReferatAuslandsinvestitionen angesiedelt. DieGesellschaft zur Förderung von Auslandinvestitionenempfiehlt den deutschen Unternehmen,sich <strong>bei</strong> ihrem Auslandsengagement an denOECD-Leitsätzen zu orientieren, um die ökologischeund soziale Entwicklung ihrer Gastländerzusätzlich zu fördern.StandardsDie von nationalen oder internationalen Normungsorganisationen(z. B. DIN oder ISO) erar<strong>bei</strong>tetenStandards sind ein tragendes Elementder industrialisierten Gesellschaft, da sie der AllgemeinheitInformationen über technische Sachverhaltezur Verfügung stellen. Standards gebenAuskunft über die Qualität von Produkten undDienstleistungen und helfen <strong>bei</strong> der technischpraktischenUmsetzung rechtlicher Pflichten.Unter bestimmten Bedingungen können Standardsauch genutzt werden, um unternehmerische<strong>Verantwortung</strong> im Management zu integrieren.Mit der weitgehend akzeptierten Familie derISO 9000-Qualitätsstandards und der ISO14001-Umweltmanagementstandards stehen fürdie ökologischen Aspekte unternehmerischer<strong>Verantwortung</strong> umfangreiche Managementsystemezur Verfügung. Ihre Anwendung bietet denUnternehmen einen Orientierungsrahmen <strong>bei</strong>Umwelt-, Gesundheits- und Verbraucherschutz.Insbesondere im internationalen Kontext hat sichihre Durchsetzung allerdings nur in Einzelfällenals sinnvoll erwiesen.„Die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmenbilden den Orientierungsrahmen fürdie globalen Aktivitäten von Volkswagen.“(Volkswagen Umweltbericht 2003 / 2004)Die Kapitel der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen– Allgemeine Grundsätzeu.a. Respekt der Menschenrechte– Offenlegung von Informationenu. a. Informationen über Tätigkeit, Struktur, Finanzlage, Geschäftsergebnisse– Beschäftigung/Sozialpartneru.a. Vertretung durch Gewerkschaften; Beseitigung von Kinder- und Zwangsar<strong>bei</strong>t– Umweltu.a. Einrichtung eines Umweltmanagementsystems; Schulung der Mitar<strong>bei</strong>ter– Bekämpfung der Korruptionu.a. keine Zahlungen an Amtsträger und an Ar<strong>bei</strong>tnehmer von Geschäftspartnern– Konsumentenu.a. Sicherstellen der Produktesicherheit, Behandlung von Beschwerden– Wissenschaft und Technologieu.a. Förderung von Know-how-Transfers– Wettbewerbu.a. keine wettbewerbswidrigen Absprachen– Besteuerungu.a. pünktliche Zahlung von Steuerschulden⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐ 9 ⏐


„<strong>CSR</strong> hat klare Bezüge zum Binnenmarkt, dienach mehr Vereinheitlichung, Transparenzund Glaubwürdigkeit der <strong>CSR</strong>-Instrumenteverlangen. In dem Maße, wie <strong>CSR</strong> sich voneinem Nischenthema zu einem allgemeinenAnsatz für besseres Unternehmensmanagemententwickelt, brauchen wir auch entsprechendeSpielregeln. Dies sollte jedoch nichtüberraschen, da die Unternehmen selbstSpielregeln verlangen.