11.07.2015 Aufrufe

Am 07.10.2010 gab es im Bundestag eine Debatte über das Thema

Am 07.10.2010 gab es im Bundestag eine Debatte über das Thema

Am 07.10.2010 gab es im Bundestag eine Debatte über das Thema

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Lieber Herr Kollege Schaaf, Sie werben <strong>im</strong>-merfür faire Löhne. Ich glaube, wir alle wollen faireLöhne.(Dr. Ernst Dieter Rossmann [SPD]: Da bin ich mirnicht so sicher bei Ihnen!)Es geht aber auch um faire Regeln in der Demokratie.Die faire Regel lautet hier: Eine Erklärungder Allgemeinverbindlichkeit – <strong>das</strong> ist einEingriff – kann <strong>es</strong> nur geben, wenn der Verfahrensweg,der vereinbart worden ist, eingehaltenwird, nämlich wenn <strong>es</strong> zunächst <strong>eine</strong> Befassung<strong>im</strong> Tarifausschuss dazu gibt und die Bund<strong>es</strong>regierungauf der Grundlage di<strong>es</strong>er Befassungentscheiden kann. Die Zusammensetzung derBund<strong>es</strong>regierung folgt demokratischen Regeln.Insofern kann ich hier k<strong>eine</strong> Minderheitsblocka-dedurch die FDP erkennen. Wir haben nämlich einvereinbart<strong>es</strong> demokratisch<strong>es</strong> Verfahren, <strong>das</strong>eingehalten wird.(Beifall bei der FDP)Insofern glaube ich, <strong>das</strong>s Ihre Frage ins Leere geht. Ichfinde <strong>es</strong> richtig, <strong>das</strong>s die Bund<strong>es</strong>regierung klareKriterien hat, um zu definieren, ob ein öffentli-ch<strong>es</strong>Inter<strong>es</strong>se vorliegt. D<strong>es</strong>halb orientiert sie sich amVotum d<strong>es</strong> Tarifausschuss<strong>es</strong>, der dafür da ist – ich habe<strong>es</strong> schon g<strong>es</strong>agt –, die volkswirtschaftliche G<strong>es</strong>amtsichtherzustellen. Auch in di<strong>es</strong>em Fall geht <strong>es</strong> um<strong>eine</strong> Wirtschaftsbranche, auch wenn hier öffentli-cheAuftraggeber <strong>im</strong> Spiel sind. Sie haben <strong>das</strong> Ver-fahrendoch erfunden.(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Ja!)Es ist richtig, <strong>das</strong>s wir <strong>es</strong> vernünftig anwendenund nicht behaupten, <strong>das</strong>s Minderheiten Mehrheitenetwas diktieren können.Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, ichhabe <strong>das</strong> Gefühl, <strong>das</strong>s Ihr Antrag – Herr KollegeSchaaf, Sie können sich setzen; ich komme zumSchluss – insg<strong>es</strong>amt eher auf die Innenwirkung abzielt.Ich glaube, <strong>es</strong> ist <strong>eine</strong> Art Olaf-Scholz-Gedächtnisantrag. Sie wollen nachträglich legit<strong>im</strong>ieren,<strong>das</strong>s in der letzten Legislaturperiode alle Registergezogen wurden, um verschiedene Branchen einzubringen,und täuschen die Öffentlichkeit mit Ihremrhetorischen Geholze.(Katja Mast [SPD]: Aber jetzt so unchar-mant,Kollege?)Das finde ich unredlich.Sie übersehen, <strong>das</strong>s all<strong>es</strong> dagegenspricht: Mankann weder von grassierenden Dumping-löhnenin der Branche sprechen,(Anette Kramme [SPD]: Ha! Ha! – Katja Mast[SPD]: Reden Sie mal mit den Leuten! Sie habenk<strong>eine</strong> Ahnung!)noch gibt <strong>es</strong> <strong>eine</strong> Repräsentativität. Wir wolleneben nicht, <strong>das</strong>s Minderheiten Mehrheiten etwasdiktieren. Es gibt auch kein öffentlich<strong>es</strong> Inter<strong>es</strong>-se,weil der Tarifausschuss nicht dafür ist. Inso-fernfreue ich mich auf die Diskussion <strong>im</strong> Aus-schuss.Es gibt noch spannende Detailfragen zu klären. Wirkönnen unseren Disput <strong>im</strong> Aus-schuss gernefortsetzen.