Blutegel – ein Thema im Spital - Universitätsspital Basel
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Kl<strong>im</strong>a<br />
Alles bloss heisse Luft?<br />
Wochenlanges Hauptthema: die lang andauernde Hitze. Im KBS<br />
waren all diejenigen, die sich in kl<strong>im</strong>atisierten Räumen aufhalten<br />
konnten, die Glücklicheren. Ob die aussergewöhnlich hohen<br />
Temperaturen die Kl<strong>im</strong>aexperten des KBS auch ins Schwitzen<br />
gebracht haben? Am heissen 15. August 2003 heisse Fragen an<br />
kühle Köpfe:<br />
Gazzetta:<br />
Was beschäftigt unsere Kl<strong>im</strong>aexperten<br />
in diesen Tagen?<br />
Interviewpartner:<br />
Alessandro Cerminara, Leiter Gebäude-<br />
und Energietechnik, und Stephan<br />
Gutknecht, Fachmann vor Ort:<br />
Wir hoffen natürlich auf niedrigere<br />
Temperaturen. Obwohl es ganz nett<br />
ist, nach Dienstschluss den Abend in<br />
<strong>ein</strong>er gemütlichen Gartenbeiz zu<br />
verbringen und den Sommer zu<br />
geniessen, sitzen wir auf Nadeln. Denn<br />
fielen bei diesen Temperaturen <strong>ein</strong>e<br />
unserer Kältemaschinen oder grössere<br />
Lüftungsanlagen aus, hätten wir grosse<br />
Probleme.<br />
Wie sehen diese Probleme aus?<br />
Alle KBS-Gebäude und medizinischen<br />
Anlagen, die am grossen Kälteverbundnetz<br />
– mit <strong>ein</strong>er Leistung von<br />
10,3 Mega Watt übrigens <strong>ein</strong>es der<br />
grössten der Schweiz – angeschlossen<br />
sind, würden nicht mehr genügend<br />
gekühlt. Unter den gegenwärtigen<br />
Bedingungen wären <strong>ein</strong>e rasche<br />
Erwärmung und gleichzeitig <strong>ein</strong>e<br />
<strong>im</strong>mer schwieriger werdende Kühlung<br />
der Gebäude die Folge. Das kann je<br />
nach Bereich problematisch werden.<br />
Besonders anfällig und von der<br />
Raumtemperatur abhängig sind<br />
moderne Diagnostikgeräte wie MRI<br />
und CT, die nicht ohne Wasserkühlung<br />
betrieben werden können, und<br />
natürlich die zentralen EDV-Anlagen<br />
und -Installationen. Ist die Raumtemperatur<br />
zu hoch, erreicht die Oberflächentemperatur<br />
der elektronischen<br />
Komponenten Werte, die zu Fehlfunktionen<br />
führen oder die Geräte ganz<br />
stilllegen. Damit die individuellen<br />
Kühlsysteme noch Wirkung zeigen,<br />
dürfen 28 °C Raumtemperatur nicht<br />
überschritten werden.<br />
Interview: Gina Hillbert<br />
| 8<br />
Was tun Sie, wenn <strong>ein</strong>e Kühlmaschine<br />
aussteigt?<br />
Wir würden nach <strong>ein</strong>er Prioritätenliste<br />
vorgehen und in weniger wichtigen<br />
kl<strong>im</strong>atisierten Zonen die Kühlung<br />
sektorenweise reduzieren oder ganz<br />
ausschalten. In wichtigen Räumen<br />
behelfen wir uns, so weit dies möglich<br />
ist, mit mobilen Kühlgeräten. Das<br />
geschieht momentan in der Zentralsterilisation<br />
West und in der Telefonzentrale<br />
Markgräflerhof.<br />
Ist diese kl<strong>im</strong>atische Extremsituation<br />
<strong>ein</strong> guter Test für Sie?<br />
Ja unbedingt, denn wir haben noch<br />
nie etwas Ähnliches erlebt. Glücklicherweise<br />
führten wir <strong>im</strong> vergangenen<br />
Jahr <strong>ein</strong>e Generalrevision aller Kältemaschinen<br />