“(Anna Diamantopoulou, Kommissarin fürAr<strong>bei</strong>t und Soziales, Rede im Rahmen der<strong>CSR</strong>-Konferenz der italienischen Ratspräsidentschaft,Venedig 14. November 2003)Engagement der Unternehmenkann <strong>Verantwortung</strong> der Politikergänzen, nicht ersetzenDie Politik ist aufgefordert, weltweit einenordnungspolitischen Rahmen zu schaffen,der die Grundlage für unternehmerischesHandeln bietet und so den UnternehmenRaum für freiwilliges Engagement öffnet.Hierzu gehört auch die effektive Durchsetzungder Menschenrechte sowie grundlegenderSozial- und Umweltstandards. Da<strong>bei</strong> giltder Grundsatz der Subsidiarität, da so denGegebenheiten vor Ort am besten Rechnunggetragen werden kann. Bei Maßnahmen, dieUnternehmen aus eigener <strong>Verantwortung</strong> zurErreichung dieser und darüber hinausgehenderZiele ergreifen, ist das Ergebnis entscheidendund nicht der Weg dorthin. Rechtlichfixierte Standards, die einzelne Elementeunternehmerischer <strong>Verantwortung</strong> vorgeben,werden daher abgelehnt. Die Politik solltesich vielmehr auf die Definition von Zielenbeschränken.Da Standards für technische Bereiche konzipiertsind, ist ihre Entwicklung nicht für alle Bereicheunternehmerischer <strong>Verantwortung</strong> zielführend.Soziales Engagement ist ein Kerngebiet unternehmerischerEntscheidungen und guter Führung,das sich im Gegensatz zu etabliertenManagementstandards im Bereich des QualitätsundUmweltschutzes nur in sehr geringemUmfang anhand formaler Aspekte wie Zahlen undProzesskonformität überprüfen lässt. Standardswären hier entweder zu generell gehalten oder zukomplex, um von ihren Nutzern angewendet zuwerden.Um erfolgreich zu sein, benötigt ein Standardpräzise und gut abgestimmte Inhalte. Allein denUmfang einer allgemeinen Standardisierungunternehmerischer <strong>Verantwortung</strong> zu bestimmenist unmöglich. Allgemein gültige Grundsätzeunternehmerischer <strong>Verantwortung</strong> müssten aufWerten begründet sein. Die Interpretation dieserWertvorstellungen ist zwischen den Nationen undKulturen durchaus unterschiedlich. Gerade imBereich der Sozialpolitik sind kulturelle Unterschiedebesonders bedeutend. Zudem birgt dieVereinheitlichung unternehmerischer <strong>Verantwortung</strong>durch Standards die Gefahr, dass Unternehmenin ein „Korsett“ gezwängt werden, wodurchmaßgeschneiderte, branchenspezifische undbesonders effiziente Lösungen an Bedeutungverlieren. Weltweite Standards kämen vielleichtden Interessen von Industrieländern zugute, würdenEntwicklungsländern aber die Chancen nehmen,die Globalisierung gleichberechtigt zur wirtschaftlichenEntwicklung zu nutzen.Die Vielzahl bestehender Initiativen von Unternehmenzeigt außerdem, dass Standards für dieÜbernahme unternehmerischer <strong>Verantwortung</strong>überflüssig sind. Unternehmen mit guter Führungsind sich der Notwendigkeit sozialer und umweltbewusster<strong>Verantwortung</strong> sowie gesellschaftlichenEngagements für nachhaltigen Erfolgbewusst. Nach dieser Philosophie geführteUnternehmen sind im Allgemeinen erfolgreicher.Die Übernahme gesellschaftlicher <strong>Verantwortung</strong>findet also im Wettbewerb statt.<strong>CSR</strong>-Bestrebungen der EuropäischenKommissionAuf europäischer Ebene wurde Corporate SocialResponsibility zu einem politischen Gestaltungsfeld,seitdem die Europäische Kommission im Juli2001 ein Grünbuch mit dem Titel „EuropäischeRahmenbedingungen für die soziale <strong>Verantwortung</strong>der Unternehmen“ verabschiedet hat. Darindefiniert die Kommission den Begriff <strong>CSR</strong> undgestaltet ihn mit konkreten Maßnahmen aus. DasKonzept <strong>CSR</strong> soll laut Grünbuch den Unternehmenals Grundlage dienen, soziale und ökologischeBelange auf freiwilliger Basis in ihre Tätigkeitenund in die Wechselbeziehungen mit denStakeholdern zu integrieren. Das Grünbuch eröffneteunter anderem die Diskussion, wie eserreicht werden kann, dass alle am Unternehmenbeteiligten Gruppen in einen strukturierten Dialogtreten können. Konkrete Vorschläge darauf hatdie Europäische Kommission ein Jahr später inihrer entsprechenden Mitteilung „Zur sozialen⏐ 10 ⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐


