<strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong> ASP-Kurier — Kommentar Seite 2Weiter <strong>in</strong> dieser <strong>Ausgabe</strong>:S. 3: Drohnen s<strong>in</strong>d herkömmlicheKampfmittel. Christian SchmidtsAntwort auf A. Vollmer (Zusammenfassung)Auf e<strong>in</strong> WortDrohnen – e<strong>in</strong> weiterer Schritt zurRobotisierung der WeltS. 4: Die Türkei auf dem Weg <strong>in</strong> dieDiktatur? Erdoğans wahres GesichtS. 6: Ch<strong>in</strong>a — Land des Friedensund der Stabilität?S. 8: Ist atomare Abschreckung gegenNordkorea ethisch erlaubt?S. 9: Korea — Fakten zur GeschichteS. 10: Der Syrienkonflikt im westlichenInteressen-WirrwarrS. 12: Was Kroatien mit Bayern verb<strong>in</strong>detS. 13: Kroatien nach dem EU-BeitrittS. 14: Alexander der Große, Teil 1:Vom Thronfolger zum Feldherrn unddie Schlacht bei IssosS. 16: Mali, AFISMA und EUTMS. 17: Eckdaten zu Malis GeschichteS. 18: Ab 2014 wieder BezirksdelegiertenversammlungenS. 20: Besuch der <strong>CSU</strong>-Geschäftsstelleaus Schwe<strong>in</strong>furt — Dank anGeschäftsführer Gerhard Schmitt,Willkomm für Nachfolger GeorgBrücknerS. 21: Kont<strong>in</strong>uität auch beim ASP-Kreisverband Rhön-GrabfeldNach der großenMedienaufregungum das Thema EURO HAWK unddie Angriffe auf M<strong>in</strong>ister de Maizièretäte dieser Angelegenheit e<strong>in</strong>emehr sachbezogene Ause<strong>in</strong>andersetzunggut. Unabhängig von derKlärung der Fehler <strong>in</strong> der Projektentwicklungdes EURO HAWKbleibt ja die Frage, ob und <strong>in</strong>wieweitdie Bundeswehr über Fähigkeitenverfügen soll, die auf derDrohnentechnologie basieren. Esgeht hier um e<strong>in</strong>en verantwortlichenUmgang mit e<strong>in</strong>er Zukunftstechnologie,deren Besitz und Weiterentwicklungvon enormer Bedeutungfür Wirtschaft und Militärse<strong>in</strong> werden. Sie eröffnet sicherliche<strong>in</strong>e neue Dimension von Abschreckungdurch Präzisionswirkung –ohne sie als Massenvernichtungswaffebetrachten zu müssen.Warum hält die Bundesregierungan der Drohnentechnologie fest —trotz des Rückschlags mit der EU-RO HAWK? Es ist wohl die Erkenntnisder Unaufhaltsamkeit der technischenEntwicklung: die Automatisierungist nun e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Welt,sie wird nicht mehr rückgängig zumachen se<strong>in</strong>. In unseren Städtenfahren bereits führerlose U-Bahnen,Industrieroboter ersetzenschon die Arbeiter <strong>in</strong> den Fabrikationshallen,zu Raumstation, Mondund Mars schickt die Menschheitzuverlässig arbeitende Roboter.Indessen bleibt der Mensch der verantwortlicheSteuermann, zwarnicht als unmittelbar <strong>in</strong> oder an derMasch<strong>in</strong>e Tätiger, sondern oft weitabvom Ort der Handlung, am Steuerpult.Die Anwendung der Robotik wirdsowohl im zivilen als auch im militärischenBereich stattf<strong>in</strong>den. Aussteigenaus dieser Technologie bedeutete,was den zivilen Bereichbetrifft, abgehängt zu werden im<strong>in</strong>ternationalen Wettbewerb, denAnschluss zu verlieren und abhängigvon Dritten zu werden. Militärischgesehen g<strong>in</strong>gen Fähigkeitender Bundeswehr verloren, welchedie Handlungsspielräume der Politikerheblich begrenzten. Zugleichkönnte sich e<strong>in</strong> Fenster zu verstärktermult<strong>in</strong>ationaler Zusammenarbeitöffnen, wenn es gel<strong>in</strong>gt, z.B. imNATO-Rahmen geme<strong>in</strong>same Drohnen-Kräftezu aufzubauen, so dassnationale Alle<strong>in</strong>gänge von vornher-So gesehen wird an den Drohnenund anderen Robotern ke<strong>in</strong> Wegvorbeiführen, ihre Kontrolle aberwird auch bei weiterer Vervollkommnungder Technik stets beimMenschen liegen. Und die Bandbreiteder Verwendung oder des E<strong>in</strong>satzeslegt die Politik fest. In demokratischregierten Staaten mit Respektvor den Grundwerten der Verfassungsollte jeder Missbrauch derneuen Macht unmöglich se<strong>in</strong>.S. <strong>22</strong>: Der ASP-Kreisverband BadKiss<strong>in</strong>gen wählte neuen VorstandS. <strong>22</strong>: Sandro Kirchner: E<strong>in</strong> Landtagskandidatstellt sich vorS. 23: Ha<strong>in</strong>berg-Areal bei Mellrichstadt:Abbrucharbeiten schreitenvoranS. 