Datei herunterladen (6,21 MB) - .PDF - Stadtgemeinde Stockerau
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Erschüttert nehmen wir<br />
die Bilder auf und hören<br />
die Berichte von der<br />
Naturkatastrophe, der<br />
eine technische Katastrophe<br />
gefolgt ist.<br />
Noch sind die Folgen des<br />
schweren Erdbebens<br />
und der riesigen Tsunamiwellen<br />
unabsehbar, vor allem<br />
im Blick auf die Schäden in<br />
der Atomanlage Fukushima.<br />
Unser Mitgefühl gilt den<br />
Menschen, die alles verloren<br />
haben und nun völlig zu<br />
Recht große Angst vor radioaktiver<br />
Verstrahlung haben.<br />
Hier schnell und unbürokratisch<br />
zu helfen ist das eine,<br />
weltweit ehrliche Bestandsaufnahme<br />
im Blick auf die<br />
Kernkraft zu machen und<br />
entsprechend zu handeln<br />
das Andere. Die Gefahren<br />
der Kernkraft werden immer<br />
noch unterschätzt. Es hat sich<br />
gezeigt, dass gerade in erdbebengefährdeten<br />
Gebieten die<br />
Risiken nicht beherrschbar<br />
sind.<br />
Eigentlich hört es sich ganz<br />
einfach an: um aus Atomen<br />
Energie zu gewinnen, werden<br />
sie mit Neutronen beschossen.<br />
Der Atomkern spaltet<br />
sich, es entstehen Energie und<br />
radioaktive Strahlung. Das<br />
Problem dabei sind die bei<br />
der Kernspaltung entstehenden<br />
neuen Neutronen, die auf<br />
die anderen Atomkerne des<br />
Spaltmaterials treffen. Eine<br />
Kettenreaktion beginnt. Lässt<br />
sich diese kontrollieren, ist<br />
alles in Ordnung. Doch versagt<br />
ein Kontrollsystem, dann<br />
wird aus der kontrollierten<br />
Kettenreaktion eine unkontrollierte.<br />
Und das kann - wie<br />
jetzt in Japan - katastrophale<br />
Folgen haben.<br />
Mögliche Gesundheitsschäden<br />
hängen von Dauer, Art<br />
und Stärke einer Strahlenbe-<br />
lastung ab und reichen von<br />
bösartigen Tumoren bis zu<br />
inneren Blutungen und dem<br />
unmittelbaren Tod. Auch<br />
Schädigungen am Erbgut<br />
der Menschen sind möglich.<br />
Lebensmittel aus belasteten<br />
Regionen sind unter Umständen<br />
langfristig vergiftet.<br />
Jetzt mit dem Finger auf<br />
Japan zu zeigen und zu sagen:<br />
‚Selber schuld. Man baut auch<br />
keine Atomkraftwerke in erdbebengefährdete<br />
Gebiete!’ ist<br />
zynisch und greift zu kurz.<br />
Wir müssen endlich damit<br />
beginnen, unser persönliches<br />
Handeln an der Bewahrung<br />
der Schöpfung auszurichten –<br />
auch wenn das mit spürbaren<br />
Einschränkungen in unserem<br />
Alltag verbunden ist ( z.B.<br />
Energieverbrauch). Und wir<br />
müssen unseren regierenden<br />
Politikern glaubhaft deutlich<br />
machen, dass wir ihr Handeln<br />
danach beurteilen, ob es<br />
den Menschen und der Natur<br />
UNSERE STADT<br />
Momentan richten sich die Augen<br />
und Ohren der Welt auf Japan.<br />
dient. Jene Manager, Aktionäre<br />
und Verantwortlichen in<br />
der Wirtschaft, deren alleiniges<br />
Credo die Gewinnmaximierung<br />
ist, müssen endlich<br />
für die Folgen ihres Tuns<br />
haftbar gemacht werden.<br />
Mit Naturkatastrophen werden<br />
wir Menschen auf unserem<br />
blauen Planeten leben<br />
müssen. Sie gehören zum<br />
natürlichen Lauf der Dinge.<br />
Mit verstrahlten Kindern und<br />
radioaktiven Fischen müssten<br />
wir nicht leben. Dies zu verhindern<br />
hat Gott uns unseren<br />
Verstand und unser Mitgefühl<br />
verliehen.<br />
Eine nachdenkliche Passionszeit<br />
wünscht Ihnen<br />
Pfarrer Christian Brost<br />
April 2011 | 5