<strong>Verantwortung</strong> der Unternehmen: Ein Unternehmens<strong>bei</strong>tragzur nachhaltigen Entwicklung“gemacht. Auf Grundlage dieser Vorschlägewurde Ende 2002 das Europäische Multistakeholder-Forumetabliert, welches den Dialog zwischenUnternehmen und Stakeholdern erleichternsoll und über die zukünftige Rolle undAufgaben der „relevanten Akteure“ diskutiert. ImSommer 2004 sollen die Ergebnisse des Forumsin einem Bericht präsentiert werden. Noch istoffen, was Ziel dieses Prozesses sein soll. Komplexitätund Vielfalt der diskutierten Unternehmens<strong>bei</strong>spielehaben gezeigt, dass die Entwicklungeinheitlicher <strong>CSR</strong>-Leitlinien, wie sie derKommission sowie vielen Gewerkschaften undNGOs vorschweben, nicht sinnvoll ist.Klar ist: Eine europäische Initiative muss die globaleDimension der heutigen Wirtschaftsverflechtungenberücksichtigen. Wenn aber, wie es dasGrünbuch betont, <strong>CSR</strong> zur Verwirklichung derLissabon-Strategie <strong>bei</strong>tragen soll, dann mussdas Konzept die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmenfördern, statt sie zu beeinträchtigen. Mitzusätzlicher Regulierung kann das nicht gelingen.Marktwirtschaftliche Impulsefür eine nachhaltigeEntwicklungGlaubwürdigkeit ist wichtigUm die Glaubwürdigkeit ihres Engagements zustärken, müssen Unternehmen daher mehr undmehr in der Lage sein, die Auswirkungen ihrerTätigkeit auf Umwelt, Gesellschaft und Mitar<strong>bei</strong>terumfassend im Rahmen ihrer Managementverfahrenzu berücksichtigen und über diese in einersachgerechten und transparenten Form zu kommunizieren.Das hierfür geeignete Instrumentariumist jedoch sehr stark vom Einzelfall abhängigund kann daher nicht starr vorgegeben werden.Transparenz kann durch verschiedene Monitoringverfahrengewährleistet werden. Diese sindallerdings nur <strong>bei</strong> maßgeschneiderten, unternehmens-oder branchenspezifischen Lösungen effizient.Denn: Je stärker das Monitoring vereinheitlichtwird, desto größeres Gewicht gewinnenquantitative Kriterien. Qualitative Kriterien, welcheinsbesondere im Sozialbereich von Bedeutungsind, verlieren dagegen an Gewicht. Eineeffiziente Erfolgskontrolle erfolgt in der Regelüber internes Monitoring. Einige Unternehmenziehen aber auch eine externe Kontrolle oderZertifizierung vor.Zertifizierungssysteme führen aber nicht zwangsläufigzu einem Zuwachs an Glaubwürdigkeit undbergen zudem die Gefahr, dass die mechanischeAbfrage zentral definierter Kriterien und das Vorliegenbürokratischer Verfahren in den Mittelpunktder entsprechenden unternehmensinternenAktivitäten tritt. Die bisherigen Erfahrungenzeigen vielmehr, dass interne Spielregeln starkgenug sind, die Einhaltung der Ziele zu bewirken.Im Lebensmittel- und Textilsektor haben sichGütesiegel (zum Beispiel das „TransFair“-Siegelfür Kaffee, Tee oder Kakao und das „Rugmark“-Siegel für Teppiche) etabliert. Sie geben denKonsumenten Aufschluss über die Produktionsbedingungen.Große Unterschiede bestehenallerdings