Pferde in Eigenregie halten
Pferde in Eigenregie halten
Pferde in Eigenregie halten
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
18<br />
<strong>Pferde</strong> <strong>in</strong> <strong>Eigenregie</strong> <strong>halten</strong><br />
Solch e<strong>in</strong> Anblick aus dem Küchenfenster<br />
entschädigt für manche Schufterei.<br />
Raus aus dem Pensionsstall, weg<br />
von ewig Vorschriften machenden<br />
Stallbesitzern, sich nicht mehr über<br />
schlechte E<strong>in</strong>streu oder zu enge<br />
Stallordnungen ärgern zu müssen –<br />
davon träumen viele <strong>Pferde</strong>besitzer.<br />
Die Lösung heißt: <strong>Pferde</strong> <strong>in</strong> <strong>Eigenregie</strong><br />
<strong>halten</strong>.<br />
Der Traum wäre natürlich, die <strong>Pferde</strong><br />
sozusagen h<strong>in</strong>term Haus zu haben.<br />
Und der Irrtum ist, dass dann alles<br />
besser und e<strong>in</strong>facher ist...<br />
Vieles ist besser, die Lebensqualität<br />
der <strong>Pferde</strong> mit Sicherheit – aber e<strong>in</strong>fach<br />
ist es nicht. Im Gegenteil. Es<br />
gibt unendlich viel zu beachten und<br />
auf e<strong>in</strong>iges zu verzichten, und vor<br />
allen D<strong>in</strong>gen viel, viel zu arbeiten.<br />
Denn so romantisch, wie es aussieht,<br />
ist es nicht. Und nicht umsonst<br />
reiten viele Reiter, die ihre <strong>Pferde</strong><br />
<strong>in</strong> Pensionsställen haben, abends<br />
nach der Arbeit fröhlich w<strong>in</strong>kend<br />
an denen vorbei, die <strong>in</strong> <strong>Eigenregie</strong><br />
Mist schippen, die Weide abäppeln<br />
oder Zäune umstecken. Denn über<br />
e<strong>in</strong>es muss man sich im klaren se<strong>in</strong>:<br />
Die meiste Zeit zum Reiten hat man,<br />
wenn man se<strong>in</strong> Pferd irgendwo<br />
unterstellt, wo es voll versorgt wird.<br />
Tritt man se<strong>in</strong>em Traum jedoch<br />
näher, muss man wissen, was man<br />
braucht:<br />
Grundsätzlich Unterkunft und Futter.<br />
Die Unterkunft kann – wenn man<br />
anspruchslos für se<strong>in</strong> Pferd ist – <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Box bestehen. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Auslauf<br />
sollte allerd<strong>in</strong>gs schon daneben<br />
se<strong>in</strong>, damit dem artgemäßen Bewegungsbedürfnis<br />
des <strong>Pferde</strong>s zum<strong>in</strong>dest<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>em Rahmen Rechnung<br />
getragen wird.<br />
Futter bedeutet bei <strong>Pferde</strong>n auch<br />
Platzbedarf. Denn <strong>Pferde</strong>futter<br />
braucht nun mal viel Raum – sei es<br />
Heu oder Silo. Rechnet man noch<br />
die E<strong>in</strong>streu h<strong>in</strong>zu – Stroh oder<br />
Späne jeglicher Art –, so ist der<br />
Raumbedarf dafür entschieden größer<br />
als der Raum fürs Pferd selbst.<br />
Ja – und wo was re<strong>in</strong> geht, geht<br />
auch was raus. Mit e<strong>in</strong>em Wort:<br />
Man braucht e<strong>in</strong>en Misthaufen<br />
oder e<strong>in</strong>e andere Möglichkeit, die<br />
H<strong>in</strong>terlassenschaften der <strong>Pferde</strong> zu<br />
entsorgen. Und der war schon oft<br />
der Knackpunkt der <strong>Pferde</strong>haltung,<br />
denn seit Januar 2010 darf man<br />
Mist nicht mehr am Hof und auch<br />
nicht bis zum nächsten Umpfl ügen<br />
