11.07.2015 Aufrufe

Astronautentraining - Gemeinschaft JaboG 49

Astronautentraining - Gemeinschaft JaboG 49

Astronautentraining - Gemeinschaft JaboG 49

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deutsche Astronauten trainieren in FurstyAm 12. April 1961 war der sowjetischeKosmonaut Juri Alexejewitsch Gagarin dererste Mensch im Weltall. Sein Aufenthalt inder Schwerelosigkeit dauerte nur 1 Stundeund 48 Minuten. 17 Jahre später flog SigmundJähn als erster Deutscher der damaligen DDRin den Weltraum. Er flog an Bord dersowjetischen Sojus 31 zur OrbitalstationSaljut-6 und hielt sich nahezu acht Tage im Allauf. Der erste bundesdeutsche Raumfahrerund gleichzeitig erster Astronaut einer NASA-Mission, der nicht aus den USA stammt, warDr. Ulf Merbold. Er startete an Bord desShuttle Discovery am 28. November 1983 zuseinem ersten Raumflug. Einige Monate zuvor,am 18. Juli 1983 führte er in Fürstenfeldbruckeinen Mitflug mit dem Alpha Jet durch. Daswar der Beginn einer Zusammenarbeitzwischen der damaligen DFVLR (DeutscheDr. Ulf Dietrich MerboldUlf Merbold war der erste deutsche Bundesbürgerim Weltall und hat insgesamt fast 50 Tagein der Schwerelosigkeit verbracht.Geboren wurde Ulf Merbold als Einzelkindeines Lehrerehepaares am 20. Juni 1941 inGreiz, Thüringen. Kurz nach Kriegsendewurde sein Vater von Soldaten der RotenArmee ins KZ Buchenwald gebracht, wo er1948 starb. Während seine Mutter unterrichtetewuchs Merbold in der Obhut derForschungs- und Versuchsanstalt für LuftundRaumfahrt) und der Luftwaffe in Formeiner fliegerischen Schulung für deutscheAstronauten in Fursty. Drei Wissenschaftsastronautenbesuchten im Frühsommer 1985das Jagdbombergeschwader <strong>49</strong> und erhieltendort ein mehrstündiges Flugtraining. DieFluglehrer Georg Demling, Harald Magersuppeund Willi Weber begleiteten sie beieinem komplexen Programm, verteilt übermehrere Füge. Auch wenn zwei Astronautenbereits auf unterschiedliche fliegerischeErfahrung zurückgreifen konnten, so bewertetensie die Flüge auf dem Alpha Jet alsinteressanten Baustein in ihrer Vorbereitungauf Weltraummissionen. Nur einer von ihnenhatte zu diesem Zeitpunkt bereits praktischeErfahrungen im Weltraum gesammelt – UlfMerbold.Großeltern auf. In Greiz legte er 1960 seinAbitur ab. In der damaligen DDR wurde ihmder Wunsch Physik zu studieren verwehrt. Soreiste er im November 1960 nach Ost-Berlinund ging über die damals noch offene Grenzein den Westteil der Stadt, denn die Mauerwurde erst einige Monate später im August1961 errichtet. Ein Schulbesuch von einemJahr Dauer war notwendig, bevor er einPhysikstudium beginnen konnte. Nach dreiSemestern wechselte er nach Stuttgart undschrieb sich in die dortige Universität ein.Sechs Jahre später erhielt er sein Diplom und1976 promovierte er an der Uni Stuttgart zum„Dr. rer. nat.“. Am Stuttgarter Max-Planck-Institut für Metallforschung war er auf demGebiet der Festkörper- und Tieftemperaturphysiktätig. Im April 1974 las Merbold in derFAZ eine Anzeige der DFVLR, in der Experimentatorenfür das Raumlabor Spacelabgesucht wurden. Aus den Mitgliedsländern derEuropäischen Weltraumbehörde ESA(European Space Agency) kamen rund 2.000Bewerbungen, drei Kandidaten wurdenausgewählt: neben Ulf Merbold waren dies derSchweizer Claude Nicollier und der NiederländerWubbo Ockels. Im September 1982erhielt Merbold den Zuschlag, um als Nutzlastexpertean der Space Shuttle-Mission(STS-9) teilzunehmen. Das Hauptziel der


