Umbau und Aufstockung des Alten Hospiz St ... - CAS Architekten
Umbau und Aufstockung des Alten Hospiz St ... - CAS Architekten
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<strong>Architekten</strong><br />
■ Miller & Maranta<br />
Hotel am Pass<br />
Die Neugestaltung <strong>des</strong> <strong>Alten</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>St</strong>. Gotthard<br />
Der Weg über den <strong>St</strong>. Gotthard ist zweifellos einer der symbolträchtigsten<br />
Alpenübergänge der Schweiz. Die Entwicklung <strong>des</strong> Verkehrs <strong>und</strong> der kontinuierliche<br />
Ausbau <strong>des</strong> Passes haben auch die bauliche Entwicklung auf dem<br />
Passübergang geprägt. So entwickelte sich das hier situierte Gebäudeensemble<br />
über Jahrh<strong>und</strong>erte hinweg ständig weiter. Nun wurde – auf der Gr<strong>und</strong>lage eines<br />
gewonnenen <strong>St</strong>udienauftrags – in den Jahren 2008 bis 2010 das Alte <strong>Hospiz</strong><br />
von Miller & Maranta (Basel) umgebaut <strong>und</strong> aufgestockt.<br />
110<br />
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Auf der gedrungenen Passhöhe stehen – zwischen<br />
den beiden kleinen Seen – das Hotel<br />
<strong>St</strong>. Gotthard mit der Jugendherberge im ehemaligen<br />
<strong>St</strong>all, das Alte <strong>Hospiz</strong> samt Kapelle<br />
<strong>und</strong> Pfer<strong>des</strong>tall sowie die Alte Sust eng beieinander.<br />
Von diesen Bauten war nach dem<br />
<strong>Umbau</strong> der Sust in das Gotthard-Museum mit<br />
Restaurationsbetrieb lediglich das Alte <strong>Hospiz</strong><br />
für Besucher nicht zugänglich gewesen. Durch<br />
den jüngsten baulichen Eingriff wurde das Gebäude<br />
in ein modernes Hotel umgewandelt,<br />
so dass nun – nach <strong>des</strong>sen Eröffnung am 1.<br />
August 2010 – das gesamte Ensemble für Reisende<br />
offen steht.<br />
Das Alte <strong>Hospiz</strong> war 1623 als Unterkunft <strong>des</strong><br />
Priesters errichtet worden. Nachdem im 18.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert eine Lawine das Haus zerstört hatte,<br />
wurde es – als Kapuzinerhospiz – wieder<br />
erbaut. 1905 zog ein Brand das Gebäude stark<br />
in Mitleidenschaft, so dass die innere <strong>St</strong>ruktur<br />
erneuert werden musste. Zugleich erfolgte die<br />
Überbauung der benachbarten Kapelle mit einer<br />
massiven <strong>Aufstockung</strong>.<br />
Das <strong>Umbau</strong>konzept<br />
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Das architektonische Potential <strong>des</strong> <strong>Alten</strong> <strong>Hospiz</strong>es<br />
liegt – mit seiner aufrechten, nach Süden<br />
hin orientierten Fassade – in seiner leicht trutzigen<br />
<strong>St</strong>ellung auf der Passhöhe. Der Entwurf<br />
von Miller & Maranta ist erfolgreich bemüht,<br />
diesem Charakter gerecht zu werden. Hierzu<br />
wurden die zuvor getrennt wahrgenommenen<br />
Gebäudeteile unter einem grossen – mit Blechbahnen<br />
belegten – Dach vereinigt, auf dem<br />
sich über die Dachgaupen die neue Nutzung
