Bern, 16.–19. Februar 2012 - Schweizer Jäger
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Monatsthema<br />
Foto: Werner Nagel<br />
Soweit die theoretischen Überlegungen.<br />
Sie machen verständlich,<br />
warum die Realisierung dieses<br />
letzteren Ziels bei einigen<br />
Arten sehr einfach, bei anderen<br />
nur unter hohem Aufwand oder<br />
gar nicht gelingt. Zumal Lebensweise<br />
und Lebensraumstruktur<br />
einzelner Arten ihre Verfolgung<br />
erheblich erschweren kann.<br />
Einige Beispiele gefällig?<br />
Grosswildarten wie Bär oder<br />
Auerochse entschwanden schon<br />
in historischer Zeit aus der mitteleuropäischen<br />
Kulturlandschaft.<br />
Letzterer wurde gänzlich ausgerottet,<br />
und der Wisent entkam im<br />
letzten Jahrhundert nur um Haaresbreite<br />
demselben Schicksal.<br />
Wolf und Luchs hielten sich wesentlich<br />
länger, vor allem in grossen<br />
Waldgebieten, aus denen sie<br />
heute wieder nach Westen nachrücken.<br />
Der intensiven Verfolgung nach<br />
der Deutschen Revolution 1848 6<br />
war das Rotwild nicht gewachsen.<br />
Es verschwand fast gänzlich<br />
aus der freien Wildbahn und überlebte<br />
nur in Gattern (Tiergärten)<br />
oder grossen Waldgebieten des<br />
Adels. Dagegen konnte sich das<br />
kleinere Rehwild – auch infolge<br />
seiner andersartigen Lebensweise<br />
– damals flächendeckend halten,<br />
wenngleich lokal in sehr geringer<br />
Dichte. Damals war das Motiv<br />
der «Bejagung» die drastische<br />
Reduktion, selbst um den Preis<br />
8 <strong>Schweizer</strong> Jäger 1/<strong>2012</strong><br />
Oben: Jede Tierart<br />
kann grundsätzlich<br />
jagdlich<br />
genutzt werden,<br />
wie etwa Waldschnepfen.<br />
Oben rechts:<br />
In Mitteleuropa<br />
wurde der Braunbär<br />
einst vom<br />
Jäger ausgerottet.<br />
Soll eine Art nachhaltig<br />
genutzt<br />
werden, so darf<br />
der jagdliche Eingriff<br />
die Grenze<br />
der Kompensierbarkeit<br />
nicht<br />
überschreiten.<br />
der zumindest örtlichen Ausrottung.<br />
Verfolgung der von der feudalistischen<br />
Herrschaft verhassten<br />
«Objekte» mit allen Mitteln<br />
und das ganze Jahr über machten<br />
dies möglich.<br />
Ein weiteres Motiv für hohe<br />
jagdliche Eingriffe waren finanzielle<br />
Anreize. Das begehrte «Herzkreuzl»<br />
des Steinbocks wurde<br />
dieser Wildart im 19. Jahrhundert<br />
fast im gesamten Alpenraum<br />
zum Verhängnis. 7 Nur die kleine,<br />
vom italienischen König, streng<br />
bewachte Population im Gran Paradiso<br />
bewahrte den Alpensteinbock<br />
vor der völligen Ausrottung.<br />
Doch auch heute noch motiviert<br />
der Mammon vor allem in Ländern<br />
Asiens und Afrikas die Wilderei.<br />
Das Ziel sind wertvolle<br />
Wildprodukte, wie etwa das Horn<br />
des Nashorns, dessen Wert in der<br />
asiatischen Heilkunde umso mehr<br />
stieg, je seltener und folglich<br />
schwieriger diese Art zu erbeuten<br />
war. Wird es gelingen, einige extrem<br />
bedrohte Nashornarten vor<br />
dem Aussterben zu bewahren?<br />
Nachhaltige Nutzung<br />
Im Laufe des 20. Jahrhunderts<br />
vollzog sich ein Gesinnungswandel,<br />
der sich auch im jagdlichen<br />
Bereich manifestierte. Ähnlich<br />
wie in der Forstwirtschaft stand<br />
die nachhaltige Nutzung der<br />
Wildbestände im Vordergrund.<br />
Dementsprechend sollen die bis<br />
heute gültigen jagdlichen Regelungen<br />
in erster Linie dazu dienen,<br />
jagdliche Eingriffe im Rahmen<br />
der Kompensierbarkeit zu<br />
halten. Dass dies gelungen ist,<br />
zeigt die erfreulich hohe Artenvielfalt<br />
von Wildtieren in unserer<br />
Foto: naturpix.ch<br />
Foto: naturpix.ch