24: B. Weiß: Machterhalt alsSelbstzweck — oder Verantwortungübernehmen? (Buchbesprechung)S. 26: Von der Elitetruppe zur Vielvölkerarmee:„Führerausbildung beider Waffen-SS“ (Buchbesprechung)S. 27: Term<strong>in</strong>e und ImpressumS. 28: Wer wir s<strong>in</strong>d / BeitrittsformularWas Ka<strong>in</strong> und Abel mit der Drohne zu tun haben(Fortsetzung von S. 1)Der Staatssekretär im Verteidigungsm<strong>in</strong>isterium weist zu Recht daraufh<strong>in</strong>, dass es zwischen den bisherigen fernwirksamen Waffen und der Drohneke<strong>in</strong>en pr<strong>in</strong>zipiellen Unterschied gibt. Wieso maßen sich Menschen wie Vollmereigentlich immer e<strong>in</strong> Urteil an über D<strong>in</strong>ge, die sie nur halb verstehenund denen sie grundsätzlich mit Vore<strong>in</strong>genommenheit begegnen?Friedensethische, ideologische Scheuklappen, wie sie für Teile der evangelischenKirche und für große Teile der Grünen typisch s<strong>in</strong>d, machen dieKritiker bl<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e realistische E<strong>in</strong>schätzung der <strong>in</strong>novativen Waffen wieauch für die politische Wirklichkeit <strong>in</strong> unserer Welt überhaupt. Nicht dieDrohne als neue Waffe ist zu fürchten, sondern solche Menschen wie Vollmermit ihrem schiefen Urteil, wenn sie je die Majorität <strong>in</strong> unserem Landbekommen sollten. Dann könnte e<strong>in</strong>em wirklich bange werden um Friedenund Sicherheit.
<strong>Ausgabe</strong> <strong>22</strong> <strong>Juli</strong> <strong>2013</strong> ASP-Kurier — Bundeswehr Seite 3Drohnen s<strong>in</strong>d militärisch-herkömmliche KampfmittelE<strong>in</strong>e Antwort von Staatssekretär Christian Schmidt auf Antje Vollmer von den GrünenÜber Drohnen und ihre Bedeutung für den E<strong>in</strong>satz besonders<strong>in</strong> asymmetrischen Konflikten geistern oft ahnungsloseVorstellungen und Befürchtungen im Land herum —wie diese Karikatur zeigt.Quelle: Patriot Update, Mai 2012schen Neuerung nicht preiszugeben s<strong>in</strong>d.Die asymmetrischen Bedrohungen, wie heute dieForm des Kriegs aussieht, stellen e<strong>in</strong>e schwierigeHerausforderung für e<strong>in</strong>e demokratische Politik dar,bei denen das bisherige Kriegsvölkerrecht nichtmehr alle<strong>in</strong> greifen kann. Denn dieses sei für symmetrischeKriege entworfen worden. Das heißt, esmuss neu diskutiert und den neuen Gegebenheiten(WEITER LINKS UNTEN)Christian Schmidt,Staatsekretär beimVerteidigungsm<strong>in</strong>ister:gegen die Irrtümerder Antje VollmerVorbemerkung: Die Diskussion um den E<strong>in</strong>satz von waffenfähigenDrohnen auch für die Bundeswehr hat die Diskussion um Krieg undFriedensethik auf e<strong>in</strong>e neue Weise entfacht. Ist die Drohne e<strong>in</strong>e neue,gänzlich neuartige Waffe, die dem Krieg e<strong>in</strong> neues, bisher unbekanntesGesicht gibt, wie die Grünen-Abgeordnete Antje Vollmer es h<strong>in</strong>stellt?E<strong>in</strong>e Waffe also, die darum e<strong>in</strong> ganz neues oder zum<strong>in</strong>dest erheblichweiterentwickeltes Kriegsvölkerrecht erforderlich macht oderam besten gleich als völlig unmoralisch verdammt werden muss? Dieh<strong>in</strong>ter solchen Fragen stehende Kritik von Antje Vollmer hat e<strong>in</strong>e Antwortvon Christian Schmidt <strong>in</strong> der „Zeit“ vom 27. <strong>Juni</strong> <strong>2013</strong> (S. 54)herausgefordert, die im Folgenden zusammengefasst wiedergegebenwird.Schmidt ist sich mit Vollmer dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ig: Krieg darf immernur ultima ratio se<strong>in</strong> und muss immer das Ziel verfolgen, mitund nach dem militärischen E<strong>in</strong>greifen den Friedenszustandwieder herzustellen. Militärisches Handeln sei darum e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den<strong>in</strong> verpflichtende