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Auf den Hund gekommen! - CAS Architekten

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<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Hund</strong> <strong>gekommen</strong>!<br />

Der Verputz bröckelt. Die Fenster sind von<br />

innen mit Brettern vernagelt. Büsche und<br />

Grünzeug wuchern auf der Terrasse. Der<br />

Schriftzug «Bahnhof» ist kaum noch lesbar.<br />

Es ist klar, hier wohnt und arbeitet<br />

niemand mehr. Das ehemalige Hotel<br />

Bahnhof in Göschenen ist auf <strong>den</strong> <strong>Hund</strong><br />

<strong>gekommen</strong>. Der erste Gedanke: Dieses<br />

Gebäude muss abgerissen oder saniert<br />

wer<strong>den</strong> – oder zumindest einen neuen<br />

Anstrich erhalten. So kann man ein Gebäude<br />

doch nicht mitten in einem Dorf<br />

stehen lassen. Architekt Philipp Aregger<br />

sieht das anders: «Nicht alles muss neu<br />

aufgebaut oder auf Hochglanz poliert<br />

wer<strong>den</strong>.»<br />

Philipp Aregger, diplomierter Architekt<br />

HTL, ist Mitinhaber der <strong>CAS</strong><br />

Chappuis Aregger Solèr AG mit Sitz<br />

in Altdorf, Willisau, Luzern und<br />

Schüpfheim.<br />

13


Ein markanter Bau an der Furkapassstrasse:<br />

das um 1900 erbaute Hotel Furkablick. Der<br />

unterste Stock wurde um 1990 erneuert und<br />

ausgebaut. An der Aussenhülle und dem<br />

Schriftzug nagt gut sichtbar der Zahn der Zeit.<br />

Dieses Gebäude ist nicht am Ende seines<br />

Lebens, sondern mitten drin: «Die Faszination<br />

eines Gebäudes geht nicht deshalb<br />

verloren, weil der Putz bröckelt.»<br />

Das sei ähnlich wie ein Garten: «Wenn<br />

ein Garten nicht gepflegt wird, überwuchert<br />

er. Das heisst aber nicht, dass dieser<br />

Zustand ewig dauert und der Garten<br />

nie mehr in neuem Glanz erstrahlt.» Die<br />

Faszination gehe nicht nur vom Äusseren<br />

eines Hauses aus, so Philipp Aregger,<br />

sondern von der Stimmung, die es vermittelt.<br />

«Wenn ich über die Furka fahre,<br />

packt mich jedes Mal die Schönheit des<br />

ehemaligen Hotels Furkablick. Der form-<br />

vollendete Stil, sein filigraner Bau – das<br />

erzählt eine Geschichte.» Deshalb: Nicht<br />

abreissen – sondern erhalten. Und zwar<br />

genauso, dass sich der einstige Glanz<br />

des «Furkablick» immer noch erahnen<br />

lässt. «Das Gebäude wurde für diesen<br />

bestimmten Ort erstellt und vermittelt<br />

deshalb auch eine Stimmung, die nur an<br />

diesem Ort entstehen kann.» Dass der<br />

«Furkablick» sich nun in diesem herunter<strong>gekommen</strong>en<br />

Zustand präsentiert, sei<br />

Teil seiner Geschichte. «Und damit ist<br />

das ehemalige Hotel Zeuge einer touristischen<br />

Hochkultur, die es nicht mehr gibt –<br />

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Das um 1880 erbaute ehemalige Hotel Bahnhof<br />

in Göschenen zeugt von der vergangenen<br />

Hochblüte des Tourismus um 1900.<br />

Das klassizistische Hotel Meyerhof (1859) in<br />

Hospental und seine Glasveranda aus der<br />

Jahrhundertwende (unten).<br />

16


aber die vielleicht wieder im Anzug<br />

ist.» Das Restaurant im Untergeschoss<br />

mit seiner Sonnenterrasse sei<br />

ein gutes Beispiel für eine neue, innovative<br />

Nutzung. Die Devise lautet<br />

also, die Gebäude nicht definitiv vor<br />

die <strong>Hund</strong>e gehen zu lassen. «Vielmehr<br />

sollte man das <strong>Hund</strong>egewinsel<br />

hören und ihm wieder auf die Beine<br />

helfen», fügt Philipp Aregger an. Gebäude<br />

wie das Eisenbahndepot in<br />

Erstfeld oder die grossen Hotels im<br />

Urner Oberland haben zwar ihren ursprünglichen<br />

Zweck verloren. «Doch<br />

mit einem neuen Zweck erleben sie<br />

vielleicht eine Wiedergeburt.» – Und<br />

erstrahlen in «altem, neuem» Glanz.<br />

Ralph Aschwan<strong>den</strong><br />

17


Die Lokomotiven-Remise in Erstfeld ist das<br />

beeindruckendste Gebäude des Bahndepots<br />

und wurde 1922 erbaut.<br />

Das ehemalige Badehaus für SBB-Angestellte<br />

ist heute eine Werkstatt (oben). Ein Teil der<br />

alten SBB-Verwaltungsgebäude (unten).<br />

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