Alle Fotos: © Ruedi Walti, Basel<br />
zeigt. Über der Kapelle wird diese <strong>Aufstockung</strong><br />
volumetrisch zurückgenommen, um dem Sakralraum<br />
seine Bedeutung auf dem Pass zurückzugeben.<br />
An der südseitig um ein Geschoss erhöhten<br />
Fassade lassen sich die verschiedenen Zeitschichten<br />
aus den vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erten<br />
ablesen. Diese wurden nun um eine weitere<br />
Schicht ergänzt. Im Inneren bauten die Planer<br />
die Anfang <strong>des</strong> 20. Jahrh<strong>und</strong>erts entstandene<br />
<strong>St</strong>ruktur zurück, da sie einem zeitgemässen<br />
Hotelleriebetrieb entgegenstand. <strong>St</strong>att<strong>des</strong>sen<br />
entstand aus <strong>St</strong>ändern <strong>und</strong> Bohlen ein neuer<br />
Bauteil, der sich stilistisch an den historischen<br />
Pfostenbau der Region anlehnt.<br />
Im Aussenbereich wurden die Räume zwischen<br />
den Gebäuden von den <strong>Architekten</strong> als<br />
steinige Wege interpretiert, die ihren herben<br />
Charakter dem hier vorherrschenden rauen Klima<br />
verdanken. Dementsprechend führt nun<br />
ein wiederhergestellter alter Saumpfad von der<br />
Tremola auf das Gebäude zu <strong>und</strong> endet als ein<br />
mit Kies belegter Weg auf der kleinen Terrasse<br />
vor dem <strong>Hospiz</strong>.<br />
Während im Erdgeschoss die Garderobe angeordnet<br />
ist, bleibt das erste Obergeschoss<br />
gemeinschaftlichen Räumen – wie etwa einer<br />
<strong>St</strong>ube mit altem Ofen sowie zwei kleineren<br />
Seitenkammern – vorbehalten. In den darüber<br />
liegenden Etagen reihen sich zu beiden Seite<br />
<strong>des</strong> langen Korridors die Gästezimmer auf.<br />
Dabei fasst die massive Holzkonstruktion die<br />
Räume ein <strong>und</strong> verleiht ihnen einen urtümlichen<br />
Charakter. ufo<br />
Zahlen – Daten – Fakten<br />
<strong>Architekten</strong><br />
Miller & Maranta ■<br />
<strong>Umbau</strong> <strong>und</strong> <strong>Aufstockung</strong><br />
<strong>des</strong> <strong>Alten</strong> <strong>Hospiz</strong> <strong>St</strong>. Gotthard<br />
Bauherrschaft:<br />
Fondazione Pro<br />
San Gottardo, Airolo,<br />
Präsident:<br />
Dick F. Marty<br />
Bauherrenvertretung/<br />
Projektkoordination:<br />
Arch. Franco Poretti, Lugano<br />
Planung:<br />
Miller & Maranta AG, Basel<br />
Quintus Miller<br />
Paola Maranta,<br />
Jean-Luc von Aarburg<br />
Projektleitung:<br />
Nils-Holger Haury<br />
Bauleitung:<br />
<strong>CAS</strong> <strong>Architekten</strong>, Altdorf<br />
Falk Grimm<br />
Ingenieure:<br />
Conzett Bronzini<br />
Gartmann AG,<br />
dipl. Ingenieure<br />
ETH/FH/SIA, Chur<br />
BGF: 1.020 m²<br />
Kubatur: 3.285 m³<br />
Baukosten: 5,4 Mio. CHF<br />
<strong>St</strong>udienauftrag: 1. Preis – 2005<br />
Baubeginn 1. BA:<br />
Mai – Oktober 2008<br />
2. Bauabschnitt:<br />
Mai – Oktober 2009<br />
3. Bauabschnitt:<br />
Mai – Juni 2010<br />
Fertigstellung: 1. Juli 2010<br />
Eröffnung: 1. August 2010<br />
Projekt-Partner<br />
��Darani Figli Vittorino SA,<br />
Malergeschäft, Chironico<br />
