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18 Tipps<br />
Der Trucker-Doc<br />
ährend andere Menschen seines Alters vom wohlver<strong>die</strong>nten<br />
WRuhestand träumen, denkt Hans-Peter Danckworth an seine<br />
nächsten Ziele: <strong>die</strong> Seidenstraße oder <strong>die</strong> Eismeerstraße – im Lkw<br />
und mit 150 Tonnen Fracht im Schlepptau. Der 61-Jährige ist ein<br />
Getriebener: Nach seinem Einsatz als Seeoffizier und Taucherarzt bei<br />
der Marine und einer Weltumsegelung 1965 auf der „Deutschland“<br />
ging er zurück an Land, um als Internist am Herz-Jesu-Krankenhaus<br />
in Dernbach im Westerwald zu arbeiten. Dort betreut er regionale<br />
Unternehmen – darunter auch Speditionen – als Betriebsarzt. Bald<br />
zeigte er selbst Symptome. Diagnose: Brummifieber. Unheilbar.<br />
<strong>Scania</strong> hält munter – Eines Tages erzählte Hans Kanone, Fahrer<br />
bei der Schwerlastspedition Wirzius in Hilden, dem Betriebsarzt Dr.<br />
Danckworth, dass er in der Kabine eines <strong>Scania</strong> Trucks langsamer<br />
ermüde als in anderen Lkw. Das machte den Doktor neugierig. Er<br />
wollte mehr über das Belastungsprofil seiner Patienten herausfinden.<br />
Er beschloss, eine Fernfahrerausbildung bei Wirzius zu absolvieren,<br />
um Einblick in den Fahreralltag zu bekommen. Das war im Jahr<br />
1999. Seither hat „Piet“, wie ihn Brummikollegen nennen, im Dienste<br />
der Medizin bereits viele Tausend Kilometer abgespult und verfügt<br />
über ein beachtliches Fahrer-Info-Netzwerk, allen voran<br />
Thomas Schmitt von der Spedition Michels in Meudt – der ihn<br />
nach seiner Grundausbildung auch noch zum Silofahrer ausbildete.<br />
Gesundheits-Tipps vom Experten:<br />
� Pausen sinnvoll nutzen: Nach dem Nickerchen auf alle Fälle ein paar Dehnübungen<br />
im Freien machen, bevor <strong>die</strong> Fahrt weitergeht.<br />
� Müdigkeit überbrücken: Kleine Durchhänger lassen sich zwar mit Zucker und<br />
Kaffee überbrücken, besser aber ist natürlich frisches Obst oder Trockenfrüchte.<br />
Beides hebt den Blutzuckerspiegel vorübergehend an. Die Konzentration fördert<br />
auch <strong>die</strong> Lieblingsmusik – der Doktor schwört auf Händels Orgelkonzerte. So<br />
lässt sich wohl eine Stunde überstehen. Länger sollte sich aber kein Fahrer mit<br />
<strong>die</strong>ser Methode über <strong>die</strong> Runden retten, sondern lieber eine Pause einlegen.<br />
� Ausgewogene Ernährung: Am besten mehrmals am Tag kleine, ballaststoffreiche<br />
Mahlzeiten zu sich nehmen. Das Motto lautet: mehr Brot, weniger Belag. Viel frisches<br />
Obst und Gemüse essen! Das macht satt, aber nicht müde. Kaffeetrinker<br />
sollten immer <strong>die</strong>selbe Menge Wasser wie Kaffee zu sich nehmen.<br />
� Wochenend-Training: Als Ausgleich für <strong>die</strong> sitzende Tätigkeit empfiehlt der Doc<br />
leichtes Bewegungstraining in der Freizeit. Radfahren oder Schwimmen sind optimal,<br />
da <strong>die</strong>se Sportarten <strong>die</strong> Gelenke schonen.<br />
� Selbstkontrolle: Jeder weiß selbst am besten, wo seine Leistungsgrenzen liegen.<br />
Die sollte man dann aber auch nicht überschreiten. Raubbau am eigenen Körper<br />
rächt sich in Form von gesundheitlichen Problemen.<br />
On Tour hält sich<br />
Hans-Peter „Piet“<br />
Danckworth mit Händels<br />
Orgelkonzerten munter.<br />
Disziplinierte Fahrer – „Lkw-Fahrer müssen extrem diszipliniert sein“,<br />
weiß der Internist inzwischen, „sonst hält man dem psychischen und<br />
physischen Druck, den <strong>die</strong> Arbeit mit sich bringt, nicht stand. Außerdem<br />
verfügen Trucker über unglaubliches technisches Können.“<br />
Allerdings gibt es einige für <strong>die</strong>se Berufsgruppe typische<br />
Leiden. Durch <strong>die</strong> vorwiegend sitzende Tätigkeit sind <strong>die</strong><br />
gesundheitlichen Probleme denen von Büroangestellten ähnlich:<br />
Augenprobleme, Rückenschmerzen und Übergewicht.<br />
Auch Diabetes kommt bei Fernfahrern vor. Um <strong>die</strong>sen<br />
Krankheiten vorzubeugen, hat Dr. Danckworth <strong>die</strong> wichtigsten<br />
Gesundheits-Regeln für Trucker zusammengestellt –<br />
siehe Kasten links.<br />
Was Hans-Peter Danckworth ärgert: Einige der derzeitigen<br />
Entwicklungen im Fahrzeugbau sind aus medizinischer Sicht<br />
negativ. Mit Elektronik überfrachtete Fahrerplätze überfordern<br />
Fahrer, ermüden sie und lenken ab. Falsch gewählte<br />
Nachtfarbenlichter in den Kabinen überfordern das Auge,<br />
erschweren das Abschätzen von Entfernungen und fördern<br />
so <strong>die</strong> Gefahr von Auffahrunfällen. Rückenproblemen wäre<br />
durch bewegliche, drehbare Fahrersitze, <strong>die</strong> den Lendenwirbelbereich<br />
entlasten, leicht Abhilfe zu schaffen.<br />
Danckworth stellt <strong>Scania</strong> – als Fahrer Piet wie als Doktor –<br />
allerdings ein gutes Zeugnis aus: Die typische Mützenform<br />
der Fahrerhäuser biete gute Sichtverhältnisse und ebenso das<br />
diffuse, weiße Nachtlicht aus der Mittelkonsole. Und dafür,<br />
dass <strong>Scania</strong> Mitschuld an seinem Brummifieber trägt, kann<br />
er dem schwedischen Hersteller nicht wirklich böse sein. �