durch. Eine Arbeit, die pro<br />
Kältemaschine zwei Wochen lang<br />
dauerte. Dabei wurden etliche Teile<br />
ersetzt, die vielleicht der jetzigen<br />
extremen Situation nicht standgehalten<br />
hätten. Eine Generalrevision<br />
belastet zwar das Budget, gibt uns aber<br />
die nötige Sicherheit, wenn die Kältemaschinen<br />
über längere Phasen am<br />
L<strong>im</strong>it laufen müssen.<br />
Wir haben bis jetzt viel über die<br />
Bedeutung <strong>ein</strong>es angemessenen Kl<strong>im</strong>as<br />
bei technischen Einrichtungen und<br />
Geräten gesprochen. Was hörten Sie<br />
von den Mitarbeitenden? Gab es<br />
Reklamationen?<br />
Ehrlich gesagt, wir haben mit mehr<br />
Reklamationen gerechnet. In den<br />
letzten Tagen war es sogar so ruhig,<br />
dass wir uns ganz aufs Technische<br />
konzentrieren konnten. Wir vermuten,<br />
dass bei vielen KBS-Mitarbeitenden<br />
<strong>ein</strong>e Innentemperatur von 28 °C sehr<br />
rasch als angenehm empfunden wird,<br />
wenn die Aussentemperaturen um<br />
<strong>ein</strong>iges höher liegen. Natürlich ist die<br />
Situation bei Patientinnen und Patienten,<br />
die <strong>im</strong> Bettenhaus des Klinikum 1<br />
Ost oder West untergebracht sind,<br />
besonders unangenehm. Die Z<strong>im</strong>mer<br />
sind dort nicht kl<strong>im</strong>atisiert. Auf der<br />
Abteilung für Mutter und Kind<br />
kommt erschwerend dazu, dass die<br />
Z<strong>im</strong>mer der Sonne ausgesetzt sind<br />
und Zugluft für <strong>ein</strong> Baby schlecht ist.<br />
Leider haben wir Energietechniker<br />
dort k<strong>ein</strong>e Möglichkeit, Abhilfe zu<br />
schaffen. Einzig <strong>ein</strong> paar Tipps an die<br />
Pflegenden wie Lichter löschen,<br />
Wärme abgebende Geräte bei Nichtgebrauch<br />
ausschalten, Storen möglichst<br />
früh herunterlassen, in der Nacht<br />
Fenster kippen oder öffnen, wenn dies<br />
möglich ist, können wir bei Anfragen<br />
aus den Problemzonen weitergeben.<br />
Bleiben wir be<strong>im</strong> Bettenhaus Klinikum<br />
1 West. Ein modernes Gebäude<br />
ohne Kl<strong>im</strong>aanlage? Wie ist das möglich?<br />
Mit der Unterzeichnung des Kyoto-<br />
Protokolls 1998 hat sich die Schweiz<br />
verpflichtet, den CO2-Gehalt der Luft<br />
drastisch zu reduzieren. Seither<br />
schreibt das Energiegesetz vor, dass<br />
neu erstellte Gebäude nur unter<br />
strengen Voraussetzungen kl<strong>im</strong>atisiert<br />
werden dürfen. Es gibt zwar unter<br />
gewissen Bedingungen Möglichkeiten,<br />
<strong>ein</strong>zelne Zonen zu kühlen, die Auflagen<br />
sind aber hoch angelegt und<br />
restriktiv. Das Klinikum 2, in den<br />
70er-Jahren erbaut, ist hingegen <strong>ein</strong><br />
Bauliche<br />
Schwachstellen<br />
können uns auch<br />
Temperaturprobleme<br />
bereiten.<br />
voll kl<strong>im</strong>atisiertes Gebäude <strong>im</strong> Standard<br />
jener Zeit. Temperatur und<br />
Luftfeuchte können <strong>im</strong> ganzen Gebäude<br />
zonenweise geregelt werden. Das<br />
wäre heute undenkbar. Für die Kl<strong>im</strong>atisierung<br />
der Räume <strong>im</strong> gesamten KBS<br />
werden über die Lüftungsanlagen ca.<br />
1,5 Mio. m 2 /h verteilt.