Mission im November 1983 war die Erprobungdes Weltraumlabors Spacelab unddie Durchführung einer Vielzahl wissenschaftlicherExperimente. Ulf Merbold wurde Ende1988 erneut als Kandidat für einen weiterenWeltraumflug ausgewählt. Nach dreijährigerVorbereitung startete er im Januar 1992 anBord der Discovery für STS-42, ein Unternehmenzur Erforschung der Schwerelosigkeit.Im August 1993 trat er eine Ausbildungim Juri-Gagarin-Kosmonautenzentrum inDr. Ernst Willi MesserschmidErnst Messerschmid war im Herbst 1985Wissenschaftsastronaut bei der D-1 Mission.Geboren wurde Ernst Messerschmid am21. Mai 1945 in Reutlingen. Er wuchs in derNähe von Stuttgart auf und begann nach derSchulzeit eine Installateurlehre im Betriebseiner Eltern. Auf dem zweiten Bildungswegholte er das Abitur nach und nahm nach Ableistungdes Wehrdienstes 1967 ein Physikstudiumauf. Messerschmid besuchte dieEberhard-Karls-Universität in Tübingen undging 1970 für ein Jahr an das europäischeKernforschungszentrum CERN nach Genf.Danach setzte er sein Studium an derRheinischen Friedrich-Wilhelms-Universitätin Bonn fort, wo er auch sein Diplom erwarb.Nach längerem Aufenthalt am CERN und inMoskau an. Anfang Oktober 1994 startete UlfMerbold im Rahmen des europäischrussischenKooperationsfluges „Euromir 94“zu seinem dritten und letzten Weltraumaufenthalt,der knapp 50 Tage dauerte. Er istbegeisterter Segelflieger mit einem eigenenFlugzeug und besitzt zusätzlich die Erlaubniszum Führen von Motorflugzeugen sowie dieLizenz für den Amateurfunk. Merbold istverheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter.den USA schrieb er an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg seine Doktorarbeitund promovierte 1976 zum „Dr. rer. nat.“.Wie Merbold so bewarb sich auch Messerschmid1977 als Experimentator für die ESA.1978 wechselte er zur DFVLR, heute dasDeutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt(DLR). Die Bundesrepublik Deutschland hattemit den USA eine eigene Spacelab-Missionvereinbart. Bundesdeutsche Raumfahrersollten hierbei die hauptsächlich ausDeutschland stammenden Experimentebetreuen. Ende 1982 wurden Ernst Messerschmidund Reinhard Furrer zu Wissenschaftsastronautenernannt. Sie bereiteten sichauf den ersten von Deutschland finanziertenSpacelab-Flug, die D-1 Mission, knapp dreiJahre lang intensiv vor. Ein Baustein hierbeiwar das Flugtraining auf dem Alpha Jet inFürstenfeldbuck. Am 30. Oktober 1985starteten beide mit dem Space ShuttleChallenger und verbrachten etwas mehr alssieben Tage im All. Der STS-61-A Raumflugwar für Ernst Messerschmid der einzigeAufenthalt im All. Er veröffentlichte rund 150wissenschaftliche Schriften und hält mehrerePatente, seit 1977 ist er verheiratet.Das Trainingsflugzeug für deutsche Astronauten.