��Ernst Zgraggen, Schreinerei <strong>und</strong><br />
Innenausbau, Göschenen<br />
��Franz Kempf AG, Gipser- <strong>und</strong><br />
<strong>St</strong>ukkateur-Geschäft, Altdorf<br />
��Fratelli Gut SA, Fenster- <strong>und</strong><br />
Möbelschreinerei, Piotta<br />
��Gebr. Bissig Holzbau GmbH,<br />
Altdorf<br />
��Ingenieurbüro Visani Rusconi<br />
Talleri AG, Taverne<br />
��Luraschi SA, Möbel <strong>und</strong><br />
Fensterrahmen, Lavorgo/TI<br />
��Robert Gamma AG, Schattdorf<br />
��Scherrer Metec AG, Luzern<br />
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Pressemitteilung<br />
■ Scherrer Metec AG<br />
<strong>St</strong>. Gotthard-<strong>Hospiz</strong> mit Dachabdeckung<br />
aus Saturnblei, unter ewigem Schutz<br />
Ein Baubericht von Beat Conrad, Scherrer Metec AG<br />
Mögen sich die Blechlawinen vor der Röh-<br />
re stauen <strong>und</strong> die Züge dereinst mit Hoch-<br />
geschwindigkeit durch den Berg stechen:<br />
Auf der Passhöhe der mythenumwobenen<br />
<strong>St</strong>rasse über den Gotthard entsteht mit<br />
dem um-gebauten <strong>Alten</strong> <strong>Hospiz</strong> wieder<br />
ein Hort für Ruhe <strong>und</strong> Rückzug.<br />
Das Alte <strong>Hospiz</strong> trotzt dem rauen Klima der<br />
kargen Bergwelt. Die hoch aufgerichtete<br />
Hauptfassade mit ihren gedrungenen Fen-<br />
stern zeigt nach Süden, während sich das<br />
Gebäude auf den Wetterseiten durch ein stei-<br />
les, weit heruntergezogenes Dach schützt.<br />
In einem Konzeptwettbewerb zum Ausbau<br />
<strong>des</strong> Gotthard-<strong>Hospiz</strong>es als Dependance <strong>des</strong><br />
Passhotels siegte das Projekt <strong>des</strong> Basler Ar-<br />
chitekturbüros Miller & Maranta.<br />
Es verstärkt die prägende Architektur, inte-<br />
griert die Kapelle <strong>und</strong> platziert die Hotelräume<br />
unter ein mehrere <strong>St</strong>ockwerke hohes Dach<br />
mit markanten Lukarnen. Um die Ästhetik<br />
<strong>des</strong> trutzigen Bauwerks zu unterstreichen,<br />
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wählten die <strong>Architekten</strong> für das Dach eine<br />
Abdeckung mit Blechbahnen aus Blei. Farbe,<br />
Schwere <strong>und</strong> Teilung wirken grob aber gr-<br />
<strong>und</strong>solide. Auch die neuen Lukarnen werden<br />
vom schützenden Bleimantel eingehüllt.<br />
Partner für den Bau <strong>des</strong> Bleidaches ist die<br />
Zürcher Bauspenglerei Scherrer Metec AG.<br />
Sie kann als einzige in der Schweiz sowohl<br />
eine über 100-jährige Tradition als auch auf<br />
aktuelle Erfahrungen im Einsatz von Blei<br />
einbringen. Weitherum beachtete Beispie-<br />
le dafür sind die Fassade <strong>des</strong> <strong>St</strong>adttheaters<br />
Winterthur (Architekt Dr. Frank Krayenbühl)<br />
sowie das Walmdach <strong>des</strong> limmatseitigen<br />
Anbaus der Rathauswache der Zürcher Ar-<br />
chitektin Tilla Theus.<br />
Nun stellt ein Projekt auf 2100 Metern Höhe<br />
andere Herausforderungen. Die Bauzeit be-<br />
schränkt sich auf die Sommermonate, <strong>und</strong><br />
auch dann können Kälte, Wind <strong>und</strong> Regen<br />