hinsichtlich Zertifizierung, Vergabe,Verwendung, ar<strong>bei</strong>tspolitischem Regelungsinhalt,Transparenz, Finanzierung und Überwachung.Denn auch hier gilt: Individuelle Problemeerfordern individuelle Lösungen.Wachsende Bedeutung der öffentlichenMeinungMultinationale Unternehmen stehen wegen ihrerFinanzkraft, des Umsatzvolumens, der Mitar<strong>bei</strong>-<strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong>muss glaubwürdig seinEs bestehen zahlreiche Möglichkeiten, verantwortungsbewusstesHandeln glaubwürdigzu kommunizieren. In Einzelfällen könnenMonitoringverfahren und ZertifizierungssystemeTransparenz schaffen und so dieGlaubwürdigkeit des unternehmerischenEngagements verbessern. Dies ist aber nichtzwangsläufig der Fall.„Lasst uns die Kraft des Marktes mit der Autoritätvon allgemeingültigen Idealen vereinigen.Lasst uns die kreativen Kräfte privaterUnternehmer mit den Bedürfnissen derBenachteiligten und der künftigen Generationenverbinden. Lasst uns sicherstellen, dassder Wohlstand die Armen erreicht. Lasst unseinen aufgeklärten Weg zu unserem höchstengemeinsamen Ziel wählen: Ein globalerMarktplatz, der für alle offen ist und jedenbegünstigt.“(Kofi Annan, UN Generalsekretär)⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐ 11 ⏐


„Ich glaube überhaupt nicht daran, dass mandie globalen Probleme auch global lösenkann. Auch die Natur löst globale Probleme,indem sie lokal etwas verändert, auf eine solcheArt und Weise, die allmählich in größereDimensionen hereinwächst.“(Hans-Peter Dürr, dt. Physiker, 1987 alternativerNobelpreis)terzahl und ihrer weltweiten Präsenz unter einerbesonders kritischen Beobachtung von Politikund Öffentlichkeit. Zahlreiche Politiker beklageneinen schwindenden Einfluss auf die Aktivitätenmultinationaler Unternehmen. NGOs werfen denUnternehmen häufig mangelndes Verständnisund Engagement für die ökologischen und sozialenBelange vor Ort vor, insbesondere in Entwicklungs-und Schwellenländern. Vielfach steht der –zumeist unbegründete – Vorwurf im Raum, siewürden vor allem ins Ausland gehen, um diehohen Sozial-, Ar<strong>bei</strong>ts- und Umweltstandards inder Heimat zu unterlaufen. Oftmals wird da<strong>bei</strong>vergessen, dass Entwicklungsländer ihrerseitsauf ausländisches Kapital angewiesen sind.Skepsis und Besorgnis in der Bevölkerung werdenzusätzlich durch eine diffuse und zunehmendeAngst vor der Globalisierung verstärkt. Gleichzeitigsorgen neue, global vernetzteKommunikationstechnologien für eine immerraschere Verbreitung von Informationen, auchüber soziale und ökologische Missstände.Die internationalen Aktivitäten eines Unternehmensrücken also immer stärker ins Blickfeld derÖffentlichkeit und prägen damit das Image desUnternehmens. Dies ist von großer Bedeutung,da der ökonomische Erfolg insbesondere im Konsumgüterbereichzunehmend auch von derReputation des Unternehmens abhängt. Beispielsweisewird in Deutschland <strong>bei</strong> 87% derUnternehmen das Image evaluiert. Gut die Hälfteder Unternehmenslenker sieht einen unmittelbarenZusammenhang zwischen Image undUmsatz. Verändertes Konsumverhalten und dieGlobalisierung der Märkte und Wertschöpfungskettenrücken unternehmerische <strong>Verantwortung</strong>auch unter diesem Aspekt in den Vordergrund.Von multinationalen Unternehmen wird dahermehr und mehr erwartet, dass sie offen legen,unter