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Am 07.10.2010 gab es im Bundestag eine Debatte über das Thema

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d<strong>es</strong> Begriffs „öffentlich<strong>es</strong> Inter<strong>es</strong>se“. – Es ist ganzklar f<strong>es</strong>tzuhalten, <strong>das</strong>s die Exekutive, also <strong>das</strong>Ministerium, di<strong>es</strong>e Frage in völlig eigens-tändigerVerantwortung prüft;(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN]: St<strong>im</strong>mt!)<strong>das</strong> hatte der Herr Kollege Vogel vorhin schoneinmal in aller Deutlichkeit g<strong>es</strong>agt.Frau Kollegin Kramme, in der g<strong>es</strong>trigen Ausschusssitzungwaren wir uns alle einig, <strong>das</strong>s <strong>es</strong><strong>eine</strong>n breiten Beurteilungsspielraum und einweit<strong>es</strong> normativ<strong>es</strong> Erm<strong>es</strong>sen gibt. Sie werden demMinisterium am Ende nicht vorhalten kön-nen –nur dann b<strong>es</strong>tünde der Anspruch –, <strong>das</strong>s einNullerm<strong>es</strong>sen oder ein Erm<strong>es</strong>sensfehlge-brauchvorliegt. Ich glaube nicht, <strong>das</strong>s Sie zu di<strong>es</strong>erEinschätzung kommen können. Nur dann, wenn<strong>das</strong> Ergebnis schlechthin unvertret-bar ist, würdeüberhaupt ein Anspruch auf die Einführung ein<strong>es</strong>Mind<strong>es</strong>tlohn<strong>es</strong> über die Allge-meinverbindlichkeitb<strong>es</strong>tehen – sonst nicht.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Agn<strong>es</strong>Alpers [DIE LINKE]: L<strong>es</strong>en Sie mal § 7Entsendeg<strong>es</strong>etz!)– Wir sind gerade bei der Definition d<strong>es</strong> öffentlichenInter<strong>es</strong>s<strong>es</strong>.(Paul Lehrieder [CDU/CSU], an Abg. Agn<strong>es</strong> Alpers[DIE LINKE] gewandt: Haben Sie nicht zugehört,oder was?)Ich habe gerade g<strong>es</strong>agt, <strong>das</strong>s wir <strong>im</strong> Ausschussgerne ein Grundlagenseminar abhalten können,bevor wir hier wirr durcheinanderreden und überBegriffe reden, die wir manchmal nicht richtigausfüllen können.(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: So ist <strong>es</strong>!)Schreiben Sie sich bitte ganz dick in Ihr Buchhinein: Die Allgemeinverbindlichkeit ist Ausdruckder Subsidiarität und kann nur in di<strong>es</strong>er Funktionkonkretisiert werden. Auch <strong>das</strong> müssen Sie in dieAbwägung einbeziehen. Genau <strong>das</strong> hat <strong>das</strong>Ministerium getan.(Beifall bei der CDU/CSU)Im Rahmen di<strong>es</strong>er Abwägung spielt <strong>es</strong> natür-lich<strong>eine</strong> Rolle, ob Repräsentativität gegeben ist odernicht. Bitte bedenken Sie, <strong>das</strong>s wir hier über eingrundg<strong>es</strong>etzlich g<strong>es</strong>chützt<strong>es</strong> Recht sprechen. Wirreden über die Koalitionsfreiheit, auch über dienegative Koalitionsfreiheit, <strong>eine</strong>m Tarifvertrag nichtbeizutreten. Das müssen Sie in die Abwägungeinbeziehen.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)Wir werden nicht die Hand dazu reichen, denVorrang der autonomen Regelungsmacht derTarifvertragsparteien durch <strong>eine</strong> rundum gültigeAllgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen auszuhöhlen.Sie versuchen, damit durch die Hin-tertür deng<strong>es</strong>etzlichen flächendeckenden Min-d<strong>es</strong>tlohneinzuführen.(Paul Lehrieder [CDU/CSU]: Ungeheuer-lich!)Bitte halten Sie sich an Recht und G<strong>es</strong>etz! Manchmalhilft auch ein Blick in <strong>das</strong> Grundge-setz.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)Liebe Kollegin Mast, Sie hatten in <strong>eine</strong>m Punkt recht:Die SPD hatte <strong>das</strong> BMAS viele Jah-re in Händen.(Katja Mast [SPD]: Sehen Sie? Wusste ich <strong>es</strong> doch!)Ich werde jetzt ein paar Zahlen nennen, um deutlich zumachen, wie die Situation wirklich ist: 2009, als Sie denBund<strong>es</strong>arbeitsminister stell-ten, hatten wir inDeutschland rund 71 000 Tarifverträge. 2009 hatten wir463 für allgemeinverbindlich erklärte Tarifverträge; <strong>das</strong>sind 0,65 Prozent. Di<strong>es</strong>e Tarifverträge galten in ersterLinie für die Baubranche <strong>im</strong> Rahmen von AusgleichsundUrlaubskassen. Wir haben aber nur – <strong>das</strong> gilt fürIhre Zeit – 44 Tarifverträge <strong>im</strong> Entgeltbereich <strong>im</strong>engeren Sinn; di<strong>es</strong>en Bereich wollen Sie hier regeln.Also tun Sie nicht so, als hätten wir <strong>eine</strong> Lückeg<strong>es</strong>chaffen oder als wür-den wir <strong>eine</strong> Lücke nichtschließen. Sie hätten di<strong>es</strong>e Lücke längst schließenkönnen, wenn Sie damals di<strong>es</strong>er Ansicht gew<strong>es</strong>enwären.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP – Katja Mast[SPD]: Die Frage ist, was Sie tun, nicht, was Si<strong>es</strong>agen!)Ich fasse zusammen: Bund<strong>es</strong>arbeitsministerin von derLeyen hat von ihrem Recht Gebrauch gemacht. Sie hatordnungsgemäß geprüft. Sie weigert sich aber – wirweigern uns auch –, <strong>eine</strong> Allgemeinverbindlicherklärungnach politischen Opportunitätsg<strong>es</strong>ichtspunktenabzugeben. Nehmen Sie <strong>im</strong> Sinne von Recht undG<strong>es</strong>etz Ih-ren Antrag zurück!Herzlichen Dank.(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:Als letztem Redner zu di<strong>es</strong>em Tag<strong>es</strong>ord-nungspunkterteile ich Kollegen Michael Gerd<strong>es</strong> für die SPD-Fraktion <strong>das</strong> Wort.(Beifall bei der SPD)Michael Gerd<strong>es</strong> (SPD):Herr Präsident! M<strong>eine</strong> Damen und Herren! Herr Lange,zunächst einmal herzlichen Dank für die Nachhilfe inSachen öffentlich<strong>es</strong> Inter<strong>es</strong>-se. Ich komme gleichdarauf zurück und sage, wie ich <strong>das</strong> definierenwürde.Deutscher Bund<strong>es</strong>tag – 17. Wahlperiode – 65. Sitzung,Berlin, Donnerstag, den 7. Oktober 2010 692510/12

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