die Arbeiten einschränken. Dementspre-<br />
chend lang war die Planungsphase mit den<br />
<strong>Architekten</strong>. Sorgfältig wurde die Teilung<br />
der Blechbahnen auf die Dachform <strong>und</strong> die<br />
Lukarnen abgestimmt. An einem 1:1-Modell<br />
wurden die Einkleidungen, Falze, Kanten <strong>und</strong><br />
Übergänge bemustert <strong>und</strong> Details der hand-<br />
werklichen Ausführung ausprobiert.<br />
Partnerschaft mit Spenglerei vor Ort<br />
Wie schon beim Projekt der Botta-Berg-Oa-<br />
se (Grandhotel Tschuggen) in Arosa suchte<br />
Scherrer Metec die Zusammenarbeit mit<br />
einer örtlichen Spenglerei, in diesem Fall<br />
die Bless AG in Erstfeld. Ihre Werkstatt vor<br />
Ort, die Kenntnis der regionalen Vorschriften<br />
<strong>und</strong> natürlich die Erfahrung mit den extremen<br />
klimatischen Bedingungen erweisen sich als<br />
wertvolle Unterstützung.<br />
Auch die eigentlichen Bekleidungsarbeiten<br />
sind eine Teamarbeit von Spenglern beider<br />
Unternehmen. 2008 wird der Dachaufbau<br />
errichtet <strong>und</strong> winterfest gemacht. Für die<br />
nächste Bausaison im Sommer 2009 werden<br />
18 Tonnen Walzblei (entspricht 400 m2 von
2,5 mm <strong>St</strong>ärke) in 540 x 1580 mm grosse Pa-<br />
neele zugeschnitten <strong>und</strong> zum Gotthardpass<br />
geliefert. Während sechs Wochen installie-<br />
ren 8-10 Spengler das Bleidach. Sie wohnen<br />
während der Woche im Hotel, um möglichst<br />
jede gute Wetterphase auszunutzen.<br />
Dennoch ist die Arbeit in dieser Höhe nicht<br />
immer gemütlich <strong>und</strong> muss zeitweise unter-<br />
brochen werden. Auch das 52° steile Dach<br />
macht die Arbeit beschwerlich, Anseilen ist<br />
Pflicht, <strong>und</strong> das Hantieren mit den fast 40<br />
kg schweren Bleipaneelen verlangt Muskeln<br />
<strong>und</strong> Umsicht.<br />
400 m 2 Handarbeit<br />
Nicht nur der Werkstoff Blei, auch seine<br />
Verarbeitung am <strong>Hospiz</strong> entspricht traditio-<br />
neller Handwerkskunst. Die Falze sind um<br />
halbr<strong>und</strong>e, nach unten konisch geformte<br />
Holzwulste geformt. An ihnen sind Haften<br />
(Metalllaschen) befestigt, die ihrerseits in<br />
die Falze der Paneele fassen. Die Länge der<br />
Paneele wurde auf 1,58 m begrenzt, um bei<br />
dem steilen Dach das Eigengewicht der Blei-<br />
paneele zu beschränken <strong>und</strong> die thermische<br />
Ausdehnung zu gewährleisten.<br />
Je<strong>des</strong> Paneel wird mit einer Metallplatte<br />
<strong>und</strong> zehn Schrauben aus CN-<strong>St</strong>ahl auf der<br />
Unterschalung befestigt. Danach passt der<br />
Spengler auf beiden Längsseiten die Falze<br />
manuell den R<strong>und</strong>ungen der Holzwulste an,<br />
so dass von den Paneelen ein lichtes Mass<br />
von 40 x 1400 mm sichtbar bleibt. An den<br />
<strong>St</strong>össen werden die Bleibahnen miteinander<br />
verschweisst. Alle übrigen Spenglereiarbei-<br />
ten werden mit 0,8 mm Kupferblechen aus-<br />
geführt.<br />
Architekt<br />
xxxxxx ■<br />
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