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Hellasfreunde Bern Bulletin 2010-1 April 2010

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Die Akropolis auf Abriss? (noch unveröffentlicht)Als mein Artikel “Griechische Krise unddeutsche Medien” (GZ vom 17.2.10) erschien,fühlte sich eine Leserin veranlasst, darauf rechtharsch zu reagieren (GZ druckte diesen Leserbrief).Natürlich ist das ihr gutes Recht.Vielleicht hätte sie jetzt, drei Wochen später,etwas anders reagiert, denn was deutscheMedien - allen voran die großen drei Politmagazine– in der Zwischenzeit noch so allesgeschrieben haben, ist wohl kaum zu überbieten.Dachte ich. Aber dann kam “Bild” mitdem Vorschlag, die Akropolis zu verscherbeln.Selbstverständlich hat die Presse das Recht aufSatire, aber das Schlimme ist, dass das ernstgemeint war, ebenso ernst wie der Vorschlagaus den Reihen der CDU, doch ein paar Inselnzu verkaufen. Dabei lassen sich diese Leuteimmer gern als “Politiker” titulieren. Sehr hochtrabendeBezeichnung. Woher diese Häme,woher diese unverhohlenen Feindseligkeitengegen eines der deutschen Haupturlaubsländer?Haben deutsche Medien das Recht,Griechenland wegen seiner Korruptionsaffärenzu kritisieren? Das haben sie, aber sie solltendabei nicht vergessen, dass die höchstenBestechungsgelder, die je in Griechenlandgeflossen sind, von der Firma Siemens kamen,zumindest in den bekannten Fällen. Möglicherweisewurden sie ja noch von deutschenRüstungsfirmen überboten, aber das ist ja allesgeheim. Wer versucht ständig, den Griecheneine Bestellung von Eurofightern aufzuschwatzen(oder vielleicht gegen eine kleineProvision “zu vermitteln”) – zu einem Stückpreisvon mehr als 80 Mio. Euro, obwohl das Landgar nicht zahlen kann? Was hat Herr Westerwelledamit zu schaffen? Warum bedrängt erdie griechische Regierung, Eurofighter zukaufen? Für jeden einzelnen davon könnte manhier zwei Krankenhäuser und zusätzlich jedeMenge Kitas bauen. Haben deutsche Medien44Griechenland auch sehr schön sein kann. Daswäre eine Hilfe, die sofort ankommt, weil sie imwichtigsten Wirtschaftszweig des Landes, demTourismus, unmittelbar Arbeitsplätze schafft.Und keine Angst, die drei wichtigsten Exportschlagerdes Landes wurden bisher durch dieMisswirtschaft noch nicht in Mitleidenschaftgezogen: Antike, Sonne und Meer. Und daswird - krisenfest - noch lange so bleiben.Wilfried Jakischdas Recht, Griechenland wegen seiner unproduktivenIndustrie zu kritisieren? Haben sienatürlich auch, aber sie sollten nicht außer Achtlassen, dass seit der VollmitgliedschaftGriechenlands in der EU unzählige Firmenplattgemacht wurden. Außer Zement, Aluminiumund Plastikverarbeitung ist nicht vielübriggeblieben. Griechenland hatte vor 30Jahren eine recht gut funktionierende und auchproduzierende Telekommunikationsbranche.Heute kommt das fast alles von ... natürlich vonSiemens! Und beim größten Telefonanbietersitzt die deutsche Telekom drin. Ist es einWunder, dass angesichts der deutschenMedienkampagne gegen Griechenland der Rufnach Entschädigungen für die Verbrechen derdeutschen Wehrmacht in Griechenland wiedererschallt? Die Bürger von Kalavrita, Distomo,Hortiatis, Limnes... haben bis heute keinenPfennig gesehen.Übrigens hat die deutsche Schuldenuhr -während ich diesen Artikel schreibe - wieder um15 Mio. Euro zugelegt, in jeder Sekunde um4.400 €. So um die 1,7 Billionen sollen es jetztsein. Ich weiß nicht, ob das von den deutschenPolitikern noch einer überblickt. Die jubeln jaschon, wenn die Neuverschuldung um fünfMilliarden geringer ausfällt. Um im Bild der“Bild” zu bleiben: Vielleicht können wir ja dafürdie Insel Rügen oder am besten den ganzenOsten in Zahlung geben?Meine griechischen Bekannten wissen, dass ichJournalist bin, demzufolge kommt jetzt beieinem Gespräch unweigerlich das Themadeutsche Medien. Die Reaktionen sind mehroder weniger heftig. Und ich schäme mich fürdie Entgleisungen meiner Kollegen. “Schreibruhig mal, dass wir uns so nicht beleidigenlassen!” sagte gestern mein Nachbar Christos.Was ich hiermit getan habe.Wilfried Jakisch

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