an e<strong>in</strong>er Ackerecke lagern. Immer<br />
braucht man e<strong>in</strong>e Mistplatte aus<br />
Beton, die zudem noch mit etlichen<br />
Vorschriften verbunden ist. Wer es<br />
nicht beachtet, bekommt e<strong>in</strong> Bußgeld.<br />
Auch das Umfeld sollte man sich<br />
genau anschauen, denn der allerschönste<br />
Stall nützt nichts, wenn<br />
das Umfeld damit nicht e<strong>in</strong>verstanden<br />
ist.<br />
Das bedeutet erst e<strong>in</strong>mal, dass man<br />
bei den Behörden anfragen muss,<br />
ob die <strong>Pferde</strong>haltung grundsätzlich<br />
erlaubt ist. In re<strong>in</strong>en Wohngebieten<br />
dürfte man auf Probleme stoßen –<br />
dort genehmigt die Behörde maximal<br />
e<strong>in</strong> Pferd, wenn der Mist täglich<br />
weg gefahren wird. In gemischt<br />
genutzten Gebieten hat man schon<br />
bessere Chancen und bei re<strong>in</strong> landwirtschaftlich<br />
genutzten Gebieten<br />
muss man gar nicht fragen.<br />
Das alle<strong>in</strong> reicht aber nicht, denn<br />
bei den <strong>Pferde</strong>n braucht man<br />
immer Hilfe. Auch e<strong>in</strong> Tierarzt und<br />
e<strong>in</strong> Schmied sollten <strong>in</strong> erreichbarer<br />
Nähe se<strong>in</strong> und nicht zuletzt sollten<br />
die Anlieger nichts gegen <strong>Pferde</strong>haltung<br />
haben, denn nichts ist ärgerlicher<br />
als Nachbarn, die sich über<br />
<strong>Pferde</strong>land Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz<br />
jedes Wiehern und jeden <strong>Pferde</strong>apfel<br />
aufregen und hämisch lachend<br />
zusehen, wenn die <strong>Pferde</strong> ausbrechen.<br />
Wenn man ke<strong>in</strong>en eigenen Reitplatz<br />
anlegen kann (Achtung: Vorher bei<br />
der Landschaftsbehörde nachfragen,<br />
die hat manchmal was dagegen!),<br />
sollte man sicherstellen, dass<br />
irgendwo <strong>in</strong> der Nähe e<strong>in</strong>e Reithalle<br />
oder e<strong>in</strong> Platz ist, den man ggf.<br />
benutzen kann.<br />
Ist das alles klar, geht es an den<br />
Stall. Will man se<strong>in</strong> Pferd lediglich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Box sperren, braucht man<br />
etwa 12 qm. Aber e<strong>in</strong> bisschen<br />
mehr Artgerechtigkeit sollte es schon<br />
se<strong>in</strong>, wenn man gerade dem Reitstall<br />
entfl ohen ist.<br />
Das wäre also e<strong>in</strong> Offenstall mit<br />
angrenzendem Paddock. E<strong>in</strong> Offenstall<br />
für e<strong>in</strong> Pferd sollte m<strong>in</strong>destens<br />
25 qm groß se<strong>in</strong>. Aber e<strong>in</strong> Pferd<br />
alle<strong>in</strong> ist auch e<strong>in</strong>e unglückliche<br />
Angelegenheit, also sollte man<br />
schon mal 30 – 40 qm für zwei<br />
<strong>Pferde</strong> e<strong>in</strong>planen, für jedes weitere<br />
Pferd 10 – 15 qm dazu.<br />
Dazu gehört natürlich e<strong>in</strong>e eigene<br />
Weide. Früher rechnete man 1 ha<br />
Weide pro Pferd. Das bezog sich<br />
aber auf e<strong>in</strong> futterschweres Warmblut<br />
<strong>in</strong>klusive W<strong>in</strong>terfutter, also Heu.<br />
Für e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Bestand von bis<br />
zu vier <strong>Pferde</strong>n lohnt es sich jedoch<br />
kaum, eigenes Heu zu machen,<br />
weil die Investition für die entspre-<br />
E<strong>in</strong> Pferd alle<strong>in</strong>?<br />
Geht gar nicht…