11.07.2015 Aufrufe

Am 07.10.2010 gab es im Bundestag eine Debatte über das Thema

Am 07.10.2010 gab es im Bundestag eine Debatte über das Thema

Am 07.10.2010 gab es im Bundestag eine Debatte über das Thema

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Wir haben in di<strong>es</strong>er Woche <strong>eine</strong> Hiobsbot-schafterhalten: Frau von der Leyen hat <strong>es</strong> ab-gelehnt, denTarifvertrag für B<strong>es</strong>chäftigte in der Aus- undWeiterbildung <strong>im</strong> Rahmen von SGB II und III fürallgemeinverbindlich zu erklären. Die Regierunglehnt also <strong>eine</strong>n Mind<strong>es</strong>tlohn ab und schaut damitdem Lohndumping in di<strong>es</strong>er Bran-che tatenlos zu.So muss man <strong>das</strong> sehen.(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIEGRÜNEN)Herr Vogel, da hilft auch kein Zitat von Goe-the. DieBegründung für die Entscheidung d<strong>es</strong> BMAS bleibtnicht nachvollziehbar. Es liegt kein öffentlich<strong>es</strong>Inter<strong>es</strong>se vor? Liegt <strong>es</strong> nicht <strong>im</strong> öf-fentlichenInter<strong>es</strong>se, Bildungsanbieter für ihre Arbeitangem<strong>es</strong>sen zu bezahlen? Gute Bildung brauchtQualität, und – <strong>das</strong> haben wir gerade von Frau Mastgehört – Qualität hat ihren Preis. Herr StaatssekretärBrauksiepe, liegt tatsächlich kein öffentlich<strong>es</strong>Inter<strong>es</strong>se vor, wenn der Tarif-vertrag für mehr als 23000 B<strong>es</strong>chäftigte gelten würde? Das ist völliginakzeptabel. 23 000 Menschen sind k<strong>eine</strong> kl<strong>eine</strong>Gruppe. Hier geht <strong>es</strong> um Tausende Ausbilder,Meister, Lehrkräfte und Sozialpädagogen. Da hilftkein Schönreden. Was sagen Sie den Betroffenen?(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne-ten derLINKEN)Wir erwarten äußerst viel von der Weiterbildungsbranche:Sie soll Berufstätige weiterqualifizieren,sie soll den drohenden Fachkräfteman-gelabwenden, sie soll Arbeitslose für den Wiedereinstiegin den Arbeitsmarkt fitmachen, und si<strong>es</strong>oll Menschen mit Migrationshintergrund in unsereG<strong>es</strong>ellschaft integrieren. Kurz g<strong>es</strong>agt: Die Branchewird in politischen Sonntagsreden zum Heilsbringerhochstilisiert und soll helfen, unsere dringendsteng<strong>es</strong>ellschaftlichen Proble-me zu lösen. Weiterbildungwird mit Wohlstand und Teilhabe gleichg<strong>es</strong>etzt. Dasind wir uns alle einig, <strong>im</strong> Handeln aber nicht. In derPraxis kön-nen Weiterbilderinnen und Weiterbilderihre Auf-<strong>gab</strong>en nicht erfüllen, weil ihnen schlichtwegdie Mittel fehlen. Das fängt be<strong>im</strong> Unterrichtsmaterialan und hört bei den Gehältern auf. Die notwen-digenInv<strong>es</strong>titionen in die Weiterbildung sind un-terblieben.Wenn Weiterbildung <strong>eine</strong> echte und tragfähige Säulein unserem Bildungssystem werden soll, müssen wirfür <strong>eine</strong> solide Finanzie-rung sorgen.(Beifall bei der SPD)Nachhaltig finanzierte Weiterbildung ist die b<strong>es</strong>-teForm der aktiven Arbeitsmarktpolitik.Viele hochqualifizierte Lehrkräfte müssen trotzHochschulabschluss mit <strong>eine</strong>m Bruttoein-kommenzwischen 1 200 und 1 800 Euro aus-kommen.Manche sind gezwungen, ihren Le-bensunterhaltdurch Leistungen nach dem SGB II aufzustocken.Ich frage Sie: Ist <strong>das</strong> nicht an der Grenze zumHungerlohn?(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Das istHungerlohn!)– „Das ist Hungerlohn“, sagt mein Kollege.(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Sie sollten nicht all<strong>es</strong>glauben, was Ihr Kollege sagt!)Die SPD-Bund<strong>es</strong>tagsfraktion fordert gemein-sammit den Gewerkschaften <strong>eine</strong>n Mind<strong>es</strong>tlohn für dieWeiterbildungsbranche.(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne-ten d<strong>es</strong>BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-NEN)Ich habe den Eindruck, <strong>das</strong>s einige Redebeiträ-genicht von praktischer Erfahrung getragen sind.D<strong>es</strong>wegen möchte ich m<strong>eine</strong> Gründe für di<strong>es</strong>eForderung darlegen. Mind<strong>es</strong>tlöhne sind einGarant für faire Arbeitsbedingungen, weil sie dieExistenz sichern. Mind<strong>es</strong>tlöhne verhindernLohndumping. Mind<strong>es</strong>tlöhne verhindern Altersarmutund machen unabhängig von staatlichenTransferleistungen.(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Und die Erde ist <strong>eine</strong>Scheibe!)Mind<strong>es</strong>tlöhne wirken sich positiv auf die Marktwirtschaftaus, weil sie die Nachfrage stärken.Und Mind<strong>es</strong>tlöhne fördern die Gleichberechtigung,weil momentan vor allem Frauen vonNiedriglöhnen betroffen sind. So viele Argumen-t<strong>es</strong>ind kein öffentlich<strong>es</strong> Inter<strong>es</strong>se?Zu Ihrer Anmerkung, die Erde sei <strong>eine</strong> Schei-be,möchte ich sagen: Di<strong>es</strong> war über viele Jahre <strong>eine</strong>anerkannte Lehre. Irgendwann hat sich et-wasgeändert, und wir haben f<strong>es</strong>tg<strong>es</strong>tellt, <strong>das</strong>s dieErde eben k<strong>eine</strong> Scheibe ist, Herr Kollege,sondern rund.(Beifall bei der SPD sowie bei Ab-geordneten d<strong>es</strong>BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Heinrich L.Kolb [FDP]: Eben!)D<strong>es</strong>wegen haben Sie vielleicht noch die Chan-ce,irgendwann f<strong>es</strong>tzustellen, <strong>das</strong>s Mind<strong>es</strong>tlöhneeuropaweit anerkannt sind und in der EU alsSelbstverständlichkeit gelten.(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN]: Ob die FDP <strong>das</strong> jemals lernt?)M<strong>eine</strong> Damen und Herren, Herr Lange, wirwerden jedenfalls nicht mal wieder, sondern<strong>im</strong>mer wieder an di<strong>es</strong>em <strong>Thema</strong> f<strong>es</strong>thalten.Herzlichen Dank.(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordne-ten d<strong>es</strong>BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-NEN)6926 DeutscherBund<strong>es</strong>tag – 17. Wahlperiode – 65. Sitzung, Berlin,Donnerstag, den 7. Oktober 201011/12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!