völkerrechtliche Werte und Normen, wiesie sich auch aus dem christlichen Dekalog ableiten lassen.Schmidt bestreitet aber, dass sich der E<strong>in</strong>satz von Drohnender Kontrolle entzieht. Die Entscheidung für den E<strong>in</strong>satz fällenPolitiker, die sich ihrer moralischen Verantwortung sehr bewussts<strong>in</strong>d und die diese Entscheidung auch nicht aus derHand geben. Kriege mit den modernen Waffen [wie den Drohnen]s<strong>in</strong>d für Schmidt sehr wohl völkerrechtlich wie auchethisch e<strong>in</strong>dämmbar. Und nach wie vor gelten für ihn die HaagerLandkriegsordnung und das <strong>in</strong> Genf weiter entwickelteKriegsvölkerrecht, Regelungen, die wegen e<strong>in</strong>er waffentechniangepasstwerden.Aber dieseDiskussionüber asymmetrischeKriegekönne nichtnur an den Drohnen festgemachtwerden, diese seien das falscheObjekt. Und über deren Fähigkeitenund Nutzungsmöglichkeitenherrsche <strong>in</strong> der Öffentlichkeit ofte<strong>in</strong>e „erschreckende Undifferenziertheit“.Richtig sei, dass ferngelenkteFlugzeuge die Unmittelbarkeit desKampfes ersparen. Aber das se<strong>in</strong>ichts Neues, das sei schon so beiden Bomberverbänden des ZweitenWeltkriegs oder bei der Artilleriegewesen, die über 30 Kilometerh<strong>in</strong>weg schießen konnte, und dassei heute auch bei Marschflugkörpernso oder bei Unterwassertorpedos.Drohnen seien, nüchtern betrachtet,e<strong>in</strong> herkömmliches militärischesMittel, das aber nicht diegrausamen Möglichkeiten zur Massenvernichtunghabe oder die Bedrohungder Zivilbevölkerung perse verschärft.Schmidt widerspricht energischdem von Vollmer vorgebrachtenVorwurf, dass Drohnen im rechtsfreienRaum e<strong>in</strong>gesetzt werden unddass das Kriegsgeschehen <strong>in</strong> dieZivilgesellschaft zurückgetragenwerde: Denn das bisherige Kriegsvölkerrechtkönne auf Drohnene<strong>in</strong>sätzeproblemlos übertragen werden.Für diese E<strong>in</strong>sätze gebe esimmer jemand, der im kriegsvölkerrechtlichenoder völkerstrafrechtlichenS<strong>in</strong>n verantwortlichgemacht werden kann. E<strong>in</strong>sätzevon unbewaffneten Drohnen seienvergleichbar mit der Satellitenaufklärung.Bewaffnete Drohnen ersetzenim Gefecht ggf. e<strong>in</strong> bemanntesFlugzeug oder e<strong>in</strong>enKampfhubschrauber ‒ das alles seimilitärisches Handeln im herkömmlichenBereich, mit dem Vorteil,durch ihre Präzisionswirkungden E<strong>in</strong>satz von Gewalt stark zubegrenzen. Schmidt akzeptiertauch nicht die Behauptung, dassDrohnen zu bedenkenlosem E<strong>in</strong>satzverführen könnten, dafür gebees ke<strong>in</strong>erlei Beweise.Diskussionsbedarf sieht Schmidtgleichwohl bei der Frage, dass dasKriegsvölkerrecht nicht allen NutzungsmöglichkeitenferngesteuerterFlugzeuge entspricht, z. B. beie<strong>in</strong>em gezielten Angriff außerhalbe<strong>in</strong>es völkerrechtlichen Konflikts.Und besonders müsse sich die Völkergeme<strong>in</strong>schaftneue Regeln geben,wie sie den gewaltbereiten,heimtückisch agierenden Gegner mitse<strong>in</strong>em totalen Zerstörungswillen <strong>in</strong>asymmetrischen Konflikten bekämpfenwill.Schmidt er<strong>in</strong>nert daran, dass es <strong>in</strong>der Charta der Vere<strong>in</strong>ten Nationendas neue Rechts<strong>in</strong>stitut der Schutzverantwortunggibt. Welche Verpflichtungzu militärischem Handelnergibt sich daraus? E<strong>in</strong>e Frage, dieaber auch ke<strong>in</strong>e spezifische Drohnenfragesei. Das (deutsche) Parlamentsollte sich besser mit solchenFragen des Völkerrechts ause<strong>in</strong>andersetzenstatt mit der Tagespolitikund der Person des Verteidigungsm<strong>in</strong>isters.Bundeswehr-Drohnenseien ke<strong>in</strong>e Bedrohung für den Weltfrieden,und der E<strong>in</strong>satz der Bundeswehrunterliege immer noch derparlamentarischen Kontrolle. Ganzandere und wichtigere Fragen stündenheute zur Beantwortung heran:Wie sollen Nanowaffen völkerrechtlichbehandelt werden, oder wiekönnen wir den Attacken im Cyberwarbegegnen?(ZURÜCK ZU SEITE 2)