welchen Umwelt- und Ar<strong>bei</strong>tsbedingungensie ihre Produkte im Ausland herstellen. Transparenzkann die Reputation eines Unternehmensalso deutlich erhöhen. Zudem kann ökologischund sozial verantwortungsvolles Handeln derUnternehmen die Chancen für Produkte auf demWeltmarkt verbessern: die Motivation der Mitar<strong>bei</strong>ter,die Qualität des Produktes, die Bereitschaftder Investoren, all diese Gesichtpunktewerden dadurch positiv beeinflusst. Ein sozialverträglichesHandeln und eine ökoeffiziente Produktionkönnen also auch handfeste wirtschaftlicheVorteile für Unternehmen bieten.Nachhaltiges InvestmentberücksichtigenAuch bestimmte Anlegergruppen an den Börsenlegen zunehmend Wert auf Unternehmen, dieneben dem reinen Shareholder-Value auch aufsoziale und ökologische Belange achten, um dasInvestment langfristig erfolgreich und tragfähig zumachen. Vielfach sind Unternehmen, die sicheiner nachhaltigen Entwicklung verpflichten, sehrinnovativ und verfügen über ein besseres Risikomanagementals ihre Wettbewerber. Inzwischengibt es eine Reihe von Indizes, die aus verschiedenenBranchen diejenigen Unternehmen auswählen,die besonders sparsam mit Ressourcenumgehen, ethische Grundsätze einhalten undbesonders sozial verantwortlich mit ihren Mitar<strong>bei</strong>ternumgehen. Hierzu gehören die Dow JonesSustainability-Indizes und die FTSE4Good-Serie.Der politische Einfluss dieser Ratings ist nichtunerheblich, auch wenn der messbare Einflussauf den weltweiten Kapitalmärkten noch geringist.Flexibilität und Freiwilligkeitsind die Erfolgsfaktorenunternehmerischer<strong>Verantwortung</strong><strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> hat vieleFacetten. Es handelt sich um einen dynamischenProzess, der von den vorliegenden Marktbedingungen,der jeweiligen Umgebung sowie kulturellenund historischen Aspekten beeinflusst wird.Nachhaltige Strategien werden im Unternehmenunter Beteiligung der jeweiligen Stakeholder undunter Berücksichtigung spezifischer Umständeentwickelt. Nur so können sie zu einem Herzstückder Unternehmensaktivität werden. Auchohne Rechtsverbindlichkeit sind Unternehmenaus Gründen der Reputation und Glaubwürdigkeitan ihre Zusagen gebunden. Ihre Verhaltens-⏐ 12 ⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐


kodizes und Selbstverpflichtungen stellen zudemeine Benchmark dar, an denen ihr Engagementgemessen wird. Die Vielfalt der Ansätze solcherAktivitäten hat einen weiteren Vorteil: Sie solltezu einem Wettbewerb der nachhaltigsten Unternehmenspraktikenund damit zu einer ständigenVerbesserung der jeweiligen Strategien führen.Ein „One-size-fits-all“-Ansatz verhindert dagegeneine effiziente Umsetzung unternehmerischer<strong>Verantwortung</strong>.Wenn überhaupt politische Vorgaben für nötigerachtet werden, dann sind Leitlinien das überlegeneInstrument. Das Erfolgsrezept von Leitlinienist, dass sich die Unternehmen an ihnen auf freiwilligerBasis orientieren können. Sie lassen denUnternehmen Raum für die notwendige Flexibilitätin der unternehmerischen Praxis. Für Unternehmen,die in einer Welt mit völlig unterschiedlichenkulturellen, wirtschaftlichen und rechtlichenVoraussetzungen agieren, ist dies unentbehrlich.Bei der Diskussion darüber, welche konkretenVorgaben Unternehmen bezüglich ihres Verhaltensim Ausland gemacht werden können, mussebenso berücksichtigt werden, dass