(Katja Mast [SPD]: Werden wir auch!)Um die Koalition bzw. die FDP von Ihrem Antrag zuüberzeugen, müssen Sie sich schon noch b<strong>es</strong>sereArgumente einfallen lassen.Vielen Dank.(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU)Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:Das Wort hat nun Beate Müller-Gemmeke für dieFraktion Bündnis 90/Die Grünen.Beate Müller-Gemmeke (BÜNDNIS 90/DIEGRÜNEN):Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegin-nenund Kollegen! Der Weg ist frei für <strong>eine</strong>n Min-d<strong>es</strong>tlohn,so lautete Anfang 2009 die frohe Botschaft, als dieWeiterbildungsbranche ins Entsendeg<strong>es</strong>etzaufgenommen wurde. Nun ist die Euphorie verflogen.<strong>Am</strong> letzten Montag ging der Brief der Bund<strong>es</strong>regie-rungan die Antragsteller heraus. In ihm heißt <strong>es</strong> lapi-dar: Einöffentlich<strong>es</strong> Inter<strong>es</strong>se liegt nicht vor. Der Mind<strong>es</strong>tlohnist abgelehnt. – Es wurde k<strong>eine</strong> Begrün-dung genannt.Da verschlägt <strong>es</strong> mir fast die Sprache.(Beifall be<strong>im</strong> BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)G<strong>es</strong>tern <strong>im</strong> Ausschuss – <strong>es</strong> wurde schon ang<strong>es</strong>prochen– hat Herr Staatssekretär Brauksie-peauf Nachfrage <strong>das</strong> fehlende Inter<strong>es</strong>se mit derniedrigen Tarifbindung begründet. Ich kann nursagen: Ich finde <strong>es</strong> unglaublich, <strong>das</strong>s dem Ministeriumwohl nicht bekannt ist, welche Kriterien beider Prüfung d<strong>es</strong> öffentlichen Inter<strong>es</strong>s<strong>es</strong> an-gelegtwerden müssen. Laut <strong>eine</strong>r Grundsatzentscheidungd<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong>verfassungsgerichts ausdem Jahre 1977 liegt ein öffentlich<strong>es</strong> Inter-<strong>es</strong>sevor, wenn <strong>eine</strong> Gefährdung d<strong>es</strong> Arbeits-friedensdurch <strong>eine</strong> Aushöhlung d<strong>es</strong> Tarifver-trags vorliegtoder wenn durch <strong>eine</strong> AVE für Au-ßenseiter, alsoB<strong>es</strong>chäftigte ohne Tarifvertrag, angem<strong>es</strong>seneArbeitsbedingungen g<strong>es</strong>ichert und damitLohndrückerei und sogenannteSchmutzkonkurrenz b<strong>es</strong>eitigt werden können.(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN]:Hört! Hört!)Die niedrige Tarifbindung ist also kein Ablehnungsgrund,<strong>im</strong> Gegenteil.(Beifall be<strong>im</strong> BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-NEN sowiebei Abgeordneten der SPD – Brigitte Pothmer[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Im Gegenteil!)Legt man die Kriterien d<strong>es</strong> Bund<strong>es</strong>verfassungsgerichtsan, dann ist der Mind<strong>es</strong>tlohn in der Wei-Deutscher Bund<strong>es</strong>tag – 17. Wahlperiode – 65. Sitzung, Berlin,Donnerstag, den 7. Oktober 2010 69238/12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!