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Altes Hospiz, St. Gotthard - CAS Architekten

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<strong>Altes</strong> <strong>Hospiz</strong>, <strong>St</strong>. <strong>Gotthard</strong><br />

Der <strong>Gotthard</strong>pass ist einer der symbolträchtigsten<br />

Alpenübergänge der Schweiz. Die<br />

Erneuerung des Alten <strong>Hospiz</strong>es – im August<br />

2010 wurde es als Dreisternhotel mit vierzehn<br />

Zimmern neu eröffnet – trägt der<br />

Bedeutung des Ortes umfassend Rechnung.<br />

Die ästhetisch schlüssige optische Neufassung<br />

und Zentrierung des Ensembles schafft<br />

mit ihrer ausdrucksstarken Dachkonstruktion<br />

einen markanten Fixpunkt in der mythenbeladenen<br />

alpinen Landschaft.<br />

Der <strong>Gotthard</strong> ist seit Jahrhunderten die<br />

wichtigste Verkehrsader zwischen der italienisch-<br />

und der deutschsprachigen Schweiz<br />

und gleichzeitig auch eine bedeutende Verbindung<br />

im innereuropäischen Verkehrsnetz.<br />

Die umfangreichen Festungsbauwerke der<br />

Schweizer Armee zeugen eindrücklich von<br />

der Bedeutung des <strong>Gotthard</strong>übergangs nicht<br />

nur in kultureller und politischer, sondern<br />

auch in militärischer Hinsicht.<br />

Die <strong>St</strong>rasse über den <strong>Gotthard</strong> war über<br />

die Jahrhunderte einem fortlaufenden baulichen<br />

Wandel unterworfen, der den jeweils<br />

aktuellen Reisebedürfnissen und technischen<br />

Möglichkeiten Rechnung zu tragen hatte.<br />

Die Vielzahl der über den Pass führenden Wege<br />

und <strong>St</strong>rassen belegt diese wechselvolle Geschichte<br />

ebenso wie die zahlreichen Zeitschichten,<br />

die das Gebäudeensemble zwischen<br />

den zwei Seen aufweist.<br />

Die Ankunft auf der Passhöhe wird baulich<br />

von der Alten Sust und dem Hotel <strong>St</strong>. <strong>Gotthard</strong><br />

geprägt. Das Alte <strong>Hospiz</strong> liegt etwas<br />

zurückversetzt hinter diesen Bauten und hat<br />

mit seiner hohen, nach Süden gerichteten<br />

2064<br />

Giebelfassade eine bedeutsame Fernwirkung.<br />

An der Nordseite umschliesst das Gebäude<br />

die kleine Kapelle aus dem 16. Jahrhundert.<br />

Ursprünglich als Haus des Priesters 1623 erbaut,<br />

wurde es im 18. Jahrhundert nach dem<br />

Niedergang der Lawine vom Monte Prosa als<br />

eigentliches Kapuzinerhospiz neu aufgebaut.<br />

Das Gebäude wurde nach und nach vergrössert<br />

und den Bedürfnissen angepasst. Nach<br />

dem grossen Brand von 1905 wurde die innere<br />

<strong>St</strong>ruktur vollständig ersetzt und die Kapelle<br />

mit einer mehrgeschossigen Aufstockung<br />

überbaut.<br />

Das ortsbauliche und architektonische Potential<br />

des heutigen Alten <strong>Hospiz</strong>es liegt einerseits<br />

im trutzigen Ausdruck des Bauvolumens auf<br />

der dem harten Bergklima ausgesetzten Passhöhe<br />

und andererseits in der aufrechten,<br />

Richtung Süden zeigenden Hauptfassade mit<br />

ihren gedrungenen Fensteröffnungen. Diese<br />

Elemente prägen sich dem Reisenden als Erinnerung<br />

an den bedeutungsvollen Ort ein<br />

und transportieren mit dem Gestus des Gebäudes<br />

die Symbolik des Ortes.<br />

Der Eingriff will diesem prägenden Charakter<br />

gerecht werden und mit dem notwendigen<br />

Respekt vor dem kulturellen Denkmal eine<br />

neue Zeitschicht mit angemessenen Mitteln<br />

hinzufügen. Diese baulichen Massnahmen<br />

umfassen einerseits das Entfernen verunklärender<br />

Teile und andererseits eine gezielte<br />

<strong>St</strong>ärkung der ortsbaulichen und architektonischen<br />

Wirkung, ohne jedoch die historische<br />

Bedeutung und architektonische Form kompromittieren<br />

zu wollen.<br />

Die Aufstockung der Kapelle aus dem frühen<br />

20. Jahrhundert wurde volumetrisch reduziert,<br />

was dem Sakralbau seine Bedeutung zurückgibt.<br />

Die bislang getrennt wahrgenommenen<br />

Gebäudeteile von Kapelle und <strong>Hospiz</strong> werden<br />

nun unter einem grossen, mit Blechbahnen<br />

aus Blei belegten Dach vereint, wobei sich die<br />

neu eingefügte Nutzung als Hotel in den aufgesetzten<br />

Dachgauben manifestiert. An der<br />

um ein Geschoss erhöhten Hauptfassade lassen<br />

sich die verschiedenen Zeitschichten der<br />

letzten Jahrhunderte ablesen, indem den heute<br />

schon unterschiedlichen Fenstertypen ein<br />

zeitgenössischer hinzugefügt wurde.<br />

Die Einrichtung eines zeitgemässen Hotelbetriebes<br />

in der zu Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

eingebauten <strong>St</strong>ruktur hätte so tiefgreifende<br />

Umbaumassnahmen zur Folge gehabt, dass<br />

ihr Erhalt nicht sinnvoll erschien. Daher wurde<br />

die innere Raumstruktur bis auf das erste<br />

Obergeschoss zurückgebaut, wobei die Fassaden<br />

bestehen blieben. Die ersten zwei<br />

Geschosse sind massiv ausgeführt; darüber ist<br />

innerhalb der umfassenden Fassaden eine<br />

Holzkonstruktion in <strong>St</strong>änderbauweise mit Bohlenfüllung<br />

eingestellt, wie sie im Kanton Uri<br />

seit dem 15. Jahrhundert verwendet worden<br />

ist. Genauso wie die traditionelle Anwendung<br />

dieser Konstruktion nur für Innenwände galt,<br />

ist das neue Holztragwerk zwischen die umfassenden<br />

Fassaden eingefügt und mit liegenden<br />

Bohlen ausgefacht. Diese Trockenbauweise<br />

ermöglichte das Fabrizieren der Holz-<br />

konstruktion im Tal und eine verkürzte Bauzeit<br />

während der kurzen schneefreien Periode im<br />

Sommer. Zugleich erlaubt die gedämmte Holzkonstruktion<br />

eine energetische Optimierung<br />

des Gebäudes, so dass es heute mit Erdwärme<br />

beheizt werden kann.

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