Reistagebuch

simultane Dolmetschen funktionierte nicht. Dadurch
kamen wir endlich wieder in den Genuss
einer konsekutiven Uebersetzung, die eine sehr
kompetente Dolmetscherin hervorragend gemacht
hat. Johannes hat die intime Runde genutzt, um
ganz intensiv und umfassend auch die Geldfrage
und die Voraussetzungen fuer ein funktionierendes
Wirtschaftsleben zu bearbeiten.
Heute verbringen wir den zweiten Tag auf diesem
Riesenplatz und braten wieder in der Sonne.
Ich habe mich ein wenig in der Stadt herumgetrieben,
die sich bandförmig um eine Bucht
schmiegt. Thessaloniki ist eine alte Stadt, die
hier an einer wichtigen Handelsroute liegt und
– wie ich hier erfahren habe – auch fuer Jahrhunderte
ein Musterbeispiel fuer gelebte Integration
war, weil Angehörige verschiedener
Religionen hier zusammengelebt haben. Es gab
hier zum Beispiel eine grosse juedische Gemeinde,
die von spanischen Juden gegruendet wurde,
die vor der Inquisition gefluechtet sind. Ein
finsteres Kapitel der Geschichte ist dann die
gute Zusammenarbeit der Griechen mit den Nazis
bei der kompletten Auslöschung dieser Gemeinde.
Auch die Zeit der Militärdiktatur, zu der
ich zum ersten Mal NICHT in Griechenland war,
ist komplett unter den Teppich gekehrt worden.
Deutschland wird von vielen Menschen hier als
Vorbild gesehen.
Wir werden Mitte Oktober noch einmal nach Thessaloniki
kommen und hoffen, dass es dann etwas
besser läuft. Heute vormittag haben wir Johannes
verabschiedet, den wir sehr gerne bei uns
gehabt haben!!!
Soviel fuer heute – werner
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