Professor Dr. Reinhard Alfred FurrerReinhard Furrer verbrachte sieben Tage im All.Er kam 1995 bei einem Flugunfall ums Leben.Reinhard Furrer wurde am 25. November1940 in Wörgl, Österreich geboren. Nach demZweiten Weltkrieg musste seine Familie nachDeutschland umziehen und fand im Allgäueine neue Heimat. Im Anschluss an das Abiturbegann er an der Universität Kiel ein Physikstudium.Nach einem Wechsel zur FreienUniversität Berlin beteiligte er sich auch anFluchthilfeaktionen im damals geteiltenBerlin. 1969 machte er sein Diplom, drei Jahrespäter erreichte er den Doktorgrad. 1974wurde er Assistenzprofessor in Stuttgart. 1979habilitierte er und verbrachte anschließendzwei Jahre in den USA. Auch er bewarb sich1977 als Wissenschaftsastronaut bei derDFVLR und wurde später bei der Auswahl fürFliegerische Einweisungen ab 1988Nach den Weltraumaufenthalten vondeutschen Astronauten der ersten Generation(Merbold, Messerschmid und Furrer) wurdenweitere Wissenschaftler und Piloten fürMissionen im Weltraum gesucht. Da dieausgewählte Gruppe wesentlich größer war alsim Frühjahr 1985 wurden auch weitere Alpha-Jet Geschwader zur Unterstützung mit einbezogen– das Jagdbombergeschwader 41 inHusum und 43 in Oldenburg. So nahmendiesmal neben einigen Männern auch zweiFrauen teil. Dr. Renate Luise Brümmer wurdeam 4. Mai 1955 in St. Gallen/Schweiz geboren,die erste deutsche Spacelab-Mission berücksichtigt.Am 30. September 1985 startete ermit Ernst Messerschmid, dem NiederländerWubbo Ockels sowie fünf US-Astronauten insAll. Einige Monate zuvor hatte er zusammenmit Messerschmid ein Alpha-Jet Flugprogrammin Fursty durchlaufen. Nach seinemRaumflug, bei dem er u. a. die Auswirkungender Schwerelosigkeit bei der Materialverarbeitungund auf den menschlichen Körperuntersuchte, wurde er 1987 Professor undDirektor des Instituts für Weltraumwissenschaftenan der Freien Universität Berlin.Furrer liebte das Aufregende und Extreme, erriskierte viel, wenn er von der Sache überzeugtwar. Seine Hobbies waren vielfältig undreichten vom Skifahren, Hochseesegeln,Tauchen bis zum Flugsport. Seit 1974 besaß ereine Pilotenlizenz, überquerte sechsmal alleinden Atlantik mit einmotorigen Flugzeugen undflog ebenfalls Solo von Deutschland nachQuito/Ecuador. Die Begeisterung für dieFliegerei war sein Schicksal. Bei einem Flugtagin Berlin-Johannisthal am 9. September 1995bat er einen 39jährigen Piloten aus Augsburgum einen Mitflug. Nach Ende der Veranstaltunggingen sie in einer MesserschmittMe-108 „Taifun“ in die Luft, flogen über demFlugplatz eine Fassrolle in geringer Höhe undschlugen dabei auf den Boden auf, beidePiloten erlitten dabei tödliche Verletzungen.Im Rahmen der Unfalluntersuchung konntenicht geklärt werden, wer zum Zeitpunkt desAufschlages an den Steuerorganen derMaschine war und das letzte Manöver flog.studierte Mathematik und Physik an derUniversität in München und war Backup fürdie zweite deutsche Mission (D-2) der NASA.Sie ist verheiratet und hat ein Kind. Dr. HeikeWalpot wurde am 19. Juni 1960 in Düsseldorfgeboren, war achtfache deutsche Meisterin imSchwimmen und nahm an den OlympischenSpielen 1976 in Montréal/Kanada teil. WieRenate Brümmer verfügt auch sie überkeinerlei Erfahrung im Weltraum. Sie ist seitüber 10 Jahren Pilotin bei der Lufthansa.


Fluglehrer Wolfgang Müller (links) neben demAstronauten Ulf Merbold und der AstronautinRenate Brümmer (im Cockpit eines Alpha Jets).Heike Walpot ist in zweiter Ehe mit demAstronauten Hans Schlegel verheiratet undhat ein Kind. Ihr Mann wurde am 3. August1951 in Überlingen geboren und hat einenAbschluss als Diplomphysiker. Er war Fallschirmjägerbei der Bundeswehr und wurdeals Leutnant entlassen. 1990 erfolgte dieErnennung zum Nutzlastspezialisten für die D-2 Mission. Zusammen mit Dr. Ulrich HansWalter startete er am 26. April 1993 an Bordder Raumfähre Columbia (STS-55) zu einemAufenthalt im All von rund neun Tagen.Nahezu 90 Experimente auf den GebietenLebens- und Materialwissenschaften, Physik,Robotik, Astronomie sowie Untersuchungenzur Erdatmosphäre wurden in dieser Zeitdurchgeführt. Danach war er Ersatzmann fürdie deutsch-russische Mission MIR 97. HansSchlegel wurde im letzten Jahr als Crewmitgliedfür die Shuttle-Mission STS-122 zurinternationalen Raumstation ISS eingeplant.Ein weiterer Teilnehmer an der fliegerischenEinweisung auf Alpha-Jet war Dr. GerhardPaul Julius Thiele. Er wurde am 2. September1953 in Heidenheim geboren und erlangte einMaster of Science in Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er warBackup für die zweite D-2 Mission undschließlich über STS-99 im Februar 2000 fürmehr als elf Tage ins Weltall. Er ist verheiratetund hat vier Kinder. Pedro Duque aus Spanienwar der letzte Astronaut in Fursty, der nochim Juni 1997 kurz vor Einstellung des Flugbetriebsmit Alpha Jet ein Trainingsprogrammmit seinem Fluglehrer Josef Volmerdurchlief. Er war bisher zweimal im Weltraum– knapp 9 Tage mit der Mission STS-95und nahezu 10 Tage als Bordingenieur anBord von Sojus TMA-2/3.Fluglehrer und Astronauten beim Briefing: (v.l.n.r.) Wolfgang Müller, Renate Brümmer, Günter Funk,Ulf Merbold, Reinhard Furrer und Josef Volmer.Text: Harald Meyer, Fotos: Spacefacts, Meyer und Volmer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!