mittlerweilenicht mehr nur die großen multinationalen Unternehmen,sondern vielfach auch MittelständlerAuslandsinvestoren sind. Die Anforderungenmüssen auch ihnen gerecht werden und dürfenkeinen übermäßigen Aufwand verursachen. Freiwilligkeitund der Verzicht auf Standardisierungbietet den Unternehmen vielmehr die Möglichkeit,geeignete unternehmens- oder branchenspezifischeAnsätze und Modelle der unternehmerischen<strong>Verantwortung</strong> zu entwickeln.Dadurch steigt letztlich auch die Akzeptanz desgewählten Instruments – nicht nur <strong>bei</strong> den Unternehmen,sondern auch <strong>bei</strong> den Staaten.Dennoch wird auf nationaler Ebene immer häufigerversucht, mehr oder weniger verbindlicheRegeln und Standards auszuar<strong>bei</strong>ten, wie sichUnternehmen <strong>bei</strong> ihren Auslandsengagementsverhalten sollen, um ihrer gesellschaftlichen <strong>Verantwortung</strong>gerecht zu werden. Praktisch allewichtigeren außenwirtschaftlichen Aktionsfelderwerden mittlerweile explizit mit entwicklungs-,sozial- und umweltpolitischen Anforderungenverknüpft: Forderungen, von denen einige vorrund 15 Jahren noch nicht einmal innerhalb dermeisten OECD-Staaten umgesetzt waren. Jeverbindlicher solche Regeln sind, desto stärkergreifen sie in die nationale Souveränität der Gastländerein. Gerade in Entwicklungsländern hinterlassensolche Anforderungen daher nicht seltenden Eindruck von Post-Kolonialismus.Dagegen fördern freiwillige Unternehmenskodizesdie für Entwicklungs- und Schwellenländerwichtigen Direktinvestitionen, indem sie das Vertrauenzwischen Investoren und Gaststaatenstärken. Zudem darf die Politik nicht die <strong>Verantwortung</strong>für bestimmte politische Ziele einseitigauf Unternehmen abschieben.Die freiwillige Übernahme unternehmerischer<strong>Verantwortung</strong> wird also mit marktwirtschaftlichen,wettbewerbsbasierten Instrumenten besserzu verwirklichen sein als mit einer pauschalenStandardisierung. Ein lokal operierendes Unternehmenbraucht Lösungen vor Ort. ÜbertriebeneStandardisierungsbestrebungen auf nationaler,europäischer oder globaler Ebene sind kontraproduktiv.Sie nehmen den Unternehmen dieGeschäftsgrundlage und führen dazu, dass dieBereitschaft zur Übernahme unternehmerischer<strong>Verantwortung</strong> sinkt. Ein Unternehmen benötigtFreiheit, um für globale Herausforderungen globaleAntworten und für lokale Herausforderungenlokale Antworten zu finden.„Voraussetzung für die Wahrnehmung dieser<strong>Verantwortung</strong> ist allerdings, dass wir wettbewerbsfähigsind und dauerhaft bleiben. DieWahrnehmung sozialer <strong>Verantwortung</strong> istauch unverzichtbarer Bestandteil wertorientierterUnternehmensführung.“(Auszug DaimlerChrysler Grundsätze zursozialen <strong>Verantwortung</strong>)<strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong>setzt WettbewerbsfähigkeitvorausDas freiwillige unternehmerische Engagementmuss notwendigerweise demAnspruch der Wettbewerbsfähigkeit genügen.Nur wettbewerbsfähige Unternehmenkönnen über die gesetzlichen Anforderungenhinaus einen Beitrag fürnachhaltige Entwicklung leisten. Fragenzu Berichterstattung, Monitoring oderanderem sind innerhalb des Unternehmensauf freiwilliger Basis zu entscheiden.⏐ <strong>Unternehmerische</strong> <strong>Verantwortung</strong> ⏐ 13 ⏐

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