Datei herunterladen (6,21 MB) - .PDF - Stadtgemeinde Stockerau
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UNSERE STADT<br />
Dr. Viktor Matejka<br />
Der Kulturpolitiker Viktor Matejka wurde am<br />
4. Dezember 1901 in Korneuburg geboren.<br />
Er war das dritte von fünf<br />
Kindern. Sein Vater war<br />
Gerichtsdiener, seine Mutter<br />
Dienstmädchen. Sein Vater<br />
wurde nach <strong>Stockerau</strong> versetzt<br />
und wohnte im neu erbauten<br />
Gerichtsgebäude. Deshalb<br />
besuchte Matejka auch in <strong>Stockerau</strong><br />
die Volksschule und<br />
das Realgymnasium. Sein<br />
Schulkamerad und Freund<br />
war Karl Krcmar (siehe „Unsere<br />
Stadt“ Nr. 1/2010).<br />
Ein Teil seines Schulbesuchs<br />
fällt noch in die Zeit der Monarchie.<br />
Er maturierte 1920 in<br />
<strong>Stockerau</strong> mit Auszeichnung.<br />
Er studierte nachher Geographie<br />
und Geschichte, das er<br />
als Werksstudent finanzierte<br />
und beschloss es mit der<br />
Promotion am 22. Dezember<br />
1925. Nach dem Doktorat in<br />
Geschichte wurde er freier<br />
Schriftsteller und Volksbildner<br />
in Wien. Er war ab 1934<br />
als Leiter der Volkshochschule<br />
Ottakring tätig, dann war er<br />
Bildungsreferent der Arbeiterkammer<br />
und Arbeiterfunktionär.<br />
Damals arbeitete er auch an<br />
der Zeitschrift „Berichte zur<br />
Kultur und Zeitgeschichte“<br />
mit. Am 1. April 1938 wurde<br />
2 | März 2011<br />
Viktor Matejka mit dem ersten<br />
österreichischen Transport in<br />
das Konzentrationslager Dachau<br />
deportiert und kam dann<br />
ins KZ-Flosseburg, für insgesamt<br />
sechseinhalb Jahre.<br />
Am 7. Juli 1944 folgte die Entlassung<br />
aus dem KZ und die<br />
sofortige Einberufung zum<br />
Militär. 1945 wird Matejka<br />
Wiener Stadtrat für Kultur<br />
und Volksbildung als Vertre-<br />
ter der KPÖ. Bis 1953 war er<br />
Gemeinderat in Wien. 1949 bis<br />
1957 Redaktion der Zeitschrift<br />
„Das Tagebuch“. Seither war<br />
er Schriftsteller, Kritiker, und<br />
ständig politisch engagiert,<br />
aber stets blieb er Pazifist und<br />
lehnte alle Diktaturen ab. Dr.<br />
Matejka war auch nach seinem<br />
Bruch mit der KPÖ unermüd-<br />
lich kulturpolitisch tätig – als<br />
streitbarer Publizist und Redner<br />
mit originellen Gedanken<br />
und Formulierungen. Viele<br />
schöpferische Menschen in<br />
Wien und weit darüber hinaus<br />
verdanken ihm wesentliche<br />
Impulse, aber oft auch<br />
materielle Hilfe, die es ihnen<br />
erst ermöglichte, sich ihrer<br />
Arbeit zu widmen. Er hat dafür<br />
gesorgt, dass die Arrivierten<br />
von heute in jungen Jahren<br />
etwas zu essen hatten.<br />
Matejkas große Liebe gehörte<br />
aber der Sprache und dem<br />
in ihr niedergelegten Denken.<br />
Das gilt für seine Bücher –<br />
„Widerstand ist alles. Notizen<br />
eines Unorthodoxen“ und<br />
„Anregung ist alles – für Aufregung<br />
kann gesorgt werden“,<br />
dieser Ausspruch des Altstadtrates,<br />
Renner-Preis und<br />
Würdigungs-Preisträger für<br />
Volksbildung, lässt sich auch<br />
als sein Arbeitsmotto interpretieren.<br />
Erwähnt sei noch seine mittlerweile<br />
berühmte Sammlung<br />
von 3700 Bildern und sonstigen<br />
Kunstwerken von Hähnen,<br />
die schon vielfach ausgestellt<br />
wurden. So auch am 10.<br />
Mai 1974 im Bezirksmuseum<br />
<strong>Stockerau</strong>.<br />
Viktor Matejka hat sich seine<br />
geistige Aktivität, auch seine<br />
ungekünstelte Originalität<br />
und seinen klugen Humor<br />
bis ins hohe Alter bewahrt.<br />
Das sicherte ihm Respekt und<br />
Zuneigung auch vieler, die<br />
nicht alle seine Ansichten teilten.<br />
Dr. Viktor Matejka starb<br />
am 2. April 1993 in Wien und<br />
ist am Zentralfriedhof beerdigt<br />
worden.<br />
Dr. Günter Sellinger